Schulze IT-Schulung und Dienstleistungen
DHV – Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Marland: Blindenstöcke aller Art
Zeit in Leipzig schön verbringen
Sehbehindertentag: Thema Licht
Kurzinfo: Kooperationspartner Wissenschaftliche Vereinigung für Augenoptik und Optometrie
EU verabschiedet Barrierefreiheitsgesetz
Kampagne "Elektrisch fahren tut hörbar gut"
Keine Wahlrechtsausschlüsse bei der Europawahl
Workshop zu barrierefreier Mobilität
DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis
Mit Dillan durch die Straßen ziehen
Kurzinfo: Seminar zum Leben mit Führhund
Sinn und Zweck der Gespannprüfung
Qualität soll gesichert werden
"Es gibt so viel zu entdecken"
Genusswanderwoche im Biosphärenreservat Rhön
Seminar für Computer-Einsteiger
Fachtagung des Bundesverbands der Rehabilitations-Lehrer und -Fachkräfte
Selbstverteidigungs-Wochenendkurs
Bildungsangebot "Fit für berufliche Weiterbildung und -entwicklung"
Ihre Erfahrungen mit Barrierefreiheit in anderen Ländern
Erfolg für Alexander Karl: Volontariat beim Sender ProSieben/Sat.1
Kurzinfo: Forum – im direkten Austausch
Wissensausstellung im Museum Zeche Zollern
Barrierefreie Schiffstouren auf dem Rursee
Tastmodelle in Berliner Nikolaikirche
Barrierefreier Tourismus in Brandenburg
Inklusives Kinderbuch ausgewählt
Natur für alle erlebbar machen
AURA-Hotel Saulgrub: Badeabteilung schließt
Borussia Dortmund holt Titel im Torball
Elena Krawzow stellte Weltrekorde auf
AURA-Hotels: Entspannter Urlaub ohne Barrieren
Kurzinfo: Immer auf dem Laufenden mit dbsv-direkt
Schwert und Krone – Der junge Falke
Schottland-für-Alle – Reisen speziell für blinde und sehbehinderte Gäste
Titelbild:
Das Titelbild ist olivgrün. Darauf prangt, über drei Zeilen
verteilt, in großer weißer Schrift der Titel "Sichtweisen" – die
Buchstaben sind fragmentiert dargestellt. In einem gelben Kasten auf halber Höhe wird der
Name des Magazins gut lesbar wiederholt. Links unten ist ein Foto von Rosmarie Gerstl in roter
Jacke zu sehen, geführt von Labrador Tessy (Text ab Thema: "Es gibt so viel zu entdecken").
"Blindenführhunde" heißt das Schwerpunktthema dieser Ausgabe.
"Sichtweisen" – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV),
vormals "Gegenwart",
73. Jahrgang
ISSN: 2511-7017
Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Redaktion:
Andreas Bethke (V.i.S.d.P.), Ute Stephanie Mansion, Tina Below
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: sichtweisen@dbsv.org
Die "Sichtweisen" erscheinen zehnmal im Jahr (Januar/Februar und Juli/August als Doppelnummer) in Print, Brailleschrift und als Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.
Jahresbezugspreis für Print und Braille:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.
DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org
Kündigung des Abonnements bis Ende September für das Folgejahr.
Anzeigenverwaltung:
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: anzeigen@dbsv.org
Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen: 10 Euro, je weitere 50 Zeichen: 5 Euro.
Mediadaten für gewerbliche Anzeigenkunden auf Anfrage.
Produktion:
Print: DCM Druck Center Meckenheim GmbH, mit freundlicher Unterstützung
Braille: Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB)
DAISY: DZB und Berola-Film GmbH
Hinweis:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in den Sichtweisen®
in der Regel auf die
gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen
verzichtet. Sämtliche
Personenbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit Hund lässt sich so mancher Weg schneller bewältigen. Diese Erfahrung machen viele blinde Menschen, die einen Führhund haben, das einzige anerkannte lebendige Hilfsmittel. Das Schwerpunktthema der "Sichtweisen" lautet diesmal Blindenführhunde, und wir betrachten es von mehreren Seiten.
Mit Führhundtrainerin Gerlinde Haag und ihrer Tochter Abeline, die ebenfalls als Trainerin arbeitet, sowie Labrador Dillan sind wir durch Iserlohn gelaufen und haben beobachtet, was und wie Dillan während seiner Ausbildung lernt.
Es gibt ein Interview mit Katharina Odening, der Sprecherin des Bundesarbeitskreises Blindenführhundhalter im DBSV. Mit den Gespannprüfungen und der Präqualifizierung werden rechtliche Aspekte beleuchtet.
Und schließlich erzählt Labradorhündin Tessy vom Beginn ihrer Ausbildung zur Blindenführhündin. Ihre Halterin Rosmarie Gerstl hat ihr in einem kleinen Buch eine Stimme verliehen.
Pernille Sonne empfand den Raum um sich herum als immer enger, je weiter ihre Augenerkrankung fortschritt. Doch sie hat sich neue Räume erobert und liebt es besonders, Bühnenräume zu füllen: mit Atmosphäre und mit Szenen, für die sie die Figuren vor ihrem inneren Auge lebendig werden lässt. Als Regisseurin studiert sie mit Schülern Theaterstücke ein.
Um Licht geht es in unserem "Service"-Artikel. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen erleben oft die paradoxe Situation, dass ihr Bedürfnis nach Licht das von Menschen ohne Sehbeeinträchtigungen übertrifft, sie aber andererseits sehr blendempfindlich sind. Wie Blendschutz in Räumen gestaltet werden kann, erläutert Ulrike Rattunde vom Berufsförderungswerk Halle.
Ob mit den Augen, den Ohren oder den Händen – eine informative und unterhaltsame Lektüre wünscht Ihnen
Ute Stephanie Mansion
Redaktion
"Sichtweisen"
Im Herbst: Wandern an der Ostseeküste (22.-29.9.), Städtereise Berlin (Reichstag, Brecht und Nofretete; 15.-20.10.).
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Tel.: 0 47 21 / 6
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SynPhon GmbH
Im Steinig 6, 76703 Kraichtal
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Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Verkauf Hannover:
Tel.: 0511 / 95 46 50
Bestellservice: 0 18 02 / 25 83 12 (0,14 Euro
/Anruf)
Mail:
info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
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Die Marland GmbH bietet neben den eigenen "Marland Stöcken" auch Stöcke von Ambutech und Svarovski an. Diese sind auch in allen möglichen Variationen und Größen mit passenden Spitzen im Angebot.
Marland GmbH Spezialversand für Blinde, Sehbehinderte
und Taubblinde
Zollenreuter Straße 6, 88326 Aulendorf
Hotline: 00.800 63.63.63.63
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Bildbeschreibung: In der Anzeige sind sechs verschiedene Blindenstöcke abgebildet.
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Sind Sie völlig
blind?
Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert?
Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde?
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Ursache: Ihre innere Uhr
Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.
Wie äußert sich Non-24?
Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis.
Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de.
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Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien
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Bildbeschreibung: Ein Junger Mann in einem schwarzen T-Shirt mit Telekom-Emblem lächelt den Betrachter an. Um den Hals trägt er ein Band mit der Aufschrift "computerhilfe".
Dr. Sigrid Arnade ist Geschäftsführerin des Vereins Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL). Für ihr Engagement erhielt sie unter anderem 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2010 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Mit den "Sichtweisen" sprach sie über das gestiegene Selbstbewusstsein behinderter Menschen, Bewusstseinsbildung in der Politik und einen Zaubertrank, der Flügel verleiht.
Interview: Tina Below
Frau Dr. Arnade, die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland wurde 1990 gegründet. Inwieweit haben sich die Themen des Vereins in den letzten knapp 30 Jahren gewandelt?
Wir setzen uns für das selbstbestimmte Leben von Menschen mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen und für die Verwirklichung der Menschenrechte von allen Menschen mit Behinderungen ein. Von daher sind Themen wie Barrierefreiheit und Assistenz konstant geblieben. Geändert haben sich die Bezugspunkte: Seit zehn Jahren gibt es die UN-Behindertenrechtskonvention, die sozusagen unser Leitbild ist. An der Konvention machen wir unsere Themen fest und nutzen sie als Argumentationsgrundlage.
Die ISL hat 2019 den Vorsitz im Sprecherrat des Deutschen Behindertenrats. Gibt es Schwerpunkte, die die ISL dort besonders verfolgen möchte?
Ein Schwerpunkt von uns ist die Partizipation: Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen einbezogen werden, wenn Gesetze vorbereitet und politische Entscheidungen getroffen werden. In der UN-Behindertenrechtskonvention ist ein Partizipationsgebot verankert, letzten Herbst hat der UN-Fachausschuss eine allgemeine Empfehlung zum Thema Partizipation verabschiedet. Daher werden wir die Veranstaltung zum Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember, die wir als DBR-Vorsitz organisieren, unter den Leitbegriff Partizipation stellen.
Ein anderer Schwerpunkt in diesem Jahr wird die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sein. Dort muss die Position behinderter Menschen gestärkt werden, indem angemessene Vorkehrungen verankert werden, um auch private Anbieter von Waren und Dienstleistungen in Teilen zur Barrierefreiheit zu verpflichten. Im Koalitionsvertrag steht eine schwache Formulierung, dass dies geprüft werden soll. Eigentlich ist für das AGG das Justizministerium zuständig, geprüft werden soll aber für den Gesundheitsbereich. Das Gesundheitsministerium fühlt sich für das AGG nicht zuständig, das Justizministerium unternimmt auch nichts. Einer wartet auf den anderen, und es passiert nichts. Da müssen wir sicherlich in Vorleistung gehen und werden da auch Initiativen ergreifen.
Sie setzen sich stark für die Rechte behinderter Frauen ein. Wo sehen Sie auf dem Gebiet noch die größten Probleme?
Ein sehr großes Problem ist das Problem der sexualisierten Gewalt. Inzwischen ist zwar das Sexualstrafrecht besser, aber deshalb hört ja die Gewalt nicht auf. Und ein großes Problem ist auch, dass die Frauenzufluchtsorte meist nicht barrierefrei sind. Dafür hat Frauenministerin Giffey ein bisschen Geld in die Hand genommen, aber viel zu wenig, da müsste mehr gemacht werden. Und ich sehe ein großes Problem darin, dass zwar die gesetzlichen Rahmenbedingungen für behinderte Frauen inzwischen ganz gut sind, aber sich die reale Lebenssituation nicht verbessert. Behinderte Frauen sind in sehr starkem Maße von Armut betroffen, zwei Drittel von ihnen leben unter dem Existenzminimum. An dieser Situation hat sich bisher noch nichts geändert: Sie waren arm, sie sind arm, und sie werden vermutlich arm bleiben.
Was müsste denn Ihrer Meinung nach in den nächsten zehn Jahren passieren, um zu einer gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu kommen?
Oh, da müsste ganz viel passieren, und ich fürchte, zehn Jahre reichen nicht. Zehn Jahre gilt jetzt die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland, und es hat sich seither nicht so viel getan. Ich glaube, es müsste ganz viel Bewusstseinsbildung stattfinden. Der UN-Fachausschuss hat das in seinen abschließenden Bemerkungen nach der letzten Staatenprüfung auch empfohlen. Alle Menschen, die in der Verantwortung sind, ob in der Verwaltung oder in der Politik, sollten einen "Menschenrechtsblick" und ein Gespür dafür bekommen, dass Menschen mit Behinderungen keine Almosenempfänger sind, denen man dreimal täglich über den Kopf streichen oder etwas Gutes tun muss. Sondern es sind Trägerinnen und Träger von Rechten, gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger, die dieselben Zugangsmöglichkeiten haben müssen. An dieser Sichtweise mangelt es sehr oft noch, was sicherlich mit den getrennten Lebenswelten und Berührungsängsten zu tun hat. Da muss noch ganz viel passieren. Generell braucht die Behindertenpolitik in Deutschland eine Menschenrechtsorientierung, weg von diesem Karitativ-Fürsorglichen hin zur Gleichberechtigung.
Sie erwähnten mehrfach die UN-Behindertenrechtskonvention, an deren Entstehung Sie auch beteiligt waren. Wie lautet denn Ihr Resümee zu zehn Jahren UN-BRK in Deutschland? Sie meinten eben, so viel habe sich nicht getan.
Es hat sich nicht sehr viel getan, und es müsste noch viel mehr passieren. Was die UN-Behindertenrechtskonvention bewirkt hat, ist ein ganz großer Schub in der Behindertenbewegung selbst. Bei behinderten Menschen hat sie sehr viel zum Empowerment beigetragen, dass behinderten Menschen mehr und mehr bewusst wird, dass sie Rechte haben und diese auch immer lautstärker einfordern. Behinderte Menschen sind selbstbewusster geworden, mischen sich mehr ein in die Dinge, die sie angehen, und das ist ein ganz großer Fortschritt, dass sie nicht bescheiden um irgendwelche besseren Sozialleistungen bitten, sondern ganz klar sagen, hier, das Recht ist auf meiner Seite, und ich fordere dies oder das.
Eine Kollegin hat die Behindertenrechtskonvention mal bezeichnet als einen "Zaubertrank, der Flügel verleiht": Das empfinde ich als eine sehr schöne Umschreibung des Gehalts, der in der BRK steckt. Der ist allerdings in der Politik noch nicht so ganz angekommen. Natürlich gibt es ein paar Fortschritte, die angemessenen Vorkehrungen sind im Behindertengleichstellungsgesetz verankert worden, der Partizipationsfonds ist geschaffen worden, es gab Bemühungen beim Bundesteilhabegesetz, das Partizipationsgebot umzusetzen. Es gibt also hier und da etwas, aber die wirklich großen Brocken, wie Private zur Barrierefreiheit zu verpflichten, ohne Wenn und Aber die freie Wahl von Wohnort und Wohnform zu ermöglichen und die getrennten Lebenswelten bei Schule und Arbeitswelt einmal systematisch und gezielt anzugehen, das ist alles nicht passiert.
Was erhoffen Sie sich für die Umsetzung des European Accessibility Acts, des Europäischen Barrierefreiheitsgesetzes, in Deutschland?
Das ist ja eine Richtlinie, die die EU erlassen hat, das heißt, sie muss erst einmal in deutsches Recht transformiert werden. Wie ich die deutsche Verwaltung bisher kennengelernt habe, wird das auf einem Minimalstandard geschehen. Ich hoffe, dass das diesmal nicht passiert oder dass Deutschland mal ein wenig Ehrgeiz entwickelt und es gut umsetzt. Das wäre meine Hoffnung. Meine Befürchtung ist, dass es nicht passiert. Wenn es umgesetzt wird, wäre es ein kleiner Schritt dahin, private Unternehmen wie Banken zur Barrierefreiheit zu verpflichten. Das wäre schon mal ein minikleiner Anfang, ein Schritt in die richtige Richtung.
