Sichtweisen Ausgabe 09/2019

"Sichtweisen" – Heft 09/2019

Sichtweisen 09/2019

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen

Stellenanzeige des DBSV

Feelware  –  Barrierefreie Haushaltsgeräte

Trierische Tonpost

SynPhon

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Marland

Vanda Pharmaceuticals

RTB

Nikolauspflege

Im Gespräch

Spiel, Spaß, Sport, Shows und Safari

DBSV-Nachrichten

Beraten und beschlossen

Meldungen

Staatenbericht zur UN-BRK beschlossen

Förderprogramm für künstliches Warngeräusch

Gesetz zur Entlastung von Angehörigen veröffentlicht

Standards zum Einsatz von Assistenzhunden gefordert

Informationsangebot zum Blindengeld aktualisiert

BITV 2.0 überarbeitet

Workshop zur Durchsetzung barrierefreier Mobilität

Weitersehen 2020: DBSV-Publikation zum Thema Kulinarik

Änderung bei der Buchung von Veranstaltungstickets

Die Filme der Woche des Sehens

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Louis Braille Festival 2019

Feiern ohne Pflichtprogramm

Musik  –  zum Hören, Mitsingen, Tanzen

Die großen Shows des Festivals

Ein Markt im Ratefieber

Kurzinfo: Sponsoren und Förderer des Louis Braille Festivals

Einfach mal was ausprobieren

Vergebung macht Neuanfang möglich

Termine & Tipps:

Termine

"Was ihr wollt" mit Live-Audiodeskription

Fachmesse Rehacare

4. Deutscher Blindentennis-Workshop

Auseinandersetzung mit einer Augenerkrankung

Inklusionstage

Seminar für Führhundhalter

Schöne Adventszeit

"Der kompetente Auftritt"

PC-Kurs Kommunikation und Textverarbeitung

Tipps

Ausstellungsbericht zur IFA

Hörbuch-App BookBeat kostenfrei testen

Forum:

Tanzen à la Kolumbus

Kunst spielerisch erleben

Rätsel

Lösung des Juli-August-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Kultur

Sonnenorchester sucht Musikerinnen und Musiker

Barrierefreiheit

DOK-Filmfestival in Leipzig

Exponate im Inklusionswagen

Sport

Para Judo-EM: Medaillen für sehbehinderte Athleten

Goalball: Zweiter Platz beim Intercup

Para Schwimmen: Krawzow brach eigene Rekorde

Einziger Schwimmer mit Behinderung

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

"Daniel spielt mit Seele"

Medien:

Jenny Aaron vor dem Abgrund

Bücher

Und dann kam Paulette

Trautmanns Weg

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Hörfilm

Und der Zukunft zugewandt

Anzeigen

Private Kleinanzeigen

Zu verschenken

Partnersuche

Verkaufe

Gewerbliche Anzeigen

IPD

Schottland-für-Alle

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Blindenstiftung Deutschland

Mit Ihrer Hilfe rettet Ärzte ohne Grenzen Leben -

Miele


Titelbild:
Das Titelbild ist leuchtend rot. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer weißer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem sonnengelben Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten ist ein Foto von Raul Midón zu sehen, der Gitarre spielt und singt. Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist das Louis Braille Festival 2019.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 73. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin


Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB)
DAISY: DZB und Berola-Film GmbH

Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen® in der Regel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sie haben es natürlich gewusst oder zumindest geahnt: Das Louis Braille Festival, das der DBSV und die Deutsche Zentralbücherei für Blinde Anfang Juli in Leipzig veranstaltet haben, ist das Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Mehr als 3.000 Gäste sind der Einladung gefolgt, und diejenigen, die wir gefragt haben, waren begeistert von dem breitgefächerten Angebot. Bei den übrigen war es sicher genauso.

Ob die Shows, die Konzerte, die Workshops, die Lesungen, die Aktionen im Zoo oder der Markt der Begegnungen  –  in diesem Heft widmen wir Beiträge in fast allen Rubriken dem Festival, um dessen Vielfalt abzubilden. Und doch ist es nicht möglich, jedes Konzert, jeden Workshop, jede Künstlerin zu erwähnen. Das eine oder andere Thema wird aber noch in eine der nächsten Ausgaben einfließen.

Auch alle, die nicht dabei waren, sollen die Artikel mit Gewinn lesen oder hören: Darum verweisen wir zum Beispiel auf weitere Auftritte oder CDs von Musikerinnen und Musikern; wir berichten nicht nur über den Gottesdienst in der Universitätskirche, sondern auch über deren teils kaum zu glaubende Geschichte. Und für alle Fans der Thriller-Reihe um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron haben wir ein Interview mit dem Schriftsteller Andreas Pflüger geführt, der auf dem Louis Braille Festival aus dem neuen Band der Reihe, "Geblendet", gelesen hat. Der Roman war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen. Das Interview finden Sie in der Rubrik "Medien".

Der blinde Klarinettist Daniel Graumann gab während des Festivals zweimal ein Konzert. In der Rubrik "Menschen" erzählt er, wie es kam, dass er schon achtmal mit dem bekannten Klarinettisten Giora Feidman aufgetreten ist.

Viel Spaß bei der Lektüre allen, die in Leipzig mitgefeiert haben, und allen, die sich nun ein bisschen Festival-Flair ins Haus holen wollen!

Ute Stephanie Mansion
Redaktion "Sichtweisen"  

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Stellenanzeige des DBSV

Der DBSV sucht für sein engagiertes Team in Berlin-Mitte zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Referentin/ einen Referenten für Internationales zur Verstärkung in Vollzeit. An der Schnittstelle von deutschen Organisationen und internationalen Gremien koordinieren Sie die internationale Arbeit des DBSV und vertreten die Interessen des Verbands.

Die vollständige Stellenausschreibung finden Sie unter www.dbsv.org/stellenausschreibungen.html.

Ihre Bewerbung senden Sie bitte ausschließlich per E-Mail bis 10.9.2019 an geschaeftsfuehrung@dbsv.org.

Feelware  –  Barrierefreie Haushaltsgeräte

Feelware taktile Bedienelemente für Herde. Für Ihr bestehendes Gerät oder in Kombination mit einem neuen Herd.


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E-Mail: hallo@feelware.eu
Tel.: 01 57 / 57 16 56 93

Trierische Tonpost

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Unsere Produkte sind:

  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "TV-Daisy"  –  das 14-tägige Fernsehprogramm für Ihre Ohren: 17 ausgewählte Sender der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderte im Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.
  • Klingender Adventskalender 2019

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
E-Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

SynPhon

Einfach wissen, was Sache ist

Der EinkaufsFuchs ermittelt für Sie, was in einer Packung ist. Beim Einkaufen oder zu Hause scannt der handliche Produkt-Erkenner einfach die Barcodes, die sich auf allen Handelswaren befinden, und liest Ihnen die darauf codierte Information klar und deutlich vor. Sie können damit sogar selbst Dinge kennzeichnen. Wie das geht? Sprechen sie uns gerne an unter Telefon 0 72 50 / 92 95 55.


Ihre SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
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Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Ihr starker Partner rund um Hilfsmittel und Schulung

  • Vertrieb von JAWS, Braillezeilen von HumanWare und Freedom Scientific, Abrechnung mit der Krankenkasse
  • Schulungen für iPhone, Apple-Produkte und Windows
  • Barrierefreie Digitalradios und sprechende Fernsehgeräte
  • Internetradio mit Sprachsteuerung, optimiert für Blinde

Tel.: 0 82 32 / 5 03 13 03
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DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Plextalk Linio Pocket im Set zum Sparpreis

gültig bis 30.9.2019


Als besonderes Angebot möchten wir Ihnen den Plextalk Linio Pocket, also den tragbaren Taschen-DAISY-Rekorder mit DAISY-Online-Funktion zu einem attraktiven Sonderpreis präsentieren. Er kommt im Set mit einer 10.000 mAh Powerbank für ausreichend Akkuladung für unterwegs, einem 32 GB großen USB-Stick für Ihre Datensicherung und dem beliebten Ohrclip-Kopfhörer der Marke Panasonic.

Der Linio Pocket ist ein absolutes Spitzenprodukt in Sachen DAISY, DAISY-Online, Internetradio und Podcasts, Wiedergabe von vielen verschiedenen Audiodateien, Kurzaufnahmen und Recording (mit eingebauten oder externen Mikrofonen und Line-In), Vorlesen von Textdateien wie docx, txt oder pdf, Kalender und Weckfunktion. Ein starkes Set, das für Ihren nächsten Urlaub oder Ausflug wie gemacht ist.

Als Tipp für Ihre akustischen Eindrücke aus Natur, Umgebung oder auch Ihren Urlaubsorten bieten wir Ihnen zu dem Linio Pocket das externe Hochleistungsmikrofon OKM2 ebenfalls zu einem Sonderpreis an, auch gültig bis zum 30. September 2019. Sie tragen es wie einen Mini-Kopfhörer in den Ohren und erleben somit Ihre Aufnahmen in echter Umgebungs-Charakteristik. Andere machen Bilder, Sie machen Hörbilder!

  • Statt 589 Euro kostet das Linio-Pocket-Set jetzt 525 Euro  –  Best.-Nr.: 2.020.121
  • Statt 134,90 Euro kostet das Ohrmikrofon OKM2 jetzt 120 Euro  –  Best.-Nr.: 2.020.180

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover:
Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Marland

Hallo, ich bin's, Ihr Kontrolleur McCane

Ich habe gehört, dass bei den hochwertigen Faltstöcken das Gummiband manchmal reißt. Das darf nicht sein!

Bitte senden Sie Ihren Stock an CareTec zurück, sollte das der Fall sein. CareTec hat eine Lösung mit zwei Bändern gefunden und möchte gerne wissen, ob Sie nun zufrieden sind. Alle Kosten zulasten der CareTec. Vielen Dank!

Bitte die Stöcke an folgende Adresse zuschicken:
CareTec International GmbH
Stubenbastei 1, A-1010 Wien


Bildbeschreibung: Die Anzeige zeigt einen jungen Mann mit großer Sonnenbrille sowie sieben Faltstöcke mit Gummiband.

Vanda Pharmaceuticals

non-24.de

Sind Sie völlig blind?

Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?

Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?


Die Ursache: Ihre innere Uhr

Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.


Wie äußert sich Non-24?

Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis.

Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf #{non-24.de}.

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an.

Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen.

Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien
Telefonnummer 08 00 / 24 321 08 oder per
E-Mail non24@patient-plus.com.

RTB

Per App sicher unterwegs ohne Anwohnerkonflikte

Gezielte Steuerung der Signale

Über eine brandneue App auf dem Smartphone können Blinde und Sehbehinderte die Signale der Ampel steuern. Damit sind Sie immer sicher unterwegs, ohne dass Anwohner belästigt werden.


  • Kostenfreie Smartphone-App für die Nutzer
  • Anhebung der Lautstärke bei Bedarf

Tel.: + 49 52 52 / 97 06-0
www.rtb-bl.de


Bildbeschreibung: Eine Ampel empfängt Signale durch ein Smartphone.

Nikolauspflege

Fit für den Beruf!

An der Nikolauspflege qualifizieren wir blinde und sehbehinderte Menschen für das Berufsleben. Ob Ausbildung, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder berufliche Neuorientierung  –  unser Angebot ist groß. Wir beraten und begleiten Sie in Stuttgart, München und Mannheim sowie regional und wohnortnah.

Jetzt mit Regionalbüros in München und Mannheim!

Interessiert? Dann melden Sie sich bei uns!


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Tel.: 07 11/ 65 64-128
www.bbw-stuttgart.de

Im Gespräch

Spiel, Spaß, Sport, Shows und Safari

Die mehr als 3.000 Festivalgäste hatten die Qual der Wahl: Rund 120 Veranstaltungen und ein Begleitprogramm mit 40 weiteren Angeboten an verschiedenen Orten in Leipzig standen beim Louis Braille Festival zur Auswahl. 14 Besucherinnen und Besucher schildern in den "Sichtweisen" ihre Eindrücke, Erlebnisse und Höhepunkte.

Interviews: Tina Below
Ute Stephanie Mansion  


Aleksander Pavkovic, München:

Für mich am wichtigsten war die Vernetzung: Leute zu treffen, die ich zum Teil vielleicht aus Mailinglisten oder Facebook-Gruppen kenne, jetzt mal persönlich kennenzulernen. Irgendjemand hier hat gesagt: "Das ist wie Kirchentag für Blinde"  –  von der Atmosphäre her. Man trifft sich, man ist locker und fröhlich, und die Stimmung ist gut. Ich habe den Eindruck, das überträgt sich auch auf die Leipziger. Wenn ich mit dem Stock unterwegs bin, werde ich schnell angesprochen, wo es hingeht, und die Leute begleiten mich ein Stück weit, auch wenn sie eigentlich woanders hinmüssten, nehmen sich die Zeit und sind sehr freundlich. Also, gefällt mir rundum.


Anne Biedenkapp, Friedberg:

Mir gefällt das ganze Drumherum, die verschiedenen Workshops. Ich war unter anderem bei Blind Yoga. Den Workshop "Blickdiagnostik" fand ich toll und hilfreich. Es ist ein schönes Festival.


Marco Hübner, Friedberg (Hessen):

Es wird viel angeboten für Blinde und Sehbehinderte. Was mir nicht so gut gefallen hat, war der Markt der Begegnungen. Selbst als Sehender fand ich es sehr anstrengend, auch wegen der Lautstärke. Da könnte man vielleicht noch etwas verbessern. Es war auch sehr eng gestellt alles, sodass man schnell den Überblick verloren hat. Ansonsten war die Veranstaltung "Blickdiagnostik" sehr informativ.


Dazu ein Bild: Anne Biedenkapp und Marco Hübner: Sie hat mittellanges Haar und trägt einen Seitenscheitel.


Nils Prause, Osnabrück:

Was mir gut gefällt, ist die Location. Spannend finde ich die Kombination aus draußen und drinnen mit dem Zoo, der hier total eingebunden ist mit der Rallye und den Outdoor-Events, also Showdown, Klettern oder anderen Blindensportarten, was immer man mag. Und hier drinnen in der Kongresshalle, die direkt an den Zoo grenzt, Lesungen und anderes. Wer hier nichts findet, hat ein Problem. Ich ärgere mich, dass ich nur Samstag und Sonntag da bin. Im Nachhinein betrachtet, hätte man auf jeden Fall Freitag kommen müssen.


Dazu ein Bild: Nils Prause hat kurzes blondes Haar und trägt ein helles Hemd. Im Hintergrund sitzen weitere Gäste einer Veranstaltung.


Manuela Schulz, Jüterbog (Brandenburg):

Ich bin mit der Familie hier, und wir haben das Kinderprogramm genutzt. Da hat die DZB sich sehr viel Mühe gegeben. Wir haben gestern zum Beispiel ein Tastbuch hergestellt, dann waren wir ein bisschen im Zoo gucken. Vorher haben wir das Völkerschlachtdenkmal besucht. In einem Workshop haben wir Rosen und Nelken gebastelt, beim Markt der Begegnungen an einem Quiz teilgenommen und uns allgemein informiert.


Dazu ein Bild: Manuela Schulz trägt eine Kantenfilterbrille und ein Halstuch. Ihr Mann hat die Tochter auf dem Arm.


Sandra Schirmer, Leipzig:

Das Festival tut viel für Inklusion, die "normalen" Menschen sehen mal, dass es auch viele blinde Menschen gibt. Gerade für unsere Kinder war es sehr bereichernd, weil sie mit der Situation, dass die Mama nicht gucken kann, doch eher alleine sind. Das Showdown und das Klettern erweitern den Horizont, man lernt neue Dinge kennen, mit denen man sich nie beschäftigt hat. Die ganzen Fördervereine kennenzulernen, war auch eine interessante Erfahrung.


Dazu ein Bild: Sandra Schirmer mit ihrem Mann Stefan. Im Hintergrund sieht man weitere Zoobesucher.


Peter Bobien, Berlin:

Wir hatten ein wenig Schwierigkeiten, das Ganze zu koordinieren, weil mehr Angebot da war, als man machen konnte. Grundsätzlich hat es uns gut gefallen.


Michael Engst, Dresden:

Ich war das erste Mal dabei, und es hat mir prima gefallen.


Larissa Hils, Wettringen (Münsterland):

Ich war zum ersten Mal beim Louis Braille Festival, und mir haben am besten die Samstagabend-Show und der Schmink-Workshop gefallen.


Alexandra Sevcenko, Paderborn:

Meine absoluten Höhepunkte waren das Blind Yoga und die Samstagabend-Show.


Dazu ein Bild: Larissa Hils und Alexandra Sevcenko stehen im Zoo vor einer Plakatwand mit verschiedenen Tieren. Beide haben einen Langstock in der Hand.


Jens Komann, Sonneberg:

Mir hat besonders gut die Safari durch den Zoo gefallen, wo wir eine sehr nette Begleitung hatten, die sich sage und schreibe vier Stunden Zeit für uns genommen hat. Das Berühren und Erschnuppern von Natur und Tieren war eine sehr schöne Erfahrung. Wir haben beispielsweise ein Schnurrhaar von einem Tiger in der Hand gehabt und es ist erstaunlich, wie fest und wie lang das war.


Dominikus Schmiedl, Petershausen (bei München):

Das Beste war auch für mich die Zoo-Rallye. An jeder Station hat man viele Informationen bekommen und konnte sehr viele Dinge anfassen, sich bildlich vorstellen. Der Führhund war allerdings bei der Führhund-Lounge mit Pool frustriert, weil kein Pool da war. Es gab nur zwei kleine Planschbecken.


Dazu ein Bild: Dominikus Schmiedl und Jens Komann stehen auf der Event-Fläche im Zoo. Vor ihnen steht Schmiedls Führhund.


