Sichtweisen Ausgabe 06/2020

"Sichtweisen" – Heft 06/2020

Sichtweisen 06/2020

Inhalt

Impressum

Editorial

Stellenanzeige DBSV

Werbeanzeigen:

anders-sehn

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

SynPhon

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Vanda Pharmaceuticals

RTB

Papenmeier

Commerzbank

OrCam MyEye 2

Im Gespräch:

Allianzen und Anhörungen

DBSV-Nachrichten:

Beraten und beschlossen

"Mit Leidenschaft und Herzblut"

Meldungen

Corona-Ratgeber des DBSV

Dokumentation der Inklusionstage 2019

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Dank an Unterstützer des DBSV

Thema: Sehstörungen

Großes Spektrum an Sehproblemen

Kurzinfo: "Blickpunkt Auge"  –  Beratung bundesweit

Kurzinfo: Eckdaten zu "Blickpunkt Auge"

Gesichtsfeldausfall und Augenzittern

Wie durch eine Taucherbrille

Kurzinfo: Seh- und Augenbewegungsstörungen bei MS

Termine & Tipps

Termine

Hinweis der Redaktion

Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Bergwandern mittlere und höhere Lagen

"Niemals sprachlos"

Tipps

Tele-Vortrag zu Non-24

"Wiki Durchblick" ist online

Forum:

Verständnis von Verlagen gefragt

Rätsel

Lösung des Mai-Rätsels

Kurzinfo: Forum  –  im direkten Austausch

Panorama:

Forschung

Das Corona-Virus wird offenbar nicht durch Tränen übertragen

Gesellschaft

Jürgen Dusel fordert gleichberechtigte Teilhabe über die Krise hinaus

VBS-Kongress auf 2021 verschoben

"50 Johr Bläck Fööss": Gerhard Stoll im Jubiläumsband vertreten

Sport

Noemi Ristau gewinnt Weltcup-Gesamtwertung

AURA-Hotels  –  Entspannter Urlaub ohne Barrieren

Menschen:

Bücher, Menschen, "Süßer Wahnsinn"

Service:

Auf Lesbarkeit kommt es nicht an

Nebeneinander statt hintereinander

Medien:

Bücher

Radio Activity

Das Labyrinth der Lichter

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Als Luther vom Kirschbaum fiel

Hörfilme

Lara

Kurzinfo: Verschobene Filmstarts

Anzeigen:

Gewerbliche Anzeigen

Schottland-für-Alle

IPD

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Commerzbank

Com-M Communication + Marketing

bbs nürnberg


Titelbild:
Das Titelbild zeigt unscharf verschiedene Farbflecken eines Fotoausschnitts und kann als Sehunschärfe interpretiert werden. Ein konkretes Motiv ist nicht erkennbar. Darauf prangt, über drei Zeilen verteilt, in großer weißer Schrift der Titel "Sichtweisen"  –  die Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem sonnengelben Kasten auf halber Höhe wird der Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe beschäftigt sich mit Sehstörungen als Symptome anderer Krankheiten.



Impressum


"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart", 74. Jahrgang
ISSN: 2511-7017


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin


Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org


Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.


DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.


Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org


Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.


Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
DAISY: dzb lesen und Berola-Film GmbH

Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen® in der Regel auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.




Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

falls Sie sich über den Titel unseres Schwerpunktthemas "Sehstörungen" wundern: Gemeint sind Sehstörungen als Symptome anderer Krankheiten  –  sprich, Sehstörungen, die als Begleiterscheinung von Krankheiten wie Rheuma oder nach einem Schlaganfall auftreten können. Manchmal verschwinden sie nach einer Weile wieder. Auch Diabetes mellitus kann Sehbeeinträchtigungen verursachen, doch mit dieser Krankheit werden wir uns bei anderer Gelegenheit beschäftigen.

In unserem Schwerpunkt berichtet Angelika Ostrowski, wie das seit zehn Jahren bestehende DBSV-Beratungsangebot "Blickpunkt Auge" auch Menschen zugutekommt, die Seheinschränkungen aufgrund anderer Primärerkrankungen haben. Frank Wagner hat Multiple Sklerose und erzählt, wie die Sehprobleme in seinen Alltag traten. Die Orthoptistin Petra Oertel-Verweyen erklärt, wie sie Schlaganfall-Betroffene unterstützt, eine neue Art des Sehens zu entwickeln.

Welche Erfolge der Gemeinsame Arbeitskreis Rechtspolitik im Laufe der Jahrzehnte erzielt hat, berichtet Dr. Otto Hauck, der langjährige Leiter des Arbeitskreises, in der Rubrik "Im Gespräch".

Wie geburtsblinde Menschen Bücher bevorzugt lesen, schildert Daniela Preiß in der Rubrik "Forum". Sie hat zu diesem Thema eine Doktorarbeit geschrieben. In der Rubrik "Menschen" stellt sie sich selbst näher vor.

Wenn man etwas trotz guter Augen nicht lesen kann, könnte es sich um eine Unterschrift handeln. Macht nichts, weiß Anwalt Christian Seuß, denn auf die Lesbarkeit kommt es nicht an. Worauf es bei Unterschriften ankommt, erläutert er in der Rubrik "Service". Darin wird auch erklärt, wie blinde und sehbehinderte Menschen die aufgrund von Corona empfohlenen Abstandsregeln weitgehend einhalten können.

Wer jetzt das Printexemplar in der Hand hält, kann hoffentlich meine Unterschrift lesen. Und wenn nicht, steht sie ja gedruckt darunter. Eine gute Lektüre der "Sichtweisen" wünsche ich Ihnen  –  und bleiben oder werden Sie gesund!

Ute Stephanie Mansion  
Redaktion "Sichtweisen"  

Stellenanzeige DBSV

DBSV sucht Verstärkung

Der DBSV sucht für sein engagiertes Team in Berlin Mitte zum nächstmöglichen Zeitpunkt Verstärkung in Teilzeit (30 Wochenstunden) für den Bereich Koordination der patientenorientierten Arbeit mit dem Beratungsangebot "Blickpunkt Auge". Sie unterstützen die derzeitige Koordinatorin mit der Perspektive, deren Aufgaben in einem Team mitverantwortlich zu übernehmen. Die vollständige Stellenausschreibung finden Sie unter www.dbsv.org/stellen.

Ihre Bewerbung senden Sie bitte ausschließlich per E-Mail bis 20.6.2020 an geschaeftsfuehrung@dbsv.org

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anders-sehn

Zusatzreise mit anders-sehn in 2020

Seit sechzehn Jahren bietet anders-sehn blinden- und sehbehindertengerechte Reisen mit Assistenz-Service.

Freuen Sie sich auf eine Zusatzreise vom 21.-27. August in das verträumte Ostseebad Hohwacht an der Kieler Förde.

Beachten Sie außerdem die Verschiebung der Krakaureise in den Herbst (jetzt 16.-23. Oktober)!


Infos und Katalog unter
Tel.: 0 47 21 / 6 99 85 67
E-Mail: hahn@anders-sehn.de
www.anders-sehn.de

Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte

Per Tonpost-App zu allen Angeboten und mit www.tonpost.net zum Downloadportal


  • Hörmagazin "Trierische Tonpost"
  • "Paulinus"  –  Wochenzeitung im Bistum Trier
  • "TV-Daisy"  –  Das 14-tägige Fernsehprogramm mit 17 Sendern der Öffentlichen und Privaten.
  • Zeitschrift "Behinderung und Beruf der Hauptfürsorgestellen": Arbeits- und Schwerbehindertenrecht für Vertrauensleute.

Infos: 06 51 / 71 05-430
Mail: tonpost@bistum-trier.de
Internet: www.tonpost.de

Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen

Ihr starker Partner rund um Hilfsmittel und Schulung


  • Vertrieb von JAWS, Braillezeilen von HumanWare und Freedom Scientific, Abrechnung mit der Krankenkasse
  • Schulungen für iPhone, Apple-Produkte und Windows
  • Barrierefreie Digitalradios und sprechende Fernsehgeräte
  • Internetradio mit Sprachsteuerung, optimiert für Blinde

Tel.: 0 82 32 / 5 03 13 03
www.schulze-graben.de

SynPhon

Einfach SynPhon!

Die Firma SynPhon erleichtert blinden und sehgeschädigten Menschen das Leben mit einfach zu bedienenden elektronischen Hilfsmitteln. Die Fledermaus Orientierungshilfe zeigt einfach an, wo es lang geht. Sie macht mobil und orientiert, ohne zu tasten oder zu berühren. Der Produkterkenner EinkaufsFuchs sagt einfach, was Sache ist. Er ermittelt beim Einkaufen oder zu Hause, was in einer Packung ist. Dafür nutzt der handliche EinkaufsFuchs die Barcodes, die sich auf allen Handelswaren befinden, und liest Ihnen die darauf codierte Information klar und deutlich vor. Sie können damit sogar selbst Dinge kennzeichnen. Wie das alles geht?

Sprechen sie uns gerne an unter Tel.: 0 72 50 / 92 95 55.


SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Neu in unserem Sortiment

August MB225  –  Digitales Kompaktradio mit DAB+ und FM-Empfang
Das MB225 der Marke August ist ein kompaktes und robustes Digitalradio für alle Einsatzbereiche. Die Handhabung über die gut fühlbaren Drucktasten ist schnell erlernt und kann mit Hilfe unserer Audioanleitung auch problemlos von blinden Anwendern bewältigt werden. Wahlweise stehen DAB+ und FM-Empfang zur Verfügung. Pro Empfangsart können vier Direktspeichertasten durch längeres Drücken programmiert werden. Die Energieversorgung übernimmt ein Lithium-Ionen-Akku mit 2000 mAh für lange 25 Stunden Betriebszeit. Eine Stereo-Kopfhörerbuchse ist vorhanden. Das Radio hat ein schwarzes Kunststoffgehäuse mit einer Aluminium-Blende über die gesamte Frontseite. Abmessungen (B *  T *  H) 137 * 31 * 71 mm, Gewicht 250 g

Bestell-Nr.: 2.020.186
Preis: 37,90 Euro


Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover: Tel.: 05 11/95 46 50
Bestellservice: 0 18 02/25 83 12 (0,14 Euro/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Vanda Pharmaceuticals

non-24.de
Sind Sie völlig blind?
Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?
Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?
Die Ursache: Ihre innere Uhr


Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.


Wie äußert sich Non-24?

Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis. Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de.

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an.

Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien Telefonnummer 08 00 / 24 321 08 oder per E-Mail non24@patient-plus.com.

RTB

  • Per App sicher unterwegs ohne Anwohnerkonflikte
  • Gezielte Lautstärkensteuerung der Ampelakustik
  • Kostenfreie Smartphone-App für die Nutzer
  • Anhebung der Lautstärke bei Bedarf

Tel.: 0 52 52 / 97 06-0
www.rtb-bl.de


Bildbeschreibung: Eine Ampel empfängt Signale durch ein Smartphone.

Papenmeier

Wegweisend vielseitig.
25 Jahre BRAILLEX
Made in Germany


kostenfreie Hotline: 0 23 04/94 61 18


F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: 0 23 04/946 0
E-Mail: info.reha@papenmeier.de
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de


Bildbeschreibung: Zu sehen ist eine geradeaus verlaufende Straße, eingebettet in grüne Graswiesen. Auf dieser Straße präsentieren sich alle BRAILLEX Geräte perspektivisch aufgereiht.

Commerzbank

Das Girokonto, das am besten passt.

Ihr neues Commerzbank-Konto. Mit bequemem Kontowechselservice.


  • Kostenloses Konto: Keine Kontoführungsgebühren*
  • Klassik Konto: 4,90 Euro pro Monat: Inklusive telefonische und beleghafte Überweisungen

* Kostenlos nur bei privater Nutzung, ab 0,01 Euro monatlicher Mindestgeldeingang, sonst 9,90 Euro je Monat, bei belegloser Kontoführung und Nutzung von Commerzbank- oder Cash Group-Geldautomaten. Zusätzlich fallen 1,50 Euro je Vorgang oder Scheck für beleghafte Inlands- oder SEPA-Überweisungen, Einzug von auf Euro ausgestellten Inlandsschecks sowie je Bargeldaus- und Bargeldeinzahlung am Schalter der Commerzbank an. Angebot gilt nur, wenn innerhalb der letzten 24 Monate kein Konto bei der Commerzbank bestand. Commerzbank AG, 60261 Frankfurt am Main.


Jetzt online abschließen unter commerzbank.de/verbaende oder in einer von 990 Filialen.

OrCam MyEye 2

Mehr Selbstständigkeit für Blinde und Sehbehinderte


Unabhängiger durch den Alltag: Ob gelassen im Park mit einem spannenden Buch oder unterwegs in Bus oder Bahn, die OrCam MyEye liest alle gedruckten und digitalen Texte vor  –  ganz ohne Internetverbindung. Der kleine persönliche Begleiter erkennt zudem die Gesichter Ihrer Liebsten, Produkte im Supermarkt, Farben, Geldscheine und die Uhrzeit.

Offizielles Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen: Sie können die OrCam als Hilfsmittel bei Ihrer gesetzlichen Krankenkasse einreichen. Lassen Sie sich gerne von Ihrem lokalen Händler beraten.

Neugierig geworden? Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren und die OrCam MyEye bei Ihrem lokalen Händler zu testen!

Wir bieten auch Webinare und telefonische Beratungen an, wenn der direkte Kontakt nicht möglich ist!


Tel.: 02 11 / 54 01 38 11
E-Mail: germany@orcam.com
www.orcam.com


Bildbeschreibung: Eine ältere, lächelnde Frau mit einem Flechtkorb in der Hand trägt eine OrCam MyEye. Im Hintergrund erkennt man Blumen.

Im Gespräch:

Allianzen und Anhörungen

Im Gemeinsamen Arbeitskreis Rechtspolitik analysieren Juristinnen und Juristen aktuelle Gesetzesvorhaben und erarbeiten Stellungnahmen und Gutachten. Der 82-jährige Dr. Otto Hauck war seit der Gründung 2001 bis Anfang 2020 Leiter des Arbeitskreises. Welche Erfolge in dieser Zeit erzielt wurden und was noch zu tun ist, berichtet der Ehrenvorsitzende des DVBS im "Sichtweisen"-Interview.

