Gegenwart Ausgabe 11/2011

"Die Gegenwart" Heft 11/2011

Inhaltsverzeichnis Heft 11/2011

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Impressum

Förderanzeige

Editorial

DBSV-Nachrichten:

Aktionen, Dialoge und Spiel ohne Grenzen

Musik, in der Herzblut steckt

Kurzinfo: Louis-Braille-Festival der Begegnungen

Kurzinfo: Spenden erwünscht!

Unterkünfte für Festivalbesucher

Mit "Blind Date" im Tempodrom singen

Neuzulassungen aus der Augenmedizin

Meldungen

EBU wählt erstmals Deutschen zum Präsidenten

Mehr Hörfilme in den ARD-Programmen

DB-Reisezentren: Barrierefreie Aufrufsysteme statt Warteschlange

Tagung für Taubblindenselbsthilfe und -beratung

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Standpunkt:

BITV 2.0  –  überfällig oder überflüssig?

Thema: Gemeinsame Fachausschüsse

Trends aufspüren  –  Positionen entwickeln

Kurzinfo: Neu benannt: die Experten in den Fachausschüssen

Experten für die Selbsthilfe

Gerhard Renzel

Oliver Nadig

Stefanie Holzapfel

Klare Regeln für Rillen und Noppen

Der zähe Kampf für ein Merkzeichen

Kurzinfo: Mitglieder des GFTB

"Bunter Hund" oder unfreiwillige Berühmtheit

Pionier, Praktiker und Pädagoge

In Kürze:

Winter und Advent in Georgenthal

Opern mit Audiodeskription in Gelsenkirchen

Gesangsworkshop an der Ostsee

Weimarer Klassik tasten, riechen, hören

Planeten zum Greifen nah in Pirmasens

Blick über den Tellerrand in Stuttgart

Forum:

Weder grau noch langweilig

Kurzinfo: Mein Ehrenamt

"Affen"-Blinde  –  eine griechische Spezialität

Beruf:

Volle Energie für die Ausbildung

Beruf oder Berufung  –  Broterwerb oder Selbstverwirklichung?

Leben:

Inklusion jetzt! Fußball ist für alle da

Recht:

Grundbedürfnis Internet

Kurzinfo: Rechte behinderter Menschen

Menschen:

"Trompete ist leichter als Bayerisch"

Kurzinfo: Blinde Musiker München

Kurzinfo: Musiker aus Leidenschaft

Braille21:

Brailles Enkel zu Gast in Leipzig

Die gute alte Zeit und was man daraus lernen kann

Weltweit Kontakte knüpfen

Viele Wege führen zu Braille

iPhones und Kinderbücher

Wird Braille überleben?

Design für alle, Braille für alle

Zugänglicher, bezahlbarer, sichtbarer

Ein dreifaches "Hoch" auf die Organisatoren

Kurzinfo: DBSV und Braille21

"Braille21 Award" geht nach Schweden

Verfolgungslesejagd im Untergrund

Medien:

Bücher

Kluge Pflanzen

Living Dolls

Laufen

Verbrechen aus Staatsräson

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Zeitschriften

Hörtipps für Frauen und Eltern

Kurzinfo: Hörzeitungsauskunft

Kurzinfo: Zeitungen lokal hören

Kalender

Eine Welt voller Farben

Sport:

Meldungen

12. EBU-Cup mit vielen Neueinsteigern

Deutsche Blindenfußballer verpassen Paralympics-Qualifikation

Skatturnier in Weimar

Aus den Ländern:

Mecklenburg-Vorpommern

BSVMV stärkt Fachkräftepotenzial

Nordrhein-Westfalen

BSVW wählt neuen Vorstand und beschließt Satzungsänderung

Rheinland-Pfalz

Polizeiausweise mit Braille

Rätsel:

November-Rätsel

Lösung des Oktober-Rätsels

Anzeigen:

Die Bundesfachgruppe Informationstechnologie ...

Private Kleinanzeigen

Verkaufe

Suche

Partnersuche

Verschiedenes

Gewerbliche Anzeigen

Berlin erleben

Reisen mit anders-sehn 2012

Pico3

SynPhon GmbH

Kolless Spezialuhren

Hördeutsch.de

AASB Maria Seidling

Marland GmbH

LHZ  –  Landeshilfsmittelzentrum Sachsen

BFW Würzburg

Argon Verlag

AURA-Hotel Saulgrub

Deutscher Hilfsmittelvertrieb

RTB

Handy Tech

Beilage:

Hörfilm-Forum

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Titelbild:
Szene am Bahnsteig. Links fährt eine S-Bahn ein. Rechts wartet eine Person mit Langstock, von der nur die Beine zu sehen sind. Die Kamera fokussiert auf den Leitstreifen, auf dem der Langstock ruht. Die Rillenplatten verlaufen mit Sicherheitsabstand parallel zur Bahnsteigkante. Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr ist ein zentrales Thema der Gemeinsamen Fachausschüsse. Mehr zur Arbeit dieser Gremien (siehe "Thema: Gemeinsame Fachausschüsse").


Rückseite:
Eine Welt voller Farben: Bilder der blinden Malerin Katja Staats
Sehnsucht nach Licht: Mit ihrem warmen, gelben Licht erhellt eine trapezförmige Messinglaterne die dõmmrige Umgebung und wirft Lichtreflexe in den Raum. Einige Nachtfalter umschwõrmen die große Laterne. Ihre braunen Körper schimmern goldgelb im Licht der Lampe. (Acryl auf Leinwand)
      Motive aus dem Kalender "Edition 2011"
      Warenvertrieb zur Förderung Blinder und Behinderter in Marktredwitz
      www.wvbb.de



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
65. Jahrgang.


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke (V.i.S.d.P.)


Redaktion:
Irene Klein (Leitung), Andrea Temminghoff
Tel.: (030) 28 53 87-293
Fax: (030) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org


Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer) in Punktschrift, Schwarzschrift und ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org

Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr bis Ende September


Anzeigenverwaltung:
Andrea Temminghoff
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: a.temminghoff@dbsv.org

Private Kleinanzeigen bis 200 Zeichen kosten 10 Euro, alle weiteren 50 Zeichen 5 Euro (Anzeigenschluss: 1. des Vormonats).
Für gewerbliche Anzeigen und Beilagen bitte die Mediadaten anfordern.


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola Film GmbH


Förderanzeige

Die Bert Mettmann Stiftung unterstützt körperlich behinderte, speziell blinde Personen und Hilfeeinrichtungen für Blinde.

Für den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband beteiligt sich die Stiftung durch Spenden an der Förderung der Projekte:

  • "Beratungsdienst Auge (BDA)" und
  • "Sicherung der Qualität der Blindenführhundeausbildung und der Weiterbildung von Gespannprüfern in Deutschland"

Bert Mettmann Stiftung
Landhausstraße 31, 10717 Berlin
www.bertmettmann-stiftung.de

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn der DBSV Stellung bezieht  –  sei es zu Elektroautos, zu Geldautomaten oder zum Assistenzbedarf taubblinder Menschen -, dann kann man sicher sein: Die Gemeinsamen Fachausschüsse waren am Werk. In ihnen engagieren sich Experten aus verschiedenen Organisationen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Sie spüren Themen auf, erarbeiten Positionen, suchen Partner in Wissenschaft und Wirtschaft, schmieden strategische Bündnisse. Außen bleibt ihre Arbeit oft unbemerkt. Dabei sind die Auswirkungen im besten Fall ganz direkt zu spüren  –  wenn zum Beispiel Barrieren im Verkehr oder in der Informationstechnik abgebaut oder die Belange sehbehinderter oder taubblinder Menschen besser berücksichtigt werden. Nach vier Jahren wurden die Fachausschüsse turnusgemäß neu besetzt  –  für die "Gegenwart" ein guter Anlass, das ehrenamtliche Engagement der Fachleute in den Fokus dieser Ausgabe zu stellen.

