Sichtweisen Ausgabe 12/2021

"Sichtweisen" – Heft 12/2021

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

OrCam MyEye

Barrierefreie Haushaltsgeräte von Feelware

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Einfach SynPhon!

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Vanda Pharmaceuticals

Marland Versand

HelpTech

RTB

Im Gespräch:

Ständig am Ball bleiben

DBSV-Nachrichten:

Die "Sichtweisen" werden sichtbarer

Meldungen

Resolution für mehr Gleichberechtigung

Fahrkartenverkauf in Fernzügen

Smarte Mobilität: Der DBSV auf dem ITS-Weltkongress

Podcast-Reihe "Aus dem Präsidium"

Aktionsplan zur Förderung von Frauen

Die Markenarchitektur des DBSV

Wie klingt das DBSV-Logo?

Blickpunkt Auge: Beraterseminare 2022

Sehbehindertensonntag mit Kirchen als Partner

Katja Vasilieva: Neu im Fördermittelmanagement

Helmut Kahler verstorben

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Ableismus

Wenn Fähigkeiten alles bestimmen

Kurzinfo: Hashtag #ableismtellsme

"Du gehörst hier nicht hin"

Kurzinfo: Broschüre "Ableismus erkennen und begegnen"

Ableismusfrei schenken

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Alice im Wunderland

Bei Anruf Kultur: "Die Welt sammeln"

Weihnachtsarrangement

Telefonführung: Hamburger Bahnhof  –  Museum der Gegenwart, Berlin

Braille-Lehrgang

Berufswahl Nikolauspflege

Berufliche Orientierungstage

Orientierung und Mobilität

Tipps

Tandem-Netzwerk für Läufer

Forum:

Rätsel

Schriftsteller gesucht

Rätselfüchse werden belohnt

Lösung des November-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Medizin

Stiftung Auge: Sport als Schutz vor Augenerkrankungen

Hoffnung auf eine Glaukom-Gentherapie

Gesellschaft

Antidiskriminierungsstelle erweitert ihr Angebot

Braille-Aufkleber nur bedingt lesbar

Zum Tod von Ruth Zacharias

Aus den Ländern

MDR will mehr barrierefreie Angebote machen

Sport

Goalballer spielten um Meistertitel und Ligapokal

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

Theater als Ort inklusiver Utopie

Service:

Blindlings in die Sichtbarkeit (2)

Medien:

Bücher

Zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit

Wo wir waren

Schöner denn je

Zu wandeln die Zeiten: Erinnerungen

Reichskleinodien

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Hörfilm

Ich bin dein Mensch

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Partnersuche

Verkaufe

Gewerbliche Anzeigen

Verlag des Instituts Drachenhaus

Winterzeit  –  Lesezeit

Braunschweiger BlindenHilfsmittelVersand

Schottland-für-Alle

IPD

Noch keine Idee für ein Weihnachtsgeschenk?

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Arbeitsring anerkannter Blindenwerkstätten Schlich GmbH

Papenmeier RehaTechnik


Titelbild:
Die Umschlagfarbe ist hellblau. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer dunkelblauer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem weinroten Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten ein Foto einer Frau mit Brille vor einem Monitor mit großer, kontrastreicher Schrift. Ableismus, Schwerpunktthema dieser Ausgabe, spielt auch im Berufsleben eine Rolle.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 75. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin


Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH

Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen® in der Regel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

am 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen  –  eine gute Gelegenheit, sich im Schwerpunkt dieser Ausgabe einmal näher mit dem verbreiteten, aber noch nicht intensiv erforschten Phänomen des Ableismus zu beschäftigen. Es geht um Fähigkeiten, die Menschen aufgrund bestimmter Merkmale zugeschrieben oder abgesprochen werden.

Vielleicht haben auch Sie schon einmal "Komplimente" bekommen wie "Das ist ja toll, wie du das alles schaffst  –  trotz deiner Sehbehinderung". Leider steckt dahinter oft die Annahme, jemand der blind oder sehbehindert ist, könne prinzipiell weniger als nicht-behinderte Menschen. Oder dass die mangelnde Fähigkeit zu sehen zu anderen Unfähigkeiten führt, etwa der zu sprechen.

Wie oft berichten blinde Personen, dass immer nur ihre Begleitung angesprochen wird, nicht aber sie selbst. Ableismus kann sich sowohl vermeintlich freundlich als auch klar abwertend zeigen.

Der DBSV-Verwaltungsrat tagte erstmals seit langer Zeit wieder in Präsenz. Im Interview spricht DBSV-Präsident Klaus Hahn über die Themen, die während der Tagung des Gremiums erörtert wurden.

Ein Thema beim Verwaltungsrat war die künftige neue Erscheinungsweise der "Sichtweisen" und deren Öffnung für mehr Interessierte. Wir kommen einem Wunsch vieler Hörerinnen und Hörer nach und werden mehr Inhalte im Internet bereitstellen. Mehr dazu erfahren Sie in dem Artikel "Die "Sichtweisen' werden sichtbarer".

In der Rubrik "Menschen" lernen Sie Sophia Neises kennen, eine Künstlerin, die tanzend und mit Theaterperformance Unterschiede zwischen behindert und nicht-behindert aufheben möchte.

Gehören Sie zu denjenigen, die hin und wieder vor Publikum sprechen? Dann wird Sie der Beitrag von Dörte Maack und Co-Autorin Dunja Arnaszus interessieren: Sie erklären, wie man die Stimme auf eine Rede vorbereiten kann, wie wichtig der Inhalt einer Rede gegenüber äußeren Faktoren ist und wie man mit Selbstkritik umgeht.


Eine harmonische Advents- und Weihnachtszeit und dass Sie gesund bleiben oder werden wünscht Ihnen

Ute Stephanie Mansion
Redaktion "Sichtweisen"  

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OrCam MyEye

So unabhängig wie nie zuvor! Mehr Selbständigkeit für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen


OrCam unterstützt im Alltag. OrCam MyEye ist eine Minikamera, die per Magnet am Brillenbügel befestigt wird. Sie liest blinden und sehbehinderten Menschen jeden gedruckten und digitalen Text vor. Die Kamera erkennt zudem die Gesichter Ihrer Liebsten, Produkte im Supermarkt, Farben und Geldscheine. Steuern Sie das Gerät jetzt auch bequem per Sprachbefehl.


Offiziell anerkanntes Hilfsmittel

Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen die OrCam MyEye als offizielles Hilfsmittel, Ihr lokaler Händler berät Sie dazu gerne.

Neugierig geworden? Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren und die OrCam MyEye bei Ihrem Händler zu testen!

"Endlich kann ich wieder meine Lieblingsbücher lesen. Und auch zusammen mit meinem Enkel  –  eine unglaubliche Freude!" Christel ist stolz und glücklich über ihre neue Freiheit  –  dank ihrer neuen OrCam MyEye.


OrCam GmbH
Tel.: 08 00 / 54 01 00 2
E-Mail: germany@orcam.com
Orcam.com/de

Barrierefreie Haushaltsgeräte von Feelware

Zum Beispiel sprechende Waschmaschinen, Trockner, Elektroherde und Backöfen sowie barrierefreie Kaffeemaschinen, Heißluftgarer und Mikrowellen.

Hörbarer Katalog am Telefon: 02 41 / 98 09 67 40
www.feelware.eu

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

per Tonpost-App zu allen Angeboten und mit www.tonpost.net zum Downloadportal

  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus" Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-DAISY"  –  Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

  • Ihr starker Partner rund um Hilfsmittel und Schulung
  • Vertrieb von Notebooks mit Sprachausgabe und JAWS mit Braillezeile
  • Bedürfnisorientierte IT-Lösungen vom Fachhändler
  • Schulungen für iPhone, Apple-Produkte und Windows
  • Das erste sprachgesteuerte Digitalradio
  • Mobiler Vorleser für Sehbehinderte und sprechende Fernsehgeräte

Tel.: 0 82 32 / 5 03 13 03
www.schulze-graben.de

Einfach SynPhon!

Elektronische Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, sind unser Markenzeichen. Der bewährte EinkaufsFuchs Produkterkenner sagt mit einem Piep, was die Sache ist. Die Fledermaus Orientierungshilfe erkundet Sicherheitsabstände automatisch und zeigt, wo es langgeht. Es ist zudem denkbar einfach, unsere Hilfsmittel kennenzulernen. Ein Anruf genügt und EinkaufsFuchs oder Fledermaus kommen vollkommen unverbindlich mit der Post zu Ihnen nach Hause.
Alles Weitere erfahren Sie sehr gerne am Telefon  –  so einfach ist das!


Telefon: 0 72 50 / 92 95 55
SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Weihnachtsangebot BlindShell Classic 2

Liebe Kundinnen und liebe Kunden, zum Jahresende und zum großen Fest möchten wir Ihnen unser Weihnachtsangebot für das neue Mobiltelefon BlindShell Classic 2 unterbreiten. Zu dem Telefon liefern wir kostenlos eine Tasche, eine 128 GB große Speicherkarte und eine schöne Weihnachts-CD.

Das Classic 2 sowie die Tasche sind in Schwarz oder Rot erhältlich, bitte achten Sie bei der Bestellung auf die Bestellnummer. Das BlindShell Classic 2 ist von seiner Art her ein Smartphone mit reiner Tastenbedienung sowie vollwertiger Sprachausgabe und vielen smarten Apps. Die Bedienung ist sehr einfach und überschaubar gestaltet. Ob mit oder ohne Internetanbindung, das Classic 2 ist in jedem Fall ein praktischer Begleiter für Ihren Alltag.

Wenn Sie mehr Details und Eigenschaften über das Classic 2 erfahren möchten, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. Jetzt bei uns im attraktiven Set zu Weihnachten!

Unser Weihnachtsangebot gilt bis zum 31.12.2021.

Bestell.-Nr. Farbe Schwarz: 8014158
Preis: 449 Euro
Bestell.-Nr. Farbe Rot: 8014157
Preis: 449 Euro

Mit weihnachtlichen Grüßen

Ihr DHV-Team

(Alle Preise verstehen sich inkl. 7 % MwSt.)


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Vanda Pharmaceuticals

non-24.de
Sind Sie völlig blind?
Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?
Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?
Die Ursache: Ihre innere Uhr


Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.


Wie äußert sich Non-24?

Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis. Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de.

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an.

Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien Telefonnummer 08 00 / 24 321 08 oder per E-Mail non24@patient-plus.com.

Marland Versand

Ihr Händler für Hilfsmittel

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    Der Draftsman ist 31 x 26 cm groß, hat einen Kunststoffrahmen und Kautschuk-Zeichenfläche für DIN A4-Folien.
    Zubehör: 1 x Draftsman, 25 x Zeichenfolien, 1 x Geometrieset, 1 x Stecknadelbox (10) und Aufbewahrungstasche.
         Artikelnummer 304075, Preis 129,90 Euro
  • Taschenrechner Platon: bietet nicht nur alle Grundrechenarten, sondern vereint viele wissenschaftliche und finanzmathematische Funktionen.
    Neben der Möglichkeit der Prozentrechnung, des Wurzelziehens und des Quadrierens stehen auch Winkelfunktion, Logarithmen (natürlicher und dekadischer) sowie hyperbolische Funktionen zur Verfügung. Auch Zinseszins-, Barwert- und Annuitätenrechnung sind kein Problem!
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DAISY-Player, Stöcke und Spitzen, Farberkennungsgeräte, Radios und vieles mehr.

Dies alles bietet Ihnen unser Online-Shop bei www.marland.eu


Marland GmbH Spezialversand für Blinde, Sehbehinderte und Taubblinde
Zollenreuter Straße 6, 88326 Aulendorf
Hotline: 00800 63 63 63 63
www.marland.eu

HelpTech

Neu: Active Braille 2021

Die ultimative 40er Braillezeile mit Notizfunktion und Multi-Bluetooth

Ideal für Laptop, PC und Smartphone

  • Kompakte, mobile Braillezeile mit Multi-Bluetooth
  • Organizer einschalten und los geht's
  • MP3-Player, Audio Bluetooth und Hörbücher
  • Diskrete Vibrationssignale
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Kompetenzzentren in: Stuttgart, Köln, Marburg und Lüneburg, Zentrale in: Horb am Neckar


Help Tech GmbH
www.helptech.de
info@helptech.de
Tel.: 0 74 51 55 46-0


Bildbeschreibung: Auf dem Bild zu sehen ist die neue Active Braille 2021 in der Farbe Silber.

RTB

Gezielte Steuerung der Signale

Per App sicher unterwegs

  • Immer sicher unterwegs
  • Ohne Anwohnerkonflikte
  • Kostenfreie Smartphone-App

Tel.: 0 52 52 / 97 06-0
www.rtb-bl.de


Bildbeschreibung: Eine Ampel empfängt Signale durch ein Smartphone.

Im Gespräch:

Ständig am Ball bleiben

Lange hatten sie sich nicht mehr persönlich getroffen: die Delegierten der Landesvereine und der korporativen Mitglieder des DBSV sowie das Präsidium. Erstmals nach zwei Online-Sitzungen traf sich der Verwaltungsrat damit wieder in Präsenz. Ort der Tagung war Bielefeld. Im Interview spricht DBSV-Präsident Klaus Hahn über einige der Themen, mit denen sich das Gremium beschäftigte.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Herr Hahn, wie ging es Ihnen mit dem ersten Verwaltungsrat in Präsenz nach längerer Zeit? War Ihnen mulmig oder war es eine gute Entscheidung, sich mit den Delegierten der Landesvereine und korporativen Mitglieder in Bielefeld zu treffen?

Mulmig überhaupt nicht. Ich habe mich darauf gefreut, und diese freudige Erwartung hatten alle. Wir hatten eine große, anspruchsvolle Tagesordnung, aber alle waren mit Herz dabei, und es ist in allen Punkten so gelaufen, wie wir es uns gewünscht haben.


Die finanzielle Lage des DBSV stellt sich aktuell positiv dar. Können Sie erklären, warum?

Der DBSV finanziert einen großen Teil seiner Ausgaben, 46 Prozent, über Projekte. Auch in diesem Jahr sind wieder Projekte bewilligt worden für das nächste Jahr. Ein großer Posten sind ja die Personalausgaben, und wenn wir da viel über Projekte finanzieren können, tut das dem Verband finanziell gut.


Beim Verwaltungsrat sprechen auch immer Gastredner. Anselm Kipp vom Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen hat hervorgehoben, wie vergleichsweise gut die Lage in Nordrhein-Westfalen für Menschen mit Behinderung ist. Sehen Sie das genauso, und was können andere Bundesländer von NRW lernen? Sie wohnen ja selbst hier.

Ich sehe das genauso. In der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen im Bereich Soziales gibt es viel Kontinuität über mehrere Regierungs- und Parteiwechsel hinweg, und wenn NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagt "Das, was meine Vorgänger gemacht haben, das war in Ordnung, da kann man weiter dran arbeiten", ist das eine gute Sache. Und dass beim Verwaltungsrat der zuständige Gruppenleiter für den Bereich Inklusion war, ist ebenfalls gut.


Können Sie ein Beispiel nennen für etwas, das in NRW behinderungspolitisch gut läuft?

Es gibt hier in der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und im Rahmen des darauf aufbauenden Aktionsplans des Landes einen Inklusionsbeirat, der sich wiederum in sechs Fachbeiräte untergliedert. Dort haben Menschen mit Behinderung ihre festen Sitze, da ist eine bestimmte Quote vorgesehen. Darüber können auch wir unsere Belange einbringen. Da gibt es eine gute Partizipationsstruktur und viel Offenheit, wenn es darum geht, Projekte durchzuführen. Das heißt nicht, dass einem etwas in den Schoß fällt, man muss natürlich auch vernünftige Konzepte haben, aber es gibt viel Unterstützung und Ermutigung.

Ein weiteres Thema, das angesprochen wurde, war das Blindengeld, das in Nordrhein-Westfalen gesplittet ist zwischen Menschen unter 60 und über 60 Jahren. Da kam noch mal der Anstoß, den abgesenkten Betrag für über 60-Jährige endlich zu dynamisieren.


Herr Kipp erwähnte auch die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung. Welche Schwierigkeiten deuten sich da an?

