Sichtweisen Ausgabe 6/2022 November

"Sichtweisen" – Heft 06/2022

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

Barrierefreie Haushaltsgeräte von Feelware

Frische Reisen mit anders-sehn 2023

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Einfach SynPhon!

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

RTB

Im Gespräch:

"Ich habe Ausdauer entwickelt"

DBSV-Nachrichten:

Belohnung fürs "Erlebbar-Machen"

Beraten und Beschlossen

Meldungen

EBU-Präsident verstorben

EBU verleiht Arne-Husveg-Award

Diabetes-Journal als DAISY-Ausgabe

E-Roller-Kampagne startet erfolgreich

75 Jahre Landesverein Niedersachsen

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Einsamkeit

"Ruf doch mal jemanden an!"

Kurzinfo: Fachtagung zum Thema Einsamkeit

"Wie in einem Paralleluniversum"

Mut haben, sich einzuklinken

Kurzinfo: Kompetenznetzwerk Einsamkeit

"Die Einsamkeit ist wie ein Regen"

Termine & Tipps:

Termine

Online-Seminar zum Abspielen von Hörmedien

Windows für Anfänger

Wohlfühlwoche im Spätherbst

Tastführung Brecht-Weigel-Museum

Seminar: Sprache formt Wirklichkeit

Musiktheater mit Audiodeskription

Braille Workshop

Intensivlehrgang für AMD-Betroffene

Tipps

Akustischer Adventskalender

Podcast: Wenn die Brille nicht hilft ...

Forum:

Mit Kraft und Herzblut

Leserbrief

Mobilitätsgeld während der Pandemie

Rätsel

Lösung des September-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Forschung

Studie zur Bedeutung von Sehgesundheit

Neue Strategien gegen AMD

Barrierefreiheit

Bundesteilhabepreis 2022 ausgeschrieben

Kampagne "Orte für alle" geht weiter

Sport

Kritik an mangelnder Berichterstattung

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

Berufseinstieg mit Hindernissen

Service:

Lüften, zwinkern und weit schauen

Kurzinfo: Erbrechtliche Beratung  –  ein neuer Service der rbm

Medien:

Bücher

Brüten

Prendiluna

Angela Merkel: Die Kanzlerin und ihre Zeit

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Hörfilme

Schweigend steht der Wald

Wir sind dann wohl die Angehörigen

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Zu verschenken

Partnersuche

Gewerbliche Anzeigen

AASB Maria Seidling

Com-M Communication + Marketing

IPD

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Lohnsteuerberatungszentrum Nürnberg

DBSV: Augenblicke feiern und Gutes tun!

Nikolauspflege

Papenmeier

OrCam MyEye 2


Titelbild:
Das Titelbild ist weitgehend schwarzgrau. Über drei Zeilen verteilt ist in großer hellblauer Schrift der Titel "Sichtweisen" in fragmentierter Schrift zu lesen. In einem hellroten Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Ein Foto zeigt die Silhouette eines am Ufer eines Sees stehenden Mannes, der aufs Wasser blickt. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe geht es um Einsamkeit.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 76. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: 030 / 28 53 87-0


Redaktion:
Ute Stephanie Mansion, Anna Hinc, Christoph Ledder, Lisa Mümmler, Andreas Bethke (V.i.S.d.P.)
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen sechsmal im Jahr (Nr.1 Januar, Nr.2 März, Nr.3 Mai, Nr.4 Juli, Nr.5 September, Nr.6 November) in Print und Braille sowie als Bestandteil der zehnmal im Jahr erscheinenden DAISY-CD DBSV-Inform (kostenfreies Abo für Mitglieder aller DBSV-Landesvereine).


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
24 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 27 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-161
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH


Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechteridentitäten (siehe auch www.dbsv.org/gendern.html).




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vielleicht kommt es Ihnen wie ein Klischee vor, dass wir ausgerechnet im November das Thema "Einsamkeit" als Schwerpunkt gewählt haben. Der Monat gilt als grau, kalt und nass  –  obwohl er im Reigen der zwölf Monate mit keiner dieser Eigenschaften die Klimastatistiken anführt. Trotzdem ist es draußen eher ungemütlich, und manch einer zieht sich gern ins kuschelige Heim zurück, das sich allein vielleicht gar nicht so kuschelig anfühlt.

Das Thema Einsamkeit war ursprünglich für Mai geplant, doch damals haben wir uns aus gegebenem Anlass für den Schwerpunkt "Hilfe für Geflüchtete" entschieden.

"Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben", lautet ein Vers in dem vielzitierten Gedicht "Herbsttag" von Rainer Maria Rilke. Einsamkeit treibt viele Menschen um, und auch die Politik hat das Thema inzwischen entdeckt. So hat sich die britische Regierung den Kampf gegen Einsamkeit 2018 auf die Fahne geschrieben und einen Ministerposten für Einsamkeit eingerichtet. Die Regierung sucht Lösungen, um Menschen aus der Isolation zu holen oder sie davor zu bewahren. Mobilität hat sie dabei als einen wichtigen Faktor erkannt. In Nordrhein-Westfalen hat sich eine Enquêtekommission mit Einsamkeit beschäftigt, nach Ursachen geforscht und 65 Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Führt Blindheit oder Sehbehinderung zu Einsamkeit? Nicht zwangsläufig natürlich, aber dass sie dieses Gefühl verstärken kann und dass die Seheinschränkung die Kontaktaufnahme erschweren oder sogar verhindern kann, darin waren sich diejenigen, die uns zu dem Thema geschrieben haben, einig. Auch darin, dass allein zu sein, nicht zwangsläufig bedeutet, einsam zu sein. Und umgekehrt, dass man sich auch inmitten anderer Menschen einsam fühlen kann, auf einem Fest etwa oder in der Familie. Ob sich jemand einsam fühlt oder nicht, ist von außen nicht unbedingt zu erkennen.

"Wer jetzt allein ist", schreibt Rilke in seinem Gedicht, "wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben / und wird in den Alleen hin und her / unruhig wandern, wenn die Blätter treiben."

Ich wünsche Ihnen einen schönen Herbst mit Menschen um Sie herum, mit denen Sie gern zusammen sind!

Herzlich

Ute Stephanie Mansion
Redaktion Sichtweisen

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Frische Reisen mit anders-sehn 2023

Kulturstadt Basel, BuGa und Quadratstadt Mannheim, Romantisches Wien. Alle Reiseangebote finden Sie im Katalog  –  jetzt kostenlos als Hör-CD oder in Schwarzschrift bestellen!

Tel.: 0 47 21 / 6 99 85 67
E-Mail: hahn@anders-sehn.de
www.anders-sehn.de

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

  • per Tonpost-App zu allen Angeboten und mit www.tonpost.net zum Downloadportal
  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus" Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-DAISY"  –  Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.
  • Klingender Adventskalender 2022

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
E-Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

Einfach SynPhon!

Elektronische Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, sind unser Markenzeichen. Der bewährte EinkaufsFuchs Produktkenner sagt mit einem Piep, was die Sache ist. Die Fledermaus Orientierungshilfe erkundet Sicherheitsabstände automatisch und zeigt, wo es langgeht. Es ist zudem denkbar einfach, unsere Hilfsmittel kennenzulernen. Ein Anruf genügt und EinkaufsFuchs oder Fledermaus kommen vollkommen unverbindlich mit der Post zu Ihnen nach Hause. Alles Weitere erfahren Sie sehr gerne am Telefon  –  so einfach ist das!

Tel.: 0 72 50 / 92 95 55


SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Weihnachtsangebot Victor Reader Trek

Mit diesem Set sind Sie immer auf dem richtigen Weg!

Der Victor Reader Trek ist das Maß aller Dinge, wenn es sich um Fußgängernavigation, DAISY-Online, Unterhaltungsmedien oder Onlinedienste in einem Gerät dreht.

Alles das kann der Trek und das dank seiner übersichtlichen Tastaturstruktur und der permanenten Sprachausgabe klar gegliedert und überzeugend. Was zur Navigation auf der Straße oder zum Hören von Unterhaltungsmedien nur noch fehlt, ist ein innovativer Kopfhörer, der dank Bluetooth kabellos mit dem Trek verwendet werden kann. Also liefern wir dazu den Knochenleitkopfhörer OpenMove, der die Schallwellen direkt über die Wangenknochen an das Gehör weiterleitet, sodass Ihre Ohren für Verkehr oder Umgebung frei bleiben. Ein starkes Set zu einem attraktiven Preis für Ihren Alltag, ob auf dem Weg zur Arbeit oder für einen ausgedehnten Spaziergang.

Eine umfassende Beschreibung des Trek finden Sie unter der Artikelnummer 2.020.084 in unserem Web-Shop oder auf der Seite 60 in unserem aktuellen Hilfsmittelkatalog.

Den Knochenleitkopfhörer OpenMove finden Sie unter der Artikelnummer 2.010.106 ebenfalls in unserem Web-Shop oder auf der Seite 87 in unserem aktuellen Hilfsmittelkatalog.

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Das mittlerweile sehr bewährte und beliebte Mobiltelefon Classic2 der Marke BlindShell kommt in einem umfangreichen Set zu einem günstigen Komplettpreis zu Ihnen.

Zu dem Telefon liefern wir Ihnen das sehr wertige Flipcase, eine 128 GB große Speicherkarte für Ihre Daten und Apps sowie einen Bluetooth-Beeper zum Auffinden von Gegenständen oder Orten.

Das Classic2 bietet neben seiner umfangreichen Grundausstattung auch die Möglichkeit, Apps aus dem BlindShell eigenen App-Katalog auf das Telefon zu laden und so ein individuelles Gerät für Ihren Alltag zu gestalten.

Das Classic2 ist durch seine spezielle Tastatur und seine komplette Sprachausgabe absolut barrierefrei und für Anfänger wie auch Profis geeignet.

Diverse Apps zur Kommunikation und zu Ihrer Unterhaltung bietet das Telefon ebenso wie Bluetooth und Spracheingabe.

Eine umfassende Beschreibung des BlindShell Classic2 finden Sie unter der Artikelnummer 2.020.706 in unserem Web-Shop oder auf den Seiten 75 und 76 in unserem aktuellen Hilfsmittelkatalog.

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Die Weihnachtsangebote sind bis zum 31.12.2022 gültig.
(Alle Preise verstehen sich inkl. 7% MwSt.)


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

RTB

SMART CITY  –  Erste digitale Baustelle

Sie sieht aus wie eine normale Baustellenmarkierung, doch dahinter steckt noch viel mehr! LOC.id lautet der Schlüssel! In den Baulampen versteckt sich diese hochmoderne Technologie, die Blinden und Sehbehinderten durch akustische Signale den richtigen Weg durch die Baustelle weist.

Aktiviert wird das System entweder über die aktivierte LOC.id-App auf dem Benutzerhandy, sobald sich dieser annähert. Alternativ steht auch eine Säule mit Taster-Anforderung bereit. Diese "sprechende Säule" warnt vor Baustellen und gibt Informationen zur Orientierung.

Dieses weltweit erste Leitsystem in Baustellen sorgt bereits für internationales Interesse, denn zukünftig soll es in Singapur zum Einsatz kommen. Doch die Vorreiterrolle übernimmt einmal mehr die Stadt Osnabrück, die sich selbst dem digitalen Wandel verschrieben hat und wo nun wichtige Erfahrungen im realen Testbetrieb gesammelt und ausgewertet werden können.

Weitere Einsatzgebiete für LOC.id sind der öffentliche Nahverkehr, Indoor-Navigation, neue Mobilität (E-Scooter), Lichtzeichenanlagen und Aufzüge.


  • Barrierefreiheit
  • Einfache Bedienung
  • Service-Stelle für Nutzer (SMS-Smart Mobility Services)
  • Offenes System für weitere Anwendungen

RTB
www.rtb-bl.de
Tel.: +49 5252 9706-0

Im Gespräch:

"Ich habe Ausdauer entwickelt"

Hans-Werner Lange heißt der neue Präsident des DBSV. Im Juni wurde er vom Verbandstag gewählt; zuvor war er 16 Jahre lang Vize-Präsident. Der Entwicklungsprozess 2030 wird unter anderem seine Amtszeit prägen. Warum Lange erwartet, dass die kommenden vier Jahre schwieriger werden als die zurückliegenden und warum er politische Misserfolge anders empfindet als persönliche, berichtet er im Interview.

Interview: Ute Stephanie Mansion


Herr Lange, Sie haben Ihr Amt als neuer Präsident des DBSV Ende Juni angetreten. Wie blicken Sie auf die ersten Monate im Amt zurück?

Wir haben mit den Vorbereitungen für das Louis Braille Festival 2024 in Stuttgart begonnen. Dann war die Überlegung: Wie verteilen wir Arbeit in der Zukunft, und welche Aufgaben könnten die neuen Mitglieder im Präsidium übernehmen? Für mich war es ja kein Neuland, weil ich seit 16 Jahren als Vize-Präsident dabei bin und so dem Grunde nach weiß, wie sich die Dinge entwickeln und was wir organisatorisch dafür brauchen. Auf der anderen Seite steckt natürlich als Präsident eine andere Verantwortung dahinter, weil man auf vielen Hochzeiten, zumindest informell, mittanzen muss. Ich bin sicher, dass wir im Präsidium ein tolles Team bekommen haben, das die anstehenden Aufgaben bewältigen wird.


Was möchten Sie eventuell anders machen als Ihre Vorgänger, und was möchten Sie beibehalten?

Ich hatte das große Glück, mit Renate Reymann und Klaus Hahn sehr gute Vorbilder in diesem Amt zu haben, die mit großer Ruhe und Bedacht die Verantwortung für den DBSV übernommen haben. Das will ich so weitermachen, also nicht gehetzt sein, sondern in Ruhe und in Abwägung die anstehenden Entscheidungen vorbereiten und umsetzen. Wir überlegen im Präsidium im Augenblick gemeinsam, wie wir bestimmte Organisationsstrukturen verändern können, um bei der Vielfalt der anstehenden politischen Fragen mehr Zeit zu gewinnen. Wir möchten uns, schon bevor die Dinge politisch aktuell werden, zu bestimmten Fragen eine Meinung bilden. Im Großen und Ganzen wird es keine revolutionären Veränderungen geben. Wir werden das, was gut ist, beibehalten, aber werden im organisatorischen Umgang das eine oder andere verändern.


Wird es Neuerungen geben, die sich auf die Landesvereine auswirken?

Wir haben 2018 Paten für die Landesvereine eingeführt. Das werden wir fortsetzen. Für den einen oder anderen Landesverband wird es keine Veränderung geben, aber ein paarmal werden wir die Karten neu mischen müssen. Das Patensystem ist eine wichtige Sache, weil es eine unserer großen Aufgaben sein wird, den Kontakt zwischen DBSV, Landesverbänden und Mitgliedern zu stärken. Es geht mir darum, auf Dauer im Zusammenwirken zwischen Landesverbänden und Paten mehr Verbindlichkeit herzustellen. Die kommenden Jahre werden sicher schwerer werden als die letzten, weil wir im Präsidium erwarten, dass wir in sozialen Fragen einen Verteilungskampf in Deutschland bekommen werden. Darum müssen wir in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe eng zusammenstehen, um zukünftig bei solchen Diskussionen eine starke Stimme zu haben.


Welche politischen oder sozialen Themen erscheinen Ihnen im Moment am dringlichsten, und wie wollen Sie sie anpacken?

Wir haben auf dem Verbandstag eine Resolution zu gesundheitspolitischen Fragen verabschiedet, die wir mit Leben füllen wollen. Die Gestaltung eines barrierefreien Gesundheitssystems in Deutschland hat für uns eine wichtige Bedeutung. Wir, aber auch die behinderten Menschen insgesamt, wollen gleichwertig und auf Augenhöhe am Gesundheitssystem teilhaben. Wir müssen schauen, bei den anstehenden Neuerungen nicht durch die Maschen zu fallen. Das wäre katastrophal.

Auch der Entwicklungsprozess 2030 spielt eine große Rolle, besonders im nächsten Jahr werden wir viele Dinge zumindest so vorbereiten, dass wir in die zweite Phase, nämlich die Umsetzung, kommen. Wir möchten außerdem einen niederschwelligen Zugang für zukünftige Mitglieder schaffen, sowohl analog als auch digital, weil immer mehr Menschen den Weg zu uns übers Internet finden werden.

Im Bereich Mittelakquise werden Arbeitsgruppen eingerichtet, um den Prozess 2030 in Gang zu bringen. Das Gleiche gilt für die Stärkung des Ehrenamts.


Wie sieht es aus im Bereich berufliche Teilhabe?

Die Akademisierung der Ausbildung für Physiotherapeuten ist ein Thema, das uns umtreibt. Wenn das so käme, wie es die Berufsverbände in Teilen fordern, sehen wir große Probleme, dass dieses wichtige Berufsbild für viele blinde und sehbehinderte Menschen nicht zugänglich bleibt. Ich habe Verständnis für Akademisierung, aber der Blick ins Ausland zeigt, dass damit nicht alles erfolgreich läuft. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass diese Qualifikation ohne Einschränkungen für den von uns vertretenen Personenkreis offen bleibt.