Wenn Sie sich ein Gesetz backen könnten, was würde darin stehen?
Es müsste auf alle Fälle ein Artikelgesetz sein, weil ich nämlich ganz viele verschiedene Rechtsbereiche ansprechen möchte. Ein Artikelgesetz greift in verschiedene Gesetze ein, sagt also, in dem und dem Gesetz wird das geändert, in dem und dem Gesetz wird das geändert. Ich würde auf alle Fälle die privaten Anbieter von Waren und Dienstleistungen zu Barrierefreiheit und zu angemessenen Vorkehrungen ohne Wenn und Aber verpflichten. Ich würde versuchen, die Schulgesetze zu ändern. Ich würde bei der freien Wahl von Wohnort und Wohnform den Kostenvorbehalt streichen und umfassende Assistenz verankern. Ich würde die Einkommens- und Vermögensfreiheit für Menschen, die auf Assistenz angewiesen sind, und für ihre Angehörigen und Verwandten realisieren. Darüber hinaus hätte ich noch ein paar Ideen, die Welt zu verbessern.
Dazu ein Bild: Sigrid Arnade sitzt an ihrem Schreibtisch. Sie hat helles, kurzes Haar, trägt eine oben randlose Brille und lächelt.
Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig, ist Expertin für das kulturelle Angebot in Leipzig. Im Interview mit den "Sichtweisen" berichtet sie über barrierefreie kulturelle Angebote jenseits des Louis Braille Festivals und verrät ihre persönlichen Lieblingsorte.
Interview: Tina Below
Frau Jennicke, was hat die Stadt Leipzig, insbesondere das Dezernat Kultur, dazu bewogen, das Louis Braille Festival 2019 in Leipzig zu unterstützen?
Das Louis Braille Festival ist ein europaweit einzigartiges Festival der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, bei dem Menschen mit Sehverlust darin bestärkt werden, sich aktiv am gesellschaftlichen Leben in der Gemeinschaft zu beteiligen. Diese Form der Inklusion und Teilhabe fördert die Chancengleichheit und baut Berührungsängste auf allen Seiten ab. Das ist unbedingt zu unterstützen! Dass der DBSV für die vierte Festivalausgabe Leipzig als Veranstaltungsort und die hiesige Deutsche Zentralbücherei für Blinde als Kooperationspartner gewählt hat, ehrt und freut uns sehr.
Welche barrierefreien Angebote gibt es in den Leipziger Kultureinrichtungen jenseits des Festivalangebots?
Zahlreiche Leipziger Museen verfügen über taktile Leit- und multimediale Vermittlungssysteme, um die gezeigten Arbeiten für sehbehinderte und blinde Menschen erlebbar zu machen. Zudem werden Führungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen aller Altersstufen sowie Exkursionen und Workshops mit zielgruppenspezifischen Programmen angeboten.
Das Schauspiel Leipzig zeigt regelmäßig Vorstellungen mit Live-Audiodeskription und lädt vorab zu Führungen ein, um das Bühnenbild nachvollziehbar zu machen. Zudem vermittelt das Haus Inklusionspatenschaften. Diese sollen die Mobilität blinder und sehbehinderter Gäste erleichtern und zugleich Sehenden eine andere Perspektive ermöglichen. Das Theater der Jungen Welt veranstaltet seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Leipzig den inklusiven Theaterclub "Club Melo". Dieser erarbeitet im Laufe einer Spielzeit eine Vorstellung, die am Ende der Saison in zwei bis drei Aufführungen gezeigt wird.
Auch die Volkshochschule bietet eine beeindruckende Bandbreite an Möglichkeiten des barrierefreien Lernens an. Richtig und gut finde ich, dass diese Angebote im gemeinsamen Dialog mit sehbehinderten Menschen entstanden sind. So werden sinnvolle und ansprechende Möglichkeiten von Inklusion und Teilhabe geschaffen.
Werden Sie das Festival selbst besuchen?
Ich habe mir den Besuch fest vorgenommen. Besonders gespannt bin ich auf das große Fest auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz am Festivalsonnabend. Dort werden Leipziger Vereine und Initiativen ihre jeweiligen barrierefreien Angebote vorstellen und außerdem Interessierten Hinweise und Tipps geben, wie sie eigene Veranstaltungen barrierefrei gestalten können. Dieser Wissenstransfer ist sehr wichtig, um zum einen für die Bedürfnisse von beispielsweise blinden und sehbehinderten Menschen zu sensibilisieren und zum anderen, um zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, diesen Bedürfnissen sinnvoll und adäquat zu begegnen.
Was ist Ihr persönlicher Tipp für einen Leipzigbesuch?
Leipzig ist eine sehr vielseitige Stadt. Ihre Bewohner und Gäste können von einer beachtlichen Anzahl an Kultur- und Freizeiteinrichtungen profitieren. Man hat die Wahl und manchmal auch die Qual, weil es hier einfach so viele Möglichkeiten gibt, Zeit schön, spannend und sinnstiftend zu verbringen.
Berufsbedingt komme ich regelmäßig in den Genuss vielfältiger Kulturveranstaltungen. Für mich ist das die Kür meines Berufs, keine Pflicht. Es ist wirklich großartig und beeindruckend zu sehen, was diese Stadt kulturell hervorbringt. Privat verbringe ich die – leider raren – freien Stunden gern mit meinen Kindern in den zahlreichen Parks der Stadt oder am Strand der herrlichen Leipziger Seenlandschaft. Außerdem genieße ich Konzerte im Gewandhaus oder im Lichtspieltheater UT Connewitz, die Motetten in der Thomaskirche, Ausstellungsbesuche und natürlich Performances.
Dazu ein Bild: Skadi Jennicke hat kinnlanges Haar und trägt eine randlose Brille. Sie hat eine weiße Bluse und einen dunklen Blazer an.
Bei der Beratung sehbehinderter Menschen spielen Licht und Beleuchtung meist nur eine untergeordnete Rolle. Der DBSV möchte bei den Betroffenen, ihren Angehörigen und der Öffentlichkeit Bewusstsein schaffen und greift deshalb am Sehbehindertentag, dem 6. Juni, dieses wichtige, oftmals vernachlässigte Thema auf.
Wie oft passiert es, dass sehbehinderte Menschen bei der Anschaffung einer vergrößernden Sehhilfe begeistert sind und dann zu Hause nicht mehr damit zurechtkommen? Häufig liegt das daran, dass in der heimischen Umgebung nicht ausreichend auf eine gute Beleuchtung geachtet wird.
Der Lichtbedarf ändert sich im Lauf des Lebens. Es gehört zur ganz normalen Alterung, dass die Augenlinse weniger Licht durchlässt, sodass man Kontraste und Farben anders wahrnimmt. Eine Trübung der Linse kann parallel dazu führen, dass man schneller als früher geblendet wird. Auch viele Augenkrankheiten haben Einfluss auf den Lichtbedarf und die Blendempfindlichkeit. Deshalb ist es wichtig, die Beleuchtung an den individuellen Bedarf anzupassen, um das Sehen optimal zu unterstützen.
Damit sehbehinderte Menschen nicht länger "im Dunkeln tappen", werden am Sehbehindertentag, dem 6. Juni, bundesweit Vortragsveranstaltungen organisiert. Eine davon wird beispielsweise auf der Bundesgartenschau in Heilbronn stattfinden, eine andere im Deutschen Hygienemuseum Dresden. Der DBSV veranstaltet den Sehbehindertentag 2019 gemeinsam mit der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie und wird unterstützt von der Krankenkasse BARMER.
Mithilfe des Gemeinsamen Fachausschusses für die Belange Sehbehinderter (FBS) wurde für den Sehbehindertentag ein Mustervortrag erarbeitet, der laientauglich ins Thema einführt und Zusammenhänge deutlich macht. Er ist so konzipiert, dass er von Fachberaterinnen und -beratern für Sehbehinderte der WVAO (siehe Infokasten) oder einer Low-Vision-Expertin bzw. einem -Experten gehalten werden kann. Auch Beraterinnen und Berater der Selbsthilfe können den Vortrag halten, wenn sie bereit sind, sich in die Thematik einzuarbeiten.
Eine nach Postleitzahlen sortierte Liste der Vortragsveranstaltungen und weitere Infos unter www.sehbehindertentag.de
Der Mustervortrag kann bei
Volker Lenk angefordert
werden,
Tel.: 030 / 28 53 87-140
E-Mail:
v.lenk@dbsv.org
Dazu ein Bild: Eine Frau hält ein Salatrezept unter eine hell strahlende Schreibtischlampe und liest es mithilfe einer Lesebrille.
Die WVAO ist mit 1700 Mitgliedern Europas größte fachwissenschaftliche Organisation für Augenoptik und Optometrie.
Die anerkannten Fachberaterinnen und -berater für Sehbehinderte innerhalb der WVAO sind auf Low Vision spezialisiert. Sie haben die Meisterprüfung im Augenoptikerhandwerk abgelegt, fachspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten erworben, müssen sich regelmäßig weiterbilden und eine aktuelle Geräteausstattung für Low-Vision-Rehabilitation vorweisen.
Die wichtigsten Themen der Präsidiumssitzung vom 4. und 5. April sowie der Telefonkonferenz am 30. April 2019 im Überblick.
Von Silvia Hame
In der Frühjahrssitzung befasste sich das Präsidium wie jedes Jahr eingehend mit den Finanzen des DBSV. Steuerberater Dietrich Dustert erläuterte den Jahresabschluss 2018. Dieser lag im Wesentlichen im Bereich des Haushaltsplans, der ursprünglich ein Minus vorgesehen hatte. Durch eine Erbschaft konnte die Entnahme aus Rücklagen vermieden und sogar ein deutliches Plus verbucht werden.
Der DBSV bereitet eine Stellungnahme zur anstehenden Novellierung des Filmförderungsgesetzes vor. Der Schwerpunkt wird auf der Forderung liegen, die Audiodeskription per App besser zugänglich zu machen.
Die Generalbevollmächtigte der Deutsche Hörfilm gGmbH, Martina Wiemers, war als Gast zur Präsidiumssitzung geladen, um die Entwicklung des Projekts Hörfilm von 1998 bis zur heutigen Deutschen Hörfilm gGmbH vorzustellen. Die erste Audiodeskription des Projekts war für den Film "Dinner for one" erstellt worden, der zu Silvester 1998 ausgestrahlt wurde. 2001 wurde das Projekt in die Deutsche Hörfilm gGmbH überführt. Das Präsidium dankte Martina Wiemers für ihr großes unermüdliches Engagement und die nunmehr über 20-jährige kontinuierliche Arbeit.
Die deutsche UNESCO-Kommission hat sich zur Bewerbung um die Aufnahme der Brailleschrift in das immaterielle Kulturerbe gemeldet. Die Bewerbung wird grundsätzlich sehr positiv gesehen, in einigen Details wurden Ergänzungen gewünscht. Im Oktober wird sie erneut zur Entscheidung vorgelegt.
Der Vorschlag, "Sehbehinderung und Pflege" als Motto für den Tag der Sehbehinderten am 6. Juni 2020 zu nehmen, wurde vom Präsidium begrüßt und angenommen. Schwerpunktthemen sollen die Pflege in Einrichtungen, aber auch die Pflege zu Hause durch Angehörige und Pflegestationen werden.
Seit Jahren fordert der Verbandstag des DBSV, dass das Engagement im Bereich der beruflichen Interessenvertretung zunehmen muss. Auch das Korporativen-Plenum hat diese Forderung erneut in seiner Sitzung am 18. Oktober vergangenen Jahres aufgegriffen. Auf der Grundlage der vorangegangenen Diskussionen hat sich das Präsidium intensiv mit dem Anliegen befasst und Ende April die Einrichtung eines gemeinsamen Fachausschusses "Teilhabe am Arbeitsleben" (GFTA) beschlossen. Ziel des Fachausschusses soll es sein, die Aktivitäten und die Interessenvertretung im Bereich der beruflichen Teilhabe effektiver und nachhaltiger zu gestalten als bisher und die Vernetzung der maßgeblichen Akteure voranzubringen. Die vom Präsidium verabschiedeten Eckpunkte zur Bildung eines GFTA befassen sich mit Organisationsstruktur, Arbeitsweise und Aufgabenbeschreibung.
- Arbeitskreis der Blindenführhundhalter
Der Arbeitskreis der Blindenführhundhalter bat das Präsidium zu beschließen, dass Karin Flößer zur Delegierten des DBSV in der European Guide Dog Federation benannt wird. Flößer ist als Mitglied im Spiegelausschuss des DIN-Normenausschuss Dienstleistungen zuständig für Qualitätskriterien der Assistenz- und Führhundausbildung. Durch ihre enge Anbindung an den Arbeitskreis der Blindenführhundhalter ist sie für diese Aufgabe gut geeignet. Mit ihrer Benennung wird der bisherige Delegierte Jochen Dreher ausscheiden. Das Präsidium hat der Bitte entsprochen.
- Referat Internationales
Der Referent für Internationales im DBSV, Benedikt van den Boom, wird aus persönlichen Gründen im Sommer Berlin bzw. Deutschland verlassen. Das Präsidium bedauert sein Weggehen, wünscht ihm für seine Zukunft alles Gute und bedankt sich für seine hervorragende, engagierte Arbeit als Referent für Internationales des DBSV. Seine Nachfolgerin wird Jessica Schröder, die bereits vor van den Boom Referentin für Internationales im DBSV war.
- Verleihung der DBSV-Ehrenmedaille
Das Präsidium hat entschieden, Jürgen Nagel, stellvertretender Direktor der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista), anlässlich seiner Verabschiedung in den Vorruhestand am 22. Mai 2019 die Ehrenmedaille des DBSV zu verleihen. Es möchte damit das fast 40 Jahre lange Engagement von Jürgen Nagel für die Rehabilitation und Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen sowie seine Verdienste um die Stärkung der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe und die Vernetzung innerhalb der DBSV-Familie ehren.
Silvia Hame
Mitglied des DBSV-Präsidiums
Der European Accessibility Act (EAA), das Europäische Barrierefreiheitsgesetz, wurde im April vom Ministerrat der EU verabschiedet. Im März hatte bereits das EU-Parlament dem Gesetz zugestimmt. Die Mitgliedsstaaten haben nun drei Jahre Zeit, um die Vorgaben des EAA in nationales Recht zu übertragen. Zeitgleich wird die Europäische Kommission die Anforderungen an die Barrierefreiheit spezifizieren und Normen zur Umsetzung in der EU entwickeln.