Das Bundessozialministerium, das hier die Federführung hat, hat sich dagegen ausgesprochen, die Schwerpunktberatung fortzusetzen, wie wir sie zum Beispiel mit der EUTB mit dem fachlichen Schwerpunkt für sehbehinderte und blinde Menschen haben. Das Land Nordrhein-Westfalen sieht das anders  –  die sind der Auffassung, dass sich die Schwerpunktberatung bewährt hat und fortgesetzt werden soll, sodass wir da an einem Strang ziehen.


Ein anderer Gastredner war Bastian Arning von der Deutschen Bahn. Er hat sich bemüht darzustellen, welche Fortschritte die Bahn in puncto Barrierefreiheit macht. Beim Verwaltungsrat gab es zum Beispiel Kritik daran, dass akustische Anzeigen auf kleineren Bahnhöfen, die jetzt installiert werden sollen, kein akustisches Signal von sich geben und kein Blindenleitsystem zu ihnen führt. Die DB und der DBSV  –  was müsste sich tun, damit sie glücklicher miteinander werden?

Da müssten Dinge, die von den Beiräten und den Beteiligten an die DB herangetragen werden, an mancher Stelle konsequenter berücksichtigt werden. Im vorigen Jahr gab es viel Kritik an der Abschaffung der Mobilitätsservice-Zentrale. Das war vorher nicht kommuniziert worden, und es war ein Riesenaufruhr erforderlich, um die MSZ beizubehalten. Das ist jetzt auf einem guten Weg.

Die Notwendigkeit eines Auffindesignals von Fahrplananzeigen auf kleinen Bahnhöfen ist der Bahn vorher mitgeteilt worden. Das hat man vergessen oder übersehen. Das ist misslich, denn wenn solche Geräte einmal angeschafft sind, haben sie eine Lebensdauer von vielen Jahren, bis sie wieder ersetzt werden durch Geräte, die eine Signalfunktion haben.

Beim Blindenleitsystem verstehe ich, dass es eine bauliche Investition ist, wenn gerade das Leitsystem verlegt worden ist und man es wieder aufreißen müsste, um etwas hinzuzufügen.

Ein weiteres Problem, das Herr Arning herausstellte, ist die Zersplitterung der Bahn in die verschiedenen Geschäftsbereiche: "Station und Service", der rollende Bereich und anderes. Viele technische Möglichkeiten zur Barrierefreiheit sind fahrzeuggebunden und damit abhängig von Ausschreibungen durch die vielen Verkehrsträger. Wir haben mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass die Zahl der privaten Anbieter von Verkehrsleistungen, wie das so schön heißt, bei über 300 liegt.

Das alles unter einen Hut zu kriegen, ist natürlich ein Riesenaufwand. Wir können nur ständig am Ball bleiben und haben bereits erreicht, dass wir gehört werden. Nur dass das Gehörte umgesetzt wird, das klappt noch nicht immer.


Stichwort Frauen in Führungspositionen: In welcher Zeit, glauben Sie, kann eine ungefähr 50-prozentige Frauenquote in den Vorständen der Vereine und Bezirksgruppen erreicht werden?

Teilweise haben wir ja schon eine hohe Frauenquote. Ich halte das für eine Selbstverständlichkeit und hoffe, dass die Vereine, bei denen das noch nicht erreicht ist, aktiv etwas tun. Manche sind sich offenbar nicht bewusst, welches Potenzial sie da ungenutzt lassen. Ungefähr 57 bis 60 Prozent unserer Mitglieder sind Frauen  –  da muss es möglich sein, dass wir bei den Funktionen eine Frauenquote von 50 Prozent erreichen. Der Verwaltungsrat hat eine Richtlinie verabschiedet zur Frauenförderung, in der die Landesvereine aufgefordert werden, Frauen zu unterstützen, damit sie bereit sind, ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen. Das ist einstimmig und ohne Enthaltung verabschiedet worden.


Wie sieht es für das Präsidium aus?

Fürs Präsidium muss man den Ball auch an diejenigen geben, die Wahlvorschläge machen. Ins Präsidium wird nur gewählt, wer dafür vorgeschlagen wird. Und natürlich müssen wir die Bereitschaft bei Frauen wecken, sich fürs Präsidium aufstellen zu lassen.


Im nächsten Jahr wird wieder ein Verbandstag stattfinden. Das Präsidium wird dann neu gewählt. Dem Verwaltungsrat haben Sie mitgeteilt, dass Sie nicht mehr kandidieren werden. Warum nicht?

Ich bin in diesem Jahr 70 geworden und bin seit 50 Jahren ununterbrochen aktiv in der Selbsthilfe  –  auf allen erdenklichen Ebenen und in unterschiedlichen Organisationen. Vor knapp vier Jahren, als ich angetreten bin, habe ich gesagt, dass ich eine meiner Aufgaben darin sehe, das Präsidium handlungsfähig zu halten. Ein wesentlicher Beitrag für mich ist, einen Platz freizumachen für Jüngere, sodass sie nachrücken können.

Ich war immer jemand, der seine Aufgaben bis zum Ende mit Schwung gemacht hat. Ich möchte nicht in eine Situation kommen, in der ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr die Fitness habe, die Aufgaben zu erfüllen. Dem neuen Präsidium werde ich anbieten, bestimmte Aufgaben, die ich angefangen habe, noch ein Stück zu begleiten. Ich gehe davon aus, dass ich nicht völlig in der Versenkung verschwinden werde.


Was möchten Sie noch hervorheben zu diesem Treffen des Verwaltungsrats?

Nach wie vor belastet uns die Corona-Situation. Aber inzwischen ist die Furcht überwunden, sich über digitale Medien zu treffen. Wir haben für ein bestimmtes Thema einen außerordentlichen Verwaltungsrat verabredet, der im Januar als Videokonferenz stattfinden soll. Da kann man es sich ersparen, durch die halbe Republik zu reisen, um sich zu treffen.


Dazu ein Bild: Klaus Hahn trägt kurzes Haar, einen kurzen Bart, eine Brille mit dunklem Rahmen, Sakko, weißes Hemd und Krawatte.

DBSV-Nachrichten:

Die "Sichtweisen" werden sichtbarer

Die "Sichtweisen" werden vom kommenden Jahr an neue Wege gehen, ohne die alten völlig zu verlassen. Sie, liebe Leserinnen und Leser, Hörerinnen und Hörer, werden auf "Sichtweisen"-Inhalte auch über das Internet zugreifen können: zum einen auf die der CD DBSV-Inform und zum anderen auf eine neu entstehende Online-Plattform.

Von Ute Stephanie Mansion


Im neuen Jahr wird sich einiges ändern, was das Erscheinen der "Sichtweisen" betrifft. Wir haben festgestellt, dass sich immer mehr Leserinnen und Leser, Hörerinnen und Hörer wünschen, auch über das Internet auf "Sichtweisen"-Inhalte zugreifen zu können. Dazu gibt es nun verschiedene Möglichkeiten.

Nach Absprache mit den Landesvereinen startet im Januar das Portal www.dbsv-inform.org. Auf dieser Internetseite finden Sie die Inhalte der CD DBSV-Inform als Audiodateien (MP3 und DAISY-Format), also sowohl die "Sichtweisen" als auch die Magazine der Landesvereine und das DBSV-Jugendmagazin. Sie können sie direkt anklicken und anhören oder sich auf Ihren Computer herunterladen, um sie, wann immer Sie wollen, dort zu hören.

Die "Sichtweisen"-Inhalte, die Sie auf www.dbsv-inform.org finden, entsprechen den Inhalten, die wir im Printmagazin "Sichtweisen", im entsprechenden Brailleschrift-Magazin sowie auf der CD DBSV-Inform in Buch 2 veröffentlichen. Das gedruckte Heft soll jedoch von Januar an nur noch sechs- statt wie bisher zehnmal im Jahr erscheinen (mehr dazu weiter unten im Text).

Der Vorteil, wenn Sie die Inhalte als Audiodateien über die Internetseite abrufen, ist, dass dies im Allgemeinen der bequemere Zugang ist. Auch der Zugriff auf die Inhalte der Landesvereine und das Jugendmagazin wird damit einfacher. Außerdem können sich so auch Menschen, die weder die CD noch das Print- oder Braille-Heft abonniert haben, über Themen informieren, die uns wichtig sind. Zum Beispiel könnten Politiker und Politikerinnen, im Bildungsbereich Tätige oder Angehörige von Menschen mit Seheinschränkungen auf die Inhalte zugreifen, wenn ein Thema sie näher interessiert.

Eine Registrierung ist notwendig, um auf unser Angebot zugreifen zu können, ist aber sehr schlank gehalten: Es reichen Name und E-Mail-Adresse. Einmal registriert, können Sie die Inhalte, die sie zukünftig immer hören möchten, durch einen Klick auswählen. Sie werden via Push-Nachricht  –  eine Nachricht, die auf Ihrem Computer oder Smartphone angezeigt wird  –  informiert, wenn neue Inhalte zur Verfügung stehen. In Ihrem persönlichen Benutzer-Konto können Sie diese Auswahl jederzeit ändern.


"Sichtweisen"-Inhalte breit aufgestellt

Eine weitere Neuerung ist die Erscheinungsweise der "Sichtweisen". Da sich weniger Abonnenten für das Printheft als für die CD entscheiden, soll die gedruckte Ausgabe von Januar an nur noch sechs- statt zehnmal im Jahr erscheinen, also alle zwei Monate.

Das ändert aber nichts an der Erscheinungsweise der CD DBSV-Inform: Sie wird weiterhin zehnmal im Jahr erscheinen, und sie wird weiterhin die Magazine der Landesvereine und das DBSV-Jugendmagazin enthalten. Sechsmal im Jahr enthält sie in Buch 2 auch die Inhalte der gedruckten Ausgabe der "Sichtweisen", und zwar in den Monaten Januar, März, Mai, Juli, September und November. In den Monaten Februar und August erscheinen weder das Heft noch die CD  –  das war auch bisher so.

In den vier weiteren Monaten, in denen kein "Sichtweisen"-Heft mehr erscheint, sollen aber trotzdem Audio-Inhalte in Buch 2, also dem "Sichtweisen"-Buch auf der CD, erscheinen. Dies wird im April, Juni, Oktober und Dezember der Fall sein.

Hier kommt nun die neue Internetseite ins Spiel, die wir zurzeit entwickeln. Denn zum Teil werden die Audio-Inhalte in den genannten vier Monaten von dieser Internetseite stammen: So haben auch diejenigen, die keinen Zugang zum Internet haben, die Möglichkeit, sie zu hören. Die neue Internetseite hat noch keinen offiziellen Namen, und einen Link dorthin gibt es auch noch nicht, nennen wir sie hier erst einmal die "Sichtweisen"-Seite.

Die "Sichtweisen"-Seite soll Informationen hauptsächlich als Hördateien, teilweise auch als Texte bereitstellen. Das Themenspektrum wird breit gefächert sein  –  so wie aktuell in den "Sichtweisen". Der Vorteil ist, dass wir auf manche Ereignisse schneller reagieren können. Über wichtige Sitzungen des Verbands kann so mit mehr Zeitnähe zum Ereignis berichtet werden. Auch Termine können mit weniger Vorlaufzeit bekanntgegeben werden. Die Audio-Inhalte der "Sichtweisen"-Seite sollen als Podcasts bereitgestellt werden, also auch über die entsprechenden Plattformen verfügbar sein.

Die "Sichtweisen"-Seite soll auch ein Ort sein, der die unterschiedlichen Informationskanäle des DBSV bündelt. Von dieser Seite aus soll auf andere Kanäle und Formate des DBSV hingewiesen bzw. dorthin verlinkt werden.

So wird man von dort aus leicht auf die Social-Media-Kanäle des DBSV gelangen oder Newsletter finden.

Das Präsidium hat sich in seiner Sitzung im September mit der neuen Erscheinungsweise und den weiteren Plänen einverstanden erklärt.

Meldungen

Resolution für mehr Gleichberechtigung

Das Europäische Parlament hat am 7. Oktober mit großer Mehrheit eine Resolution zum Schutz von Menschen mit Behinderungen in der Europäischen Union verabschiedet. Darin fordern die Abgeordneten unter anderem die Einführung eines Europäischen Behindertenausweises. Das Ziel ist, dass die Mitgliedsstaaten Behinderungen und die zuerkannten Nachteilsausgleiche wechselseitig anerkennen und zugänglich machen. Außerdem bekräftigt das Parlament, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zur barrierefreien physischen Umwelt, Bildung und zur digitalen Welt haben sollen.

Gemäß der EU-Strategie zu den Rechten von Menschen mit Behinderungen ist es nun an der Europäischen Kommission, einen Vorschlag zum Europäischen Schwerbehindertenausweis und weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe vorzulegen.

Der DBSV unterstützt die Entschließung des Europäischen Parlaments. Er fordert gleichzeitig von der künftigen Bundesregierung, dass Deutschland seiner Verantwortung in Europa gerecht und Schrittmacher für eine gute Teilhabepolitik wird.

Fahrkartenverkauf in Fernzügen

Anfang dieses Jahres kündigte die Deutsche Bahn an, den Fahrkartenverkauf in Fernverkehrszügen ab 2022 einzustellen. Nach viel Kritik und auch auf Drängen des DBSV hat die Bahn nun einen Vorschlag vorgelegt, wie der Fahrkartenkauf im Zug für Menschen mit Behinderungen weiterhin möglich sein soll. Bis Herbst 2022, so der Vorschlag, bleibt die bisherige Regelung beim Bordverkauf für Fahrgäste mit Behinderungen bestehen. Die Behinderung muss wie gewohnt über den Schwerbehindertenausweis nachgewiesen werden (Grad der Behinderung mindestens 50).

Ab Herbst 2022 erfolgt die Bezahlung der Fahrkarte beim Bordverkauf nicht mehr bar im Zug, sondern nach der Zugreise auf Rechnung. Neben dem Behindertenausweis muss dann auch der Personalausweis vorgelegt werden. An die Bahn herangetragen wurde, dass die Rechnungsstellung auch via barrierefreier E-Mail erfolgen müsste, um die Zugänglichkeit des Verfahrens zu gewährleisten. Die endgültige Regelung und auch der Zeitpunkt der Umstellung werden noch geklärt.

Smarte Mobilität: Der DBSV auf dem ITS-Weltkongress

Der Weltkongress für intelligente Transportsysteme (ITS) ist eine wichtige internationale Veranstaltung im Bereich der Verkehrssysteme der Zukunft. Der DBSV hat im Oktober auf diesem Kongress in Hamburg seinen Ansatz für Smarte Mobilität für blinde und sehbehinderte Verkehrsteilnehmer vorgestellt. Kernelement dieses Ansatzes ist eine Meta-App, die viele app-basierte Lösungen im Mobilitätsbereich zusammenführt. So vereinigen sich viele bisherige Insel-Lösungen zu einem Gesamtkonzept.

Am DBSV-Gemeinschaftsstand war auch ein Netzwerk von Herstellern und Organisationen vertreten, das mit dem DBSV app-basierte Mobilitätslösungen entwickelt, die mit der Meta-App kompatibel sind. Eingebunden war zudem der Bundesverband der Rehabilitationslehrer und -lehrerinnen für Blinde und Sehbehinderte.

Auf dem Kongress präsentierte sich der DBSV auch mit einer eigenen Session zum Thema "Smarte Mobilität verbessert die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit eingeschränkter Mobilität" ("Smart Mobility improves social participation of people with reduced mobility"). DBSV-Präsidiumsmitglied Dr. Thomas Krämer präsentierte die Anforderungen blinder und sehbehinderter Menschen an smarte Mobilität.

In der Diskussion waren sich Publikum und Vortragende einig, dass smarte Mobilitätslösungen eine Ergänzung, jedoch keinen Ersatz zu anderen Einrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen darstellen können, etwa zu Bodenindikatoren.

Am Stand des DBSV ergaben sich viele Gespräche. Vertreter von großen Verkehrsunternehmen und von Kommunen kamen, um über app-basierte Lösungen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu sprechen. Auch Mitglieder des "Car 2 Car Communication Consortium"  –  ein globales Netzwerk führender Fahrzeughersteller und Zulieferer  –  führten ein ausführliches Gespräch mit DBSV-Präsident Klaus Hahn und Dr. Thomas Krämer. Das Konsortium arbeitet an Möglichkeiten, Straßenverkehr via Vernetzung von Fahrzeugen unfallfrei zu machen. Dabei geht es auch um besonders verletzliche Personen wie blinde und sehbehinderte Menschen.