Jürgen Viesel, Heilbronn:

Die Samstagabend-Show auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz war klasse gemacht. Es war ein bisschen langatmig mit den politischen Fragen, aber sonst war es gut.


Dazu ein Bild: Jürgen Viesel in der Universitätskirche; im Hintergrund weitere Gottesdienstbesucher. Er trägt eine Kantenfilterbrille und einen Blinden-Button.


Christine Becker, Kyffhäuserkreis:

Die Organisation ist super, das habe ich auch von anderen gehört.


Dazu ein Bild: Christine Becker lächelt in die Kamera. Sie hat kurzes graues Haar und trägt eine Brille.

DBSV-Nachrichten

Beraten und beschlossen

Die wichtigsten Themen der Präsidiumssitzung vom 13. und 14. Juni im Überblick.

Von Peter Brass  


Fachtagung "Sehen im Alter"

Der DBSV wird auch im nächsten Jahr wieder eine Fachtagung zum Thema "Sehen im Alter" durchführen. Am 19. und 20. Juni 2020 werden in Bonn Expertinnen und Experten sowie Betroffene Erfahrungen austauschen und wichtige Themen bearbeiten. Dazu zählen die augenmedizinische Versorgung älterer Menschen im ländlichen Bereich und die Chancen und Risiken der Digitalisierung und der Telemedizin aus Sicht von Vertreterinnen und Vertretern des Gesundheitssystems und aus Patientensicht.


Braille-Legosteine

DBSV und DZB unterstützen in Deutschland eine Kampagne der dänischen Lego-Stiftung, die ab Herbst 2020 Legosteine mit Braillezeichen an blinde Kinder verteilen wird. Der spielerische Ansatz der Vermittlung und des Erlernens der Brailleschrift steht dabei im Vordergrund.


Arbeitskreis taubblind/hörsehbehindert

Das Präsidium begrüßt die Arbeitsaufnahme des Arbeitskreises taubblind/hörsehbehindert, in dem die Vertreterinnen und Vertreter zum Thema Taubblindheit der DBSV-Landesvereine zusammenarbeiten. Die Arbeitskreisleitung besteht aus DBSV-Taubblindensprecher Peter Bleymaier, Annette Sander und Lothar Herz. Das erste Treffen des Arbeitskreises wird im Rahmen der Tagung hörsehbehindert/taubblind im November stattfinden.


Änderungen im Bundesteilhabegesetz

Die politische Arbeit in Bezug auf die anstehenden Änderungen im Bundesteilhabegesetz geht mit der Erarbeitung weiterer Stellungnahmen zügig voran. Im Gesundheitsbereich liegt ein Schwerpunkt weiterhin im Bereich der digitalen Barrierefreiheit bei der elektronischen Patientenakte sowie der elektronischen Patientenkarte. Beim Patienteninformationsservice, also bei den Beipackzetteln, gibt es Fortschritte. So laufen zurzeit Verhandlungen mit einem großen Generica-Hersteller.


Verbandsklageprojekt

Auch der dritte Workshop zum Verbandsklagerecht am 25. Juni fand großen Anklang. Der Workshop thematisierte die Rechtsdurchsetzung barrierefreier Mobilität. In diesem Zusammenhang führt der DBSV mehrere Schlichtungsverhandlungen, unter anderem mit der Deutschen Bahn.


Hörspielpreis der Kriegsblinden

Bei der Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden wird der DBSV zukünftig die Vertretung der blinden Menschen übernehmen. Der Preis wird seit 1950 jährlich für ein herausragendes Original-Hörspiel verliehen, das von einem deutschsprachigen Sender konzipiert und produziert wurde.


Weltblindenunion

Der DBSV konnte auch in diesem Jahr die Weltblindenunion mit einem Betrag von 5.000 US-Dollar aus dem Fond für Entwicklungszusammenarbeit unterstützen.


Termine

Das DBSV-Präsidium befasste sich mit der Planung und Vorbereitung künftiger Veranstaltungen. Letzte Einzelheiten zum Ablauf des Programms des diesjährigen Louis Braille Festivals wurden geklärt. Die Termine des kommenden Jahres wurden abgestimmt und Schwerpunkte der Verwaltungsratssitzungen im nächsten Jahr festgelegt.

Peter Brass
Mitglied des DBSV-Präsidiums  

Meldungen

Staatenbericht zur UN-BRK beschlossen

Das Bundeskabinett hat Mitte Juli den Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) beschlossen, der über die wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Inklusion seit 2015 berichtet. Der Bericht wird zum 1. Oktober dem Ausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zur Prüfung und Bewertung vorgelegt.

Der DBSV, der Paritätische Gesamtverband und andere Verbände hatten an einer mündlichen Anhörung zum Entwurf des Berichts teilgenommen. Die Hinweise und Anregungen der Verbände wurden aber kaum aufgegriffen, der Bericht wurde nach der Anhörung nur minimal angepasst. Die Verbände arbeiten nun an der Erstellung eines Berichts der Zivilgesellschaft zur Umsetzung der UN-BRK, dem sogenannten Parallelbericht. Dieser Bericht wird im Frühjahr 2020 den Vereinten Nationen vorgelegt.

Mit der Ratifizierung der UN-BRK am 26. März 2009 hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, dem UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen regelmäßig über die Maßnahmen, die sie zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus dem Übereinkommen getroffen hat, und über die erzielten Fortschritte zu berichten.


Der Staatenbericht ist abrufbar unter
www.bmas.de ("Staatenbericht" ins Suchfeld eingeben)

Förderprogramm für künstliches Warngeräusch

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) fördert den Kauf von Elektro- und Hybridfahrzeugen mit dem Programm "Umweltbonus". Die Kosten für ein künstliches Warngeräusch, kurz AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System), werden bei der Förderung seit dem 1. Juli mit 100 Euro berücksichtigt.

Die Neuregelung ist das Ergebnis einer Schlichtung zwischen dem DBSV und den drei Bundesministerien für Umwelt, Verkehr und Wirtschaft. DBSV-Präsident Klaus Hahn begrüßt die neue Fördermöglichkeit: "Wenn für Elektromobilität öffentliche Gelder fließen, muss auch die damit verbundene Sicherheitstechnik gefördert werden  –  dafür haben wir lange gekämpft." Sein Appell: "Das nun endlich eingeführte 'AVAS-Begrüßungsgeld' des BMWi sollte alle noch unentschlossenen Käuferinnen und Käufer von Elektrofahrzeugen endgültig überzeugen, mit einem AVAS für mehr Sicherheit auf unseren Straßen zu sorgen!"


Mehr Infos unter
www.dbsv.org/emobi.html


Dazu ein Bild: Ein Mann mit Langstock setzt einen Fuß auf die Straße, die er überqueren will. Ein Auto hat sich ihm bis auf zwei Meter genähert.

Gesetz zur Entlastung von Angehörigen veröffentlicht

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat den Entwurf eines sogenannten Angehörigenentlastungsgesetzes vorgelegt. Ziel des Gesetzes ist es, vorrangig Kinder und Eltern zu entlasten, die gegenüber Bezieherinnen und Beziehern von Sozialhilfe und Eingliederungshilfe unterhaltsverpflichtet sind. Eine Unterhaltsheranziehung von Kindern durch das Sozialamt, beispielsweise wenn ihre Eltern im Alter in ein Pflegeheim umziehen müssen, soll erst ab einem Jahreseinkommen von jeweils 100.000 Euro greifen. Das Gesetzespaket enthält darüber hinaus weitere wichtige Änderungen wie:

  • Die Förderung der mit dem Bundesteilhabegesetz geschaffenen Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) soll auch nach dem Jahr 2022 fortgesetzt werden.
  • Es wird klargestellt, dass die Höhe der Aufwendungen für eine Arbeitsassistenz nicht im Ermessen der Integrationsämter steht, sondern sich nach dem Bedarf im Einzelfall richtet.
  • Damit bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Behinderteneinrichtungen wegen der Trennung der Eingliederungshilfe-Fachleistungen von den Leistungen zum Lebensunterhalt im Januar 2020 keine finanziellen Sonderbelastungen entstehen, wird eine Übergangsregelung geschaffen.

Der DBSV hat in seiner Stellungnahme die vorgesehene Initiative begrüßt. Als wichtiges Signal sieht er vor allem die vorzeitige Entfristung der EUTB. Gleichzeitig brachte er Änderungs- bzw. Ergänzungsbedarf etwa zur konkreten Ausgestaltung der EUTB ein. Im Herbst geht das Gesetz ins parlamentarische Verfahren und soll noch 2019 verabschiedet werden.


Die Stellungnahme des DBSV ist zu finden unter:
www.dbsv.org/stellungnahmen.html

Standards zum Einsatz von Assistenzhunden gefordert

Der DBSV hat sein langjähriges Engagement für die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen mithilfe von Assistenzhunden mit anderen Organisationen gebündelt und gemeinsam mit den Vereinen "Hunde für Handicaps", "Pfotenpiloten" und "Vita" ein Forderungspapier zum Einsatz von Assistenzhunden veröffentlicht. Es geht um die Schaffung von allgemein gültigen Standards  –  von der Ausbildung über die Finanzierung bis zur Nutzung der tierischen Assistenten. Zusammengefasst fordern die Initiatoren:

  • eine gesetzliche Definition des Begriffs "Assistenzhund" mit bundesweit einheitlichen Qualitätsstandards und einer verbindlichen Zertifizierung
  • die gesetzliche Absicherung des Zugangs mit Assistenzhund zu öffentlichen Orten wie Geschäften, Gesundheits- oder Kultureinrichtungen
  • die Übernahme der Kosten für die Ausbildung, die laufenden Aufwendungen für die Hundehaltung und Betreuung der Assistenzhundeteams durch Sozialleistungsträger
  • die Einbeziehung von Halterinnen und Haltern von Assistenzhunden und die sie vertretenden Organisationen bei der Erarbeitung rechtlicher Regelungen

Andere Organisationen sind aufgefordert, das Forderungspapier ebenfalls zu unterzeichnen.


Das Forderungspapier ist zu finden unter
https://tinyurl.com/assistenzhunde-eckpunkte


Dazu ein Bild: Ein Blindenführhund mit etwas längerem Fell steht auf einem gepflasterten Weg. Eine Hand hält den Bügel des Führgeschirrs.

Informationsangebot zum Blindengeld aktualisiert

Die Blindengeldleistungen in Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfahlen haben sich zum 1. Juli erhöht. Wer blind und sozialhilfeberechtigt ist, bekommt aktuell für seine blindheitsbedingten Ausgaben 739,91 Euro (Volljährige) bzw. 370,59 Euro (Minderjährige) monatlich. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass die Blindengeldgesetze dieser Länder und die sozialhilferechtliche Blindenhilfe an die Rentenentwicklung gekoppelt sind.

Der DBSV hat die Informationen zu den Blindengeldleistungen auf seiner Internetseite entsprechend aktualisiert. Neben den Zahlen und Fakten zur Blindengeldentwicklung erhalten Nutzerinnen und Nutzer beim Anklicken eines Bundeslands detaillierte Informationen zu den gewährten Beträgen, Kürzungen bei Pflegebedürftigkeit oder stationärer Unterbringung, gesetzlichen Grundlagen und den Kontakt zum jeweiligen Landesverein.


Mehr Infos unter
www.dbsv.org/blindengeld.html

BITV 2.0 überarbeitet

Die neu gefasste Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) 2.0 gilt seit Ende Mai 2019. Sie konkretisiert und ergänzt die 2018 in Kraft getretenen Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes zur Umsetzung der europarechtlichen Vorgaben über die Barrierefreiheit von Internetseiten und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen. Die BITV gilt für Internetseiten, Apps, Intranets, Extranets, elektronische Verwaltungsabläufe und grafische Programmoberflächen. Zentrale Neuerung: Die BITV 2.0 beschreibt den zur barrierefreien Gestaltung von Informationstechnik zu berücksichtigenden Standard nicht mehr in der Anlage 1, sondern verweist auf die im Amtsblatt der Europäischen Union bekannt gemachten harmonisierten Normen, ohne diese konkret zu benennen. Der DBSV hatte diese Regelung bereits im Vorfeld scharf kritisiert, weil zu befürchten steht, dass Anwender nicht mehr wissen, wie konkret sie digitale Barrierefreiheit umzusetzen haben. Allerdings ist der Aufbau einer Internetseite mit Informationen zu den einzuhaltenden Standards auf Bundesebene vorgesehen.

Außerdem nennt die BITV Details zur Erklärung zur Barrierefreiheit und macht Vorgaben dazu, welche Inhalte barrierefrei zu gestalten sind und welche nicht. Internetseiten von öffentlichen Stellen, die seit dem 23. September 2018 veröffentlicht wurden, müssen ab dem 23. September 2019 eine Barrierefreiheitserklärung auf ihrer Internetseite veröffentlichen und darstellen, wo man sich bei auftretenden Schwierigkeiten beschweren kann. Für ältere Internetseiten gilt die Regelung erst von September 2020 an und für mobile Anwendungen von Juni 2021 an.


Mehr Infos unter
www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de (BITV ins Suchfeld eingeben)

Workshop zur Durchsetzung barrierefreier Mobilität

Zum dritten Workshop des von Aktion Mensch geförderten Muster- und Verbandsklageprojekts des DBSV kamen kürzlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Sozial- und Behindertenverbänden in Berlin zusammen. Sie erörterten rechtliche Möglichkeiten, um die gesetzlichen Vorgaben für eine barrierefreie Mobilität durchzusetzen. Den ersten Diskussionsschwerpunkt bildeten die Barrieren bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Nach einem Eingangsvortrag zu den rechtlichen Grundlagen besprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitgebrachte Fälle, etwa zum Mitnahmeverbot von mobilitätseingeschränkten E-Scooter-Nutzern und -Nutzerinnen im Nahverkehr, zu unzugänglichen Flugzeugtoiletten und nicht-barrierefreien Informationen an Bahnhöfen. Im zweiten Teil ging es um die Fortbewegung im Straßenraum  –  von falsch verlegten Bodenindikatoren, fehlenden Blindenampeln bis hin zu einem unfallträchtig und nicht barrierefrei zugänglich geplanten Bahnhofsvorplatz.

Spürbar war verbandsübergreifend ein steigendes Interesse an den Möglichkeiten verbandlichen Rechtsschutzes. Es kamen deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer als geplant. Andererseits bestehen noch Hemmungen, aktiv zu werden und ein Verfahren anzustrengen. Befürchtet wird beispielsweise, vor Gericht zu scheitern und dadurch einen langfristigen Imageverlust zu erleiden. Die Aufklärung über die rechtlichen Möglichkeiten, gemeinsame Fallbesprechungen und vor allem die Vernetzung erweisen sich als besonders wertvoll im Rahmen des Projekts.


Mehr Infos zum Projekt und der Bericht des Workshops sind zu finden unter
www.dbsv.org/verbandsklageprojekt.html

Weitersehen 2020: DBSV-Publikation zum Thema Kulinarik

Die neue DBSV-Publikation "Weitersehen 2020" erscheint im Oktober. Es trägt den Titel "Aufgetischt  –  Wie Menschen mit Seheinschränkung anbauen, kochen und genießen." Darin berichten unter anderem ein blinder Milchbauer und ein sehbehinderter Winzer von ihrer Arbeit. Ein Hobbykoch und ein Hobbygärtner kommen ebenfalls zu Wort. Die Publikation befasst sich aber auch kritisch damit, welche Barrieren sich auf dem Gebiet auftun. Beispielsweise wenn es um die Zugänglichkeit moderner Küchengeräte oder die Bewilligung von notwendigen Rehabilitationsleistungen geht.

"Weitersehen 2020" ist von Oktober an bei den DBSV-Landesvereinen als Schwarzschrift- und DAISY-Ausgabe erhältlich.


Dazu ein Bild: Das Titelblatt von "Weitersehen 2020" zeigt eine junge Frau mit Schürze, die beim Kartoffelschälen durch eine LPF-Trainerin unterstützt wird.

Änderung bei der Buchung von Veranstaltungstickets

Die Deutsche Bahn hat ihre Service-Hotline für telefonische Bestellungen des DBSV-Veranstaltungstickets zum 1. September eingestellt. Teilnehmer an DBSV-Veranstaltungen können ihre Veranstaltungstickets nun über die Mobilitätsservice-Zentrale der Bahn telefonisch buchen. Diese ist unter der Telefonnummer: 01 80 / 6 51 25 12 (20 Cent pro Anruf aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk maximal 60 Cent pro Anruf) von Montag bis Freitag von 6 bis 22 Uhr und samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 8 bis 20 Uhr erreichbar.

Die Filme der Woche des Sehens

Am 8. Oktober startet die 18. Ausgabe der Woche des Sehens. Die Selbsthilfeorganisationen werden im Rahmen der diesjährigen Kampagne Chancen und Herausforderungen thematisieren, die mit der Digitalisierung verbunden sind. In diesem Rahmen ist unter anderem ein kurzer Film geplant  –  mehr dazu in der Oktoberausgabe der Sichtweisen.

In den vergangenen Jahren entstanden zur Woche des Sehens Filme, in denen jeweils die Auswirkungen einer Augenerkrankung gezeigt werden. Dazu kam im vergangenen Jahr ein Film, der einen anderen Ansatz verfolgt: Er weist explizit darauf hin, wie unterschiedlich sich Sehbehinderungen auswirken. Alle sechs Filme kann man nicht nur anschauen und weiterempfehlen, sondern auch in die eigene Internetseite einbauen.