Braille21: Mit großer Spannung erwartet, hat der Fachkongress Ende September Braille-Experten aus aller Welt zusammengeführt. Mehr als 400 Teilnehmer aus 49 Ländern haben in Leipzig über die Chancen und Herausforderungen der Brailleschrift im 21. Jahrhundert diskutiert. Braille auf Papier oder digital, Braille für alle oder als Sonderlösung, Braille in Kurz- oder Vollschrift? Es gibt unterschiedliche Wege in die Zukunft, ob in Industrie- oder Entwicklungsländern. Wichtig ist vor allem eines: die Schrift zu den Menschen zu bringen und ihnen damit das Tor zu Wissen und Teilhabe zu öffnen. Das machen auch einige Stimmen von Braille-Experten deutlich, die die "Gegenwart" gesammelt hat.

Ob mit den Ohren, den Händen oder den Augen  –  ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!

Irene Klein
Redaktion "Gegenwart"

DBSV-Nachrichten:

Aktionen, Dialoge und Spiel ohne Grenzen

Zu seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause kam das Präsidium des DBSV am 3. September in Berlin zusammen. Neben den Aktivitäten zum Jubiläumsjahr 2012 standen Nachwuchssorgen bei Blinden- und Sehbehindertenpädagogen, der Staatenbericht zur UN-Behindertenrechtskonvention und ein neues Projekt zum Thema "Sehen im Alter" auf der Tagesordnung. Ein Interview mit Angela Fischer, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen.


Frau Fischer, seit September laufen die Anmeldungen für das Louis-Braille-Festival 2012. Was hört man denn aus dem Call Center? Wie ist die Resonanz?

Angela Fischer: Was bei uns im Präsidium ankommt, zeigt, dass die Resonanz innerhalb unserer Landesverbände sehr gut ist. Um mit Zahlen zu sprechen: Es gibt im Moment schon knapp 100 Anmeldungen. Dazu kommen Gruppen, die sich in den Hotels eingebucht, aber noch gar nicht beim Festival angemeldet haben. Insgesamt ist die Resonanz also gut. Ich hoffe aber, dass es noch viel, viel mehr werden.


Wie bereitet sich denn der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen vor? Gibt's schon eine Mannschaft für das Spiel ohne Grenzen? Oder wissen Sie von Plänen für den Markt der Begegnungen?

Im Kopf habe ich schon etwas vorbereitet. Das wird auf unserer nächsten Landesvorstandssitzung Thema werden. Wir Sachsen werden auf jeden Fall dabei sein, ob wir uns auf dem Markt der Begegnungen präsentieren oder auf der sportlichen Ebene beim Spiel ohne Grenzen beteiligen.


Das Festival ist nur eine von mehreren Aktivitäten zum 100-jährigen Jubiläum des DBSV. Was steht noch in Ihrem Kalender für 2012?

Ganz oben steht natürlich der 26. Oktober. Da wird der Festakt "100 Jahre Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe" stattfinden. Wir freuen uns besonders, dass Bundespräsident Christian Wulff ein Grußwort halten wird, der ja für das gesamte Jahr die Schirmherrschaft übernommen hat. Desweiteren haben wir im März den Deutschen Hörfilmpreis, der sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Auch hier wird das Thema "100 Jahre Selbsthilfe" eine Rolle spielen.


Außerdem ist eine Schulaktion geplant. Was hat es damit auf sich?

Hier sollen Kindern der 3. und 4. Klasse durch Ehrenamtler, also selbst Betroffene, die Themen Blindheit und Sehbehinderung näher gebracht werden. Der DBSV stellt den Landesverbänden so genannte Aktionspakete zur Verfügung. Die bestehen aus einem Satz Schülerheften, einem Vorbereitungsheft für den Lehrer, Simulationsbrillen und Punktschriftalphabeten.


Apropos Schule: Aus dem schulischen Bereich ist zu hören, dass es immer weniger Blinden- und Sehbehindertenpädagogen gibt, die zum Teil nicht einmal angemessen ausgebildet sind. Was kann der DBSV tun, um hier gegenzusteuern?

Ja, das ist leider so. Zum einen ist die Zahl der Studenten, die sich für ein Sonderpädagogikstudium mit dem Schwerpunkt Sehen entscheiden, rückläufig. Zum anderen gibt es jetzt in einigen Bundesländern  –  ich nenne es mal vorsichtig  –  so genannte Schmalspurausbildungen, wo man noch nicht einschätzen kann: Wie ist das zu bewerten? Wie kompetent sind die Pädagogen, die dieses Zertifikat erwerben? Der DBSV steht zu 100 Prozent hinter einer universitären Qualifizierung. Deshalb ist geplant, gemeinsam mit Elternverbänden und dem Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen die Kultusministerien der Bundesländer anzuschreiben.


Im Sommerloch  –  ganz bewusst im Sommerloch  –  hat die Bundesregierung ihren so genannten Staatenbericht veröffentlicht, um für Deutschland die Fortschritte bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) zu dokumentieren. Wie ist das Urteil der Behindertenverbände dazu ausgefallen? Und was tut sich aktuell, um gemeinsam darauf zu reagieren?

Der Bericht lässt doch einiges zu wünschen übrig. Die Behindertenverbände hatten zwar die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben. Angesichts der Länge des Berichts war aber die Zeit, diesen zu bewerten, viel zu kurz.


Deshalb gab es keine Stellungnahme. Stattdessen haben die Verbände auf ihre Positionen zum Aktionsplan zur Umsetzung der BRK verwiesen. Welche Möglichkeiten haben die Behindertenverbände jetzt, um den Staatenbericht zu relativieren?

Es soll eine Allianz geschaffen werden, um gemeinsam eine Art Schattenbericht abzugeben. Das Präsidium hat beschlossen, dass der DBSV dieser Allianz beitreten wird. Außerdem wollen wir in der Koordinierungsgruppe mitarbeiten, damit bei der Erstellung des Berichts auch der Blickwinkel blinder und sehbehinderter Menschen berücksichtigt wird.


Das Präsidium ist bei seiner letzten Sitzung auch über den Fortgang des Projekts "Blickpunkt Auge" unterrichtet worden. Da sind Sie besonders nah dran, weil Sachsen zu den Modellregionen gehört. Vielleicht geben Sie uns kurz einen Einblick in die Projektarbeit vor Ort ...

Als Modellregion ist der Großraum Dresden mit dem angrenzenden Landkreis Bautzen für das Jahr 2012 am Start. Momentan sind wir dabei, die Räumlichkeiten abzuklären, in welchen die Beratungen stattfinden sollen, Netzwerkpartner zu finden, Kooperationen einzugehen, etwa mit Optikern, dem Sehzentrum Dresden, einer Einrichtung des sächsischen Förderzentrums Chemnitz. Dabei werden die Kreisorganisationen mit eingebunden. Wir denken, dass die Arbeit auf ehrenamtlicher Basis abgesichert sein sollte. Das bedeutet natürlich auch, dass die Ehrenamtler eine gute Weiterbildung bekommen müssen, auch auf psychologischer Ebene, um mit der Belastung nicht allein gelassen zu sein.


Zuletzt ein Blick in die Zukunft: Der DBSV möchte sich verstärkt dem Themenfeld "Sehen im Alter" widmen. Warum ist dies notwendig und was für eine Projektidee steckt dahinter?

Das Thema kann man schon mit dem demografischen Wandel begründen. Viele ältere Menschen, die in Pflegeheimen oder Altenheimen leben, fallen bei der augenmedizinischen Versorgung hinten runter. Was ich selbst in Pflegeeinrichtungen mitbekommen habe: Der ältere Mensch sieht etwas schlechter, bekommt seine Tabletten, kann sie aber nicht sehen, weil sie weiß sind und auch der Nachtschrank und die Bettwäsche hell sind. Und schon wird er abgestempelt als dement, unwillig. Das kann einfach nicht sein. Auch bei Rehabilitationsmaßnahmen sind die älteren Menschen hintangestellt, insbesondere bei LPF (Lebenspraktische Fähigkeiten): Entweder ich zahle selbst oder es funktioniert einfach nicht. Der Dialog zwischen Selbsthilfe und Augenmedizin muss gestärkt werden.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Dazu ein Bild: Knüpft Netzwerke für das Projekt "Blickpunkt Auge": Angela Fischer

Musik, in der Herzblut steckt

Durch ihre Teilnahme am "Grand Prix Eurovision de la Chanson" vor gut zehn Jahren wurde Corinna May in Deutschland bekannt. Was viele nicht wissen: Inzwischen hat die blinde Sängerin dem Schlager den Rücken gekehrt und widmet sich wieder ihren musikalischen Wurzeln, dem Jazz, Soul und Gospel. Was geblieben ist, ist ihre außergewöhnliche Stimme. Davon können sich die Besucher des Louis-Braille-Festivals der Begegnung 2012 überzeugen.