Die Teilnahme des DBSV am ITS-Weltkongress hat gezeigt: Das Thema Barrierefreiheit kann auch bei einer solchen Veranstaltung mit mehr als 13.000 Fachteilnehmern gesetzt werden. Die dort geknüpften Kontakte können nun für die Umsetzung barrierefreier Lösungen im Straßenverkehr genutzt werden.

Ein Gespräch über den ITS-Weltkongress und die Anliegen des DBSV haben Klaus Hahn, Dr. Thomas Krämer und die DBSV-Referentin für Barrierefreiheit Jana Mattert auch für einen "Sichtweisen"-Podcast geführt. Er ist zu finden unter www.dbsv.org/sichtweisen-podcast.html

Podcast-Reihe "Aus dem Präsidium"

Der Podcast, den die "Sichtweisen" ergänzend zum Magazin anbieten, besteht aktuell aus einem Schnupperartikel aus jeder Ausgabe. Künftig soll der "Sichtweisen"-Podcast ausgebaut werden (vgl. Die "Sichtweisen" werden sichtbarer).

So soll langfristig ein Audio-Pendant zur Print-Ausgabe entstehen, das aus Audio-Beiträgen mit unterschiedlichen Themen besteht. Es soll Interviews, Berichte, Präsidiumsgespräche und vieles mehr geben.

Als Erstes kommen Gespräche aus dem Präsidium hinzu, deren Folgen mit "Aus dem Präsidium" überschrieben sind. Mitglieder des DBSV-Präsidiums sprechen darin mit Gästen aus verschiedenen Bereichen  –  auch aus der DBSV-Geschäftsstelle  –  über aktuelle Themen. Die Verbandsspitze möchte mit der Podcast-Reihe sich und ihre Arbeit der Basis präsentieren.

In der ersten Folge "Aus dem Präsidium" geht es um den ITS-Weltkongress (vgl. Meldungen: Smarte Mobilität: Der DBSV auf dem ITS-Weltkongress).

Link zum Podcast: www.dbsv.org/sichtweisen-podcast.html

Aktionsplan zur Förderung von Frauen

Der DBSV nimmt in diesem Jahr teil an einem Projekt der Europäischen Blindenunion zur Frauenförderung: Gender Equality Awareness Raising, GEAR.

Gefördert wird es von der Europäischen Union. Im Rahmen des Projektes wurde ein Aktionsplan zur Förderung der Repräsentanz von Frauen im DBSV formuliert. Der Verwaltungsrat hat diesen Plan im Oktober in Bielefeld einstimmig beschlossen. Damit erklären sich der DBSV, seine 19 Landesvereine und die korporativen Mitglieder der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an der Vereins- und Verbandsarbeit verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, soll zum Beispiel alle zwei Jahre der Anteil von Frauen in den Gremien der Vereine erhoben und die Ergebnisse allen Landesvereinen mitgeteilt werden. Ebenso streben der DBSV und die Vereine an, dass im Präsidium bzw. in den Vorständen mindestens die Hälfte der Plätze durch Frauen besetzt sind. Darüber hinaus sollen alle Vereine Frauenbeauftragte benennen.

Mehr Infos unter www.dbsv.org/aktuell/frauenaktionsplan.html

Die Markenarchitektur des DBSV

Der DBSV verwendet derzeit bundesweit zwei Marken  –  zum einen das bekannte Stockgänger-Logo, zum anderen das Wolkenblick-Logo von Blickpunkt Auge. Die parallele Verwendung dieser beiden Marken hat in den vergangenen Jahren zunehmend zu Problemen geführt.

Im September fand deshalb ein Workshop zur Entwicklung einer Markenarchitektur für den DBSV und seine Landesvereine statt. Im Vorfeld war dazu eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Landesvereine, von Blickpunkt Auge, des Präsidiums und der Geschäftsstelle gebildet worden. Ziel ist es, die Marken DBSV (Stockgänger) und Blickpunkt Auge gestalterisch unter ein gemeinsames Dach zu führen.

Maßgeblich beteiligt ist zudem Professor Florian Adler von der Agentur adlerschmidt, bekannt aus dem Projekt "Inklusives Design", in dem das aktuelle Erscheinungsbild der "Sichtweisen" und der DBSV-Internetseite entstanden ist.

Die Entwicklung der Markenarchitektur wird von der Techniker Krankenkasse unterstützt.

Wie klingt das DBSV-Logo?

Der DBSV hat sich bei der Entwicklung seines Erscheinungsbildes bisher immer auf das Visuelle beschränkt  –  die meisten Mitglieder in den Landesvereinen sind jedoch in erster Linie auf akustische Informationen angewiesen. Höchste Zeit also, sich auch mal über das Erscheinungsbild des DBSV im Audioformat Gedanken zu machen. Im Oktober fand dazu ein Workshop mit der Agentur "Why do birds" statt, die darauf spezialisiert ist, Marken in Klang zu übersetzen. Die Agentur hatte im Vorfeld blinde und sehbehinderte Menschen im Alltag begleitet und Interviews mit ihnen durchgeführt, um sich in die Thematik einzuarbeiten.

Die Entwicklung eines akustischen Erscheinungsbildes für den DBSV wird von der KKH Kaufmännische Krankenkasse unterstützt. Der Prozess wird viele Berührungspunkte mit der Entwicklung der visuellen Markenarchitektur haben, denn am Ende sollen sichtbares und hörbares Erscheinungsbild zusammenpassen.

Blickpunkt Auge: Beraterseminare 2022

Die Beratung sehbeeinträchtigter Menschen und ihrer Angehörigen ist ein wesentliches Anliegen der DBSV-Landesorganisationen. Der DBSV bietet deshalb auch im nächsten Jahr wieder eine Beraterausbildung nach Blickpunkt-Auge-Standard an, die aus drei Modulen (A, B, C) und kleinen regionalen Anteilen besteht. Die Module können in beliebiger Reihenfolge absolviert werden.

Zurzeit werden die Seminare als Präsenzveranstaltungen geplant. In Zeiten der Corona-Pandemie bereitet sich das Blickpunkt-Auge-Team des DBSV aber auch darauf vor, die Veranstaltungen zu den vorgesehenen Terminen gegebenenfalls digital umzusetzen.

Hier die Termine der Beraterseminare 2022:

  • Modul A: Schwerpunkt Beratungskompetenz
    16. bis 22. August 2022
    Zell am Main (Nähe Würzburg), Kloster Oberzell, Haus Klara
  • Modul B: Fachthemen rund um Sehbehinderung und Blindheit, insbesondere Sozialrecht
    8. bis 13. September 2022
    Berlin, Good Morning+ Berlin City East
  • Modul C: Beratung für Menschen mit Erkrankungen, die das Sehen beeinflussen, sowie sehbehinderte Menschen
    4. bis 8. März 2022
    Berlin, Good Morning+ Berlin City East in Kooperation mit dem Berufsförderungswerk Halle

Mehr Informationen erteilt
Sandra Schippenbeil
Tel. 0 30 / 28 53 87  –  130
E-Mail: s.schippenbeil@dbsv.org

Sehbehindertensonntag mit Kirchen als Partner

Aus dem Sehbehindertentag wird im kommenden Jahr der Sehbehindertensonntag  –  ein bundesweiter Aktionsmonat rund um den Sehbehindertentag 2022. Diesmal dreht sich alles um das Thema "Kirche". Kirchengemeinden, kirchliche Gruppen, die Selbsthilfe und alle Interessierten sind eingeladen, sich mit Gottesdiensten und Aktionen zu beteiligen. Aktionszeitraum ist der komplette Juni 2022.

Initiatoren sind neben dem DBSV die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland, der Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge und das Deutsche Katholische Blindenwerk. Das Thema Sehbehinderung und sehbehinderte Menschen, ihre Mitarbeit in der Kirche, die Barrierefreiheit von Gemeinden und das Miteinander stehen im Mittelpunkt. Kirchengemeinden, weiteren kirchlichen Einrichtungen (vom Kindergarten bis zum Pflegeheim) und der Sehbehindertenselbsthilfe werden Informationen, Ideen und Materialien zur Verfügung gestellt, um damit die Aktion "Sehbehindertensonntag" umzusetzen. Diese Materialien werden Anfang 2022 in einem zweistufigen Verfahren verteilt.

Der Sehbehindertensonntag wird gefördert durch die Aktion Mensch.

Die kostenlose Aktionsbroschüre als barrierefreie PDF-Datei oder als Printbroschüre sowie Faltblätter zur Ankündigung der Aktion können bereits jetzt bestellt werden, entweder bei

Pia Nömer
Tel.: 0 30 / 28 53 87  –  171
E-Mail: p.noemer@dbsv.org

oder über die Internetseite
www.sehbehindertensonntag.de

Katja Vasilieva: Neu im Fördermittelmanagement

Der DBSV hat eine neue Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle in Berlin: Seit Oktober ist Katja Vasilieva im Bereich Fördermittelmanagement tätig. In ihren Bereich fällt die Antragstellung bei Krankenkassen, Ministerien und Stiftungen, um die finanzielle Basis für Projekte zu schaffen.

Die 47-Jährige hat Germanistik und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert sowie eine Weiterbildung zur EU-Fundraiserin und Projektmanagerin absolviert. Sie hat bei verschiedenen Kulturfestivals und Kulturprojekten gearbeitet. Zuletzt war sie beim "Traumschüff", einer gemeinnützigen Theatergenossenschaft, die in Brandenburg ein niedrigschwelliges Theaterprogramm anbietet: Theaterstücke werden per Schiff zu entlegenen Orten und Dörfern gebracht, wobei das Publikum ohne Eintritt vom Ufer aus Theaterkunst genießen kann.

"Ich freue mich immer sehr, wenn ich zur Realisierung sinnstiftender Projekte beitragen kann", erklärt Katja Vasilieva. "Das Fördermittelmanagement ist eine komplexe Aufgabe an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Akteuren  –  das finde ich spannend."

Was kann die Arbeit im Fördermittelmanagement bewirken? Katja Vasilieva erhofft sich davon, "dass möglichst viele Menschen unabhängig von ihren Lebensbedingungen an der Gestaltung einer inklusiven zukunftsweisenden Gesellschaft teilnehmen können".

Die neue Mitarbeiterin kam 1997 aus Sankt Petersburg nach Berlin, um zu studieren. Sie ist geblieben, weil sie eine Familie gegründet hat. "Seitdem bin ich Wahlberlinerin", sagt sie. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihren Söhnen Max und David (13 und 9 Jahre alt) und ihrem Hund Tutti sowie mit Freundinnen. Sie geht gern ins Theater, ins Kino, in Ausstellungen und macht Ausflüge in die Natur.


Dazu ein Bild: Katja Vasilieva hat dunkles, auf dem Bild hochgestecktes Haar  –  ein paar Locken haben sich gelöst. Sie trägt eine dunkle Brille und eine helle Bluse.

Helmut Kahler verstorben

Helmut Kahler, ehemaliger Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenbunds in Hessen (BSBH) und auch in anderen Ämtern aktiv, ist am 6. September im Alter von 88 Jahren verstorben. Er wurde kurz darauf auf dem Christenberg bei Münchhausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) beigesetzt.

Seine ehrenamtliche Tätigkeit in Organisationen des Blinden- und Sehbehindertenwesens hatte er schon in sehr frühen Jahren begonnen. Neben seinem Vorsitz beim BSBH gehörte er auch viele Jahre dem Vorstand des DBSV an und war von 1992 bis 1996 Präsident der Europäischen Blindenunion.

Darüber hinaus war Helmut Kahler Vorstandsmitglied des Vereins zur Förderung der Blindenbildung und des Vereins der Deutschen Blindenstudienanstalt sowie im Aufsichtsrat des Berufsförderungswerks Würzburg.

Im Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund war er als begeisterter Schachspieler ebenfalls viele Jahre im Vorstand tätig.

All diese Ehrenämter hat er nach Vollendung seines 70. Lebensjahres niedergelegt.

Der BSBH und der DBSV werden Helmut Kahler stets ein ehrendes Andenken bewahren.



DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:


  • Lautsprecher TEUFEL: 10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn: Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.: 5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kurzbewegt: Fitness für Zuhause: 5 Euro Rabatt auf alle Hör Dich fit-Audiotrainingsangebote
  • Kieser Training: 70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • Audiamo: 10 % auf alle Hörbücher, -spiele und -filme
  • leguano GmbH: 10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung: 10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop: max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV): 5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-161
www.dbsv.org/dbsv-karte



Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Ableismus

Ein noch relativ junger Begriff beschreibt ein altes Phänomen: Die Abwertung von Menschen mit Behinderung aufgrund vermeintlich nicht vorhandener Fähigkeiten. Besonders deutlich offenbart sich das im Arbeitsleben. Doch Ableismus kann auch freundlich daherkommen. Unser Schwerpunkt zeigt die unterschiedlichen Facetten von Ableismus auf: in einem Interview, einem Erfahrungsbericht und einem Essay.


Dazu ein Bild: Eine jüngere Frau mit schulterlangem Haar, Brille und Kopfhörern arbeitet mit Braillezeile an einem Computerbildschirm. Ableismusfrei zu arbeiten bedeutet auch, Hilfsmittel zur Verfügung zu haben.

Wenn Fähigkeiten alles bestimmen

Ableismus hat viele Facetten, sagt der Wissenschaftler Fabian Rombach. Der Begriff beschreibt die unterschiedlichen Formen von Abwertung, die Menschen mit Behinderung entgegengebracht werden  –  doch nicht nur ihnen. Im Interview erläutert Rombach, warum Ableismus alle treffen kann, wo es ableistische Strukturen gibt und warum sich die Wissenschaft dafür interessiert.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Herr Rombach, was machen Sie am Lehrstuhl für Disability Studies an der Uni Köln?

Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Anne Waldschmidt und arbeite im Forschungsprojekt "Dispositive von "Dis/ability'", das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir unter anderem Behinderung anhand des Beispiels Erwerbsarbeit. Uns interessieren die Erfahrungen, die Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben machen, und wie sich der Umgang mit Behinderung im Kontext von Arbeit seit den Siebzigerjahren verändert hat.


Im Arbeitsleben von Menschen mit Behinderung spielt Ableismus eine Rolle. Können Sie den Begriff kurz erklären?

Ableismus leitet sich aus der englischen Bezeichnung ableism ab. In diesem Begriff steckt das Wort able, und das meint in der deutschen Übersetzung so etwas wie "imstande sein", "fähig sein". Und die Endung "ismus" kennen wir aus anderen Diskriminierungskontexten, zum Beispiel Rassismus und Sexismus. Bei "ismen" geht es häufig um Handlungs- und Denkmuster. Und wenn wir die beiden Aspekte zusammenführen, haben wir einerseits eine bestimmte Art des Denkens und Handelns und auf der anderen Seite eine Orientierung an Fähigkeiten. Ableismus lässt sich so ganz gut beschreiben: Es geht um eine einseitige Fokussierung auf körperliche und geistige Fähigkeiten von Personen und gleichzeitig auch um die Bewertung oder Verurteilung von Fähigkeiten. Wenn wir das übertragen auf das Beispiel Behinderung, erleben wir häufig eine negative Fähigkeitsorientierung im Umgang mit behinderten Menschen. Also die Haltung "behinderte Menschen können nicht so viel wie andere", "Behinderung ist ein Defizit oder eine Last". Das spiegelt wiederum Denkmuster über Behinderung wider, und es beinhaltet Annahmen darüber, was Menschen mit Behinderung tun können oder eben nicht. Ableismus beschreibt die Abwertung von Menschen anhand von Unfähigkeiten.


Was unterscheidet Ableismus von Diskriminierung und Behindertenfeindlichkeit?

Die Begriffe zeigen unterschiedliche Facetten auf. Diskriminierung beschreibt eine bewusste oder unbewusste Benachteiligung oder Herabwürdigung. Soziologisch könnte man sagen, es sind abwertende Handlungen, die das Ziel haben, anhand von bestimmten Merkmalen Unterscheidungen zu treffen. Mit diesen Unterscheidungen geht eine herabwürdigende Behandlung einher.

