Sichtweisen Ausgabe 4/2022 Juli

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

Barrierefreie Haushaltsgeräte von Feelware

anders-sehn

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Einfach SynPhon!

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

RTB

Ich lerne tactonom  –  taktil & autonom

Im Gespräch:

"Wir spielen alle eine Rolle"

Kurzinfo: Hörspielpreis

DBSV-Nachrichten:

Neues Logo-Bild verbindet

Beraten und Beschlossen

Meldungen

DBSV-Inform jetzt online und als App

Verstärkung in der Verbandskommunikation

Digitale Barrieren melden

Initiative: Home Designed for All

Online-Spiel "Blind zum Bus"

Neues aus dem AK Führhundhaltende

Seminar der Bürofachgruppe

Eine Botschaft zum Anfassen

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Eltern blinder Kinder

Was das Leben bedeutet

Kurzinfo: Was ist die BEBSK?

"Es ist wichtig, die Eltern zu stärken"

Termine & Tipps:

Termine

Theater für die ganze Familie

Rundgang durch das Kunstmuseum

Shakespeare mit Audiodeskription

Wandern in Südtirol

Tierpark- und Zooführungen

Barrierefreies Open-Air-Sommerkino

Wandern am Wasser

Erste-Hilfe-Kurs

Kulinarisches Ereignis

Tipps

AMD-Netz startet Podcast

Neue Website von TOhr

Forum:

Experimente mit Schnur und Ball

Rätsel

Seltsame Tiere

Lösung des Mai-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Medizin

Risiko Akanthamöben: Im Wasser keine Kontaktlinsen tragen

Augenverletzungen durch Kampfhandlungen

Gesundheit

Selbsthilfe als Thema im Gesundheitsportal

Studie zur Gesundheit von Menschen mit Behinderung

Bildung

VBS-Kongress 2023: "Leben, Bildung, Partizipation"

Beruf

Urteil des EuGH zum Kündigungsschutz

Gesellschaft

Bau barrierefreier Ferienwohnungen

Aus den Ländern

"Initiative SiA" in Württemberg

Landesverein Brandenburg wählte neuen Vorstand

Sport

Euro-Tandem-Tour für Inklusion

Neunmal EM an einem Ort und mit Audiodeskription

AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

"Das Leben ist immer noch bunt"

Service:

Freihändig reisen leicht gemacht

Medien:

Bücher

Wie alles kam

Barbara stirbt nicht

Abendflüge

Insane Mode  –  Die Tesla-Story

Hörfilme

Axiom

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Suche

Gewerbliche Anzeigen

IPD

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

REHACARE

Lohnsteuerberatungsstelle Nürnberg

Nikolauspflege

Papenmeier

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

OrCam MyEye


Titelbild:
Das Titelbild ist orange. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer weißer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem gelben Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten sind drei gezeichnete Strichfiguren zu sehen: links Vater, rechts Mutter, in der Mitte ein Kind. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe beschäftigt sich mit sehenden Eltern blinder Kinder.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 76. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: 030 / 28 53 87-0


Redaktion:
Ute Stephanie Mansion, Christoph Ledder, Andreas Bethke (V.i.S.d.P.)
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen sechsmal im Jahr (Nr.1 Januar, Nr.2 März, Nr.3 Mai, Nr.4 Juli, Nr.5 September, Nr.6 November) in Print und Braille sowie als Bestandteil der zehnmal im Jahr erscheinenden DAISY-CD DBSV-Inform (kostenfreies Abo für Mitglieder aller DBSV-Landesvereine).


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
24 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 27 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-161
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH


Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechteridentitäten (siehe auch www.dbsv.org/gendern.html).




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn sehende Paare plötzlich erfahren, dass das Kind, das sie bekommen haben, blind ist, ist das ein Schock. Sie selbst sehen doch, nie haben sie damit gerechnet, dass ihr Kind blind sein könnte. Warum?

Am Anfang ist die Verzweiflung groß, das war auch bei Julia Wolfertstetter und Fabrizio Schönholz so, die  –  jeweils mit ihren Partnern  –  einen blinden Sohn haben. Wenn die beiden über ihre Erfahrungen nach der Geburt, die Klinikaufenthalte, die Sorgen berichten, bekommt man einen Einblick in eine Welt, in der auf einmal alles auf dem Kopf und in Frage stand. Und schöpft mit den Erzählenden neue Zuversicht, wenn sie über ihre fröhlichen, lebendigen Kinder sprechen, und die bereichernden Kontakte zu Menschen, die Ähnliches erlebt haben.

Sehende Eltern wie die beiden sind es auch, die Rat suchen bei Regina Deckert. Sie berät bei der Stiftung Nikolauspflege zum Übergang von der Schule zu einer Ausbildung. Welche Fragen die Eltern beschäftigen, schildert sie im Interview.

Im Schwerpunkt dieser Ausgabe geht es um sehende Eltern blinder Kinder. Was blinde Eltern  –  oft sehender Kinder  –  bewegt, wollen wir in einem eigenen Schwerpunkt aufgreifen.

Nun aber erst einmal zu den weiteren Themen dieser Ausgabe: Da berichtet Sabrina C. Thomas, worin der Reiz der spielerischen Sportart Pack-Poi liegt. In der Rubrik "Menschen" stellt sich Václav Fanta vor: Er hat lange als Fotograf gearbeitet, bevor er allmählich erblindete. Kreativ, wie er ist, erfand er ein Kartenspiel, das sich in seiner Heimat Tschechien großer Beliebtheit erfreut.

Im Juli und August verreisen viele gern. Wenn nur die Koffer nicht wären! Als ob man mit Langstock, Rucksack und vielleicht Blindenführhund nicht bepackt genug wäre! Aber es gibt Lösungen: Lisa Mümmler erklärt in der Rubrik "Service", wo und wie man sein Gepäck an den Urlaubsort schickt.

Ihnen eine tolle Reise, falls Sie bald eine machen  –  vielleicht passen die "Sichtweisen" ja noch in Ihr Gepäck!

Eine gute Lektüre wünscht Ihnen

Ute Stephanie Mansion
Redaktion "Sichtweisen"

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  • Vertrieb von Notebooks mit Sprachausgabe und JAWS mit Braillezeile
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Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

per Tonpost-App zu allen Angeboten und mit www.tonpost.net zum Downloadportal


  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus" Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-DAISY"  –  Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
E-Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

Einfach SynPhon!

Elektronische Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, sind unser Markenzeichen. Der bewährte EinkaufsFuchs Produktkenner sagt mit einem Piep, was die Sache ist. Die Fledermaus-Orientierungshilfe erkundet Sicherheitsabstände automatisch und zeigt, wo es langgeht. Es ist zudem denkbar einfach, unsere Hilfsmittel kennenzulernen. Ein Anruf genügt und EinkaufsFuchs oder Fledermaus kommen vollkommen unverbindlich mit der Post zu Ihnen nach Hause. Alles Weitere erfahren Sie sehr gerne am Telefon  –  so einfach ist das!

Tel.: 0 72 50 / 92 95 55


SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Neu! Funkarmbanduhren "MasterTime"

Aktuell bietet Ihnen der DHV-Hannover eine neue Sorte von Armbanduhren mit Sprachausgabe und sehr deutlich ablesbaren Zifferblättern an. Die äußerst wertig gestalteten Uhren der Marke "MasterTime" sind alle funkgesteuert und bieten damit hohe Genauigkeit gepaart mit hohem Komfort. Die sehr deutliche Sprachausgabe in männlicher Stimme gibt den Zeitwert in Stunden und Minuten, das Datum mit Tag, Monat und Jahr sowie die Funkaktualisierung an. Zudem kann eine Weckzeit programmiert und ein Stundenalarm aktiviert werden.

Das Zeigerwerk wird ebenfalls über das Funksignal gesteuert. Zur Justierung bzw. zur Kalibrierung der Zeiger ist eine klassische Einstellkrone vorhanden. Die sprachlichen Informationen werden über zwei Drucktasten bei zwei und vier Uhr abgefragt und eingestellt. Die verwendeten Materialien, wie Metall, Mineralglas und Leder sorgen für einen qualitativ sehr ansprechenden Gesamteindruck. Wahlweise sind die Uhren als Damen- oder Herrenmodell mit Echtlederarmband mit Dornschließe oder mit praktischem Metallzugarmband erhältlich.

Die Gestaltung der klassisch geformten Gehäuse mit schöner und strapazierfähiger Verchromung, weißen Zifferblättern mit schwarzen Zeigern und Zahlen sowie den jeweils ausgewählten Armbändern ist überaus gefällig und zeitlos. Die Gehäusedurchmesser der Damenmodelle betragen 37,5 mm, die der Herrenmodelle 43 mm. Die Gehäusehöhen betragen 15 mm und die Stegbreiten zwischen 18 mm und 22 mm. Die Gewichte liegen zwischen 53 g und 77 g.

Zur barrierefreien Handhabung der Uhren liefern wir neben der Schwarzschriftanleitung auch eine Audioanleitung auf CD mit.

Die Uhren stammen von einer traditionsreichen Firma aus Norddeutschland und werden in Qualität und Funktionalität streng kontrolliert, bevor sie unser Haus erreichen. Lassen Sie sich doch bei der nächsten Gelegenheit von der "MasterTime" überzeugen oder machen Sie Ihren Lieben eine praktische und stilvolle Freude!


  • Damen/Lederarmband
    Best.-Nr.1306043  –  Preis: 79,90 Euro
  • Damen/Metallzugarmband
    Best.-Nr.1306044  –  Preis: 79,90 Euro
  • Herren/Lederarmband
    Best.-Nr.1306041  –  Preis: 79,90 Euro
  • Herren/Metallzugarmband
    Best.-Nr.1306042  –  Preis: 79,90 Euro

(Alle Preise verstehen sich inkl. 7% MwSt.)


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

RTB

Barrierefreiheit

Eine Vielzahl von Partnern hat sich unter Führung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) zusammengefunden und ein Netzwerk gegründet, um die Mobilität von blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen durch den Einsatz einer Such-App zu verbessern. Diese Such-App läuft im Hintergrund auf dem mobilen Endgerät und hält ständig Ausschau, ob eine geeignete App verfügbar ist. So unterstützt das Netzwerk gezielt die Mobilität von blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen.

Die vorhandenen Apps verschiedener Anbieter für die Bereiche ÖPNV, Indoor-Navigation, Lichtzeichenanlagen, Aufzüge und Baustellen können gezielt aufgefunden und empfohlen werden. Eine Servicestelle (SMS  –  Smart Mobility Services) wird eingerichtet um insbesondere auch älteren Nutzern geeignete Schulungen, Orientierungs- und Mobilitätstraining sowie andere Hilfestellungen anzubieten.


  • Mitglieder Netzwerk LOC.id: Trapeze, init, Urich Mobility, BFW, DraegerLienert, bremicker, FABEMA, MindTags Group GmbH, SCHAEFER, RTB, Stührenberg moderne Straßenverkehrstechnik, swarco, SWH.HAVAG, DBSV Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V
  • Unterstützer Netzwerk LOC.id: AVT STOYE, YUNEX Traffic, rehalehrer.de

www.rtb-bl.de
Tel.: +49 5252 9706-0

Ich lerne tactonom  –  taktil & autonom

Mehr Chancen durch einfachen Zugang zu grafischen Informationen


Gemeinsam etwas Großes schaffen:

Wir möchten, dass blinden Schülern alle Grafiken zur Verfügung stehen, mit denen ihre sehenden Mitschüler arbeiten. In Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein ProBlind e.V. und der Blindencommunity bauen wir die weltgrößte offene Datenbank "Share" für taktile Grafiken auf. Die "Graphitek" enthält bereits hunderte Grafiken aus unterschiedlichsten Wissens- und Lebensbereichen. Die Nutzung ist frei und kostenlos. Um alle Schulgrafiken (alle Fächer, alle Klassen) taktil umzusetzen, sind helfende Hände willkommen.

Mehr unter: www.problind.org


So funktioniert der Tactonom Reader:

Das Gerät ist mit der online Datenbank "Share" verbunden. Die integrierte Kamera erkennt die Position des Fingers auf der taktilen Grafik. Der Tactonom Reader gibt zu den ertasteten Elementen punktgenaue Audio-Erklärungen. Diese sind in der Datenbank hinterlegt und können in ihrer Informationstiefe unbeschränkt sein.

Auf diese Weise werden auch komplexe Inhalte leicht verständlich. Gerade in der Schule unterstützt der Tactonom Reader das selbstständige Lernen. Dabei motiviert der erzielte Lernerfolg und die Interaktion macht Spaß.


Jetzt die vielfältigen Möglichkeiten kennenlernen: Kostenlose Live-Demos jederzeit möglich.

Anmelden unter: tactonom.com

Im Gespräch:

"Wir spielen alle eine Rolle"

Noam Brusilovsky ist der Gewinner des diesjährigen Hörspielpreises der Kriegsblinden. Als Regisseur des Stückes "Die Arbeit an der Rolle" hat er die US-amerikanische Opernsängerin Lucia Lucas bei den Proben zu "Don Giovanni" von Mozart begleitet. Lucas hat sich 2014 als Transgender-Frau geoutet und singt bis heute männliche Rollen. Über die Schwierigkeiten bei der Produktion des Hörspiels berichtet Brusilovsky im Interview.

Interview: Christoph Ledder


Herr Brusilovsky, wie fühlen Sie sich als Gewinner des Hörspielpreises der Kriegsblinden  –  Preis für Radiokunst?

Ich bin doppelt glücklich. Ich freue mich riesig über den Preis für "Die Arbeit an der Rolle". Außerdem kann ich die zweite Nominierung für das Hörspiel "Adolf Eichmann  –  ein Hörprozess" kaum in Worte fassen. Das Stück habe ich gemeinsam mit Ofer Waldmann produziert. Ich bin froh, dass die Jury gleich drei dokumentarische Hörspiele nominiert hat für einen Preis, der eigentlich ein literarischer Preis ist. Ich glaube, es ist ein Zeichen dafür, dass Menschen Geschichten hören wollen, die sich mit der Realität befassen.


Der Preis wird für Radiokunst vergeben. Was macht für Sie den Reiz an Radiokunst aus?

Obwohl ich nur durch Zufall zum Radio gekommen bin, liebe ich die Arbeit mit und in diesem Medium. Das Radio gibt mir große Freiräume. Außerdem habe ich das Gefühl, dort eine Störung auszulösen und dass ich diese Störung bin. Mit meinem Radioprogramm komme ich durch den Empfänger in die Wohnzimmer der Menschen, sorge dort für einen kurzen Moment für Chaos und verschwinde nach einer Stunde wieder.


In "Die Arbeit an der Rolle" ist Lucia Lucas die Protagonistin des Stückes. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit ihr?

Vor der Corona-Pandemie las ich ein Zeitungs-Interview mit Lucia. Da sie mich als Person sehr interessierte, habe ich Kontakt zu ihr aufgenommen und ihr geschrieben, dass ich gerne eine Geschichte über sie machen möchte. Zu dem Zeitpunkt, als wir die ersten E-Mails hin- und herschrieben, gab es bei mir noch viele weitere Projekte. Kurze Zeit später kam der erste Lockdown, und alles war auf Eis gelegt. Da Lucia eine Opernsängerin ist, konnte sie zu dieser Zeit nicht auftreten, da sämtliche Opern- und Theaterhäuser geschlossen waren. Dann habe ich nochmals Kontakt zu Lucia aufgenommen und sie gefragt, ob nun die richtige Zeit für das Projekt sei. Während der gesamten Arbeit haben wir uns nicht gesehen und zahlreiche E-Mails geschrieben und uns gegenseitig Texte und Ideen zugeschickt.


Worin lagen die Schwierigkeiten bei der Produktion?

Fakt ist, dass es nicht leicht war, während der ersten Corona-Welle zu produzieren. Der ursprüngliche Plan, das Hörspiel mit großen Orchesteraufnahmen zu produzieren, fiel leider aus. Wir wollten Lucia bei ihren Opernproben begleiten, doch aufgrund der Pandemie fanden sie nicht statt.

Es tat mir in der Seele weh, denn wir waren drauf und dran, eine große Crew ins Theater zu schicken, in dem Lucia damals gesungen hat, um die Aufnahmen zu machen. Da wir das aufgrund der Pandemie nicht konnten, haben wir uns für eine kleine und intime Aufnahme im Studio entschieden, in dem nur sie und ein Pianist gemeinsam an dem Stück "Don Giovanni" arbeiteten.


"Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart gehört zu den klassischen Opern. Hatten Sie vor der Arbeit mit Lucia Lucas bereits Berührungspunkte mit dem Opern-Genre?

Vor der Arbeit am Hörspiel hatte ich absolut keine Ahnung von Opern. Auf diesem Gebiet war ich ein Neuling. Durch die Begegnung mit Lucia habe ich extrem viel über Opern gelernt. Ich glaube heute auch, dass meine anfängliche Ignoranz von Vorteil war, da ich alles zum ersten Mal hörte und deswegen vollkommen unbefleckt an das Thema heranging. Man kann es mit einem Baby vergleichen, das irgendwann das Laufen lernt. Das war alles ganz toll und seitdem habe ich immer wieder Lust, gemeinsam mit Freunden und Bekannten Operngeschichten zu erzählen.


Im Hörspiel verwenden Sie Motive aus der Novelle "Don Juan" von E.T.A. Hoffmann. Welche Idee steckte dahinter?

Bei Lucia brauchten wir einen Blick von außen, und in der Erzählung von E.T.A. Hoffmann wird die Geschichte eines Opernliebhabers erzählt, der durch Zufall in eine Aufführung von "Don Giovanni" gerät und in seiner Loge einer Opernsängerin begegnet. Plötzlich taucht sie dort bei ihm in der Pause auf, und sie unterhalten sich über Kunst und das Leben im Allgemeinen. Ich glaube fest daran, dass das die Begegnung zwischen Lucia und mir ist  –  sie als Sängerin, ich als Zuschauer.


Ein weiteres zentrales Thema in "Die Arbeit an der Rolle" ist Transgender. 2014 outete sich Lucia Lucas als Transgender-Frau und sang weiterhin männliche Rollen. Finden Sie, dass das Outing als Transgender-Frau oder -Mann immer noch ein gesellschaftliches Tabu darstellt?

Ich glaube nicht, dass es um ein Tabu geht, genauso wenig wie um die Frage, ob die Gesellschaft bereit ist oder nicht. Vielmehr geht es darum, wie man bestimmte Rollen spielen muss und welche Rollen man sich aussuchen darf. Lucia sagt im Hörspiel, dass sie ihr Leben lang einen Mann spielen musste. Aufgrund ihrer Stimme muss sie auch auf der Bühne Männerrollen verkörpern. Gleichzeitig erzählt sie im Hörspiel, dass sie Männer unheimlich gern spielt und sie sehr viel Übung darin hat.


Während der Produktion des Hörspiels haben Sie Lucia Lucas in ihrer Bühnenrolle erlebt. Sind Sie ihr auch als Privatmensch nähergekommen?

Ja, natürlich. Dadurch dass wir die Aufnahmen für das Stück gemeinsam machten, uns insgesamt zweimal begegnet sind und viele Stunden miteinander gesprochen haben, lernten wir uns natürlich auch privat näher kennen. Zwischen Lucia und mir ist es eine sehr herzliche Beziehung. Und obwohl mittlerweile fast ein Jahr vergangen ist, seitdem das Hörspiel gesendet wurde, haben wir immer noch sehr guten Kontakt. Ich folge Lucias Karriere, freue mich über die Erfolge ihrer unterschiedlichen Produktionen und bewundere die Sachen, die sie macht.


Welche Botschaft hat das Hörspiel?

Ich glaube, wir spielen alle eine Rolle in unserem Leben. Die Frage ist nur, welche Rollen uns zugeschrieben sind und welche wir uns selbst aussuchen. Außerdem sollten wir uns hinterfragen, mit welcher Leichtigkeit wir die Rollen spielen. Möglicherweise ist das Hörspiel ein Aufruf für jede Person zu analysieren, welche Rolle einem persönlich zugeschrieben wurde und wo man Freiheitsräume in der Gestaltung seines Selbst hat.


Welche Rolle wurde Ihnen persönlich zugeschrieben?

Mir wurde von Geburt eine männliche Identität zugeschrieben. Als Kind wollte ich immer mit Barbie-Puppen spielen, doch es wurde mir seitens meiner Eltern verboten. Irgendwann schenkten mir meine Eltern eine Ken-Barbie, die männliche Version der Barbie  –  verbunden mit der Hoffnung, dass ich nicht homosexuell werde. Doch Überraschung! Ken war vielleicht ein Fehler.

Ich frage mich immer wieder, ob ich die Möglichkeit gehabt hätte, mich anders zu entfalten, wenn mir die männliche Rolle nicht zugeschrieben worden wäre. Die Frage kann ich mir nicht beantworten, denn ich bin ein Mann geworden.


Welche Projekte stehen in naher Zukunft an?

Momentan probe ich in München am Volkstheater ein Stück mit dem Titel "Arche Nova". Außerdem bereite ich momentan die Produktion von weiteren Hörspielen bei öffentlich-rechtlichen Sendern vor. Zwei von ihnen werden noch in diesem Jahr produziert, was mich natürlich sehr freut. Das Jahr 2022 wird noch viel Spannendes für mich bringen.


Dazu ein Bild: Noam Brusilovsky hebt lachend den linken Zeigefinger. Seine Nägel sind lackiert. Er trägt einen schwarzen Pullover mit dem Aufdruck "Kein Mensch ist illegal".



Kurzinfo: Hörspielpreis

Die Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden  –  Preis für Radiokunst fand am 17. Mai in Köln statt. Vergeben wird er von der Film- und Medienstiftung NRW und dem DBSV. Der DBSV hat 2020 die Co-Trägerschaft vom Bund der Kriegsblinden übernommen.

Neben dem Gewinner-Hörspiel "Die Arbeit an der Rolle" waren zwei weitere Stücke von der 14-köpfigen Jury nominiert worden. Einmal war es "Adolf Eichmann  –  Ein Hörprozess", ebenfalls von Noam Brusilovsky sowie Ofer Waldman. Das dokumentarische Hörspiel erzählt die Geschichte des Prozesses gegen Eichmann zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen  –  aus Sicht der Radiomacher beim damaligen öffentlich-rechtlichen israelischen Rundfunk "Kol Israel". Des Weiteren nominiert war "Saal 101. Dokumentarhörspiel zum NSU-Prozess" von Katarina Agathos, Julian Wiprich, Katja Huber und Ulrich Lampen.

Im vergangenen Jahr fand die 70. Preisverleihung pandemiebedingt teils live, teils online statt. Die diesjährige 71. Preisverleihung war eine Präsenzveranstaltung und gleichzeitig eine Jubiläumsfeier für den 70. Hörspielpreis. Erstmals wurde er mit einem Preisgeld von 5000 Euro dotiert.

Mehr Infos unter www.hoerspielpreis.info

DBSV-Nachrichten:

Neues Logo-Bild verbindet

Ein Auge  –  halb scharf, halb unscharf und gerastert dargestellt  –  wird das neue Logo-Bild des DBSV sein. Es löst den "Stockgänger" und den "Wolkenblick", der für das Beratungsangebot Blickpunkt Auge steht, ab. Der Verwaltungsrat hat das neue Bildzeichen beschlossen. Nun werden beide Marken, also der DBSV mit seinen Landesvereinen und Blickpunkt Auge, in einem neuen Erscheinungsbild zusammengeführt.

Von Volker Lenk


Für einen großen Verband wie den DBSV ist es wichtig, nach außen gut erkennbar und "aus einem Guss" aufzutreten. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Logo. Der DBSV und fast alle seine Landesvereine nutzen Logos, die aus dem Namen des jeweiligen Vereins und einem blauen Stockgänger bestehen (Abbildung 1). Parallel tritt das Beratungsangebot Blickpunkt Auge mit einem anderen Logo-Bild auf: Es zeigt ein Auge, vor das sich eine Wolke schiebt (Abbildung 2). Für einen Außenstehenden ist damit auf den ersten Blick nicht zu erkennen, dass die Vereine und Blickpunkt Auge zusammengehören. Das ist ein Nachteil, denn natürlich will der DBSV immer wieder neue Menschen erreichen, sie beraten und dann möglichst auch an die Landesvereine binden und für eine Mitgliedschaft gewinnen. Und dabei spielt in einer visuell orientierten Welt nicht nur der Inhalt des Angebots, sondern auch der optische Auftritt eine große Rolle.

Der Verwaltungsrat des DBSV hat deshalb am 6. Mai ein neues Bildzeichen beschlossen. Auf Bundes- wie auf Landesebene sollen die beiden Marken, also einerseits der jeweilige Verein und auf der anderen Seite das Beratungsangebot, zukünftig unter einem gemeinsamen Logo-Bild auftreten.

Der Stockgänger wie auch der Wolkenblick werden deshalb durch ein neues Logo-Bild abgelöst. Es zeigt ein stilisiertes Auge, dessen linke Hälfte gut erkennbar gezeichnet ist. In der rechten Hälfte dagegen sind die klaren Linien aufgelöst in Rasterpunkte unterschiedlicher Größe, wodurch ein unscharfes Bild entsteht (Abbildung 3). Es handelt sich quasi um einen Simulationseffekt, angelehnt an die Wahrnehmung eines Menschen mit Sehbehinderung.

Mit dem neuen gemeinsamen Bildzeichen wird  –  wie oben erläutert  –  deutlicher als bisher herausgestellt, dass Blickpunkt Auge zur DBSV-Familie gehört. Der Verband verfolgt zudem ein zweites Ziel: Mit dem Logo-Bild soll ein Signal gesetzt werden, dass unter dem Namen "Blinden- und Sehbehindertenverein" auch Augenpatientinnen und -patienten willkommen sind.

Beim Farbton hat sich der Verband für einen Violett-Ton entschieden, der erstens wärmer als das bisher verwendete Blau ist und der zweitens im Umfeld des Verbands bisher nicht verwendet wird: das "DBSV-Purpur". In den kommenden Monaten wird in digitalen Dokumentvorlagen festgelegt, wie die Landesvereine und Blickpunkt Auge zukünftig in ihrer gemeinsamen Außenkommunikation auftreten werden  –  von der Visitenkarte bis zur Broschüre. Beim Verwaltungsrat im Oktober soll das neue Erscheinungsbild dann verabschiedet werden.

Das neue Bildzeichen entstand im Rahmen des DBSV-Projekts "Starke Marke", gefördert durch die TK (Techniker Krankenkasse).


Blinde und sehbehinderte Leserinnen und Leser können eine tastbare Darstellung des "Rasterauges" bis 3. August bei Petra Wagner anfordern.

E-Mail: p.wagner@dbsv.org
Tel.: 0 30 / 28 53 87  –  110


Die Relief-Darstellung im Format A6 wird Ihnen Anfang September per Blindensendung zugeschickt.


Dazu drei Bilder: Untereinander die Abbildungen der drei Logo-Bilder: Stockgänger, Wolkenblick und das neue Logo-Bild Rasterauge, ein links scharf konturiertes, rechts durch Rasterpunkte unscharf gezeichnetes Auge.

Beraten und Beschlossen

Zu seiner letzten offiziellen Sitzung der zu Ende gehenden Wahlperiode kam das DBSV-Präsidium am 25. Mai in Berlin zusammen.

Von Winfried Specht


Tätigkeitsbericht

Ausführlich stellt der dem Präsidium vorliegende Tätigkeitsbericht die vielfältige Arbeit in den Fachbereichen der Haupt- und Ehrenamtlichen im Jahr 2021 vor. Er wurde in der aktuellen Fassung vom Präsidium einstimmig genehmigt und an den Verwaltungsrat zur Entgegennahme in der Sitzung am 22. Juni weitergeleitet. Der Tätigkeitsbericht kann unter www.dbsv.org/taetigkeitsberichte.html heruntergeladen werden.


Verbandstag

Ein weiterer Beratungsschwerpunkt war der Ende Juni stattfindende Verbandstag. Das Präsidium bestätigte den im Vorfeld im Umlaufverfahren gefassten Beschluss: Ein Antrag auf Satzungsänderung über eine neu gefasste Satzung wird dem Verbandstag zum Beschluss vorgestellt. Des Weiteren wurde der Ablauf des Verbandstags abgestimmt. Der öffentliche Teil wird als Video-Livestream im Internet übertragen und steht danach online zur Verfügung. Als Gäste werden Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, und Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Berlin, erwartet.


Audiodeskription

Seitdem der Sender Arte das Sendeformat auf HD umgestellt hat, ist die Audiodeskription (AD) bei den mit AD produzierten Sendungen nicht mehr einschaltbar. Dies trifft teilweise auch auf andere öffentlich-rechtliche Sendeanstalten zu. Um auf das Problem hinzuweisen und um eine baldige Lösung zu finden, werden sowohl der Präsident von Arte als auch weitere öffentlich-rechtliche Sendeanstalten vom DBSV kontaktiert.


Vereins-App

Ein Software-Unternehmen entwickelt bausteinbasierte Apps, die sich nach den Anforderungen des Kunden richten. Der Paritätische hat dem DBSV angeboten, sich an einem Projekt zu beteiligen, dessen Ziel es ist, diese Bausteine barrierefrei zu gestalten. Da sich die App an die Mitglieder von Vereinen richten soll, sollen Landesvereine eingebunden werden. Das Präsidium begrüßt das Projekt. Es kann dazu beitragen, dass in den Vereinen barrierefreie Teilhabemöglichkeiten entstehen, und zwar von den Beitrittsformalien über die Vereinsnachrichten bis hin zur Teilhabe am virtuellen und realen Vereinsleben.


Smart Mobility

Die Fachausschüsse für Informationstechnik und Umwelt und Verkehr sollen enger mit der von der RTB GmbH & Co.KG und dem DBSV gegründeten Smart Mobility Service GmbH (SMS) vernetzt werden. Das Präsidium ist der Auffassung, dass die von der SMS anzuwendenden Prüfkriterien, die auf die digitalen Angebote der verschiedenen Hersteller und Anbieter aus dem Bereich Smart Mobility anzuwenden sind, unabhängig erstellt werden müssen.

Die DIN 13278 "Smarte Mobilität für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen  –  Funktionale Ansätze" wurde zum 1. Mai 2022 veröffentlicht. Die Norm ist für die Arbeit der SMS eine maßgebliche Grundlage.


Zertifizierungsprojekt

Das Präsidium bedauert, dass aktuell die personellen Voraussetzungen für die Durchführung des zweijährigen Projekts "Sehbehindertenfreundliche Pflegeeinrichtung" nicht vorliegen und in absehbarer Zeit nicht geschaffen werden können. Aktuell wird es zudem als schwierig eingeschätzt, Einrichtungen zu gewinnen und Ressourcen in das Thema "Seheinschränkungen" zu investieren.


EUTB

Der DBSV hat zum Abschlussbericht der Evaluierung des Projekts der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) eine Stellungnahme abgegeben. Er weist auf die Notwendigkeit behinderungsspezifischer Angebote hin, die für die Weiterführung der EUTB über 2022 hinaus nicht mehr vorgesehen ist. Besonders betroffen sieht der DBSV davon die Gruppe der Menschen mit Taubblindheit und Hör-Sehbehinderung.


Ukraine

Die Situation geflüchteter Menschen aus der Ukraine beschäftigt den DBSV weiterhin. Die Spendenbereitschaft für die Geflüchteten ist groß. Bislang sind etwa 100.000 Euro eingegangen. Es ist geplant, einen Online-Deutschkurs für Geflüchtete aus der Ukraine anzubieten.

Darüber hinaus sollen die Mittel dafür verwendet werden, um beispielsweise Computer zur Verfügung zu stellen sowie Menschen mit Taubblindheit bzw. Hör-Sehbehinderung zu unterstützen.

Menschen mit Behinderungen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, haben seit 1. Juni Anspruch auf Eingliederungshilfe nach dem SGB IX. Für sie besteht auch ein Anspruch auf die Zahlung von Blindengeld.


Reha-Fachkräfte

Der DBSV hat die Weiterentwicklung des Berufsbildes der Reha-Fachkraft angestoßen; hierzu gehört auch die Finanzierung der Ausbildung. Ein erstes Gespräch mit den beteiligten Organisationen hat stattgefunden, weitere Beratungen werden folgen.

