Sichtweisen Ausgabe 10/2020

"Sichtweisen" – Heft 10/2020

Sichtweisen 10/2020

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

Feelware  –  barrierefreie Haushaltsgeräte

Reisen mit anders-sehn in 2021

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Einfach SynPhon!

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Vanda Pharmaceuticals

RTB

OrCam: Trotz Blindheit so unabhängig wie nie zuvor

Im Gespräch:

"Das Miteinander war mir ein Anliegen"

DBSV-Nachrichten:

Meldungen

Woche des Sehens: Online-Spiel und Broschüre zu Augenvolkskrankheiten

Bewerbungen für den Deutschen Hörfilmpreis gesucht

DBSV fordert besseren Zugang zu Audiodeskription

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Literatur

Immer ähnliche Muster

Kurzinfo: Die Frankfurter Buchmesse 2020

Literatur mit Nachhall

Das Angebot wird stetig erweitert

Kurzinfo: EU-Projekt soll Zugang verbessern

Nacktschnecken dringend gesucht

Kurzinfo: Der Arbeitskreis BLAutor

Für Kinder

In einem DBSV-Projekt werden sechs neue Tastbücher entwickelt

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Rundgang durch das Japanische Palais

Herbstwandertour: Unterwegs auf dem Gäurandweg

Liedertage

Meditationstage

Schöne Adventszeit

Tipps

Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle in Bayreuth

Schnuppertage an der blista

Kalender des dzb lesen für 2021

Neues Anmeldeformular der Bahn

Podcast "Lass mal sehen"

Forum:

Barrieren wecken ihren Kampfgeist

Rätsel

Lösung des September-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Medizin

Internationales Projekt zu Elektrostimulation

Podcast rund um Diabetes

Aus den Ländern

NRW Selbsthilfepreis für Landesverein Westfalen

Barrierefreiheit

Barrierefreie Arztpraxen und Apotheken gefordert

Lesetasthörbuch im LWL-Museum Münster

Akustischer Advents- und Weihnachtskalender

Taktiler Stadtplan der Leipziger Innenstadt

Alphabet-Buch für blinde und sehende Kinder

Gesellschaft

Modellprojekt "Wege in den Beruf"

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

Hürdenlauf durchs Leben

Service:

Wünsche für den Ernstfall festlegen

Medien:

Bücher

Mathilda

Im Schatten des Mangrovenbaums

Vom Leben und Sterben

Blindenführhund Tessy  –  Mein Leben auf der Gerstlfarm

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Hörfilme

Und morgen die ganze Welt

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Zu verschenken

Gewerbliche Anzeigen

Schottland-für-Alle

Braunschweiger BlindenHilfsmittelVersand

IPD

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Reinhardt Verlag

DBSV: Augenblicke feiern

Papenmeier: 25 Jahre BRAILLEX®

Deezer


Titelbild:
Das Titelbild ist sandfarben, sehr hell. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer schwarzer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem braunen Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten ein Foto: ein auf dem Rücken liegendes aufgeschlagenes Buch, dessen Seiten leicht flatternd aufgefächert sind. "Literatur" ist das Schwerpunkt-Thema dieser Ausgabe.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 74. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin


Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH

Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen® in der Regel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

tauchen Sie auch so gern mit Büchern in andere Welten ein? In Geschichten, die zwar nicht Ihr Leben wiedergeben, aber die Sie dennoch mitempfinden, weil Sie sich den Figuren oder wenigstens einer von ihnen nahe fühlen? Geschichten, die Sie die Welt mit all ihren Problemen eine Zeitlang vergessen lassen? Vielleicht ein Grund, warum in der Corona-Zeit mehr Bücher in den Hörbüchereien entliehen wurden als zuvor. Manche hatten natürlich auch einfach mehr Zeit zum Lesen als sonst. Lesen bildet nicht nur, es soll laut Studien auch die Empathiefähigkeit, also das Einfühlungsvermögen fördern. Und der französische Schriftsteller Voltaire (1694-1778) sagte: "Lesen stärkt die Seele."

Was auch immer Bücher Gutes bewirken: Literatur ist das Schwerpunkt-Thema der Oktober-Ausgabe der "Sichtweisen". Ulrike Backofen erklärt im Interview, wie blinde und sehbehinderte Menschen in Büchern dargestellt werden. Thomas Kahlisch erläutert die ersten Schritte seit Inkrafttreten des Marrakesch-Vertrags, und Mitarbeiterinnen der Hör- und Brailleschriftbüchereien stellen Klassiker der Weltliteratur vor, die zu lesen sich heute noch lohnt.

Zu lesen lohnen auch die anderen Artikel der "Sichtweisen": ein Gespräch mit Dieter Feser, der jahrelang die Nikolauspflege geleitet hat, eine Einrichtung für blinde, sehbehinderte und mehrfach behinderte Menschen zur schulischen und beruflichen Bildung sowie gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe.

Ein Portrait von Dörte Maack, die erzählt, wie sie von der Zirkusschule zum Kindertheater, zum Sportstudium, zum Dialog im Dunkeln und als Moderatorin wieder auf die Bühne kam. Ach ja, zwischendurch ist sie erblindet.

Die Studentin Nina Becker berichtet, wie sie sich an der Uni Mainz für Barrierefreiheit engagiert. Und Jurist Christian Seuß erklärt, was eine Patientenverfügung regelt und warum es sinnvoll ist, eine zu haben.

Vielleicht stärkt auch das Lesen von Zeitschriften die Seele ein bisschen. In diesem Sinne eine stärkende Lektüre wünscht Ihnen

Ute Stephanie Mansion
Redaktion "Sichtweisen"

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Feelware  –  barrierefreie Haushaltsgeräte

Feelware bietet barrierefreie Heißluftfritteusen, Elektroherde, Waschmaschinen, Mikrowellen mit Grill etc.

Tel.: 01 57 / 57 16 56 93
E-Mail: hallo@feelware.eu
www.feelware.de

Reisen mit anders-sehn in 2021

Seit sechzehn Jahren bietet anders-sehn blinden- und sehbehindertengerechte Reisen mit Assistenz-Service. Freuen Sie sich auf erholsamen Urlaub und spannende Seminarferien in Deutschland! Z.B.: Wohlfühlseminar "Intuitiv Essen" an der Ostsee, Rudern wie die Wikinger, Beethovenstadt Bonn erleben! Den kompletten Katalog zum Hören oder Lesen jetzt kostenlos vorbestellen!


Tel.: 0 47 21 / 6 99 85 67
E-Mail: hahn@anders-sehn.de
www.anders-sehn.de

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

  • Per Tonpost-App zu allen Angeboten und mit www.tonpost.net zum Downloadportal
  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus" Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-DAISY"  –  Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute
  • Klingender Adventskalender 2020

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Ihr starker Partner rund um Hilfsmittel und Schulung


  • Vertrieb von JAWS, Braillezeilen von HumanWare und Freedom Scientific, Abrechnung mit der Krankenkasse
  • Schulungen für iPhone, Apple-Produkte und Windows
  • Barrierefreie Digitalradios und sprechende Fernsehgeräte
  • Internetradio mit Sprachsteuerung, optimiert für Blinde

Tel.: 0 82 32 / 5 03 13 03
www.schulze-graben.de

Einfach SynPhon!

Die Firma SynPhon erleichtert blinden und sehgeschädigten Menschen das Leben mit einfach zu bedienenden elektronischen Hilfsmitteln. Die Fledermaus Orientierungshilfe zeigt einfach an, wo es langgeht. Sie macht mobil und orientiert, ohne zu tasten oder zu berühren. Der Produkterkenner EinkaufsFuchs sagt einfach, was Sache ist. Er ermittelt beim Einkaufen oder zu Hause, was in einer Packung ist. Dafür nutzt der handliche EinkaufsFuchs die Barcodes, die sich auf allen Handelswaren befinden, und liest Ihnen die darauf codierte Information klar und deutlich vor. Sie können damit sogar selbst Dinge kennzeichnen. Wie das alles geht? Sprechen sie uns gerne an unter Tel.: 0 72 50 / 92 95 55.


SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Multifunktionsthermometer MyDegrees

Das Thermometer MyDegrees zeichnet sich durch seine sehr leichte Bedienung mit nur zwei Bedientasten und seine sehr verständliche Sprachausgabe aus, die stufenlos in der Lautstärke eingestellt werden kann. Grundsätzlich ist es ein Innen- und Außenthermometer, das mit einem funkgesteuerten Außensensor arbeitet. Zusätzlich gehört zum Lieferumfang eine per Kabel anschließbare Messnadel, die als Fleischthermometer oder zum Messen von Flüssigkeiten, Kühl- und Gefrierschränken genutzt werden kann. Der Messbereich des Thermometers beträgt -90 bis 240 ºC.

Maße Außensensor: 10 * 5 * 1,5 cm (H *  B *  T), Maße Hauptgerät: 13 * 6 * 1,5 cm (H *  B *  T). Betrieb über jeweils drei Mikro-Batterien. Bedienungsanleitungen: Schwarzschrift, Audio-CD

Bestell-Nr.: 1.100.330  –  Preis: 119 Euro


Stockhalter HookIt

Der HookIt ist ein smarter, neuartiger Stockhalter für Blinden- oder Stützstöcke aller Art. Er besteht aus Silikon und hat einen biegsamen Metallkern. Befestigen Sie ihn bei Bedarf kurzerhand an Ihrem Stock und passen Sie den Halter als Haken an einer Kante oder auch an einer waagerechten Fläche an. Zusätzlich hat der HookIt an seinem Halter ein Loch, damit Ihr Stock auch an einem Garderobenhaken aufgehängt werden kann. Geeignet für Rohrdurchmesser von 10 bis 26 mm und 1,5 kg Stockgewicht. Maße 100 * 120 * 2 mm, Gewicht 15 g.

  • Farbe Neongrün, Bestell-Nr.: 1.520.018  –  Preis: 8,95 Euro
  • Farbe Schwarz, Bestell-Nr.: 1.520.019  –  Preis: 8,95 Euro

Lederbörse mit Münzsortierer und RFID-Schutz

Schöne Geldbörse aus echtem schwarzem Nappa-Vollrindsleder mit praktischem Münzsortierer für schnellen und sicheren Zugriff. Zum Schutz vor unbefugtem Auslesen Ihrer Bank- oder Ausweiskarten ist ein wirksamer RFID-Schutz (radio-frequency identification) eingearbeitet. Durch diverse Karten- und Geldscheinfächer ist in dieser Geldbörse für Ordnung gesorgt.
Maße: 12 * 2 * 9,5 cm

Bestell-Nr.: 1.404.248  –  Preis: 59,90 Euro


Auf alle Artikel gewähren wir 5 % Rabatt mit Ihrer DBSV-Karte!


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Vanda Pharmaceuticals

non-24.de
Sind Sie völlig blind?
Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?
Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?
Die Ursache: Ihre innere Uhr


Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.


Wie äußert sich Non-24?

Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis. Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de.

Rufen Sie das Team des Non-24-Service an.

Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien Telefonnummer 08 00 / 24 321 08 oder per E-Mail non24@patient-plus.com.

RTB

Gezielte Steuerung der Signale
Per App sicher unterwegs


  • Immer sicher unterwegs
  • Ohne Anwohnerkonflikte
  • Kostenfreie Smartphone-App

Tel.: 0 52 52 / 97 06-0
www.rtb-bl.de


Bildbeschreibung: Eine Ampel empfängt Signale durch ein Smartphone.

OrCam: Trotz Blindheit so unabhängig wie nie zuvor

OrCam MyEye gibt blinden und sehbehinderten Menschen mehr Freiheit und Unabhängigkeit

"Ich bin zuallererst paralympische Athletin, Physiotherapeutin, Tochter, Schwester und so weiter. Und irgendwo ganz weit hinten habe ich auch eine Sehbehinderung." Katrin Müller-Rottgardt hat sich noch nie wegen ihrer Erblindung von etwas abhalten lassen. In ihrer Karriere als Leichtathletin mit der Spezialdisziplin Sprint ist sie schon Europameisterin, Weltmeisterin und zuletzt Bronze-Medaillen-Gewinnerin bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro geworden. Dabei ist ihr das Thema Unabhängigkeit besonders wichtig.


OrCam unterstützt im Alltag

Diese Unabhängigkeit erreicht Katrin auch mit dem mobilen Hilfsmittel OrCam MyEye  –  eine Minikamera, die per Magnet am Brillenbügel befestigt wird. Sie liest blinden und sehbehinderten Menschen jeden gedruckten und digitalen Text vor. Die Kamera erkennt zudem die Gesichter Ihrer Liebsten, Produkte im Supermarkt, Farben und Geldscheine. "Besonders beim Einkaufen hilft mir die Barcode-Erkennung. Und es ist jetzt viel einfacher, Patientenberichte in der Physiotherapie-Praxis zu lesen."


Ein spannender Tag mit Lionel Messi

Die OrCam MyEye hat Katrin kennengelernt, als sie von dem Weltfußballer Lionel Messi mit Sportlern und fußballbegeisterten Jugendlichen aus aller Welt nach Barcelona eingeladen wurde. Messi setzt sich dafür ein, dass das Thema Blindheit und Sehbehinderung mehr Aufmerksamkeit findet. Er hat Katrin und ihren Mitreisenden gemeinsam mit OrCam die Geräte geschenkt. "Ich bin ja genau wie Messi Leistungssportlerin  –  es war also total spannend, sich mit ihm über die Potenziale, die in jedem Menschen schlummern, auszutauschen", sagt Katrin.


Krankenkassen übernehmen das offizielle Hilfsmittel

Sie können die OrCam MyEye als Hilfsmittel bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse einreichen. Lassen Sie sich gerne von Ihrem lokalen Händler beraten.


Neugierig geworden?

Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren und die OrCam MyEye bei Ihrem lokalen Händler zu testen!

OrCam GmbH
www.orcam.com/messi
Tel.: 02 11 / 54 01 38 11
E-Mail: germany@orcam.com


Tolles Angebot: Beim Kauf einer OrCam MyEye erhalten Sie kostenlos bis Ende dieses Jahres hochwertige OrCam-Bluetooth-Kopfhörer und ein tragbares OrCam-Ladegerät.

Im Gespräch:

"Das Miteinander war mir ein Anliegen"

Dieter Feser kam 1996 zur Nikolauspflege, zunächst als Direktor, ab 2001 als Vorstandsvorsitzender. Er brachte von Beginn an Veränderungen voran und gestaltete die Nikolauspflege zu einem modernen Bildungs- und Sozialunternehmen. Seit 2008 war er zusätzlich im Vorstand des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS). An seinem vorletzten Arbeitstag blickte er im "Sichtweisen"-Interview zurück auf Erreichtes.

Interview: Tina Below  


Herr Feser, mit welchen Gefühlen gehen Sie Ihrem Ruhestand entgegen?

Ich gehe mit guten Gefühlen in den Ruhestand. Ich habe lange gearbeitet und eine Arbeit gehabt, die für mich erfüllend war. Nun freue ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt und bin gespannt, was noch alles auf mich zukommen wird.


Sie haben keine Angst, in ein Loch zu fallen?

Nein. Ich habe im Privatleben einiges vor: Ich habe vier Enkel, denen ich versprochen habe  –  den beiden älteren zumindest -, dass ich ihnen Schwimmen und Skifahren beibringen werde. Auch meine berufliche Tätigkeit beschäftigt mich weiterhin: Bis Mitte September bin ich noch Vorsitzender des VBS. Dann stehen Wahlen an, bei denen ich nicht mehr kandidieren werde. Dazu kommen ehrenamtliche Tätigkeiten, zum Beispiel beim DBSV.


In der Pressemitteilung zu Ihrem Ruhestand hieß es, Sie wollten die Gleichwertigkeit stationärer und ambulanter Angebote erreichen, und das sei Ihnen auch gelungen. Was verstehen Sie darunter, und wie ist Ihnen das gelungen?

