Sichtweisen Ausgabe 6/2023 November



Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

Feelware

Einfach SynPhon!

Reisen mit anders-sehn 2024

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Help Tech

RTB

Im Gespräch:

"Es hakt bei der Umsetzung"

Kurzinfo: Was der UN-Fachausschuss abschließend bemerkt

DBSV-Nachrichten:

Beraten und beschlossen

Meldungen

Mit Verbandsklagen zur Barrierefreiheit

Hörspielpreis verliehen: Preis für Radiokunst

Tipps: Wie Videos blinde Menschen erreichen

Tagung mit Schwerpunkt Taubblindenberatung

Langstöcke und andere Hilfsmittel gesucht

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

Ein langer Weg zur Inklusion

Kurzinfo: Vorstand des VBS neu gewählt

"Man braucht eine gewisse Resilienz"

Kurzinfo: Über den Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

Auf vielerlei Weise zum Lernerfolg

Kurzinfo: Der VBS-Kongress 2023

Termine & Tipps:

Termine

Yoga-Woche im Herbst

Inklusive Ausstellung

Tanzworkshops

Kreativtage: Upcycling

"Die Zauberflöte" mit Audiodeskription

PC-Universalseminar

Krimitage mit Hörspiel-Workshop

Tipps

Menschen mit Behinderung in der Antike: Vortrag mit Livestream

"Der König der Löwen" mit Audiodeskription per App

Führung durchs Nawareum

Forum:

Akzeptiert ohne großes Aufsehen

Rätsel

Lösung des September-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Gesellschaft

Autofahrer überschätzen ihr Sehvermögen

Bundesteilhabepreis: "Gesundheit inklusiv"

Der DVBS hat einen neuen Geschäftsführer

Barrierefreiheit

Rechtssammlung zur Barrierefreiheit

3-D-Skulptur zum Anfassen

Aus den Ländern

Vorstand in Westfalen turnusgemäß gewählt

Sport

Zweimal WM-Gold im Para-Schwimmen

Deutscher Meister im Blindenfußball

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

"Die Sonne geht uns alle an"

Service:

Im Dschungel der Ansprechstellen (2)

Kurzinfo: Erbrechtliche Beratung  –  ein Service der rbm

Medien:

Bücher

Alma und der Gesang der Wolken

Landnahme

Europa  –  Eine persönliche Geschichte

Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater

Aus dem Tagebuch eines Blindgängers

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Meldung

Programmzeitschrift am Telefon

Hörfilme

Die Theorie von allem

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Suche

Partnersuche

Gewerbliche Anzeigen

Dana Lienert

IPD

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Nikolauspflege

Papenmeier

DBSV: Augenblicke feiern


Titelbild:
Das Titelbild ist pink. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer weißer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem sonnengelben Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Ein Foto links unten zeigt hunderte Menschen während der Eröffnungsfeier des VBS-Kongresses im Erwin-Piscator-Haus Marburg. Sie hören einem Redner zu. Blinden- und Sehbehindertenpädagogik ist der Schwerpunkt dieser Ausgabe.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV)
77. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
DBSV e. V.
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: 030 / 28 53 87-0


Redaktion:
Ute Stephanie Mansion, Anna Hinc, Christoph Ledder, Lisa Mümmler, Andreas Bethke (V.i.S.d.P.)
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen sechsmal im Jahr (Nr.1 Januar, Nr.2 März, Nr.3 Mai, Nr.4 Juli, Nr.5 September, Nr.6 November) in Print und Braille sowie als Bestandteil der zehnmal im Jahr erscheinenden DAISY-CD DBSV-Inform (kostenfreies Abo für Mitglieder aller DBSV-Landesvereine).


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
24 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 27 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-161
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH


Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechteridentitäten (siehe auch www.dbsv.org/gendern.html).




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

waren Sie auch schon mal als Gast bei einer Veranstaltung und fühlten sich doch nicht eingeladen? So erging es anderen und mir bei der Eröffnung der Invictus Games. Bei dieser Großveranstaltung im September in Düsseldorf traten im Krieg oder im Einsatz verletzte Soldatinnen und Soldaten, Feuerwehrleute und Polizeikräfte in sportlichen Wettkämpfen gegeneinander an. Menschen mit Behinderung standen also eine Woche im Mittelpunkt. Bei der Eröffnungsfeier gab es jedoch weder eine Live-Audiodeskription, noch Gebärdensprache, noch eine Übersetzung in Leichte Sprache, ja, nicht einmal ins Deutsche, denn alle Reden wurden auf Englisch gehalten. Niemand schien auch nur ansatzweise an barrierefreie Kommunikation gedacht zu haben.

Das ist enttäuschend, nachdem die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) seit über einem Jahrzehnt in der Welt ist. Wie sie in Deutschland umgesetzt wird, hat im August ein UN-Fachausschuss geprüft  –  und eine lange Liste erstellt, was hierzulande noch alles zu verändern ist auf dem Weg zur Inklusion. Über die Staatenprüfung haben wir mit Dr. Leander Palleit gesprochen, denn er war dabei  –  als Leiter der Monitoring-Stelle UN-BRK beim Deutschen Institut für Menschenrechte. Wie ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen hat seine Einrichtung einen Parallelbericht zur offiziellen Darstellung des Staates gegenüber der UN vorgelegt. Das Thema barrierefreie Kommunikation spielt darin eine Rolle.

Während der UN-Fachausschuss die, wie er es nennt, "segregierenden", also trennenden Einrichtungen im Bereich schulischer Inklusion scharf kritisiert, hat der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) einen etwas anderen Blick darauf. Welchen, erklärt der VBS-Vorsitzende Patrick Temmesfeld, im Interview. Der VBS hatte im Sommer zu einem Kongress nach Marburg eingeladen, bei dem sich alle, die in diesem Bereich arbeiten, in Vorträgen und Workshops ausführlich über aktuelle pädagogische, didaktische und technische Entwicklungen informieren konnten. Für unser Schwerpunktthema Blinden- und Sehbehindertenpädagogik haben wir außer mit Patrick Temmesfeld auch mit Sabrina Schmitz, Lehrerin, und Werner Wörder, Lehrer, gesprochen. Beide sind blind und geben einen ausführlichen Einblick in ihren Alltag im Schuldienst.

Eine Ihren Alltag bereichernde Lektüre wünscht Ihnen

Ute Stephanie Mansion
Redaktion Sichtweisen

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Feelware

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02 41 / 98 09 67 40
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Einfach SynPhon!

Elektronische Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, sind unser Markenzeichen. Der bewährte EinkaufsFuchs Produktkenner sagt mit einem Piep, was die Sache ist. Die Fledermaus Orientierungshilfe erkundet Sicherheitsabstände automatisch und zeigt, wo es langgeht.

Es ist zudem denkbar einfach, unsere Hilfsmittel kennenzulernen. Ein Anruf genügt und EinkaufsFuchs oder Fledermaus kommen vollkommen unverbindlich mit der Post zu Ihnen nach Hause. Alles Weitere erfahren Sie sehr gerne am Telefon  –  so einfach ist das!

Tel.: 0 72 50 / 92 95 55


SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

Reisen mit anders-sehn 2024

20 Jahre blinden- und sehbehindertengerechte Reisen mit anders-sehn!

Z.B. Entdeckungsreise Südholland, Herbstzeit in Cuxhaven, Grimms Märchen in Kassel. Das komplette Angebot finden Sie im kostenlosen Katalog  –  jetzt bestellen als Hör-CD oder in Schwarzschrift!

Tel.: 0 47 21 / 6 99 85 67
E-Mail: hahn@anders-sehn.de
www.anders-sehn.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Weihnachtsangebot Mobiltelefon BlindShell Classic2

Das BlindShell Classic2 ist mittlerweile neben dem iPhone von Apple das beliebteste Mobiltelefon der Blinden- und Sehbehindertenszene geworden. Seine übersichtliche Bedienung mit seiner physischen Tastatur, der permanenten Sprachausgabe und der einfachen Menüstruktur machen es gerade auch für Anwender mit wenig Erfahrung leicht, dieses Smartphone zu handhaben.

Es bietet eine Vielzahl an Funktionen und Apps, die aus einem eigenen App-Katalog ausgewählt und installiert werden können. So sind Apps wie WhatsApp, E-Mail-Browser, Internetradio, Podcast, Hörbuchspieler, Fußgängernavigation, YouTube und viele mehr bereits verfügbar. Weitere Apps werden stetig hinzugefügt und über den App-Katalog bereitgestellt.

Bedienungshilfen wie Sprachsteuerung, Favoriten oder Schnellwahl machen das Leben mit dem Classic2 noch einfacher und bequemer.

In unserem Weihnachtsangebot liefern wir Ihnen das BlindShell Classic2 inklusive einer praktischen Powerbank mit 10.000 mAh mit Ton- und Vibrationsanzeige des Ladezustandes und einer 128 GB großen Speicherkarte zur Erweiterung des Telefonspeichers für Ihre Medien und Apps. Im Lieferumfang des Classic2 sind ebenfalls das Ladekabel, ein Netzteil, ein Halsband, ein Headset und eine praktische Ladeschale enthalten. Bedienungsanleitungen sind als Audio-CD auf dem Gerät selbst und als Text-Datei dabei.

Nutzen Sie die Chance dieses Angebots mit einem Preisvorteil von über 80,00 Euro und lassen auch Sie sich von den Vorzügen des Classic2 überzeugen!

Weihnachtsangebot Classic2, Farbe Schwarz
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Preis: 529,00 Euro

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Preis: 529,00 Euro


Dieses Angebot gilt bis einschließlich 5.1.2024. (Alle Preise verstehen sich inkl. 7% MwSt.)


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Help Tech

Produktneuheit  –  Voxi Vision

Das kompakte Vorlesegerät ist viel mehr als nur ein Lesegerät!

  • Lupenfunktion  –  bis zu 25-fach
  • Vorlesefunktion in Sekundenschnelle in 22 Sprachen  –  ob gedruckt, handschriftlich oder von einem LCD-Display
  • Übersetzt auf Wunsch in 11 Sprachen
  • Barcode- und Geldscheinerkennung
  • 189 g leicht

Mehr Infos: www.helptech.de/mobiles-lesegeraet-voxivision


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Kontakt:
Help Tech GmbH
07451 55460
www.helptech.de
info@helptech.de


Kompetenzzentren in: Stuttgart, Köln, Marburg, Hamburg und Berlin.


Bildbeschreibung:
Es zeigt das VoxiVision, dass in etwa die Größe eines Smartphones hat. Das VoxiVision ist in dem stabilen Lesestativ platziert, so lassen sich Dokumente ganz einfach positionieren und werden in Sekundenschnelle vorgelesen.

RTB

Autonome Mobilität  –  "Echte" Bedürfnisse im Fokus

Autonom fahrende People Mover werden ein spannender Baustein der Mobilitätswende  –  doch dabei dürfen wir insbesondere blinde, visuell eingeschränkte und ältere Menschen nicht vergessen, für die sich spezielle Herausforderungen ergeben. Verlässliche Informationen sind deshalb der Schlüssel zur selbstständigen Fortbewegung.


Dazu zählen Informationen über:

  • Ankunfts-/Abfahrtszeiten, Fahrtrichtungen und die genaue Position der People Mover.
  • Das Platzangebot, da die wenigen Sitzplätze schnell belegt oder durch Kinderwagen oder Rollstühle blockiert sein können.
  • Den nächsten freien Sitzplatz im Innenraum, um unnötiges Suchen zu vermeiden.
  • Sicherheitseinrichtungen im Fahrgastraum, denn ohne Fahrer steht kein Ansprechpartner zur Verfügung, was Ängste auslösen kann.
  • Fahrzeugbedingte Hindernisse  –  ausfahrbare Rampen etc.
  • Den genauen Standort des nächsten People Mover bei On-Demand-Diensten.

In der jetzigen frühen Entwicklungsphase autonomer Zukunftsmobilität ist es besonders wichtig, die Aspekte der Barrierefreiheit und die speziellen Bedürfnisse der schwächsten Verkehrsteilnehmer gezielt in den Fokus zu rücken, denn Innovationen in diesem Bereich werden nur dann vollumfänglich akzeptiert werden, wenn sie für die Nutzerinnen und Nutzer "gedacht" sind.

LOC.id sorgt dafür, dass niemand übersehen wird und dass beeinträchtigte Menschen von den Vorteilen autonom unterstützter Mobilität profitieren. Die LOC.id App steht für inklusive Mobilität, bei der niemand zurückgelassen wird.


Kontakt:
Tel.: +49 5252 9154730
info@sms-start.de
www.sms-start.de


Übrigens:

Mehr zum Thema Barrierefreiheit finden Sie im Internet unter www.stockstübchen.de


Das Netzwerk:

Bolt, Trapeze, Urich Mobility, SWH.HAVAG, BFW SmartInfo, DraegerLienert, SCHAEFER, Schake, horizont, MindTags Group GmbH, FABEMA, YUNEX Traffic, init, nissen, visorApps, swarco, rehalehrer.de, DBSV, RTB, KONE, Stührenberg, AVT STOYE


SMS  –  Smart Mobility Services

RTB

Im Gespräch:

"Es hakt bei der Umsetzung"

Inwieweit hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt, seitdem es sie 2009 unterzeichnet hat? Das prüfte Ende August bei der sogenannten Staatenprüfung ein UN-Fachausschuss. Im Interview erläutert Dr. Leander Palleit, Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention beim Deutschen Institut für Menschenrechte, was die Monitoring-Stelle, Verbände und der UN-Fachausschuss kritisieren.

Interview: Ute Stephanie Mansion


Herr Dr. Palleit, Ende August gab es eine sogenannte Staatenprüfung: Der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat nach 2015 wieder geprüft, wie Deutschland die Rechte von Menschen mit Behinderungen umsetzt. Wie läuft so eine Staatenprüfung ab?

Jeder Vertragsstaat schreibt einen Bericht und erklärt, wie gut oder schlecht er vorangekommen ist bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Diesen Bericht prüft der UN-Fachausschuss in Genf. Dem Ausschuss ist auch daran gelegen, Berichte von anderer Seite zu bekommen, sogenannte Parallelberichte, insbesondere von Betroffenenverbänden und der jeweiligen unabhängigen nationalen Monitoring-Stelle.

All diese Berichte sind gemeinsame Grundlage des sogenannten konstruktiven Dialogs: Das ist die mündliche Verhandlung zwischen dem Ausschuss in Genf und einer Regierungsdelegation. Der Parallelbericht ist für uns wichtig, weil wir darin Dinge ansprechen, die der UN-Ausschuss unserer Meinung nach im Blick haben sollte, wenn er sich mit dem Staatenbericht befasst und dazu recherchiert. Es ist ja nicht so, dass der Ausschuss sich nur auf die Berichte verlässt.

Nach dem mündlichen Verhandlungstermin, der Ende August war, wird im Anschluss eine Art Abschlusszeugnis veröffentlicht: die sogenannten Abschließenden Bemerkungen, im Englischen Concluding Observations. Darin fasst der Ausschuss zusammen, was er gut findet, aber auch, welche Dinge ihn mit Sorge erfüllen und welche Empfehlungen er ausspricht.


Warum gibt es zwei Parallelberichte, einen von einem Bündnis von Nichtregierungsorganisationen und einen von der Monitoring-Stelle?

Weil wir jeweils unterschiedliche Rollen haben. Die Verbände und Organisationen aus dem Bereich der Menschen mit Behinderungen beschreiben die Situation aus ihrer Sicht. Die Monitoring-Stelle blickt aus der Perspektive der Menschenrechte, wenn Sie so wollen, aus normativer Perspektive, darauf, wie gut der Staat vorangekommen ist und wo noch zu wenig passiert. Wo sind Dinge gut gelaufen, und wie bewerten wir das rechtlich? In vielen Dingen teilen wir die Problembeschreibung der Zivilgesellschaft, aber nicht in allen. Deswegen ist es sinnvoll, zwei Berichte zu schreiben.


Im Parallelbericht der Monitoring-Stelle wird bemängelt, dass in vielen Bereichen Menschen mit Behinderungen nach wie vor nicht mitgedacht werden. In welchen Bereichen betrifft das besonders blinde oder sehbehinderte Menschen?