Eine Anleitung dazu und natürlich auch die Filme selbst finden sich auf der Internetseite der Woche des Sehens.


www.woche-des-sehens.de/filme

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:


  • Lautsprecher Teufel
    10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn
    Tickets für 54,90 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Kieser Training
    70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • NH Hotels
    Bis zu 30 % Rabatt in allen 58 Hotels der NH Hotel Group in Deutschland
  • Dussmann das KulturKaufhaus
    10 % Rabatt auf Hörbücher und Hörspiele
  • GRAVIS Online Shop
    max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Reinecker Vision GmbH
    10 % auf alle Produkte
  • Optelec GmbH
    5 % auf alle Angebote, auch bei Zuzahlungen auf Kassenversorgungen
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV)
    5 % auf alle Hilfsmittel
  • Landeshilfsmittelzentrum für Blinde und Sehbehinderte Sachsen (LHZ)
    5 % auf alle Hilfsmittel
  • Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB)
    5 % auf alle Zeitschriften-Abos

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.


Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-260
www.dbsv.org/dbsv-karte

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Louis Braille Festival 2019

Ein großes Fest der Begegnung, des Austauschs, der Inklusion und des Miteinanders war es: das Louis Braille Festival, zu dem der DBSV und die Deutsche Zentralbücherei für Blinde Anfang Juli nach Leipzig eingeladen hatten. Mehr als 3000 Menschen waren der Einladung gefolgt. Sie erlebten bei Sonnenschein einen tollen Mix aus Konzerten, Mitmach-Aktionen, Lesungen, Workshops, Filmen und Shows. Sie mussten sich nur entscheiden.


Dazu ein Bild: Alle, die mitgemacht haben bei der großen Samstagabend-Show, stehen gemeinsam auf der Bühne und singen ein Lied. Auf einem Bildschirm sind sie groß zu sehen.

Feiern ohne Pflichtprogramm

Nach den Eröffnungsreden hatten die mehr als 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vierten Louis Braille Festivals die Wahl zwischen vielen Veranstaltungen im Zoo, in der Kongresshalle und in der Stadt Leipzig. Dort stieg das Festival Anfang Juli. Neben den großen Abendshows, den Konzerten und Workshops gab es auch zahlreiche kleinere Angebote, die ebenfalls viele Gäste anzogen.

Von Tina Below und Ute Stephanie Mansion  


Verlockend liegt der Leipziger Zoo direkt neben der Kongresshalle und lädt zu einem Rundgang ein. Doch etliche haben sich vorläufig dagegen entschieden und es sich lieber auf Holzbänken im Konzertgarten des Zoos bequem gemacht. Sie hören und sehen zu, als auf der Bühne im Konzertgarten das Louis Braille Festival eröffnet wird. Am Freitagnachmittag ist es so weit.

Der Präsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands, Klaus Hahn, erklärt bei der Eröffnung, dass das Louis Braille Festival zwei Anliegen verfolge: "Es ist ein Dankeschön an die Mitglieder der Vereine, vor allem an die ehrenamtlich Tätigen. Sie sollen einmal feiern ohne Pflichtprogramm." Außerdem gehe es darum, den Leuten in der jeweiligen Festival-Stadt zu zeigen, was blinde und sehbehinderte Menschen können. Oft würden sie nämlich auf eine Eigenschaft, eben blind oder sehbehindert, reduziert, obwohl sie viele weitere hätten. Auch der Oberbürgermeister von Leipzig, Burkhard Jung, und Zoodirektor Jörg Junhold begrüßen die aus ganz Deutschland angereisten Gäste in der "schönsten Stadt Deutschlands" mit dem "schönsten Zoo Deutschlands". Der Zoodirektor hat zum Festivalauftakt zwei Lamas mitgebracht, die jeder streicheln kann, der will.

Wer einmal vor der Bühne im Zoo sitzt, könnte dort die drei Festivaltage lang sitzen bleiben, denn es gibt ständig Programm. Musiker treten auf, und Uta Serwuschok und Thomas Störel unterhalten die Gäste unter dem Titel "Moni und Manni gehn bei die Giraffen" mit musikalischem Kabarett. Uta Serwuschok stellt dabei Ausschnitte aus ihrem Buch "Komm, mir gehn bei die Giraffen" mit selbsterlebten Zoogeschichten vor.

Den Auftakt zu den mehrmals stattfindenden Tierpflegersprechstunden macht am Freitag Christian Ludwig, der stellvertretende Leiter der Tropen-Erlebniswelt Gondwanaland. Der gelernte Gärtner hat einige Pflanzen zum Erkunden mitgebracht, darunter eine Bananenstaude, wilde Avocados sowie die Früchte des Ledermantel- und des Kalebassenbaums. Dazu gibt er Einblicke in seine Arbeit.

Auf einer Event-Fläche im Zoo können sich die Festivalbesucherinnen und -besucher auch sportlich betätigen, nämlich eine Kletterwand erklimmen, Trampolin springen und die Sportarten Schießen und Showdown ausprobieren. Die Stationen finden Anklang bei Jung und Alt und werden auch von Nicht-Festival-Gästen rege genutzt.

Besonderes Highlight ist die Zoo-Rallye am Samstag, die zum spielerischen Entdecken des Zoos einlädt. An der ersten Station im Gründer-Garten erhalten die Teilnehmenden ihren "Entdecker-Pass", der in großer Schrift und Punktschrift bedruckt ist. Er führt zu sechs im Zoo verteilten Mitmachstationen, an denen Objekte zum Tasten, Fühlen und Schnuppern warten. So gilt es zum Start, eine bronzene Tigerstatue und verschiedene Düfte richtig zu identifizieren.

An der Lama-Anlage können zwei rund 20 Zentimeter große Plüsch-Lamas und echtes Lamafell in einer Dose befühlt werden. An jeder Station der Rallye erwarten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zoos die Teilnehmenden und geben ausführliche Informationen zu "ihren" Tieren. Der Entdeckerpass wird an jeder Station gestanzt, und wer ihn am Ende der Rallye abgibt, darf sich über eine kleine Überraschung freuen. Das schaffen allerdings nicht alle, denn die Stationen sind nicht ganz leicht zu finden. So legen manche den Plan beiseite und lassen sich einfach durch den Zoo treiben. Dennoch sind alle Mitmachstationen immer gut besucht und bieten viele Aha-Erlebnisse. Die Verantwortlichen im Zoo sind begeistert von dem hohen Zuspruch, den die Rallye findet.

Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB), die nicht weit entfernt vom Zoo ihren Sitz hat, ist Mitausrichterin des Festivals. Da die Einrichtung in diesem Jahr 125 Jahre alt wird, findet das Festival überhaupt in Leipzig statt. Zur Geburtstagsfeier lädt die DZB am Freitag des Festivals die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihre Räume ein. Lesungen mit DZB-Hörbuchsprecherinnen und -sprechern und Punktschriftleserinnen und -lesern locken am Samstag Hörbuchfans in den Bach-Saal der Kongresshalle.

Zum Ausklang des Festivals erinnert DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke im Konzertgarten des Zoos an die Anfänge des Festivals: 2006 entwickelt sich der Gedanke "Wir brauchen mehr Mut und müssen mehr zusammen feiern". 2009 ist es mit dem ersten Festival in Hannover so weit, in dem Jahr, in dem Louis Braille 200 Jahre alt geworden wäre.

Zehn Jahre und zwei Festivals später ist es in Leipzig ein zusätzliches Anliegen, sich sichtbar zu machen. Das sei beim vierten Louis Braille Festival gut gelungen: "Es ist bunt in der Stadt, wir sind sichtbar, das ist traumhaft", so Bethkes Fazit. Auch DZB-Direktor Prof. Dr. Thomas Kahlisch zeigt sich begeistert: "Es war wunderschön, es war megageil!"


Dazu drei Bilder:

    • Die Bühne im Konzertgarten im Zoo: Links ragt groß der Kopf eines Lamas ins Bild. Auf der Bühne stehen Jörg Junhold, Klaus Hahn, Thomas Kahlisch und Burkhard Jung. Viele Gäste hören ihnen zu.
    • Zwei Fotos mit Impressionen aus dem Zoo: Ein Mann legt lächelnd den Arm um den Hals eines Lamas; ein Junge klettert eine Kletterwand hoch.

Musik  –  zum Hören, Mitsingen, Tanzen

Ein Schwerpunkt des Louis Braille Festivals in Leipzig waren die Konzerte, die an jedem der drei Festival-Tage zu hören waren und die die Zuhörerinnen und Zuhörer begeisterten. Ob auf der Bühne im Zoo, in der Kongresshalle oder auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in der Innenstadt: Musik war überall. Ein großer Teil der Musikerinnen und Musiker ist übrigens auch blind oder sehbehindert.

Von Tina Below, Lavinia Knop-Walling, Ute Stephanie Mansion  


Raul Midón: Virtuose auf der Gitarre

Der Mann kann Gitarre spielen wie vermutlich nur wenige andere Menschen auf der Welt: Raul Midón, aus den USA stammender blinder Singer-Songwriter, der mit zwei seiner Alben auch schon mal für einen Grammy in der Kategorie Bestes Jazz-Vokal-Album nominiert war. Eines davon, das zugleich sein jüngstes ist und 2017 erschien, heißt "Bad Ass And Blind", was ungefähr so viel wie "Dummkopf und blind" bedeutet. Es sind hauptsächlich Songs aus diesem Album, die Raul Midón während seines Konzerts auf dem Louis Braille Festival präsentiert. "Sound Shadow" und "All that I Am" zum Beispiel, und mit jedem beweist er seine unglaubliche Virtuosität auf der Gitarre. Das Publi-kum ist begeistert und teilt das durch Applaus und Rufe mit. Schon während er noch spielt, geraten die Zuhörerinnen und Zuhörer beim Song "Sunshine" aus dem Häuschen, denn der Musiker trommelt dabei eine Zeitlang mit der rechten Hand auf zwei Bongos, die er vor sich stehen hat, mit der linken bringt er es fertig, der Gitarre noch Töne zu entlocken, und mit dem Mund imitiert er ein Blasinstrument. Unglaublich.

Schade, dass es nach der "Gogelmosch"-Show im Großen Saal der Kongresshalle viele zurück in ihre Hotels zog. Der umjubelte Auftritt des Ausnahmemusikers entgeht ihnen so. Der eine oder die andere hat vielleicht Glück und erlebt ihn doch noch oder noch einmal während der Samstagabend-Show auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, wo ihm wieder alle zujubeln.


Wer Raul Midón in Leipzig verpasst hat oder ihn noch einmal live erleben möchte, hat dazu an folgenden Terminen Gelegenheit:

5. Dezember, 20 Uhr, Dortmund (domicil)
18. Dezember, 22.30 Uhr, Berlin (Quasimodo)
20. Dezember, 20 Uhr, Leverkusen (Scala Club)


Dazu ein Bild: Raul Midón spielt Gitarre und singt. Er trägt eine Baskenmütze und eine schwarze Lederjacke. Seine Gitarre ist aus hellem Holz.


Dota: Gute Laune am Samstagabend

Zu Beginn des Konzerts der Berliner Band Dota haben sich viele junge Leipziger unter die Festivalbesucherinnen und -besucher auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz gemischt. Sie stehen neben den voll besetzten Bierbänken, wippen und tanzen mit. Dazu passt die Ansage der Sängerin: "Wir haben etwas zum Tanzen mitgebracht." Die Band tritt mit vier Personen auf: der Liedermacherin Dota (Dorothea Kehr), dem Gitarristen Jan Rohrbach, dem Keyboarder Jonas Hauer und dem Schlagzeuger Janis Görlich. Sie begeistern das Publikum mit eingängigen Pop-Melodien, einer Mischung aus zeitkritischen Liedern und Liebesliedern; alle Texte sind auf Deutsch. In diesem Jahr erhielt die Band den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson/Musik/Lied. Die Sängerin trägt sehr zur guten Laune auf dem Platz bei, sie interagiert viel mit dem Publikum.

Bei dem bekannten Lied "Rennrad" von dem 2016 veröffentlichten Album "Keine Gefahr" singt und tanzt das Publikum ausgelassen mit. Im Anschluss kündigt die Sängerin an, dass es nun "düster und wirr" wird. In dem folgenden Lied kommt die Liedzeile "Bringt mich von hier fort" vor, doch das wünscht sich auf dem Platz vermutlich gerade keiner.

Als Dota das letzte Lied ankündigt, geht ein enttäuschtes Raunen durch die Reihen. Es folgen laute Rufe nach einer Zugabe, die die Band mit dem Lied "Aber Hey" erfüllt. Darin geht es um einen lässigen Mann, den die Sängerin begehrenswert findet, die aber "in diesem Leben leider nicht mehr so lässig wie du" wird. Das wird relativiert durch die Aussage "Aber hey, hey was soll's, ich bin nicht cool, aber ich leuchte bei Nacht". Für diesen Abend stimmt das mit dem Leuchten auf jeden Fall, dafür sorgen die vielen Scheinwerfer auf der Bühne. Das Ende des Liedes singt die Sängerin abwechselnd mit dem Publikum.

Dass sie zum Abschluss das Lied "Utopie" singt, begründet Dota damit, dass es gut sei, mit etwas Positivem aufzuhören. Im Refrain heißt es "Ich hab viel zu viel Ärger und viel zu wenig Wut". Die Worte sind bei DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke hängen geblieben, er wird sie am nächsten Tag beim Ausklang des Festivals zitieren. Und dann folgt doch noch ein Liebeslied, was wiederum auch ein schöner Abschluss ist.


Dota tourt noch für den Rest des Jahres durch ganz Deutschland. Das nächste Konzert in Leipzig findet am 1. Februar 2020 im Täubchenthal statt.

Alle Tourdaten unter
https://kleingeldprinzessin.de


Wer Musik lieber zu Hause genießen möchte, dem sei die 2018 erschienene CD "Die Freiheit" empfohlen.


Dazu ein Bild: Die Band Dota mit Schlagzeuger, Gitarrist, Sängerin und Keyboarder. Im Vordergrund sieht man die Köpfe einiger Zuschauer, im Hintergrund einen Bildschirm mit Nahaufnahme der Sängerin.


Gerlinde Sämann: In die Welt der Romantik geflogen

Das musikalische Programm beim Festival ist abwechslungsreich, viele Genres sind vertreten, und so darf natürlich die Klassik nicht fehlen. Sie wird vertreten durch Gerlinde Sämann, eine blinde Sopranistin. Mit Claude Weber am Klavier bietet sie im Bach-Saal Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy, Clara Schumann, Helen Buchholtz, Johannes Brahms und Fanny Hensel-Mendelssohn dar. "Auf Flügeln des Gesanges" ist das Konzert überschrieben, und Gerlinde Sämann fliegt mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern vor allem in die Liederwelt der Romantik. Von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) singt sie beispielsweise "Der Mond" und das namengebende "Auf Flügeln des Gesanges" (Text: Heinrich Heine). Von Clara Schumann stammen die Melodien der Lieder "Liebst du um Schönheit?", "Warum willst du and're fragen?" und "Geheimes Flüstern".

Über die luxemburgische Komponistin Helen Buchholtz berichtet die Sängerin, dass ihre Lieder lange als verschollen galten und die Noten erst nach ihrem Tod gefunden wurden. Die Musikwissenschaftlerin Danielle Roster habe Buchholtz (1877-1953) wiederentdeckt. Buchholtz habe einen "sehr speziellen Stil", erzählt Sämann, der es ihr und Weber aber angetan hat, denn sie haben eine Doppel-CD mit einer Auswahl von Buchholtz' Liedern veröffentlicht (Titel: "Und hab' so große Sehnsucht doch ..."). In Leipzig lassen sie davon zum Beispiel "Meine Mutter hat's gewollt" (Text: Theodor Storm) und "Einsamkeit" (Text: Anna Ritter) erklingen.


Mehr Infos unter
www.gerlinde-saemann.de


Dazu ein Bild: Gerlinde Sämann steht im langen dunkelblauen Kleid neben einem Klavier auf der Bühne. Am Klavier spielt Claude Weber.


Vokuz: Hip-Hop voller Power

"Habt ihr Bock?", ruft Vokuz in den Saal, und die Handvoll Leute, die am Anfang da ist, antwortet laut: "Jaaa!" Weil Vokuz, der blinde Rapper aus Frankfurt, mit seinem Team nämlich im Stau stand, fängt sein Konzert im Bach-Saal verspätet an. Der Saal hat sich nach dem Konzert, das zuvor stattfand, weitgehend geleert, doch als der Hip-Hopper mit seinem Rap-Sprechgesang loslegt, füllt er sich wieder. Hip-Hop heißt übrigens die Musikrichtung, Rap der Sprechgesang. "Ich setze alles auf Musik", erzählt der 24-Jährige, der seit sechs Jahren blind ist. Da das Leben nun kein erträumter Film mehr für ihn ist, heißt ein Song "Kein Film". Der Applaus ist so laut, als wäre der Saal voll. Vokuz singt seine deutschsprachigen Songs, zum Beispiel "Geist" und "Alien", so engagiert und kraftvoll, als wäre es ihm sowieso egal, ob ihm viele oder wenige zuhören. Vor allem junge Leute zieht es in den Saal, und am Ende fordern sie eine Zugabe. Die gibt Vokuz natürlich  –  voller Power, wie immer.


Mehr Infos unter
https://de-de.facebook.com/VokuzMusik


Dazu ein Bild: Eine Nahaufnahme von Vokuz, der in ein Mikro singt: Er trägt Sonnenbrille und einen kurzen Vollbart. Die rechte Hand hat er aufs Herz gelegt.


Blind Date: Die Kunst, blind einen Kanon zu singen

Als der Chor Blind Date im Großen Saal der Kongresshalle singt, ist es ganz leise im Zuschauerraum. Die blinden, sehbehinderten und sehenden Sängerinnen und Sänger treffen sich in wechselnder Besetzung einmal im Jahr zu einem zwei- bis dreitägigen Sing-Workshop.