Als ich 1996 an der Nikolauspflege begonnen habe, wurde das Thema schulische und außerschulische Integration von vielen Einrichtungen noch sehr stiefmütterlich behandelt. Der Regelfall für viele blinde Kinder war eine Schule mit Internatsunterbringung. Erwachsene kamen in einem Heim oder Wohnheim unter. Unser Ziel war es, gleichwertige Angebote im ambulanten Bereich zu machen. Für die Nikolauspflege hieß das zum einen, sich regionaler aufzustellen. Wir haben das im Erwachsenenbereich zum Beispiel dadurch ermöglicht, dass wir in Baden-Württemberg nicht mehr nur in Stuttgart, sondern an verschiedenen Standorten Angebote gemacht haben. Zum anderen haben wir die Beratung und Begleitung ausgebaut und zwar angefangen vom Kleinkind in der Frühförderung, über schulische integrative, später inklusive Angebote bis hin zu den Erwachsenen. Heute betreuen und begleiten wir mehr Kinder und Jugendliche außerhalb der Einrichtungen der Nikolauspflege als in den Einrichtungen selbst.


Welche Themen lagen Ihnen noch am Herzen?

Ein Thema war die Zusammenarbeit und das Miteinander von Einrichtungen der Blinden- und Sehbehindertenbildung und der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Da gab und gibt es auch heute noch notwendige fachliche Auseinandersetzungen. Das Miteinander war mir ein Anliegen, und ich glaube, wir sind da ein ganzes Stück weitergekommen. Ich denke dabei beispielsweise an die korporative Mitgliedschaft von Verbänden und Einrichtungen im DBSV und wie da miteinander gearbeitet wird. Damit dürfen wir es aber nicht bewenden lassen, sondern müssen weitermachen.

Ein großes Anliegen war mir auch die Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention. Es gibt leider bis heute Menschen, auch Entscheidungsträger, die immer noch wider besseren Wissens behaupten, Inklusion könne es zum Nulltarif geben. Das geht einfach nicht. Inklusion kostet Geld. Die Umsetzung der Schulgesetze damals in den verschiedenen Bundesländern war mir ein Anliegen. Wegzukommen vom Fürsorgegedanken und den Wandel hin zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen zu vollziehen. Das ist eine Aufgabe, die noch viele Jahre dauern wird. Vielleicht wird es auch nie den Punkt geben, an dem man sagen kann, jetzt ist es erreicht. Es war und ist ein Ziel von mir, mit anderen Menschen gemeinsam daran zu arbeiten, bei diesem Punkt voranzukommen.


Was ist nötig, um bei der gleichberechtigten Teilhabe weiterzukommen?

Da braucht es auf den unterschiedlichsten Ebenen Menschen, die zum einen wissen, was notwendig ist, um Teilhabe zu ermöglichen, und zum anderen bereit sind, sich darauf einzustellen. Wir müssen wegkommen von dem Gedanken, dass der sehende Teil der Bevölkerung weiß, was gut für alle ist, und der Teil mit Sehbeeinträchtigung muss sich danach richten. So funktioniert es nicht. Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe bedeuten ein echtes Miteinander. Das fängt im Kopf an. Manchmal sind es scheinbar banale Kleinigkeiten, beispielsweise dass ich keine Gegenstände im Raum stehen lasse, weil ich weiß, es kommt ein blinder Mensch, der darüber fallen kann. In Bezug auf Barrierefreiheit bei der Digitalisierung würde ich mir wünschen, dass wir nicht ständig fordern müssten, "denkt bei technologischen Entwicklungen an die barrierefreie Gestaltung". Da müsste ein Paradigmenwechsel kommen hin zu: Wenn es nicht barrierefrei ist, wird es nicht erlaubt.


Gab oder gibt es ein Anliegen, das Sie nicht umsetzen konnten?

Was noch sehr hinterherhinkt, sind die Teilhabe und Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Schwerstbehinderung, die blind oder sehbehindert sind und weitere Beeinträchtigungen haben. In der Wahrnehmung und Vertretung dieses Personenkreises stehen wir noch ganz am Anfang. Da hätte ich mir gewünscht, dass wir weiter sind.


Was würden Sie der Selbsthilfe gerne noch mit auf den Weg geben?

Die Selbsthilfe hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Dabei denke ich an die Öffnung, zum Beispiel durch Blickpunkt Auge und Sehen im Alter. Ich wünsche der Selbsthilfe, dass sich Menschen mit Sehbehinderung an entscheidenden Stellen mehr einbringen können und dass die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe noch stärker auch auf diesen Personenkreis in der Bevölkerung aufmerksam machen kann. Viele sehbehinderte Menschen fallen ein wenig durchs Raster. Dabei denke ich nicht nur an Menschen, die im Alter an Sehvermögen verlieren, sondern auch an Schülerinnen und Schüler.


Wie kamen Sie dazu, nach Ihrem Lehramtsstudium noch Blinden- und Sehbehindertenpädagogik zu studieren?

Für meine Examensarbeit in Sport war ich auf der Suche nach einem Thema, das nicht im Hochleistungssport angesiedelt ist. Da ich eine Arbeit mit praktischem Bezug schreiben wollte, bin ich in München durch Vereine und Einrichtungen gezogen. Ich war beispielsweise bei den Rollstuhlbasketballern und Körperbehindertenvereinen und -schulen. Hängen blieb ich an der damaligen Landesschule für Blinde. Ich habe dort einen Skikurs mit blinden Schülerinnen und Schülern durchgeführt und darüber meine Arbeit geschrieben. Das hat mir Spaß gemacht. Der damalige Direktor der Schule meinte, wenn ich bereit wäre, ein Aufbaustudium Blinden- und Sehbehindertenpädagogik in Heidelberg zu absolvieren, könne er mir danach eine Stelle zusichern. Das habe ich gemacht und bin so in den Bereich hineingekommen, obwohl ich vorher nie Kontakt mit blinden Menschen hatte.


Ein Fazit?

Es hat mir über all die Jahre große Freude gemacht, mit der Selbsthilfe Dinge zu bewegen und voranzubringen! Ich betrachte es als ein Stück inklusiven Weges, dass Angestellte aus Einrichtungen, Pädagoginnen, Pädagogen, Therapeuten, Erzieherinnen und Sozialpädagogen gemeinsam mit der Selbsthilfe nach Wegen suchen, um möglichst vielen blinden und sehbehinderten Menschen Teilhabe zu ermöglichen.


Dazu ein Bild: Dieter Feser trägt zu einem weißen Hemd ein schwarzes Sakko und eine dunkle Krawatte. Er hat helles Haar, trägt eine randlose Brille und lächelt in die Kamera.

DBSV-Nachrichten:

Meldungen

Woche des Sehens: Online-Spiel und Broschüre zu Augenvolkskrankheiten

Zum Start der Woche des Sehens am 8. Oktober gibt es zwei sehr unterschiedliche Premieren. Zum einen werden in einer neuen Broschüre die drei Augenvolkskrankheiten fokussiert: Makula-Degeneration, Glaukom (Grüner Star) und Diabetische Retinopathie (Netzhauterkrankung). Veröffentlicht werden aktuelle Daten zur Häufigkeit dieser Erkrankungen und neueste Ergebnisse der Versorgungsforschung  –  ein in Deutschland noch relativ junger Forschungszweig. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung der augenärztlichen Kapazitäten sowie die Auswirkungen von Blindheit und Sehbehinderung auf Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe. Auf der Basis dieser zusammengeführten Informationen haben die Partner der Woche des Sehens Forderungen an die deutsche Gesundheitspolitik formuliert.

Parallel lädt die diesjährige Aktionskampagne zum Spielen ein: Ein neu entwickeltes Online-Spiel simuliert, wie Menschen mit unterschiedlichen Seheinschränkungen Alltagssituationen wahrnehmen. Für die Spielerinnen und Spieler gilt es, einen Parcours "unfallfrei" zu durchlaufen. Das Spiel und die Broschüre "Sehen und Sehverlust in Deutschland" stehen ab dem 8. Oktober auf der Internetseite der Kampagne zur Verfügung.

Weitere Informationen unter www.woche-des-sehens.de

Bewerbungen für den Deutschen Hörfilmpreis gesucht

Im März 2021 verleiht der DBSV in Berlin zum 19. Mal den Deutschen Hörfilmpreis. Herausragende Hörfilm-Produktionen werden in den vier Kategorien Kino, TV, Dokumentation und Kinder-/Jugendfilm mit der "ADele" ausgezeichnet, einer Trophäe, die in Anlehnung an den Begriff Audiodeskription (AD) so heißt. Die Jury freut sich wieder auf zahlreiche Einreichungen bis zum 15. Oktober.

Die Auszeichnungen 2021 gingen bei der Online-Verleihung in der Kategorie Kino an CCC Filmkunst für das Drama "Crescendo#makemusicnotwar", in der Kategorie TV an den BR für den Spielfilm "Play", in der Kategorie Dokumentation an Kinoblindgänger gGmbH und 48hearts productions für "For Sama" sowie in der Kategorie Kinder-/Jugendfilm an den SWR für "Der Krieg und ich". Ein Sonderpreis der Jury wurde an Universal Pictures Germany für Steven Spielbergs "Schindlers Liste" vergeben. Der WDR konnte sich über den Publikumspreis für "Die Sendung mit der Maus" freuen.

Weitere Infos beim
DBSV
Claudia Schaffer
Tel.: 030 / 28 53 87-282
E-Mail: c.schaffer@dbsv.org


Einreichungsrichtlinien unter: www.deutscher-hoerfilmpreis.de


Dazu ein Bild: Acht festlich gekleidete Menschen mit erhobenem Sektglas in der Hand stehen um ein schwarzes Klavier, auf dem eine ADele zu sehen ist. Es sind die Preisträger in der Kategorie Dokumentation für den Film "For Sama".

DBSV fordert besseren Zugang zu Audiodeskription

Der DBSV hat im August bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eine Stellungnahme zu geplanten Änderungen am Filmförderungsgesetz eingereicht. Der Verband hob zunächst die erreichten Fortschritte hervor: Durch die seit 2013 bestehende gesetzliche Pflicht, für von der Filmförderungsanstalt geförderte Filme eine Fassung mit Audiodeskription herstellen zu müssen, haben blinde und sehbehinderte Menschen endlich Zugang zu vielen Filmen. Nachbesserungsbedarf gibt es dennoch: Nur auf ein Drittel der 2019 geförderten Filme konnten blinde und sehbehinderte Menschen tatsächlich zugreifen. Die Forderung lautet daher, dass die Audiodeskription nicht nur hergestellt, sondern für Kinofilme zum Kinostart immer auch über eine barrierefreie App nutzbar sein muss. Weiterhin soll die hergestellte Hörfilmfassung auch auf DVD oder Videoabrufdiensten immer angeboten werden.

Die Stellungnahme ist abrufbar unter: www.dbsv.org/stellungnahme/ffg2020-RefE.html



DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:

  • Schottland für Alle:
    5 % auf alle angebotenen Gruppen- und Individualreisen mit Ausnahmen der Flug- und Fährbuchungen
  • Lautsprecher TEUFEL:
    10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn:
    Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.:
    5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kieser Training:
    70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • leguano GmbH:
    10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung:
    10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop:
    max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV):
    5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-260
www.dbsv.org/dbsv-karte



Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Literatur

In das Leben anderer Menschen eintauchen, fremde Welten kennenlernen, mitfiebern, wenn ein Mord aufgeklärt werden soll: All das bietet Literatur, unser Schwerpunkt-Thema. Ulrike Backofen erklärt, wie blinde und sehbehinderte Menschen in Büchern dargestellt werden, Mitarbeiterinnen der Hörbüchereien stellen Klassiker der Weltliteratur vor, und Thomas Kahlisch berichtet, wie es mit barrierefreier Literatur mehr als ein Jahr nach Inkrafttreten des Vertrags von Marrakesch aussieht.

Dazu ein Bild: Die Hände einer Frau halten einen E-Book-Reader, auf dessen Bildschirm nicht lesbarer Text zu erkennen ist, der wie eine Romanseite aussieht. Der Hintergrund ist unscharf.

Immer ähnliche Muster

Wenn blinde oder sehbehinderte Menschen in der Literatur auftauchen, sind die Klischees meistens nicht weit: Entweder sind die Figuren tapfer und stark oder arm und schwach. Das hat Ulrike Backofen festgestellt, die jahrelang eine Bibliothek des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg geleitet hat. Im Interview schildert sie ihre Beobachtungen und sagt, was sie sich von Autorinnen und Autoren wünscht.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Frau Backofen, Sie haben sich intensiv mit der Darstellung von Blindheit in der Literatur beschäftigt. Was haben Sie festgestellt?

Was auffällt, ist, dass es eine Zweiteilung gibt. Zum einen gibt es die bedauernswerten Blinden, zum anderen die supertüchtigen Helden. Und immer fehlt das Mittelfeld, die Zwischentöne. Diese Zweiteilung ist uralt und nichts Blinden- oder Sehbehinderten-Spezifisches. Sie kommt bei allen Minderheiten vor, die medial beschrieben werden. Sehr gut ist das bei Indianern erforscht: Da gab es den edlen und den primitiven "Wilden".


Hat sich die Darstellung von Blindheit im Laufe der Jahrhunderte verändert?

Die Zweiteilung gibt es schon immer. Eine der ältesten Darstellungen ist die von Sophokles: Ödipus wird selbstgerecht, armselig und bedauernswert dargestellt. Der Seher Tiresias dagegen kann die Stimmen der Tiere und die Zeichen der Natur deuten, prophetische Aussagen machen und gilt als kluger Ratgeber. Bei vielen Büchern aus dem 19. Jahrhundert gibt es erfreulich moderne Darstellungen von blinden Menschen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fing man an, über Blindenschulen zu berichten. Der Lebenslauf von Helen Keller ging damals ganz groß durch die Medien, wie viele andere Geschichten, in denen Blindenbildung dargestellt wurde.

Etwa von 1930 an wurden blinde Menschen mehr als armselige, bemitleidenswerte Wesen dargestellt  –  oft indirekt in Form von Heilungsgeschichten. Parallel gab es immer vereinzelt den blinden Helden. Der tauchte in den Siebzigerjahren wieder verstärkt auf, als die Behindertenverbände anfingen, sich selbstbewusster darzustellen.

Daneben gab es viele realistisch geschriebene Geschichten, und da lassen sich zwei Modelle unterscheiden. Modell 1 war: Ein Mensch erblindet und muss lernen, sich mit der Blindheit zu arrangieren. Nach und nach lernt er, was es an Hilfsmitteln gibt und dass das Leben auch mit Blindheit lebenswert ist. Modell 2 war: Ein Kind oder ein Erwachsener lernt einen blinden Menschen kennen, ist erst völlig verunsichert und lernt dann, dass der gut mit seiner Blindheit lebt. Diese Geschichten haben einen starken pädagogischen Anspruch. Ich hatte immer den Eindruck: Hier wird der blinde oder sehbehinderte Mensch zum Gegenstand pädagogischer Überlegung.


Über welche Formen der Darstellung freuen Sie sich, welche sehen Sie kritisch?

Kritisch sehe ich die Heilungsgeschichten. Die gab es in den Fünfziger-, Sechziger-, Siebzigerjahren noch häufig. Sie sind meistens unrealistisch. Was ich aber viel bedenklicher finde, ist, dass mit der Heilung andere Aussagen einhergehen. Wenn zum Beispiel in einem Kinderbuch eine Mutter nach der Heilung ihrer blinden Tochter sagt: "Gott sei Dank, mein Vroneli ist wieder ein ganzer Mensch!" stellt sich die Frage: Was war sie, als sie blind war? Oder wenn eine blinde Frau sich operieren lässt, und es wird gesagt: "Sie hatte ja nichts zu verlieren. Sie lebte in ihrer Blindheit wie in einem Kerker." Die Aussage ist also: Wer blind ist, hat nichts zu verlieren. Der kann auch bei einer lebensgefährlichen OP sterben. Die Heilung war außerdem ein Anlass, sich mit der Blindheit nicht auseinanderzusetzen. Da wird zum Beispiel gesagt, dass ein Mädchen die Punktschrift nicht lernen müsse, weil es dann nicht mehr genug auf Heilung hoffen würde. Eine weitere bedenkliche Variante ist die, wenn sich mit der Heilung der Blindheit auch andere Probleme lösen.