"Damit beginnt ein neues Kapitel: die Umsetzung des EAA", sagt Wolfgang Angermann, Präsident der Europäischen Blindenunion (EBU). "Es ist immens wichtig, dass alle EU-Mitgliedsstaaten diese Aufgabe sehr ernst nehmen."
Der EAA verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten sicherzustellen, dass Güter und Dienstleistungen privater und öffentlicher Anbieter auf dem europäischen Markt barrierefrei zugänglich sind. Unter diese Vorgaben fallen unter anderem Computer und Smartphones, Check-in- und Fahrkartenautomaten, Router und Fernsehgeräte, Geldautomaten und Bankdienstleistungen, Notrufdienste, E-Books und E-Reader sowie der gesamte Onlinehandel.
Die EBU und der DBSV werden die Umsetzung des Gesetzes aufmerksam begleiten.
Der DBSV und seine Landesverbände haben zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai die Kampagne "Elektrisch fahren tut hörbar gut!" gestartet. Ziel der Aktion ist der sofortige Einbau eines künstlichen Warngeräuschs in Hybrid- und Elektrofahrzeuge (AVAS: Acoustic Vehicle Alerting System, auf Deutsch: Akustisches Fahrzeug-Warnsystem). Dies ist erst ab Juli 2021 für alle erstmals zugelassenen Fahrzeuge verpflichtend.
"Die Gefahr durch lautlose Autos besteht schon jetzt – und nicht erst in zwei Jahren! Jedes Fahrzeug, das ohne AVAS auf unsere Straßen kommt, wird dauerhaft lautlos fahren und so zu einem gefährlichen Mischverkehr aus hörbaren und lautlosen Autos beitragen", kritisiert Klaus Hahn, Präsident des DBSV.
Drei Gründe für ein AVAS:
Weitere Infos unter www.dbsv.org/emobi.html
Dazu ein Bild: Eine Frau mit Langstock am Straßenrand: Sie schrickt zurück, als sich ein Auto nähert.
An der Europawahl am 26. Mai konnten auch Menschen teilnehmen, für die eine gesetzliche Betreuung in allen Angelegenheiten angeordnet wurde oder die sich in einem psychiatrischen Maßregelvollzug befinden. Das Bundesverfassungsgericht hatte Mitte April die Wahlrechtsausschlüsse für diesen Personenkreis aufgehoben. Zuvor hatten die Bundestagsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und FDP eine entsprechende einstweilige Anordnung beantragt. Damit betroffene Menschen an der Wahl teilnehmen konnten, mussten sie bis Anfang Mai einen Antrag auf Aufnahme ins örtliche Wählerverzeichnis stellen.
Wie kann barrierefreie Mobilität rechtlich durchgesetzt werden? Das ist das Thema des dritten Workshops im Rahmen des behinderungsübergreifenden Muster- und Verbandsklageprojekts, das von Aktion Mensch gefördert wird. Der Workshop findet am 25. Juni in Berlin statt. Es wird um Hürden im Zusammenhang mit der Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs gehen sowie um Fragen der barrierefreien Gestaltung des Straßenraums. Anmeldeschluss ist der 11. Juni.
Das auf drei Jahre angelegte Verbandsklageprojekt des DBSV und der Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" startete im Januar 2017. Ziel ist es, die Möglichkeiten der Verbandsklage besser zu nutzen, um Barrierefreiheit durchzusetzen.
Mehr Infos sowie Tagungsberichte des ersten und zweiten Workshops unter www.dbsv.org/verbandsklageprojekt.html
Als Inhaber der DBSV-Karte unterstützen Sie die Arbeit Ihres Landesvereins und des DBSV und erhalten darüber hinaus attraktive Vergünstigungen, zum Beispiel:
Viele Landesvereine haben zusätzliche Rabattaktionen mit Partnern vor Ort.
Mehr Infos zu allen bundesweiten Vergünstigungen beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-260
www.dbsv.org/dbsv-karte
Ohne die Unterstützung vieler Mitglieder, Spender und Förderer könnte sich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband nicht dafür einsetzen, dass Augenpatienten, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Der DBSV dankt an dieser Stelle insbesondere den folgenden langjährigen Unterstützern:
Begleiter auf (fast) allen Wegen sind Blindenführhunde für ihre blinden oder hochgradig sehbehinderten Halterinnen und Halter. Im Schwerpunkt der "Sichtweisen" beobachten wir Labrador Dillan bei einer Übungseinheit in Iserlohn. Es geht um den Bundesarbeitskreis Führhundhalter, Gespannprüfungen und Änderungen im Hilfsmittelverzeichnis. Schließlich berichtet Tessy über den Beginn ihrer Ausbildung zur Blindenführhündin.
Dazu ein Bild: Ein Schäferhund führt einen älteren blinden Mann auf einem Gehweg an einer Baustelle vorbei. Links ist ein Gitterzaun zu sehen, im Hintergrund eine Ampel, Passanten, Häuser und Bauzäune.
Wenn Labrador Dillan eine Tür oder eine Treppe gefunden hat, bekommt er eine Belohnung. Dillan soll ein Blindenführhund werden. In Iserlohn haben wir ihn beim Training mit den Blindenführhundtrainerinnen Gerlinde und Abeline Haag beobachtet und allerlei über die Ausbildung ihrer Hunde erfahren. Dillan ist fast fertig ausgebildet, darum kann er meistens einen Hundekeks als Lohn für seine Arbeit einheimsen.
Von Ute Stephanie Mansion
Menschen eilen durch die Straßen. Ein kleiner Hund kläfft. Da kommt noch einer, ein etwas größerer. Doch Dillan lässt sich nicht ablenken; er läuft weiter geradeaus und tut so, als interessierten ihn auch die umherflatternden Tauben nicht. So möchte es seine Trainerin Abeline Haag, wenn sie mit Dillan, einem blonden Labrador, durch eine Fußgängerzone geht – heute durch die von Iserlohn im Sauerland. "Such Treppe", sagt sie, und Dillan führt sie zu einer Treppe, setzt seine Vorderpfoten auf die erste Stufe und wartet kurz. So zeigt er an, dass es treppauf geht. Abeline Haag gibt ihm einen Hundekeks als Belohnung.
Dillan ist zweieinhalb Jahre alt, seine Ausbildung zum Blindenführhund fast beendet. Absolviert hat er sie in der Blindenführhundschule Haag in Hemer nahe Iserlohn. Dort trainieren Gerlinde Haag, ihre Tochter Abeline und Juliana Vilbusch die Hunde – jede von ihnen hat jeweils zwei bis drei "Auszubildende" unter ihren Fittichen, doch jede übernimmt auch mal das Training der anderen Hunde.
Vor rund 20 Jahren hat Gerlinde Haag den Schritt von der angestellten zur selbstständigen Führhundtrainerin gewagt. In Hemer stehen den Tieren 4500 Quadratmeter Land zur Verfügung – zum Herumtollen, denn die Hörzeichen, die ein Blindenführhund befolgen können muss, werden in verschiedenen Städten und da, wo die zukünftigen Halter wohnen, erarbeitet und geübt.
"Such Eingang", fordert Abeline Haag Dillan auf. Und der Rüde führt sie zum Eingang eines Modekaufhauses. Als er ein paar Minuten später das Kommando "Ausgang" hört, strebt er dorthin, wo er und die Trainerin hereingekommen sind. "Gut gemacht", freuen sich Mutter und Tochter Haag, und Dillan freut sich über ein weiteres Leckerli.
"Früher ist man sehr grob mit den Hunden umgegangen", berichtet Gerlinde Haag. "Wir arbeiten heute so viel wie möglich mit einer Belohnung für alles, was der Hund richtig macht."
Irgendwann hat er das, was er tun soll, so verinnerlicht, dass er die Belohnung nicht mehr braucht. Macht der Hund etwas Unerwünschtes, "meckert" die Trainerin oder gibt ihm durch die Leine zu verstehen, dass er gerade etwas falsch gemacht hat – und bekundet umso mehr Freude, sobald er das gewünschte Verhalten zeigt. Hunde verstehen diese Art von Lob und Tadel.
Sechs bis acht Monate dauert die Ausbildung eines Blindenführhunds – hinzu kommen 18 bis 21 Tage Einarbeitung für den Hund und den zukünftigen Halter. "Am Anfang trainieren wir zehn Minuten mit dem Hund", erklärt Gerlinde Haag. "Im Laufe der Ausbildung steigert sich das Training dann auf bis zu zwei Stunden am Tag." Länger sollte ein Hund auch später von seinem blinden Frauchen oder Herrchen pro Tag nicht für Führaufgaben in Anspruch genommen werden, sagt sie, denn die Arbeit sei für den Hund sehr anstrengend. Zwischendurch brauche er immer wieder Pausen.
Wege, Treppen, Ein- und Ausgänge, Kassen in Geschäften, Bänke zum Ausruhen, Briefkästen, Ampeln und Zebrastreifen finden, Hindernisse umlaufen und Bordsteine anzeigen: All das muss ein Führhund können. Nicht nur in dem Ort, wo sich zufällig seine Führhundschule befindet, sondern überall. Der Hund muss die Hörzeichen, die er erhält, "generalisieren", heißt das in der Fachsprache.
"Man sollte kurze knackige Wörter als Hörzeichen verwenden", erläutert Gerlinde Haag. "Und sie sollten einen unterschiedlichen Klang haben." Sie benutzt das Wort "Box" statt "Briefkasten", weil das für Hundeohren, die weder Deutsch noch eine andere Sprache wirklich verstehen, leichter ist.
Dillan nähert sich einer Schranke. Natürlich könnte er mühelos darunter herlaufen, doch das darf er nicht, denn dann würde ja der Mensch, den er führt, gegen die Schranke laufen. Also führt Dillan brav um die Schranke herum.
"Das Wichtigste, was ein Hund erst einmal lernen muss, ist, im Führgeschirr geradeaus zu laufen", erklärt Gerlinde Haag. "Er soll in der Mitte des Weges bleiben." Ein Hund, der nicht geradlinig führen könne, brauche die Ausbildung gar nicht anzufangen.
Die Hunde für ihre Schule kauft sie bei Züchtern in ganz Deutschland und reist auch schon mal nach Polen, um geeignete Tiere zu finden. Das werde nämlich immer schwieriger, meint sie. Mal kauft sie Welpen, die im ersten Jahr entweder von einer Patenfamilie oder von ihr selbst großgezogen werden, oder es sind einjährige Hunde, mit denen sie die Ausbildung beginnt. Gesund müssen die Tiere sein, nennt Gerlinde Haag eine Voraussetzung. Hüfte, Wirbelsäule und Augen müssen in Ordnung sein. Wichtig ist auch das Wesen eines zukünftigen Blindenführhunds: Er soll sich gut mit Menschen und anderen Hunden vertragen, nicht ängstlich sein und möglichst frei von Jagdverhalten sein.
Mit Menschen, die einen Hund von ihr haben möchten, spricht Gerlinde Haag ausführlich. Sie möchte wissen, wofür der zukünftige Halter oder die Halterin den Hund braucht, welche Wege er gehen soll. "Ich brauche ehrliche Antworten, damit ich für jeden den passenden Hund finde", sagt sie. "Denn Hunde sind so unterschiedlich wie Menschen."
Dillan hat für heute genug gearbeitet. Noch einmal führt er Abeline Haag eine Treppe hoch, eine Treppe runter. Sie tätschelt ihm den Rücken und hält ihm einen Keks hin. Dann hat Dillan Feierabend.
Blindenführhundschule
Gerlinde Haag
Brockhauser
Weg 95, 58675 Hemer
Tel.: 0 23 72 / 86 26 70
https://fuehrhundschule-haag.de
Eine Liste von weiteren Blindenführhundschulen ist zu finden unter www.dbsv.org/fuehrhundschulen.html
Dazu ein Bild: Abeline und Gerlinde Haag stehen mit Dillan oben an einem Treppenabsatz. Gerlinde Haag hält den Bügel des Führgeschirrs in der Hand, außerdem die Leine und einen Stock. Dillan schaut neugierig zu Abeline.
Wer einen Führhund hält oder haben möchte, findet im DBSV auf Landes- und Bundesebene Ansprechpartnerinnen und -partner. Sie beantworten Fragen, haben sich jedoch auch politische Aufgaben und Ziele gesteckt, etwa, wenn es um Zutrittsrechte geht. Die Sprecherin des Bundesarbeitskreises, Katharina Odening, berichtet im Interview über die Verbandsarbeit rund um das einzige anerkannte lebendige Hilfsmittel.
Interview: Ute Stephanie Mansion
Frau Odening, wie viele blinde Menschen haben einen Führhund?
Es werden dazu keine Zahlen erhoben. Man schätzt, dass es etwa 2000 bis 2500 blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen gibt, die einen Blindenführhund haben.
Welche Gründe halten blinde Menschen Ihrer Meinung nach davon ab, sich einen Führhund anzuschaffen?
Ein Blindenführhund ist im Wesentlichen natürlich ein Lebewesen. Für ein Lebewesen übernimmt man Verantwortung. Sicher entscheiden sich Menschen dagegen, weil es auch Arbeit mit sich bringt. Man muss einen Hund pflegen, kämmen, bürsten, bei jedem Wetter Gassi gehen, zum Tierarzt gehen. Man muss Höhen und Tiefen mit dem Hund durchmachen, er kann ja auch mal krank werden. Man muss Reisen anders vorbereiten. Bei der Frage, wo komme ich rein mit dem Führhund, wo nicht, stößt man unter Umständen auf Grenzen. Als jemand, der selbst einen Führhund hat, ist es aber einfacher zu sagen, was dafür spricht.
Was spricht denn dafür?
Man ist häufig schneller unterwegs und flexibler. Der Hund bringt einen nicht nur von A nach B, sondern er denkt in gewissem Sinne mit. Wenn man zum Beispiel auf eine Baustelle stößt, müsste man sich mit Langstock irgendwie drumherum arbeiten. Mit dem Führhund bemerke ich Baustellen häufig gar nicht, weil er mich daran vorbeiführt. Er zeigt auch Treppen, Türen oder Fahrstühle an. Darüber hinaus ist er das einzige lebendige Hilfsmittel, das vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) anerkannt ist. Wir sprechen gerne vom Hilfsmittel mit Seele.
Der Hund wird aber Menschen, die privat versichert sind, nicht bezahlt, oder?
Doch, es gibt ja auch viele verbeamtete blinde und sehbehinderte Menschen, die privat versichert sind. Über die Beihilfe können auch sie das Hilfsmittel Hund bekommen. Wesentlich orientieren sich auch die privaten Krankenversicherungen an dem Rahmen, den der GKV-Spitzenverband steckt.