Bei Behindertenfeindlichkeit geht es um eine feindselige Haltung gegenüber behinderten Menschen, also offene Gewalt und Hass. Von purer Feindseligkeit kann aber nicht immer die Rede sein: Es gibt zum Beispiel nett gemeinte Tipps  –  häufig von nicht-behinderten Menschen -, die aber nicht unbedingt hilfreich sind. Oft wird auch betont, wie mutig Menschen mit Behinderung sind, sowohl bei bestimmten Tätigkeiten als auch im täglichen Leben. Das ist keine Feindlichkeit, sondern kommt als Freundlichkeit daher. Wenn wir diese positiven Äußerungen und klare Abwertungen verbinden, hilft uns der Begriff Ableismus weiter. Menschen mit Behinderung werden bestimmte Fähigkeiten zu- oder abgesprochen, und das lässt sich mit diesen Begriffen unterschiedlich darstellen.


Kann man sagen, dass Abwertung auf der einen und vermeintliche Aufwertung auf der anderen Seite wesentliche Merkmale von Ableismus sind?

Der Begriff "Ableismus" beschreibt auf jeden Fall die Komplexität auf eine andere Art und Weise. Es sind zwei Seiten einer Münze. Einerseits die Fokussierung auf körperliche und geistige Fähigkeiten und die damit einhergehenden abwertenden Beurteilungen und zugleich das freundlich daherkommende und manchmal tatsächlich freundlich gemeinte Loben. Hinter dem Loben steckt häufig das moralische Verständnis "Behinderte können ja nichts für ihre Behinderung und sind Opfer ihrer Körper, und damit haben wir Mitgefühl". Das lässt sich mit "Ableismus" beschreiben.

Ableismus trifft übrigens alle Menschen mal mehr und mal weniger, auch nicht-behinderte. Etwa, wenn jemand aufgrund seines Äußeren in Verdacht steht, besonders nett zu sein. Auch das ist eine ableistische Beschreibung von körperlichen Aspekten. Blinden Menschen wird zum Beispiel häufig zugeschrieben, dass sie musikalisch seien oder ein Spitzengehör haben. Das ist eine Beschreibung von Fähigkeiten, die reduziert werden auf die körperlichen Bedingungen der blinden Person.


Inwiefern bildet sich Ableismus nicht nur im individuellen Verhalten von Menschen ab, sondern auch in Strukturen?

Struktureller Ableismus findet sich insbesondere dort, wo Menschen ähnliche Erfahrungen mit der Abwertung ihrer vermeintlichen Unfähigkeit machen. Nimmt man die einzelnen Erfahrungen zusammen, wird oft eine strukturelle Ebene deutlich. Beim Thema Erwerbsarbeit lassen sich beispielsweise ableistische Strukturen identifizieren: Das kann der fehlende Zugang über Rampen oder Fahrstühle auf dem Weg zum Arbeitsplatz sein oder die Erwartung, dass behinderte Menschen Arbeitstätigkeiten nicht zugetraut werden.

Ableismus hilft uns, bestimmte Strukturen, die benachteiligend sind, klarer zu benennen. Lautsprecheransagen am Bahnsteig zum Beispiel sind für viele etwas Selbstverständliches, für taube Menschen aber ist das eine ableistische Struktur, weil sich die Ansagen als hörbares Element nur an diejenigen richten, die über die Fähigkeit zu hören verfügen. Das Nicht-Hören wird individualisiert und zum Problem der einzelnen tauben Person gemacht. Das kann Forschung noch mal anders betrachten und benennen. Dafür ist der Begriff "Ableismus" hilfreich.


Können Sie Beispiele für ableistische Strukturen im Arbeitsleben nennen?

Ableistische Strukturen lassen sich insofern identifizieren, dass man auch danach fragen kann, welche Fähigkeiten werden als "normal" vorausgesetzt. Fähigkeitsanforderungen sind häufig schon in Stellenbeschreibungen ausgeschrieben, und gleichzeitig ist wenig Wissen über alternative Umgangsweisen vorhanden. Fähigkeiten werden schnell abgesprochen oder Menschen mit Behinderung häufig aufgrund ihrer Behinderung nur ein bestimmter Handlungsrahmen zugestanden. Bestimmte Tätigkeiten dürfen ausgeführt werden, andere wiederum nicht, weil die Erwartung ist: Behinderte Menschen können das nicht erfüllen. Das ist natürlich ein absolutes Problem. Diese Fähigkeitsorientierung und dieser Fähigkeitsabgleich werden nicht offen und transparent vollzogen, sondern in den meisten Fällen verschließt sich da die Tür wieder im beruflichen Alltagsleben.


Warum interessiert sich die Wissenschaft für Ableismus?

Wir stecken noch ganz am Anfang in der Auseinandersetzung. Für die Wissenschaft ist von besonderem Interesse: Wie entsteht dieses Verständnis von Fähigkeiten, diese Zuschreibung an Einzelpersonen oder an Gruppen, und wie hängen Gesellschaft und dieses Fähigkeitsverständnis mit den Einzelpersonen zusammen? Ableismus beschreibt auch Fähigkeitsideale, also bestimmte Norm-Erwartungen an das, was Menschen mitbringen sollen.

Wenn wir uns wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzen, geht es auch darum, die Geschichte der alternativen Fähigkeitsverständnisse zu betrachten, denn das Verständnis von Nicht-Können und Können hat sich historisch entwickelt. Für die Disability Studies ist diese Ableismus-Analyse oder Ableismus-Kritik zentral, um ableistische Strukturen zu kritisieren.


Haben Sie eigene Erfahrungen mit Ableismus gemacht?

Ich glaube, jeder Mensch macht ableistische Erfahrungen, leider, und gleichzeitig lässt sich das nicht ganz aus der Welt räumen. Diese Fähigkeitsorientierung begleitet uns im Alltag, gerade in einer Leistungsgesellschaft. Persönlich habe ich die Erfahrung indirekt gemacht, als es um den Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule ging. Ich saß im Gesprächsraum mit dem Schulleiter und meiner tauben Mutter und habe für meine Mutter gedolmetscht. Der Direktor meinte, dass sie mich ja nicht so fördern könnte, wie das andere Eltern könnten und ich deshalb eher auf die Hauptschule soll als auf eine Realschule oder ein Gymnasium. Da zeigt sich eine indirekte Fähigkeitsorientierung, nämlich die Vorstellung des Rektors, welche Fähigkeiten meine Mutter hat oder nicht hat, um mich schulisch zu fördern.


Wie hat Ihre Mutter reagiert?

Sie war natürlich empört, und es hat ja auch das Gegenteil bewirkt, weil sie schon vorher diejenige war, die mich immer gefördert und mir Raum gegeben hat, mich schulisch und in anderen Kontexten zu entwickeln. Jetzt, mit der akademischen Laufbahn, zeigt sich, dass die Behauptung und die Annahme des Rektors nicht nur ableistisch waren, sondern schlichtweg nicht der Realität entsprachen, wie Menschen ihren Lebenslauf gestalten können.


Das vollständige Interview mit Fabian Rombach hören Sie im Sichtweisen-Podcast unter www.dbsv.org/sichtweisen-podcast.html


Dazu ein Bild: Fabian Rombach lächelt in die Kamera. Er hat kurzes Haar, trägt eine Brille, einen kurzen Bart und ein dunkles Hemd.



Kurzinfo: Hashtag #ableismtellsme

Unter dem Hashtag #ableismtellsme (Ableismus sagt mir ...) berichten Menschen mit Behinderung auf Twitter von ihren Erfahrungen mit Ableismus  –  in vielen Fällen gleichbedeutend mit Diskriminierungserfahrungen.

Hier zwei Beispiele für Tweets, die unter #ableismtellsme erschienen:

  • #ableismtellsme
    Ich solle doch mit einer Reisegruppe behinderter Menschen verreisen, als Gelder für Assistenz zu beantragen.
    (@AnastasiaUmrik)
  • #ableismtellsme
    "Keine Angst, das Kind wird nicht so wie Sie."
    (@NiniaLaGrande)

"Du gehörst hier nicht hin"

Ableismus zeigt sich auch im Arbeitsleben: Fähigkeiten werden Menschen mit Behinderung abgesprochen, auf der anderen Seite aber die Erfüllung von Aufgaben erwartet, die sie ohne Hilfsmittel kaum leisten können. Auch Karina H. hat erlebt, dass man ihr an einem neuen Arbeitsplatz aufgrund ihrer Blindheit nicht viel zutraute. Obwohl sie zuvor im selben Beruf an anderer Stelle erfolgreich tätig war.

Von Karina H.  


Ich habe im Bereich der Alltagsbegleitung von Senioren gearbeitet  –  unter anderem habe ich Menschen mit verschiedenen Erkrankungen, die im Alter auftreten können, begleitet: Menschen mit Demenzerkrankungen, Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, Menschen, die sehbehindert oder schwerhörig sind, und viele Menschen, die sich aufgrund ihres Alters nicht mehr selbst versorgen konnten und rund um die Uhr Pflege brauchten.

In einer Weiterbildung zur Betreuungsassistentin war ich die erste Teilnehmerin, die vollblind diese Weiterbildung absolviert hat. Zuvor habe ich andere Berufe ausgeübt  –  ich habe zwei pädagogische Abschlüsse, davon einen Hochschulabschluss. Ehrenamtlich hatte ich mich bereits in einem Seniorenheim engagiert, und man bot mir dann eine Arbeit im stationären Bereich an, die mir viel Freude bereitet hat. Leider musste der kirchliche Träger die Seniorenheime aufgeben, weil es sich aus seiner Sicht nicht mehr rentierte.


Umfeld nicht barrierefrei

Daraufhin bin ich in eine andere Einrichtung gewechselt, wo man sich nicht vorstellen konnte, dass ein blinder Mensch demenzkranke Senioren begleiten kann. Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich mich niemals auf diesen Arbeitgeber eingelassen. Ich sollte in der Tagespflege arbeiten. Dort habe ich starke Diskriminierung erlebt, und man sagte mir auch ganz direkt: "Du gehörst hier nicht hin." Ich erwiderte, dass ich einen Arbeitsvertrag hätte, den ich zu erfüllen hätte.

Schließlich hieß es "Wir probieren das mal aus", aber man hatte kein großes Interesse, das Umfeld für mich barrierefrei zu gestalten. Man hat mich auch nicht dabei unterstützt, Hilfsmittel zu beantragen. Trotzdem bin ich täglich zur Arbeit gegangen, habe mich um die Menschen gekümmert und mir privat Coaching gesucht, weil die Situation unerträglich wurde. Man hat versucht, mich aufgrund meiner Behinderung regelrecht auszutricksen. Zum Beispiel hat man mich, wenn ich irgendwo stand, mit dem Essenswagen beiseite geschubst.

Sehenden Praktikanten oder Kollegen, die ihre Ausbildung zum Krankenpfleger machten, ist die Diskriminierung aufgefallen, etwa, dass hinter meinem Rücken meine Sachen weggeräumt und irgendwo anders hingestellt wurden. Die Auszubildenden haben auch versucht, das Thema anzusprechen. Doch die Leitung der Tagespflege hat immer wieder behauptet, es wäre doch alles in Ordnung, die Schwerbehindertenvertretung bräuchten wir nicht.

Dann ist eine andere Betreuungskraft zum Schwerbehindertenbeauftragten gegangen und hat sich dort beschwert  –  und zwar, weil sie ausgerechnet mit einer blinden Mitarbeiterin zusammenarbeiten müsste, und das wollte sie nicht, sie sei durch mich benachteiligt. Der Schwerbehindertenbeauftragte hat gesagt, dass ich nun einmal blind sei und der Arbeitsplatz angepasst werden müsse.

Es wurde auch keine Rücksicht auf meinen Blindenführhund genommen. Manchmal verbot man mir sogar, mit dem Hund durchs Haus zu laufen, weil dort Polizeihunde geschult wurden. In dieser Zeit war ich sozusagen in meiner Abteilung eingesperrt.


"Wir möchten keine blinde Kollegin"

Im ersten Jahr wurde mir im Mitarbeitergespräch gesagt, ich wäre eine total gute Kollegin, hätte mich total gut eingelebt, würde mich total gut in das Team integrieren. Nach dem zweiten Jahr hieß es, nein, wir möchten keine blinde Kollegin mehr haben. Ich habe gefragt, ob ich charakterliche Schwächen habe, die ich durch eine Therapie oder durch Coaching ändern könnte, und da hieß es, nein, ich wäre eine absolut gut geeignete Betreuungsassistentin, es läge wirklich nur an meiner Behinderung.

Dann kam die Corona-Pandemie. Ich sollte wieder im stationären Bereich arbeiten, weil ich dort ja so gute Erfolge als Betreuungsassistentin gehabt hätte. Das Integrationsamt hat sich das Berufsbild einer Betreuungskraft angeschaut und festgestellt: "Das kann Frau H." Es bewilligte darum nur wenig Fördergelder zu meiner Unterstützung, weil ich meinen Arbeitsauftrag trotz der starken Behinderung erfüllen könnte. Dagegen wollte der Geschäftsführer in Widerspruch gehen.


Vor verschlossener Tür

Der Wechsel auf die Station für Demenzkranke klappte jedenfalls nicht, weil dafür nichts vorbereitet war: Der Arbeitsplatz war nicht angepasst, und die Teams waren nicht auf mich eingestellt. Es wurde dann gesagt, wenn ich aus dem Urlaub zurückkäme, würde ich schon merken, wenn ich bei der Tagespflege vor verschlossener Tür stünde; "irgendeine Arbeit" würde man schon für mich finden. Daraufhin hat mich der Schwerbehindertenbeauftragte zum Anwalt geschickt. Da auch auf juristischem Weg nicht viel erreicht wurde, habe ich letztendlich gekündigt. Jetzt bin ich in einem glücklicheren Arbeitsverhältnis: Ich arbeite als Beraterin in der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung.

Karina H. lebt in Berlin.


Dazu ein Bild: Eine jüngere Frauenhand liegt auf zwei älteren aufeinandergelegten Frauenhänden. Auch Gespräche und Beistand gehören zum Berufsbild der Betreuungsassistentin.



Kurzinfo: Broschüre "Ableismus erkennen und begegnen"

"Ableismus erkennen und begegnen": So heißt eine Broschüre, die die "Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland" (ISL) herausgegeben hat. Darin wird das sozialwissenschaftliche Konzept des Ableismus einfach erklärt. Der Begriff "Ableismus" setzt sich zusammen aus dem englischen Wort "able" (to be able = fähig sein) und "ismus", heißt es in der Broschüre. Solche Endungen deuten, so die Erklärung, auf ein in sich geschlossenes Gedankensystem hin. "Ableismus ist also die alltägliche Reduzierung eines Menschen auf seine Beeinträchtigung."

Erfahrungsberichte von Betroffenen in der Broschüre veranschaulichen verletzende Mechanismen durch Nicht-Betroffene und zeigen Reaktionsmöglichkeiten auf. Ebenso werden Strategien dargestellt, mit denen man Ableismus begegnen kann. Denn auch hinter Lob und Bewunderung könne Ableismus stecken.

Die 20-seitige Broschüre kann als PDF oder barrierefreies PDF heruntergeladen werden. In eine Internet-Suchmaschine die Begriffe "ISL", "Broschüre" und "Ableismus" eingeben.

Ableismusfrei schenken

Die Auswahl eines Geschenks gestaltet sich oft schwierig und kann damit enden, die zu beschenkende Person auf ein einziges Merkmal zu reduzieren. So bekommen Menschen mit Behinderung häufig Dinge geschenkt, die im weitesten Sinne etwas mit der Behinderung zu tun haben. Unsere Autorin erklärt, warum solche Geschenke problematisch sein können und welche Alternativen es gibt.

Von Laura Mench  


Wer kennt das nicht: Weihnachten steht vor der Tür, und man hat noch kein Geschenk für einen wichtigen Menschen. Nichts scheint gut genug zu sein. Wir streben nach dem Gefühl, dass andere uns dankbar sind für das, was wir ihnen schenken. Deswegen wird jede Geschenkidee geprüft und auf einer Dankbarkeitsskala eingeordnet. Hier eine kleine Auswahl aus den Kategorien auf dieser Skala: Das Geschenk bringt Freude, es wird gebraucht, ist praktisch, sieht gut aus, riecht und/oder schmeckt gut, ist einzigartig, ist preiswert und/oder hat eine hohe Qualität.

