Sichtweisen Ausgabe 09/2021

"Sichtweisen" – Heft 09/2021

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Feelware barrierefreie Haushaltsgeräte

Einfach SynPhon!

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Marland

Vanda Pharmaceuticals

Help Tech

RTB

Im Gespräch:

"Diversität ist profitabel"

DBSV-Nachrichten:

Sieben auf einen Streich

Beraten und Beschlossen

Per Auffinde-App zum richtigen Bus

Meldungen

Braille-Aktivitäten in Europa

Generalversammlung der Weltblindenunion

Forderungen der Initiative Sehen im Alter

Taubblindengeld jetzt auch in Hessen

Weitersehen 2022: DBSV-Publikation zu Sport

DBSV startet Info-Offensive zum Lormen

Alternativtext-Projekt veröffentlicht Ergebnisse

Neuorganisation der Mobilitätsservice-Zentrale

Internationaler Austausch im Bereich Kindertastbücher

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Die Wahl

Maßstäbe für gutes Regieren

Was die Parteien anstreben

Wahlprogramme im Test

Wählen mit Schablone

Kurzinfo: Kampagne des Paritätischen

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Ausstellung zur documenta

Tag der offenen Tür

Schnupperkurse Braille-Notenschrift

Orientierungstage im KIT

AMD-Netz Forum 2021

Seminar für Computer-Einsteiger

Tipps

Yoga-Podcast

Ratgeber "Berufsende in Sicht"

Gartenschau in Lindau

Forum:

Gemeinsam Hürden im Alltag abbauen

Ersatzangebote oft nicht verfügbar

Leserbriefe

"In so einem Markt würde Einkaufen Spaß machen"

"Selbstständigkeit hat ihren Preis"

Schlafentzug, Drohungen, Schläge, Arrest

Rätsel

Lösung des Juli-August-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Gesellschaft

Online-Portal für barrierefreies Wohnen

Norm zu taktilen Karten erschienen

Bunt umstrickte Opernhaussäulen

Ratgeber "Behinderung und Teilhabe"

Verbindungen über Sprache abfragen

Dokumentation zur "Initiative Sozialraum inklusiv"

Sport

70 Jahre Deutscher Behindertensportverband

AURA-Hotels  –  Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

In der Welt zu Hause

Medien:

Bücher

Mårbacka: Erinnerung an meine Kindheit

Wie alles begann und wer dabei umkam

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Die Frau in der Themse

Queenie

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Partnersuche

Gewerbliche Anzeigen

IPD

Schottland-für-Alle

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

DBSV: Kleine Spende, große Geschichte

bbs nürnberg


Titelbild:
Die Umschlagfarbe ist ein mittleres Orange. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer weißer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem dunkellila Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten ist das Foto einer Wahlschablone mit einem Teil des darunterliegenden Stimmzettels zu sehen.
Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist die Wahl.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 75. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin


Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH

Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen® in der Regel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir haben die Wahl! Das ist immer wieder eine gute Nachricht, denn in vielen Ländern der Welt ist es nicht selbstverständlich, dass ein Parlament gewählt wird und dass dafür unterschiedliche Parteien zur Wahl stehen. Anlässlich der Bundestagswahl in diesem Monat ist auch unser Schwerpunktthema die Wahl. Wir haben Politiker und Politikerinnen der demokratischen Bundestagsfraktionen gefragt, welches Ziel im Bereich Teilhabe und Inklusion sie in der nächsten Legislaturperiode vorrangig verfolgen möchten. Ob diese Ziele übereinstimmen mit den Forderungen des DBSV an die künftige Bundesregierung? Vergleichen Sie, denn wir geben die Forderungen des Verbands zusammengefasst wieder.

Wir blicken auch auf die Barrierefreiheit bei der Wahl: DBSV-Mitarbeiter Robbie Sandberg hat geprüft, ob die Wahlprogramme der Parteien für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich sind. Und wir stellen die Wahlschablone als Hilfsmittel vor  –  für alle, die noch nicht damit vertraut sind.

Vor 15 Jahren kam der Blindenfußball nach Deutschland. Alexander Fangmann war von Anfang an dabei. Bereits seit 14 Jahren ist er Kapitän der Blindenfußball-Nationalmannschaft. "Im Gespräch" erzählt er von seiner Laufbahn und seiner Arbeit für mehr Inklusion im Sport.

Ein Experte auf dem Gebiet der Alten Musik, also Musik, die der historischen Aufführungspraxis folgt, ist Go Yamamoto. Der Japaner lebt in Köln, war und ist aber auf drei Kontinenten zu Hause. Welche Unterschiede er zwischen ihnen sieht und warum ihn Alte Musik fasziniert, erzählt er in der Rubrik "Menschen".

Mit zwei Umfragen beschäftigt sich die Rubrik "Forum". Bei der von Aktion Mensch geht es um Barrieren im Alltag  –  auch für Menschen ohne Behinderung. Die Lage von Menschen mit Behinderung während der Pandemie beleuchtet eine Untersuchung der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation.

Welchen Text möchten Sie zuerst lesen? Sie haben die Wahl!

In jedem Fall eine gute Lektüre wünscht Ihnen

Ute Stephanie Mansion
Redaktion "Sichtweisen"

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Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

per Tonpost-App zu allen Angeboten und mit www.tonpost.net zum Downloadportal


  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus" Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-DAISY"  –  Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf" der Hauptfürsorgestellen: Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Ihr starker Partner rund um Hilfsmittel und Schulung


  • Vertrieb von Notebooks mit Sprachausgabe und JAWS mit Braillezeile
  • Bedürfnisorientierte IT-Lösungen vom Fachhändler
  • Schulungen für iPhone, Apple-Produkte und Windows
  • Das erste sprachgesteuerte Digitalradio
  • Mobiler Vorleser für Sehbehinderte und sprechende Fernsehgeräte

Tel.: 0 82 32 / 5 03 13 03
www.schulze-graben.de

Feelware barrierefreie Haushaltsgeräte

Feelware bietet sprechende Elektroherde und Backöfen sowie barrierefreie Kaffeeautomaten und Heißluftfritteusen.

Hörbare Beschreibungen aller Geräte erhalten Sie am Telefon: 02 41 / 98 09 67 40

www.feelware.eu

Einfach SynPhon!

Elektronische Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, sind unser Markenzeichen. Der bewährte EinkaufsFuchs Produkterkenner sagt mit einem Piep, was die Sache ist. Die Fledermaus-Orientierungshilfe erkundet Sicherheitsabstände automatisch und zeigt, wo es lang geht. Es ist zudem denkbar einfach, unsere Hilfsmittel kennenzulernen. Ein Anruf genügt und EinkaufsFuchs oder Fledermaus kommen vollkommen unverbindlich mit der Post zu Ihnen nach Hause. Alles Weitere erfahren Sie sehr gerne am Telefon  –  so einfach ist das!

Telefon: 0 72 50 / 92 95 55


SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Das nagelneue BlindShell Classic2 kommt!


Ankündigung

In diesem September präsentiert die Firma BlindShell ihre neueste Entwicklung in Sachen Mobiltelefon für blinde und seheingeschränkte Menschen. Das Modell Classic2 ist ein komplett neues Gerät und kein Update des bisherigen Classic. Es ist wieder ein Modell mit echter Tastatur, bei dem noch mehr Wert auf gute Bedienbarkeit, längere Standby-Zeit, besseres Display und deutlichere Sprachausgabe gelegt wurde.

Es warten neue und praktische Funktionen auf Sie, wie Offline-Sprachsteuerung, WhatsApp, BlindShell App-Store, YouTube, Internet-Browser, E-Mail, NFC-Objektmarkierung, stärkerer Lautsprecher, verbesserte taktile Tastatur, 3000 mAh Akku mit langer Lebensdauer, Ladestation und viele weitere Dinge.

Viele Anregungen der mittlerweile großen Fangemeinde der BlindShell Handys wurden gehört und sind in die Entwicklung des neuen Classic2 eingeflossen. Genauere Details, wie alle Funktionen und Möglichkeiten, Preise, Verfügbarkeit und Varianten erfahren Sie ab Mitte September beim DHV Hannover! Lassen Sie sich von der Vielseitigkeit und Innovation des neuen BlindShell Classic2 überraschen!

Unser freundliches Hilfsmittel-Team in Hannover berät Sie gerne!


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Marland

Zeitgeist 2: Die kleine Multifunktionelle Taschenuhr aus dem Hause Caretec

Eine moderne, extra leichte, kompakte, sprechende Taschenuhr mit mehreren Funktionen auf dem letzten Stand der Technik:

Grafikfähiges Display, automatische Zeiteinstellung mittels GPS, deutliche Sprachausgabe, diskrete taktile Zeitausgabe, Stoppuhr, Timer, Alarmfunktionen, Kalender, Recorder (Sprachnotizen), Lichtdetektor, Kompass, Schrittzähler, Spiele und einiges mehr.

USB Typ C ermöglicht einfaches Aufladen. Lange Akkulaufzeit  –  Standby bis zu einem Jahr.

Die akustische Kommunikation erfolgt mittels natürlicher Sprachausgabe zusammen mit kleinen musikalischen Ton-Jingles.

Ein praktischer Helfer für den Alltag sowohl für blinde als auch für sehende Personen.

Maße: Länge 72mm, Breite 44mm, Höhe 11mm
Artikelnummer: 598.128


Marland GmbH
Spezialversand für Blinde, Sehbehinderte und Taubblinde
Zollenreuter Straße 6, 88326 Aulendorf
Hotline: 00800 63 63 63 63
www.marland.eu

Vanda Pharmaceuticals

non-24.de

Sind Sie völlig blind?
Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?
Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?
Die mögliche Ursache: Ihre innere Uhr


Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.


Wie äußert sich Non-24?

Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis. Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de.

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an.

Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien

Telefonnummer 08 00 / 24 321 08 oder per
E-Mail non24@patient-plus.com

Help Tech

Neu: Active Braille 2021

Die ultimative 40er Braillezeile mit Notizfunktion und Multi-Bluetooth
Ideal für Laptop, PC und Smartphone


  • Kompakte, mobile Braillezeile mit Multi-Bluetooth
  • Organizer einschalten und los geht's
  • MP3-Player, Audio Bluetooth und Hörbücher
  • Diskrete Vibrationssignale
  • Direkte PC-Steuerung über zusätzliche Leertaste (Strg-Taste)
  • Ergonomische & leise Brailletasten
  • Pures Lesevergnügen durch ATC-Technologie

Kompetenzzentren in: Stuttgart, Köln, Marburg und Lüneburg sowie einen Pop-up Store in Hamburg-Schenefeld, Zentrale in: Horb am Neckar


Help Tech GmbH
www.helptech.de
info@helptech.de
Tel.: 0 74 51 55 46-0


Bildbeschreibung: Auf dem Bild zu sehen ist die neue Active Braille 2021 in der Farbe Silber.

RTB

Gezielte Steuerung der Signale
Per App sicher unterwegs


  • Immer sicher unterwegs
  • Ohne Anwohnerkonflikte
  • Kostenfreie Smartphone-App

Tel.: 0 52 52 / 97 06-0
www.rtb-bl.de


Bildbeschreibung: Eine Ampel empfängt Signale durch ein Smartphone.

Im Gespräch:

"Diversität ist profitabel"

Alexander Fangmann, Blindenfußballer der ersten Stunde, erzählt von seinem Weg zum Kapitän der Blindenfußball-Nationalmannschaft und seiner Arbeit als Sport-Inklusionsmanager beim Württembergischen Landessportbund. Das Interview erscheint in vollständiger Länge in "Weitersehen 2022".

Interview: Winfried Specht


Herr Fangmann, 2006 standen sie erstmals beim vom DBSV organisierten International Blind Challenge Cup als Blindenfußballer auf dem Rasen. Was war das für ein Gefühl? Und wie wurde Fußball zu ihrer Leidenschaft?

Das war ein bewegendes Gefühl. Fußball war schon als sehendes Kind meine Leidenschaft  –  ich bin mit acht Jahren erblindet  –  vorher spielte ich normal Fußball. Nach der Erblindung war ich immer noch Fußballfan und habe mit meinen sehenden Freunden  –  ich wurde inklusiv beschult  –  mit einem Klingelball gekickt. Als Blindenfußball dann 2006 nach Deutschland kam, konnte ich endlich wieder aktiv in den Sport eingreifen. Das war aufregend, dass man nun unter Gleichbetroffenen seinem Sport organisiert nachgehen konnte.


Sie sind Kapitän der Blindenfußball-Nationalmannschaft. Lassen Sie uns ein wenig an Ihrem Weg dorthin teilhaben.

Wir wussten, dass Deutschland im Blindenfußball weit hinter anderen Nationen hinterherhinkt. Daher hat man gleich begonnen, mit Hilfe des Deutschen Behindertensportverbands eine Nationalmannschaft zu gründen. 2007 nahmen wir schon an der ersten Europameisterschaft teil. Vor allem, um bewusst Lehrgeld zu zahlen, Kontakte zu knüpfen, um zu sehen, wie international trainiert und gespielt wird. Die Ergebnisse waren natürlich niederschmetternd. Aber es ging darum, Erfahrung zu sammeln. Ich war schon damals Kapitän, als jüngster Spieler. Man hat mir viel Vertrauen entgegengebracht, obwohl ich so jung war. Und heute bin ich noch immer im Amt, auch wenn ich jetzt eher zu den ältesten Spielern gehöre.


Was ist für Sie das Besondere am Blindenfußball?

Anders als beim Torball oder Goalball, wo sich die Spielenden in einer kleinen Mannschaft messen, ist Blindenfußball ein Mannschaftssport mit einem relativ großen Kader. Wenn wir unterwegs sind, dann mit mindestens acht Feldspielern, zwei Torhütern, Guides, Physiotherapie und weiteren Betreuenden  –  dann sind wir zwischen 15 und 20 Personen. Für mich persönlich ist dies das Entscheidende. Einzelsportler wäre ich nie geworden, vielleicht auch, weil ich zu faul wäre, was Training angeht. Außerdem macht unseren Sport besonders, dass er inklusiv ist und auch für sehende Menschen attraktiv, als Torwart, Guide oder als Betreuer.


Der 25. August 2018 war der Tag, an dem Ihr Bundesligateam, der MTV Stuttgart, einmal mehr Deutscher Meister im Blindenfußball wurde. An diesem Tag schoss Serdal Çelebi, Spieler beim Gegner FC St. Pauli ein Tor, das Geschichte schreiben sollte. Es wurde als erstes Tor eines Blindenfußballers zum Tor des Monats der Sportschau gewählt. Was bedeutet so ein Ereignis für die Wahrnehmung des Blindenfußballs in der Öffentlichkeit?

Dass dieses Tor ziemlich gut gewesen sein muss, haben wir schon an den Reaktionen der Zuschauer gespürt und der Spannung, die sich aufbaute. Es war klar, wenn dieser Treffer zum "Tor des Monats" gewählt wird, bringt das dem Sport sehr viel. So kam es dann auch. Serdal Çelebi kann bestätigen, dass der mediale Hype, der plötzlich ausbrach, extrem war. Er hat das sehr gut für den Blindenfußball genutzt und in Interviews immer wieder betont, dass dies ein Tor für unsere Sportart war und für alle, die sie ausüben.


Als Kapitän der Blindenfußball-Nationalmannschaft vertreten sie Ihren Sport international bei Turnieren. Sind diese ähnlich strukturiert wie die der sehenden Fußballerinnen und Fußballer?

Schön wäre es. Die Europameisterschaften oder Weltmeisterschaften des DFB-Teams dauern bis zu vier Wochen, alle drei oder vier Tage hat das Team ein Match. Bei uns dauert so ein Turnier insgesamt zehn Tage, und es wird jeden Tag gespielt. Das ist aus sportlicher Sicht eine enorme Belastung. Dann sind wir weit davon entfernt, eine vergleichbare mediale Aufmerksamkeit zu haben. Es kommt auch sehr darauf an, welchen Stellenwert der Ausrichter dem Turnier beimisst. Wir hatten 2017 die EM in Deutschland, die war sehr gut organisiert. Es wurde extra ein kleines Stadion in Berlin gebaut, in dem 2000 Zuschauer Platz fanden, einige Spiele waren ausverkauft, und es gab einen guten Livestream. Wir waren positiv überrascht, wie viele Leute weltweit so ein Turnier verfolgen.


Durch die Corona-Pandemie hat sich die nächste Europameisterschaft auf 2022 verschoben. Mit welcher Zielsetzung gehen Sie in dieses Turnier?