Welche Aufgaben hat der Arbeitskreis Führhundhalter im DBSV?
Um das zu verstehen, ist es wichtig, die Struktur des DBSV ein wenig zu kennen. Die Landesvereine haben Landesarbeitsgruppen, dazu gehören auch die Fachgruppen der Blindenführhundhalterinnen und -halter. Aus den Leitungsteams der Länderfachgruppen bildet sich der Bundesarbeitskreis. Im Bundesarbeitskreis besprechen wir, welche Themen wir mit Hilfe des DBSV in die Politik einbringen wollen.
Wir beschäftigen uns mit übergeordneten Themen, zum Beispiel 'Wie bekommt man einen Führhund? Was finden wir wichtig in der qualitativen Arbeit, im Zusammenleben, beim Erwerb eines Blindenführhunds?'. Alles, was den Alltag des Blindenführhunds betrifft, schauen wir uns an. Innerhalb der Bundesländer wird beraten, konkret unterstützt, es werden Veranstaltungen angeboten. Auf Bundesebene erarbeiten wir auch Stellungnahmen, zum Beispiel für die Qualitätssicherung. Wir bringen uns auch in die großen Veranstaltungen des DBSV ein. Dieses Jahr etwa beim Louis Braille Festival, da sind wir mit der Führhundlounge wieder dabei.
Wir organisieren Seminare und Veranstaltungen und kümmern uns um die Gespannprüfer. Sie prüfen am Ende einer Blindenführhundausbildung das Gespann Mensch und Hund – wir setzen uns dafür ein, dass regelmäßig Fortbildungen für sie angeboten werden. Das alles machen wir ehrenamtlich.
Mit welchen Anfragen kommen Führhundhalter und -halterinnen auf den Arbeitskreis zu?
Erste Ansprechpartner sind die Beraterinnen und Berater in den Ländern. Wenn es keine Vertretung für das Fachgebiet Blindenführhund in den Ländern gibt, können sich Menschen auch an den Bundesarbeitskreis wenden. Die Themen sind bunt gemischt. Das fängt damit an, dass jemand fragt 'Wie beantrage ich einen Blindenführhund und wie finde ich heraus, welche Führhundschule geeignet ist?'. Der Arbeitskreis hat schon vor Jahren allgemeingültige Leitfäden erstellt, etwa zum Thema 'Welche Fragen stelle ich einer Blindenführhundschule?'.
Blindenführhundhaltende stoßen auch an Grenzen, was den Zutritt angeht, zum Beispiel eine Klinik zu finden, die einen Hund akzeptiert, wenn jemand eine medizinische Rehabilitation machen möchte. Zutritt ist ein großes Thema, das wir nicht auf Landesebene belassen wollen, das ist ein politisches Thema.
Manche Anfragen betreffen auch die Einarbeitung, weil die qualitativ vielleicht nicht so gut war. Oder: 'Was kann ich machen, wenn mein Hund erkrankt ist?'. Das sind so die Themen, die an uns herangetragen werden.
Zu bestimmten Themen haben wir 2017 Arbeitsgruppen (AG) gebildet. Die Arbeitsgruppe 'Kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe' befasst sich mit dem großen Gebiet der Zutrittsrechte. Das Thema beschäftigt den Bundesarbeitskreis schon lange. Bereits in den Neunzigerjahren hat er ein Gutachten zum Thema Hygiene errungen, mit dem man versuchen kann, Gesundheitseinrichtungen klarzumachen, dass es unproblematisch ist, überall da, wo Menschen mit Straßenschuhen hingehen, auch Blindenführhunde zuzulassen, denn die tragen keine anderen Keime an sich als wir alle.
Es gibt eine AG, die sich mit Bildung beschäftigt, in der es auch um interne Fortbildung geht – damit wir gute Beraterinnen und Berater bleiben. Dann gibt es noch die AG, Qualitätssicherung in der Blindenführhundversorgung'. Wir haben starkes Interesse daran, dass die Auswahl, die Ausbildung, die Einarbeitung, die Prüfung und auch die Weiterbildungsmöglichkeiten während des Zusammenlebens mit dem Hilfsmittel angeboten und aufrechterhalten werden. Das muss auf Bundesebene gefördert und gestärkt werden, sodass auch die Landesgruppen kleine Fachseminare für ihre Führhundhalterinnen und -halter anbieten können – auch Wanderungen und alles, was dazu beiträgt, sich selbst zu helfen.
Was kann die Politik zur Qualitätssicherung beitragen?
Das ist schwierig zu sagen. Im Wesentlichen ist unser Ansprechpartner der GKV-Spitzenverband. Er muss sich mit allen Hilfsmitteln, die es gibt, befassen, auch mit dem Hilfsmittel Blindenführhund. Die Politik kann über die Gleichstellungsgesetze ein Augenmerk darauf legen, dass das Hilfsmittel Hund darin verankert wird. Wir sprechen hier nicht nur von Blindenführhunden, sondern von Assistenzhunden überhaupt. Der Blindenführhund hat den Vorteil, dass er schon ein bisschen länger in der Historie unterwegs ist und einen anderen Stellenwert im gesellschaftlichen Leben erlangt hat.
Am besten ist es, wenn wir selbst Politik machen, indem wir auf Veranstaltungen präsent sind, aufklären in Schulen, einfach verdeutlichen, wie wichtig das Hilfsmittel für uns ist, dass es keinem im Weg steht und auch keine Gefahr darstellt.
Vor drei Jahren wurde gefeiert, dass seit 100 Jahren Blindenführhunde in Deutschland ausgebildet werden. Damals haben zehn Führhundhalter und -halterinnen eine Resolution des DBSV an den damaligen Bundestagsvizepräsidenten Johannes Singhammer überreicht. Der Titel der Resolution lautet 'Blindenführhunde: Qualität der Versorgung und Zugangsrechte stärken!'. Was ist daraus geworden? Wurde die Qualität der Versorgung und der Zugangsrechte innerhalb der vergangenen drei Jahre gestärkt?
Das Hilfsmittelverzeichnis ist in der Zwischenzeit überarbeitet worden. Es ist in der aktuellen Version seit Februar 2018 gültig, aber mit der Maßgabe, dass es regelmäßig fortgeschrieben wird. Im Rahmen dieser Reform wurde auch das Hilfsmittel Blindenführhund intensiv bearbeitet. Die AG hat dazu Stellungnahmen erarbeitet, die mit der Justiziarin des DBSV, Christiane Möller, abgestimmt wurden. Sie hat diese Dinge gegenüber dem GKV-Spitzenverband präsentiert und bestimmte Teile, die uns wichtig waren, sind in die Reform eingeflossen – darauf sind wir stolz.
Was sehr schön ist: Das Hilfsmittel Blindenführhund war, bevor alles reformiert wurde, in der Produktgruppe 99 – das Hilfsmittelverzeichnis ist ja in Gruppen unterteilt. Jetzt ist es in der Produktgruppe 7, genau wie alle anderen Hilfsmittel, die blinde und sehbehinderte Menschen nutzen.
Wir reden von vielen kleinen Schritten, aber es sind wichtige Schritte. Es liegen noch eine Menge Aufgaben vor uns, aber seit 2016 die Resolution auf den Weg gebracht wurde, ist viel passiert. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe und des Arbeitskreises insgesamt haben da unheimlich viel Arbeit reingesteckt. Es ist schön, erste kleine Ergebnisse zu sehen.
Für blinde und sehbehinderte Menschen, die mit dem Gedanken spielen, einen Führhund zu beantragen, bietet der DBSV im Oktober ein Seminar an. Auch alle, die seit Kurzem ihren ersten Führhund haben, sind eingeladen, daran teilzunehmen. Ziel ist es, fachliche, unabhängige und alltagsnahe Informationen über das Leben und den Umgang mit einem Führhund zu vermitteln. Angehörige und andere Begleitpersonen werden ebenfalls einbezogen, denn auch für Familie und Assistenz ändert sich der Alltag, wenn ein Blindenführhund einzieht. Die Veranstaltung wird im Rahmen der Selbsthilfeförderung durch die DAK-Gesundheit sowie von der Stiftung Mensch und Tier gefördert.
Das Seminar findet vom 17. bis 20. Oktober 2019 im AURA-Hotel Saulgrub statt.
Mehr Infos sowie das Anmeldeformular gibt es bei
Sandra
Schippenbeil
Tel.: 030 / 28 53 87-130
E-Mail:
s.schippenbeil@dbsv.org
Dazu ein Bild: Luis, der blonde Labrador von Katharina Odening, liegt im Führgeschirr auf dem Boden und blickt in die Kamera.
Bevor ein blinder Mensch einen Führhund bekommt, legt er mit ihm eine Gespannprüfung ab. Geprüft wird in erster Linie, ob der Hund sich richtig verhält. Davon profitieren sowohl der Führhundhalter in spe, die Krankenkassen als auch die Führhundschulen.
Von Christiane Möller
Blindenführhunde sollen ihrem Halter eine eigenständige und sichere Mobilität ermöglichen. Selbstverständlich ist das aber keineswegs, denn das Zusammenspiel von Hund und Halter ist entscheidend.
Nach der Ausbildung eines Blindenführhunds und der Einarbeitungsphase mit dem künftigen Führhundhalter soll eine Gespannprüfung absolviert werden. So soll sichergestellt werden, dass der Führhund passend zum Halter ausgewählt sowie gut ausgebildet worden ist und dass der Führhundhalter adäquat mit dem Führhund umgehen kann.
Wesentlich ist der Gespannprüfungslauf: Hund oder Halter bzw. Halterin laufen eine von den Prüfern bestimmte Strecke ab, und die Prüfer schauen, ob Halter oder Halterin Kommandos erteilen, die der Hund gelernt hat, und vor allem, ob der Hund den Kommandos Folge leistet.
Außerdem sind bestimmte Unterlagen wie Herkunftsnachweis des Hundes, Gesundheitszeugnis etc. vorzulegen. Gespannprüfer bilden sich aus Prüfungslauf und vorgelegter Dokumentation einen Gesamteindruck und nehmen in einem Gutachten Stellung zu der Frage, ob Mensch und Hund ein erfolgreich ausgebildetes Führgespann sind.
Zumeist werden Blindenführhunde von gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Den rechtlichen Rahmen geben hier vor allem das Sozialgesetzbuch V sowie die dazu erlassenen untergesetzlichen Regelungen vor. Eine Gespannprüfung ist insoweit Teil der Hilfsmittelversorgung. Die einschlägigen Regelungen zur Gespannprüfung finden sich im Hilfsmittelverzeichnis, Produktgruppe 7 (Blindenhilfsmittel).
Der Versicherte hat gegenüber seiner Krankenkasse einen Anspruch auf die Versorgung mit erforderlichen Hilfsmitteln als Sachleistung. Damit die Krankenkasse diesen Anspruch erfüllen kann, bedient sie sich eines Leistungserbringers – hier einer Blindenführhundschule. Mit dieser geht die Krankenkasse ein Vertragsverhältnis ein. Letztlich haben alle drei Beteiligten ein Interesse an einer Gespannprüfung:
Im Hilfsmittelverzeichnis heißt es zur Besetzung der Prüfkommission: "Die Gespannprüfung ist vor einer sachverständigen, unabhängigen Prüfkommission abzulegen, die aus folgenden Personen bestehen sollte: zwei bewertenden Gespannprüfern aus dem nachstehenden Personenkreis unter Punkt 1 und 2.
Der DBSV bietet seit Jahren spezielle Weiterbildungen für Gespannprüfer an und setzt sich intensiv dafür ein, dass Gespannprüfungen regelhaft stattfinden und von unabhängigen, gut qualifizierten Prüferinnen und Prüfern durchgeführt werden.
Als Hilfsmittel haben Blindenführhunde ihren Platz im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen. Das Verzeichnis wurde im vergangenen Jahr gründlich überarbeitet. Nun gibt es zum Beispiel detailliertere Aussagen zu den Anforderungen an Auswahl, Aufzucht und Ausbildung des Hundes. Auch die Eignungskriterien für Blindenführhundschulen sollen weiterentwickelt werden.
Von Christiane Möller
Der DBSV setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Qualität bei der Blindenführhundversorgung gesetzlich abgesichert ist. Für gesetzlich Krankenversicherte tut sich nun etwas.
In puncto Qualitätssicherung kommt dem Hilfsmittelverzeichnis eine wichtige Rolle zu. In diesem Verzeichnis werden die Hilfsmittel systematisch erfasst, für die die gesetzlichen Krankenkassen in der Leistungspflicht sind. Erstellt wird das Hilfsmittelverzeichnis vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen. Die Hilfsmittel müssen mindestens die im Hilfsmittelverzeichnis festgelegten Anforderungen an die Qualität der Versorgung und der Produkte erfüllen. 2018 ist das Hilfsmittelverzeichnis grundlegend überarbeitet worden. Unter anderem wurde die Produktgruppe 7 (Blindenhilfsmittel) völlig neu gefasst. Im Zuge dessen sind die Anforderungen an die Versorgung mit Blindenführhunden vollkommen überarbeitet und aus der Produktgruppe 99 in die Produktgruppe 7 überführt worden.
Die Neufassung war nötig, da die bis dahin geltenden "Qualitätskriterien für Blindenführhunde" aus dem Jahr 1993 inhaltlich nicht mehr der üblichen Praxis und dem aktuellen Kenntnisstand entsprachen. Die Neuregelungen machen deutlich detailliertere Aussagen zu den Anforderungen an den Führhundhalter, die Auswahl, Aufzucht und Ausbildung des Hundes, die Einarbeitung des Gespanns, die Gespannprüfung und die Nebenleistungen.
Anforderungen an die Hilfsmittel selbst und den Versorgungsprozess sind das Eine, die Qualität des Leistungserbringers das Andere. Damit Krankenkassen den Anspruch der Versicherten auf eine geeignete Hilfsmittelversorgung erfüllen können, bedienen sie sich eines Leistungserbringers, etwa einer Führhundschule. Mit diesem schließen die Krankenkassen einen Vertrag.
Vertragspartner der Krankenkassen kann nur sein, wer eine ausreichende, zweckmäßige und funktionsgerechte Herstellung, Abgabe und Anpassung der Hilfsmittel gewährleisten kann. Vor Vertragsschluss stellt eine unabhängige Stelle die grundsätzliche Eignung des Leistungserbringers mittels einheitlicher Standards fest. Blindenführhundschulen waren bislang von diesem Verfahren ausgenommen. Das soll sich jetzt ändern: Aktuell erarbeitet der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen Eignungskriterien für Blindenführhundschulen, die noch in diesem Jahr verabschiedet werden sollen.