Wir haben im Bereich kommunikativer Barrierefreiheit immer noch Bereiche, in denen Menschen mit Sinnesbehinderungen zu wenig mitgedacht werden. Deutlich geworden ist das in Krisensituationen, nehmen wir die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal oder den Beginn der Corona-Pandemie.

Beim Thema digitale Barrierefreiheit stellen wir immer wieder fest, dass zum Beispiel die EU-Richtlinie zu barrierefreien Webseiten noch sehr stiefmütterlich umgesetzt wird. Gerade im Online-Bereich sind wir noch weit davon entfernt, dass alles barrierefrei wäre. Wir haben den Eindruck, dass das nicht vorrangig behandelt wird, sondern nach dem Motto "Das müssen wir auch noch machen, aber eigentlich geht es uns um die Inhalte". Die Frage der Barrierefreiheit darf aber nicht nachrangig behandelt werden, sondern muss auf einer Stufe mit den Inhalten stehen, weil sonst das Recht auf Informationsfreiheit nicht gewährleistet ist.


Wie haben Regierungsvertreter und -vertreterinnen die Lage in Deutschland für Menschen mit Behinderungen vor dem UN-Fachausschuss dargestellt?

Es war natürlich nicht viel Zeit. Es gibt 30 Artikel in der Konvention, und der Staat hat nur dreimal eine Stunde Zeit, auf die Fragen des Ausschusses zu antworten und den Umsetzungsfortschritt zu berichten. Da muss eine Auswahl getroffen werden, und dann wird das ausgewählt, was aus Sicht des Staates gut gelaufen ist. Das heißt, die meiste Zeit wurde in Genf berichtet, was bereits getan wurde und welche Gesetze geändert wurden. Da wurde nichts erfunden, aber es verzerrt das Gesamtbild. Es wurde nicht geschildert, an welcher Stelle man mit der Umsetzung der Gesetze noch nicht weitergekommen ist, dass also das geschriebene Recht und behördliche Praxis nicht immer ein und dasselbe sind.


Es soll ja heftigen Widerspruch vom UN-Fachausschuss in puncto schulische Inklusion gegeben haben.

Ja, da hat der Ausschuss sehr deutlich gemacht, dass segregierende Strukturen, und da ist die Schule nur ein Bereich, mit der Behindertenrechtskonvention nicht vereinbar sind und dass Deutschland da viel zu wenig tut. Der Ausschuss hat Deutschland daran erinnert, dass es die Konvention ratifiziert hat und jetzt nicht sagen könne, im Föderalismus sei das eben schwierig, und dies oder jenes anführt, warum es nicht funktioniert.


Das Deutsche Institut für Menschenrechte fordert, so steht es im Jahresbericht, die Verwirklichung eines inklusiven Schulsystems und in diesem Kontext sogar eine Grundgesetzänderung. Wie soll diese Grundgesetzänderung aussehen?

Wir regen eine Ergänzung von Artikel 74 des Grundgesetzes an, um klarzustellen, dass der Bund sich bei der Gestaltung eines inklusiven Schulsystems beteiligen kann. Beispielsweise kann er die Länder finanziell unterstützen, damit sie diesen Schritt endlich gehen. Es gibt mehrere Möglichkeiten im Grundgesetz, wie man eine bessere Kooperation von Bund und Ländern hinbekommen könnte. Es handelt sich um eine gesamtstaatliche Verpflichtung, und man kann sich nicht gegenseitig die Bälle zuschieben: Der Bund sagt, das ist Ländersache, und die Länder sagen, wir haben kein Geld und wollen uns nicht reinreden lassen. Das kann keine Ausrede sein, sondern da müssen alle zusammenwirken.


Hatten Sie in Genf Gelegenheit, mit protestierenden Eltern zu sprechen? Es gab ja Eltern, die sich im Sinne ihrer behinderten Kinder für schulische Inklusion stark gemacht haben.

Ja, an dem Protestcamp, das auf dem großen Platz vor dem Haupteingang des UN-Gebäudes aufgebaut war, musste man morgens immer vorbeigehen. Wir sind natürlich gleich am ersten Tag in einer Pause hin und haben uns unterhalten.


Und was sagen die Eltern?

Die sind hochgradig frustriert. Wie ich finde, zu Recht. Sie können nicht nachvollziehen, warum es nicht möglich sein soll, ihre Kinder inklusiv zu beschulen. Das waren Eltern mit unterschiedlichen Situationen. Eine Mutter schilderte mir die Schwierigkeiten ihres Sohnes beim Übergang aus der Regelschule in eine Ausbildung. Es war teilweise hanebüchen, was einem da berichtet wurde  –  Fälle, wo man sich fragt, wie so etwas im 15. Jahr nach der Ratifikation der UN-Behindertenrechtskonvention sein kann.


Welche positiven Entwicklungen hat es seit der Staatenprüfung von 2015 gegeben, und werden die auch in den Parallelberichten benannt?

Soweit es sie gegeben hat, werden sie in den Parallelberichten genannt, das gehört redlicherweise dazu. Wir haben in unserem Parallelbericht darauf hingewiesen, dass bis 2016 beispielsweise einige sinnvolle Neuerungen stattgefunden haben, zum Beispiel wurde das Behindertengleichstellungsgesetz reformiert und das Bundesteilhabegesetz erlassen. Vom Ansatz her war das schon eine deutliche Verbesserung, so sehr es jetzt auch bei der Umsetzung hakt.


Das Deutsche Institut für Menschenrechte setzt sich nach eigener Auskunft dafür ein, dass Deutschland die Menschenrechte im In- und Ausland einhält und fördert.

Mehr Infos unter www.institut-fuer-menschenrechte.de


Dazu ein Bild: Dr. Leander Palleit blickt lächelnd in die Kamera. Er hat kurzes graues Haar, eine hohe Stirn und ein schmales Gesicht. Er trägt ein dunkles Sakko und ein helles Hemd.



Kurzinfo: Was der UN-Fachausschuss abschließend bemerkt

Die Concluding Observations, also die Abschließenden Bemerkungen des UN-Fachausschusses zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, erschienen nach dem Gespräch mit Dr. Leander Palleit zunächst auf Englisch.

Positiv hebt der Fachausschuss die gesetzgeberischen und strategischen Maßnahmen hervor, die der Staat seit 2015 getroffen hat, zum Beispiel das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, den Koalitionsvertrag von 2021 und das Bundesteilhabegesetz.

Besorgt äußert sich der Ausschuss darüber, dass in vielen Rechtsbereichen ein medizinisches Modell von Behinderung zugrunde liegt. Zudem werde nicht anerkannt, dass Maßnahmen zur Inklusion in der Verantwortung aller Bereiche des Staates, der Gesellschaft und des Rechts lägen. Kritisiert wird auch das Fehlen einer systematischen und institutionalisierten Zusammenarbeit mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen.

Der DBSV gehörte zu dem Bündnis der 37 deutschen Nichtregierungsorganisationen, das einen Parallelbericht vorgelegt hatte. Viele der darin gegebenen Empfehlungen finden sich in den Abschließenden Bemerkungen wieder.

Die Concluding Observations sind mithilfe des Suchbegriffs CRPD/C/DEU/CO/2-3 zu finden.

DBSV-Nachrichten:

Beraten und beschlossen

Über folgende Themen hat das Präsidium in seiner Sitzung am 14. und 15. September in Berlin beraten.

Von Peter Brass


DBSV-Geschäftsstelle wurde geprüft

In der DBSV-Geschäftsstelle hat am 28. August eine angekündigte, interne Prüfung stattgefunden. Das Präsidium nahm den Prüfbericht der internen Prüfungskommission entgegen. Aufgrund der stichprobenartig gesichteten Unterlagen sowie der offenen und detailreichen Auskünfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bescheinigt der Prüfungsausschuss eine korrekte und sorgfältige Arbeit der DBSV-Geschäftsstelle. Drei grundsätzliche Anregungen beschließen den Bericht:

  1. Der Prüfungsausschuss schlägt vor, dass der DBSV mittelfristig die Digitalisierung seiner Verwaltung weiter optimiert und barrierefrei gestaltet.
  2. Der Prüfungsausschuss begrüßt die erfolgreiche Mitteleinwerbung des DBSV. Diese ist möglichst fortzusetzen, auf noch breitere Basis zu stellen und weiter zu intensivieren.
  3. Der Prüfungsausschuss erwartet, dass der DBSV die einzelnen Bausteine von "DBSV 2030" zügig umsetzt.

Zur weiteren Umsetzung des Prozesses "DBSV 2030" legt das Präsidium dem Verbandsrat eine Beschlussvorlage vor, die eine deutliche Vereinfachung und Vereinheitlichung für die Aufnahme neuer Mitglieder in die Landesvereine des DBSV ermöglicht.


AVAS auf dem Vormarsch: Lärmschutz vor Sicherheit?

Akteure der Automobilindustrie haben sich die schnelle Umsetzung der Bestimmungen zum AVAS vorgenommen  –  also dem System zur akustischen Warnung vor herannahenden Elektroautos. Hierbei gibt es Tendenzen, den Aspekt des Lärmschutzes über den Aspekt der Sicherheit zu stellen. Das versucht der DBSV mit seinen Partnern in der Europäischen Blindenunion und der Weltblindenunion zu verhindern, was mit erheblichem Aufwand vor allem an Personalressourcen verbunden ist.


Fernassistenz für blinde Menschen in Deutschland

In Nordamerika gibt es ein System der Fernassistenz für blinde und sehbehinderte Menschen namens Aira. Hierbei kann über das Internet und mit Hilfe der Smartphone-Kamera und dessen Audiokanal oder einer entsprechenden Brille Kontakt mit ausgebildeten Assistenten aufgenommen werden. Sie unterstützen beispielsweise im Mobilitätsbereich, bei Computerproblemen oder bei Tätigkeiten, die die Privatsphäre der Nutzerin oder des Nutzers betreffen. Im Supermarkt, beim Formatieren des Lebenslaufs oder beim Auffinden eines Eingangs. Diese Leistungen sind kostenpflichtig. Es gibt einige Flughäfen und eine Reihe von Einkaufszentren, die ihren Kunden diese Leistungen als Service kostenlos zur Verfügung stellen.

Der DBSV hat eine Arbeitsgruppe gegründet, die untersuchen wird, ob und inwieweit ein solches System auch in Deutschland einsetzbar wäre.


Information zu AD für Filmpreis gefordert

Wer seine Produktion beim Deutschen Filmpreis einreichen möchte, muss künftig angeben, ob es eine Audiodeskription gibt und ob diese per App zur Verfügung steht. Diese Information fordert die Deutsche Filmakademie nun von allen, die bei der Preisverleihung berücksichtigt werden möchten.

Meldungen

Mit Verbandsklagen zur Barrierefreiheit

Im aktuellen Sichtweisen-Podcast der Reihe "Präsidiumsgespräch" stellen DBSV-Justiziarin Christiane Möller und Hans-Werner Lange, Präsident des DBSV, das Thema "Verbandsklagen" vor. Sie erläutern, wie mit diesem rechtlichen Instrument mehr Barrierefreiheit durchgesetzt werden kann.

Damit Barrierefreiheit im Alltag umgesetzt wird, gibt es gesetzliche Regelungen  –  zum Beispiel im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) von Bund und Ländern. Aber feststehendes Recht ist nicht automatisch gelebtes Recht. Was auf dem Papier gilt, muss oft von Einzelpersonen vor Gericht eingefordert und durchgesetzt werden. Ein aufwendiger Schritt, der nicht selten Zeit, Kraft und Geld kostet.

Dafür gibt es im Behindertenrecht die Möglichkeit der Verbandsklage. Auch der DBSV und seine Landesvereine dürfen in bestimmten Fällen selbst vor Gericht klagen.

Im Podcast wird erklärt, warum es so wichtig ist, den Bereich weiter voranzutreiben. Außerdem wird das aktuelle Verbandsklageprojekt vorgestellt, das der DBSV gemeinsam mit der Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) durchführt.

Bei der Fachtagung zum Verbandsklageprojekt, die Anfang September in Berlin stattfand, tauschten sich die zahlreich erschienenen Expertinnen und Experten rege aus.


Das "Präsidiumsgespräch" gibt's unter: www.dbsv.org/sichtweisen-podcast.html

Außerdem kann es auf gängigen Streamingportalen für Podcasts oder über DBSV-Inform online im Browser, per App oder auf der DAISY-CD angehört werden.

Hörspielpreis verliehen: Preis für Radiokunst

Den 72. "Hörspielpreis der Kriegsblinden  –  Preis für Radiokunst" hat Robert Schoen mit seinem Werk "Entgrenzgänger II" gewonnen.

Getragen vom DBSV und von der Film- und Medienstiftung NRW wird jedes Jahr ein Original-Hörspiel ausgezeichnet, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform "Hörspiel" realisiert und erweitert. Eine 13-köpfige Jury unter Vorsitz der Kulturwissenschaftlerin Gaby Hartel entschied sich für die HR-Produktion "Entgrenzgänger II". Zum zweiten Mal überlässt Robert Schoen es dem Zufall des Würfelns, wo sein Hörstück entsteht  –  und welche Geschichte sich ergibt. Nach 638 Würfen steht die Protagonistin des Hörspiels fest: die russische Stadt Tscherkessk im Nordkaukasus. Es gilt, einige Hindernisse zu überwinden, denn es herrschen Krieg und raue Bedingungen: keine Flugverbindung, keine Einreise auf dem Landweg. Geld muss bar mitgeführt werden.

Der renommierte Kulturpreis wurde am 15. August im Funkhaus Köln des Deutschlandradios verliehen. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 5000 Euro dotiert.

Im ebenfalls nominierten Hörspiel "K.I.T.A.  –  Das Menschenmögliche" von Antje Vauh und Carina Pesch (WDR/Dlf Kultur) werden im staatlich geförderten Pilotprojekt "K.I.T.A." erstmals intelligente Nanny-Systeme, also Roboter, in Kindergärten in Deutschland eingesetzt. Werner Fritsch legt mit "Mixing Memory and Desire" (SWR) den ersten Teil seiner dichterischen Autobiografie vor und erzählt von der katholischen Kindheit auf einem Bauernhof in der Oberpfalz in den 1960/70er-Jahren.

Verlinkungen zu den nominierten Hörspielen, die Jurybegründungen und weitere Infos unter www.hoerspielpreis.info


Dazu ein Bild: Eine Gruppe Menschen bestehend aus Nominierten, Preisträgern, Moderatorin und Beteiligten unter einem Schild mit dem Logo des Deutschlandfunks in weißer Schrift auf dunklem Hintergrund.

Tipps: Wie Videos blinde Menschen erreichen

Im Internet und in den Sozialen Medien stellt der DBSV fünf Tipps vor, wie Videos mit geringem Aufwand zugänglicher für Menschen mit Seheinschränkungen gemacht werden können.

Eine Animation, die aktuelle Informationen zusammenfasst, ein gezeichnetes Erklärvideo, das präzise und klar Hintergründe vermittelt, und lustige Tierpannen, um auf andere Gedanken zu kommen: Videos sind inzwischen das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, unterhaltsame Inhalte, aber auch wichtige Infos über die sozialen Medien zu verbreiten. Viele dieser kurzen Filme sind jedoch nicht barrierefrei. So werden zum Beispiel Videos veröffentlicht, die Fotos oder Grafiken mit eingeblendetem Text zeigen und auf deren Tonspur nur Musik zu hören ist. Blinde und sehbehinderte Menschen haben dadurch keinen Zugriff auf die eigentlichen Informationen.

Das Projekt "Video für alle" hat deshalb erarbeitet, wie Online-Videos mit einfachen Mitteln so gestaltet werden können, dass sie auch blinde und sehbehinderte Menschen erreichen. Die Empfehlungen wurden gemeinsam mit Betroffenen, Expertinnen und Experten für Hörfilme sowie Video-Produzierenden entwickelt.

Ergebnis der Zusammenarbeit sind fünf einfach umzusetzende Tipps, die sich an Medienschaffende und Bewegtbildproduzierende richten.