Wir gehen in jede EM mit dem Ziel, uns für das nächste Großereignis zu qualifizieren, weil es nur darüber geht. Es gibt keine Qualifikationsrunde, wie man das aus dem herkömmlichen Fußball kennt. Bei uns geht es also bei der EM 2022 um die Berechtigung für die WM 2023 in England. Durch die Corona-Einschränkungen konnten wir als Nationalmannschaft eine Zeitlang nicht zusammen trainieren und mussten auf digitale Fitnesseinheiten ausweichen. Das war schwierig.


Die sportliche Aktivität auf dem Platz reicht Ihnen nicht aus. Sie arbeiten als Sport-Inklusionsmanager beim Württembergischen Landessportbund (WLSB). Ihre Stelle basiert auf einem Projekt des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) mit der Zielsetzung, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen im gemeinnützigen Sport zu schaffen. Erzählen Sie uns etwas über dieses Projekt.

Das Projekt wurde 2016 vom DOSB ins Leben gerufen, um die Expertise von behinderten Menschen in den Sport zu bringen. In diesen vier Jahren wurden Menschen mit Behinderung projektgebunden in Sportorganisationen, Spitzenverbänden, aber auch bei Sportvereinen vor Ort eingestellt, um die Inklusion voranzubringen. Inzwischen bin ich unabhängig vom Projekt im gleichen Aufgabenbereich beim WLSB angestellt.


Was hat sich beim Thema Inklusion in Ihrem Verband seitdem verändert?

Es machen sich immer mehr Vereine in unserem Verband auf den Weg, sich mit der Integration von Menschen mit Behinderung in ihrem Sport auseinanderzusetzen. Die Vereine haben völlig unterschiedliche Voraussetzungen. Da gibt es Vereine, die hauptamtliche Strukturen haben, und sich um solche Themen kümmern können. Und es gibt kleine Vereine, die ehrenamtlich agieren und wenig Zeit haben, sich neben dem Alltagsgeschäft um Themen wie Integration, Inklusion, Sport für Ältere, Sport nach Krebs und Vereinsentwicklung zu kümmern. Aber es zeigt sich eigentlich in allen Bereichen, dass sich der Vielfaltsgedanke in den Sportvereinen niederschlägt.

Wir haben eine Inklusionslandkarte erstellt, in der Sportvereine ihre Inklusionsangebote festhalten lassen können, sodass dann interessierte Sportlerinnen und Sportler nach geeigneten wohnortnahen Angeboten suchen können. Unser Ziel ist, dass die Liste dieser Angebote stetig wächst. In einigen Fachverbänden haben wir spezielle Ansprechpartner zum Thema Inklusion, die dann auch ihre Stützpunktvereine besser kennen. Uns als Dachverband ist es wichtig, ein gutes Netzwerk aufzubauen und voneinander zu profitieren.


Denken Sie, dass solche Initiativen oder das in diesem Jahr neu gestartete Projekt "Kompetent und vernetzt: Event-Inklusionsmanager*innen im Sport" die Arbeitsmöglichkeit blinder und sehbehinderter Menschen im Verbands-Sport verbessern?

Das hoffe ich sehr. Ich würde mir wünschen, dass das Sport-Eventmanager-Projekt des DOSB  –  quasi das Nachfolgeprojekt des Sport-Inklusionsmanagers  –  dazu beiträgt, dass Sportveranstaltungen zugänglicher werden, sowohl für Zuschauer als auch für Leute, die in diesen Projekten arbeiten. Sei es als Verbandsmitarbeiter oder ehren- oder hauptamtlich Tätige für das Projekt, für eine Veranstaltung oder ein Event, dass damit breiter gedacht wird. Sportverbände lernen durch diese Projekte nach und nach, dass diese Diversität profitabel ist, auch für den Verband selbst.


Was wünschen Sie sich für den deutschen Behindertensport, was ist Ihre Vision als Sportler und als Funktionär?

Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit, Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung und vor allem Wertschätzung. Das bezieht sich nicht nur auf die Sportler. Trainer zum Beispiel bringen einen enormen ehrenamtlichen Einsatz und leisten auch pädagogisch enorm viel. Dafür erhalten sie oft zu wenig Wertschätzung. Ich wünsche mir generell, dass das, was im Sport geleistet wird und welchen wichtigen Bildungsauftrag der Sport übernimmt, in Deutschland einen höheren Stellenwert bekommt. Hinzu kommt noch die soziale Komponente.

Für den Blindenfußball wünsche ich mir, dass wir bei der EM einen sportlichen Erfolg landen, um dann davon zu profitieren, was dies nach sich zieht. Zum Beispiel Förderung, die nur gewährleistet ist, wenn man sportlich erfolgreich ist. Bis hin zur medialen Aufmerksamkeit, wenn wir doch bei den Paralymics dabei sein sollten. Dann würde wahrscheinlich kein Weg daran vorbeiführen, ein Livespiel im Fernsehen zu senden. Das wäre schon ein Traum.


Das Interview führte Winfried Specht, Geschäftsstellenleiter des Blinden- und Sehbehindertenverbands Württemberg. Er ist Mitglied des DBSV-Präsidiums und des Redaktionsteams von "Weitersehen".

Die DBSV-Publikation "Weitersehen 2022" zum Thema Sport erscheint im Oktober. Weitere Infos dazu in den DBSV-Nachrichten (Meldungen: Weitersehen 2022: DBSV-Publikation zu Sport).


Dazu ein Bild: Alexander Fangmann trägt eine graue Strickjacke über einem weißen Hemd. Er hat kurzes Haar und einen Dreitagebart. Sein Mund ist leicht geöffnet, er schaut entschlossen in die Kamera.

DBSV-Nachrichten:

Sieben auf einen Streich

Bereits zum 19. Mal wurde am 17. Juni der Deutsche Hörfilmpreis verliehen. Erstmals gab es gleich sieben Auszeichnungen. In Anlehnung an den Begriff Audiodeskription (AD) wird die Trophäe auch "ADele" genannt.


Aufgrund der Corona-Pandemie waren bei der hybriden Gala im Livestream viele der Preisträger und Preisträgerinnen per Studio- und Videoschaltungen dabei. Moderator Steven Gätjen führte durch den Abend. Ernie aus der Sesamstraße, der zweifache Preisträger von 2019, assistierte ihm aus dem NDR-Studio in Hamburg. Für musikalische Glanzpunkte sorgte Sängerin Mine mit ihrer Band, die mit "Hinüber" und "Elefant" zwei Weltpremieren präsentierte.


Die Preisträgerinnen und Preisträger

Kategorie Kino

In der Kategorie Kino ging die Auszeichnung an das Drama "Porträt einer jungen Frau in Flammen". Jury-Mitglied Feo Aladag hielt die Laudatio für die ausdrucksstarke Audiodeskription des feinfühligen Historienfilms. Martina Wiemers von Deutsche Hörfilm und die blinde Filmbeschreiberin Evelyn Sallam nahmen die ADele im Studio 14  –  rbb Dachlounge in Empfang. Per Videoschalte dankte Tobias Lehmann vom Filmverleih Alamode Film zusammen mit Susanne Linzer, Gabi Brennecke und Marina Behnke vom Audiodeskriptionsteam.


Kategorie TV/Mediatheken/Streamingdienste

Die packende Krimi-Serie des ZDF "Arctic Circle  –  Der unsichtbare Tod" spielt in den eisigen Weiten Lapplands. Schauspielerin Meike Droste übernahm die Laudatio und übergab den Preis an das Audiodeskriptionsteam Hannah Schwarz von No Limits Media und Holger Stiesy für das ZDF. Per Video waren Nicola Foltys und Wolfgang Feindt vom ZDF und der Schauspieler Maximilian Brückner live zugeschaltet.


Kategorie Dokumentation

Die ADele ging an die NDR-Produktion "Erlebnis Erde  –  Auf Wiedersehen Eisbär" von Filmemacher Asgeir Helgestad. Entgegengenommen wurde der Preis vom Programmdirektor des NDR, Frank Beckmann, der per Schalte aus einem NDR-Studio die Preisverleihung verfolgte und von Ernie begrüßt wurde. Per Live-Video waren vom AD-Team des NDR Martin Ovelgönne, Doris Würfel, Stephanie Schruhl, Sandra Kob und Thomas Schimmack vertreten. Die Laudatio wurde von Schauspieler Patrick Güldenberg verlesen.


Kategorie Kinder- und Jugendfilm

In dieser Kategorie wurden gleich zwei Preise vergeben. Die NDR-Produktion "Romys Salon" über das besondere Verhältnis einer Enkelin zu ihrer an Demenz erkrankten Großmutter konnte sich als bester Kinderfilm durchsetzen. Den Preis nahm beim NDR der Leiter des Programmbereichs Online und Multimedia, Niels Rasmussen, entgegen. Er wurde per Video von Stephanie Schruhl, Martin Ovelgönne, Rudolf Beckmann, Beate Rysopp und Claudius Behrens vom AD-Team des NDR unterstützt. Die Laudatio hielt Schauspielerin Klara Deutschmann. Für den zweiten Gewinner, den animierten Jugendfilm "Die Odyssee", hielt Tobias Krell alias Checker Tobi die Laudatio. Den Preis nahmen Ralf Kukula von Balance Film und Maria Rudschewski von digital images GmbH entgegen, die zusammen mit Ulrike Kukula und Torsten Bönnhoff das AD-Team vertrat.


Kategorie Filmerbe

In dieser neu geschaffenen Kategorie ging die ADele an den Filmklassiker "Der Garten der Finzi Contini". Dr. Alice Brauner von CCC Filmkunst war per Videoschalte vertreten und freute sich, zusammen mit dem AD-Team der Deutschen Hörfilm vor Ort, Martina Wiemers, Evelyn Sallam sowie Holger Stiesy. Der Preis wurde vom Jury-Vorsitzenden Hans-Joachim Krahl überreicht.


Kategorie Publikumspreis

Zum Abschluss der Preisverleihung gab Jury-Mitglied Verena Bentele die Gewinner des begehrten Publikumspreises bekannt: "Oktoberfest 1900  –  Doppelfolge 1". Die Produktion des Bayerischen Rundfunks wurde vertreten durch das AD-Team rund um Bernd Benecke. Mit Maximilian Brückner und Klaus Steinbacher freuten sich auch zwei Vertreter des Filmteams per Videoschalte über die Publikums-ADele.

Das Video der Preisverleihung ist auf www.deutscher-hoerfilmpreis.de abrufbar, die einzelnen Programmparts sind direkt ansteuerbar. Auf der Internetseite finden sich außerdem die Übersicht über alle Preisträger und Preisträgerinnen sowie weitere Informationen.


Dazu ein Bild: Steven Gätjen steht auf einer Bühne, auf der Instrumente zu sehen sind. Er stützt die Arme auf ein Pult mit dem Schriftzug "Deutscher Hörfilmpreis 2021". Lächelnd schaut er zur Seite.

Beraten und Beschlossen

Das Präsidium hat sich in seinen Onlinekonferenzen am 10. und 11. Juni sowie am 2. Juli unter anderem mit folgenden Themen befasst.

Von Silvia Hame


Personelles

Juliane Lebelt (Blickpunkt Auge) möchte ihren Tätigkeitsbereich wechseln und hat daher den DBSV Ende Juni verlassen. Claudia Bierhoff aus dem Bereich Fundraising wird sich beruflich verändern und hat deswegen ihre Tätigkeit beim DBSV Ende Juni beendet. Das Präsidium dankt den Kolleginnen für ihr Engagement und wünscht alles Gute für die Zukunft.


Brailleschrift

EBU Braille Working Group

In der Arbeitsgruppe der Europäischen Blindenunion zur Brailleschrift hat nach dem Rückzug von John Heilbrunn aus Dänemark Reiner Delgado vom DBSV die Leitung übernommen. Anfang Juni wurden bei einem virtuellen Treffen die Arbeitsschwerpunkte der nächsten Jahre festgelegt. (s. Meldung: Braille-Aktivitäten in Europa)


Neues Mitglied im Brailleschriftkomitee deutschsprachiger Länder (BSKDL)

Der DBSV wurde bisher durch Anja Lehmann und Peter Brass vertreten. Anja Lehmann kann die Funktion aus zeitlichen Gründen nicht mehr ausüben. Das Präsidium dankt ihr für ihre langjährige Mitarbeit im Brailleschriftkomitee. Der Vorschlag, Sabine Lohner als zweites Mitglied im BSKDL zu benennen, wird vom Präsidium begrüßt und angenommen.


Tastbücher

Das Projekt "Ein Buch für jeden Tag", das von der Skala-Initiative gefördert wurde, endete im August. Es konnten noch nicht alle geplanten Tastbücher produziert werden. Dank der Mittelakquise im Tastbuchbereich können auch nach Projektende mit Unterstützung von Eva Cambeiro Andrade weitere Bücher entstehen. Das Präsidium dankt allen Mitarbeiterinnen, die in diesem Projekt tätig waren, für ihre Kreativität und ihr Engagement.


GEAR-Projekt

Die Aktivitäten im Rahmen des Projektes zur Frauenförderung wurden gut angenommen. Anfang Mai fand der erste Frauentalk mit drei Schwerpunktthemen per Zoom-Konferenz statt. Aufgrund des hohen Interesses und weiterer Themenvorschläge wird ein weiterer Frauentalk vorbereitet. Auch die Seminare liefen erfolgreich. Der gelungene einführende Podcast zum Seminar zur selbstbewussten Vorstellung und Präsentation von Dörte Maack kann als DBSV-Jugendmagazin-Podcast nachgehört werden unter: https://dbsv-jugendmagazin.podspot.de/post/blindlings-in-die-sichtbarkeit-selbstbewusst-und-uberzeugend-prasentieren/


Diabetes und Auge

Gemeinsam mit einer an Diabetes erkrankten Blickpunkt-Auge-Beraterin wurde eine Präsentation erstellt, die das Leben mit Diabetes in vielen Alltagssituationen anschaulich darstellt. So wird beispielsweise deutlich, dass manche Insulinpumpen wegen fehlender Barrierefreiheit nicht selbstständig genutzt werden können und daher von Diabetes betroffene Menschen in pflegerische Abhängigkeit geraten. Die Präsentation kann für eine bessere Veranschaulichung des Themas Diabetes mit Sehbehinderung bei verschiedenen Weiterbildungsveranstaltungen verwendet werden.


Gründung einer Servicegesellschaft mit Beteiligung des DBSV

Das Präsidium begrüßt die Gründung einer Service-Gesellschaft für smarte Mobilität und stimmt dem vorgelegten Gesellschaftsvertrag zu. Nähere Informationen zu den Aufgaben der Servicegesellschaft gibt es im Beitrag von Dr. Thomas Krämer: Per Auffinde-App zum richtigen Bus.


DBSV-Inform 2.0

Die DBSV-Inform soll neben der CD-Version auch online zur Verfügung gestellt werden. Die Landesvereine wurden um ihre Meinung zur Öffnung des Angebots für Nicht-Mitglieder gebeten. Da die Öffnung mit großer Mehrheit begrüßt wurde, beschließt das Präsidium den Vorschlag der Arbeitsgruppe DBSV-Inform 2.0 wie folgt umzusetzen: DBSV-Inform-Plattform und -App werden ohne Nutzerverwaltung programmiert, stehen also ohne Einschränkung öffentlich zugänglich zur Verfügung. Plattform und App sind ein Angebot, das gern von jedem Landesverein genutzt werden kann. Informationen, die nicht öffentlich zugänglich gemacht werden sollen, können weiterhin über die CD kommuniziert werden. Es sollte aber von jedem Landesverein ein Beitrag auf Plattform und App zur Verfügung gestellt werden. Dabei kann es sich um allgemeine Informationen oder einen Hinweis zum Verein handeln.


Situation taubblinder Menschen

Der Gemeinsame Fachausschuss hörsehbehindert/taubblind (GFTB) hat am 20. Mai getagt. Bei Taubblindheit ist das Seh- und Hörvermögen zugleich sehr weit eingeschränkt. Die Betroffenen haben einen hohen Bedarf an Assistenz in den Bereichen Kommunikation, Mobilität sowie Informationsaufnahme und -beschaffung. Da die Beantragung von Taubblindenassistenz der Eingliederungshilfe für taubblinde Menschen sehr schwierig und aufwändig ist, fordert der GFTB:

  • Taubblinden Menschen mit dem Merkzeichen TBl im Schwerbehindertenausweis soll mindestens ein Assistenzbedarf von 20 Stunden wöchentlich anerkannt werden, ohne dass sie diesen Bedarf begründen müssen. In der Regel ist der Bedarf höher und 20 Stunden sind die absolute Untergrenze.
  • "Qualifizierte Assistenz" in der Bildung, Förderung und Betreuung taubblinder Menschen. Anleitung taubblinder Menschen geht oft nur im 1 : 1-Verhältnis. Daher muss viel Personal und Zeit zur Verfügung stehen.

