Sichtweisen Ausgabe 06/2021

"Sichtweisen" – Heft 06/2021

Sichtweisen 06/2021

Inhalt

Impressum

Editorial

Werbeanzeigen:

Feelware barrierefreie Haushaltsgeräte

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Einfach SynPhon!

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Vanda Pharmaceuticals

RTB

Im Gespräch:

Selbsthilfe als ein schöner Weg

DBSV-Nachrichten:

Meldungen

Neue Festbeträge für Sehhilfen

Teilhabestärkungsgesetz verabschiedet

Neues Projekt "Video für alle"

Fachtagung "Sehen im Alter"

Projekt zu inklusiven Stadtführungen

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Verkehr

Fahrtrichtung Barrierefreiheit

Kurzinfo: Neue Nummern der Deutschen Bahn

Zu Fuß durch Marburg

Einmal Poller rot-weiß, bitte!

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Deutscher Hörfilmpreis

Salon der Blindfische

Seminar "Erfolgreich Barrieren melden"

Urlaub im Herbst

Gesund und bunt in den Herbst

Qi Gong

iPhone  –  Ein Helfer in Alltag und Beruf

Tipps

Bundesliga mit Live-AD

Hörzeitschrift Amnesty Journal

Broschüre zur beruflichen Rehabilitation

Forum:

Sinnvoll geleitet im Supermarkt

Leserbriefe

Die "Braven" und die "Schwierigen"

"Unparteiische Kommunikation"

Begegnung am Wasser

Rätsel

Lösung des Mai-Rätsels

Panorama:

Forschung

Projekt "I See" entwickelt neuartige Implantate

Ausstellungen

"Farbrausch" in Schloss Gottorf

Spielerische Reise durchs Neanderthal-Museum

Barrierefreiheit

Barrierefrei Aufzug fahren

Sport

Talent-Tage für Kinder und Jugendliche

Tokio 2021: Deutsche Teams werden geimpft

AURA-Hotels  –  Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

Mit Geduld und Beharrlichkeit

Service:

Tippen auf dem Mäuseklavier

Medien:

Bücher

Am Schattenufer

Die Rezepte meines Vaters

Fleishman steckt in Schwierigkeiten

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Streulicht

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen

Zu verkaufen

Suche

Gewerbliche Anzeigen

Schottland-für-Alle

Com-M

IPD

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

DBSV: Kleine Spende, große Geschichte

BFW Würzburg

Berufsbildungswerk Stuttgart / Nikolauspflege

Papenmeier


Titelbild:
Das Titelbild ist violett. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer blassrosa Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem orangen Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten ist in Weiß die Grafik des Stockgängers aus dem DBSV-Logo zu sehen. Sein Stock berührt ein Noppenfeld. Der Kopf ist zugleich ein zum Schriftzug gehörender Punkt. Das Schwerpunktthema ist "Verkehr".



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 75. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin


Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH

Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen® in der Regel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

haben Sie sich auch schon einmal versehentlich einen Poller in den Bauch gerammt, weil sie ihn nicht gesehen haben? Weil er genauso grau war wie der Bürgersteig, auf dem er stand? Dann werden Sie sich über die Aktion freuen, die der DBSV anlässlich des Sehbehindertentags im Juni organisiert: Grauen Pollern werden rot-weiße Mützen übergestülpt, die zuvor Mitglieder der Landesvereine und korporativen Organisationen gestrickt oder gehäkelt haben. So soll jedem klarwerden: Poller müssen kontrastreich sein. Vielleicht haben Sie ja auch eine Mütze gehäkelt und warten nur darauf, sie endlich einem Poller aufzusetzen.

Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe lautet "Verkehr". Zwei Ehrenamtliche berichten über die vielen Arbeitsfelder, mit denen sie und die anderen Mitglieder des Gemeinsamen Fachausschusses für Umwelt und Verkehr sich beschäftigen. Wencke Gemril schildert, wie sie in Marburg die Infrastruktur für blinde und seheingeschränkte Verkehrsteilnehmer nutzt. Gehen Sie mit ihr durch die Stadt! Auch um die Pollermützen-Aktion geht es im Schwerpunkt.

Das Thema Verkehr bestimmte und bestimmt auch das Leben von Volker König. Der ehemalige Ingenieur hat so viele technische Hilfen für Menschen mit Behinderung entwickelt, dass man sie gar nicht zählen kann. Zu seinen jüngeren "Erfindungen" gehören kleine kontrastreiche Straßenschilder mit fühlbarer Schrift, die die üblichen Schilder mit Straßennamen ergänzen. Über sein umfangreiches Schaffen berichtet König in der Rubrik "Menschen".

Wofür sich die Jugendvertretung des DBSV einsetzt, erzählt deren Vorsitzende Sophie Heinicke im Interview. Sie möchte, wie alle in der Selbsthilfe, Barrieren abbauen  –  in diesem Fall auch Barrieren für potenzielle neue Mitglieder.

Wenn Sie diese Zeilen Anfang Juni lesen oder hören, können Sie noch schnell zu Strick- oder Häkelnadeln greifen, eine rot-weiße Pollermütze anfertigen und sie einem Poller aufsetzen. Und schon haben auch Sie eine Barriere abgebaut!

Eine gute Lektüre wünscht Ihnen

Ute Stephanie Mansion
Redaktion "Sichtweisen"  

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Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

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  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus" Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-DAISY": Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.

Infos: 06 51 / 71 05  –  430
Mail: tonpost@bistum-trier.de
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Einfach SynPhon!

Elektronische Hilfsmittel, die das Leben erleichtern, sind unser Markenzeichen. Der bewährte EinkaufsFuchs Produkterkenner sagt mit einem Piep, was die Sache ist. Die Fledermaus-Orientierungshilfe erkundet Sicherheitsabstände automatisch und zeigt, wo es lang geht. Es ist zudem denkbar einfach, unsere Hilfsmittel kennenzulernen. Ein Anruf genügt und EinkaufsFuchs oder Fledermaus kommen vollkommen unverbindlich mit der Post zu Ihnen nach Hause. Alles Weitere erfahren Sie sehr gerne am Telefon  –  so einfach ist das!

Telefon: 0 72 50 / 92 95 55


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Tel.: 0 82 32 / 5 03 13 03
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DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

DAISY-Online mit Victor Reader DAISY-Playern

Die aktuelle Modell-Palette der DAISY-Player der Marke Victor Reader bietet nun zwei Geräte an, mit denen der DAISY-Online-Service der Hörbibliotheken genutzt werden kann. So können Sie Ihre Hörbücher bequem direkt aus dem Internet auf den Player laden. Hierfür sind keine technischen Fachkenntnisse oder ein Computer nötig! Alles was die DAISY-Player hierfür benötigen, ist eine Internetverbindung per WLAN.

Der handliche Victor Reader Stream ist ein Kraftpaket im Taschenformat. Er spielt seine Hörbücher oder Audioinhalte von einer Speicherkarte, seinem internen Speicher oder einem USB-Stick ab. Klein, leicht und kompakt ist er der ideale Begleiter für unterwegs oder auch zu Hause. Ungefähr so groß wie eine Schachtel Zigaretten, bietet er neben dem Abspielen von DAISY oder DAISY-Online eine Vielzahl an weiteren praktischen und unterhaltsamen Eigenschaften, wie beispielsweise Internetradio, Podcasts oder die Wikipedia-Enzyklopädie. Aufnahmen sind mit dem eingebauten Mikrofon oder über eine Line-In-Buchse möglich.

Der kleine, aber starke Stream hat die Best.-Nr.2020087 und kostet 399 Euro.


Der universelle Victor Reader Stratus 12M WiFi ist der Tischplayer voll auf der Höhe der Zeit.

Die Stratus-Serie ist ja schon weitgehend bekannt und bewährt. Nun ist das Topmodell 12M auch für DAISY-Online bereit. Als Tischgerät hat es ein CD-Laufwerk, einen USB- und einen SD-Speicherkarten-Anschluss. Dazu kommt nun das Internet-Modul für das Herunterladen Ihrer Hörbücher aus dem Internet. Das deutlich gestaltete Tasten-Feld macht die Bedienung sehr übersichtlich.

Der universelle Stratus 12M hat die Best.-Nr.2020088 und kostet 479 Euro.


Was beide Player gemeinsam haben, ist die permanente Sprachausgabe zur Orientierung, der Betrieb über einen austauschbaren Akku oder einen Netzanschluss, eine grundsätzlich gleiche Bedienstruktur, einen Nummernblock zur Navigation und Texteingabe, einen Kopfhöreranschluss und einen eingebauten Lautsprecher.

Lassen Sie sich gerne über die Eigenschaften und Möglichkeiten der beiden DAISY-Player von uns beraten und informieren! Wir freuen uns auf Ihren Kontakt!

(Alle Preise verstehen sich inkl. 7 % MwSt.)


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Vanda Pharmaceuticals

non-24.de
Sind Sie völlig blind?
Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?
Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?
Die Ursache: Ihre innere Uhr


Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.


Wie äußert sich Non-24?

Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis. Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de.

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an. Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien

Telefonnummer 08 00 / 24 321 08 oder per
E-Mail non24@patient-plus.com

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Bildbeschreibung: Eine Ampel empfängt Signale durch ein Smartphone.

Im Gespräch:

Selbsthilfe als ein schöner Weg

Das fünfköpfige Team der DBSV-Jugendvertretenden setzt sich im Verband für die Belange junger blinder und sehbehinderter Menschen ein. Die Vorsitzende Sophie Heinicke blickt im Interview zurück auf schöne Erlebnisse mit dem Jugendclub und voraus auf das, was sie noch bewegen möchte. Dabei spielen soziale Netzwerke und ein Berliner Kegelkeller eine wichtige Rolle.

Interview: Tina Below


Sophie, du wurdest zu Beginn des Jahres in das Team der DBSV-Jugendvertretung gewählt. Was sind deine Ziele als Vorsitzende, und wie seid ihr als neues Team gestartet?

Ich bin schon seit 2018 in der Jugendvertretung tätig. Da war mein vorrangiges Ziel, in die Selbsthilfe hineinzuwachsen, denn ich war ganz frisch im DBSV, wie auch im Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin, dem ABSV. Mittlerweile habe ich mich eingearbeitet und meine Ziele haben sich dahingehend verschoben, dass ich gerne die Barrieren für potenzielle neue Mitglieder abbauen und unsere Arbeit transparenter gestalten möchte. Außerdem möchte ich unser Image aufwerten, sodass Selbsthilfe als ein schöner Weg wahrgenommen wird, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.


Wie kann das funktionieren?

Ein guter Weg ist, dass wir aktuell über die sozialen Netzwerke, wie Instagram zeigen, wie wir arbeiten. Wichtig sind auch unsere Jugendvertreterseminare. Bisher war es so, dass diese Treffen meistens geschlossen waren und zur Schulung der Landesvertretenden genutzt wurden. Wir möchten unsere Arbeit mehr nach außen tragen und mehr mit der DBSV-Geschäftsstelle und den Landesvereinen kommunizieren. Wir haben das so gestaltet, dass jeder Jugendvertretende eine Patenschaft für drei bis vier Bundesländer übernommen hat und wir so näher an den Leuten dran sein wollen. So können wir hoffentlich auch neue Mitglieder gewinnen.


Viele Landesvereine haben Nachwuchssorgen. Wie könnte man Jugendliche zu mehr Engagement bewegen?

Ein großes Problem ist, dass wenige wissen, was wir so machen. Daher entstand die Idee, im Herbst in einem Seminar darzustellen, was wir alles anbieten. Ein Schwerpunkt ist natürlich die Beratung durch den DBSV und die Landesvereine. Wir möchten aber auch zeigen, dass wir eine große Familie sind und jeder bei uns willkommen ist. Außerdem wollen wir zeigen, dass wir ganz normal sind. Ich möchte anschaulich machen, was alles funktioniert und nicht nur Hilfe anbieten, wenn nichts mehr geht.


Seht ihr euch als Jugendliche in den Landesvereinen und im DBSV ausreichend wahrgenommen und berücksichtigt?

Ich im ABSV schon. Der Berliner Verein ist aber auch sehr gut aufgestellt und hat beispielsweise eine eigene Ehrenamtskoordinatorin. Dadurch hat er mehr Möglichkeiten als die kleineren Landesvereine. Von denen hört man öfter, dass es schwierig sei mit der Jugendarbeit. Das hat sich auch beim Projekt DBSV 2030 herauskristallisiert. Es gibt viele gute Ansätze, wie der Ausbau fester Stellen für die Jugendarbeit oder die Beantragung weiterer Ehrenamtskoordinatoren. Ich denke, da gibt es noch Spielraum nach oben, wobei wir gern mit Rat und Tat zur Seite stehen würden.


Wie sieht das Jugendangebot im ABSV aus, und was wäre davon übertragbar?

Im Grunde kann jeder an den Veranstaltungen des ABSV teilnehmen, und das finde ich sehr schön. Es gibt einen regen Mailverkehr, wo über alle Angebote informiert wird, auch aus anderen Bundesländern. Da wollen wir auch bei der Jugendarbeit im DBSV hinkommen. Der DBSV-Jugendclub hat bereits einen bundesweiten Veranstaltungskalender, wo auch der ABSV seine Veranstaltungen einträgt. Der DBSV-Jugendclub selbst bietet ebenfalls viele Veranstaltungen an.


Kannst du Beispiele nennen?