Winfried Specht
Mitglied des DBSV-Präsidiums

Meldungen

DBSV-Inform jetzt online und als App

DBSV-Inform ist das gemeinsame Online-Informationsangebot des DBSV und seiner Landesvereine. Neben der Online-Plattform www.dbsv-inform.org gibt es nun auch die DBSV-Inform-App, die die regelmäßig erscheinenden Hörmagazine von 16 Landesvereinen, das Verbandsmagazin "Sichtweisen" sowie das Jugendmagazin des DBSV bündelt.

Nach der Registrierung können Nutzerinnen und Nutzer sämtliche Inhalte der Plattform auf ihr Smartphone herunterladen. Für den Registrierungsprozess werden sie von der App in den Browser geleitet, wo sie den Vorgang unkompliziert abschließen können.

Weiterhin können sie ihre Favoriten unter den verschiedenen Magazinen aus einer Liste wählen, die sich jederzeit aktualisieren lässt. In den persönlichen Einstellungen kann außerdem die Benachrichtigungsfunktion aktiviert werden, sodass eine E-Mail neu verfügbare Inhalte ankündigt.

Die DBSV-Inform-App kann kostenfrei über den App-Store oder den Play-Store heruntergeladen werden.

Die DAK hat die DBSV-Inform-App gefördert gemäß Paragraf 20h SGB V.

Verstärkung in der Verbandskommunikation

Anna Hinc und Lisa Mümmler heißen die beiden neuen Mitarbeiterinnen in der Verbandskommunikation des DBSV. Beide haben ihre Arbeit Mitte April aufgenommen. Als Redakteurinnen sind sie für einzelne Rubriken der "Sichtweisen" zuständig, aber auch für das neue, im Aufbau befindliche Sichtweisen-Internetportal.

Anna Hinc wird sich um die Rubrik "Termine & Tipps" kümmern und den Bereich Anzeigen betreuen. Darüber hinaus bereitet sie die "Sichtweisen" sowohl für die Punktschrift- als auch die Audio-Ausgabe vor. Auch die Koordination für die DBSV-Publikation "Weitersehen" übernimmt sie und kümmert sich zudem um viele organisatorische Dinge. "Ich freue mich, mit meiner Arbeit einen Beitrag dazu zu leisten, blinde und sehbehinderte Menschen zu informieren und zu unterhalten", sagt die 41-Jährige.

Anna Hinc ist nach ihrem Studium der Anglistik, Slavistik und Geschlechterforschung in Göttingen nach Berlin gezogen und lebt nun seit fast 16 Jahren dort. Sie hat ein Volontariat in einem Architekturbuchverlag gemacht und danach in der Redaktion eines Beratungsunternehmens für Personalmarketing gearbeitet. Zuständig war sie dort für die Koordination verschiedener Publikationen, vor allem von Berufs- und Karriereratgebern für junge Leute. In ihrer Freizeit unternimmt sie gern Ausflüge mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern. "Ich liebe außerdem lange Wald- und Strandspaziergänge", sagt Anna Hinc. "Das ist für mich Entspannung pur."

Lisa Mümmler betreut die DBSV-Nachrichten der "Sichtweisen" und wird sich als Online-Redakteurin vor allem um das entstehende Sichtweisen-Internetportal kümmern. Sie arbeitet von Stuttgart aus.

Nach ihrem Studium der Germanistik und Philosophie in Heidelberg hat Lisa Mümmler zunächst ein halbjähriges Praktikum in der Online-Redaktion der Drogeriemarktkette dm gemacht, das sie inspirierte, in diesem Bereich zu bleiben. Ihre erste Stelle trat sie als Marketingassistentin und Content-Managerin eines Weiterbildungsanbieters im Fitness- und Gesundheitswesen an. Später arbeitete sie als Online-Redakteurin im Marketingbereich eines Verbands der Technischen Kommunikation.

Aufgrund einer Zapfen-Stäbchen-Dystrophie gilt Lisa Mümmler mit einem geringen Sehrest und einem eingeschränkten Gesichtsfeld als gesetzlich blind. Die damit verbundene Lichtempfindlichkeit macht eine dunkle Brille zum ständigen Accessoire. Seit anderthalb Jahren ist Goldendoodle Harry als Blindenführhund und treuer Begleiter an ihrer Seite.

In ihrer Freizeit betätigt sich die 33-Jährige gern kreativ und sportlich. "Ich schreibe und zeichne gern", berichtet sie. "Auf meinem Blog "Lizzis Welt' sowie auf Facebook und Instagram erzähle ich aus meinem Leben als fast blinde, lebenslustige Frau. Zudem bin ich ein bekennender Serien-Junkie." Sie macht Yoga, geht ins Fitnessstudio, fährt Tandem und probiert öfter mal etwas Neues aus. Außerdem geht sie gern im Wald spazieren und unternimmt mehrwöchige Wanderreisen.


Anna Hinc ist zu erreichen unter
Tel. 0 30 / 28 53 87  –  293
E-Mail: a.hinc@dbsv.org

Lisa Mümmler ist zu erreichen unter
Tel. 0 30 / 28 53 87  –  179
E-Mail: l.muemmler@dbsv.org


Dazu ein Bild: Lisa Mümmler (links), Anna Hinc und Führhund Harry auf einer Wiese vor Büschen. Beide Frauen haben mittellanges blondes Haar.

Digitale Barrieren melden

Öffentliche Stellen wie Behörden, Krankenkassen, Hochschulen und Gerichte sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Webseiten und Apps barrierefrei zu gestalten. Trotzdem stoßen Menschen mit Behinderungen überall im Web auf digitale Barrieren. Deshalb zeigt der DBSV in einem Erklärfilm, wie Nutzerinnen und Nutzer über ein Beschwerdeverfahren digitale Barrierefreiheit einfordern können. In drei Minuten wird dieses Verfahren laientauglich erläutert. Ergänzende Tipps gibt DBSV-Digitalexperte Markus Ertl, der selbst schon häufig Barrieren melden musste. Alle blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland sind aufgefordert, es ihm gleichzutun.

Infos zum Melden digitaler Barrieren und der Erklärfilm sind zu finden unter: www.dbsv.org/barrieren-melden

Initiative: Home Designed for All

Unter dem Namen "Home Designed for All" haben sich der DBSV, der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich, der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen und der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband zusammengeschlossen. Ziel der Initiative ist es, das Anliegen barrierefreier Haushaltsgeräte gemeinsam voranzubringen.

Zum Europäischen Protesttag der Menschen mit Behinderungen am 5. Mai ging unter www.home-designed-for-all.org die Webpräsenz der Initiative online. Mit Informationen rund um das Thema barrierefreie Haushaltsgeräte richtet sie sich an Hersteller, Händler und Medien. Ein Erklärfilm stellt dar, wo das Problem fehlender Barrierefreiheit liegt und dass dieses Problem lösbar ist.

Als nächstes plant der Zusammenschluss einen Messestand zu barrierefreien Haushaltsgeräten auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung in Berlin.

Infos unter www.home-designed-for-all.org

Online-Spiel "Blind zum Bus"

Um mehr Verständnis für Alltagssituationen blinder Menschen zu schaffen, hat die Kampagne "Woche des Sehens" das inklusive Online-Spiel "Blind zum Bus" veröffentlicht. Dabei lenken Spielende den Protagonisten allein anhand akustischer Signale und Hinweise von der Haustür bis zur Bushaltestelle. Der Weg selbst bleibt unsichtbar. Nach jedem Level bekommen die Spielenden die Zahl der Versuche und die benötigte Zeit angezeigt. Zudem erhalten sie eine grafische Darstellung des zurückgelegten Weges. Wagt man einen neuen Versuch, um sich zu verbessern, ändert sich der Startpunkt.

Mit "Blind zum Bus" hat die "Woche des Sehens" ihr zweites Online-Spiel veröffentlicht. Während das erste Spiel "Zug in Sicht" drei verschiedene Sehbehinderungen simuliert, soll das zweite Spiel "Blind zum Bus" einen Eindruck vermitteln, wie sich blinde Menschen orientieren. Es eignet sich besonders für den Schulunterricht, Seminare und Fortbildungen. Dort kann es als Einstieg dienen, sich über die Themen Blindheit und Augengesundheit zu informieren und mit betroffenen Menschen auszutauschen.

Beide Spiele finden sich auf www.woche-des-sehens.de/spiel und sind auch als Apps für Smartphones verfügbar.

Neues aus dem AK Führhundhaltende

Der Arbeitskreis der Blindenführhundhalterinnen und -halter des DBSV kam Anfang April zusammen. Neben einer Rückschau auf die letzte Wahlperiode standen Austausch, Ausblicke und Neuwahlen auf der Agenda. Unter anderem wurden die Teilnehmenden im Vortrag von Katharina Odening und Karin Flößer, dem zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Leitungsteam des Arbeitskreises, zum Wert von Gespannprüfungen informiert. DBSV-Rechtsreferentin Christiane Möller gab Einblicke in aktuelle rechtliche Neuregelungen im Bereich der Assistenzhund-Gesetzgebung.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung waren die Neuwahlen des Leitungsteams. Neuer Leiter des Arbeitskreises ist nun Jürgen Viesel, seine Stellvertreterinnen sind Helga Mauch und Kirsten Hachmeister.

Einen ausführlichen Bericht gibt es in der Hörzeitschrift "Wir Führhundhalter", den der Arbeitskreis sechsmal jährlich auf einer DAISY-CD herausgibt.

Weitere Infos unter: www.dbsv.org/hoermagazin-wir-fuehrhundhalter.html


Dazu ein Bild: Ein Blindenführhund im Führgeschirr liegt auf einer Wiese und blickt aufmerksam nach links. Es ist ein Golden Retriever.

Seminar der Bürofachgruppe

Zu einer Tagung der Bürofachgruppenleiterinnen und -leiter der Landesvereine im DBSV trafen sich im April acht Landesorganisationen in Gersfeld (Rhön). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich über aktuelle berufsbezogene Themen aus. Einen Schwerpunkt bildeten die Herausforderungen der digitalisierten Arbeitswelt für blinde und sehbehinderte Berufstätige. Berichtet wurde von großen Schwierigkeiten aufgrund digitaler Barrieren.

Zu Gast war Christiane Möller, Rechtsreferentin des DBSV, die einen Überblick über aktuelle Aktivitäten, politische Initiativen und Neuigkeiten aus der Rechtsprechung gab. Ebenfalls zu Gast war Christian Axnick. Er stellte das vom Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf durchgeführte Projekt "agnes@work" vor.

Neu gewählt wurde die Leitung der Koordinationsstelle Büroberufe im DBSV: Die Leitung übernimmt Andreas Beinert (Blinden- und Sehbehindertenverband Brandenburg) mit den Beisitzern Markus Pfeifer (Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen) und Nina-Jasmin Mangelsdorf (Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen).


Dazu ein Bild: Ein Mann mit Sehbehinderung sitzt an einem Schreibtisch mit zwei Monitoren. Auf dem rechten steht Text in großer Schrift.

Eine Botschaft zum Anfassen

Das Berliner Start-Up-Unternehmen MSTRY Berlin (gesprochen Mastery) bringt in Zusammenarbeit mit dem DBSV eine Braille-Kollektion heraus, um sich für mehr Barrierefreiheit einzusetzen. Auf nachhaltig produzierten weißen Tennissocken, T-Shirts und Sweatshirts steht die Botschaft "Feel me" in Braille- und Schwarzschrift. Ein Euro pro verkauftem Produkt unterstützt die Produktion von Tastbüchern für blinde Kinder.

Das neue Statement "Feel me" hebt sich ab, denn es kann nicht nur gelesen, sondern auch erfühlt werden. Die Botschaft soll darauf aufmerksam machen, dass mehr Brailleschrift im Alltag gebraucht wird.

Die Statement-Marke MSTRY Berlin setzt sich dafür ein, das kollektive Bewusstsein für soziale Herausforderungen zu schärfen mit dem Ziel, eine tolerantere und gleichberechtigtere Welt zu schaffen.

Wer ein Feel-Me- oder anderes Produkt von MSTRY Berlin erwerben möchte, kann dies unter https://mstry-berlin.de/ tun.


Dazu ein Bild: Ein weißes Sockenpaar der Firma MSTRY: Etwas unterhalb des Bundes ist "Feel me" in Brailleschrift zu lesen.

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:

  • Lautsprecher TEUFEL: 10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn: Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.: 5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kurzbewegt  –  Fitness für Zuhause: 5 Euro Rabatt auf alle Hör Dich fit-Audiotrainingsangebote
  • Kieser Training: 70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • Audiamo: 10 % auf alle Hörbücher, -spiele und -filme
  • leguano GmbH: 10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung: 10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop: max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV): 5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim

DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-161
www.dbsv.org/dbsv-karte

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Eltern blinder Kinder

Wenn sich ein Kind ankündigt, ist die Freude der werdenden Eltern meistens groß  –  und ebenso die Traurigkeit, wenn nach der Geburt alles anders ist als erhofft. Für sehende Eltern ist es in der Regel ein Schock, wenn sie erfahren, dass ihr Kind blind ist. So war es auch bei den Eltern, die im Gespräch miteinander erzählen, was sie erlebt haben, als ihre Kinder auf die Welt kamen, und wie sie heute mit der Situation umgehen. Ein Einblick in das Leben zweier Menschen, für die die Welt plötzlich Kopf stand.


Dazu ein Bild: Zwei Frauen knien auf dem Boden und blicken lächelnd in die Kamera. In ihrer Mitte kniet ein Mädchen und blättert in einem Tastbuch. Auf seinem Pullover ist ein Fuchs mit Krone zu sehen.

Was das Leben bedeutet

Julia Wolfertstetter aus Traunstein und Fabrizio Schönholz aus Geislingen haben Söhne, die blind sind. Max ist dreieinhalb Jahre alt, Paulo sechs. Für beide Elternpaare begann nach der Geburt ihrer Kinder eine Odyssee durch die Kliniken. In dieser schwierigen Zeit haben sie auch viel Hilfe erfahren und Menschen kennengelernt, die sie als bereichernd empfinden. Ein Gespräch über Verzweiflung, Krisen, Hoffnung, Glück und Liebe.

Von Ute Stephanie Mansion


Julia Wolfertstetter: Max ist blind aufgrund des Norrie-Syndroms. Das ist ein Fehler auf dem Gen NDP, und manchmal hat es zur Folge, dass man auch schlecht hört oder autistisch veranlagt ist. Bei Max ist das alles noch nicht der Fall. Er entwickelt sich gut, spricht noch nicht, versteht aber alles.


Fabrizio Schönholz: Paulo ist vollblind mit wahrscheinlich sehr geringer Hell-Dunkel-Wahrnehmung. Er und seine Zwillingsschwester Sofia sind als Extrem-Frühchen zur Welt gekommen. Weitere Einschränkungen hat er wahrscheinlich nicht  –  er ist ein ganz toller, lebendiger, glücklicher Junge. Wir Eltern sind getrennt, aber meine Ex-Frau und ich haben ein gutes Verhältnis zueinander.


Julia: Wir sind entlassen worden mit einem gesunden Kind. Nach drei Monaten fiel uns auf: Er fixiert nicht. Aber die Hebammen haben nichts erkannt, der Kinderarzt auch nicht. Schließlich haben wir darauf gepocht, dass Augenärzte ihn sich anschauen, und die waren total ratlos. Nach einer Odyssee durch diverse Augenkliniken haben wir eine Gen-Analyse machen lassen, und da hat sich herausgestellt, dass das Norrie-Syndrom schuld ist. Die Vorstellung, ein blindes und taubes Kind zu haben, war für mich extrem schlimm. Ich habe in der Klinik nur geheult, weil ich dachte, etwas Schlimmeres gibt es doch nicht, wenn du nichts siehst und nichts hörst. Wenn ich gewusst hätte, dass Max sich so gut entwickelt, wäre es mir nicht so schlecht gegangen.

Man macht sich ja immer Vorstellungen davon, wie die Zukunft mit Kind sein wird, und dann wird das alles auf den Kopf gestellt. Wenn man mit dem Thema nicht bewandert ist, weiß man nicht, was alles möglich ist. Aber für Max war es ja nie anders. Er hat wahrscheinlich gar nicht verstanden, warum wir alle so traurig waren. Er hat sich zu einem glücklichen Kind entwickelt, ist ausgeglichen und lacht viel. Er hat seine Stereotypen, dreht sich, wedelt mit den Armen und bohrt die Augen. Aber er ist so ein liebes Kind  –  die Welt, die sich da aufgetan hat, die bereichert mich schon sehr.