Einzelclips, Erklärfilm und Leitfaden unter: www.hoerfilm.info/5tipps


Dazu ein Bild: Illustration im Comic-Stil: Eine Frau mit großer runder Brille sitzt an einem Schreibtisch. Auf dem Bildschirm eines Laptops steht in Großbuchstaben "Videos für alle  –  5 Tipps".

Tagung mit Schwerpunkt Taubblindenberatung

Der DBSV lädt ein zur Tagung "hörsehbehindert/taubblind  –  Selbsthilfe und Beratung" vom 1. bis 3. Dezember in Kassel. Schwerpunkt ist die Taubblindenberatung mit Informationen und Austausch zu Bewältigung der Behinderung, Assistenz, Hilfsmittel und Hörhilfe, Schulung, Bildung und Reha. Einen weiteren Programmpunkt bildet die offene Sitzung des gemeinsamen Fachausschusses hörsehbehindert/taubblind (GFTB), bei dem alle Teilnehmenden mitdiskutieren können.

Die Tagung richtet sich an Aktive in der Selbsthilfe, an Beratende und an Personen, die in der Taubblinden- und Hörsehbehindertenarbeit aktiv oder daran interessiert sind. Die Tagung wird von Gebärdensprachdolmetscherinnen und Schriftdolmetscherinnen gedolmetscht. Die Schriftdolmetschung gibt es über das Internet zum Lesen am Bildschirm und an der Braillezeile. Dafür muss ein eigenes Gerät mitgebracht werden. Außerdem wird die Schriftdolmetschung mit Beamer an die Wand projiziert.


Tagungsort:
Hotel "Schweizer Hof"
Wilhelmshöher Allee 288, 34131 Kassel
www.hotel-schweizerhof-kassel.de

Informationen und Anmeldung bei
Eva Cambeiro Andrade
Rungestraße 19, 10179 Berlin
E-Mail: e.cambeiro@dbsv.org

Langstöcke und andere Hilfsmittel gesucht

Die DBSV-Ukraine-Nothilfe unterstützt das ukrainische Projekt "Das Leben nach dem Krieg", das sich für ukrainische Veteranen engagiert, die nach einer Kriegsverletzung erblindet sind.

Zu Schulungszwecken und zur Weitergabe an die Betroffenen werden verschiedene Hilfsmittel benötigt, zum Beispiel Langstöcke, Füllstandsanzeiger und andere Alltagshilfen wie Blutdruckmesser, Thermometer oder taktile Armbanduhren.


Wer eine Sachspende machen möchte, wendet sich an:

Elena Levina
DBSV-Koordinatorin für Ukraine-Nothilfe
Telefon: 030 / 28 53 87  –  174
E-Mail: e.levina@dbsv.org

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

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Die Liste aller Partnerfirmen und weitere Informationen finden Sie auf www.dbsv.org/dbsv-karte.html und unter unserer Service-Telefonnummer 030 / 255 58 08 08.

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

Zum Kongress des Verbands der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) kamen viele, die im Bildungswesen für blinde und sehbehinderte Menschen aktiv sind, sei es im Schuldienst, an Universitäten oder anderen Einrichtungen. In Vorträgen, Workshops und Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über aktuelle Entwicklungen, tauschten Erfahrungen aus und stellten neue Lehrmaterialien und -methoden vor.


Dazu ein Bild: Ein Schüler mit Brille sitzt vor einem Kamerasystem. Auf dem Monitor sieht er einen Lehrer an der Tafel. Mit dem Finger zeigt der Schüler auf eine Formel, auf die auch der Lehrer zeigt.

Ein langer Weg zur Inklusion

Die Fachkompetenz von Sonderpädagogen und -pädagoginnen sichern, digitale Barrierefreiheit noch stärker fordern und jedem Individuum zu seinem Recht auf Bildung verhelfen: Das sind die Themen, die laut Patrick Temmesfeld beim Kongress des Verbands der Blinden- und Sehbehinderten-pädagogik (VBS) wichtig waren. Der VBS-Vorsitzende und Vorstand der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) zeigt im Interview weitere Herausforderungen auf.

Interview: Ute Stephanie Mansion


Herr Temmesfeld, welche Fragen treiben diejenigen, die im Bereich Blinden- und Sehbehindertenpädagogik arbeiten, aktuell am meisten um, und wie hat sich das beim Kongress gezeigt?

Die wichtigste Frage ist aus meiner Sicht: Wie stellen wir jetzt und in Zukunft die Fachlichkeit im Bereich der Einrichtungen, aber natürlich auch in der Inklusion sicher? Das fängt mit dem Thema Universitäten an: Wie sichern wir die Standorte der bisher sechs Universitäten, an denen man Blinden- und Sehbehindertenpädagogik studieren kann? Die zweite Frage ist Nachwuchssicherung: Wie erreichen, begeistern und informieren wir junge Menschen, was für ein spannendes Berufsbild sich dahinter verbirgt? Es wird ja immer wieder transportiert, für Inklusion bräuchte es keine Sonderschullehrkräfte, doch das Gegenteil ist der Fall. Zudem müssen die Lehrkräfte, die aktuell an Förderzentren Sehen quasi fachfremd tätig sind, nachqualifiziert werden. Das ist eine große Kraftanstrengung, und es war ein großes Thema beim Kongress.

Auch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz treibt uns um, also die juristische Durchsetzung von Barrierefreiheit im digitalen Kontext. Da sind wir in vielen Bereichen engagiert, und es braucht auch viel Einsatz sowie Kraft seitens der Selbsthilfe, der Verbände und Einrichtungen. Die veränderte Schülerschaft möchte ich noch als Thema nennen, also, wie werden wir Schülerinnen und Schülern gerecht, die noch das eine oder andere "Päckchen" mehr zu tragen haben? Wie können wir ihnen Angebote machen, Bildung, Leben und Lernen zusammenzubringen? Da braucht es Konzepte und sehr viele Einrichtungen befassen sich derzeit damit.


Ich könnte mir vorstellen, dass die Covid-19-Pandemie auch eine Rolle gespielt hat. Wie hat sie die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik verändert?

Covid-19 hat viel mit jungen Menschen gemacht, und ich erlebe, dass es für blinde und sehbehinderte Menschen noch einmal eine Dimension heftiger war. Viele haben sich noch mehr allein gefühlt, insbesondere in inklusiven Settings. Im Rahmen des Digitalpakts hat sich zwar viel getan, Technik für Kommunikation wurde in den Schulen nachgerüstet, aber man hat nicht über Barrierefreiheit nachgedacht. Manche Schüler oder Schülerinnen konnten vielleicht eine neue Lernplattform in der Schule oder eine neue digitale Tafel nicht nutzen. Die ganzen digitalen Formate, die entstanden sind, sind ja recht schnell und manchmal auch nicht gut konzipiert entstanden. Was wir aus Covid-19 mitnehmen, ist ein Mehr an Engagement für Barrierefreiheit, für das Durchsetzen der Möglichkeiten.


Auf dem Kongress wurden viele Materialien und Methoden vorgestellt, die blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern das Lernen erleichtern. Haben Sie Neues entdeckt, das Sie für besonders erwähnenswert halten?

Ich könnte jetzt die blista-Brille aufsetzen und sagen: Neue "MuLIs" sind entstanden und wurden vorgestellt, das sind multimediale Lernpakete. Im Bereich der Hilfsmittel ist viel Neues entstanden, vor allem bei den Kamerasystemen gibt es viele wichtige Impulse und Neuheiten. Neue Strukturen gibt es zum Beispiel in der Unterstützung von Menschen mit einer Taubblindheit. Da tun sich neue Möglichkeiten auf, dass Menschen mit Hörsehbehinderung oder Taubblindheit mehr in den Fokus von Schule, gesellschaftlicher und beruflicher Teilhabe rücken. Das Thema Künstliche Intelligenz und das Thema, mittels 3-D-Druck Lernmaterialien herzustellen, wird noch stärker werden. Und es ist ja eine spannende internationale Plattform entstanden, www.tactiles.eu, wo alle 3-D-Objekte als Dateien abgelegt werden können, um sie international zugänglich zu machen.


Wie steht der Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik zum Thema Inklusion? Es wurde beim Kongress auf vielerlei Weise aufgegriffen, und wenn ich mir die Titel einzelner Vorträge und Workshops anschaue, ist der Eindruck, dass Inklusion in diesem Rahmen nicht so eindeutig definiert ist. Stimmt das?

Das fände ich schade, wenn das nicht so eindeutig rübergekommen ist. Grundsätzlich ist unsere Haltung so: Ausgangspunkt ist immer das Individuum und der Weg, den dieses Individuum, der Mensch mit Blindheit oder Sehbehinderung, nehmen kann. Es geht zum derzeitigem Zeitpunkt um gleichberechtigtes Nebeneinander eines Förderzentrums wie auch eines inklusiven Weges. Es müssen für beide Wege gleichwertige Ressourcen vorgehalten und weiterentwickelt werden. Es geht um Chancengleichheit, Diskriminierungsfreiheit, Qualität, und da sollen beide Systeme für den Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung ein Angebot darstellen. Es geht darum, alle Wege, die dahinführen, zu stabilisieren, und deswegen bringen wir uns genauso ein für ein Förderzentrum oder ein inklusives Setting. Beide Systeme haben aktuell ihre Berechtigung, insofern gibt es keine Gewichtung.

Der weitere gesellschaftliche Weg ist klar: Wir wollen Inklusion, aber wir wissen auch, dass der Weg dahin noch lang ist. Dafür braucht es gewaltige gesellschaftliche Veränderungen. Beispiel Barrierefreiheit: Kann eine Regelschule im Augenblick das Thema digitale Barrierefreiheit absichern? Es geht, aber es ist mit immensen Anstrengungen verbunden. Ausgehend vom einzelnen Menschen sagen wir: Jede und jeder hat das Recht, ihren bzw. seinen Weg zu gehen, und unsere Aufgabe ist es, alles zu tun, damit dieser Weg gelingt. Genauso setzen wir uns jetzt und in Zukunft dafür ein, dass Inklusion der selbstverständliche und gesamtgesellschaftliche Weg ist. Bereits jetzt gibt es vielversprechende Wege, die weiterverfolgt, gestärkt gehören. Die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention sind dabei unsere Leitziele.


Sie würden also Leuten widersprechen, die für die komplette Abschaffung der Förderschulen sind?

Ja, zum derzeitigen Zeitpunkt unbedingt. Jeder hat das Recht zu schauen: Was ist mein Weg  –  im inklusiven Setting am Wohnort oder möchte ich gern in eine Schule gehen, wo ich mit meinen Bedürfnissen einer von vielen bin und mich so, wie ich bin, angenommen weiß, ohne mich erklären zu müssen? Das ist genauso, wie auch wir Sehenden das Recht haben, uns eine Schule auszusuchen, die auf das, was wir vorhaben und wie wir sind, passt. Es braucht aktuell beide Wege. Deswegen widerspreche ich ganz klar. Eine Auflösung der Förderzentren kann es derzeit aus verschiedenen Aspekten heraus nicht geben. Dies bedeutet aber, sich weiterhin für mehr Inklusion einzusetzen, zu ermöglichen und genau dies leistet der VBS mit seiner Haltung, mit Fortbildungen und politischen Appellen.


Ich hatte gedacht, dass beim Kongress noch mehr pädagogische Probleme erörtert werden, die für Lehrkräfte im Alltag eine Rolle spielen, zum Beispiel Fragen zum Umgang mit schwierigen Schülerinnen und Schülern, oder die Frage, ob Gewalt auch im Kontext mit blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen zunehmend eine Rolle spielt. Oder gibt es diese Probleme nicht in der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik?

Doch, das Thema gibt es und wird sicher noch mehr in den Vordergrund treten. Wir erleben es in verschiedenen Einrichtungen und Kontexten. Der VBS hat Arbeitsgruppen, in denen es auch Thema ist, zum Beispiel die AG Psychologie. Als großes, übergreifendes Thema ist es beim Kongress wahrscheinlich deswegen nicht aufgeploppt, weil der Bedarf eher einzelfallbezogen ist. Die Angebote für Vorträge und Workshops kamen ja von den Referenten und Referentinnen selbst, und ich kann es, wenn ich über Ihre Frage nachdenke, nur so beantworten.


Welches Fazit ziehen Sie nach dem Kongress?

Aus Sicht der blista würde ich sagen: Es war wunderschön, es war anstrengend, und wir freuen uns, wenn es mit diesem satten Gefühl 2028 mit dem nächsten Kongress nach Würzburg an die Blindeninstitutstiftung geht. Das Grundanliegen, das wir von der blista hatten, ist erfüllt worden: Wir wollten gute Gastgeber sein und mit dem Kongress, für den inhaltlich der VBS verantwortlich ist, ein spannendes Angebot machen. Man hat gemerkt, dass das Bedürfnis da war, sich auszutauschen und etwas miteinander zu machen. Mit unseren Angeboten an die im Durchschnitt 600 Teilnehmenden haben wir anscheinend einiges bis vieles richtig gemacht.

Für den VBS sage ich: Es ist ein großartiges Programm geglückt, das viel Input gegeben hat. Jeder VBS-Kongress ist ein Motor für neue Entwicklungen und Ideen. Das, glaube ich, ist dem VBS hervorragend gelungen, und damit können wir sagen: Wir freuen uns auf 2028 in Würzburg!


Dazu ein Bild: Patrick Temmesfeld trägt ein schwarzes Sakko, ein weißes Hemd und eine dunkle Krawatte. Er hat helles, seitlich gescheiteltes Haar, ein schmales Gesicht und lächelt in die Kamera.



Kurzinfo: Vorstand des VBS neu gewählt

Während des VBS-Kongresses wählten die Delegierten des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik einen neuen Vorstand: Anne Reichmann, die Vorstandsvorsitzende der Nikolauspflege, wurde zur neuen Vorsitzenden gewählt. Die bisherige Vorsitzende, Ulrike Bauer-Murr, Mitarbeiterin der Nikolauspflege, trat nicht mehr zur Wahl an. Patrick Temmesfeld, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Blindenstudienanstalt, wurde im Amt als Vorsitzender bestätigt.

Als weitere Mitglieder des Vorstands wurden Dr. Michael Weis, Blindeninstitutsstiftung Würzburg, und Prof. Dr. Sven Degenhardt, Universität Hamburg, jeweils in ihrem Amt bestätigt.

"Man braucht eine gewisse Resilienz"

Blinde und sehbehinderte Lehrerinnen und Lehrer gibt es nur wenige an deutschen Schulen. Könnten sie eine Chance für die Inklusion sein? Dieser Frage widmeten sich Sabrina Schmitz und Werner Wörder beim VBS-Kongress im August in einem Vortrag. Für die "Sichtweisen" berichten sie über ihre Erfahrungen im Schuldienst und die Rolle von Lehrkräften mit Behinderung für die Inklusion.

Von Ute Stephanie Mansion


Sich vor Schülerinnen und Schüler zu stellen und ihnen etwas beibringen zu wollen, das sie manchmal gar nicht wissen wollen, ist eine Herausforderung, schon für Menschen ohne Behinderungen. Sabrina Schmitz und Werner Wörder, beide blind, haben diese Herausforderung angenommen: Sie, die eine Regelschule besuchte, arbeitet seit diesem Schuljahr in Hamburg am Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte, wo sie unter anderem Deutsch unterrichtet. Wörder, ehemaliger Schüler der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista), ist seit 1994 Lehrer an der Martin-Luther-Schule, einem Regelgymnasium in Marburg. Seine Fächer: Geschichte, Politik und Wirtschaft. Aktuell ist er als Gesamtschwerbehindertenvertreter für die Lehrkräfte im Schulamtsbezirk tätig.

Mit ihrer Berufswahl sei sie glücklich, sagt Schmitz. Neben ihrer Lehrtätigkeit berät sie auch Schüler und Schülerinnen, die inklusiv zur Schule gehen wollen, sowie ihre Lehrkräfte. Während ihres Studiums sei sie eine "extreme Integrationsverfechterin" gewesen, erzählt sie. Im Referendariat habe sie jedoch gemerkt, dass ihr auch das Unterrichten an Förderschulen Spaß macht. "Ich finde es sehr wichtig, dass das Bildungssystem inklusiv ist", sagt die 38-Jährige. "Aber ich sehe auch die Berechtigung von Förderschulen, in denen Schülerinnen und Schüler vielleicht für eine gewisse Phase ihres Lebens einen Schonraum haben, in dem sie, je nach Situation, ein bisschen mehr sozialen Anschluss haben als in der allgemeinen Schule."