Wird sich das Präsidium auch damit beschäftigen, jüngere Mitglieder zu gewinnen?

Der Jugendclub kann sicher sein, dass das Thema Jugend für das Präsidium weiterhin einen großen Stellenwert hat. Wir werden alles tun, die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich diese Arbeit weiterentwickeln kann. Wir müssen auch dahin kommen, regionale Aspekte bei den Angeboten einzubinden, und dazu ist es notwendig, dass die Landesverbände in gleicher Weise, wie wir das auf Bundesebene machen, der Jugendarbeit einen hohen Stellenwert geben. Wir reden über eine eher kleine Gruppe, aber wir wollen, dass diese Gruppe innerhalb des Verbandsgefüges größer wird.


Nicht alles, was ein Verband anregt, ist von Erfolg gekrönt. Wie gehen Sie persönlich mit Niederlagen um?

Ich bin ja schon seit Anfang der Achtzigerjahre in der Selbsthilfe und damit auch sozialpolitisch unterwegs. Nicht alles klappt beim ersten Mal, und mir hat mal ein namhafter Sozialpolitiker gesagt: "Wir müssen im sozialen Bereich lernen, manche Ehrenrunde zu drehen." Ich habe Ausdauer entwickelt und bleibe auch penetrant an einem Thema dran, wenn es notwendig ist. Misserfolge gibt es, aber man lernt in der politischen Arbeit, Dinge wegzustecken.

Die Misserfolge, die mir persönlich viel mehr Sorgen machen, gibt es eher im persönlichen Bereich. Wenn man Erwartungen an Dritte hat und sieht, dass die vielleicht nicht erfüllt werden können oder sollen  –  das belastet mich viel mehr. Natürlich habe ich auch im persönlichen Bereich einen Schutzschild entwickelt, aber das finde ich schon enttäuschend, weil ich jemand bin, der immer offen auf Menschen zugeht und sich auch traut, Unangenehmes zu sagen. Man macht die Dinge nicht besser, wenn man sie nicht ausspricht, man muss sie mit Einfühlungsvermögen und auf Augenhöhe ansprechen. Gesprächspartner in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe finden bei mir immer ein offenes Ohr.


Sie waren bis vor Kurzem Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenverbands Niedersachsen. Nun sind Sie dessen Vorsitzender, wie lassen sich die beiden und Ihre weiteren Ehrenämter zeitlich miteinander vereinbaren?

Als ich bereit war, für die Präsidentschaft im DBSV zu kandidieren und die Wahl anzunehmen, war mir klar, dass das mehr Zeit kosten würde als die Arbeit als Vize-Präsident. Die Aufgaben und Themen, mit denen sich ein ehrenamtlich tätiger Vorsitzender eines Landesvereins beschäftigt, ähneln denen auf Bundesebene. Man muss sich nicht immer neu in Fragestellungen einarbeiten. Das, was man in einem Landesverband verantwortet, muss ausstrahlen auf das, was auf Bundesebene eine Rolle spielt. Umgekehrt muss man schauen: Was treibt uns gesellschaftspolitisch auf Bundesebene um, und welche Strahlkraft hat das auf die Landesebene? Ich hoffe, dass man auf diese Weise in beiden Bereichen erfolgreich unterwegs sein kann. Solange es mir gesundheitlich gut geht, und das ist im Augenblick erfreulicherweise so, werde ich meine ganze Kraft für die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe und die Aufgaben einsetzen, die ich übernommen habe.


Wollen Sie in vier Jahren erneut als Präsident des DBSV kandidieren?

Ich finde es schon gut, wenn ein Amt eine gewisse Kontinuität hat. Wenn es mir in vier Jahren gesundheitlich gut geht, werde ich das vielleicht positiv entscheiden. Wenn man so lange dabei ist, muss man jedoch gucken, dass man sich nicht abnutzt und auch so wahrgenommen wird. Man muss ein Amt nicht bis ins hohe Alter ausüben, irgendwann muss es einen Generationswechsel geben. Wenn man die Erfahrungen der Älteren und den Elan der Jüngeren zusammenbringt, ist das eine gute Voraussetzung, um erfolgreich zu arbeiten. Ausschließen würde ich eine erneute Kandidatur im Augenblick nicht.


Dazu ein Bild: Hans-Werner Lange trägt graues, seitlich gescheiteltes Haar und eine Brille mit dunkel getönten Gläsern, ein weißes Hemd und eine dunkle Krawatte.

DBSV-Nachrichten:

Belohnung fürs "Erlebbar-Machen"

Der Deutsche Hörfilmpreis wurde im September erstmals seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie wieder feierlich und im Beisein vieler Gäste in Berlin verliehen. Darüber zeigten sich die Verantwortlichen des DBSV als Veranstalter froh, denn es war die 20. Hörfilmpreis-Verleihung seit der Premiere 2002. In sechs Kategorien wurde die Trophäe ADele für die jeweils beste Audiodeskription verliehen.

Von Ute Stephanie Mansion
und Christoph Ledder


Blaues Kleid, schwarze Strümpfe, schwarze Pumps, das braune Haar hinten zusammengebunden. Smokingjacke, weißes Hemd, gepunktete Krawatte. So und ähnlich beschrieb Anke Nicolai, Expertin für Audiodeskription (AD), die Laudatorinnen und Laudatoren, Gewinnerinnen und Gewinner bei der Gala zur Verleihung des 20. Deutschen Hörfilmpreises. Ende September wurde die Auszeichnung in den Bolle-Festsälen in Berlin vergeben. In fünf Kategorien wählte die Jury die Beiträge mit der jeweils besten Audiodeskription (akustische Bildbeschreibung). In der sechsten Kategorie, dem "Publikumsliebling", konnte im Vorfeld der Verleihung im Internet für den eigenen Favoriten gestimmt werden. Als Trophäe durften die Mitglieder der Siegerteams jeweils eine ADele, die in diesem Jahr lilafarben und aus Keramik war (sonst Bronze), mit nach Hause nehmen.


Herausforderndes Tempo

Los ging es bei der Gala mit der ADele für die beste Audiodeskription eines Kinder- und Jugendfilms. "Ein Känguru wie du" heißt der Gewinnerfilm des ZDF. In dem Animationsfilm geht es um die Raubkatzen Pascha und Lucky, die ihrem Trainer aus dem Zirkus davonlaufen und das boxende Känguru Django kennenlernen. "Mit Ausdrucksstärke und Sprachwitz gelingt es dieser Hörfilmfassung dem herausfordernden Tempo und den vielfältigen Abenteuern gerecht zu werden, die Pascha, Lucky und Django in dem Film erleben", sagte Schauspielerin Luise Wolfram in der Laudatio. Das Besondere an der Audiodeskription ist auch, dass sie von einem Kind, der zwölfjährigen Frieda Lotte Henkel, gesprochen wird.

In der Kategorie Filmerbe ging die ADele an das Audiodeskriptions-Team von Eurotape für die Beschreibung des Films "The Million Dollar Hotel" von Wim Wenders. Laudator Reiner Schöne, Schauspieler und Synchronsprecher, betonte die feinfühlige AD, die sich durch den Film zieht. Die Schwierigkeit bei der Gestaltung der AD lag dem Gewinnerteam zufolge darin, dass sich die Dialoge teils überstürzen, der Film an anderen Stellen jedoch viel Raum für Beschreibungen lässt.

Die Audiodeskription von "Tunnel der Freiheit" wurde in der Kategorie Dokumentation ausgezeichnet. Der Film erzählt, wie 29 Menschen im Jahr 1962 die spektakuläre Flucht aus der DDR durch einen 135 Meter langen Tunnel gelang, den Studierende aus Westberlin gegraben hatten. "Atmosphärisch und achtsam in der Wortwahl macht die Audiodeskription diese packende Geschichte für das Publikum erlebbar", sagte Schauspieler und Hörfilmpreis-Jury-Mitglied Roman Knižka in der Laudatio. "Die Schicksale der einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten werden mit viel Gespür erzählt, ohne den Erzählstil des Films zu stören."

Ein Experiment steht im Mittelpunkt des in der Kategorie Kino erfolgreichen Films "Der Rausch" von Thomas Vinterberg. Vier Lehrer prüfen im Selbstexperiment die These, dass ein bestimmter Blutalkoholwert zu Höchstleistungen führt. Die Unternehmen Weltkino Filmverleih und Kinoblindgänger erhielten die ADele für die Audiodeskription zu diesem Film. "Mit viel Feingefühl und Sorgfalt ist es der AD gelungen, die daraus resultierenden unterschiedlichen Stimmungswandel zu transportieren und erlebbar zu machen", hieß es in der von Schauspielerin und Hörfilmsprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff vorgetragenen Laudatio.

Acht Nominierungen  –  mehr als in den anderen Kategorien  –  gab es in der Kategorie TV/Mediathek/Streamingdienste. Den Preis erhielt das Team audioskript für die AD des Films "Lieber Thomas", der das Leben des Dichters Thomas Brasch erzählt. "Die Audiodeskription transportiert das temporeiche, überraschende und manchmal absurde Geschehen ausgesprochen klug", las Schauspielerin Josephin Busch aus der Laudatio.

Abschließend präsentierte Moderator Steven Gätjen den Gewinner des Publikumspreises: Das Publikum überzeugt hat die NDR-Serie "Die Toten von Marnow". Regisseur Andreas Herzog berichtete, dass die Szene, die im Internet für die Abstimmung gezeigt worden war, ursprünglich aus dem Film herausgeschnitten werden sollte.


AD auch von Privaten gewünscht

Die Verleihung des Hörfilmpreises bot auch Anlass zu politischen Stellungnahmen. So hob die Staatsministerin für Kultur und Medien und zugleich ehemaliges Jurymitglied des Hörfilmpreises, Claudia Roth, die Notwendigkeit von Audiodeskription auch bei den privaten Fernsehsendern hervor.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, meinte, es wäre gut, die Privatsender dahingehend gesetzlich zu verpflichten. AD sei eine Kunst und nicht nur für Menschen mit Sehbehinderung geeignet, sondern für alle.

Verena Bentele, Jurymitglied und Präsidentin des Sozialverbands VdK, sagte, an der Weiterverwertung von AD könne noch gearbeitet werden: Es solle nicht mehr notwendig sein, einen Film erst für die Kinoversion mit AD auszustatten und später noch einmal fürs Fernsehen und die Streamingdienste.

Das Jazz-Trio Regener Pappik Busch (alle drei bekannt von der Band Element of Crime) sorgte für den musikalischen Rahmen.

Froh zeigten sich alle Gäste, dass die Verleihung erstmals seit 2019 wieder als feierliche Gala in Präsenz stattfand. Im kommenden Jahr wird der Deutsche Hörfilmpreis im Juni verliehen.


Dazu vier Bilder: Hans-Werner Lange, Jürgen Dusel und Andreas Bethke vor der Logo-Wand, das AD-Team des Gewinner-Kinderfilms, Moderator Steven Gätjen an einem Pult und das Trio Regener Pappik Busch im Einsatz an Keyboard, Trompete und Schlagzeug.

Beraten und Beschlossen

Das im Juni neu gewählte Präsidium hat sich in seiner ersten Sitzung in der DBSV-Geschäftsstelle am 15. und 16. September mit folgenden Themen befasst.

Von Silvia Hame


Prozess "DBSV 2030"

Das Präsidium hat sich intensiv mit den ersten konkreten Schritten zur Umsetzung des Projekts DBSV 2030 beschäftigt. Zu den Themen Finanzen, Ehrenamt und Kontaktdaten gibt es konkrete Überlegungen, die zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher vorgestellt werden.


Markenarchitektur

Die letzten Etappen des Prozesses rund um die neue DBSV-Markenarchitektur sind die Erstellung der Logo-Varianten für die Landesvereine und der Muster-Dateien für den Online-Styleguide. Die Agentur adlerschmidt setzt diese Schritte nun um. Die Laufzeit für das Projekt "Starke Marke" wurde deshalb bei der Techniker Krankenkasse kostenneutral bis zum Jahresende verlängert.


Barrierefreier Tourismus

Von 1999 bis 2019 war der Verein "NatKo  –  Tourismus für Alle Deutschland" die zentrale Anlaufstelle bei Fragen rund um das Thema "Barrierefreies Reisen" und "Tourismus für Alle". Nach auslaufender Projektförderung ging er 2019 in die Insolvenz und wurde aufgelöst.

Auf Initiative des Instituts "Behinderung und Partizipation" (IB&P) fand Ende April eine Diskussionsrunde zum barrierefreien Tourismus statt. Sie beschloss, sich mit dem Vorschlag an den Deutschen Behindertenrat (DBR) zu wenden, eine Arbeitsgruppe "Barrierefreies Reisen" zu gründen. Diese Arbeitsgruppe (AG) soll eine zentrale Stelle für den Erfahrungsaustausch sowie eine sachkundige Ansprechpartnerin für Parlament, Bundesregierung und die Tourismuswirtschaft mit ihren Verbänden werden.

Der DBR-Arbeitsausschuss stimmte diesem Vorschlag zu und rief seine Mitgliedsverbände auf, Mitglieder für die neue AG mit dem Namen DBR-AG Tourismus zu benennen. Die Bundesfachstelle für Barrierefreiheit wird als ständiger Gast eingeladen. Dr. Rüdiger Leidner und Gerald Fröde vertreten den DBSV. André Nowak, stellvertretender IB&P-Vorsitzender, wurde als ein Vertreter eines zukünftigen zweiköpfigen Sprecherteams gewählt.

Die Ziele der DBR-AG Tourismus sind: die Aktivitäten auf diesem Gebiet zu bündeln, den Austausch zu den Themen zu fördern und als eine Stimme gegenüber Politik und Tourismusbranche aufzutreten. Die gesamte touristische Kette, von der Reiseplanung bis zur Rückkehr, soll betrachtet werden.


Positionspapier

Der Gemeinsame Fachausschuss Umwelt und Verkehr hat eine Position entworfen und verabschiedet. Themen sind die notwendige Überarbeitung der Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen sowie eine entsprechende Anpassung der Straßenverkehrsordnung.

Das Präsidium stimmte zu, den Entwurf auf der DBSV-Website zu veröffentlichen.


Zusammenschluss Home Designed for All mit Stand auf der IFA

Der DBSV war mit den Schweizer und den österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbänden SZBlind, SBV FSA, Simpera und BSVÖ mit einem Messestand auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vertreten. Unterstützung bekamen sie vom Technikum Wien. Ziel war es, Hersteller und Händler für das Thema barrierefreie Haushaltsgeräte zu sensibilisieren und Kontakte zu knüpfen. Am Stand wurden Möglichkeiten zur Umsetzung des Mehr-Sinne-Prinzips bei Haushaltsgeräten gezeigt. Zu den Besuchern gehörten unter anderem die Hersteller Bosch, Siemens und Miele. Daneben zeigten auch kleinere Hersteller Interesse.

Im Nachgang zur IFA werden sich die Verbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Initiative) darum bemühen, die geknüpften Kontakte weiterzuverfolgen, um weitere Beispiele guter Praxis zu erhalten.

Bewegung in der Sache wird es nach Auffassung des Präsidiums aber erst geben, wenn es für die Barrierefreiheit von Haushaltsgeräten eine gesetzliche Grundlage gibt, zum Beispiel über eine Erweiterung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes.


Sehen im Alter

Anfang September wurde das beim Partizipationsfonds der Bundesregierung beantragte Projekt: "Partizipation älterer Menschen mit Behinderungen stärken" bewilligt.

Während der dreijährigen Laufzeit des Projekts sollen die Rechte älterer Menschen mit Behinderungen, ihre oft vielfältigen Diskriminierungsrisiken sowie ihr Teilhabebedarf betrachtet werden.

Am Beispiel älterer Menschen mit Seheinschränkungen sollen Konzepte zur Selbstvertretung entwickelt und erprobt werden. Ziel ist die Verbesserung der selbstbestimmten Partizipation, um die spezifischen Belange im politischen Diskurs sichtbar zu machen und auf die Beseitigung vorhandener Benachteiligungen einzuwirken. Ergänzend soll eine ehrenamtliche Fokusgruppe von rund zehn Personen aufgebaut werden.