Eine Selbsthilfegruppe für Eltern blinder Kinder gibt es bei uns im Umkreis nicht. Ich habe mich über Facebook vernetzt und war überwältigt, wie viel Zuspruch ich bekam. Neulich waren wir in Saulgrub bei einem Treffen von Familien mit blinden Kindern. Ich dachte, hoffentlich wird es nicht so trübsinnig. War es aber gar nicht, es war total schön und bereichernd, auch über die kleinsten Dinge mal zu sprechen, die einem auffallen. Ich war überrascht, wie viele Kinder mit ihrem Stock gehen, Max schmeißt seinen nur irgendwohin. Jetzt haben wir konsequent angefangen, dass er seinen Stock benutzt.


Fabrizio: In der Augenklinik Ulm war ich bei den Augenuntersuchungen dabei. Zwei Personen halten das Kind fest, die dritte macht mit einer Augenklammer das Auge auf und kontrolliert es, das Kind schreit durchgängig. Daran will sich keiner gewöhnen. Meine Ex-Frau wurde in ein Zimmer geholt, und dann standen da drei Ärzte, alle niedergeschlagen und haben ihr erklärt, dass der Paulo dabei ist zu erblinden.

In einer Not-OP sollte gerettet werden, was zu retten geht. Wir waren am Boden zerstört. Da hinterfragt man wirklich alles. Das war richtig schlimm. Wir konnten uns nicht vorstellen, wie es weitergehen soll. Wir kamen eh schon aus einer schweren Zeit. Die Ärzte hatten nämlich schon nach der Frühgeburt ein paarmal gesagt: Wir wissen nicht, ob er die Nacht überlebt. Es kam zu einer Netzhautablösung. Wir haben uns gefragt: Warum muss uns das passieren? Wir haben aber extrem viel Rückhalt, Kraft und Hilfe von unseren Familien und Freunden bekommen. Die haben uns massiv unterstützt, das war grandios.

Der Arzt, der die Not-OP gemacht hat, hat uns die Frage gestellt: Versuchen wir noch einmal etwas? Aber die OP war so schwierig; Paulo hat sich erkältet und schwer Luft bekommen. Er hatte einen Herzstillstand und musste reanimiert werden. Wir hörten, wie die Geräte piepsten, aber wir haben nicht realisiert, dass das bei unserem Kind ist. Sie haben ihn wieder ins Leben geholt, aber wir waren skeptisch, ob wir das Ganze noch mal machen sollten, egal, mit welchem Benefit. Ob Paulo dann sehen kann oder nicht, war uns egal, er sollte leben, ob blind oder nicht. Es hätte ja alles noch schlimmer kommen können. Seine Schwester hatte schwere Gehirnblutungen. Da wird einem bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man kerngesund ist, dass man sehen kann, hören kann, dass man bei klarem Verstand ist. Irgendwann gerät das Handicap "Ich kann nicht sehen" in den Hintergrund und ist nicht mehr so schlimm. Wir haben nur wenige Momente, in denen wir sagen "Warum ist das so? Das ist doch blöd."

Sofia ist kerngesund, trotz der Hirnblutungen. Natürlich braucht Paulo länger zum Anziehen, natürlich muss man ihm bei manchen Dingen helfen, aber für uns ist das in Ordnung. Wir haben gelernt, das Gute zu sehen. Paulo ist der Motor, der das Ganze antreibt.


Julia: Was du über Paulo sagst oder wenn ich sehe, wie der Max drauf ist, das reißt einen mit, weil er kein depressives Kind ist, das nur in der Ecke sitzt. Das fände ich schlimmer.


Fabrizio: Paulo ist in vielen Dingen weiter als andere Kinder in dem Alter, weil ihn das einfach mehr interessiert. Das eine Kind ist halt schneller im Sprechen, das andere im Laufen, das eine kann besser Sport, das andere kann sich mehr Sachen ausdenken. Und jeder Kontakt, den ich zu dir, Julia, oder anderen Eltern von blinden Kindern habe, ist toll und gibt so viel positive Energie, dass man diese Traurigkeit, dieses Handicap die meiste Zeit vergisst.

Sofia geht ganz normal mit ihrem Bruder um, sie schubst ihn, die ärgern sich, die spielen zusammen, viele Phantasiespiele, Rollenspiele  –  das ist die reinste Freude, da zuzuschauen. Sie macht jetzt auch bewusst Dinge für ihn, hilft ihm zum Beispiel, Zahnpasta auf die Zahnbürste zu machen.


Julia: Was für eine Bereicherung das für den Paulo ist, dass er eine Schwester hat, und auch noch im gleichen Alter! Dass die so miteinander aufwachsen, finde ich toll.


Fabrizio: Tatsächlich sind wir davon überzeugt, dass er dadurch so weit ist.


Julia: Wahrscheinlich ist aber er auch wichtig für sie. Wahrscheinlich entwickelt sie tolle charakterliche oder soziale Kompetenzen, eine Empathie, die sie sonst nicht so hätte. Vor allem finde ich gut, dass sie ihn nicht mit Samthandschuhen anpackt. Bei Max im Kindergarten sind viele älter als er, und er darf immer alles. Einerseits bin ich froh, dass alle so lieb sind mit ihm, aber wenn er den anderen etwas wegnimmt, ist das okay für sie. Es kann aber nicht immer alles nach seinem Willen gehen.

Als das Norrie-Syndrom bei Max festgestellt wurde, war ich schon in einer Babygruppe. Die Eltern waren extrem schockiert. Keiner hätte gedacht, dass so etwas kommt. Sie waren jedoch auch verständnisvoll und hilfsbereit. Aber manchmal stelle ich fest: Mensch, ihr wisst gar nicht, wie gut es euch geht. Wenn man so etwas mal mitmacht, diese Ängste durchsteht, ist man einfach nicht mehr so unbedarft. Ich habe gedacht: Jetzt seid mal ein bisschen zufriedener! Die stellten mir Fragen wie: "Mit welchem Brei habt ihr denn angefangen?" Mir war wurscht, ob es Kartoffelbrei war oder Pastinake  –  wir waren gerade auf der Intensivstation. Wenn man mit so was mal Kontakt hatte, ist man ein bisschen ehrfürchtiger. Im BEBSK sind ja auch viele Eltern, deren Kinder nicht nur blind sind, sondern noch andere Behinderungen haben, und trotzdem sind die alle so positiv gestimmt. Wie toll manche Leute miteinander umgehen und die kennenzulernen, das ist wirklich bereichernd.


Fabrizio: Wir hatten neulich ein Inklusions-Sommerfest in einer Schule der Nikolauspflege in Heidenheim. Da sind nicht nur seheingeschränkte oder blinde Schülerinnen und Schüler, sondern auch solche mit mehr Einschränkungen, ein Teil auch mit einer geistigen Behinderung, Ich war auf keinem Fest in den letzten fünf Jahren, wo so eine tolle Atmosphäre geherrscht hat wie dort. Alle Kinder, alle Eltern, alle Verwandten, die Fahrer, die die Kinder abholen, Lehrer, alle Beteiligten  –  da gab es gefühlt keinen einzigen Menschen, der nicht gut drauf war. Ich glaube nicht, dass dasselbe Fest in einer normalen Schule mit dieser Atmosphäre hätte punkten können. Niemals. Das liegt an den Menschen, die gelernt haben, mit dieser Situation umzugehen, das Gute zu sehen und zu erkennen, dass nicht alles selbstverständlich ist und sich zu freuen, das Kind in den Arm nehmen zu können, sich zu freuen, wenn das Kind lacht, ganz viele auch kleine Dinge. Vielleicht ist es so, dass Menschen, die solche Probleme nicht kennen, und sich auch keine Gedanken darüber machen, das oft nicht richtig wertschätzen. Ich fühle oft, dass die Leute nicht wertschätzen, was das Leben und was Gesundheit bedeutet.


Julia: Ich bin Lehrerin am Gymnasium, und bei unserem Sommerfest ist das nicht so eine Stimmung.


Fabrizio: Die Schule ist bei uns der nächste Schritt. Die Frage war: Wo geht der Paulo in die Schule? Geht er in eine Inklusionsklasse bei uns in der Nähe oder nach Stuttgart in die Betty-Hirsch-Schule der Nikolauspflege? Ich konnte mir am Anfang nicht vorstellen, dass er diesen weiten Weg machen soll. Ich habe mich dann umgehört, und alles zielte darauf, dass er in die Blindenschule geht und die Förderung mitnimmt. Die Inklusion passiert automatisch, wenn er in einem normalen sozialen Umfeld mit Familie und Freunden lebt.


Julia: Wir wohnen in Traunstein, da gibt es solche Schulen nicht in der Nähe.


Fabrizio: Wäret ihr bereit umzuziehen?


Julia: Wenn es nicht anders geht, ja. Aber das ist so eine schwierige Entscheidung. Meine Eltern und meine Schwester wohnen ums Eck. Neben uns ist eine Montessori-Schule, und es gibt auch eine Förderschule hier in Traunstein. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er dort hingeht. Andererseits gibt es an den Blindenschulen alles an Hilfsmitteln, und gerade in der Grundschulzeit wäre es wichtig, die Basis zu lernen.


Fabrizio: Wir sind auch davon überzeugt, dass die ersten Jahre Brailleschrift lernen usw. wichtiger ist, als Inklusion zu betreiben. Für uns war die Frage: Können wir als getrenntes Paar die Kinder so fördern, wie sie es bräuchten, wenn sie in eine Inklusionsklasse gehen? Und wir mussten uns eingestehen: Das schaffen wir nicht.


Julia: Stell dir vor, du müsstest umziehen dafür  –  du bist ja auch eingebunden.


Fabrizio: Ich tät's trotzdem. Seit dem Zeitpunkt, als die Kinder zu früh auf die Welt kamen, habe ich nur sechs Monate voll gearbeitet. Jetzt arbeite ich 75 bis 80 Prozent. Ich will die Zeit mit den Kindern haben, da braucht man nicht jeden Euro. Wenn die Nachteile für Paulo zu groß wären, würde ich umziehen und mir einen neuen Job suchen.


Julia: Ich sehe schon die Vorteile einer Blindenschule. Andererseits wünsche ich mir, dass Max sehende Freunde hat, die ihn einfach mal auf dem Tandem mitnehmen oder mit ihm Fußball spielen.


Fabrizio: Ich glaube, dass du persönlich mit deiner Art und deinem Background als Lehrerin die Möglichkeit hast, für ihn da zu sein und ihm alles richtig beizubringen. Und ich schätze dich auch so ein, dass du das wollen würdest und auch kannst.


Julia: Ich habe schon die Eurotype und übe auch schon fleißig das Tippen. Nun ja, aber sonst steht das alles in den Sternen. Am Anfang sind mein Freund und ich jeder in sein eigenes Loch gefallen, weil es einem schon den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Ich bin ein extrem positiver Mensch, ich versuche, schnell aktiv zu werden. Als bei Max die Blindheit diagnostiziert wurde, hat mein Freund einen kleinen Karrieresprung gemacht und viel arbeiten müssen. Ich war Tag und Nacht für Max zuständig. Wir haben funktioniert, uns irgendwie am Leben gehalten und uns um Max gekümmert, aber um uns selbst nicht. Das kommt jetzt so langsam wieder. Ein Neugeborenes ist immer eine Herausforderung für ein Paar. Und wenn dann auch noch ein behindertes Kind daherkommt, ist es eine noch schwierigere Belastung. Ich habe mir schnell psychologische Hilfe gesucht. Jetzt geht es langsam aufwärts.


Fabrizio: Auch ich nehme die Situation so wahr, wie sie ist, und frage: Was mache ich jetzt? Ich habe mir nach einem Jahr eine Anleitung geholt, wie ich selbst einen Blindenstock bastle, habe mich eingelesen, versucht, Brailleschrift zu lernen und mir Reportagen angeschaut. Meiner Ex-Frau ging das zu schnell, das hat natürlich zu Diskussionen geführt. Wir haben aber gelernt zu respektieren, wie der Partner damit umgeht. Sie hat respektiert, dass ich mich damit beschäftige und ich, dass es ihr noch zu früh ist.


Julia: Die Situation mit Kind zeigt wie unter einem Brennglas, wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Vielleicht wäre es auch bei einem nicht-blinden Kind so gewesen. Es ist nicht unbedingt die Blindheit, sondern die Trauer darüber, dass Erwartungen, die man hatte, wahrscheinlich nicht erfüllt werden  –  dieses Leben, das man sich so vorstellt. Damit muss jeder erst mal selbst klarkommen.


Fabrizio: Ich habe mir zum Beispiel vorgestellt, mit dem Kind Fußball zu spielen und vieles mehr. Einfach, dass die Kinder ganz normal aufwachsen. Wenn diese Vorstellung zerplatzt  –  kann sein, dass du dann in ein Loch fällst.


Julia: Ich glaube, Eltern, die ein behindertes Kind haben, denen erlaubt man viel mehr Schwierigkeiten in der Partnerschaft als anderen Eltern. Man gibt dem Ganzen mehr Berechtigung. Aber auch andere Eltern bräuchten einen Therapeuten. Nur weil wir ein blindes Kind haben, ist es irgendwie legitim. Das finde ich komisch. Viele Sachen sind ja auch einfacher: Max rennt mir nicht davon. Er ist sehr anhänglich, und das ist schön.


Fabrizio: Paulo ist auch extrem anhänglich und gefühlvoll, das ist großartig. Der nimmt dich in den Arm und drückt dich, oft in Situationen, wo es dir gerade nicht so gut geht. Sofia schläft durchgängig allein, mit dem Paulo ist das schwieriger, er sagt: Ich will nicht allein schlafen, ich will kuscheln. Wenn er mich lange nicht hört, kann es sein, dass er ein bisschen heult oder runterkommt. Ich frage mich, wäre es besser, wenn er selbstständiger wäre, nicht so anhänglich? Oder wäre es schön, wenn andere Kinder auch so anhänglich wären? Was ist gut, was ist schlecht? Aber sobald ich es ausspreche, denke ich: Mach' dir doch nicht so viele Gedanken. Lebe einfach den Moment!


Dazu zwei Bilder:

    • Julia Wolfertstetter steht vor Büschen. Ihr dunkles Haar hat sie nach hinten gebunden. Sie trägt eine Jacke mit Pflanzenmotiven.
    • Fabrizio Schönholz hat dunkles Haar und einen kurzen Vollbart. Er trägt ein T-Shirt und ein Hemd.


Kurzinfo: Was ist die BEBSK?

Die Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder ist ein Verein mit Sitz in Berlin. Regionale Ansprechpartner gibt es in vielen Bundesländern. Die Eltern tauschen sich über ihre Erfahrungen mit blinden oder sehbehinderten Kindern aus. Der Verein wird ehrenamtlich geführt; die Vorstandsmitglieder und Regionalvertreter bieten Hilfen verschiedener Art für Mitglieder und Nichtmitglieder an. Außerdem werden Aktionen und Veranstaltungen organisiert. Die Vereinigung hat mehr als 600 Mitglieder.

Mehr Infos unter www.bebsk.de

"Es ist wichtig, die Eltern zu stärken"

Viele, besonders sehende Eltern machen sich große Sorgen um die schulische und berufliche Bildung ihrer blinden oder sehbehinderten Kinder. Regina Deckert berät bei der Stiftung Nikolauspflege in Stuttgart Eltern und ihre jugendlichen Kinder, die vor dem Übergang von der Schule in den Beruf stehen. Was die Eltern wissen möchten, was sie belastet und was ihnen hilft, berichtet sie im Interview.

Interview: Ute Stephanie Mansion  


Frau Deckert, Sie beraten bei der Stiftung Nikolauspflege Eltern zur schulischen und beruflichen Entwicklung ihrer Kinder. Mit welchen Fragen suchen Eltern bei Ihnen Rat, und was erklären Sie ihnen?

Bei der Nikolauspflege ist mein Beratungsschwerpunkt der Übergang von der schulischen in die berufliche Bildung. Die meisten Eltern wenden sich an mich, wenn sie Fragen haben, welche Ausbildungen für ihr sehbehindertes oder blindes Kind möglich sind. Für Eltern ist es oft wichtig zu wissen, dass es unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten gibt, trotz eingeschränkten Sehens. Wichtig ist auch die Information, dass eine Unterstützung möglich ist, sowohl bei einer betrieblichen Ausbildung als auch bei einer Ausbildung in einer Einrichtung für sehbehinderte und blinde Menschen. Auch die Frage, wer die Ausbildung finanziert, spielt eine Rolle. Da ist die Arbeitsagentur ein wichtiger Ansprechpartner.