Ein tolles Seminar vom DBSV-Jugendclub, an dem ich mitgewirkt habe, war unser Online-Dating-Seminar. Das schönste Seminar des ABSV-Jugendclubs war noch vor Corona das Treffen mit der NRW-Jugend. Das hat allen unglaublich gut gefallen. Besonders schön waren aber die Kegelnachmittage: Der ABSV hatte eine Kegelbahn im Keller, da haben wir uns zum Austausch getroffen.


Wie versucht ihr während Corona in Kontakt zu bleiben? Was ist die Alternative zum Kegelkeller?

Wie bei allen ist es Zoom. Anders funktioniert es nicht. Als Leiterin der ABSV-Jugendgruppe telefoniere ich mit den Mitgliedern, wenn sie Anliegen haben. Wir haben außerdem eine WhatsApp-Gruppe zum privaten Austausch. Gerade der Austausch ist derzeit ganz wichtig, weil die Leute zu Hause sitzen und sich nicht treffen können. Die Leute fühlen sich allein, und das versuchen wir so gut wie möglich aufzufangen.


Wie viele Jugendliche nehmen an euren Veranstaltungen teil?

Die Zoom-Veranstaltungen des ABSV kamen bisher noch nicht so gut an wie die Präsenzveranstaltungen. Bei den Präsenzveranstaltungen waren es zwischen 20 und 25 Leute. Bei der letzten Zoom-Veranstaltung waren es nur zehn. Beim DBSV-Jugendclub können es auch mal um die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sein. Wenn man die Veranstaltungen der Landesvereine über den bundesweiten Kalender stärker bündelt, könnte man auch mehr Reichweite haben. Da sollte der Weg hingehen. Wir Bundesjugendsprecher merken, dass die Angebote ganz unterschiedlich gestreut sind. Durch die derzeitigen digitalen Veranstaltungen besteht die Chance, dass Menschen unabhängig vom Wohnort teilnehmen.


Du warst und bist auch beim DBSV tätig. Was machst Du da?

Gerade schreibe ich für die Jugendzeitschrift "Die Brücke". Anfang des Jahres haben wir den Instagram-Account des DBSV-Jugendclubs ins Leben gerufen, der sehr gut angenommen wird. Da geben wir uns Mühe, so viele Themen wie möglich abzudecken. Wir haben bei Instagram viele Anfragen zur Vernetzung von anderen Vereinen und Projekten, die nicht mit Sehbehinderung und Blindheit zu tun haben. Die Vernetzung über soziale Medien ist ein guter Weg, weil so jeder voneinander profitiert. Bald haben wir ein Telefonat mit der Jugendgruppe der Pro Retina, um uns kennenzulernen. Vielleicht können wir so eine weitere Brücke bauen, das würde mich persönlich sehr freuen.


Dazu ein Bild: Sophie Heinicke hat langes, blondes Haar, ein schmales Gesicht und große Augen.

DBSV-Nachrichten:

Meldungen

Neue Festbeträge für Sehhilfen

Der Vorstand des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) hat in seiner Sitzung Mitte April neue Festbeträge für Sehhilfen verabschiedet, die vom 1. August an gelten. Damit gibt es erstmals seit 2008 eine Anpassung der Beträge, die die gesetzlichen Krankenkassen für Brillengläser, Kontaktlinsen oder Lupen vorsehen. Der Festbetrag soll für die medizinisch notwendige Versorgung ausreichen.

Für einige Produkte werden die Festbeträge erhöht. Bei Standlupen mit Beleuchtung sind die Beträge allerdings abgesenkt worden. Erstmals sind in der Neufassung Festbeträge als Zuschlag für Kantenfiltergläser und elektronische Lupen mit Bildschirmgrößen von 4,3 bis 5 Zoll enthalten.

Der DBSV hatte am Entwurf kritisiert, dass die zur Bildung des Festbetrages genutzten Grundlagen nicht transparent offengelegt werden. Der GKV-Spitzenverband hat daraufhin die Festbeträge im Vergleich zum Vorentwurf teilweise erhöht. Bei einzelnen Positionen, zum Beispiel bei der Versorgung mit Kantenfiltern, ist die Spanne zwischen dem Festbetrag und den bekannten Abgabepreisen allerdings weiterhin sehr hoch. Der DBSV wird sich weiter für ein zuzahlungsfreies Versorgungsangebot mit Sehhilfen für alle anspruchsberechtigten gesetzlich versicherten Personen einsetzen.


Dazu ein Bild: Eine Frau in einer schwarzen Bluse schaut durch ein Monokular, das sie sich vor das linke Auge hält.

Teilhabestärkungsgesetz verabschiedet

Das Teilhabestärkungsgesetz wurde im April im Deutschen Bundestag verabschiedet. Die Zustimmung im Bundesrat steht noch aus. Das Gesetz enthält wichtige Neuregelungen in verschiedenen Bereichen. Ein besonderer Fortschritt betrifft die Ausbildung und den Einsatz von Assistenzhunden, für die im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz erstmals Regelungen getroffen werden sollen. Diese umfassen auch eine Klarstellung zum Zutrittsrecht mit Blindenführhund zu öffentlichen und privaten Anlagen und Einrichtungen, wofür sich der DBSV seit vielen Jahren eingesetzt hat. Wird der Zutritt mit Führhund verweigert, kann man auch gegen private Rechtsträger wie Restaurant- oder Supermarktbetreiber ein Schlichtungsverfahren bei der Schlichtungsstelle des Behindertenbeauftragten einleiten.

Weitere Regelungen:
Das Neunte Buch des Sozialgesetzbuchs wird um eine Regelung ergänzt, die Menschen mit Behinderungen, insbesondere Frauen, besser vor Gewalt in Einrichtungen schützen soll. Leistungserbringer von Reha- und Teilhabeleistungen sollen geeignete Maßnahmen treffen.
Weiterhin wird die Regelung zum leistungsberechtigten Personenkreis der Eingliederungshilfe getroffen. Über diesen Punkt wurde vor der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes 2016 hart gerungen. Damals drohten massive Einschnitte für Menschen mit Behinderungen. Die jetzt vorgesehene Vorschrift beschränkt sich auf sprachliche Anpassungen. Eine Veränderung des berechtigten Personenkreises erfolgt nicht. Das Nähere wird nun in einer Verordnung geregelt, in deren Erarbeitung sich der DBSV ebenfalls einbringt.

Außerdem werden im Sozialgesetzbuch digitale Gesundheitsanwendungen (Apps) neu in den Leistungskatalog zur medizinischen Rehabilitation aufgenommen. Jobcenter können nun Rehabilitandinnen und Rehabilitanden so fördern wie alle anderen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. Die Möglichkeiten der aktiven Arbeitsförderung in den Jobcentern und Arbeitsagenturen werden ausgebaut.

Hingegen wurde eine Verdopplung der Ausgleichsabgabe für Betriebe, die keine Menschen mit Behinderungen beschäftigen, nicht ins Gesetz aufgenommen. Bundesarbeitsminister Heil hatte die Verdopplung anlässlich des Welttages für Menschen mit Behinderungen angekündigt.

Neues Projekt "Video für alle"

In Zusammenarbeit mit einer Fokusgruppe aus blinden und sehbehinderten Nutzerinnen und Nutzern, blinden, sehbehinderten und sehenden Audiodeskriptions-Expertinnen und -Experten sowie Video-Produzierenden sollen leicht umzusetzende Empfehlungen für einen besseren Zugang zu kurzen Online-Videos entwickelt werden.

Während der Corona-Pandemie wird besonders deutlich, dass unterhaltsame Inhalte, aber auch wichtige Infos verstärkt in Form von Videos über die sozialen Medien kommuniziert werden. Vieles davon ist jedoch nicht barrierefrei. Es werden zum Beispiel Videos veröffentlicht, die nur Infografiken mit eingeblendetem Text zeigen und auf deren Tonspur nur Musik zu hören ist. Blinden und sehbehinderten Menschen bleiben diese Informationen verborgen.

Das Projekt "Video für alle" soll in den kommenden drei Jahren erarbeiten, wie kurze Online-Videos mit wenig Aufwand für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglicher werden können.

Mit der Fokusgruppe werden in einem ersten Workshop Mitte Mai Online-Videos der verschiedenen Genres beurteilt und Ideen für einen Leitfaden gesammelt. Dieser soll Empfehlungen zur barrierefreien Gestaltung von Online-Videos vermitteln. Mit blinden und sehbehinderten Personen werden die Empfehlungen anhand von Best-Practice-Beispielen analysiert und geprüft. Das Projekt soll für die Notwendigkeit zugänglicher Videos sensibilisieren und zur Berücksichtigung der Empfehlungen ermutigen. Zum Projektteam gehören Annika Dipp, Jan Meuel und Claudia Schaffer. Das Projekt wird gefördert durch die Aktion Mensch.

Fachtagung "Sehen im Alter"

Die dritte Fachtagung "Sehen im Alter" findet am 25. und 26. Juni als Onlineformat statt. Die Veranstaltung des DBSV in Kooperation mit der Bundesgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) steht unter dem Motto "Herausforderungen annehmen  –  Bündnisse stärken  –  neue Wege gehen". Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit Impulsvorträgen, Workshops und Präsentationen. Dabei soll die Frage im Vordergrund stehen, wie die Lebenssituation älterer sehbehinderter Menschen verbessert werden kann. Diskutiert werden unter anderem die Themen Digitalisierung, Diabetes, Pflege und Beleuchtung.

Programm und Anmelderegularien: www.sehenimalter.org

Projekt zu inklusiven Stadtführungen

Das Jugendnetzwerk VIEWS International, die Koordinationsstelle Tourismus beim DBSV und drei Partner aus Belgien, Italien und der Türkei führen gemeinsam ein Projekt zu inklusiven Stadtführungen durch. In dem zweijährigen Projekt sollen von Juni an in einem ersten Schritt der Bedarf von Menschen mit Seheinschränkung in Bezug auf Stadtführungen erhoben werden. Danach sollen in den vier Partnerländern je zwei Stadtführungen durchgeführt, ausgewertet und deren Inhalte veröffentlicht werden. Im Anschluss werden Hinweise entworfen, wie inklusive und mit mehreren Sinnen erlebbare Stadtführungen gestaltet werden können. Das Projekt wird durch das EU-Programm Erasmus+ gefördert.

Mehr über das Projekt unter www.dbsv.org/kultur.html

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:

  • Schottland für Alle: 5 % auf alle angebotenen Gruppen- und Individualreisen mit Ausnahmen der Flug- und Fährbuchungen
  • Lautsprecher TEUFEL: 10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn: Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.: 5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kieser Training: 70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • leguano GmbH: 10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung: 10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop: max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV): 5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-260
www.dbsv.org/dbsv-karte

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können.

Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Verkehr

Noppen und Rippen, Ampeln mit Signaltönen, markierte Treppen: Es gibt einige Dinge, die blinden und sehbehinderten Menschen die Teilnahme am Straßenverkehr erleichtern. Doch nicht genug, wie unser Schwerpunktthema "Verkehr" aufzeigt. Über den Kampf für Barrierefreiheit im Verkehr, Wege einer blinden Frau durch ihre Stadt und die Pollermützen-Aktion des DBSV anlässlich des Sehbehindertentags.


Dazu ein Bild: Eine große Bahnhofshalle. Viele Menschen sind unterwegs. Leitstreifen markieren den Boden. Rechts im Bild: Eine Person, von der nur der Unterkörper zu sehen ist, ertastet mit Langstock ein Noppenfeld.

Fahrtrichtung Barrierefreiheit

Ein großes Arbeitsfeld beackert der Gemeinsame Fachausschuss für Umwelt und Verkehr: Er macht sich stark für Barrierefreiheit im öffentlichen und privaten Personenverkehr sowie in der "gebauten Umwelt", zum Beispiel Gebäuden und Straßen. Über die Herausforderungen ihrer Tätigkeit berichten zwei ehrenamtliche Mitglieder des Fachausschusses. Eine Herausforderung ist die Digitalisierung.

Von Eberhard Tölke und Stephan Heinke  


Aufgaben des Ausschusses

Der Gemeinsame Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV) beschäftigt sich vornehmlich mit der Frage: Wie kann Barrierefreiheit im öffentlichen Raum erreicht werden? Dazu gehören der öffentliche Verkehrsraum und der öffentliche Personenverkehr ebenso wie die barrierefreie Gestaltung öffentlich zugänglicher Gebäude. Aber auch das Wohnen und die sichere Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen sind Arbeitsschwerpunkte des GFUV. Mitglieder des GFUV sind die berufenen Vertreter aus den Verbänden der Blindenselbsthilfe sowie des Bundesverbands der Rehabilitationslehrer und -lehrerinnen.

Für eine blinden- und sehbehindertengerechte Gestaltung ist es wichtig, unsere Mitbürger zu sensibilisieren. Doch das allein reicht nicht aus. Ebenso wichtig ist es, Einfluss zu nehmen auf gesetzliche Bestimmungen und normative Vorgaben. So gibt der GFUV zum Beispiel Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben ab.

Auch die Mitarbeit in den Normenausschüssen ist unerlässlich. Hier müssen die Anforderungen für die blinden- und sehbehindertengerechte Gestaltung eingebracht werden, damit sie später angewendet werden können.

Die schnell voranschreitende Digitalisierung in allen Lebensbereichen stellt auch für uns eine Herausforderung dar. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung nutzbarer und barrierefreier mobiler Anwendungen (Apps).