Interview: Tina Below  


Herr Dr. Hauck, wie entstand der Gemeinsame Arbeitskreis Rechtspolitik?

Der DBSV und der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) haben ihre Kräfte gebündelt und sich zusammengetan, um möglichst effektiv für blinde und sehbehinderte Menschen zu arbeiten. 2001 fing es an mit den großen Gesetzgebungsvorhaben, da mussten wir Stellung beziehen. Der Arbeitskreis Rechtspolitik besteht aus gleich vielen Vertreterinnen und Vertretern des DBSV und des DVBS: Es sind zehn, die beiden Geschäftsführer von DVBS und DBSV, und acht Juristinnen und Juristen. Wichtig ist, dass diese Mitglieder auf bestimmten Gebieten möglichst sachkundig und zu ständiger Mitarbeit bereit sind. Wir haben noch eine Reihe von Mitgliedern aus der Gründungszeit, aber es kommen immer wieder neue und jüngere dazu.


Welche Aufgabe hat der Arbeitskreis?

Die Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Rechtspolitik der Verbände zu gestalten. Wir müssen rechtliche Entwicklungen beobachten, die für blinde und sehbehinderte Menschen von Interesse sind und versuchen, möglichst schnell, sachkundig und effektiv darauf zu reagieren. Wir schreiben Eingaben an den Gesetzgeber, nehmen Stellung zu Gesetzesvorhaben, nehmen Anhörungstermine wahr, suchen den Kontakt zur Politik, zu Behindertenorganisationen und zu Sozialverbänden und schmieden Allianzen, um unser Anliegen voranzubringen.


Wie arbeiten Sie zusammen?

Wir arbeiten mit Telefonkonferenzen und einer Mailingliste. Die Telefonkonferenzen finden regelmäßig etwa vier- bis fünfmal im Jahr statt und natürlich immer, sobald ein Bedarf aufkommt. Die Mailinglisten dienen dazu, dass wir uns Kenntnisse über laufende Entwicklungen verschaffen und diese regelmäßig beobachten. Wenn jemand einen Entwurf verfasst, stellt er ihn in die Mailingliste mit dem Hinweis, wenn bis morgen 20 Uhr kein Widerspruch oder Verbesserungsvorschlag eingeht, dann geht das so raus. Das ermöglicht eine schnelle, sachgerechte Arbeit.


Welche Erfolge und Aufgaben gab es in den letzten knapp 20 Jahren?

Da war zum Beispiel das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, an dem wir von 2001 bis 2006 gearbeitet haben. 2002 gab es das Bundesgleichstellungsgesetz. Da ging es hauptsächlich um Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und im IT-Bereich. Dann fanden zu Anfang des Jahrhunderts die Blindengeldkämpfe statt. Viele werden sich erinnern: In Bremen, in Niedersachsen, in Thüringen und in vielen anderen Bundesländern wurde intensiv um den Erhalt und die Höhe des Blindengelds gerungen. Wir haben uns sehr darum bemüht, ein bundeseinheitliches Blindengeld und ein flächendeckendes Sehbehindertengeld zustande zu bringen.


Um welche Gesetze ging es noch?

Später ging es darum, die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2006 verabschiedet wurde, in deutsches Recht umzusetzen. Das ist in Deutschland 2009 gelungen, aber nun mussten die Folgeregelungen ausgearbeitet werden. Eine große, schwierige Arbeit. Und dann fing es an mit dem Bundesteilhabegesetz. Daran haben wir zusammen mit anderen viele Jahre gearbeitet, und es ist letztlich gelungen. Wir haben einige wichtige Regelungen durchgesetzt, auch zu Folgeregelungen, zum Beispiel, wer Anspruch auf diese Leistungen hat. Da hatte das Bundesarbeits- und Sozialministerium andere Vorstellungen, und es wäre für sehbehinderte Menschen vielleicht schwierig geworden, überhaupt Ansprüche geltend zu machen. Außerdem mussten wir europarechtliche Vorschriften umsetzen. Die werden immer wichtiger, insbesondere auf dem Gebiet der Barrierefreiheit und im IT-Bereich.

Wir mussten auch im versorgungsmedizinischen Bereich arbeiten, zum Beispiel für Sehhilfen, Hörhilfen, Grad der Behinderung und Ähnliches. Auch beim Blindheitsbegriff war viel Arbeit notwendig, damit das Blindengeld überhaupt gezahlt wird.


Wie beurteilen Sie den Umsetzungsstand der UN-Behindertenrechtskonvention?

Zum großen Teil ist es gelungen, aber es sind immer noch Einzelregelungen notwendig auf den verschiedenen Gebieten. Verbesserungsbedarf besteht zum Beispiel in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur.


Was sehen Sie aktuell als drängendste Herausforderung?

Das ist der Ausbau des Bundesteilhabegesetzes. Es wird für uns sehr schwierig sein, dass wir da Einzelregelungen schaffen können, die für uns vorteilhaft sind. Außerdem würden wir es gern sehen, dass das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ausgedehnt wird auf den Bereich der Anbieter, sodass private Anbieter barrierefreie Angebote machen müssen.


Sie waren 25 Jahre lang Vorsitzender des DVBS. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?

Mir ist besonders in Erinnerung geblieben, dass wir im Jahr 1997 den Arbeitskreis Nachteilsausgleiche des DVBS geschaffen haben. Damals haben wir schon formuliert, welche Nachteilsausgleiche blinde und sehbehinderte Menschen dringend brauchen und warum. Damit ist es uns gelungen, den Anspruch auf Arbeitsassistenz im Jahr 2000 im Gesetz zu verankern. Das war ein großer Erfolg für uns, weil es berufliche Tätigkeit insbesondere im Privatsektor und in der Selbstständigkeit ermöglicht und erleichtert hat. Der Arbeitskreis Nachteilsausgleiche leistet die Grundsatzarbeit  –  Grundsatzfragen werden dort vertieft und längerfristig bearbeitet. Das ist sozusagen die Zuarbeit für den Gemeinsamen Arbeitskreis Rechtspolitik, der immer schnell und aktuell handeln muss.


Gibt es auch eine Zusammenarbeit mit der rbm?

Ja. Der Geschäftsführer der rbm, Herr Dr. Richter, war Geschäftsführer des DVBS, insofern ist eine enge Zusammenarbeit gegeben. Herr Richter gehört auch dem Gemeinsamen Arbeitskreis Rechtspolitik an.


Sie waren nicht nur Vorsitzender des DVBS, sondern gehörten auch dem Vorstand bzw. Verwaltungsrat der blista an. Wie haben Sie es geschafft, dieses große ehrenamtliche Engagement mit Ihrer beruflichen Tätigkeit als Richter zu vereinbaren?

Die Frage stelle ich mir heute auch manchmal. Das kann ich mir kaum noch vorstellen. Wochenenden gab es nicht, und die Hälfte des Urlaubs ging auch drauf. Es war natürlich ein großer Vorteil, dass ich als Richter nicht an Dienststunden gebunden war. Ich musste zwar meine Arbeit machen, aber bei manchen Tätigkeiten, zum Beispiel Urteile schreiben, war es gleich, ob ich sie am Mittwoch oder am Sonntag mache. Sonst wäre es gar nicht möglich gewesen, dass ich auch mal an einem Wochentagnachmittag an einer Sitzung teilgenommen oder mal eine eintägige Reise zur Wahrnehmung eines Termins gemacht hätte. Natürlich musste ich da sein, wenn Sitzung war oder wir Beratungen und Besprechungen hatten, aber im Grunde war ich doch in meiner Einteilung freier durch meinen Beruf. Dennoch musste die Arbeit gemacht werden, und ich hatte keine 40- und keine 50-Stunden-Woche.


Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern?

Meinen Nachfolgern wünsche ich eine erfolgreiche und harmonische Arbeit, so harmonisch und sachbezogen, wie es im Gemeinsamen Arbeitskreis Rechtspolitik immer zugegangen ist. Außerdem hoffe ich, dass es ihnen gelingt, die Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen auf allen Gebieten wenigstens ein Stück weiterzubringen.


Dazu ein Bild: Dr. Otto Hauck hat eine Glatze mit Haarkranz. Er trägt eine getönte Brille, ein helles Hemd, gestreifte Krawatte und ein kariertes Sakko.

DBSV-Nachrichten:

Beraten und beschlossen

Die wichtigsten Themen der Präsidiumssitzung vom 1. und 2. April und der Telefonkonferenz am 28. April im Überblick.

Von Silvia Hame


Sehbehindertentag 2020

Angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Pflegeeinrichtungen in Deutschland beschließt das Präsidium, bis auf Weiteres alle Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema "Sehbehinderung und Pflege" ruhen zu lassen. Das betrifft auch die geplanten Maßnahmen zum Sehbehindertentag am 6. Juni. Der DBSV wird stattdessen ein anderes Thema aufgreifen, das kurz vor dem 6. Juni festgelegt wird.


Sehbehindertentag 2021

Da der Sehbehindertentag 2021 auf einen Sonntag fällt, bittet das Präsidium, auf eine Kooperation mit den Kirchen anlässlich des Sehbehindertentags hinzuwirken. Sollte diese Kooperation nicht zustande kommen, wird das Thema "Sehbehinderung und Sicherheit im Straßenverkehr" vom Präsidium festgelegt.


Diskriminierungsfreie Wortwahl

Wie bezeichnen wir die Menschen, die der DBSV vertritt? Ist es beispielsweise in Ordnung, von "Sehbehinderten" zu sprechen, oder muss es "sehbehinderte Menschen" heißen? Beim Arbeitstreffen der Verantwortlichen für die Öffentlichkeitsarbeit fand eine Diskussion zur diskriminierungsfreien Wortwahl statt. Auf Basis der Ergebnisse beschließt das Präsidium eine Liste von angemessenen Bezeichnungen, sie wird veröffentlicht unter: www.dbsv.org/wortwahl.html

Die Mitgliedsorganisationen und -einrichtungen werden eingeladen, sich der Position des Bundesverbands anzuschließen.


Fraueninteressen im DBSV

Der Vorstand des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB) hat auf Anfrage der Frauenbeauftragten des DBSV, Margit Giegerich, beschlossen, seine landesweite Mailingliste blinder und sehbehinderter Frauen auch bundesweit zu öffnen. Damit gibt es nun ein bundesweit offenes Forum zum Austausch, wofür das Präsidium sehr dankbar ist. Zur Anmeldung genügt eine leere E-Mail an: frauen-subscribe@lists.bbsb.org


Internationales

Die WBU-Generalversammlung wurde aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr auf die Zeit vom 21. bis 26. Mai 2021 verschoben.

Der Entwurf des deutschen Medienstaatsvertrags wird derzeit von der EU-Kommission geprüft. Der Deutsche Behindertenrat hat dies zum Anlass genommen, sich mit einem Brief an die Kommission zu wenden und auf die Defizite bei der Umsetzung von Barrierefreiheit gemäß der AVMD-Richtlinie der EU hinzuweisen.

Das PAsCAL-Forschungsprojekt zu autonomen Fahrzeugen und ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz wurde mit einer ersten Umfragerunde gestartet. Der DBSV hat die Umfrage in Deutschland verbreitet.


Umwelt und Verkehr

Dem Präsidium liegen die vom Gemeinsamen Fachausschuss für Umwelt und Verkehr weiterentwickelten Eckpunkte für ein mehrjähriges Projekt zur Multiplikatorenschulung "Berater / Beraterinnen für barrierefreies Bauen" vor. Es stimmt dem Konzept zu. Der Projektantrag soll bis Herbst fertiggestellt werden.


Dritte Fachtagung "Sehen im Alter"

Die Tagung wird auf den 25. und 26. Juni 2021 verschoben.


Prozess "DBSV 2030"

Zwei Projektgruppen arbeiten derzeit an einem Handlungskonzept für das kommende Jahrzehnt. Sie beschäftigen sich mit der Einbindung von Augenpatienten und -patientinnen in das Verbandsleben und mit der Stärkung der Leistungsfähigkeit und des Zusammenhalts in der DBSV-Familie.

Projektgruppe 1: Von den 14 beabsichtigten Basisbefragungen zu Erwartungen an Leistungen der Landesvereine konnten 13 umgesetzt werden. Die Auswertung durch Stephan Mellinghoff von der Beratergruppe Verbands-Management, der den Prozess als externer Berater begleitet, steht bevor.

Projektgruppe 2: Zur zweiten der vier Regionalkonferenzen kamen am 21. und 22. Februar in Berlin die Mitglieder aus Ost und Nordost zusammen. Die Veranstaltung wurde gut angenommen. Die zwei für März geplanten Regionalkonferenzen mussten verschoben werden. Die Geschäftsstelle prüft derzeit Ersatztermine im September. Die Ergebnisse werden deswegen voraussichtlich erst zum Verwaltungsrat im Mai 2021 vorliegen.


Verwaltungsrat

Das Präsidium hat die ursprünglich für Mai geplante Sitzung des Verwaltungsrats aufgrund der Corona-Krise abgesagt. Stattdessen wird die Verwaltungsratssitzung im Oktober um einen halben Tag verlängert. Da die Satzung des DBSV mindestens einen Verwaltungsrat im Jahr vorsieht, bewegt sich der Verband damit unverändert im satzungsmäßigen Rahmen.


Jahresabschluss 2019

Der Steuerberater Dietrich Dustert bewertete die Vermögens- und Ertragslage als weiterhin gesund. Als besondere Leistung bezeichnete er den hohen Anteil der akquirierten Drittmittel von über zwei Millionen Euro. Das Jahresergebnis 2019 schließt positiv.

Silvia Hame
Mitglied des DBSV-Präsidiums

"Mit Leidenschaft und Herzblut"

Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) begeht dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Der für Juni geplante große Festakt entfällt coronabedingt, dafür wird in Etappen gefeiert. Wie das funktioniert, erläutert die langjährige Landesvorsitzende des BBSB, Judith Faltl, im Interview. Sie erinnert auch daran, welche Ziele die Vereinsmitglieder schon in früheren Jahrzehnten erreichten.