Eine zweite Form sind die Heldengeschichten. Natürlich ist es gut, wenn die Heldenrolle nicht nur sehenden Menschen vorbehalten wird. Aber die Geschichten  –  häufig sind es Zeugen- oder Detektivgeschichten  –  verlaufen immer nach einem ähnlichen Muster. Der Kommissar, die Kommissarin erfährt, dass der einzige Zeuge blind ist, und fragt sich: "Was soll ich mit einem Blinden anfangen?" Die Verbrecherseite hingegen freut sich. Dann stellt sich heraus, dass der blinde Zeuge viel mehr mitbekommen hat, als ein sehender es je hätte. Der weiß, wie der Täter riecht, weiß, ob er verheiratet ist oder nicht, weil er den Ehering gespürt oder nicht gespürt hat. Die Verbrecher merken "Der wird doch gefährlich" und jagen den blinden Zeugen. Am Ende geht alles gut aus, und die blinde Person bekommt Anerkennung, weil sie etwas geleistet hat. Anerkennung für Leistung finde ich im Prinzip auch klasse. Wenn Sie aber ganz viele Geschichten haben, die diesem Muster folgen, entsteht eine andere Aussage, nämlich: Wer tüchtig ist, kriegt Anerkennung, der schafft es. Inklusion ist Sache des Einzelnen, der muss beweisen, dass er tüchtig ist. Damit leugnet man strukturelle Diskriminierung.


Gibt es auch positive Beispiele?

Da gibt es einige Beispiele. Ein Jugendbuch, das ich sehr schätze, ist "Der verlorene Blick" von Jana Frey. Oder das Theaterstück "Schmetterlinge sind frei". Doch wenn eine Geschichte gut ist, wird sie kopiert. Wenn ich eine Geschichte oft genug kopiere, dann entsteht etwas, das ich "Gegenklischee" nenne. Diskriminierung beginnt gar nicht da, wo Menschen schlecht oder falsch dargestellt werden, sondern da, wo Menschen auf ihre Gruppenzugehörigkeit reduziert werden. Wenn ich lauter Geschichten habe, in denen blinde Menschen alle denselben Humor haben, dieselbe Art Schlagfertigkeit, auf die gleiche Art tough sind und nebenbei noch alle jung, dann ist das auch kein realistisches Abbild unserer Vereinsmitglieder, auch wenn die einzelne Geschichte realistisch sein kann.


Warum spielt Sehbehinderung anders als Blindheit in der Literatur kaum eine Rolle?

Sehbehinderung wird fast immer von den Betroffenen dargestellt, die beschreiben, wie sie nach und nach erblinden. Zum Beispiel das Buch von Jean Little "Alles Liebe, Deine Anna", eines der besten Bücher über Sehbehinderung  –  die Autorin hat darin ihre Kindheit verarbeitet. Dann gibt es noch Sehbehinderung bei vermenschlichten Tieren in der Kinderliteratur. Leider werden diese Tiere immer trottelig dargestellt.

Möglicherweise fehlt es vielen Autoren an Vorstellungskraft: Als sehender Mensch kann ich mir eine Augenbinde umlegen und weiß dann, wie es ist, nichts zu sehen. Mit einer Simulationsbrille Retinitis pigmentosa oder Altersabhängige Makula-Degeneration nachzubilden, ist viel schwieriger.


Recherchieren zeitgenössische Autorinnen und Autoren das Thema Blindheit oder Sehbehinderung nicht gut genug?

Einige recherchieren gut, aber Recherche sieht häufig so aus, dass zum Beispiel ein Autor sagt: "Ich gehe an die Blindenschule nach Marburg, rede dort mit der blinden Schülerin Tusnelda Sowieso und schreibe dann über Tusnelda Sowieso." Viele fragen nur eine Person und picken sich die Antworten heraus, die ihnen in den Kram passen. Manche schreiben über jemanden in ihrem Bekanntenkreis, aber nicht darüber, welche Vielfalt an blinden und sehbehinderten Menschen es gibt. Das kann furchtbar richtig und furchtbar falsch in einem sein.


Haben blinde Menschen in der Literatur immer eine Funktion, zum Beispiel die, dass andere von ihnen etwas lernen können? Oder kommen sie auch als eigenständige Charaktere vor?

Es gibt beides. Wir haben endlos viele Geschichten, in denen ein "Reifen an der blinden Person" vorkommt. Da lernt ein oberflächliches, verwöhntes Kind eine blinde Person kennen und stellt fest: "Ich hatte ja nur Luxusprobleme."

Es gibt auch Geschichten, in denen eine der Figuren zufällig blind ist. Gerade habe ich die Geschichte "Alles Licht, das wir nicht sehen" gelesen. Sie spielt in den Dreißiger- und Vierzigerjahren; die Besetzung Frankreichs durch die Nazis wird aus verschiedenen Perspektiven beschrieben, und eine ist die eines blinden Mädchens. Da steht die Blindheit nicht so penetrant im Vordergrund  –  ein schöner Ansatz.


Was wünschen Sie sich von Autorinnen und Autoren, die in ihren Büchern blinde oder sehbehinderte Figuren vorkommen lassen möchten?

Vielfalt. Ich wünsche mir, dass sie keine Muster kopieren, die sie schon dreimal gelesen haben. Dann wünsche ich mir, dass Blindheit eine Eigenschaft ist und nicht mehr im Mittelpunkt steht. Natürlich, dass sie gut recherchieren und nicht nur über eine 25-jährige, toughe blinde Frau schreiben, sondern vielleicht mal über einen 60-Jährigen mit Altersabhängiger Makula-Degeneration.

Wichtig wäre mir auch, dass nicht ein blinder Mensch stellvertretend für alle steht. Formulierungen wie "Wir Blinden machen das so" sollte man vermeiden und stärker differenzieren. Die Verallgemeinerungen müssen wegfallen.

Ulrike Backofen hat von 1989 bis 2013 die Bibliothek des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg geleitet. Darin wurden Literatur, Filme und journalistische Artikel mit Bezug zum Thema Blindheit und Sehbehinderung gesammelt. Heute ist sie in dem Verein für Veranstaltungsorganisation zuständig.


Dazu ein Bild: Cover von "Der verlorene Blick": Ein barfüßiges Mädchen in einem kurzen Kleid schreitet auf ein grell leuchtendes, flimmerndes Fenster zu.

Kurzinfo: Die Frankfurter Buchmesse 2020

Die Frankfurter Buchmesse findet in diesem Jahr vom 14. bis 18. Oktober statt, aufgrund von Corona jedoch weitgehend digital. Wegen der erneut verschärften Reise- und Quarantäne-Bestimmungen gibt es keine Aussteller in den Hallen der Buchmesse, dafür aber zum Beispiel ein umfangreiches Live-Programm auf der ARD-Buchmessenbühne in der Frankfurter Festhalle. Zudem werden rund 80 kostenfreie Veranstaltungen im Rahmen des "Bookfest city" angeboten, an denen man sowohl am jeweiligen Ort in Frankfurt als auch übers Internet teilnehmen kann. Für die Live-Veranstaltungen ist vorab eine Registrierung unter www.bookfest.de erforderlich. Hier findet man auch das vollständige Programm.

Mehr Infos unter www.buchmesse.de

Literatur mit Nachhall

Über neue Bücher hört und liest man jede Menge: in Zeitschriften, Radiosendungen, im Fernsehen und in Buchblogs im Internet. Doch es lohnt sich auch immer wieder, ein älteres Buch zur Hand zu nehmen. Viele kann man noch heute mit Gewinn lesen. Die Mitarbeiterinnen verschiedener Hör- und Brailleschriftbüchereien stellen Klassiker der Weltliteratur vor, die ihnen besonders am Herzen liegen.

Von Anja Beduhn, Heidrun Fruggel, Claudia Gosen, Denise Lekoui und Gabi Schulze


Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame

Ein Buchtipp von Denise Lekoui vom BIT-Zentrum des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds


Vielfach verfilmt und für die Bühne adaptiert hat Victor Hugos schillernder Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" einen festen Platz unter den bedeutendsten Werken der Weltliteratur. Hugos höchst kunstvolle Verbindung des historischen Sujets mit den poetischen Idealen der Romantik fand bis heute kaum ihresgleichen: Eingebettet in glänzende Schilderungen des mittelalterlichen Lebens in Paris erzählt der französische Dichter die Geschichte des missgestalteten Glöckners Quasimodo und von dessen selbstloser, aber heimlicher Liebe zu der feurig-schönen Esmeralda. Hugo hatte zeit seines Lebens viel übrig für Außenseiter der Gesellschaft. Der leidende Mensch lag ihm am Herzen. Ihm schuf er mit diesem Meisterwerk ein Denkmal.

Es war ein lauer Frühlingsabend am 15. April 2019, als die Nachricht vom Feuer in Notre-Dame die Runde machte. Schnell war mir klar: Das ist weit mehr als ein kleiner Brand, hier brennt ein Stück Geschichte. Die Kathedrale Notre-Dame war und ist der Mittelpunkt Frankreichs, in der Romantik neu entdeckt durch Victor Hugos 1831 erschienenen Roman. Hugo verewigte die Kathedrale mit seinem Roman in der Literatur. Durch ihn verschwindet sie nicht aus dem Bewusstsein der Menschen.

"Der Glöckner von Notre-Dame", für mich ein besonderer Klassiker, dessen Geschichte einen vom ersten Kapitel an nicht loslässt und einen Blick in die Vergangenheit zulässt.

Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame
DAISY-Hörbuch (14:45 Stunden)
Sprecherin: Ilona Eberhöfer
Preis DAISY-CD: 39 Euro


Ricarda Huch: Der Fall Deruga

Ein Buchtipp von Heidrun Fruggel, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Ricarda Huch hat ihren Roman "Der Fall Deruga" zeitlebens als "Schund" bezeichnet  –  sie habe ihn ausschließlich aus materiellen Gründen verfasst. Aber sogar der gestrenge Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete das Buch als "literarisch beachtlich und eindrucksvoll". 1917 erschien der Kriminalroman, der wohl so einige autobiografische Aspekte enthält.

Mingo Swieter wird tot aufgefunden: Sie wurde mit Curare vergiftet. Der Verdacht fällt rasch auf Dr. Sigismondo Enea Deruga, den geschiedenen Mann des Opfers, der einen verschwenderischen Lebensstil pflegt. Er ist italienischer Abstammung, temperamentvoll, oft launisch und herrisch, Patienten gegenüber jedoch äußerst hilfsbereit. Als Alleinerbe fällt ihm das Vermögen seiner Exfrau zu, aber hat er sie deswegen getötet? Zeugen der Anklage und der Verteidigung vermitteln durch ihre Aussagen ein Bild seiner Person. Nach und nach entfaltet sich das ganze Drama des Falles Deruga und bringt schließlich eine überraschende Wahrheit ans Licht.

Dieses in einer poetischen und gleichzeitig genauen Sprache geschriebene Gerichtsdrama ist aus heutiger Sicht auch als Gesellschaftsroman zu betrachten. Dem Leser wird ein Bild der damaligen Lebensumstände und ein Einblick in das Rechtswesen des frühen 20. Jahrhunderts gegeben. Eine wirklich lohnende Zeitreise, die nicht nur Spannung bietet, sondern ein noch heute relevantes Thema behandelt, das hier  –  der Spannung wegen  –  nicht verraten wird!

Für mich als Krimifan war dies einer der ersten Kriminalromane meiner Leserinnen-Biografie, nach Edgar Wallace und Francis Durbridge. Und ich war begeistert, wie Ricarda Huch eine Figur, die durch Zeugenaussagen aus mehreren Perspektiven beleuchtet wird, entstehen lässt und gleichzeitig auch eine gesellschaftspolitische Komponente in einem Spannungsroman verarbeitet. Auch heute noch eine Empfehlung.

Ricarda Huch: Der Fall Deruga
DAISY-CD (7:20 Stunden); die CD liegt in drei verschiedenen Produktionen bei den Hörbüchereien vor.
Sprecherinnen: Helga Henkel, Ingeborg Ottmann, Marianne Hug


John Steinbeck: Früchte des Zorns

Ein Buchtipp von Claudia Gosen, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Tom Joad, der älteste Sohn der Farmerfamilie Joad aus Oklahoma wird auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Zusammen mit einem Freund kommt er zurück auf die Farm seiner Eltern. Auf dem vertrockneten Land findet er nur ein verlassenes Haus, nicht aber seine Familie vor. Von einem Nachbarn erfährt Tom, dass diese bei einem Onkel untergekommen ist und bald nach Kalifornien reisen will.

Als die Freunde auf dem Grundstück des Onkels ankommen, belädt der Vater gerade einen alten Lastwagen mit dem Hab und Gut der Familie. Die Wiedersehensfreude ist groß, und als Toms Mutter ihm einen Handzettel zeigt auf dem gut bezahlte Arbeit als Landarbeiter in Kalifornien versprochen wird, beschließt die Familie, sich gemeinsam auf die beschwerliche Reise zu begeben. Eine Reise voller unmenschlicher Strapazen, voller Hunger, Angst, Not und Ungerechtigkeit. Eine Reise ins Ungewisse, die Hunderttausende weitere Farmer in den 1930ern in der Hoffnung auf ein besseres Leben antreten.

Mir wurde das Buch von einer Kollegin empfohlen und schon auf den ersten Seiten hat mich der klare und präzise Schreibstil John Steinbecks so gepackt, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Die Familie Joad hat mich mitgenommen auf ihre tragische Reise. Ich habe mich zu ihnen in den Lastwagen gezwängt, ans Lagerfeuer gesetzt, mit ihnen gehofft, gebangt und getrauert. Ein großartiges Buch, das lange nachhallt und das ich sehr gerne weiterempfehle.

John Steinbeck: Früchte des Zorns
DAISY-CD (23:20 Stunden)
Sprecherin: Dori Grob


Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


Ob die Gegner der Sklaverei mit dem Buch "Onkel Toms Hütte" in den Amerikanischen Bürgerkrieg gezogen sind, ist eher unwahrscheinlich. Gesichert ist aber, dass das Buch auf die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei (Abolitionismus) aufmerksam machte  –  auch weit über die Grenzen der USA hinaus. "Onkel Toms Hütte" erschien 1852 in einer Erstauflage von 5.000 Exemplaren, die innerhalb von zwei Tagen verkauft waren. Im Buch, das zum erfolgreichsten des 19. Jahrhunderts wurde, schildert Harriet Beecher Stowe das Schicksal eines Sklaven, der in den Südstaaten der 1840er Jahre von einem Sklavenhändler zum anderen verkauft und später zu Tode misshandelt wird.

Als Basis für den Roman dienten der Autorin die Memoiren eines nach Kanada geflüchteten Sklaven. In verschiedenen Handlungssträngen und anhand unterschiedlicher Schicksale zeigt sie die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Sklaverei auf. Einiges an Stil und Sprache klingt für uns heute befremdlich, doch packend erzählt ist der Roman allemal. Was ihn zum Klassiker der Weltliteratur macht, ist vor allem seine Botschaft: Alle Menschen sind gleich, und Literatur kann Wirkung zeigen. Sieht man den heute stärker werdenden Rassismus in den USA und der ganzen Welt, dann sollte dieser Klassiker erst recht wieder gelesen werden.

Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte
6 Bände, Kurzschrift vom dzb lesen nach einer im Anaconda Verlag 2013 erschienenen Neuauflage produziert, ausleihbar und käuflich zu erwerben
Preis: 72 Euro


Samuel Pepys: Tagebuch

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Das Tagebuch des Londoner Kaufmanns Samuel Pepys (1633-1703) ist vieles zugleich: eine zeitgeschichtliche Chronik, in der zum Beispiel die Wiedereinführung der Monarchie nach zwölf Jahren Cromwell-Republik, der Ausbruch der Pest im Jahr 1665 oder der große Brand von London im Jahr 1666 dargestellt werden.

Es ist aber auch der unmittelbare Erlebnisbericht eines Mannes, der seine ersten unsicheren Schritte in der Berufswelt als Flottenadministrator unternimmt und zu seiner Überraschung feststellt, dass ihm die Arbeit allergrößte Befriedigung verschafft und ihm zu wachsendem Wohlstand verhilft. Herrlich seine Jahresbilanzen, in denen er stets ein Plus verzeichnen kann.

Das Buch liefert eine Fülle von Details aus seinem häuslichen Alltag, es ist voller Musik, Theaterstücke und Predigten, es wimmelt von Büchern, Gemälden und wissenschaftlichen Geräten. Trotz seines Egoismus, seiner Arroganz und seiner Frauenfeindlichkeit sind Samuel Pepys Tagebücher, die er von 1660 bis 1669 in einer Art Kurzschrift schrieb, die erst im 19. Jahrhundert entdeckt und mühsam transkribiert wurde, absolut lesenswert.