Die Auswirkungen der Digitalisierung betreffen alle, auch diejenigen, die zu dieser Technologie keinen Zugang haben. Jüngstes Beispiel ist die überraschende Ankündigung der Deutschen Bahn, den Fahrkartenverkauf in Fernverkehrszügen einzustellen und dort künftig digital abzuwickeln.

Natürlich wollen wir uns nicht gegen den Fortschritt stellen, es muss jedoch weiterhin möglich sein, unabhängig vom digitalen Verkaufsweg spontan ein Ticket in Fernzügen zu erwerben.

Ein weiteres brennendes Thema stellen nach wie vor die Elektrokleinstfahrzeuge dar, zum Beispiel Elektroroller. Nicht nur das Befahren der Fußwege, sondern auch das ordnungswidrige Abstellen auf Fußwegen führt zu einem erheblichen Unfallrisiko. Der GFUV hat dazu eine Stellungnahme erarbeitet und Lösungen aufgezeigt.


Zukünftige Themen

Die Mitarbeit in den unterschiedlichen Ausschüssen und Gremien läuft trotz der Corona-Pandemie weiter. Gerade im Bereich der Normung wird intensiv gearbeitet. In diesem Jahr wird die Fertigstellung des DIN-Fachberichts für die Smarte Mobilität angestrebt.

Auch unser geplantes Projekt zur Schulung von Beratern für das barrierefreie Bauen möchten wir weiter voranbringen. Dafür bedarf es allerdings noch intensiver Vorarbeiten.

Zu begrüßen wäre es, wenn wir wieder einen Vertreter in die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen entsenden könnten. Dort werden Grundsatzpapiere für die Straßenverkehrsanlagen, beispielsweise Ampeln, erarbeitet, die von maßgeblicher Bedeutung sind. Daher ist es auch an dieser Stelle dringend erforderlich, für die Belange blinder und sehbehinderter Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Auch in der Programmbegleitenden Arbeitsgruppe der Deutschen Bahn arbeiten GFUV-Mitglieder mit.


AVAS

Die Gefahr für sehbeeinträchtigte Menschen durch Elektrofahrzeuge, die nicht mit einem AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System), einem künstlichen Warngeräusch, ausgerüstet sind, ist nicht zu unterschätzen. Genaue Zahlen, wie viele Fahrzeuge ohne AVAS unterwegs sind, gibt es leider nicht.

Zum jetzigen Zeitpunkt birgt auch die Verbreitung von Elektrofahrzeugen  –  selbst mit AVAS  –  Risiken, denn das AVAS ist meistens deutlich leiser als die Geräusche eines herkömmlichen Verbrennerfahrzeuges. Noch ist jedoch der Anteil von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor um ein Vielfaches höher. Deswegen können Fahrzeuge mit AVAS im allgemeinen Verkehrslärm nicht gut genug wahrgenommen werden. Sicher wird sich das irgendwann ändern, wenn der Anteil an Elektrofahrzeugen deutlich zunimmt und damit der Verkehrslärm abnimmt.

Es ist wohl davon auszugehen, dass es keine gesetzliche Verpflichtung geben wird, Elektrofahrzeuge ohne AVAS mit einem solchen System nachzurüsten.


Busse und Bahnen

Es ist wichtig, die Verkehrsunternehmen dafür zu gewinnen, ihre Fahrzeugflotte barrierefrei auszurüsten. Bereits in ihren Ausschreibungen sollten sie darauf hinweisen, dass ein Fahrzeug für alle Fahrgäste zugänglich und nutzbar sein muss.

Oft ist die fehlende Barrierefreiheit nicht auf Rücksichtslosigkeit gegenüber mobilitätseingeschränkten Fahrgästen zurückzuführen, vielmehr mangelt es an den nötigen Kenntnissen. Gut ist es deshalb, wenn ein Kontakt zu den örtlichen Verkehrsunternehmen besteht und Sorge dafür getragen wird, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt.

Für uns als GFUV ist es wichtig, dass die Richtlinien und Normen für den Fahrzeugbau dahingehend weiterentwickelt werden, dass sie die Anforderungen an eine barrierefreie Gestaltung verstärkt berücksichtigen. Derzeit gibt es zum Beispiel für den Bau und die Gestaltung barrierefreier Straßenbahnen noch keine normativen Vorgaben. Wir sind jedoch zuversichtlich, denn im Rahmen der Tätigkeit des europäischen Normungsinstituts hat man begonnen, entsprechende Normungsprojekte aufzustellen.


Digitalisierung

Die Verbreitung von Smartphones schreitet auch in unserem Personenkreis stark voran. Trotzdem wird es immer Menschen geben, die eine solche Technik nicht nutzen können oder wollen. Auch das fließt in die Arbeit des GFUV ein. Denn auch in diesem Bereich darf es keine Diskriminierung geben.

Das Credo des GFUV ist: Digitale Geräte können die Navigation und Orientierung ergänzen, aber sie dürfen dafür niemals unabdingbar sein. Trotzdem setzt sich der GFUV stets dafür ein, dass digitale Geräte und Apps nach den aktuellen Vorgaben barrierefrei gestaltet werden, immer in Kooperation mit dem Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT). Um digitale Technik und Apps nutzen zu können, sollten diese außerdem einfach und komfortabel bedienbar sein.


Die Deutsche Bahn

Natürlich kann die Deutsche Bahn auch ein Vorbild für Einrichtungen zur Personenbeförderung sein, auch wenn nicht alles übernommen werden kann. Jedoch bestehen bei der Bahn bundesweit einheitliche Regelungen, deren Grundlage europäische Verordnungen, Normen und bahninterne Richtlinien sind, etwa beim Neu- oder Umbau von Bahnhöfen. Hier hat das engagierte Wirken der Mitglieder der Programmbegleitenden Arbeitsgruppe der Deutschen Bahn schon einiges erreicht, zum Beispiel, dass Fahrpläne in Augenhöhe ausgehängt und die Ausstiegsseite in den Bahnen angesagt wird.

Auf kommunaler Ebene sieht es etwas anders aus. Hier sind die Aufgabenträger, zum Beispiel Kommunen oder Verkehrsverbünde, für den öffentlichen Personenverkehr verantwortlich. Bei ihren Entscheidungen sind sie an die jeweiligen Landesgesetze zum öffentlichen Personenverkehr gebunden.

Die unterschiedlichen Zuständigkeiten können hinderlich sein, wenn es darum geht, Barrierefreiheit bei der Personenbeförderung durchzusetzen. So sind etwa im Bereich des Fernbusverkehrs die jeweiligen Fernbusanbieter selbst für die Ausstattung ihrer Fahrzeuge zuständig. Dagegen obliegt die Zuständigkeit für den Bau und die Gestaltung von Fernbushaltestellen oder -bahnhöfen den Kommunen.

Ein wichtiges Instrument, um Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen, sind Nahverkehrspläne. Darin können Maßnahmen festgelegt werden, zum Beispiel die grundsätzliche Ausrüstung von Elektrobussen mit einem AVAS oder eine kontrastreiche Innenausstattung von Bussen und Straßenbahnen. Die Vertreter der örtlichen Behindertenselbsthilfe sollten sich darum in diesen Prozess einbringen.

Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) sowie die entsprechenden Gleichstellungsgesetze der Länder zielen mit ihrer Definition von Barrierefreiheit darauf ab, Menschen mit Behinderung eine selbstständige Lebensführung ohne fremde Hilfe zu ermöglichen. Leider haben wir oft das Gefühl, dass diese gesetzliche Vorgabe bewusst nicht befolgt wird.


Mehr Infos unter www.dbsv.org/gemeinsamer-fachausschuss-fuer-umwelt-und-verkehr-gfuv.html


Dazu ein Bild: Aus einer U-Bahn hinaus fällt der Blick auf eine junge Frau mit Langstock, die die Bahn betritt. Hinter ihr hasten Menschen in alle Richtungen über den Bahnsteig.



Kurzinfo: Neue Nummern der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn (DB) hat ihre Service-Hotlines auf Festnetz-Rufnummern umgestellt. Seit Anfang April erhalten Kundinnen und Kunden telefonische Auskünfte unter verschiedenen Berliner Festnetznummern. Das betrifft die Reiseauskunft, den Fundservice, das Servicecenter Fahrgastrechte und die Mobilitätsservice-Zentrale. Für alle, die einen Festnetz- oder Handy-Vertrag mit einer entsprechenden Flatrate haben, sind die Anrufkosten damit in der Flatrate eingeschlossen. Vorher wurden bei einigen Service-Telefonnummern der Bahn Gebühren fällig, die nicht durch Flatrates abgedeckt waren.

Außerdem führt die DB die am häufigsten nachgefragten Auskünfte in einer Hotline zusammen. Über die neue zentrale Service-Hotline erhalten Reisende seit April sowohl Auskünfte über Fahrpläne und Tickets als auch Informationen zu weiteren Serviceleistungen und zur Bahncard. Anruferinnen und Anrufer sollen durch die neue Menüführung schnell zu den richtigen Ansprechpersonen gelangen.

Unter folgenden Nummern erreichen Kundinnen und Kunden nun die Bahn:

  • Servicenummer (rund um die Uhr Auskünfte über Fahrpreise, Fahrpläne, Serviceleistungen und zur Bahncard): 0 30 / 2 97  –  0
  • Fundservice: 0 30 / 5 86 02 09 09
  • Servicecenter Fahrgastrechte (Informationen zu Fahrpreiserstattungen): 0 30 / 5 86 02 09 20
  • Mobilitätsservice-Zentrale (Planung barrierefreier Reisen): 0 30 / 65 21 28 88

Die Deutsche Bahn ändert auch regionale Servicenummern.

Informationen dazu finden sich in Kürze auf www.bahn.de.

Zu Fuß durch Marburg

Die Stadt Marburg an der Lahn ist mit Leitstreifen und anderen Dingen, die blinden und sehbehinderten Menschen die Teilnahme am Verkehr erleichtern, im Vergleich zu anderen Orten gut ausgerüstet. Unsere blinde Autorin schildert Wege, die sie in Marburg zurücklegt und was ihr dabei hilft. An manchen Stellen könnte auch hier noch nachgebessert werden, meint sie, aber insgesamt ist sie zufrieden.

Von Wencke Gemril  


In den 20 Jahren, die ich nun schon in Marburg lebe, habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, wie barrierefrei Marburg im Vergleich zu anderen Städten ist. Ich bin nicht nach der Schule in Marburg geblieben, weil diese Stadt für mich barriereärmer ist als andere, sondern weil es sich mit Familiengründung und Studium so ergeben hat. Seit 2016 arbeite ich an der blista, der Deutschen Blindenstudienanstalt.

Als ich 2011 mit dem Studium begann, wurde ich oft von anderen Studenten, die neu in der Stadt waren, gefragt, warum in Marburg so viele blinde Menschen unterwegs sind. Meine Antwort: Für viele blista-Absolventen bietet es sich an, in Marburg zu studieren und hierzubleiben. Die Stadt ist ihnen vertraut, man kennt einige Leute und dadurch, dass hier viele blinde und sehbehinderte Menschen wohnen, ist vermutlich auch einiges barriereärmer als anderswo.

Schon wenn man am Bahnhof ankommt, fällt auf, dass es auf den Bahnsteigen Leitlinien gibt, die Treppen gut gekennzeichnet und an den Treppengeländern Punktschrift und fühlbare Druckbuchstaben angebracht sind.

Auch in der Bahnhofshalle kann man sich an Leitlinien orientieren und so recht stressfrei zum Ausgang gelangen. Doch die Leitsysteme hören  –  anders als in anderen Städten  –  auf dem Bahnhofsvorplatz nicht auf. Dieser wurde 2016 umgebaut, und dabei wurde großer Wert auf Barrierefreiheit gelegt.

Wenn ich das Bahnhofsgebäude verlasse, gehe ich wenige Stufen nach unten und werde dann von einem Leitstreifen geradeaus zur Ampel geführt, die durch ein Noppenpflaster gut zu finden ist, außerdem verrät ein Klicksignal ihre Position. Auf dem Drücker ist ein Pfeil angebracht, der mir zeigt, in welche Richtung ich gehen muss. Mit einem Knopf kann ich nun das Signal anfordern. Die Ampeln auf dem Bahnhofsvorplatz sind speziell dafür da, dass Menschen mit Seheinschränkung gefahrlos die Busspur überqueren können. Die Ampel zeigt mir mit einem Piep-Signal und durch Vibration an, dass es grün ist, und ich gehe auf die Businsel.

Die verschiedenen Buslinien fahren um die Insel herum und halten an den sechs verschiedenen Haltestellen. Ich folge dem Leitstreifen, der mich über die Insel führt. Die Haltestellen sind durch die verschiedenen Bodenindikatoren gut auffindbar. An jeder befindet sich eine Info-Säule. Dort kann ich mich per Knopfdruck über die nächsten Busse informieren, die an dieser Haltestelle abfahren. Die Info-Säulen sind ebenfalls durch Noppenpflaster gekennzeichnet und klicken.