In Leipzig singen sie besonders poppige Lieder, am Klavier begleitet von Chorleiter Holger Kunz. Für Lacher sorgt besonders das Lied "Lollypop" wegen einer Sängerin, die beim Refrain ein Plopp-Geräusch ausstößt. Als der Chor einen Kanon singt, macht Kunz einen Witz darüber, dass man mit blinden Menschen zwar einen Kanon singen könne, aber wie man ihn wieder beendet, stehe auf einem anderen Blatt. Wenn man weit hinten sitzt, klingt der Chor leider etwas gedämpft.


David Sick: Ein Mann, zwei Gitarren

Nach der offiziellen Eröffnung am Freitagnachmittag übernimmt David Sick mit seinen beiden hellbraunen Akustikgitarren die Bühne des Konzertgartens im Zoo. Die Lieder, die er spielt, sind mal sanft, mal groovig. Er verfügt über eine virtuose Fingertechnik. Wenn er Gitarre spielt, bewegt sich sein ganzer Körper mit. Erst nach dem dritten Lied macht er eine kurze Ansage, meist lässt er seine Musik für sich sprechen. Es scheint, als stehe er nicht gerne im Mittelpunkt, seinen Auftritt absolviert er am linken Rand der Bühne.

Während seines Auftritts bildet sich eine kleine Schlange mit Wartenden bei den beiden Lamas, die links neben der Bühne stehen und sich von den Festivalgästen geduldig ertasten und streicheln lassen. Ein weiteres "Tier" läuft zur Halbzeit des Konzerts an der Bühne vorbei: das Zoo-Maskottchen Tammi, ein ungefähr zwei Meter großer, jugendlicher Löwe mit grüner Schirmmütze, hellbraunem T-Shirt und grüner kurzer Hose.


David Sick kehrt am 8. September nach Leipzig zurück und spielt im Grassimuseum.

Mehr über ihn unter
www.davidsick.de


Dazu ein Bild: David Sick spielt auf einer hellen Akustikgitarre. Er blickt konzentriert auf seine Finger am Gitarrenhals. Er trägt ein Hemd, sein Haar ist länger und wellig.


Daniel Graumann Trio: Jazz und Klezmer

Der Klarinettist Daniel Graumann unterhält sich vor seinem Auftritt angeregt mit Besuchern und muss von einem Band-Kollegen auf die Bühne geholt werden. Seine offene humorvolle Art wird schon in diesen Minuten vor dem Auftritt deutlich und setzt sich in seinen Ansagen fort. So stellt er nach dem ersten Lied seine Bandkollegen vor und vergisst dabei sich selbst, was er lachend nachholt.

Die Reihen der Zuschauer im Bach-Saal füllen sich allmählich. Das Trio spielt eine entspannte Mischung aus Klezmer und Jazz. Nach mehreren ruhigen Stücken kündigt der blinde Musiker an, dass nun ein lebhafteres Stück kommt, weil er selbst auch schon müde wird. Die schnelleren Stücke bringen einige Zuhörerinnen und Zuhörer zum Mitwippen, bei einem Stück wird mitgeklatscht. Manche sind von der Musik so angetan, dass sie im Anschluss an das Konzert CDs bei Daniel Graumann erwerben. (Mehr über ihn in der Rubrik Menschen)


Mehr Infos unter
www.danielgraumann.de


Delva: Irland lässt grüßen

Die deutsche Folkband Delva aus München spielt am Sonntagvormittag vor zunächst wenigen Besuchern im Konzertgarten des Zoos  –  die meisten Festivalgäste besuchen den parallel stattfindenden Gottesdienst. Die Band ist ein Familienprojekt: Die Sängerin Johanna Krins spielt auch Flöte, Klavier und Rahmentrommel, ihre Schwester Judith Krins Geige, deren Mann Michael Löwe Gitarre und Banjo.

Eigene Lieder in deutscher Sprache wechseln sich ab mit Irish Folk Songs. Die Liedtexte sind poetisch und etwas melancholisch. Im Laufe des Konzerts füllen sich die Bänke vor der Bühne teilweise auch mit Zoobesuchern. Auch Zoo-Maskottchen Tammi kommt vorbei und posiert mit Kindern. Auf eine irische Ballade folgt das Lied "Hill of Thieves" der irischen Folk-Sängerin Cara Dillon, die die Band sehr schätzt. Anschließend spielt Delva die schottische Ballade "Black is the Colour".

Als letztes Lied spielen sie "Schattentanz" mit der Textzeile "Die Dunkelheit verschlingt dich nicht, sie ist ein Teil von dir". Das Konzert endet mit einer irischen Ballade, die die Band als Zugabe anstimmt. Dazu tanzen zwei Paare am Rand der Bühne.


Mehr Infos unter
www.delva-band.de


Dazu ein Bild: Delva bei ihrem Auftritt im Konzertgarten im Zoo: Links die Violinistin, in der Mitte die Sängerin, rechts der Gitarrist. Auch ein Keyboard steht auf der Bühne.

Die großen Shows des Festivals

Abends war Showtime auf dem Louis Braille Festival: Bei "Gogelmosch" standen am Freitag die sächsische Sprache und Humor im Mittelpunkt. Eine Mischung aus Musik, politischem Talk, Information und Unterhaltung bot die große Samstagabend-Show auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. Beide Veranstaltungen begeisterten das Publikum.

Von Ute Stephanie Mansion  


Blaue Hortensien, Quizfragen und Lachtränen bei der Gogelmosch-Show

Dass die Gogelmosch-Show im Großen Saal der Kongresshalle ein humorvoller Abend werden würde, ließ schon der Auftakt vermuten. Der Präsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands, Klaus Hahn, und der Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB), Prof. Dr. Thomas Kahlisch, traten gemeinsam auf die Bühne und rätselten auf witzige Weise, was "Gogelmosch" bedeutet und wie es auszusprechen ist. Das sächsische Wort bedeutet übrigens Durcheinander.

Der Kabarettist Erik Lehmann führte durch das Programm und schlüpfte mehrmals in seine Rolle als Sachse Uwe Wallisch, in der er sich als "Hobbybastler, Kleingärtner, Mensch!" vorstellte. An diesem Abend ließ er Uwe Wallisch als Kleingärtner erzählen, wie er eine blaue Gartenhortensie über ebay-Kleinanzeigen verkaufen möchte und dabei an die scheinbar kaufinteressierte Anja gerät, die seine Nerven mit meist überflüssigen Fragen zu der Hortensie arg strapaziert.

Bei einem Quiz beantworteten Freiwillige aus dem Publikum Fragen, die sich um Sachsen, Leipzig und die sächsische Sprache drehten. Gegen sie traten Mitglieder des DBSV-Präsidiums  –  Klaus Hahn, Jette Förster, Thomas Kahlisch  –  an. Eine Frage lautete: Welche Aussage über Leipzig ist falsch?  –  A. Leipzig hat mehr Brücken als Venedig, B. In Leipzig wird der Porsche hergestellt, C. In Leipzig wurde der BH erfunden. Richtig ist Antwort C. Der BH wurde in Dresden erfunden, wobei es Vorläufer bereits in der Antike gab. Der Sieger bzw. die Siegerin jedes Quizduells erhielt auch einen Preis: eine blaue Hortensie.

Musik brachte das Quartett Djangophon mit und erhielt viel Applaus für seine swingenden Stücke, gespielt mit Kontrabass, zwei Gitarren und Violine.

Der Kabarettist Gunter Böhnke verstärkte mit seinem Auftritt die humorvolle Seite des Abends. Robbie Sandberg, Jugendreferent des DBSV, trat in der Gogelmosch-Show ebenfalls als Kabarettist auf und erzählte mit trockenem Humor und Selbstironie über die Vorurteile sehender Zeitgenossen, denen er als blinder Mensch im Alltag begegnet  –  etwa Taxifahrern, die kaum glauben können, dass er selbstständig eine App bedienen kann. Wahrscheinlich tupften manche noch ihre Lachtränen weg, als der nächste Auftritt begann.

Gutgelaunt verließen viele Zuschauerinnen und Zuschauer nach Gogelmosch den Großen Saal. Diejenigen, die blieben, erlebten ein tolles Konzert des blinden US-Musikers Raul Midón (Bericht: Musik  –  zum Hören, Mitsingen, Tanzen).


Dazu fünf Bilder:

    • DBSV-Präsident Klaus Hahn geht mit Langstock über die Bühne. Er trägt einen Strohhut und Anzug.
    • Der Große Saal der Kongresshalle ist voll mit Zuschauerinnen und Zuschauern. Robbie Sandberg steht mit Sonnenbrille auf der Bühne. Das Festival-Logo prangt auf einer riesigen Leinwand.
    • Gunter Böhnke bei seinem Auftritt: Er hält die rechte Hand hoch und trägt einen Gogelmosch-Button an seinem Hemd.
    • Das Ensemble Djangophon auf der Bühne. Auf der Leinwand steht groß "Gogelmosch".
    • Moderator Erik Lehmann steht mit Jette Förster und Michael Haaga an einem Stehtisch.

Musik, Tanz, Talk und eine Hymne bei der großen Samstagabend-Show

Die Menge der Tandemfahrerinnen und -fahrer, die vor der großen Samstagabend-Show auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eintraf und mit viel Applaus empfangen wurde, wollte gar kein Ende nehmen. Sie waren dem Aufruf des Vereins Tandem-Hilfen gefolgt und hatten sich in einer Sternfahrt Leipzig und schließlich dem Platz in der Innenstadt genähert. Mit ihrer Begrüßung war die Show schon fast eröffnet. Bei anfangs warmen, später etwas frischeren Temperaturen hatten sich vor der Bühne zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Louis Braille Festivals eingefunden, die auf Bänken sitzend, viele jedoch stehend, eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Show erlebten.

"Leipzig war ein toller Gastgeber", sagte DBSV-Vizepräsident Hans-Werner Lange zur Eröffnung. "An allen Weichen ist richtig gedreht worden." Prof. Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB), die die Samstagabend-Show organisiert hat, erzählte in seiner kurzen Ansprache, dass er auf die Frage "Wie ist das, blind zu sein?" immer antworte "Ich mache das Beste draus, denn ich habe nur dieses eine Leben". Applaus gab es für die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, ohne die das Louis Braille Festival kaum vorstellbar wäre.

Christian Meyer und Florian Eib moderierten die Show. Meyer betätigte sich auch als Sänger, der eine für das Festival geschriebene Hymne sang. Das Publikum motivierte er, kräftig mitzusingen. In dem Song geht es um Inklusion  –  Textzeile: "Wir sind jetzt schon hier  –  alle, inklusive dir."

Zwischendurch begab er sich zu den Ständen auf dem Platz, an denen viele Leipziger Einrichtungen ihr Angebot vorstellten. Meyer führte kurze Interviews mit Ausstellern, die auf den großen Bildschirm auf der Bühne übertragen wurden. So erfuhren die Gäste zum Beispiel, dass das Schauspiel Leipzig in jeder Spielzeit mindestens ein Stück mit Audiodeskription aufführt. Und sie lernten eine Modedesignerin kennen, die Perlen als Braillezeichen auf Kleidung näht und gern ein inklusives Unternehmen aufbauen möchte.

Die Band "Blind Foundation" sorgte mit Coversongs, etwa "No Roots" von Alice Merton, für musikalische Einlagen. Auch Raul Midón, der US-amerikanische Ausnahmegitarrist begeisterte die Menge noch einmal mit seiner virtuosen Art, sein Instrument zu spielen (Bericht: Musik  –  zum Hören, Mitsingen, Tanzen).

Zu einer politischen Talkrunde trafen auf der Bühne drei Frauen zusammen: Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Regina Kraushaar, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, und Carola Hiersemann, Beauftragte der Stadt Leipzig für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Hiersemann sagte, auch in Leipzig sei noch viel Luft nach oben, was die Inklusion von Menschen mit Behinderungen beträfe, vor allem im Bereich Arbeit und Bildung. Kraushaar erklärte, die Aufklärung und Sensibilisierung nicht-behinderter Menschen müsse noch weiter vorangebracht werden, damit sie verstünden, welche Bedürfnisse behinderte Menschen hätten. Stange bedauerte, dass es noch zu viele Hürden gäbe, damit Menschen mit Behinderungen Lehrer bzw. Lehrerinnen werden könnten.

Dass Rollstuhlfahren nicht am Tanzen hindern muss, bewiesen Rollstuhlfahrer Horst Wehner und Olivia Thiele, die zu Musik aus "Black Swan" temperamentvoll und einfühlsam lateinamerikanische Tänze zeigten. Das Tanzpaar war bereits dreimal Deutscher Meister im Rollstuhltanz in den lateinamerikanischen Tänzen.

Unterhaltend und zugleich informativ war eine Höraufnahme, in der die blinde Pernille Sonne den Weg von der Kongresshalle zum Wilhelm-Leuschner-Platz ging und dabei kommentierte. Eine ungewöhnliche Darbietung, die vielleicht die Augen öffnet für manche Barrieren im öffentlichen Raum.

Zum Schluss kamen alle Mitwirkenden der Show noch einmal auf die Bühne und sangen mit dem Publikum die Inklusionshymne. Dann hieß es "Bühne frei" für Dota: Die Berliner Sängerin Dota Kehr und ihre Band gaben ein Konzert und lockten damit noch einmal viele Menschen vor die Bühne (Bericht: Musik  –  zum Hören, Mitsingen, Tanzen).


Wer die Samstagabend-Show erstmals oder noch einmal erleben möchte, kann das auf einer Internetseite des MDR, der den Abend mitorganisiert hat: einfach die Begriffe MDR, "Louis Braille Festival" und "die komplette Samstagabend-Show" in eine Suchmaschine eingeben. Der Beitrag steht bis 6. Juli nächsten Jahres online.


Dazu vier Bilder:

    • Blick über voll besetzte Zuschauerbänke auf die Bühne am Wilhelm-Leuschner-Platz. Auf der Bühne spricht Thomas Kahlisch, der auch auf einem großen Bildschirm zu sehen ist.
    • Die Tandemfahrerinnen und -fahrer kommen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz an. Die spitzen Zeltdächer einiger Stände sind im Hintergrund zu sehen.
    • Die Band Blind Foundation auf der Bühne: Zu sehen sind unter anderem Schlagzeug und Keyboard; an den Tasten der blinde Musiker Jonas Hauer.
    • Rollstuhlfahrer Horst Wehner und Olivia Thiele beim Tanzen zu Musik aus dem Film "Black Swan". Sie trägt ein knielanges Kleid und Stilettos.

Ein Markt im Ratefieber

Welches Tier gehört nicht zu den Bremer Stadtmusikanten? Was können Blindenführhunde nicht erkennen? Was schmecken Sie gerade? Fragen über Fragen, die es beim Louis Braille Festival auf dem Markt der Begegnungen bei vielen Ratespielen zu beantworten galt. Die Einrichtungen, die sich präsentierten, informierten aber auch in Gesprächen und mit Broschüren über ihr Angebot.

Von Ute Stephanie Mansion  


Der Markt der Begegnungen trägt seinen Namen zu Recht, stelle ich fest, als ich am Stand des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin (ABSV) Platz nehme, um an einem Quiz teilzunehmen. Die Konkurrenten rechts und links neben mir kenne ich nämlich von Berufs wegen  –  ihre Namensschilder kann ich, jedenfalls aus der Nähe, noch lesen. Während meines Rundgangs über den Markt der Begegnungen beim Louis Braille Festival werde ich von anderen, die mich wiedererkennen, gegrüßt und lerne neue Menschen kennen  –  wenn auch nur für kurze Gespräche.

Im Untergeschoss der Kongresshalle Leipzig haben zahlreiche Einrichtungen und Organisationen, die für blinde und sehbehinderte Menschen aktiv sind, ihre Stände aufgebaut. Den Besucherinnen und Besuchern bieten sie während des Festivals Gespräche, Informationen, Aktionen und manchmal auch kleine Geschenke an. Stark vertreten sind die Landesorganisationen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, und auch der DBSV hat natürlich einen Stand.

Sportlich betätigen kann man sich beim Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen (BVN): Der hat eine große Carrerabahn aufgebaut, auf der sich die Autos durch Muskelkraft in Bewegung setzen: Die Elektrizität, mit der sie betrieben werden, entsteht nämlich, wenn sich jemand auf ein Trimm-Dich-Rad neben der Carrerabahn setzt und ordentlich in die Pedale tritt. "BVN elektrisiert hörbar" lautet die Botschaft.

Das Ratefieber grassiert auch außerhalb des Fernsehens, und so ist Wissen an mehr als einem Stand gefragt. Der ABSV lässt seine Quiz-Teilnehmerinnen und -teilnehmer die Kategorien, aus denen sie Fragen beantworten sollen, erwürfeln. Ich scheitere an der Kategorie, die ich mir sogar gewünscht habe: Literatur und Film. Dass der Film, in dem Al Pacino einen blinden ehemaligen Leutnant spielt, "Der Duft der Frauen" heißt, wusste ich nicht.

Eine weitere Bildungslücke offenbare ich am Stand der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg, der blista. Dort lädt Blindenfußball-Trainer Manfred Duensing zu einem Fußballquiz ein. Ja, woher soll ich denn wissen, was die Rautentaktik ist? Wo ich Fußball doch nur bei Europa- oder Weltmeisterschaften gucke? Duensing erklärt es mir anhand eines taktil gestalteten Spielfelds, auf dem die Figuren magnetisch haften. Ertasten kann man am blista-Stand auch Blutkörperchen aus Kunststoff als Beispiel für Unterrichtsmaterial für blinde Schülerinnen und Schüler.