Sie selbst habe sich in der Mittelstufe einsam gefühlt, traute sich nicht, Mitschüler anzusprechen oder zu stoppen, wenn die schnell weggelaufen sind, weil sie wieder etwas anderes im Kopf hatten. "Das war eine schwierige Zeit für mich", sagt sie.

Wörder hingegen hat sich in diesem Schonraum oft eingeengt gefühlt, berichtet er. Er habe "kein Problem mit der Förderschule", wollte sich aber woanders entfalten. Als blinder Lehrer an einer Regelschule, seinerzeit der einzige in Mittelhessen, fühlte er sich manchmal wie ein Exot  –  im Sinne eines Botschafters für Vielfalt.

Auf Vorbehalte und Barrieren sind beide während ihrer Berufslaufbahn gestoßen. "Einige  –  zum Glück wenige  –  Kolleginnen und Kollegen hatten Zweifel, ob ich die Rolle einer Lehrerin einnehmen könne", berichtet Schmitz. Im Referendariat hätten sich die Prüfer daran gewöhnen müssen, dass sie mit Assistenz arbeitet. "Ich hatte das Gefühl, beweisen zu müssen, dass ich alles in der Hand habe und die Assistentin nicht den Unterricht schmeißt", erzählt sie. Ansonsten begegnen ihr die üblichen Barrieren: dass Materialien erst adaptiert werden müssen und neue technische Hilfsmittel in der Schule nicht immer sofort mit Screenreadern zugänglich sind.

Wörder meint, manche hätten anfangs Vorbehalte gegen ihn als Lehrer gehabt, weil sie sich Fragen stellten wie: Kann er die Aufsichtspflicht erfüllen? Kann er visuelle Medien einsetzen? Wie geht er mit schwierigen Situationen um? "Deswegen hat man mich im ersten Jahr in ein Zimmer direkt neben der Schulleitung verbannt", erinnert er sich. "Die Schüler mussten zu meinen Stunden dorthin kommen." Später, als er in anderen Klassenräumen unterrichtete, hätte ihm die Hausmeisterin gesagt, bei ihm sei es eher leiser als bei den Kollegen gewesen. Und die Schüler hätten es wohl cool gefunden, einen blinden Lehrer zu haben. "Natürlich wollen einige das ausnutzen", weiß er. "Andere wollen einem besonders helfen. Die meisten sind so dazwischen. Wenn man konsequent handelt  –  und das hat nichts mit der Sehbeeinträchtigung zu tun -, kann man damit zurechtkommen."

Mit Assistenz arbeiten sowohl Schmitz als auch Wörder. Die blinden oder sehbehinderten Kinder in den Klassen von Schmitz lesen teilweise Braille-, teilweise Schwarzschrift; manche haben weitere Behinderungen. Einige Schüler könnten Probleme nicht verbalisieren, dann müsse ihnen eine sehende Person helfen, beispielsweise, wenn sie bei einem Lückentext in Schwarzschrift die einzusetzenden Wörter nicht finden.

Einmal hatte sie eine sehr unruhige und provokative Lerngruppe. "Das musste einfach jemand zusätzlich im Blick haben, damit nichts passierte. In gewissen Situationen ist man blind einfach zu langsam", meint Schmitz.

Wörder hat seine Assistenzkräfte für die Vor- und Nachbereitung von Unterricht genutzt, vor allem zum Vorlesen von handschriftlich verfassten Klausuren und Klassenarbeiten, um sie korrigieren zu können. Im Referendariat sei er zu Assistenz im Unterricht "verdonnert" worden, danach habe er es anders gemacht, erzählt er: "Ich habe die Schüler dem Alphabet nach gebeten, mir zu sagen, wer sich meldet. Es wurde niemand genötigt, diese Aufgabe zu übernehmen. Manche haben den Job gerne gemacht. Der Gedanke war: Die Schüler müssen sich beaufsichtigt fühlen, und mein Unterricht war dann immer in gewisser Weise inklusiv."

Nur bei der Klausurenaufsicht hätte der Schulamtsjurist darauf bestanden, dass Klausuren in der Aula geschrieben würden: zwei Klassen zusammen, sodass immer ein Kollege dabei war, der geschaut hat, dass keiner mogelte.

"Lehrkräfte in der Inklusion  –  Sind sehbeeinträchtigte Lehrer*innen eine Chance?" lautete der Titel des Vortrags von Wörder und Schmitz beim VBS-Kongress im August. Wie beantworten sie die Frage? "Sie sind eine Chance", sagt Wörder. "Die Chance ist, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, mit Menschen mit Behinderung umzugehen und dass sich das gesellschaftlich fortsetzt, sie also auch eher bereit sind, blinden oder sehbehinderten Menschen auf Augenhöhe zu begegnen."

Und offenbar sind sehbeeinträchtigte Pädagogen nicht nur eine Chance für die Schülerinnen und Schüler: "Es ist schön zu sehen, dass es jetzt eine zweite blinde Kollegin an der Schule gibt", meint Wörder. "Meine Arbeit hat die Schule wohl nicht abgeschreckt, sondern man kann sich nun gut vorstellen, auch mit einem blinden Kollegen oder einer Kollegin zu arbeiten."

Schmitz sieht in blinden und sehbehinderten Lehrkräften auch eine Chance für die in gleicher Art und Weise beeinträchtigten Kinder und Jugendlichen. "Mit manchen Fragen, die ihr Leben betreffen, kommen sie zu mir", berichtet sie. "Vielleicht, weil sie denken: Wahrscheinlich hat die das auch erlebt." Es sei ein schönes Angebot, einen Erwachsenen zu haben, der es geschafft hat und vielleicht helfen kann, mit Zweifeln umzugehen.

Der Lehrberuf sei allerdings nicht für jeden und jede geeignet, finden beide. "Man braucht schon eine gewisse Resilienz", sagt Wörder. Schmitz ergänzt: "Ich musste lernen, meine Grenzen zu akzeptieren und dass dieses oder jenes die Assistenzkraft für mich macht und dass das in Ordnung ist. Ich bin die pädagogische Entscheiderin. Wenn man viel Wert auf uneingeschränkte Selbstständigkeit legt, ist der Beruf nicht so geeignet."

Überall fehlen Lehrkräfte. Um das zu ändern, müsste Inklusion stärker in den Mittelpunkt der Lehrerausbildung gerückt werden, meint Wörder. Schulklassen seien heterogen, das müsse sich auch im Kollegium widerspiegeln und Lehrerinnen und Lehrer mit Behinderung eingestellt werden.

Um den Lehrberuf attraktiver zu machen, müssten jedoch manche formalen und rechtlichen Dinge verbessert werden, ergänzt Schmitz. So gebe es nicht überall angemessenen Nachteilsausgleich, und die Bewilligung von Hilfsmitteln dauere zu lange. Leider würden die Kultusministerien, so Wörder, trotz des Fachkräftemangels das Reservoir von Lehrkräften mit Behinderung nicht nutzen.

Schmitz möchte jungen Leuten die Angst nehmen, dass sie allein aufgrund ihrer Behinderung nicht Lehrer oder Lehrerin werden könnten. Meistens finde man Lösungen für die behinderungsbedingten Einschränkungen. Erst einmal würde sie fragen: "Macht es dir Spaß, vor einer Lerngruppe zu stehen oder macht dich das unabhängig von deiner Behinderung nervös?"

Wörder und Schmitz sind Vorsitzende des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) und verweisen auch auf die Selbsthilfe. Lösungswege ließen sich im Austausch mit anderen finden, die bereits Erfahrungen gemacht hätten bei Fragen zu Assistenz oder Nachteilsausgleich. "Dieser Austausch ist wichtig", sagt Wörder, damit sich die jungen Leute überhaupt auf den Weg machen." Das beste Mittel, um die Inklusion von Lehrerinnen und Lehrern voranzubringen, seien natürlich die lebendigen Beispiele.


Das Gespräch mit Sabrina Schmitz und Werner Wörder hören Sie auf www.dbsv-inform.org


Dazu zwei Bilder:

    • Sabrina Schmitz hat ein schmales Gesicht, umrahmt von langem glatten Haar. Sie lacht. Ihre Bluse zieren Blüten und Zweige.
    • In einem Klassenraum sitzt Werner Wörder an einem Pult, einem großen Schüler zugewandt, der am Pult steht und sich über ein Papier beugt.


Kurzinfo: Über den Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

Der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik, kurz VBS, ist der Fachverband für alle Menschen, die im Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen tätig sind. Er ist auch politisch engagiert: So setzt er sich in unterschiedlichen Gremien dafür ein, dass die Teilhabechancen blinder und sehbehinderter Menschen gewährleistet bleiben und zukunftsgesichert sind. Der VBS hat bundesweit rund 1700 Mitglieder.

Der Verband ist vielfältig vernetzt und legt Wert auf eine Zusammenarbeit der im Bildungsbereich agierenden Einrichtungen. "Auch die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe sowie den anderen Fachverbänden hat für den gesamten Vorstand einen sehr hohen Stellenwert", heißt es in einer Pressemitteilung. Der Blick sei dabei auf die bestmögliche schulische, berufliche und soziale Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen gerichtet.

Mehr Infos unter www.vbs.eu

Auf vielerlei Weise zum Lernerfolg

Als Partner des VBS-Kongresses war auch der DBSV in Marburg vertreten. Denn schließlich dreht sich auch im Verband einiges um Bildung, etwa bei den zahlreichen Seminaren, die der DBSV anbietet. Auf dem Kongress stellten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des DBSV Projekte, Konzepte und Objekte vor, die zeigen: Inklusives Lehren und Lernen ist vielfältig und motiviert, sich neues Wissen anzueignen.

Von Reiner Delgado, Jana Mattert, Robbie Sandberg und Pia Sonja Schmidt


Videokonferenzen barrierefrei nutzen

"Virtuelle Teilhabe durch barrierefreie Nutzung von Videokonferenzen": So war ein Workshop des DBSV und der blista auf dem VBS-Kongress überschrieben. Videokonferenzen sind ein fester Bestandteil in unserem alltäglichen Leben geworden und haben die Art, wie Menschen zusammen arbeiten, lernen und sich ehrenamtlich engagieren, nachhaltig verändert. Umso wichtiger ist es, dass die virtuelle Teilhabe in Bildung, Beruf, Ehrenamt und Freizeit durch eine barrierefreie Nutzung von Videokonferenzen gewährleistet ist.

Auf dem VBS-Kongress stellten die Referentin für Barrierefreiheit des DBSV, Jana Mattert, und Andrea Katemann, Leiterin der Deutschen Blinden-Bibliothek an der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista), die Ergebnisse eines gemeinsam durchgeführten Projekts zur Barrierefreiheit von Videokonferenzsystemen vor. Dazu gehören:

  • die Auswertung einer Umfrage unter blinden, sehbehinderten und hörsehbehinderten Menschen zu ihren Erfahrungen mit Videokonferenzen
  • die Prüfung von fünf gängigen Videokonferenzsystemen auf Barrierefreiheit
  • ein Qualifizierungskonzept für Online-Schulungen zu einzelnen Videokonferenzsystemen und
  • ein Leitfaden für die Nutzung von Videokonferenzsystemen.

Deutlich wurde im Workshop, dass es einen Bedarf für niedrigschwellige Schulungsangebote gibt. Im Projekt wurden in 16 Schulungen rund 150 blinde und sehbehinderte Menschen zu Grundlagen von Videokonferenzsystemen und zum erweiterten Funktionsumfang für die administrative Betreuung von Videokonferenzen geschult.

Alle Materialien aus dem Projekt inklusive eines umfassenden Leitfadens zur Nutzung von Videokonferenzsystemen für blinde und sehbehinderte Menschen sind auf der DBSV-Webseite veröffentlicht unter www.dbsv.org/videokonferenzen.html


offSight: Lerninhalte crossmedial vermitteln

Die unter der Marke offSight angebotenen Seminare des DBSV-Jugendreferats verbinden crossmediale Inhalte mit Live-Lernerfahrungen. Robbie Sandberg, Mitarbeiter des Jugendreferats des DBSV, stellte offSight beim VBS-Kongress in einem Vortrag vor. Zunächst wird der Lehrstoff als Podcast-Episoden oder YouTube-Clips aufbereitet, oft in Form einer Demonstration. Parallel werden die Inhalte durch schriftliche Informationen ergänzt.

Im Web-Forum offSight werden die verschiedenen Formate in einem Thread gebündelt bereitgestellt. Die Teilnehmenden können den Stoff zeitlich ungebunden konsumieren und umsetzen.

Je nach Umfang der Inhalte werden ein oder mehrere Online-Termine angesetzt. Hier werden bestimmte Aspekte vertieft und die Teilnehmenden können ihre Erfahrungen mitteilen und Fragen stellen. Durch den Austausch untereinander ergeben sich oft weitere Impulse für die Teilnehmenden.

Die im Web bereitgestellten Inhalte können unbegrenzt von interessierten Personen abgerufen werden. Die bisher vermittelten Inhalte umfassen unter anderem: Textverarbeitung, Musikproduktion, Navigation, Studieren mit Seheinschränkung und Berufswahl.

Das Konzept bietet folgende Vorteile:

  • Die Teilnehmenden setzen den Lehrstoff mit der ihnen gewohnten und für sie angepassten Technik um. Sie müssen sich nicht mit ihnen fremder Hard- und Software auseinandersetzen.
  • Es werden weitaus mehr Menschen erreicht, als in Präsenzseminaren Platz fänden.
  • Die Inhalte sind nachhaltig verfügbar.

Punktum: Entwicklung von Lehr- und Lernkonzepten

In Deutschland gibt es nicht genügend qualifizierte Lehrkräfte für den Braille-Unterricht vor allem mit erblindeten Erwachsenen. Deshalb entwickelt der DBSV im Rahmen seines Punktum-Projekts vielfältige Lernmaterialien und führt Schulungen für Braille-Lehrkräfte durch. Die ersten Lehrkräfte wurden bereits im Oktober im Rahmen eines Seminars in Berlin ausgebildet.

In ihrem Vortrag auf dem VBS-Kongress stellte DBSV-Mitarbeiterin Pia Sonja Schmidt das didaktische Konzept und das eigens entwickelte Lernmaterial vor. Es beinhaltet neben dem eigentlichen Braille-Kurs auch Übungen zur Schulung des Tastsinns, mit denen gezielt Strategien und Fähigkeiten trainiert werden, die zum Lesen von Braille mit den Fingern benötigt werden.

Zudem hatten Kongress-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen die Gelegenheit, die Punktum-Lernsoftware kennenzulernen, die im Gruppenunterricht oder zum Selbststudium eingesetzt werden kann. Sie beinhaltet viele verschiedene Aufgaben zum Lesen, Schreiben und Tasten, mit denen Lernende aller Altersstufen auf unterhaltsame Weise ihre Brailleschrift-Kenntnisse vertiefen können.


Arduino: Inklusiver Einstieg ins Programmieren

Arduino ist ein Gerät, mit dessen Hilfe Schülerinnen und Schüler erste Schritte im Programmieren unternehmen können. Wie das funktioniert, hat Robbie Sandberg vom Jugendreferat des DBSV beim VBS-Kongress in einem Vortrag erläutert.

Arduino ist ein Mikrocontroller, also eine Platine mit einem Prozessor und Anschlüssen für Peripheriegeräte. Peripheriegeräte sind Geräte wie Maus, Tastatur, Bildschirm oder Drucker. Mit Arduino können die Peripheriegeräte durch eine vereinfachte Programmiersprache gesteuert werden. Dies ermöglicht das Bauen interaktiver Schaltungen, auch ohne löten zu können oder Informatik studiert zu haben.

Beispielsweise lässt sich damit ein Schaltkreis mit Foto-Widerstand, Piezo-Summer und Taster so programmieren, dass der Summer bei zunehmender Helligkeit einen ansteigenden Ton erzeugt  –  ein Hilfsmittel, das viele blinde Menschen als Lichtmesser kennen.