In Marburg ist der Bus das einzige öffentliche Verkehrsmittel. Die Busfahrer sagen fast immer unaufgefordert die Busnummer an, wenn sie bemerken, dass sich eine blinde Person der vorderen Bustür nähert. Während der Busfahrt werden die Haltestellen durchgesagt. Die Haltestellen hat ein blinder Bekannter von mir vor etwa zehn Jahren eingesprochen. So kann ich mich zurücklehnen, und wenn meine Haltestelle verkündet wird, suche ich mir den nächstbesten Knopf, auf dem in den meisten Bussen sogar in Punktschrift "Stopp" steht.

Charakteristisch für Marburg ist vor allem die historische Altstadt, die bei uns Oberstadt genannt wird. Sie liegt auf einem Berg und ist größtenteils Fußgängerzone. Das Kopfsteinpflaster ist eine Herausforderung für jede Stockspitze und die zahlreichen, teilweise recht unebenen Treppen, Stufen und Gassen erfordern schon Aufmerksamkeit. Ich kenne bei weitem nicht jede Gasse in der Oberstadt, doch die Hauptwege und der Marktplatz sind gut zu finden.

Wenn ich von der Nordstadt aus durch die Oberstadt laufe, dann gehe ich erst den Steinweg hinauf bis zur Wasserscheide. Dort geht es wieder bergab die Wettergasse entlang, wo zu beiden Seiten kleine Geschäfte und Lokale liegen. Ich biege nach rechts ab in die Marktgasse und laufe quer über den Marktplatz. Leitlinien oder irgendwelche Bodenindikatoren gibt es in der Oberstadt nicht, was vermutlich daran liegt, dass diese historisch ist und nicht verändert werden darf. Und vor lauter Kopfsteinpflaster wären Noppenpflaster etc. sowieso kaum auffindbar.

Auf der anderen Seite des Marktplatzes laufe ich weiter geradeaus durch die Barfüßerstraße und habe dort verschiedene Möglichkeiten, nach links abzubiegen Richtung Südstadt. Verschiedene Gassen bzw. Treppen führen hinab zur Unistraße, wo unser Kaufhaus und zwei Einkaufszentren liegen.

Im neuesten Einkaufszentrum, das 2019 eröffnet wurde, gibt es Leitstreifen, die zu den Rolltreppen und Fahrstühlen und entlang der Geschäfte führen, die durch Aufmerksamkeitspflaster gut auffindbar sind.

Die Oberstadt ist nicht nur über den Steinweg erreichbar, sondern kann auch mit einem Fahrstuhl von der Straße Pilgrimstein aus erreicht werden. Der sogenannte Oberstadtaufzug verbindet so die historische Altstadt mit dem neueren Teil der Stadt.

Am Rudolphsplatz, wo die Kinos, mehrere Geschäfte, die Lahnpassage  –  ein kleines Einkaufszentrum mit Lokalen  –  und ein Hotel zu finden sind, ist gut zu erkennen, dass in Marburg auf Barrierefreiheit geachtet wird. Sämtliche Ampeln sind barrierefrei und gut auffindbar. Ein Leitstreifen führt über den Platz neben dem Kino entlang an den Geschäften vorbei bis hin zur Brücke, die über die Lahn führt. Auf der anderen Seite der Brücke gibt es einen Leitstreifen Richtung Unimensa und einen, der über einen weiten Platz bis zum Erlenring führt, wo es neben Media-Markt noch mehrere andere Einkaufsmöglichkeiten gibt. Dort sind verschiedene kleine Fußgängerinseln zu überqueren, was aber durch die umgerüsteten Ampeln, Noppenpflaster und gut auffindbaren Zebrastreifen gut machbar ist.

Ich kenne in Marburg keine Ampel, die gar kein Signal von sich gibt. Die Ampeln haben immer mindestens ein Vibrationssignal. Bei den neueren Ampeln muss das Signal extra mithilfe eines kleinen Knopfes auf der Unterseite des Kastens angefordert werden. So muss man den großen Knopf drücken, um die Grünphase anzufordern, und den kleinen Knopf, damit die Ampel ein hör- bzw. fühlbares Signal von sich gibt. Ich finde es oft schade, dass ich das Signal nicht mehr während einer laufenden Grünphase anfordern kann. So kann es vorkommen, dass ich vor einer grünen Ampel stehe und es nicht bemerke.

Wir wohnen nicht in der Innenstadt, sondern in Wehrda, einem Stadtteil am Stadtrand. Da gibt es viel Wald, es ist ruhiger und die Busanbindung zur Innenstadt ist sehr gut. Zum Arbeiten, Einkaufen usw. fahre ich in die Stadt. Wir haben zwar in Wehrda auch ein "Einkaufszentrum", wo beispielsweise Lidl und Aldi sind, doch ich finde es schwierig bis unmöglich, mich auf den weitläufigen Parkplätzen dort zu orientieren und die Eingänge der Geschäfte zu finden. Diese Flächen sind für Autos konzipiert, und ich fühle mich allein dort unwohl. Ein Leitsystem würde dort für eine bessere Orientierung und ein sicheres Ankommen sorgen.

Abgesehen von diesen Punkten finde ich unsere Stadt ziemlich barrierefrei und vor allem von der Gestaltung der öffentlichen Bereiche in der Innenstadt können sich andere Städte sicher das eine oder andere abschauen.


Dazu ein Bild: Wencke Gemril geht mit Langstock einen dunklen Leitstreifen entlang. Sie hat blondes schulterlanges Haar und trägt eine Jacke. Im Hintergrund ist der Bahnhof von Marburg zu sehen, ein Gebäude im Jugendstil.

Einmal Poller rot-weiß, bitte!

Am 6. Juni ist Sehbehindertentag: An und um diesen Tag herum, will der DBSV mit seinen Landesvereinen und korporativen Mitgliedern deutschlandweit auf ein Problem hinweisen: auf graue Poller, die Menschen mit Seheinschränkung oft nicht wahrnehmen können  –  und normalsehende im Dunkeln auch nicht unbedingt. Die Poller sollen rot-weiße Strick- und Häkelmützen erhalten  –  ein Appell, sie kontrastreich zu gestalten.

Von Ute Stephanie Mansion  


In diesem Jahr hat der DBSV schon einige Wochen vor dem Sehbehindertentag, dem 6. Juni, zu einer Aktion aufgerufen: Möglichst viele Menschen aus den Landesvereinen und den korporativen Mitgliedsorganisationen sollten zu Strick- oder Häkelnadeln greifen und lange, schlauchartige Mützen für Poller stricken oder häkeln.

Die Idee dahinter: Die Verantwortlichen in den Städten und Kommunen, die Vertreter und Vertreterinnen der Medien sowie Mitbürgerinnen und Mitbürger sollen darauf aufmerksam gemacht werden, dass bestimmte Poller eine Gefahr darstellen. Gemeint sind graue und schwer zu erkennende Standard-Poller auf Gehwegen mit einer Höhe von rund 90 Zentimetern und ohne Reflektoren. Sie heben sich nicht genügend vom meist ebenfalls grauen Bürgersteig ab, weshalb blinde und sehbeeinträchtigte Menschen oft schmerzhafte Bekanntschaft mit ihnen machen, indem sie in sie hineinlaufen. Wären die Poller rot-weiß markiert, könnte das vielfach vermieden werden.

Um rechtlich nicht in Konflikt mit Verkehrsvorschriften zu geraten, musste vor Beginn der Aktion noch eine wichtige Frage geklärt werden: Dürfen die Farben Rot und Weiß verwendet werden oder müssen es andere Farben sein, die  –  miteinander kombiniert  –  ebenfalls auffallen und kontrastreich sind? Die Antwort fiel zugunsten von Rot-Weiß aus, und so hat der DBSV Informationen zu der Aktion an seine Landesvereine und korporativen Mitglieder geschickt und Strick- und Häkelanleitungen auf seine Internetseite gestellt. Auch die Pollermützen selbst werden als Informationsträger genutzt: An ihnen werden Zettel mit Erklärungen zur Unfallgefahr durch fehlende Kontraste befestigt. Koordiniert wird die Aktion über die Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit in den Mitgliedsorganisationen und -einrichtungen des DBSV.

Der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg hat bereits im vergangenen Oktober während der Woche des Sehens eine Pollermützen-Aktion veranstaltet  –  sie ist das Vorbild für die jetzige bundesweite Aktion, an der sich auch die Hamburger beteiligen. "Wir hatten schon Anfang Mai mehr Mützen für die Aktion im Juni fertig, als wir im vergangenen Jahr für unsere Aktion im Oktober hatten", sagt Pressesprecherin Melanie Wölwer. "Unserer Erfahrung nach ist es eine sympathische Aktion, um auf charmante Art zu zeigen, warum kontrastreiche Poller allen zugutekommen."

Große Aufmerksamkeit hat die Pollermützen-Aktion schon im Vorfeld bei Facebook und Twitter erregt: Auf Facebook erreichte der DBSV mit dem Aufruf zum Stricken und Häkeln mehr als 50.000 Personen. Das ist die größte Reichweite, die der DBSV jemals mit einem einzelnen Beitrag auf Facebook erzielt hat. Die Reaktionen waren ausschließlich positiv. Auch viele Handarbeitsfreudige, die nicht mit blinden oder sehbehinderten Menschen zu tun haben, beteiligen sich an der Aktion, und ein Angebot zur "Mützenproduktion" kam sogar aus der Schweiz.

Da der Sehbehindertentag diesmal auf einen Sonntag fällt, wird die Aktion ausgedehnt und findet in der Zeit vom 1. bis zum 11. Juni statt. Die Pollermützen-Aktion des DBSV wird unterstützt vom Wollhersteller Schachenmayr.

Mehr Infos und eine Liste der Orte, an denen Pollermützen-Aktionen stattfinden, unter www.sehbehindertentag.de


Dazu zwei Bilder: Ein gestreifter und ein grauer Poller auf einem Gehweg. Oben ein rundes Bild mit Pollermütze und Bommel, von dem aus ein Pfeil auf den grauen Poller zeigt. Dieser verschwindet optisch fast.

Termine & Tipps:

Termine

Hinweis der Redaktion

Alle Termine stehen unter dem Vorbehalt einer möglichen Absage aufgrund des Corona-Virus. Bitte kontaktieren Sie vor einer Buchung den Veranstalter.

Deutscher Hörfilmpreis

16.6.2021, 19 Uhr

Die Preisverleihung findet erneut als hybride Gala mit Livestream statt. Moderator Steven Gätjen wird gewohnt charmant durch den Abend führen. Ausgezeichnet werden herausragende Hörfilmproduktionen in den Kategorien Kino, TV/Mediatheken/Streamingdienste, Dokumentation, Filmerbe und Kinder-/Jugendfilm.

Weitere Infos unter www.deutscher-hoerfilmpreis.de

Salon der Blindfische

25.6.2021, 18 Uhr

Der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin lädt ein zu Musik, Geschichten und Gesprächen am Telefon, von und mit Gerhard Moses Heß und seinen Gästen. Thema: E.T.A. Hoffmann  –  ein phantastischer Dichter.

Anmeldung bei
Julia Naujokat
Tel.: 0 30 / 8 95 88-137
E-Mail: julia.naujokat@absv.de

Seminar "Erfolgreich Barrieren melden"

26.6.2021

Online-Seminar im Rahmen der Ehrenamtsakademie des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf. Vorgestellt wird die Möglichkeit für Nutzerinnen und Nutzer, einer öffentlichen Stelle Barrieren zu melden, auf die sie gestoßen sind. Eine Teilnahme ist per Zoom und über Telefoneinwahl möglich.

Anmeldung bei
Christian Axnick
Tel.: 0 64 21 / 9 48 88 28
E-Mail: axnick@dvbs-online.de

Urlaub im Herbst

22.9.-2.10.2021
Aura-Hotel Timmendorfer Strand

Zehn Tage an der Ostsee in netter Gesellschaft

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 45 03 / 6 00 20
E-Mail: info@aura-timmendorf.de

Gesund und bunt in den Herbst

12.-17.10.2021
Aura-Pension "Villa Rochsburg"

Interessante Fachvorträge zu gesundheitsrelevanten Themen, verbunden mit praktischen Übungen zur Erhaltung der Gesundheit

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 03 73 83 / 8 38 00
www.villa-rochsburg.de

Qi Gong

22.-24.10.2021
Aura-Hotel "Ostseeperlen Boltenhagen"

Einführung in das Qi Gong als neue Möglichkeit zur Entspannung

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 03 88 25 / 3 70  –  0
E-Mail: info@ostseeperlen.de

iPhone  –  Ein Helfer in Alltag und Beruf

24.-30.10.2021
Aura-Hotel Saulgrub

Lehrgang zur komfortablen und effektiven Handhabung eines iPhones

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 9 90
E-Mail: info@aura-hotel.de

Tipps

Bundesliga mit Live-AD

Live-Berichterstattung trotz geschlossener Stadien: Viele Vereine der 1., 2. und 3. Fußball-Liga bieten Streams mit Live-Audiodeskriptionen an, die von zu Hause aus abgerufen werden können. Der Verein AWO-Passgenau hat eine Liste der Vereine und ihrer Streams zusammengestellt.

www.awo-passgenau.de/2020/11/16/linksammlung-blindenreportagen/

Hörzeitschrift Amnesty Journal

Amnesty international setzt sich für die Verwirklichung der Menschenrechte in der ganzen Welt ein. Amnesty Journal  –  das Magazin für Menschenrechte  –  informiert über die Arbeit des Vereins. Das Journal erscheint auch als Blindenhörzeitschrift im DAISY-Format. Das Abo kostet 12 Euro im Jahr. Es wird den Abonnenten zugeschickt oder online gehört und kann auch heruntergeladen werden.

www.kom-in.de/47/amnesty-journal

Broschüre zur beruflichen Rehabilitation

In der Broschüre "Gute Aussichten im Job  –  Berufliche Teilhabe mit Sehverlust" gibt der DBSV auf 44 Seiten einen Überblick über alle wichtigen Aspekte, wenn aufgrund nachlassender Sehfähigkeit beruflicher Rehabedarf entsteht. Ergänzt durch individuelle Erfolgsgeschichten ist dargestellt, was bei einer eingetretenen Seheinschränkung im Berufsleben zu tun ist, welche Perspektiven es gibt, wer helfen kann und wie berufliche Rehabilitation finanziert wird.