Interview: Tina Below  


Frau Faltl, wie feiert der Verein sein Jubiläum?

Mittlerweile ist klar, dass wir keine große Zusammenkunft mit über 700 Gästen haben werden. Das ist nicht möglich und auch nicht vertretbar. Wir werden in Etappen feiern. Wir wollen bei einer Pressekonferenz, vielleicht sogar am Gründungsdatum am 22. Juli, unsere Chronik, die anlässlich 100 Jahre BBSB entstand, der Öffentlichkeit vorstellen. Diese Chronik wollen wir allen Mitgliedern auch persönlich zukommen lassen. Unser Vereinsmagazin "Bayernrundschau" wird im September eine Sonderausgabe herausbringen. Wenn in diesem Jahr Adventsfeiern in unseren Bezirksgruppen möglich sind, wollen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern unseren 100. Geburtstag feiern.


Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an 100 Jahre BBSB denken?

Es gab und gibt immer wieder unglaublich kraftvolle und willensstarke Menschen, die den Einsatz für unser gemeinsames Ziel, die Lebenssituation blinder, sehbehinderter und zusätzlich beeinträchtigter Menschen zu verbessern, in den Mittelpunkt ihres Lebens und Handelns stellten und stellen. Zur Zeit der Gründung, 1920, hatten blinde Menschen kaum Bildungs- und Arbeitschancen. Man schloss sich zusammen, um gemeinsam zu produzieren, zu verkaufen und für Aufträge zu kämpfen. Bereits damals kämpfte man erfolgreich für Nachteilsausgleiche wie eine Freifahrtregelung in der Straßenbahn. Erfolge, die sich immer wieder einstellten, spornten an weiterzumachen. Von dieser Begeisterung und dem Willen, für unser gemeinsames Ziel zu arbeiten, habe auch ich mich anstecken lassen und würde mich freuen, wenn ich das auch an andere weitergebe.


Was hat der Verein in 100 Jahren erreicht?

Nachdem zwischen den beiden Weltkriegen erste Strukturen geschaffen wurden, bereits Bezirks- und Berufsfachgruppen entstanden waren, kam der völlige Zusammenbruch Deutschlands während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch unser Verein war stark eingeschränkt. Aber schnell erstarkten Kraft und Willen wieder. Bereits 1949 wurde das Bayerische Blindengeld durchgesetzt. Dieser Erfolg gab sicherlich einen unheimlichen Auftrieb. In den Nachkriegsjahren hat man außerdem für hunderte geflüchtete Menschen Wohnraum und Arbeit beschafft. Bürstenbindereien und Korbmachereien entstanden. Wir betrieben intensiv sozialen Wohnungsbau, denn blinde Menschen hatten große Schwierigkeiten, auf dem freien Markt Wohnraum zu erhalten. Dann schufen wir mit Partnern eine Hörbücherei in Bayern und Einrichtungen zur beruflichen Rehabilitation. Unser Haus für Kur und Erholung, heute AURA-Hotel genannt, entstand.

Ende der Sechzigerjahre begannen wir, Berater auszubilden, und in den Siebzigerjahren damit, Referate zu bilden, uns also in bestimmten Themengebieten mit Vereinsexperten gegenseitig zu unterstützen. In den Achtzigerjahren bot die Technik immer mehr Möglichkeiten. Technische Hilfsmittel entstanden, Braillezeilen kamen in die Fläche, Scannertechnik ermöglichte schnelle Textumwandlung. Wir starteten das Beratungs-, Informations- und Textservicezentrum, also das BIT-Zentrum, zur Verbesserung der individuellen Literaturversorgung. In den Neunzigerjahren bauten wir unseren ambulanten Rehabilitationsdienst auf, der bayernweit Menschen nach Sehverlust hilft, in ihrer häuslichen Umgebung wieder allein gut zurechtzukommen.


Was will der Verband noch erreichen?

Bei der barrierefreien Mobilität und Information gibt es noch dicke Bretter zu bohren. Ein Grundrecht auf soziale Rehabilitation nach Sehverlust muss geschaffen werden, damit alle Menschen, egal, ob sie im berufsfähigen Alter, davor oder danach erblinden oder sehbehindert werden, am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Alle Herausforderungen unserer Zeit sind global zu lösen. Hard- und Software werden weltweit produziert. Deshalb brauchen wir weltweit funktionierende Normen und Standards, um Menschen mit Behinderung nicht abzuhängen.


Was unterscheidet den BBSB vielleicht von anderen Landesvereinen?

Für mich ist wesentlich, dass die Verantwortlichen in den Anfangsjahren erkannten, dass ein Zusammenschluss schlagkräftiger und damit erfolgreicher ist, als einzelne kleine regionale Zusammenschlüsse. Es gelang ihnen, einen Bayerischen Blindenbund aus vielen einzelnen Gruppierungen zu formen. Regionalität ist wichtig, sie bringt Identifizierung und Heimat. Das brauchen die Mitglieder, und wir bemühen uns, diese Regionalität zu erhalten und Heimat zu geben. Um politisch und gesellschaftlich erfolgreich zu sein, braucht es fundiertes Wissen, Schnelligkeit und gebündelte Kraft. Auch uns fällt es nicht leicht, unser Beratungsangebot aufrechtzuerhalten und nach Möglichkeit weiter auszubauen. Drei Viertel unserer Mitarbeitenden sind ehrenamtlich aktiv, und es wird für viele Menschen immer schwieriger, ein Ehrenamt neben dem Beruf auszuüben. Wir werden Antworten auf diese Herausforderungen finden. Das muss einfach sein.


Wie hat sich die Mitgliederzahl entwickelt?

Bei seiner Gründung hatte der Bayerische Blindenbund 61 ordentliche und 11 unterstützende Mitglieder. Im Jahr 1925 waren es bereits 450. 1928 war die Tausendermarke erreicht. Bei Kriegsende 1945 waren es noch 997 Mitglieder. Ende 2019 waren wir rund 8000 Mitglieder.


Was wünschen Sie dem BBSB für die nächsten 100 Jahre?

100 Jahre hatte der BBSB Menschen in seinen Reihen, die mit unendlicher Leidenschaft und Herzblut die Belange des Vereins und damit die gesellschaftliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen nach vorne gebracht haben. Ich wünsche uns, dass wir diese Menschen auch in der Zukunft finden werden.


Dazu ein Bild: Judith Faltl hat ein schmales Gesicht, umrahmt von langem dunklen Haar und einen rund geschnittenen Pony. Sie trägt helle Ohrringe und lächelt.

Meldungen

Corona-Ratgeber des DBSV

Der DBSV hat einen Corona-Ratgeber auf seiner Internetseite veröffentlicht. In dem Ratgeber sind Informationen speziell für blinde und sehbehinderte Menschen im Hinblick auf Corona zusammengestellt  –  von Hinweisen zur augenärztlichen Versorgung bis zu arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Das Angebot wird laufend ergänzt und aktualisiert.

Weitere Informationen: www.dbsv.org/corona


Dazu ein Bild: Vor schwarzem Hintergrund sind ein Mund-Nasen-Schutz, ein Spender mit Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe zu erkennen.

Dokumentation der Inklusionstage 2019

Die Inklusionstage sind die größte nationale Konferenz für die Belange von Menschen mit Behinderungen und werden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales ausgerichtet. Die Ergebnisse der Diskussion und Foren werden als wichtige Impulse bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und der Fortschreibung des Nationalen Aktionsplans 2.0 genutzt.

Die Inklusionstage 2019, an denen auch DBSV-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen teilnahmen, standen unter dem Motto "Kultur, Freizeit, Sport und Tourismus". In 14 Foren  –  von Film über Gastronomie bis zur Reiseberatung  –  wurden 40 Projekte aus ganz Deutschland vorgestellt. Zusammenfassungen der Foren, Reden, Keynotes und Gesprächsrunden finden sich als barrierefreie Dokumente auf der Internetseite: www.gemeinsam-einfach-machen.de.

In eine Suchmaschine "Inklusionstage 2019" und "Dokumentation" und, wenn gewünscht, "vorlesen" eingeben.

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:

  • Schottland für Alle
    5 % auf alle angebotenen Gruppen- und Individualreisen mit Ausnahmen der Flug- und Fährbuchungen
  • Lautsprecher TEUFEL
    10 % auf alle Produkte (Lautsprecher, Kopfhörer, Heimkino-Systeme, TV-Soundlösungen, Multimedia-Systeme u.v.m.)
  • Sonderkonditionen Deutsche Bahn
    Tickets für 49,50 Euro (einfache Fahrt, 2. Klasse) zu allen Veranstaltungen des DBSV
  • Augenoptiker des Low Vision Kreises e.V.
    5 % auf Sehhilfen und weitere Hilfsmittel
  • Kieser Training
    70 Euro Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft über 12 oder 24 Monate sowie ein kostenfreier Trainingsmonat bei Abo-Verlängerung
  • Audiamo
    10 % auf alle Hörbücher, -spiele und -filme
  • leguano GmbH
    10 % beim Kauf von Barfußschuhen in den Filialen
  • AFB  –  Arbeit für Menschen mit Behinderung
    10 % Rabatt auf alle Computer und IT-Geräte
  • GRAVIS Online Shop
    max.8 % auf Smartphones, Tablets und andere Technikprodukte, max.30 % auf sämtliches Zubehör
  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV)
    5 % auf alle Hilfsmittel

Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.

Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30/28 53 87-260
www.dbsv.org/dbsv-karte

Dank an Unterstützer des DBSV

Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:

  • Aktion Mensch
  • Bert Mettmann Stiftung
  • Blindenstiftung Deutschland
  • GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene

Thema: Sehstörungen

"Sehstörungen als Symptome anderer Krankheiten" heißt das Schwerpunktthema dieser "Sichtweisen" in vollem Umfang. Angelika Ostrowski beschreibt, welche Sehbeeinträchtigungen bei Schlaganfall, Rheuma und Multipler Sklerose auftreten und sogar zur Erblindung führen können. Die Orthoptistin Petra Verweyen-Oertel berichtet, wie sie Sehstörungen bei Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten behandelt, und Frank Wagner erzählt von seinen durch Multiple Sklerose verursachten Sehschwierigkeiten.


Dazu ein Bild: Eine Frau mit längerem hellen, leicht gelocktem Haar zeigt einer Frau mit grauem Haar ein vor ihr stehendes Bildschirmlesegerät. Unten liegt ein Blatt Papier auf dem Gerät, der Bildschirm zeigt großen Text.

Großes Spektrum an Sehproblemen

Schwierigkeiten mit den Augen sind nicht immer eine eigenständige Krankheit. Sie können auch als Symptome oder Folgen anderer Erkrankungen auftreten. Seit drei Jahren werden bei "Blickpunkt Auge", dem seit zehn Jahren bestehenden Beratungsangebot des DBSV, auch Menschen beraten, deren Seheinschränkungen durch einen Schlaganfall oder Krankheiten wie Rheuma und Multiple Sklerose verursacht wurden.


Vor zehn Jahren hieß es in der Juni-Ausgabe der "Gegenwart", so der frühere Name der "Sichtweisen": "Jetzt kann der 'Beratungsdienst Auge' seine Arbeit aufnehmen." Kurze Zeit später war das Projekt unter dem Namen "Blickpunkt Auge" unterwegs. Der Auftrag war, Menschen mit einer chronischen Augenkrankheit nach der Diagnose aufzufangen, zu informieren und zu beraten  –  die logische Folge der Öffnung des DBSV hin zu einer Patientenorganisation.

Die Beratung zu vielen Themen rund ums Sehen bietet vor allem Überblick und Orientierung. Bei Bedarf werden die Ratsuchenden an eine medizinische, augenoptische, therapeutische, sozialrechtliche oder andere Fachberatung vermittelt.

Standen anfangs die neubetroffenen Augenpatientinnen und -patienten im Mittelpunkt, wurde das Beratungsangebot im Laufe der Zeit immer mehr auch von sehbehinderten und blinden Menschen genutzt, die mit dieser Behinderung aufgewachsen sind. Seit 2017 wendet sich "Blickpunkt Auge" an eine weitere Gruppe Ratsuchender: an Menschen mit Erkrankungen, die das Sehen beeinflussen. Das Spektrum ist groß und reicht von Tumor- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Rheuma und Multiple Sklerose bis zu verschiedenen Syndromen (gleichzeitiges Auftreten verschiedener Krankheitszeichen mit gleicher Ursache) oder sehr seltenen Erkrankungen. Auch Diabetes mellitus kann Folgen für das Sehen haben, ist aber in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe kein neues Thema.


Schlaganfall: Häufig sind Gesichtsfeldausfälle

Schlaganfälle geschehen, weil ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß im Gehirn blockiert oder aufgrund von Blutungen im Gehirn. In Deutschland sind jährlich rund 270.000 Menschen betroffen. Meist wenden sich Ratsuchende mit Gesichtsfeldausfällen als bleibende Folge eines Schlaganfalls an "Blickpunkt Auge". Es gibt verschiedene Trainings, die den Umgang mit der entstandenen Einschränkung deutlich verbessern können. Die "Blickpunkt Auge"-Beraterinnen und -Berater helfen, Therapeuten bzw. Therapeutinnen zu finden und geben Tipps zur Alltagsbewältigung. Andere Sehprobleme nach einem Schlaganfall können eine herabgesetzte Sehschärfe, Veränderungen des Kontrastsehens, Störungen der Augenbeweglichkeit oder Doppelbilder sein.


Rheuma: Trockenes Auge und Entzündungen

Auch rheumatische Erkrankungen können das Sehen beeinflussen. Rheuma ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Krankheiten, die oft mit Gelenkschmerzen einhergehen. Einige rheumatische Krankheiten sind Autoimmunkrankheiten, bei denen das Immunsystem Antikörper gegen körpereigenes Gewebe bildet. Zu den Formen gehören zum Beispiel Arthrose (Gelenkerkrankung), Arthritis (Gelenkentzündung), Morbus Bechterew (betrifft hauptsächlich die Wirbelsäule), Osteoporose (brüchige Knochen) und das Sjögren-Syndrom (trockene Augen und Mund). Von Rheuma sind in Deutschland laut Deutscher Rheuma-Liga rund 20 Millionen Menschen in der einen oder anderen Weise betroffen; 1,5 Millionen davon von einer entzündlichen Form.