Am Stand nebenan verweist schon die Deko auf die Heimat der Einrichtung, um die es geht: Ein Hirsch auf einer Holzscheibe und ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift "i mog di" sind zweifellos bayerischer Herkunft. Das AURA-Hotel Saulgrub stellt sich vor, und dessen Mitarbeiterinnen im Dirndl haben außer Hirsch und Herz auch Chili- und Bärlauch-Zitronen-Salz aus der Hotelküche mitgebracht  –  als Beispiele, was die Leckeres und Kreatives herstellt. Natürlich erhalten die Besucherinnen und Besucher weitere Informationen über das Hotelangebot. Dass man von der AURA-Pension Wernigerode aus tolle Wanderungen machen kann, erklärt mir ein Mitarbeiter der Pension an deren Stand.

Wie man ökologische Grillanzünder herstellt, zeigt Claudia Steigleder am Stand der Nikolauspflege aus Stuttgart. Manche Besucherinnen und Besucher probieren es aus: Man nehme zu einer Kugel geformte Holzwolle und tauche sie in ein Wachsbad (vorher Handschuhe anziehen). Eine einfache Tätigkeit, die in ihrer Einrichtung auch mehrfachbehinderte Menschen ausführen können, erklärt Steigleder.

Nun habe ich schon eine Viertelstunde kein Quiz mehr gemacht, und bevor ich Entzugserscheinungen bekomme, begebe ich mich zum Stand der Bremer Stadtmusikanten oder vielmehr des Blinden- und Sehbehindertenvereins Bremen. Dort haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als die berühmten Märchenfiguren verkleidet. Ein bis zwei Tiere trifft man sozusagen im Laufe des Tages immer an, bei mir sind es Esel und Katze. Wer möchte, kann ein Quiz rund um die Bremer Stadtmusikanten machen. Viele Fragen sind nicht einfach aus der Erinnerung an das Märchen zu beantworten. Im Vorteil ist, wer schon mal in Bremen war und zum Beispiel weiß, in der Nähe welchen Gebäudes das Denkmal der Stadtmusikanten steht (Antwort: Rathaus).

Bei meinem weiteren Rundgang entdecke ich einen großen Stand mit vielen Brettspielen aus Holz, die auch für seheingeschränkte Spielerinnen und Spieler geeignet sind. Klassiker wie Mühle, Halma und "Mensch ärgere dich nicht" werden präsentiert, aber auch Zahlen- und Buchstabenlernspiele für Kinder.

Eine App namens NMsee, die es Gästen mit und ohne Handicap ermöglicht, selbstständig durchs Neanderthal-Museum in Mettmann zu gehen, entwickelt zurzeit der Blinden- und Sehbehindertenverband Nordrhein mit der Stiftung des Museums. Noch wird daran getüftelt, werden Testpersonen gesucht. Objekte zum Tasten aber liegen schon am Stand bereit, zum Beispiel ein kleiner Totenschädel, der echt aussieht, es aber nicht ist, wie mir eine Mitarbeiterin verrät.

Zum Abschluss mache ich  –  wer hätte es gedacht?  –  bei einem weiteren Ratespiel mit: Am Stand des Blinden- und Sehbehindertenverbands Sachsen-Anhalt ertaste ich kleine Gegenstände, schmecke Schokolade, rieche Kaffee  –  und erkenne diverse Kräuter leider nicht anhand ihres Geruchs. Vielleicht sollte ich manchen Dingen mit mehr Sinnen meine Aufmerksamkeit schenken.

Auch der DBSV bietet an seinem Stand ein Quiz an: zehn Fragen zum Verband. Die meisten Leute beantworten sieben bis neun Fragen richtig, berichtet mir eine Kollegin. Und sie halten gerne mal die ADele, die Trophäe des Deutschen Hörfilmpreises, in der Hand, die als Keramikfigur zu ertasten ist.


Dazu drei Bilder:

    • Blick von oben auf die Carrerabahn des Blinden- und Sehbehindertenverbands Niedersachsen, um die sich viele Leute geschart haben. Ein Mann besteigt das Rad, mit dem die Bahn betrieben wird.
    • Quiz am Stand des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin: Links am Tisch sitzen zwei Kandidatinnen und ein Kandidat, rechts Mitarbeiter des Vereins. Auf dem Tisch stehen Buzzer.
    • Zwei von vier Bremer Stadtmusikanten: ein Mann als Esel verkleidet im grauen Gewand und mit Eselsohren; eine Frau als Katze mit schwarzweißen Ohren und Katzen-T-Shirt.


Kurzinfo: Sponsoren und Förderer des Louis Braille Festivals

Das Louis Braille Festival 2019 wird von der Aktion Mensch gefördert.
Weitere Partner, Förderer und Sponsoren sind:

  • Zoo Leipzig GmbH
  • Freistaat Sachsen
  • Stadt Leipzig
  • Mitteldeutscher Rundfunk (MDR)
  • Hildegard Scherraus-Stiftung
  • Paul und Charlotte Kniese-Stiftung
  • Herbert Funke Stiftung
  • Novartis Pharma GmbH
  • Vanda Pharmaceuticals Germany GmbH
  • Santhera (Germany) GmbH
  • OrCam GmbH
  • Berufsförderungswerk Mainz
  • Dr. Georg-Blindenstiftung
  • Gemeinschaft Deutscher Blindenfreunde e.V.
  • Nikolauspflege  –  Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen
  • SFZ Förderzentrum gGmbH
  • Hamburger Blindenstiftung
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Berufsförderungswerk Halle
  • Freunde der DZB e.V.

Einfach mal was ausprobieren

Workshops und manche Stände bieten die Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren. So war es auch auf dem Louis Braille Festival. Die kleinen Schnupperkurse inspirieren im besten Fall dazu, das "Erschnupperte" auch nach dem Festival weiterzuverfolgen. Felix Högl hat den Stand "Gaming Lab" mitbetreut und die Gäste zu Smartphone-Spielen beraten. Lavinia Knop-Walling hat bei den Workshops Erste Hilfe und Blind Yoga mitgemacht.

Von Felix Högl und Lavinia Knop-Walling  


Videospiele im Allgemeinen und Smartphone-Spiele im Besonderen sind selten zugänglich für blinde und sehbehinderte Menschen. Nichtsdestotrotz gibt es Angebote, die für Nutzerinnen und Nutzer mit Seheinschränkungen jeglicher Art zugänglich sind. Computerspiele sind gerade für viele junge Leute ein wesentlicher Bestandteil des Alltags, darum beschäftigen wir vom DBSV-Jugendclub uns mit dem Thema barrierefreie Spiele und haben auf dem Louis Braille Festival an unserem Stand ein Gaming Lab, also ein "Spiele-Labor", angeboten.

Wir haben unsere sieben Sachen, einschließlich der Leihsmartphones des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin, gepackt und uns auf den Weg zum Weißen Saal in der Kongresshalle gemacht. Im Gepäck hatten wir eine große Auswahl an Spielen aus verschiedenen Genres, also Denk-, Knobel-, Action- und Strategiespiele. Wer wollte, konnte sie beim Gaming Lab testen und sich beraten lassen.

Bei barrierefreien Computerspielen unterscheiden wir meist Audiogames und andere Spiele. Ein Audiogame ist ein Spiel, das komplett ohne Bildinhalt auskommt. Das gesamte Feedback, das einem diese Anwendungen geben, erfolgt auf der Audioebene. Gesteuert werden diese Apps meist über spieleigene Gesten auf dem Display des Smartphones. Demgegenüber stehen die Spiele, die auf den beiden großen Plattformen Android und iOS angeboten werden. Diese sind meist für sehende Menschen konzipiert, oft also für Menschen mit einer Seheinschränkung schlecht oder gar nicht spielbar. Aber manchmal versteckt sich im unglaublich großen Angebot der App-Stores die eine oder andere Perle: Spiele, die durch einen Zufall oder aufgrund ihrer einfachen Benutzeroberfläche spielbar oder ab und zu sogar vollständig barrierefrei sind.

Beim Gaming Lab haben wir Spiele aus allen Genres vorgestellt. Vom Strategie- bis zum Actionspiel war für jeden etwas dabei. Es kamen Leute fast jeden Alters, auch Kinder und Rentner, um Spiele auszuprobieren und sich beraten zu lassen, Anfänger und Fortgeschrittene. Eltern fragten nach geeigneten Spielen für ihre Kinder. Der Zuspruch war am Freitag und Samstag groß.

Einige Studenten der Medienpsychologie haben das Gaming Lab begleitet. Die Gruppe um den Studenten Enrico Schendel hat im Rahmen ihres Studiums ein eigenes Audiogame entwickelt, das sie dem kritischen Urteil der Besucherinnen und Besucher des Gaming Labs unterzogen hat. Erst durften diese also spielen, dann wurden sie von den Studenten befragt.

Das Feedback aller Gäste war durchweg positiv, sowohl in Bezug auf das frisch entwickelte Spiel als auch auf die weiteren Inhalte des Gaming Labs. Und wir erhielten auch viele gute Tipps für Spiele, die bislang unter unserem Radar geflogen sind.


Eine stetig aktualisierte Liste der vorgestellten Spiele ist zu finden unter

www.dbsv.org/computerspiele.html

Sollte Ihr Lieblingsspiel nicht auf der Liste stehen, schreiben Sie eine E-Mail an

Robbie Sandberg
r.sandberg@dbsv.org


Dazu ein Bild: DBSV-Jugendreferent Robbie Sandberg am Tisch des Gaming Labs: Er hält Kopfhörer in der Hand, vor ihm liegt ein Smartphone.


Erste Hilfe ohne hinzuschauen

Erste Hilfe für blinde Menschen? Da fragten sich gleich mehrere, die mitmachten beim Erste-Hilfe-Workshop auf dem Louis Braille Festival, ob sie das auch guten Gewissens hinkriegen würden  –  schließlich muss man im Ernstfall Verletzten helfen. Die Sorge stellte sich als unbegründet heraus. Wir lernten mit Workshop-Leiterin Monique Rauschenbach an drei Stationen, wie körperlich anstrengend eine Herzmassage sein kann, wie schwierig es ist, einen Verband anzulegen und wie schnell man sogar Schwergewichte in eine stabile Seitenlage bringt. Und das alles ohne hinzuschauen, denn für die meisten Erste-Hilfe-Aktionen ist Körperkontakt sogar von Vorteil. Am Ende gingen sogar skeptische Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit neuem Selbstbewusstsein aus dem Kursus hinaus.


Innere und äußere Balance beim Yoga finden

Wir sitzen auf einer dünnen Matte auf dem Boden. Auf Anweisung des Yogalehrers Tobias Weber beginnen wir, den Oberkörper kreisen zu lassen  –  nach vorne, rechts, hinten, links und wieder nach vorne. Dabei nicht hintenüberzukippen, fällt besonders den Anfängerinnen und Anfängern noch schwer. Beim Blind Yoga geht es darum, in seinen Körper hineinzuspüren und eine innere, aber auch äußere Balance zu finden, zum Beispiel durch Übungen wie dem "Baum", bei der wir auf einem Bein stehen und den Fuß je nach Gelenkigkeit zur Wade, zum Knie oder sogar bis zum Oberschenkel hochziehen. Tobias Weber und seine Assistentinnen sorgen aber nicht nur dafür, dass wir gewaltig ins Schwitzen kommen. Auch die Entspannung kommt nicht zu kurz. Am Ende liegen wir erschöpft und glücklich auf unseren Matten. Hier und da ist sogar der eine oder andere Schnarcher zu hören.


Mehr Infos unter
www.weberyoga.de


Dazu ein Bild: In einem großen abgedunkelten Saal machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Yoga-Workshops eine Übung im Vierfüßerstand auf ihren Matten. Vor ihnen steht Tobias Weber.

Vergebung macht Neuanfang möglich

Ein hoher heller Raum ist die Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig. Dort feierten Hunderte von Besuchern am Sonntag des Louis Braille Festivals einen Gottesdienst, in dessen Zentrum das Gleichnis vom verlorenen Sohn stand. Die Geschichte der Kirche, in der einmal auch Martin Luther predigte, reicht weit zurück  –  und endete vorläufig mit einem lauten Knall.

Von Ute Stephanie Mansion  


Ein hoher lichter Raum empfängt die Besucherinnen und Besucher, die am Sonntag des Louis Braille Festivals in die Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig strömen. Säulen sind mit modernen Leuchten versehen, säulenförmige Leuchter hängen von der Decke. Ob die Gäste wissen, welche Geschichte sich hinter der modern gestalteten, erst im Dezember 2017 eingeweihten Kirche verbirgt? Ein Blick in deren Chronik lohnt sich, doch dazu später.

Der Gottesdienst ist feierlich, traditionell. Am Eingang erhält jeder Eintretende wahlweise einen Ablaufplan in Braille- oder Schwarzschrift. Wer der Brailleschrift nicht mächtig ist, ist im Nachteil, denn das Schwarzschrift-Exemplar ist in einer sehr kleinen Serifenschrift bedruckt, die wahrscheinlich auch manchen normal sehenden Besucher herausfordert. Die Lieder, die die Gemeinde singt, werden nicht angesagt.

Das aus blinden Musikerinnen und Musikern bestehende Gesangsquartett "Pro Puncto" untermalt den Gottesdienst mit teils lateinischen Gesängen, der blinde Kirchenmusiker Professor Holm Vogel spielt die Orgel.


Umkehr und Wiedersehensfreude

Im Mittelpunkt des Gottesdiensts steht das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium. Darin verlässt ein junger Mann sein Elternhaus, verprasst das Erbe, das ihm sein Vater ausbezahlt hat, und kehrt schließlich bettelarm zurück nach Hause. Der Vater empfängt ihn voller Freude und veranstaltet ein Fest für ihn. Das sorgt für Unverständnis bei seinem anderen Sohn, der immer bei seinem Vater geblieben ist und ihm gedient hat.

In seiner Predigt hebt Prof. Dr. Peter Zimmerling die Umkehrbereitschaft des Sohnes und die Liebe des Vaters und seine Vergebung hervor. Eine Provokation sei diese uneingeschränkte Vergebungsbereitschaft, durch die jedoch erst ein Neuanfang der Vater-Sohn-Beziehung möglich werde. "Vergebung ist nichts Muffiges, nichts religiös Verklemmtes, sondern ein Fest", sagte Zimmerling. Das Verhalten des Vaters widerspreche dem Gerechtigkeitsempfinden des Bruders, der damaligen Schriftgelehrten und, so vermutet der Prediger, auch unserer Vorstellung von einem Gott, der gerecht verteilt. Das Gleichnis sprenge Normen, indem es durch die Figur des Vaters von einem großzügigen liebenden Gott spreche.

Kommen wir auf die Geschichte der Universitätskirche zurück, die auch Paulinum genannt wird und heute für Universitätsgottesdienste, akademische Veranstaltungen und Konzerte der Universitätsmusik genutzt wird. Wer einmal nach Leipzig kommt, sollte die Kirche besuchen. Nur einige ältere Skulpturen im modern gestalteten Innenraum der Kirche lassen erahnen, dass sie eine bewegte Geschichte hat. Ein Tastmodell aus Bronze hinter dem Gebäude zeigt, wie sie ursprünglich aussah.

Die Anfänge der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig liegen im Jahr 1240. Martin Luther predigt am 12. August 1545 in dem damaligen Kirchbau, der an diesem Tag zur ersten deutschen evangelischen Universitätskirche umgewidmet wird und fortan zu Gottesdiensten an hohen Feiertagen sowie als Aula der Universität dient. Später werden regelmäßig Sonntagsgottesdienste in der Kirche gefeiert.

1717 prüft Johann Sebastian Bach die neue Scheibe-Orgel der Kirche und lobt sie sehr. 1847 findet dort die Trauerfeier für Felix Mendelssohn Bartholdy statt. Im Dezember 1943 entfernt der Erste Universitätsprediger Prof. Dr. Alfred Dedo Müller mit Theologiestudenten und Zwangsarbeitern Brandbomben vom Dachboden der Kirche  –  "unter Einsatz ihres Lebens", wie es in einer Chronik heißt.


Letzte Gottesdienste

Und dann kommt das Jahr 1968. Mitte April werden noch Ostergottesdienste in der Kirche gefeiert. Doch am 7. Mai beschließt das Politbüro der SED: Die Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig soll abgerissen werden. Der Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Ernst Heinz Amberg, macht in einer Senatssitzung der Universität deutlich: "Wir (Anm.: die theologischen Mitglieder des Rates der Fakultät) können zum geplanten Abbruch der Uni-Kirche nur unmissverständlich Nein sagen. Aus diesem Grund kann ich hier im Senat auch nicht einer Willenserklärung zustimmen, in der der Neubau akzeptiert und begrüßt wird, der den Abbruch der Universitätskirche zur Voraussetzung hat."

Schon am 23. Mai, an Christi Himmelfahrt, feiert die Universitätsgemeinde ihren letzten Gottesdienst in der Kirche. Am selben Tag beschließt die Stadtverordnetenversammlung Leipzig die Sprengung der Universitätskirche. Um 17 Uhr feiert die katholische Propsteigemeinde ihre letzte Messe darin; danach wird das Gebäude abgeriegelt. Der katholische Bischof von Meißen schickt ein Telegramm an Walter Ulbricht und beruft sich auf Mieterschutz, da auch die katholische Gemeinde die Kirche nutze. Nichts hilft: Einen Tag später, am 30. Mai 1968, wird die Universitätskirche gesprengt.

Bilder und Epitaphien (Grabdenkmäler an einer Kirchenwand) konnten größtenteils kurz zuvor geborgen werden, ebenso der spätgotische Altar; die sterblichen Überreste von unter der Kirche begrabenen Menschen (Professoren, Adelige, Bürgermeister, Bürger) sollen an einen unbekannten Ort gebracht worden sein. Heute sind die Epitaphien sowie der Paulineraltar in der neuen Universitätskirche St. Pauli zu sehen.