Die Broschüre kann unter www.dbsv.org/broschueren.html als barrierefreies PDF und als DAISY-Hörbuch heruntergeladen werden.

Forum:

Sinnvoll geleitet im Supermarkt

Wie könnten sich Menschen mit Seheinschränkung beim Einkaufen im Supermarkt gut orientieren? Mit besserem Design, sagen zwei junge Kommunikationsdesignerinnen. Für ihre Bachelor-Arbeit haben sie ein Konzept entwickelt, das mit Symbolen, kontrastreichen Farben und einem Bodenleitsystem zu den Produkten lotst. Im folgenden Beitrag stellen sie es vor  –  und hoffen, dass Supermärkte es umsetzen.

Von Maria Scherlies und Svenja Schulz  


In unserer Abschlussarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin haben wir die Thematik des Einkaufens für Menschen mit Sehbehinderung beleuchtet. Betreut wurde unsere Bachelor-Arbeit durch Professor Florian Adler. Wir fragten uns, inwiefern Design dazu beitragen kann, Menschen mit Sehbehinderung den selbstständigen Einkauf im Supermarkt zu erleichtern, und entwickelten einen Gestaltungsvorschlag zur besseren Orientierung.

Zu Beginn unserer Recherche informierten wir uns über Sehbehinderungen, deren Ursachen und Auswirkungen, und beschäftigten uns mit bereits vorhandenen Hilfsmitteln und Alternativen zum klassischen Einkauf im Supermarkt. Durch eine Umfrage und Interviews tauschten wir uns mit Betroffenen aus und fragten nach Einkaufsgewohnheiten und auftretenden Problemen. Dabei wurden zwei Hauptprobleme deutlich: die schlechte Orientierung im Raum und das erschwerte Auffinden von Produkten.

Diese Probleme sollen mit unserem Gestaltungsvorschlag gelöst werden. So besteht unser Konzept aus einem angepassten Supermarktaufbau, einem Leitsystem, das das Mehr-Sinne-Prinzip aufgreift, und einer digitalen Ergänzung.

Für eine gute Orientierung an einem Ort ist ein klar strukturierter Aufbau entscheidend. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, mit einem Aufbau zu arbeiten, der nur einen Hauptweg besitzt. Von diesem gehen links und rechts Buchten ab, die im Halbkreis wieder auf den Hauptweg führen. So kann sich der Aufbau leicht gemerkt werden und ein Verlaufen ist unmöglich.

Als Nächstes setzten wir uns mit der vorhandenen visuellen Gestaltung in Supermärkten auseinander. Diese muss angepasst werden, damit Menschen mit Sehbehinderung leichter an die benötigten Informationen gelangen.

Wir wählten eine Schriftart, die alle Kriterien für gute Leserlichkeit erfüllt. Angemessene Schriftgrößen legten wir unter Beachtung der wichtigen Faktoren Visus, Textart (hier: Signalisationstexte) und Leseabstand fest. Bei der Farbauswahl der Elemente des Leitsystems achteten wir darauf, dass der Kontrast zu den sich darauf befindenden Bildsymbolen und Texten ausreichend ist. Außerdem liegt der Schwerpunkt der Kommunikation auf Bildsymbolen. Diese sind flächig und eindeutig gestaltet, damit sie gut erkannt werden können. Zum Beispiel kennzeichnet ein Apfel die Abteilung "Obst", und eine Mikrowelle steht für "Fertiggerichte".

Als Hauptelement unseres Leitsystems führt ein taktiler Leitstreifen durch den Supermarkt, der mit dem Langstock erfasst werden kann. Er ist ebenso eine Hilfe für Menschen mit Sehbehinderung, da der Blick nicht vom Boden nach oben auf Schilder abgewandt werden muss und so Blendungen verhindert werden. Des Weiteren hilft die farbliche Zuordnung des Leitstreifens zum jeweiligen Bereich all denen, die ausreichend Farben wahrnehmen können. Zum Beispiel ist der Leitstreifen vor dem Bereich Backwaren hellbraun. Damit die hellen Farben gut wahrgenommen werden können, wird ein dunkler, matter Boden vorausgesetzt.

Am Anfang eines neuen Bereichs führt eine Farbfläche auf dem Boden mit Symbol und Bereichsnamen zu der taktilen Zielbestätigung an der ersten Regalfront, welche aus Braille- und Profilschrift besteht  –  sie ist etwa auf der Höhe von 1,30 Metern angebracht. Zusätzlich findet man auf der ersten Regalfront auch eine visuelle Zielbestätigung. Dazu gehören die schriftliche Bezeichnung des Bereichs und der jeweilige Anfangsbuchstabe, der sich über zwei Drittel der Front erstreckt.

Eine Regalbucht besitzt drei Regalfronten. Sie verfügen am oberen Rand jeweils über einen farbigen Streifen mit dem entsprechenden Symbol des Bereichs. Dies dient der Fernwirkung und hilft dabei, sich eine Übersicht zu verschaffen. Als Hilfe zum Auffinden der Produkte im Regal befinden sich Leisten vor den Produkten, auf denen die Produktgruppen gekennzeichnet sind.

Durch die Verwendung digitaler Preisschilder kann man alle wichtigen Informationen zum Produkt per Smartphone abrufen und sich diese vergrößern, verkleinern oder vorlesen lassen. Auch wenn heute noch viele ältere Menschen keine Smartphones besitzen oder sich mit der Handhabung schwertun, haben wir uns für eine App entschieden. Zum einen sehen wir großes Potenzial in den Funktionen, und zum anderen sind die zukünftigen älteren Generationen schon mit der Nutzung von Smartphones vertraut. So kann die App zusätzlich helfen, sich besser zu orientieren und die Suche nach einem gewünschten Produkt verkürzen. Sie ist aber nicht zwingend notwendig, um sich im Supermarkt zu orientieren, denn das vorher beschriebene Leitsystem basiert nicht auf der entwickelten App.

Die wichtigsten Funktionen der App sind unter anderem die Erstellung einer Einkaufsliste, die Routenführung und Produktsuche sowie die Ansicht des Lageplans mit der Anzeige des eigenen Standpunkts zur groben Orientierung.

Wir verstehen unsere Bachelorarbeit zunächst als eine Art Denkanstoß. Zurzeit fehlt sowohl bei Gestalterinnen und Gestaltern als auch bei Entscheidungsträgern das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Thematik. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Austausch mit anderen zu suchen, Feedback zu sammeln und Verbesserungen an unserem Konzept vorzunehmen.

In Zukunft soll daraus ein Leitfaden für die Gestaltung inklusiver Supermärkte entstehen, der dann als Grundlage für die Umsetzung dienen könnte.

Maria Scherlies (27) und Svenja Schulz (29) leben in Berlin.


Dazu zwei Bilder:

    • Eine Zeichnung zeigt die Anordnung der Regalbuchten. Sie sind mit Symbolen wie Brezel und Bonbon gekennzeichnet, die auch auf den Bodenleitstreifen zu sehen sind.
    • Eine Grafik zeigt drei Einkaufsregale von vorn. An einem prangt ein großes S für Süßwaren, an allen Schilder mit je einem Bonbon als Symbol.

Leserbriefe

Die "Braven" und die "Schwierigen"

Zu: "Anerkennung und Hilfe" verlängert Frist ("Sichtweisen" 04/21)

Es hat mich im vergangenen Jahr sehr gefreut, dass Sie sich in dem Beitrag "Wir sind Zeugen der Geschichte" ("Sichtweisen" Juli/August 2020) mit Missbrauch und Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe befasst haben und nun im April die Fristverlängerung der "Stiftung Anerkennung und Hilfe" vermeldet haben. Mich selbst beschäftigt dieses Thema seit langer Zeit, und ich will hier meine persönlichen Erfahrungen wiedergeben.

Ich war in der Zeit von 1961 bis 1966 in einer Blindenschule mit angeschlossenem Internat. Wir waren dort von Montag bis Samstag. Es gab für uns keinerlei Möglichkeit, mit unserer Familie in Kontakt zu treten. Im Internat herrschte ein strenges Klassensystem, das die "Braven" von den "Schwierigen" unterschied. Ich wurde in die Gruppe der "Braven" eingeteilt und hatte von daher nicht unter körperlicher Gewalt sowie kaum unter Mobbing zu leiden.

In der Gruppe der "Schwierigen" hingegen waren Schläge, Beschimpfungen, Zwang zum Essen usw. an der Tagesordnung. Es war für mich schon damals nur schwer zu ertragen, diese ungerechten Zustände mit ansehen und quasi hilflos ertragen zu müssen. Einerseits war es für mich als Kind zwischen sechs und elf Jahren gut, von solchen Übergriffen verschont zu sein. Andererseits hat es mir oft ein schlechtes Gewissen gemacht, als "Liebling" dazustehen und meinen Freunden nicht helfen zu können. Eltern oder andere Familienangehörige schieden als Ansprech- und Hilfspersonen nicht nur deshalb aus, weil sie nicht erreichbar waren, sondern auch, weil es gefährlich sein konnte, daheim über diese Zustände zu berichten. Ich habe dies einmal getan, worauf meine Eltern die Erzieher zur Rede stellten. Kaum waren die Eltern weg, bekam ich die Reaktionen auf mein aus Sicht der Erzieher unbotmäßiges Verhalten zu spüren.

Sie haben darauf verwiesen, dass Anträge auf Entschädigungen kaum von blinden Menschen gestellt werden. Eine ähnliche Erfahrung habe ich ebenfalls gemacht. Vor einiger Zeit kamen ja die Missbrauchsfälle in Einrichtungen der Kirchen zur Sprache. Ich dachte, dass jetzt die Chance gekommen sei, auch auf die Fälle von Gewalt in Internaten von Blindenschulen zu sprechen zu kommen. Ich fand es damals merkwürdig, dass dies auch in "unseren" Medien nicht geschah und habe mein Befremden darüber in einer Publikation des Blindenwesens geäußert.

Daraufhin erhielt ich eine einzige Reaktion, die mich sehr überrascht hat. Eine blinde Frau, die ebenfalls in einem Internat war, schrieb mir ungefähr in dem Sinne, es sei doch ganz normal gewesen, dass damals geschlagen wurde. Das hätten wir doch alle erlebt. Wenn ich Probleme damit hätte, würde sie gerne mit mir darüber reden. Ich hatte also ziemlich genau das Gegenteil von dem bewirkt, was ich wollte. Statt in die Öffentlichkeit zu gehen wurde die Erfahrung von Gewalt in den privaten Bereich verlagert, und das Opfer sah sich mir gegenüber als Helfer. Das war zwar sehr nett, jedoch gänzlich unangebracht.

Ich habe das Thema dann nicht weiterverfolgt. Ich wünsche der Beratungsstelle mehr Erfolg und freue mich, dass ich wohl doch nicht allein bin mit meinen Erfahrungen und der Überzeugung, dass hier sehr viel Unrecht geschehen ist.

Rainer Burgard
Orscholz  

"Unparteiische Kommunikation"

Zu: DBSV will Parteien digitale Kluft bewusst machen ("Sichtweisen" 04/21)

Auf den ersten Blick scheint es verständlich, die großen Parteien anzuschreiben und Parteien, die von vielen als undemokratisch empfunden werden, hier insbesondere die AfD, außen vor zu lassen. Im Zweifelsfall sind wir jedoch auf breite Unterstützung angewiesen. Wie soll eine relativ neue Partei mit vielen Strömungen "lernen", was für Menschen mit Behinderung wichtig ist? Wie können wir eine Partei, die unsere Forderungen ignoriert, rügen, wenn wir sie gar nicht ansprechen?

Ich fordere eine unparteiische Kommunikation unserer Anliegen. Umso bessere Argumente haben wir anschließend, wenn diese dann völlig ignoriert werden.

Glücklicherweise haben die großen Parteien inzwischen alle verstanden, dass unsere Forderungen für die ganze Gesellschaft wichtig sind. Ideologische Grabenkämpfe sind seltener geworden. Auf dieser sachlichen Ebene, meine ich, brauchen wir keine Angst zu haben, uns mit irgendjemandem politisch gemein zu machen, nur weil wir unsere Forderungen kommunizieren.