Welche Angebote kann die Nikolauspflege Eltern in puncto schulische und berufliche Ausbildung machen?

Die Nikolauspflege hat zwei Schulen: die Betty-Hirsch-Schule, auf der man den Hauptschulabschluss machen kann, den Förderschulabschluss oder die Mittlere Reife. Wenn es dann in die berufliche Richtung geht, kann man folgende Abschlüsse an der Tilly-Lahnstein-Schule machen: Die Sonderberufsfachschule bietet berufliche Orientierung an und die Möglichkeit, einen Hauptschulabschluss zu erwerben. An der kaufmännischen Berufsfachschule kann man einen mittleren Bildungsabschluss und an den Berufskollegs die Fachhochschulreife machen. Diese haben die Fachrichtung Wirtschaftsinformatik oder Gesundheit und Pflege.


Wie erfahren Eltern von Ihrem Beratungsangebot?

Verschiedene Einrichtungen verweisen auf uns: Augenkliniken, Augenärzte und die Selbsthilfe. Und es gibt Informationen auf Veranstaltungen, die von der Selbsthilfe durchgeführt werden, zum Beispiel Berufsorientierungstage. Auch ehemalige Schüler und Azubis geben Hinweise.


Suchen Eltern und Schülerinnen und Schüler gemeinsam Ihre Beratung auf?

Am Telefon erkundigen sich erst einmal die Eltern, dann kommt es zu einem persönlichen Beratungstermin, und da sind in der Regel die Kinder, oder besser gesagt die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, dabei. Denn letztendlich geht es ja um ihre Interessen, was für Vorstellungen sie haben, und da ist es wichtig, breit zu informieren, damit sie sich mit umfassendem Wissen entscheiden können.


Nun können sich bei der Nikolauspflege ja auch Eltern beraten lassen, deren Kinder erstmals in die Schule kommen oder auf eine weiterführende Schule gehen sollen. Werden sie auch beraten in puncto Gymnasium und Abitur?

Ich finde es sehr wichtig, über alle Möglichkeiten zu informieren, also sowohl was inklusive Beschulung angeht, als auch, welche Einrichtungen es in ganz Deutschland gibt, damit die Familie, das Kind und der Jugendliche sich für etwas Passendes entscheiden können. In der Nikolauspflege gibt es Ausbildungen im kaufmännischen Bereich, im IT-Bereich, Metall, Garten und Hauswirtschaft. Bei einem Ausbildungswunsch zum Masseur/Physiotherapeuten verweisen wir auf andere Einrichtungen. Und wenn jemand das Ziel Abitur hat, steht natürlich die "Blista" in Marburg an oberster Stelle. Aber auch die Möglichkeit der Unterstützung bei dem Besuch eines Gymnasiums am Heimatort.


Viele Eltern machen sich Sorge um die Schullaufbahn ihres blinden oder sehbehinderten Kindes. Wie reagieren sie, wenn Sie ihnen die vielen Möglichkeiten aufführen, die es im Bereich Bildung gibt?

Auf der einen Seite sind sie erleichtert. Wenn aber ein Kind zum Beispiel als Frühchen auf die Welt kam oder viele Operationen hinter sich hat, besteht oft eine Entwicklungsverzögerung, und die Schritte in der Schullaufbahn können manchmal nicht so schnell durchlaufen werden. Dann müssen erst einmal kleine Schritte gemacht werden. Für viele Eltern ist wichtig zu wissen: Nach dem Hauptschulabschluss gibt es noch viele Möglichkeiten. Und es gibt auch Ausbildungen ohne Abschluss oder theoriereduzierte Ausbildungen. Auch während des Studiums gibt es Unterstützungsmöglichkeiten. Manche Universitäten haben Beratungszentren für sehbehinderte und blinde Studierende. Von daher ist es wichtig, das ganze Spektrum von lerneingeschränkten bis zu gut begabten sehbehinderten und blinden Kindern und Jugendlichen im Blick zu haben.


Wie sieht es mit dem Wunsch nach inklusiver Bildung aus?

Oft besteht der Wunsch nach einer inklusiven Beschulung, um die Freunde am Heimatort zu behalten. Da finde ich es immer wichtig, im Einzelfall zu prüfen, was für dieses Kind, für diese Familie das Passende ist. Wenn ein sehbehindertes oder blindes Kind sehr schüchtern ist, wird es keinen leichten Stand haben in einer inklusiven Klasse mit 20 bis 30 Schülern. Dann ist zu überlegen, ob es in einer Schule für sehbehinderte und blinde Kinder gestärkter seine Schullaufbahn durchlaufen kann.


Sehende Eltern erwarten ja in den meisten Fällen sicher nicht, ein blindes oder sehbehindertes Kind zu bekommen. Erzählen diese Eltern Ihnen etwas darüber, wie das am Anfang für sie war, als sie gemerkt haben, dass ihr Kind schlecht oder gar nichts sieht?

Wenn es nur ein Gespräch ist, ist es schwierig, vertraut zu werden und in die Tiefe zu gehen. Für manche Eltern ist es aber so belastend oder sogar traumatisierend, was sie erlebt haben, dass es aus ihnen nur so herausbricht. Es hat die Eltern viel Einsatz gekostet, ihrem Kind beiseitezustehen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, und die Sorge um das Kind bleibt auch noch im Jugendlichen- und jungen Erwachsenenalter bestehen. Manchmal ist die Sorge sehr groß, gerade bei Kindern, die viel durchmachen mussten.


Sie sind Psychologin: Empfehlen Sie den Eltern, sich auch anderweitig psychologische Hilfe zu suchen, wenn die Situation sehr belastend für sie wird?

Ja, ich empfehle manchen auch, sich Unterstützung zu holen. Eine wichtige Unterstützung ist die Selbsthilfe, wo es Elterngruppen gibt, in denen sich Eltern austauschen können, die Kinder mit ähnlichen Erkrankungen haben. So können Eltern von den Erfahrungen anderer Eltern profitieren. Das steht für mich immer weit vorne in der Beratung, denn es ist eine belastende Lebenssituation, aber psychotherapeutische Hilfe zu holen, ist für manche Eltern ein großer Schritt. Die Angebote der Selbsthilfe sind niederschwelliger und vielleicht der erste Schritt, in diese Richtung zu gehen.


Sie würden Eltern also empfehlen, sich mit anderen Eltern zu vernetzen, die in der gleichen Situation sind?

Ja. Ich erlebe es in den Gesprächen mit den Eltern so, dass sie das als sehr hilfreich und als große Entlastung empfinden, wenn sie merken, wie andere Eltern es bewältigen. Denn oft ist es auch eine Belastung für die Paarbeziehung, ein behindertes Kind zu bekommen. Darum ist es wichtig, die Eltern zu stärken.


Woran, glauben Sie, liegt es, dass viele sehende Eltern erst einmal so wenig wissen über die Bildung blinder und sehbehinderter Kinder? Selbsthilfe-Organisationen informieren ja darüber, was mit Blindheit und Sehbehinderung alles möglich ist  –  in der Schullaufbahn und später beruflich.

Vor allem Sehbehinderung ist in der Bevölkerung wenig bekannt. Entweder man ist blind, oder man kann eine Seheinschränkung mit Hilfe einer Brille ausgleichen. Da spielt die selektive Wahrnehmung eine große Rolle: Wenn ich selbst nicht betroffen bin, nehme ich die Informationen nicht wahr. Erst wenn ich selbst betroffen bin oder jemand aus der Familie betroffen ist, mache ich mich auf die Suche, und manchmal ist die wirklich mühselig. Ich bin nach über 30 Jahren Berufstätigkeit in dem Bereich oft erschüttert, dass es immer noch möglich ist, dass ich jemanden im Alter von 17, 18 oder 20 Jahren berate, der sehbehindert ist und zum ersten Mal ein Bildschirmlesegerät vor sich hat und sagt: "Ich kann ja wieder lesen." Das ist für mich immer noch unglaublich und für die Betroffenen gut, dass sie endlich erfahren haben, was für eine große Hilfe das sein kann.


Mehr Infos unter www.nikolauspflege.de


Dazu ein Bild: Regina Deckert sitzt an einem Tisch einer ratsuchenden Frau gegenüber. Sie lächelt; ihr dunkles Haar trägt sie kurz und seitlich gescheitelt.

Termine & Tipps:

Termine

Theater für die ganze Familie

10.7.2022, 16 Uhr
Dresden

In Kooperation mit dem Zoo Dresden bringt das Theater Junge Generation den Kinder-Klassiker "Der Räuber Hotzenplotz" auf die Bühne. Die Vorstellung wird mit Live-Audiodeskription angeboten.

Reservierungen unter dem
Stichwort Audiodeskription
Tel.: 03 51 / 32 04 27 77
E-Mail: theaterkasse@tjg-dresden.de

Rundgang durch das Kunstmuseum

12.7.2022, 11  –  12.30 Uhr
Köln

Unter dem Motto "Der intensive Blick auf die Kunst" ermöglicht das Wallraf-Richartz-Museum blinden und sehbehinderten Besuchern und ihren Freunden eine deskriptive Museumsführung.

Anmeldung bis 7.7. unter Tel.: 02 21 / 22 13 25 63

Shakespeare mit Audiodeskription

16.7.2022, 20.30 Uhr
Schwerin

Das Mecklenburgische Staatstheater zeigt Shakespeares Komödie "Wie es euch gefällt" unter freiem Himmel im Innenhof des Schweriner Schlosses. Die Vorstellung findet mit Audiodeskription statt.

Infos und Tickets unter
Tel.: 03 85 / 5 30 01 23
E-Mail: kasse@mecklenburgisches-staatstheater.de

Wandern in Südtirol

16.  –  23.7.2022
Bozen/Südtirol

Das Blindenzentrum St. Raphael in Bozen bietet eine Berg-Wanderwoche in Südtirol mit zwei geführten Ganztagestouren und drei Halbtageswanderungen an.

Reservierung unter
Tel.: 00 39 / 4 71 / 44 23 23
E-Mail: info@blindenzentrum.bz.it

Tierpark- und Zooführungen

22.7. und 16.8.2022
Berlin

Im Tierpark und im Zoo Berlin werden von Mai bis Oktober monatlich feste Führungen für sehbehinderte und blinde Menschen angeboten. Die Führungen finden im Tierpark immer freitags, im Zoo immer dienstags um 15.30 Uhr statt.

Anmeldung unter
Tel.: 0 30 / 89 58 80
E-Mail: freizeit@absv.de

Barrierefreies Open-Air-Sommerkino

29.7.  –  26.8.2022 jeweils freitags
Hamburg

Auf dem Alsterdorfer Markt zeigt Hamburgs einziges komplett barrierefreies Open-Air-Kino an fünf Freitagabenden im Juli und August Filme mit Audiodeskription für sehbehinderte Cineasten. Der Eintritt ist frei.

Mehr Infos unter
Tel.: 0 40 / 50 77 20 20
E-Mail: events@alsterdorf.de

Wandern am Wasser

11.  –  18.9.2022
AURA-Hotel Saulgrub

Wanderurlaub vorrangig auf ebenen Wegen entlang der Flüsse und Seen im Pfaffenwinkel.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 99  –  0
E-Mail: info@aura-hotel.de

Erste-Hilfe-Kurs

24.  –  26.10.2022
AURA-Hotel Saulgrub

Erste-Hilfe-Kurs für blinde und sehbehinderte Menschen mit Ausbildern des Malteser-Hilfsdienstes.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 99  –  0
E-Mail: info@aura-hotel.de

Kulinarisches Ereignis

30.10.  –  6.11.2022
AURA-Hotel Timmendorfer Strand

Kulinarische Weltreise durch die Kontinente mit Begleitprogramm.

Infos und Buchung unter
Tel.: 0 45 03 / 60 02  –  0
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

Tipps

AMD-Netz startet Podcast

Jeden ersten Mittwoch im Monat gibt es eine neue Folge des Podcasts "AMD-AnSicht  –  Leben mit Makuladegeneration". Darin werden Menschen interviewt, die sich mit ihrer Arbeit für AMD-Betroffene einsetzen. Außerdem werden die Zuhörer über neue Forschungsansätze und -ergebnisse auf dem Laufenden gehalten. Die Podcast-Folgen stehen auf der Website und dem YouTube-Kanal des AMD-Netzes sowie in allen weiteren Podcast-Apps kostenlos zur Verfügung.

www.amd-ansicht.de/podcast

Neue Website von TOhr

TOhr hat seine Website komplett überarbeitet. Das Projekt TOhr ging im April 2018 an den Start. TOhr ist ein Wortspiel aus "Tor" und "Ohr" und zugleich der Name für das mit dem Projekt verbundene Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage in Gesellschaft und Sport. Ziel ist es, "Blindenreportagen", also Live-Audiodeskription, auch außerhalb des Fußballs zu etablieren.

Auf der neuen Website gibt es Informationen über Veranstaltungen, Schulungen und Hintergründe, außerdem eine Linkliste zu Blindenreportage-Livestreams.

Die Website ist zu finden unter: www.tohr-blindenreportage.de

Forum:

Experimente mit Schnur und Ball

Pack-Poi ist eine spielerische Sportart, die sich auch gut für blinde und sehbehinderte Menschen unterschiedlichen Alters eignet. Sabrina C. Thomas übt einfach immer zwischendurch, wenn sie Lust dazu hat. Pack-Poi, sagt sie, ist nicht nur körperliches Training, sondern eignet sich auch hervorragend zum Abschalten. Was noch den Reiz von Pack-Poi für sie ausmacht, verrät sie im folgenden Beitrag.

Von Sabrina C. Thomas  


Als ich das erste Mal mit Pack-Poi in Berührung kam, spielte ich bereits mehr als zehn Jahre das "normale" Poi. Hierbei handelt es sich um eine Sportart, die man in jedem Alter sowie unabhängig von körperlichen Einschränkungen spielen kann.

Die Poi bestehen aus einer Halteschlaufe  –  in den meisten Fällen aus einer Schnur  –  und einem Gewicht, das geschwungen wird. Manche Poi haben einen Schweif oder bestehen nur aus einer Kugel oder etwas Vergleichbarem.

Die Pack-Poi dagegen besitzen Fingerschlaufen sowie eine Schnur, die nach Bedarf verstellt werden kann, also zum Beispiel verlängert werden kann. Außerdem dient ein transparenter Ball als Gewicht. Aus dieser Kugel ragen bunte Flatterbänder, die interessante visuelle und akustische Effekte erzeugen. Durch die Verstellbarkeit der Länge und der Möglichkeit, die Bänder im Ball zu verstecken, ergeben sich durch die veränderten Bewegungseigenschaften unterschiedliche Spielmöglichkeiten.

Mit den Poi war ich immer sehr experimentierfreudig. Unter anderem habe ich schon mit Feuer-Poi trainiert und sogar mit einer LED-Variante. Dadurch entstanden schöne Lichteffekte. Doch erst durch eine Workshop-Ausschreibung des DBSV erfuhr ich von Pack-Poi und war fasziniert von der Idee, dass jemand Poi optimiert hatte. Da ich ja bereits Erfahrungen mit der Sportart hatte, nahm ich kurzerhand an dem Workshop teil. Der Leiter dieses Workshops, Uwe Mögel, hat sich Pack-Poi patentieren lassen.


Allein oder in der Gruppe

Das Schöne an der Sportart ist, dass wirklich jeder Pack-Poi spielen kann. Dabei ist der jeweilige Fitnessstand zweitrangig. Es ist für alle geeignet, die Spaß an der Bewegung haben. Der Reiz an Pack-Poi ist außerdem die Vielzahl an Möglichkeiten. Man kann individuell und für sich allein trainieren oder eine Choreographie in einer Gruppe erarbeiten.

Pack-Poi ist für mich allerdings noch sehr viel mehr. Es gibt mir die Möglichkeit, vom stressigen Alltag abzuschalten und die Welt für einen Moment draußen zu lassen. Aufgrund der fließenden Bewegungen ist das Spiel für mich eine Art Bewegungsmeditation zur Entspannung. Am liebsten bin ich dazu draußen in der Natur.