Weitere Vorhaben sind:

  • Umfrage zu förderlichen und hemmenden Rahmenbedingungen für politisches Engagement älterer Menschen mit Seheinschränkung
  • politische Gespräche und Durchführung eines parlamentarischen Abends zu den Belangen älterer Menschen mit Behinderungen
  • Vernetzung mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und Mitwirkung im Initiativkreis des Aktionsbündnisses "Sehen im Alter"
  • Beteiligung an der für September 2024 geplanten Fachtagung "Sehen im Alter"
  • Präsentation des Projekts beim Louis-Braille-Festival
  • Entwicklung von Forderungen für die Bundestagswahl 2025
  • Zukunftsgespräch mit anderen Verbänden
  • Veröffentlichung der Projektergebnisse im Internet und Diskussion von Ansatzpunkten für eine vernetzte politische Partizipation älterer Menschen mit Behinderungen

Sehbehindertentag 2023

Das Thema für den Sehbehindertentag 2023 wird "Sehbehinderung und Pflege" sein. Um auch im Fall einer erneuten Corona-Welle eine Aktion zu diesem Thema durchführen zu können, wird zu den bereits entwickelten analogen Schulungen für Pflegekräfte eine digitale Version entwickelt, die über Zoom durchgeführt werden kann. Das Vorhaben wird durch die Johann-Auer-Stiftung unterstützt.


Versorgung bei Diabetes

Das DBSV-Präsidium steht im Austausch mit dem Büro des Behindertenbeauftragten des Bundes, um sich für die Barrierefreiheit medizintechnischer Geräte zur Therapie des Diabetes einzusetzen (Blutzuckermessgeräte, Pumpen, Pens etc.).

Es besteht Handlungsbedarf, weil es immer schwieriger wird, für blinde und sehbehinderte Menschen bedienbare Geräte zu finden. Die noch barrierefreien werden nach und nach vom Markt genommen.

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, ist zwischenzeitlich auf das Bundesgesundheitsministerium zugegangen.

Weiterhin ist eine Stellungnahme zur neuen Produktgruppe 31 des Hilfsmittelverzeichnisses der Gesetzlichen Krankenversicherung in Arbeit, in der alle diese Hilfsmittel künftig neu gelistet werden sollen.


Berufliche Teilhabe

Die beiden Berufe in der Physiotherapie (Masseur / medizinischer Bademeister und Physiotherapeut) sollen reformiert werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat einen ersten Konzeptentwurf zur Reform der Berufe vorgelegt, demzufolge Physiotherapeutinnen und -therapeuten künftig nur noch akademisch ausgebildet werden.

Daneben gäbe es einen berufsfachschulisch qualifizierenden Beruf, der ein wenig mehr zu sein scheint, als der heutige Masseur / medizinischer Bademeister.

Das bedeutet, dass die meisten blinden und sehbehinderten Menschen den Beruf des Physiotherapeuten künftig nicht mehr ergreifen könnten und auch der berufsfachschulische Beruf nicht für alle zugänglich wäre, weil der entsprechende Schulabschluss fehlt.

Der DBSV hat zu dem Entwurf deutlich Stellung genommen und fordert:

  • Zugangsvoraussetzungen auch für Hauptschüler erhalten
  • vertikale Durchlässigkeit sicherstellen
  • drei- statt zweigliedrige Ausbildung (Masseur / medizinischer Bademeister, Physiotherapeut berufsfachschulisch und Physiotherapeut akademisch)

Ukraine-Nothilfe

Im September fand ein Mobilitäts-Camp in Polen bei Kolberg für 37 blinde Geflüchtete aus der Ukraine statt. Die Betroffenen konnten sich im Umgang mit dem Blindenlangstock, in Orientierungstechniken und mit Alltagshilfen üben.


Dank an Klaus Behling

Klaus Behling hat angekündigt, Ende November seine Mitarbeit im Normungsausschuss Medizin (Named) aus Altersgründen zu beenden. Nach mehr als 60 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit im Blinden-, Sehbehinderten- und Behindertenbereich in unterschiedlichen Funktionen und auf unterschiedlichen Verbandsebenen möchte er diese Aufgaben an jüngere Menschen weitergeben. Das Präsidium dankt Klaus Behling für seine langjährige außerordentliche Unterstützung im Bereich der Normung und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.

Silvia Hame
Mitglied des DBSV-Präsidiums

Meldungen

EBU-Präsident verstorben

Professor Rodolfo Cattani, Präsident der Europäischen Blindenunion (EBU) ist Anfang September unerwartet gestorben. Der amtierende Vizepräsident Wolfgang Angermann wird nun das Amt übernehmen, das er bereits von 2011 bis 2019 innehatte.

"Wir denken in Trauer an Rodolfo Cattani und möchten unser Beileid bekunden", sagt DBSV-Präsident Hans-Werner Lange. "Er war ein besonderer Mensch und Kämpfer für Behindertenrechte weltweit." Der 1941 in Italien geborene Rodolfo Cattani engagierte sich sein Leben lang intensiv in Behindertenbewegungen: nicht nur in der EBU, sondern auch in der Weltblindenunion, im European Disability Forum, in der Unione Italiana Ciechi e degli Ipovedenti in Italien und in vielen anderen Funktionen. Dies brachte ihm, zusammen mit seinen diplomatischen und sprachlichen Fähigkeiten, seiner Lebensfreude und persönlichen Weisheit, den Respekt und die Achtung seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter, wie unter anderem auf der Website des Europäischen Behindertenforums zu lesen ist.

"Die Amtsträger und Präsidiums-mitglieder der EBU werden die Anregungen und Ideen unseres Präsidenten mit Geschick und Sorgfalt weiterführen, wohl wissend, dass unser Präsident aus tiefstem Herzen immer alles getan hat, um eine erfolgreiche und nachhaltige Arbeit der EBU zu gewährleisten", heißt es im EBU-Newsletter.

EBU verleiht Arne-Husveg-Award

Für seine außerordentlichen Verdienste auf internationaler Ebene zeichnete die Europäische Blindenunion (EBU) Präsidiumsmitglied Wolfgang Angermann im Juni mit dem Arne-Husveg-Award aus. Seit 1974 engagiert er sich aktiv für die Belange blinder und sehbehinderter und insbesondere taubblinder Menschen.

In seiner Funktion als EBU-Präsident (2015-2019) war er maßgeblich am Prozess beteiligt, der zum erfolgreichen Abschluss des Marrakesch-Vertrags zur Linderung der Büchernot für blinde und sehbehinderte Menschen weltweit führte. Er nahm häufig an Sitzungen der europäischen Institutionen teil, um die Interessen behinderter Europäer im Zusammenhang mit der sozialen und kulturellen Gesetzgebung zu vertreten.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat Angermann für diese renommierte Auszeichnung vorgeschlagen. Der vom EBU-Vorstand ins Leben gerufene Arne-Husveg-Award wurde somit zum fünften Mal verliehen. Er besteht aus einer Goldmedaille mit dem Profil von Arne Husveg und dem EBU-Logo sowie den Worten "Er zeigte den Weg zur vollen sozialen Inklusion".

Nach dem Tod des EBU-Präsidenten Rodolfo Cattani übernimmt Angermann diese Aufgabe ein weiteres Mal.

Diabetes-Journal als DAISY-Ausgabe

Das Diabetes-Journal ist eine monatlich erscheinende Zeitschrift für Menschen mit Diabetes, deren Familienangehörige, Freunde, Betreuerinnen und Betreuer. Jedes Heft enthält neben medizinischen Beiträgen auch Erfahrungsberichte, Leserbriefe und Patientenfragen. Psychologie wird ebenso behandelt wie Ernährung und Gesundheitspolitik. Dazu kommen Tipps, Rezepte und nützliche Telefonnummern.

Das Diabetes-Journal kann bei der Westdeutschen Bibliothek der Hörmedien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (WBH) als DAISY-Ausgabe bestellt werden. Die Jahresbezugsgebühr beträgt 22 Euro. Bei einigen Organisationen von Menschen mit Diabetes ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag enthalten oder es wird zu einem Sonderpreis angeboten. Wer Mitglied in diesen Organisationen ist, kann ohne Aufpreis von der gedruckten Ausgabe zur DAISY-Ausgabe wechseln.

Die DAISY-Ausgabe des Diabetes-Journals kann telefonisch unter 02 51 / 71 99 01 oder per E-Mail an wbh@wbh-online.de bestellt werden.

E-Roller-Kampagne startet erfolgreich

Die erste Crowdfunding-Kampagne des DBSV ist erfolgreich angelaufen: Allein in den ersten drei Wochen wurden knapp 4000 Euro gespendet. Projektmanagerin Cornelia Weiß, Ansprechpartnerin für Fundraising, bedankt sich im Namen des DBSV bei allen Unterstützern von "Kreuz und Quer geht nicht mehr  –  E-Roller aus dem Weg!".

Mithilfe der Aktion sollen anfallende Gerichts- und Anwaltskosten für deutschlandweite Musterklagen zur Durchsetzung fester und gut erkennbarer Abstellflächen für E-Roller finanziert werden. Das aktuell vielerorts verbreitete Free-Floating-Modell behindert nicht nur sehbehinderte und blinde Fußgängerinnen und Fußgänger in der eigenständigen und sicheren Bewältigung ihrer Wege. Die kreuz und quer abgestellten E-Roller gefährden und behindern auch andere mobilitätseingeschränkte Menschen sowie Eltern mit Kinderwagen.

Das Oberverwaltungsgericht hat das Eilverfahren in Münster abgewiesen. Der DBSV klagt weiter und verfolgt seine Forderungen nun mit einem regulären Hauptsacheverfahren.

Mehr Infos unter www.dbsv.org/e-roller

75 Jahre Landesverein Niedersachsen

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen (BVN) hat in diesem Jahr sein 75. Jubiläum gefeiert. 1947, ein Jahr nach der Gründung Niedersachsens, haben sich die blinden Menschen des neugeschaffenen Bundeslandes zur Selbsthilfeorganisation zusammengeschlossen.

Gemeinsam mit seinen Mitgliedern und geladenen Gästen aus befreundeten Sozial- und Behindertenverbänden, Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Sport hat der BVN das Jubiläum am 30. September zelebriert. Für die Feierlichkeiten im Hannover Congress Centrum gab es neben einem Rück- und Ausblick auch ein unterhaltsames Programm mit Musik von Corinna May und einem Bühnenauftritt des Kabarettisten und Parodisten Jörg Knör.

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:

  • Lautsprecher TEUFEL: 10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn: Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.: 5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kurzbewegt: Fitness für Zuhause: 5 Euro Rabatt auf alle Hör Dich fit-Audiotrainingsangebote
  • Kieser Training: 70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • Audiamo: 10 % auf alle Hörbücher, -spiele und -filme
  • leguano GmbH: 10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung: 10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop: max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV): 5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim

DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-161
www.dbsv.org/dbsv-karte

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Einsamkeit

Ist sie wie Regen, wie Curry oder ein schmerzhaftes, reißendes Gefühl? In unserem Schwerpunktthema tauchen viele Vergleiche auf, um Einsamkeit zu beschreiben. Häufig, aber nicht immer, bedeutet einsam zu sein auch, allein zu sein. Wie sie Einsamkeit erleben und was man ihr entgegensetzen kann, schildern blinde und sehbehinderte Menschen in den folgenden Beiträgen. Gedichte veranschaulichen Einsamkeit auf poetische Weise.


Dazu ein Bild: Ein Mann mit grauem Haar und Schirmmütze sitzt mit dem Rücken zur Kamera an einem Strand und blickt aufs Meer; im Hintergrund sind Hügel zu sehen. Er trägt Jacke und Hose, der Himmel ist bedeckt.

"Ruf doch mal jemanden an!"

Heike Kühner ist Beauftragte für Blinden- und Sehbehindertenseelsorge der Evangelischen Kirche der Pfalz. Sie gehört zum Organisationsteam einer Fachtagung zum Thema Einsamkeit des Dachverbands der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge. Im Interview erzählt sie, was sie Menschen sagt, die sich allein oder einsam fühlen. Und warum auch scheinbar abstruse Dinge in so einer Situation helfen können.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Frau Kühner, haben Sie in Ihrer Arbeit gemerkt, dass blinde und sehbehinderte Menschen einsamer sind als vor der Pandemie?

Jein. Es gibt blinde und sehbehinderte Menschen, die schon vorher einsam waren, weil sie nicht so mobil waren. Zum Teil sind es Späterblindete, die sich nie allein getraut haben, mit dem Stock zu laufen. Ich weiß von blinden Menschen, dass sie während Corona mehr Mühe hatten rauszugehen, weil sie den notwendigen Abstand nicht halten können. Deshalb vermute ich, dass es mehr einsame blinde Menschen gibt als vor der Pandemie.


Welche Schwierigkeiten hatten oder haben diese Menschen, Kontakt mit anderen aufzunehmen?

Über das Telefon gibt es natürlich die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen. Das Problem ist, dass sie jemanden brauchen, der mit ihnen auch mal rausgeht, der mit ihnen spazieren geht. Das ist allein oft schwierig. Zum Beispiel, wenn jemand in den Wald möchte. Viele Waldwege sind verzweigt, da ist es für einen blinden Menschen nicht einfach, sich zurechtzufinden. Auch ein Mensch mit Stock braucht eine Orientierungshilfe. Von daher ist es für viele blinde Menschen wichtig, dass jemand sie begleitet.


Ist das Problem der Einsamkeit auf dem Land größer als in der Stadt?

Ich glaube, das Problem ist in der Stadt stärker. Ich kenne Menschen, die auf dem Land leben und die mir bestätigen, dass man dort wesentlich mehr nacheinander schaut als in der Stadt.


Welche Menschen rufen bei Ihnen an, um sich seelsorglichen Rat zu holen?

Es sind zum Beispiel Menschen, die auch bei meinem Erzählkreis mitmachen. Den Erzählkreis hatte ich zuerst "Für alle, die allein sind" genannt. Das war aber zu einsamkeitslastig, weil auch Menschen teilnehmen, die nicht einsam sind, aber einfach Lust haben, mit anderen zu reden. Die Menschen, die anrufen, beklagen sich selten. Es sind zum Teil Menschen, die schon Kontakte haben, die aber auch mal von zu Hause aus mit anderen reden möchten. Manche sagen, dass für sie durch Corona alles noch schwerer geworden ist. Inzwischen melden sich viele wieder bei Freizeiten an, aber wenn es keine Freizeiten gibt, ist das Telefon sehr wichtig.


Was bieten Sie als Beauftragte der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge an, damit Menschen ein Stück weit aus ihrer Einsamkeit herausfinden?

Was ich nie vermutet hätte: Der Erzählkreis, den ich gegründet habe und der online stattfindet, ist der Renner. Noch besser läuft der Gesprächskreis, der sich einmal im Monat abends trifft. Da geht es nicht darum, einfach zu erzählen, sondern um ernste Themen. Wir hatten zum Beispiel die Themen "Was macht Corona mit mir? Wo löst es in mir Angst aus?" und "Lebensschätze  –  suchen, finden, festhalten. Was ist mir wichtig in meinem Leben, woran hänge ich mein Herz?". Auch über "Freundschaft  –  wo fängt sie an, wo hört sie auf?" haben wir gesprochen. Wir haben mit sechs bis zehn Leuten angefangen, jetzt sind wir 17. Das heißt, dass es einen Bedarf nach ernsteren Themen gibt und nicht nur einfach zu plaudern.

Ich biete auch einen Stammtisch an, der sich einmal im Monat in unterschiedlichen Lokalen trifft. Und wir machen Ausflüge, vor Corona drei im Jahr. Ich habe immer versucht, Begleitpersonen zu organisieren, sodass alle mitkonnten. Das hat vielen Auftrieb gegeben  –  es kommen sehr viele, die allein sind. Hausbesuche mache ich auch, und ich bin mit vielen Menschen telefonisch in Kontakt.


Können Sie als selbst blinde Frau etwas empfehlen, das vor Einsamkeit schützt oder hilft, wieder in Kontakt mit anderen zu kommen?

Was ich nie verstanden habe, ist, dass die Menschen mir immer wieder sagen, gerade in Corona-Zeiten: Ich habe keinen, mit dem ich reden kann. Ich persönlich habe während der Pandemie so viel mit Leuten geredet wie lange nicht mehr, am Telefon natürlich. Wir müssen lernen, mehr von uns aus Menschen anzusprechen. Ich werfe niemandem vor, nicht selbst etwas zu unternehmen oder immer auf andere zu warten. Trotzdem möchte ich Menschen motivieren und ihnen sagen: Such dir Leute, mit denen du dich ab und zu triffst. Es gibt viele Menschen, die voneinander wissen, dass sie einsam sind, und trotzdem verabreden sie sich nicht. Ich weiß nicht, warum. Aber ich muss auch bedenken, dass es für blinde Menschen schwieriger ist, sich zu verabreden. Wer nicht mobil genug ist, sich allein auf den Weg zu machen, dem würde ich gern unsere Angebote am Telefon nahelegen, jeden Mittwoch der Erzählkreis und der monatliche Gesprächskreis.