Führungen durch die Universitätskirche bietet der Paulinerverein an.
Anmeldungen unter
Tel. 03 41 / 9 83 99 76 oder
E-Mail paulinerverein@t-online.de


Nachzulesen ist die Geschichte der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig unter
www.stiftung-universitaetskirche.de/deutsch/chronik_der_universitaetskirche.html

Termine & Tipps:

Termine

"Was ihr wollt" mit Live-Audiodeskription

6., 14. und 22.9.2019, Hamburg

Das Ernst Deutsch Theater zeigt die Komödie von William Shakespeare mit Live-Audiodeskription. Am 6.9. und 14.9. findet vorab jeweils um 17 Uhr eine Bühnenbegehung für sehbehinderte und blinde Besucher statt.

Anmeldung unter
Tel.: 040 / 22 70 14 20 oder
E-Mail: presse@ernst-deutsch-theater.de

Fachmesse Rehacare

18.-21.9.2019, Düsseldorf

Mehr als 700 Aussteller aus 40 Ländern zeigen auf der nach eigenen Angaben weltgrößten Fachmesse für Rehabilitation und Pflege ihre Produkte und Dienstleistungen. Auch Verbände und Organisationen sind vertreten.

Messegelände Düsseldorf
geöffnet Mittwoch bis Freitag, 10-18 Uhr, Samstag 10-17 Uhr.

Mehr Infos und ganzjährig Informationen zum Thema "Selbstbestimmt leben" unter
www.rehacare.de

4. Deutscher Blindentennis-Workshop

27.-29.9.2019, Köln

Tennis in einem verkleinerten Feld mit rasselndem Ball und fühlbaren Linien.

Anmeldung (bis 8.9.) bei
Torsten Resa unter
E-Mail: t.resa@dbsv.org
Tel.: 030 /28 53 87-281

Auseinandersetzung mit einer Augenerkrankung

1.-3.11.2019, Bonn

Seminar für alle kürzlich erblindeten oder von Blindheit bedrohten Menschen, die neue Sinnmöglichkeiten suchen.

Anmeldung per E-Mail unter
axnick@dvbs-online.de

oder schriftlich an die
Geschäftsstelle des DVBS
Herr Axnick
Frauenbergstraße 8, 35039 Marburg

Inklusionstage

11.-12.11.2019, Berlin

Die Inklusionstage finden zum Thema "Kultur, Freizeit und Tourismus" statt.

Infos unter
E-Mail: inklusionstage@bmas.bund.de

Seminar für Führhundhalter

15.-17.11.2019, AURA-Hotel Saulgrub

Das Seminar vermittelt Kenntnisse zur Anatomie des Hundes sowie zu Erkrankungen des Skelettsystems und stellt verschiedene Therapieformen vor.

Infos und Anmeldung (bis 8.10.) unter
Tel.: 0 88 45 / 9 90
E-Mail: info@aura-hotel.de

Schöne Adventszeit

24.11.-3.12.2019, AURA-Hotel Timmendorfer Strand

Abwechslungsreiche Zeit u.a. mit Vorlesenachmittag, Plätzchen backen, Kutsche fahren und Spaziergang.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 45 03 / 6 00 20
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

"Der kompetente Auftritt"

28.11.-1.12.2019, AURA-Hotel Saulgrub

Seminar für die Frauengruppenleiterinnen der Bundesländer sowie ehrenamtlich aktive Frauen und bei freien Plätzen für alle Interessierten.

Infos und Anmeldung (bis 15.10.) an den
DBSV
Torsten Resa
E-Mail: t.resa@dbsv.org
Tel.: 030 / 28 53 87-181

PC-Kurs Kommunikation und Textverarbeitung

29.11-4.12.2019, AURA-Hotel Ostseeperlen Boltenhagen

Kompaktseminar für fortgeschrittene PC-Nutzer mit dem Screenreader Jaws zu Microsoft Outlook 2016 und Word 2016.

Tel.: 03 88 25 / 3 70-0

E-Mail: ostseeperlen@t-online.de

Tipps

Ausstellungsbericht zur IFA

Ein akustischer Messebericht vermittelt einen umfassenden Überblick zur Internationalen Funkausstellung (IFA), die vom 6. bis 11. September in Berlin stattfindet. In Form von Reportagen, Firmen-Interviews und Berichten über Neuheiten wird die weltweit größte Messe der Unterhaltungselektronik zu den Hörern nach Hause gebracht. Dabei informiert die Redaktion Infotape vor allem zu Themen, die für blinde Menschen relevant sind und spart auch die Preise für die vorgestellten Produkte nicht aus. Herausgeber der rund zwei Stunden langen MP3-CD ist die Deutsche Hilfsmittel-Vertrieb gGmbH in Hannover.

Bestellungen unter
Tel.: 030 / 3 12 34 04
E-Mail: redaktion.infotape@berlin.de

Hörbuch-App BookBeat kostenfrei testen

Die App BookBeat bietet unbegrenzten Zugang zu über zehntausend Hörbüchern und Hörspielen. Sie ist barrierefrei und lässt sich mittels VoiceOver auf einem Smartphone oder Tablet von Apple (iPhone bzw. iPad) gut bedienen. DBSV-Mitglieder und Abonnenten der Sichtweisen können die Premium-Version mit dem Code "dbsv" für einen Monat anstatt zwei Wochen kostenlos testen. Nach dem Probeabo kostet BookBeat ab 14,90 Euro pro Monat und ist jederzeit kündbar.

Mehr Infos unter www.bookbeat.de/dbsv

Forum:

Tanzen à la Kolumbus

Kreis rechts herum, Kreis links herum  –  das waren die leichteren Figuren, die beim Square-Dance-Workshop auf dem Louis Braille Festival getanzt wurden. Der amerikanische Volkstanz ist auch für blinde und sehbehinderte Tanzfreudige geeignet, auch ältere. Wichtig ist, die drei Square-Dance-Gebote zu beachten. Da viele den Tanz erstmals wagten, war es dennoch ein wenig chaotisch.

Von Ute Stephanie Mansion  


Die Bewegungsfreudigen beim Louis Braille Festival treffen sich im Händel-Saal in der Kongresshalle. Dort stehen Blind Yoga, Square Dance und abends Disco mit DJane Schlotte auf dem Programm.

Ich habe mich für Square Dance entschieden und gehe mit einer ziemlich vagen Vorstellung in die Veranstaltung. In meinem Kopf tauchen ständig Bilder von Line Dance auf, bei dem in langen Reihen getanzt wird  –  und das ist etwas anderes als Square Dance. Square Dance ist ein amerikanischer Volkstanz, der in Gruppen zu je vier Paaren zu populärer Musik im Viervierteltakt getanzt wird. Die Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich innerhalb eines gedachten Quadrats  –  Square bedeutet Quadrat.

Außer mir haben sich geschätzt 50 bis 60 weitere Square-Dancer eingefunden, was viel ist, auch wenn der Saal relativ groß ist. Einige Leute schauen auch nur zu. Was sie später sehen, hat mit schön getanzten Kombinationen noch nicht viel zu tun, aber wir sind eben Anfänger.

Bevor es losgeht, erklärt Stephan Jacobs, der den Workshop im Namen des Vereins Lion Squares Germany organisiert hat, dass wir nur den Ansagen der Callerin Heike folgen müssten. Das ist das Gute beim Square Dance: Man braucht sich keine genauen Schrittfolgen oder gar ganze Choreographien zu merken. Ein "Ausrufer" oder eine "Ausruferin", der sogenannte Caller, sagt das, was als nächstes getanzt werden soll, an. Die Sprache beim Square Dance ist Englisch, doch auch wer das nicht beherrscht, wird sich die Ausrufe und die damit gemeinten Schritt- und Bewegungsfolgen rasch merken können.

Zunächst einmal stellen wir uns paarweise auf, wobei ein Paar nicht prinzipiell aus einem Mann und einer Frau bestehen muss. "Promenade" ruft Heike, und wir marschieren im Takt der Musik, die sie aufgelegt hat, los. Einfach im Kreis herum  –  das klappt trotz der vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen die meisten blind oder sehbehindert sind, gut.

Dann soll ein Teil der Gruppe einen Innenkreis bilden, und während der äußere Kreis in die eine Richtung promeniert, bewegt sich der innere in die entgegengesetzte. So weit, so leicht. Doch beim Im-Kreis-Marschieren bleibt es natürlich nicht. Wir lernen beim Ruf "Forward up and back" in die Mitte und wieder zurückzugehen, bei einem anderen Ruf die Hand des Partners loszulassen und nach ein paar Schritten die eines anderen zu ergreifen und einige andere Figuren.


"Man muss zuhören können"

Drei Gebote gibt es beim Square Dance, erklärt uns Heike. Das erste lautet: "Man muss geradeaus gehen können." Das zweite  –  und da wird es für manche schon schwieriger  –  man muss rechts und links unterscheiden können. Und das dritte  –  und jetzt wird es ganz schwierig  –  man muss zuhören können. Ob es daran liegt, dass wir oder manche von uns diese Gebote nicht befolgen, dass die getanzten Figuren anfangs noch recht gut aussehen, nach kurzer Zeit aber Chaos zu herrschen scheint? Nein, sicher nicht, aber es ist eben nicht so einfach, die gerade erst gelernten Figuren im Takt der Musik umzusetzen, besonders, wenn man nicht oder schlecht sieht und von anderen Nicht- oder Schlecht-Sehenden umgeben ist, die auch nicht wissen, ob zum Beispiel die Hand, die sie gerade ergreifen, die richtige ist oder ob es die des Mannes oder der Frau hätte sein sollen, der oder die ein paar Schritte weiter weg steht.

"Beim Square Dance ergeht es einem wie Kolumbus", verkündet Heike. "Erst wusste er nicht, wo er ankommen würde. Dann wusste er nicht, wo er war, und schließlich nicht, wie er dorthin gekommen war." Damit trifft sie die Verwirrung mancher Tänzerin und manchen Tänzers auf den Punkt.

Dass es den meisten trotzdem Spaß macht, sich zur Musik zu bewegen und die Figuren zumindest auszuprobieren, sieht man ihren Gesichtern an. Mit mehr Übung würde es sicher auch richtig gut klappen, denn schwierig sind die Figuren nicht, und nach einer Weile wird man wahrscheinlich die einzelnen Ausrufe und die mit ihnen verknüpften Bewegungen verinnerlicht haben.


"Sauber" tanzen ist wichtig

Am zweiten Festivaltag soll es beim Square Dance übrigens viel geordneter zugegangen sein  –  es tanzten Squares von acht Leuten zusammen, davon ein Teil sehend. Workshop-Organisator Stephan Jacobs hält Square Dance prinzipiell für gut geeignet für blinde und sehbehinderte Menschen, "weil man standardisierte Figuren tanzt und deshalb keinen Überblick über die Tanzfläche braucht". Wichtig sei, "sauber" zu tanzen. "Man weiß dann genau, wo man im Square ist", sagt Jacobs. "Wenn die anderen auch sauber tanzen, ist das alles überhaupt kein Problem."


Square-Dance-Clubs gibt es in zahlreichen deutschen Städten. Kurse starten häufig im September/Oktober.

Mehr Infos gibt es zum Beispiel unter
www.sdinfo.de

und auf der Seite der bundesweit organisierten Lion Squares Germany
https://lion-squares.de.

Der europäische Dachverband, dem fast alle Clubs angehören, hat die Internetadresse
https://eaasdc.eu.


Dazu zwei Bilder:

    • Großer Andrang beim Square-Dance-Workshop: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Kreise gebildet und bewegen sich an den Händen haltend rundherum.
    • Paare drehen sich bei einer Square-Dance-Figur schwungvoll im Kreis. Einige Frauen tragen weitschwingende Röcke.

Kunst spielerisch erleben

Sehbeeinträchtigte, blinde und sehende Menschen ins Gespräch über zeitgenössische Kunst und Arten der Wahrnehmung zu bringen, das ist das Ziel der Ausstellung "Play Art!  –  Kunst für Alle. Art for All", die im Benediktinerstift Admont, Österreich, gezeigt wird. Besucher können Gerüche zum Strömen bringen, Wärme und Vibrationen auslösen. Alle Kunstwerke dürfen ohne Handschuhe berührt werden.


Berühren erlaubt! Die Ausstellungsmacher von "Play Art  –  Kunst für Alle. Art for All" empfehlen es sogar ausdrücklich. Die Kunstausstellung soll alle Sinne ansprechen; zu erleben ist sie noch bis Anfang November im Museum des Benediktinerstifts Admont in Österreich (Steiermark). Sehen steht nicht im Vordergrund. Vielmehr soll man sich den Werken durch Begreifen und Erkunden nähern. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, das Spektrum von einfachen skulpturalen bis zu hochkomplexen multimedialen Kunstwerken spielerisch zu erleben.

Ausgestellt sind ausgewählte Exponate aus der Spezialsammlung "Jenseits des Sehens  –  Kunst verbindet Blinde und Sehende". Die Stationen befinden sich im Museum Gegenwartskunst sowie jeweils eine Station im Naturhistorischen Museum und im Bereich der Panoramastiege der Abtei.

Die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler haben ihre Ideen unterschiedlich umgesetzt: humorvoll, paradox, kritisch, verstörend und rätselhaft bis ernst, erzählerisch, vortäuschend oder auch scheinbar zweckentfremdet. Die Besucherinnen und Besucher können Gerüche zum Strömen bringen, Wärme und Vibrationen auslösen, Teil von Geschichten werden und Schallwellen aktivieren, die über die Ellbogen hörbar werden. Manche Werke erschließen sich durch den Dialog in einer Gruppe. Alle Kunstwerke dürfen ohne Handschuhe berührt werden. Manche Werke reagieren bereits auf Annäherung. Sehende Gäste erhalten auf Anfrage an der Kasse Simulationsbrillen, die Blindheit und diverse Arten der Sehbehinderung simulieren.

Die Spezialsammlung ist ein eigenständiges Sammlungsmodul innerhalb der Sammlung Gegenwartskunst des Benediktinerstifts. Sie umfasst derzeit 27 zeitgenössische Kunstwerke, die für blinde und sehende Menschen gleichermaßen zugänglich sind. Seit 2002 werden ausgewählte Künstlerinnen und Künstler beauftragt, Werke für die Sammlung anzufertigen.

Die Künstlerinnen und Künstler setzen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit Sehbeeinträchtigungen auseinander. Im Gespräch mit Betroffenen versuchen sie, deren Wahrnehmungswelt zu erkunden und die eigene Wahrnehmung sowie die jeweils eigene künstlerische Produktion zu reflektieren.

Die Sammlung lädt blinde, sehbehinderte und sehende Menschen zum Diskurs über zeitgenössische Kunst ein. Die Idee lautet: voneinander lernen im Miteinander-Sein und -Tun.

Sehende finden spielerisch ungewöhnliche Zugänge zur Kunst sowie zu verschiedenen Wahrnehmungsstilen und Wahrnehmungswelten. Die Sammlung thematisiert außerdem die sinnliche Erfahrungsqualität als eigene Kunstkategorie, als eigenen künstlerischen Wert.

2012 wurde "Jenseits des Sehens  –  Kunst verbindet Blinde und Sehende" erstmals im Museum des Stiftes Admont der Öffentlichkeit präsentiert. Anlass war das zehnjährige Bestehen der Spezialsammlung. Blinde, sehbeeinträchtigte, sehende Besucher und Audiodeskriptoren wurden eingeladen, die einzelnen Kunstwerke sowie das Ausstellungsformat als Ganzes zu testen. 2013/14 wurde die Sammlung im "Zentrum Zeitgenössischer Kunst Winzavod" in Moskau für drei Monate gezeigt und zur Diskussion gestellt  –  mit durchgehend positiven Reaktionen.

Der Sammlungsaufbau sowie die Präsentationen in Admont und Moskau wurden wissenschaftlich begleitet und multimedial dokumentiert. Ein mehrjährig angelegtes Filmprojekt begleitet den Prozess der Rezeption. Mit blinden und sehenden Menschen wurde bis jetzt umfangreiches Know-how gewonnen, und es wurden neuartige Ansätze in der Vermittlung und Rezeption entwickelt. Weitere Präsentationsorte sind im Gespräch.


Die Ausstellung "Play Art!  –  Kunst für Alle. Art for All" ist noch bis zum 3. November dieses Jahres zu sehen, täglich von 10 bis 17 Uhr.

Mehr Infos unter
www.stiftadmont.at/museen/ausstellungen/play-art-kunst-fuer-alle-art-for-all
(oder Begriffe wie "Stift Admont" und "Play Art" in eine Suchmaschine eingeben).

Kontakt und Reservierungen unter
Tel.: 00 43 / (0) 36 13 / 23 12-604
E-Mail: museum@stiftadmont.at


Dazu zwei Bilder:

    • An einer Wand hängen sieben große Schwarz-Weiß-Fotos von Fabio Zolly. Sie zeigen Admonter Benediktiner und Angestellte des Klosters. Alle halten ein schwarzes Schild mit der weißen Aufschrift "Copyright by Fabio Zolly" vor ihren Augen. Neben jedem Foto findet sich in Brailleschrift die Selbstbeschreibung der dargestellten Person. Die Arbeit erschließt sich nur, wenn sich jemand, der Brailleschrift lesen kann, und ein sehender Mensch zusammenfinden: Der blinde Mensch liest dem Sehenden den Text vor, während der Sehende dem blinden Menschen beschreibt, wie die Person aussieht.
    • Die Skulptur ohne Titel von Werner Reiterer steht auf einem kleinen Tisch und befindet sich in einem transparenten Behältnis. An der Oberfläche der Arbeit gibt es einen Text von Vitus H. Weh, in dem sprachliche Differenzen zwischen blinden und sehenden Menschen angesprochen werden. Per Knopfdruck lässt das Werk Sehende mittels Lichtblitz kurzzeitig erblinden; blinde Menschen erfahren die Anwesenheit von Licht als kurze Wärmestrahlung. Auch Hörerlebnisse bietet das Werk.