Wenn Corinna May heute zusammen mit ihrem Jazztrio auftritt, erlebt der eine oder andere Zuschauer eine Überraschung. "Nach meiner Teilnahme am Grand Prix erwarten immer noch viele, dass ich Schlager singe. Dass meine musikalischen Wurzeln ganz woanders liegen, wissen die wenigsten."

1970 in Bremen geboren, prägte insbesondere der Jazz die Sängerin von Kindesbeinen an. "Mein Vater hat eine riesige Sammlung mit Jazzplatten. Die habe ich wahrscheinlich schon im Bauch meiner Mutter gehört." Aber nicht nur Jazzlegenden wie Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan wurden zu Vorbildern der Sängerin: "Im Soulbereich hat mich Aretha Franklin stark beeinflusst."

Den Beschluss, Sängerin zu werden, fasste Corinna May in den 1980er Jahren, als Whitney Houston ihre großen Erfolge feierte. "Meine ersten Auftritte hatte ich mit dem Schulchor und in einem Gospelchor. Da habe ich Blut geleckt." Bald schloss sie sich auch einem Jazztrio und einer Bigband an und stellte ihr stimmliches Talent bei etlichen Gesangswettbewerben unter Beweis.

Ihr erstes Album, auf dem überwiegend Jazzsongs zu hören sind, veröffentlichte Corinna May 1997. "Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich entscheiden musste: Gehe ich weiter meinem Beruf als Masseurin und medizinische Bademeisterin nach oder folge ich meiner Berufung?" Sie entschied sich für ihren Traum, Sängerin zu werden.

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Corinna May im Jahr 1999, als sie den deutschen Vorentscheid zum Schlager-Grand Prix gewann. Weil ihr Song "Hör den Kindern einfach zu" bereits von einer anderen Band veröffentlicht worden war, wurde sie jedoch disqualifiziert und schaffte es erst 2002 zur Endausscheidung im estnischen Tallinn. Dort belegte sie mit "I can't live without music" trotz guter Prognosen einen enttäuschenden 21. Platz und musste für ihren Auftritt allerhand Kritik einstecken. "Es ist nicht schön, erst so hochgejubelt und dann fallen gelassen zu werden", sagt Corinna May rückblickend. Bereut hat sie ihre Teilnahme dennoch nicht: "Das war eine wichtige Erfahrung, die mich letztlich darin bestärkt hat, nur noch Musik zu machen, in der mein Herzblut steckt."

Corinna May ist zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. "Ich gehe heute mit verschiedenen Besetzungen auf Tour und mache handgemachte, gute Musik." Auf ein bestimmtes Genre möchte sie sich dabei nicht festlegen  –  von Jazz und Swing über Gospel bis hin zu Klassikern der guten Popmusik ist alles vertreten. "Ich mag diese Schubladen nicht, in die Künstler in Deutschland gesteckt werden. Es gibt in jeder Musikrichtung unheimlich tolle Titel." Und die präsentiert Corinna May am liebsten live. "Wenn ich auf der Bühne stehe und der Song fängt an, dann ist das wie Medizin  –  gerade wenn ich vorher nicht so gut drauf war." Daher freut sich Corinna May auch über jede Zugabe, die sie geben darf.

Dass sie von Geburt an blind ist, spielt für ihre Tätigkeit als Sängerin keine Rolle. "Zum Singen selbst muss man nicht sehen können. Und auf der Bühne orientiere ich mich an einem Barhocker und dem Mikrofon-Stativ." Auch in ihren Songs ist die Behinderung kein Thema. "Ich möchte einfach als Sängerin wahrgenommen werden, die zufällig blind ist  –  nicht als Blinde, die auch singt."

Für die Zukunft hat Corinna May vor allem einen Wunsch: "Ich möchte möglichst vielen Menschen mit meiner Musik Freude machen." Am liebsten würde sie eines Tages in den USA auftreten, in New York, San Francisco oder New Orleans. Aber bevor es soweit ist, dürfen sich die Besucher des Louis-Braille-Festivals auf Corinna Mays Auftritt im Berliner Tempodrom freuen: stimmgewaltig, gefühlvoll, authentisch und voll positiver Energie.

Andrea Temminghoff
Redaktion "Gegenwart"  


Dazu ein Bild: Corinna May, schräg von oben fotografiert. Sie trägt einen schwarzen Rollkragenpullover und sitzt auf einem Ledersessel. Die kurzen blonden Haare sind schlicht frisiert, das ebene Gesicht ist stark geschminkt. Die Augen mit den langen Wimpern hält sie geschlossen, die Lippen leicht geöffnet. Ihr einziger Schmuck ist ein Ohrring.


Kurzinfo:

Künstler, Service und Aktionen: Was Sie beim Festival erwartet, erfahren Sie in den nächsten Ausgaben der "Gegenwart" und im Internet unter www.dbsv-festival.de



Kurzinfo: Louis-Braille-Festival der Begegnungen

Freitag, 1. Juni 2012, 14 Uhr,
bis Sonntag, 3. Juni 2012, 14 Uhr,
Berlin, Tempodrom am Anhalter Bahnhof
Eintritt frei!


Infos, Hotelbuchung und Anmeldung
Tel.: 0 30 / 25 00 23 84
Mo.-Fr. 9-19 Uhr
Sa. 10-18 Uhr
So. 10-14 Uhr
Feiertags 10-18 Uhr oder
www.dbsv-festival.de



Kurzinfo: Spenden erwünscht!

Unterstützen Sie das Louis-Braille-Festival 2012. Überweisen Sie eine Spende auf das Konto des DBSV:

Kontonummer: 32 733 00
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00
Verwendungszweck: "Spende für das DBSV-Festival 2012"


Oder spenden Sie direkt über das Formular unter
www.dbsv-festival.de/spende

Unterkünfte für Festivalbesucher

Als Veranstalter des Louis-Braille-Festivals der Begegnung 2012 möchte der DBSV nicht nur drei Tage lang für Unterhaltung sorgen, sondern seine Gäste auch für die Nacht gut untergebracht wissen! Deshalb ist in zehn Berliner Hotels und Hostels ein Kontingent von rund 500 Zimmern geblockt. Sieben Häuser liegen in direkter Laufdistanz zum Tempodrom, drei sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln und  –  mit einer Ausnahme  –  ohne Umsteigen zu erreichen. Preislich sollte für jeden Geldbeutel etwas dabei sein.

Ausführliche Beschreibungen der Häuser finden Sie im Internet unter www.dbsv-festival.de. Dort werden kurz vor Festivalbeginn auch genaue Wegbeschreibungen von den Hotels zum Tempodrom zur Verfügung stehen.

Zimmerbuchungen unter der kostenfreien Servicenummer 0 30 / 25 00 23 84

Mit "Blind Date" im Tempodrom singen

Am 2. Juni 2012 haben Sängerinnen und Sänger aus ganz Deutschland die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Chor "Blind Date" beim Louis-Braille-Festival im Berliner Tempodrom aufzutreten. Der Chor hat seine Wurzeln in der Fachgruppe Familie der Landesblinden- und Sehbehindertenvereine NRW. Für das Festivalkonzert hat Chorleiter Holger Kunz ein buntes Repertoire zusammengestellt, das drei- bis vierstimmig gesungen wird. Da die Mitwirkenden entsprechendes Übungsmaterial vorab per DAISY-CD erhalten, können auch Neulinge teilnehmen. Zwei Tage vor dem Auftritt trifft man sich zum Proben in der Hauptstadt, wo die Unterbringung vom 30. Mai bis 3. Juni in einem preisgünstigen Hotel erfolgt.