Die Schwierigkeit besteht darin, dass es bislang keine anerkannten Ausbildungsstandards für Führhundtrainer gibt. Die erwartete Qualität muss also anders beschrieben und abgesichert werden. Die fachlichen Leiter der Führhundschulen sollen unter anderem nachweisen, dass sie den Tierschutz einhalten, den Geschäftsbetrieb ordnungsgemäß führen und die Dokumentationspflichten erfüllen; sie sollen außerdem eine gewisse Berufserfahrung vorweisen, indem sie belegen, dass sie blinde Menschen erfolgreich mit Führhunden versorgt haben.
Vorgesehen ist auch eine Betriebsbegehung. Später sollen die Anforderungen erweitert werden. Wie bei anderen Hilfsmitteln auch, muss dann die erfolgreiche Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen nachgewiesen werden. In den gesamten Entwicklungsprozess bringt sich der DBSV mit eigenen Vorschlägen kontinuierlich und intensiv ein.
Das Hilfsmittelverzeichnis ist unter folgendem Link zu finden: https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de
Wer sich im Internet über die Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses informieren möchte, gibt am besten die Wörter "Hilfsmittelverzeichnis" und "Fortschreibung" in eine Suchmaschine ein. Es erscheinen Treffer zur entsprechenden Seite des GKV-Spitzenverbands.
Dazu ein Bild: Ein Mann geht mit Führhund, einem Pudel, und Stock einen Bürgersteig entlang. Links reihen sich Geschäfte aneinander; im Hintergrund sind viele Passanten zu erkennen.
Wie wird ein Hund zum Blindenführhund? In ihrem Buch "Tessy – mein Weg zum Blindenführhund" erzählt Rosmarie Gerstl aus Sicht ihrer Hündin, wie das geht. In lockerem Plauderton berichtet Tessy, welche Eigenschaften Welpen haben müssen, die möglicherweise Führhunde werden können, wie sie das erste Lebensjahr verbringen und warum es doch nicht alle schaffen, ein Führhund zu werden. Ein Auszug aus dem Buch.
Von Rosmarie Gerstl
Das dritte Kapitel schildert das erste Lebensjahr Tessys, das sie, wie jeder angehende Blindenführhund, in einer Patenfamilie verbringt, um dort Grundlegendes für ihre spätere Ausbildung zu lernen. Hanne gehört zu Tessys Patenfamilie; Biggi ist die Freundin ihres späteren Führhundtrainers. Hier ein Auszug aus dem Kapitel:
Ich war mit Hanne am Bahnhof und beim Einkaufen. Sie sagte: "Tessy, du musst dich an alles gewöhnen, vor allem an die Geräusche!" Sie schleppte mich die meiste Zeit noch auf dem Arm durch die Gegend. So behütet waren die neuen Geräusche überhaupt nicht schlimm.
So gingen wir zwei auch durch das dickste Menschengetümmel und durch laute Baustellen. Natürlich tobe ich dann zum Ausgleich wieder mit Elsa und Skillo um die Wette. Auch meine Schwestern Tanja und Tara besuchen wir regelmäßig bei ihren Patenfamilien oder wir treffen uns zu gemeinsamen Spaziergängen am Rhein. Da bin ich anschließend dann nicht mehr blond, sondern matschgrau, und Frauchen steckt mich in die Badewanne. Das finde ich nicht so lustig, aber ich lasse es über mich ergehen. Vor allem dieser gute Geruch von Schlamm und Fisch ist dann weg, und ich rieche nur noch so komisch nach Babyshampoo. (...)
Nach etwa einem Monat fuhren Frauchen und ich das erste Mal mit dem Bus nach Neuwied. Autofahren kenne ich ja schon, da schlafe ich meistens ein. Aber Busfahren ist auch nicht schlecht. Der schaukelt so schön. In Neuwied am Bahnhof haben wir Biggi und Peppy getroffen. Peppy ist ein schwarzer Flat Coated Retriever und Biggis Blindenführhund. (...) Biggi lief mit Peppy voraus und ich mit Frauchen nach. Das hat mich schwer beeindruckt. Der Peppy musste auf die Mülltonnen, die auf dem Bürgersteig standen, achten, auf Leute, die entgegenkamen, und auf Reklameschilder, die rumstanden. Alles Dinge, die ein Sehender gar nicht bewusst wahrnimmt. Der Peppy macht seine Arbeit ganz toll. Und das soll ich später, wenn ich groß bin, auch mal machen. Da muss ich aber noch ganz schön viel lernen. Wir gingen noch gemeinsam in ein Café, wo ich natürlich todmüde von den vielen neuen Eindrücken eingeschlafen bin. (...)
Unsere Ausflüge nach Neuwied fanden nun regelmäßig statt. Biggi betreut die Welpen der Führhundeschule. Sie wollte natürlich unsere Fortschritte mitbekommen und den Patenfamilien mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir übten so spezielle Sachen wie mit einem gläsernen Aufzug fahren, wo man rausschauen kann. Aber das mit dem Rausschauen oder Durchschauen kenn ich ja auch schon ein bisschen. Frauchen geht mit mir ja regelmäßig zur Eisdiele. Dort ist ein großes Gitter mit einem ebenso großen Kellerschacht. Da kann ich ja auch durchschauen und habe keine Angst mehr. Da kommt ja noch das komische Gefühl an den Pfoten dazu, wenn ich übers Gitter gehe.
Bei uns im Haus kann ich inzwischen die große Holztreppe auch ganz alleine runtergehen. Rauf ging ja schon länger, aber runter. Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und in einem unbeobachteten Moment bin ich los. Es war gar nicht schlimm. Ich war mächtig stolz auf mich, als ich unten ankam. Da haben sie vielleicht geschaut, meine Paten, als ich schon unten war.
Frauchen sagt jetzt immer: "Tessy, sitz!" Dann weiß ich, dass ich mich hinsetzen soll. Das macht sie beispielsweise vor der Tür, dann geht sie zuerst durch, oder bevor sie mir mein Futter hinstellt. Wenn sie dann noch "Platz!" sagt, will sie, dass ich mich hinlege. Das klappt schon ganz gut. Auch im Auto müssen wir Hunde zuerst sitzen, bevor sie uns rauslassen.
Nur kann ich nicht verstehen, dass ich an der Führleine nicht schnüffeln darf, wo das doch alles so unverschämt gut riecht. Frauchen ist auch nicht so begeistert, wenn ich draußen im Hof alle Blumen abfresse und ausgrabe. Die weiß gar nicht, wie viel Arbeit das macht. Sonst macht mir mein Hundeleben richtig Spaß. Es gibt so viel zu entdecken und zu erleben auf dieser großen weiten Welt. Meine Paten zeigen mir ganz viel. Sie gehen mit mir in Gasthöfe und zu Veranstaltungen.
Neulich waren wir auf einem Dorffest mit einem großen Karussell und lauter Musik. Das war ganz interessant.
Ich lerne viele Leute kennen, große und kleine, wobei mir die kleinen lieber sind, und manchmal darf ich auch mit anderen Hunden spielen. Nur wenn ich an der Führleine bin, darf ich nicht hin zu meinen vierbeinigen Kollegen.
Frauchen macht mit mir jetzt auch so komische Übungen. Erst ist Bürsten und Schlappohren saubermachen angesagt, dann Fieber messen mit dem Fieberthermometer, obwohl ich überhaupt nicht krank bin. Einfach nur zur Übung, sagt sie, und dann bekomme ich zur Belohnung ein getrocknetes Schweineohr. Das ist vielleicht lecker! Sie hat es mir aber ein paarmal abgenommen und dann wiedergegeben. Sie wollte ja nur schauen, ob ich knurre, wenn sie mir so was Gutes wegnimmt, aber das tu ich doch nicht.
Es ist inzwischen Anfang Oktober, und ich bin jetzt schon drei Monate bei meiner Patenfamilie. Wir sind viel unterwegs mit dem Wohnmobil und täglich lerne ich neue Dinge kennen. Mein Leben ist wirklich interessant. Zurzeit sind wir in Urlaub an der Ostsee. Wir bleiben eine Woche und wohnen in einem feinen Apartmenthaus. (...)
Es ist schön, aber das Meer ist mir viel zu salzig zum Baden. Außerdem sind die Wellen viel zu hoch für mich. Der Strand ist aber toll. Ich buddle mit Elsa und Skillo um die Wette. Das macht einen Riesenspaß. Ist echt schön, so ein Urlaub.
Tagsüber fahren wir im Wohnmobil und schauen uns die Umgebung an. Wenn wir die Städte besichtigen, darf ich immer mit, weil ich ja noch so viel kennenlernen soll. Das macht auch Spaß. Als wir in Wismar spazieren gingen, fuhr ein großes rotes Feuerwehrauto mit lauter Sirene an uns vorbei.
Da hab ich mich aber zunächst schon ein bisschen erschreckt. Da schaute ich auf Frauchen und Herrchen, welche aber überhaupt nicht darauf reagierten. Dann muss das wohl normal sein, also nichts Bedrohliches. Dann kann ich ja das nächste Mal, wenn mir wieder so ein lautes Fahrzeug begegnet, ganz gelassen bleiben. (...)
Ich kann jetzt auch schon ganz alleine wie die Großen in unseren Kombi springen. Meine Paten haben vielleicht geschaut, als ich schon im Auto saß. Dann übt Frauchen mit mir schon eine ganze Weile "sitz, Platz und bleib". Das klappt auch schon ganz gut. Nur geht sie dabei jetzt immer ein Stück weg von mir, aber nicht so weit, und ich weiß ja, sie holt mich wieder ab. Ja, und sie freut sich immer so schön, wenn ich sitzen oder liegen bleibe. Ich laufe jetzt auch umgehend zu ihr, wenn sie "Tessy, komm!" ruft. Denn manchmal bekomme ich dann auch ein Leckerli. Leider nicht immer. Die Großen hören auch auf "komm", aber die bekommen nie ein Leckerli. (...)
Dann waren wir mit dem Wohnmobil in Würzburg, wo ich das erste Mal Straßenbahn gefahren bin. Wir sind über einen Markt gebummelt, wo es unverschämt gut roch, aber Frauchen hat darauf bestanden, dass ich meine Nase oben lasse. Dabei lag da doch durchaus mal was am Boden, was ich als junge Labradordame noch gebrauchen könnte. Gemein ist das! (...)
Am Abend feierten wir bei Freunden noch einen Geburtstag. Natürlich war ich mittendrin. Ich war ganz artig, hab nicht gebettelt oder sonst einen Blödsinn gemacht.
Ich bin ja jetzt schon ganz schön groß und meine Paten können mich überall problemlos mitnehmen.
Rosmarie Gerstl (52) lebt in Fischach im Landkreis Augsburg.
Rosmarie Gerstl: "Tessy – mein Weg zum
Blindenführhund"
56 Seiten erschienen 2018 bei tredition
(Plattform für Selbstpublikationen)
Hardcover 15 Euro, Taschenbuch
8,50 Euro, E-Book 2,99 Euro
14.-19.7.2019
Genussgasthof Fuldaquelle Gersfeld
Abwechslungsreiche Wanderungen mit Führungen und Verkostungen.
Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 66 54 / 74 14 oder
E-Mail:
info@fuldaquelle.com
31.8.-8.9.2019
Bernried
Der EBU-Cup ist ein vom DBSV ausgerichtetes internationales Breitensportseminar. Teilnehmer können sich u.a. im Kegeln, Schach und Tischball messen und neue Sportarten ausprobieren.
Anmeldung schriftlich (bis 30.6.) an
Jutta und Hugo
Ueberberg
Kirchberg 57, 53179 Bonn
E-Mail:
ebu-cup@web.de
www.dbsv.org/ebu-cup.html
5.-8.9.2019
AURA-Pension "Brockenblick"
Schulung im Umgang mit einem Notebook durch "SehNix – Computer- und Beratungsservice". Das Notebook kann am Ende des Seminars mitgenommen werden.
Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 39 43 / 26 21 26
E-Mail:
info@aurapension.de
7.-14.10.2019
AURA-Hotel Timmendorfer Strand
Wandern am Ostseestrand: mal auf der Holsteinischen Seite und mal am Mecklenburger Strand mit Wellenrauschen im Ohr.
Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 45 03 / 6 00 20
E-Mail:
info@aura-timmendorf.de
18.-20.10.2019
AURA-Hotel Ostseeperlen Boltenhagen
Stress und Hektik wirksam begegnen und lernen, zur Ruhe zu kommen.
Infos und Anmeldung unter
Tel.: 03 88 25 / 3 70-0
E-Mail:
ostseeperlen@t-online.de
21.-24.10.2019
AURA-Pension Villa Rochsburg
Zweitägiger Trommelkurs für rhythmusbegeisterte Menschen von jung bis alt.
Infos und Anmeldung unter
Tel.: 03 73 83 / 8 38 00
www.villa-rochsburg.de
1.-3.11.2019
Marburg
Seminar vom DBSV-Jugenclub in Kooperation mit der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg: Einführung in Filmtechnik und -gestaltung, Dreh eines eigenen Videos und Postproduktion.
Anmeldungen bei
Annika Dipp
Tel.: 030 / 28 53
87 – 289
E-Mail:
a.dipp@dbsv.org
14.-17.11.2019
Bad Tabarz
Weiterbildung und Austausch, Schwerpunktthemen sind u.a. Migration, psychische Selbstpflege und technische Errungenschaften.
Für eine Anmeldung bitte Neuigkeiten in der Rubrik "Veranstaltungen" auf der Internetseite www.rehalehrer.de beachten.
10.-17.11.2019
AURA-Pension "Brockenblick"
Gestalten von Weihnachtsschmuck und Weihnachtsbäckerei. Auch zwei Ausflüge sind geplant.
Infos und Anmeldung unter
Tel.: 0 39 43 / 26 21 26
E-Mail:
info@aurapension.de
8.-10.11.2019
AURA-Hotel Saulgrub
Selbstverteidigung, Kampfkunst, Meditation und QiGong.
Informationen und Anmeldung unter
Tel.: 0 88 45 /
99-0
E-Mail:
info@aura-hotel.de
Das neue Angebot "Fit für berufliche Weiterbildung und -entwicklung" richtet sich an sehbeeinträchtigte Erwerbstätige, die für ihre berufliche Tätigkeit blindentechnische Hilfsmittel benötigen oder bereits nutzen.
Bei dem viertägigen Seminar wird zu sinnvollen Hilfsmitteln beraten, vorhandene Hilfsmittel werden begutachtet. Die Auffrischung oder Vermittlung von behinderungsspezifischen Arbeitsweisen und Hilfsmittelnutzungen wird individuell auf den Teilnehmer zugeschnitten. Ein Schwerpunkt bildet das Üben des Hilfsmitteleinsatzes in einem konkreten Arbeits- oder Bildungskontext. Die Kosten für das Seminar können vom zuständigen Integrationsamt übernommen werden.