Die Ratsuchenden kommen hauptsächlich mit Fragen zum Trockenen Auge (Sicca-Syndrom) und zu Entzündungen im Auge (Uveitis) und deren Folgen. Das sind vor allem Blendempfindlichkeit, Schmerzen oder eine Verschlechterung des Sehvermögens. Bekommt jemand über längere Zeit Kortison, muss auch an das Risiko eines Glaukoms (Grüner Star) gedacht werden.


Multiple Sklerose: Sehprobleme oft erste Symptome

Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Mit dieser Erkrankung leben in Deutschland laut Bundesamt für Soziale Sicherung rund 250.000 Menschen. Nicht alle sind von Sehproblemen betroffen, oft sind sie aber das erste Symptom, das zur Diagnosestellung führt. Die Augenprobleme können von Schmerzen über verschwommenes Sehen und reduziertes Farbensehen bis hin zu Lichtempfindlichkeit und Gesichtsfeldeinschränkungen reichen.


Augenbeteiligung auch bei "seltenen Erkrankungen"

Die Vielfalt der meist angeborenen Syndrome mit Augenbeteiligung ist sehr groß, und etliche zählen zu den "seltenen Erkrankungen". Das sind Krankheiten, die maximal fünf von 10.000 Menschen (0,05 Prozent) betreffen. Obwohl manche Erkrankungen selten vorkommen, wissen die Beraterinnen und Berater von "Blickpunkt Auge" auch in diesen Fällen, was sie in Bezug auf die damit verbundenen Sehprobleme raten können.


"Blickpunkt Auge" hat sich bewährt und ist heute vielerorts ein nicht mehr wegzudenkendes Vereinsangebot mit vielen Stärken, zum Beispiel gut ausgebildeten Beraterinnen und Beratern, die das Leben mit einer Sehbeeinträchtigung aus eigener Erfahrung kennen oder sehr vertraut damit sind. Zudem gibt es eine Vernetzung mit Fachleuten rund ums Sehen. Ratsuchende finden einfach zu einem Angebot in ihrer Nähe, da eine gemeinsame Internetseite aller Beteiligten zur Verfügung steht und das Erscheinungsbild von "Blickpunkt Auge" überall einheitlich gestaltet wurde. Zur Qualitätssicherung tragen Aus- und Weiterbildung, eine Wissensdatenbank sowie eine bundeseinheitliche Dokumentation und Statistik bei.

Angelika Ostrowski
DBSV-Koordinatorin für "Blickpunkt Auge"


Mehr Infos unter www.blickpunkt-auge.de

Kontakt zu "Blickpunkt Auge" (zentral):
Tel.: 030 / 28 53 97  –  287
E-Mail: info@blickpunkt-auge.de



Kurzinfo: "Blickpunkt Auge"  –  Beratung bundesweit

  • "Blickpunkt Auge" ist in 13 Bundesländern präsent: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen.
  • Im Jahr 2019 wurden rund 18.800 Beratungsgespräche durchgeführt und mehr als 21.600 Menschen durch Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen erreicht.
  • Sehbehinderte und blinde Menschen sowie Menschen mit Erkrankungen, die zu einem Sehverlust führen können, erhalten an 140 Standorten Rat und Hilfe. Darüber hinaus gibt es in sieben Bundesländern telefonische Beratungsangebote.
  • In vier Regionen sind Beratungsmobile unterwegs, die 2019 knapp 300 Orte angefahren haben.
  • Information und Erfahrungsaustausch bieten mindestens 20 Gruppen, teils diagnosebezogen, teils allgemein zu Sehproblemen.
  • Im Jahr 2019 absolvierten 74 Personen die Beraterausbildung. Damit wurden insgesamt rund 360 Personen zertifiziert.

Die Angaben geben den Stand von Dezember 2019 wieder.



Kurzinfo: Eckdaten zu "Blickpunkt Auge"

  • 1. Juni 2010: Start des fünfjährigen, bundesweiten Projekts "Beratungsdienst Auge" (BDA), gefördert durch die Aktion Mensch und die Bert Mettmann Stiftung.
  • 20. Januar 2011: Gründung des interdisziplinären Expertenkreises von "Blickpunkt Auge", wie der Beratungsdienst inzwischen heißt.
  • 25. Januar 2012: Erste Informationsveranstaltung von BPA zu Augenkrankheiten in Frankfurt am Main.
  • 14. Februar 2012: Eröffnung der bundesweit ersten BPA-Beratungsstelle in Bautzen.
  • 18. April 2012: Die gemeinsame Website www.blickpunkt-auge.de ist online.
  • 2015: Start des dreijährigen Projekts Wissensmanagement.
  • 2017: Erneute Förderung durch die Aktion Mensch (ergänzende Starthilfe)  –  Ratsuchende mit anderen Erkrankungen, die das Sehen beeinflussen, werden von nun an ebenfalls beraten.


Dazu ein Bild: Zwei Frauen in einem Beratungsgespräch an einem Tisch: Die rechte scheint anhand einer Broschüre etwas zu erläutern, die linke lächelt.

Gesichtsfeldausfall und Augenzittern

Ein Schlaganfall führt häufig zu Beeinträchtigungen des Sehens, obwohl das Auge nicht geschädigt ist. Nicht die Wahrnehmung ist in diesem Fall das Problem, sondern die Verarbeitung der Informationen im Gehirn. Petra Oertel-Verweyen, Orthoptistin im Werner Forßmann Krankenhaus Eberswalde, unterstützt Schlaganfallpatienten und -patientinnen durch ein Sehtraining.

Interview: Tina Below  


Frau Oertel-Verweyen, welche Sehfunktionsstörungen können nach einem Schlaganfall auftreten?

Hauptsächlich Beeinträchtigungen des Gesichtsfeldes. Es gibt verschiedenartige Gesichtsfeldausfälle und in manchen Fällen ein besonderes Phänomen, das man als Neglect bezeichnet. Neglect heißt, dass bei meist rechtsseitigen Infarkten der linke Bereich des Gesichtsfeldes zwar nicht ausgefallen ist, aber nicht mehr wahrgenommen und dadurch vernachlässigt wird. Dabei kommt es häufig dazu, dass der Betroffene alles mit rechts macht und den linken Arm wenig benutzt, die ganze linke Körperhälfte fällt also aus.

Auch Augenmuskelparesen treten nach einem Schlaganfall auf. Dann funktionieren verschiedene Augenmuskeln nicht mehr gut. Das kann sich im Schielen zeigen, wobei der Patient oder die Patientin Doppelbilder wahrnimmt. Bei Augenbewegungsstörungen können Betroffene bestimmte Dinge nicht mehr so gut verfolgen. So kann die Blick- bzw. Fixationsbewegung zu Objekten, die plötzlich im Gesichtsfeldbereich auftreten, verzögert sein. Eine andere Auswirkung ist ein Nystagmus, das ist ein Augenzittern, auf welches der Patient keinen Einfluss hat. Manchmal nimmt er dadurch Scheinbewegungen wahr, das heißt, die ganze Welt zittert für ihn.


Warum erleiden manche Schlaganfallpatienten und -patientinnen eine Sehstörung und andere nicht?

Das kommt auf den im Gehirn betroffenen Punkt an. Schlaganfälle können in verschiedenen Bereichen im Gehirn auftreten. Abhängig von diesem Bereich zeigen sich dann die Ausprägung in der Sehfunktion oder anderen Funktionen des Körpers.


Welche Behandlungsmethoden gibt es dafür?

Zunächst muss man abwarten, wie sich die Sehstörungen in den ersten Wochen nach dem Schlaganfall entwickeln. Wenn sich keine Verbesserung einstellt, versucht man, im Rahmen der Rehabilitation die Rückbildung durch ein gezieltes Training zu beschleunigen. Beim Training werden der betroffenen Person die Bereiche bewusst gemacht, die nicht mehr funktionieren. Durch das Trainieren dieser Funktionen erinnert man das Gehirn an diese Bereiche. Dadurch kann sich die Funktionsfähigkeit schneller wieder einstellen bzw. verbessern. Wenn sich die Störungen nicht zurückbilden, versucht man, über ein Augen- oder Sehtraining Augenbewegungen kompensatorisch einzusetzen.


Wie sieht so ein Sehtraining konkret aus?

Zunächst wird der Bereich, der nicht funktioniert, lokalisiert. Dann kann man beurteilen, wo das Defizit liegt und ob es beide Augen oder nur ein Auge betrifft. Anschließend muss man das Defizit beschreiben. Für den Patienten ist es wichtig, dass er bewusst wahrnimmt, was nicht funktioniert. Dann kann er besser verstehen, wie er dies durch andere Funktionen kompensieren kann. Es muss ihm also wirklich bewusst werden: "Aha, das geht auf diese Weise nicht mehr, wie ich es früher gewohnt war, aber ich kann Dinge erlernen, die es mir ermöglichen, diese Tätigkeit doch noch durchzuführen." Dann kann man versuchen, diese Bereiche zu stimulieren. Bei einem Gesichtsfeldausfall sollen die Bereiche herausgefordert werden, in denen das Gesichtsfeld nicht funktioniert, damit die Wahrnehmung doch wieder etwas besser wird. Wenn die Störung allerdings schon seit einem Jahr vorhanden ist, wird die Funktionsfähigkeit wahrscheinlich nicht wieder zurückkommen. In diesem Fall setzt man beim Training mehr auf Kompensationstechniken. Bei einem Sehausfall wird probiert, durch Augenbewegungen die Stelle, die noch funktioniert, zu dem Sehausfall zu bringen. Dieses Augentraining, das Sakkadentraining genannt wird, führt zu einer Verautomatisierung. Der Patient weiß, wie er anders gucken muss, und sein Gehirn und sein Sehsystem speichern das so ab, dass er automatisch diese Sehbewegungen macht.


Dazu ein Bild: Petra Oertel-Verweyen hat langes dunkelblondes Haar. Sie trägt eine dunkle Brille und einen weißen Kittel.

Wie durch eine Taucherbrille

"Die Krankheit mit den tausend Gesichtern" wird Multiple Sklerose (MS) genannt, weil es viele unterschiedliche Symptome und Verlaufsformen gibt. Sehstörungen gehören oft zu den ersten Symptomen. So war es auch bei unserem Autor: Er sieht Doppelbilder und hat einen Tunnelblick. In der MS-Selbsthilfegruppe, die er leitet, fühlen sich die Menschen gut aufgehoben, sagt er, weil sie nicht lange erklären müssen, was bei ihnen gerade klappt und was nicht.

Von Frank Wagner  


Seit 2001 weiß ich, dass ich Multiple Sklerose habe. Sehstörungen waren bei mir die ersten Symptome; die haben sich schon drei Jahre vorher abgezeichnet. Das war auch der Grund, warum ich zu einem Neurologen geschickt wurde. Ich habe als Polier auf dem Bau gearbeitet, und ein Baggerkorb hat mich am Kopf getroffen: Ich hatte ihn nicht gesehen, weil ich wohl schon einen Tunnelblick hatte. Der Korb ist 1,50 Meter lang und 80 Zentimeter breit  –  den nicht zu sehen, wenn er in Kopfhöhe ankommt, das ist schon merkwürdig. Ich hatte noch Glück, dass er eine Abwärtsbewegung machte  –  hätte er eine kreisende Bewegung gemacht, würde ich nicht mehr leben. Der Neurologe hat dann ganz fix die Krankheit festgestellt.

Doppelbilder habe ich ebenfalls schon vor 2001 gesehen. Ich habe es vielleicht nicht bemerkt, weil ich als Polier oft mit einem Nivelliergerät arbeiten und dabei immer ein Auge zumachen musste. Wenn man Doppelbilder sieht, macht man auch ein Auge zu, und dann sind keine Doppelbilder da. Der Körper kompensiert das.

Eine weitere Sehstörung durch die Multiple Sklerose würde ich so beschreiben: Wenn ich den Kopf drehe, klackern die Bilder hinterher. Auch das kann man kompensieren, indem man ein Auge zumacht. Dann klackert nichts hinterher. Das zeitversetzte Sehen liegt daran, dass die Leitfähigkeit des Sehnervs durch die MS verlangsamt ist. Bei mir waren von Anfang an beide Augen betroffen, schon vor der Diagnose.

Die Sehstörungen sind bei mir immer da, mal stärker, mal schwächer. Das heißt, wenn ich Schindluder mit dem Körper treibe, also zum Beispiel viel Papierkram mache, dann verstärken sich die Störungen. An anderen Tagen schwächen sie sich ab; es ist nie völlig gleichbleibend. Nur beim Tunnelblick vergrößert sich der Durchmesser dessen, was ich sehe, nicht  –  aber verkleinern kann er sich, sodass ich dann noch weniger sehe.

Wer mal eine Taucherbrille aufgehabt hat, weiß: Einen Panoramablick hat man damit nicht. Wenn man unten etwas sehen möchte, muss man den Kopf richtig neigen. So ist das im weitesten Sinne auch bei mir: Alles sehe ich nicht. Fünfmal am Tag den Kopf stoßen, ist für mich das Normalste auf der Welt.

Sehstörungen bei MS können auch anders verlaufen. In unserer Selbsthilfegruppe gibt es einen Mann, der war ein Jahr lang blind. Jetzt kann er wieder normal sehen.


"Mit öffentlichen Verkehrsmitteln komme ich recht gut klar"

Arbeiten gehe ich nicht mehr. Dadurch, dass ich auf dem Bau gearbeitet habe, ging das verhältnismäßig fix mit der Verrentung. Im August 2001 hat der Neurologe gesagt: "Die Beeinträchtigungen sind so stark, Sie sollten in Rente gehen." Die erste Rentenzahlung ist dann im Dezember 2001 erfolgt. Wegen der Sehstörungen darf ich auch nicht mehr Auto fahren, aber ich komme recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln klar. Ich kenne viele andere MS-Patienten, die Probleme mit den Augen haben. Die meisten haben mit Doppelbildern zu kämpfen.