Das liegt für mich an Pepys' offenbar äußerst facettenreicher Persönlichkeit: Er interessiert sich für alles, schafft es, sich sein eigenes Leben vor dem Horizont der für ihn oft verstörenden politischen Ereignisse komfortabel einzurichten und jeden Tag zu "pflücken". Weiterhin ist er sich in seinen Gefühlen oft verwirrend unsicher, was ihn für mich sehr menschlich macht.

Das erhältliche Hörbuch basiert auf einer Auswahl der Tagebucheintragungen und ist äußerst gut geeignet für Hörer und Hörerinnen, die keine Lust oder Zeit auf lange Kapitel und endlose Hörsessions haben. Die vollständige Buchausgabe umfasst rund 4.250 Seiten, die gekürzte rund 500.

Samuel Pepys: Tagebuch aus dem London des 17. Jahrhunderts, Hörbuch-Titel "Tagebuch"
DAISY-CD (22:10 Stunden)
Sprecher: Ernest W. Uthemann

Das Angebot wird stetig erweitert

Den internationalen Austausch von Büchern in barrierefreien Formaten ermöglichen: Dieses und andere Anliegen erfüllen sollte der Marrakesch-Vertrag, der Anfang 2019 in Deutschland in Kraft trat. Wie sieht es mit der Umsetzung aus? Im Interview gibt Prof. Dr. Thomas Kahlisch Auskunft. Er ist Direktor des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen und stellvertretender Vorsitzender von Medibus, der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Herr Kahlisch, was hat der Marrakesch-Vertrag bisher für das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen, das dzb lesen, und andere Hörbüchereien bewirkt?

Zunächst einmal hat das neue Gesetz dazu geführt, dass sich alle Bibliotheken neue Namen gegeben haben und in ihren Namen und ihren Arbeitsschwerpunkten das Thema Lesebehinderung aufgenommen haben. Wenn sich ein Gesetz geändert hat, ändert sich natürlich nicht gleich auch alles in der Umsetzung. Vor der Aufgabe der Umsetzung stehen wir jetzt alle und planen unsere weiteren Arbeiten.


Wie hoch ist die Nachfrage nach Literatur von Menschen mit anderen Einschränkungen als solchen, die die Sehkraft betreffen?

Die Nachfrage ist noch nicht so groß. Wir müssen diese Nutzer und ihre Interessen erst mal kennenlernen, und diese Nutzer müssen auch unsere Angebote erst mal kennenlernen. Wir haben angefangen, diesen Prozess zu gestalten. Wir haben zum Beispiel Kontakt zu Legasthenie-Verbänden und zu Verbänden von körperbehinderten Menschen aufgenommen. Im dzb lesen haben sich Menschen angemeldet, die sich gar nicht bewegen können. Die schätzen es sehr, dass es über ein Sprachassistenzsystem möglich ist, Hörbücher zu hören und sie sich über ein Kommando vorspielen zu lassen.

Wir sind zudem im Bereich Großdruck aktiv, gerade im dzb lesen, und haben da Angebote geschaffen. Das findet offensichtlich auch im Bereich Legasthenie großes Interesse und natürlich bei unseren sehbehinderten Nutzerinnen und Nutzern.


Und wie hoch ist die Nachfrage nach internationaler Literatur?

Auch da ist die Nachfrage noch nicht so sehr gestiegen, weil die Angebote noch nicht da sind. In der Regel muss man ja erst mal etwas schaffen, um den Nutzerinnen und Nutzern überhaupt mitzuteilen, dass sie konkret nach internationaler Literatur fragen können. Hier gibt es Projekte, in denen wir mit dem DAISY-Konsortium zusammenarbeiten. In diesem Rahmen haben wir angefangen zu klären, wie wir unsere Titel in einer zentralen Datenbank hinterlegen können, und wie wir Titel aus dieser zentralen Datenbank bekommen. Dieses Projekt muss in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Ich bin optimistisch, dass wir in den nächsten Jahren neue internationale Inhalte anbieten können.


In einem "Sichtweisen"-Interview nach Inkrafttreten des Marrakesch-Vertrags im Januar 2019 haben Sie gesagt, es müsse mehr Fach- und Sachliteratur in barrierefreien Formaten geben. Gibt es davon inzwischen mehr?

Auch hier arbeiten wir noch konzeptionell daran, wie wir das umsetzen können. Was uns vor allem vor die Frage stellt, wie wir schneller mit Verlagen kooperieren können. Sach- und Fachbuchliteratur umzusetzen ist nämlich sehr aufwendig und bedarf einer engen Zusammenarbeit mit den Verlagen. Ich bin überzeugt, dass uns der European Accessibility Act helfen wird, mit Verlagen konkret an Projekten zu arbeiten, um mehr Sach- und Fachbücher barrierefrei anbieten zu können. Das ist ein Thema mit einer mittleren Laufzeit und hat deshalb bis heute noch keine großen Ergebnisse gezeitigt.


Vor dem Marrakesch-Vertrag betrug der Anteil barrierefrei zugänglicher Literatur fünf Prozent. Liegt er mittlerweile höher?

Ich glaube, dass sich das Verhältnis nicht wesentlich weiterentwickelt hat. Wir können jetzt auch kommerzielle Hörbücher anbieten, das ist ein sehr schöner Ansatz, weil wir diese kommerziellen Bücher ins DAISY-Format bringen können. Wir werden demnächst einen größeren Bestand von den Kollegen aus der Schweiz und aus Österreich übernehmen können. Das heißt, dass in unseren Studios weiterhin Literatur eingesprochen werden kann, wir können aber auch gute Lesungen aus der kommerziellen Welt in barrierefreier Form anbieten. Das wird natürlich zu deutlich mehr Hörbüchern führen, als wir sie jetzt haben.


Konnten die Büchereien mehr individuelle Wünsche nach bestimmten Büchern erfüllen? Das ist ja auch ein Wunsch, der mit dem Marrakesch-Vertrag verknüpft war.

Dieses Angebot gibt es bei den Bibliotheken schon seit längerer Zeit, gerade im Bereich Hörbuch und bei der Übersetzung von Brailletexten. Da kann man sich durchaus individuelle Dinge wünschen. Leider sind wir noch nicht so weit, dass wir die individuellen Wünsche nach bestimmten Fach- und Sachbüchern erfüllen können. Das müssen wir in zukünftigen Projekten konkreter und weiter fassen.


Wie hat sich das Thema der Gebühren, die die Hörbüchereien an die Verwertungsgesellschaft Wort zahlen müssen, weiterentwickelt? Halten sich der Arbeitsaufwand und die Kosten dafür in Grenzen?

Wir haben uns abgestimmt mit der VG Wort, wie diese Abrechnung funktioniert. Wir zahlen diese Gebühren und werden sie auch in Zukunft zahlen. Wir bekommen da gerade Unterstützung für einen bestimmten Zeitraum aus einem bestimmten Projekt, was es uns möglich machen wird, die kommerziellen Titel aus der Schweiz und aus Österreich zu übernehmen. Ansonsten gibt es weiterhin die Forderung danach, dass jeder Titel, der bei uns barrierefrei angeboten wird, durch eine Vergütung finanziert werden muss. Das haben wir in unsere Planung eingebaut.


Sie sagten damals in dem Interview, dass es mehr gemeinsame Projekte von Verlagen und Medibus-Bibliotheken, also Bibliotheken der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und leseehinderte Menschen, geben wird. Wie sieht es damit aus?

Bei Medibus haben wir gerade zwei konkrete Projekte. Zum einen ist es dieses Projekt, Literatur aus der Schweiz und aus Österreich zu übernehmen. Das wird sich relativ zeitnah in neuen Titeln für die Nutzerinnen und Nutzer auswirken. In einem zweiten Projekt beschäftigen sich Mitarbeiter damit, welche Verfahren und Technologien man nutzen kann, um E-Books so aufzubereiten, dass man sie barrierefrei lesen, abspielen und anzeigen kann. Welche Voraussetzungen müssen Medibus-Bibliotheken erfüllen oder wie können wir Medibus-Bibliotheken technisch unterstützen, um solch einen Ablauf zu programmieren oder zu entwickeln? Und dann natürlich auch an die Nutzer zu bringen. Dieses Projekt läuft voraussichtlich bis Sommer nächsten Jahres, und wenn wir die Ergebnisse vorliegen haben, dann werden wir auf diesem Projekt aufbauend weitere Kooperationen auch mit Verlagen angehen und die Zusammenarbeit fortsetzen.


Dazu zwei Bilder:

    • Prof. Dr. Thomas Kahlisch hat volles helles Haar und trägt Sakko, Hemd und Krawatte. Seine dunkle Brille hat eine eckige Form.
    • Zwei Büchertische mit Stapeln von Büchern. Nur ein kleiner Teil der in Schwarzschrift erscheinenden Bücher wird auch in barrierefreie Formate übertragen.

Kurzinfo: EU-Projekt soll Zugang verbessern

Werke des 20. und 21. Jahrhunderts digital zugänglich zu machen, ist das Ziel eines im September 2019 gestarteten EU-Projekts. Auch die Bereitstellung von digitaler Literatur für sehbehinderte und blinde Menschen soll verbessert werden. Das Projekt trägt den Titel "eBooks-On-Demand-Network Opening Publications for European Netizens", kurz EODOPEN. Beteiligt sind 15 Bibliotheken aus elf Ländern, von deutscher Seite die Universitätsbibliotheken Greifswald und Regensburg. Das Projekt läuft noch bis 2023.

Mehr Infos (in Englisch) unter www.eodopen.eu

Nacktschnecken dringend gesucht

Für Kinder-Tastbücher werden mitunter ungewöhnliche Materialien benötigt. Schließlich soll sich alles originalgetreu anfühlen. Wie schwierig es sein kann, bestimmte Dinge zu finden und welche Herausforderungen die Herstellung von Tastbüchern noch bereithält, erklärt Eva Cambeiro Andrade. Sie koordiniert im DBSV ein Projekt, dessen Ziel es ist, mehr Bücher für Kinder mit und ohne Seheinschränkung herzustellen.

Von Ute Stephanie Mansion  


Sechs neue Tastbücher für Kinder zwischen einem und acht Jahren sollen in dem DBSV-Projekt "Ein Buch für jeden Tag" entstehen (mehr zu dessen Hintergrund vgl. Artikel "Für Kinder").

Als nächstes sollen die beiden Bücher "Die kleine Nacktschnecke" und "Carlas größter Wunsch" fertig werden. Die Produktion von "Carlas größter Wunsch" hat sich verzögert, weil die Werkstätten für Menschen mit Behinderung während der Corona-Zeit nicht bzw. mit nur sehr niedriger Besetzung arbeiten durften. Inzwischen wurden alle Buchelemente zum Teil in der Werkstatt und zum Teil beim DBSV mithilfe von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern gebastelt. Bald kann die Werkstatt mit der Montage und Bindung der Bücher loslegen.

Auch "Die kleine Nacktschnecke" wartet darauf, in einer weiteren Werkstatt montiert und gebunden zu werden. Alle für dieses Buch gebastelten Elemente liegen bereits in der Werkstatt  –  nun fehlen nur noch die Textseiten. "Bei diesem Buch ist momentan die größte Herausforderung, dass wir alle Tiere bestellen konnten außer der Protagonistin", erklärt Projektkoordinatorin Eva Cambeiro Andrade. Die Autorin des Buches hatte für ihren Prototyp eine Nacktschnecke verwendet, die sie aus dem Extra-Heft einer Kinderzeitschrift hatte. Solche Nacktschnecken wurden 2018 für die Zeitschrift angefertigt und sind nicht mehr verfügbar. "In einer so kleinen Auflage, wie sie für das Tastbuch gebraucht wird  –  200 Exemplare  –  werden Nacktschnecken auch nicht extra für uns produziert", erklärt Eva Cambeiro Andrade. Die Nacktschnecken, die man im Internet findet, sind viel zu klebrig: Es sind Spielzeuge, die man werfen kann, damit sie an den Möbeln kleben bleiben.

"Ich musste etwas experimentieren", sagt Eva Cambeiro Andrade, die schließlich einen Weg gefunden hat, um selbst eine Nacktschnecke herzustellen. Sie hat eine Nacktschnecke aus Fimo modelliert und dann mit Abformmasse eine Gießform davon hergestellt. Dann hat sie die Gießform mit Silikon ausgegossen. "Nach dem dritten Versuch ist es mir gelungen, eine vollständige Silikon-Nacktschnecke zu produzieren", erzählt sie. "Die Fühler sind eine schwierige Stelle, weil die so dünn sind und sich mit Luft füllen, aber beim dritten Versuch habe ich zwei Nadeln an die Fühler gesteckt, und dann hat es geklappt." Nun muss sie noch nach der richtigen Farbe Ausschau halten, nämlich braun. "Und dann muss ich mehrere Gießformen machen und 200 Nacktschnecken gießen", sagt Eva Cambeiro Andrade.

Doch nicht nur die Nacktschnecken halten die Projektleiterin auf Trab: Sie und ihr Team arbeiten auch an anderen Büchern. Da ist zum Beispiel "Teresa und der Blutmohn". Auch für dieses Buch war Eva Cambeiro Andrade erfindungsreich: Da zurzeit nicht in Gruppen gebastelt werden darf, wurde mit "vostel volunteering", einer Internetplattform für ehrenamtliches Engagement, ein neues Format initiiert: Personen, die sich für die Tastbücher engagieren möchten, melden sich über vostel bei der Projektkoordinatorin und bekommen von ihr eine Bastelaufgabe, die sie zu Hause erledigen. Die fertigen Sachen schicken sie an Eva Cambeiro Andrade. "Es haben sich schon mehr als 40 Personen gemeldet", berichtet diese. Die Helferinnen und Helfer basteln die einzelnen Buchelemente, zum Beispiel die Protagonistin Teresa, die Hexe Mallefacia Magna und Teresas Zimmer und Garten.

Im Rahmen einer Kooperation des DBSV mit dem Fach Modell und Design an der Technischen Universität Berlin haben 20 Studierende acht Buchprototypen rund um das Thema "Architektur für Kinder" entwickelt. "Wir fanden alle toll und werden sicher mehrere davon produzieren", sagt Eva Cambeiro Andrade. Den Anfang soll das Buch "Piri zerlegt die Stadt" (Arbeitstitel) machen. Der kleine Drache Piri überfliegt die Stadt, und dabei bleiben lauter Bauteile an ihm hängen. Die Kinder sollen dem Drachen helfen, Dächer, Säulen und andere Bauelemente wieder an ihre Plätze zu puzzeln. Der Buchprototyp wird aktuell überarbeitet und für die Serienproduktion vorbereitet.

Auch mit dem Bienenbuch "Imke fliegt zur Sonne" geht es voran: Es wird gerade für die Serienproduktion vorbereitet. Das Buch mit der kleinen Biene Imke als Protagonistin kombiniert Abenteuer mit Sachwissen über die Welt der Bienen. Die Imkerin und Künstlerin Bärbel Rothhaar und der Bienenforscher Jürgen Tautz von der Universität Würzburg wirken daran mit. Für dieses Buch werden unter anderem Modelle von Wabenstrukturen produziert. Es soll, wie "Carlas größter Wunsch", zusätzlich Audiomaterial mit kurzen Sachinfos und Spielideen erhalten.

Das in der Unterwasserwelt spielende Kinderbuch "Unterwegs mit Tilli" hat beim haptiBOOK-Wettbewerb des DBSV ebenso wie "Die kleine Nacktschnecke" einen Sonderpreis gewonnen. Es wird voraussichtlich 2021 produziert. Was der Jury besonders gefällt, ist, dass die Buchelemente tatsächlich im Wasser schwimmen. Die Buchseiten bestehen aus Plastikfolien, die mit Flüssigkeit befüllt sind  –  die Quallen, Fische und andere Elemente schwimmen darin. "Das Problem, das wir einige Zeit nach dem Wettbewerb festgestellt haben, ist, dass die Buchseiten sich aufblähen, sodass das Buch irgendwann doppelt so dick ist wie ursprünglich", erklärt Eva Cambeiro Andrade. Das liegt möglicherweise am Gel, das für die Befüllung der Buchseiten benutzt wurde. "Deswegen haben wir uns nun ein Einschweißgerät angeschafft und machen weitere Experimente mit Wasser und eventuell anderen Flüssigkeiten", sagt die Projektkoordinatorin. "Wir hoffen auf gute Ergebnisse."