Das Seminar kann in Halle, Stuttgart, Chemnitz, Marburg, Düren oder Frankfurt/Main stattfinden.
www.dvbs-online.de (zu finden unter Angebote/Seminare)
Weitere Infos unter
0 64 21 / 9 48 88-0 oder per
Mail
an
info@dvbs-online.de
Reisen Sie im Sommer in ein anderes Land? Dann machen Sie vielleicht interessante Erfahrungen mit dem Thema Barrierefreiheit. Zum Beispiel, dass es an Ihrem Urlaubsort flächendeckend taktile Leitlinien gibt oder dass Sie in mehreren Museen einer Stadt waren und überall standen Audioführer zur Verfügung. Vielleicht hielt Ihr Hotel auch Informationen in Brailleschrift bereit oder Ihr Blindenführhund war überall willkommen.
Berichten Sie uns kurz über eine dieser Erfahrungen, wenn Sie damit einverstanden sind, dass wir Ihren Text im Oktober innerhalb unseres Schwerpunktthemas "Reisen" veröffentlichen. Wir behalten uns eine Auswahl und Kürzungen vor. Ihr Text sollte maximal 800 Zeichen inklusive Leerzeichen umfassen.
Schicken Sie ihn bis zum 15. August per Mail an
sichtweisen@dbsv.org
oder an den
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestraße 19, 10179 Berlin
Alexander Karl, der in der April-Ausgabe der "Sichtweisen" über seinen beruflichen Weg zum Online-Redakteur geschrieben hat, hat inzwischen die Zusage für ein Volontariat erhalten. Ein Volontariat ist eine in der Regel zweijährige praktische und theoretische Ausbildung zum Redakteur bzw. zur Redakteurin, die das in einem Lehr- oder Studiengang vermittelte journalistische Wissen ergänzt und vertieft.
Alexander Karl macht sein Volontariat beim Fernsehsender ProSieben/Sat.1. Die Stelle wurde von den Verantwortlichen auf den blinden Volontär zugeschnitten. Karl wird in den Bereichen Unternehmenskommunikation und Medienpolitik arbeiten. "Für mich ist das eine Bestätigung, dass der Weg, den ich in den vergangenen Jahren gegangen bin, richtig war", erklärt Karl. Das Volontariat beginnt am 1. Juli; der Arbeitsort ist Unterföhring, ein Vorort von München.
Zwei Versrätsel hat sich unser Autor diesmal ausgedacht. Beim Logogriph entsteht das zweite Wort, indem man den Anfangsbuchstaben des ersten ändert. Beim Silbenrätsel ergibt sich der Name der gesuchten Stadt aus deren erster und zweiter Silbe. Beim Palindrom-Rätsel wird ein Wort gesucht, das vor- und rückwärts gelesen gleich lautet.
Ein Italiener ist
mit B ein Komponist
mit trefflichem Gehör,
mit F ein Regisseur.
Das Erste, sagt der Germanist,
ein weiblicher Artikel ist.
Das Zweite, weithin wahrnehmbar,
des Adels Wohn- und Wehrbau war.
Und ihren Namen eine Stadt
in Hessen aus dem Ganzen hat.
Sehr erfolgreich ist gewesen – vor- und rückwärts gleich gelesen – eine Gruppe. Erster Coup war ihr Welthit "Waterloo".
Rätselautor: Thomas Christian Dahme
Bitte senden Sie die Lösung bis zum 20. Juni an den
DBSV
Rungestr.19, 10179 Berlin
oder per
E-Mail an
sichtweisen@dbsv.org
Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil.
Tete, Parade, Zug, Garde, Ulan, General, Stellung, Flotte, Schlacht, Armee
Leser schreiben für Leser: Schicken Sie Ihre Geschichten, Empfehlungen oder Leserbriefe an
oder per Post an
DBSV
Redaktion "Sichtweisen"
Rungestr.19, 10179 Berlin
Der Umgang mit Wissen ist der Schlüssel moderner Gesellschaften. Aber wie können wir unterscheiden, was wahr ist und was falsch? Macht uns die digitale Welt zum gläsernen Menschen? Und wem gehört eigentlich das Wissen? Um diese Fragen kreist die Ausstellung "Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens", die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bis 13. Oktober in seinem Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund zeigt.
Blinden und sehbehinderten Menschen bietet die inklusiv ausgerichtete Ausstellung Hörstationen und viele Objekte zum Anfassen an. So gilt es etwa, historische und moderne Wissensspeicher in Tastkästen zu erraten. Ertasten dürfen Gäste auch den elektrisch betriebenen Stopfpilz, den der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer in den 1930er Jahren entwickelt hat. Der Geruchssinn ist gefragt beim Erkennen von Parfüms: Was ist Original, was Fälschung? Auch bei Markenschuhen und Fußballtrikots gilt es, diese Unterscheidung herauszufinden.
Ein kostenloser Mediaguide öffnet zudem den Blick für Details und neue Perspektiven auf ausgewählte Objekte. Eine Audiodeskription stellt zwölf Objekte vor. Die jeweiligen Exponate sind mit Nummern gekennzeichnet, durch ein Bodenleitsystem verbunden und können über den Startbildschirm auf dem Smartphone angewählt werden.
Auch Führungen für bis zu sieben blinde und sehbehinderte Personen sowie Begleitpersonen sind möglich. Die nächste kostenlose Führung für Einzelpersonen wird am 16. Juni um 15:30 Uhr angeboten.
Anmeldungen zu der Führung am 16. Juni sowie zu Gruppenführungen unter Tel.: 0231 / 69 61-220.
Mehr Infos unter www.allesnurgeklaut.lwl.org
Wer den Nationalpark Eifel bequem vom Schiff aus erleben möchte, hat dazu bei regelmäßigen Schiffstouren auf dem Rursee Gelegenheit. Während der Fahrt von Schwammenauel nach Rurberg und zurück (etwa eine Stunde und 45 Minuten) können die Gäste den Ausblick auf den Berg Kermeter – das ökologische Herz des Nationalparks – genießen und erfahren von Rangern der Nationalparkverwaltung Interessantes über das Schutzgebiet.
Das Angebot ist für Personen mit speziellen Bedürfnissen ausgelegt. Für blinde oder sehbeeinträchtigte Gäste haben die Nationalpark-Ranger Tastobjekte dabei, die während der Fahrt erfühlt werden können. Die Schiffsanleger in Schwammenauel und Rurberg können problemlos mit dem Rollstuhl befahren werden. Die Nationalparkverwaltung empfiehlt Rollstuhlfahrern dennoch eine Begleitperson. An Bord befindet sich eine barrierefreie Toilette.
Die Fahrten starten an der Anlegestelle Schwammenauel, Gäste können aber auch an den anderen Anlegestellen zu- oder aussteigen und die Schiffstour so mit einer individuellen Wanderroute kombinieren.
Die Ranger-Schiffstouren finden von April bis Oktober jeweils am ersten und dritten Montag eines Monats statt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Gruppen werden gebeten, sich telefonisch unter 0 24 46 / 479 bei der Rursee-Schifffahrt anzumelden.
Mehr Infos unter https://rurseeschifffahrt.de
Dazu ein Bild: Ein Ranger sitzt mit zwei Frauen an einem Tisch am Fenster an Bord eines Schiffes. Eine von ihnen ertastet Materialien, die er mitgebracht hat.
Fünf neue Tastmodelle und ein dazugehöriger Audioguide stehen seit Kurzem im Museum Nikolaikirche Berlin zur Verfügung. Die neuen 3D-Modelle für die Dauerausstellung verdeutlichen die etappenweise Entstehung der Nikolaikirche: den Ursprung aus Feldstein, die Auf- und Anbauten aus Backstein, später ein Kupferdach und ein Innenraum mit Kreuzrippengewölbe. Die Texte des Audioguides geben blinden wie auch sehenden Menschen Orientierung an den Modellen und liefern beschreibende Erklärungen. Das Pilotprojekt im Stadtmuseum Berlin wurde in nur rund einem halben Jahr realisiert. Mitgearbeitet daran haben Museumsfachleute, blinde und sehbehinderte Museumsbesucher, Studentinnen und Studenten des Studiengangs "Schutz Europäischer Kulturgüter" der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) und Designer der Agentur Inkl. Design.
Mehr Infos unter www.inkl.design/nikolaikirche
Das Land Brandenburg verfügt nach eigenen Angaben mit dem Infosystem "Brandenburg für alle" über die deutschlandweit größte Informationsbasis zum barrierefreien Tourismus. Das System liefert Informationen zur Barrierefreiheit von mehr als 900 touristischen Angeboten.
Jetzt hat das brandenburgische Wirtschaftsministerium auch einen Praxisleitfaden mit dem Titel "Barrierefreier Tourismus im Land Brandenburg" veröffentlicht. Er liegt gedruckt vor und ist zudem auf den Internetseiten des Tourismusnetzwerks Brandenburg abrufbar. Der Leitfaden richtet sich an Anbieter im Bereich Tourismus und gibt Tipps zur barrierefreien Ausgestaltung von Einrichtungen und Infrastruktur, Anregungen zum Aufbau von Netzwerken und Hinweise, wie Angebote zielgruppenorientiert entwickelt werden können.
"Brandenburg für alle" unter www.barrierefrei-brandenburg.de
Praxisleitfaden unter www.tourismusnetzwerk-brandenburg.de/barrierefrei
Das Buch "Die Bunte Bande – Das gestohlene Fahrrad" ist als eines von zwei deutschen Büchern auf eine Auswahlliste herausragender Bücher für junge Leute mit Behinderungen gewählt worden. Offiziell heißt die Liste "2019 Selection of Outstanding Books for Young People with Disabilities". Die Geschichte, die das Kinderbuch erzählt, wird auch in Brailleschrift und Leichter Sprache wiedergegeben. Auf die Liste gesetzt wurde das Buch von IBBY, einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur mit Sitz in Basel. Das internationale Netzwerk prämiert regelmäßig herausragende Kinderbücher für Leser mit Einschränkungen. Alle zwei Jahre veröffentlicht IBBY einen Empfehlungskatalog von Büchern aus aller Welt, die sich mit dem Thema Behinderung befassen oder für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche gestaltet sind. Das Buch der Autorin Corinna Fuchs wurde von Ulrich Velte und Igor Dolinger illustriert, herausgegeben haben es der Carlsen Verlag und die Aktion Mensch; das Buchkonzept hat die Agentur für inklusive Gestaltung Inkl. Design erstellt.
Natur für alle erlebbar machen, auch für Menschen mit Behinderung: Das ist das Ziel des Projekts "Lakes without Limits" (deutsch: Seen ohne Grenzen) des Global Nature Fund (GNF), einer internationalen Stiftung für Umwelt und Natur. Der DBSV ist Kooperationspartner des Projekts, das noch bis März 2021 dauert. Darin sollen praxisnahe Fortbildungsmaterialien erarbeitet werden, und in der Umweltpädagogik Tätige sollen erfahren, wie sie ihr Angebot für Menschen mit Behinderung verbessern können, zum Beispiel bei geführten Touren. Außerdem soll die barrierefreie Ausgestaltung von Naturlehrpfaden in Deutschland, Österreich, Ungarn und Polen unterstützt werden. Der Fokus des Projekts liegt auf Seenregionen in Europa, alle Ergebnisse sind aber auch in Wald und Heide anwendbar. Unterstützt wird das Projekt vom Erasmus+ Programm der Europäischen Union.
"Es geht uns darum, Kommunikationsbarrieren abzubauen, sodass Menschen mit Einschränkungen dasselbe erfahren wie Menschen ohne Einschränkungen", sagt Katja Weickmann, Projektverantwortliche beim GNF. Bis Ende 2020 sollen die europäischen Erfahrungen zusammengetragen, die vorhandenen Kriterien und Programme analysiert und eine praktikable Umsetzungshilfe für Naturpädagogen in Europa ausgearbeitet werden.
"Menschen mit Einschränkungen sind unsere wichtigsten Projektexperten bei der Entwicklung der Richtlinien und der Erprobung von Maßnahmen", erklärt Hilke Groenewold vom DBSV. "Wir werden Menschen mit Behinderungen als Experten in eigener Sache einbinden."
Mehr Infos unter www.globalnature.org/de/home (Menüpunkte Projekte, Naturschutz, Naturerleben-fuer-alle)
Dazu ein Bild: Eine Gruppe von Menschen steht auf einer Brücke mit einem Eisengeländer. Links ist ein Teil der Militscher Teiche (Polen) zu sehen, rechts begrenzt durch Buschwerk, links durch Bäume.
Im AURA-Hotel Saulgrub werden Maßnahmen zur Vorsorge und Rehabilitation und alle damit verbundenen Angebote spätestens zum Ende dieses Jahres eingestellt. Das hat der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) als Alleingesellschafter des Hotels beschlossen. Das bedeutet, dass die "Medizinische Badeabteilung" und der "Pflegedienst" geschlossen werden.
Als Grund nennt der BBSB, dass die erforderlichen medizinischen Fachkräfte nicht mehr zu finden sind. Zudem verlangten die permanent steigenden Qualitäts- und Hygieneanforderungen einen hohen finanziellen und personellen Einsatz. Dem steht eine zurückgehende Nachfrage gegenüber. Die baulichen und technischen Ausstattungen der medizinischen Bereiche würden nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen und von den überwachenden Institutionen nur noch geduldet. Die Entscheidung sei mit Blick auf die gewünschte Fortführung des Gesamtbetriebs getroffen worden.
Der BBSB hat Kliniken für medizinische Rehabilitation im ganzen Bundesgebiet ermittelt, die sich auf die Betreuung blinder und sehbehinderter Menschen spezialisieren wollen. Diesen Einrichtungen will er sein Wissen anbieten und Interessierten diese Kliniken empfehlen.
Der Inklusionslauf in Berlin startet wieder: Zum sechsten Mal laden der Sozialverband Deutschland, der DBSV, der Berliner Leichtathletikverband und die Lebenshilfe Berlin mit weiteren Kooperationspartnern auf das Tempelhofer Feld ein. Die Freude an der Bewegung soll bei der inklusiven Laufveranstaltung am 17. August ab 10 Uhr im Vordergrund stehen. Auch blinden und sehbehinderten Menschen soll der Spaß am Laufen vermittelt werden; sehende sollen als Begleitläufer gewonnen werden. Läuferinnen und Läufern, die selbst keinen Begleitläufer haben, kann jemand vermittelt werden.