Der GFTB schlägt Schwerpunktsetzungen der Ausbildung für die unterschiedlichen Kommunikationsbedürfnisse vor. Für diese Schwerpunkte sollen aufeinander aufbauende Module entwickelt werden. Die gefassten Beschlüsse des GFTB werden vom Präsidium begrüßt.


Verwaltungsrat und Korporativentreffen im Oktober

Der kommende Verwaltungsrat wird wieder als Präsenzveranstaltung geplant. Er soll in Bielefeld stattfinden, weil der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen dieses Jahr 100 Jahre alt wurde. Vorsorglich wird eine coronabedingte Onlinekonferenz als Alternative vorgesehen. Als Thema für das Korporativentreffen ist die Situation taubblinder Menschen vorgesehen.

Silvia Hame
Mitglied des DBSV-Präsidiums

Per Auffinde-App zum richtigen Bus

Die Orientierung im öffentlichen Raum ist und bleibt eine Herausforderung für blinde und sehbehinderte Menschen, ob geübt oder ungeübt im Umgang mit Smartphones. Für sie alle bietet der DBSV künftig gemeinsam mit der RTB GmbH & Co.KG ein Servicecenter für digitale, gut bedienbare Mobilitätslösungen an. DBSV-Präsidiumsmitglied Dr. Thomas Krämer erläutert die Hintergründe.

Von Dr. Thomas Krämer


Blinde und sehbehinderte Verkehrsteilnehmer sind zu ihrer Orientierung im öffentlichen Raum auf akustische Signale angewiesen. Anwohner und sehende Passanten hingegen wünschen sich möglichst wenig Schallemissionen. Dieser Interessenkonflikt führt vielerorts im Bereich enger Wohnbebauung dazu, dass akustische Zusatzeinrichtungen für Ampeln leiser eingestellt sind  –  manchmal zu leise für Menschen, die das Signal hören müssen.

Praktisch ist folgende Lösung: Wird durch ein Funksignal angezeigt, dass ein Verkehrsteilnehmer die akustischen Signale benötigt, hebt das System die Lautstärke für eine vergleichsweise kurze Zeit auf einen optimalen höheren Lautstärkewert an. So können Verkehrsteilnehmer mit Seheinschränkung beispielsweise eine Ampel gut finden und nutzen. Solche Auffindesignale sind auch verfügbar für Gebäudeeingänge und Anzeigetafeln und als Ansagen bei und in Fahrzeugen, zum Beispiel Bussen, sowie für Aufzüge. Auch an entsprechend ausgestatteten Baustellen soll zukünftig ein automatischer Warnhinweis ausgelöst werden. Eine Ausweitung von Ansage- und Auffindesystemen scheint auf längere Sicht nur mit solchen Ansätzen möglich, die nur bei Bedarf aktiv werden.


Eine App als Orientierungshilfe

Obwohl inzwischen die Mehrheit der sich selbstständig im öffentlichen Raum bewegenden blinden und sehbehinderten Personen ein Smartphone als Orientierungshilfe im Alltag nutzt, ist es eine Herausforderung, sich damit im Verkehr zu orientieren: Denn auch wenn die Angebote gut gemeint sind, gibt es einfach eine Vielzahl davon  –  und wie soll der Anwender / die Anwenderin stets zeitnah die richtige App in der aktuellen Verkehrssituation identifizieren? Daher wird eine zentrale, einfach bedienbare Lösung benötigt, um geeignete und auf Sicherheit geprüfte App-basierte Mobilitätsangebote finden und nutzen zu können.

Hier kommt eine geplante Auffinde-App ins Spiel, die auf dem Smartphone oder in einem Handsender installiert wird. Letzterer wird zum Beispiel am Handgelenk oder in der Hosentasche getragen. Diese Auffinde-App ermittelt, ob eine entsprechende aktivierbare Infrastruktur in der nächsten Umgebung verfügbar ist. Sie erkennt die entsprechenden Systeme unter anderem an Ampeln und Aufzügen und ordnet sie einer Steuer-App zu. Wird zum Beispiel ein Aufzug gefunden, so hebt die Auffinde-App die Lautstärke des Auffindesignals und der Ansagen an.


Ein Servicecenter bietet Unterstützung

Zusätzliche Funktionen lassen sich über die Steuer-App nutzen. Es sollen möglichst wenig Ein- und Ausgaben über das Smartphone erfolgen, damit auch weniger geübte Anwender die Auffinde-App problemlos nutzen können. Ansagen werden in der Regel über die Lautsprecher der Infrastruktur ausgegeben, damit beispielsweise der Bus aufgrund der Ansage "Linie 2 nach Neustadt" auch lokalisiert werden kann.

Unter Führung des DBSV entsteht zudem ein Netzwerk von Herstellern und Organisationen, das gemeinsam mit dem Verband App-basierte Mobilitätslösungen entwickelt, die mit der Auffinde-App kompatibel sind.

Um die Auffinde-App zu entwickeln und die Anwendung zu koordinieren, hat der DBSV mit der RTB GmbH & Co.KG Anfang August ein neues Unternehmen gegründet, die SMS  –  Smart Mobility Services GmbH. In einem Servicecenter des Unternehmens sollen speziell geschulte Personen für schnelle und unkomplizierte technische Unterstützung erreichbar sein. Auch die Qualifikation von Orientierungs- und Mobilitätstrainern, die mit digitalisierten Mobilitätslösungen vertraut sind, soll zu den Aufgaben der Servicestelle gehören. Firmen aus den Bereichen ÖPNV, Aufzugsteuerung, Lichtsignalanlagen und Indoor-Navigation, also Navigation in Innenräumen, sowie Kommunalbetriebe zeigen große Bereitschaft, Leistungen des genannten Servicecenters in Anspruch zu nehmen. Diese positive Haltung eröffnet einen direkten Draht zu den Entwicklern barrierefreier Software, wodurch Anregungen ihren Weg leichter in zukünftige Produkte finden. Der Start des Servicecenters ist für kommenden Oktober geplant.

Der Aufbau eines derartigen Servicecenters gemeinsam mit der Industrie eröffnet die Möglichkeit, dass Updates und Neuerungen schnellstmöglich in die Beratung einfließen können. Angestrebt werden auch digitale Lösungen für andere Behinderungsgruppen.

Meldungen

Braille-Aktivitäten in Europa

Die Arbeitsgruppe Braille der Europäischen Blindenunion (EBU) hat dieses Jahr noch einiges vor. So ist unter anderem geplant, Forderungen der EBU hinsichtlich der Brailleschrift festzulegen. Dazu zählt, dass blinde Kinder und Erwachsene mit Sehverlust das Recht haben, Blindenschrift zu lernen und dass es ein gutes Angebot an Büchern und Zeitschriften in Brailleschrift geben muss.

Zum Austausch von Braille-Nutzern und -Lehrern soll ein internationales Webforum entwickelt werden. Außerdem soll eine Übersicht der nationalen Brailleschrift-Komitees oder der nationalen Komitees, die die Regeln der Brailleschrift festlegen, erstellt und auf der EBU-Website veröffentlicht werden. Daneben möchte die Arbeitsgruppe Braille-Trainingstools für Erwachsene entwickeln.

Die Arbeitsgruppe besteht aus Fachleuten aus zehn Ländern, Vorsitzender ist seit Mai DBSV-Sozialreferent Reiner Delgado. Die Förderung der Brailleschrift ist ein Schwerpunkt der EBU-Strategie bis 2023. Die Arbeitsgruppe hat den Auftrag, diese Förderung durch Empfehlungen, Materialien und Projekte umzusetzen.


Dazu ein Bild: Ein dunkelhaariges Mädchen sitzt an einem Schultisch und liest ein Buch in Brailleschrift.

Generalversammlung der Weltblindenunion

Die Generalversammlung der Weltblindenunion (WBU) fand im Juni 2021 virtuell statt. Sie wurde letztes Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben. Über 4000 Menschen aus 152 Ländern nahmen teil, um die Zukunft von über 285 Millionen blinden und sehbehinderten Menschen weltweit zu beeinflussen und eine inklusive Zukunft in Bezug auf den Zugang zu Bildung, Beschäftigung, Kultur und allen Lebensbereichen zu fordern.

Die Generalversammlung verabschiedete fünf Resolutionen und wählte ein neues Präsidium. 280 WBU-Delegierte haben Martine Abel-Williamson aus Neuseeland zur neuen Präsidentin der WBU gewählt. Die neue Führung der WBU für die Amtszeit 2021 bis 2025 wurde wie folgt gewählt:

  1. Vizepräsident: Fernando Riaño (Spanien)
  2. Vizepräsident: Yaw Ofori Debra (Ghana)
  3. Diana Stentoft (Dänemark)
  4. Diane Bergeron (Kanada)

Neben einigen administrativen Resolutionen, die beschlossen wurden, hat die Generalversammlung die auch vom DBSV unterstützte Resolution des EBU-Frauenkomitees zur Stärkung der Teilhabe von blinden und sehbehinderten Frauen mit großer Mehrheit angenommen. Künftig werden Koordinatorinnen für Geschlechtergerechtigkeit auf WBU-Ebene benannt. Diese haben die Befugnis, Änderungen in den Arbeitsstrukturen vorzuschlagen und andere WBU-Arbeitsgruppen dabei zu beraten, wie sie eine Gender-Perspektive berücksichtigen können.

Von europäischer Ebene nahmen der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell Fontelles, und die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Helena Dalli, teil. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres unterstützte den Weltblindengipfel durch ein Schreiben, in dem er sich zur Inklusion von blinden und sehbehinderten Menschen weltweit verpflichtet.

Die Generalversammlung stand unter dem Motto "Das Sehen für alle" und hat über 50 Debatten zu verschiedenen Themen angestoßen, die blinde und sehbehinderte Menschen betreffen. Zum Abschluss der Versammlung ergriff Martine Williamson, die neue Präsidentin der WBU, das Wort. Sie hob die Bedeutung der Organisationen, die Menschen mit Behinderungen vertreten, hervor und erinnerte daran, dass blinde Menschen "mutig sein und gemeinsam, vereint, für eine bessere Zukunft voranschreiten müssen".

Forderungen der Initiative Sehen im Alter

Der DBSV und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) haben bei einer Pressekonferenz anlässlich der 3. Fachtagung "Sehen im Alter" Forderungen an die Politik gestellt. Das Forderungspapier enthält Vorschläge für Maßnahmen in acht Themenfeldern, in denen blinde und sehbehinderte ältere Menschen bislang oft Benachteiligungen erfahren. Die beiden Verbände fordern die kommende Bundesregierung zu verstärkten Bemühungen auf, um die Teilhabe älterer Menschen mit Seheinschränkung zu fördern.

Deutlichen Verbesserungsbedarf sehen beide Organisationen etwa in der augenärztlichen Versorgung von Menschen in Pflegeeinrichtungen. "Viel zu oft werden Seheinschränkungen in der Pflege nicht erkannt, mit der Folge, dass zahlreiche sehbehinderte Menschen fälschlicherweise für renitent oder dement gehalten werden", erklärt DBSV-Präsident Klaus Hahn. Hier gebe es eine Lücke in der Ausbildung des pflegenden und medizinischen Fachpersonals, die dringend geschlossen werden müsse, so der Münsteraner Jurist.

DBSV und BAGSO fordern außerdem qualifizierte Rehabilitationsangebote, die Betroffenen den Umgang mit einem Sehverlust erleichtern. Damit Seniorinnen und Senioren tatsächlich von neuen Präventionsangeboten und medizinischen Behandlungen profitieren können, müssten diese bei ihnen ankommen. "Früherkennung und Behandlung dürfen nicht nur eine medizinische Möglichkeit sein, sie müssen auch überall im Land realisierbar sein", sagt der BAGSO-Vorsitzende Franz Müntefering.

Die weiteren Forderungen im Überblick:

  • Unabhängige Beratung und psychosoziale Unterstützung müssen finanziell abgesichert werden.
  • Die krankheitsorientierte Grundlagenforschung sowie Forschung zu Versorgung in der Augenheilkunde müssen ausgebaut werden.
  • Es soll eine bundesweite Aufklärungskampagne zu den Volkskrankheiten Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD), Glaukom und diabetische Retinopathie geben.
  • Das Thema Sehen muss stärker in der Pflegeanamnese und -dokumentation verankert werden.
  • Es muss ein Konzept zur Gewinnung, Qualifizierung und Weiterbildung von Fachkräften zur Verbesserung der Versorgungssituation in Medizin, Rehabilitation und Pflege erstellt werden.
  • Alle digitalen Gesundheits- und Pflegeanwendungen müssen barrierefrei gestaltet sein und Informationen  –  wie in elektronischen Verordnungen und in der digitalen Patientenakte  –  müssen barrierefrei zugänglich sein.

Die Fachtagung "Sehen im Alter" fand unter dem Motto "Herausforderungen annehmen  –  Bündnisse stärken  –  neue Wege gehen" am 25. und 26. Juni online statt. "Sehen im Alter" wird das Schwerpunktthema der Oktober-Ausgabe der "Sichtweisen". Dort werden die Themen der Tagung ausführlicher dargestellt.

Das vollständige Forderungspapier finden Sie unter: www.sehenimalter.org/forderungen.html

Taubblindengeld jetzt auch in Hessen

Der Hessische Landtag hat Anfang Juli eine Änderung des Landesblindengeldgesetzes beschlossen und einen Nachteilsausgleich für taubblinde Menschen eingeführt. Wer die Voraussetzungen für die Zuerkennung des Merkzeichens TBl im Schwerbehindertenausweis erfüllt und Anspruch auf Leistungen des Landes Hessen hat, erhält ab Juli 2021 auf Antrag ein Taubblindengeld. Es beträgt das Doppelte des Nachteilsausgleichs für blinde Menschen. Das sind aktuell 1316 Euro im Monat.

Ebenfalls erfreulich ist, dass jetzt auch diejenigen blinden, hochgradig sehbehinderten und taubblinden Personen Leistungen erhalten, die aus einem anderen Bundesland direkt in ein hessisches Pflegeheim ziehen. Weil die Landesblindengeldgesetze nicht aneinander angeglichen sind, erhielten solche Heimbewohner bislang gar kein Blindengeld.

"Die gesetzliche Änderung beweist einmal mehr, dass sich das konsequente und langjährige Engagement der Selbsthilfe lohnt, die es für den notwendigen politischen Druck für mehr Teilhabe blinder, sehbehinderter und taubblinder Menschen braucht", kommentiert Christiane Möller, Rechtsreferentin und stellvertretende Geschäftsführerin des DBSV, die Entscheidung aus Hessen.

Detaillierte Informationen zu den Blindengeldleistungen der einzelnen Bundesländer gibt es auf www.dbsv.org/blindengeld.html

Weitersehen 2022: DBSV-Publikation zu Sport

Die neue DBSV-Publikation "Weitersehen 2022" erscheint im Oktober. Sie trägt den Titel "Inklusiv aktiv  –  mit Sport Hürden überwinden". Die Autorinnen und Autoren schildern in zahlreichen Artikeln, dass gemeinsamer Sport sowohl als Erlebnis unter Gleichbetroffenen Spaß macht als auch als verbindende Erfahrung zwischen sehenden, sehbehinderten und blinden Menschen. Die Leserinnen und Leser erfahren etwas über Blindensportarten wie Showdown, Goalball und Blindenfußball. Sie lernen aber auch blinde und sehbehinderte Menschen kennen, die wandern gehen, Tennis spielen, Skilanglauf fahren und Stand-Up-Paddling betreiben. "Weitersehen 2022" ist von Oktober an bei den DBSV-Landesvereinen als Schwarzschrift- und DAISY-Ausgabe erhältlich.


Dazu ein Bild: Das Titelblatt von "Weitersehen 2022" zeigt einen Goalball-Spieler, der vor einem Tor steht und einen Ball in den Händen hält.

DBSV startet Info-Offensive zum Lormen

Der DBSV hat eine neue Internetseite mit einem Erklärvideo und Informationen zu Hieronymus Lorm und dem nach ihm benannten Lorm-Alphabet veröffentlicht. Anlass dafür war der 200. Geburtstag von Lorm am 9. August. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter erfand Lorm ein Tast-Alphabet, bei dem jede Berührung der Hand einen Buchstaben bedeutet. Dieses Alphabet ist bis heute für viele taubblinde Menschen unersetzlich.

www.dbsv.org/lormen


Dazu ein Bild: Eine ältere Frau mit hellem T-Shirt sitzt vor einer Schreibmaschine. Eine andere Frau tastet auf ihre rechte Handinnenfläche.