Die taktil erschließbare Hardware und die barrierearme Code-Eingabe ermöglichen blinden Schülerinnen und Schülern Erfahrungen mit Grundlagen der Informatik.

Sie bekommen eine Vorstellung von Abläufen in computergesteuerten Systemen, begreifen die Bedeutung von Variablen, Schleifen, Wenn-Dann-Anweisungen etc. und werden so an Programmierung herangeführt.

Arduino wird an Regelschulen genutzt, um Kinder und Jugendliche im Rahmen kreativer Projekte mit Informatik vertraut zu machen. Oft wird die Materie aber nicht barrierefrei vermittelt. Dabei eignet sich Arduino hervorragend für inklusiven Unterricht und Projekte, an denen blinde und sehende Schülerinnen und Schüler gemeinsam arbeiten.

Akustisch oder taktil wahrnehmbare Anwendungen  –  wie oben beschrieben  –  ermöglichen blinden Lernenden eine unmittelbare Kontrolle der eigenen Arbeit und vermitteln Erfolgserlebnisse.


DBSV-Kinderbücher: So werden sie gestaltet

Im Kinderbuchprojekt des DBSV entstehen interaktive tastbare Kinderbücher, die ohne und mit Sehvermögen viel Spaß und einen spannenden Zugang zur Welt bieten. Der Referent für Soziales des DBSV, Reiner Delgado, erklärte in seinem Vortrag beim VBS-Kongress alles Wichtige zur Gestaltung und Herstellung der Kinderbücher.

Die Tastbilder sind so "körperlich" wie möglich. Es gibt kaum tastbare Zeichnungen, dafür aber ganze Spielzeugautos oder Figuren von Menschen und Tieren. Die Objekte in den Büchern sollen sich möglichst originalgetreu anfühlen.

Im Buch "Imke fliegt zur Sonne" über das Leben der Honigbienen können Waben aus einem hölzernen Bienenkasten gezogen werden, und im Flugloch tummeln sich kleine Kunststoffbienen. Bei "Konni Knoten", mit dem man Seemannsknoten lernen kann, sind geknotete Seile im Buch befestigt. Am wichtigsten ist, dass die Bücher zu Aktivität anregen.

Bei "Wer hat Bartolitus entführt?" helfen die Kinder der Polizei, eine Diebin zu finden und setzen diese anhand der Zeugenaussagen aus einer Frisur, einem Gesicht, Körper und Schuhen zusammen. So werden auch einfache Objekte nicht langweilig und regen an, das Buch immer wieder neu zu gestalten. Das fördert auch die Motorik, Begriffsbildung und das Wissen über die Welt.

Diese Art von Tastbüchern wird nicht industriell gefertigt. Die 200 Exemplare einer Auflage werden teils mit technischen Verfahren wie UV-Lack-Druck, 3-D-Druck oder Laser-Cut gefertigt. Vieles wird aber auch einzeln in Handarbeit hergestellt von Ehrenamtlichen, Honorarkräften oder in Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

Mehr Infos unter www.kinderbuch.dbsv.org



Kurzinfo: Der VBS-Kongress 2023

Der Kongress des Verbands der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik war wegen der Covid-19-Pandemie von 2020 in dieses Jahr verschoben worden. Ende Juli, Anfang August kamen viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu der fünftägigen Veranstaltung nach Marburg, die unter dem Leitwort "Leben. Bildung. Partizipation" stand. Alle, die in der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik tätig sind, waren zuvor aufgerufen worden, Angebote für den Kongress einzureichen.

Auf dem Campus der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) erlebten die Teilnehmenden ein prall gefülltes Programm mit Vorträgen, Workshops und Arbeitsgruppen, das die Vielfalt der Angebote im Bereich Blinden- und Sehbehindertenpädagogik widerspiegelte.

An einem Tag war Zeit für einen Entdeckungsrundgang: An Ständen und bei einer Posterausstellung stellten Einrichtungen ihre Projekte und Angebote, darunter viele Unterrichtsmaterialien, vor. Auch der DBSV war mit einem Stand vertreten, an dem er unter anderem dazu einlud, die Tastbücher des Verbands zu erkunden.

Der nächste VBS-Kongress ist für 2028 in Würzburg geplant. Wer einen Eindruck von der Vielfalt des Programms beim diesjährigen Kongress gewinnen möchte, findet es unter www.vbs2023.de/wp/programm

Termine & Tipps:

Termine

Yoga-Woche im Herbst

5.-11.11. und 10.-16.12.2023,
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Im Yoga-Kurs werden Körperübungen zur Entspannung und Kräftigung, verschiedene Atemübungen sowie einfache Meditationen erlernt. Ein Krankenkassenzuschuss ist möglich.

Infos und Buchung unter
Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

Inklusive Ausstellung

8.-28.11.2023, München

Die Ausstellung "Religionen der Welt" zeigt wie Menschen im Alltag ihre Religion leben und Hilfe durch ihren Glauben erfahren. Es werden alle Sinne angesprochen. Menschen mit Sehbehinderung können die Ausstellung über Hörstift und Tastmaterial erleben. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen unter www.ausstellung-religionen-der-welt.de

Tanzworkshops

19.11.2023, Hamburg
26.11.2023, Berlin

Teilnehmende jeden Alters können im Gruppenunterricht verschiedene Tanzstile kennenlernen und neue Bewegungsmöglichkeiten entfalten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Infos und Anmeldung:
E-Mail: ballettfuerblinde@gmail.com

Kreativtage: Upcycling

21.-24.11.2023,
Aura-Hotel Saulgrub

In diesem Kurs werden gebrauchte Materialien und ausgediente Gegenstände wiederverwendet und zu neuem Leben erweckt.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 99-0
E-Mail: info@aura-hotel.de

"Die Zauberflöte" mit Audiodeskription

29.11.2023, Berlin

Die Deutsche Oper Berlin zeigt Wolfgang Amadeus Mozarts berühmtes Werk von 1791. Die Aufführung wird mit Live-Audiodeskription angeboten.

Infos und Tickets unter Tel.: 0 30 / 34 38 43 43

PC-Universalseminar

29.11.-3.12.2023,
Aura-Pension "Brockenblick", Wernigerode

Das Seminar richtet sich an alle, die fitter im Umgang mit dem Notebook werden möchten. Es werden Grundlagen und praktische Anwendungen vermittelt.

Buchung unter
Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
E-Mail: info@aurapension.de

Infos zum Kurs unter
Tel.: 0 35 73 / 9 39 60 11

Krimitage mit Hörspiel-Workshop

28.2.-3.3.2024,
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Während der Krimitage werden in kleinen Gruppen Geschichten entwickelt, Rollen verteilt, Szenen ausgearbeitet und anschließend aufgenommen. Zum Abschluss erwartet die Teilnehmenden ein Krimi-Wochenende.

Infos und Buchung unter
Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

Tipps

Menschen mit Behinderung in der Antike: Vortrag mit Livestream

"Dis/abled  –  Menschen mit Behinderung in der Antike": So lautet der Vortrag des Mediziners, Historikers und Sonderpädagogen Robert R. Keintzel. Als Basis dient ihm sein aktuelles Buch. Die Veranstaltung findet am 30. November 2023 um 19 Uhr in der Römer-Box im Archäologischen Park Cambodunum in Kempten (Allgäu) statt und kann im Livestream verfolgt werden.

Anmeldung unter
Tel.: 08 31 / 25 25 77 77
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Livestream: www.apc-kempten.de

"Der König der Löwen" mit Audiodeskription per App

Durch die Audiodeskriptions-App "Earcatch" ist der Besuch des Disney Musicals "Der König der Löwen" jetzt auch für Menschen mit Seheinschränkungen zugänglich. Die Technologie ist in der Filmbranche schon länger in Gebrauch und wurde speziell für Theateraufführungen weiterentwickelt. Die Audioinhalte werden automatisch und synchron mit der Show auf dem eigenen Smartphone über Kopfhörer abgespielt. In den Dialogpausen beschreibt eine Stimme visuelle Elemente, Charaktere und deren Mimik oder Position.

Die App "Earcatch" ist kostenfrei verfügbar (App Store, Google Play).

Führung durchs Nawareum

Im neuen Mitmach-Museum Nawareum in Straubing können Besucherinnen und Besucher in vielfältige Themen wie Natur, Klimawandel, Pflanzen und Umwelt eintauchen und Zukunftstechnologien wortwörtlich begreifen. Es werden Gruppenführungen für blinde und sehbehinderte Menschen angeboten.

Weitere Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 94 21 / 30 05 10
E-Mail: paedagogik@nawareum.de
www.nawareum.de

Forum:

Akzeptiert ohne großes Aufsehen

Nach dem Abitur stellte sich Jasmin Ciplak die Frage, was sie nun mit ihrem Leben anfangen sollte. Da ihre Sehkraft nachließ, beschloss sie, noch etwas von der Welt zu sehen und meldete sich zum sozialen Freiwilligendienst in Togo. Von den Erfahrungen, die sie in dem Dorf Balanka machte, berichtet sie in ihrem kürzlich erschienenen Buch. Ihren Langstock lernte sie in Togo zu schätzen  –  und verhalf auch anderen zu dem Hilfsmittel.

Von Jasmin Ciplak


Ein Freiwilligendienst mit Sehbeeinträchtigung? Und dann noch in Togo, einem Land in Westafrika? Ja, das ist möglich, und es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Kurz zu mir, ich heiße Jasmin Ciplak, bin 23 Jahre alt, studiere Jura und arbeite nebenbei in einer Kanzlei in Hamburg. Bei mir liegt die Diagnose Zapfen-Stäbchen-Dystrophie vor, und ich sehe aktuell noch vier Prozent auf dem besseren Auge. Doch springen wir ein paar Jahre zurück, zu meinem letzten Schuljahr. Damals nahm mein Sehvermögen noch einmal spürbar ab und zugleich stellte sich die Frage: Wie soll es nach dem Abitur weitergehen? Zum ersten Mal musste ich mich vertieft mit meiner eigenen Sehbeeinträchtigung und möglichen Zukunftsperspektiven auseinandersetzen. Zu diesem Zeitpunkt sah ich noch rund zehn Prozent.

Ich beschloss, noch etwas von der Welt zu sehen, bevor die Sehkraft weiter abnimmt und bewarb mich auf Freiwilligendienste auf dem afrikanischen Kontinent. Dass ich am Ende in einem Bildungszentrum in Togo landete, verdanke ich wohl meinen Französischkenntnissen sowie meiner Arbeit in der Schulmediathek.

Nach der Ankunft in Togo, der Suche nach meinem verschollenen Koffer und der ersten Malaria-Erkrankung, ging es für mich von Kpalimé, einer Großstadt im Süden Togos, nach Balanka, einem Dorf rund eine Tagesreise vom Rest der Freiwilligen entfernt, die in Kpalimé und Umgebung blieben.

Für mich war Balanka ein Glücksgriff. Im Dorf waren die Straßen weniger stark befahren und die Strecken kürzer und einprägsamer als in den Großstädten, in denen die anderen Freiwilligen lebten. Zunächst einmal musste ich lernen, meine vielen Gastgeschwister und meine zwei Gastmütter zu unterscheiden.

Sowohl meine Gastfamilie als auch meine zwei togolesischen Kollegen waren sehr herzlich und mit den richtigen Hilfsmitteln klappte auch die Arbeit im Bildungszentrum ohne größere Probleme.


Bücher verliehen und repariert

Das Bildungszentrum verleiht zu Schulbeginn Schulbücher an die Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen und bietet mit einer Solaranlage auf dem Dach auch bei Stromausfällen abends eine Möglichkeit, bei Licht seine Hausaufgaben zu erledigen. Meine Kollegen und ich unterstützten bei den Hausaufgaben, verliehen Bücher und reparierten sie. Daneben übten wir mit den jüngeren Kindern lesen und boten Computer-, Mathe- und Englischkurse für die entsprechenden Klassenstufen an. In den Ferien wurde in der Bibliothek gemalt und gebastelt, zudem wurden Bälle zum Spielen vor der Bibliothek verliehen.

In Balanka selbst wird die Sprache "Balanka" gesprochen, allerdings findet der Unterricht in den Schulen landesweit auf Französisch statt, sodass die Schülerinnen und Schüler sowie die meisten Erwachsenen fließend Französisch sprechen. Ich hatte zwar von meinen Gastgeschwistern einige Wörter und Redewendungen auf "Balanka" gelernt, primär sprach ich im Alltag jedoch Französisch. Teils kamen auch Studierende vorbei, die sich auf Deutsch mit mir unterhielten, da Deutsch in der Oberstufe unterrichtet wird.


Positive Reaktionen

Angekommen in Togo musste ich jedoch auch realisieren, wie schlecht ich wirklich sehe. Sicherlich kennen viele die Situation, dass man sich in vertrauter Umgebung viel besser zurechtfindet als im Urlaub, wo beispielsweise Haltestellen, Bankfilialen oder Geschäfte andere Erkennungsmerkmale aufweisen.

So war es auch in Togo. Allerdings waren die Menschen in Bezug auf meine Sehbeeinträchtigung viel offener. Meine Kollegen waren an den Hilfsmitteln interessiert und ließen sich gleich einmal beibringen, wie man mit dem Langstock pendelt.

Meine Gastschwester wies mich zwar bei unseren wöchentlichen Joggingrunden auf Schlaglöcher hin  –  aber erst, nachdem sie bemerkt hatte, dass ich sie teils nicht sah. Es war das erste Mal, dass die Beeinträchtigung einfach akzeptiert wurde und niemand ein großes Aufsehen darum machte.

Diese positiven Reaktionen und das Verständnis meiner Mitmenschen dafür, dass ich abends mal mit Taschenlampe, mal mit Langstock und mal ganz ohne unterwegs war und ich dennoch meine Arbeit verrichten konnte, trugen auch bei mir dazu bei, den Langstock sowie meine Sehbeeinträchtigung zu akzeptieren.


Gewaltsame Ausschreitungen

Als sehbeeinträchtigte Person wollte ich natürlich mehr über das Leben von blinden und sehbeeinträchtigten Personen in Togo herausfinden. Vor allem, da ich zwei Wochen vor der Abreise mit Erdin, also "Mr. BlindLife", insbesondere bekannt durch TikTok und YouTube, zusammengekommen war. Inzwischen sind wir verheiratet.

Ich hatte zwar in einem Buch über eine Schule für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler in Kpalimé gelesen, sie aber zunächst nicht gefunden. Im Dezember reiste ich mit meiner Gastschwester Samsia in die Hauptstadt Lomé und geriet auf dem Rückweg in gewaltsame Ausschreitungen. Zu dieser Zeit standen Wahlen in Togo kurz bevor, und an diesem Wochenende wurden Demonstrationen der Opposition an mehreren Orten gewaltsam von der Polizei aufgelöst. Auch wir bekamen im weiteren Verlauf der Reise Tränengas ab, als unser Bus in einer Großstadt hielt, um uns Reisenden zu ermöglichen, sich kurz mit Nahrungsmitteln für die weitere Fahrt einzudecken.

Bevor es zu den Ausschreitungen kam, warteten Samsia und ich jedoch in Kpalimé in einem Bus auf weitere Passagiere. Plötzlich lief direkt vor unserem Busfenster ein junger Mann mit kaputtem Langstock vorbei. Ich stieg aus, sprach ihn an, und wir tauschten Telefonnummern aus. Rund eine Woche später war ich aufgrund eines Seminars erneut in Kpalimé und traf mich mit Ayala, dem jungen Mann, sowie seinen blinden und sehbeeinträchtigten Mitbewohnern. Zudem besuchte ich das Blindenzentrum "Centre des aveugles de Kpalimé", in dem blinde und sehbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler die ersten sechs Schuljahre in einem Internat verbringen können, bevor sie auf eine Regelschule wechseln und gegebenenfalls von Freiwilligen im Unterricht unterstützt werden. Was mir auffiel, waren die kaputten Langstöcke, denn auch im Blindenzentrum gab es keine tauglichen Langstöcke mehr.


Spendenprojekt Langstöcke

Gemeinsam mit Lydia Zoubek, einer blinden Bloggerin, und Erdin entschied ich daraufhin, ein Spendenprojekt zu starten, um die älteren Schülerinnen und Schüler mit neuen Langstöcken auszustatten.