Vor der Erkrankung war ich eine Leseratte, das funktioniert leider gar nicht mehr, weil die Konzentration schnell nachlässt. Es sind ja nicht reine Doppelbilder, die ich sehe, sondern mehr so anderthalbfach wirkende Bilder, und wenn ich dann ein Buch lese, verschwimmen die Buchstaben vor meinen Augen. Ich muss mich Zeile für Zeile vorarbeiten. Aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten muss ich natürlich jede Menge lesen.

Ich leite eine MS-Selbsthilfegruppe in Berlin-Köpenick, die der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) angeschlossen ist. Wir treffen uns einmal im Monat und tauschen uns aus. Die Defizite, die viele haben, werden von den Ehepartnern oder Außenstehenden oft nicht verstanden. In der Selbsthilfegruppe fühlen sich alle gut aufgehoben, weil sie nicht lange erklären müssen: "Das und das geht heute nicht"  –  man versteht sie einfach. Es haben zwar nicht alle die gleichen Symptome, aber es gibt Überschneidungen, sodass man sagt: "Ach ja, ich weiß Bescheid, ist bei mir auch ab und zu so."

Wir sind eine offene Gruppe, das heißt, jeder kann kommen, auch wenn er nicht MS hat. Wenn jemand aus einem anderen Grund im Rollstuhl sitzt, hat er vielleicht trotzdem ähnliche Probleme wie jemand mit MS, der im Rollstuhl sitzt. Solche Probleme werden bei uns besprochen. Die Mitglieder werden auch auf den neuesten medizinischen Stand gebracht. Auch, welche neuen Gesetze es gibt, erfahren sie oder wo sie einen neuen Krückstock oder Rollstuhl beantragen können. Um solche Dinge geht es.

Ich bin außerdem im Patientenbeirat der DMSG. Der vermittelt zwischen der DMSG und den Betroffenen, falls es mal Schwierigkeiten gibt. Auch im Offenen Besucherdienst mache ich mit. Wir besuchen schwerst von MS Betroffene, die sich nach Gesellschaft sehnen. Und dann bin ich noch im Behindertenbeirat im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick.


MS verläuft in Schüben  –  oder in schleichender Form

Man nennt MS auch "die Krankheit mit den tausend Gesichtern": Es gibt in Deutschland rund 250.000 Erkrankte  –  die Dunkelziffer wird höher liegen  –  und keiner hat das gleiche Krankheitsbild wie der andere, es gibt nur Überschneidungen, zum Beispiel Doppelbilder. Auch Gleichgewichtsstörungen haben fast alle.

Es gibt Krankheitsschübe, das ist bekannt, aber es gibt auch die schleichende Form. Wenn jemand Schübe hat, bilden sich die Defizite zu über 80 Prozent wieder zurück. Wenn also jemand mit MS mit schubartigem Verlauf Doppelbilder sieht, können sie sich auch wieder zurückbilden. Bei der schleichenden Form ist das nicht so. Das Defizit bleibt dann so  –  und ich habe die schleichende Form.

Frank Wagner (62) lebt in Berlin.

Protokoll: Ute Stephanie Mansion



Kurzinfo: Seh- und Augenbewegungsstörungen bei MS

Die häufigsten MS-bedingten Sehstörungen haben im Wesentlichen zwei verschiedene Ursachen:

  1. Eine Sehnerv-Entzündung (Optikus-Neuritis) äußert sich in Verminderung der Sehschärfe bis hin zum vollständigen Sehverlust (nach wiederholten Entzündungen), verschwommenem Sehen, veränderter Farbwahrnehmung, Gesichtsfeldausfällen (unregelmäßig verteilte Flecken auf dem wahrgenommenen Bild), Schmerzen des betroffenen Auges.
  2. Entzündungen an anderen Stellen der Hirnnerven können dazu führen, dass Bewegungen der Augäpfel nicht mehr richtig gesteuert werden. Die vielfältigen Augenbewegungsstörungen äußern sich zum Beispiel in Doppelbildern, Verschwommensehen, Gleichgewichtsstörungen, meist aber Augenzittern (Nystagmus). Solche ruckartigen Augenbewegungen können trotz normaler Sehschärfe zu Scheinbewegungen der Umwelt ("Oszillopsien") führen und damit zum Beispiel das Lesen oder Fernsehen extrem erschweren.

Quelle: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, www.dmsg.de

Termine & Tipps

Termine

Hinweis der Redaktion

Alle Termine stehen unter dem Vorbehalt einer möglichen Absage aufgrund des Corona-Virus. Bitte kontaktieren Sie vor einer Buchung den Veranstalter.

Deutsches Hygiene-Museum Dresden

14.7., 13.10. und 28.11.2020

Führung für blinde und seheingeschränkte Menschen durch die Ausstellung "Future Food. Essen für die Welt von morgen"

Tel.: 03 51/48 46-400
E-Mail: service@dhmd.de
www.dhmd.de

Bergwandern mittlere und höhere Lagen

22.-29.8.2020
Aura-Hotel Saulgrub

Für die Bergwanderwoche sind gute Kondition sowie gebirgstaugliche Ausrüstung notwendig. Ein 1 zu 1 Begleitservice für blinde und sehbehinderte Gäste wird gestellt.

Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 / 9 90
E-Mail: info@aura-hotel.de

"Niemals sprachlos"

11.-13.9.2020
Schwarzwaldhotel Roter Bühl, Mühlenbach

Um Rhetorik und Präsentation in der freien Rede geht es in dem Seminar, das der Landesblinden- und -sehbehindertenverband Baden-Württemberg in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung anbietet.

Informationen und Anmeldung (bis 10.8.) bei
Gert Schulz
Tel.: 01 52 / 53 15 03 81
E-Mail: gert-schulz@gmx.de

Tipps

Tele-Vortrag zu Non-24

Non-24 ist eine regelmäßig wiederkehrende Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, die bei völlig blinden Menschen häufig auftritt. Ein Experte für Non-24 informiert einmal im Monat von Juni bis Dezember (2.6., 6.7., 3.8., 7.9., 5.10., 2.11., 7.12.2020) um 18 Uhr live in einem Tele-Vortrag über die Erkrankung. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Teilnahme über die kostenfreie Telefonnummer 08 00 / 6 33 89 66 36

"Wiki Durchblick" ist online

"Wiki Durchblick" stellt Fachinformationen zur beruflichen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen kompakt und in leicht verständlicher Form zur Verfügung. Ein Wiki ist eine Sammlung von Informationen und Beiträgen im Internet zu einem bestimmten Thema. Das neue Informationssystem bietet unter anderem Informationen zu Augenerkrankungen, Hilfsmitteln, Förderregularien und Kontaktadressen. Es entstand im Rahmen des Projekts Aktila-BS zur Aktivierung langzeitarbeitsloser blinder und sehbehinderter Menschen. Betrieben und finanziert wird "Wiki Durchblick" vom Berufsförderungswerk Würzburg, der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg und dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf.

www.wiki-durchblick.de

Forum:

Verständnis von Verlagen gefragt

In welcher Form lesen geburtsblinde Menschen gerne Bücher? Buchwissenschaftlerin Daniela Preiß wollte es wissen und hat für ihre Doktorarbeit einige interviewt. Die Palette der Antworten ist weit gefächert und reicht von Punktschrift über Hörbücher und E-Books bis zu Büchern in Schwarzschrift. Die Arbeit könnte Grundlage für eine zweite Studie sein, die das Nutzungsverhalten quantitativ analysiert, sagt die Autorin.

Von Daniela Preiß  


"Lesen Sie gerne? Brauchen Sie Bücher für Ihren Beruf? Ziehen Sie Braille vor oder einen Text zum Hören?" Diese und ähnliche Fragen stellte ich 28 Personen, die sich bereit erklärt hatten, mich in meinem Promotionsvorhaben zu unterstützen. Sie sind alle von Geburt an blind, genau wie ich. In Erlangen habe ich Buchwissenschaft studiert und danach, im Frühling 2011, mit meiner Doktorarbeit angefangen. Im Dezember 2019, nach den mündlichen Prüfungen und einer umfangreichen Überarbeitung des Erstentwurfs, konnte ich das Werk schließlich veröffentlichen. Der Titel lautet: "Tasten oder hören, körperlich oder lieber digital? Eine qualitative Analyse zur Lesemotivation blinder Menschen".

Durch theoretische Ansätze gesichert, führte ich Interviews mit 28 geburtsblinden Lesern. Welche Inhalte sie favorisieren, Sachbücher oder Belletristik, wurde nicht ausdrücklich abgefragt, sondern es ging eher um die Medien.

Hörbücher gefallen jedem. 19 Leser nehmen Brailleproduktionen, während 17 Schwarzschriftbücher wählen. Das heißt, sie brauchen einen Scanner, um die Texte zu erfassen. Der Aufwand, bis man das gewünschte Buch tatsächlich lesen kann, ist dadurch erhöht. E-Books, wofür sich immer noch elf Akteure entscheiden, werden am Computer oder mit dem Smartphone genutzt. Denn ein Screenreader wie JAWS ermöglicht es, entweder die Braillezeile mitlaufen zu lassen, also Punktschrift mit den Händen zu lesen, oder, passiv, einer Sprachausgabe zuzuhören.

Befragt habe ich Viel- und Wenigleser, Männer ebenso wie Frauen. Dabei war meine jüngste Teilnehmerin 20 Jahre alt und die lebenserfahrenste 80, denn für das Meinungsbild sollten die Probanden möglichst repräsentativ zusammenwirken.

Ihre Gründe für die Beschäftigung mit Literatur sind äußerst zahlreich, aber auch kleinteilig. Viele Argumente werden nur ein oder zwei Mal genannt. Doch häufig sagen die Interviewten, was auch Sehende in anderen Studien erklären: Sie wollen sich entspannen, unterhalten lassen oder weiterbilden.

Woher sie ihre Bücher bekommen? Von meinen Gesprächspartnern werden besonders Einrichtungen geschätzt, die im Handel erhältliche Ausgaben speziell für Menschen mit Seheinschränkungen in barrierefreier Form neu aufbereiten. Übergreifend lassen sich diese Anbieter als "Blindeninstitutionen" bezeichnen, und 25 Personen suchen sich hier ihren Lesestoff aus. Weiter zugespitzt, beachten zwölf sogar nur diese Möglichkeit. 20 gehen in eine Buchhandlung und zehn berücksichtigen Downloadportale. Von öffentlichen Bibliotheken fühlen sich, zuletzt, bloß sieben überzeugt.


Viele meiden Buchhandlungen und Downloadportale

Sicher, die Aussagekraft ist begrenzt. Ich habe nicht mehr als 28 Buchnutzer und -nutzerinnen befragt und das vor mehreren Jahren. Eine erste Tendenz zeichnet sich durch meine Arbeit allerdings ab, nämlich: Blinde Menschen übergehen häufig Anlaufstellen, wo sich Sehende mit Literatur versorgen. Zwar würde ihnen, im Buchhandel oder bei Downloadportalen, weit mehr zur Verfügung stehen, aber genauso gibt es Hürden: dass manchmal eine Begleitperson fehlt, um in einer Buchhandlung zu stöbern. Wege, die man bewältigen müsste, sind Interessierten nicht vertraut. Oder man weiß zu wenig über technische Hilfsmittel, sodass es kaum gelingt, Bücher aus dem Internet herunterzuladen.


Frei zugängliches Sortiment wird falsch eingeschätzt

Stärker ins Gewicht fallen andere Bereiche. So gibt es die Onleihe  –  einen Service von öffentlichen Bibliotheken, digitale Medien online auszuleihen. Doch fast die Hälfte der Befragten wusste davon nichts. Außerdem wird das frei zugängliche Sortiment falsch eingeschätzt. Zum Beispiel glauben mehrere Probanden, dass sie außerhalb der Blindeninstitutionen keine Daisy-Bücher finden könnten.

Überdies hält mangelnde Barrierefreiheit einige zurück. Sowohl Webseiten als auch die Inhalte von E-Books bleiben ihnen verschlossen. Audio-Books sind häufig gekürzt.

Deshalb wünschen sich die Interviewten mehr Verständnis von Verlagen und Buchhandel. Eine erhöhte Sensibilität. Würden sie enger mit den Blindeninstitutionen zusammenarbeiten, könnte man Medien und Vertriebswege für diesen Kundenkreis verbessern. Auch der rechtliche Rahmen könnte gelockert werden. Als Wissenschaftlerin, aber auch als Privatperson meine ich, dass erste wichtige Schritte inzwischen vollzogen sind, aber weitere müssten folgen.

In meiner Doktorarbeit habe ich festgestellt, wo die Bedürfnisse blinder Menschen liegen und welche Schwierigkeiten dieser Nutzerkreis erkennt. Meine Arbeit kann damit als richtungsweisend gelten und darauf aufbauend sollte eine zweite Studie folgen, diesmal mit deutlich mehr Befragten und thematisch stärker differenziert. Parallel dazu würde auch die andere Seite zu Wort kommen, etwa Verleger oder Buchhändler. Wie viel wissen sie von dem, was blinde Menschen brauchen, damit ihnen das öffentliche Angebot zugänglich wird? Gibt es vielleicht Vorbehalte, die man verringern könnte?

Hierfür, stelle ich mir vor, ließe sich ein neuer Posten installieren. Eine Art Zentrale, die den Austausch zwischen allen Beteiligten fördert.

Dr. Daniela Preiß (34) lebt in Wunsiedel, Oberfranken.


Ein Resümee und die vollständige Dissertationsschrift von Dr. Daniela Preiß findet sich auf ihrer Webseite unter: www.daniela-preiss.de/doktor/doktor.htm


Dazu ein Bild: Auf einem Tisch liegen zwei Stapel dicke Bücher. Dazwischen liegt ein aufgeschlagenes Buch, auf dem ein E-Book-Reader steht, angelehnt an den rechten Stapel. Der Bildschirm zeigt Worte in sehr großer Schrift.