Alternativtext-Projekt veröffentlicht Ergebnisse

Das Projekt "Bildbeschreibung in Sozialen Medien" des DBSV hat seine ersten Ergebnisse veröffentlicht. Im Projekt geht es um mehr und bessere Alternativtexte auf Facebook, Twitter und Instagram, denn auf diesen Plattformen wird eine Unmenge an Bildern verwendet. Oft übermitteln sie relevante Informationen. Fehlt dann der Alternativtext, werden blinde und sehbehinderte Menschen ausgeschlossen.

In einem ersten Schritt erforschte das Projekt mit einer inzwischen geschlossenen Online-Umfrage, wie Alternativtexte idealerweise zu gestalten sind. Der Fragebogen richtete sich an Menschen, die blind oder sehbehindert sind und mindestens eines der drei sozialen Netzwerke nutzen oder schon einmal genutzt haben. 234 Personen haben diesen Fragebogen komplett ausgefüllt.

Ende Juni wurden die Ergebnisse der Umfrage veröffentlicht. Zu zwei wichtigen Themen gab es sehr klare Ergebnisse:

  • 69 Prozent der Befragten finden, dass grundsätzlich jedes Bild auf Facebook, Twitter und Instagram eine Bildbeschreibung haben sollte.
  • Bei der Frage nach der Ausführlichkeit einer Bildbeschreibung entscheiden sich 73 Prozent für die Option, zuerst die Kernaussage eines Bildes und dann gegebenenfalls noch weitere Details zu lesen.

Aber auch zu zahlreichen Einzelaspekten von Bildbeschreibungen gibt es nun Datenmaterial. So finden es 86 Prozent sehr wichtig, über Text informiert zu werden, der in einem Bild zu sehen ist. Geht es dagegen um die Frisur einer abgebildeten Person, entscheiden sich gerade mal 15 Prozent für "sehr wichtig".

Aus den Ergebnissen der Umfrage wurden in einem zweiten Schritt konkrete Tipps zur Erstellung von Bildbeschreibungen abgeleitet und im August veröffentlicht. Dabei verfolgt das Projekt ein klares Ziel: Möglichst viele Menschen sollen ermutigt werden, Alternativtexte zu schreiben! Die Regeln sind deshalb bewusst kurz und einfach gehalten. Im weiteren Verlauf des Projektes ist aber auch die Veröffentlichung von ausführlichen Regeln "für Profis" geplant.

Das Projekt "Bildbeschreibung in Sozialen Medien" wird unterstützt von der Aktion Mensch und der Hildegard-Scherraus-Stiftung.

Die Ergebnisse der Umfrage und die Regeln zum Schreiben von Alternativtexten in Sozialen Medien finden Sie unter: www.dbsv.org/alternativtext

Neuorganisation der Mobilitätsservice-Zentrale

Die Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn wird neu strukturiert. Die DB Station&Service AG, ein Tochterunternehmen der Bahn, ist vom 1. Januar 2022 an für drei Jahre mit der Durchführung der Dienstleistung für den Nah- und Fernverkehr beauftragt.

Anfragen an die Mobilitätsservice-Zentrale werden auch weiterhin unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 030 / 65 21 28 88 entgegengenommen. Die angefragten Hilfen werden zentral organisiert  –  und zwar völlig unabhängig davon, mit welchem Eisenbahnunternehmen die Fahrgäste reisen möchten.


Dazu ein Bild: Ein Mann mittleren Alters bewegt sich mithilfe eines Langstocks auf einem Bahnsteig. Im Hintergrund sind andere Personen und eine S-Bahn erkennbar.

Internationaler Austausch im Bereich Kindertastbücher

Auf Einladung des DBSV-Kinderbuchteams fand Mitte Juni zum ersten Mal das "haptiBOOK International Online Meeting" statt, das der DBSV als Videokonferenz organisiert hat. Ziel war es, sich mit Herstellern von taktilen Kinderbüchern weltweit auszutauschen. 50 Tastbuchfachleute aus 24 Ländern nutzten das Treffen zum gegenseitigen Kennenlernen und zur Vernetzung.

Es gab kurze Präsentationen von Reliefbüchern des dzb lesen aus Leipzig sowie von Teilnehmenden aus den Niederlanden und Polen. Die spanische Blindenorganisation stellte ihre Maschinen zur Herstellung tastbarer Objekte vor. Die kolumbianische Tactus-Stiftung erklärte, wie viel Handarbeit in ihren Büchern steckt. Und schließlich stellte das DBSV-Kinderbuchteam das interaktive Konzept seiner Tast- und Aktionsbücher vor.

Da das Treffen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als sehr hilfreich und bereichernd erlebt wurde, wird das DBSV-Kinderbuchteam zu gegebener Zeit wieder zu einem weltweiten Austausch einladen.

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:

  • Schottland für Alle: 5 % auf alle angebotenen Gruppen- und Individualreisen mit Ausnahmen der Flug- und Fährbuchungen
  • Lautsprecher TEUFEL: 10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn: Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.: 5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kieser Training: 70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • leguano GmbH: 10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung: 10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop: max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV): 5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-161
www.dbsv.org/dbsv-karte

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Die Wahl

Ein Wechsel kommt, so oder so, denn Angela Merkel wird nach 16 Jahren bald nicht mehr Bundeskanzlerin sein. Die Deutschen wählen einen neuen Bundestag. Darum geht es im Schwerpunkt der "Sichtweisen" um Themen rund um die Wahl: um die Forderungen des DBSV an die künftige Regierung, um die Ziele der Parteien im Bereich Teilhabe und Inklusion und um die praktische Seite  –  das Wählen an und für sich.


Dazu ein Bild: Eine Wahlschablone ist mit "Bundestagswahl 2021" überschrieben. Unter den Begriffen "Erststimme" und "Zweitstimme" folgen nummerierte Löcher. Auch Braillezeichen sind zu sehen. Eine Hand setzt einen Stift bei einem der Löcher an, um ein Kreuz auf dem darunterliegenden Stimmzettel zu machen.

Maßstäbe für gutes Regieren

Barrierefreiheit, Diskriminierungsschutz und gleichberechtigte Teilhabe: Das sind zusammengefasst die Forderungen des DBSV an die künftige Bundesregierung. In einer Resolution werden sie benannt und konkretisiert. Die Resolution hat der Verwaltungsrat des DBSV anlässlich der Bundestagswahl beschlossen. In voller Länge ist der Text auf der Website des DBSV nachzulesen.


"Behindertenpolitik ist keine rein sozialpolitische Aufgabe oder bloßer Ausdruck von Fürsorge. Die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen muss endlich auf allen Ebenen des politischen Wirkens sichergestellt werden." Das stellt der DBSV gleich zu Beginn der Resolution klar, die der Verwaltungsrat im Mai einstimmig beschlossen hat. Die Corona-Pandemie habe die Auswirkungen einiger Versäumnisse der Vergangenheit auf die Teilhabechancen blinder und sehbehinderter Menschen verschärft, heißt es weiter. Die massiven Benachteiligungen müssten abgebaut werden, etwa durch partizipativ gestaltete Gesetzgebung und Förderprogramme. Daran wird der DBSV die künftige Bundesregierung messen.

Der Beschluss führt folgende Themen auf und konkretisiert die Forderungen dazu in Unterpunkten: Barrierefreiheit, Schutz vor Diskriminierung, diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung, Stärkung von Rehabilitation, eine verbesserte Teilhabe am Arbeitsleben, Nachteilsausgleiche, barrierefreie Mobilität und Zugang zu Kultur. Die abschließende Forderung lautet "Deutschland muss Motor für mehr Teilhabe in Europa werden!" und zielt darauf, dass Deutschland bestimmte Initiativen aktiv gestaltet, insbesondere die Einführung eines europäischen Behindertenausweises.


Barrierefreiheit überall

Die erste Forderung des Verbands lautet: "Barrierefreiheit muss in allen Lebensbereichen zum Standard werden!" Gemeint sind sowohl der digitale Raum als auch die physische Umwelt. Für private Anbieter von Produkten und Dienstleistungen müssten einheitliche, verlässliche und justiziable Verpflichtungen zur Barrierefreiheit geschaffen werden. Das betrifft auch Haushaltsgeräte, online angebotene Dienste oder Veröffentlichungen der Print-Medien und alle Sozialleistungen. Der DBSV fordert auch die finanzielle Förderung digitaler Barrierefreiheit und die Aufnahme des Themas in die Aus- und Weiterbildungen aller Berufssparten.

"Schutz vor Diskriminierung stärken!", ist der zweite Punkt des Forderungskatalogs überschrieben. Noch immer gebe es zu wenig Möglichkeiten, sich gegen Diskriminierung zu wehren. Deshalb fordert der DBSV: "Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) muss endlich reformiert werden." Es sei Diskriminierung, die Pflicht zur Barrierefreiheit zu missachten. Die Rechte aus dem AGG müssen verbandsklagefähig werden.

Als drittes fordert der Verband: "Diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung gewährleisten!" Eine qualitätsgesicherte, flächendeckende und bedarfsgerechte augenärztliche Versorgung muss sichergestellt werden, auch für Menschen im ländlichen Raum oder für Menschen in Pflegeeinrichtungen. Für ausreichend Fachkräfte im augenmedizinischen Bereich ist zu sorgen. Der umfassende und barrierefreie Zugang zur elektronischen Patientenakte und anderen elektronischen Anwendungen müsse gewährleistet sein. Alle Leistungserbringer, zum Beispiel Ärzte, Kliniken und Apotheken, müssen verpflichtet werden, ihre (digitalen) Informationen und Dienstleistungen ausschließlich barrierefrei anzubieten. Erforderliche Vorsorge- und Gesundheitsleistungen sowie Hilfsmittel, einschließlich Sehhilfen, müssen zuzahlungsfrei bereitgestellt werden.

"Rehabilitation stärken!", lautet eine weitere Forderung. Rehabilitation könne den Umgang mit einem Sehverlust erleichtern und negative Folgen verringern. Für Menschen mit fortschreitendem oder plötzlich eingetretenem Sehverlust gibt es bislang allerdings keine ausreichende rehabilitative Versorgung. Die Forderung ist deshalb: die Anpassung vergrößernder Sehhilfen und anderer Hilfsmittel den Betroffenen ohne Zuzahlung zugänglich machen  –  ebenso Schulungen in Orientierung und Mobilität und in lebenspraktischen Fähigkeiten.

Eine medizinische Rehabilitation nach schwerem Sehverlust einschließlich umfassender Beratung ist zu etablieren. Weiterhin fordert der DBSV die Ausbildung von Rehabilitationsfachkräften für blinde und sehbehinderte Menschen und deren Finanzierung aus öffentlichen Mitteln.


Ausgleichsabgabe erhöhen

Dringend verbessert werden muss auch die Teilhabe am Arbeitsleben. Das ist die fünfte Forderung. Noch immer ist nur rund ein Drittel der blinden und sehbehinderten Menschen im erwerbsfähigen Alter berufstätig. Der DBSV fordert, die Beschäftigungspflicht der Arbeitgeber konsequent durchzusetzen. Betriebe, die ihrer Beschäftigungspflicht nicht oder in unzureichendem Maße nachkommen, sollen eine deutlich höhere Ausgleichsabgabe leisten. Außerdem ist zu regeln, dass jegliche beruflich genutzte Software und alle genutzten digitalen Anwendungen barrierefrei programmiert sein müssen.

Die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und die begleitenden Hilfen im Arbeitsleben, etwa die Regelungen zur Arbeitsassistenz, müssen modernen Anforderungen gerecht werden: Das betrifft beispielsweise die Sicherung kontinuierlicher beruflicher Weiterbildung und Umorientierung, die Ausübung mehrerer Jobs und flexible Übertritte ins Rentenalter. In Hinblick auf Arbeitsassistenz seien bundeseinheitliche Regelungen erforderlich.

Ein bundeseinheitliches und gerechtes einkommens- und vermögensunabhängiges Blindengeld fordert der Verein beim Thema Nachteilsausgleiche. Ebenso sei ein angemessener Nachteilsausgleich für hochgradig sehbehinderte und für taubblinde Menschen zu schaffen.

Die inklusive Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe und die Zusammenführung der Leistungen der Eingliederungshilfe müssen zwingend dazu führen, die Teilhabemöglichkeiten aller jungen Menschen mit Behinderungen und ihrer Familien substanziell zu verbessern. Dafür sind entsprechende finanzielle Mittel bereitzustellen.


Zugang zu Kultur

Da die sichere und barrierefreie Fortbewegung im öffentlichen Raum blinde und sehbehinderte Menschen vor besondere Herausforderungen stellt, fordert der DBSV zum einen, digitale Angebote bei der Nutzung aller Verkehrsmittel barrierefrei zu gestalten. In der Verkehrsplanung müssen Gefahrensituationen für sehbeeinträchtigte Menschen konsequent berücksichtigt werden. Das betrifft unter anderem Regelungen für das sichere Queren von Straßen und Radwegen und für das Abstellen von Elektrokleinstfahrzeugen außerhalb der Gehwege.

"Zugang zu Kultur ermöglichen!" wirft der Verband als weitere Forderung in den Ring. Bei der Novellierung des Filmförderungsgesetzes sei sicherzustellen, dass barrierefrei produzierte Filmfassungen mit Audiodeskription zur Verfügung stehen. Kulturförderungen des Bundes, etwa für Museen, müssen die Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen gewährleisten, auch im digitalen Raum.

Im Wortlaut sind die Forderungen des DBSV zu finden unter: www.dbsv.org/resolution/forderungen-zur-bundestagswahl-2021.html


Dazu ein Bild: Eine Frau schenkt sich Kaffee ein; eine Füllstandsanzeige hilft ihr. Das Erlernen lebenspraktischer Fähigkeiten wird nicht immer finanziert.

Was die Parteien anstreben

Die Redaktion der "Sichtweisen" hat die für Inklusion und Teilhabe zuständigen Sprecherinnen und Sprecher von CDU/CSU, SPD, FDP, der Linken und Bündnis 90 / Die Grünen angeschrieben und sie gebeten, folgende Frage zu beantworten: Welche behindertenpolitische Maßnahme sollte aus Ihrer Sicht vorrangig in der nächsten Legislaturperiode umgesetzt werden? Hier die Antworten der Befragten.


Umfassende Barrierefreiheit im öffentlichen Raum

Jens Beeck  
teilhabepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion


In den vergangenen vier Jahren hat die große Koalition nichts aus eigenem Antrieb unternommen, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu stärken. Dabei gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen. In meinen Augen muss es insbesondere bei der Umsetzung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum endlich echte Fortschritte geben. So regelt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz von Union und SPD beispielsweise, dass Bankautomaten ab 2040 barrierefrei sein sollen. Ein barrierefreier Zugang zum Bankautomaten wurde aber nicht eingeführt. Das ist absurd. Barrierefreiheit im öffentlichen Raum muss deshalb endlich umfassend gedacht werden. Das bedeutet auch, dass es verpflichtende Regelungen für Neubauten gibt.


Dazu ein Bild: Jens Beeck hat kurzes, etwas gelocktes Haar.


Unternehmen stärker zur Verantwortung ziehen

Angelika Glöckner  
behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion


Die Schlagwörter der kommenden Legislatur lauten Inklusion und Barrierefreiheit. Das gesellschaftliche Leben muss auf allen Ebenen für Menschen mit Behinderung inklusiv gestaltet werden. Dabei ist Barrierefreiheit unverzichtbar. Wir werden vor allem die Kommunen bei dieser Aufgabe unterstützen. Der große Mangel an barrierefreiem Wohnraum und anderen Einrichtungen muss behoben werden. Die SPD wird ein Bundesprogramm Barrierefreiheit initiieren, das über entsprechende Ressourcen verfügen wird.

Gleichzeitig wollen wir Beschäftigte von Werkstätten besser und verständlicher entlohnen. Wir haben ein Forschungsvorhaben auf den Weg gebracht, auf dessen Empfehlungen wir das neue Entgelt erarbeiten.

Außerdem wollen wir Unternehmen stärker zur Verantwortung ziehen, indem wir die Ausgleichsabgabe erhöhen. So werden die Unternehmen belohnt, die Menschen mit Behinderung einstellen, und die anderen tragen zur Finanzierung von Inklusionsmaßnahmen bei.


Dazu ein Bild: Angelika Glöckner hat kurzes dunkles Haar und trägt einen Seitenscheitel.


Neues Entgeltsystem für Werkstätten

Wilfried Oellers  
Beauftragter für die Belange behinderter Menschen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion


Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) befinden sich in einem stetigen Wandel. Dazu gehört auch das Entgeltsystem. Die gesetzlich verankerte Koppelung der Steigerung des Werkstattentgelts an die Erhöhung des Ausbildungsgeldes hat für viele Werkstattbeschäftigte negative Folgen. Denn das Werkstattentgelt muss aus dem Arbeitsergebnis der Werkstätten finanziert werden. Dies war vor Corona schon für viele WfbM schwierig.