Pack-Poi ist auch eine Form des Tanzes. Die Bewegung zur Musik und das Freilassen von Emotionen gehören für mich zum Reiz der Sportart. Ein weiterer Effekt: Durch das Gewicht der Poi trainiere ich nebenbei und fast unbemerkt sämtliche Muskeln. Neben dem körperlichen Training entspannt Pack-Poi den Geist und fördert die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit.

Mittlerweile spiele ich mehrmals die Woche. Immer wenn ich Zeit finde, nehme ich die Poi zur Hand und fange einfach an. Einen festen Trainingsplan habe ich allerdings nicht. Manchmal komme ich einfach nicht dazu zu trainieren. Es kam aber auch schon vor, dass ich die Poi einfach irgendwohin mitgenommen und spontan draußen gespielt habe.


Manchmal wird es knifflig

Auf neugierige Zuschauer muss man meistens nicht lange warten. Das liegt an den verschiedenen Möglichkeiten, die Pack-Poi um den Körper herum zu bewegen. Manche Figuren entdeckt man intuitiv, andere wiederum sind kniffliger und erfordern etwas Übung, bis sie klappen. Wenn man an einem solchen Bewegungsablauf hängt, erwacht schon mal der Ehrgeiz. Dann versucht man es so lange, bis die Figur schließlich funktioniert. Beim Pack-Poi gibt es gefühlt unendlich viele Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken. Langeweile tritt bei dem Sport nie auf.

Blinde und sehbehinderte Menschen müssen bei der Ausführung des Sports auf nichts Bestimmtes achten. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass man beginnen und sich in das Gefühl der schwingenden Poi einfühlen sollte.

Ein weiterer und wichtiger Punkt: Bei dem Spiel gibt es kein Richtig oder Falsch. Vielmehr steht der Spaß an der Sache im Mittelpunkt. Der Leistungsaspekt steht deshalb für mich auch nicht im Vordergrund. Vielmehr genieße ich die Herausforderung, eine neue Figur zu üben, aber eben nicht, um mich mit meinem Können mit anderen zu messen.

Sabrina C. Thomas (25) lebt in Erlangen.


Mehr Infos über Pack-Poi
E-Mail: info@pack-poi.de
www.pack-poi.com


Dazu ein Bild: In einem Park übt Sabrina C. Thomas eine Choreographie mit den Pack-Poi. Sie trägt eine Jeans und ein gestreiftes T-Shirt. In jeder Hand einen Poi haltend, schwingt sie sie über ihrem Kopf.

Rätsel

Seltsame Tiere

Die untenstehenden zwölf Wörter wurden scherzhaft so geteilt, dass sie scheinbar Tiernamen ergeben. In Wahrheit stehen sie jedoch für folgende Begriffe:

Beifall, Eigelb, Fahrrad, Gefäß, Gerade, Geräusch, Haarsalbe, Klebstoff, Raum, Schurke, Turngerät und Werkzeug.

Ordnen Sie jeweils einen Begriff korrekt einem seltsamen Tiernamen zu!


  1. Draht-Esel
  2. Po-Made
  3. Bar-Ren
  4. Kar-Affe
  5. Tang-Ente
  6. App-Laus
  7. Ger-Assel
  8. Stem-Meisen
  9. Hal-Unke
  10. Eid-Otter
  11. Fests-Aal
  12. Alleskl-Eber

Text: Thomas Christian Dahme


Dazu ein Bild: Zwei Räder, ein Lenker, ein Sattel: So sieht er aus, der gesuchte Draht-Esel, der so gar nichts Tierisches hat.


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. Juli an den

DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an: sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).

Lösung des Mai-Rätsels

Inder  –  Ungar  –  Pole  –  Serbe  –  Finne  –  Este  –  Schotte  –  Lette  –  Same  –  Ire



Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an

sichtweisen@dbsv.org

oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr.19, 10179 Berlin

Panorama:

Medizin

Risiko Akanthamöben: Im Wasser keine Kontaktlinsen tragen

Im Sommer laden die Freibäder und Seen zu einem erfrischenden Bad ein. Doch wer Kontaktlinsen nutzt, sollte sie beim Schwimmen nicht tragen, rät ein Experte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Denn Kontaktlinsen sind das größte Risiko für eine Hornhautentzündung mit Akanthamöben  –  und dieses Risiko wird durch Schwimmen gesteigert, wie eine neue Langzeitstudie aus Österreich bestätigt.

Akanthamöben sind winzige Parasiten, die im Boden und im Wasser  –  egal, ob frisch oder verschmutzt  –  vorkommen. "Nisten sich Akanthamöben in der Hornhaut ein, können sie eine schwerwiegende, hartnäckige Entzündung hervorrufen, die sogenannte Akanthamöben-Keratitis", erklärt Prof. Dr. Björn Bachmann vom Zentrum für Augenheilkunde an der Universität Köln.

Etwa 90 Prozent aller Menschen, die an einer Akanthamöben-Keratitis erkranken, tragen weiche Kontaktlinsen. Denn weiche Kontaktlinsen verschlechtern die Sauerstoffversorgung der Hornhaut und machen sie anfälliger für winzige Verletzungen. So können die Parasiten leichter in die Hornhaut eindringen.

Eine häufige Infektionsquelle ist abgestandenes Wasser, etwa schlecht gereinigte Pools und ungenügend gechlorte Freibäder, aber auch Leitungswasser, das für die Kontaktlinsenreinigung verwendet wird "Deshalb sollte man beim Schwimmen keine Kontaktlinsen tragen", warnt Bachmann. "Wenn doch, dann bitte nicht untertauchen." Der DOG-Experte rät zudem, auf eine sorgfältige Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen zu achten: "Das bedeutet: Verschmutzung im Auge vermeiden, nicht die Augen reiben. Und Kontaktlinsen niemals mit ungereinigten Fingern entnehmen oder einsetzen."

Zur Hygiene gehört auch die Pflege der Kontaktlinsen: "Hauptursache für eine Akanthamöben-Keratitis ist die fehlerhafte Reinigung der Haftschalen", berichtet Bachmann. "Deshalb für die Reinigung kein Leitungswasser verwenden, regelmäßig die Behältnisse wechseln und die Aufbewahrungsflüssigkeit nach den Angaben des Herstellers anwenden und erneuern."

Eine Infektion mit Akanthamöben macht sich mit Schmerzen, verschlechtertem Sehvermögen und Rötung der Augen bemerkbar. "Die Schmerzen sind teils auffällig stark", berichtet Bachmann. "Die Betroffenen sind zudem blendungsempfindlich und kneifen häufig die Augen zusammen." Nach kurzer Zeit zeigt sich eine entzündliche, mitunter ringförmige Trübung in der Hornhaut. Der direkte Nachweis der Erreger ist jedoch schwierig, weshalb es häufig zu Fehldiagnosen kommt. "Oft wird die Akanthamöben-Keratitis mit einer Herpesvirus-Infektion verwechselt", erläutert der Kölner Augenarzt.

Wer Kontaktlinsen trägt und innerhalb der ersten Woche nach einem Badeausflug auffällig starke Augenschmerzen sowie eine Rötung entwickelt, sollte sich sofort in augenärztliche Behandlung begeben. "Ist die Hornhaut auffällig, sollte die umgehende Vorstellung in einem Hornhautzentrum erfolgen", rät Bachmann.

Antibiotika allein helfen gegen die Erkrankung nicht. Man bekämpft die Parasiten mit desinfizierenden Mitteln, mit Antiseptika. "Das kann Monate intensiver Therapie erfordern", sagt Bachmann. Zwar ist die Akanthamöben-Keratitis eine vergleichsweise seltene Erkrankung  –  doch erfordert sie nicht selten eine Hornhauttransplantation.

Augenverletzungen durch Kampfhandlungen

Bislang gibt es keine aussagekräftigen Daten darüber, welche Augenverletzungen bei Geflüchteten aus der Ukraine auftreten. Das teilt der Berufsverband der Augenärzte mit. Dennoch rechnet man dort mit sogenannten perforierenden Augenverletzungen.

Hierbei handelt es sich um Verletzungen, bei denen beispielsweise Splitter und andere Fremdkörper ins Augeninnere gelangen und dort die Strukturen zerstören können. Aber auch Schnitt- und Stichverletzungen können der Grund für eine perforierende Augenverletzung sein.

Darüber hinaus rechnet der Verband mit Verbrennungen, Verätzungen und Blendungen der Augen sowie mit Kontusionen durch Druckwellen und Patronenhülsen. Kontusionen sind der medizinische Fachbegriff für Verletzungen des Augapfels durch äußerlich einwirkende Gewalt.

Zudem gehen die Augenärzte hierzulande davon aus, dass die aus der Ukraine geflüchteten Menschen aufgrund der Kämpfe schwere Lid-, Bindehaut- und Tränengasverletzungen davontragen. Operationen solcher Verletzungen erfolgen an allen Augenkliniken Deutschlands.

Auffälligkeiten bei ukrainischen Patientinnen und Patienten meldete allerdings die Uni-Augenklinik Essen: Zahlreiche Kinder litten an einem Retinoblastom  –  einer Krebserkrankung des Auges.

Gesundheit

Selbsthilfe als Thema im Gesundheitsportal

Ein "Nationales Gesundheitsportal" ist als Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit entstanden. Es soll verständliches und neutral gesundheitsbezogenes Wissen vermitteln und im Rahmen des staatlichen Informationsauftrags eine verlässliche Anlaufstelle bieten. Das Gesundheitsportal stellt wichtige Informationen zu Gesundheitsthemen, Krankheitsbildern und Behandlungsmöglichkeiten bereit, die auf ausgewählten wissenschaftlichen und evidenzbasierten Quellen beruhen.

Das Bundesministerium für Gesundheit war auf die Dachverbände der Patientenorganisationen zugegangen, um mit deren Unterstützung einen Artikel zum Thema "gesundheitsbezogene Selbsthilfe" zu entwickeln. Dieser Artikel ist nun im Gesundheitsportal verfügbar unter https://gesund.bund.de/selbsthilfe.

Das Thema Selbsthilfe soll künftig noch etwas intensiver im Gesundheitsportal behandelt werden.

Nationales Gesundheitsportal: www.gesund.bund.de

Studie zur Gesundheit von Menschen mit Behinderung

Die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen ist Thema von Ausgabe 1/2022 der Zeitschrift "Journal of Health Monitoring" (JoHM), herausgegeben vom Robert-Koch-Institut. Datengrundlage für die Auswertungen bei Erwachsenen ist die umfassende Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell" mit rund 23.000 Teilnehmern.

Einer der Beiträge gibt einen Überblick über wichtige Eckdaten zur Gesundheit von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. In den Blick genommen wurden der Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und die Gesundheitsversorgung. Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen nehmen ihre Gesundheit als deutlich schlechter wahr als Menschen ohne Beeinträchtigungen. Auch haben sie eine schlechtere psychische Gesundheit. Dies führt zu einem erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung. Insgesamt zeigt sich eine schlechtere Gesundheit bei Frauen als bei Männern mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sowie mit zunehmendem Alter. Die Auswertungen zeigen Präventions- und Gesundheitsförderungs- sowie Versorgungsbedarf auf.

Mehr Infos unter www.rki.de/johm-2022

Bildung

VBS-Kongress 2023: "Leben, Bildung, Partizipation"

Der wegen Corona verschobene Kongress des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) findet nun im nächsten Jahr unter dem Titel "Leben. Bildung. Partizipation (Individuell  –  spezifisch  –  flexibel)" statt. Die Tagung ist vom 31. Juli bis zum 4. August in Marburg. Thematische Schwerpunkte sind: Digitalisierung, Professionalisierung, Qualifizierung und Interdisziplinarität, Bildung, Wohnen, Arbeit und Freizeit.

Der VBS-Kongress wird alle vier Jahre veranstaltet. Bisher kamen jeweils mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sich über verschiedene Themen aus dem Förderschwerpunkt Sehen zu informieren. Als Partner werden der DBSV, der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) und der International Council for Education of People with Visual Impairment inhaltliche Impulse geben.

Wer eigene Beiträge zu den Themenfeldern einbringen möchte, kann diese bis zum 31. Oktober einreichen. Dafür ist folgendes, im Internet verfügbare Formular zu verwenden: https://vbs2023.de/wp/call-for-papers/formular

Mehr Infos unter www.vbs2023.de.

Beruf

Urteil des EuGH zum Kündigungsschutz

Ein Arbeitnehmer mit Behinderung, der für ungeeignet erklärt wird, die wesentlichen Funktionen seiner bisherigen Stelle zu erfüllen, kann einen Anspruch auf Verwendung an einem anderen Arbeitsplatz haben, für den er die notwendige Kompetenz, Fähigkeit und Verfügbarkeit aufweist. Dies gilt auch für Arbeitnehmer, die sich in einer Probezeit befinden. Eine solche Maßnahme darf den Arbeitgeber jedoch nicht unverhältnismäßig belasten, und es muss zumindest ein geeigneter freier Arbeitsplatz im Unternehmen vorhanden sein. Das hat der Europäische Gerichtshof in einem Urteil vom 10. Februar dieses Jahres festgestellt (Rechtssache C-485/20 HR Rail).

Dem Urteil liegt ein Fall aus Belgien zugrunde, wo ein Beschäftigter der belgischen Eisenbahn nach Feststellung einer Behinderung zunächst versetzt und dann während der Probezeit entlassen werden sollte.

Der Gerichtshof erinnert daran, dass gemäß der Richtlinie 2000/78 "angemessene Vorkehrungen" zu treffen seien, um die Anwendung des Gleichbehandlungsgrundsatzes auf Menschen mit Behinderung zu gewährleisten. Der Arbeitgeber hat also die geeigneten und im konkreten Fall erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um den Menschen mit Behinderung den Zugang zu Beschäftigung, die Ausübung eines Berufes, den beruflichen Aufstieg und die Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu ermöglichen.

Gesellschaft

Bau barrierefreier Ferienwohnungen

Für Menschen mit geistigen, körperlich-pflegerischen und emotional-psychischen Behinderungen ist es oft schwer, für ihren Urlaub eine geeignete Unterkunft zu finden. Die Betreiber von "Chiemsee barrierefrei" haben nun ein Konzept entwickelt, dass ihnen zufolge "ausnahmslos allen Menschen" die Möglichkeit bietet, in Urlaub zu fahren. Nach jahrelanger Planung fand im April der Spatenstich zum Bau von barrierefreien Ferienappartements statt. Dort können Wohngruppen der Behindertenhilfe sowie Familien, die Assistenzbedarf haben, in der Region Chiemgau vom nächsten Jahr an Urlaub machen. Die Ferienwohnungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbeeinträchtigung sowie solchen mit geistiger Behinderung, mit hohem Pflegebedarf oder mit Behinderungen aus dem Autismus-Spektrum ausgerichtet.

Mehr Infos unter www.chiemsee-barrierefrei.de

Aus den Ländern

"Initiative SiA" in Württemberg

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg hat ein Projekt mit dem Titel "Initiative SiA" gestartet. "SiA" steht für "Sehen im Alter". Hauptziel des Projektes ist der Erhalt einer selbstständigen Lebensführung spät erblindeter Menschen. Die Verbesserung der konkreten Lebenssituation erfolgt durch die Unterstützung der Betroffenen, deren persönlichem Umfeld, durch Information und Prävention. Das Angebot knüpft an das Projekt des Verbands aus den Jahren 2016 bis 2019 zur Schaffung regionaler Aktionsbündnisse an. Kooperationen bestehen mit dem Landratsamt Ludwigsburg, dem Landratsamt Heilbronn, Stadt und Land Ulm und der Landeshauptstadt Stuttgart.

Die regionalen Bündnisse sollen nun mit Leben gefüllt werden. Eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Durchblick behalten im Alltag" wendet sich an Betroffene, Angehörige sowie ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende von Beratungsdiensten der Region Heilbronn. Die Termine sind: Donnerstag, 7. Juli, Heilbronn, Silcher-Forum; Dienstag, 12. Juli, Brackenheim, Bürgerzentrum; Freitag, 22. Juli, Möckmühl, Stadthalle. Die Uhrzeit ist jeweils 14 bis 16.30 Uhr.