Vielleicht könnte es eine neue Aufgabe für mich sein, Menschen, die allein leben, mehr zusammenzubringen. So kann man mehr telefonieren, aber sich vielleicht auch mal ins Taxi setzen, wenn der Weg nicht zu weit und die Fahrt nicht zu teuer ist. Ich möchte Mut machen, sich zu trauen, selbst kreativ zu werden. Beispiel: Ich habe mit einer Freundin gefrühstückt  –  am Telefon. Wir haben beide viel Spaß gehabt, und das Telefonfrühstück hat uns beiden gutgetan. Ich kann nur jedem raten, ob blind oder sehend: einfach Dinge tun, die völlig abstrus sind. Allein ein Bewusstsein dafür zu bekommen, ist wichtig. Das hilft einem über vieles hinweg, und ich glaube, dass es ein Stück über Einsamkeit hinwegretten kann.


Sie organisieren die Fachtagung zum Thema Einsamkeit des Dachverbands der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge mit. Was erhoffen Sie sich von der Tagung?

Leider gibt es kein Patentrezept für die Frage "Wie komme ich aus Einsamkeit hinaus?". Das einzige Patentrezept ist, selbst initiativ zu werden, aber das ist sehr schwer für manche Menschen. Nicht jeder hat die Kraft dazu. Mir hilft dann immer das Gebet. Wenn bei der Tagung Menschen sind, die sich mit dem Thema nicht nur dienstlich beschäftigen, sondern selbst betroffen sind, wünsche ich mir, dass sie nach Hause gehen und sagen: Ich habe etwas mitgenommen. Und ich wünsche mir, dass Menschen in irgendeiner Weise ihren inneren Frieden wiederfinden. Denn Einsamkeit kann einen ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen. Es tut Menschen gut, wenn sie so etwas gefunden haben und wenn sie mit jemandem reden können. Ebenso wünsche ich mir für die Fachtagung, dass wir Seelsorgezeiten anbieten können, also Stunden, in denen wir für Gespräche bereit sind  –  für alle, die Bedarf haben. Das ist manchmal wichtig, denn wenn Menschen an so einer Tagung teilnehmen, können belastende Dinge hochkommen. Dann brauchen sie jemanden, mit dem sie reden können. Es werden Menschen da sein, die das Thema selbst sehr bewegt.


Was werden die, die beruflich mit dem Thema zu tun haben, für ihre Arbeit mitnehmen können?

Sie können für ihre Arbeit mitnehmen, wie man einsame Menschen noch mehr unterstützen kann. Dafür stellen wir Projekte vor, ich zum Beispiel meinen Gesprächskreis. Es werden Projekte gezeigt, wie Menschen aus der Einsamkeit gelöst werden können. Von daher erhoffe ich mir auch für mich neue Ideen, die ich umsetzen kann.


Dazu ein Bild: Heike Kühner steht vor einer Wand. Sie hat glattes, nackenlanges, helles Haar und einen Pony. Ihr T-Shirt ist hell, ihre Hose dunkel.



Kurzinfo: Fachtagung zum Thema Einsamkeit

Alleinsein gibt Kraft, Einsamkeit kann krank machen. Das Gefühl, einsam zu sein, kennen nicht nur alte Menschen. Immer mehr junge Menschen erleben Einsamkeit mitten unter Freunden und trotz vieler digitaler Kontakte. Diese unterschiedlichen Facetten des Themas sollen bei einer Fachtagung des Dachverbands der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) betrachtet werden. "Keiner da?' Von der Kraft des Alleinseins bis zum Risiko der Einsamkeit" lautet der Titel der Fachtagung. Ursprünglich war sie für Februar vorgesehen, doch Corona machte das unmöglich. Nun soll die Tagung vom 12. bis 14. Mai nächsten Jahres in Rastatt (Baden-Württemberg) nachgeholt werden.

Eingeladen sind alle, die am Thema interessiert sind, insbesondere Ehren- und Hauptamtliche in der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge. Als Referent zugesagt hat auch für den neuen Termin Prof. Dr. Andreas Kruse (Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg). Er blickt darauf, wann Alleinsein negativ empfunden wird und welche Faktoren dies fördern.

Wer sich bereits angemeldet hatte, wurde über ein vereinfachtes Anmeldeverfahren informiert.

Wer sich erstmals anmelden möchte, kann dies unter der

E-Mail-Adresse buero@debess.de oder unter
Telefon 05 61 / 72 98 71 61

"Wie in einem Paralleluniversum"

Ein unerträgliches und schmerzhaftes Gefühl: So und ähnlich beschreiben Leserinnen und Leser, Hörerinnen und Hörer der "Sichtweisen" Einsamkeit. Oft empfinden sie sie in einer Menge von Menschen, vor allem sehender, schlimmer als allein zu Hause. Sie fühlen sich inmitten anderer einsam und unverstanden. Im Folgenden berichten sie von ihren Erfahrungen.


Wie unter einer Käseglocke

Blindheit ist kein Grund für Einsamkeit, aber ein Verstärker. Der Mensch nimmt am ehesten Kontakt über die Augen auf, und das funktioniert nun mal nicht, wenn man blind ist. Als ich als junge Frau einmal mit einer Freundin aus war, sagte sie irgendwann: "Da sind lauter junge Männer, die versuchen, mit dir zu flirten, und du reagierst nicht." Wie auch? Ich war damals stark sehbehindert und habe noch nie in die Augen meines Gegenübers gesehen.

Das Nicht-Sehen-Können verstärkt das Gefühl von Einsamkeit in einer Menge. Ich fühle mich weniger einsam, wenn ich allein zu Hause sitze, als wenn ich unterwegs bin. Hier in München beim Oktoberfest brauche ich zum Beispiel in einem Zelt grundsätzlich jemanden, der mich wieder aus der Masse führt und den ich bitten kann, mich irgendwohin zu bringen, von wo aus ich mich wieder zurechtfinde. Aber man möchte ja die Freunde nicht aus ihrem Spaß reißen. Ich neige dann dazu, gar nicht erst mitzugehen.

"Käseglocke" nenne ich diese Abgeschnittenheit: Ich stehe hier und höre alle anderen; ab und zu spricht mich auch mal einer an, aber was um mich herum ist, kommt nicht wirklich an mich heran. Und diese Situation ist nicht selbstgewählt.

Als blinde Frau ist es auch schwieriger, einen Partner kennenzulernen, außer man ist sehr extravertiert, und das bin ich nicht. Ich fühle mich schüchtern, weil ich mein Gegenüber nicht so lesen kann. Da neige ich zur Vorsicht und lasse es lieber ganz.

Ich bin trotz allem relativ stark und selbstbewusst. Je älter man wird  –  ich bin jetzt Mitte 50 -, desto eher hat man eine Vorstellung vom eigenen Leben, und entweder der oder die andere passt dazu oder nicht. Als Führhundhalterin komme ich zum Beispiel auf sechs Füßen daher.

Ich glaube, dass es keinen Single gibt, der sich, wenn er oder sie ehrlich ist, nicht einen Partner wünscht. Wenn man älter ist, vielleicht nicht gleich jemanden, mit dem man zusammenwohnt, sondern einen Menschen, von dem man sagen kann: Zu dem gehöre ich, und der gehört zu mir.

Martina Hellriegel
München  


Einsam durch stille Zurückweisung

Wenn ich Zeit habe, rufe ich gerne Menschen an. Manchmal haben "alle" keine Zeit zum Sprechen, dann fühle ich mich einsam.

Auch durch Zurückweisung fühle ich mich einsam: Einmal wollte ich auf einem Basar ein zweites Mal mit einer Frau sprechen und bin in den Raum gegangen, wo sie war. Eine  –  vermutlich die gesuchte  –  Frau sieht mich an der Tür, taucht unter einen Tisch und verschwindet. Ich habe sie nicht mehr auf dem Basar gefunden.

Jutta Wyes
Roetgen  


Einsamkeit ist wie Curry

Ich habe das Gefühl, dass ich die Tiefe der Einsamkeit niemandem erklären kann, dieses Unfrei-Sein. Es gibt Tage, da verkrafte ich das und sage mir, gut, wenn es keine Äpfel gibt, esse ich eben Birnen. Aber letztendlich belügt man sich selbst. Ich würde zum Beispiel gern mal einen Last-Minute-Flug buchen, oder sagen, Leute, es reicht mir, ich muss mal für ein Wochenende verschwinden. Ich könnte das auch organisieren und wegfliegen, aber dann steige ich in Neapel aus dem Flugzeug  –  und dann?

Die schlimmste Einsamkeit ist, wenn ich in einer Masse von Leuten bin und weiß: Ich bin trotzdem allein. Auf einer Weihnachtsfeier in der Firma habe ich mich einmal so gekränkt, alleingelassen und einsam gefühlt, obwohl überall Musik gespielt hat und die Stimmung gut war. Ich war mit zwei Kolleginnen und meiner kleinen Tochter gekommen. Die erste Viertelstunde klappte alles gut, doch dann haben sich meine Kolleginnen verabschiedet, und ich stand mit meinem Kind in einem Gewusel, konnte mich weder orientieren noch meinem Kind Schutz bieten und habe mich verlassen und einsam gefühlt. Ich frage mich dann zwar durch, aber dennoch kam ich mir verraten und unfähig vor. Das sind Momente, die prägen sich tief ein. Vor allem, weil ich es vorher schon geahnt habe, hier auf "Glatteis" geraten zu können.

Einsamkeit ist etwas Unerträgliches, aber letztendlich bevorzuge ich es, einsam und allein zu sein als einsam in einer Masse. Das quält mich viel mehr. Und zu diesem Einsam-Sein trägt Blindheit als Barriere viel bei.

Ich gehe durchaus auch mal allein in eine Kneipe, aber oft sitze ich dann am Tresen und denke: Was mache ich hier eigentlich? Ich bin hier, aber irgendwie doch nicht, weil ich die Leute reden höre, aber da ist eine Mauer zwischen ihnen und mir. Die Blindheit empfinde ich dann als Unfreiheit. Auf Partys tanze ich gern, kommuniziere gern, aber ich kann nicht spontan Tisch oder Gesprächspartner wechseln, nicht flexibel reagieren. Ich kann keine Vorauswahl treffen, welche Menschen ich ansprechen möchte.

Einsamkeit ergibt sich aus vielen verschiedenen Faktoren: Sie ist wie Curry, wie aus tausend Gewürzen.

Wer sagt, dass Blindsein kein Grund für Einsamkeit ist, dem kann ich nur sagen: Oh doch, das ist es! Du kannst keinen Blickkontakt herstellen, und damit ist schon die Kontaktaufnahme nicht einfach. Manchmal würde ich viel darum geben, wenn ich sehen und leichter gewünschten Kontakt knüpfen könnte. Vor allem aber nicht wie so oft die Entertainerin sein zu müssen, weil mein Gegenüber entweder mich nicht realisiert oder ich ihn oder sie nicht.

Janis Vega
Frankfurt am Main  


Ein reißendes und schmerzhaftes Gefühl

Viele Menschen fühlen sich nach zwei Jahren Pandemie sehr einsam. Menschen mit einer Beeinträchtigung sind besonders davon betroffen. Für mich ist die Distanziertheit der Menschen inzwischen geradezu körperlich spürbar. Kontakte über Zoom oder über welche Plattformen auch immer sind für mich keine Kontakte.

Mal eben losziehen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, ist als blinde Frau nicht einfach, und wo immer ich hinkomme, fühle ich die Kompliziertheit dieser Zeit. Die Menschen sind gestresst, ängstlich, komplett überfordert.

Mein Mann und ich wohnen in einer schönen großen Wohnung am Waldrand, was sich innerhalb der Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen als sehr nützlich erwiesen hat. Unsere Familien wohnen Hunderte von Kilometern entfernt, und uns wurde zu Beginn der Pandemie schnell klar, dass wir vollkommen auf uns selbst gestellt sein würden.

Es gab Zeiten, da haben wir über Wochen hinweg, außer Menschen im Linienbus oder in einem kleinen Geschäft, niemanden getroffen. Die immer weniger werdenden Kontakte liefen und laufen über Telefon, Zoom oder Ähnliches. Die Menschen ziehen sich immer mehr auf ihre kleinsten Kreise zurück.

Für die Bewältigung eines schmerzhaften Gefühls ist es wichtig, anzuerkennen, dass die Situation gerade so ist, wie sie ist. Nur so kann Entwicklung entstehen. Einsamkeit ist ein reißendes und sehr schmerzhaftes Gefühl, das weiß ich jetzt.

Heike Herrmann-Hofstetter
Marburg  


Wegen Corona isoliert im Apartment

Ich bin einer Wohngruppe im Blindeninstitut Würzburg angegliedert und lebe dort in einem Apartment. Ich habe eine Ausbildung in der Behindertenwerkstatt gemacht. Das Institut ist eine Einrichtung für Menschen mit Mehrfachbehinderung. Während der Pandemie habe ich mich ein paar Wochen lang einsam gefühlt, weil ich den ganzen Tag in meinem Apartment verbringen musste und nicht in die Wohngruppe durfte. Ich habe mich mit Fernsehgucken, Musik hören, dem Handy und mit Updates am Computer beschäftigt.

Grund für die Isolation war, dass wir Corona-Fälle hatten und ich auf eine Spenderniere warte. Vor einer Corona-Ansteckung muss ich mich natürlich schützen. Wenn die Gruppe nicht unter Quarantäne steht, fühle ich mich nicht einsam.

Als es mit Corona richtig schlimm war, wollte ich für mich sein, weil ich so Angst hatte vor dem Virus. Wenn ich nicht auf die Dialyse angewiesen wäre, würde ich mehr mit Freunden rausgehen, spazieren gehen und Showdown spielen. Es ist schade, dass Corona uns quasi das Leben weggenommen hat. Ich wünsche mir, dass es bald wiederkommt.

Sebastian Röhr
Würzburg  

Anmerkung: Sebastian Röhr ist im April dieses Jahres im Alter von 22 Jahren verstorben (nicht an Covid-19). Das Gespräch mit ihm haben wir im März geführt.


Die besondere Einsamkeit eines blinden Menschen

Als unsere Kinder noch kleiner waren, haben wir oft Urlaub an der Nord- oder Ostsee gemacht. Wenn wir in eine Ferienwohnung kamen, hieß es oft: Setz dich und lass uns machen. Ich fühlte mich überflüssig und habe oft gedacht, dass alle wahrscheinlich ohne mich einen besseren Urlaub hätten. Als Jammerlappen wollte ich nicht gelten und habe daher nie gesagt, was ich denke  –  ich war einsam innerhalb der eigenen Familie. Ich fühlte mich wie in einem Paralleluniversum. "Du kannst nichts, weißt nichts und brauchst auch nichts, weil du nichts sehen kannst." So fühlte es sich für mich an. Ich gehörte nicht dazu.

Auch auf Feiern und Veranstaltungen, Sitzungen und Besprechungen fühlt man sich als blinder Mensch wie auf einem anderen Planeten. Alle tun Dinge, bei denen man sehen können muss. Man steht immer einsam außen vor. Wenn man Nachbarn auf der Straße trifft, reden sie oft über Dinge, bei denen man nicht mitreden kann. Das letzte Tennisturnier, wie süß die Kinder dies oder jenes gemacht haben, wie schön irgendetwas umgestaltet wurde, was für tolle Landschaften sie im letzten Urlaub gesehen haben, bei welchem Marktstand die Ware am frischesten ausschaut usw. Handybilder werden untereinander gezeigt.

In den letzten Jahren habe ich oft auf mein Recht gepocht, doch bitte auch teilhaben zu dürfen. Manchmal, wenn man möchte oder es möglich ist, kommt man mir entgegen. Die Welt der Sehenden klammert mich aus, bis ihnen mein Protest auffällt und die "arme blinde Frau" auch mal reinschnuppern darf.

Das hört sich sarkastisch an. Aber es gibt natürlich auch Menschen, für die ich nicht "die Blinde" bin, sondern Manuela. Inzwischen habe ich viele Menschen kennengelernt, die von sich aus überlegen, wie man mich einbeziehen kann. Und zwar so, dass ich auch etwas davon habe.

Auch meine Familie hat inzwischen begriffen, dass ich nicht abwarten möchte, dass sie ihr Leben leben und ich zuhören darf. Ich brauche dringend Input: etwas riechen, fühlen, befühlen oder was auch immer. Ich möchte erzählt bekommen, was um mich herum geschieht und wie es ausschaut. Leider gibt es sehr schweigsame und phantasielose Kandidaten, die nichts transportieren können.

Es fällt mir ohne Unterstützung oft schwer, auf andere zuzugehen. Spricht man mich nicht an, lebe ich in einem luftleeren Raum. Als blinder Mensch muss man immer massiv auf sich aufmerksam machen, doch das kann nicht jeder. Schon gar nicht, wenn man späterblindet ist.

Befinde ich mich in einer Theatervorstellung oder dergleichen, muss ich oft nachfragen, warum alle lachen oder klatschen. Mein Mann erklärt das inzwischen auch ohne Aufforderung. Bin ich aber mit "ungeübter" Begleitung unterwegs, werde ich vergessen.