Mehr Infos bei
Margret Gajewski
Tel.: 02 09 / 81 44 50 (bis 20 Uhr)
E-Mail: margret.gajewski@t-online.de

Neuzulassungen aus der Augenmedizin

Im September wurde in Deutschland die Retinaprothese Argus II der Firma Second Sight Medical Products zugelassen. Sie kann Menschen mit fortgeschrittenen Degenerationserkrankungen der äußeren Netzhaut, etwa Retinitis Pigmentosa, zu einer besseren Orientierung verhelfen. Dazu nimmt eine Miniaturvideokamera auf der Brille des Patienten Bilder auf, die von einer kleinen Computereinheit verarbeitet, drahtlos an eine auf der Netzhaut implantierte Elektrodenmatrix gesendet und von dort als elektrische Impulse an die verbliebenen Retinazellen weitergegeben werden. Da das entstehende Bild relativ grobpixelig ist, ist ein intensives Training nötig, um die Lichteindrücke zu interpretieren. So konnten Studienteilnehmer wieder Formen wie Fenster oder Türen erkennen.

In Deutschland gibt es zwei Zentren, die das Argus II System anbieten, Interessenten beraten und auch bei der Kostenübernahme durch die Krankenkassen unterstützen:

Klinikum rechts der Isar der TU München
Janina Hadeler
Tel.: 0 89 / 41 40 23 49
E-Mail: janina.hadeler@mri.tum.de

Uniklinik Köln
Bernd Kirchhof
Tel.: 02 21 / 4 78 41 05
E-Mail: bernd.kirchhof@uk-koeln.de

Mehr Infos unter
www.2-sight.eu


Eine weitere Neuerung ist die Ausweitung der Zulassung von Lucentis auf die Diagnose Retinale Venenverschlüsse. Bisher hat sich das Medikament bei der Altersabhängigen Makula-Degeneration und dem Diabetischen Makulaödem bewährt und bei vielen Patienten zu einem Erhalt bzw. einer Verbesserung der Sehfähigkeit geführt. Der Verschluss eines venösen Blutgefäßes im Auge führt zum Wachstum neuer, aber undichter Blutgefäße, die eine Sehstörung hervorrufen. Der in Lucentis enthaltene Wirkstoff Ranibizumab hemmt die Neubildung von Blutgefäßen und deren krankhafte Durchlässigkeit. Er wird zunächst monatlich, danach bedarfsweise in den Glaskörper des Auges gespritzt. Somit steht neben den Therapieformen der Blutverdünnung oder Laserbehandlung ein weiterer Behandlungsweg offen.

Juliane Willuhn
Blickpunkt Auge  

Meldungen

EBU wählt erstmals Deutschen zum Präsidenten

Im Rahmen der 9. Generalversammlung der Europäischen Blindenunion (EBU) in Fredericia (Dänemark) ist Wolfgang Angermann am 5. Oktober zum EBU-Präsidenten gewählt worden. Damit steht zum ersten Mal ein Deutscher an der Spitze der Organisation. Der blinde Jurist ist Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks und gehörte von 2006 bis 2010 dem DBSV-Präsidium an. Seine mit viel Beifall bedachte Antrittsrede vor mehr als 200 Delegierten aus 45 Ländern stellte Angermann unter das Motto "United we stand, divided we fall" (Gemeinsam bestehen wir, allein scheitern wir).

In der Dezember-Ausgabe der "Gegenwart" lesen Sie ein ausführliches Interview mit dem neuen EBU-Präsidenten.

Mehr Hörfilme in den ARD-Programmen

Die ARD wird ihre barrierefreien Angebote im Ersten Programm ausbauen. Das haben die Intendanten der ARD Mitte September bei ihrer Sitzung in Potsdam beschlossen. Bis Ende 2013 sollen alle Erstsendungen im Ersten für gehörlose und schwerhörige Zuschauer mit Untertiteln versehen werden. Parallel wird das Angebot an Hörfilmen erweitert. So bietet die ARD künftig im Hauptprogramm (20.15 bis 23 Uhr) alle fiktionalen Formate sowie Tier- und Naturfilme mit Audiodeskription an. Auch in den Dritten Programmen soll der Anteil an Hörfilmen deutlich erhöht werden.

"Wir begrüßen den Beschluss der ARD und hoffen, dass dieses Signal auch vom ZDF und den privaten Anbietern wahrgenommen wird", sagt DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke. "Natürlich bleiben Wünsche offen: die Ausweitung der Sendezeiten, die Hörfilm-Aufbereitung von nicht-fiktionalen Formaten, auch Live-Sendungen sowie die langfristige Verfügbarkeit der barrierefreien Formate in den Mediatheken. Hier geben uns die angekündigten Gespräche mit der ARD den optimalen Rahmen, um unsere Forderungen deutlich zu machen und Schritt für Schritt voranzukommen."

DB-Reisezentren: Barrierefreie Aufrufsysteme statt Warteschlange

Wer seine Fahrkarte am Schalter kaufen möchte, stößt am Bahnhof vieler größerer Städte demnächst auf deutlich weniger Barrieren als bisher. Die Deutsche Bahn AG (DB) hat entschieden, in 41 Reisezentren barrierefreie Aufrufsysteme einzurichten. Jeder Kunde zieht am Eingang eine Nummer und wird aufgerufen, wenn er an der Reihe ist. In den Kundenzentren der Hauptbahnhöfe Düsseldorf, Köln, Hannover, Magdeburg und München wurde das System bereits realisiert, weitere Standorte sollen nun bis Ende 2011 folgen.

Der Gemeinsame Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV) hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder für Komponenten eingesetzt, die Menschen mit Behinderung die selbstständige Nutzung der DB-Reisezentren ermöglichen. Neben dem neuen Akustikmodul profitieren blinde und sehbehinderte Bahnkunden inzwischen unter anderem von Bodenindikatoren, die zur Nummernausgabe und später zum Schalter führen, Informationen an der Nummernstele in Braille- und Prismenschrift sowie einem speziellen Anforderungstaster, der die Lautsprecheransage aktiviert.

Tagung für Taubblindenselbsthilfe und -beratung

Vom 11. bis 13. November findet in Hilders-Oberbernhards (Rhön) die jährliche DBSV-Tagung zur Taubblindenarbeit statt. Eingeladen sind Taubblindenberater der Landesvereine, Aktive aus der Taubblindenarbeit sowie die Mitglieder des Gemeinsamen Fachausschusses Hörsehbehindert/Taubblind (GFTB). Die Tagung beginnt mit der offenen Sitzung des GFTB, an den Folgetagen stehen unter anderem die berufliche Situation taubblinder Menschen, Rechtsfragen und neue Hilfsmittel auf dem Programm. Gehörlosen Teilnehmenden stehen vor Ort Gebärdendolmetscher zur Verfügung; die Honorarkosten für Taubblindenassistenten können in gewissem Umfang erstattet werden.

Mehr Infos bei
Torsten Resa
Tel.: 0 30 / 28 53 87-281
E-Mail: t.resa@dbsv.org



DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Wer Inhaber einer DBSV-Karte ist, lebt günstiger. Mitglieder der Landesvereine profitieren von einer Reihe attraktiver Vergünstigungen:

  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV)
    5% auf alle Hilfsmittel
  • Landeshilfsmittelzentrum für Blinde und Sehbehinderte Sachsen (LHZ)
    5% auf alle Hilfsmittel
  • Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
    5% auf alle Zeitschriften-Abos
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV)
    "Gegenwart"-Abo (Punkt- und Schwarzschrift) für 38,50 Euro statt 44 Euro; kostenfreies Abo von DBSV-Inform (DAISY)
  • Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin
    10% auf Hörbücher und Hörspiele
  • SUS ® Franchise GmbH
    10% auf Dienstleistungen im Rahmen des Umzugsservice
  • Dorint Hotels & Resorts
    Sonderkonditionen auf den Übernachtungs preis (auch für Begleitpersonen)
  • NH-Hotels
    Sonderkonditionen auf den Übernachtungs preis (auch für Begleitpersonen)
  • Reinecker Reha-Technik
    10% auf ausgewählte Produkte der mobilen M-Serie

Die Angebote werden ständig erweitert. Aktuelle Informationen in der "Gegenwart".