Anmeldung beim
Pflegestützpunkt Landkreis Heilbronn
Tel.: 0 71 31 / 9 94  –  430
E-Mail: pflegestuetzpunkt@landratsamt-heilbronn.de

Landesverein Brandenburg wählte neuen Vorstand

Der Blinden-und-Sehbehinderten-Verband Brandenburg (BSVB) hat im Mai in Cottbus seine 9. Landesdelegiertenkonferenz abgehalten und einen neuen Landesvorstand gewählt. Wiedergewählt wurden Bodo Rinas als Landesvorsitzender sowie Andreas Beinert als sein Stellvertreter. Als Beisitzer wurden wiedergewählt: Holger Dreher, Florian Kießling und Marco Retzlaff. Neu als Beisitzer wurde Jörg Schuster gewählt. Ein Delegierter bzw. eine Delegierte muss noch nachgewählt werden.

Für seine 49-jährige haupt- und ehrenamtliche Arbeit in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe wurde der ehemalige Geschäftsführer Joachim Haar mit der Ehrenmedaille des BSVB und einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.

Sport

Euro-Tandem-Tour für Inklusion

Die HEM Schwerger-Stiftung aus Neuhausen auf den Fildern startet am 27. August in Tübingen ihre 12. Euro-Tandem-Tour, kurz ETT. Die ETT 2022, ein Inklusionsprojekt für Menschen mit Sehbehinderungen, ist eine Woche in Baden-Württemberg und Bayern unterwegs. Unter dem Motto "Alles im Fluss  –  Synergien durch Gemeinschaft" radeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an sieben Flüssen entlang, um ein Zeichen zu setzen für gelungene Inklusion und Barrierefreiheit in Europa. Das "Rad zu zweit" dient dabei als Sinnbild für ein gesellschaftliches Miteinander und soziale Teilhabe aller Menschen. Piloten und Pilotinnen sowie Freiwillige repräsentieren die Bedeutung des Ehrenamts. Zudem sollen politische und gesellschaftliche Verantwortungsträger für den Alltag mit einer Sehbehinderung sensibilisiert werden.

Die Gesamtstrecke der Tour beträgt 877 Kilometer und 6.400 Höhenmeter. Pro Tag sind rund hundert Kilometer zu bewältigen. Stationen sind zum Beispiel Günzburg, Ingolstadt, Plankstetten, Erlangen, Schweinfurt, Buchen und Heilbronn. Bei allen Tourstopps gibt es Treffen auf kommunaler Ebene. Die Veranstalter kooperieren auf der gesamten Strecke mit Blinden- und Sehbehindertenorganisationen und Vereinen, die Inklusion vorantreiben.

Mehr Infos unter www.hem-stiftung.de/events

Neunmal EM an einem Ort und mit Audiodeskription

Mit den European Championships 2022 empfängt München die größte Sportveranstaltung seit den Olympischen Sommerspielen 1972. Vom 11. bis 21. August 2022 kämpfen Europas beste Athletinnen und Athleten in den Sportarten Beachvolleyball, Kanu-Rennsport, Klettern, Leichtathletik, Radsport, Rudern, Tischtennis, Triathlon und Turnen um den EM-Titel. Neben dem Olympiapark als Herzstück der Veranstaltung gibt es weitere Veranstaltungsorte, zum Beispiel die Rudi-Sedlmayer-Halle, der Odeonsplatz und die Olympia-Regatta-Anlage.

Erstmals wird es bei einer Sportveranstaltung dieser Größenordnung in Deutschland umfangreiche inklusive Services geben. Den Bereich Audiodeskription stattet das Team von HörMal Audiodeskription aus. Das Leipziger Start-Up hat sich in den letzten Jahren auf Live-Audiodeskriptionen bei Großveranstaltungen spezialisiert. Diese Größenordnung ist aber für alle etwas Neues. Deshalb sind sehbehinderte und blinde Sportfans eingeladen zu kommen  –  auch um ein Feedback für Veranstaltungen dieser Art zu geben. Der Eintritt für einige Veranstaltungen ist frei, bedarf aber vorheriger Anmeldung.

Mehr Infos unter www.munich2022.com/de/inklusive-services



AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel.

Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung.

Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • AURA-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • AURA-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • AURA-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • AURA-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • AURA-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

"Das Leben ist immer noch bunt"

In unserer lockeren Reihe "Menschen aus unseren Nachbarländern" stellt sich diesmal der ehemalige Fotograf Václav Fanta aus Tschechien vor. Seinen Beruf musste er wegen Sehproblemen aufgeben, doch er fand eine neue Aufgabe im Engagement für blinde und sehbehinderte Menschen. Und er erfand ein Spiel, das sich großer Beliebtheit erfreut. Woher er die Energie für sein Handeln nimmt, berichtet er im Folgenden.

Von Václav Fanta


Von meiner Augenkrankheit Retinitis pigmentosa habe ich früh erfahren, im Alter von 20 Jahren. Geboren bin ich 1940. Damals äußerte sich die Krankheit nur durch eine Verengung des Gesichtsfeldes auf 25 Grad, und das sagte mir nichts. Ich war jung und habe nicht darauf geachtet oder daran geglaubt, dass ich erblinden würde. Ich lebte normal, fuhr Auto, fotografierte und bereiste die Welt. Größere Probleme traten erst auf, als ich 50 Jahre alt war.

Im Jahr 1964 begann ich mit der professionellen Fotografie und arbeitete an der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften und teilweise als journalistischer Fotograf bei einer Tageszeitung.

1971 schloss ich mein Studium an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste in Prag mit dem Hauptfach Kunstfotografie ab. Damals beschäftigte ich mich mit journalistischer Werbe- und Modefotografie, reiste durch Europa und erhielt 1975/76 ein Stipendium, um in Mexiko zu fotografieren. Im Jahr 1980 bin ich Chefredakteur für Bild bei der Nachrichtenagentur Orbis geworden. Zur damaligen Zeit konnte ich noch sehen und hatte somit keine Einschränkungen in meiner Arbeit als Fotograf. Es war eine schöne und kreative Zeit.

Im Jahr 1990 traten große Sehprobleme auf, und so musste ich die Fotografie und meine Arbeit als Bildredakteur aufgeben. Der Übergang von meinem beruflichen Leben zur Erblindung war ein schleichender Prozess und kam nicht von heute auf morgen. Eines Tages bekam ich einen wertvollen Tipp von einem Fotografen aus Mexiko. Er sagte mir: "Solange dein Kopf funktioniert, musst du dir um nichts Sorgen machen!"


Als Erste Blindenreisen angeboten

Und weil der Kopf weiterhin funktionierte, hatte ich keine Angst. Mit der neuen Erfahrung, ohne Sehvermögen zu leben, wurde mir klar, was blinde Menschen bewältigen müssen. Da ich nicht aufhören wollte zu arbeiten, begann ich mich in meiner neuen Gemeinde zu engagieren.

In der Katholischen Blindenstiftung, die wir mit mehreren Freunden, hauptsächlich mit Hilfe des Deutschen Katholischen Blindenwerks gegründet haben, haben wir  –  als die Ersten in unserem Land  –  Blindenreisen angeboten, unter anderem nach Lourdes, Rom, aber auch nach Israel, Schweden und Österreich.

Seit mehr als 30 Jahren helfe ich nun blinden und sehbehinderten Menschen. Meine Freunde aus der Zeit als aktiver Fotograf spenden regelmäßig ihre Werke, und wir verkaufen sie. Der Erlös kommt der Blinden- und Sehbehindertenarbeit zugute. Spenden für unsere Arbeit kommen unter anderem auch von Unternehmen.

Unabhängig von den Spenden war ich im Jahr 2004 an der Gründung des "Vokál klub" beteiligt  –  einem gemischten Gesangschor, in dem blinde und sehbehinderte Menschen zusammen singen. Mittlerweile ist er sehr erfolgreich und angesehen.

Darüber hinaus habe ich viele Jahre zuvor meine Idee verwirklicht, blinden Kindern die Welt der katholischen Heiligen näherzubringen. Es entstanden beleuchtete Holzschnitzereien  –  Reliefs von Heiligen, die sowohl blinde als auch sehende Besucher in Ausstellungen bestaunen konnten. Allerdings habe ich die Schnitzereien nicht selbst gefertigt. Dies übernahm die Marionettenschnitzerin Jarmila Haldová aus dem Adlergebirge. Es dauerte eine Zeit, bis wir sie gefunden hatten. Um die Kosten für die Fertigung der Schnitzereien zu decken, starteten meine Mitstreiter bei dem Projekt und ich außerdem eine Fundraising-Aktion. Die Ausstellung der Heiligen im belgischen Louvain-la-Neuve im Juni 1998 war ein großer Erfolg.

Ich habe auch ein Spiel namens Qardo entwickelt und den Qardo-Club gegründet. Es handelt sich um ein Kartenspiel für blinde und sehbehinderte Menschen und ähnelt dem Spiel "Pexexo" für sehende Menschen. Es gibt 64 Karten, und die Spieler müssen Kartenpaare sammeln. Mittlerweile ist das Spiel auch in der Slowakei und sogar in Kanada und Panama bekannt.

Der Qardo-Club verbindet Fans des Spiels miteinander. Wir treffen uns einmal in der Woche in Prag und haben viel Spaß zusammen. Qardo kann auch von Menschen mit Mehrfachbehinderung gespielt werden. Geplant ist, das Spiel auch in Deutschland herauszubringen. Wenn es soweit ist, komme ich gerne zu den Interessenten und erkläre ihnen, wie man Qardo spielt.


Ausgezeichnet für Engagement

Für mein Engagement für blinde und sehbehinderte Menschen wurde ich zweimal ausgezeichnet  –  einmal mit dem Olga-Havel-Preis und zwei Jahre später mit einer staatlichen Auszeichnung für Verdienste um die Kultur ersten Grades. Was die Zukunft bringt, kann ich im Moment nicht sagen. Bislang bin ich hauptsächlich in den Regionen Tschechiens unterwegs, in denen die Leute das Qardo-Spiel kennenlernen möchten. Im Großen und Ganzen bleibt es spannend.

Woher nehme ich die Energie, die Dinge zu tun, die ich tue? Ich bin Christ und denke, es ist wichtig, anderen zu helfen. Meine Freunde werfen mir oft vor, dass ich zu allem Ja sage und zu viel für andere tue, ohne ein Dankeschön zu bekommen. Doch ich denke, dass wir sowohl für uns als auch für unsere Mitmenschen etwas tun. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, dass man helfen kann und die Hilfe etwas bewirkt.

Ich denke, dass meine Eltern es mir einst als Erbe eingepflanzt haben, und sie und ihre Eltern, Großeltern und andere Verwandte in der Art und Weise, wie ich aufgewachsen bin. Meine Freunde werfen mir vor, dass ich mich schnell begeistern lasse und auch da helfe, wo man mir nicht danken kann. Aber die Antwort ist klar: Wir tun etwas für uns genauso wie für andere. Und vielleicht mehr für uns selbst: Es ist ein gutes Gefühl, wenn ihnen dieses oder jenes gelungen ist, und beim zweiten Mal kommt der Lohn und die Freude derer, denen man geholfen hat, zu einem zurück.


Gesang, Gitarre, Akkordeon

Natürlich läuft in meinem Alter nicht alles so, wie ich es gerne hätte. Das eine oder andere tut weh und wegen vieler Probleme muss ich zum Arzt oder zur Reha. Aber ich sitze gerne mit Freunden zusammen, singe gerne und habe vor ein paar Jahren angefangen, Akkordeon zu lernen. Seit meiner Kindheit spiele ich Gitarre und singe noch immer im "Vokál klub". Vor etwa zwanzig Jahren ging ich in eine Institution, eine Filiale von SONS (Vereinigte Organisation für Blinde und Sehbehinderte der Tschechischen Republik). Sie heißt DĚDINA und ist ein Aufenthalts-, Rehabilitations- und Umschulungszentrum für blinde Menschen. Dort überzeugten sie mich, mit dem Lernen anzufangen. Bis zu meiner Erblindung musste ich als Fotograf nicht tippen können. Aber um weiterhin effektiv zu kommunizieren und mich nicht nur auf das Telefon zu verlassen, wollte ich lernen, auf der Tastatur zu tippen. Ich habe es geschafft, und damit hat der ganze Prozess begonnen: Arbeiten mit einem Computer, Lesen und Schreiben in Brailleschrift, unabhängige Bewegung mit einem weißen Stock. Ich kenne Prag und viele andere Orte aus der Zeit, als ich sie gesehen habe. Und auch wenn es viele Veränderungen gibt, habe ich noch eine Grundorientierung. Heute maile ich, im übertragenen Sinne, mit der ganzen Welt, bewege mich relativ frei in Prag  –  und das Leben ist immer noch bunt  –  genau wie meine Träume. Das alles ist der Cocktail, der mich am Leben hält.

Václav Fanta (82) lebt in Prag.


Dazu ein Bild: Václav Fanta blickt nachdenklich in die Kamera. Er hat graumeliertes, etwas schütteres Haar und einen Bart. Er trägt ein Hemd und ein Trachtenband mit einem Schmetterling als Zierung.

Service:

Freihändig reisen leicht gemacht

Bepackt mit Rucksack, Langstock und Rollkoffer kann das Reisen buchstäblich schwer werden. Sperrig gestaltet sich zudem die Frage, wo das Gepäck im Zug zu verstauen ist, oder es fehlt eine freie Hand, um per Smartphone die Zugverbindung noch einmal zu checken. Diesen Stress kann man sich sparen, indem man unhandliches Reisegepäck separat verschickt. Hierfür gibt es verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Konditionen.

Von Lisa Mümmler


Gepäckservice der Deutschen Bahn

Wer lieber ohne Koffer im Schlepptau reist, kann diesen über die Deutsche Bahn innerhalb Deutschlands und nur in Kombination mit einer gültigen Fahrkarte befördern lassen. Partner der Deutschen Bahn ist hierbei Paketriese Hermes.

Es gibt zwei Optionen: Entweder lässt man das Reisegepäck bei einer Wunschadresse, zum Beispiel bei sich zu Hause, abholen und ans Reiseziel liefern. Oder man gibt es selbst im nächstgelegenen Hermes-Paketshop auf. Dabei steht es frei, den Koffer an den Zielort wie ein Hotel oder eine Ferienwohnung oder den nächstgelegenen Hermes-Paketshop im Urlaubsort zu schicken. Es ist ratsam, sich vorher zu überlegen, welche Variante am sinnvollsten ist. Kann den Koffer am Ziel durchgängig jemand entgegennehmen? Wie weit ist der nächste Hermes-Paketshop vom Endziel entfernt? Wie sind dessen Öffnungszeiten?

Die Lieferung erfolgt normalerweise am zweiten Werktag nach Versand. Sendet man sein Hab und Gut auf deutsche Inseln, dauert es einen Werktag länger. Wie beim Paketversand auch, erhält man eine Sendungsverfolgungsnummer, über die man auf www.myhermes.de oder über die Hermes-App sein Gepäck auf seiner Reise verfolgen kann.

Je nach Variante und Gepäckart unterscheidet sich der Preis. Wird ein Standardgepäckstück (Koffer, Rucksack oder Kinderwagen) abgeholt, kostet das aktuell 17,90 Euro und ermäßigt 15,90 Euro mit Schwerbehindertenausweis. Sondergepäck wie Ski kann für 27,90 Euro und ein Fahrrad für 49 Euro transportiert werden. Das Versenden von Tandems ist ausgeschlossen.

Wählt man den Weg zum Hermes-Paketshop, bezahlt man 13,90 Euro, kann jedoch nur Standardgepäck versenden. Eine Ermäßigung gibt es nicht.

Wie funktioniert die Buchung? Gebucht wird generell entweder online per Formular oder an allen Verkaufsstellen der Deutschen Bahn. Möchte man jedoch die Ermäßigung in Höhe von zwei Euro durch Vorlage des Schwerbehindertenausweises in Anspruch nehmen, geht das nur über die Mobilitätsservice-Zentrale oder vor Ort.

Alle Informationen sowie das Anmeldeformular und Kontaktdaten sind unter www.bahn.de/angebot/zusatzticket/gepaeck zu finden.

Die Mobilitätsservice-Zentrale ist telefonisch unter 0 30 / 65 21 28 88 oder per E-Mail an msz@deutschebahn.com erreichbar.


Gepäck verschicken über Hermes

Der Gepäckversand über Hermes funktioniert in Teilen identisch wie der Gepäckversand über die Deutsche Bahn. Innerhalb Deutschlands werden Trolleys, Rucksäcke oder Kinderwagen bei einer Wunschadresse abgeholt oder im Hermes-Paketshop aufgegeben. Gepäckstücke dürfen bei der Abholung an der Haustür bis zu 31,5 Kilogramm wiegen, bei der Abgabe im Shop bis zu 25 Kilogramm. Das Versenden ist nicht an eine Fahrkarte gebunden, dafür sind die Preise höher.