Bei so vielen Anforderungen kann die Entscheidung schwerfallen. Da ist es sinnvoll, die Auswahl einzugrenzen. Vor dem geistigen Auge entsteht ein Bild der zu beschenkenden Person. Sie erscheint mit den Merkmalen, die der schenkenden Person am deutlichsten im Gedächtnis geblieben sind. Da taucht vor dem inneren Auge schnell zum Beispiel der Langstock oder der Rollstuhl auf. Und so kommt jemand, der ein Geschenk sucht, auf den Gedanken, etwas zu wählen, das zum Beispiel für den Rollstuhl "praktisch" ist, ihn "stylischer" macht oder der Person den Alltag sonstwie "erleichtern" könnte. Der Rollstuhl oder die Behinderung sind nun mal Merkmale, die häufig beachtet werden müssen und somit im Gedächtnis bleiben.

Problematisch ist, dass die Person mit Behinderung dadurch auf die Behinderung reduziert wird. Der schenkenden Person scheint es oft weit weg, etwas zu verschenken, das nichts mit der Behinderung zu tun hat. Praktische Geschenke oder Geschenke, die irgendetwas "erleichtern" oder "ermöglichen", zählen allgemein als gute Geschenke. Wir streben nach Perfektion, nach Einhaltung geltender inoffizieller und oft auch eingebildeter Normen, und wer da nicht reinpasst, der muss unterstützt werden reinzupassen. Das ist feinster Ableismus.

Die Reduktion auf die Behinderung ist natürlich nicht das einzige Argument, das dagegen spricht, Dinge wie Rollstuhlfahrerhosen zu verschenken. Gerade bei modebewussten Personen (egal, ob mit oder ohne Behinderung) ist es fatal, ein Kleidungsstück zu schenken, das am Ende nicht passt oder nicht dem Stil der Person entspricht. Spezielle Reha-Hosen oder andere Kleidungsstücke sind auf die praktische Nutzung ausgelegt. Modisch können leider 99,9 Prozent der Hersteller nicht punkten.


Hilfsmittel verschenken? Besser nicht

Wenn es um Geschenke für Menschen mit Behinderung geht, lassen sich auch Hilfsmittel wie Kartenhalterung, Rollator, Lupen oder Massagegeräte vermeintlich gut verschenken. Sie sind oftmals sogar im Discounter erhältlich. Eine Kartenhalterung ist dabei noch die unproblematischste Option, zumindest dann, wenn die beschenkte Person Gesellschaftsspiele mag. Hilfsmittel oder Therapie- und Massagegeräte sind hingegen kritisch zu betrachten.

Beginnen wir bei Therapie- und Massagegeräten. Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen haben häufig Probleme mit der Rumpf- und Nackenmuskulatur, weil sie durch das manuelle "Anschieben" der Rollstühle besonders beansprucht wird. Nun könnte jemand meinen, es sei vielleicht gut, ein Massagekissen zu schenken, das die Nackenmuskulatur lockert. Das Problem ist, dass ein Massagekissen, das für Menschen ohne Behinderung entwickelt wurde, eventuell mehr Probleme verursacht, als es löst.

Hilfsmittel wie Rollator, Gehstock oder Lupe werden häufig an Seniorinnen und Senioren verschenkt. Diese Hilfsmittel müssen jedoch nicht privat angeschafft werden, sie können von den Krankenkassen bezahlt werden. Sicher, die Krankenkassen bezahlen oft lediglich das Standardmodell und jeden Luxus, den man sich dafür wünschen könnte, muss man zusätzlich kaufen. Hilfsmittel können jedoch regelmäßig überprüft und gewartet werden, und das bezahlt die Krankenkasse, wenn sie schon das Hilfsmittel bezahlt hat. Bei einem privat gekauften Hilfsmittel muss der Nutzer, die Nutzerin diese Kosten selbst tragen.

Ableismusfreies Schenken ist aber gar nicht so schwer. Die schenkende Person muss sich lediglich davon freimachen, die andere Person auf ihre Behinderung zu reduzieren oder sie in irgendeiner Form "unterstützen" zu wollen.

Grundsätzlich gilt: Wenn sich die Person mit Behinderung etwas wünscht (egal, ob Reha-Artikel oder nicht), ist es ratsam, den Wunsch zu erfüllen. In diesem Fall findet keine Reduktion auf die Behinderung statt  –  es wird ein Wunsch erfüllt und nicht einfach irgendetwas für die Behinderung gekauft.

Hier ein paar Anregungen für den Fall, dass sich die Person mit Behinderung nicht explizit etwas gewünscht hat:

  • Schenke einer modebewussten Dame mit Behinderung ein gut duftendes Parfüm, einen schönen Lippenstift oder ein hübsches Deko-Objekt für die Wohnung (kein Kinderspielzeug)!
  • Schenke einem rollstuhlfahrenden Weinkenner eine gute Flasche Rot- oder Weißwein!
  • Schenke einem blinden Kind ein Buch, das es anhören oder fühlen kann!
  • Schenke der Person mit Behinderung etwas, das sie sich wünscht (Fragen kostet nichts)!

Ja, ich weiß, wenn man eine Person fragt, was sie sich zum Beispiel zu Weihnachten wünscht, ist das Geschenk keine Überraschung mehr. Aber ist es nicht sinnvoller, wenn der oder die andere schon weiß, was er oder sie zu Weihnachten bekommt und somit das lästige Umtauschen wegfällt?


Geschenke barrierefrei verpacken

Weihnachtsgeschenke, Geburtstagsgeschenke und was es sonst noch für Geschenkarten gibt, alle haben eines gemeinsam: Geschenkpapier und Ringelschleife. Manche Geschenke sind so fest zugeklebt, dass selbst ein darüber hinwegrollender Panzer die Verpackung nicht zerstören würde. Jetzt stelle man sich eine Person mit Muskelerkrankung oder Schwäche aufgrund ihres Alters vor, die ein solches Paket öffnen soll. Klar könnte eine andere Person das Paket öffnen. Aber reden wir nicht immer davon, selbstbestimmt leben zu wollen? Warum soll die Selbstbestimmung an der Geschenkverpackung aufhören? Es gibt viele Möglichkeiten, wie ein Paket hübsch verpackt werden kann und trotzdem einigermaßen barrierefrei auszupacken ist.

Jeder Mensch mit Behinderung hat andere Einschränkungen. Es ist wichtig herauszufinden, welche Verpackung für ein Geschenk im individuellen Fall barrierefrei ist oder sein könnte. Wer unschlüssig ist, kann die Person selbst oder Angehörige fragen oder im Zweifel die einfachste der im Raum stehenden Möglichkeiten wählen.

Oft wurden mir schon Geschenke gemacht, die in einer Behindertenwerkstatt hergestellt wurden. Ich hörte dazu Aussagen wie: "Ich habe beim Kauf des Geschenks sogar noch andere Behinderte unterstützt" oder "Schau mal, das haben andere Behinderte gemacht, hättest du gedacht, dass die so etwas können?" Ich persönlich rate davon ab, Dinge zu verschenken, die explizit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gefertigt wurden. Wer Menschen mit Behinderung finanziell unterstützen möchte, könnte zum Beispiel auch etwas von selbstständig arbeitenden Künstlerinnen oder Künstlern mit Behinderung kaufen.

Bestimmt gibt es viele weitere Ideen, um Geschenke barrierefrei, ableismusfrei und fair zu gestalten. Auch Ihnen fallen sicher welche ein.

Laura Mench lebt in Berlin.


Der vollständige Artikel der Autorin ist erstmals in ihrem Blog erschienen. Dort erfahren Sie mehr über ihre Tätigkeit als Texterin, Moderatorin, Sprecherin und Inklusionscoach: https://projektlebenaktiv.com

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Alle Termine stehen unter dem Vorbehalt einer möglichen Absage aufgrund des Corona-Virus. Bitte kontaktieren Sie vor einer Buchung den Veranstalter.

Alice im Wunderland

12.12.2021, 18 Uhr
Staatstheater Braunschweig

Das Familien-Theaterstück von Lewis Carroll mit Audiodeskription. Ein weiterer Termin für eine Vorstellung mit Audiodeskription ist der 13.2.2022 mit der Oper "Die Zauberflöte".

Infos und Reservierung unter
Tel.: 05 31 / 12 34  –  567 oder per
E-Mail an: barrierefrei@staatstheater-braunschweig.de

Bei Anruf Kultur: "Die Welt sammeln"

19.12.2021, 16-17 Uhr

Aus der Reihe "Bei Anruf Kultur" ist beim Museum für Kunst und Gewerbe die Veranstaltung "Die Welt sammeln  –  Die Wunderkammer in der Renaissance" zu hören.

Anmeldung über
Melanie Wölwer (BSVH)
Tel.: 0 40 / 20 94 04 29
E-Mail: buchung@beianrufkultur.de

Weihnachtsarrangement

20.12.-27.12.21
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Noch einige wenige freie Hotelzimmer gibt es am Timmendorfer Strand für eine Weihnachtswoche mit Besuch der Weihnachtsmärkte in Lübeck, Weihnachtssingen, Feuerzangenbowle mit Film und Audiodeskription, festlichem Weihnachtsmenü und vielem mehr.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 45 03 / 6 00 20
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

Telefonführung: Hamburger Bahnhof  –  Museum der Gegenwart, Berlin

22.12.2021, 17 Uhr

In der Reihe "Das Museum an der Strippe" geht es diesmal um die Nominierten des Preises der Nationalgalerie.

Online-Anmeldung unter www.smb.museum/veranstaltungen

Braille-Lehrgang

Verschiedene Termine
Aura-Hotel "Ostseeperlen" Boltenhagen
16.1.-21.1.2022: Vollschrift
20.2.-25.2.2022: Kurzschrift
17.4.-22.4.2022: Kurzschrift
25.9.-30.9.2022: Kurzschrift
6.11.-11.11.2022: Kurzschrift mit Zertifikatsabschluss

Infos und Anmeldung bei
Lydia Barkhau
Tel.: 03 82 03 / 62  –  029 (tagsüber) oder -993
E-Mail: gg.doberan@bsvmv.org

Berufswahl Nikolauspflege

17.-19.1.2022, Stuttgart

Die Nikolauspflege Stuttgart stellt im Januar sowie vom 7. bis 9. Februar ihre verschiedenen Berufsfachschulen in den Fachrichtungen Wirtschaft, Gesundheit und Pflege sowie Wirtschaftsinformatik vor.

Infos und Anmeldung bei
Frank Salzer
Tel.: 07 11 / 65 64  –  211
E-Mail: frank.salzer@nikolauspflege.de

oder beim
Schulsekretariat
Tel.: 07 11 / 65 64  –  106

Berufliche Orientierungstage

bbs Nürnberg, 26.-28.1.2022

Das Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte (bbs) in Nürnberg bietet Orientierungstage für seheingeschränkte Schülerinnen und Schüler an. Sie können Ausbildungen, Maßnahmen und berufsvorbereitende Angebote unverbindlich kennenlernen. Im Januar geht es um den Bereich Büroberufe.

Mehr Infos unter
www.bbs-nuernberg.de
Menüpunkt "Ausbildung"

Orientierung und Mobilität

31.1.-11.2.2022
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

IRIS-Lehrgang "Orientierung und Mobilität 1" für Menschen mit Altersbedingter Makula-Degeneration

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 40 / 2 29 30 26
E-Mail: info@iris-hamburg.org

Tipps

Tandem-Netzwerk für Läufer

Blinde und sehbehinderte Menschen, die für ihr Training zum Laufen einen Lauf-Guide brauchen, können sich beim Guide-Netzwerk registrieren lassen, um eine geeignete Führungsperson zu finden. Initiator ist der Lauf- und Ausdauersport Club Eichsfeld, der für die Tandems auch Schulungen anbietet.

Mehr Infos unter:
Lauf- und Ausdauersport Club Eichsfeld
Tel.: 01 52 / 02 88 79 78
E-Mail: info@guidenetzwerkdeutschland.de

Forum:

Rätsel

Schriftsteller gesucht

Wie heißen die Verfasser folgender zwölf Werke der Weltliteratur? Bei korrekter Lösung nennen die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der gesuchten Autorinnen und Autoren, fortlaufend gelesen, einen altgriechischen Komödien-Dichter.


  1. Die Schneekönigin: ......
  2. Harry Potter: ......
  3. Nora: ......
  4. Wilhelm Tell: ......
  5. Anna Karenina: ......
  6. 1984: ......
  7. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit: ......
  8. Ilias: ......
  9. Stolz und Vorurteil: ......
  10. Lolita: ......
  11. Der Name der Rose: ......
  12. Romeo und Julia: ......

Text: Thomas Christian Dahme


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. Dezember an den

DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an: sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).

Rätselfüchse werden belohnt

Wer in diesem Jahr fleißig unsere Rätsel gelöst und uns die Lösungen geschickt hat, hat die Chance, einen der tollen Preise zu gewinnen, die wir nach dem Einsendeschluss im Dezember verlosen. Das können Sie gewinnen:

  1. Preis: dreimal je einen Smartspeaker, gespendet von Amazon Deutschland
  2. Preis: ein Baumwollbeutel, wahlweise mit Löwe, Segelschiff oder Herz als gesticktes Motiv, gespendet vom Verein "Freunde des barrierefreien Lesens", dem Förderverein des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen (www.barrierefreies-lesen.de)
  3. Preis: ein Duschtuch (hochwertiges, saugfähiges Walkfrottiertuch), bestickt mit dem eigenen Namen in Brailleschrift, gespendet vom Unternehmen Kampmann GmbH  –  international (www.kampmann-international.de)

Lösung des November-Rätsels

Drehbuch  –  Set  –  Film  –  Schauspieler  –  Totale  –  Gage  –  Akt  –  Mime  –  Ton  –  Regie  –  Loge  –  Star  –  Rang  –  Spot  –  Rolle



Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an sichtweisen@dbsv.org oder per Post an

DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr.19, 10179 Berlin

Panorama:

Medizin

Stiftung Auge: Sport als Schutz vor Augenerkrankungen

Sport verringert nicht nur das Risiko für die Entstehung von Augenerkrankungen, sondern kann auch deren Verlauf positiv beeinflussen. Darauf weist die Stiftung Auge hin. Körperliche Aktivität senkt das Risiko, an Augenerkrankungen wie dem Grünen Star, der Altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) oder diabetischen Netzhautveränderungen zu erkranken. "Der positive Effekt von Sport auf das Glaukom-Risiko kommt offensichtlich daher, dass moderate Aktivitäten wie Laufen oder Radfahren für eine gewisse Zeit den Augeninnendruck senken und für eine bessere Durchblutung des Sehnervs sorgen", erklärt Prof. Dr. Frank G. Holz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.

Außerdem helfe körperliche Aktivität als Teil eines gesunden Lebensstils, Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 zu verhindern, die langfristig auch die Gefäße der Netzhaut schädigen können. "Aus augenärztlicher Sicht ist es daher unbedingt zu begrüßen, dass Menschen Sport treiben  –  unabhängig davon, ob sie bereits eine Sehbeeinträchtigung haben oder nicht", sagt Holz.

Doch auch Menschen, die eine angeborene oder erworbene Beeinträchtigung des Sehens haben, profitieren von einem sportlichen Lebensstil, weiß Saliya Kahawatte, sehbehinderter Buchautor, Business-Coach und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Auge. "Wer sportlich aktiv ist, tut nicht nur etwas für seine körperliche Fitness. Die Glückshormone, die beim Sport ausgeschüttet werden, fördern auch das allgemeine Wohlbefinden", berichtet er. Allerdings täten sich viele schwer, sich sportlich zu betätigen  –  aus Angst vor Verletzungen und Stürzen.

Grundsätzlich sei jede Sportart auch für blinde und sehbehinderte Menschen geeignet, sagt Kahawatte. "Neben speziellen Angeboten wie Goalball oder Blindenfußball können zum Beispiel Laufen oder Radfahren mit einem sehenden Guide ausgeübt werden." In Fitnessstudios sei zum Einstieg eine sachkundige Anleitung wichtig. "Hier besteht noch deutlicher Verbesserungsbedarf, denn meist ist das Personal nicht entsprechend geschult, um sehbeeinträchtigte Interessenten in die Nutzung der Geräte einzuführen", erklärt der Hamburger Autor. Solche Barrieren abzubauen sei wichtig, um mehr blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zum Sport zu ermöglichen.

Mehr Infos zu Sportangeboten für Menschen mit Behinderung unter www.parasport.de


Dazu ein Bild: Eine Frau in Top und dreiviertellanger Hose joggt auf einem Wiesenweg durch eine Landschaft.