Durch die Unterstützung der Community in Deutschland konnten im März 2019 insgesamt 38 Langstöcke mit Ersatzteilen im Zentrum an die älteren Schülerinnen und Schüler aus den Wohngemeinschaften in Kpalimé übergeben werden. Das Projekt war wahrscheinlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber gerade, wenn die Lehmstraßen während der Regenzeit unebener sind, ist ein funktionsfähiger Langstock eine unglaubliche Erleichterung. So jedenfalls meine Erfahrung.

Mein Kollege machte mich, nachdem ich von unserem Spendenprojekt für ein Blindenzentrum erzählte, auf einen blinden Jungen im Dorf aufmerksam. Nach Rücksprache mit der Leiterin des Vereins "Bildung für Balanka", den auch das Bildungszentrum gegründet hat, besuchten wir die Großmutter des Jungen, bei der er lebte, und boten ihr an, dass der Junge mit Unterstützung des Vereins die Blindenschule in der nächsten Großstadt besuchen könne. Beide sagten zu, und inzwischen ist der Junge ein sehr guter Schüler geworden.

Jasmin Ciplak (23) lebt in Hamburg. Über ihren Freiwilligendienst hat sie ein Buch geschrieben: "Mit dem Blindenstock nach Togo  –  Von Büchern, Saharasand und Mr. BlindLife" heißt es und ist im Oktober im hansanord Verlag erschienen. Als Taschenbuch kostet es 17 Euro, als E-Book 9,99 Euro. Eine Veröffentlichung als Hörbuch ist geplant. Pro verkauftem Buch geht ein Euro an den Verein "Bildung für Balanka", der Bildungs- und Umweltprojekte in Balanka fördert.


Dazu zwei Bilder:

    • Ein Gruppenbild zeigt togolesische Schülerinnen und Schüler, die Langstöcke erhalten haben und sie nach oben in die Luft halten. Jasmin Ciplak steht links am Rand der Gruppe.
    • Jasmin und der Schüler Ayala stehen, beide mit Langstock, auf einer Straße in Kpalimé. Sie hat langes blondes, nach hinten gebundenes Haar und eine Brille mit dunklem Rahmen.

Rätsel

Tierversteckrätsel

In jedem der folgenden acht Begriffe ist der Name eines Tieres versteckt. Bei richtiger Lösung nennen die Anfangsbuchstaben der Tiernamen  –  fortlaufend gelesen  –  den Namen eines Parasiten.

Hier die gesuchten acht Begriffe:

  1. Kolbenbärlapp
  2. Schlaraffenland
  3. Nashornvogel
  4. Erdachse
  5. Krawallmacher
  6. Neuhumanismus
  7. Tamarinde
  8. Festschmaus

Text und Scherenschnitt: Thomas Christian Dahme


Dazu ein Bild: Feingestrichelte Zeichnung eines Uhus: Er sitzt auf einem Ast und blickt mit großen runden Augen Richtung Betrachter.


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. November an den

DBSV
Rungestraße 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an: sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen im Januar an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).

Lösung des September-Rätsels

Loge  –  Licht  –  Zeit  –  Drama  –  Schwank  –  Arie  –  Aufzug  –  Akt  –  Set  –  Star  –  Kamera  –  Anrecht  –  Rang  –  Reihe  –  Alt  –  Regie  –  Ort



Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an sichtweisen@dbsv.org oder per Post an

DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestraße 19, 10179 Berlin

Panorama:

Gesellschaft

Autofahrer überschätzen ihr Sehvermögen

Gutes Sehvermögen ist die Voraussetzung, um sicher Auto zu fahren. "Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass ein Teil der Autofahrenden nicht merkt, dass sie seitens des Sehvermögens de facto fahruntauglich sind", erklärt Prof. Dr. Frank Tost von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Die Fachgesellschaft, die im September zu ihrem jährlichen Kongress zusammenkam, rät zu regelmäßigen Augenuntersuchungen ab dem 60. Lebensjahr sowie altersunabhängig zu ärztlichen Besuchen bei merkbaren Veränderungen der Sehfähigkeit. Über Hintergründe berichtete Tost in einer Pressekonferenz zum Kongress.

Die Europäische Union hat vorgeschlagen, dass Seniorinnen und Senioren ab 70 Jahren alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. In vielen Mitgliedsstaaten gibt es bereits Vorgaben für verpflichtende Gesundheitschecks, in Deutschland nicht.

Eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen mit 377 Personen ergab: Während bei der Befragung 99,2 Prozent ihre Sehfähigkeit selbst als eher gut bis sehr gut einschätzten, fielen 16,4 Prozent beim Sehtest mit einer tatsächlichen Sehschärfe unter 0,7 durch. "Sie dürften so gar nicht mehr ohne Weiteres am Steuer sitzen", erläutert Tost.

Aus Sicht des DOG-Experten ist es wichtig, Warnsignale häufiger Augenerkrankungen zu erkennen und einen augenärztlichen Beratungstermin zu vereinbaren. "Ein typisches Anzeichen etwa für den Grauen Star sind Störungen des Dämmerungssehens und erhöhte Blendempfindlichkeit", erklärt Tost. Auch das Risiko für ein Glaukom steigt mit dem Alter. "Das Risiko von Unfällen mit lebensgefährlichem Ausgang steigt beim Glaukom immens an", bemerkt Tost.

Die Angst, gleich den Führerschein zu verlieren, ist häufig unbegründet: In vielen Fällen lässt sich mit Sehhilfen, einer Operation oder Verhaltensweisen Abhilfe schaffen. Klare Vorgaben existieren nach dem Verlust des Sehvermögens auf einem Auge oder bei neu aufgetretenen Doppelbildern etwa in Folge eines Schlaganfalls, Bluthochdrucks oder bei Schilddrüsenerkrankungen. "Dann muss das Auto zunächst für mindestens drei Monate stehen gelassen werden", erklärt Tost. "Erst nach augenärztlicher Untersuchung und Beratung darf man wieder ans Steuer."

Bundesteilhabepreis: "Gesundheit inklusiv"

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) lobt zum fünften Mal den mit insgesamt 17.500 Euro dotierten Bundesteilhabepreis aus. Mit dem Preis werden die drei besten Gute-Praxis-Beispiele und Modellprojekte zu einem jährlich wechselnden Schwerpunktthema ausgezeichnet. Der Bundesteilhabepreis wird von Bundesminister Hubertus Heil im Rahmen der Inklusionstage 2024 verliehen.

Das diesjährige Thema lautet "Gesundheit inklusiv  –  barrierefreie ambulante Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderungen". Dafür werden gute Beispiele, Modellprojekte und konkrete Konzepte gesucht, die Vorbilder für andere Projekte sein können.

Im Fokus sollte das Zusammenspiel von Zugänglichkeit und Qualität der inklusiven Gesundheitsversorgung stehen. Besondere Relevanz haben dabei die Aspekte Prävention, Behandlung und therapeutische Versorgung sowie der persönliche Umgang und die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten. Ziel ist es, eine inklusive ambulante Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau und ohne soziale Isolation sicherzustellen.

Bewerben können sich Akteure aus dem Bereich inklusive ambulante Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderungen in den Handlungsfeldern Prävention, Rehabilitation, Gesundheit und Pflege, zum Beispiel Arztpraxen, Rehakliniken mit ambulanten Angeboten, Kommunen oder Verbände. Bewerbungsschluss ist der 20. Dezember 2023.

Mehr Infos unter www.bundesteilhabepreis.de

Der DVBS hat einen neuen Geschäftsführer

Elias Knell ist der neue Geschäftsführer des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS). Knell ist bereits seit 1. Juli dieses Jahres im Amt. Aufgrund struktureller Veränderungen und den Wirren in der Pandemiezeit hatte der DVBS zwei Jahre lang keine Geschäftsführung.

Knell war zuvor mehr als fünf Jahre als Persönlicher Referent eines Wahlbeamten im Landeswohlfahrtsverband Hessen tätig. Vorherige Stationen waren in einem Verlags- und Handelsunternehmen sowie in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt im Schwalm-Eder-Kreis. Er hat Politikwissenschaft in Marburg sowie Personalmanagement in Kassel studiert. Darüber hinaus bringt er Erfahrungen aus dem Bereich Ehrenamt, Verbandsmanagement und Interessenvertretung mit.

Kontakt:
Tel.: 0 64 21 / 9 48 88  –  0 (DVBS)
E-Mail: knell@dvbs-online.de


Dazu ein Bild: Elias Knell auf einer Wiese mit Büschen und Bäumen. Er hat helles, seitlich gescheiteltes und nach hinten gekämmtes Haar und ein jungenhaftes Gesicht.

Barrierefreiheit

Rechtssammlung zur Barrierefreiheit

Die Website der Bundesfachstelle Barrierefreiheit bietet seit Kurzem eine umfassende Rechtssammlung zur Barrierefreiheit. Bislang habe es noch keine übersichtliche Sammlung der rechtlichen Vorgaben gegeben, die sich auf Barrierefreiheit beziehen, heißt es seitens der Bundesfachstelle.

"Damit schaffen wir Transparenz und geben ein Instrument an die Hand, mit dem Interessierte mögliche rechtliche Stellschrauben, an denen im Sinne der Barrierefreiheit gedreht werden kann, identifizieren können", sagt der Leiter der Bundesfachstelle, Dr. Volker Sieger.

Derzeit enthält die Rechtssammlung mehr als 110 Gesetze und Verordnungen. Sie bietet einerseits einen Überblick über die vorhandenen Gesetzestexte, die rechtliche Regelungen für die Barrierefreiheit beinhalten. Andererseits zeigt sie die Vielfalt der Barrierefreiheit auf. Dabei liegt der Fokus zunächst auf dem Bundesrecht. Für die landesrechtlichen Vorschriften der Barrierefreiheit soll diese Rechtssammlung als Beispiel dienen, das in den jeweiligen Bundesländern übernommen und fortgesetzt werden kann.

Die Rechtssammlung ist zu finden unter: www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/rechtssammlung

3-D-Skulptur zum Anfassen

Um auch blinden und sehbehinderten Menschen Kunst näherzubringen, wird am Kunstmuseum Bayreuth ein 3-D-Modell einer Skulptur erstellt. Zum Betrachten, aber auch zum Tasten. "Marsyas I" heißt die überdimensional große Bronze-Skulptur von Alfred Hrdlicka aus dem Jahr 1962. Sie zeigt einen schlanken menschlichen Körper mit übernatürlich langen Gliedern, der die Arme geschlossen nach oben reckt.

Das Kunstmuseum hat Robert Falkenstein vom "Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk" beauftragt, einen 3-D-Scan der Statue zu erstellen. Falkenstein macht mit einer Drohne Aufnahmen von allen Seiten der Skulptur. Das Kunststoff-Tastmodell, das auf Basis der Bilder entsteht, soll im Herbst fertig und rund 30 Zentimeter hoch sein.

Im Kunstmuseum Bayreuth gab es auch den Versuch, Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen Original-Kunstwerke mit Handschuhen abtasten zu lassen. "Das war für uns in Ordnung, aber Menschen, die schlecht sehen können, haben nichts davon", sagt Kunsthistorikerin Beatrice Trost. Kunststoff-Modelle können dagegen ohne Handschuhe angefasst werden.

Als Hilfe steht im Museum auch ein Rollcontainer bereit, der Hilfsmittel enthält, um die Kunst zu verstehen  –  zum Beispiel Bilder, deren Konturen erhaben und somit ertastbar sind. Auch zwei kleine Skulptur-Tastmodelle gibt es schon sowie verschiedene Steinarten und ein Bronzestück, um den Materialunterschied verschiedener Kunstwerke zu verdeutlichen.


Dazu ein Bild: Die Bronze-Skulptur "Marsyas I" steht auf einem Sockel. Sie stellt einen langgestreckten menschlichen Körper dar und erstreckt sich bis über die Fenster im Erdgeschoss eines Hauses. Sie steht auf dem Bürgersteig einer kleinen Straße mit älteren Häusern. Im Hintergrund sind die Türme einer weißen Kirche zu sehen.

Aus den Ländern

Vorstand in Westfalen turnusgemäß gewählt

Der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen hat im September bei seiner Mitgliederversammlung turnusmäßig den Vorstand neu gewählt. An der Spitze gab es keine Veränderungen. Zur Vorsitzenden wurde erneut Swetlana Böhm gewählt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Herbert Kleine-Wolter. Wiedergewählt wurden auch die weiteren Vorstandsmitglieder Filomena Muraca-Schwarzer und Josef Küppers, neu im Vorstand sind Beate Telgheder, Ingo Arnst und Wolfgang Liffers.

Sport

Zweimal WM-Gold im Para-Schwimmen

Fünf Sportlerinnen bzw. Sportler mit Sehbehinderung nahmen als Teil des deutschen Teams an der Weltmeisterschaft im Para-Schwimmen im englischen Manchester teil. Die WM fand vom 31. Juli bis zum 6. August statt. Der 21-jährige Taliso Engel holte Gold über 100 Meter Brustschwimmen. Für ihn ist es sein drittes WM-Gold in Folge. In der gleichen Disziplin gewann Elena Semechin die Goldmedaille. Die 29-jährige Berlinerin legte die Distanz in 1:13,13 Minuten zurück.

Engel und Semechin sind aufgrund ihrer medizinischen Vorgeschichte glücklich, die Medaillen errungen zu haben. Während der Vorbereitung auf die WM litt Engel an Ohrenschmerzen im rechten Ohr, das mittlerweile taub ist. Das linke ist intakt. Elena Semechin wurde im November 2021 ein Gehirntumor entfernt. Vor der WM im Para-Schwimmen beendete sie den letzten Zyklus ihrer Chemotherapie.

Philip Hebmüller nahm zum zweiten Mal an einer Weltmeisterschaft teil. Im Brustschwimmen über 100 Meter erreichte der 16-jährige Sportler Platz 5. Über 400 Meter Freistil schaffte es Hebmüller ins Finale, wo er den achten Platz belegte. Der junge Schwimmer zeigte sich angesichts der Leistungen zufrieden. Gegenüber dem Deutschen Behindertensportverband sagte er, dass sich das Rennen "unglaublich geil" angefühlt habe.

Für die erst 13-jährige Johanna Döhler war es die erste Weltmeisterschaft. Sie absolvierte die 400 Meter Freistil in 5:18,29 Minuten und belegte den zehnten Rang.

Sechs Mal Gold, sieben Mal Silber, vier Mal Bronze: Das sind die Medaillen, die das deutsche Team in Manchester sammelte. Damit sicherte es sich für die Paralympics nächstes Jahr in Paris vier Startplätze für Frauen und zwei für Männer.


Dazu ein Bild: Elena Semechin von vorne im Wasser: Sie holt Luft für den nächsten Zug beim Brustschwimmen, trägt eine dunkle Badekappe und eine dunkle Brille.

Deutscher Meister im Blindenfußball

Als die Profi-Kicker schon in ihre neue Saison gestartet waren, schlossen die Blindenfußballer ihre Saison 2023 ab: Der letzte Spieltag fand Mitte September auf dem Kölner Roncalliplatz im Schatten des Doms statt. Deutscher Meister wurde das Team aus Marburg (SF BG Blista Marburg). Mit 20 Punkten steht es nach acht Spielen auf Platz eins der Tabelle. Es folgen der FC St. Pauli auf Platz zwei (17 Punkte) und der MTV Stuttgart auf Platz drei (ebenfalls 17 Punkte, aber schlechtere Tordifferenz).

Die Weltmeisterschaft im englischen Birmingham im August endete für die deutsche Mannschaft der Herren mit dem elften Platz; das Team der Frauen war in der Vorrunde ausgeschieden.

Mehr Infos unter www.blindenfussball.de

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel.

Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • AURA-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • AURA-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • AURA-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • AURA-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • AURA-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

"Die Sonne geht uns alle an"

Gebannt lauschte Gerhard Jaworek als Kind den Geschichten um die Raumschiffe Enterprise und Orion. Blind und fasziniert von Technik: Das passt zusammen, findet er. Jaworek begeistert sich für Naturwissenschaft allgemein und für Astronomie im Besonderen  –  und steckt mit seiner Begeisterung andere an. Sehen müsse er die Sterne nicht, sagt er, denn im Weltraum knattert, tackt und rauscht es.