Daher hat die CDU/CSU-Fraktion auf meine Initiative hin ein Konzept für ein neues Entgeltsystem beschlossen, bei dem nicht mehr der von den WfbM zu finanzierende Grundbetrag der Entlohnung, sondern die Höhe des staatlich finanzierten  –  anrechnungsfreien  –  Arbeitsförderungsgeldes an die Höhe des Ausbildungsgeldes gekoppelt und nicht mehr gedeckelt wird.

Bereits jetzt möchte ich die Weichen für ein Entgeltsystem stellen, das transparent und nachvollziehbar ist, mit dem Werkstattbeschäftigte motiviert und gefördert werden und die wirtschaftliche Existenz von Werkstätten gesichert wird.


Dazu ein Bild: Wilfried Oellers trägt kurzes Haar, eine Brille und auf dem Foto eine FFP2-Maske.


Verpflichtung auch für die Privatwirtschaft

Sören Pellmann  
Sprecher für Inklusion und Teilhabe der Bundestagsfraktion "Die Linke"


Menschen mit Behinderung müssen gleichberechtigt auf dem Arbeitsmarkt teilhaben können! Nach 16 Jahren großer Koalition besteht auf dem Arbeitsmarkt immer noch eine eklatante Ungleichheit zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Menschen mit Behinderung sind noch immer länger arbeitssuchend und werden häufig stigmatisiert.

Zuallererst muss es endlich gelingen, die Vorurteile in den Köpfen abzubauen und Inklusion bereits von klein auf im Kindergarten und in der Schule bis hin ins hohe Alter erlebbar zu machen. Darüber hinaus müssen allgemeine Voraussetzungen wie die vollumfängliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit auch für die Privatwirtschaft endlich geschaffen werden. Ebenso bedarf es klarer Regeln und Sanktionierungen, wenn gesetzliche Mindeststandards zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung nicht eingehalten werden. Ich erwarte, dass große Unternehmen mindestens sechs Prozent Menschen mit Behinderung anstellen und sich nicht billig von der Ausgleichsabgabe freikaufen können.


Dazu ein Bild: Sören Pellmann, kurzes, seitlich gescheiteltes Haar, trägt eine Brille.


Selbstbestimmt leben, lernen und arbeiten

Corinna Rüffer  
behindertenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen


Wir wollen umfassende Barrierefreiheit schaffen, damit Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt am Leben teilhaben und selbstbestimmt leben, lernen und arbeiten können. Das von der großen Koalition kurz vor der Sommerpause verabschiedete Barrierefreiheitsstärkungsgesetz war mutlos und hat nur das absolute Minimum der EU-Barrierefreiheitsrichtlinie umgesetzt. Deshalb wollen wir mit einem "Barrierefreiheits-Gesetz" auch private Anbieter und Anbieterinnen öffentlich zugänglicher Angebote und Dienstleistungen verpflichten, innerhalb eines realistischen Zeitraums umfassende Barrierefreiheit herzustellen. Ist das zunächst nicht möglich, weil zum Beispiel Gebäude (noch) nicht barrierefrei umgestaltet werden können, sollen die Angebote auf anderen Wegen zugänglich gemacht werden. Diese "angemessenen Vorkehrungen" sind ein wichtiger Schritt zum Abbau von Barrieren.


Dazu ein Bild: Corinna Rüffer hat helleres glattes Haar, das sie etwa schulterlang trägt.

Wahlprogramme im Test

Wer wissen möchte, was die Parteien vorhaben, wenn sie in Regierungsverantwortung kommen oder aus der Opposition heraus Politik mitgestalten, wirft am besten einen Blick in deren Wahlprogramme. Doch wie barrierefrei sind die zugänglich, wenn man nicht im Wortsinn "einen Blick" hineinwerfen kann? DBSV-Mitarbeiter Robbie Sandberg hat getestet, wie Screenreader mit den aktuellen Wahlprogrammen klarkommen.

Von Robbie Sandberg  


Die Linke

Der Link "Wahlprogramm" findet sich für Screenreader-Nutzerinnen und -Nutzer in der Fußnavigation der Website, ist also nicht auf Anhieb zu finden. Allerdings kann man auch den Menüpunkt "Wahlen" aufrufen und findet darunter den Menüpunkt "Wahlprogramm 2021". Das Programm wird als nicht barrierefreies PDF-Dokument bereitgestellt. Auf der Website ist das Programm im HTML-Format einzusehen, allerdings mit einer schlecht gelösten Navigation per Registerkarten. Das Programm ist auch in Einfacher Sprache verfügbar.


SPD

Der Link "Programm" findet sich oben in der Hauptnavigation. Das Programm wird als nicht barrierefreies PDF-Dokument zum Download angeboten. Eine HTML-Version gibt es nicht. Angeboten werden auch eine Kurzfassung und eine Version in Leichter Sprache.

Das Programm wird im Audioformat auf SoundCloud bereitgestellt. Die Navigation im über dreistündigen Track ist nur mit dem für Screenreader schlecht zugänglichen SoundCloud-Player möglich.


Bündnis 90 / Die Grünen

Der Link "Wahlprogramm" findet sich oben in der Hauptnavigation. Dieser öffnet eine Übersichtsseite, in der noch einmal der Link "Grünes Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021" angeklickt werden muss.

Das Programm wird als barrierefreies PDF-Dokument angeboten. Auf der Website ist es, unterteilt in navigierbare Kapitel, in HTML zu lesen.

Weiterhin wird das Programm als MP3-Datei zum Download angeboten. Die Grünen bieten als einzige Partei eine EPUB-Fassung zum Download an, was für sehbehinderte Menschen hilfreich sein kann, da sich die Datei in einen EPUB-fähigen Reader importieren und mit den persönlichen Vergrößerungs- und Kontrasteinstellungen lesen lässt. Das Programm ist in weiteren Formaten verfügbar, zum Beispiel mehrsprachig.


CDU

Das Wort "Wahlprogramm" findet sich auf der Homepage nicht. Klickt man allerdings auf "Regierungsprogramm", öffnet der Screenreader eine Seite namens "Wahlprogramm der Union". Hier ist das Programm in Überschriften gegliedert, unter denen sich jeweils ein weiterführender Link befindet. Dieser öffnet jeweils einen neuen Tab mit einem Flugblatt-Text zum Thema. Es gibt also nicht das volle Programm als HTML-Version.

Der vielversprechende Link "Hier gibt's das ganze Programm zum Download" führt auf eine Unterseite, auf der das Programm in Grafiken angezeigt wird. Der Inhalt ist mit Screenreader komplett unzugänglich.

Eine Audiofassung wird auf SoundCloud bereitgestellt. Da die Dauer nur 29 Minuten beträgt, ist hier wohl nicht das gesamte Programm enthalten.


FDP

Ein Link zum Wahlprogramm ist oben auf der Hauptseite zu finden. Das Programm wird zum Download als barrierefreies PDF-Dokument angeboten, andere herunterladbare Formate gibt es nicht. In Kurzform stehen PDF-Dateien in neun Sprachen zur Verfügung.

Auf der Website wird das Programm als reiner Fließtext ohne navigierbare Überschriftenstruktur angezeigt.


AFD

Auf der Website findet sich oben der Link "Bundestagswahl". Nach Anklicken muss noch einmal der Link "Wahlprogramm" im Navigationsmenü angeklickt werden. Das Programm wird ausschließlich als PDF-Dokument angeboten, das nicht barrierefrei ist.

Wählen mit Schablone

Mithilfe einer Wahlschablone geben blinde und sehbehinderte Wählerinnen und Wähler ihre Stimme ab.

Von Torsten Resa  


Die Stimmzettel, die für Bundestags- und andere politische Wahlen ausgegeben werden, sind für sehende Augen gemacht. Für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen gibt es alternative Lösungen, damit auch sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können.

Eine einfache Lösung könnte natürlich so aussehen: Ein blinder Mensch fordert Briefwahlunterlagen an und bittet seinen Partner, seine Partnerin das Kreuz an der gewünschten Stelle zu machen. Das setzt sehr viel Vertrauen in die Person voraus, die das Kreuz setzt, und ist mangels Partner oder mangels Vertrauen nicht in jedem Fall möglich.

Die andere Lösung heißt "Wahlschablone" und ist vielen bereits gut bekannt. Hier ein paar Erläuterungen für alle, die damit noch keine oder nur wenig Erfahrung haben. Eine Wahlschablone ist ein Hilfsmittel, mit dem es möglich ist, barrierefrei zu wählen, ohne das Wahlgeheimnis einzuschränken. Der DBSV hat vom Bundesministerium des Innern den Auftrag, alle blinden und sehbehinderten Wahlberechtigten mit Wahlschablonen für die Bundestagswahl zu versorgen. Die Mitglieder der Landesvereine des DBSV erhalten vor der Bundestagswahl und anderen politischen Wahlen unaufgefordert eine Wahlschablone und eine Informations-CD von ihrem jeweiligen Verein. Wer blind oder sehbehindert ist, aber nicht Mitglied eines Vereins der Selbsthilfe, kann die Wahlschablone dennoch kostenlos bei den Landesvereinen des DBSV anfordern.


Informationen auf CD

Neben der Wahlschablone erhalten blinde und sehbehinderte Wählerinnen und Wähler Informationen auf einer CD: Darauf wird erklärt, wie der Stimmzettel aufgebaut ist, wer gewählt werden kann und wie der Stimmzettel in die Wahlschablone gelegt werden kann. Der Aufbau und die Größe der Wahlschablone leiten sich vom Aufbau und von der Größe des Stimmzettels ab.

Doch für eine barrierefreie Wahl ist zusätzlich zur Wahlschablone die Informations-CD unumgänglich. Sie wird für jeden Wahlkreis einzeln besprochen und listet auf, welche Direktkandidaten bzw. -kandidatinnen und welche Parteien gewählt werden können.

Die Wahlschablone ist mindestens so lang und breit wie der Stimmzettel und hat ausgestanzte Löcher. Der Stimmzettel wird in die Wahlschablone gelegt, und die Löcher liegen dann genau über den Kreisen auf dem Stimmzettel, in die man ein Kreuz für Kandidat/Kandidatin bzw. eine Partei machen kann. Wo nun der Name des Kandidaten bzw. der Kandidatin und der Partei steht, die man wählen möchte, erklärt die Informations-CD.


Schablonen reichen nicht immer

Zu den Wahlschablonen gibt es zurzeit keine Alternativen. Es gibt jedoch Wahlen, für die keine Wahlschablonen erstellt werden können, zum Beispiel ist das bis jetzt für die Landtagswahl in Bayern und für viele Kommunalwahlen der Fall. Diese Wahlen umfassen manchmal mehrere Stimmzettel, und eine Wahlschablone würde als Hilfsmittel nicht ausreichen.

Was das Informationsmaterial betrifft, so werden teilweise auch Informationen in Großschrift und/oder in Brailleschrift ausgegeben. In Nordrhein-Westfalen ist für die Bundestagswahl geplant, dass die Informationen zum Stimmzettel nicht nur auf eine CD gesprochen werden, sondern auch telefonisch abgehört bzw. auf einer Webseite abgerufen werden können (Telefon: 0800 / 00 09 67 10; mehr dazu unter www.bsvw.org/wahlen).

Mehr Infos unter www.dbsv.org/wahlen.html



Kurzinfo: Kampagne des Paritätischen

Der Paritätische Gesamtverband veranstaltet anlässlich der Bundestagswahl eine Kampagne. "Geh wählen, weil alle zählen" lautet ihr Motto. In den vergangenen Monaten liefen dazu bereits einige Aktionen, doch es ist noch immer möglich, sich darüber zu informieren und bei einzelnen Kampagnenschritten mitzumachen.

Ein Ziel der Kampagne ist es, möglichst viele Menschen zu bewegen, sich an der Wahl zu beteiligen. Wahlaufrufe sollen auch über die sozialen Medien verbreitet werden.

Die Forderungen des Gesamtverbands sind ebenfalls auf der Kampagnenseite nachzulesen. Die Überschriften zu den einzelnen Forderungen lauten zum Beispiel: "Barrieren abbauen, Diskriminierung bekämpfen!" und "Ökologische Wende sozial gestalten!"

Mehr Infos unter www.der-paritaetische.de/presse-und-kampagnen/geh-waehlen-weil-alle-zaehlen

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Alle Termine stehen unter dem Vorbehalt einer möglichen Absage aufgrund des Corona-Virus. Bitte kontaktieren Sie vor einer Buchung den Veranstalter.

Ausstellung zur documenta

Die Ausstellung "documenta. Politik und Kunst" im Deutschen Historischen Museum in Berlin zeigt die Geschichte der ersten bis zehnten documenta im Kontext der politischen, kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1955 und 1997. Die Ausstellung ist inklusiv gestaltet, es werden inklusive Führungen angeboten. Sie läuft noch bis zum 9. Januar 2022.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 30 / 2 03 04- 750 oder -751
www.dhm.de/ausstellungen/documenta-politik-und-kunst/barrierefreie-angebote

Tag der offenen Tür

5.9.2021, 11-17 Uhr

Das Deutsche Taubblindenwerk in Hannover lädt ein, bei inklusiven Führungen die Welt taubblinder und hörsehbehinderter Menschen kennenzulernen.

Mehr Infos unter www.taubblindenwerk.de

Schnupperkurse Braille-Notenschrift

29.9., 30.9. und 1.10.2021 jeweils 18-20 Uhr

Online-Seminar zur Einführung in die Musiknotenschrift von Louis Braille

Anmeldung per E-Mail (bis 10.9.) bei
Rosa Maria Dotzler an
R.M.Dotzler@online.de

Orientierungstage im KIT

11.-13.10.2021, virtuell

Das Studienzentrum für Sehgeschädigte des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bietet blinden und sehbehinderten Oberstufenschülern und Schulabsolventen aus ganz Deutschland eine spezielle Orientierungsveranstaltung an. An drei Tagen, jeweils von 14.30 bis 17 Uhr, können Fragen rund um das Studium mit Sehbehinderung und Blindheit gestellt werden.

Mehr Infos unter www.szs.kit.edu/484.php

AMD-Netz Forum 2021

20.10.2021, 14 Uhr, virtuell

Interdisziplinäre Fachvorträge zu spannenden aktuellen Themen sowie besondere Highlights zum zehnjährigen Bestehen.

Mehr Infos unter www.amd-ansicht.de/jubilaeum

Seminar für Computer-Einsteiger

3.-7.11.2021
Aura-Pension "Brockenblick"

Schulung im Umgang mit einem Notebook durch "SehNix  –  Computer- und Beratungsservice". Das Notebook kann am Ende des Seminars mitgenommen werden.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 39 43 / 26 21 0
E-Mail: info@aurapension.de

Tipps

Yoga-Podcast

Die in London lebende deutsche Yogalehrerin und Tanzpädagogin Hanna Wroblewski hat einen Yoga-Podcast für Menschen mit Sehbehinderungen geschaffen. Er heißt "HERU  –  Yoga for the Blind" und ist auf diversen Podcast-Plattformen zu hören. Wöchentlich werden neue, rund halbstündige Audio-Yogastunden hochgeladen.

https://anchor.fm/heru-yogafortheblind-de

Ratgeber "Berufsende in Sicht"

Im Ratgeber "Berufsende in Sicht", den die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) herausgegeben hat, geht es um die Zeit nach der Berufstätigkeit. Der Ratgeber beleuchtet die Veränderungen, die mit dem neuen Lebensabschnitt verbunden sind. Er lädt dazu ein, sich rechtzeitig und bewusst mit den Chancen dieser Lebensphase auseinanderzusetzen und gibt zahlreiche Anregungen, wie diese ganz individuell nicht nur möglichst gesund, sondern auch sinnvoll und befriedigend gestaltet werden können.

Der Ratgeber ist als barrierefreies PDF und als Hörbuch im DAISY-Format erhältlich. Das Hörbuch kann in der BAGSO-Geschäftsstelle per E-Mail an bestellungen@bagso.de bestellt werden.

www.bagso.de/publikationen/ratgeber/berufsende-in-sicht

Gartenschau in Lindau

Die Bayerische Gartenschau findet unter dem Motto "Gartenstrand  –  vom Berg zum See" auf der Hinteren Insel Lindau statt und zwar noch bis zum 26. September. Blinde und sehbehinderte Besucher und Besucherinnen können für ihren Besuch die App "BFW SmartInfo" des Berufsförderungswerks Würzburg nutzen, die an wichtigen Orientierungspunkten auf dem Gelände nützliche Informationen zur Verfügung stellt.