Hoffnung auf eine Glaukom-Gentherapie

Schäden am Sehnerv, die durch eine Glaukom-Erkrankung (Grüner Star) entstanden sind, lassen sich nicht heilen. Damit mussten sich Patientinnen und Patienten bisher abfinden. Neue Erkenntnisse aus Untersuchungen an Mäusen wecken die Hoffnung, dass künftig eine Gentherapie wie eine Verjüngungskur für den Sehnerv wirken kann. Prof. Dr. Verena Prokosch-Willing von der Universitäts-Augenklinik in Köln beschreibt die neuen Ansätze.

Etwa 923.000 Menschen in Deutschland sind vom Glaukom betroffen. Die Augenkrankheit bleibt lange unbemerkt, weil sie oft jahrelang keine Symptome verursacht. Nach und nach stirbt der Sehnerv ab, wenn die Krankheit nicht behandelt wird. Es entstehen blinde Flecken erst am Rand des Gesichtsfeldes, später schreiten sie zum Sehzentrum fort. Erst wenn schon der überwiegende Teil des Sehnervs zerstört ist, bemerken die Betroffenen selbst die Ausfälle im Gesichtsfeld. Heute verfügbare Behandlungen können die Krankheit aufhalten, indem der Augeninnendruck gesenkt und der Sehnerv entlastet wird. Der weitere Verlust von Sehvermögen kann so verhindert werden. Die bereits vorhandenen Schäden am Sehnerv lassen sich aber bisher nicht rückgängig machen.

Forschungsarbeiten an Mitochondrien und Arbeiten zur Epigenetik zeigen nun vielversprechende Ergebnisse. Die Mitochondrien sind die "Kraftwerke der Zelle", die Epigenetik beschreibt Veränderungen des Erbguts durch Umwelteinflüsse. Bei Mäusen ist es gelungen, mit einer Gentherapie epigenetische Information wieder "zurückzudrehen", sodass es zu einer Verjüngung des Sehnervs kam. Nach der Behandlung reagierten die am Glaukom erkrankten Mäuse wieder auf optische Reize und konnten sich anhand von Mustern in einem Raum orientieren.

Das erlaubt den Schluss, dass ihr Sehvermögen in einem gewissen Umfang zurückgekehrt war. "Gelänge es, diesen Therapieansatz auch beim Menschen anzuwenden, könnte dies der Anfang einer neuen Ära der Medizin sein", erläutert Prof. Dr. Prokosch-Willing. "Denn der Sehnerv ist ein Teil des Gehirns. Lässt er sich "verjüngen', könnte es unter Umständen möglich sein, gealterte und geschädigte Gehirne erfolgreich zu behandeln."

Gesellschaft

Antidiskriminierungsstelle erweitert ihr Angebot

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes baut ihr Beratungsangebot aus und reagiert damit auf die deutlich gestiegene Zahl von Anfragen. Eine kostenlose Telefonnummer stellt an vier Tagen in der Woche die Beratung sicher. Die neue Internetseite der Antidiskriminierungsstelle wurde unter anderem um einen digitalen Beratungswegweiser und intelligente Suchfunktionen ergänzt.

"Für uns ist es wichtig, Menschen mit Diskriminierungserfahrungen online wie auch am Telefon ein hochwertiges Beratungsangebot machen zu können", sagt Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle.

Die Zahl der Beratungsanfragen bei der Antidiskriminierungsstelle war im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 78 Prozent gestiegen. Insgesamt hat die Stelle 2020 in 6383 Fällen rechtliche Auskunft erteilt, Stellungnahmen eingeholt oder gütliche Einigungen vermittelt. Vor allem die Zahl der Anfragen zu Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Herkunft bzw. aus rassistischen Gründen nahm deutlich zu. Auch sonst gab es teils signifikante Steigerungen. Die neu gestaltete Internetseite klärt über Diskriminierung in verschiedenen Lebensbereichen sowie die Rechte der Betroffenen auf.

Über die Beratungsstellensuche können Nutzerinnen und Nutzer schnell Kontakt zu kommunalen und zivilgesellschaftlichen Beratungsstellen sowie Landesantidiskriminierungsstellen finden.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist eine unabhängige Anlaufstelle für Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind. Sie wurde 2006 mit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingerichtet. Sie bietet eine rechtliche Erstberatung für Menschen an, die aufgrund der ethnischen Herkunft, Religion, Weltanschauung, sexuellen Identität, des Alters, einer Behinderung oder des Geschlechts benachteiligt worden sind, leistet Öffentlichkeitsarbeit und Forschung zu Diskriminierung.

Die Antidiskriminierungsstelle ist von montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0800 / 5 46 54 65 erreichbar.
www.antidiskriminierungsstelle.de

Braille-Aufkleber nur bedingt lesbar

In der November-Ausgabe der "Sichtweisen" gab es eine Meldung über den Braille-Aufkleber für den Personalausweis als neuen Service in den Bürgerämtern. Leider hat sich herausgestellt, dass der Braille-Aufkleber nicht nach der Norm zur Blindenschrift (DIN 32976) erstellt wurde  –  dies war in den Vorgesprächen mit der Bundesdruckerei und dem zuständigen Bundesministerium des Innern (BMI) anders angekündigt worden. Die Punkthöhe liegt weit unter dem dort ausgewiesenen Minimum von 0,5 Millimetern, die Lesbarkeit ist daher nicht sicher für alle gewährleistet. Der DBSV hat das Gespräch mit dem BMI wieder aufgenommen, um zeitnah eine Lösung zu finden.

Zum Tod von Ruth Zacharias

Ruth Zacharias, Gründerin und langjährige Leiterin des Taubblindendienstes der Evangelischen Kirche in Deutschland und stets engagiert für die Belange von taubblinden Menschen, ist am 24. Oktober im Alter von 81 Jahren in Radeberg verstorben.

In der diesjährigen Januar-Februar-Ausgabe der "Sichtweisen" hat sich die engagierte Frau den Leserinnen und Lesern vorgestellt. Sie wuchs auf Usedom auf und erblindete im Alter von zehn Jahren. Von Anfang an spielte "das Sehen mit den Händen" eine zentrale Rolle für sie. "In jedem Finger sitzt ein Auge", stellte sie fest, und schrieb in dem Artikel: "Das lässt mich glücklich sein."

Sie entschied sich mit 16 Jahren, als Christin zu leben und ließ sich in Berlin zur Katechetin und Gemeindepädagogin ausbilden. Später studierte sie Theologie und wurde zur Pastorin ordiniert. Zehn Jahre arbeitete sie in der Bücherei und Druckerei des Christlichen Blindendienstes in Wernigerode als Schriftsetzerin und Korrektorin. 1963 begann sie, "aus dem Nichts", wie sie sagte, die Taubblindenarbeit in der DDR aufzubauen. So entstanden im Laufe von Jahrzehnten in Radeberg ein Gästehaus für taubblinde Menschen, betreutes Wohnen, eine Beratungsstelle und Beschäftigungsmöglichkeiten. "Ruth Zacharias hat mit taubblinden Menschen geweint und gelacht und sich eingesetzt für ihre Rechte", sagt Pfarrerin Ulrike Fourestier, heutige Leiterin des Taubblindendienstes. "Viele Menschen hat sie mit ihrem engagierten Herzen und ihrer Sachkenntnis in Bewegung gebracht."

2006 gründete Ruth Zacharias die "Ruth-Zacharias-Stiftung  –  Gemeinschaft der Taubblinden". Auch einen großen Botanischen Blindengarten richtete sie ein. 2015 wurde sie mit dem "Life-Time-Award" des Weltverbands Deafblind International für ihr Lebenswerk, der Förderung taubblinder Menschen, ausgezeichnet.

Aus den Ländern

MDR will mehr barrierefreie Angebote machen

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) möchte künftig hör- und sehbehinderten sowie kognitiv eingeschränkten Menschen mehr Angebote machen. Auf einem Spitzentreffen mit MDR-Intendantin Karola Wille, mitteldeutschen Behindertenverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen stellte der Sender neue inklusive Angebote vor.

Aktuell gibt es nach MDR-Angaben täglich fünf Stunden Programm mit Hörfassungen und jährlich mehr als 32.000 Sendeminuten mit Gebärdensprache. Außerdem untertitele der Sender einen Großteil seiner digitalen und linearen Video-Angebote, etwa 90 Prozent des MDR-Fernsehens.

"Unsere künftige Herausforderung sehen wir darin, auch in der digitalen Medienwelt barrierefreie Zugänge zu sichern", sagte Intendantin Wille. Dazu gehören alle digitalen Ausstrahlungswege wie Web- und Streaming-Angebote sowie Inhalte in sozialen Netzwerken.

Im November hat der MDR weitere Märchenfilme neu mit Deutscher Gebärdensprache (DGS) übersetzt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Sender für die gesamte ARD 50 Märchenfilme mit DGS ausgestattet. Neu entwickelt wird derzeit vom MDR eine Systematik, mit der künftig alle Warn- und Katastrophenmeldungen digital und im Fernsehen barrierefrei ausgespielt werden können.

Der Geschäftsstellenleiter des Blinden- und Sehbehindertenverbands Sachsen-Anhalt, Bernd Peters, begrüßte, dass es im MDR zunehmend auch Dokumentationen und Reportagen mit Audiodeskription gibt; im Ersten und in anderen regionalen Programmen fände sich Audiodeskription vor allem in Krimis. "Künftig sollten alle fiktionalen Produktionen, aber auch Dokus, Berichte und Reportagen mit Audiodeskription ausgestrahlt werden", sagte Peters. "Der MDR sollte sich dafür innerhalb der ARD starkmachen."

Bernd Gräser, stellvertretender Landesvorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenverbands Thüringen, sagte: "Falls es technisch möglich ist, wäre es schön, wenn der Videotext künftig auch vorgelesen werden könnte."

Das Spitzentreffen von MDR, Behindertenverbänden, Politik und wissenschaftlichen Einrichtungen fand dieses Jahr zum neunten Mal in Leipzig statt. Beteiligt sind Verbände und Institutionen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen.

Sport

Goalballer spielten um Meistertitel und Ligapokal

Die Goalballer haben in den vergangenen Wochen einige Turniere gespielt. Die Paralymipcs verliefen aus deutscher Sicht für die Nationalmannschaft der Herren, die in der Vorrunde ausschied, wenig erfolgreich. Bald darauf folgten im Oktober die Rückrunden der 1. und 2. Bundesliga (Herren). Bei der Rückrunde der 1. Liga wurde in Leipzig der Deutsche Meister ermittelt. Als Sieger aus dem Wettbewerb am 9. und 10. Oktober ging der RGC Hansa, der Rostocker Goalball-Club, hervor. Zweiter wurde der Chemnitzer BC, Dritter die SSG Blista Marburg. Abgestiegen ist der L.E. Sport Leipzig.

Auch in der 2. Bundesliga waren die Rostocker erfolgreich: Sie sicherten sich mit ihrer Mannschaft RGC Hansa II den ersten Platz und damit den Aufstieg in die 1. Liga. Als Zweitplatzierter schaffte auch der SSV Königs Wusterhausen den Aufstieg.

Doch auch beim Goalball haben Pokalspiele offenbar ihre eigenen Gesetze, und so gab es beim Ligapokal, um den es Mitte Oktober ging, eine Überraschung. Krankheitsbedingt hatten der BVSV Nürnberg und der Chemnitzer BC ihre Teilnahme abgesagt. Kurzfristig wurde darum eine Runde "Jeder gegen jeden" mit den sechs verbliebenen Teams angesetzt. 15 Spiele wurden ausgetragen, in denen die SGV Dresden, die SSV Königs Wusterhausen, die SG Franzburg / Greifswald, das CJD Rostock, die SSG Blista Marburg und der RGC Hansa aufeinandertrafen. Der Ligapokal wurde zum siebten Mal ausgetragen.

Im letzten Spiel ging es dann um alles: Der RGC Hansa und die SSG Blista Marburg spielten gegeneinander. Ein Punkt hätte dem RGC zum Pokalgewinn gereicht, die SSG musste siegen. Favorit waren die Rostocker, die immer wieder einem Rückstand hinterherlaufen mussten und immer wieder ausgleichen konnten. Kurz vor Ende des Spiels schafften sie erstmals die Führung (11 : 10), doch kurz darauf führte wieder Marburg (12 : 11).

Das war dann auch das Endergebnis, mit dem die Marburger sich den Sieg und den Ligapokal 2021 sicherten. Sie wurden nach 2014, 2015 und 2016 zum vierten Mal Pokalsieger.

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel. Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • AURA-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • AURA-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • AURA-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • AURA-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • AURA-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

Theater als Ort inklusiver Utopie

Sophia Neises hat sich der darstellenden Kunst verschrieben, vor allem dem Tanz. Da sie mit ihrer Sehbehinderung selbst oft auf Barrieren stieß, möchte sie für sich selbst und andere Barrieren abbauen. Die Theaterpädagogin will Räume schaffen, in denen nicht mehr unterschieden wird zwischen behindert und nicht-behindert.

Von Lavinia Knop-Walling  


Tanzen, sich körperlich begegnen und durch Berührungen Berührungsängste abbauen  –  für die sehbehinderte Performerin und Theaterpädagogin Sophia Neises ist das die Grundlage für eine entspannte Zusammenarbeit. Als Tänzerin war Sophia bereits in inklusiven Tanzperformances wie "(in)visible" des US-amerikanischen Choreografen Jess Curtis zu sehen und erforschte gemeinsam mit Zwoisy Mears Clarke die Tanzform "Non-visual Dance". Am wichtigsten ist ihr der Kontakt mit den anderen Tänzerinnen und Tänzern. Bewegungen zu spüren, Abläufe mit Geräuschen zu verknüpfen und Beschreibungen während der Proben ermöglichen es ihr, sich tänzerisch auszudrücken.

Sophia tanzt und das schon, seit sie ein Kind war und sie ihre Großmutter fragte, auf welchem Auge sie denn blind sei: "Weil ich dachte: Das sind wir ja alle. Als sie gesagt hat, dass sie auf beiden Augen sehen kann, habe ich gedacht: Aha, dann lerne ich das wohl noch." Diese Erwartung hat sich zwar nicht bewahrheitet, das hielt Sophia aber nicht davon ab, Ballett zu tanzen. Ihre Familie unterstützte sie dabei, ihre Grenzen auszutesten: "Es war nicht wirklich ein Thema", sagt die heute 30-Jährige. "Wir haben probiert, was geht und was nicht. Alles was geht, haben wir gemacht."

Bis zur elften Klasse ging Sophia in ihrer Heimatstadt Aachen auf eine Regelschule. Die Eltern der anderen Kinder mussten vorher einen Zettel unterschreiben, dass es in Ordnung ist, wenn ihre Kinder mit einem Kind mit Behinderung in die Klasse gehen. Sophia musste in der letzten Reihe sitzen, weil die vorderen Reihen für die lauten, unaufmerksamen Kinder reserviert waren. Ihr Lehrer ließ sie vorlesen, obwohl sie sich nicht meldete. Ihre schulischen Leistungen litten unter dem Gefühl, nicht dazuzugehören.


In Marburg erstmals andere blinde Menschen getroffen

Letztendlich entschloss sie sich, in die Blindenschule ins 400 Kilometer entfernte Marburg zu gehen. Trotz anfänglicher Bedenken wegen der Distanz zu ihren Eltern, lebte sie sich schnell ein. "Da hatte ich das erste Mal mit blinden und sehbehinderten Menschen Kontakt. Das hat mir so gutgetan, dass ich gar nicht so komisch und so anders bin. Ich hatte ein weißes Auge, und in der sechsten Klasse fängt man ja an, sich hübsch zu machen. Plötzlich hatten viele Menschen verschiedene Augen in der Schule, Operationsgeschichten zu haben, war etwas, über das man reden konnte, und ich war angesagt!"

In Marburg begann Sophia, wieder zu tanzen und trat einer Theater-AG bei. Dort traf sie eine Theaterpädagogin, die sie bis heute als freiberufliche, sehbehinderte Performerin inspiriert. "Sie hat Theaterpädagogik als etwas gesehen, was uns weiter qualifiziert. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich auch wirklich gefordert und gefördert werde. In der Theaterpädagogik ging es ums Spielen, Ausprobieren und Entdecken. Damals habe ich schon gedacht, das könnte was für mich sein."