Was ich besonders hart finde, ist, dass man wahnsinnig viel Energie benötigt, um sich die Umgebung zu erarbeiten. Immer muss man hochkonzentriert sein. Manchmal so sehr, dass man nicht mitbekommt, dass man angesprochen wird.

Es ist auch ein schlimmes Gefühl, wenn meine Familie oder Freundinnen zu Aktivitäten aufbrechen, bei denen ich nicht mitmachen kann. Oft ist es nicht möglich, sie mit mir zusammen umzusetzen. Dann fühle ich mich unendlich benachteiligt. Ich habe es einfach noch nicht raus, mich auf die Dinge zu beschränken, die machbar sind. Könnte ich sehen, wäre halt viel mehr möglich.

Vieles habe ich mir in den vergangenen acht Jahren erarbeitet, vieles geht besser. Auch meine Einstellung zu vielem hat sich verändert. Doch die besondere Einsamkeit eines blinden Menschen, der zusätzlich noch ein Hörproblem hat, ist nie weg. Sie taucht immer wieder aus dem Hinterhalt auf. Und dann kann sie mich auch schon mal so richtig runterziehen.

Manuela Dolf
Kaarst  

Mut haben, sich einzuklinken

Als Leiterin des Hessischen Koordinationsbüros für Frauen mit Behinderung, Trainerin für Resilienz und privat engagiert in einem Nachbarschaftsnetzwerk hat unsere Autorin öfter mit Menschen zu tun, die sich einsam fühlen. Sie gibt ein paar Tipps, wo und wie man mit anderen Kontakt aufnehmen kann, um zumindest das Alleinsein eine Weile hinter sich zu lassen.

Von Rita Schroll  


Als Leiterin des Hessischen Koordinationsbüros für Frauen mit Behinderung erlebe ich viele Frauen, auch blinde, die Probleme mit Einsamkeit haben. Einsamkeit ist ein weit verbreitetes Phänomen. Niemand sollte sich jedoch aufgrund von Einsamkeit entwertet fühlen.

Einsamkeit ist oft mit Scham besetzt. Durch die Blindheit oder Sehbehinderung sind die Möglichkeiten, der Einsamkeit entgegenzuwirken, eingeschränkt. So ist es beispielsweise aufgrund der visuellen Behinderung schwieriger, einen Smalltalk an der Bushaltestelle oder im Café zu beginnen. Doch es gibt Möglichkeiten, die wir als blinde oder sehbehinderte Menschen nutzen können, um Einsamkeit zu überwinden  –  oder zumindest das Alleinsein.

Nutzen Sie Angebote des örtlichen Blinden- oder Sehbehindertenvereins bzw. anderer örtlicher Vereine, mit denen Sie gemeinsam Ihrem Hobby nachgehen können!

Scheuen Sie sich nicht, mit anderen Menschen über Ihre Einsamkeit zu sprechen. Sie werden staunen, wie viele Menschen aus Ihrem Bekannten- oder Freundeskreis zumindest zeitweise ebenfalls von Einsamkeit betroffen sind. Vermutlich entdecken Sie Ideen für gemeinsame Unternehmungen.

Vielleicht möchten Sie sich ehrenamtlich engagieren: Über die vielen Möglichkeiten dafür informieren etwa Ehrenamtsbörsen der Städte. Auch die Wohlfahrtsverbände bieten ein reiches Spektrum an Betätigung.

Über das bundesweit organisierte Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de können Sie im Internet Hilfe, Begleitung und vieles mehr suchen oder anbieten. Unternehmungen können darüber geplant oder Mitglieder für eine Gruppe gefunden werden. Leider ist die Plattform nicht hundertprozentig barrierefrei.

Wichtig ist es, den Mut zu haben, sich einzuklinken und zu sagen, ich suche jemanden, zum Beispiel zum Karten spielen oder für ein anderes Hobby, beispielsweise Handarbeiten. In einer Gruppe macht es meistens mehr Spaß, da Anregungen und Impulse gegeben werden können.

Finden Sie den Weg nicht, scheuen Sie sich nicht zu fragen, ob jemand Sie an der nächstgelegenen Bus- oder Bahnhaltestelle oder einem Treffpunkt in der Nähe des Veranstaltungsortes abholen und wieder dorthin zurückbringen kann. Vielleicht wohnt jemand ohnehin in Ihrer Nähe, und Sie können gemeinsam zum Treffpunkt gehen. Doch achten Sie darauf, dass sich die Hilfe möglichst auf mehrere Personen verteilt.


Foren, Chats und Mailinglisten

Weitere Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen, sind zum Beispiel Foren oder Gruppen über Facebook, Xing, die zahlreich existierenden WhatsApp-Gruppen und Mailinglisten, in Telefonchats über das "Dorf" oder die Kommunikationsplattform Blindzeln. Das "Dorf" ist ein rein akustisch funktionierendes Netzwerk. Auch Foren zu verschiedenen Themen bietet es an. Die Teilnahme funktioniert nur über das Telefon.

Sport ist eine Tätigkeit, die den meisten Menschen Energie gibt und von trüben Gedanken löst. Wir blinden oder sehbehinderten Menschen können zwar nicht allein Rad fahren und auch allein zu wandern, ist schwierig. Doch Schwimmen, Paddeln oder Rudern beispielsweise, vielleicht als Mitglied in einem Verein, sind möglich. Auch ein Crosstrainer oder ein Heimfahrrad können Energie bringen. Wer sich draußen bewegen will, kann zum Beispiel Seilchen springen.

Ein weiterer Tipp: Schreiben Sie sich alles auf, was Ihnen guttut, und zwar in dem Moment, in dem es Ihnen richtig gutgeht. Es hilft auch, sich jeden Tag zu überlegen: Was hat heute mein Leben bereichert? Aufzuschreiben, was Ihnen Kraft gibt und/oder was Sie erfüllt, könnte eine hilfreiche Ideenliste bei aufkommender Langeweile sein. Auch ein regelmäßig gepflegtes Erfolgstagebuch ist ein gutes Mittel gegen das sogenannte Kleine-Maus-Gefühl.

Corona erschwert natürlich die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen, doch Würfel- oder Quizspiele können mit anderen Menschen auch über Telefon oder online gespielt werden.


Handlungsperspektive suchen

Wenn Sie sich in eine neue Gruppe wagen, bedenken Sie: Jede Person, die als neues Mitglied in eine Gruppe kommt, befürchtet meistens zunächst, in dieser Gruppe keinen Platz zu finden. Zudem können Sie sich vorher fragen: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Und auf dieser Antwort eine Handlungsperspektive aufbauen.

Bei großen Zusammenkünften auf lockere Art mit anderen zusammen zu sein, ist für uns blinde oder sehbehinderte Menschen schwieriger als für sehende Menschen. Vor allem, wenn wir keine Assistenz haben, die uns zu den Personen bringen kann, die wir kennen oder kennenlernen möchten. Überlegen Sie sich in jeder Situation, ob gerade ein Tag ist, an dem Sie sich diese Anstrengung zumuten möchten, oder ob Sie lieber allein einsam als in einer Gruppe einsam sein möchten.

Denn natürlich können sich Menschen auch in einer Gruppe einsam fühlen. Dies erleben, so meine Erfahrung als Beraterin, viele Menschen häufig schlimmer, als allein einsam zu sein. Manchmal ist es auch gut, die Einsamkeit auszuhalten  –  und nach Möglichkeit aus ihr eine Perspektive zu entwickeln.

Jeder Mensch, ob blind oder nicht, fühlt sich manchmal einsam. Neulich rief mich eine Frau an, die sagte, sie sucht jemanden für regelmäßige Gespräche, sie fühlt sich einsam und möchte sich einfach gerne mal mit anderen unterhalten. Sie hatte den Mut, danach zu fragen, und so konnte ihr geholfen werden.


Das "Dorf" ist ein rein akustisches soziales Netzwerk mit Foren und der Möglichkeit, an Telefonchats teilzunehmen. Es ist komplett mit der Telefontastatur zu bedienen.

Mehr Infos unter der Webadresse bzw. Telefonnummer: 188.138.123.190

Weitere Internetadressen:
www.blindzeln.org
www.solidarburg.de
www.nebenan.de



Kurzinfo: Kompetenznetzwerk Einsamkeit

Ein neu gegründetes Kompetenznetzwerk Einsamkeit (KNE) soll einen Beitrag leisten zur Bekämpfung und Vorbeugung von Einsamkeit. Das Projekt "Kompetenznetzwerk Einsamkeit" wird durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik durchgeführt und durch das Bundesfamilienministerium gefördert. Zunächst stehen bis Ende 2022 mehr als eine Million Euro zur Verfügung.

Die Kernaufgabe des KNE ist, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das solidarische Miteinander zu stärken. Dazu wird erforscht, welche Faktoren Einsamkeit vorbeugen und bekämpfen.

Benjamin Landes, Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und Leiter des Projekts, erklärt: "Die Arbeit des Kompetenznetzes Einsamkeit hat zum Ziel, die Strategien gegen Einsamkeit weiterzuentwickeln. Dazu wird das Thema aus zivilgesellschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Blickwinkeln betrachtet, um diese unterschiedlichen Perspektiven in den Austausch zu bringen."

Die damalige Bundesfamilienministerin Anne Spiegel sagte zum Start des KNE: "Wir wollen bestehendes Engagement sichtbar machen und diejenigen zusammenbringen, die sich gegen Einsamkeit einsetzen."

"Die Einsamkeit ist wie ein Regen"

Das Gefühl der Einsamkeit ist kein Phänomen der Moderne. Auch in früherer Zeit fühlten sich Menschen einsam, verlassen, verloren. Dichter und Dichterinnen haben ihre Erfahrungen damit in Worte gefasst, die ausdrücken, was auch heute noch viele Menschen empfinden.


Joachim Ringelnatz: Zwischen meinen Wänden

Ich danke dir: Ich bin ein Kind geblieben,

Ward äußerlich auch meine Schwarte rauh.


Zu viele Sachen weiß ich zu genau

Und lernte mehr und mehr die Wände lieben.


Doch zwischen Wänden, wenn die Fantasie

Ein kleines Glück so glücklich zu erfassen

Imstande ist, dass wir uns sagen: Nie

Uns selber lieben! Nie das andre hassen!

Nur einsam sein!  –  -

Spricht oft mein Innerstes zu solcher Weisheit: Nein!

Denn all mein Sinnen lauscht, ob fremde Hände

Jetzt etwa klopfen werden an mein einsam Wände,

Und wenn's geschähe, rief es laut: Herein!!!

Joachim Ringelnatz (1883-1934)
deutscher Lyriker, Erzähler und Maler



Hieronymus Lorm: Einsamkeit

Einsamkeit, in deiner Blüte

duftet nicht der Erde Glück,

Nimmer gibst du dem Gemüte,

Was verloren ist, zurück.

Aber unbekannte Schauer

Lockst du aus verborgner Trauer

Durch des Geistes Macht hervor,

Und sie ziehn nach fremden Sternen,

Nach dem Licht der erdenfernen

Ewigkeit das Herz empor.

Einsam spricht des Herzens Pochen,

Was die Lippe nie gesprochen.

Hieronymus Lorm (1821-1902)
österreichischer Schriftsteller und Essayist
Erfinder des Lorm-Alphabets



Sappho: Untergegangen sind ...

Untergegangen sind der Mond

Und die Plejaden. Es ist Mitternacht,

Die Stunden vergehen.

Ich aber schlafe allein.

Sappho (ca.630-612 v.Chr. bis ca.570 v.Chr.)
griechische Dichterin



Rainer Maria Rilke: Einsamkeit

Die Einsamkeit ist wie ein Regen.

Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen:

von Ebenen, die fern sind und entlegen,

geht sie zum Himmel, der sie immer hat.

Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.


Regnet hernieder in den Zwitterstunden,

wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen

und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,

enttäuscht und traurig von einander lassen;

und wenn die Menschen, die einander hassen,

in einem Bett zusammen schlafen müssen:


dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen ...

Rainer Maria Rilke (1875-1926)
österreichischer Erzähler und Lyriker



August Stramm: Dämmerung

Hell weckt Dunkel

Dunkel wehrt Schein

Der Raum zersprengt die Räume

Fetzen ertrinken in Einsamkeit!

Die Seele tanzt

Und

Schwingt und schwingt

Und

Bebt im Raum

Du!

Meine Glieder suchen sich

Meine Glieder kosen sich

Meine Glieder

Schwingen sinken sinken ertrinken

In

Unermesslichkeit

Du!


Hell wehrt Dunkel

Dunkel frisst Schein!

Der Raum ertrinkt in Einsamkeit

Die Seele

Strudelt

Sträubet

Halt!

Meine Glieder

Wirbeln

In

Unermesslichkeit

Du!


Hell ist Schein!

Einsamkeit schlürft!

Unermesslichkeit strömt

Zerreißt

Mich

In

Du!

Du!

August Stramm (1874-1915)
deutscher Dichter und Dramatiker



Maria Luise Weissmann: Der Einsiedler

Er hatte seit Jahren nicht mehr gesät

Verstreut noch reifte ihm das Getreide

Zuletzt ließ er den Hafer ungemäht

Sein Pferd verlor sich auf der Weide.


Er brach eine Zeit noch Beeren vom Ast

Als müsste er einen Hunger stillen

Dann vergaß er auch diese letzte Last

Um seiner tieferen Ruhe willen.


Er saß vor der Hütte bei Tag und Nacht

Die Hütte verfiel in Wind und Regen

Allmählich wuchsen die Gräser sacht

Seinen Füßen und Knien entgegen


Und wuchsen langsam durch seine Hand.

Er ward wie ein Sieb, ohne Außen und Innen.

Gleichmäßig und ganz ohne Widerstand

Konnten die Jahre durch ihn rinnen.

Maria Luise Weissmann (1899-1929)
deutsche Lyrikerin



Anna Ritter: Einsamkeit

Einsamkeit, ernsthafte Frau,

Tratest einst still in mein Zimmer,

Ach, und ich wollte dich nimmer,

Grüßte dich finster und rauh.


Nicktest nur milde dazu,

Ließest dich doch nicht verjagen,

Musste dich eben ertragen,

Sangest mich heimlich zur Ruh.


Sieh, und nun weiß ich genau:

Wolltest du heut von mir scheiden,

Würde ich tief darunter leiden,

Einsamkeit, ernsthafte Frau.

Anna Ritter (1865-1921)
deutsche Dichterin und Novellistin

Termine & Tipps:

Termine

Online-Seminar zum Abspielen von Hörmedien

15.11.2022, 17-18 Uhr

Das dzb lesen informiert Einsteiger über die verschiedenen Wege, Hörmedien herunterzuladen und abzuspielen, z.B. mit der dzb-lesen-App, dem Alexa-Skill oder dem DAISY-Player.

Infos unter Tel.: 03 41 / 71 13-179 oder -115

Zugangsdaten zum Seminar unter www.dzblesen.de

Windows für Anfänger

20.11.-26.11.2022
Aura-Hotel Saulgrub

In diesem Elementarkurs werden die wichtigsten Grundlagen des Betriebssystems Windows 10 mit Hilfe des Screenreaders JAWS erlernt.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 99  –  0
E-Mail: info@aura-hotel.de

Wohlfühlwoche im Spätherbst

3.-10.12.2022
Aura-Pension "Villa Rochsburg"

Den Teilnehmenden werden Anregungen und Vorschläge, wie Entspannungstechniken, Massagen und Gymnastik für den Start in den Winter gegeben.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 03 73 83 / 8 38 00
E-Mail: villa@bsv-sachsen.de

Tastführung Brecht-Weigel-Museum

6.12.2022, 16.30 Uhr
Berlin

Das Brecht-Weigel-Museum zeigt die im originalen Zustand erhaltenen Räume des Künstlerpaares Bertolt Brecht und Helene Weigel. Die Führung bietet neben berührbaren Originalobjekten auch eigens erstellte Tastmodelle. Eintritt und Führung sind kostenlos.

Anmeldung unter
Tel.: 0 30 / 2 00 57  –  18 44
E-Mail: brechtweigelmuseum@adk.de

Seminar: Sprache formt Wirklichkeit

11.-15.12.2022
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Das Seminar richtet sich an sehbehinderte und blinde Berufstätige oder ehrenamtlich Tätige. Die Teilnehmenden erkunden die Wirkungsweise einzelner Wörter und Redewendungen sowie des Satzbaus und der Sprechweise auf andere und auf ihre eigene Persönlichkeit.

Anmeldeschluss: 15.11.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 78 44 / 91 15 02
www.bildung-ohne-barrieren.de/angebote/seminaranmeldung.html

Musiktheater mit Audiodeskription

17.12.2022, 19.30 Uhr
Bielefeld

Das Theater Bielefeld bringt die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss auf die Bühne. Für blinde und sehbehinderte Gäste wird eine Live-Audiodeskription angeboten.