So teilt die App mit, wenn auf einer Infotafel QR-Codes ertastet und gescannt werden können. Außerdem lässt sie sich als Audioguide nutzen. Wer die App schon zu Hause herunterlädt, hat alle Informationen vorab zur Verfügung und kann so seinen Besuch vorbereiten.

Ein Video zur Funktionsweise von BFW SmartInfo gibt es unter www.bfw-wuerzburg.de/media/videos/GartenschauLindau2021.mp4

Weitere Infos zur Gartenschau unter www.lindau2021.de

Forum:

Gemeinsam Hürden im Alltag abbauen

Eine Umfrage der Aktion Mensch zeigt: Zwei Drittel der Deutschen stoßen im Alltag auf Barrieren. Nicht nur Menschen mit Behinderung ärgern sich über zugestellte Wege oder unverständliche Formulare. Nun hat die Aktion Mensch eine Förderaktion gestartet, bei der gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen der Privatwirtschaft finanziell unterstützt werden, wenn sie gemeinsam Barrieren abbauen.


Zwei Drittel der Menschen in Deutschland stoßen im Alltag auf Barrieren. Das ergibt eine repräsentative Online-Umfrage des Instituts Ipsos im Auftrag der Aktion Mensch. Befragt wurden mehr als 5000 Menschen mit und ohne Behinderung. Vor allem baulich-räumliche Barrieren machen den Deutschen das Leben schwer. So zählen neben gesperrten oder zugestellten Wegen und schlechtem Straßenbelag auch Stufen und Treppen zu den Top-Barrieren. Letztere empfinden sogar 30 Prozent der Befragten mit Behinderung als besonders störend, bei den Befragten ohne Behinderung sind es die zugestellten Wege, die am häufigsten genannt werden, nämlich von 28 Prozent.

Während Barrieren für Menschen ohne Behinderung eher eine Unannehmlichkeit sind, stellen diese für Menschen mit Behinderung oft ein unumgängliches Hindernis für gleichberechtigte Teilhabe dar. Auch beim Bewusstsein für Barrieren gibt es große Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderung: So nehmen gerade einmal zwei von zehn Befragten ohne Behinderung Barrieren im Alltag häufig oder sehr häufig wahr  –  bei den Befragten mit Behinderung sind es fast doppelt so viele.


Auch Formulare gehören zu den Top-Barrieren

"Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass von Barrieren sehr viele Menschen betroffen sind  –  Menschen mit Behinderung, aber auch Menschen, die mit dem Kinderwagen oder dem Rollator unterwegs sind", sagt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. "Dennoch sind wir von Barrierefreiheit in Deutschland immer noch weit entfernt. Hier muss sich dringend etwas ändern. Barrierefreiheit ist ein Muss in einer inklusiven Gesellschaft."

Es geht nicht nur um bauliche Hürden. Wie die Umfrage belegt, gehören zu den Top-Barrieren auch schwierige Formulare, etwa von Behörden und Versicherungen, sowie unübersichtliche Internetseiten.


Neue Förderaktion: {"#}1BarriereWeniger

Um die Barrierefreiheit in Deutschland voranzutreiben, hat die Aktion Mensch eine neue Förderaktion aufgelegt: Mit {"#}1BarriereWeniger soll jetzt auch der öffentliche Raum barrierefreier werden, zum Beispiel mit einer Rampe für die Bäckerei vor Ort, einem Blindenleitsystem im Stadthaus oder Informationen in Brailleschrift im Einkaufszentrum  –  die Möglichkeiten sind vielfältig.

Finanziell unterstützt werden ab sofort Ideen, die von gemeinnützigen Vereinen und Organisationen in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Privatwirtschaft oder öffentlich-rechtlichen Institutionen umgesetzt werden. Für die Beseitigung von 2000 Barrieren stellt die Aktion Mensch im ersten Aktionsjahr insgesamt 10 Millionen Euro zur Verfügung.

Dabei können nicht nur Vereine und Einrichtungen selbst aktiv werden, wenn ihnen Barrieren in ihrem Umfeld auffallen. Anbieter aus der Privatwirtschaft oder aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich können ebenfalls die Initiative ergreifen und gemeinsam mit einem gemeinnützigen Partner Barrieren aller Art beseitigen. Auch Privatpersonen, die in ihrem Alltag auf Barrieren stoßen, können diese bei Vereinen in der Nachbarschaft für die Förderaktion vorschlagen.

Mehr Infos unter www.aktion-mensch.de/foerderung/foerderprogramme/1barriereweniger


Dazu ein Bild: Ein Mann mit Langstock steht am Straßenrand. Zwei Verkehrsschilder sind bedrohlich nah an seinem Kopf und Oberkörper.

Ersatzangebote oft nicht verfügbar

Eine Untersuchung der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation zur Teilhabe und Rehabilitation im Corona-Jahr 2020 zeigt: Die Pandemie hat Menschen mit Behinderung besonders getroffen, denn Therapien, Förderung, Assistenz, Reha-Maßnahmen und Bildungsangebote konnten nicht oder nur eingeschränkt aufrechterhalten werden. Eine Expertengruppe fordert "pandemiefeste" Ansätze.


Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) hat mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) untersucht, wie sich die Corona-Pandemie auf Teilhabe und Rehabilitation auswirkt. Der Abschlussbericht zeigt, dass Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders betroffen sind. Die Ergebnisse weisen auf Rückschritte in Teilhabe und Inklusion hin.

Die Untersuchung zeigt, dass vor allem zu Beginn der Pandemie Menschen mit Behinderungen und ihre Familien sich mit ihren speziellen Problemen von der Politik allein gelassen fühlten. Häufig entfielen Therapien und Förderungen, Assistenz in Alltag, Schule oder Beruf sowie Beförderungsdienste. Medizinische und berufliche Rehabilitation fanden nur eingeschränkt statt, wichtige Dienste und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen mussten zeitweise schließen. Ersatzangebote wie digitaler Unterricht oder individuelle Beratung waren häufig für Menschen mit Behinderungen nicht verfügbar oder konnten nicht hinreichend genutzt werden. Die psychosozialen Belastungen waren für die Betroffenen und ihre Familien oft kaum zu bewältigen.

Die DVfR-Untersuchung berücksichtigt verschiedene Perspektiven: Neben rund 200 Stellungnahmen von Expertinnen und Experten flossen Ergebnisse einer Online-Befragung im November und Dezember 2020 ein. Zentrale Fragen waren: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen? Wie müssen Gesundheitsversorgung und Teilhabeförderung, Arbeitswelt und Bildungswesen, aber auch gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen angepasst und verändert werden, um Teilhabe und Inklusion sicherzustellen?

An der Befragung beteiligten sich 3684 Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder Pflegebedürftigkeit, 1124 Angehörige, 1325 Vertreterinnen und Vertreter von Reha-Diensten und -Einrichtungen, 39 von deren Dachverbänden, 244 von Kostenträgern der Reha-Leistungen sowie 177 aus Betroffenen- und Sozialverbänden. Die Befragten brachten in Freitexten vielfach eigene Erfahrungen und Vorschläge für Verbesserungen ein. Die Befragung ergab so einen differenzierten Einblick in die Lebenssituation und Probleme der befragten Personen in Zeiten der Corona-Pandemie.

Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder Pflegebedarf und ihre Familien, insbesondere in Kombination mit prekären Lebenslagen, haben unter den Auswirkungen der Pandemie noch stärker gelitten als andere Menschen. Eingeschränkt waren zum Beispiel Gesundheits- und Teilhabeleistungen, medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation, Teilhabe am Arbeitsleben, Erziehungs- und Bildungsangebote, zwischenmenschliche Beziehungen und private Kontakte, sogar in existenziell bedrohlichen Lebenslagen, mit erheblichen psychosozialen Auswirkungen.

Eine Expertengruppe der DVfR entwickelte aus den Ergebnissen Handlungsoptionen, die sich an verschiedene Akteure, insbesondere an die Politik sowie an Einrichtungen der Rehabilitation und Teilhabe, richten. Rehabilitation, Gesundheitswesen, Schule und Arbeitswelt müssten "pandemiefest" gestaltet werden. So müssten alle Chancen, elementar bedeutsame reale Begegnungen zu ermöglichen, genutzt werden.

In existentiell besonderen Lebenssituationen, zum Beispiel bei schwerer Krankheit, seien besondere Anstrengungen zu unternehmen, Begegnung in Präsenz durch kreative Lösungen sicherzustellen. Dazu gehöre die Erarbeitung eines rechtlichen Rahmens und klarer Verantwortlichkeiten, um Flexibilität und personenzentrierte Lösungen in den Einrichtungen zu ermöglichen.

Wenn Präsenzgruppen nicht möglich seien, sollte alternativ eine Gruppenbildung mittels digitaler Kommunikation ermöglicht und gefördert werden. Dazu bedürfe es der Bereitstellung technischer Voraussetzungen (Internetzugang, Hard- und Software) und der Unterstützung zur Gewinnung von Medienkompetenz einschließlich der Assistenz für Menschen mit kognitiven, motorischen, seelischen oder Sinnesbeeinträchtigungen. Auch der finanzielle Aufwand für die betroffenen Personen müsse berücksichtigt werden.

Mehr Infos unter www.dvfr.de/arbeitsschwerpunkte/projektberichte


Dazu ein Bild: Eine Frau unterstützt einen Mann beim Lernen mit einem Brailleschrift-Buch. Während der Pandemie fehlte oft persönliche Assistenz beim Lernen.

Leserbriefe

"In so einem Markt würde Einkaufen Spaß machen"

Zu: "Sinnvoll geleitet im Supermarkt" ("Sichtweisen" 06/21)

Mit Begeisterung habe ich den Podcast zum Thema Supermarkt angehört. Das Konzept ist phänomenal und überfällig!

Ein derart gestalteter Supermarkt käme so vielen Menschen zugute, denn jeder und jede von uns kennt es doch, wenn man in einem Markt, mit dem man noch nicht so vertraut ist, ein Produkt sucht. Wo ist zum Beispiel die frische Hefe im Kühlregal versteckt? Dazu muss man gar nicht sehbehindert sein, um zu verzweifeln. Ein nach dem vorgestellten Konzept designter Markt würde ein neues Zeitalter einläuten. Nun gilt es, "Überzeugungstäter" zu finden.

Viele Märkte werden regelmäßig mit großem Aufwand und unter erheblichen Investitionen umgebaut und kundenfreundlich gestaltet, um den Markt noch attraktiver  –  auch gegenüber den Mitbewerbern  –  für die Kunden zu gestalten. Da wäre es doch einmal einen Versuch wert, einen Markt nach dem Konzept von Maria Scherlies und Svenja Schulz zu gestalten. Ich bin sicher, das würde große Akzeptanz und viele Neu- und nachhaltige Stammkunden erschließen und binden. In so einem Markt würde Einkaufen einfach Spaß machen!

Ich weiß ja nicht, ob die beiden Absolventinnen im Rahmen ihrer Recherchen auch Kontakt zu Supermarktketten oder konkret zu Filialleitern aufgenommen haben. Ich bin überzeugt davon, dass es darunter Betreiber gibt, die sich einmal an so eine Gestaltung heranwagen würden, wenn sie vielleicht eh demnächst einen größeren Umbau planen oder gerade auf der Suche nach einem neuen Standort sind.

Ich wohne in einer Kreisstadt in der Nähe von Bremen, und ich weiß nicht genau, wie viele Menschen hier blind oder sehbehindert sind. Aber gäbe es hier so einen Markt, würden garantiert die Betroffenen ihr Einkaufsverhalten komplett neu orientieren, da bin ich mir sicher. So ein Markt hätte aufgrund seines Alleinstellungsmerkmals einen absoluten Standortvorteil, das würde sich sehr schnell herumsprechen.

Die Frage ist, ob es für solch ein Projekt gegebenenfalls Fördermittel gäbe, die eine Kette zusätzlich motivieren könnte, einmal einen Markt so zu gestalten wie vorgeschlagen.

Ich bin gespannt auf das Feedback, das die Abschlussarbeit generiert und würde mich sehr freuen, wenn ich irgendwie davon erfahren könnte, wenn so ein Modellmarkt einmal irgendwo realisiert werden könnte. Vielleicht wäre das ja auch gezielt in einer Region sinnvoll, wo viele blinde und sehbehinderte Menschen leben, zum Beispiel in Marburg. Dort gibt es ein großes Netzwerk mit vielen Multiplikatoren, da sind die Hemmschwellen für so ein Pilotprojekt sicher niedriger als anderswo. Ich wünsche Frau Scherlies und Frau Schulz viel Erfolg bei ihrer Arbeit.

Martin Hellerbach
Verden an der Aller

"Selbstständigkeit hat ihren Preis"

Zu: "Sinnvoll geleitet im Supermarkt" ("Sichtweisen" 06/21)

Ob es heute derart diszipliniertes Verkaufspersonal in einem Supermarkt gibt, das Waren tatsächlich immer dort abstellt, wo ein Konzept es vorsieht, bezweifle ich sehr stark. Ich gehe davon aus, dass ein solcher Markt quasi inklusiv genutzt würde. Da kann es natürlich auch vorkommen, dass ein Kunde achtlos etwas dorthin zurücklegt, wo er es nicht entnommen hat.

Was habe ich von einer taktilen Bodenmarkierung? Im Supermarkt benutze ich doch vorzugsweise einen Einkaufswagen oder -korb. Da soll ich gleichzeitig mit dem Blindenstock vorhandene Markierungen ermitteln? Das Konzept mit den Regalbuchten gefällt mir recht gut. Ob ein Marktbetreiber das auch denkt, glaube ich nicht.

Ich bin kein Wirtschaftsfachmann, aber von einer optimalen Nutzung von Marktfläche im Sinne der Lebensmittelindustrie kann hier wohl kaum gesprochen werden. Das wird sich dann sicherlich in meinem Portemonnaie an der Kasse bemerkbar machen. Tja, Selbstständigkeit hat heute noch ihren Preis  –  leider.

Holger Klang
Hamburg

Schlafentzug, Drohungen, Schläge, Arrest

Zu: Leserbrief "Die "Braven' und die "Schwierigen'" ("Sichtweisen" 06/21)

Schon lange verfolge ich mit Interesse Ihre Zeitschrift, aber das Thema "Anerkennung und Hilfe" wühlt mich doch sehr auf, und ich möchte nun auch meine Erfahrungen mitteilen. Auch ich wurde letztes Jahr durch Ihren Artikel ermutigt einen Antrag auf "Anerkennung und Hilfe" zu stellen.

Zu dem Leserbrief "Die "Braven' und die "Schwierigen'" kann ich berichten: So wurde es auch zu meiner Zeit gehandhabt. Vorweg möchte ich sagen, dass nicht alle Pädagogen so waren. Aber die negativen Erfahrungen im Kindesalter prägten sich doch tief ein.

Ich ging von Ende der Siebziger- bis Ende der Achtzigerjahre in einen Kindergarten für Sehbehinderte und wurde danach in einem Internat mit Schule untergebracht. Ja, es stimmt, uns wurden Selbstständigkeit und Ordnung vermittelt. Zuwendung in Form von Anerkennung und liebevoller Erziehung, gerade in den ersten Schuljahren, war kaum vorhanden. Auch ich hatte in den ersten Jahren nur in den Ferien Kontakt zu meinen Geschwistern und Eltern. Und wenn mal ein Anruf kam und ich mich ausweinen wollte, ging es nicht, weil immer jemand von den Erzieherinnen oder Erziehern mithörte.

Wir waren bis zur siebten Klasse in Sechs-Bett-Zimmern untergebracht und danach in Vier-Bett-Zimmern: Es war kaum Platz, um sich zurückzuziehen bzw. eine Privatsphäre zu haben. Dadurch war man permanent Stress ausgesetzt, und Konflikte untereinander waren vorprogrammiert.

Ja, ich war eines der Kinder, die bedingt durch die Situation Anpassungsschwierigkeiten hatten und dadurch auch charakterlich auffielen. Mir wurde immer gesagt, dass ich selbst an diesen Umständen schuld sei. Und das habe ich so für mich akzeptiert.

Durch nicht angemessenes Verhalten in manchen Situationen erlebte ich körperliche sowie psychische Erniedrigungen. Es fing in den ersten Schuljahren an mit Schlafentzug, Zwang zum Essen  –  bis hin zum Erbrechen -, Nahrungsentzug, Drohungen, Niederbrüllen, Schläge gegen den Kopf, stundenlanger Arrest oder nächtelange Isolation usw.

Die Folgen des Erlebten spüre ich bis heute: Ängste, Depressionen, Desorientierung in Bezug auf Bindungen und anderes. Jedes Kind sollte bei seiner Familie und in der ihm vertrauten Umgebung aufwachsen dürfen, egal, wie seine Behinderung ist. Die wissenschaftliche Aufarbeitung, mit der sich die Stiftung beschäftigt, wird dies bestimmt bestätigen.