Wird ein Standardgepäckstück direkt an der Haustüre abgeholt, kostet das 18,95 Euro. In diesem Fall wird bar und passend bezahlt. Für 15,95 Euro kann es selbst im Shop aufgegeben werden. Der Versand auf deutsche Inseln kostet 7 Euro extra. Die aufgegebenen Gepäckstücke dürfen die Maße 120 * 60 * 60 Zentimeter nicht überschreiten. Rabatte gibt es nicht.

Zusammengefasst bietet der Gepäckservice von Hermes mehr Flexibilität als der Gepäckservice der Deutschen Bahn, da er nicht an eine gültige Bahnfahrkarte gebunden ist. Zugleich ist der Versand über Hermes teurer, und es gibt keinen Rabatt bei der Vorlage eines Schwerbehindertenausweises.

Die Gepäckabholung kann telefonisch unter 0 40 / 5 93 55 11 11 oder online unter www.myhermes.de/preise/gepaeck-und-koffer gebucht werden. Bei einem Versand in einem der vielen Hermes-Paketshops ist keine vorherige Buchung oder Anmeldung notwendig.


Weitere Ideen zum erleichterten Reisen

Wie in fast allen Bereichen unserer modernen Welt finden sich vielfältige, kreative Lösungen. In diesem Fall, um sich das Reisen zu erleichtern.

Bei entsprechenden Suchbegriffen liefern Internet-Suchmaschinen wie Google und Co viele weitere Anbieter zum Versenden von Reisegepäck. FedEx und UPS beispielsweise liefern auch international.

Wem es weniger auf den Koffer und mehr auf den Inhalt ankommt, kann alternativ Kleidungsstücke, Hygieneartikel, das Hundefutter für den Blindenführhund oder die Camping-Ausrüstung als Paket in den Urlaub vorausschicken. Im Gegensatz zu Gepäckstücken und je nach Vorgaben des Versandanbieters lassen sich Pakete beispielsweise auch an Packstationen liefern. Je nach Schwere und Größe der Pakete kann das deutlich günstiger als ein Gepäckversand sein.

Wichtig ist, dass man nicht nur das Ziel im Auge behält, sondern auch, wie man dieses am besten erreicht. Wer sein Gepäck beispielsweise im Karton wieder nach Hause schicken möchte, muss im Hinterkopf behalten, dass er dafür Verpackungsmaterial benötigt.


Dazu ein Bild: Hohe, oben halbrund geformte Rollwagen aus Metall mit verschiedenfarbigen Koffern stehen hintereinander auf einem Parkplatz. Am hinteren Rollwagen sind zwei Männer beschäftigt.

Medien:

Bücher

Wie alles kam

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


Alle Kinder kennen das Sams. Doch wer ist sein Erfinder, der Kinderbuchautor Paul Maar? In seinem autobiografischen Roman schreibt der Autor über seine Kindheits- und Jugendjahre. Plastisch, eher anekdotisch und immer spannend erzählt Paul Maar von einem Leben in der fränkischen Provinz während der letzten Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre.

Er erinnert sich an den frühen Tod seiner Mutter, seine liebevolle Stiefmutter, und seinen brutalen, prügelnden Vater, der erst viele Jahre nach dem Krieg zurückkam. Tief berührt das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, der ihm stets ein Fremder blieb und von dessen Übermacht er sich nur schwer befreien konnte. In der heilen Welt im fränkischen Dorf und den vielen Freundschaften fand der Autor Trost und eine rettende Insel. Paul Maar schreibt nicht chronologisch, sondern zwischen Vergangenheit und Gegenwart springend. So erfahren wir auch von seiner an Alzheimer erkrankten Frau Nele, wie er in ihr seine große Liebe fand und wie sie ihm eine neue, ganz andere Welt, die des Theaters, eröffnete.

Mit seinem Erinnerungsbuch lässt Paul Maar die Leser wissen, warum er zum Erfinder des Sams werden musste. Zugleich skizziert er aber auch eine anschauliche und bewegende Milieustudie seiner Kindheits- und Jugendzeit. Sehr lesenswert!

Paul Maar: Wie alles kam. Roman meiner Kindheit
3 Bände, Kurzschrift
Preis: 43 Euro
Ausleihe bzw. Verkauf unter Tel.: 03 41 / 71 13 -113 bzw. -119
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de
verkauf@dzblesen.de

Barbara stirbt nicht

Ein Buchtipp von Claudia Gosen, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Eigentlich läuft alles gut im Leben von Walter Schmidt. Mit seiner Frau Barbara ist er seit mehr als 50 Jahren verheiratet, und die Aufgaben sind klar verteilt. Doch eines Morgens ist alles anders. Statt neben seiner Frau im Bett aufzuwachen, findet Walter sie im Bad auf den Fliesen liegend. Es dauert eine Weile, bis er Barbara zurück ins Bett gebracht hat, und nach und nach wird ihm das ganze Ausmaß dieses Unglücks bewusst. Hat Walter doch noch nie einen Finger im Haushalt gerührt oder den Hund versorgt  –  all das waren immer Barbaras Aufgaben.

Die Autorin Alina Bronsky erzählt eine Familiengeschichte, die auch in jedem Nachbarhaus so stattfinden könnte. Lächeln und Nachdenklichkeit liegen bei der Geschichte nah beieinander.

Alina Bronsky: Barbara stirbt nicht
DAISY-CD (6:10 Stunden)
Sprecher: Thomas Anzenhofer

Abendflüge

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Die Autorin, Dichterin, Illustratorin und Wissenschaftshistorikerin Helen Macdonald sieht in der Natur, was anderen verborgen bleibt. In ihrem neuen Buch nimmt sie uns mit zu den Abendflügen der Mauersegler, erzählt von wilden Tieren, Mythen und Märchen, und führt in versteckte Lebensräume, die im Begriff sind zu verschwinden.

Über die Entfremdung von der Natur wird überall gesprochen. Doch was bedeutet das wirklich? Helen Macdonald zeigt, dass wir uns selbst nur im Wechselspiel mit unserer Umwelt wirklich verstehen können  –  und was wir verlieren, wenn wir unseren Platz auf dem Planeten nicht radikal überdenken.

Ein persönliches und zugleich bewegend politisches Buch, das uns ermutigt, die Natur und das Leben mit neuen Augen zu sehen. Das Buch enthält literarisch große, kleine Geschichten über das Spazierengehen, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land.

Helen Macdonald: Abendflüge
DAISY-CD (11:15 Stunden)
Sprecherin: Stefanje Meyer

Insane Mode  –  Die Tesla-Story

Ein Buchtipp von Denise Lekoui, BIT-Zentrum


Elon Musk und die Marke Tesla sind in aller Munde  –  nicht immer im positiven Sinne. Ein Insider von Tesla-Motors erzählt die Geschichte des revolutionärsten Autoherstellers seit Ford. Im Hörbuch "Insane Mode  –  Die Tesla Story" zeigt der Autor Hamish McKenzie, wie unter der Führung von Elon Musk gerade das Ende eines Zeitalters eingeläutet wird  –  das der Benzinmotoren. Thematisiert wird nicht nur die Geschichte einer Automarke, sondern auch die des Visionärs dahinter.

Hamish McKenzie: Insane Mode  –  Die Tesla-Story
DAISY-CD (ca.12 Stunden)
Preis: 29 Euro
Sprecher: Peter Unglert

Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 0 89 / 5 59 88  –  136 oder  –  144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org

Hörfilme

Axiom

Julius, ein redegewandter junger Museumswärter, erfreut sich allseits großer Beliebtheit. Doch als er seine Kollegen und Kolleginnen zu einem Segeltörn auf dem Boot seiner adeligen Familie einlädt, kippt die Stimmung. Julius ist nicht der, der er zu sein vorgibt. Seine Verhaltensmuster stehen in Konflikt mit gesellschaftlichen Regeln. Der Film zeichnet auch ein gesellschaftliches Portrait, da er soziale Fragen zu Einsamkeit und Zugehörigkeit spiegelt.

Axiom
Spielfilm, Deutschland 2022
Drehbuch und Regie: Jöns Jönsson
Mit Moritz Trauenfels, Ricarda Seifried
Kinostart: 30. Juni 2022

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Hinweis:

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

Private Kleinanzeigen

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Erleben Sie jetzt bei IPD das neue BrailleSense 6 Mini mit Android 10 für Braillenutzer


Ab sofort ist das BrailleSense 6 Mini und als zweites aktuelles Gerät der BrailleSense 6 Familie verfügbar. Es ist die elegante Kombination von effizienter Braille-Ein-und-Ausgabe auf einem Android-System. Die vielfältigsten Funktionalitäten, angepasst für den Braillenutzer, lässt Sie wie selbstverständlich an allen bedienbaren Apps mit Ihrer Familie und Freunden teilhaben.

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Als BrailleSense 6 mit 32 Modulen und als Mini mit 20 Braillemodulen bei IPD verfügbar!

Der unabhängige Profi-Nutzer Marco Zehe hat dazu einen ausführlichen Podcast erstellt, den Link dazu finden Sie auf unserer Homepage. Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung Wert legen.

Wir sind für Sie da!

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E-Mail: post@ipd.gmbh
www.ipd.gmbh

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Neu in unserem Sortiment  –  Kleine Haushaltshelfer


Obst- und Gemüseschneider "Tricut"

Der Tricut Gemüseschneider verfügt über drei praktische Schnitteinsätze und verwandelt Obst und Gemüse mühelos in gleichmäßige Achtel, Stifte oder Würfel. Einfach den gewünschten Einsatz oben in den Tricut einlegen und das Schnittgut mit dem ergonomisch geformten Deckel nach unten in den praktischen Auffangcontainer drücken. Auch für Pommes, Tomaten und Zitrusfrüchte geeignet. Beschichtete Füße sorgen für einen sicheren Halt. Alle Komponenten, außer dem Gestell, dürfen in die Spülmaschine.

  • scharfe Edelstahl-Klingen für müheloses Teilen
  • für Obst und Gemüse bis zu einem Durchmesser von 9 cm
  • inkl. Reinigungskamm
  • Füllvolumen Behälter: 800 ml
  • Maße: (L/B/H): 14,4 * 14,4 * 15,6 cm
  • Material: transparenter und grauer Kunststoff

Bestell-Nr.: H175
Preis: 52,95 Euro


Ofen- und Schnittschutzhandschuh

Der Ofen- und Schnittschutzhandschuh ist geformt wie ein Fingerhandschuh und besteht aus einer schnittfesten Spezialfaser. Die höhere Flexibilität ermöglicht beim Greifen von heißen Gegenständen mehr Bewegungsfreiheit und Sicherheit.

  • Stückzahl: 1
  • Größe: universal
  • zuverlässiger Schutz vor Schnitten und Hitze, hitzefest bis 350 ºC, lebensmittelecht
  • beidseitige Anti-Rutsch-Streifen, weiches Innenfutter
  • maschinenwaschbar
  • Maße (von Fingerspitze bis Schaftende): 30 cm
  • Farbe: blau

Bestell-Nr.: H138
Preis: 19,95 Euro


Selbstklebende Haken

Selbstklebende ovale Wandhaken aus Edelstahl. Einfach Folie abziehen und auf gerade Flächen für 30 Sekunden fest andrücken. Nach 24 Stunden sind die Haken voll belastbar. Geeignet für Küchentücher, Handtücher, Kalender und Ähnliches.

  • Medium, Größe 4,7 * 2,6 cm, 4er Set

Bestell-Nr.: H173
Preis: 3,45 Euro

  • Jumbo, Größe 6,2 * 3,3 cm, 2er Set

Bestell-Nr.: H172
Preis: 3,45 Euro


Gerne senden wir Ihnen unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD. Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de
Telefonische Beratung und Bestellannahme:
    Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
    Freitag von 9 bis 16 Uhr
Bestellungen im Internet: www.lhz-dresden.de

REHACARE

Endlich wieder REHACARE
Internationale Fachmesse für Rehabilitation und Pflege
Düsseldorf, 14.  –  17. September 2022
REHACARE International
www.rehacare.de


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Lohnsteuerberatungsstelle Nürnberg

Steuern? Wir machen das!
Deutschlands größter Lohnsteuerhilfeverein berät Arbeitnehmer und Rentner zu fairen Preisen.
Werden Sie Mitglied der Vereinigten Lohnsteuerhilfe e.V.!


Die Beratungsstellen Nürnberg/Fürth bieten DBSV-Mitgliedern die Ausgabe aller Formulare, Berechnungen, Anschreiben und Bescheide als Audio-Datei ... und das ohne Zusatzkosten. So sind Sie nicht auf die Hilfe anderer angewiesen. Informieren Sie sich über weitere Vergünstigungen und die Möglichkeiten unserer Distanz-Beratung!

Ihr deutschlandweiter Ansprechpartner:
Diplom-Kaufmann Thilo Steinmann
Beratungsstellenleiter Nürnberg/Fürth
Frauentorgraben 67, 90443 Nürnberg
Telefon: 0911/2427200 (erreichbar: Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr)
E-Mail: t.steinmann@vlh.de


Wir beraten Mitglieder nach § 4 Nr.11 Steuerberatungsgesetz.

Nikolauspflege

besser sehen

Die Fachmesse rund ums Sehen.
Informationen, Vorträge, Hilfsmittel.
Freuen Sie sich auf den neuen Veranstaltungsort & noch mehr Angebote.

Kongresszentrum Liederhalle Stuttgart
Fr., 8. Juli 2022, 10.00  –  17.00 Uhr
Eintritt frei!
Programm & Infos online: www.fachmesse-besser-sehen.de

Papenmeier

Unser WIR bei Ihnen vor Ort
Papenmeier Außendienst Service


F.H. Papenmeier GmbH & Co.KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: 02304-205-0
E-Mail: info.reha@papenmeier.de
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de


Bildbeschreibung: Unser WIR bei Ihnen vor Ort: Es sind zwei RehaTechnik-Außendienstmitarbeiter zu sehen, die lächelnd in die Kamera schauen.

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Das Beratungsangebot des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" richtet sich auch an Frauen mit Sehbeeinträchtigung oder -behinderung.

  • Gewaltbetroffene Frauen, Angehörige und Fachkräfte können sich zu allen Formen von Gewalt unter der Telefonnummer 08000 116 016 beraten lassen.
  • Das Beratungsangebot ist anonym, vertraulich und kostenfrei.
  • Die qualifizierten Beraterinnen sind 365 Tage im Jahr rund um die Uhr erreichbar.
  • Die telefonische Beratung ist mithilfe von Dolmetscherinnen in 18 Fremdsprachen möglich.
  • Das Hilfetelefon ist auch über den Termin- und Sofort-Chat sowie per E-Mail auf www.hilfetelefon.de erreichbar.
  • Auf www.hilfetelefon.de stehen für sehbehinderte Frauen barrierearme Informationen bereit.

Frauen mit Behinderung sind häufig in besonderem Maß von Gewalt betroffen. Die Beraterinnen des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" stehen Betroffenen und Menschen aus deren sozialem Umfeld zur Seite. Es gibt Wege aus der Gewalt!


Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
08000 116 016

OrCam MyEye

So unabhängig wie nie zuvor! Mehr Selbstständigkeit für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen


OrCam unterstützt im Alltag

OrCam MyEye ist eine Minikamera, die per Magnet am Brillenbügel befestigt wird. Sie liest blinden und sehbehinderten Menschen jeden gedruckten und digitalen Text vor. Die Kamera erkennt zudem die Gesichter Ihrer Liebsten, Produkte im Supermarkt, Farben und Geldscheine. Steuern Sie das Gerät jetzt auch bequem per Sprachbefehl.


Offiziell anerkanntes Hilfsmittel

Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen die OrCam MyEye als offizielles Hilfsmittel. Ihr lokaler Händler berät Sie dazu gerne.


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"Endlich kann ich wieder meine Lieblingsbücher lesen. Und auch zusammen mit meinem Enkel  –  eine unglaubliche Freude!" Christel ist stolz und glücklich über ihre neue Freiheit  –  dank ihrer neuen OrCam MyEye.


OrCam GmbH
Tel.: 08 00 / 54 01 00 6
E-Mail: germany@orcam.com
Orcam.com/de




Rückseite

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www.hörfilm.info
Service-Telefon: 0 30 / 25 55 80 800