Anmeldung und Tickets unter
Tel.: 05 21 / 51 54 54
E-Mail: info@theater-bielefeld.de

Braille Workshop

31.1.-4.2.2023
Aura-Pension "Brockenblick"
Wernigerode

Der Kurs richtet sich an alle, die bereits die Braille-Buchstaben kennen, aber noch Schwierigkeiten beim Lesen haben. Die 20 Unterrichtseinheiten beinhalten gemeinsames Lesen kurzer Texte und Schreibübungen mit der Prägetafel.

Infos unter
Tel.: 01 77 / 5 46 21 58
E-Mail: meike.zerbach@outlook.de

Intensivlehrgang für AMD-Betroffene

20.2.-3.3.2023
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Das IRIS-Institut bietet einen Lehrgang mit Einzeltrainings im Bereich "Orientierung und Mobilität" sowie "Lebenspraktische Fähigkeiten" für Menschen mit Altersabhängiger Makula-Degeneration an.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 40 / 2 29 30 26
E-Mail: info@iris-hamburg.org

Tipps

Akustischer Adventskalender

Der Adventskalender des Katholischen Blindenwerks Ost (KBW-Ost)  –  ein Hörkalender für blinde und sehbehinderte Menschen  –  ist auch in diesem Jahr wieder erhältlich. Unter dem Motto "Die Welt im Wandel  –  fürchtet Euch nicht!" sollen die Beiträge ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft setzen. Der hörbare Advents- und Weihnachtskalender kann kostenlos bei der Geschäftsstelle des KBW-Ost bestellt werden und wird rechtzeitig vor dem Ersten Advent versendet.

Bestellungen:
Geschäftsstelle KBW-Ost
Abendleite 23, 09114 Chemnitz
Tel.: 03 71 / 4 93 99 84
E-Mail: info@kbw-ost.de

Podcast: Wenn die Brille nicht hilft ...

Alexandra Jacobs und Harald Mertz konnten aufgrund ihrer Sehbehinderung ihre bisherigen Berufe nicht mehr ausüben und haben sich am Regionalcenter München des Berufsförderungswerks Würzburg beruflich neu orientiert. Auf diese Weise sind drei Podcasts mit dem Titel "Wenn die Brille nicht hilft  –  wie Blinde und Sehbehinderte die Welt erleben" entstanden. Jacobs und Mertz wollen Betroffene ermutigen, sich mit der eigenen Sehbehinderung oder Blindheit auseinanderzusetzen, und zeigen Lösungen für eine private und berufliche Perspektive auf.

Die Podcasts sind zu finden auf www.bfw-wuerzburg.de unter dem Menüpunkt "Podcasts".

Forum:

Mit Kraft und Herzblut

Martin Rembeck ist blind mit Sehrest und arbeitet beruflich als Klavierstimmer. Zudem gibt er blinden und sehenden Schülern Klavierunterricht. Warum seine Wahl auf das Klavier fiel, und wie es sich mit dem Verhältnis von Kraft und gutem Gehör bei einem Klavierstimmer verhält, erläutert er in seiner Geschichte.

Von Martin Rembeck  


Es fällt mir schwer zu beschreiben, was mir Musik persönlich bedeutet. Jedem, der mich danach fragt, antworte ich mit einem Zitat des Franzosen Victor Hugo: "Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen." Das Hören von Musik vergleiche ich dagegen oft mit einem Fußballspiel. Wenn ich die Spielregeln beherrsche, erkenne ich die Dynamik des Spiels. Wenn ich die Regeln aber nicht verinnerlicht habe, kann ich mich über die Spielabläufe und das Spiel insgesamt nicht freuen. In der Musik ist es ähnlich. Wenn ich grundsätzlich weiß, was beispielsweise eine Sinfonie, eine Sonate oder ein Rondo ist, kann ich es mehr genießen.

Das Klavier war für mich sinnbildlich das Tor zur Musik, obwohl ich als Kind kaum Berührungspunkte damit hatte  –  bis zu dem Tag, als mein Vater mir mitteilte, dass ich Klavierunterricht nehmen soll. Seine Entscheidung fußte auf dem Willen meines Bruders, der unbedingt Klavierspielen lernen und Stunden nehmen wollte. Mit meinem Bruder ging ich gemeinsam zur Blindenschule in Paderborn. Im Nachhinein ist es eine etwas skurrile Geschichte. Meine Begeisterung für den Klavierunterricht hielt sich zu Beginn in Grenzen. Allerdings wuchs das Interesse im Laufe der Zeit so stark an, dass gegen Ende meiner Schulzeit der Wunsch aufkam, den Beruf des Klavierstimmers zu erlernen. Damals in den Siebzigerjahren standen für blinde Menschen Berufe wie der Masseur oder diverse Bürojobs offen. Das hat mich allerdings nicht gereizt. Ich wollte mehr.

Nachdem ich die Schule beendet hatte, begann ich im Jahr 1975 mit der Ausbildung zum Klavierstimmer in Berlin. Als ich sie abgeschlossen und mehr als ein Jahr als Klavierstimmer gearbeitet hatte, entschloss ich mich, Musik zu studieren. Und so ging ich in den frühen Achtzigerjahren ans Konservatorium nach München und habe Musik mit dem Hauptfach Klavier studiert. Meinen Abschluss machte ich mit der staatlichen Musiklehrerprüfung.


Facettenreiches Instrument

Das Klavier ist ein unglaublich vielseitiges Instrument, auf dem alles Mögliche darstellbar ist, zum Beispiel eine komplette Sinfonie von Beethoven. Ich habe an dem Instrument Verschiedenes ausprobiert, unter anderem Jazz und andere moderne Musik. Dennoch bin ich immer wieder bei der Klassik gelandet. Der Reiz an den großen klassischen Kompositionen liegt für mich darin, dass es so etwas wie Architekturen sind. Dies entdecken und spielen zu können, macht für mich bis heute den Reiz des Klaviers aus.

Als Klavierstimmer bin ich dankbar dafür, dass ich ein gesundes Gehör habe; eine Voraussetzung, um den Beruf ausführen zu können. Hinzu kommt ein schnelles Reaktionsvermögen und ausreichend Kraft, um einen Stimmwirbel bewegen zu können. Dieser wird wie ein Nagel in den Stimmstock des Klaviers geschlagen, um das Klavier zu stimmen. Die Stimmwirbel sind in der Regel aus Metall und besitzen ein sehr feines Gewinde. Durch Drehen kann der Wirbel wieder entfernt werden.

Das Gleichzeitige  –  auf den Klang zu hören und die Bewegung des Stimmens auszuführen  –  ist es, was man als junger Erwachsener leicht lernen kann. In der Regel ist ein Klavier nach eineinhalb Stunden gestimmt. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, dass ich während meines Volontariats in einer Fabrik mit drei Klavieren am Tag angefangen habe. Zum Ende hin waren es acht, und ich habe im Akkord gearbeitet. Bewerbungen brauchte ich damals übrigens nicht zu verfassen, da viele Klavierhäuser in der Blindenschule in Berlin nach angehenden Klavierstimmern gefragt haben.


Kontinuität erforderlich

Neben meiner Tätigkeit als Klavierstimmer und einem deutschlandweiten Kundenstamm, gebe ich heute Klavierunterricht sowohl für blinde als auch für sehende Menschen. Meine blinden Schüler müssen die Stücke auswendig lernen, was bei Sehenden nicht der Fall ist, da sie vom Blatt spielen lernen. Egal, ob blind oder sehend, wer sich mit dem Spielen eines Instruments ernsthaft beschäftigt, muss kontinuierlich üben. Dann stellen sich Erfolgserlebnisse am Instrument ein. Bei fast allen meinen Schülern  –  sowohl bei den blinden als auch bei den sehenden  –  stelle ich aber mittlerweile fest, dass ihr Alltag mit zahlreichen Aktivitäten gefüllt ist, sodass das Üben am Klavier oft zu kurz kommt.

Wir sind ständig von Musik umgeben und für viele Menschen ist sie ein Lebensinhalt. Das gilt auch für mich. Die anfängliche Skepsis ist längst gewichen, und ich kann mir heute einen Tag ohne das Klavier nicht vorstellen.

Martin Rembeck (64) lebt in Hannover.

Leserbrief

Mobilitätsgeld während der Pandemie

Da der Staat im Rahmen seiner Fürsorgepflicht, insbesondere für Blinde und hochgradig Sehbehinderte, auf absehbare Zeit keine Impfpflicht einführt, sollte der DBSV, unabhängig von anderen Nachteilsausgleichen, ein Mobilitätsgeld als Leistung des Bundes einfordern.

Der Umfang dieser Leistung sollte sich mindestens an der Höhe des in Deutschland höchsten Blindengeldsatzes orientieren und auch dynamisiert sein. Diesen Nachteilsausgleich muss der DBSV aus taktischen Gründen nicht als Dauerleistung fordern, sondern nur so lange, bis die Covid-19-Pandemie beendet bzw. die wissenschaftliche Expertise bestätigt ist, dass die Bevölkerung ausreichend immunisiert ist.

Blinde und hochgradig Sehbehinderte haben nicht die Möglichkeit der Abstandskontrolle und sehen auch nicht, ob der Nächste eine Maske trägt oder nicht. Da der Staat die Idee hatte, mit einem Billigticket den ÖPNV zu überfüllen, ist das oben angeführte Argument noch wichtiger geworden. In Gegenden wo dieser ÖPNV nicht existiert, wird ein Taxi immer wichtiger. Die Nicht-Durchführung einer allgemeinen Impfpflicht setzt die allgemeine Teilhabe unseres Personenkreises weiter herab.

Ramona und Wolfgang Tremer
Nordbayern  

Rätsel

In der folgenden Anekdote verstecken sich  –  auch über Wortzwischenräume und Satzzeichen hinweg  –  fünfzehn Flüsse:

Aller, Alt, Eder, Elbe, Enz, Gran, Ill, Inn, Lech, Leine, Oder, Saale, Seine, Ter und Wied.


In welcher Reihenfolge kommen sie im Text vor? Der Fluss Alt kann an zwei Stellen platziert werden.


Verschuldet

Als Joseph Caillaux (1863-1944) französischer Finanzminister wurde, sagte er in seiner Antrittsrede im Grand-Palais-Saal: "Ehrenwerte Herrschaften! Wenn es der Medizin gelingt, unsere Lebenserwartung durch höheren Altersgewinn zu steigern, müssen wir entweder wieder lernen, kleinere Brötchen zu backen, oder mit der Erhöhung der Staatsschulden zurückhaltender sein. Sonst könnte es schlechterdings passieren, dass nicht unsere Kinder diese Schulden bezahlen müssen, sondern mit aller Wahrscheinlichkeit noch wir selber."

Text und Scherenschnitt: Thomas Christian Dahme


Dazu ein Bild: Ein Scherenschnitt zeigt Joseph Cailloux im Anzug halb von der Seite. Er trägt ein Einstecktuch, hat kurzes Haar und einen Schnauzbart.


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. November an den
DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an: sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).


Preise fürs Rätselraten

Auch in diesem Jahr verlosen wir unter allen, die uns im Laufe der vergangenen zwölf Monate ihre Rätsellösungen geschickt haben, tolle Preise.


  1. Preis: dreimal je einen Smartspeaker (Echo), gespendet von Amazon Deutschland
  2. Preis: ein Relief-Wandkalender 2023 "Exotische Blüten", gespendet vom Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen). Gezeigt werden 13 taktile Fotografien von Blüten, beispielsweise der Indische Lotos und die Weiße Vogelblume. Kurze Texte in Braille- und Großschrift informieren über Herkunft, Aussehen, Größe und Form der Blüten.
  3. Preis: dreimal je ein Paar Socken der Firma MSTRY, bestickt mit Brailleschrift
  4. Preis: dreimal je ein UNO-Kartenspiel (Braille-Edition), gespendet vom Spielzeughersteller Mattel

Lösung des September-Rätsels

Ara  –  Elch  –  Ren  –  Schaf  –  Aal  –  Wal  –  Tiger  –  Laus  –  Rind



Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an
sichtweisen@dbsv.org

oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr. 19, 10179 Berlin

Panorama:

Forschung

Studie zur Bedeutung von Sehgesundheit

Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland haben eine potenziell zu Sehverlust führende Augenerkrankung, zum Beispiel Altersabhängige Makula-Degeneration. Aufgrund des demografischen Wandels werden es künftig mehr werden. Wissenschaftler der Universitätskliniken Bonn und Mainz haben eine repräsentative Befragung durchgeführt, um zu verstehen, welche Bedeutung die Menschen in Deutschland dem Sehen und der Sehgesundheit beimessen.

Insgesamt wurden 10.869 Menschen befragt. Die von ihnen meistgefürchteten gesundheitlichen Probleme sind: eine Krebserkrankung (25,4 Prozent), Demenz (23,9 Prozent), Schlaganfall (17,6 Prozent) und Blindheit (10,8 Prozent). Letzteres wurde wie Demenz und Schlaganfall eher von älteren Teilnehmern gefürchtet sowie von Personen, die in Einzelhaushalten leben oder über Sehschwierigkeiten berichteten.

Blindheit bewertete jeder zehnte Befragte als schwerwiegendste Erkrankung. Angst vor Sehverlust ist für den Großteil der Bevölkerung im Alter von mehr als 40 Jahren von erheblicher Bedeutung.

Die Wissenschaftler sehen in ihrer Studie einen Beleg dafür, dass der Sehgesundheit in der Allgemeinbevölkerung eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Sie ziehen daraus den Schluss, dass sich dies in Anbetracht der Zunahme altersbedingter Augenerkrankungen in gesundheits- und wissenschaftspolitischen Agenden widerspiegeln sollte.

Mehr Infos im Internet, Suchbegriffe "Ärzteblatt" und "Die Bedeutung von Sehgesundheit" eingeben.

Neue Strategien gegen AMD

Die Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) ist eine der häufigsten Ursachen für Sehverlust und Erblindung weltweit, in den Industrieländern sogar die häufigste. Im Gegensatz zur feuchten entzieht sich die trockene Form der Erkrankung bislang einer effektiven Therapie. Neue Wirkstoffe aus der Gruppe der Komplement-Inhibitoren geben jedoch Anlass zur Hoffnung, dass die trockene AMD künftig in ihrem Verlauf gebremst werden könnte.

Der Therapieansatz beruht auf der Hemmung der Aktivität des Komplementsystems. Zwei der neuen, als Komplement-Inhibitoren bezeichneten Wirkstoffe, haben in Phase 2- bzw. Phase 3-Studien vielversprechende Ergebnisse erzielt.

"Es sind mittlerweile mehrere Faktoren bekannt, die an dem komplexen Degenerationsprozess in der Netzhaut mitwirken", sagt Prof. Dr. Frank Holz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn und Vorsitzender der Stiftung Auge. Hierzu zählt die übermäßige Aktivierung des Komplementsystems als Bestandteil der Immunabwehr. Es attackiert die alternde, sehr stoffwechselaktive Makula mit den chronischen Ablagerungen. Die Ausbreitung der Netzhautschäden konnte mit den Komplement-Inhibitoren verlangsamt werden. Einmal untergegangene Sehzellen lassen sich jedoch nicht regenerieren.

Die neuen Wirkstoffe wurden im Rahmen der klinischen Studien entweder monatlich oder einmal alle zwei Monate ins Auge gespritzt. Die Zulassung eines ersten Komplement-Inhibitors ist im kommenden Jahr möglich.

Barrierefreiheit

Bundesteilhabepreis 2022 ausgeschrieben

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales lobt in diesem Jahr zum vierten Mal den mit insgesamt 17.500 Euro dotierten Bundesteilhabepreis aus. Mit dem Preis werden die drei besten Gute-Praxis-Beispiele und Modellprojekte zu einem jährlich wechselnden Schwerpunktthema ausgezeichnet. Der Bundesteilhabepreis wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Inklusionstage 2023 verliehen.

Das diesjährige Thema lautet "Wohnen  –  barrierefrei, selbstbestimmt, zeitgemäß". Dafür werden gute Beispiele, Modellprojekte, konkrete Konzepte und Strategien gesucht, die vorbildlich für ein barrierefreies und selbstbestimmtes Wohnen sind. Hierbei sollen auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Demografie oder der Einsatz moderner technischer Lösungen berücksichtigt werden. Das Ziel ist ein inklusiver Wohnraum, der ein selbstbestimmtes Leben in Nachbarschaft, Quartier, Kommune oder Region ohne soziale Isolation ermöglicht. Bewerben können sich Akteure aus dem Bereich barrierefreies Wohnen. Bewerbungsschluss ist der 20. Dezember 2022.

Infos für Bewerber unter www.bundesteilhabepreis.de

Kampagne "Orte für alle" geht weiter

Deutschland ist ein Land voller Barrieren, stellt die Aktion Mensch fest: Nur rund zwei Prozent der Wohnungen sind barrierefrei, nur zehn Prozent der Arztpraxen und des Einzelhandels. Keine Kommune hat  –  wie gesetzlich vorgeschrieben  –  zum Stichtag am 1. Januar 2022 ihren gesamten öffentlichen Nahverkehr barrierefrei umgerüstet. Mit ihrer im vergangenen Jahr gestarteten Aufklärungskampagne #OrteFürAlle weist die Aktion Mensch daher erneut auf diesen Missstand hin.