Sobald die Tastbücher fertig sind, können sie bestellt werden:

Tel.: 0 30 / 28 53 87-0
E-Mail: info@dbsv.org
www.kinderbuch.dbsv.org


Dazu ein Bild: Kinderhände ertasten Text in einem Tastbuch, dessen rechte Seite eine Schlossmauer zeigt.

Kurzinfo: Der Arbeitskreis BLAutor

BLAutor ist ein Arbeitskreis blinder und sehbehinderter Autorinnen und Autoren. Das erste Treffen fand 1991 statt. Ausdrücklich handelt es sich um keinen Verein, sondern um einen offenen Freundeskreis. Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland und auch aus den Niederlanden sind der Vereinigung beigetreten. Zentrales Medium des Schreibzirkels ist die Hörzeitschrift "Litera", in der Mitglieder Auszüge ihres Schaffens publizieren. Im Frühjahr und Herbst finden viertägige Tagungen statt, zu denen manchmal Gastreferenten eingeladen werden. Auch Schreibwerkstätten werden während der Tagungen veranstaltet, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind jeweils aufgerufen zu einem Schreibwettbewerb. Die Vereinigung bietet Raum für alle Arten literarischen Schaffens, wobei sie die Individualität eines Autors, einer Autorin an die erste Stelle setzt.

Der Jahresbeitrag beträgt zehn Euro. Mitglieder erhalten vier bis sechs Mal im Jahr die kostenfreie DAISY-Hörzeitschrift "Litera" von BLAutor. Als besonderen Service bietet die Vereinigung auf ihrer Website an, einen Brief in Brailleschrift zu schreiben und zu versenden.


Kontakt zu BLAutor:
Christiane Quenel
Tel.: 0 28 33 / 5 76 22 42
E-Mail: info@blautor.de
www.blautor.de

Für Kinder

In einem DBSV-Projekt werden sechs neue Tastbücher entwickelt

"Ein Buch für jeden Tag  –  inklusive Tast- und Aktionsbücher" heißt ein dreijähriges Projekt, das der DBSV vor zwei Jahren mit Förderung der SKala-Initiative startete. Mit dem Projekt soll das Bücherangebot für Kinder mit und ohne Seheinschränkung erweitert werden. Sechs neue Tastbücher werden in dem Projekt entwickelt und 200 Exemplare pro Titel hergestellt (vgl. Artikel "Nacktschnecken dringend gesucht"). In Deutschland leben rund 10.000 blinde und sehbehinderte Kinder im Vorschulalter, für die es kaum Bücher gibt.

Wichtige Elemente der Tastbücher sind: Text in Braille- und in Schwarzschrift, vielfältige möglichst originalgetreue Materialien, an die Tastwahrnehmung blinder Kinder angepasste Gestaltung und viele veränderbare Details, die zum Mitgestalten der Geschichte animieren. Die Herstellung von Tast- und Aktionsbüchern ist äußerst aufwändig. Die Fertigungsverfahren werden so optimiert, dass mit geringerem Aufwand als bisher mehr Bücher in besserer Qualität hergestellt werden können.

Auch ein Konzept für inklusive Lesenachmittage wird in dem Projekt entwickelt. Dazu wird ein Video produziert, das die Arbeit mit Büchern und mit dem konkreten Tastbuch erläutert. Ein Materialpaket wird alles Nötige enthalten, um einen Erlebnisnachmittag für Kinder ohne und mit Sehbehinderung zu veranstalten.


Spenden willkommen

Um auch in Zukunft neue Tastbücher herstellen zu können, sind Spenden willkommen.

Mehr Infos dazu und zum Projekt unter www.tastbuecher.de


Kinderbuch-Newsletter

Der haptiBOOK-Newsletter informiert über Neuerscheinungen, Leseförderveranstaltungen und Neuigkeiten aus der Welt der Tastbücher.

Zu bestellen unter www.dbsv.org/haptibook-news.html


Förderer des Projekts

Die SKala-Initiative fördert das Projekt "Ein Buch für jeden Tag" bis 2021. SKala unterstützt ausschließlich Organisationen, die eine große soziale Wirkung nachgewiesen haben. Weitere Förderer sind: Reinhard Frank-Stiftung, vostel volunteering UG, Collette-Hecht-Stiftung, audioskript sowie viele Einzelpersonen.

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Alle Termine stehen unter dem Vorbehalt einer möglichen Absage aufgrund des Corona-Virus. Bitte kontaktieren Sie vor einer Buchung den Veranstalter.

Rundgang durch das Japanische Palais

18.10.2020

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden veranstalten einen Rundgang für blinde und sehbehinderte Menschen durch die Sonderausstellung "Inspiration Handwerk" im Japanischen Palais.

Anmeldungen unter
besucherservice@skd.museum oder
Tel.: 03 51 / 49 14 20 00

Herbstwandertour: Unterwegs auf dem Gäurandweg

22.-25.10.2020

Vier Wandertage im Laub für Menschen mit und ohne Sehbehinderung zwischen Heckengäu und Schwarzwald.

www.bewegungszentrumpfulb.de/event/herbstwandertour-2020

Liedertage

4.-8.11.2020, Aura-Hotel "Ostseeperlen Boltenhagen"

Konzerte, Workshops, Gesprächsrunden und viel handgemachte Musik

Infos und Anmeldung unter E-Mail: vorstand@liederleute.de

Meditationstage

14.-19.11.2020, Aura-Hotel Saulgrub

Mischung aus Bewegung, Atmung, Klang, Natur und Stille

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 9 90
E-Mail: info@aura-hotel.de

Schöne Adventszeit

29.11.-9.12.2020, Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Abwechslungsreiches Programm u.a. mit Plätzchen backen und Kutsche fahren

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 45 03 / 6 00 20
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

Tipps

Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle in Bayreuth

Die Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle Oberfranken ist umgezogen. Sie hat am 1. September ihren neuen Standort in der Carl-Schüller-Straße 10 in Bayreuth eröffnet. Die Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr und donnerstagnachmittags von 13.30 bis 17.00 Uhr.

Tel.: 09 21 / 15 12  –  600
E-Mail: bayreuth@bbsb.org

Schnuppertage an der blista

Die nächsten Schnuppertage an der blista finden dieses Jahr am 24. Oktober und 5. Dezember statt. Nächstes Jahr kann am 20. Februar und 24. April geschnuppert werden. Das Schnuppertagsprogramm dauert jeweils von 10 Uhr bis 15 Uhr. Die blista bietet Schülerinnen und Schülern ab der fünften Klasse verschiedene Möglichkeiten: Von einem Abschluss am Gymnasium, an einer der Fachoberschulen bis hin zu einer Ausbildung im blista-Zentrum für berufliche Bildung.

www.blista.de/schnuppertage

Kalender des dzb lesen für 2021

Das dzb lesen bietet für das Jahr 2021 eine breite Auswahl an Kalendern in Groß- und Brailleschrift an. Dabei gilt ein neues Preiskonzept: Der Preis für die Kalender versteht sich als "All-inklusiv-Preis", daher fallen keine zusätzlichen Verpackungs- bzw. Portokosten an. Highlight ist der Reliefkalender "Am Korallenriff", mit dem die Formen- und Farbenvielfalt der Bewohner der Korallenriffe entdeckt werden kann.

Bestellungen unter
Tel.: 03 41 / 7 11 31 19 und per
E-Mail: verkauf@dzblesen.de
www.dzblesen.de

Neues Anmeldeformular der Bahn

Die Deutsche Bahn hat das Formular zur Online-Anmeldung von Hilfeleistungen durch die Mobilitätsservice-Zentrale aktualisiert und verbessert. Das neue Formular soll eine schnellere Anmeldung von Hilfeleistungen durch die Speicherung nicht personalisierter Daten mit einem Service-Code bieten. Zudem sei die Eingabe von Fahrplandaten der gewünschten Reiseverbindung erleichtert worden und die Benutzerführung barrierefrei gestaltet worden.

Das Formular ist abrufbar unter: www.bahn.de/p/view/service/barrierefrei/uebersicht.shtml

Telefonisch ist die Mobilitätsservice-Zentrale erreichbar unter Tel.: 01 80 / 6 51 25 12

Podcast "Lass mal sehen"

Der Podcast von Hilfsmittelhersteller OrCam richtet sich an blinde und sehbehinderte Menschen. Expertinnen und Experten geben darin ihr Wissen weiter und Menschen erzählen ihre Geschichten.

Der Podcast ist abrufbar unter https://soundcloud.com/lass_mal_sehen_orcam

Forum:

Barrieren wecken ihren Kampfgeist

Von klein auf hat sich Nina Becker für ihre Rechte stark gemacht. Sie besuchte eine Regelschule und kämpft nun als Studentin an der Universität Mainz für den Abbau von Barrieren. "Niemals aufgeben" lautet ihre Devise, und sie ruft auch andere auf, mutig für die eigenen Belange einzutreten. Auch wenn erst einmal nichts passiert. "Es gibt immer Wege", sagt sie. "Man muss sie nur finden."

Von Nina Becker  


Wann oder wie genau ich angefangen habe, Barrieren zu brechen, kann ich heute nicht mehr genau sagen. Ich hatte schon immer meinen eigenen Willen, den ich mit allen möglichen Mitteln durchsetzen musste. Es fing schon damit an, dass ich mich weigerte, auf eine Schule für Blinde und Sehbehinderte zu gehen, da ich so "normal" wie möglich sein wollte und mich nicht anders als die anderen Kinder fühlte. Meine Familie und die Leute in meinem Umfeld taten also alles in ihrer Macht Stehende, um mir eine Laufbahn in der Regelschule zu ermöglichen.

Auf diesem Weg stieß ich immer wieder auf Barrieren, von denen ich mich jedoch niemals aufhalten ließ. Irgendwie fand sich für mich immer ein Weg, sodass ich nun schließlich sogar an der Universität gelandet bin. Ich studiere Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Sonderpädagogik und Soziologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Mit meinem Studienbeginn habe ich angefangen, mich aktiv und selbstständig für mehr Barrierefreiheit und Inklusion einzusetzen, indem ich beispielsweise mit verschiedenen Stellen an der Uni zusammenarbeite, um den Campus barrierefreier zu gestalten.


Planen, testen, optimieren

So wurde ich mehrfach zu Begehungen auf dem Campus eingeladen, um mit Architekten, Vertretern der Baubehörde und weiteren Zuständigen Blindenleitsysteme, taktile Lagepläne und Ähnliches zu testen, zu optimieren oder zu planen. Dadurch konnte unter anderem ein völlig neues Leitsystem im Sportinstitut installiert werden, das aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (Waschbetonplatten) nicht wie sonst üblich aus erhabenen Streifen besteht, die auf den Boden aufgebracht wurden, sondern in den Boden eingefräst wurde. Da dazu noch keine Referenzen vorlagen, waren die Beteiligten sehr an meiner Einschätzung der Funktionsfähigkeit interessiert, und es konnten noch in der Planungsphase einige Hinweise von mir berücksichtigt werden. Neben diesem Projekt erstellte ich mit Mitarbeitern der Servicestelle für barrierefreies Studieren eine Liste aller Gebäude auf dem Campus, mit gut umgesetzten und verbesserungswürdigen Elementen der Barrierefreiheit, die nach und nach abgearbeitet werden kann. Kleinigkeiten wie fehlerhaft angebrachte Blindenschrift an einem Fahrstuhl konnten bereits behoben werden, andere wie ein nicht sinnvoll nutzbares Blindenleitsystem stellen die Universität vor größere Herausforderungen.

Seit einem Jahr bin ich außerdem als wissenschaftliche Hilfskraft beim Zentrum für Datenverarbeitung beschäftigt, um bereits während der Entwicklung eines neuen Webdesigns der Uni die Benutzeroberfläche auf Barrierefreiheit zu testen. Durch diese Mitwirkung eröffnen sich mir immer neue Möglichkeiten, wie ich meine persönlichen Erfahrungen weitergeben und Verbesserungsvorschläge machen kann.


Geduld ist gefragt

Beim Kampf gegen Barrieren bedeutet für mich Erfolg nicht zwangsläufig, dass etwas Großes oder Weltbewegendes passieren muss, das die Situation grundlegend verändert. Denn oft entwickeln sich die Dinge gerade in diesem Bereich sehr schleppend, sodass man viel Geduld und Kampfgeist mitbringen muss. Daher freue ich mich oft schon über kleine Schritte in die richtige Richtung: Es ist beispielsweise toll, wenn Leute zunehmend ein Bewusstsein für mögliche Barrieren und verschiedene Beeinträchtigungsformen entwickeln und sich dafür interessieren, wie ich die Welt erlebe. Es freut mich ungemein, wenn ich von Zuständigen nach meiner Meinung gefragt werde und diese offen äußern darf. Ob sich letztendlich etwas dadurch verändert, ist erst einmal nicht wichtig. Es ist für mich schon viel wert, wenn überhaupt Interesse an meinen Erfahrungen besteht und man versucht, verschiedene Blickwinkel in die Diskussion einzubringen. Ein weiteres Highlight war es für mich, bei der Entwicklung des Kinderbuchs "Alle behindert" des Klett Kinderbuchverlags mitwirken zu dürfen und dort aus meinem Leben zu berichten.


Bis alle Mittel erschöpft sind

Mein Ziel war es schon immer, Menschen auf mich und meine Lebenssituation aufmerksam zu machen und mir und allen anderen Beeinträchtigten ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Wenn ich auf scheinbar unüberwindbare Barrieren stoße, wird dadurch erst recht mein Kampfgeist geweckt, da ich fest daran glaube, dass es immer Möglichkeiten und Wege gibt, man muss sie nur finden. Deshalb will ich niemals aufgeben, bis ich nicht alle Mittel erschöpft habe. Ich möchte in der Welt einen bleibenden Eindruck hinterlassen und Menschen mit Beeinträchtigung etwas geben, das ihnen ihr Leben erleichtert. Nicht jeder hat die persönliche Stärke und die psychische Belastbarkeit, um ein Leben lang immer wieder aufs Neue zu kämpfen. Aus diesem Grund will ich meine Ressourcen dafür einsetzen, wo ich nur kann, damit es auch für diese Menschen Chancen auf ein glückliches und erfülltes Leben gibt.

An andere appelliere ich: Seid mutig und tretet aktiv für eure Belange ein! Ihr alle habt eine Stimme und eine Meinung, die gehört werden will. Denn nur ihr selbst könnt auf die Barrieren hinweisen, die euch im Alltag begegnen. Habt keine Angst, aktiv dagegen vorzugehen, denn das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass gar nichts passiert. Lasst euch davon nicht entmutigen und kämpft solange weiter, bis sich etwas verändert. Wir dürfen uns nicht mehr kleinhalten und ignorieren lassen, sondern müssen den Leuten zeigen, dass auch wir Bedürfnisse und Wünsche haben, die teilweise ganz einfach zu erfüllen wären, wenn nur etwas dafür getan wird.

Nina Becker (22) lebt in Mainz.


Dazu ein Bild: Das Bild zeigt Nina Becker an einem sommerlichen Tag an einem Swimming-Pool. Sie trägt ein T-Shirt und eine kurze Hose.

Rätsel

In die folgenden literarischen Titel sind die fehlenden weiblichen Vornamen in die Lücken einzusetzen. Jeder Unterstrich steht für einen fehlenden Buchstaben. An einer Stelle ist zur Hilfe ein Buchstabe vorgegeben. Bei richtiger Lösung nennen die Anfangsbuchstaben der Vornamen, hintereinander gelesen, eine historische legendäre Frauengestalt.


1. Theodor Fontane:

Frau _ _ _ _ _ Treibel


2. Honoré de Balzac:

_ _ _ _ _ _ _ Grandet


3. Lewis Carroll:

_ _ _ _ _ im Wunderland


4. Emile Zola:

_ _ N _


5. Henrik Ibsen:

_ _ _ _ oder ein Puppenheim


6. Eugene O'Neill:

Trauer muss _ _ _ _ _ _ _ tragen


7. Christopher Marlowe:

Die Tragödie von _ _ _ _ , Königin von Karthago


8. Leo Tolstoi:

_ _ _ _ Karenina


9. Astrid Lindgren:

_ _ _ _ _ Räubertochter


10. George Bernard Shaw:

Cäsar und _ _ _ _ _ _ _ _ _

Text: Thomas Christian Dahme  


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. Oktober an den
DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).