Rätsel

Homonym-Rätsel

Zwei Wörter werden gesucht, die gleich klingen, aber eine unterschiedliche Bedeutung haben:


Für zwei verschiedne Dinge steht das Homonym, um das es geht:


In Sachsen heißt so eine Stadt.

Als Mime viele Fans er hat.


Homophon-Rätsel

Zwei Wörter werden gesucht, die gleich klingen, aber verschiedene Anfangsbuchstaben und Bedeutungen haben:


Die beiden spricht man gleich,

sonst gleichen sie sich nicht:

der hintre Strumpfbereich -

die Zeilen im Gedicht.


Spiegelwort-Rätsel

Das gesuchte Wort hat vorwärts gelesen einen anderen Sinn als rückwärts gelesen:


Spiegelt Man(n) ein Kleidungsstück,

dann erhält zu seinem Glück

und zur Freude just der Mann

Bier, das gut er trinken kann.


Dazu ein Bild: Der Scherenschnitt zeigt den im Homonym-Rätsel gesuchten Schauspieler.

Text und Scherenschnitt:
Thomas Christian Dahme


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. September an den

DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil.

Lösung des Juli-August-Rätsels

Bremse  –  Getriebe  –  Gang  –  Felge  –  Reifen  –  Gurt  –  Achse  –  Rad  –  Motor  –  Steuer



Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Leser schreiben für Leser: Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an

sichtweisen@dbsv.org

oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr.19, 10179 Berlin

Panorama:

Kultur

Sonnenorchester sucht Musikerinnen und Musiker

Der Musikverein Sonnenorchester möchte ein professionelles Orchester für klassische Musik gründen und sucht dafür blinde bzw. stark sehbehinderte Musikerinnen und Musiker. Salzburg soll der Hauptstandort des Orchesters sein, wo sich Musikerinnen und Musiker aus ganz Österreich und in weiterer Folge eventuell auch aus dem deutschsprachigen Europa treffen und musizieren können.

Auftritte sollen gegen Gagen erfolgen; die Zuhörerinnen und Zuhörer sollen wegen der hohen musikalischen Qualität und nicht aus sozialen Gründen zu Aufführungen kommen. Das Orchester soll für die Musiker und Musikerinnen die Basis für eine professionelle Weiterentwicklung bilden. Mit mindestens 15 Musikerinnen und Musikern soll das Orchester im nächsten Jahr starten. Vorgesehen sind im ersten Jahr zwei bis vier gemeinsame Probenwochen zu je sieben bis zehn Tagen.

Das Sonnenorchester sucht Musikerinnen und Musiker für folgende Instrumente: Flöte, Oboe, Fagott, Klarinette, Horn, Trompete, Posaune, Basstuba, Schlagzeug, Harfe, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klavier und Gesang.

Wer Interesse hat, meldet sich beim
Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich
Tel.: 00 43 / 1 / 9 82 75 84-202
E-Mail: pr@blindenverband.at

Barrierefreiheit

DOK-Filmfestival in Leipzig

In Leipzig wird es vom 28. Oktober bis 3. November ein internationales Festival für Dokumentar- und Animationsfilm geben, kurz DOK. Ausgewählte Filme werden per Audiodeskription über die App Greta angeboten. Das Filmprogramm wird am 10. Oktober veröffentlicht.

Mehr Infos unter
Tel.: 03 41 / 3 08 64  –  20 20
E-Mail: tickets@dok-leipzig.de
www.dok-leipzig.de/de/dok/service/barrierefreiheit

Exponate im Inklusionswagen

Das Haus der bayerischen Geschichte hat im Juni ein Museum in Regensburg eröffnet. Auf zwei Stockwerken erleben die Gäste eine Schatzkammer des Wissens mit über tausend Exponaten und multimedialen Installationen. Auch Mitmachstationen gibt es. Bei Sonderführungen wird ein "Inklusionswagen" zum Einsatz kommen, der Menschen mit Seheinschränkungen zugutekommt. Die Einlegeböden des metallenen Wagens, entwickelt von der Firma Wanzl, bieten Platz für zwei Körbe, die im Vorfeld der Führung mit passenden Ausstellungsstücken gefüllt werden können. Diese werden an den entsprechenden Stellen der Ausstellung auf den Tisch des Wagens gelegt. Menschen mit Seheinschränkungen können dann die historischen Exponate ertasten.

Sport

Para Judo-EM: Medaillen für sehbehinderte Athleten

Einmal Gold und dreimal Bronze  –  mit diesem Resultat sind die deutschen Judoka von den Para-Europameisterschaften in Genua (Italien) zurückgekehrt. Alle deutschen Medaillengewinner und -gewinnerinnen haben eine Sehbehinderung. Nikolai Kornhaß (26) wurde in seiner Klasse bis 73 Kilogramm Europameister und bestätigte so seine herausragende Form auf dem Weg zu den Paralympics 2020. Kornhaß ist auch Weltranglisten-Erster. Die Bronzemedaille sicherten sich Ramona Brussig (bis 52 Kilogramm), Marc Milano (bis 90 Kilogramm) und Shugaa Nashwan (bis 60 Kilogramm).

Ramona Brussig (bis 52 Kilogramm) hatte sich beim Weltcup in Baku einen Kreuzbandriss zugezogen, startete aber dennoch bei der EM. "Ohne Kreuzbandriss wäre da sicherlich auch noch mehr drin gewesen", sagte Cheftrainerin Carmen Bruckmann.

Goalball: Zweiter Platz beim Intercup

Deutschlands Goalballer haben beim Intercup im schwedischen Malmö den zweiten Platz erreicht. Die einzige Niederlage gab es gegen Weltmeister Brasilien, dafür wurde Paralympics-Sieger Litauen bezwungen.

"Bis auf die USA waren alle Top-Nationen dabei", sagte Bundestrainer Johannes Günther. "Für uns war es ein erfolgreiches Wochenende, wir wissen aber auch, woran wir im mentalen, technischen und taktischen Bereich noch arbeiten müssen."Nach einem holprigen Start steigerte sich die Mannschaft. Zweimal spielte sie unentschieden, verlor 3 : 9 gegen Brasilien und siegte dann viermal in Folge: 12 : 3 gegen Schweden, 11 : 1 gegen Belgien, 7 : 0 gegen Finnland und 8 : 5 gegen Litauen.

In Malmö war Deutschland mit 59 Toren in sieben Spielen das offensivstärkste Team  –  und die beste Mannschaft Europas. Das stimmt zuversichtlich für die Heim-Europameisterschaft in Rostock vom 8. bis 13. Oktober. Die deutschen Goalballerinnen erreichten in Malmö den siebten Rang.

Para Schwimmen: Krawzow brach eigene Rekorde

43 Weltrekorde  –  das war die beeindruckende Zahl zum Abschluss der Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) im Para Schwimmen, die im Juni in Berlin stattfanden. Auch die deutschen Starterinnen und Starter schwammen zu sieben neuen Weltbestmarken  –  vier davon gingen auf das Konto der sehbehinderten Elena Krawzow. Die 25-Jährige hatte schon zum Saisonstart im April drei Weltrekorde aufgestellt, die sie in Berlin selbst teils deutlich unterbot. Über die paralympische Distanz 100 Meter Brust sowie über 50 Meter Brust, 200 Meter Brust und 50 Meter Schmetterling ist sie derzeit in der Startklasse S12 die Schnellste der Welt. "Über diese Top-Ergebnisse bin ich selbst erstaunt und sehr stolz", sagte die Lokalmatadorin vom PSC Berlin.

Das nächste große Ziel aller Schwimmerinnen und Schwimmer ist die Weltmeisterschaft in diesem Monat in London.

Alle Ergebnisse und weitere Infos unter
www.idm-schwimmen.de

Einziger Schwimmer mit Behinderung

Bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften, die ebenfalls in Berlin ausgetragen wurden, gelangen dem sehbehinderten 17-jährigen Taliso Engel ein sechster Platz in seinem Jahrgang (100 Meter Brust) und ein deutscher Rekord. Das Besondere: Er war der Einzige mit Behinderung. Qualifiziert hatte sich der für den TSV Bayer Leverkusen Startende für die Wettkämpfe der Athleten ohne Behinderung wegen seiner starken Zeiten, also aus sportlichen Gründen. Über 50 Meter Brust wurde Engel Achter.


Dazu ein Bild: Taliso Engel taucht bei einem Brustschwimmzug aus dem Wasser auf und holt Luft.

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel. Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.

Die Standorte von Nord nach Süd:

  • Aura-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern): Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • Aura-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein): Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • Aura-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt): Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • Aura-Pension Rochsburg (Sachsen): Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • Aura-Hotel Saulgrub (Bayern): Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter
www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

"Daniel spielt mit Seele"

Daniel Graumann hat sich das Klarinettespielen selbst beigebracht. Heute gibt er Konzerte und stand schon achtmal mit dem bekannten Klarinettisten Giora Feidman auf der Bühne. Beim Louis Braille Festival in Leipzig trat er zweimal auf. Anfangs wollte niemand den blinden Schüler unterrichten. Doch Giora Feidman erkannte von Anfang an seine Stärke. Sein Lob bereitete ihm Gänsehaut.

Von Daniel Graumann  


Noch bevor ich in die Schule kam, wollte ich Gitarrist werden. In Spanien hatte ich zum ersten Mal eine total ranzige Gitarre in der Hand, habe mich wie ein großer Gitarrero gefühlt und wollte damit Musik machen  –  oder eine Tankstelle aufmachen. Das waren meine Berufswünsche: Musiker oder Tankwart.

In der weiterführenden Schule habe ich eine Gitarren-AG besucht. Unterricht in der Musikschule hatte ich auch. Ich hatte mit elf, zwölf Jahren nach einem Schlag aufs Auge einen Riss in der Netzhaut: Das rechte Auge war blind; links war ich aufgrund eines Gendefekts schon kurzsichtig und sehr eingeschränkt. Da hat mich die Musiklehrerin aus der Musikschule geworfen mit den Worten, als Blinder könnte ich ja kein Musiker werden.

Mit 14, 15 war ich in einer Punkband. Dafür hat es gereicht, da ging es ja nicht ums Gutspielen, da ging es ums Lautspielen. So bin ich bei der Musik geblieben. Zur Blasmusik bin ich durch meine jetzige Frau gekommen. Sie spielte Oboe in einem Blasorchester. Das ist schon cool, so eine Truppe, mit der man Musik machen kann, dachte ich. Aber welches Instrument nehme ich? Ich habe mir dann die Klarinette von einer Bekannten geliehen und zu Hause Musikstücke nachgespielt. Eine Woche später habe ich meiner Bekannten etwas vorgespielt. Daraufhin bat sie mich, für sie von einer CD die Klarinettenparts herauszuhören  –  das habe ich gemacht, obwohl ich keine Ahnung von Noten hatte. Ich habe nur gesagt: "Du drückst das und dann das." Natürlich wollte ich Klarinettespielen vernünftig lernen und habe einen Lehrer gesucht, aber alle haben gesagt: "Ach, blind, da wissen wir nicht, wie wir es machen sollen  –  lieber nicht."

Trotzdem habe ich mir eine Klarinette gekauft und eine CD mit Klezmer-Musik von Giora Feidman, den ich überhaupt nicht kannte. Zuerst dachte ich, das ist doch keine Musik, das ist schlimm. Dann ließ ich die Musik auf mich wirken, und am zweiten Tag dachte ich, das kann der doch nicht aus diesem Instrument rausholen! Ich habe mich immer mehr damit befasst und mache mittlerweile selbst, was ich so schlimm fand: Dissonanzen  –  Töne, die nicht in die Tonleiter passen, das baut eine extreme Spannung auf.

Mein erstes Giora-Feidman-Konzert war in Düsseldorf. Ich saß in der ersten Reihe. Giora Feidman ist an mir vorbeigelaufen, und ich war von seiner Aura gefangen. Bei einem Konzert in Cuxhaven habe ich ein Foto mit Giora gemacht. Zwei Monate später bei seinem Konzert in Münster habe ich ihn auf Spanisch angesprochen. Er hat mich in den Arm genommen und gesagt: "Wir kennen uns." Dabei sieht er doch so viele Menschen! Ich erzählte ihm, dass ich Klarinette mit seinen CDs lernen würde. Er hat meine Adresse notiert, und eine Woche später hatte ich die Noten in meinem Briefkasten. Das fand ich cool.

Nachdem ich von Giora sein Mundstück bekommen hatte, schrieb ich an sein Management, und die haben gesagt: "Kommen Sie doch nach Münster, dann können Sie eine Anspielprobe mit Giora spielen." Ich war voll high. Bei der Anspielprobe sagte er: "Spiel." Da habe ich gespielt  –  und wieder aufgehört, weil ich mich vor Nervosität verspielt hatte. Er sagte: "Spiel weiter." Und mit dem Quartett, mit dem er da war, habe ich dann "Schalom Chaverim" gespielt. Er hat mich unterbrochen, mir ein Küsschen auf die Stirn gegeben und gesagt: "Wow! Toll!" Und dann haben wir zusammen "Donna Donna" gespielt. Danach schlug er mir vor, an diesem Abend mit ihm auf dem Konzert zu spielen. Und ich, in Strickpulli, Jeanshose, Wanderschuhen, sagte Nein. Doch er meinte: "Du spielst mit, du kannst das." Er meinte, dass meine fleischlichen Augen kaputt seien, aber die Augen meines Herzens sähen die Musik in der Reinheit. Das war so krass, dieser Abend war total  –  das kann ich gar nicht beschreiben.

Er lud mich zu einem Workshop in Mainz ein: 30 Leute, die Musik studierten, und ich, der Autodidakt. Giora sagte: "Ihr seid hierhergekommen, um zu lernen, wie man wie Giora spielt. Ich zeige euch, wie man wie Giora spielt." Ich dachte: "Geil, jetzt lernst du es vom Meister." Da sagte er: "Daniel, spiel 'Donna Donna' für uns." Will der mich veräppeln?, fragte ich mich. Jetzt ist es vorbei. Ich habe dann gespielt, und als ich fertig war, sagte er: "Daniel guckt nicht auf Noten. Viele gucken auf Noten und sagen, viel schwarz, viel schnell. Daniel spielt mit Seele, und so spielt man wie Giora." Da hatte ich Gänsehaut.

Ich wollte das mit der Musik auch beruflich schaffen, habe eine Eignungsprüfung am Institut für Musik in Osnabrück gespielt, wurde aber nicht genommen. Mein Sound sei zu Klezmer, hieß es. Zwei Jahre später habe ich es erneut versucht. Wieder bekam ich eine Absage.

Mittlerweile habe ich mit Giora auf acht Konzerten gespielt. Ich hoffe, irgendwann einmal mit ihm in Israel spielen zu können. Musik finde ich grandios, es macht Spaß, mit anderen Menschen zu musizieren, auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Die Musik ist die Sprache. Leider gebe ich nicht so viele Konzerte, wie ich gern würde.

Die Global Jazz Academy in Berlin hat mich irgendwann gefragt, ob ich bei ihnen als Dozent im Fernstudium arbeiten möchte, und ich habe gesagt: "Klar!" Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Sozialpädagogik und bald den Master in Erziehungswissenschaften. Ich habe über hundert Bewerbungen allein in Osnabrück geschrieben und keinen Job bekommen, weil die gesagt haben: "Sie sind blind. Da haben wir Bauchschmerzen." Dann ist aber das mit der Jazz Academy immer mehr ins Rollen gekommen. Ich bin auch Inklusionsbeauftragter der Academy und habe eine Gestaltungsmethode entwickelt, die bewirkt, dass im Hintergrund der Schwarzschriftnoten, die die Studierenden als PDF bekommen, Punktschriftnotationen stehen, die für Screenreader und Braillezeilen erfassbar sind, aber für Normalos nicht sichtbar. Wenn meine Masterarbeit veröffentlicht wird, wird dieses System auch publik. Die Jazz Academy hat im Moment keine blinden Studierenden, will aber vorbereitet sein, wenn mal jemand kommt. Das ist Inklusion!

Daniel Graumann (33) lebt in Osnabrück.

Interview: Tina Below, Protokoll: Ute Stephanie Mansion


Dazu ein Bild: Eine Nahaufnahme von Daniel Graumann während seines Auftritts beim Louis Braille Festival: Konzentriert spielt er Klarinette. Er trägt einen Hut und ein schwarzes Hemd.

Medien:

Jenny Aaron vor dem Abgrund

Der neue Band der Thriller-Reihe um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron mit dem Titel "Geblendet" ist Mitte August erschienen. Auf dem Louis Braille Festival hat der Autor Andreas Pflüger bereits daraus vorgelesen. Im Interview erzählt er, warum sowohl blinde und sehbehinderte als auch sehende Menschen seine Heldin mögen, er nicht viel auf die Urteile anderer gibt und nichts von gekürzten Hörbüchern hält.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Herr Pflüger, worum geht es in dem neuen Band "Geblendet" um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron?

Die Rahmenhandlung handelt davon, dass die Abteilung, also die Spezialeinheit, der Jenny Aaron angehört, den Berliner Innensenator jagt, einen Verbrecher, der mehrere Kameraden von Aaron auf dem Gewissen hat. Die eigentliche Handlung dreht sich darum, dass Jenny Aaron gezwungen wird, in einen Spiegel zu schauen, will sagen, sich die Frage zu stellen, ob sie das richtige Leben geführt hat und noch führt. Sie blickt in einen Abgrund. So wie es bei Nietzsche heißt: Wenn du lange genug in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.