Rätsel

In der folgenden Sportler-Anekdote  –  inklusive Überschrift  –  stecken diese zwölf Sportbegriffe:

Aus, Ball, Ecke, Einer, FC, Kapitän, Kicker, Lauf, Mannschaft, Punkt, Spiel und Sport.

In welcher Reihenfolge kommen sie im Text vor?


Plausible Erklärung

Während seiner aktiven Zeit als Profikicker und Kapitän der Nationalmannschaft wurde der heutige Ehrenpräsident des FC Bayern München, Franz Beckenbauer, "der Kaiser" genannt, einmal von einem Sportreporter vor laufender Kamera interviewt. Der Reporter berührte einen wunden Punkt, als er ihn fragte, ob er sich erklären könne, warum er im Monat fast viermal so viel verdiene wie der Bundeskanzler. Der "Kaiser" erwiderte lapidar: "Nun ja, der Kanzler spielt eben nicht so gut Fußball wie ich!"

Text und Scherenschnitt:
Thomas Christian Dahme  


Dazu ein Bild: Scherenschnitt von Beckenbauer im Profil. Er trägt gewelltes Haar und eine Brille.


Bitte senden Sie die Lösung bis zum 19. Juni an den

DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin

oder per
E-Mail an sichtweisen@dbsv.org

Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil.

Lösung des Mai-Rätsels

Pfingstrose
Frauenschuh
Immenstadt
Nasszelle
Garderobe
Stuhlgang
Torentfernung
Eidechse
Nasendusche


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Panorama:

Forschung

Das Corona-Virus wird offenbar nicht durch Tränen übertragen

Einer aktuellen Studie aus Singapur zufolge ist die Gefahr, sich über Tränenflüssigkeit mit dem Corona-Virus zu infizieren, gering. Das teilt die Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft mit. Um die mögliche Infektionsgefahr durch Tränenflüssigkeit zu untersuchen, haben die Wissenschaftler aus Singapur laut Stiftung Auge bei 17 Patienten, die wegen Covid-19 stationär behandelt wurden, über drei Wochen Tränenproben aus beiden Augen entnommen. In keinem Fall konnten sie das Corona-Virus nachweisen, so die Stiftung. "Dieses Ergebnis legt die Vermutung nahe, dass sich der Covid-19-Erreger nicht von den Atemwegen auf die Tränenwege ausbreitet", sagt Prof. Dr. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.

Anders verhält es sich möglicherweise, wenn eine infizierte Person zugleich an einer Bindehautentzündung leidet. In diesem Fall fand sich das Corona-Virus laut einer chinesischen Studie mit 30 Teilnehmern auch in der Tränenflüssigkeit. Die bisherigen Erkenntnisse seien aufgrund der geringen Teilnehmerzahl mit Vorsicht zu betrachten, sagt Professor Holz.

Er weist darauf hin, dass die Augen allgemein ein potenzielles Einfallstor für Krankheitserreger darstellen. "Wenn wir Viren auf der Handoberfläche tragen und uns dann ins Gesicht fassen, können die Erreger über die Bindehaut eindringen", warnt der Augenarzt. Daher sei es wichtig, die Hände oft und gründlich zu waschen und sich möglichst wenig ins Gesicht zu fassen.


Dazu ein Bild: Ein kleiner Junge sitzt weinend am Strand. Er hat die Augen geschlossen, den Mund weit geöffnet und trägt eine Jacke und eine gestreifte Mütze.

Gesellschaft

Jürgen Dusel fordert gleichberechtigte Teilhabe über die Krise hinaus

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, hat die Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Corona-Pandemie begrüßt. Die interdisziplinäre Arbeitsweise spreche für ein inklusives Weltbild der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Besonders lobenswert sei der Ansatz, vielfältige Perspektiven in die Abwägungsprozesse einzubeziehen. Mit Blick auf die unterschiedlichen Belange der Menschen mit Behinderungen und besonders gefährdeter Gruppen sagte der Regierungsbeauftragte jedoch: "Diese Perspektive kommt mir (...) zu kurz. So ist es zum Beispiel enorm wichtig, für konsequent barrierefreie Kommunikation und Angebote zu sorgen, damit alle die Möglichkeit haben, sich auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Das betrifft aktuelle Informationen der Regierung, Corona-Apps und auch digitale Unterrichtsmaterialien." Ziel sollte ein möglichst risikoarmes, aber selbstbestimmtes Leben für alle Menschen sein  –  auch während der Pandemie.

Der Beauftragte schließt sich der Forderung der Leopoldina an, Hilfsangebote niedrigschwellig und barrierefrei zugänglich zu machen  –  sei es für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen oder mit Lernschwierigkeiten. Vor allem müsse dies nachhaltig erfolgen, das heißt sämtliche Entscheidungen sollten auch über Corona hinaus die Diversität der Gesellschaft berücksichtigen und die gleichberechtigte Teilhabe insbesondere auch von Menschen mit Behinderungen garantieren. Dafür sei es wichtig, die Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen am Diskurs zu beteiligen. "Dann birgt die aktuelle Krise auch die Chance, eine inklusive Gesellschaft zu fördern", sagt Dusel.


Dazu ein Bild: Eine Frau mit dunklen Augen und kräftigen Augenbrauen trägt einen weißen Mund-Nase-Schutz, dessen Gummizug hinter den Ohren befestigt ist.

VBS-Kongress auf 2021 verschoben

Der ursprünglich für die Zeit vom 3. bis 7. August dieses Jahres geplante Kongress des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) wurde wegen der Corona-Krise abgesagt und auf nächstes Jahr verschoben.

"Die Entscheidung haben wir mit vielen Beteiligten, Verantwortlichen und mit schwerem Herzen getroffen", sagt der Vorsitzende des Verbands, Dieter Feser.

Der VBS bedauert die Absage insbesondere mit Blick auf die vielen Vorbereitungen des Gastgebers Deutsche Blindenstudienanstalt Marburg (blista). Fachlicher Austausch, Workshops und Begegnungen stehen im Mittelpunkt der VBS-Kongresse, die alle vier Jahre stattfinden und an denen jeweils mehr als 600 Personen teilnehmen.

Den nächsten VBS-Kongress wird es im kommenden Jahr vom 2. bis 6. August in Marburg geben.

Mehr Infos unter www.vbs.eu

"50 Johr Bläck Fööss": Gerhard Stoll im Jubiläumsband vertreten

Das hätte sich Gerhard Stoll nie vorstellen können: als Zeitzeuge und Weggefährte in einem Gedenkband und Ausstellungskatalog über die Kölner Kultband Bläck Fööss vertreten zu sein. Fan der Musiker seit seiner Kindheit, trank er mit 13 Jahren sein erstes Bier mit Sänger Tommy Engel. Die Band hatte ihr Büro in der Nähe seines Wohnortes, sie liefen sich öfter über den Weg.

Sogar bei einer Schulaufgabe halfen die Bläck Fööss damals dem jungen Gerhard Stoll, der auf dem linken Auge schon blind war, als er mit 13 Jahren durch eine Entzündung auch auf dem anderen erblindete. Über ihn und seine Leidenschaft für Bayer 04 Leverkusen hatten die "Sichtweisen" in der September-Ausgabe 2017 berichtet.

Zum 50-jährigen Bestehen der Bläck Fööss kam ein Jubiläumsband heraus. Das Kölnische Stadtmuseum zeigt zudem unter dem Titel "50 Johr Bläck Fööss" eine Ausstellung über die Band  –  wegen der Corona-Krise war sie bei Redaktionsschluss zunächst als 360-Grad-Rundgang im Internet erlebbar.

Peter Feierabend (Hrsg.): "50 Johr Bläck Fööss  –  Kölle es un bliev uns Heimat!"
Verlag Berg & Feierabend, Berlin 2020
240 Seiten
Preis: 29,95 Euro

Sport

Noemi Ristau gewinnt Weltcup-Gesamtwertung

Noemi Ristau hat zum ersten Mal die Gesamtwertung des Para-Ski-alpin-Weltcups in der Konkurrenz der sehbehinderten Starterinnen gewonnen. Die Weltcup-Saison war wegen der Corona-Pandemie frühzeitig beendet worden.

Nach einer Verletzungspause war die 28-jährige Ristau mit ihrem neuen Guide Paula Brenzel in die Saison 2019/2020 gestartet  –  mit Erfolg. Das Duo Ristau/Brenzel erreichte im Laufe der Saison bei fast jedem Rennen einen der ersten drei Plätze. Bei den internationalen deutschen Meisterschaften Anfang März im österreichischen Oberperfuss sicherten sich Noemi Ristau und Paula Brenzel die nationalen Titel im Slalom und Riesenslalom  –  es war der verfrühte Abschluss der Saison.



AURA-Hotels  –  Entspannter Urlaub ohne Barrieren

AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel. Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.


Die Standorte von Nord nach Süd:

  • Aura-Hotel Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern):
    Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
  • Aura-Hotel Timmendorfer Strand (Schleswig-Holstein):
    Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
  • Aura-Pension Wernigerode (Sachsen-Anhalt):
    Tel.: 0 39 43 / 26 21-0
  • Aura-Pension Rochsburg (Sachsen):
    Tel.: 03 73 83 / 8 38-00
  • Aura-Hotel Saulgrub (Bayern):
    Tel.: 0 88 45 / 99-0

Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org

Menschen:

Bücher, Menschen, "Süßer Wahnsinn"

Als Kind verbrachte Daniela Preiß "wundervolle Stunden" in der Stadtbibliothek, hörte "Rennschwein Rudi Rüssel" und andere Bücher. Später studierte sie Buchwissenschaft und schrieb eine Doktorarbeit. Ihre Leidenschaft für Bücher würde sie gern zum Beruf machen, doch bisher hat kein Verlag die blinde Wissenschaftlerin eingestellt. Für ihre eigenen Bücher hat sie jedoch einen Verlag gefunden.

Von Daniela Preiß  


24. Juni 2010. Etwas nervös steige ich in Nürnberg aus dem Zug und werde kurz darauf von einem Mann begrüßt, mit dem ich hier verabredet bin: Thomas Rüger. Er wirkt überraschend ruhig, zurückhaltend und gleichzeitig auch unbeholfen wegen meiner Blindheit. Obwohl wir uns nie zuvor begegnet sind, ruhen viele meiner Hoffnungen auf ihm. Denn Thomas Rüger führt nebenberuflich einen Verlag, und ich schreibe Bücher. Bislang habe ich für meine Manuskripte nur Absagen eingesteckt, und es fehlt nicht mehr viel zum Self-Publishing, also dem Veröffentlichen ohne Verlag. Doch jetzt möchte Thomas Rüger meinen Psychokrimi "Süßer Wahnsinn" veröffentlichen. Darin wird von einer verbotenen Beziehung erzählt.

Bücher begleiten mich, solange ich denken kann. Schon meine Mutter hat mir immer vorgelesen: "Struwwelpeter", dann "Tina und Tini". Mit meinem Bruder verbrachte ich wundervolle Stunden in der Stadtbibliothek, wo wir uns Kopfhörer aufsetzten, um in der Welt eines Hörspiels zu versinken. Mein Lieblingsbuch war damals "Rennschwein Rudi Rüssel", diese Geschichte konnte ich immer wieder lesen. Und auch "Einbruch im Labor" von Felix Huby. Das begeisterte mich dermaßen, dass ich die vielen Seiten Wort für Wort abtippte  –  denn in Brailleschrift gab es diesen Band nur auszuleihen, ich wollte ihn aber dauernd verfügbar haben.

Zudem fing ich an, selbst Kurzgeschichten zu schreiben. Obwohl das meiste unvollendet blieb, schaffte ich mit 13 den ersten Erfolg, nämlich mehr als 50 Seiten über Fußball. Kurz vor dem Abitur fiel ich allerdings auf einen Pseudoverlag herein. Ahnungslos, was die Buchbranche betrifft, glaubte ich der verdrehten Logik des Verlags und ließ mir eine Menge Geld aus der Tasche ziehen, damit eine Fantasy-Serie von mir veröffentlicht wurde. Am Ende blieb ich auf den gedruckten Exemplaren sitzen.


Nie wieder ein Pseudoverlag!

Die nächste Frage, die anstand, drehte sich um meine berufliche Zukunft. Auf keinen Fall wollte ich eine der blindentypischen Ausbildungen wählen, etwa zur Bürokraft oder Physiotherapeutin. Stattdessen studierte ich in Erlangen Buchwissenschaft, lernte also möglichst viel über das Buchhandels- und Verlagswesen. Nicht noch einmal würde ich mich von einem Pseudoverlag täuschen lassen!

Zum ersten Mal begegnete mir ein Schriftsteller, der vom Verkauf seiner Bücher leben kann: Tilman Röhrig. Wie er vorgeht, um Romane zu entwerfen, inspirierte mich, und schon traf ich auf den Nürnberger Verleger Thomas Rüger. Eher zufällig, weil Astrid Schwabe, meine Chemie- und Biologielehrerin vom Gymnasium, als Autorin bei ihm untergekommen war. Davon erzählte sie mir, und ohne dass ich darum gebeten hätte, machte sie Thomas auf mich aufmerksam. Wenig später war bei ihm mein "Süßer Wahnsinn" im Programm.

Auch das Studium lief gut, doch ein Verlagspraktikum sollte ich nirgendwo bekommen. Erst recht kein Volontariat, sodass ich mir etwas anderes überlegen musste. Weil es mir Freude macht, mein erworbenes Wissen weiterzugeben, wollte ich an der Universität unterrichten. Dafür brauchte ich einen Doktortitel, und so promovierte ich zur Lesemotivation geburtsblinder Menschen.

Parallel wurde ich zur Biographin ausgebildet. In Interviews, die ich seitdem geführt habe, erzählen mir die Menschen ihre Lebensgeschichte. Gemeinsam machen wir ein Buch daraus und können, wenn es fertig ist, auch richtig feiern.


Idee für eine Roman-Trilogie

Neben der Literatur mag ich vor allem Tiere und Sport. So gehe ich mit meinem Vater ins Tierheim, um Hunde auszuführen. Zusammen besuchen wir außerdem Sportveranstaltungen: Skispringen, Darts und vieles mehr.