Lauffreudige mit und ohne Behinderung können in unterschiedlichen Kategorien teilnehmen: Über zehn, fünf oder 2,5 Kilometer und im 300-Meter-Bambini-Lauf sowie in einer 4 * 400-Meter-Staffel. Bei keinem der Läufe gibt es Zeitbegrenzungen, jeder kann in seinem eigenen Tempo mitmachen. Alle erhalten eine "Finisher-Medaille" (Englisch finish = beenden), auch mit Brailleschrift. Die Ergebnisse der Zeitmessung sind nach der Veranstaltung abrufbar, und es kann eine Urkunde ausgedruckt werden.
In diesem Jahr möchte der DBSV mit möglichst vielen Läufern an der 4 * 400-Meter-Staffel teilnehmen.
Wer bei einer der DBSV-Staffeln mitmachen möchte, schreibt eine E-Mail an t.resa@dbsv.org
Mehr Infos und Anmeldung unter www.inklusionslauf.de
Zwölf Spielerinnen und 24 Spieler traten in insgesamt 194 Spielen an drei Tagen gegeneinander an: Die 9. Deutsche Meisterschaft im Showdown wurde in Nettetal-Hinsbeck (Kreis Viersen, NRW) ausgetragen. Erneut sicherten sich Antje Samoray aus Berlin bei den Damen und Thade Rosenfeldt aus Marburg bei den Herren den Meistertitel. Melanie Kleinhempel (Dortmund) und Bettina Steffan (Kassel) folgten auf den Plätzen zwei und drei; bei den Herren waren es Manfred Scharpenberg (Frankfurt) und Stefan Collet (Kassel). Die jeweils vier besten Spielerinnen und Spieler reisen im Oktober nach Sardinien zur Weltmeisterschaft.
DBSV-Präsident Klaus Hahn war bei der Siegerehrung zu Gast. Der DBSV hat die Sportart Showdown in Deutschland mit aufgebaut. Im vergangenen Jahr gründete sich der Showdown-Verband Deutschland (SVD). Hahn freute es, dass die Sportart nun soweit gewachsen ist, dass sie "auf eigenen Beinen stehen kann".
Bei der Deutschen Meisterschaft der Damen im Torball holte sich das Team von Borussia Dortmund den Titel. Die Spielerinnen gingen mit 10 : 0 Punkten aus dem Turnier, das im April ausgetragen wurde, hervor. Vizemeister wurde die Spielgemeinschaft Hoffeld/ Karlsruhe (8 : 2 Punkte), Dritter der BSV München (6 : 4). Austragungsort des Turniers war Landshut.
Alle Ergebnisse und die Abschluss-tabelle der Saison 2019 unter www.bundesliga.blindentorball.de
Die sehbehinderte Schwimmerin Elena Krawzow hat kürzlich beim Swim Cup im niederländischen Eindhoven drei Weltrekorde aufgestellt, nämlich über 50, 100 und 200 Meter Brust. "Drei Weltrekorde an einem Wochenende sind überragend. Ich bin natürlich sehr zufrieden", sagte die 25-jährige Athletin vom Berliner Schwimmteam. Die 200 Meter schaffte Krawzow in 2:41,54 Minuten. Für ihre Paradestrecke über 100 Meter benötigte sie 1:15,02 Minuten, für die 50-Meter-Strecke 34,67 Sekunden.
"Ich habe viel auch außerhalb des Wassers an der Technik und der Kraft gearbeitet", erklärte die 25-Jährige. "Das hat mir offensichtlich Schwung gegeben." Mit diesem Schwung geht sie auch an den Start, wenn vom 6. bis 9. Juni in Berlin die Internationalen Deutschen Meisterschaften stattfinden.
AURA-Hotels und -Pensionen sind Orte, die speziell auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zugeschnitten sind. Insgesamt fünf Häuser bieten die ganze Bandbreite angenehmer Urlaubsunterkünfte, von der familiär geführten Pension bis zum 3-Sterne-Wellness-Hotel. Von der See bis in die Berge: Die AURA-Hotels liegen in den schönsten deutschen Ferienregionen und sind ideale Ausgangspunkte für Ausflüge, auf Wunsch mit sehender Begleitung. Alle Unterkünfte sind barrierefrei eingerichtet und bieten ein umfangreiches Begegnungs- und Veranstaltungsprogramm. Auch für Seminare und Gruppenfreizeiten sind die Häuser sehr gut geeignet.
Die Standorte von Nord nach Süd:
Mehr Infos im Internet unter www.aura-hotels.dbsv.org
Neue Räume für sich zu schaffen, war für Pernille Sonne besonders nach ihrer Erblindung wichtig, als sie fühlte, wie alles um sie enger wurde. Doch auch sonst spielen Räume eine Rolle für sie: Bühnenräume, auf denen sie mit Schülern Stücke gestaltet, Stimmungsräume, die dabei entstehen, und das Entdecken innerer Räume. Was ihr sonst noch wichtig ist: die Natur, Stille, aber auch Tanzen, Audiodeskription und Sport.
Von Pernille Sonne
Wenn man mich fragt, wer ich bin, würde ich sagen: ein sehr freiheitsliebender, fröhlicher und humorvoller Mensch, der es mag, durch Höhen und Tiefen durchs Leben zu gehen. Ich bin empathisch, habe einen Sinn für Ästhetik und entdecke gern die Schönheit und das Wesen anderer Menschen, aber auch der Natur. Es macht mir große Freude, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen, sich noch mehr anzunehmen und zu ihrem eigenen persönlichen Ausdruck zu finden.
Ich arbeite an der Karl Schubert Schule in Leipzig, einer inklusiven Freien Waldorf-Schule. Dort habe ich gerade Regie geführt und war verantwortlich für die Sprachgestaltung bei dem Stück "Verwandte sind auch Menschen" von Erich Kästner. Mit 26 Schülern der achten Klasse und ihren Lehrerinnen haben wir es erfolgreich auf die Bühne gebracht. Es war großartig zu erleben, wie sich die Schüler mehr und mehr mit ihren Rollen identifizierten und am Ende immer freier wurden in ihrem Spiel. Sie haben gemerkt, was es ausmacht, miteinander im Moment ganz da zu sein. Das machte die Qualität aus: zu spüren, dass wir nur zusammen richtig gut sind.
Als Kind und Jugendliche habe ich auch gerne Theater gespielt. Ich fand es faszinierend, mit anderen eine neue Realität zu schaffen. Dass ich später als hochgradig Sehbehinderte selbst Schauspiel und Sprachgestaltung in einer Fremdsprache studieren sollte, das hat mir das Leben geschenkt. An der Alanus Kunsthochschule in Alfter bei Bonn habe ich mein Diplom gemacht und arbeite heute in unterschiedlicher Weise in meinem Beruf.
Blind Regie zu führen ist schon speziell, es erfordert viel Arbeit mit dem inneren Gesichtskreis, Imagination und Raumwahrnehmung. Wenn ich mit Menschen arbeite, lausche ich in sie hinein. Ich höre ihre Stimme in allen Nuancen und nehme ihre Körperhaltung wahr. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie sich eine Bühnenfigur bewegen könnte: Das kann ich zeigen, aber wichtiger ist es mir, dass jeder für sich eine Beziehung zur Rolle entdeckt und während der Rollenarbeit spürt, wie er gehen und agieren könnte. Ich arbeite mit den Energiezentren im Körper, mit Atmung und Sprechweise. Wer sich mit Hingabe in seine Rolle einfühlt, wächst in den Aufführungen über sich hinaus. Ich freue mich, diese Entwicklung wahrzunehmen.
Mit Bühne und Bühnenraum zu arbeiten ist einfach, denn die Leere der Bühne füllt sich erst nach und nach. Dies ist die äußere Form, doch dann geht es darum, die Räume für Dialoge und Szenen mit vielen Leuten zu inszenieren. Ich finde es grandios, Stimmungsräume zu gestalten und bringe viel Motivation mit, wenn es darum geht, miteinander Atmosphäre auszuprobieren. Räume zu betreten, ist insgesamt ein Lebensthema für mich: neue Räume für sich zu schaffen, dem eigenen Innenraum zu begegnen und heilsam wirkende Räume zu gestalten, wo ich zum Beispiel künstlerisch tätig sein kann.
Als ich 2004 intensiv Contact Dance für die Tanzperformance "See You" trainierte, habe ich erlebt, wie die Erde mich trägt, und gelernt zu fallen. Ich war schon mittelblind, wie mein kleiner Sohn damals sagte, und fühlte eine furchtbare Enge um mich herum, je weniger ich sah.
Als die gesetzliche Blindheit eintrat, herrschten innerlich Chaos, Trauer, aber auch Erleichterung. Mein Motto war damals: Ich mache das, was ich kann, bis ich es nicht mehr kann, und dann mache ich es anders. Klüger wäre es wahrscheinlich gewesen, mich noch mehr auf die Blindheit vorzubereiten, aber es ist vielleicht das Wikingerblut in mir, das mich daran hinderte. Ich bin nämlich aus Dänemark, dort wurde ich 1970 geboren und bin auch dort aufgewachsen. Meine Muttersprache ist also Dänisch.
Als ich sechs Jahre alt war, wurden meine Augen und die meiner fünfjährigen Schwester Christel unter Narkose in dem einzigen Blindeninstitut Dänemarks untersucht. Ich werde nie vergessen, wie traurig und verzweifelt meine Mutter war, als wir hinterher zusammensaßen und der Augenarzt die Diagnose mitteilte: "Ihre Töchter haben beide die Augenkrankheit Retinitis Pigmentosa, sie sind jetzt schon stark sehbehindert und werden allmählich erblinden."
Ich konnte meine Mutter nicht trösten. Natürlich wusste ich selbst nicht, was die Diagnose für mich und mein Leben bedeuten würde und war vor allem über die Reaktion meiner Mutter erschrocken. Mein Gefühl war, irgendetwas stimmt nicht mit mir, und es ist ernst, aber was? Für Menschen, die es wussten, war ich plötzlich eine andere geworden – es wurde stiller, wenn meine Schwester und ich kamen; die Verwandten schauten voller Trauer und Mitgefühl auf die kleinen Mädchen in ihren fröhlichen Kleidern mit Herzen und Vögeln. Für andere Kinder und Erwachsene, die es nicht wussten, war ich die wilde kleine Pernille wie vorher, für die Natur und die Tiere auch, das fand ich schön. Jeder Baum, auf den ich kletterte, das Moos, in das ich mich legte, und der Himmel, in den ich blickte, gaben mir Mut. Aber auch die Lieder und Psalmen, die in der Dorfschule jeden Morgen vor dem Vaterunser gesungen wurden, waren hell. Meine Schwester und ich wurden damals schon integriert, was in der Dorfschule bedeutete, es wurde schlichtweg vergessen, dass wir wenig sahen und viel kompensierten – vielleicht war es gut so. Wir wollten ja gerne so sein wie die anderen, waren jedoch andererseits in vielerlei Hinsicht schutzlos. Unser Bewegungsdrang war groß, und ich fühlte mich in allerlei Sportarten zu Hause, am meisten im Handball und in der Leichtathletik.
Als ich mit 14 Jahren die Striche auf dem Boden nicht mehr sehen konnte und meine Orientierung stark nachließ, weil sich mein Gesichtsfeld immer weiter einschränkte, musste ich meine große Liebe, dem Handball, Ade sagen. Der Schmerz über diesen Verlust war übergroß und erst, als ich dieses Jahr über die dänischen Weltmeister im Herrenhandball jubeln konnte, habe ich Frieden damit geschlossen. Manchmal besuche ich hier in Leipzig die Handball- oder Fußballspiele oder Konzerte, einfach, weil mich die Audiodeskription begeistert und ich es schön finde, mich mit anderen zu freuen.
Audiodeskription spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Im Schauspielhaus Leipzig erarbeiten wir in einem Team verschiedene Stücke, unter anderem "Lazarus" mit Musik von David Bowie. Auch beim Hörfilm habe ich zunehmend Aufgaben, was ich sehr spannend finde.
Ansonsten habe ich über das Annehmen meiner Erblindung viel durch den DVBS gelernt; auch bei der Pro Retina habe ich Unterstützung gefunden. Sehr wichtig in der Selbsthilfe sind die Kontakte zu anderen Mitgliedern.
Im Urlaub gehe ich gerne pilgern oder paddeln. Dieses Jahr geht es mit dem Tandem durch Süddänemark und Südschweden. Immer mehr zieht es mich in die Stille und somit in die Natur. Meditation gehört zu meinem Alltag, so wie ich die Töne von meinem Saxophon genieße und gern tanzen gehe.
Das große Glück, Mama zu sein, hat mich viel gelehrt, und ich bin dankbar für die fast 23 Jahre, die mein Sohn Esben und ich uns begleiten. Die Liebe und gegenseitige Achtung und Wertschätzung ist wunderbar tief, und wenn der junge Mann mit seiner Band Blue Side Park spielt, stehe ich gern in der ersten Reihe. Ich bin geschieden und war 14 Jahre alleinerziehend.
Seit drei Jahren wünsche ich mir einen Blindenführhund. Anfang Juli ist es so weit: In Berlin werde ich Thaja treffen, eine Labrador-Retriever-Hündin, die wahrscheinlich im Herbst meine erste Führhündin wird. Ich bin gespannt auf diesen neuen Lebensabschnitt.
Pernille Sonne (48) lebt in Leipzig.
Dazu ein Bild: Pernille Sonne hat langes gewelltes blondes Haar, das sie zu einem Zopf geflochten hat. Die Sonne scheint ihr ins Gesicht, im Hintergrund sind Wasser, Hügel und Felsen zu sehen.
Wie setzt sich der DBSV für mehr Teilhabe und mehr Barrierefreiheit ein? Wie bewerten die Verbandsexperten das neueste Gerichtsurteil zum Hilfsmittelrecht? Welche prominenten Gäste waren beim Deutschen Hörfilmpreis?
"dbsv-direkt" informiert über aktuelle Themen aus der Verbandspolitik und dem Verbandsleben.
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Viele Menschen mit Sehbeeinträchtigungen haben ein größeres Bedürfnis nach heller Beleuchtung als Menschen ohne Sehbeeinträchtigungen. Oft fühlen sie sich jedoch auch stärker geblendet. Mit dem Thema Blendung beschäftigt sich der folgende Beitrag, der auch Tipps enthält, wie man die Raumausstattung weitgehend blendfrei gestalten kann.