Bei blinden Menschen kommt die Jenny-Aaron-Reihe gut an. Auf Ihrer Lesung in Leipzig haben Sie berichtet, dass der Anteil der Umsätze, der durch die Hörbücher erwirtschaftet wird, bei 50 Prozent liegt, während es normalerweise rund zehn Prozent sind. Welche Resonanz erhalten Sie von Sehenden auf Ihre Jenny-Aaron-Reihe?

In einem Punkt gibt es keinen Unterschied: Viele blinde und sehende Leser mögen Action. Ich höre von blinden Leuten oft: 'Ich mag das, wenn es blutig wird und wenn Jenny Aaron so richtig zulangt.' Aber das Schöne an diesen Büchern ist doch, dass man sie auf vielen verschiedenen Ebenen lesen kann. Manche mögen die philosophischen Anteile am liebsten, andere heben den literarischen Aspekt hervor. Viele sind angezogen von dem Freundschaftsthema, das sich durch die Romane zieht.

Was die Sehenden angeht, wird mir immer wieder klar  –  durch eine Vielzahl von Leserbriefen und auch durch die Resonanz, die ich auf meinen Veranstaltungen bekomme -, dass die Bücher sie zwingen, sich mit blinden Menschen auseinanderzusetzen. Natürlich ist der Alltag von Jenny Aaron von dem Alltag eines normalen blinden Menschen meilenweit entfernt, wie eben zum Beispiel Jack Reacher von meinem, das ist Fiktion, deswegen sind es Thriller.

Dennoch werden auch in den Aaron-Romanen viele Aspekte eines blinden Lebens erzählt, von denen sehende Menschen nichts wussten. Das sind Alltagsdinge wie das Überqueren einer Straße ohne ein Ampelsignal, was lebensgefährlich sein kann, oder wie fülle ich ein Glas und weiß, dass es voll ist, wie unterscheide ich Bunt- und Weißwäsche? Dieses kleine Einmaleins, das ein Mensch, der nichts oder wenig sieht, beherrschen muss, um im Leben zurechtzukommen.

Darüber hinaus erzählen die Bücher viel über die spezielle Wahrnehmung der Welt durch blinde Menschen. Sehende sind darüber immer wieder verblüfft, weil sie so selbstverständlich auf ihre Augen vertrauen. Sehende werden ja zu 80 Prozent in ihrer Sinneswahrnehmung durch die Augen dominiert, und jetzt verstehen sie zum ersten Mal, was passiert, wenn das wegbricht, welche Herausforderungen das an einen Menschen stellt. Ich finde es großartig, dass ich darauf aufmerksam machen kann.


Sie haben Jenny Aaron auch die Superblinde genannt. Wieso ist sie trotzdem auch bei durchschnittlichen blinden und sehbehinderten Menschen beliebt?

Ich glaube, dass sie bei blinden Menschen so beliebt ist, weil sie die gängigen Blindenklischees nicht erfüllt. Sie ist nicht hilflos, sie will kein Mitleid, sie braucht auch keins, sie ist ein selbstbestimmter Mensch, sie meistert ihr Leben. Das macht sie interessant und anziehend. Bei den Sehenden denke ich, dass es im Grunde genommen dasselbe ist: das Staunen darüber, dass ein blinder Mensch nicht abhängig ist, sondern sein Leben selbst bestimmt.


Sie haben von der Presse für die ersten beiden Jenny-Aaron-Bände "Endgültig" und "Niemals" hervorragende Kritiken erhalten. Haben Sie Angst, dem Anspruch, der damit an folgende Bände gestellt wird, irgendwann einmal nicht mehr gerecht werden zu können?

Nein. Wenn Sie ins Internet gehen und mich suchen, finden Sie alle möglichen Aussagen von Menschen, die beurteilen, was ich mache und daraus zum Teil auch Rückschlüsse auf meinen Charakter ziehen. Einmal im Jahr google ich meinen Namen, halte das etwa fünf Minuten aus, dann muss ich es wieder beenden. Wenn Sie als Autor ernst nehmen, was Menschen im Guten wie im Schlechten über Sie denken und sagen, sind Sie künstlerisch tot.

Ich darf niemals daran denken, was andere von mir erwarten, sondern muss meine Bücher so schreiben, wie ich es will und wie ich es gut finde. Es nutzt auch nichts, mich auf Aussagen einzulassen wie 'Das ist das Beste, was er bisher geschrieben hat'. Beim dritten Roman höre ich das schon wieder. Wo soll das hinführen? Dann wird das nächste das allerbeste, und dann kommt das allerallerbeste. Das ist Unsinn, das geht ja gar nicht. Jedes Buch ist ein eigenes Ding, und jedes Buch versuche ich so gut zu schreiben, wie ich das kann. Wenn ich meinen eigenen Erwartungen genüge, wenn ich nach einem Roman sagen kann, ich habe alles, wirklich alles hineingelegt, was ich konnte, dann bin ich zufrieden und glücklich.


Sie haben in Leipzig gesagt: Gekürzte Hörbücher gehen gar nicht. Welchen Einfluss können Schriftsteller nehmen, damit ihre Bücher ungekürzt vertont werden?

Dafür bin ich ein gutes Beispiel. Als es damals um den Hörbuchvertrag für 'Endgültig' ging, gab es eine Auktion darum. Die renommiertesten deutschen Hörbuchverlage haben sich beworben. Ich wollte Random House Audio den Zuschlag geben, aber die wollten das Hörbuch gekürzt veröffentlichen. Ich war kreuzunglücklich, denn ich hätte etwa 20 Prozent des Buches kürzen müssen. Das wäre nicht ohne Substanzverlust gegangen. Deswegen habe ich gesagt: 'Wenn dieses Hörbuch gekürzt werden soll, gebe ich die Hörbuchlizenz nicht frei.' Daraufhin ist Random House Audio auf mich zugegangen, was eine tolle Geste war; sie waren offen für meine Argumente und haben mir zugestanden, dass die Hörbücher ungekürzt erscheinen.


Spielt denn eine Rolle, dass Sie a) schon renommiert waren und b) eine blinde Heldin im Mittelpunkt steht, sodass zu erwarten war, dass viele blinde Menschen die Hörbücher kaufen würden?

Zu diesem Zeitpunkt war ich zwar als Drehbuchautor renommiert, aber nicht als Romanautor. Dennoch war es so, dass alle, die das Manuskript kannten, wussten, das wird ein Erfolg. Es hat vielleicht eine Rolle gespielt, dass der Hörbuchverlag deshalb dieses Zugeständnis gemacht hat. Dennoch heißt das nicht zwingend, dass auch in einem Fall, wo der Erfolg fraglicher ist, der Hörbuchverlag nicht auch dem Autor entgegenkommen würde.

Ob das Blindsein der Heldin eine Rolle gespielt hat und der zu erwartende Hörbuchverkauf, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, wie das Marketing von Hörbuchverlagen tickt. Ich habe mit Random House Audio bisher großartige Erfahrungen gemacht.


Welchen Held, welche Heldin aus einem anderen Buch oder einer anderen Reihe mögen Sie besonders?

Philip Marlowe von Raymond Chandler. Ich bin ein großer Chandler-Fan seit meiner Jugend. Ich mag die Figur des Detektivs sehr, diesen lakonischen Humor. Humor spielt für mich eine wichtige Rolle in Kriminalromanen: Man muss die Wucht einer Kriminalerzählung immer wieder aufbrechen und dem Leser oder Hörer die Chance geben, auch mal zu lachen, und bei Philip Marlowe finde ich das ganz toll.

Andreas Pflüger: Geblendet
Suhrkamp 2019, 508 Seiten
Preis: 22 Euro
Die bisherigen Bände der Serie sind auch als Hörbuch und in Punktschrift erschienen.


Mit "Geblendet" geht Andreas Pflüger auf Lesereise.

Termine unter
https://andreaspflueger.de
Menüpunkt "Veranstaltungen"


Dazu ein Bild: Andreas Pflüger: Brille mit dunklem Gestell, Glatze, weißes Hemd und Weste. Vor ihm steht eine kleine Leseleuchte.

Bücher

Und dann kam Paulette

Ein Buchtipp von Claudia Gosen, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Ferdinand lebt schon fast zwei Monate allein auf seinem großen Bauernhof. Seine Frau ist verstorben, sein Sohn hat den Hof mit seiner Familie verlassen. Eines Tages läuft Ferdinand der Hund seiner Nachbarin vors Auto. Er bringt ihn nach Hause und trifft gerade noch rechtzeitig ein: Madame Marceline liegt am Boden, und im Haus riecht es nach Gas. Wenige Tage später setzt ein Unwetter ihr Haus unter Wasser. Kurzerhand zieht Marceline auf Ferdinands Bauernhof. Was als Notlösung begann, wird schon bald zu einer perfekten Gemeinschaft. Als weitere Freunde, Bekannte und Wegbegleiter den alten Bauernhof mit Leben füllen, beginnt für alle Bewohner eine spannende Zeit.

Barbara Constantine macht mit ihrem lockeren, leicht zu lesenden Schreibstil Lust aufs Landleben. Ein herzerwärmendes Buch.

Barbara Constantine: Und dann kam Paulette
DAISY-CD (6:26 Stunden)
Sprecherin: Lisa Bistrick

Trautmanns Weg

Das Buch zum Film: Bert Trautmann wurde 1923 in Bremen geboren, trat früh der Hitlerjugend bei und meldete sich als 17-Jähriger freiwillig zum Kriegseinsatz an der Ostfront. Wie konnte er mit dieser Biografie zu einem englischen Fußballidol werden, das bis zu seinem Tod im Juli 2013 auf Manchesters Straßen erkannt und verehrt wurde?

Die englische Historikerin Catrine Clay hat diese denkwürdige Karriere in Zusammenarbeit mit Bert Trautmann sorgsam recherchiert. Ihr gelingt ein aufschlussreicher Blick auf eine typische Jugend im Nationalsozialismus, auf hautnahe Kriegserfahrung und persönliche Lernprozesse in englischer Kriegsgefangenschaft. Am Ende steht der Wille zur Versöhnung. Und eine weitere existentielle Erfahrung, die Trautmann zur Fußball-Legende werden lässt: Als seinerzeit vielleicht weltbester Torhüter erleidet er im englischen Pokalfinale einen Genickbruch, spielt aber unter Lebensgefahr weiter und sichert seinem Verein Manchester City den Titel. In den englischen Fußballannalen ist das bis heute unvergessen. Eine packende Lebensgeschichte!

Catrine Clay: Trautmanns Weg. Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball-Legende
DAISY-CD (9:26 Stunden)
Sprecher: Andreas Thies
Preis: 29 Euro

Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 089 / 5 59 88-136 oder -144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Hörfilm

Und der Zukunft zugewandt

1952 in der DDR: Die zu Unrecht verurteilte junge Kommunistin Antonia Berger (Alexandra Maria Lara) erreicht nach vielen Jahren in der Sowjetunion das kleine Fürstenberg. Von der sozialistischen Kreisleitung wird sie in allen Ehren empfangen, man kümmert sich um ihre schwer kranke Tochter, gibt ihr eine schöne Wohnung und eine würdevolle Arbeit. Antonia, die dies nach vielen Jahren voller Schmerz und Einsamkeit nicht mehr für möglich gehalten hatte, schöpft neue Hoffnung. Die Solidarität, die sie in dem jungen Land erfährt, erneuert ihren Glauben an die Zukunft im Geiste der Gerechtigkeit. Und sie verliebt sich in den Arzt Konrad. Doch für ihr neues Leben soll Antonia einen Preis zahlen: Von ihrer Zeit in der Sowjetunion soll sie schweigen. Die Wahrheit, so fürchtet die junge Republik, könnte die so fragile Nation ins Wanken bringen. Antonia wird Teil des Aufbruchs in eine, so die Hoffnung, neue und bessere Welt. Und doch wird sie stets mit der Vergangenheit konfrontiert.

Und der Zukunft zugewandt
Spielfilm, Deutschland 2019
Regie und Drehbuch: Bernd Böhlich
Mit Alexandra Maria Lara, Robert Stadlober, Stefan Kurt
Kinostart am 5. September


Dazu ein Bild: Konrad im weißen Arztkittel blickt leicht lächelnd die neben ihm stehende Antonia an. Sie, im Mantel, deutet mit der behandschuhten Hand nach vorn.

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Hinweis

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

Zu verschenken

Privat adaptierte Spiele für Blinde kostenlos abzugeben. Liste in Braille anfordern bei

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61348 Bad Homburg

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Reisen speziell für blinde und sehbehinderte Gäste

Nun naht der Herbst und wir haben unsere Reisen und Ziele für das kommende Jahr fertiggestellt. Neben den schon bekannten Destinationen haben wir neu eine Reise nach Japan im März, eine Safari nach Botswana im April, aber auch zu den Orkney Inseln in Schottland, den Gärten von Cornwall, oder nach Madrid-San Sebastian-Barcelona sowie verschiedene Städtereisen und vieles mehr für das kommende Jahr geplant.

Eine Übersicht aller Reisen finden Sie auf unserer Homepage www.schottland-fuer-alle.com. Selbstverständlich planen wir aber auch eine Reise ganz nach Ihren Wünschen und Ideen überall hin.

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    Das vielseitig einsetzbare Thermometer mit Sprachausgabe verfügt über einen Innensensor, einen kabellosen Außensensor und einen metallenen Messdorn. Der Dorn hat einen sehr großen Messbereich von -29 Grad Celsius bis 240 Grad Celsius. So eignet er sich z.B. für Ofen, Fleisch und Kühl- oder Gefrierschrank. Auch das Messen von sehr heißen Flüssigkeiten ist möglich. Die Sprachausgabe ist sehr klar und deutlich und kann in der Lautstärke reguliert werden. Temperaturen lassen sich mit einem einfachen Knopfdruck abrufen.
    • Maße Innensensor: 13 * 6 * 1,5 cm
    • Maße Außensensor: 10 * 5 * 1,5 cm
    • Maße Messdorn: Länge: 16 cm + Kabel ca.100 cm

      Bestell-Nr.: M257  –  Preis: 119 Euro

  • Leichtmetallstöcke von Svarovsky
    Ab jetzt können Sie bei uns Lang- und Kennzeichnungsstöcke der Firma Svarovsky erwerben bzw. sich durch den Augenarzt verordnen lassen.
    Langstöcke aus Leichtmetall: 5-teilig faltbar, langer Birkenholzgriff, Lieferung mit schwarzem Textiletui
    • Länge von 115  –  150 cm

      Bestell-Nr.: V710  –  V717  –  Preis: In jeder Länge mit tropfenförmiger Tastspitze: 75 Euro

Zu diesen Stöcken gibt es verschiedene Rollspitzen aus Kunststoff und Keramik.

    • Rollspitze aus Keramik, Durchmesser 2,4 cm
            Bestell-Nr.: V750  –  Preis: 25 Euro
    • Rollspitze aus Kunststoff, Durchmesser 3,8 cm
            Bestell-Nr.: V752  –  Preis: 20 Euro
    • Rollspitze aus Kunststoff, Durchmesser 5,0 cm
            Bestell-Nr.: V753  –  Preis: 25 Euro
  • Kennzeichnungs- und Taststöcke aus Leichtmetall: 7-teilig faltbar, mit Fingerspitze und schwarzem Gummigriff
    • Länge 90 cm
            Bestell-Nr.: V700  –  Preis: 42 Euro
    • Länge 100 cm
            Bestell-Nr.: V701  –  Preis: 42 Euro

Gern können Sie unseren Katalog in Schwarzschrift, in Braille-Schrift oder auf DAISY-CD kostenfrei anfordern.

Wir freuen uns über Ihren Besuch in unserem Onlineshop. Diesen erreichen Sie unter: www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 /8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

Blindenstiftung Deutschland

Stiften Sie Lebensfreude!

Blinde und sehbehinderte Menschen zu unterstützen, ihnen Türen zu öffnen und ihr Leben zu bereichern  –  das sind die Ziele der Blindenstiftung Deutschland.

Unterstützen Sie unsere Arbeit! Ihr Beitrag für die Blindenstiftung Deutschland fließt ohne Abzug ins Stiftungsvermögen und in Projekte, die blinden und sehbehinderten Menschen zugutekommen.

Stiftungskonto: Deutsche Bank Berlin
IBAN: DE 05 1007 0000 0015 8030 01
BIC: DEUTDEBBXXX
Telefon: 030 / 28 53 87-180
E-Mail: info@blindenstiftung.info
www.blindenstiftung.info

Mit Ihrer Hilfe rettet Ärzte ohne Grenzen Leben -

Wie das der kleinen Allere Frederica aus dem Tschad:

Das Mädchen ist plötzlich schwach und nicht mehr ansprechbar. Sie schläft zwar unter einem Moskitonetz. Dennoch zeigt der Schnelltest, dass sie Malaria hat. Die von Mücken übertragene Krankheit ist hier eine der häufigsten Todesursachen bei kleinen Kindern. Ärzte ohne Grenzen behandelt die Zweijährige, bis sie wieder gesund ist und nach Hause kann. Wir hören nicht auf zu helfen. Hören Sie nicht auf zu spenden.

Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE 72 3702 0500 0009 7097 00
BIC: BFSWDE33XXX
www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden


Bildbeschreibung: Ein Kind mit Fieberthermometer unter dem Arm sitzt auf dem Schoß seiner Mutter. Es wird von einem Arzt untersucht.

Miele

Eigenständigkeit und Komfort.

Mehr Lebensqualität mit der Miele Waschmaschine GuideLine.

  • Barrierefreie Waschmaschine mit Führungslinien, Symbolen und akustischen Signalen
  • Schontrommel: Wabenförmige Struktur für die perfekte Wäscheschonung
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Unverbindliche Preisempfehlung: 1089 Euro


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Weitere Informationen erhalten Sie hier:
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Miele Kundenservice: 08 00 22 44 666 (gebührenfrei)




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