Das Größte war für mich, allerdings ohne Papa, den Tennisprofi Andy Murray in London spielen zu sehen. Umringt von seinen Fans war ich vollkommen berauscht, obwohl Andy dieses Match verlor.

Heute versuche ich mich im Blindentennis und habe fest geplant, eine Roman-Trilogie darüber zu entwickeln. Sehr gerne wäre ich die Biographin von Philipp Kohlschreiber, doch bis dahin verläuft noch ein steiniger Weg, ähnlich dem zur Festanstellung in einem Verlag. Manchmal denke ich, dass mein Lebenslauf in Gold gerahmt sein könnte, und doch werden mögliche Arbeitgeber immer nur eines sehen: die Behinderung.


Buchmesse im Heimatort

2019 fand in Wunsiedel, meinem Heimatort, eine Buchmesse statt. Auch Thomas Rüger war mit einem Stand vertreten. Dort neben ihm zu stehen, berührte mich fast so sehr wie 2010 der Moment, als ich den ersten Probedruck von "Süßer Wahnsinn" in den Händen gehalten hatte.

Ab und zu drehen wir, Thomas und ich, eine Runde auf seinem Tandem. Oder wir sitzen gemütlich mit Astrid zusammen. Einmal hat sie uns zu ihrer Gartenparty eingeladen, wo ein Zauberer nicht nur brillierte, sondern auch jedes seiner Kunststücke beschrieb. Dadurch konnte ich nachvollziehen, was auf der Bühne passierte, und ich frage mich öfter, welche Tricks das Leben noch für mich bereithält.

Daniela Preiß (34) lebt in Wunsiedel, Oberfranken.


Mehr Infos zur Autorin unter www.daniela-preiss.de


Dazu ein Bild: Daniela Preiß radelt im Freien auf einem Hometrainer. Sie hat längeres Haar und trägt einen Pony. Hinter ihr sind ein Rasen, Bäume und ein Einfamilienhaus zu sehen.



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Service:

Auf Lesbarkeit kommt es nicht an

Etwas handschriftlich zu unterschreiben ist eine beinahe alltägliche Angelegenheit, für blinde oder stark sehbeeinträchtigte Menschen jedoch keine so leichte. Wann ist eine Unterschrift rechtlich erforderlich, und welchen Mindestanforderungen muss sie genügen? Unser Experte beleuchtet mit diesem Beitrag das Thema "Unterschriften als Basis für schriftliche Erklärungen und Verträge".

Von Christian Seuß  


Blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen sind in vollem Umfang geschäftsfähig, wenn sie das 18. Lebensjahr vollendet haben. Sie nehmen am Rechtsverkehr teil, das heißt, sie kaufen ein, fahren Taxi, heben Geld ab. Zu Problemen kann es kommen, wenn die sehbeeinträchtigte Person nicht unterschreiben kann oder die Unterschrift den Anforderungen des Rechtsverkehrs nicht entspricht.

Grundsätzlich besteht nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) für Rechtsgeschäfte Formfreiheit. Das bedeutet: Für die Verbindlichkeit einer Willenserklärung kommt es nicht darauf an, in welcher Weise der Wille zum Ausdruck gebracht wird. Das ist selbst durch Gesten wie Handschlag, zustimmendes Kopfnicken oder Stillschweigen der Fall. Voraussetzung ist, dass sich der Wille objektiv feststellen lässt.

Für einige Rechtsgeschäfte sieht das Gesetz allerdings eine bestimmte Form vor. Wird diese Form nicht eingehalten, so regelt Paragraf 125 BGB Folgendes: "Ein Rechtsgeschäft, welches der durch Gesetz vorgeschriebenen Form ermangelt, ist nichtig." Ebenso ist ein Rechtsgeschäft nichtig, wenn die Form, die die Vertragspartner vereinbart haben, nicht eingehalten wird.


Die verschiedenen gesetzlichen Formvorschriften

Das BGB kennt insbesondere folgende Formvorschriften und benennt sie in verschiedenen Paragrafen: die Schriftform, die durch die "elektronische Form" ersetzt werden kann (§ 126), die Textform (§ 126b), die notarielle Beurkundung (§ 128), die öffentliche Beglaubigung der Unterschrift (§ 229), das Testament in der Form des eigenhändigen Testaments (§§ 2231, 2247) und die Eheschließung (§ 1310).

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Schriftform, weil sie im Zusammenhang mit Unterschriften sicher am häufigsten vorkommt. In Paragraf 126 Absatz 1 BGB heißt es: "Ist durch Gesetz schriftliche Form vorgeschrieben, so muss die Urkunde von dem Aussteller eigenhändig durch Namensunterschrift oder mittels notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnet werden." Mit Urkunde sind hier zum Beispiel das Bürgschaftsversprechen, ein Mieterhöhungsverlangen oder ein Kündigungsschreiben gemeint. Für Verträge wird festgelegt, dass alle beteiligten Parteien am Ende der Urkunde unterzeichnen müssen.

Die Schriftform dient der Rechtssicherheit, weil die Urkunde eine Beweisfunktion besitzt. Was schriftlich erklärt wird, das gilt. Aber auch ohne gesetzliche Pflicht gibt es aus Beweisgründen Verträge, die häufig schriftlich und nicht nur mündlich geschlossen werden. So etwa Arbeits-, Honorar-, Miet- und Kaufverträge über einen teuren Gegenstand.

§ 126b BGB sieht für die Textform vor, dass eine lesbare Erklärung, in der die Person des Erklärenden genannt ist, auf einem dauerhaften Datenträger abgespeichert sein muss. Nicht erforderlich ist eine Unterschrift des Erklärenden. Ausreichend ist, dass die persönliche Erklärung für einen längeren Zeitraum zugänglich ist und dass der Text auf dem Datenträger in einer Weise gespeichert sein muss, dass er nicht veränderbar ist.


Unterstützen der Hand ist erlaubt

Die Unterschrift hat den Zweck, die Identität des Ausstellers der Urkunde erkennbar zu machen. Der Aussteller muss die Urkunde eigenhändig unterzeichnen. Die Verwendung einer Schablone, die das Unterschriftsfeld begrenzt und so die Orientierung darüber ermöglicht, wo zu unterschreiben ist, kann selbstverständlich verwendet werden. Eine Schreibhilfe durch eine andere Person, zum Beispiel die Unterstützung der Hand bei vorhandener Schwäche, ist zulässig, soweit der Schriftzug vom Willen des Unterzeichners bestimmt wird. Unzulässig wäre das Führen der Hand. Ebenfalls unzulässig ist das Unterzeichnen durch Stempel, Faksimile oder ein sonstiges mechanisches Hilfsmittel.

Für die Unterschrift genügt die Unterzeichnung mit dem Familiennamen. Auf die Lesbarkeit der Unterschrift kommt es nicht an. Sie muss aber Andeutungen von Buchstaben erkennen lassen. Ausreichend ist ein die Identität des Unterschreibenden ausreichend kennzeichnender individueller Schriftzug, der einmalig ist, entsprechende charakteristische Merkmale aufweist und sich als Wiedergabe eines Namens darstellt.

Blinde Menschen, die von Geburt an oder seit früher Kindheit erblindet sind und die das handschriftliche Schreiben nicht gelernt haben, sollten zumindest die Ausführung ihrer Unterschrift erlernen. Die Selbsthilfeorganisationen blinder und sehbehinderter Menschen können geeignete Trainer, etwa Rehabilitationsfachkräfte, vermitteln.

Wer nicht in der Lage ist, eine Urkunde zu unterschreiben, kann gemäß Paragraf 126 Absatz 1 BGB mittels notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnen. Als Handzeichen kommen Kreuze, Striche oder Initialen in Frage.

Man kann auch erwägen, jemanden im Einzelfall durch Bankvollmacht oder im Wege einer Generalvollmacht zu bevollmächtigen, Schriftstücke stellvertretend zu unterzeichnen. In diesem Fall muss die vertretende Person, wenn sie die Urkunde mit ihrem Namen unterzeichnet, das Vertretungsverhältnis durch einen Zusatz, etwa durch die Abkürzung i.V., also "in Vertretung", deutlich machen.


Elektronische Signatur ist ein Sonderfall der Schriftform

Wie schon erwähnt, kann die in Paragraf 126 BGB geregelte schriftliche Form durch die elektronische Signatur ersetzt werden. Diese ist keine eigenständige Form, sondern ein Sonderfall der Schriftform. Paragraf 126a BGB lautet: "(1) Soll die gesetzlich vorgeschriebene schriftliche Form durch die elektronische Form ersetzt werden, so muss der Aussteller der Erklärung dieser seinen Namen hinzufügen und das elektronische Dokument mit einer qualifizierten elektronischen Signatur versehen."

Unter einer qualifizierten elektronischen Signatur versteht man mit elektronischen Informationen verknüpfte Daten, mit denen man den Unterzeichner bzw. Signaturersteller identifizieren und die Integrität der signierten elektronischen Informationen prüfen kann. In der Regel handelt es sich dabei um elektronische Dokumente.

In manchen Fällen ist die elektronische Form gesetzlich ausgeschlossen, zum Beispiel bei Verbraucherdarlehensverträgen, Bürgschaftserklärungen, Schuldversprechen und Schuldanerkenntnis.


Verträge müssen handschriftlich unterschrieben werden

Festzuhalten bleibt: Blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen sind mit 18 Jahren uneingeschränkt geschäftsfähig und können schriftliche Verträge schließen. Wer allerdings einen schriftlichen Vertrag schließen möchte, der muss mit der Hand seine Unterschrift schreiben können.

Was man noch wissen sollte: Grundstücksgeschäfte, zum Beispiel der Verkauf eines Hausgrundstücks oder einer Eigentumswohnung sowie die Belastung von Grundstücken durch eine Grundschuld oder Hypothek, müssen notariell beurkundet werden.

Besondere Formvorschriften gelten für das Testament: Ein handschriftliches Testament muss eigenhändig geschrieben und unterschrieben werden. Wer ein handschriftliches Testament formwirksam erstellen möchte, muss das Geschriebene mit eigenen Augen lesen können. Wer das nicht kann, dem bleibt nur das notariell beurkundete Testament. Hierdurch sollen blinde Menschen vor Missbrauch oder Täuschung geschützt werden.

Christian Seuß ist Rechtsanwalt und arbeitet auch für die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm).


Dazu ein Bild: Auf einem Blatt Papier wurde auf der dafür vorgesehenen Zeile unterschrieben. Darüber steht "Ort, Datum", darunter "Unterschrift". Neben der Unterschrift liegt ein Kugelschreiber.

Nebeneinander statt hintereinander

Blinde und sehbehinderte Menschen lassen sich auf der Straße oder in Gebäuden mitunter von einer anderen Person führen. Die Abstandsregeln, die nun während der Corona-Pandemie angezeigt sind, einzuhalten, ist da nicht leicht. Auf den Internetseiten des DBSV-Corona-Ratgebers finden sich nützliche Tipps für diese Situation. Die "Sichtweisen" geben den Text auch an dieser Stelle wieder.


Zu Personen, mit denen man nicht zusammenlebt, sollte man einen Abstand von zwei Metern halten  –  das ist die zentrale Regel, um eine Corona-Infektion zu verhindern. Diese Regel wird verletzt, wenn man sich von einem anderen Menschen führen lässt. Blinde und sehbehinderte Menschen müssen also abwägen: auf der einen Seite die sichere, schnelle und unfallfreie Fortbewegung, auf der anderen Seite die Vermeidung eines Ansteckungsrisikos.

Grundsätzlich sollte man Situationen aus dem Weg gehen, in denen man auf das Führen durch andere, insbesondere fremde Personen angewiesen ist. In vielen Fällen ist es blinden und sehbehinderten Menschen durchaus möglich, sich allein und doch sicher durch den öffentlichen Raum zu bewegen, auch wenn es eventuell etwas länger dauert. Oft lässt sich zudem ein Gang vermeiden, indem man beispielsweise den Einkauf durch eine andere Person oder einen Hilfsdienst erledigen lässt.

Viren können über winzige Tröpfchen im Atem übertragen werden. Unter Leitung von Prof. Bert Blocken wurde in einer Studie der Universitäten Leuven (Belgien) und Eindhoven (Niederlande) untersucht, wie diese Tröpfchen sich verhalten, wenn zwei Menschen in die gleiche Richtung gehen. Die meisten Tröpfchen fängt man sich laut dieser Studie ein, wenn man hinter jemandem hergeht, weil man dann die "Tröpfchenwolke" der vorangehenden Person ins Gesicht bekommt. Geht man dagegen nebeneinander, ist das Risiko am geringsten.

Mit der Beachtung der folgenden Hinweise kann man das Risiko einer Ansteckung zwar nicht auf null reduzieren, aber zumindest dazu beitragen, sich und andere zu schützen:

  • Situationen vermeiden, in denen man auf das Führen durch fremde Menschen angewiesen ist
  • Hilfe nur annehmen, wenn sie wirklich nötig ist (nicht jedes nett gemeinte Angebot annehmen, wenn man es nicht unbedingt braucht)
  • Führen, wenn möglich, durch Ansagen ersetzen, sich also durch Zurufe aus sicherer Entfernung "navigieren" lassen
  • Bei der Inanspruchnahme von Hilfe: Wenn möglich nebeneinander gehen. Gegebenenfalls ab und zu kurzer Kontakt durch Antippen mit dem Handrücken; auch die Stimme des Sehenden dient zur Orientierung
  • Tragen einer Atemmaske, insbesondere durch die führende Person
  • Hilfsbereite fremde Personen fragen, ob sie eine Atemmaske tragen, bevor man Hilfe annimmt
  • Den Führenden nicht am Ellenbogen anfassen (könnte durch Husten-Etikette kontaminiert sein), sondern lieber am Oberarm, gegebenenfalls Handschuh benutzen
  • Beim Führen als Verbindung einen Strick mit Knoten oder eine sogenannte "Wanderkugel" (Seil mit Holzkugeln an den Enden) benutzen
  • Unbedingte Handhygiene  –  auf keinen Fall mit der Hand, die den Führenden berührt hat, anschließend ins eigene Gesicht fassen

Diesen Text finden Sie auch unter www.dbsv.org/corona.html#schuetzen
Weitere Themen zu Corona und Covid-19 unter www.dbsv.org/corona


Dazu ein Bild: Zwei Frauen auf zwei Bänken, die etwa anderthalb Meter auseinanderstehen, unterhalten sich. Dahinter sind viele Bäume und nahe den Bänken, etwas zurückgesetzt, ein besonders dicker Baum zu sehen. Die Frau links trägt ein gestreiftes Kleid.