Im Kampagnenfilm machen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen auf Barrieren in ihrem Alltag aufmerksam. Aktion Mensch möchte die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und fördert außerdem die konkrete Umsetzung von Projekten für Barrierefreiheit in ganz Deutschland. In Berlin zum Beispiel sollen im Projekt "Stadt inklusive!" mithilfe unter anderem von 50 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen fünf Stadtteilzentren barrierefrei gestaltet werden.

Kampagnenfilm und weitere Infos rund um #OrteFürAlle unter www.aktion-mensch.de/ortefueralle


Dazu ein Bild: Eine junge blinde Frau in T-Shirt und mit Umhängetasche geht mit Langstock eine Geschäftsstraße entlang; im Hintergrund andere Passanten.

Sport

Kritik an mangelnder Berichterstattung

Volle Wettkampfstätten, tolle Stimmung, großartige Erfolge: Die European Championships, die im August in München stattfanden, wurden von vielen als wunderbares Sportevent gelobt. Dass es auch eine inklusive Veranstaltung mit den Europameisterschaften im Para-Kanu und Para-Rudern war, haben nur wenige mitbekommen. Sechs Medaillen haben die Para-Sportlerinnen und -Sportler zum offiziellen Medaillenspiegel beigetragen. Kritik kommt allerdings vom Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), Friedhelm Julius Beucher: "In den Medien und damit auch in der öffentlichen Wahrnehmung hat der Para-Sport kaum eine Rolle gespielt", sagt er. Beucher hält das für inakzeptabel.

Der DBS-Präsident meint: "Mit Blick auf den Para-Sport wurde aus mehreren Perspektiven eine Chance liegen gelassen." Für künftige Veranstaltungen dieser Art fordert er attraktivere Wettkampfzeiten für den Para-Sport und eine angemessene Berichterstattung, "damit dieser richtige Schritt nicht zu einem Inklusions-Alibi verkommt". Er erwartet zudem, dass künftig weitere Para-Sportarten zum Programm der European Championships gehören. Auch aus gesellschaftlicher Perspektive sei eine Ausweitung von inklusiven Veranstaltungen von großer Bedeutung.



AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel.

Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung.

Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • AURA-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • AURA-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • AURA-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • AURA-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • AURA-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

Berufseinstieg mit Hindernissen

Reisen in andere Länder und Fremdsprachen  –  das faszinierte Nina Odenius schon als Kind. In ihrem Studium widmete sie sich dieser Leidenschaft, doch anschließend eine Stelle zu finden, war nicht leicht. Auch wegen ihrer Blindheit, vermutet die 32-Jährige. Wie sie dennoch eine Tätigkeit fand, die manche als Traumberuf bezeichnen, berichtet sie im folgenden Beitrag.

Von Nina Odenius


Schon früh habe ich mich für andere Länder und Kulturen interessiert. Mit meinen Eltern bin ich viel gereist, das hat meinen Horizont enorm erweitert. Reisen in den Senegal, nach Mexiko oder Südafrika prägten mich, da mich die Länder und die Menschen dort faszinierten. Ich lernte, wie wichtig es ist, in vielen Sprachen kommunizieren zu können. Auch die Verschiedenheit und Einzigartigkeit der Kulturen begeisterten mich.

Darum wollte ich nach dem Abitur Fremdsprachen studieren und schrieb mich für Romanistik (Französisch und Italienisch) sowie Politikwissenschaften ein. 2018 verließ ich die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einem Masterabschluss.

Was macht man nun als Geisteswissenschaftlerin? Da mir mein Studium viel Spaß gemacht und ich gute Noten erzielt hatte, war ich positiv gestimmt, dass sich schon der passende Job finden würde. Der Einstieg ins Berufsleben gestaltete sich jedoch schwieriger, als ich gedacht hatte. Eigentlich wollte ich in den Bereich Entwicklungszusammenarbeit gehen, um meine Französischkenntnisse anzuwenden und meinem Interesse für den afrikanischen Kontinent nachzugehen. Leider konnte ich in diesem Bereich nicht Fuß fassen. Während des Studiums hatte ich zwei spannende Praktika bei verschiedenen Organisationen absolviert, die mir viel Freude gemacht hatten. Allerdings hatte ich nicht die nötige Auslandserfahrung.

Wer in der Entwicklungszusammenarbeit tätig werden möchte, sollte für einige Zeit in den globalen Süden gehen. Ich hingegen war in Paris und Pisa gewesen. Auch wollte ich an einem Ort arbeiten und ungern mein Berufsleben für mehrere Jahre in verschiedenen Ländern verbringen.

Da meine zweite Leidenschaft das Verfassen von Texten ist, fing ich an, mich mit Journalismus zu beschäftigen. Während meines Studiums hatte ich einige Praktika in der Unternehmenskommunikation absolviert. Doch es war nicht einfach, einen Volontariatsplatz zu bekommen, da vielfach journalistische Erfahrungen vorausgesetzt wurden.

Ich hatte zwar für die ein oder andere Vereinszeitschrift geschrieben, aber das reichte nicht. Nach einigen Vorstellungsgesprächen erhielt ich Absagen. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Arbeitgeber teilweise scheuten, eine blinde Mitarbeiterin einzustellen. Doch schließlich hatte ich Erfolg: Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurde ich bei der katholischen Journalistenschule in München angenommen. Für die Schule war der Wunsch wichtig, Journalistin zu werden; Berufserfahrung stand nicht im Vordergrund.


Produktiv im Homeoffice

Mein Volontariat absolvierte ich bei DOMRADIO.DE in Köln, einem Kooperationspartner der katholischen Journalistenschule. Der Großteil der zweijährigen Ausbildung fand im Domradio statt, in München gab es Blockseminare.

Leider waren nicht alle Programme von DOMRADIO.DE barrierefrei, sodass ich viel Arbeitsassistenz benötigte. Auch die Corona-Pandemie machte die Sache nicht leichter, da ich von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice gehen musste: eine völlig neue Situation für mich und meine Kolleginnen und Kollegen. Aus der anfänglichen Verzweiflung im Homeoffice entstand jedoch bald viel Produktivität, da die Redaktion Aufgaben fand, die ich gut von zu Hause aus erledigen konnte. So stieg ich ins Community-Management ein und betreute unsere Hörerinnen und Hörer per E-Mail und auf anderen Kanälen.

Im vergangenen Jahr ging mein Volontariat zu Ende und seit etwa einem Jahr arbeite ich nun als Redakteurin bei einer Kommunikationsagentur, die sich mit Themen aus dem Bildungsbereich beschäftigt. Dem Domradio bleibe ich als freiberufliche Journalistin erhalten.

Ehrenamtlich bin ich in der Jury des Hörspielpreises der Kriegsblinden tätig. Dieser Preis wird einmal in Jahr verliehen. Jedes Jahr um den Jahreswechsel herum heißt es: Hörspiele hören. Bis zur Jurysitzung wollen rund 20 Hörspiele gehört und bewertet werden. Bei der Sitzung wird dann heiß diskutiert, und am Ende eines langen Tages das Gewinner-Hörspiel gewählt. Diese Arbeit macht mir Freude, denn mir bedeuten Hörspiele viel. Sie lassen uns durch Geräusche und Stimmen in andere Welten eintauchen. Nur das Wahlverfahren muss noch barrierefreier gestaltet werden.

Das Reisen gehört weiterhin zu meinen Hobbys. Mittlerweile kann ich diese Leidenschaft auch mit einem Ehrenamt verknüpfen. Ich bin Beisitzerin im Vorstand des Deutschen Katholischen Blindenwerks und im dortigen Jugendreferat tätig. Wir organisieren Bildungsfreizeiten für Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Seheinschränkung, die uns ins In- und Ausland führen. Auf diesen Reisen entsteht eine tolle Gemeinschaft, und es macht viel Freude, mit jungen Menschen Gottesdienste zu gestalten und sich einem Motto, zum Beispiel dem Theaterspielen, zu widmen.

Die berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen ist mir ein wichtiges Anliegen, darum wurde ich als Beisitzerin in den Vorstand des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf gewählt. Hier bin ich für den medialen Bereich zuständig und sammle auch weitere berufsrelevante Erfahrung.

Als Mensch machen mich Willensstärke, Disziplin und Neugier aus. Offenheit und Lebensfreude gehören ebenso dazu. Ich bin glücklich mit den Dingen, die ich bisher erreicht habe.

Nina Odenius ist 32 Jahre alt und lebt in Viersen.


Dazu ein Bild: Nina Odenius in einem Studio am Mischpult und in ein auf Kopfhöhe angebrachtes Mikrofon sprechend. Sie hat langes blondes Haar und helle Augen.

Service:

Lüften, zwinkern und weit schauen

Trockene Augen können ein Problem werden für alle, die am Bildschirm arbeiten  –  und für Frauen in den Wechseljahren. Für Menschen, die im Homeoffice arbeiten, kann sich das Risiko erhöhen. Was gibt es bei der Augengesundheit zu beachten, wenn Menschen über viele Stunden auf den Monitor starren? Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) geben Tipps zum Umgang mit trockenen Augen.


Der menschliche Körper ist für die Steinzeit gemacht  –  für die stundenlange Nahrungssuche im Freien, bei Tageslicht und den Blick wechselweise auf nah und fern gerichtet. Mit der Ausbreitung von Bürotätigkeiten, die meistens im Sitzen ausgeführt werden, haben sich die Lebensumstände radikal geändert. "Wir bewegen nicht nur uns, sondern auch unsere Augen sehr viel weniger, lassen den Blick seltener durch die Gegend schweifen", sagt Prof. Dr. Claus Cursiefen, Generalsekretär der DOG und Direktor des Zentrums für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln.

Entfällt nun dazu der tägliche Weg ins Büro, weil viele in den heimischen vier Wänden arbeiten, entfernen wir uns noch weiter von der Natur. "Es ist deshalb wichtig, im Homeoffice alle 30 Minuten entspannt über den Bildschirm in die Ferne zu schauen", erklärt Cursiefen. "Heimarbeitende sollten auch so oft wie möglich das Tageslicht draußen oder zumindest auf dem Balkon nutzen."

Ein weiterer Faktor setzt den Augen im Homeoffice zu: Weil Heimarbeitende mangels Ablenkung häufig konzentrierter auf den Bildschirm starren als im Büro, sinkt bei ihnen die Frequenz des Lidschlags. "Lidschläge sind wichtig, weil sie das Auge mit einem schützendem Tränenfilm befeuchten", erläutert Prof. Dr. Gerd Geerling, Präsident der DOG und Leiter des Ressorts Trockenes Auge im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Bleibt das Blinzeln aus, könne das zu trockenen, müden und schmerzenden Augen führen.

Um eine Austrocknung zu verhindern, rät Geerling zu ein paar einfachen Maßnahmen. "Man sollte regelmäßig mit beiden Augen zwinkern", sagt der Arzt. Wer sich ans Blinzeln erinnern lassen will, kann eine kostenlose App für den Bildschirm herunterladen. Zudem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie auf eine gesunde Kost mit viel Fisch, Gemüse und Obst geachtet werden, um die Augengesundheit zu fördern.

Zu vermeiden ist hingegen trockene Raumluft, die das Auge zusätzlich reizt. Regelmäßiges Lüften und Luftbefeuchter erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Auch Kontaktlinsen können Augen weiter austrocknen. "Idealerweise steigt man von weichen auf harte Haftschalen um", rät Cursiefen. Ein Tabu im Homeoffice: Rauchen. "Zigarettenrauch greift den schützenden Tränenfilm an und begünstigt das Syndrom des Trockenen Auges", erklärt der Experte.

Wer unter gereizten, geröteten Augen leidet, kann Tränenersatzmittel träufeln, die in der Apotheke rezeptfrei erhältlich sind. Außerdem ist eine Lidkantenpflege hilfreich, um die Produktion eines fettreichen Tränenfilms zu unterstützen. Dazu morgens und abends feuchtwarme Abschminkpads für fünf Minuten auf die Augen legen, anschließend die Lidkanten an Unter- und Oberlid mit einem sauberen Wattestäbchen sanft zur Lidkante hin ausstreichen.

Auch einige technische Aspekte gilt es zu beachten:

  • eine gute Auflösung des Bildschirms sowie eine ausreichende Größe
  • Bildschirmabstand von mindestens 45 Zentimetern
  • Tageslicht sollte von der Seite auf den Monitor fallen
  • Bildschirm leicht nach oben gekippt und so tief, dass man in der Sitzposition noch über den oberen Rand blicken kann
  • künstliche Beleuchtung sollte hell sein, aber nicht blenden

Stellen sich anhaltende Beschwerden wie Brennen, Jucken oder Rötung ein, sollten Betroffene eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen. "Diese Symptome sind charakteristisch für das Office Eye, das Trockene Auge", warnt Cursiefen. Es handele sich um eine Erkrankung, die großen Leidensdruck verursachen kann. In schweren Fällen führt das Trockene Auge zu einer ernsthaften Entzündung der Augenoberfläche, die mit Medikamenten behandelt werden kann.

Trockene Augen sind häufig auch ein Problem von Frauen in den Wechseljahren. Das liegt an einer nachlassenden Aktivität der Meibomdrüsen. Diese Drüsen sitzen in den Lidrändern und produzieren ein fetthaltiges Sekret, das wichtig für die Stabilität des Tränenfilms ist. Lässt ihre Aktivität nach, können die Augen brennen oder sich anfühlen, als wären Fremdkörper wie feine Sandkörnchen darin. Man wird lichtscheu und die Sehschärfe kann leiden. Die Schädigung der Hornhaut kann bis zu einer ernsten Entzündung führen.

Nebenwirkungen von Medikamenten, die in der zweiten Lebenshälfte häufig eingenommen werden, können die Beschwerden verstärken, beispielsweise Blutdrucksenker, Anti-Depressiva, Chemotherapeutika oder eine Hormonersatztherapie.

Bei einer augenärztlichen Untersuchung lässt sich abklären, welche Ursachen beim Trockenen Auge individuell im Vordergrund stehen. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen und nach der Schwere der Erkrankung. Je nachdem, wie ausgeprägt die Beschwerden sind, helfen Tränenersatzmittel, die als Augentropfen, Sprays oder Gels zur Verfügung stehen.



Kurzinfo: Erbrechtliche Beratung  –  ein neuer Service der rbm

Soll ich ein Testament machen? Worauf muss ich achten? Was kostet das? Fragen, die sich auch sehbehinderte und blinde Menschen stellen. Die gemeinnützige Rechtsberatungsgesellschaft rbm (Rechte behinderter Menschen) bietet darum einen neuen Service für Mitglieder der DBSV-Landesvereine und der korporativen Mitglieder: eine erbrechtliche Beratung mit einer abschließenden Empfehlung.


Was ist Beratungsinhalt?

  1. Bewertung der Lebensumstände des oder der Ratsuchenden
  2. ein einstündiges Telefonat eines Juristen oder einer Juristin der rbm mit dem oder der Ratsuchenden (Fakten-Check, Ermittlung des Hauptanliegens)
  3. zusammenfassende Darstellung mit rechtlicher Bewertung und einer Empfehlung mit Eckpunkten für eine erbrechtliche Verfügung

Was kostet das?

Die rbm berechnet für diese Form der erbrechtlichen Beratung eine Gebühr von 240,75 Euro (inkl. Umsatzsteuer). Die schriftliche Darstellung kann zum Beispiel einem Notar oder einer Notarin zur konkreten Testamentsberatung vorgelegt werden.


Fragen Sie uns  –  wir beraten Sie gern:

rbm gemeinnützige GmbH
Rechte behinderter Menschen
Biegenstraße 22, 35037 Marburg
Tel.: 0 64 21 / 9 48 44-90 oder -91
E-Mail: kontakt@rbm-rechtsberatung.de
Internet: www.rbm-rechtsberatung.de

Medien:

Bücher

Brüten

Ein Buchtipp von Karin Schulenkorf, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


"In unserer ersten Woche als Hühnerbesitzer (...) schaute Helen vorbei, um das Kuriose der Angelegenheit mit eigenen Augen zu sehen: Ich zeige den Stall jedem Besucher, der Interesse an den Hühnern bekundet."

So beginnt Jackie Polzins Roman "Brüten" und schon im ersten Absatz klingt vieles an, was das Buch ausmacht: Eine Frau, deren Namen man durch den ganzen Roman hindurch nicht erfährt, nimmt uns mit in den Alltag mit ihren vier Hühnern und das Leben darum herum  –  mit ihrem Mann Percy, ihrer besten Freundin Helen, mit gelegentlichen Besuchen von Freunden und ehemaligen Nachbarn, aufregenden und vergnüglichen Momenten.