Auf einen Bachelor in Erziehungswissenschaften folgte ein Studium der Theaterpädagogik an der Universität der Künste in Berlin. Dazwischen tanzte sie weiter, spielte Theater und leitete Theater-AGs. Leider war das Studium der Theaterpädagogik nicht so inklusiv, wie sie es sich gewünscht und gebraucht hätte. "Mein Barrierefreiheitsbedarf war nie eine Selbstverständlichkeit. Es wurde nicht kommuniziert, dass ich nicht gut sehe, und jedes Mal in der ersten Seminarsitzung musste ich mich erklären. Ich habe viel geweint, weil ich oft vergessen wurde. Da ist wieder dieses Gefühl, dass ich nicht als wichtig erachtet werde. Nach dem Studium habe ich mir nicht zugetraut, als Theaterpädagogin zu arbeiten. Das habe ich mir davor absolut zugetraut."

2018 hatte sie die Chance, gemeinsam mit behinderten und nicht-behinderten Künstlerinnen und Künstlern in einer Tanzgruppe in den Berliner Ufer-Studios zu arbeiten. Angeleitet durch den Choreografen Zwoisy Mears Clarke erforschten sie die rein körperliche Tanzform "Non-Visual Dance". Im dunklen Raum orientierten sie sich durch ein Seil, das als Leitlinie auf den Boden geklebt wurde. "Das war einfach Tanz und Improvisation, ohne Sehen und über Berührung. Die Proben fanden im Dunkeln statt, und das war total bereichernd", sagt Sophia Neises. "Zwoisy hat mich mitgenommen in eine nächste Produktion, die in den Sophiensälen gespielt wurde. Das war mein Weg hinein in die Performance-Welt."


Selbstständig als Performerin und Theaterpädagogin

Während des Studiums lernte Sophia durch ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen die aktivistische Arbeit im Bereich Rassismus und Diversität kennen. Sie erkannte, dass sie sich ebenfalls als Aktivistin etablieren wollte, um ihre Bedürfnisse durchzusetzen und Barrieren nicht nur für sich selbst abzubauen. Ende 2019 kündigte die damals 28-Jährige ihren Job bei den Sophiensälen, um sich als Performerin und Theaterpädagogin selbstständig zu machen. "Ich habe während meiner Zeit an den Sophiensälen auch künstlerisch gearbeitet, und habe gemerkt, dass ich dafür brenne. Ich komme zurecht, wenn ich mir meine eigene Umgebung strukturieren kann."

Inzwischen arbeitet Sophia mit einem "Access Rider", ein Dokument, in dem sie ihre Bedürfnisse für Performances, Kurse und Seminare festhält. Darin steht zum Beispiel, wie sie durch ihre Sehbehinderung sieht, wie auf Reisen ihre Unterbringung sein muss und wie sie sich bei einer neuen Performance den Raum erschließt. In einer visuell geprägten Kunstszene ist der Wunsch nach Berührungen und Beschreibungen blinder und sehbehinderter Künstlerinnen und Künstler jedoch noch Missionarsarbeit. Sophia wünscht sich, "dass wir nicht auf das Defizit schauen, sondern davon ausgehen, dass es keine Einbahnstraße ist, sondern dass wir alle dazu beitragen, ob Barrieren entstehen oder nicht. Nicht meine Behinderung ist eine Barriere, sondern die Behinderung entsteht durch das Umfeld, und wir können die Barrieren gemeinsam abbauen."

Jetzt schon ist Sophia dabei, die freie Kunstszene barriereärmer zu gestalten. Sie hat ihre Aktivistinnenrolle im Bereich Barrierefreiheit angenommen und scheut nicht davor zurück, zu sagen, was sie braucht. Ihr nächstes Ziel ist es, ihre eigene Produktion künstlerisch zu leiten und sichere Umgebungen für sich, andere sehbehinderte Menschen und diverse Minderheiten zu gestalten. "ich will einfach Räume schaffen, wo wir nicht mehr unterscheiden müssen zwischen behindert und nicht-behindert. Ich weiß, das ist eine Utopie, aber ich habe das Gefühl, dass das Theater der einzige Ort ist, wo ich meiner Utopie endlich näherkomme. Wir sind alle da. Wir existieren, und wir sind einfach hier im Raum zusammen und fertig."


Dazu ein Bild: Ein künstlerisches Foto von Sophia Neises: Sie hat langes helles Haar, trägt ein schwarzes Top und blickt einer Person mit Kappe über die Schulter. Die Gesichter werden von einem Lichtkreis überlagert und wirken verschwommen.

Service:

Blindlings in die Sichtbarkeit (2)

Ob auf der Arbeit, in der Schule oder an der Uni, bei Vorstellungsgesprächen oder  –  was demnächst sicher bei dem einen oder der anderen ansteht  –  bei Advents- und Weihnachtsfeiern: Wir müssen reden! Und zwar vor anderen Menschen. Zwei Expertinnen geben Tipps, wie man sich auf diese Situation vorbereitet und sie meistert. In der zweiten Folge geht es um die eigene Stimme, den Inhalt und Selbstkritik.

Von Dörte Maack, Co-Autorin: Dunja Arnaszus


Ein wichtiges Thema ist die Stimme. Wenn man öfter vor Publikum redet, etwas zu sagen hat, das in die Welt soll, ist es sinnvoll, sich mit der eigenen Stimme anzufreunden. Das fällt am Anfang wahrscheinlich allen schwer, weil es ungewohnt ist und weil man denkt: Das soll meine Stimme sein? Aber sie ist es, und Stimmen sind ja in der Regel immer irgendwie schön. Mit den meisten Stimmen kann man sich anfreunden. Sinnvoll ist es, sich die eigene Stimme einmal bewusst anzuhören und zu überlegen: Was könnte ich anders machen? Dabei fallen einem vielleicht auch Macken auf. Eine, die aber nichts mit der Stimme zu tun hat, ist die, einen bestimmten Begriff ganz oft zu benutzen. "Quasi", "sozusagen", "wie schon gesagt" und "genau" sind solche Wörter.

Gerade, wenn man es nicht gewohnt ist, vor einem größeren Publikum zu sprechen und im Alltag nur in Zimmerlautstärke spricht, ist es gut, sich beim Spazierengehen oder in der eigenen Wohnung vorzustellen: Das ist der Raum, in dem ich sprechen werde. Und dann probehalber einmal in der Lautstärke zu sprechen, in der man es in diesem Raum machen würde.

Lauter zu sprechen, bewirkt auch ein anderes Körpergefühl. Es ist gut, dieses Körpergefühl vorher schon einmal erlebt zu haben und es später nicht als zusätzliche Aufregung zu erleben.

Was auch hilft: Ich stelle mir das ganze Publikum als wohlwollend und freundlich vor. Ich glaube sogar, da ist Blindsein hilfreich, weil du nicht siehst, dass jemand auf dem Handy herumspielt oder nicht aufmerksam aussieht. Nach den Workshops bei "Dialog im Dunkeln" hat mir meine Assistentin manchmal gesagt, dass die Leute mit verschränkten Armen dasaßen oder eine bestimmte Person mit dem Handy beschäftigt war. Das ist mir egal. Ich gehe davon aus "Alle sind bei mir". Bei den Fragebögen mit Rückmeldungen zu den Workshops stellte sich nämlich oft heraus: Die waren alle aufmerksam, sie sahen nur nicht so aus. Die Körpersprache von Menschen, die entspannt zuhören, kann also in die falsche Richtung weisen.

Wenn man zu Menschen spricht, möchte man einen Kontakt zu ihnen haben. Normalerweise ist Körpersprache, zum Beispiel Blickkontakt, ein Mittel, und da ist es schon eine Herausforderung, das Publikum nicht zu sehen. Ich habe über die Zeit ein paar Tricks entwickelt. Zum Beispiel spreche ich das Publikum direkt an, weil ich dann eine Verbindung spüre. Ich sage oft Dinge wie "Kennen Sie die Situation, in der usw.". Ein Kollege von mir hat mal gesagt: Reden zu halten ist wie Flirten mit vielen. Man möchte ein Band knüpfen zu den Menschen im Publikum. Übertreiben sollte man es nicht damit, sondern sich vorsichtig herantasten.

Meiner Erfahrung nach ist das Publikum enorm aufmerksam und wohlwollend, wenn ich als blinde Rednerin auf die Bühne gehe. Es gibt auf jeden Fall nicht die Reaktion: Wie, die ist doch blind, was will die denn auf einer Bühne, was soll ich denn von der erfahren? So eine Reaktion gibt es nicht.


Inhalte transportieren

Das Wichtigste ist natürlich der Inhalt. Darum geht es ja. Es gibt eine Studie, die in Präsentationstrainings immer wieder zitiert wird. Sie ist von Albert Mehrabian und sagt aus, dass bei einem öffentlichen Auftritt 55 Prozent der Wirkung vom Äußeren, also vom Aussehen, von Gestik und Mimik abhängen, 38 Prozent von der Stimme und nur sieben Prozent vom Inhalt. Das ist zum Glück falsch. Sicherlich spielt das, was zu sehen oder zu hören ist, eine große Rolle, aber am wichtigsten ist trotzdem der Inhalt. Alles andere sorgt dafür, dass der Inhalt ankommt. Je stärker der Inhalt, umso weniger spielt das andere eine Rolle.

Um Inhalte besser zu transportieren, lerne ich Dinge, die ich auf jeden Fall sagen will, auswendig. Ich schreibe mir einen kleinen Text, zwei, drei Sätze. Das Auswendig-Lernen geschieht über verschiedene Stufen, bis man mich nachts wecken kann und ich den Text auswendig aufsagen kann. Das ist auch deshalb wichtig, weil einem beim freien Sprechen richtig gute Formulierungen nicht immer einfallen. Menschen mögen es auch, wenn sie so eine Formulierung mitnehmen können. Wenn ich von meinem Erblindungsprozess erzähle, sage ich zum Beispiel, dass ich das Opfer meiner eigenen Vorurteile war. Das ist eine Formulierung, die ich nicht einfach aus dem Ärmel hätte schütteln können.

In eine Minute Redezeit passen ungefähr 100 bis 130 Wörter. Wenn ich eine bestimmte Zeit reden soll, kann ich also die Wörter zählen, dann weiß ich, ob ich zu viel oder zu wenig Text habe. Ich arbeite eigentlich immer mit 100 Wörtern, weil es in der gesprochenen Sprache dann doch manchmal mehr werden. Ich lerne nicht komplett zwanzig Minuten auswendig, aber ich schreibe mir vorher auf, was ich sagen möchte, und erstelle natürlich einen groben Ablauf.

Vorteilhaft ist es, wenn man ein Thema mit Leidenschaft oder Begeisterung vertreten kann. Das wird das Publikum spüren, hören und sehen.


Selbstkritische Stimmen

Vor einem Auftritt melden sich manchmal innere kritische Stimmen zu Wort. Sie behaupten etwa: "Du siehst heute mies aus. Du hast dich nicht genug vorbereitet. Wahrscheinlich vergisst du alles. Du bist nur aus Versehen eingeladen worden." Diesen Stimmen kann man sagen: "Das ist alles sehr relevant, was du da sagst, darüber sprechen wir später  –  ich muss jetzt diesen Auftritt machen." Später sollte man dieses Versprechen sich selbst gegenüber einlösen und sich damit beschäftigen, was von der Kritik zutrifft und was nicht.

Ich habe einmal das Feedback bekommen, ich hätte ein aufgesetztes Lächeln. Das hat mich getroffen. Später habe ich darüber nachgedacht, dass das wahrscheinlich sogar stimmte, denn wenn ich von morgens um zehn bis abends um 18 Uhr eine Veranstaltung moderiere, ist mir nicht die ganze Zeit zum Lächeln. Gleichzeitig moderiere ich natürlich die Referenten lächelnd an. Natürlich habe ich dann auch mal ein aufgesetztes Lächeln. Da ich nicht immer weiß, ob da eine Kamera ist, lächle ich auch lieber schon mal auf Vorrat. Es ist ja auch nicht so, dass zuerst ein positives Gefühl kommt und dann das Lächeln. Sondern wenn ich lächle, fühle ich mich auch fröhlicher, weil der Körper hinterherzieht. Das ist eine Erfahrung, die der Körper gemacht hat: Lächeln und ein positives Gefühl gehören zusammen.

Um die Podcast-Folge in voller Länge zu hören, die Begriffe "DBSV-Jugendmagazin" und "Blindlings in die Sichtbarkeit" in eine Internet-Suchmaschine eingeben.

Dörte Maack ist Moderatorin, Rednerin und Coach (www.doerte-maack.de).
Dunja Arnaszus ist Hörspielautorin und -regisseurin (https://de.wikipedia.org/wiki/Dunja_Arnaszus).


Dazu ein Bild: Eine Frau mit schulterlangem Haar und heller Strickjacke auf einer Bühne: Sie spricht in ein Mikro, das sie in der rechten Hand hält, und macht mit der linken eine Geste.

Medien:

Bücher

Zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit

Ein Buchtipp von Marina Melzer, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Wer sich auf die Weihnachtszeit einstimmen möchte, kann das mit den folgenden drei Hörbüchern tun, die im Rahmen der Hausbuch-Reihe der Westdeutschen Bibliothek der Hörmedien (WBH) erschienen sind.

Das WBH-Hausbuch Nr.16 "Weihnachten  –  Gedichte und Geschichten zum schönsten Fest des Jahres" enthält alte wie neue Weihnachtsgeschichten, stimmungsvolle Gedichte und Erzählungen, darunter "Nussknacker und Mausekönig" von E.T.A. Hoffmann und "Ein Weihnachtslied in Prosa" von Charles Dickens. Es entführt in Zeiten, als unter dem Weihnachtsbaum noch Apfel, Nuss und Mandelkern die Kinderherzen erfreuten. Altbekannte Weisen und weihnachtliche Rezepte runden das Hausbuch ab.

Auch der Titel "Weihnachten  –  Eine zauberhafte Zeit", Hausbuch Nr.19, lädt mit Geschichten, Gedichten und Musik ins Weihnachtswunderland ein. Es enthält Märchen wie Hans Christian Andersens "Der standhafte Zinnsoldat" und "Die Schneekönigin", Weihnachts- und Wintergedichte sowie bekannte alte und neue Weihnachtslieder.

"Weihnachten hier und anderswo", WBH-Hausbuch Nr.23, ist die dritte CD im Weihnachtsbunde und nimmt die Hörerinnen und Hörer mit auf einen Streifzug durch einige europäische Regionen: Es präsentiert Weihnachtsgeschichten aus dem hohen Norden ebenso wie Erzählungen aus Spanien oder Frankreich. Weihnachtslieder aus nah und fern sowie viele internationale Rezepte stimmen zusätzlich auf die Weihnachtszeit ein.

Alle Hörbücher wurden von der WBH zusammengestellt und von vielen Sprecherinnen und Sprechern gelesen. Im Gegensatz zum übrigen Bestand der WBH, der nur zur Ausleihe bestimmt ist, handelt es sich bei den Hausbüchern um von der WBH produzierte Hörbücher, die ihre Hörer und Hörerinnen zum Selbstkostenpreis erwerben können.

WBH-Hausbuch Nr.16: Weihnachten  –  Gedichte und Geschichten zum schönsten Fest des Jahres (11:50 Stunden)
WBH-Hausbuch Nr.19: Weihnachten  –  Eine zauberhafte Zeit (9:30 Stunden)
WBH-Hausbuch Nr.23: Weihnachten hier und anderswo (11:50 Stunden)
Preis: je 9,90 Euro

Zu bestellen bei der
WBH Münster
Tel.: 02 51 / 71 99 01
E-Mail: wbh@wbh-online.de

Wo wir waren

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


21. Juli 1969. Neil Armstrong setzt als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. Zu diesem Zeitpunkt fliehen der fünfjährige Hardy aus einem Kinderheim und seine Mutter Martha aus dem Gefängnis. Der Roman erzählt in mehreren Handlungssträngen und an vielen Orten der Welt die Geschichte des Waisenjungen Hardy. Dieser wächst in den Siebzigern im Rheinland auf, bastelt aus Kartons Raketen und möchte Astronaut werden. Mit seinen Adoptiveltern begibt er sich später auf eine Weltreise, die in den USA endet. Dort beginnt sein kometenhafter Aufstieg vom Computerspiele-Erfinder zum Internet-Millionär.