Außerdem haben viele Landesvereine zusätzliche Rabattaktionen mit ihren Partnern vor Ort vereinbart.

Mitgliedschaft lohnt sich!

Mehr Infos beim
DBSV
Tel.: 0 30 / 28 53 87-1 90
www.dbsv.org/dbsv-karte

Standpunkt:

BITV 2.0  –  überfällig oder überflüssig?

Fast drei Jahre hat es gedauert. Am 22. September ist endlich die neue Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung, kurz BITV 2.0, in Kraft getreten. Sie verpflichtet die Behörden und Ämter des Bundes, ihre Internetangebote barrierefrei zu gestalten, und formuliert die entsprechenden Anforderungen. Nach einer EU-Vorgabe wurde damit die Neufassung der Richtlinien für barrierefreie Webinhalte des World Wide Web Consortiums (Web Content Accessibility Guidelines), kurz WCAG 2.0, von 2008 in nationales Recht umgesetzt. Aber wann wird auch die private Wirtschaft entsprechend in die Pflicht genommen?


Ein Standpunkt von Karsten Warnke, Projektkoordinator von BIK@work

Vor 2002, also vor Inkrafttreten der ersten BITV, waren viele Internetseiten der öffentlichen Verwaltung für blinde und sehbehinderte Menschen in Teilen gar nicht oder nur mühsam nutzbar und niemand fühlte sich dafür verantwortlich. Erst der Erlass von BIT-Verordnungen auf Bundes- wie auch auf Länderebene führte zu spürbaren Veränderungen: Mit neuen Redaktionssystemen ist Barrierefreiheit seitdem leichter umzusetzen, Online-Redakteure wurden qualifiziert, benutzerunfreundliche Internetangebote durch zugängliches Webdesign abgelöst.

Diesen Prozess haben die Blinden- und Sehbehindertenverbände mit ihren BIK-Projekten durch Aufklärungs- und Qualifizierungsmaßnahmen maßgeblich gefördert. Mit der Entwicklung eines standardisierten Testverfahrens für Internetangebote durch BIK wurde Barrierefreiheit messbar. Der BITV-Test wird heute von großen Webagenturen und bei Bund und Ländern eingesetzt.

Für die Novellierung der BITV war es von besonderer Bedeutung, dass die Anforderungen zur Sicherstellung der Zugänglichkeit zwingend sind. Der von Experten kritisierte Unterschied zwischen WCAG 2.0 und BITV 2.0 hat hier seinen Ursprung. Für den Anwender ist vor allem wichtig, dass die Anforderungen in den neuen Versionen "technikneutral" angelegt sind. Das lässt hoffen, dass neue Webtechnologien grundsätzlich auch mit Hilfsmitteln nutzbar sind.

Wurde an der alten BITV kritisiert, sie sei schon lange von der Technikentwicklung überholt, so wird der neuen BITV vorausgesagt, sie sei bald überflüssig. Auch der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) setzt auf einen europäischen Standard, der allerdings erst in zwei Jahren zu erwarten ist. Damit aus dieser europäischen Regelung kein fauler Kompromiss wird, ist es jedoch unerlässlich, mit nationalen Regelungen hohe Maßstäbe zu setzen.

Die Erfolge in der öffentlichen Verwaltung zeigen, dass barrierefreie Webangebote attraktiv gestaltet sein können. Umso mehr stellt sich die Frage, warum kommerzielle Anbieter nicht bereit sind, die Anforderungen der WCAG zu berücksichtigen und Zielvereinbarungen mit Behindertenverbänden abzuschließen. An zu hohen Kosten kann es kaum liegen, denn die private Wirtschaft wartet ständig mit neuen Internetseiten auf. Für mich jedenfalls ist klar: Auch für kommerzielle Angebote, zum Beispiel Buchungssysteme oder Onlineshops, sollten die WCAG verbindlich gelten.


Dazu ein Bild: Fordert Barrierefreiheit auch bei privaten Webangeboten: Karsten Warnke


Kurzinfo:

Mehr Infos über die neue BITV und das neue BITV-Testverfahren unter www.bik-online.info

Thema: Gemeinsame Fachausschüsse

Stabwechsel bei den Gemeinsamen Fachausschüssen: Im Sommer wurden die Gremien turnusgemäß neu besetzt, im November treffen sich die Mitglieder, um Möglichkeiten der ausschussübergreifenden Zusammenarbeit auszuloten. Eine gute Gelegenheit, um hinter die Kulissen zu blicken. Denn die ehrenamtlichen Experten arbeiten oft unbemerkt im Hintergrund  –  ob es um Umwelt und Verkehr, Informationstechnologie, die Belange sehbehinderter oder taubblinder Menschen geht. Was hat es also mit den Gemeinsamen Fachausschüssen auf sich? Wie werden sie besetzt, welche Aufgabe haben sie und welche Themen stehen auf der Agenda? Wer sind die neuen Leiter und mit welchen Zielen treten sie ihr Amt an? Und im Rückblick: Welches waren prägende Köpfe der vergangenen vier Jahre? Was gibt es für Erfolgsgeschichten? Und welche Forderungen sind noch nicht erfüllt? Auf diese und viele weitere Fragen gibt die "Gegenwart" in ihrem aktuellen Schwerpunkt Antwort.

Trends aufspüren  –  Positionen entwickeln

Sie arbeiten im Hintergrund, stecken aber hinter den wichtigen Positionen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. In den Gemeinsamen Fachausschüssen kommen Vorausdenker, Netzwerker und Weltverbesserer im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Wie funktioniert die Ausschussarbeit? Wie werden die Gremien besetzt? Und mit welchen Themen befassen sich die Experten? Einblicke in einen zentralen Bereich ehrenamtlichen Engagements.


Der DBSV-Verbandstag ist der Gezeitengeber für die Gemeinsamen Fachausschüsse. Nachdem die Selbsthilfe über die Leitlinien der nächsten vier Jahre entschieden und ein neues Präsidium gewählt hat, ist ein Jahr lang Zeit, um die Fachgremien neu einzuberufen. So hat es Tradition und so war es auch diesmal. Nach vier Jahren soll die gemeinsame Arbeit überprüft werden: Was haben wir erreicht? Welche neuen Ziele wollen wir uns setzen? Und sind wir dafür gut aufgestellt? Es geht darum, regelmäßig frischen Wind ins System zu bringen.

Von der Arbeit der Gemeinsamen Fachausschüsse macht sich kaum einer eine Vorstellung. Zu einem geschickten Zeitpunkt bringt sich der DBSV in Stellung und fordert zum Beispiel, dass Elektroautos mit einem gut wahrnehmbaren Geräusch ausgestattet oder Geldautomaten barrierefrei bedienbar sein müssen. Was in der Außendarstellung selbstverständlich wirken mag, ist häufig das Ergebnis harter Arbeit. Hinter den Grundsatzforderungen der Selbsthilfe stecken Experten, ehrenamtliche Experten, die sich zum größten Teil in eigener Sache engagieren  –  Ingenieure, Programmierer, Sozialpädagogen, Ärzte. Sie bringen ihren Sachverstand ein, spüren auf ihrem jeweiligen Spezialgebiet Themen auf, die für die Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen entscheidend sind, und erarbeiten Standpunkte, die deutschlandweit von der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe vertreten werden. Das war die Idee in den 1990er Jahren, als die Gemeinsamen Fachausschüsse begründet wurden. Und das ist sie bis heute. Denn man muss mit einer Stimme sprechen, um politisch etwas bewegen zu können.

Diese Überzeugung spiegelt sich auch in der Struktur der Fachausschüsse wider. Die Mitglieder werden von verschiedenen Organisationen der Selbsthilfe entsendet  –  daher der Name "Gemeinsame Fachausschüsse". An erster Stelle neben dem DBSV stehen dabei DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf), Pro Retina Deutschland, BFS (Bund zur Förderung Sehbehinderter) und VBS (Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik). Während die Besetzung früher nach Proporz erfolgte, wurde diesmal allein auf die Kompetenz der Kandidaten gesetzt. Eine Benennungskommission, bestehend aus Vertretern der genannten Vereine und dem Koordinator der Fachausschüsse, hat alle Vorschläge gesichtet, bewertet und schließlich über die Besetzung entschieden.