Von Ulrike Rattunde
Menschen mit Sehbehinderung bzw. alters- oder krankheitsbedingten Seheinschränkungen haben oft einen hohen Lichtbedarf und sind gleichzeitig sehr blendempfindlich. Generell steigt die Blendempfindlichkeit im Alter an, da sich einige Teile des Auges, wie Linse oder Hornhaut, mit zunehmendem Alter eintrüben können. Das ist zum Beispiel bei den zahlreichen Patienten mit Katarakt (Grauem Star) der Fall. Durch die verringerte Lichtdurchlässigkeit der getrübten Augenlinse ist zum Lesen mehr Licht erforderlich. Allerdings treten durch die Trübungen Streueffekte auf, was bei zu hellem Licht wiederum Blendung verursacht.
Auch andere Augenerkrankungen können die Blendempfindlichkeit stark erhöhen. Netzhauterkrankungen, etwa Zapfen-Stäbchen-Dystrophien, bei denen die Lichtsinneszellen zugrunde gehen, oder entzündliche Prozesse wie Uveitis gehen oft mit Lichtscheu oder erhöhter Blendempfindlichkeit einher.
Wer sich geblendet fühlt, erkennt das, was er vor Augen hat, schlechter und nimmt Kontraste weniger wahr. Dies kann ein unwohles Sehgefühl, Konzentrationsstörungen oder sogar Desorientierung oder Unfallgefährdung zur Folge haben. Geblendet wird man zum Beispiel durch direkte Sicht auf eine Leuchtquelle, Reflexe auf spiegelnden Oberflächen, unzureichende Raumabdunkelung gegenüber dem Tageslicht und häufige Blickwechsel zwischen hellen und dunklen Raumzonen.
Bei den Gründen für eine Blendung unterscheidet man die Reflex- und die Direktblendung. Die Reflexblendung wird durch die Reflexion des Lichtes an Flächen verursacht. Die Direktblendung wird direkt durch Leuchten oder leuchtende Flächen erzeugt.
Was die Wirkung von Blendung betrifft, sind zweierlei Arten zu unterscheiden. Da ist zum einen die psychologische Blendung: Diese Blendungsart führt zu einer Störempfindung wie Unwohlsein, ohne dass eine messbare Ursache vorliegt. Der Wert der psychologischen Blendung in einem Innenraum lässt sich messen: Man spricht vom UGR-Wert. UGR steht für Unified Glare Rating (einheitliche Blendungsbewertung). Diese Blendformel berücksichtigt alle Lichtquellen, Wände und Decken, die zu einem Blendeindruck beitragen. Je kleiner der UGR-Wert, desto geringer die psychologische Blendung.
Zum anderen gibt es die physiologische Blendung: Diese Blendungsart setzt die Sehleistung herab – eine entsprechende Beeinträchtigung der Sehschärfe oder des Kontrastsehvermögens kann gemessen werden.
Lichtschutzvorrichtungen, die unter anderem vor Blendung schützen können, unterscheiden sich bezüglich der Art der Montage (innen oder außen), der Ausführung (zum Beispiel Lamellen, Flächenvorhänge) und der Materialeigenschaften. Bei der Ausstattung sind die Himmelsrichtung und der Abstand zum Fenster zu berücksichtigen.
Beispiele für Lichtschutzvorrichtungen sind Rollos, Jalousien, Lamellenvorhänge, Markisen, Folien, Sonnenschutzverglasungen und andere mehr.
Von außen angebrachte Lichtschutzvorrichtungen sind teurer als von innen angebrachte und bedürfen bei Mietwohnungen in der Regel der Zustimmung des Vermieters. Sie bieten jedoch einen hohen Sonnen- und gleichzeitigen Wärmeschutz.
Deutlich günstiger sind Jalousien zur Reduktion von Direktblendung durch ein Tageslichtfenster. Jalousien für den Innenraum gibt es in verschiedenen Farben und Transmissionsgraden. Der Transmissionsgrad gibt an, wie lichtdurchlässig eine Jalousie ist.
Lichtabsorbierende Blendschutzfolien oder Folienrollos für Fensterscheiben sind eine gute Alternative, um aufwendige bauliche Maßnahmen zu vermeiden. Der Grad ihrer Transparenz, also der Durchsichtigkeit, kann gewählt werden. Gleichzeitig bieten diese beschichteten Fensterfolien einen Wärmeschutz.
Auch Leuchten benötigen einen Blendschutz, denn sie senden Licht aus, wodurch Blendung entstehen kann. Blendschutz kann zum einen ein Diffuser sein, der das ausgesendete Licht streut ("Lichtstreuer"). Eine Direktblendung durch die Lampe wird so vermieden. Diffuser sind in manche Leuchten als Abdeckelement eingebaut. Wichtig ist, dass das Leuchtmittel nicht direkt eingesehen werden kann.
Von Vorteil ist es auch, wenn Lichtquellen bzw. Lampen dimmbar sind. So kann die Helligkeit individuell eingestellt werden. Auf all diese Dinge können Kunden beim Kauf einer Leuchte achten und sollten sich gegebenenfalls konkret danach erkundigen.
Ulrike Rattunde ist Master of Science für Optometrie. Im Berufsförderungwerk Halle ist sie zuständig für elektronische Hilfsmittel.
Dazu ein Bild: Ein geschlossenes Rollo, das kaum Licht durchlässt. Rechts eine Pflanze auf einer Ablage.
Ein Buchtipp von Gabi Schulze, Deutsche Zentralbücherei für Blinde
Das schon mal vorweg: Auch der zweite Teil der Barbarossa-Sage ist ein spannender Historienschmöker. Friedrich von Schwaben, der künftige Barbarossa, schließt sich 1147 gemeinsam mit König Heinrich einem weiteren Kreuzzug König Konrads III. von Staufen ins Heilige Land an. Schon jetzt zeigt sich, dass er nicht nur ein starker Kämpfer ist, sondern ein wahrer Stratege und politischer Taktiker. Er durchschaut beizeiten das Machtgerangel und die Intrigen am Königshof. Auf dem Kreuzzug sucht er nach Verbündeten, die er für die Wahl eines neuen Königs braucht und beweist dabei politisches Geschick. Nach der katastrophalen Niederlage des Kreuzzugs greift der machtbewusste Staufer selbst nach der Krone.
Ein sorgfältig recherchierter Roman, der das Leben der Herrscher und ihres Gefolges detailliert nachzeichnet und noch dazu ungemein spannend geschrieben ist. Wer weiter hören möchte: Auch der dritte Band des Barbarossa-Epos "Zeit des Verrats" ist seit Kurzem in der DZB ausleihbar!
Sabine Ebert: Schwert und Krone – Der junge
Falke
DAISY-CD (19:37 Stunden)
Sprecherin: Maja Chrenko
Ausleihe unter
Tel.: 0341 / 71 13-113 oder -114
E-Mail:
bibliothek@dzb.de
Ein Buchtipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Hörbücherei
Der niederländische Kaufmann Joannes Münninghoff führt im baltischen Riga an der Seite seiner schönen russischen Gattin Erica ein mondänes Leben. Allmählich bahnt sich ein Drama an, das mit dem Krieg seinen Lauf nimmt: Sein Sohn Frans geht zur Waffen-SS, der alte Herr setzt sich nach Den Haag ab. Weil Frans nicht zum Erben taugt, gerät der Enkel als Stammhalter ins Visier, doch seine Mutter flieht mit ihm nach Deutschland.
Zwischen den drei Generationen entspinnt sich die wahre Geschichte vom Niedergang einer Familie im 20. Jahrhundert, nicht durch den Krieg, der gut für die Geschäfte ist, sondern weil jeder für den anderen "nur das Beste" will. Autor Alexander Münninghoff hat aus den vielschichtigen Beziehungen einer Familie, aus der versunkenen Welt zwischen Riga und Den Haag, einen bewegenden Roman geschaffen. Eine gelungene Schilderung des Lebens einer reichen Familie in den Turbulenzen ihrer Zeit. Er schildert mit dem Buch das Leben seiner eigenen Familie.
Alexander Münninghoff: Der Stammhalter
DAISY-CD
(11:35 Stunden)
Sprecher: Clemens Benke
Erzählt wird die Geschichte einer jungen, schönen und begabten Schauspielerin, die an der Bühne einer mittelgroßen Elbestadt engagiert ist und dort den Schauspieler Mark Löwenthal kennen- und liebenlernt. Grausige Erlebnisse beschleunigen die Bindung der beiden, lassen sie Halt aneinander suchen, treiben sie dann wieder auseinander. In einem Augenblick der Verzweiflung angesichts einer Rassengesetzgebung, die auch schon die intime Beziehung zwischen Juden und "Ariern" unter Strafe stellt, entschließt sich Maria zu einem Schritt von großer Tragweite. Sie macht die Welt glauben, dass sie Suizid begangen habe, taucht mit einem jüdischen Pass unter und als Frau Löwenthal wieder auf. Nun erhält sie neben Mark ein Engagement an der Bühne der jüdischen Kulturbühne. Nach Jahren bewirken Verrat und unglückliche Zufälle das Ende dieser Gemeinsamkeit. Beide werden verhaftet.
Hedda Zinner: Arrangement mit dem Tod
DAISY-CD (8:12
Stunden)
Sprecherin: Karin May-Brandstätter
Preis: 29 Euro
Zu bestellen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 089 / 5 59 88-136
oder -144 (AB)
E-Mail:
bit-bestellservice@bbsb.org
Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind rund 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden.
Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info
Jana ist ein lebensfrohes und aufgewecktes achtjähriges Mädchen, als im Familienurlaub plötzlich ihr Herz stehen bleibt. Sie überlebt, braucht jedoch dringend ein Spenderherz. Als nach einem Jahr – und viel Hoffen und Bangen – auf offiziellem Weg noch immer kein passendes Organ gefunden ist, schwinden bei Vater Micha Geduld und Vertrauen. Schon bald werden die Werte des Familienvaters auf eine harte Probe gestellt. Als sich Micha auf eigene Initiative und gegen jegliche Warnungen der Ärzte und den Willen seiner Frau Natalie an einen illegalen Organhändler wendet, setzt er alles aufs Spiel. Wie weit wird der liebevolle Vater gehen, um das Leben seiner Tochter zu retten? Eine gefährliche Achterbahnfahrt der Emotionen beginnt.
Das Leben meiner Tochter
Drama, Deutschland 2019
Regie und Drehbuch: Steffen Weinert
Mit Christoph Bach, Maggie
Valentina Salomon, Alwara Höfels
Ab 6. Juni im Kino
Dazu ein Bild: Vater und Tochter sitzen im Wartebereich eines Flughafens. Er hält sie fest umschlungen. Hinter ihnen große Fenster.
Manche Hilfsmittel, die von einer Krankenkasse finanziert wurden, bleiben in deren Eigentum und dürfen vom Versicherten nicht verkauft werden. Bitte achten Sie deshalb darauf, in privaten Kleinanzeigen ausschließlich Hilfsmittel aus Privateigentum anzubieten.
Lesegerät Optelec ClearView C 24 HD, Bildschirm 61 cm
Tel.: 030 / 43 67 15 38
Orcam 1.0 "MyEye" drei Jahre alt, kaum benutzt, Preis telefonisch nach Vereinbarung.
Dr. Gertrud Drüge
Tel.: 0 58 26 / 89 44
aus Nachlass Braillezeile (Braillex Tiny) von Papenmeier, 100 Euro. Digitales Diktiergerät Eltrinex V12Pro (neu), 150 Euro. Plextalk PTN2, 150 Euro.
Kontakt per E-Mail: meike.gruttmann@ewetel.net
Es ist Frühsommer. Haben Sie Ihren Urlaub schon geplant? Ob Ferienreise in der Gruppe oder individuell geplant, ob Städtereise oder Kurztrip. Egal wann und wohin – wir erfüllen gerne Ihre Reisewünsche.
Vielleicht eine Gruppenreise im August nach Schottland oder im September nach Irland. Oder, neu im Programm, vom 4.-9. Dezember nach New York.
Eine Übersicht aller Reisen, auch schon für den Winter 2019/2020 finden Sie auf unserer Homepage www.schottland-fuer-alle.com
Gerne stehen wir für weitere Infos per
E-Mail:
info@schottland-fuer-alle.com
oder unter
Tel.: 0211 / 43 69 13 28 bzw.
Tel.: 0044 / 1863 / 76 60
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zur Verfügung.
Individuelle Ausstattung und Betreuung mit Blinden- und Sehbehindertenhilfsmitteln seit über 30 Jahren.
Wenn Sie es wünschen, präsentieren wir bei Ihnen vor Ort. Präqualifiziert für die Produktgruppe 7. Zertifizierter Fachhändler für Dragon Naturally Speaking speziell für Blinde. Autorisierter Fachhändler für JAWS und Lesephon®.
AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage:
www.aasb-seidling.de
E-Mail:
aasb@aasb-seidling.de
Bestell-Nr.: V549 – Preis: 11,00 Euro
Bestell-Nr.: S130 – Preis: 27,50 Euro
Bestell-Nr.: S257 – Preis: 32,00 Euro
Bestell-Nr.: H220 – Preis: 1,50 Euro
Gern können Sie unseren Katalog in Schwarzschrift, in Braille-Schrift oder auf DAISY-CD kostenfrei anfordern.
Wir freuen uns über Ihren Besuch in unserem Onlineshop. Diesen erreichen Sie unter: www.lhz-dresden.de
Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.
– Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str.6, 01099
Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail:
lhz@bsv-sachsen.de
Blinde und sehbehinderte Menschen zu unterstützen, ihnen Türen zu öffnen und ihr Leben zu bereichern – das sind die Ziele der Blindenstiftung Deutschland.
Unterstützen Sie unsere Arbeit! Ihr Beitrag für die Blindenstiftung Deutschland fließt ohne Abzug ins Stiftungsvermögen und in Projekte, die blinden und sehbehinderten Menschen zugutekommen.
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Unser WIR für Ihren Notfall
kostenfreie Hotline: 0 23 04 / 94
61 18
F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2, 58239
Schwerte
Telefon: 0 23 04 / 94 6-0
E-Mail:
info.reha@papenmeier.de
Internet:
www.papenmeier-rehatechnik.de
Bildbeschreibung: Unser WIR für Ihren Notfall: Es ist eine Gruppe von drei RehaTechnik Mitarbeitern, zwei Männer und eine Frau, zu sehen, die lächelnd in die Kamera schauen.
Wir haben Recht für Sie!
Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) ist an Ihrer Seite – von der Beantwortung rechtlicher Fragen über das Widerspruchsverfahren bis zur Klage.
Wir wissen, wovon Sie reden! Die Rechtsberatung und -vertretung wird in der Regel von Juristen durchgeführt, die selbst behindert sind.
Geschäftsstelle Marburg
Tel.: 0 64 21 / 9 48 44 90
Niederlassung
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