Zunächst scheint es, als ob die Frau sich ausschließlich der Haltung ihrer Hühner widmet. Sie hat ihnen Namen gegeben und kümmert sich mit Hingabe um Gloria, Gam Gam, Darkness und Miss Hennepin County. Erst nach und nach entfaltet sich in leisen Tönen der wahre Grund ihrer Hinwendung zu den Tieren und damit die zweite, tiefere Schicht der Erzählung. Es geht um Verlust und Vertrauen, Geborgenheit und Mut, Loslassen und Neuanfang.

Jackie Polzins erster Roman ist in einem warmen, unaufgeregten Erzählton gehalten, ein wenig melancholisch, aber zugleich humorvoll und poetisch.

Jackie Polzin: Brüten
DAISY-CD (ca.6 Stunden)
Sprecherin: Andrea Schunck

Prendiluna

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


Prendiluna  –  "Die nach dem Mond greift": So heißt eine sympathische alte Dame in Stefano Bennis gleichnamigem Roman. Sie trägt diesen Namen, weil sie als Kind nach dem Mond sprang und versuchte, ihn herunterzuholen. Das Kind, das nun eine alte Lehrerin in Pension ist, hat ähnlich Unmögliches vor: Sie soll die Welt vor dem Untergang retten. Das kann ihr nur gelingen, wenn sie in acht Tagen zehn gute, würdige Menschen findet, die bereit sind, je eine ihrer zehn Katzen zu übernehmen. Hilfe bekommt sie von ehemaligen Schülern, die ihr gegen Mafiosi, Geheimbündler und andere fiese Typen zur Seite stehen. Prendiluna muss nun ein zweites Mal nach dem fernen Mond greifen und kommt ihm dabei ganz nahe.

Stefano Benni gelingt eine kluge poetische Parabel auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und den technischen Fortschritt in seinem Land. Man schmunzelt über seine schrägen Einfälle und skurrilen Figuren, bewundert seine überschäumende Fantasie und Fabulierkunst. Ein modernes Märchen, witzig und humorvoll erzählt.

Stefano Benni: Prendiluna
dzb lesen 2022, 3 Bände, Kurzschrift
Ausleihe und Verkauf, 43 Euro (netto)
Telefon: 03 41 / 71 13  –  113 bzw. -119
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de
verkauf@dzblesen.de

Angela Merkel: Die Kanzlerin und ihre Zeit

Ein Buchtipp von Maren Gebhardt, Norddeutsche Hörbücherei


Der Autor zeichnet in seiner grundlegenden Biografie den Lebensweg Merkels (geb.1954) nach und erzählt mit kritischer Sympathie die Geschichte ihrer Kanzlerschaft, die von der Finanzkrise über die Flüchtlingskrise bis zur Covid-19-Pandemie enorme Anforderungen an sie stellen sollte.

Er zeigt uns eine außergewöhnliche Frau im Zentrum der Macht, deren Politik ein ganzes Zeitalter entscheidend geprägt hat.

Mit Angela Merkel zog 2005 erstmals eine Frau und ehemalige Bürgerin der DDR ins Kanzleramt ein. Aus "Kohls Mädchen", der Ministerin und Generalsekretärin der CDU, wurde die beliebteste deutsche Politikerin und eine der mächtigsten Frauen der Welt, die sowohl bewundert wurde, als auch mit einigen ihrer Entscheidungen polarisierte.

Alle Siege und Niederlagen werden ungeschönt dargestellt und analysiert, und es bleibt dem Leser überlassen sich aufgrund der vielen Informationen sein eigenes Urteil über den Menschen und die Politikerin Angela Merkel zu bilden.

Das Buch ist darüber hinaus auch eine eindrucksvolle Geschichte Deutschlands und Europas seit der Wende.

Eine durch die gelungene Mischung der persönlichen Lebensgeschichte der früheren Bundeskanzlerin und der untrennbar mit ihr verbundenen ereignisreichen Zeitgeschichte sehr lesenswerte Biografie.

Ralph Bollmann: Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Zeit
DAISY-CD (ca.30 Stunden)
Sprecher: Christoph Gottschalch



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Hörfilme

Schweigend steht der Wald

Als Forststudentin verschlägt es Anja Grimm (Henriette Confurius) ausgerechnet in jene entlegene Gegend im Oberpfälzer Wald, wo sie als achtjähriges Mädchen mit ihren Eltern Urlaub gemacht hat und ihr Vater spurlos verschwand. Kurz nach ihrer Ankunft passiert ein brutaler Mord. Schon bald erregt Anja mit ihrem Verdacht, dass der Täter etwas über das Schicksal ihres Vaters weiß, nicht nur bei den Dorfbewohnern Misstrauen und Feindseligkeit. Selbst die Polizei reagiert reserviert auf ihre Nachforschungen. Als sich herausstellt, dass die junge Frau die Zeichen des Waldes lesen kann wie ein offenes Buch, mobilisieren sich Kräfte im Dorf, die scheinbar zu allem bereit sind.

Schweigend steht der Wald
Thriller, Deutschland 2022
Regie: Saralisa Volm
Drehbuch: Wolfram Fleischhauer
Mit Henriette Confurius, Noah Saavedra, August Zirner, Robert Stadlober
Kinostart: 27. Oktober 2022


Dazu ein Bild: Von unten zu sehen ist eine junge Frau, die in Jacke und Jeans auf einem dicken Ast eines Baumes sitzt und in einem Aktenordner liest.

Wir sind dann wohl die Angehörigen

Für den 13-jährigen Johann ist an einem Tag des Jahres 1996 plötzlich nichts mehr wie zuvor. Mit der Entführung seines Vaters erlebt er zum ersten Mal in seinem Leben wirkliche Angst  –  und wird Zeuge beklemmender 33 Tage. Polizisten werden zu Hausgenossen von fragwürdiger Kompetenz. Zwischen gescheiterten Geldübergaben erreichen ihn die verzweifelten Briefe seines Vaters. Immer deutlicher wird dabei, dass das Leben des Vaters nur entgegen der Polizeistrategie zu retten ist.

Wir sind dann wohl die Angehörigen
Spielfilm, Deutschland 2022
Regie: Hans-Christian Schmid
Drehbuch: Michael Gutmann, Hans-Christian Schmid
Mit Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi
Kinostart: 3. November 2022

Anzeigen:

Hinweis: Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Verkaufe die VOXbox pro von Reinecker mit Tastenfeld, hochwertigem Rucksack, Netzteil und Kopfhörer. Fast neuwertig (3 *  probehalber benutzt) und voll funktionsfähig, NP 4500 Euro, VB 999 Euro

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Zu verschenken

Wörterbuch Englisch-Deutsch in Punktschrift, ca.30 Bände

Tel.: 0 30 / 2 04 08 80

Partnersuche

Junge Frau, 51 Jahre, aus dem Raum Bayreuth sucht Lebenspartner (deutschlandweit).

Tel.: 01 57 / 86 59 77 74


Ilona, 62 Jahre, 1,76 m, vollschlank; bin blind und suche auf diesem Weg einen netten Partner. Solltest du blind/sehbehindert sein oder ein anderes Handicap haben, dann sollten wir telefonieren.

Mobil: 01 70 / 9 18 68 77
Festnetz: 0 71 95 / 9 77 33 96

Gewerbliche Anzeigen

AASB Maria Seidling

Ihr zertifizierter Partner seit über 38 Jahren


Jaws und Dragon NaturallySpeaking mit Spezialanpassungen für Sehbehinderte und Blinde

Braillezeilen, Lesesysteme und Hilfsmittel


Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de
Web: www.aasb-seidling.de

Com-M Communication + Marketing

Folgende Demogeräte sind zu verkaufen:

  • 1 Humanware Brailliant BI80 80-stellige, schmale Braillezeile mit USB- und Bluetooth, ca.1 Jahr bei uns in Gebrauch, sehr guter Zustand, Neupreis 9514 Euro, jetzt nur 4500 Euro.
  • 1 Help Tech Active Star 40-stellige Braillezeile mit Texteditor, Rechner und mehr, USB- und Bluetooth, 5 Jahre bei uns in Gebrauch, letzte Generalrevision 2021, guter Zustand, Module einwandfrei, Neupreis 8080 Euro, jetzt nur 1500 Euro.

Alle Preise inkl. 19% MwSt, die Geräte können vor dem Erwerb besichtigt werden.


Com-M Communication + Marketing
Tel.: 0 77 64 / 9 33 37 00
info@com-m.de

IPD

Die Envision Glasses ist jetzt erhältlich bei IPD!

Die Envision Glasses ist eine Brille für Sehgeschädigte, die Sie durch künstliche Intelligenz im Alltag unterstützt. Die Funktionen der Envision Glasses sind:

  • Kompatibel mit der Envision App aus dem Google Play Store oder App Store
  • Texte vorlesen, auch handschriftlich
  • Szenenbeschreibung
  • Videoanrufunterstützung
  • Gesichtserkennung
  • Objektsuche
  • Farb- und Lichterkennung
  • Bargelderkennung von ca. hundert Währungen
  • Intuitive Bedienung über das Touchfeld des Brillenbügels

Für einige Funktionen ist eine WLAN-Verbindung notwendig!

Die Envision Glasses ist in der Standard-Ausführung mit Brillengestell verfügbar.

Es gibt ein Brillen-Sondermodell für eigene Gläser von Smith Optics mit Blendschutz, speziell für die Envision Glasses entwickelt.

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung Wert legen.

Ihre IPD


Tel.: 05 11 / 9 36 30 90
E-Mail: post@ipd.gmbh
Web: www.ipd.gmbh

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Das Team des Landeshilfsmittelzentrum Dresden wünscht Ihnen und Ihren Lieben eine besinnliche Adventszeit und erholsame Festtage.


Neu in unserem Sortiment

Diktiergerät "Micro Speak"

Micro Speak ist ein handliches Diktiergerät mit gut fühlbaren und kontrastreichen Tasten, das speziell für die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen entwickelt wurde. Durch die akustischen Rückmeldungen mittels Pieptönen und Sprachausgabe (in englischer Sprache) lassen sich Aufnahmen im WAV-Format unkompliziert erstellen, abspielen und löschen.

Sprachausgabe und Pieptöne informieren zudem über Ladezustand des Akkus, ermöglichen das Löschen von Aufnahmen, ohne das Display verwenden zu müssen, und zeigen Aufnahmestart, -pause und -ende an. Aufgenommene Nachrichten können über den eingebauten Lautsprecher oder Kopfhörer abgehört werden.

  • LCD-Display: Die Hintergrundbeleuchtung ist deaktiviert, um Akku-Leistung zu sparen.
  • Abspielbare Formate: WAV und MP3
  • Mini-USB Anschluss, um Dateien auf bzw. von Mac oder PC hoch- bzw. herunterzuladen.
  • Interner Speicher: 8 GB (96 Stunden Aufnahmekapazität)
  • Größe: 105 * 60 * 25 mm
  • Farbe: gelbes Gehäuse mit blauen und roten Tasten

Bestell-Nr.: M428
Preis: 94,90 Euro


Mow  –  Das Muh-Kuh-Kartenspiel

Glückliche, bunte Kühe stehen auf einer Weide und bilden in der Tischmitte langsam eine Herde. Die fröhlichen Wiederkäuer müssen heimgebracht werden, allerdings mit so wenig Fliegen wie möglich. Ein flottes, witziges Spiel für 2-6 Spieler, ab 7 Jahre mit einfachen Regeln und Spielspaß für die ganze Familie.

Auf den Karten sind bunte, fröhliche Kühe zu sehen. Die sie befallenden Fliegen sind als erhabene Punkte dargestellt und gut fühlbar. Die aufgedruckten Zahlen in Braille- und Schwarzschrift sind ebenfalls erhaben und gut sichtbar. Die Karten selbst sind wie Puzzleteile geformt, sodass sich leicht eine stabile Reihe bilden lässt.

2009 stand das Spiel auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres.

Bestell-Nr.: S445
Preis: 52,50 Euro


Relief-Glückwunschkarten "Weihnachten"

Mit unseren Weihnachtskarten können Sie einem lieben Menschen Freude und ein Lächeln schenken. Alle Karten werden aus Schwellpapier hergestellt und haben ein taktiles, weihnachtliches Motiv, eine Aufschrift in Schwarzschrift und Braille sowie einen farblich zur Karte passenden Briefumschlag. Sie können wählen zwischen traditionellen und modernen Motiven sowie abstrakten und bildlichen Darstellungen. Aber egal, für was Sie sich entscheiden, seien Sie versichert, alle Karten sind mit Liebe gemacht. Bilder finden Sie in unserem Online-Shop oder rufen Sie uns an, wir beraten Sie gern.

Karten im DIN-A5 Format kosten 4,00 Euro je Karte und im DIN-A6 Format 3,50 Euro je Karte.


Gerne senden wir Ihnen kostenfrei unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD. Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

Telefonische Beratung und Bestellannahme:
    Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
    Freitag von 9 bis 16 Uhr

Bestellungen im Internet: www.lhz-dresden.de

Lohnsteuerberatungszentrum Nürnberg

Steuern? Wir machen das!

Deutschlands größter Lohnsteuerhilfeverein berät Arbeitnehmer und Rentner zu fairen Preisen.

Werden Sie Mitglied der Vereinigten Lohnsteuerhilfe e.V.!

Die Beratungsstellen Nürnberg/Fürth bieten DBSV-Mitgliedern die Ausgabe aller Formulare, Berechnungen, Anschreiben und Bescheide als Audio-Datei ... und das ohne Zusatzkosten. So sind Sie nicht auf die Hilfe anderer angewiesen. Informieren Sie sich über weitere Vergünstigungen und die Möglichkeiten unserer Distanz-Beratung!


Ihr deutschlandweiter Ansprechpartner:
Diplom-Kaufmann Thilo Steinmann
Beratungsstellenleiter Nürnberg/Fürth
Frauentorgraben 67, 90443 Nürnberg
Telefon: 0911/2427200 (erreichbar: Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr)
E-Mail: t.steinmann@vlh.de


Wir beraten Mitglieder nach § 4 Nr.11 Steuerberatungsgesetz.

DBSV: Augenblicke feiern und Gutes tun!

Ob Geburtstag, Jubiläum oder Firmenfest: Feiern Sie Ihren besonderen Augenblick und schenken Sie blinden und sehbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes Leben!

Bitten Sie Ihre Gäste anstelle von Geschenken um eine Spende zugunsten von Menschen mit Sehverlust.

Informationen zum Thema "Spenden statt Geschenke" erhalten Sie bei den 19 Landesvereinen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) oder unter www.dbsv.org/spenden-statt-geschenke

Nikolauspflege

Den Menschen sehen.

Fit für den Beruf.

Ihr erfolgreicher Weg in den Beruf ist unser Anliegen: An der inklusiven Tilly-Lahnstein-Schule, im Berufsbildungswerk Stuttgart und in der beruflichen Reha.

Wie sieht Ihr Traumjob aus? Wir finden es raus!


Jetzt Termin zur persönlichen Beratung vereinbaren.
www.tilly-lahnstein-schule.de
www.bbw-stuttgart.de
www.nikolauspflege.de/berufliche-reha-fuer-erwachsene

Papenmeier

Unser WIR bei Ihnen vor Ort
Papenmeier Außendienst Service


F.H. Papenmeier GmbH & Co.KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: 02304-205-0
E-Mail: info.reha@papenmeier.de
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de


Bildbeschreibung: Unser WIR bei Ihnen vor Ort: Es sind zwei RehaTechnik-Außendienstmitarbeiter zu sehen, die lächelnd in die Kamera schauen.

OrCam MyEye 2

Für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit


OrCam unterstützt im Alltag
OrCam MyEye 2 ist eine Minikamera, die mit einem Magneten am Brillengestell befestigt wird.

Hauptfunktionen sind:

  • Lesen von Text
  • Erkennen von Gesichtern
  • Erkennen von Produkten
  • Erkennen von Geldscheinen

"Endlich kann ich wieder meine Lieblingsbücher lesen, eine unglaubliche Freude."

Christel Scholz
neue OrCam MyEye Benutzerin


Vollständige Kostenübernahme durch Krankenkassen möglich


OrCam GmbH
orcam.com/de
0800  –  540 1009




Rückseite

Wir haben Recht für Sie!

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) ist an Ihrer Seite  –  von der Beantwortung rechtlicher Fragen über das Widerspruchsverfahren bis zur Klage.

Wir wissen, wovon Sie reden! Die Rechtsberatung und -vertretung wird in der Regel von Juristen durchgeführt, die selbst behindert sind.


Geschäftsstelle Marburg
    Tel.: 0 64 21 / 9 48 44 90
Niederlassung Berlin
    Tel.: 0 30 / 91 20 30 91
E-Mail: kontakt@rbm-rechtsberatung.de
www.rbm-rechtsberatung.de