Inzwischen haben sich die Gemeinsamen Fachausschüsse für Umwelt und Verkehr (GFUV), für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT) und für die Belange Sehbehinderter (FBS) konstituiert. Auf ihren ersten Sitzungen haben die Mitglieder ihre Leitungen gewählt und inhaltliche Schwerpunkte für die kommenden vier Jahre festgelegt. Am 18. und 19. November findet nun ein erstes Treffen aller Experten statt. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es sich lohnt, den Austausch zwischen den Ausschüssen zu verstärken, um Schnittstellen zu finden und die vorhandenen Kompetenzen optimal zu nutzen. Besonders offensichtlich ist dies, wenn bei IT-Themen die spezielle Sicht von sehbehinderten Nutzern gefragt ist. Ebenso gibt es aber auch Berührungspunkte zwischen GFUV und FIT, wenn es zum Beispiel um die Formulierung von Anforderungen an Navigationssysteme geht. Bei Bedarf sollen deshalb künftig Projektgruppen gebildet werden, die Lösungen für ganz konkrete Probleme erarbeiten.

Man könnte sie für Schreibtischtäter halten, für Aktenfresser. Das wäre aber zu kurz gegriffen. Denn man kommt nicht weit, wenn man mit seinem Fachwissen  –  so gut es auch sein mag  –  allein in seinem Universum kreist. Die Mitglieder der Gemeinsamen Fachausschüsse müssen über den berühmten Tellerrand hinwegschauen, auf andere zugehen, sie für die eigene Sache gewinnen, strategische Bündnisse schmieden. Es geht darum, eigene Ideen und Konzepte weiterzuentwickeln, je nach Thema mit anderen Verbänden, mit Forschung, Industrie und Politik zusammenzuarbeiten. Ein gutes Beispiel ist das Thema "Elektromobilität". Hier hat sich die Selbsthilfe frühzeitig eingebracht, um auf die Gefahr geräuscharmer Fahrzeuge nicht nur für blinde und sehbehinderte Menschen hinzuweisen. Kontakte mit der Wissenschaft haben zu Studien geführt, die klären sollen, bis zu welcher Geschwindigkeit E-Autos mit künstlichen Geräuschen ausgestattet sein müssen. Und auf politischer Ebene kann der DBSV inzwischen sogar mit am Tisch sitzen, wenn in der zuständigen UN-Kommission über das Thema verhandelt wird.

Erfolge wie diese lassen ahnen, dass die Ausschussarbeit leicht zu einem Vollzeitjob werden kann. Gerade weil sie sich ehrenamtlich engagieren, bringen die Mitglieder der Ausschüsse enorm viel Motivation mit. Sie wollen die Welt verbessern, sie für blinde und sehbehinderte Menschen Stück für Stück zugänglicher machen. Dafür setzen sie ihr Know-how ein, analysieren Trends, erarbeiten Positionen, suchen Mitstreiter und kämpfen  –  verbindlich und beharrlich zugleich  –  für die gute Sache. Es ist nicht zuletzt den Gemeinsamen Fachausschüssen zu verdanken, dass der DBSV und die gesamte Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe ein so hohes Ansehen genießt. Man weiß, dass hinter jeder Forderung, jeder Stellungnahme eine Argumentation steckt, die hieb- und stichfest ist.

Hans-Karl Peter
Koordinator der Gemeinsamen Fachausschüsse der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe  


Dazu drei Bilder: Monokular, Blindenampel und Braillezeile im Einsatz: Hinter Verbesserungen in den Bereichen LowVision, Verkehr und IT stecken oft die Gemeinsamen Fachausschüsse


Kurzinfo: Neu benannt: die Experten in den Fachausschüssen

Mitglieder des GFUV

  • Gerhard Renzel, Leiter
  • Knut Junge, stellvertr. Leiter
  • Titus Bostelmann
  • Helmut Ernst
  • Werner Gläser
  • Wolfgang Itter
  • Michael Klingler
  • Dorothée Lemke
  • Eberhard Tölke

Mitglieder des FIT

  • Oliver Nadig, Leiter
  • Martin Jung, stellvertr. Leiter
  • Carsten Albrecht
  • Heiko Folkerts
  • Jan Eric Hellbusch
  • Ulrich Kalina
  • Wilhelm Lutzenberger
  • Franz Rebele

Mitglieder des FBS

  • Stefanie Holzapfel, Leiterin
  • Heinz Mehrlich, stellvertr. Leiter
  • Georg Blümer
  • Dr. Frank Brunsmann
  • Dr. Annelie Fischer-Thunemeyer
  • Andrea Kuchenreuther
  • Angelika Ostrowski
  • Kirsten Wahren-Krüger

Experten für die Selbsthilfe

Nach vier Jahren tut ein Wechsel gut. Turnusgemäß wurden die Gemeinsamen Fachausschüsse im Sommer neu besetzt. In kurzen Steckbriefen stellen sich die neuen Leiter vor.

Gerhard Renzel

Gemeinsamer Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV)

Zur Person:

  • Alter: 65 Jahre
  • Wohnort: Georgsmarienhütte bei Osnabrück
  • Familie: verheiratet, drei erwachsene Kinder
  • Blindheit/Sehbehinderung: Retinitis Pigmentosa (keine Lichtwahrnehmung mehr)
  • Beruf bzw. Ausbildung: Ausbildung für den Gehobenen Verwaltungsdienst, Weiterbildung zum IT-Fachmann, seit 2006 im Ruhestand

Zum Ehrenamt:

Was motiviert Sie, in der Ausschussarbeit Verantwortung zu übernehmen?

Der aktuelle Stand der technischen Entwicklung erleichtert wie nie zuvor den Alltag blinder und sehbehinderter Menschen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten möchte ich an der Schaffung von Lösungen zur Barrierefreiheit und der Entwicklung und Umsetzung neuer und bereits vorliegender Konzepte verantwortlich mitarbeiten.


Welches besondere Know-how bringen Sie mit?

Durch mein persönliches Interesse und meine berufliche Tätigkeit konnte ich mir umfassende technische und Verwaltungskenntnisse aneignen. So bin ich gut gerüstet für Verhandlungen mit Politik und Verwaltung, Forschungsinstituten, Unternehmen sowie Berufsverbänden von Planern und Architekten.


Welche Schwerpunkte wird sich der GFUV setzen?

An erster Stelle steht die Gewährleistung sicherer Mobilität: Leit- und Informationssysteme sind so weiterzuentwickeln, dass sie von jedem genutzt werden können. Bei Bodenindikatoren auf öffentlichen Verkehrsflächen müssen bundesweit einheitliche Profile zum Einsatz kommen. Ergänzend sind elektronische Lösungen wie Navigationssysteme, optische Hinderniserkennungssysteme etc. einzubeziehen. Bei der Einführung von Elektromobilität bringt der GFUV weiterhin seine Expertise ein.

Um die inklusive Gestaltung von öffentlichen Verkehrsräumen und Gebäuden voranzubringen, ist ein Weiterbildungskonzept für Personen und Einrichtungen erforderlich, die am Planungs- und Ausführungsprozess beteiligt sind. Hierfür müssen die bereits erarbeiteten Normen, Richtlinien und Anforderungspapiere in geeigneter Form publiziert werden.


Und noch drei Fragen nach Marcel Proust:

  • Ihr Hauptcharakterzug?
    Müssen andere beurteilen
  • Ihr größter Fehler?
    Zu ungeduldig
  • Ihr Traum vom Glück?
    Was ist Glück?