Eingebettet in Hardys Geschichte sind unzählige Episoden, die von seiner Familie erzählen: seinem Großvater, der nach dem Ersten Weltkrieg Funker im Baltikum wird, dessen Tochter Martha, die als junges Mädchen vor der Roten Armee ins Rheinland flieht, seinem Vater, der als amerikanischer Kampfpilot im Vietnamkrieg stirbt.

Der Autor verknüpft individuelle Lebensschicksale mit historischen Ereignissen und spannt zeitlich und räumlich einen großen Bogen über ein Jahrhundert und die Kontinente hinweg bis hinauf ins Weltall. Klug und spannend erzählt!

Norbert Zähringer: Wo wir waren
Kurzschrift, 5 Bände
Ausleihe und Verkauf
Preis: 60 Euro
Tel.: 03 41 / 71 13 -113 bzw. -119
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de, verkauf@dzblesen.de

Schöner denn je

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Andreas hat sich immer gewünscht, so wie Erik zu sein und sich von Jugend an um eine Freundschaft mit dem zwar höflichen, aber letztlich unnahbaren Erik bemüht. Dieser ist nicht nur der Bessere, was die Schulnoten, die Beliebtheit bei den Mädchen oder den Sport betrifft. Auch 20 Jahre später, als sie sich in Berlin zufällig begegnen, ist aus Andreas ein Romanist in der Lehrerfortbildung geworden, während Erik es als Filmarchitekt in die glamouröse Welt Hollywoods und in die Nähe bekannter Filmstars geschafft hat  –  zum Beispiel in die von Hélène, einer berühmten Schauspielerin, für die Andreas schon ewig schwärmt. Ohne zu ahnen, dass ausgerechnet diese Frau von der Leinwand herabsteigt und für einige Tage in sein Leben treten wird. Mit lakonischem Humor lässt Hans-Ulrich Treichel seinen wankelmütigen Helden Andreas Reiss durch das Westberlin vor dem Mauerfall stolpern. Der Roman ist traurig und gleichzeitig humorvoll, wirkt beklemmend, aber auch befreiend, rührend, aber nicht kitschig!

Hans-Ulrich Treichel: Schöner denn je
DAISY-CD (5:15 Stunden)
Sprecher: Dietmar Horcicka

Zu wandeln die Zeiten: Erinnerungen

Ein Buchtipp von Barbara Brusius, Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge


Über 30 Jahre liegt die friedliche Revolution in der DDR und die Wiedervereinigung Deutschlands schon zurück. Zum 30. Jahrestag wurden einige Bücher veröffentlicht, auch der Zeitzeugenbericht des Pfarrers und Politikers Markus Meckel. Er ist bekannt als langjähriger SPD-Bundestagsabgeordneter und als Außenpolitiker, der sich bis heute aktiv um eine europäisch orientierte Erinnerungskultur und die Aufarbeitung der Diktaturen des 20. Jahrhunderts bemüht. Für die Öffentlichkeit ist sein Name auch mit der Oppositionsbewegung in der DDR verbunden, mit der friedlichen Revolution von 1989 und der Wiedervereinigung.

In diesem Buch schreibt Markus Meckel seine eigene Geschichte auf, ausgehend von seiner Jugend und Studienzeit in der DDR. Er lässt daran teilhaben, wie er als Pastor in die oppositionelle politische Arbeit einstieg und ökumenische Kontakte knüpfte. Einen breiten Raum im Buch nimmt sein Einblick in die Geschehnisse der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung ein. Er initiierte 1989 mit Martin Gutzeit die Gründung der Sozialdemokratischen Partei in der DDR und saß als ihr Vertreter am Runden Tisch. Nach der ersten freien Wahl in der DDR 1990 war er Außenminister und verhandelte die deutsche Einheit. Am Ende des Buches gibt er einen Ausblick und geht auf Probleme ein, die aus seiner Sicht nach der Wiedervereinigung entstanden sind.

Markus Meckel: Zu wandeln die Zeiten  –  Erinnerungen
DAISY-CD (19 Stunden)
Sprecher: Heinz Hofmann

Reichskleinodien

Ein Buchtipp von Denise Lekoui, BIT-Zentrum


Eigentlich wollte sich Kriminalhauptkommissar Frank Hackenholt in der Reha-Klinik in Bad Bocklet von seiner Entführung erholen. Doch dann entdeckt er in einem abgelegenen Waldstück einen Toten. Der junge Mitarbeiter eines Nürnberger Museums liegt erstochen auf der Ladefläche seines Wagens, und Hackenholt kehrt notgedrungen in den aktiven Dienst zurück. Kaum in Nürnberg angekommen, wird ein Werttransporter ausgeraubt. Erbeutet wird der zu den Reichskleinodien gehörende Reichsapfel, der nach einer Ausstellung wieder nach Wien zurückgebracht werden sollte. Hackenholt glaubt an einen Zusammenhang und ahnt doch nicht, wie recht er damit haben soll. Dieser Krimi garantiert Spannung und zugleich Heiterkeit bis zuletzt!

Stefanie Mohr: Reichskleinodien  –  Franken-Krimi
Sprecher: Peter Unglert
DAISY-Hörbuch (9:50 Stunden)
Preis: 29 Euro

Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 0 89 / 5 59 88 -136 oder -144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Hörfilm

Ich bin dein Mensch

Alma ist Wissenschaftlerin am Pergamon-Museum in Berlin. Um an Forschungsgelder für ihre Arbeit zu kommen, lässt sie sich zur Teilnahme an einer außergewöhnlichen Studie überreden: Drei Wochen lang soll sie mit einem ganz auf ihren Charakter und ihre Bedürfnisse zugeschnittenen humanoiden Roboter zusammenleben, dessen künstliche Intelligenz darauf angelegt ist, der perfekte Lebenspartner für sie zu sein. Alma trifft auf Tom, eine hochentwickelte Maschine in Menschengestalt, einzig dafür geschaffen, sie glücklich zu machen.

Maria Schraders tiefsinnige melancholische Komödie widmet sich den Fragen nach der Liebe, der Sehnsucht und danach, was den Menschen zum Menschen macht.

Der Film wurde mit dem Deutschen Filmpreis in den Kategorien Spielfilm, Regie und Hauptdarstellerin ausgezeichnet und wurde als deutscher Wettbewerbsbeitrag für die Oscars 2022 ausgewählt.

Ich bin dein Mensch
Komödie, Deutschland 2021
Regie: Maria Schrader
Drehbuch: Jan Schomburg, Maria Schrader
Mit Maren Eggert, Dan Stevens
Als DVD und Blu-Ray erhältlich


Dazu ein Bild: Alma und Tom, der Roboter in Menschengestalt, gehen einen Waldweg entlang, die Gesichter einander zugewandt. Sie hat lockiges Haar und trägt einen langen Rock.

Anzeigen:

Hinweis

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

Partnersuche

Junge Frau (50 Jahre) sucht musikalischen blinden oder sehbehinderten Mann, gerne mit Kind. Bin vollschlank mit langen brünetten Haaren.

Tel.: 0 15 78 / 6 59 77 74

Verkaufe

Von privat zu verkaufen: Humanware BrailleNote Touch+ Android Tablet mit 32-stelliger Braillezeile, 5 Monate alt, VB 2500 Euro

Tel.: 01 51 / 51 60 26 20
E-Mail: martinmischler@icloud.com

Gewerbliche Anzeigen

Verlag des Instituts Drachenhaus

Schwule erotische Literatur als Hörbuch oder vom Computer vorgelesen, kaum Aufpreis zum Buch.

Tel.: 0 60 73 / 7 47 92 78 (10-22 Uhr)

Winterzeit  –  Lesezeit

Der Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) informiert:

Hörbücher entführen in andere Welten, geben Tipps, stellen Menschen vor und informieren über christliche Fragen und den Glauben. Dreimal im Jahr weisen wir auf neue Hörbücher in unseren Buchempfehlungen hin.

Wir empfehlen religiöse Literatur, Sachbücher, Biographien und Belletristik. Auch Bücher für junge Menschen werden vorgestellt.

Bestellen Sie kostenlos die Buchvorstellungen in Braille, Großdruck, Schwarzschrift unter

05 61 / 72 98 71 61 oder per
Mail an buero@debess.de

Braunschweiger BlindenHilfsmittelVersand

Auch dieses Jahr gibt es wieder die edlen Adventskalender mit Punktschrift von der Confiserie Lauenstein. Vorbestellungen werden ab sofort angenommen.

Ein gedruckter Katalog mit den üblichen Hilfsmitteln, farbig bebildert, kann jederzeit gratis angefordert werden.

B.B.H.V. Kranzusch
Telefon: 05 31 / 28 42 412
E-Mail: BBHV@web.de

Schottland-für-Alle

Reisen speziell für blinde und sehbehinderte Gäste


Ein weiteres besonderes Jahr neigt sich dem Ende zu und wir möchten uns an dieser Stelle für die Treue und das Vertrauen bedanken. Für das kommende Jahr laden wir Sie ein, an einer unserer zahlreichen Reisen im Inland, europäischen Ausland oder Fernreisen zu allen Kontinenten teilzunehmen. Entdecken Sie mit uns neben schon bekannten Destinationen auch viele neue Ziele. Selbstverständlich planen wir auch Ihre Individualreise ganz nach Ihren Wünschen und Ideen überall hin.

Eine Übersicht aller Reisen finden Sie auf der Homepage www.schottland-fuer-alle.com.

Gerne stehen wir für weitere Infos per

E-Mail info@schottland-fuer-alle.com oder unter
Tel. 02 11 / 43 69 13 28 bzw.
Tel. 00 44 18 63 / 76 60 10

zur Verfügung.

IPD

JAWS, Zoomtext & Fusion 2022

Ende Oktober sind JAWS, Zoomtext und Fusion in der Version 2022 erschienen und unterstützen jetzt sowohl das neue Windows 11 als auch das neue Office 2021.

Dazu gibt es wieder neue Funktionen, insbesondere für Videokonferenzen unter Zoom oder Microsoft Teams. Sie möchten mehr über die neuen Versionen von JAWS, Zoomtext oder Fusion wissen?

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung Wert legen. Wir sind für Sie da! Ihre IPD

Tel.: 05 11 / 9 36 30 90
E-Mail: post@ipd.gmbh
Web: www.ipd.gmbh

Noch keine Idee für ein Weihnachtsgeschenk?

Der Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) informiert:

Bei uns erhalten Sie Bibeln, Losungen, das Evangelische Gesangbuch und Zeitschriften zum Hören, Fühlen und in Großdruck.

Stöbern Sie doch einfach auf unserer Homepage: www.debess.de

Wir beraten Sie auch gern unter 05 61 / 72 98 71 61.

AASB Maria Seidling

Individuelle Ausstattung und Betreuung mit Blinden- und Sehbehindertenhilfsmitteln seit über 30 Jahren.


  • Lesephon® Vorlesesysteme
    Privat und Beruf, alle Windows-Varianten mit Sprache, aktuelle Texterkennung, Option: DAISY-Player, Text-To-MP3, Editor
        ab 2.142,00 Euro
  • Spracheingabe Dragon Naturally Speaking
    Skripte für JAWS, Office und Lesephon®, jetzt mit Echo-Funktion, 2 Tage Schulung
        Preis auf Anfrage
  • Alva Braillezeilen, 40/80 Module auch als Kassenmodell
        Preis auf Anfrage
  • Screenreader JAWS mit Stimme Eloquence/Anna
        ab 1.679,34 Euro
        Schülerpreis auf Anfrage
  • Verschiedene Bildschirmvergrößerungssysteme
        Preis auf Anfrage

Wenn Sie es wünschen, präsentieren wir bei Ihnen vor Ort. Präqualifiziert für die Produktgruppe 7. Zertifizierter Fachhändler für Dragon Naturally Speaking speziell für Blinde. Autorisierter Fachhändler für JAWS und Lesephon®.


AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Falls Sie noch Geschenke zu Weihnachten suchen, haben wir hier einige Ideen für Sie. Gleichzeitig möchten wir uns für das Vertrauen bedanken, das Sie uns in diesem Jahr entgegengebracht haben. Das Team des Landeshilfsmittelzentrums Dresden wünscht Ihnen und Ihren Lieben entspannte Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.


Neu im Sortiment

  • Braille-Schlüsselanhänger "Love Heart"
    Schlüsselanhänger mit Schlüsselring aus Metall mit einem kleinen herzförmigen Loch in der Mitte. Darunter ist auf der einen Seite das Wort "love" in Brailleschrift fühlbar und auf der anderen in Schwarzschrift eingraviert.
    Ideal als Geschenk an sich selbst oder einen lieben Menschen.
    • Größe: 4,5 * 2,7 * 0,1 cm
    • Bestell-Nr.: B131  –  Preis: 14,90 Euro
  • Taktiles "Schlangen- und Leiter-Spiel"
    Das "Leiterspiel" ist ein klassisches Familienwürfelspiel. Das Spielbrett aus Holz ist mit 10 * 10 Quadraten überzogen, die die Ziffern 1 bis 100 der Reihe nach tragen. Jedes Quadrat enthält Steckmulden für die taktil unterscheidbaren Spielsteine sowie Ziffern in Schwarz- und Brailleschrift. Ziel ist es, als Erster das Zielfeld "100" zu erreichen. Schlangen, auf denen man zurück Richtung Anfang rutscht oder Leitern, auf denen man dem Ziel entgegenklettern kann, können für Freude oder Frust beim Spielen sorgen.
    • Maße: 38 * 38 cm
    • Anzahl Mitspieler: 2-4
    • Altersempfehlung: ab 4 Jahre
    • Bestell-Nr.: S171  –  Preis: 69,90 EUR
  • Kaffeetasse mit Punktschrift
    Das Zitat "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" von A. de Saint-Exupéry ist in Braille- und Schwarzschrift aufgedruckt.
    • mit tastbaren schwarzen Ornamenten auf cremefarbenem Grund
    • Material: Porzellan
    • Höhe: 9 cm
    • Durchmesser: 8 cm
    • Bestell-Nr.: H081  –  Preis: 9,50 Euro

Gerne senden wir Ihnen unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD.
Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de



Telefonische Beratung und Bestellannahme:
    Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
    Freitag von 9 bis 16 Uhr
Bestellungen im Internet: www.lhz-dresden.de

Arbeitsring anerkannter Blindenwerkstätten Schlich GmbH

Wir bieten Arbeit für blinde und hochgradig sehbehinderte engagierte Vollzeitkräfte m/w/d


In traditionsreichen Handwerksberufen mit modern ausgestatteten Arbeitsplätzen in unseren Produktionsabteilungen Weberei, Stickerei und Strickerei, Pinselmacherei, Bürstenmacherei sowie Kerzenmacherei beschäftigen wir sowohl ausgebildete Fachkräfte als auch Einsteiger, die durch uns geschult werden. Sollten Sie Interesse haben, so ist auch eine Beschäftigung in unserer Partnerwerkstatt in der deutschsprachigen Schweiz (Kanton Wallis, Brig) möglich.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann rufen Sie uns einfach an!

Herr Kamphausen
Tel.: 02429-304163


Auch bei der Wohnraumbeschaffung sind wir Ihnen natürlich gerne behilflich.


Arbeitsring anerkannter Blindenwerkstätten Schlich GmbH
An der Binnesburg 2-6, 52393 Hürtgenwald

Papenmeier RehaTechnik

Unser Wir für Ihren Hilfsmittelnotfall


Neue Telefonnummern ab 1. Januar
kostenfreie Hotline: 02304 205 250


F.H. Papenmeier GmbH & Co.KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
www.papenmeier-rehatechnik.de
Tel.: 02304 205 0
E-Mail: info.reha@papenmeier.de


Bildbeschreibung: Es ist eine Gruppe von drei RehaTechnik Mitarbeitern, zwei Männer und eine Frau, zu sehen, die lächelnd in die Kamera schauen.




Rückseite

Hörfilme einfach erleben

Alles rund um Audiodeskription

  • Aktuelles TV-Programm mit Audiodeskription
  • Tipps zur Einstellung am TV-Gerät
  • Neue Hörfilme im Kino und auf DVD und weitere Neuigkeiten

www.hörfilm.info
Service-Telefon: 0 30 / 25 55 80 800