Johannes Sprich
Frankfurt/Main


Antwort von DBSV-Präsident Klaus Hahn: Die Selbstvertretung behinderter Menschen ist untrennbar mit einem demokratischen Gemeinwesen verbunden. Die AfD ist jedoch eine im Kern undemokratische Partei: Sie benutzt demokratische Prinzipien, damit sie Macht gewinnt. Diese Macht will sie erklärtermaßen nutzen, um die demokratische Verfassung außer Vollzug zu setzen. Es widerspricht den Grundsätzen und den Verbandszielen des DBSV, sich solche Kräfte nutzbar zu machen und sie damit zu stärken. Mit dieser in Teilen rechtsradikalen, antisemitischen und minderheitendiskriminierenden Partei dürfen wir keinen normalisierenden Umgang etablieren. Die AfD erklärt sich beispielsweise nicht eindeutig zum NS-Regime, in dem behinderte Menschen systematisch misshandelt und ermordet wurden. Der Verwaltungsrat des DBSV hat hier bereits im Juni 2018 die Positionierung des Deutschen Behindertenrats übernommen. Die seitherige Entwicklung (s. Parteitag im April 2021) hat uns keinen Anlass gegeben, diese Haltung zu ändern.

Begegnung am Wasser

An einem Tag im März, als es noch so richtig schneite und regnete und außerdem windig war, passierte es: eine Begegnung der unglaublichen Art. Ich, 60 Jahre alt und fast blind, ging mit meinem Langstock auf einem Bürgersteig entlang. So weit nichts Besonderes. Auf dem Gehweg war eine riesengroße Wasserlache. Ich war noch etwa 30 Meter davon entfernt.

Da kam auf einem Fahrrad eine junge Frau angefahren. Als sie ungefähr auf meiner Höhe war, hielt sie an und sagte in gebrochenem Deutsch: "Da hinten, eine Pfütze mit Wasser!" Ich sagte lächelnd "Danke!". Sie fuhr weiter. Sie hatte verhindern wollen, dass ich in die Wasserpfütze lief. Ich finde das aufmerksam und unheimlich nett! Eine Episode, die mir bestimmt noch für sehr lange im Gedächtnis bleiben wird!

Uli Schuflitz
Frankfurt/Oder  

Rätsel

In der folgenden Musiker-Anekdote verstecken sich  –  auch über Wortzwischenräume hinweg  –  diese zwölf Flüsse:

Aller, Drau, Eder, Ems, Inn, Mur, Po, Regen, Saale, Seine, Somme und Ter.

In welcher Reihenfolge kommen sie im Text vor?


Expertenrat

Auf Bitte reicher Freunde besuchte der beliebte Dirigent Hans von Bülow im Sommer 1886 in Nürnberg das Konzert eines jungen, aufsehenerregenden Komponisten. Als von Bülow nach Ende der Vorstellung draußen vorm Konzertsaal ernsthaft um seine Einschätzung des Nachwuchskünstlers gebeten wurde, meinte er murrend: "Sagen Sie dem emsigen jungen Mann, falls ihm wieder etwas einfallen sollte, möge auf keinen Fall er es mit der Feder auf Notenpapier festhalten."

Text und Scherenschnitt: Thomas Christian Dahme


Dazu ein Bild: Ein Scherenschnitt von Hans von Bülow im Profil: Er hat eine fliehende Stirn und einen Oberlippen- und Kinnbart.


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 21. Juni an den
DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an sichtweisen@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil (Informationen zur Datenverarbeitung gemäß Art.13 DSGVO unter www.dbsv.org/datenschutz.html).

Lösung des Mai-Rätsels

  1. Avocado
  2. Seehund
  3. Paprika
  4. Musical
  5. Hamster
  6. Vertrag
  7. Pegasus
  8. Nirwana
  9. Parodie
  10. Vorlage
  11. Mufflon

Gesuchte Schriftstellerin: Christa Wolf


Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an
sichtweisen@dbsv.org

oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr. 19, 10179 Berlin

Panorama:

Forschung

Projekt "I See" entwickelt neuartige Implantate

Blinden Menschen wieder Seheindrücke ermöglichen: Diese Vision hat einer Mitteilung der Universität Bremen zufolge das internationale Projekt "I See". Ihm gehören auch die Neurowissenschaftler Dr. Udo Ernst und Dr. David Rotermund vom Institut für Theoretische Physik der Universität Bremen an. Neben ihnen sind auch Forscherinnen und Forscher aus Bochum, der Schweiz und Kanada an "I See" beteiligt.

Der Ansatz: Eine Miniaturkamera sammelt visuelle Informationen und übersetzt sie in Signalmuster, die dann an Implantate im Gehirn übertragen werden. "Die Implantate sollen direkt die Hirnareale ansteuern, die für die Verarbeitung visueller Informationen zuständig sind", erläutert Dr. Udo Ernst.

Und David Rotermund ergänzt: "Alle bisherigen Ansätze zur Konstruktion einer kortikalen Sehprothese erzeugen mit elektrischen Pulsen meistens nur rundliche und grelle Lichtpunkte als Seheindruck. Wir möchten nun zwei neuartige Ansätze kombinieren, um mit weniger Elektroden und geringeren Strömen viel stärker strukturierte Wahrnehmungen hervorzurufen." Das Projekt wird von der Europäischen Kommission gefördert.

Ausstellungen

"Farbrausch" in Schloss Gottorf

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte präsentiert vom 25. April bis zum 17. Oktober in der Reithalle von Schloss Gottorf in Schleswig die Ausstellung "Farbrausch. Christopher Lehmpfuhl".

Die Ausstellung zeigt das "Best of" aus 25 Schaffensjahren Lehmpfuhls. Seine Kunst wird nicht nur mit dem Sehsinn, sondern vor allem über den Tastsinn erfahrbar gemacht. Ausgestellt werden etwa 140 Werke, darunter viele großformatige und mehrteilige Gemälde, Aquarelle, Druckgrafiken und drei "Litfaßsäulen-Bilder" mit 360-Grad-Malerei. Lehmpfuhls Malen mit den Händen und sein großzügiger Farbauftrag lassen Werke entstehen, die fast dreidimensional sind. Er selbst bezeichnet sich als malender Bildhauer.

Das Landesmuseum bietet mit "Farbrausch" erstmals eine Ausstellung auch für blinde und sehbehinderte Menschen an. Mit einer Gruppe von ihnen als Expertinnen und Experten wurden inklusive Angebote in und um die Ausstellung entwickelt. Es gibt Tastmodelle zu zwei Ölgemälden, ein Bodenleitsystem, eine Audioführung, ein Begleitheft in Großschrift und Braille, einen mobilen taktilen Lageplan sowie Führungen und einen Workshop mit einer blinden Künstlerin.

Der 1972 in Berlin geborene Christopher Lehmpfuhl studierte Malerei an der Berliner Hochschule der Künste. Schon früh wandte er sich der Freilichtmalerei zu und widmet sich seither insbesondere Natur- und Stadtlandschaften in aller Welt.

Ausstellung "Farbrausch" noch bis 17. Oktober
Schloss Gottorf
Schlossinsel 1, Schleswig
www.landesmuseen.sh


Die Museumsinsel Schloss Gottorf ist geöffnet. Es ist unter Umständen erforderlich, vor dem Besuch ein Ticket mit Zeitfenster zu reservieren.


Dazu zwei Bilder:

    • Ein Blick in die Ausstellung zeigt links eine Litfaßsäule mit dem Panoramabild "Unter den Linden".
    • Unten eine Reihe kleinerer tastbarer Bilder; eines davon mit "Tastbare Perspektive" untertitelt.

Spielerische Reise durchs Neanderthal-Museum

Für das Neanderthal-Museum in Mettmann bei Düsseldorf gibt es jetzt eine inklusive Game-App. Mithilfe dieser App namens "Neanderthal: Memories" werden blinde und sehbehinderte Menschen spielerisch durch das Museum navigiert und auf Entdeckungsreise geschickt.

Heldin des Spiels ist die Eiszeitjägerin Nami, deren Geist im Neanderthal-Museum unruhig umherzieht. Sie will mit ihrer Vergangenheit abschließen. Die Hörerinnen und Hörer werden eingeladen, über ihr Gehör und ihren Tastsinn die Gegenstände zu erkunden, die Nami schmerzlich an ihre Vergangenheit erinnern. Dabei erfahren sie auch Spannendes über Archäologie, die Steinzeit und die Evolution.

Die Steuerung funktioniert barrierefrei über einfache Wischgesten und ist nicht nur für seheingeschränkte Jugendliche und Erwachsene geeignet. Das Neanderthal-Museum ist mit einer inklusiven Infrastruktur versehen, mit Bodenleitsystem, tastbaren Beschriftungen und vielen Objekten zum Berühren.

Entwickelt wurde das Spiel "Neanderthal: Memories" vom Forschungsprojekt "NMsee", bei dem der Blinden- und Sehbehindertenverein Nordrhein und das Neanderthal-Museum zusammengearbeitet haben.

Die inklusive Game-App "Neanderthal: Memories" kann über die üblichen Stores kostenlos auf Android-Geräte und iPhones heruntergeladen werden. Ein Trailer zum Spiel findet sich auf YouTube.


Dazu ein Bild: Blick ins Neanderthal-Museum: Eine Frau steht an einer Mauer, die eine lange Treppe begrenzt. Sie ertastet eine haptische Informationstafel.

Barrierefreiheit

Barrierefrei Aufzug fahren

Um blinden und sehbehinderten Menschen das Aufzug-Fahren zu erleichtern, haben zwei Aufzugfirmen verschiedene Lösungen auf den Weg gebracht.


Die Firma Schindler hat ein haptisches Touch-Panel entwickelt, ein Bedienfeld, das sich den Nutzerinnen und Nutzern anpasst. Das Panel soll erkennen können, wenn sich jemand nicht darauf orientieren kann  –  es werden dann Tastenbegrenzungen fühlbar, und die Tasten können erfühlt werden. Auch akustisch und mit Vibration wird mitgeteilt, um welche Taste es sich handelt. Auch Markierungen in Brailleschrift sind vorhanden. Das Bedienfeld soll zudem blendfrei sein.

Das "Haptic Touch Panel" erreichte im vergangenen Jahr beim Wettbewerb "Canne blanche" des Schweizer Zentralvereins für das Blindenwesen den zweiten Platz. Bei dem Wettbewerb werden neuartige Projekte zugunsten von blinden, sehbehinderten und taubblinden Menschen in der Schweiz ausgezeichnet. Auf Platz eins gelangte eine App für barrierefreies Bahnfahren in der Schweiz.

Auch die Aufzugfirma Kone möchte die Nutzung ihrer Aufzüge blinden und sehbehinderten Menschen erleichtern. Sie kann ihre Aufzüge mit der Orientierungs-App BlindSquare vernetzen, die viele seheingeschränkte Menschen nutzen. Das Nachrüsten bestehender Kone-Aufzüge sei möglich, teilt die Firma mit. Die Aufzüge der neuesten Generation seien bereits serienmäßig so ausgerüstet, dass sie mit BlindSquare genutzt werden können.

Die Sprachfunktion von BlindSquare führt Menschen zum gesuchten Aufzug und ins gewünschte Stockwerk. Die Anwendung von Kone und BlindSquare kam erstmals bei einem Aufzug im Berufsförderungswerk Würzburg zum Einsatz.


Dazu ein Bild: Eine junge Frau hat einen Aufzug verlassen und wendet sich nach rechts. Sie hat ein Smartphone in der einen, einen Langstock in der anderen Hand.

Sport

Talent-Tage für Kinder und Jugendliche

Nach dem schwierigen vergangenen Jahr möchte die Deutsche Behindertensportjugend mit den Landes- und Fachverbänden im Deutschen Behindertensportverband (DBS) nun wieder sportbegeisterten Kindern und Jugendlichen mit Behinderung verschiedene Para-Sportarten näherbringen. 31 Talent-Tage an 25 verschiedenen Standorten bundesweit sollen dazu beitragen. Bei diesen Schnuppertagen geht es vor allem darum, verschiedene Sportarten auszuprobieren und Spaß daran zu finden. Ziel ist es, möglichst vielen jungen Menschen einen Einstieg in den Behindertensport anzubieten.

Organisiert werden die Talent-Tage von den jeweiligen DBS-Landes- und Fachverbänden, oft in Kooperation mit ortsansässigen Vereinen. Die Angebote richten sich vor allem an diejenigen, die bisher keinen Kontakt zum organisierten Sport hatten. Wenn Talent-Tage coronabedingt abgesagt werden müssen, sollen neue Termine später im Jahr gefunden werden.

Mehr Infos unter www.dbs-npc.de/talenttage.html

Tokio 2021: Deutsche Teams werden geimpft

Die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio sollen rechtzeitig ein Impfangebot gegen Covid-19 erhalten. Diese Nachricht gab Bundesinnen- und Sportminister Horst Seehofer Mitte April bekannt.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hatten in den Wochen davor für eine solche Lösung geworben. Zu den Paralympics werden voraussichtlich 300 Personen aus Deutschland als "Team D Paralympics" nach Tokio reisen. Zuvor wird ein etwa 800 Personen umfassendes Team zu den Olympischen Spielen reisen. Die Olympischen Spiele starten am 23. Juli 2021 und enden am 8. August. Die Paralympischen Spiele dauern vom 24. August bis zum 5. September.

Die Entscheidung, den Athletinnen und Athleten sowie Betreuerinnen und Betreuern ein Impfangebot zu machen  –  auch wenn sie möglicherweise der Priorisierung gemäß noch nicht dran wären  –  begrüßten die Präsidenten des DOSB, Alfons Hörmann, und des DSB, Friedhelm Julius Beucher. "Für uns ist die Entscheidung des "Corona-Kabinetts' der Bundesregierung wichtig und richtig hinsichtlich unseres Bestrebens, die Athletinnen und Athleten verantwortbar nach Tokio zu entsenden", erklärte Beucher. Bei Redaktionsschluss bestand noch die Einteilung in Impfpriorisierungsgruppen.