Kontakt:

Gerhard Renzel
Tel.: 0 54 01 / 63 76
E-Mail: gerhard.renzel@gfuv.de

Oliver Nadig

Gemeinsamer Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT)

Zur Person:

  • Alter: 38 Jahre
  • Wohnort: Marburg
  • Familie: verheiratet
  • Blindheit/Sehbehinderung: geboren mit Makula-Degeneration und einer Sehschärfe von zwei Prozent, aber sehr gutem Gesichtsfeld; vollständige Erblindung bis zum Alter von 35 Jahren in Folge einer Retinitis Pigmentosa
  • Beruf bzw. Ausbildung: Diplompsychologe und Nebenfachinformatiker, seit 1997 EDV-Lehrer und Hilfsmittelberater in der Rehabilitationseinrichtung der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista)

Zum Ehrenamt:

Was motiviert Sie, in der Ausschussarbeit Verantwortung zu übernehmen?

Man kann nur dann mündig und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben, wenn man über die einen betreffenden Themenbereiche umfassend informiert ist. Auf dem Gebiet der blinden- und sehbehindertenspezifischen Informations- und Kommunikationstechnik verfüge ich über Expertenwissen und möchte ein Wissensvermittler sein, also mein Wissen in einer für Laien verständlichen Form weitergeben.


Welches Know-how bringen Sie mit?

Ich bringe vor allem Know-how in den Bereichen Internet und Zugänglichkeit von Dokumenten mit. Als Hilfsmittelberater kenne ich die immer breiter werdende Palette der Hilfsmittel und die "Szene" der Hilfsmittelfirmen. Außerdem traue ich mir zu, den Wissens- und Erfahrungsaustausch in Gruppen zu moderieren: Ich kann anderen Menschen zuhören, aber auch eine verfahrene Diskussion wieder in geordnete Bahnen lenken.


Welche Schwerpunkte wird sich der FIT setzen?

Der FIT muss mit der Zeit gehen. Neben der kritischen Beobachtung des allgemeinen und hilfsmittelspezifischen Markts haben wir uns drei Schwerpunkte gesetzt:

  • Zugang zu mobilen Endgeräten (Handys, Smartphones, Tablets)
  • Zugang zu Informationen (mobiles Lesen mit E-Book-Readern sowie Zugänglichkeit von Dokumentenformaten und modernen Internet-Technologien)
  • Zugang zum Arbeitsmarkt (Zugänglichkeit moderner Unternehmenssoftware)

Die IT-Produkte der Zukunft müssen "von Hause aus" zugänglich sein, das heißt, die Verantwortung muss von den Hilfsmittelfirmen auf die Hard- und Software-Entwickler vorverlagert werden. Das erfordert von uns eine Menge Aufklärungsarbeit. Um zugängliche Produkte entwickeln zu können, muss die Industrie die spezifischen Bedürfnisse unserer Zielgruppe kennen und die benötigten Werkzeuge an die Hand bekommen.


Und noch drei Fragen nach Marcel Proust:

  • Ihr Hauptcharakterzug?
    Beharrlichkeit
  • Ihr größter Fehler?
    Hang zum Perfektionismus
  • Ihr Traum vom Glück?
    Nur noch die Probleme lösen zu müssen, die ich mir selbst gestellt habe.

Kontakt:

Oliver Nadig
Tel.: 0 64 21 / 1 69 88 20
E-Mail: nadig@blista.de

Stefanie Holzapfel

Gemeinsamer Fachausschuss für die Belange Sehbehinderter (FBS)

Zur Person:

  • Alter: 36 Jahre
  • Wohnort: Kleinmachnow bei Potsdam
  • Familie: ledig
  • Blindheit/Sehbehinderung: keine Sehschädigung
  • Beruf bzw. Ausbildung: Ausbildung zur Augenoptikerin, Studium zur Diplom-Augenoptikerin / Optometristin (FH), anschließend Masterstudium; seit 2004 Lehrbeauftragte an der Beuth Hochschule für Technik Berlin, der Technischen Universität Dortmund und der Ostfalia FH Braunschweig/Wolfenbüttel; parallel Low-Vision-Beratungen in einer Berliner Augenarztpraxis

Zum Ehrenamt:

Was motiviert Sie, in der Ausschussarbeit Verantwortung zu übernehmen?

Die Herausforderung, mich dieser Aufgabe zu stellen und das Vertrauen, das mir der Bund zur Förderung Sehbehinderter (BFS) als entsendender Verband entgegenbringt. Im FBS sehe ich ein Forum inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit, wo so mancher Stein ins Rollen gebracht werden kann.


Welches besondere Know-how bringen Sie mit?

Ein Herz für Menschen  –  allerdings weiß ich nicht, ob das etwas Besonderes ist. Zudem Erfahrungen und Wissen im Bereich der optometrischen Rehabilitation von Menschen mit Sehschädigungen, das heißt einerseits umfassende Kenntnisse verschiedener optisch und elektronisch vergrößernder Sehhilfen sowie andererseits Erfahrungen aus der Versorgung junger und älterer Menschen mit diesen Hilfsmitteln im In- und Ausland.


Welche Schwerpunkte wird sich der FBS setzen?

In der ersten FBS-Sitzung haben wir bereits einige Schwerpunkte festgelegt. So soll die Mitwirkung im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) große Beachtung finden. Der G-BA bestimmt über den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Außerdem wollen wir die Öffentlichkeit für das Thema "Sehbehinderung" verstärkt sensibilisieren. Denn die Belange sehbehinderter Menschen werden oftmals zu wenig beachtet, übersehen oder es besteht ein Informationsdefizit auf mehreren Ebenen. Wir sehen unsere bisherigen Schwerpunkte jedoch nicht als abschließend an, sondern greifen zudem gerne Vorschläge auf.


Und noch drei Fragen nach Marcel Proust:

  • Ihr Hauptcharakterzug?
    Hilfsbereitschaft
  • Ihr größter Fehler?
    Hilfsbereitschaft
  • Ihr Traum vom Glück?
    Wird nicht verraten

Kontakt:

Stefanie Holzapfel
Tel.: 03 32 03 / 88 89 45
E-Mail: steffiholzapfel@gmx.de

Klare Regeln für Rillen und Noppen

Es war ein langer und mühsamer Entstehungsprozess. Im Oktober ist die DIN 32984 endlich ausgeliefert worden. Um die Normierung von Bodenindikatoren wurde von 2005 bis 2011 gerungen. Die Experten des Gemeinsamen Fachausschusses für Umwelt und Verkehr (GFUV) haben mitgerungen, um die Orientierung und Sicherheit blinder und sehbehinderter Menschen im öffentlichen Raum zu verbessern. Ein Blick in die Normwerkstatt.


Im Mai 2000 war die erste DIN 32984 erschienen, an der etwa zehn Jahre lang gearbeitet worden war. Wichtige Weichen waren darin für Bodenindikatoren im öffentlichen Raum gestellt worden; bald jedoch entdeckte man schwerwiegende Mängel. Normen sollen alle fünf bis zehn Jahre überarbeitet werden. Auf Anregung des DBSV wurde daher 2005 die Novellierung der Norm beschlossen. Der zuständige DIN-Normenausschuss "Kommunikations- und Orientierungshilfen für Blinde und Sehbehinderte" berief einen Arbeitskreis unter Leitung von Dr. Klaus Behling, der so klein wie möglich sein sollte (um noch diskussionsfähig zu sein), aber gleichzeitig möglichst viele Kompetenzen zusammenbringen musste. Zehn Mitglieder umfasste der Arbeitskreis schließlich: Vertreter der Blindenselbsthilfe (3), der Deutschen Bahn AG (1), der Betonindustrie (1), der Straßen- und Verkehrsverwaltungen (1), der Behindertenbeauftragten (2), der Lichttechnik (1) sowie der Blinden- und Mobilitätslehrer (1).