Von Gerhard Jaworek  


"Wieso machst du das? Da hast du doch eh nichts von!"  –  "Wie willst du da mitreden? Du siehst das doch gar nicht!" Solche verwunderten Fragen werden mir immer wieder gestellt, wenn ich als von Geburt an vollblinder Mensch über mein Lieblingshobby, die Astronomie, spreche. Nachdem ich meinen Vortrag oder mein Seminar abgehalten habe, wendet sich das Blatt aber meist, und die Zweifler werden zu den größten Eiferern.

Seit mehr als 30 Jahren befasse ich mich mit dem Weltraum. Beruflich ist es seit 23 Jahren meine Aufgabe als diplomierter Informatiker, für die Studierenden mit Seheinschränkung der Karlsruher Hochschulen Lösungen zu finden, damit sie ein Studium im naturwissenschaftlich-technischen Umfeld absolvieren können. Es ist mir eine große Freude und ein Anliegen, besonders die Astronomie für Menschen mit Seheinschränkung zugänglich zu machen.


Im Schatten der Enterprise

Meine Begeisterung für Wissenschaft und Technik war es, die mich zur Astronomie brachte. Wie alle Kinder, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren geboren wurden, wuchs auch ich ganz selbstverständlich im Schatten von Captain Kirk und seinem Raumschiff Enterprise auf. Star Wars, Raumpatrouille Orion und viele andere Filme und Serien beeindruckten mich sehr. Stets mochte ich Handlungen mit viel technischem Bezug. Außerdem faszinierten mich die futuristischen Geräusche.

Die Sterne höre ich nicht mit bloßen Ohren und fühle auch den Vollmond nicht. Hätte ich keinen Kalender, wüsste ich gar nicht, wann Vollmond ist. Und trotzdem ist die Astronomie eines der inklusivsten Hobbys, das ich kenne. Denn: Die Astronomie verzweigt sich in derart viele Disziplinen, dass sie sich hervorragend gemeinsam mit Sehenden oder mit Menschen mit anderen Einschränkungen betreiben lässt. Seit vielen Jahren leite ich regelmäßig eine Freizeit des Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienstes Baden, die sich in erster Linie an junge Erwachsene richtet. Ich wähle dafür Themen aus, die Religion, Philosophie und Naturwissenschaften miteinander verbinden. Viele dieser Themen streifen die Astronomie, denn beispielsweise die Sonne, "der Stern, von dem wir leben", geht uns alle an.

Sie sendet ein unglaublich spannendes "Radioprogramm", ein Rauschen, dessen Intensität und Lautstärke sich verändert, je nachdem, was auf dem Stern gerade vor sich geht. Der Jupiter hingegen sendet ein aufgeregtes Knattern und Tacken aus. Das Weltall ist also kein Ort der Stille, wie man vielleicht denken könnte, sondern bietet unzählige weitere, nicht-visuelle Facetten. Gibt man in einer Internet-Suchmaschine "Sound Solar Wind" oder "Bowshock Jupiter" oder "Pulsar Sounds" ein, dann kommt man sehr rasch zu verschiedenen "Radioprogrammen" des Weltalls.


Steinplaneten als Plastikmodelle

Abends den Himmel nicht betrachten zu können, bedeutet für mich keine Einbuße. Zum einen habe ich taktile Materialien entwickelt, die mir eine Vorstellung des Sternenhimmels mit seinen wichtigsten Sternbildern geben. Mir stehen zum Beispiel alle Steinplaneten (Merkur, Venus, Erde, Mars und Mond) als Plastikmodelle aus dem 3-D-Drucker zur Verfügung. Sie haben einen Durchmesser von etwa 15 Zentimetern, damit ich sie noch transportieren kann. Auch der Komet 67P wurde so anhand von Stereobildern der Europäischen Weltraumorganisation ESA erstellt.

Des Weiteren besitze ich Hefte mit taktilen Grafiken von Sonnen- und Mondfinsternissen, Sternbildern und vielem mehr. Oft kommt auch ein Legomodell der Mondrakete, des Space-Shuttle und der Raumstation ISS zum Einsatz, vor allem bei Vorträgen für Kinder.

Zum anderen ist es für mich ein Hochgenuss zu erleben, wie sich die medial überreizte Welt der jungen Menschen entschleunigt, wenn wir bei einer Freizeit abends gemeinsam auf einer Wiese liegen. Ganz leise und ergriffen beginnen die Teilnehmenden plötzlich, miteinander über das zu sprechen, was sie am Himmel sehen. Ich steuere zu den Sternbildern passende Geschichten aus der griechischen Mythologie oder andere Anekdoten bei, die ich frei erzähle oder im Dunkeln aus meinen Braille-Dokumenten vorlese.

Die Materialien, die ich austeile, sind taktil und gleichzeitig farbig gestaltet. So können die sehenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre visuelle Wahrnehmung hinausgehen, und wir können uns darüber austauschen. Den technisch Interessierten zeige ich Astronomie-Apps auf meinem Smartphone. Das Gerät ist der perfekte Eisbrecher, weil es die jungen Menschen fasziniert, wie ich das Touch-Handy ohne Augen bedienen kann.


Teleskop statt "Sagaland"

Nicht zuletzt bin ich verrückt genug, um ein Teleskop und ein Mikroskop zu besitzen. Ich kam zu beidem durch meine Nichten und Neffen, die heute erwachsen sind und deren Kinder mittlerweile hineinblicken, wenn sie mich besuchen. Es war frustrierend, wie viele Spiele wir nicht gemeinsam spielen konnten, weil alles so visuell ist. Spiele wie "Mau-Mau", "Mühle" und "Mensch ärgere dich nicht!" gingen noch, aber "Siedler" oder "Sagaland" funktionierten überhaupt nicht. Aus diesem Grund suchte ich ein Hobby für uns alle.

Bald erwies sich der Blick durch mein Mikroskop oder des Nachts durch mein Teleskop als die erfüllendste Beschäftigung für meine Nichten und Neffen. Zwar habe ich nicht mit der Astronomie begonnen, um eine Beschäftigung für die Kinder zu finden, habe aber durch sie erkannt, wie mächtig die Astronomie im Erlangen einer ganzheitlichen Weltsicht ist und wie viel Potenzial sie dem inklusiven Miteinander bietet. In der Gesellschaft muss sich in dieser Hinsicht noch einiges ändern.

Oft werde ich gefragt, ob ich die Bücher des Physikers Stephen Hawking kenne. Jedoch nicht etwa wegen deren Inhalt, sondern weil er  –  zwar völlig anders als ich  –  auch behindert war. Damit wird einer der größten Physiker und Astronomen des letzten Jahrhunderts über seine Behinderung definiert. Dabei war schon Johannes Kepler, der größte Astronom des letzten Jahrtausends, in Folge einer Pockenerkrankung stark seheingeschränkt. Hätte er nicht seinen Astronomie-Kollegen Tycho Brahe als präzisen Beobachter an seiner Seite gehabt, ist es fraglich, ob er zu seinen bahnbrechenden Keplerschen Gesetzen gefunden hätte, die bis heute für die Weltraumforschung grundlegend sind.

Mit meiner Mission der "Inklusion am Himmel" konnte ich sogar den Vorstand der Astronomischen Gesellschaft, eine der ältesten astronomischen Vereinigungen Europas, begeistern. Es ist nicht einfach, dort ohne Kontakte Mitglied zu werden, aber mein Engagement für die Astronomie-Freizeiten hat überzeugt und seit Mai 2013 bin ich das erste und einzige blinde Mitglied.

Gerhard Jaworek (54) lebt in Rheinstetten bei Karlsruhe.


Sein Buch "Blind zu den Sternen: Mein Weg als Astronom" ist 2015 als Taschenbuch im Aquensis-Verlag erschienen und noch als Kindle-E-Book erhältlich. Aufgelesen wurde es von der Hörbücherei Marburg.

In Jaworeks Blog "Blindnerd  –  Wissenschaft und Technik blind erleben" (blindnerd.de) geht es um Themen rund um Astronomie, Wissenschaft und Technik.


Dazu ein Bild: Gerhard Jaworek befühlt eine große runde Sternenkarte, die er in den Händen hält. Neben ihm steht das Modell einer Rakete. Jaworek hat kurzes dunkleres Haar.

Service:

Im Dschungel der Ansprechstellen (2)

Für Menschen mit Behinderung ist es manchmal schwierig, sich gegen Benachteiligung zu wehren. Zum Beispiel, weil das fachliche oder rechtliche Wissen fehlt und festgeschriebenes Recht nicht immer gelebtes Recht ist. Für viele Probleme gibt es Lösungen, doch wo sind sie zu finden? Die Service-Reihe "Im Dschungel der Ansprechstellen" gibt einen Überblick darüber, welche Ansprechstelle in welchem Fall hilft. Diesmal: die Schlichtungsstelle nach §16 des Behindertengleichstellungsgesetzes.

Von Lisa Mümmler  


Früher oder später hat (fast) jede und jeder einmal mit einer Bundesbehörde zu tun. Sei es die Bundesagentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung oder ein Bundesministerium. Aber was tun, wenn der Kontakt oder Besuch nicht barrierefrei möglich ist? Ungekennzeichnete Treppen, nicht über die Tastatur navigierbare Menüs auf Webseiten, unzugängliche Dokumente und vieles mehr schließen sehbehinderte und blinde Menschen aus.

Wer solche Situationen nicht ganz allein oder anwaltlich begleitet vor Gericht klären möchte, kann sich an die Schlichtungsstelle nach §16 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) wenden. Seit Dezember 2016 widmet sich die Schlichtungsstelle der Aufgabe, als neutrale Instanz Konflikte zwischen Menschen mit Behinderungen und öffentlichen Stellen des Bundes zu lösen. Die Inanspruchnahme ist kostenlos.


Dabei hilft die Schlichtungsstelle

Zuständig ist die Schlichtungsstelle BGG für Barrierefreiheit und Benachteiligung im Bereich der Bundesverwaltung. Das betrifft auch Barrierefreiheit in der Informationstechnik. Ebenfalls unterstützt sie in Sachen Zutritt mit Assistenzhund  –  in diesem gesonderten Fall kann die Schlichtungsstelle BGG eingeschaltet werden, wenn einer Person mit Assistenzhund der Zugang zu öffentlichen und privaten Anlagen und Einrichtungen mit Publikumsverkehr verwehrt wird. Dazu zählen Bundes-, Landes- und kommunale Behörden sowie Besitzer oder Betreiber privater Einrichtungen. Ziel ist es, eine außergerichtliche Einigung zu erreichen.


Antrag auf Schlichtung: So geht's

Ein Antrag auf Einleitung eines Schlichtungsverfahrens gemäß §16 BGG kann kostenlos barrierefrei online über die Website der Schlichtungsstelle BGG gestellt werden. Es gibt die Option, die Seite in Alltagssprache zu nutzen oder auf Leichte Sprache, Gebärdensprache oder Vorlesen umzustellen. Zunächst werden Daten zur eigenen Person erhoben wie Name, Anschrift und Art der Beeinträchtigung. Ausgewählt werden kann auch, ob der Antrag für sich selbst oder für einen anerkannten Verein gestellt wird. Nach einem Klick auf "Weiter" können Angaben zum Antragsgegner gemacht werden  –  also der Bundesbehörde, die nicht barrierefrei ist oder einen Menschen mit Behinderung benachteiligt hat. Die dritte Seite widmet sich ausführlich dem Geschehenen mit den Fragen "Was ist passiert?", "Wer hat Sie benachteiligt?", "Wie ist es geschehen?" und "Wo waren Barrieren?". Abschließend ist anzugeben, welches Ziel gemeinsam mit der Schlichtungsstelle BGG angestrebt wird.

Eine weitere Möglichkeit, einen Antrag auf Einleitung eines Schlichtungsverfahrens zu stellen, ist der Postweg. Wer einen Brief schreiben möchte, ist angehalten, sich an oben genannten Fragen zu orientieren.

Sobald der Antrag eingegangen ist, wird er ausführlich geprüft und die Mitarbeitenden der Schlichtungsstelle treten in Austausch mit der Antragstellerin oder dem Antragsteller und der betroffenen Behörde. Es wird nach Lösungen gesucht, um den Konflikt aus der Welt zu schaffen. Das kann im besten Fall dazu führen, dass Webseiten, Zugänge und Unterlagen barrierefrei werden. Kommt es zu keiner Einigung, können rechtliche Schritte wie das Einlegen eines Widerspruchs oder Klagen unternommen werden.

Falls sich herausstellt, dass kein Konflikt mit einer Bundesbehörde vorliegt, sondern zum Beispiel mit einer Landesbehörde, hilft die Schlichtungsstelle BGG, die richtige Ansprechstelle zu finden.

Kontakt:

Schlichtungsstelle nach dem Behindertengleichstellungsgesetz bei dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
Mauerstraße 53, 10117 Berlin
Tel.: 030 / 1 85 27  –  28 05
E-Mail: info@schlichtungsstelle-bgg.de
Internet: www.schlichtungsstelle-bgg.de



Kurzinfo: Erbrechtliche Beratung  –  ein Service der rbm

Soll ich ein Testament machen? Worauf muss ich achten? Was kostet das? Fragen, die sich auch sehbehinderte und blinde Menschen stellen. Die gemeinnützige Rechtsberatungsgesellschaft rbm (Rechte behinderter Menschen) bietet darum einen neuen Service für Mitglieder der DBSV-Landesvereine und der korporativen Mitglieder: eine erbrechtliche Beratung mit einer abschließenden Empfehlung.


Was ist Beratungsinhalt?

  1. Bewertung der Lebensumstände des oder der Ratsuchenden
  2. ein einstündiges Telefonat eines Juristen oder einer Juristin der rbm mit dem oder der Ratsuchenden (Fakten-Check, Ermittlung des Hauptanliegens)
  3. zusammenfassende Darstellung mit rechtlicher Bewertung und einer Empfehlung mit Eckpunkten für eine erbrechtliche Verfügung

Was kostet das?

Die rbm berechnet für diese Form der erbrechtlichen Beratung eine Gebühr von 240,75 Euro (inkl. Umsatzsteuer). Die schriftliche Darstellung kann zum Beispiel einem Notar oder einer Notarin zur konkreten Testamentsberatung vorgelegt werden.


Fragen Sie uns  –  wir beraten Sie gern:

rbm gemeinnützige GmbH
Rechte behinderter Menschen
Biegenstraße 22, 35037 Marburg
Tel.: 0 64 21 / 9 48 44-90 oder -91
E-Mail: kontakt@rbm-rechtsberatung.de
Internet: www.rbm-rechtsberatung.de

Medien:

Bücher

Alma und der Gesang der Wolken

Ein Buchtipp von Claudia Gosen, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Nun hat der Krieg auch das kleine Hademstorf erreicht. Schwermütig erledigt Franz Wiese an diesem Morgen die anstehende Stallarbeit. Um 8 Uhr geht der Zug, der ihn zu seiner Ausbildungseinheit in der Heidekaserne bringen wird.

Seine Schwester Alma ist nun allein verantwortlich für den Hof, unterstützt von zwei Kriegsgefangenen. In der schweren Zeit voller Angst, Arbeit und in den Wirren des Kriegsgeschehens verliebt sich Alma in den französischen Kriegsgefangenen Robert und wird schwanger. Missgunst in ihrem Umfeld schlägt ihr nun entgegen. Robert zieht es nach dem Krieg zurück nach Frankreich. Wird Alma ihn wiedersehen? Und was wird aus dem Hof, wenn Franz aus dem Krieg zurückkommt?

Dieser einfühlsame Roman hat mich sehr gefesselt. Die Kriegsgeschehnisse, die Schicksalsschläge, aber auch alle Freuden sind sehr berührend und spannend geschrieben. Ein wunderbares Stück Zeitgeschichte.

Der Autor Heinrich Thies wurde 1953 als Bauernsohn in Hademstorf in der Lüneburger Heide geboren, studierte Politik, Philosophie, Germanistik und Journalistik und war lange Zeit Redakteur bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Er erhielt 1991 den Theodor-Wolff-Preis.