René O.
(vollständiger Name der Redaktion bekannt)

Rätsel

In der folgenden Anekdote verstecken sich  –  auch über Wortzwischenräume und Satzzeichen hinweg  –  zehn Gestalten der griechischen Mythologie:

Ares, Ate, Echo, Europa, Hera, Io, Iris, Leda, Pan und Paris.

In welcher Reihenfolge kommen sie im Text vor?


Herrscher unter sich

Der französische Kaiser Napoleon III. (1808-1873) bat einmal den in ganz Europa als "Herrscher der Töne" gefeierten italienischen Komponisten Gioachino Rossini nach einer glanzvollen, echoreichen Pariser Aufführung seiner spanischen Oper "Der Barbier von Sevilla" in seine Prunk-Loge herauf. Rossini entschuldigte sich nach dem Finale, dass er zu seinem Leidwesen nicht angemessen gekleidet sei. "Mir ist das egal", erwiderte der Kaiser lapidar. "Es bedarf unter Herrschern keiner Formalitäten."

Text und Scherenschnitt: Thomas Christian Dahme


Dazu ein Bild: Scherenschnitt von Napoleon III.: Er trägt einen Zylinder, Schnauzbart und einen längeren schmalen Kinnbart.


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. September an den
DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).

Lösung des Juli-August-Rätsels

  1. Morgenstund' hat Gold im Mund.
  2. Übermut tut selten gut.
  3. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.
  4. Eine Hand wäscht die andere.
  5. Müßiggang ist aller Laster Anfang.
  6. Steter Tropfen höhlt den Stein.
  7. Dem Mutigen gehört die Welt.
  8. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
  9. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
  10. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.


Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an sichtweisen@dbsv.org

oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr. 19, 10179 Berlin

Panorama:

Gesellschaft

Online-Portal für barrierefreies Wohnen

Ein neues Internetportal bietet ausschließlich barrierefreien Wohnraum an: adira.de wurde vom Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen initiiert. Die Seite richtet sich sowohl an Vermieter und Vermieterinnen als auch an Wohnungssuchende. Denn Vermietende können ihre barrierefreien Wohnungsangebote oftmals nicht zielgruppengerecht präsentieren. Umgekehrt finden Betroffene nur sehr schwer geeigneten Wohnraum. Eingestellt und gesucht werden können Wohnungen, die nicht nur rollstuhlgerecht, sondern auch für andere Behinderungen geeignet sind. Das Suchangebot sowie das Einstellen der Wohnungsangebote ist für Vermietende und Wohnungssuchende kostenlos.

Das Online-Portal adira.de wurde umgesetzt mithilfe einer Förderung der Aktion Mensch Stiftung, mit der Erfahrung von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, mit der Wohnungswirtschaft und in Zusammenarbeit mit mehreren Agenturen.

Mehr Infos unter: www.adira.de

Norm zu taktilen Karten erschienen

Eine neue Norm ist im vergangenen Monat herausgegeben worden: die DIN 32.989. Sie regelt die barrierefreie Gestaltung von taktilen Karten, also deren Informationsgehalt, Gestaltung und Darstellungsmethoden. Die DIN 32.989, an der auch der DBSV mitgearbeitet hat, umfasst 31 Seiten und kann in verschiedenen Versionen beim Beuth-Verlag bezogen werden. Das PDF zum Herunterladen kostet 89,80 Euro.

Mehr Infos unter www.beuth.de

Bunt umstrickte Opernhaussäulen

Um auf Taubblindheit aufmerksam zu machen, hat sich das Deutsche Taubblindenwerk mit Organisationen aus 21 weiteren Ländern an einer Aufmerksamkeitskampagne von Deafblind International beteiligt: Die Säulen des Opernhauses in Hannover wurden bunt umstrickt und zogen an drei Tagen im Juni die Blicke auf sich. 2800 Wollquadrate und 135 Quadratmeter Patchwork waren um acht Säulen geknüpft. Mit dem sogenannten Yarn Bombing wurde ein weithin sichtbares Zeichen für Taubblindheit gesetzt.

Ähnlich wie bei der vom DBSV initiierten Pollermützen-Aktion im Juni haben auch für diese Aktion wochenlang Vereine und Privatpersonen in ganz Deutschland gestrickt, gewebt und gehäkelt. Die Staatsoper Hannover war offizielle Projektpartnerin. "Die umgarnten Säulen des Opernhauses werden unsere Wahrnehmung der alltäglichen Umgebung verändern, uns aufwecken und uns für die Bedürfnisse taubblinder Menschen sensibilisieren", sagte Laura Berman, die Intendantin der Staatsoper, vor der Aktion. Wer an den Aktionstagen zum Opernhaus kam, konnte mit taubblinden Menschen in Kontakt treten, bei Selbsterfahrungsangeboten ihre Welt kennenlernen und sich über Taubblindheit und Hörsehbehinderung informieren.


Dazu ein Bild: Vor dem Opernhaus Hannover präsentieren zwei Frauen ein großes Patchwork-Wolltuch aus einzelnen gefertigten Feldern. Im Hintergrund sind drei mit solchen Tüchern umhüllte Säulen zu sehen.

Ratgeber "Behinderung und Teilhabe"

Der aktualisierte Ratgeber der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen "Behinderung und Teilhabe" gibt einen Überblick über Leistungen und Rechte im komplexen Bereich der Rechte für Menschen mit Behinderung. Er bietet Orientierung, welche Rechte Betroffene in der Arbeitswelt haben und wie gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gefördert wird. Ziel ist es, individuell passende Lösungen zu finden. Das Buch informiert über:

  • die Möglichkeiten zur beruflichen Eingliederung
  • die vielfältigen Leistungen zu Rehabilitation und Teilhabe
  • den besonderen Kündigungsschutz für Menschen mit Behinderungen
  • den Schwerbehindertenausweis von A bis Z
  • mögliche Angebote zur Inklusion
  • besondere Maßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen.

Der Ratgeber "Behinderung und Teilhabe. Alle Leistungen und Rechte" hat 176 Seiten und kostet 14,90 Euro, als E-Book 11,99 Euro.

Der Ratgeber ist im Buchhandel erhältlich oder kann bestellt werden unter

Tel. 02 11 / 38 09  –  555 oder online unter
www.ratgeber-verbraucherzentrale.de


Dazu ein Bild: Cover von "Behinderung und Teilhabe": Drei Männer und eine Frau in Sportrollstühlen; einer links, die anderen rechts im Bild.

Verbindungen über Sprache abfragen

Bahnverbindungen zu einem Reiseziel oder Auskunft zu den Abfahrten ab einer bestimmten Haltestelle bietet die Deutsche Bahn mit dem Programm "Deutsche Bahn Action". Über den Google Assistant erteilt es per Sprache Auskunft. "Deutsche Bahn Action" lässt sich mit dem Sprachbefehl "Ok Google, sprich mit Deutsche Bahn" starten. Es ist auch möglich, auf dem Smartphone dem Link zu folgen, der "Deutsche Bahn Action" in der Google-Assistant-App öffnet.

Für mehr Infos: Stichworte "Bahn" und "Google Assistant" in eine Suchmaschine eingeben oder Sprachbefehl "Ok Google, sprich mit Deutsche Bahn" nutzen.

Dokumentation zur "Initiative Sozialraum inklusiv"

Wie können wir unseren Sozialraum inklusiver gestalten, damit Menschen mit und ohne Behinderungen selbstbestimmt leben können? Um diese Frage mit Akteurinnen und Akteuren auf kommunaler und regionaler Ebene zu erörtern, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2018 die "InitiativeSozialraumInklusiv" ins Leben gerufen. Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit wurde mit der Durchführung betraut. Sie hat im Rahmen der Initiative vier Regionalkonferenzen veranstaltet und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die nun in einer Gesamtdokumentation erscheinen.

Auf den Regionalkonferenzen in Braunschweig, Mainz, Rostock und Chemnitz wurden gute Beispiele für die Gestaltung inklusiver Sozialräume präsentiert. Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen haben dabei über die Themen Mobilität, Wohnen, Reisen sowie Unterstützung, Assistenz und Pflege diskutiert.

Die nun vorliegende Gesamtdokumentation bündelt die Ergebnisse und richtet den Blick auf die Zukunft des inklusiven Sozialraums.

Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit, sagt: "Die Dokumentation ist ein praktisches Nachschlagewerk, um lokale und regionale Ansätze für die Umsetzung eines inklusiven Sozialraums zu unterstützen."

Unter www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de ist die Dokumentation als barrierefreies PDF herunterladbar (Suchbegriff "Dokumentation zur Initiative-SozialraumInklusiv" eingeben).

Sport

70 Jahre Deutscher Behindertensportverband

"Der schönste Erfolg ist manchmal, wenn etwas selbstverständlich wird, so wie der Para-Sport": Mit diesen Worten gratulierte Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) zum 70-jährigen Bestehen.

Der DBS wurde 1951 in Bad Godesberg als "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Versehrtensport" gegründet, dann in "Deutscher Versehrtensportverband" umbenannt. 1975 erhielt er seinen jetzigen Namen und ist heute mit nahezu 600.000 Mitgliedern in mehr als 6500 Vereinen einer der weltweit größten Sportvereine.

Der DBS bringe, so dessen Präsident Friedhelm Julius Beucher, "eine ausgesprochen große Inklusions-Expertise in die Gesamtgesellschaft ein". Mit Blick auf den paralympischen Leistungssport meinte er: "All den Menschen, die in den letzten 70 Jahren Deutscher Behindertensportverband mitgewirkt haben, ist es gelungen, den Respekt unserer Gesellschaft vor der sportlichen Leistung wie auch der Lebensleistung unserer Athleten und Athletinnen zu gewinnen."

DBS-Generalsekretär Torsten Burmester erinnerte daran, dass der neue Teilhabebericht der Bundesregierung gezeigt habe, dass deutlich weniger Menschen mit Behinderung Sport treiben als solche ohne. "Dies nachhaltig zu ändern, ist jetzt eine dringliche Aufgabe für den DBS", sagte er. Bis zum nächsten Jubiläum wolle der DBS sportlich und gesellschaftlich noch viel erreichen.

Zum Jubiläum ist eine Podcast-Serie mit dem Titel "Siebensachen. Der Podcast: 70 Jahre Behindertensport" erschienen.

Grußworte zum Jubiläum unter www.dbs-npc.de/70-jahre.html



AURA-Hotels  –  Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel. Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • Aura-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • Aura-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • Aura-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • Aura-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • Aura-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

In der Welt zu Hause

Das Leben von Musikern ist oft international geprägt. Doch Dr. Go Yamamoto, geboren in Japan, lebte schon als Kind in verschiedenen Ländern. Der Violinist hat sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben und ist froh, dass bald wieder Konzerte gespielt werden dürfen. Die Situation für Menschen mit Behinderung sei in Deutschland besser als in Japan, sagt der in Köln lebende Musiker.

Von Go Yamamoto


Meine Schulgeschichte ist kompliziert: Ich bin bis zur vierten Klasse auf eine internationale Schule in Nagoya, Japan, gegangen. Danach habe ich auf Hawaii bis zur sechsten Klasse eine Privatschule besucht. Dort wurde ich viel wegen meiner Sehbehinderung geärgert und habe deswegen eine Waldorfschule in Honolulu besucht. Da sich meine Sehkraft verschlechterte, zogen meine Mutter und ich zurück nach Tokio, damit mich dort ein Spezialist behandeln konnte. Die neunte Klasse verbrachte ich auf einer internationalen Schule in Tokio. Nach einem weiteren Jahr auf Hawaii ging ich im zehnten und elften Schuljahr auf ein Gymnasium in Köln  –  als privater Austauschschüler. Das Abitur machte ich schließlich auf einer deutschen Schule in Yokohama.

Auf Hawaii waren wir, weil mein Vater als Geschäftsführer einer japanischen Reisebürofiliale dorthin versetzt worden war. Es war für meine Familie eine traumhafte Zeit. Wir hatten viel Besuch von Verwandten und Freunden, auch aus Deutschland  –  sie wurden später meine Gasteltern in Köln. Wir hatten sie in Australien kennengelernt.

Obwohl ich Japaner bin, habe ich nur etwa zehn Jahre in Japan und viel mehr Zeit im Ausland verbracht. Daher fühle ich mich sehr westlich, am meisten amerikanisch, geprägt. Ich fühle mich aber überall zu Hause  –  wo ich gerade zufällig bin. In Köln fühle ich mich besonders wohl, weil ich als Kind schon hier war.

Japanisch ist meine Muttersprache, aber ich habe fast gleichzeitig Englisch gelernt. Darum fiel es mir nicht so schwer, Deutsch zu lernen. Als ich als 15-Jähriger nach Köln kam, konnte ich nach einem halben Jahr in der Schule mithalten. Noch heute lerne ich dennoch viel Neues in der deutschen Sprache.

Da meine Sehbehinderung relativ leicht ist, kam ich damit gut klar. In der Klasse saß ich ganz vorne, sodass ich die Tafel sehen konnte. Wenn das nicht ging, bin ich nach dem Unterricht an die Tafel gegangen und habe in einem Heft notiert, was da stand. Ich konnte auch Fahrrad fahren und andere Dinge mit Freunden machen.


Tablet als Notenpult

Als ich zehn Monate alt war, reagierte ich allergisch auf Penicillin. Darauf bekam ich eine Hauterkrankung, durch die meine Wimpern nach innen wuchsen und die Hornhaut zerkratzten. Deswegen kann ich nicht so gut sehen. Seitdem ich Teenager bin, trage ich weiche Kontaktlinsen, um meine Augen zu schützen. Meine Sehstärke liegt zwischen 30 und 50 Prozent. Damit komme ich klar. Beim Musizieren nutze ich seit einigen Jahren ein iPad als Notenpult, was sich als sehr praktisch erwiesen hat.

In Amerika habe ich Musik (Violine) studiert. Seit dem Masterstudium bin ich auf die historische Aufführungspraxis spezialisiert, wobei man in der Spielweise der jeweiligen Musikepoche spielt. Nachdem ich 2012 meine Promotion in den USA absolviert hatte, ging ich wieder nach Köln, weil die Stadt ein Zentrum der sogenannten Alten Musik ist. Zwei weitere Jahre habe ich dort die Musikhochschule besucht.

Die historische Spielweise hat interessante philosophische Folgen, wie die Tatsache, dass man heute Musik überhaupt nicht hören kann wie damals. Die Leute lebten einfach anders. Wenn man ganz historisch getreu spielen wollte, dürften Frauen und nicht-weiße Menschen wie ich nicht spielen. Und wir müssten bei Kerzenlicht von handgeschriebenen Noten spielen. Bachkantaten dürften nicht in Konzertsälen aufgeführt werden. Es ist eine etwas künstliche Welt, ein Musikideal, bei dem jeder eine Grenze ziehen muss. Trotzdem, wie man Schichten von Staub auf einem Gemälde entfernen kann, ist es eine wertvolle Arbeit, ein Werk im Originalkontext  –  Klang, Instrumente, Spielweise, Darstellung  –  zu erleben.

Ich mag Musik, die so gespielt wird. Das Konzept der historischen Aufführungspraxis hört nicht beim Tod Bachs auf, sondern geht bis in die heutige moderne Musik  –  die Musik wird nach den ästhetischen Werten der jeweiligen Zeit aufgeführt, und so klingen Komponisten und Epochen anders. Musik bedeutet für mich also eine Differenzierung der Stile, Komponisten und des historischen Kontextes. Musik, die solche Aspekte nicht berücksichtigt, klingt für mich nicht richtig.

Seit 2013 bin ich Stammspieler in einem Orchester für Alte Musik in Leverkusen: l'arte del mondo. Wir geben ungefähr 40 Konzerte im Jahr. Viele Tourneen durch Europa und im außereuropäischen Ausland mit Solisten wie Daniel Hope und Dorothee Oberlinger sowie zahlreiche CD-Aufnahmen sind einige der Highlights. Dank meiner musikwissenschaftlichen Kenntnisse habe ich eine zusätzliche Position inne und darf den Leiter des Ensembles, Werner Ehrhardt, künstlerisch beraten.

Dazu spiele ich als Konzertmeister und Leiter eines Laienorchesters, dem Rodenkirchener Kammerchor und Orchester, in dem ich schon als Gymnasialschüler mitgewirkt habe. Einige Leute von damals singen und spielen noch dort, und es macht mir viel Spaß, wieder mit ihnen musizieren zu können.