Medien:

Bücher

Radio Activity

Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei


Wenn sie zu hören ist, werden die Radios lauter gedreht und stocken die Gespräche: Nora Tewes hat die perfekte Radiostimme  –  und einen Plan. Im Rundfunk will sie einen Täter stellen, dem ihre Mutter als Kind ausgeliefert war. Er wurde nie belangt, inzwischen ist das Verbrechen verjährt. Aber nicht vergeben. Am Mikrofon beginnt sie ein gefährliches Spiel, um die Hörerschaft gegen den Täter zu mobilisieren. Doch mithilfe von Simon, einem Rechtsreferendar, eröffnet sich ein anderer, ein besserer Weg. Nicht unbedingt legal, aber hochwirksam.

In ihrem politisch brisanten Roman erzählt Karin Kalisa temporeich und mit eigenwilligen Charakteren, die man nicht mehr vergisst, von der Suche nach Gerechtigkeit, von Freundschaft, Mut und dem unbeirrbaren Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit.

Karin Kalisa: Radio Activity
Sprecherin: Stefanje Meyer
Daisy-CD (6:10 Stunden)

Das Labyrinth der Lichter

Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen


Auch im vierten und letzten Buch seiner Bestseller-Tetralogie rund um den Friedhof der vergessenen Bücher liefert Carlos Ruiz Zafón eine packende Detektivstory im Stil eines Spionagekrimis vor dem politischen Hintergrund der Franco-Diktatur. Sie spielt im schauerromantischen Barcelona in den Jahren 1959/1960. Alicia, eine junge Frau, ermittelt für die politische Polizei im Fall des zwielichtigen Bildungsministers Mauricio Vall, der in der Franco-Diktatur Direktor des Gefängnisses von Montjuïc war und jetzt spurlos verschwunden ist. Auf ihrer Suche stößt sie auf Verbrechen, die in die Zeit des spanischen Bürgerkrieges zurückreichen. Sie findet eines der geheimnisvollen Bücher des Schriftstellers Victor Mataix, das sie in die Buchhandlung der Familie Sempere führt. Dort werden Alicias Kindheitserinnerungen wach und scheinen auch die Fäden ihrer Ermittlungen zusammenzulaufen. Mächtige Personen behindern jedoch die Aufdeckung des Falles und Alicia selbst gerät in Lebensgefahr.

Carlos Ruiz Zafón erzählt in rasantem Tempo und hält mit immer wieder neuen Enthüllungen die Spannung oben. Eine fesselnde in sich geschlossene Krimi-Geschichte!

Carlos Ruiz Zafón: Das Labyrinth der Lichter
Daisy-CD (35:10 Stunden)

Bestellungen beim
dzb lesen
Tel.: Ausleihe: 03 41 / 71 13-116 oder -118
E-Mail: bibliothek@dzblesen.de



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Als Luther vom Kirschbaum fiel

Eigentlich will Luther auf Drängeln von Käthe nur ein paar Kirschen im Garten pflücken, als er von einem Gewitter überrascht wird und ein Blitz im Kirschbaum einschlägt. Unversehens findet sich der Reformator im Jahr 2017 wieder. Zum Glück trifft er dort auf den pensionierten Pfarrer Sonnhüter, den er von seiner Identität überzeugen kann und der ihm die neue Welt zeigt. Dabei stößt Luther auf allerhand Kurioses: Nicht nur, dass die Menschen eine komische Sprache haben und sich alles von selbst zu bewegen scheint, auch mit der von ihm gegründeten Kirche hat er so seine Probleme. Zu allem Überfluss stellt er bald fest, dass sein treuer Begleiter Sonnhüter sich in einer echten Glaubenskrise befindet. Was Gott sich wohl dabei gedacht hat, ihn hierher zu versetzen?

Mit Witz und Verstand werden in diesem Buch schwierige theologische Probleme erklärt und auf amüsante unterhaltsame Weise mit der Lebenswirklichkeit in Verbindung gebracht.

Albrecht Gralle: Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete
Sprecherin: Claudia Gollner
Daisy-CD: (ca.7 Stunden)
Preis: 29 Euro

Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 089 / 5 59 88  –  136 oder  –  144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org


Dazu ein Bild: Cover des Lutherromans: ein Porträt des Reformators, der ein schwarzes Barett und Kopfhörer trägt.

Hörfilme

Lara

Es ist Laras 60. Geburtstag, und eigentlich hätte sie allen Grund zur Freude, denn ihr Sohn Viktor gibt an diesem Abend das wichtigste Klavierkonzert seiner Karriere. Schließlich war sie es, die seinen musikalischen Werdegang entworfen und forciert hat. Doch Viktor ist schon seit Wochen nicht mehr erreichbar, und nichts deutet darauf hin, dass Lara bei seiner Uraufführung willkommen ist. Kurzerhand kauft sie sämtliche Restkarten und verteilt sie an jeden, dem sie an diesem Tag begegnet. Doch je mehr Lara um einen gelungenen Abend ringt, desto mehr geraten die Geschehnisse außer Kontrolle.

Spielfilm (Drama), Deutschland 2019
Regie: Jan-Ole Gerster
Drehbuch: Blaz Kutin
Mit Corinna Harfouch, Tom Schilling, André Jung
Audiodeskription: Synchron- und Tonstudio Leipzig GmbH
Als DVD und Blu-Ray erhältlich



Kurzinfo: Verschobene Filmstarts

Der Kinostart des an dieser Stelle bereits angekündigten Films "Undine" wurde coronabedingt auf den 11. Juni verschoben. Der Film "Über die Unendlichkeit" startet am 17. September. Diese Angaben sind ohne Gewähr. Auch weitere Filmstarts wurden verschoben.

Anzeigen:

Gewerbliche Anzeigen

Schottland-für-Alle

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Der Sommer weckt die Reiselust auch in diesen besonderen Zeiten. Wir hoffen auf baldige Reisemöglichkeiten und haben für den Herbst drei besondere Angebote  –  Valencia vom 19.-26. September, Istanbul vom 26.-30. Oktober oder eine Rundreise Südafrika im November/ Dezember. Aber auch die ersten Reisen 2021 mit vielen neuen Zielen stehen schon fest.

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Neu in unserem Sortiment

  • Magnetisches Zubehör zum Beschriften
    So können Vorräte im Glas oder aus der Dose gut und nachhaltig beschriftet werden. Das 3 cm breite Magnetband auf der Rolle und die Magnetfolie im A4-Format eignen sich ideal zum Beschriften, Markieren und Kennzeichnen von Gegenständen aus Metall. Beide lassen sich sowohl mit Klebe-Etiketten der Etikettenlesegeräte PennyTalks oder Penfriend versehen, als auch mit der Punktschriftmaschine oder -tafel beschriften.
    Magnetband und -folie können einfach mit einer Haushaltsschere auf die gewünschte Größe zugeschnitten werden.
    Farbe: Orange

Merkmale Magnetband-Rolle:

    • Länge der Rolle: 1 m, Breite: 3 cm
    • Besonders geeignet zur Beschriftung von Konservendosen
          Bestell-Nr.: P417  –  Preis: 4,50 Euro

Merkmale Magnetfolie:

    • Format: DIN A4
    • Besonders geeignet zur Beschriftung von geraden Metallflächen, z.B. Deckel von Schraubgläsern
          Bestell-Nr.: P419  –  Preis: 4,50 Euro
  • BlindShell Lite mit Sprachausgabe
    Einfache und übersichtliche Handhabung. Alle auf dem Bildschirm sichtbaren Elemente und Texte werden mit deutlicher Stimme vorgelesen. Das BlindShell Lite verfügt lediglich über sechs Hauptmenüpunkte sowie elf Kurzwahltasten. Damit eignet sich das Mobiltelefon besonders für ältere Personen oder Menschen, die ein Handy hauptsächlich zum Telefonieren verwenden möchten.

Funktionen und Merkmale:

    • Telefonieren, SMS schreiben
    • Wecker, Kurzzeitmesser und Stoppuhr
    • Kalenderdarstellung, Taschenrechner, Notizfunktion
    • 10 Direktwahltasten
    • SOS-Notruf-Taste
    • Akku wechselbar
    • Maße (B/H/L): 5,8 * 13,3 * 1,3 cm
    • Gehäusefarbe: grau
          Bestell-Nr.: M588  –  Preis: 249 Euro

Fordern Sie unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD an!

Bitte besuchen Sie auch unseren Onlineshop unter www.lhz-dresden.de


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

Commerzbank

Commerzbank nimmt Bedürfnisse seheingeschränkter Menschen ernst


Laut einer Befragung der Commerzbank in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Behindertenrat wünschen sich sehbehinderte Menschen von Geldhäusern barrierefreie Zugänge zu Selbstbedienungseinrichtungen sowie Kopfhöreranschlüsse an Bankterminals und Geldausgabegeräten. Digitales Banking sollte möglichst kostenfrei zur Verfügung stehen und mit barrierefreien Texten und ohne störende Pop-ups per "JAWS" oder "VoiceOver" auslesbar sein. Viele Befragte gaben zudem an, dass ihnen unterstützende Filialmitarbeiter wichtig sind.

Gabriele Holler von der Commerzbank freut sich, dass die Commerzbank die meisten Bedürfnisse seheingeschränkter Menschen bereits erfüllt: "Wir schreiben unseren Dienstleistern verbindlich vor, wie barrierefreie Bilder und Texte auf allen digitalen Anwendungen aussehen müssen. Und Kopfhörerbuchsen an allen Geldausgabe-Automaten sind für uns schon lange selbstverständlich." Laufend verbessern wir die Barrierefreiheit unserer Filialen, auch wenn dies aus baulichen Gründen manchmal nicht so einfach ist. Beim Telefonbanking bietet die Commerzbank Transaktionen mit persönlicher Beratung von 8 bis 20 Uhr an.

Dr. Fabian Gleisner, Leiter Partnership Banking bei der Commerzbank, betont: "Wir bieten ein kostenloses Konto an, dass die meisten Bedürfnisse von sehbehinderten Menschen bereits erfüllt. Beispielsweise mit einem dichten Filialnetz inklusive persönlicher Betreuung und dem kosten- und barrierefreien Onlinebanking und der Banking-App. Barrierefreiheit ist ein sehr wichtiges Thema für uns. Auch wenn wir hier noch nicht überall perfekt sind, arbeiten wir daran, uns ständig zu verbessern."

Com-M Communication + Marketing

Wir haben uns doch so auf Ausstellungen im März und April gefreut, und es kam alles anders. Deshalb schildern wir Ihnen nachstehend, was wir Ihnen so gerne gezeigt hätten, z.B.:


Das neue BrailleNote Touch Plus von Humanware

Der erste, Google zertifizierte Brailleorganizer mit:

  • wahlweise 18 oder 32 Braillemodulen
  • Kontaktverwaltung
  • E-Mail Client
  • Internet / Google Chrome
  • Google Play Store
  • Mächtiger Textverarbeitung
  • Terminkalender
  • Dateiverwaltung
  • Wissenschaftlichem Taschenrechner
  • KNFB Reader
  • Braille Terminal
  • Android 8.1 Betriebssystem
  • Integrierter Brailletastatur
  • Tablet Display zum Mitlesen und Tippen von Braille (TouchBraille)
  • Konnektivität: Bluetooth, USB-C, USB-A, SD-Kartenschacht

Gerätetest auf Anfrage


Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme:

Com-M Communication + Marketing
Sonnenweg 4, 79737 Herrischried
Tel.: 077 64 / 9 33 37 00
E-Mail: info@com-m.de
Web: www.com-m.de


Bildbeschreibung: Gezeigt wird ein BrailleNote Touch Plus von Humanware

bbs nürnberg

Das bbs nürnberg, Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in der Trägerschaft der Blindenanstalt Nürnberg e.V., sucht zum 1. August 2020 für sein Förderzentrum, Förderschwerpunkt Sehen mit dem Profil "Inklusion" einen Schulleiter (m/w/d) oder einen Sonderschulrektor (m/w/d) (Bes. Gr. A15 + AZ). Die gesamte Stellenanzeige finden Sie auf unserer Homepage unter www.bbs-nuernberg.de.

Für weitere Auskünfte steht Ihnen Frau Simone Podarewski unter der Telefonnummer 0911  –  89 67.110 zur Verfügung.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen per
E-Mail an: simone.podarewski@bbs-nuernberg.de (PDF-Datei, max.5 MB)

oder an das
bbs nürnberg
z. Hd. Geschäftsführerin Simone Podarewski
Brieger Str.21, 90471 Nürnberg


Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Träger: Blindenanstalt Nürnberg e.V.
Brieger Straße 21, 90471 Nürnberg
Tel.: 09 11 / 89 67 0
Fax.: 09 11 / 89 67.112
www.bbs-nuernberg.de
E-Mail: info@bbs-nuernberg.de


Bildbeschreibung: Ein Kind bläst an einer Pusteblume.




Rückseite

Wir haben Recht für Sie!
Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) ist an Ihrer Seite  –  von der Beantwortung rechtlicher Fragen über das Widerspruchsverfahren bis zur Klage.


Wir wissen, wovon Sie reden!
Die Rechtsberatung und -vertretung wird in der Regel von Juristen durchgeführt, die selbst behindert sind.


Geschäftsstelle Marburg
    Tel.: 0 64 21 / 9 48 44 90
Niederlassung Berlin
    Tel.: 0 30 / 91 20 30 91
E-Mail: kontakt@rbm-rechtsberatung.de
www.rbm-rechtsberatung.de