Der Roman "Alma und der Gesang der Wolken" basiert auf seiner Familiengeschichte.

Heinrich Thies: Alma und der Gesang der Wolken
DAISY-CD (15:30 Stunden)
Sprecherin: Andrea Schunk

Landnahme

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, dzb lesen


Er hat es geschafft. Bernhard Haber ist ein wohlhabender Unternehmer in Bad Guldenberg geworden, arbeitet im Stadtrat und als Vorsitzender des Karnevalvereins.

Als Zehnjähriger kommt Haber 1950 mit seinen Eltern aus Breslau in die sächsische Kleinstadt. Bei den Einwohnern sind die Vertriebenen nicht willkommen und müssen Beschimpfungen und Repressalien erdulden. Sie sind Fremde, die ausgegrenzt werden, denen die Tischlerei in Brand gesteckt wird. Doch Haber kämpft gegen Missgunst und Demütigungen an und geht hartnäckig seinen Weg. Nach der Tischlerlehre baut er ein konkurrenzloses Tischlerei-Unternehmen auf  –  nicht ohne die Gewinne aus den Geschäften mit Republikflüchtigen. Er arrangiert sich mit dem DDR-Staat und vergisst seine Rache.

Die Geschichte seines Aufstiegs bis hin in die Nachwendezeit lässt Christoph Hein in seinem Roman aus verschiedenen Perspektiven von fünf Zeitzeugen erzählen: Habers Klassenkameraden, Freunde, Geliebte und Geschäftspartner. Dadurch gelingt es dem Autor, ein vielschichtiges und zwiespältiges Porträt seines Protagonisten zu zeichnen und in dessen Lebenslauf ein Stück Zeit- und DDR-Geschichte zu spiegeln.

Christoph Hein: Landnahme
dzb lesen, Kurzschrift, 4 Bände
Ausleihe und Verkauf
Preis: 55,50 Euro (netto)
Tel.: 03 41 / 71 13  –  113 bzw.  –  119
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de

Europa  –  Eine persönliche Geschichte

Ein Buchtipp von Maren Gebhardt, Norddeutsche Hörbücherei


Der britische Autor Timothy Garton Ash ist leidenschaftlicher Europäer. Schon vor 1989 wollte er sich nicht mit der Teilung des Kontinents abfinden, bis zuletzt kämpfte er gegen den Brexit. Nun schreibt er seine ganz persönliche Geschichte Europas, die 1945 mit der Stationierung seines Vaters als Besatzungssoldat in Deutschland beginnt. Er erzählt von Freunden wie Václav Havel, erinnert sich an den Mauerfall, berichtet vom Jugoslawienkrieg, der Eurokrise und der Flüchtlingsbewegung und liefert eine scharfe, eindringliche Analyse der neuesten europäischen Geschichte.

Der Autor, der mehrsprachig ist und in mehreren europäischen Ländern gelebt hat, verleiht dieser neueren Geschichte Europas durch den persönlichen Blick auf die Gegebenheiten mehr Eindruck und zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er versucht, politische Probleme einzelner Länder als Herausforderung  –  und damit lösbar  –  zu sehen und nicht als unabänderlich.

Timothy Garton Ash: Europa  –  Eine persönliche Geschichte
DAISY-CD (ca.14 Stunden)
Sprecher: Claas Christophersen

Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater

Ein Buchtipp von Denise Lekoui, BIT-Zentrum


Walter Ulbricht gilt als einer der bedeutendsten Politiker des geteilten Deutschland. Als hochrangiger Funktionär und Vorsitzender des Staatsrats der DDR verehrten, belächelten oder hassten ihn die Menschen. Wer war der Mensch hinter dem Politiker? Über den Privatmann Walter, Ehemann, Vater und Freund schwieg die Familie Jahrzehnte eisern. Nichts drang nach außen, was nicht nach außen sollte. Neugierig, wer sein Urgroßvater wirklich war, begibt sich Florian Heyden auf Spurensuche quer durch Europa.

Er taucht tief ein in Walters Jugend, seinen Aufstieg in der KPD und sein Exil in Moskau. Er erfährt von Geliebten und Adoptivkindern, von intensiven Beziehungen und schmerzlichen Trennungen. Bildhaft und spannend erzählt er, was Walter Ulbricht sein Leben lang umtrieb: Der ewige Wettkampf zwischen Familie und Partei.

Ein nie da gewesener Blick auf die bis heute geheim gehaltene Geschichte des mächtigsten Mannes der DDR.

Florian Heyden: Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater
DAISY-CD 15:32 Stunden
Preis: 29 Euro
Sprecher: Hubertus Alexander Wolf

Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 0 89 / 5 59 88  –  136 oder  –  144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org

Aus dem Tagebuch eines Blindgängers

Ein Buchtipp von Ute Stephanie Mansion


Jürgen Fleger ist vielen blinden Menschen bekannt als "Apfel-Fleger", als der er Computerwissen vermittelt. Nun hat er ein Buch geschrieben: Es enthält 15 humorvolle Kurzgeschichten aus seinem Alltag.

Ob im Zug, im Café oder im Hotel: Immer wieder erlebt der Autor Dinge, die sehenden Menschen in dieser Form vermutlich nicht passieren und nicht nur mit seiner Blindheit, sondern manchmal auch mit der Unwissenheit der sehenden Menschen zusammenhängen. In lockerem Plauderton beschreibt Fleger diese Ereignisse und Begegnungen und macht indirekt auch ein bisschen Mut, manche zunächst als etwas unangenehm empfundenen Erlebnisse von der humorvollen Seite zu betrachten.

In Schwarzschrift erschienen gibt das Buch vor allem sehenden Menschen tiefe Einblicke in die Lebensrealität blinder Menschen und vermittelt viel Wissen darüber, was Hilfsmittel alles möglich machen.

Jürgen Fleger: Aus dem Tagebuch eines Blindgängers
Verlag: Escales GmbH 2023
Taschenbuch, 96 Seiten
Preis: 14,80 Euro



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Medien,gemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Meldung

Programmzeitschrift am Telefon

"Radio-TV" ist eine Programmzeitschrift, die über Telefon tagesaktuell über die Programme von rund 110 Fernseh- und 80 Radiosendern informiert. Mithilfe des Zahlenblocks des Telefons navigiert man zu den verschiedenen Sendern, Programmen und Sendezeiten. "Radio-TV" kann einen Monat unverbindlich getestet werden.

Mehr Infos beim
dzb lesen
Tel.: 03 41 / 71 13  –  120
E-Mail: abo@dzblesen.de

Hörfilme

Die Theorie von allem

1962. Johannes Leinert reist mit seinem Doktorvater zu einem physikalischen Kongress in den Schweizer Alpen. Ein iranischer Wissenschaftler soll hier einen bahnbrechenden Vortrag zur Quantenmechanik halten. Doch der Redner, von dem "eine Theorie von allem" erwartet wird, verspätet sich, und die feine Gesellschaft fristet die Zwischenzeit mit Dinnerpartys und Ski-Ausflügen. Eine geheimnisvolle Pianistin zieht Johannes in ihren Bann, doch etwas stimmt nicht mit ihr. Sie weiß Dinge über ihn, die sie gar nicht wissen kann. Als einer der deutschen Physiker auf monströse Weise ums Leben kommt, treten zwei Ermittler auf den Plan, die einen Mord vermuten. Die Pianistin verschwindet spurlos, und Johannes gerät auf die Spur eines Geheimnisses, das tief unter dem Berg Wurzeln geschlagen hat.

Die Theorie von allem
Spielfilm, Deutschland, Österreich, Schweiz 2023
Mit Jan Bülow, Olivia Ross, Hanns Zischler
Drehbuch: Timm Kröger, Roderick Warich
Regie: Timm Kröger
Kinostart: 26. Oktober 2023


Dazu ein Bild: Johannes und die Pianistin Karin auf einem Balkon, im Hintergrund Berge. Er hat eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Sie hat dunkles Haar, einen Pony und markante Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen.

Anzeigen:

Hinweis:

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Verkaufe das Kameralesegerät Reinecker Vision Topolino Flex K mit dimmbarer Arbeitsplatzleuchte. Die Geräte sind 4 Jahre alt und neuwertig, NP 7000 Euro. Es gibt eine Software auf CD sowie eine Betriebsanleitung. Dazu gehören noch stabile Schwenkarme und Befestigungen für den Schreibtisch. Eine Abholung in Lüdenscheid ist möglich oder eine Lieferung mit Einweisung durch IT Spezialisten.

Tel.: 0 15 75 / 6 57 00 71

Suche

Suche gebrauchte, gut erhaltene Papenmeier Braillex EL80 C zu kaufen. Angebote bitte unter

Tel.: 01 51 / 51 60 26 20

Partnersuche

Ich (weiblich) suche einen Partner (Mitte 60, gläubig und musikalisch), mit dem ich was unternehmen kann.

Tel.: 03 58 28 / 76 03 29 oder 01 62 / 6 92 91 32

Gewerbliche Anzeigen

Dana Lienert

Ich bin blind, lebe selbstverantwortlich, bohre nicht mehr im Auge und trete souverän auf. Wollen Sie auch Ihre Stärken und Kraftquellen einsetzen, Ihr Leben selbstverantwortlich leben und souverän auftreten, Augenbohren und Schaukeln endlich loslassen? Dann sind Sie in meinem Coaching und den Entspannungsangeboten richtig. Melden Sie sich zum kostenfreien Erstgespräch.

Dana Lienert
Tel.: 01 51 / 65 13 30 67
dana.lienert@gmx.de
dana-lienert.de

IPD

Professionelle Betreuung am Arbeitsplatz und Zuhause


Seit 28 Jahren ist IPD als Hilfsmittelanbieter tätig und bietet Ihnen:

  • Hilfsmittel zahlreicher renommierter internationaler Hersteller
  • Individuelle Lösungen für Braille-Arbeitsplätze, für Arbeitsplätze mit vergrößernden Sehhilfen und Software sowie für Mischarbeitsplätze
  • Individuelle Anpassungen von JAWS für spezielle Anwendungen wie Telefonanlagen, Branchenlösungen und vieles mehr
  • Auf Ihren Bedarf abgestimmte Trainings

Neuheiten: Im Winter 2023/2024 ist das Update auf Android 12 für die Braille Sense 6 Geräte verfügbar.

Die Envision Glasses Pro ist jetzt auch als Hilfsmittel anerkannt und kann auch über die Krankenkasse versorgt werden!

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung rund um Hilfsmittel für Sehgeschädigte Wert legen.

Ihre IPD


Tel.: 05 11 / 9 36 30 90
E-Mail: post@ipd.gmbh
Web: www.ipd.gmbh

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Neu in unserem Sortiment

Gut Gesehen

Wir haben 3 verschiedene Signalwesten im Sortiment. Alle Westen haben die folgenden Eigenschaften:

  • Farbe: Neongelb mit 2 breiten reflektierenden Streifen
  • Material: 100% Polyester (spritzwassergeschützt), bis 40 º waschbar
  • größenverstellbarer Klettverschluss vorn
  • Maße: ca.66,0 * 68,0 cm (Standard-Sicherheitsweste für Erwachsene)

Artikel-Nr.: V536
Preis: 13,50 Euro
Vorder- und Rückseite mit 3 schwarzen Punkten. Die Rückseite ist zusätzlich mit dem Schriftzug "BLIND" versehen.

Artikel Nr.: V543
Preis: 19,90 Euro
Vorder- und Rückseite mit Aufdruck "Taubblind" und "deaf-blind" sowie einem weißen Stockmännchen und dem Gehörlosen-Logo.

Artikel-Nr.: V545
Preis: 19,90 Euro
Vorder- und Rückseite mit Aufdruck eines weißen Stockmännchens auf blauem Untergrund, Aufdruck vorn: ca.7,7 * 10,0 cm, Aufdruck hinten: ca.18,4 * 24,0 cm.


Badekappe

Badekappe mit EBU-Symbol in Unigröße. Zur Kennzeichnung im Schwimmbad, im See oder im Meer. Material: Lycra für ein sehr angenehmes Tragegefühl

Farbe: gelb mit aufgedrucktem weißem Stockmännchen auf blauen Grund (auf der linken und auf der rechten Kopfseite)

Maße: 22,5 * 15,0 cm

Bestell-Nr.: V551
Preis: 7,50 Euro


Signallicht CU2R

CU2R ist ein kompaktes und vielseitiges Signallicht, das im Dunkeln für Sicherheit sorgt. Ob beim Spaziergang, beim abendlichen Unterwegssein oder im Alltag als Rücklicht an Kleidung oder Rucksack  –  dank blinkendem oder konstantem Weißlicht und Rotlicht erweist das CU2R stets treue und flexible Dienste. Auch als Notfalllicht eignet sich die kleine Leuchte. Der integrierte Akku ist schnell per Micro-USB wiederaufladbar.

Die Transportsperre verhindert unbeabsichtigtes Anschalten.

  • kompaktes, leichtes und vielseitiges Signallicht mit reflektierendem Gurtband zur Erhöhung der Sicherheit
  • intuitive Bedienung mit zwei separaten Schaltern für Weißlicht und Rotlicht
  • elastisches Band und Metallclip zur schnellen und flexiblen Befestigung, z. B. an Oberarm oder Rucksack
  • einfach wiederaufladbar per Micro-USB

Bestell-Nr.: L476
Preis: 19,90 Euro


Gerne senden wir Ihnen unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD. Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

Hilfsmittelberatung Telefonberatung:
Montag, Mittwoch und Donnerstag: 10-16 Uhr
Dienstag: 10-18 Uhr
Freitag: 10-13 Uhr

Hilfsmittelberatung vor Ort:
Montag: geschlossen
Dienstag: 10-18 Uhr
Mittwoch und Donnerstag: 10-16 Uhr
Freitag: 10-13 Uhr


Nach vorheriger Vereinbarung sind wir auch gerne außerhalb dieser Zeiten für Sie da  –  bitte vereinbaren Sie einen Termin mit uns!


Bestellungen im Internet: www.lhz-dresden.de

Nikolauspflege

Fit für den Beruf.

Ihr erfolgreicher Weg in den Beruf ist unser Anliegen:

An der inklusiven Tilly-Lahnstein-Schule, im Berufsbildungswerk Stuttgart und in der beruflichen Reha.

Und wo geht's jetzt lang? Wir finden es raus!

Jetzt Termin zur persönlichen Beratung vereinbaren.


www.tilly-lahnstein-schule.de
www.bbw-stuttgart.de
www.nikolauspflege.de/berufliche-reha-fuer-erwachsene

Papenmeier

Papenmeier Hotline Service
Unser WIR für Ihren Hilfsmittel Notfall
kostenfreie Hotline: +49 2304 205 250


Kontakt:
F.H. Papenmeier GmbH & Co.KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: +49 2304 205 0
Fax: +49 2304 205 205

Internet:
info.reha@papenmeier.de
www.papenmeier-rehatechnik.de


Bildbeschreibung: Unser WIR für Ihren Hilfsmittel Notfall: Es ist eine Gruppe von drei RehaTechnik Mitarbeitern, zwei Männer und eine Frau, zu sehen, die freundlich in die Kamera schauen.

DBSV: Augenblicke feiern

Ob Geburtstag, Jubiläum oder Firmenfest: Feiern Sie Ihren besonderen Augenblick und schenken Sie blinden und sehbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes Leben!

Bitten Sie Ihre Gäste anstelle von Geschenken um eine Spende zugunsten von Menschen mit Sehverlust.

Informationen zum Thema "Spenden statt Geschenke" erhalten Sie bei den 19 Landesvereinen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) oder unter www.dbsv.org/spenden-statt-geschenke




Rückseite

Wir haben Recht für Sie!

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) ist an Ihrer Seite  –  von der Beantwortung rechtlicher Fragen über das Widerspruchsverfahren bis zur Klage.


Wir wissen, wovon Sie reden!

Die Rechtsberatung und -vertretung wird in der Regel von Juristen durchgeführt, die selbst behindert sind.


Geschäftsstelle Marburg
    Tel.: 0 64 21 / 9 48 44 90
Niederlassung Berlin
    Tel.: 0 30 / 91 20 30 91
E-Mail: kontakt@rbm-rechtsberatung.de
www.rbm-rechtsberatung.de