Dazu ein Bild: Eine junge Frau mit Mund-Nasen-Schutz und Einmal-Handschuhen hält eine Spritze senkrecht nach oben.



AURA-Hotels  –  Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel. Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • Aura-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • Aura-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • Aura-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • Aura-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • Aura-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

Mit Geduld und Beharrlichkeit

Würde man all die technischen Hilfsmittel aufzählen, die Volker König im Laufe seines Lebens für blinde und sehbehinderte Menschen oder solche mit einer anderen Behinderung entwickelt hat, wären rasch viele Seiten gefüllt. Der frühere Ingenieur tüftelt gern Dinge aus, die für mehr Barrierefreiheit sorgen, vor allem im Verkehr und im öffentlichen Raum generell. Sein Wohnort Wedel profitiert von seinen Ideen.

Von Volker König  


In Wedel, der Stadt, in der ich lebe, haben wir dafür gesorgt, dass kleine kontrastreiche Straßennamensschilder mit fühlbarer Schrift auf 1,40 Meter Höhe an den Masten der üblichen Straßenschilder angebracht wurden. So sind sie für Menschen mit Seheinschränkung les- und fühlbar, und auch Rollstuhlfahrer müssen nicht den Kopf verrenken, um einen Straßennamen lesen zu können. Hier gibt es inzwischen 375 Schilder dieser Art.

Auf die Idee dazu kam ich durch einen sehbehinderten Freund, der mir berichtete, dass er am Mast von Schildern hochklettern musste, um sie zu lesen und sich zu orientieren. Sicherlich gibt es heute GPS-gestützte Orientierungssysteme in Smartphones. Doch nicht alle Menschen nutzen diese Technik.

Die kleinen Zusatzschilder in Sichthöhe sind auch ein für alle sichtbarer Beitrag zur Barrierefreiheit und rufen das Thema ins Bewusstsein. Es hat mich selbst überrascht, dass inzwischen 28 Städte und Gemeinden in Deutschland Interesse an den Zusatzschildern bekundet haben.

Ich sehe mein Engagement nicht nur auf den Verkehrsraum beschränkt. Für mich steht das Thema Nutzung des öffentlichen Raumes für alle im Vordergrund. Dazu gehören auch Gebäude wie Schulen, Restaurants, Arztpraxen oder auch Wanderwege. Ich bin ein relativ kreativer Mensch, der frühzeitig gelernt hat, strategisch zu denken. Da ich nach meiner Erblindung in meinem Beruf als Entwicklungsingenieur in der Industrie keine Chancen mehr sah, habe ich meine Fähigkeiten eingesetzt, um das Thema Barrierefreiheit voranzubringen. Ich nahm an wissenschaftlichen Forschungsvorhaben teil und habe selbst welche initiiert.

Natürlich gab es Rückschläge. Doch wenn man ein Ziel hat, findet man Wege aus einer Sackgasse heraus. Wenn man bedenkt, dass bis 1981 das Thema Barrierefreiheit für behinderte Menschen in unserer Gesellschaft gewissermaßen ein Fremdwort war, können wir mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Projekt doch nur gewinnen.


Pionierarbeit für Rippen und Noppen

Ein weiteres Beispiel meines Schaffens ist die Entwicklung der Blindenleitstreifen, heute Bodenindikatoren, in Deutschland. Mit dem Neubau des Wedeler S-Bahnhofs war es mir 1984 gelungen, die Bundesbahn, den privaten Investor und die Bauverwaltung der Stadt davon zu überzeugen, zunächst in der Wandelhalle des Bahnhofs und auf dem Vorplatz einen Streifen aus Kopfsteinpflaster als Leitelement zu verlegen. Diese Streifen erwiesen sich als nicht barrierefrei für andere Verkehrsteilnehmer, doch aus diesen Anfängen begann die weitere systematische Entwicklung der heutigen Rippen und Noppen. All dies hat Jahre gedauert, bis endlich im Mai 2000 die erste Ausgabe der DIN 32.984 veröffentlicht werden konnte.

Weniger arbeitsintensiv und doch innovativ war die Gestaltung von etwa A4 großen Fassadenbildern in Bronze, die im Eingangsbereich von 18 historischen Wedeler Gebäuden in Sichthöhe installiert wurden. Mit ihnen kann man sich tastend eine Vorstellung vom Baustil des Gebäudes machen. Solche Projekte stellen für mich Herausforderungen dar, die es mit vielen Helfern und geringem Kostenaufwand zu meistern gilt.

Meine Mutter hat mich schon früh an den Gebrauch von Knetgummi als Gestaltungselement herangeführt. Später habe ich viel mit Holz gebastelt. Diese Materialien blieben mir auch nach meiner Erblindung wichtige Hilfen, um meine Ideen sehenden Helfern zu erläutern  –  sei es durch Holzmodelle oder Pläne mit taktilen Linien aus Knetgummi. Auch der Grundriss unseres Hauses ist so entstanden und vom Architekten umgesetzt worden.

Es fällt mir relativ leicht, mich bei Bauvorhaben im öffentlichen Bereich in die Planvorlagen hineinzudenken und auf mögliche Barrieren hinzuweisen. Auch meine Kinder und Enkelkinder haben davon profitiert, indem ich Holzspielzeuge für sie gebaut habe.

Nach meiner Erblindung war es lange Zeit ungewiss, ob ich jemals wieder würde arbeiten können. Als blinder Diabetiker war ich damals, 1968, auf sehende Helfer angewiesen, was für mich die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit allein in einer fremden Stadt erschwerte. Der Berufsberater beim Arbeitsamt erklärte mir unumwunden, dass sich Fälle wie meiner durch "langes Liegen" erledigen.


"Kollegen kannten mich nicht mehr"

Glücklicherweise konnte ich zunächst weiterhin als technischer Protokollführer bei der AEG Marinetechnik arbeiten. Betroffen hat mich gemacht, dass Kollegen aus meiner sehenden Zeit, mit denen ich früher Fußball gespielt hatte, mich plötzlich nicht mehr kannten oder in meiner Gegenwart gehemmt waren.

Während ich an der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg 1969/1970 eine Umschulung machte, lernte ich sozial engagierte sehende und blinde Menschen kennen, und es erwuchsen Freundschaften, die mir später nützlich waren. So habe ich dank dieser Kontakte viele technische Hilfen für Kinder in einem Spezialkrankenhaus durch Studenten an Fachhochschulen entwickeln lassen.

Während meiner Arbeit bei der AEG Marinetechnik führte ich Studien zu Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln durch und war an der Entwicklung eines Sprachcomputers als Anzeige für automatische Kegelbahnanlagen beteiligt. Wir entwickelten auch einen doppelsitzigen Kinderkarren für ältere, mehrfach behinderte Kinder. Die meisten Hilfsmittel konnten kostenlos an Betroffene und Einrichtungen des Behindertenwesens abgegeben werden. Es gelang mir, die Materialkosten bei privaten Sponsoren einzuwerben.

In dieser Zeit begann ich auch, mit einer Hauptschulklasse einen Reliefstadtplan für Wedel zu gestalten und in einer kleinen Auflage zu produzieren. Mehr als hundert Hilfsmittelprojekte wurden inzwischen mit Schulklassen und Jugendgruppen realisiert: Reliefbilderbücher, Tastpläne und Modelle von Gebäuden, Wandreliefkarten und Hörkassetten. Schon bei unserem ersten Reliefplanprojekt hatten meine Frau und ich festgestellt, dass Schüler sich über einen längeren Zeitraum mit einem sozialen Projekt befassen müssen, um es zu verinnerlichen. Der Vortrag eines blinden Menschen allein reicht nicht aus. Die Projektarbeit trägt entscheidend dazu bei, bei den gut sehenden Jugendlichen Hemmungen im Umgang mit behinderten Menschen abzubauen und das Verständnis für soziale Aufgaben zu wecken. Ein Kommunalpolitiker, der als Schüler an einem Projekt von mir beteiligt war, sagte mir einmal, sein soziales Engagement sei auf mich zurückzuführen. Er nannte es den "Königseffekt".

Für meine Entwicklungen habe ich viele Preise erhalten. Doch ich habe diese Arbeit nicht begonnen, um dafür Auszeichnungen zu sammeln. Preisgelder habe ich wieder in soziale Projekte investiert. Letztlich geht es darum, die Lebenssituation behinderter Menschen zu verbessern. Dennoch hat es mich ein wenig stolz gemacht, als ein Student einer Berufsakademie für Sozialwesen im Anschluss an einen Vortrag von mir sagte: "Was für eine Lebensleistung."


Wunsch nach vollständiger Barrierefreiheit des ÖPNV

Meine Frau ist meine wichtigste Beraterin und Kritikerin. Da ich über viele Jahre bundesweit Vorträge zum Thema barrierefreier Verkehrsraum gehalten habe, assistierte sie mir bei der Präsentation von Fotos, die sie in der Regel auch gemacht hatte. Bei den Schülerprojekten wirkt sie als Moderatorin und hilft am Anfang, die Zurückhaltung der Schüler zu überwinden. Auch wenn es darum geht, knifflige Dinge auszuführen, die Sehen erfordern, steht sie mir zur Seite.

Ich wünsche mir, dass die Corona-Pandemie bald überwunden wird und man wieder am kulturellen Leben der Gesellschaft teilhaben kann. Für den Verkehr hoffe ich, dass bald die vollständige Barrierefreiheit des ÖPNV erreicht wird, und dass blinde und sehbehinderte Menschen durch die fortschreitende Digitalisierung nicht irgendwann von der Informationsflut abgehängt werden.

Volker König (76) lebt in Wedel.


Dazu ein Bild: Volker König steht vor dem Mast eines Straßenschildes und betastet das auf 1,40 Meter Höhe angebrachte kleine Relief-Straßenschild. König ist von großer Statur, trägt eine dunkel getönte Brille und einen dunklen Parka.

Service:

Tippen auf dem Mäuseklavier

Für blinde und sehbehinderte Smartphone-Nutzerinnen und Nutzer ist es schwierig, die Tastatur auf dem Touch-Bildschirm zu bedienen. Die Tastatur help2type verspricht, die Eingabe auf dem Smartphone zu erleichtern. Sie wird über Bluetooth mit dem Handy verbunden. Unser Autor hat das Produkt eines Schweizer Herstellers ausprobiert.

Von Matthias Klaus  


Blind oder stark sehbehindert auf einem Smartphone zu tippen, ist schon eine schwierige Sache. An dieser Stelle mögen viele fragen: Ja, geht das denn überhaupt? Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer wissen natürlich, dass es geht, doch so viel man auch trainiert: Wirklich schnell wird man nicht.

Menschen, die es nicht sehen, müssen erst einmal die Buchstaben auf dem Touch-Bildschirm suchen. Sie dürfen nicht verrutschen und auch nichts versehentlich auslösen. Sonst hat man schnell einmal eine Nachricht abgeschickt, die man später bereut.

Es gibt zwar akustisches Feedback sowohl von Android- als auch von iOS-Geräten, aber die Sache ist sehr friemelig und in jedem Fall langsamer als bei sehenden Eintippern. Doch was kann man tun?

Wer einen eingeschränkten Visus hat oder eine motorische Behinderung, greift dann aus Verzweiflung zur Diktierfunktion, und die schreibt gerne einmal Unfug.

Sprachnachrichten sind auch eine Möglichkeit, anderen etwas mitzuteilen, doch in der Öffentlichkeit vielleicht störend oder zu privat. Und selbst, wer das Schreiben von SMS oder Ähnlichem gemeinhin vermeidet, muss spätestens beim Einloggen eine Möglichkeit finden, die Tastatur zu bedienen.

Eine Schweizer Firma möchte jetzt Abhilfe schaffen und hat eine Tastatur entwickelt, die diese Probleme lösen soll. Help2type heißt das gute Stück. Es wird mit einem Magneten an der Rückseite des Smartphones befestigt und lässt sich bei Bedarf auf den Bildschirm klappen. Dann hat man im unteren Bereich des Touchscreens eine kleine Tastatur vor sich. Wer schon einmal ein Blackberry in der Hand hatte, weiß, wie sie in etwa aussieht. Die Tastatur hat vier Reihen mit bis zu zehn Tasten. Das reicht für das Alphabet, Punkt, Komma, Leertaste, Enter-Taste und Löschen.

Um die übrigen Zeichen zu erzeugen  –  Zahlen, Sonderzeichen und auch Umlaute  –  muss man eine der beiden Umschalttasten drücken. Wie bei vielen anderen Bluetooth-Tastaturen heißen sie Funktion und Command. Umlaute schreibt man mit den umgeschalteten Tasten für A, O und U. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber am Ende leicht zu merken.

Es gibt auch Tastenkombinationen für Cursorbewegungen oder für einen Klick auf die Home-Taste, die ja durch die Tastatur verdeckt ist.

Die Tastatur ist 5,5 Zentimeter breit und 6,6 Zentimeter lang. Das ist so klein, dass help2type genau auf das untere Drittel eines nicht zu großen iPhones, etwa eines iPhones 8, passt. Im Gegensatz zu faltbaren Bluetooth-Tastaturen, die es ja schon länger gibt, ist das ziemlich handlich.