Lösung des September-Rätsels

Tast-Bild
Braille-Zeile
Schwarz-Schrift
Teil-Habe
Hör-Film
DAISY-Player
Barriere-Freiheit
Falt-Stock
Seh-Hilfe
Blinden-Ampel
Schwell-Papier
Vergrößerungs-Software (hier: Vergrösserungs-Software)


Dazu ein Bild: Ein Scherenschnitt zeigt Theodor Fontane im Halbprofil: Er hat eine hohe Stirn, volles Haar, kräftige Brauen und einen Schnauzbart.



Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an

sichtweisen@dbsv.org

oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr. 19, 10179 Berlin

Panorama:

Medizin

Internationales Projekt zu Elektrostimulation

Wie sich das Sehvermögen blinder Menschen durch elektrische Gehirnstimulationen aktivieren lässt, soll in einem Projekt untersucht werden, das die Universität Zürich koordiniert und das Anfang September begonnen hat. Forscherinnen und Forscher aus sieben europäischen Universitäten und Institutionen wirken mit. Sie kommen aus den Computer-, System- und klinischen Neurowissenschaften, der Werkstofftechnik, Mikrosystemdesign und Deep Learning. Die EU unterstützt das Projekt mit dem Namen "Neural Active Visual Prosthetics for Restoring Function" mit vier Millionen Euro.

Ziel ist es, eine Neuroprothese für blinde Menschen mit Tausenden von Elektroden zu konstruieren. Dazu werden adaptive maschinelle Lernalgorithmen für die Stimulation mit einer Gehirn-Computer-Schnittstellentechnologie entwickelt. "Diese neuartige Hirn-Neuroprothese soll leicht, robust und gut tragbar sein und über Jahrzehnte hinweg effizient arbeiten", erklärt Shih-Chii Liu von der Uni Zürich. Bisherige Systeme hätten nur wenige Neuronen im Gehirn stimuliert.

Es sollen neue Ansätze für die Stimulation der Gehirnzellen im visuellen Kortex und eine Schnittstelle mit hoher Elektrodenanzahl entwickelt werden. Dazu braucht es dünne, flexible Sonden sowie neue, stabile Elektrodenbeschichtungen und neuartige Mikrochip-Methoden. Zudem müssen die Stimulationsströme an tausenden Elektroden kanalisiert und die neuronale Aktivität in den verschiedenen Gehirnschichten beobachtet werden.

Neuerungen sind ebenfalls zu erwarten bei künstlichen neuronalen Netzwerken: Sie sollen nur die wichtigen visuellen Informationen extrahieren, die durch die Kamera generiert werden. So können Betroffene Objekte und Gesichtsausdrücke besser erkennen und sich auch im ungewohnten Umfeld zurechtfinden. An dem Projekt arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Spanien.

Podcast rund um Diabetes

Die Organisation "diabetesDE  –  Deutsche Diabetes-Hilfe" veröffentlicht seit dem Sommer alle zwei Wochen neue halbstündige Folgen des Podcasts "Doc2Go". Bei "Doc2Go" geht jeweils ein Arzt oder eine Ärztin 30 Minuten lang mit einem Patienten oder einer Patientin virtuell gemeinsam spazieren. Das geführte Gespräch dreht sich um die Themen Bewegung, Ernährung und Therapie rund um den Diabetes und bietet Information und Unterhaltung. Die Hörerinnen und Hörer sind eingeladen, während dieser Zeit tatsächlich spazieren zu gehen und dabei den Podcast zu hören. Sie sollen so zu Bewegung motiviert werden.

Von Diabetes betroffene Podcast-Gesprächspartner waren zum Beispiel Moderator Harry Wijnvoord, Typ-2-Diabetes, und Moderatorin und Autorin Laura Karasek, Typ-1-Diabetes. Menschen mit Diabetes tut regelmäßige Bewegung besonders gut, weil sie den Blutzucker senkt. Wijnvoord ging in der ersten Folge in Köln spazieren, sein Gesprächspartner in Minden an der Weser.

Mehr Infos unter www.diabetesde.org/doc2go

Aus den Ländern

NRW Selbsthilfepreis für Landesverein Westfalen

Der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen (BSVW) gehört mit einem seiner Projekte zu den sechs Gewinnern des NRW Selbsthilfepreises 2020. Eingereicht wurden 40 Beiträge. Ausgezeichnet wurden bei dem Wettbewerb Projekte, die in kreativer Weise neue Wege in der Ansprache und Einbeziehung von Betroffenen im Umgang mit der eigenen Erkrankung entwickelt haben. Der BSVW gewann in der Kategorie 2, in der die Wettbewerbsteilnehmer 26 bis 100 regionale Gruppen haben. Sein Projekt hieß "da da da rk  –  Konzert im Dunkeln".

Der BSVW hatte das literarische Konzert im November 2019 mit dem Ensemble für neue Kammermusik der Universität Dortmund in der Dechenhöhle in Iserlohn veranstaltet. In der natürlichen Dunkelheit der Tropfsteinhöhle machten die sechs Musikerinnen und Musiker nicht nur die Musik, sondern auch den Raum erfahrbar. Sie stellten sich um das Publikum herum, sodass der Klang aus unterschiedlichen Richtungen kam. Melodien wanderten durch die Höhle, Harmonien mischten sich in der Mitte des Raums.

Das Ensemble wagte damit einen ungewöhnlichen Schritt: Im völligen Dunkel zu musizieren, erfordert größte Präzision und Sicherheit beim Musizieren, aber auch den Mut, ohne Blickkontakt aufzutreten. Gespielt wurde vor allem Minimal Music von Komponisten wie Steve Reich und Tom Johnson; außerdem wurden lustige bis schamanisch wirkende dadaistische Gedichte vorgetragen. Uraufgeführt wurde ein Stück, das Tom Johnson eigens für das Ensemble komponiert hatte.

Der Preis für den BSVW ist die Arbeit einer PR-Agentur in Höhe von 10.000 Euro. Der NRW Selbsthilfepreis wird von den gesetzlichen Krankenkassen und -verbänden in Nordrhein-Westfalen ausgeschrieben.


Dazu ein Bild: Vor einer Wand der Tropfsteinhöhle: links eine Studentin mit Schal und Jacke, rechts der Leiter des Ensembles, Dr. Maik Hester, mit schwarzer Mütze. Beide sitzen jeweils vor einem Pult mit Klangschale und Quietsch-Schweinchen. Vor ihnen sitzt das Publikum.

Barrierefreiheit

Barrierefreie Arztpraxen und Apotheken gefordert

Mit einer gemeinsamen Erklärung haben sich die Beauftragten von Bund und Ländern für Menschen mit Behinderungen an die Kassenärztlichen Vereinigungen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die Landesgesundheitsministerinnen und -minister, die Leistungsträger und die Gesetzgeber gewandt. Dabei geht es um die seit sieben Monaten existierende Verpflichtung im Sozialgesetzbuch V, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen die Versicherten im Internet in geeigneter Weise bundesweit einheitlich über die Sprechstundenzeiten der Vertragsärzte und über die Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen zur Versorgung (Barrierefreiheit) informieren. Dieser Verpflichtung kommen sie bislang nicht in angemessener Weise nach, lautet die Kritik. Dadurch sei das Recht auf freie Arztwahl für Menschen mit Behinderungen eingeschränkt.

Die Beauftragten fordern die Kassenärztlichen Vereinigungen auf, ihre gesetzliche Verpflichtung zu erfüllen. Ein Kriterienkatalog solle erstellt werden, der die Bedürfnisse aller Behinderungsarten berücksichtigt. Das Bundesgesundheitsministerium und die Landesgesundheitsministerien sollten die Umsetzung beaufsichtigen. Die Leistungsträger, besonders die Gesetzliche Krankenversicherung, werden aufgefordert, ihrer seit dem Jahr 2002 bestehenden gesetzlichen Verpflichtung (Paragraf 17 SGB I) zur barrierefreien Leistungserbringung umfassend nachzukommen.

Den Gesetzgeber fordern die Beauftragten auf, dafür zu sorgen, dass alle Arztpraxen barrierefrei zu sein haben. Eigentümer müssen gesetzlich dazu verpflichtet werden, bereits bestehende Arztpraxen, Apotheken und andere Gesundheitseinrichtungen barrierefrei umzugestalten. Für Vermieter seien hierzu Anreize zu schaffen.

Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, betont: "Wir haben ein Qualitätsproblem im Gesundheitssystem, solange Ärztinnen und Ärzte nicht barrierefrei praktizieren. Zudem haben wir ein Rechtsvollzugsproblem, denn bestehende Normen werden nicht umgesetzt. Deshalb wird es Zeit, dass die zuständigen Stellen dieses Problem ernst nehmen und die Defizite abstellen, und zwar nicht erst in einigen Jahren."

Lesetasthörbuch im LWL-Museum Münster

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster hat ein Lesetasthörbuch mit dem Titel "Mensch!" entwickelt. Es soll vor allem blinden und sehbehinderten Menschen die Möglichkeit geben, sich die Kunst des LWL-Museums lesend, tastend und hörend zu erschließen.

Sechs herausragende Werke im Museum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) werden in kurzen Texten in Großdruck und Brailleschrift vorgestellt. Zu jedem Werk gibt es eine kontrastreiche Abbildung und ein Reliefbild mit den wichtigsten Elementen der Komposition. Zusätzlich zum Lesetasthörbuch können bei geführten Rundgängen sechs Platten aus Acrylglas genutzt werden, um den Bildaufbau noch deutlicher zu ertasten.

So können Menschen mit Restsehvermögen zum Beispiel das Selbstporträt Paula Modersohn-Beckers anhand der weißen Umrisslinien auf dem kontrastreichen Abbild besser erkennen. Blinde Menschen können die erhabenen Linien entlangtasten und damit die Konturen des Gesichts, den Mund, die Augen, die Frisur und den Bildaufbau erfühlen.

Detailliertere Werkbeschreibungen sowie Informationen zur Epoche und den einzelnen Künstlern kann man auf der beiliegenden DAISY-CD anhören. Das Buch wurde von der Kunstvermittlung des Hauses und einer Testgruppe von blinden und sehbehinderten Menschen aus Münster entwickelt. Im LWL-Museum für Kunst und Kultur gibt es in allen Etagen auch Tastmodelle zur selbstständigen Orientierung für blinde Menschen.

Tastbücher, mit denen kunst- und kulturhistorische Inhalte vermittelt werden, sind noch sehr selten. Außer im LWL-Museum gibt es sie zum Beispiel im Staatlichen Museum Schwerin und im Landesmuseum Mainz.

Das Lesetasthörbuch ist an der Museumskasse ausleihbar. Zusätzlich können Rundgänge für blinde und sehbehinderte Menschen mit dem Tastbuch individuell gebucht werden.


Dazu ein Bild: Ausschnitt eines ertastbaren Bildes auf Acrylglas: Eine Frau in feierlicher Robe ist zu sehen. Das Originalbild stammt von 1564.

Akustischer Advents- und Weihnachtskalender

Das Katholische Blindenwerk Ost bringt für die Advents- und Weihnachtszeit wieder einen akustischen Kalender heraus. Das Kalenderteam hat diesmal für seine Tagesbeiträge die Überschrift "Von Tag zu Tag durch die Advents- und Weihnachtszeit" gewählt.

Zu hören sind aktuelle Beiträge, "Geschichten, die das Leben schreibt" sowie "The Best of Twenty". Stammhörerinnen und -hörer können sich auf ein Wiederhören mit altbekannten Stimmen freuen. An den jeweiligen Sonntagen gibt es Betrachtungen und Anregungen zu den Liturgie-Texten.

Der Advents- und Weihnachtskalender erscheint auf einer CD im DAISY-Format. Er ist kostenlos, alle Mitwirkenden arbeiten ehrenamtlich, Spenden sind willkommen.

Der akustische Advents- und Weihnachtskalender kann bis zum 20. Oktober bestellt werden:

Katholisches Blindenwerk Ost e.V.
Geschäftsstelle
Schierker Str.8, 39118 Magdeburg
Tel.: 03 91 / 6 20 00 57
E-Mail: kbw-ost.wagner@t-online.de

Taktiler Stadtplan der Leipziger Innenstadt

Ein taktiler Stadtplan ermöglicht es blinden und stark seheingeschränkten Menschen, sich einfach und schnell in der Leipziger Innenstadt zu orientieren. Der relativ große tastbare Plan in Spiralbindung besteht aus einer geografischen Karte, die mit einem transparenten Relief überzogen ist. So lassen sich die Wege sowie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie der Zoo, die Thomaskirche, der Hauptbahnhof oder das Bachmuseum ertasten. Ergänzt wird die Karte durch eine Legende und Erläuterungen.

Cityplan Leipzig  –  Tastplan Leipziger Innenstadt
Format 310 * 360 mm


Zu bestellen beim dzb lesen unter
Tel.: 03 41 / 71 13  –  119
E-Mail: verkauf@dzblesen.de

Alphabet-Buch für blinde und sehende Kinder

Der Verein "Anderes Sehen" hat ein Alphabet-Buch für blinde und sehende Kinder herausgegeben: "Das Alphabet der unsichtbaren Dinge" lautet der Titel. Der Verein wollte nach eigenen Angaben beweisen, "dass es möglich ist, Kinderbücher für alle  –  inklusive Kinderbücher  –  auch maschinell herzustellen".

Statt das Alphabet mit Wörtern wie Apfel für das A oder Elefant für das E zu veranschaulichen, wurden abstrakte Begriffe gewählt, die den Kindern trotzdem geläufig sind, zum Beispiel "Träume". "Anderes Sehen" hat das Buch mit der Illustratorin Sophie Lucie Herken entwickelt; die Arbeit daran dauerte vier Jahre. Die Buchstaben des Alphabets werden in kurzen Versen und mit Bildern zum Sehen oder Fühlen vorgestellt, die Texte sind in farbiger Brailleschrift und Großschrift wiedergegeben. Das Buch ist gedacht für blinde und sehende Kinder ab vier Jahren, um Braille- und/oder Schwarzschrift zu lernen, und für Eltern, die es vorlesen möchten.

Mehr Infos unter www.anderes-sehen.de/buecher

Das Buch ist online erhältlich, zum Beispiel über www.nurgutebuecher.de

Gesellschaft

Modellprojekt "Wege in den Beruf"

Für Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung ist es schwer, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Platz zu finden. Das soll nun ein fünfjähriges Modellprojekt ändern. Es heißt "Wege in den Beruf  –  Aufbau deutschlandweiter beruflicher Bildungsangebote" und wird von der Aktion Mensch Stiftung finanziell gefördert. Das Projektteam bilden Expertinnen und Experten der Stiftung Nikolauspflege, des Deutschen Taubblindenwerks Hannover und des SFZ Chemnitz. Ein Projektbeirat setzt sich aus Betroffenen, Angehörigen sowie weiteren Fachleuten zusammen.

Ziel des Modellprojekts ist es, individuelle Aus- und Weiterbildungsangebote in Stuttgart, Hannover, Chemnitz und Berlin für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen zu schaffen. Bisher finden Betroffene kaum Alternativen zur Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Dort fühlen sich die meisten unterfordert.

Fragen, die während des Projekts behandelt werden, sind zum Beispiel: Welche Berufssparten können sich für taubblinde/hörsehbehinderte Menschen öffnen? Wie sieht eine individuelle Arbeitsplatz- und Hilfsmittelberatung aus? Wie gelingt wohnortnahe Teilhabe am Arbeitsleben?

Bis zum Ende des Projekts am 31. Mai 2025 sollen berufliche Bildungsangebote für Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung geschaffen und eine dauerhafte Finanzierung erreicht werden. Möglichst früh sollen taubblinde und hörsehbehinderte Menschen in einer "Testphase" überprüfen, wie sich die erarbeiteten Angebote im Alltag bewähren.



AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel.

Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung.

Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • Aura-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • Aura-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • Aura-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • Aura-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • Aura-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

Hürdenlauf durchs Leben

Sie lernte Artistik am Trapez, tourte mit Comedy und Kindertheaterstücken durchs Land und liebte die Bühne. Dann die Diagnose: Retinitis pigmentosa  –  Erblindung genetisch programmiert. Anfangs verzweifelt übersprang Dörte Maack mit viel Ausdauer dennoch die Hindernisse, die auf ihrem Weg lagen  –  die realen und die abstrakten. Bis sie ins Scheinwerferlicht der Bühne zurückkehrte.

Von Dörte Maack  


"Was ist, wenn wir fallen?", fragten wir unsere Trapezlehrerin. Sie atmete tief durch und sagte: "Well, we do not fall." Verstanden: Wir fallen nicht. Nach der Ausbildung an der Zirkusschule in England gründete ich mit zwei anderen jungen Frauen in Hamburg die Kirschkern Company. Schon bald wurden wir auf zahllosen kleinen und einigen großen Bühnen im gesamten Bundesgebiet mit unseren Comedy-Nummern und Kindertheaterstücken gefeiert. Für mich hätte es so weitergehen können, doch dann stellte mir mein Augenarzt die Diagnose Retinitis pigmentosa  –  Erblindung unausweichlich. In meiner Ignoranz und Arroganz erschien mir Blindsein als das genaue Gegenteil meines bisherigen buntschillernden Lebens, dass ich so sehr liebte. "Als Blinde werde ich arm, einsam, hässlich und nutzlos sein", war ich sicher. Versinkend in Angst, Trauer und Wut verabschiedete ich mich von der Bühne. Wir fallen eben doch  –  und dann?

"Als blinde Frau kannst du fast alles machen. Wenn es scheitert, dann an der mangelnden Fantasie der Sehenden", sagte mir der Berater einer Beratungsstelle für blinde und sehbehinderte Menschen in Hamburg. Er war selbst blind, ein Experte also, der es wissen musste. Ich dagegen dachte wie eine Sehende und konnte mir nicht vorstellen, was man als blinde Frau überhaupt noch machen könnte, und schon gar nicht wie.

Schritt für Schritt lernte ich eine Menge Neues kennen: Blindenlangstock, Blindenführhund, Braillezeile, Sprachausgabe und vieles mehr. Blindentechnisch schließlich fit beendete ich mein Studium mit einem neuen zweiten Hauptfach: Sport. Für die Abschlussprüfung in Leichtathletik lief ich nach monatelangem Training und dank kreativer Ideen meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen blind über Hürden. Völlig sinnlos für meine berufliche Karriere, aber wichtig für mein Selbstbewusstsein.


Immer häufiger gebucht

Mit dem Hochschulabschluss in der Tasche ging ich zu "Dialog im Dunkeln", einem Ausstellungsprojekt, bei dem blinde Guides die sehenden Besucher durch eine aufwendige lichtlose Installation führen und ein "Dinner im Dunkeln" angeboten wird. Fünfzehn Jahre war ich dort Leiterin des Bereichs Bildung, qualifizierte mich in Fortbildungen zum Coach und zur Team-Entwicklerin, entwickelte Workshops für Teams und Führungskräfte und bereiste die Welt. Beruflich lief es nicht schlecht und privat noch besser: Ich lernte einen wunderbaren Mann kennen, und wir bekamen zwei Kinder. Meine Tochter und meinen Sohn habe ich noch nie gesehen, doch für mich sind es die schönsten Kinder der Welt.

Vor einigen Jahren bekam ich die Chance, auf die Bühne zurückzukehren. Ich wurde als Moderatorin für Tagungen und Kongresse und als Rednerin immer häufiger gebucht und machte mich schließlich selbstständig.

"Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie man blind diesen Kongress moderieren kann, aber machen Sie mal", sagte mir einmal ein Auftraggeber, und viele dachten sicher ähnlich. Derlei Bedenken waren mir ein Ansporn. Wie damals beim blinden Hürdenlauf arbeitete ich hart und fand Lösungen für die speziellen blindheitsbedingten Herausforderungen auf der Bühne.

Dass ich überzeugt hatte, wusste ich, wenn ein Veranstalter im Nachhinein sagte: "Na ja, eigentlich ist es ja auch leichter, blind zu moderieren. Dann wird man nicht so abgelenkt." Tatsächlich ist es zugleich schwerer und leichter, blind zu moderieren. Aber vor allem ist es ein Handwerk, das man lernen kann, und heute mein Beruf.


"Ich recherchiere tagelang"

Die Fantasie der Sehenden hat sich in den vergangenen Jahrzehnten begonnen zu entfalten, langsam zwar, aber immerhin. Es ist heute fast selbstverständlich, dass ich für Veranstaltungen zur Inklusion gebucht werde: Inklusion in der Bildung, Inklusion auf dem Arbeitsmarkt, barrierefreies Bauen. Für diese Themen nimmt man gern eine Moderatorin mit einer Beeinträchtigung. Mir kam das entgegen, denn ich bin mit all diesen Inhalten gut vertraut. Bald kamen aber auch Aufträge zu benachbarten und auch zu ganz anderen Themen: Altenpflege, Kinder- und Jugendhilfe, Digitalisierung, Kriminalität, Mehrsprachigkeit, Wohnungsnot und Stadtplanung. Auf keinem dieser Gebiete bin ich eine ausgewiesene Expertin, doch als Moderatorin muss ich natürlich die entscheidenden Fragen stellen können. Ich recherchiere dafür jedes Mal aufs Neue tagelang mit wachsender Begeisterung, telefoniere ausführlich mit allen Referenten und Podiumsgästen und staune immer wieder, wie viele unterschiedliche Aspekte sich hinter jedem einzelnen Thema verbergen.

Auf der Bühne habe ich anders als früher kein Zirkusgerät mehr dabei, doch in unserem Wohnzimmer hängt ein Trapez, und ich fahre auch wieder Einrad  –  nur so zum Spaß. Mein Berater hatte recht behalten: "Du kannst als blinde Frau fast alles machen." Aber ich habe beim Training zum blinden Hürdenlauf auch verstanden, dass der Aufwand dafür ungeheuer hoch sein kann. Manchmal macht das Spaß, und oft lohnen sich die Extrameilen, aber längst nicht immer. Noch allzu oft stehen wir Menschen mit Beeinträchtigungen vor Hürden, die mit ein bisschen Fantasie leicht aus dem Weg geräumt werden könnten.

Die Corona-Sendepause für Tagungen und Kongresse habe ich genutzt, um die Geschichte meiner Erblindung aufzuschreiben. Wenn mein Buch ein bisschen gegen mangelnde Fantasie in Bezug auf die Lebenswelten blinder Menschen helfen kann, hat es sich gelohnt.

Dörte Maack (52) lebt in Prisdorf in Schleswig-Holstein.


Das Buch von Dörte Maack heißt "Wie man aus Trümmern ein Schloss baut: Die Geschichte meines Erblindens und wie ich wieder Lebensfreude fand", Patmos Verlag 2020.


Dazu ein Bild: Dörte Maack im Halbportrait: Sie steht im Scheinwerferlicht und spricht in ein Headset. Sie trägt kinnlanges helles Haar mit Seitenscheitel und ein T-Shirt mit halblangen Ärmeln.

Service:

Wünsche für den Ernstfall festlegen

Wenn ein Mensch einen schweren Unfall oder eine Krankheit erleidet und nicht mehr selbst entscheiden kann, welche Behandlung vorgenommen werden darf und welche nicht, ist eine Patientenverfügung hilfreich. Jeder Volljährige kann darin seine Wünsche angeben, sie aber auch jederzeit ändern oder widerrufen. Unser Rechtsexperte erläutert Details und empfiehlt, sich beraten zu lassen.

Von Christian Seuß  


Zu den typischen Lebensrisiken gehört, dass ein Mensch wegen eines schweren Unfalls oder einer schwerwiegenden Erkrankung nicht mehr in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen, ob in bestimmten Lebenssituationen eine medizinische Behandlung gemacht werden oder unterbleiben soll.

Nach Paragraf 630d des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) dürfen Ärztinnen und Ärzte Menschen nur behandeln, wenn diese vorher in den Eingriff oder die Heilbehandlung eingewilligt haben. Nahe Angehörige wie Ehepartner oder Kinder dürfen nicht einfach für die betroffene Person entscheiden, wenn sie selbst hierzu nicht imstande ist.

Was ist zu tun? Aus rechtlicher Sicht ist es ratsam, rechtzeitig eine Patientenverfügung zu errichten. Der Gesetzgeber hat allen Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland die Möglichkeit gegeben, in einer Patientenverfügung zu regeln, in welchen Lebenslagen ärztliche Eingriffe und Therapien gewünscht werden oder unterbleiben sollen.

Maßgeblich ist Paragraf 1901a BGB Patientenverfügung. Dieser lautet:

(1) Hat ein einwilligungsfähiger Volljähriger für den Fall seiner Einwilligungsunfähigkeit schriftlich festgelegt, ob er in bestimmte, zum Zeitpunkt der Festlegung noch nicht unmittelbar bevorstehende Untersuchungen seines Gesundheitszustands, Heilbehandlungen oder ärztliche Eingriffe einwilligt oder sie untersagt (Patientenverfügung), prüft der Betreuer, ob diese Festlegungen auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zutreffen. Ist dies der Fall, hat der Betreuer dem Willen des Betreuten Ausdruck und Geltung zu verschaffen. Eine Patientenverfügung kann jederzeit formlos widerrufen werden.

(2) Liegt keine Patientenverfügung vor oder treffen die Festlegungen einer Patientenverfügung nicht auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zu, hat der Betreuer die Behandlungswünsche oder den mutmaßlichen Willen des Betreuten festzustellen und auf dieser Grundlage zu entscheiden, ob er in eine ärztliche Maßnahme nach Absatz 1 einwilligt oder sie untersagt. Der mutmaßliche Wille ist aufgrund konkreter Anhaltspunkte zu ermitteln. Zu berücksichtigen sind insbesondere frühere mündliche oder schriftliche Äußerungen, ethische oder religiöse Überzeugungen und sonstige persönliche Wertvorstellungen des Betreuten.

(3) Die Absätze 1 und 2 gelten unabhängig von Art und Stadium einer Erkrankung des Betreuten.

(4) Der Betreuer soll den Betreuten in geeigneten Fällen auf die Möglichkeit einer Patientenverfügung hinweisen und ihn auf dessen Wunsch bei der Errichtung einer Patientenverfügung unterstützen.

(5) Niemand kann zur Errichtung einer Patientenverfügung verpflichtet werden. Die Errichtung oder Vorlage einer Patientenverfügung darf nicht zur Bedingung eines Vertragsschlusses gemacht werden.

(6) Die Absätze 1 bis 3 gelten für Bevollmächtigte entsprechend.


Folgendes sollte man sich bei Paragraf 1901a BGB zur Patientenverfügung merken:

  1. Patientenverfügungen können alle volljährigen Menschen ab Vollendung des 18. Lebensjahres machen, die zum Zeitpunkt der Errichtung der Patientenverfügung einwilligungsfähig sind. Niemand ist aber hierzu verpflichtet.
  2. Die Patientenverfügung ist anders als das Testament an keine konkrete Form gebunden. Sinnvoll ist allerdings, dass man die Patientenverfügung schriftlich niederlegt, damit über den Willen der betreffenden Person Klarheit besteht und mit Hilfe der Patientenverfügung anhand der konkreten Umstände des Einzelfalls geprüft werden kann, ob die betroffene Person eine Behandlung wünscht oder nicht. Schriftform heißt, dass der Inhalt der Patientenverfügung in schriftlicher Form ausgedruckt vorliegt und von der betreffenden Person eigenhändig unterschrieben wird. Möglich ist auch eine notarielle Beurkundung der Patientenverfügung.
  3. Empfehlenswert ist, dass die Patientenverfügung in einem zentralen Register hinterlegt wird, damit sie im Ernstfall rasch aufgefunden wird und dem Patientenwillen entsprochen werden kann. Die Kosten hierfür liegen aktuell unter 20 Euro je Anmeldung.
  4. Die Patientenverfügung kann jederzeit neugefasst, abgeändert oder ergänzt werden. Von Zeit zu Zeit sollte geprüft werden, ob die Patientenverfügung noch passt. Fortschritte in der Medizin können zum Beispiel dazu führen, dass eine Patientenverfügung abgeändert wird.
  5. Die Patientenverfügung muss für bestimmte ärztliche Eingriffe, Heilbehandlungen und Eingriffe, die in der Zukunft liegen, festlegen, ob eine Einwilligung erteilt oder versagt wird.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs haben sich die Anforderungen an die Bestimmtheit einer Patientenverfügung deutlich erhöht (Beschlüsse vom 6.7.2016  –  Aktenz.: XII ZB 61/16, 8.2.2017  –  Aktenzeichen: XII ZB 604/15 und 14.11.2018  –  Aktenzeichen: XII ZB 107/18).

So soll sich aus einer Patientenverfügung zum einen die konkrete Behandlungssituation erkennen lassen und zum anderen sollen sich die auf diese Situation bezogenen Behandlungswünsche klar ergeben.


  1. Ein gesetzlicher Betreuer oder eine entsprechend bevollmächtigte Person ist an die Patientenverfügung gebunden und ist verpflichtet, die Verfügungen in der konkreten Situation zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen. Hierauf wird in der November-Ausgabe der "Sichtweisen" näher eingegangen.
  2. Eine unwirksame Patientenverfügung wird  –  anders als ein unwirksames Testament  –  nicht als vollkommen nichtig und unwirksam betrachtet. Vielmehr sind bei der Ermittlung des "mutmaßlichen Willens" insbesondere frühere mündliche oder schriftliche Äußerungen, ethische oder religiöse Überzeugungen und sonstige persönliche Wertvorstellungen der betroffenen Person zu berücksichtigen.

Ratsam ist vor Errichtung der Patientenverfügung in jedem Fall eine eingehende Beratung, bei der die Wertevorstellungen des bzw. der Ratsuchenden ermittelt werden und anhand unterschiedlicher Krankheitsbilder Festlegungen getroffen werden, inwieweit medizinische Behandlungen erwünscht sind und in welchem konkreten Stadium unter welchen Voraussetzungen eine Behandlung nicht mehr gewollt ist. Es ist auch möglich, sich an Mustern zu orientieren, sie ganz oder teilweise zu übernehmen oder sie zu ergänzen.

Beratungen werden insbesondere angeboten durch Ärzte, Rechtsanwälte, Notare, Beratungsvereine und seit Kurzem auch durch die Rechtsberatungsgesellschaft "rbm Rechte behinderter Menschen gemeinnützige GmbH".

Christian Seuß ist Jurist und Rechtsassessor der Rechtsberatungsgesellschaft rbm  –  Rechte behinderter Menschen gemeinnützige GmbH


Eine vertiefende Information bietet die Broschüre "Patientenverfügung  –  Leiden  –  Krankheit  –  Sterben", herausgegeben vom Bundesjustizministerium. Auf dessen Internetseite steht sie zum Herunterladen bereit (Begriffe "BMJV" und "Patientenverfügung" in eine Suchmaschine eingeben).

Anzufordern auch unter Tel.: 030/1 82 72 27 21

Medien:

Bücher

Mathilda

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Mathilda mag ihr Leben und möchte unbedingt, dass alles so bleibt, wie es ist. Sie liebt ihr Dorf Dettebüll in Nordfriesland, seine Einwohner und ihre Familie. Bis auf Ilse, ihre boshafte Mutter, vielleicht. Veränderungen sind Mathilda ein Gräuel, und so kämpft sie seit vierzig Jahren um Harmonie in der Familie. Doch dann gerät Mathilda und mit ihr ganz Dettebüll in einen Strudel von Ereignissen, die den Frieden in ihrem Dorf gründlich aus den Angeln heben: Dubiose Männer in dunklen Anzügen interessieren sich plötzlich für die endlosen Wiesen von Dettebüll. Unruhe macht sich breit unter der Dorfbevölkerung. Und noch bevor Mathilda sich auf all das einen Reim machen kann, gibt es die erste Tote: Ilse kommt bei einem tragischen Unfall ums Leben. Und sie wird nicht die einzige Tote bleiben. Für Mathilda wird der Sommer in Dettebüll deshalb zwar äußerst turbulent, aber doch insgesamt sehr zufriedenstellend.

Zwischen Krimikomödie und Dorfroman verspricht der neue Roman von Dora Heldt entspannte Lesestunden mit schwarzem Humor und spannendem Plot.