"Viele waren am Ende"

Es ist für mich und alle meine Kollegen und Freunde schmerzlich, dass wir so lange nicht auftreten konnten. Durch die Corona-Schutzverordnungen sind bzw. waren viele von uns am Ende, verzweifelt und genervt, auch wenn wir Soforthilfen und Stipendien erhalten haben. Ich habe drei Stipendien für verschieden Projekte bewilligt bekommen. Eines davon ist vom Deutschen Musikrat, und es wurden nur 1600 Musiker aus ganz Deutschland dafür ausgewählt. Das Leverkusener Ensemble l'arte del mondo hat auch Mittel bekommen und während der Pandemiezeit Videos gedreht und mit anderen Künstlern virtuell musiziert. Für diese Möglichkeiten sind wir dankbar. Ich wünsche mir aber, dass die Politik ein flächendeckendes Programm macht und nicht nur Hilfe für ausgewählte Projekte leistet.

Wir alle freuen uns, dass es bald wieder auf der Bühne losgehen kann. Die digitalen Möglichkeiten sind toll, aber sie können nie ein Livekonzert ersetzen. Die Kultur ist für das Überleben eines Volkes nicht erforderlich, aber sie ist für das Menschsein und die Bereicherung einer Gesellschaft unentbehrlich. Deutschland muss Kulturstaat bleiben.

In Japan funktioniert die Gesellschaft nach dem Prinzip des "Wa". Das bedeutet in etwa Frieden oder Harmonie. Alles, was nicht diesem Prinzip entspricht, also als nicht-normal betrachtet wird, wird stigmatisiert. Dazu gehören auch Personen mit Behinderungen. Früher war es schlimmer, langsam wird es besser. Trotzdem ist es immer noch sehr schwierig, dass Menschen mit Behinderung in die japanische Gesellschaft integriert werden. Auch freiberuflich zu arbeiten, gilt in Japan als nicht normal. Normal wäre es, beispielsweise einem Bürojob in einer angesehenen Firma nachzugehen. Selbst meine Eltern, die durch ihr kosmopolitisches Leben relativ offen sind, brauchten eine Weile, bis sie verstanden hatten, was freiberuflich bedeutet, und dass es auch ein "anständiger" Beruf ist.

In den USA werden Menschen mit Behinderung weitgehend gleichberechtigt behandelt. Zumindest auf dem Papier; in der Praxis gibt es natürlich Diskriminierung. In der Sprache wird zum Beispiel "handicapped" und Ähnliches gesagt statt politisch korrekt "differently abled".

Deutschland steht irgendwie  –  auch bei anderen sozialen Dingen  –  in der Mitte. Es gibt engagierte soziale Institutionen und Gesetze, die Menschen mit Behinderung schützen. Aber in Köln zum Beispiel sehe ich einen Mangel an barrierefreien Verkehrsmitteln und Ampeln. Auch die Pfeiler auf dem Bürgersteig könnten besser gekennzeichnet werden. Besonders nachts sind sie schwierig zu sehen, wenn darauf keine Reflektionsstreifen sind. Meine Sehstärke im Dunkeln hat abgenommen, und ich muss nachts vorsichtiger sein.

Das Leben in Deutschland finde ich alles in allem sehr angenehm.

Go Yamamoto (42) lebt in Köln.


Dazu ein Bild: Go Yamamoto hält seine Geige in beiden Händen und lächelt. Er hat kurzes schwarzes Haar und trägt Anzug und Krawatte zu einem dunklen Hemd.

Medien:

Bücher

Mårbacka: Erinnerung an meine Kindheit

Ein Buchtipp von Denise Lekoui, BIT-Zentrum


Eine schwedische Idylle: Die Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf verbringt eine ereignisreiche und glückliche Kindheit auf dem elterlichen Gut Mårbacka. Dort zieht sie auch den jungen Gänserich groß, der später in ihrem bekanntesten Buch "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" die Leser verzaubert. Im Mittelpunkt ihrer Erzählungen stehen ihre Familie und das Gut selbst, das immer wieder erweitert und verschönert wird. So bringt uns die berühmte Autorin das harte, aber auch idyllische Leben auf einem abgelegenen Gutshof im Schweden aus vergangenen Zeiten nahe.

Dieses Buch eignet sich hervorragend als Hintergrund für andere Werke von Selma Lagerlöf. Beispielsweise wird der Leser viele Motive aus dem Roman "Gösta Berling" finden und erhält somit einen Einblick, wie aus (vermeintlichen) Kindheitserinnerungen Ideen für kreatives literarisches Schaffen gewonnen werden.

Selma Lagerlöf: Mårbacka: Erinnerung an meine Kindheit
Sprecherin: Annaserena Bikafalvi Máthé
DAISY-CD (8:17 Stunden)
Preis: 29 Euro

Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 0 89 / 55 98 8 -136 oder -144
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org

Wie alles begann und wer dabei umkam

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Wo endet ein inselbegabter Jurastudent, der an den starren Regelwerken des Gesetzes verzweifelt und beschließt, das Recht selbst in die Hand zu nehmen? In einer Gefängniszelle! Was aber zwischendurch geschieht, ist so unglaublich und derart gnadenlos und witzig erzählt, dass einem die Luft wegbleibt. Bereits als Kind findet der Held dieses Romans zur Juristerei: Er bereitet ein Verfahren gegen seine Großmutter vor, den Drachen der Familie  –  und verurteilt sie im Wohnzimmer in Abwesenheit zum Tode. Berufung: nicht möglich. Dass ein Jurastudium im beschaulichen Freiburg einem solchen Charakter nicht gut bekommt, ahnt man schnell. Auch hier kann er die Finger nicht von den Gesetzen lassen und nimmt das Recht in die eigene Hand. Eine böse Gesellschaftsanalyse und ein furioser Schelmenroman über einen Juristen, dem die Sicherungen durchbrennen.

Simon Urban: Wie alles begann und wer dabei umkam
DAISY-Hörbuch (15:30 Stunden)
Sprecher: Torben Sterner



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Die Frau in der Themse

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


London im Jahr 1885: Privatdetektiv William Pinkerton ist auf der Suche nach dem ominösen Dieb und Tresorknacker Edward Shade, zu dem sein verstorbener Vater eine eigenartige Beziehung hatte und der ihn bis zu seinem Tod gesucht hat. William erhofft sich von Charlotte Reckitt, die vor zehn Jahren die Komplizin Shades war, mehr Informationen zu seinem Fall. Doch diese wird ermordet in der Themse gefunden. Auch der Gauner Adam Foole sucht nach Shade. Charlotte war seine große Liebe, die er in London treffen wollte. Nun will er seine Geliebte rächen. Pinkerton trifft Foole und beide gehen ein Bündnis ein, ahnen allerdings noch nicht, dass die Vergangenheit sie mehr miteinander verbindet als die Suche nach Shade.

Ein spannender vielschichtiger Roman, der verschiedene Zeitebenen miteinander verwebt, mit überraschenden Wendungen und eindrucksvollen Bildern, die an Charles Dickens erinnern.

Steven Price: Die Frau in der Themse
2 DAISY-CDs (21:35 Stunden und ca.6 Stunden)
Tel.: 03 41 / 7113 -116 bzw. -118
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de

Queenie

Ein Buchtipp von Karin Schulenkorf, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Queenie ist eine talentierte junge schwarze Frau, die in der Kulturredaktion einer Londoner Zeitung arbeitet. In letzter Zeit hat sie allerdings vor allem Talent darin, sich Ärger einzuhandeln. Zum Beispiel in der Zeitungsredaktion, wo sie die Zeit vertrödelt, anstatt endlich über die Themen zu schreiben, die ihr wichtig sind: Black Lives Matter, Feminismus, seelische Gesundheit. Oder mit ihrem weißen Boyfriend, der sie nicht gegen seinen rassistischen Onkel verteidigt. Als die Beziehung zerbricht, flüchtet Queenie sich in wechselnde sexuelle Kontakte und trifft eine falsche Entscheidung nach der anderen. Erst als es fast zu spät ist, stellt sich Queenie den wichtigen Fragen: Wie kann ich die Welt zu einem besseren, gerechteren Ort machen? Und mich in ihr ein bisschen glücklicher fühlen?

Die Autorin schildert die Verzweiflung ihrer Figur, die dramatischen Folgen ihrer Übersprungshandlungen und ihren Weg zu mehr Selbstachtung und echter Freude am Leben ebenso sensibel und präzise wie humorvoll und rasant und mit Sinn für den "Slang junger Frauen". Ein mitreißender Roman, in dem auch der tägliche Rassismus eine Rolle spielt.

Candice Carthy-Williams: Queenie
DAISY-CD (12:30 Stunden)
Sprecherin: Patricia Coridun

Anzeigen:

Hinweis

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Verkaufe DAISY-Player Plextalk PTN2, neuwertig, VHB 350 Euro.

Tel.: 0 52 21 / 1 71 71 12

Partnersuche

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Tel.: 01 78 / 4 49 37 30 (ab 16.30 Uhr)


Ich bin männlich, 33 Jahre und Single. 1. Korinther 7:27. Du findest mich in Greifswald. Gruß Marc.

Tel.: 01 76 / 47 33 60 53

Gewerbliche Anzeigen

IPD

25 Jahre IPD  –  25 Jahre Kompetenz


1995 wurde IPD von dem blinden Rechtsanwalt Manfred Jaklin gegründet und ist inzwischen Ansprechpartner für viele Sehgeschädigte, wenn es um moderne Hilfsmittel geht. Wir arbeiten mit vielen renommierten Herstellern zusammen und haben deshalb für alle Formen der Sehbehinderung das passende Hilfsmittel im Programm. Eine professionelle Beratung rund um Hilfsmittel und Kostenträger gehören bei uns genauso selbstverständlich zum Leistungsumfang wie ein qualifizierter Support und auf den individuellen Bedarf abgestimmte Schulungen.

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung Wert legen. Wir sind für Sie da!

Ihre IPD


Tel.: 05 11 / 9 36 30 90
E-Mail: post@ipd.gmbh
Web: www.ipd.gmbh

Schottland-für-Alle

Reisen speziell für blinde und sehbehinderte Gäste


Es naht der Herbst und unsere Gruppenreisen für das kommende Jahr stehen fest. Ob Inland, europäisches Ausland oder Fernreisen zu allen Kontinenten  –  entdecken Sie mit uns neben schon bekannten Destinationen viele neue Reiseziele, die wir gerne gemeinsam mit Ihnen bereisen möchten. Eine Übersicht aller Reisen finden Sie unter www.schottland-fuer-alle.com

Ein paar Tipps für diesen Herbst: Bad Staffelstein in Oberfranken vom 18.-25. September, Malta vom 1.-8. Oktober oder aber die Adventsreisen nach Dresden, Tallinn oder Straßburg.

Selbstverständlich planen wir auch Ihre Individualreise ganz nach Ihren Wünschen und Ideen überall hin. Gerne stehen wir für weitere Infos per

E-Mail info@schottland-fuer-alle.com oder unter
Tel.: 02 11 / 43 69 13 28 bzw. Tel.: 0044 18 63 / 76 60 10

zur Verfügung.

AASB Maria Seidling

Individuelle Ausstattung und Betreuung mit Blinden- und Sehbehindertenhilfsmitteln seit über 30 Jahren.

  • Lesephon® Vorlesesysteme
    Privat und Beruf, alle Windows-Varianten mit Sprache, aktuelle Texterkennung, Option: DAISY-Player, Text-To-MP3, Editor
        ab 2142,00 Euro
  • Spracheingabe Dragon Naturally Speaking
    Skripte für JAWS, Office und Lesephon®, jetzt mit Echo-Funktion, 2 Tage Schulung
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  • Alva Braillezeilen, 40/80 Module auch als Kassenmodell
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        ab 1679,34 Euro
        Schülerpreis auf Anfrage
  • Verschiedene Bildschirmvergrößerungssysteme
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Wenn Sie es wünschen, präsentieren wir bei Ihnen vor Ort. Präqualifiziert für die Produktgruppe 7. Zertifizierter Fachhändler für Dragon Naturally Speaking speziell für Blinde. Autorisierter Fachhändler für JAWS und Lesephon®.


AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Neu in unserem Sortiment

Funk-Wanduhr CONTOUR

Die Wanduhr im zeitlosen Design besteht aus einem zweischichtigen, leicht gewölbten grauen Zifferblatt. Ziffern und Stundenmarkierungen sind daraus ausgestanzt und weiß unterlegt. Durch den wirkungsvollen Kontrast zwischen der weißen und der bunten Farbe lässt sich die Uhrzeit gut ablesen. Die Funkuhr wird über das DCF77-Funksignal genau eingestellt und wechselt automatisch von Sommer- auf Winterzeit.

  • Ziffernhöhe: 5,00 cm
  • Durchmesser: 35,00 cm
  • Stromversorgung: 1 AA-Batterie

Bestell-Nr.: U218
Preis: 29,90 Euro


Sprechender Funk-Tischwecker, schwarz

Mit einer gut verständlichen Sprachausgabe sagt diese Funkuhr auf Knopfdruck den Wochentag, das Datum und die aktuelle Uhrzeit an. Die Lautstärke der Ansage lässt sich in zwei Stufen einstellen. Der Funktischwecker verfügt über ein sehr großes LCD-Display mit kontrastreichen Ziffern. Die Uhrzeit lässt sich vom Display ablesen, ohne dass der Abrufknopf für die Uhrzeitansage betätigt werden muss. Alle Einstellungen werden angesagt, sodass der Funkwecker für blinde und sehbehinderte Menschen selbstständig bedienbar ist.

  • vollständige Sprachausgabe für alle Einstellungen
  • DCF-Signal
  • sehr einfache Bedienung
  • Datum und Uhrzeit sind abrufbar
  • stündliche, automatische Zeitansage einstellbar
  • sehr großes LCD-Display mit kontrastreichen Ziffern
  • Schlummerfunktion einstellbar
  • Abmessungen: 12,5 cm *  11,2 cm *  7,2 cm
  • Farbe: Schwarz
  • Stromversorgung: 2 *  AA-Batterien

Bestell-Nr.: U217
Preis: 44,90 Euro


Klang-Memo

Memory mal anders, aber auch hier gilt es, Paare zu finden. 12 pyramidenförmige Holzbausteine, von denen je 6 gleich klingen. Also, Ohren spitzen, denn gutes Hinhören ist gefragt.

So wird gespielt: Ein Spieler nimmt alle Steine nacheinander in die Hand und entscheidet anschließend, welche zwei Steine den gleichen Klang haben. Zur Kontrolle kann unter die Steine gesehen werden  –  Paare tragen die gleichen Symbole. Wurden zwei passende Steine gewählt, dürfen diese behalten werden. Der Spieler mit den meisten Paaren gewinnt. Die Holzbausteine passen gut in Kinderhände.

Maße eines Spielsteins: 5,8 * 6,7 * 6,7 cm

Bestell-Nr.: S176
Preis: 26,95 Euro


Gerne senden wir Ihnen unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD.

Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 /8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de


Telefonische Beratung und Bestellannahme:
Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
Freitag von 9 bis 16 Uhr

Bestellungen im Internet: www.lhz-dresden.de

DBSV: Kleine Spende, große Geschichte

Helfen Sie mit, blinden und sehbehinderten Kindern die wunderbare Welt der Bücher zu eröffnen  –  mit unseren Tastbüchern!

Jetzt spenden, damit aus einer kleinen Spende eine große Geschichte wird!


Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft
BIC: BFSW DE 33 BER
IBAN: DE55 1002 0500 0003 2733 05
www.tastbuecher.de


Bildbeschreibung: Zwei Kinderhände erkunden das Tastbuch Dornröschen.

bbs nürnberg

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Unser Angebot

An den Orientierungstagen am bbs nürnberg besteht die Möglichkeit unsere Ausbildungen und berufsvorbereitenden Angebote näher kennenzulernen.


Unsere Kennenlerntermine

Bereich Büroberufe

20. Oktober  –  22. Oktober 2021
26. Januar  –  28. Januar 2022


Bereich Massage, Physiotherapie, Vorkurs Physikalische Therapie

10. November  –  12. November 2021
2. Februar  –  4. Februar 2022


Bereich Ernährung und Versorgung

29. November  –  3. Dezember 2021


Bereich Musik

24. November  –  26. November 2021
9. Februar  –  11. Februar 2022


Bereich Berufsvorbereitung

13. Oktober  –  15. Oktober 2021
19. Januar  –  21. Januar 2022


Interessiert?

Anmeldung und weitere Informationen unter #{www.bbs-nuernberg.de}


bbs nürnberg
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Brieger Str.21, 90471 Nürnberg
Telefon: 091 1 89 67 205
Fax: 09 11 89 67 209




Rückseite

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Service-Telefon: 0 30 / 25 55 80 800