Doch darin liegt auch ein Nachteil. Die Tasten sind sehr klein und schmal und liegen auch noch sehr eng nebeneinander. Es gibt zwar auf F und J Orientierungspunkte, die sind aber schwer zu fühlen.

Positiv ist allerdings das Druckgefühl. Die Tasten haben einen deutlichen Druckpunkt und sind genau so schwergängig, dass man sie nicht aus Versehen antippt. Die Bluetooth-Verbindung im Standard 4.0 funktioniert quasi geräuschlos.

Ebenfalls positiv zu erwähnen: Der Akku wird mit einem USB-C-Kabel aufgeladen. Das hat den Vorteil, dass man den Stecker nicht falsch herum hineinstecken kann. Eine Ladung soll bis zu sechs Wochen halten. Das konnte ich bislang allerdings nicht testen.

Jetzt kommt aber der wirklich entscheidende Nachteil: Help2type ist teuer: 210 Euro soll die Tastatur kosten. In der Schweiz kann man sie sich von der Invalidenversicherung bezahlen lassen, in Deutschland werden die Kosten bislang nicht übernommen, auch wenn es schon einzelne Nutzerinnen und Nutzer versucht haben. Wen der Preis nicht abschreckt, der bekommt ein sehr robustes kleines Zubehörteil, das einen technisch hochwertigen Eindruck macht.

Mir persönlich ist die Tastatur zu klein, ich fühle mich einfach nicht wohl mit dem "Mäuseklavier". Ich bin sicherlich kein Schnellschreiber, aber ich fand es auch mit dieser Tastatur ein wenig mühsam. Wahrscheinlich macht man jedoch weniger Fehler.

Ein alternativer Tipp: Wer die Brailleschrift beherrscht, ist mit der Braille-Eingabe, die es beim iPhone ja schon länger gibt und die inzwischen auch auf Android-Handys verfügbar ist, mindestens genauso gut bedient. Übrigens in beiden Fällen ohne Aufpreis.

Matthias Klaus ist Redakteur bei der Deutschen Welle und lebt in Bonn.


Dazu ein Bild: Die Tastatur help2type steckt unten auf einem Smartphone. Sie ist schwarz, hat erhöhte Tasten mit weißen Buchstaben, Zahlen und Symbolen.

Medien:

Bücher

Am Schattenufer

Ein Buchtipp von Denise Lekoui, BIT-Zentrum


Die Bundesrepublik in den Siebzigerjahren: John Dalzell und Teresa Cassidy haben Nordirland für ein Auslandssemester den Rücken gekehrt. Fernab ihres von Gewalt gebeutelten Herkunftslandes genießen sie das unbeschwerte Studentenleben in der friedlichen Idylle des Steigerwalds. Und so kann sich eine Liebe zwischen den beiden entfalten, wie sie zu Hause in Mitchelstown unmöglich gewesen wäre, denn John ist Protestant und Teresa Katholikin.

Während John in seiner Abschlussarbeit versucht, der Verblendung auf den Grund zu gehen, die im November 1938 zur Reichspogromnacht führte, werden er und Teresa von den Folgen des erneut aufflammenden Hasses in der Heimat eingeholt. Mit grausamer Unausweichlichkeit bricht der nordirische Konflikt in ihr gemeinsames Leben ein.

Ein spannender, berührender, aber auch humorvoller Roman, der unter die Haut geht.

Killen McNeill: Am Schattenufer. Eine irische Liebe in Deutschland
DAISY-CD (ca.10 Stunden)
Preis: 29 Euro
Sprecher: Peter Unglert


Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 0 89 / 5 59 88  –  136 oder -144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org


Dazu ein Bild: Das Cover von "Am Schattenufer" zeigt steile dunkle Klippen an einem Meeresufer unter einem bedeckten Himmel.

Die Rezepte meines Vaters

Ein Buchtipp von Claudia Gosen, Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien


Julien sitzt am Sterbebett seines Vaters Henri, seit ein paar Wochen schon  –  jeden Tag. Seine Gedanken kreisen um seine Kindheit und die Zeit mit seinem Vater, den er sehr bewundert hat. Henri war ein begnadeter Koch und hat Julien schon früh erlaubt, ihm zur Hand zu gehen.

Julien hätte alles dafür gegeben, dieses geheimnisvolle Notizbuch zu bekommen, das seine Mutter Hélène seinem Vater einst geschenkt hat. Anfangs hatte Henri seiner Frau seine einzigartigen Rezepte noch diktiert, aber immer häufiger gab es beim Diktieren Streit, bis Henri schließlich allein in sein Notizbuch schrieb und es nach einem Wutausbruch komplett verschwinden ließ.

Von da an ist Julien auf der Suche nach diesem in Leder gebundenen Notizbuch mit all den wunderbaren und wertvollen Rezepten und Küchentricks seines Vaters. Ob er es finden wird und was ihm auf der Suche begegnet, erzählt dieses Buch über eine spezielle Vater-Sohn-Beziehung und jede Menge kulinarische Freuden.

Der Autor Jacky Durand lebt in Frankreich und ist Journalist, Buchautor und Gastrokritiker. In seinen Kolumnen stellt er wöchentlich populäre Rezepte der französischen Küche vor. "Die Rezepte meines Vaters" ist sein erster Roman.

Jacky Durand: Die Rezepte meines Vaters
DAISY-CD (ca.6 Stunden)
Sprecher: Manfred Spitzer


Dazu ein Bild: Das Cover von "Die Rezepte meines Vaters": Vor einem Marktstand mit Obst  –  vorne viele Äpfel  –  steht ein etwa siebenjähriger Junge in Hemd, Weste und kurzer Hose. In einer Hand hält er eine Milchkanne hinterm Rücken, mit der anderen steckt er sich etwas in den Mund.

Fleishman steckt in Schwierigkeiten

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Gerade entdeckt Toby Fleishman mit 40 Jahren ein aufregendes neues Leben als heiß begehrter Single, als seine Exfrau Rachel mitten in der Nacht die gemeinsamen Kinder bei ihm ablädt und verschwindet. Solly und Hannah haben Terminkalender wie Topmanager, im Job häufen sich die Probleme  –  und bei den Frauen, die er über Dating-Apps trifft, findet er statt Trost und Nähe nur unverbindlichen Sex. Und Rachel meldet sich einfach nicht. Weil sie die Karriere über ihre Kinder stellt. Weil ihr der Lebensstil an der Upper East Side immer schon wichtiger war als die Familie. Zumindest ist das die Geschichte, die Toby sich erzählt. Mit dem Buch über die zwei Seiten einer New Yorker Scheidung ist der Autorin ein fulminantes Debüt gelungen, das in der Schilderung der neurotischen Akteure stark an John Updike oder Philip Roth erinnert.

Taffy Brodesser-Akner: Fleishman steckt in Schwierigkeiten
DAISY-Hörbuch (ca.14 Stunden)
Sprecher: Dietmar Horcicka



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Streulicht

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


Die Ich-Erzählerin in Deniz Ohdes Debütroman "Streulicht" kommt an ihren Heimatort zurück, weil ihre Freunde heiraten. Die Stadt grenzt an einen Industriepark, der den Nachthimmel mit orangeweißem Streulicht erfüllt und die Luft mit feiner Säure schwängert. Die junge Frau erinnert sich an ihre Kindheit, an ihre Mutter, eine Türkin, die nach Deutschland kam, und ihren Vater, der über 40 Jahre als Lackierer arbeitete. Sie versucht zu verstehen, warum sie frühzeitig von der Schule ging und nicht wie andere Kinder auf das Gymnasium kam. Ihre Abschlüsse hat sie auf dem zweiten Bildungsweg nachholen müssen, so konnte sie doch noch studieren.

Die Autorin beschreibt poetisch und detailreich die Lebensumstände ihrer Ich-Erzählerin und deren ambivalente Beziehungen zu Mutter, Vater und Großvater. Ihre Verletzungen, Scham, Abwertung und Verunsicherungen  –  das alles hängt mit ihrer Familie zusammen, vor allem aber mit ihrer Diskriminierung in der Schule.

Ein Roman, der sich mit sozialer Herkunft und den Ungleichheiten des deutschen Bildungssystems beschäftigt.

Deniz Ohde: Streulicht
DAISY-CD (9:39 Stunden)
Sprecherin: Steffi Böttger
Tel.: 03 41 / 71 13  –  116 bzw. -118
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de


Dazu ein Bild: Das Cover von "Streulicht": eine Schnellstraße im Vordergrund, dahinter Fabrikgebäude und Schornsteine, darüber Himmel, der die oberen zwei Drittel des Umschlags einnimmt.

Anzeigen:

Hinweis:

Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.

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    Der beliebte 12M jetzt mit WiFi-Funktion! Das sprachgeführte DAISY-Wiedergabegerät eignet sich zum Abspielen von Audio- und DAISY-Dateien auf CD, SD-Karte und USB-Stick. Die einfache Handhabung und deutliche Sprachausgabe machen den Victor Reader Stratus 12M WiFi zum idealen Begleiter für ältere, sehbehinderte oder blinde Menschen.
    Neu ist die Möglichkeit, das Gerät in ein WLAN-Netzwerk einzubinden und so auf verfügbare DAISY-Online-Bibliotheksdienste zuzugreifen. Heruntergeladene Bücher können auch auf SD-Karte gespeichert werden.
    Der Stratus 12M WiFi unterstützt alle DAISY-Funktionen, wie z.B. das Bewegen innerhalb von Ebenen oder Kapiteln sowie dem Setzen von Lesezeichen. Eine Resume-Funktion ermöglicht die Wiedergabe einer CD bei erneutem Einlegen an der zuletzt gehörten Stelle. Interessant ist zudem die sogenannte "Einschlaf-Funktion", bei der sich das Gerät nach einer festgelegten Zeit selbstständig ausschaltet.
    • Abmessung mit Griff 22 * 22 * 5 cm
    • Gewicht 950 g

Bestell-Nr.: M465W  –  Preis: 479 Euro

  • Ebenfalls mit WiFi-Funktion erhältlich: Victor Reader Stream New Generation
    Kleines leichtes Abspielgerät für DAISY- und MP3-Dateien sowie E-Books. Durch den WLAN-Zugang haben Sie die Möglichkeit, Hörbücher verschiedener Hörbibliotheken sowie Podcasts herunterzuladen, Internetradio zu genießen und Artikel in Wikipedia zu recherchieren. Auch als Diktiergerät verwendbar.
    • Größe 11,4 cm *  6,2 cm *  1,8 cm
    • Gewicht: 110 Gramm inklusive Akkus

Bestell-Nr.: M458  –  Preis: 399 Euro


Gerne senden wir Ihnen unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD.

Besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 /8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de


Telefonische Beratung und Bestellannahme:
Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr
Freitag von 9 bis 16 Uhr

Bestellungen im Internet:
www.lhz-dresden.de

DBSV: Kleine Spende, große Geschichte

Helfen Sie mit, blinden und sehbehinderten Kindern die wunderbare Welt der Bücher zu eröffnen  –  mit unseren Tastbüchern!

Jetzt spenden, damit aus einer kleinen Spende eine große Geschichte wird!

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft
BIC: BFSW DE 33 BER
IBAN: DE55 1002 0500 0003 2733 05
www.tastbuecher.de


Anzeigenbeschreibung: Zwei Kinderhände tasten über die Brailleschrift auf einem Tastbuch von Dornröschen.

BFW Würzburg

eLearning  –  ganz individuell


Irma Smailovic (25) arbeitet in der Grundrehabilitation nach einem individuellen Förderplan.
www.bfwonline.de


Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Fon: 0 931 / 90 01-0
E-Mail: info@bfw-wuerzburg.de
www.bfw-wuerzburg.de


Bildbeschreibung: Eine junge Frau mit längeren dunklen Haaren sitzt an einem Schreibtisch mit Monitor und Tastatur darauf.

Berufsbildungswerk Stuttgart / Nikolauspflege

Fit für den Beruf trotz Corona


Für Menschen mit Sehbehinderung oder psychischer Beeinträchtigung

Ob Ausbildung, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder berufliche Neuorientierung  –  wir schauen optimistisch auf das neue Ausbildungsjahr 2021 und bieten attraktive Ausbildungs- und Umschulungsplätze an.

Interessiert? Wir beraten Sie gerne telefonisch.

Tel.: 07 11 / 65 64 128
E-Mail: regina.decker@nikolauspflege.de
www.bbw-stuttgart.de

Papenmeier

Auch im Homeoffice optimal ausgestattet mit elektronischen Hilfsmitteln von Papenmeier made in Germany
kostenfreie Hotline: 0 23 04 / 946 118


F.H. Papenmeier GmbH & Co.KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: 0 23 04 / 946-0
E-Mail: info.reha@papenmeier.de
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de


Bildbeschreibung: Ein Schreibtisch mit Tastatur und Braillezeile, darüber zwei Hände.




Rückseite

19. Deutscher Hörfilmpreis
16. Juni 2021
Im Live-Stream: www.deutscher-hoerfilmpreis.de


Der DBSV verleiht seit 2002 den Deutschen Hörfilmpreis. Ausgezeichnet werden herausragende Produktionen mit Audiodeskription und Projekte, die das Hörfilmangebot verbessern.


Wir danken allen Förderern und Sponsoren:

  • Aktion Mensch
  • Pfizer
  • NOVARTIS
  • Blindenstiftung Deutschland