Dora Heldt: Mathilda oder Irgendwer stirbt immer
DAISY-Hörbuch (13:45 Stunden)
Sprecherin: Stefanje Meyer

Im Schatten des Mangrovenbaums

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


Eine Dreiecksbeziehung, ein gestrandetes Schiff vor der Westküste Sumatras im 19. Jahrhundert und eine gefährliche Odyssee durch den Dschungel der indonesischen Insel  –  das ist der Stoff, den Liv Winterberg gekonnt in Szene setzt. Lilian begleitet ihren deutlich älteren Ehemann Joseph, der Handelsagent ist, nach Singapur. Auch Josephs bester Freund Elliot reist als Botaniker zu Forschungsstudien mit. In Singapur ist Lilian unglücklich und einsam. Ihr Mann arbeitet sehr viel und scheint ihr etwas zu verschweigen. Auf einer gemeinsamen Reise gerät das Schiff vor der Westküste Sumatras in Brand und Lilian, Joseph und Elliot retten sich gemeinsam mit den anderen Passagieren auf die Insel. Dort schlagen sich die drei auf einen deutlich gefährlicheren, aber kürzeren Weg durch den Dschungel. In lebensgefährlichen Situationen kommen sich Lilian und Elliot näher. Lilian erweist sich als "Krisenmanagerin" und hilft ihrem Mann, Vergangenes loszulassen.

Ein historischer Schmöker mit einer leichtfüßigen Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer farbenprächtigen indonesischen Insel und eine Reise in das koloniale Zeitalter des britischen Empires Anfang des 19. Jahrhunderts.

Liv Winterberg: Im Schatten des Mangrovenbaums
Kurzschrift, 4 Bände
Preis: 48 Euro


Zu bestellen beim dzb lesen unter
Tel.: 03 41 / 71 13  –  113
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de

Vom Leben und Sterben

Ein Buchtipp von Barbara Brusius, Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge


Würdig leben  –  würdig sterben  –  was heißt das? Darf ein Mensch, wenn er sterbenskrank ist, seinem Leben selbst ein Ende setzen oder nicht? Sollte Sterbehilfe von der Politik gesetzlich erlaubt werden oder wird damit eine sowohl politisch als auch theologisch problematische Richtung eingeschlagen? Das sind Fragen, die in unserer Gesellschaft umstritten sind. Und auch das Theologenehepaar Anne und Nikolaus Schneider ist sich bei dieser Frage nicht einig. Die Theologin und der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben beide ihre Ansichten auf dem Hintergrund der sehr aggressiven Brustkrebserkrankung von Anne Schneider im Jahr 2014 und dem Tod der Tochter Meike durch Leukämie mit nur 22 Jahren überprüft und weiterentwickelt. Ihre Antworten aufgrund dieser persönlichen Bezüge bewegen einen sehr und regen an, auch die eigenen Gedanken noch einmal zu überdenken. Ihre Thesen, Sichtweisen und theologischen Deutungen bekommen eine sehr persönliche Note und wirken nicht wie dogmatische Theorien, die am Schreibtisch entstanden sind.

Respektvoll und engagiert zeigen die beiden die Widersprüchlichkeit der Argumentationen und das Spannungsgefüge zwischen individueller und ethisch-rechtlicher Entscheidung auf. Außerdem spüren sie der Frage nach, welche Antwort Christen und Kirchen der Gesellschaft anbieten können.

Anne und Nikolaus Schneider: Vom Leben und Sterben  –  Ein Ehepaar diskutiert über Sterbehilfe, Tod und Ewigkeit
DAISY-CD (4:41 Stunden)
Sprecherin: Martina Schlegl

Blindenführhund Tessy  –  Mein Leben auf der Gerstlfarm

Der eine oder die andere hat Blindenführhund Tessy, einen blonden Labrador, schon im ersten Buch von Rosmarie Gerstl kennengelernt. Darin beschreibt sie aus der Sicht Tessys, wie ein Hund lernt, blinde Menschen zu führen. Wer darüber nichts weiß, erfährt in dem Buch auf unterhaltsame Weise, wie geeignete Welpen ausgesucht und als junge Hunde ausgebildet werden.

Im zweiten Buch nun beschreibt die Autorin, was Tessy für sie leistet und wie sie es macht: wie sie ihr Wege zeigt, sie zu bestimmten Geschäften, Ein- und Ausgängen führt. Tessy und ihre Halterin bewältigen einen großen Umzug und lernen, sich in der Umgebung, in die sie ziehen, zurechtzufinden. Alles ist aus Tessys Perspektive geschrieben, und man kann sich gut vorstellen, dass sie alles wirklich so erlebt hat: die Freude, im Schnee zu tollen, die Enttäuschung, im Café nicht mit anderen Hunden in Kontakt kommen zu dürfen, der Stolz, ihre Halterin sicher einen Weg geführt zu haben und das Beobachten anderer Tiere auf dem Hof.

In leichtem Ton geschrieben, munter wie ein spielender Hund, ist das kurze Buch eine unterhaltsame und informative Lektüre.

Rosmarie Gerstl: Blindenführhund Tessy  –  Mein Leben auf der Gerstlfarm
Herausgeber: tredition
Preis E-Book (Kindle): 3,50 Euro
Preis Taschenbuch: 8,50 Euro



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Hörfilme

Und morgen die ganze Welt

Luisa ist 20 Jahre alt, stammt aus gutem Haus, studiert Jura im ersten Semester. Und sie will, dass sich etwas verändert in Deutschland. Alarmiert vom Rechtsruck im Land und der zunehmenden Beliebtheit populistischer Parteien, tut sie sich mit ihren Freunden zusammen, um sich klar gegen die neue Rechte zu positionieren. Schnell findet sie Anschluss bei dem charismatischen Alfa und dessen bestem Freund Lenor. Für die beiden ist auch der Einsatz von Gewalt ein legitimes Mittel, um Widerstand zu leisten. Bald schon überstürzen sich die Ereignisse. Und Luisa muss entscheiden, wie weit zu gehen sie bereit ist  –  auch wenn das fatale Konsequenzen für sie und ihre Freunde haben könnte.

Und morgen die ganze Welt
Spielfilm, Deutschland, Frankreich 2020
Regie: Julia von Heinz
Drehbuch: Julia von Heinz, John Quester
Mit Mala Emde, Noah Saavedra, Tonio Schneider
Kinostart: 29. Oktober

Anzeigen:

Hinweis

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

Zu verschenken

Ich gebe die Zeitschrift Sichtweisen 2018 und 2019 in je zwei Versandkartons und zwei großen Versandtaschen ab. Für das Versandmaterial fallen jeweils 6 Euro pro Jahrgang an.

Zuschriften in Blindenschrift an:
Peter Zahn
Gänsbühl 11a, 86152 Augsburg

Gewerbliche Anzeigen

Schottland-für-Alle

Reisen speziell für blinde und sehbehinderte Gäste

Es ist Herbst und langsam geht ein besonderes Reisejahr dem Ende zu. Wir haben die Planung für das kommende Jahr abgeschlossen. Neben neuen Reiserouten zu bekannten Destinationen, haben wir Reisen nach Marokko und Andalusien im März, Israel im April, Rumänien im Juni, Kanada im August, Nepal und Hawaii im Oktober, sowie Oman im November geplant.

Eine Übersicht aller Reisen finden Sie auf der Homepage www.schottland-fuer-alle.com.

Gerne stehen wir für weitere Infos per
E-Mail: info@schottland-fuer-alle.com oder unter
Tel.: 02 11 / 43 69 13 28 bzw. Tel.: 00 44 18 63 76 60 10

zur Verfügung.

Braunschweiger BlindenHilfsmittelVersand

Auch dieses Jahr gibt es wieder die edlen Adventskalender mit Punktschrift von der Confiserie Lauenstein. Vorbestellungen werden ab sofort angenommen. Ein gedruckter Katalog mit den üblichen Hilfsmitteln, farbig bebildert, kann jederzeit gratis angefordert werden.


B.B.H.V. Kranzusch
Telefon: 05 31 / 2 84 24 12
E-Mail: BBHV@web.de

IPD

Jetzt erhältlich: die OrCam MyEye mit neuen Features

Die OrCam bietet Ihnen jetzt zwei neue wertvolle Funktionen:

  • Intelligentes Lesen: Sie können die OrCam jetzt mit Sprachbefehlen steuern und sich so einfach Informationen aus den erfassten Dokumenten gezielt herausfiltern. Auch viele Einstellungen können Sie jetzt so schnell und unkompliziert vornehmen.
  • Orientierungshilfe: Im Orientierungsmodul können Sie Türen, Treppenstufen, Stühle, Tische, runde Behälter und Bildschirme vor sich identifizieren. Dieses neue Feature ist noch in der Betaphase, wird aber in der neuen Version freigeschaltet, sodass Sie jetzt schon von dieser Funktionalität aber auch von den Weiterentwicklungen in der Zukunft profitieren.

Nutzen Sie auch die Trade-In Angebote, um auf das neue System umzusteigen.
Erleben Sie Ihre Unabhängigkeit neu! Interessiert?  –  Sprechen Sie uns an!
Ihre IPD


Tel.: 05 11 / 9 36 30 90
E-Mail: post@ipd.gmbh
Web: www.ipd.gmbh

AASB Maria Seidling

Individuelle Ausstattung und Betreuung mit Blinden- und Sehbehindertenhilfsmitteln seit über 30 Jahren.


  • Lesephon®Vorlesesysteme
    Privat und Beruf, alle Windows-Varianten mit Sprache, aktuelle Texterkennung, Option: DAISY-Player, Text-To-MP3, Editor
        ab 2.142,00 Euro
  • Spracheingabe Dragon Naturally Speaking
    Skripte für JAWS, Office und Lesephon®, jetzt mit Echo-Funktion, 2 Tage Schulung
        Preis auf Anfrage
  • Alva Braillezeilen, 40/80 Module auch als Kassenmodell
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  • Screenreader JAWS mit Stimme Eloquence / Anna
        ab 1.679,34 Euro
        Schülerpreis auf Anfrage
  • Verschiedene Bildschirmvergrößerungssysteme
        Preis auf Anfrage

Wenn Sie es wünschen, präsentieren wir bei Ihnen vor Ort. Präqualifiziert für die Produktgruppe 7. Zertifizierter Fachhändler für Dragon Naturally Speaking speziell für Blinde. Autorisierter Fachhändler für JAWS und Lesephon®.


AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Neu in unserem Sortiment

  • Pharos  –  eine kleine aufsteckbare Lampe für den Langstock
    Dieses Stocklicht ist mit einer Länge von ca.7 cm und einem Durchmesser von ca.2 cm etwa so groß wie eine kleinere Fahrradlampe. Es lässt sich schnell am Langstock anbringen und bei Bedarf auch wieder abnehmen. Mit einer Leuchtkraft von 40 Lumen ist das Licht der Lampe hell genug, sodass Sie auch in der dunkleren Jahreszeit gut gesehen werden. Das Stocklicht ist wasserdicht und lässt sich bei Bedarf ein- bzw. ausschalten. Im Lieferumfang sind drei verschiedene Befestigungsklammern enthalten, sodass es auf allen Ambutech-Langstöcken angebracht werden kann. Als weitere Befestigungsmöglichkeit ist das Stocklicht mit einem zusätzlichen Schlüsselring ausgestattet. Es wird über einen USB-Anschluss aufgeladen. Die Ladezeit beträgt 45 Minuten. Im Dauerbetrieb ist die Laufzeit des Stocklichtes 45 Minuten.

Lieferumfang:

    • 1 Stocklicht mit USB-Anschluss
    • 3 Befestigungsklammern in verschiedenen Größen

    Bestell-Nr.: V437  –  Preis: 28,95 Euro


  • EinfarbigertaktilerZauberwürfel
    Einfarbiger Zauberwürfel, bei dem jede der sechs Seiten mit unterschiedlichen taktilen Symbolen versehen ist. Der Packung liegt eine Augenbinde bei, sodass auch sehende Personen versuchen können, das Rätsel des Würfels allein durch Tasten zu lösen. Der taktile Zauberwürfel ist aus rotem Kunststoff und die Kantenlänge beträgt 6,2 cm.

    Bestell-Nr.: S130R  –  Preis: 26,99 Euro


Empfehlungen aus unserem Sortiment

  • LED-Signal-Klackband
    Reflektierendes Signal Klackband mit zwei LED-Lichtern, welches zwei unterschiedliche Lichtsignale bietet. Durch eingebaute Spiralfedern ist das Klackband gut geeignet für das Fußgelenk sowie für den Unterarm oder den Rollator.
    • Lieferung inklusive Batterie Typ CR2032
    • Material: PVC
    • Maße: ca.34,5 x 4,0 cm
    • Farbe: Limettengrün

    Bestell-Nr.: V538  –  Preis: 5,40 Euro


Gern senden wir Ihnen unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD.

Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 /8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de


Telefonische Beratung und Bestellannahme:
Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
Freitag von 9 bis 16 Uhr

Persönliche Hilfsmittelberatung und -verkauf in der Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden:
Montag und Freitag von 9 bis 12.30 Uhr
Dienstag und Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
Mittwoch von 13 bis 18 Uhr

Bestellungen im Internet: www.lhz-dresden.de

Reinhardt Verlag

Buch: Mitten im Leben mit Sehbeeinträchtigung

Die Gabel zum Mund führen, Zähneputzen, die Haustüre aufschließen  –  unser Alltag besteht aus unzähligen Tätigkeiten, die für sehende Menschen selbstverständlich sind. Kinder und Erwachsene mit Sehbeeinträchtigungen stellen sie vor erhebliche Herausforderungen. Doch auch sie können lebenspraktische Fähigkeiten erlernen. Mit der richtigen Strategie und passenden Hilfsmitteln lernen vor allem Kinder schnell, sich im Alltag zurechtzufinden.

Wie der Prozess erfolgreich gestaltet wird, erklärt dieses praxisnahe Fachbuch. Die Autorin, Pionierin auf dem Feld der lebenspraktischen Fähigkeiten in Deutschland, liefert detaillierte Anleitungen, die auf jahrelanger Erfahrung beruhen. Denn Menschen mit Sehbeeinträchtigungen kommen im Alltag bestens klar  –  mit der richtigen Vorbereitung.

Pamela Cory: Mit Sehbeeinträchtigung im Alltag klarkommen
143 Seiten
erscheint Oktober 2020
www.reinhardt-verlag.de


Bildbeschreibung: Gezeigt wird das Buch, auf dessen Titelbild zwei Hände und buntes Besteck zu sehen sind.

DBSV: Augenblicke feiern

Ob Geburtstag, Jubiläum oder Firmenfest: Feiern Sie Ihren besonderen Augenblick und schenken Sie blinden und sehbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes Leben!

Bitten Sie Ihre Gäste anstelle von Geschenken um eine Spende zugunsten von Menschen mit Sehverlust.

Informationen zum Thema "Spenden statt Geschenke" erhalten Sie bei den 19 Landesvereinen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) oder unter www.dbsv.org/spenden-statt-geschenke

Papenmeier: 25 Jahre BRAILLEX®

Wegweisend vielseitig.
25 Jahre BRAILLEX® made in Germany
kostenfreie Hotline: 0 23 04 / 94 61 18


F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: 0 23 04 / 94 60
E-Mail: info.reha@papenmeier.de
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de


Bildbeschreibung: Zu sehen ist eine geradeaus verlaufende Straße, eingebettet in grüne Graswiesen. Auf dieser Straße präsentieren sich alle BRAILLEX® Geräte perspektivisch aufgereiht.

Deezer

Der einzige Musikstreamingdienst mit eigener Hörbuch-App


Audiobooks by Deezer  –  barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen

Jetzt drei Monate gratis testen. Es gelten die Angebotsbedingungen auf deezer.com/audiobooks

Mehr Infos auf deezer.com/audiobooks


Bildbeschreibung: Vor hellblauem Hintergrund sind zwei Handys zu sehen, auf denen Hörbücher in der Deezer-App geöffnet sind.




Rückseite

Wir haben Recht für Sie!

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) ist an Ihrer Seite  –  von der Beantwortung rechtlicher Fragen über das Widerspruchsverfahren bis zur Klage.

Wir wissen, wovon Sie reden! Die Rechtsberatung und -vertretung wird in der Regel von Juristen durchgeführt, die selbst behindert sind.


Geschäftsstelle Marburg
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