Weshalb es derart schwierig und zeitraubend war, tragfähige Kompromisse für bestimmte Probleme zu finden, ist im Rückblick selbst für die Teilnehmer kaum noch nachvollziehbar. Dies begann bei der Normierung der Bodenindikator-Strukturen und ihrer Maße und ging weiter mit der Frage, welche und wie viele Bodenindikatoren wo im Straßenraum verlegt werden sollten. Ein Beispiel: Wir stellten fest, dass es in Deutschland zur Zeit neun verschiedene Versionen als Hinweise auf Bushaltestellen mit Bodenindikatoren gibt. Sie alle sind in sich durchdacht und sinnvoll. Nur: Bei der wachsenden Mobilität unserer Gesellschaft sollte ein blinder Mensch, der in einer Stadt sein Mobilitätstraining absolviert und die Bedeutung bestimmter Bodenindikatoren gelernt hat, dieses Wissen auch in einer anderen Stadt anwenden können. Stellen wir uns vor, dass ein blinder Mensch an Bodenindikatoren kommt, die nach dem, was er gelernt hat, einen Zebrastreifen anzeigen. Es kann lebensgefährlich werden, wenn er hier über die Straße geht, falls diese Stelle in Wirklichkeit ein anders markierter Bushalt ist. Dem Normungs-Arbeitskreis war klar, dass für den Bus-Einstieg eine einzige Lösung festgeschrieben werden musste, dass also acht Städte, Regionalverbände oder Bundesländer enttäuscht werden mussten. Nun müssen sie dringend ersucht werden, ihre bisherigen Richtlinien oder Empfehlungen abzuändern.

Entwickelt sich die GPS-Technologie im gleichen Tempo weiter wie bisher, ist es durchaus realistisch, dass sich blinde Menschen  –  von Satellitensignalen geleitet  –  vielleicht schon in zehn Jahren alleine in unbekannten Straßen und Städten bewegen können. Ob allerdings auf dem Weg eine Baustelle ist oder an welcher Stelle man den Einstieg in ein öffentliches Verkehrsmittel findet  –  diese Information wird die beste Elektronik nicht geben können. Blindenstöcke und Bodenindikatoren werden daher nicht überflüssig, sondern eher noch wichtiger. Dann aber ist es zwingend notwendig, dass die speziell für blinde Menschen geschaffenen Hinweise quer durch Deutschland einheitlich sind, so wie dies für sehende Verkehrsteilnehmer seit ungefähr 80 Jahren selbstverständlich ist.

Manche Details, die in der Norm auf einer halben Seite abgehandelt werden, haben einen enormen Aufwand verursacht. Wie soll man zum Beispiel eine fundierte Entscheidung über die Struktur von Bodenindikatoren treffen? Nach langen Vorarbeiten war es mir im Jahr 2000 gelungen, eine umfangreiche Teststrecke für Bodenindikatoren zu konzipieren. Die Stuttgarter Nikolauspflege hatte auf ihrem Schulgelände den Platz zur Verfügung gestellt. Aus ganz Deutschland und einigen angrenzenden Ländern hatte ich jeweils einen halben Quadratmeter Bodenindikatoren "zusammengebettelt", die die Stuttgarter Straßenbahnen AG kostenlos einbaute. Ca. 60 blinde Menschen testeten die unterschiedlichen Strukturen und beurteilten sie. Ihre Ergebnisse bildeten eine wesentliche Grundlage für die Normungsarbeit.

2008 beschloss der Arbeitskreis, die Noppenstruktur, die in der alten Norm nicht erwähnt ist, in die neue Norm aufzunehmen und dabei auch genaue Maße anzugeben. Noppenstrukturen gab es aber kaum auf der Teststrecke, vor allem nicht in der Größe von 90 mal 90 Zentimetern, wie sie nun für die Norm vorgesehen war. Belastbare Erfahrungen darüber, was gut, noch brauchbar oder unbrauchbar ist, existierten nicht, weder aus dem Inland noch aus dem Ausland. Also begann ich das "Betteln" erneut und konnte erreichen, dass die Teststrecke auf 42 verschiedene Strukturen erweitert wurde. Diesmal testeten sowohl blinde Menschen mit Langstock als auch Rollstuhl- und Rollatornutzer, wie gut oder schlecht sie mit den verschiedenen Strukturen zurechtkamen. Dabei wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen, die in die Normtabelle eingingen. (Die Ergebnisse der beiden Tests sind im Internet nachzulesen unter www.gfuv.de, Stellungnahmen und Ausarbeitungen, Bodenindikatoren.)

Bei der Überarbeitung der DIN 32984 wurde großer Wert darauf gelegt, dass nicht nur die Belange blinder, sondern auch jene sehbehinderter Menschen berücksichtigt werden. Die Norm begnügt sich nicht mit der Feststellung, dass der Leuchtdichtekontrast mehr als 0,4 und der Reflexionsgrad des helleren Materials mindestens 0,5 betragen muss: Es wird auch sehr ausführlich dargestellt, auf welche Weise der Kontrast zu bestimmen ist.

Im Gegensatz zur alten Norm, die insgesamt zehn Seiten umfasst, wurden die Kapitel "Orientierung in Gebäuden" (vier Seiten) sowie vor allem "Bodenindikatoren und Leitelemente im Verkehrsraum" (43 Seiten) enorm ausgeweitet. Bauherren und Architekten finden nun für fast alle Konstellationen präzise, umsetzbare Vorgaben. Und was besonders wichtig ist: Die Vertreter behinderter Menschen können bereits während der Planungsphase relativ leicht kontrollieren, ob die Entwürfe den Vorgaben entsprechen oder ob ihnen eine "Billiglösung" untergeschoben wird.

Im Februar 2010 wurde der Normentwurf, der so genannte "Gelbdruck", der Öffentlichkeit vorgelegt. Alle interessierten Bürger, Institutionen, Vereine, Interessenverbände oder Aktionsgruppen konnten eine Stellungnahme abgeben. Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht: 135 Seiten Einsprüche kamen zusammen! Zehn Sitzungen waren notwendig, um die oft widersprüchlichen Änderungsvorschläge zu sichten, zu prüfen, unverändert oder in abgewandelter Form zu übernehmen oder zu verwerfen. Besonderes Kopfzerbrechen bereiteten einige Einsprüche, die nicht auf eine Verbesserung des Norminhaltes abzielten, sondern verhindern wollten, dass die Norm erscheint. Es gelang jedoch, die scheinbar schwerwiegenden Bedenken auszuräumen.

Im Sommer wurde die letzte Unterschrift unter den Text der Norm gesetzt. Seit Oktober liegt sie in schriftlicher und digitaler Form vor. Nun ist es von enormer Wichtigkeit, dass alle, die sich um Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Menschen bemühen, bereit sind, den Empfehlungen der Norm auch dann zu folgen, wenn sie nicht ganz der eigenen Meinung entsprechen. Nur wenn in einer großen Gemeinschaft gemeinsam dafür gekämpft wird, dass die mühsam erarbeitete DIN 32984 umgesetzt wird, kann jene Einheitlichkeit erreicht werden, die für die Zukunft zwingend notwendig ist!

Dietmar Böhringer
mitwirkender Berater des GFUV  


Dazu zwei Bilder:

    • Fühlt sich anders an und klingt auch anders: Abzweigefeld mit Noppenstruktur und Hohlräumene
    • Auf das richtige Maß der Rillen kommt es an: "gerippter" Bodenindikator aus massivem Beton

Der zähe Kampf für ein Merkzeichen

Taubblind ist nicht die Summe aus taub und blind. Das wissen die Mitglieder des Gemeinsamen Fachausschusses Hörsehbehindert/Taubblind (GFTB) und fordern für taubblinde Menschen ein Merkzeichen Tbl im Schwerbehindertenausweis. Bisher hat die Politik sich kaum bewegt, doch der öffentliche Druck nimmt zu.


Am 21. Oktober 1999 fand auf Einladung des DBSV ein erstes Treffen von Delegierten aus mehreren bundesweit tätigen Organisationen und Institutionen statt, die sich alle um die Belange taubblinder und hörsehbehinderter Menschen kümmern. Ziel war es, darüber nachzudenken, wie ein gemeinsames, verbandsübergreifendes Gremium der Betroffenen aussehen könnte. Denn  –  so die Überzeugung aller Beteiligten  –  die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe hörsehbehinderter und taubblinder Menschen müsste verbessert werden. Um hier voranzukommen, war es erforderlich, gegenüber Politik und Gesellschaft mit einer Stimme zu sprechen.

Vertreter des Deutschen Gehörlosenbundes (DGB), der Pro Retina Deutschland, der Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen und Dienste für Taubblinde (AGTB) und des DBSV hoben damals den Gemeinsamen Fachausschuss Hörsehbehindert/Taubblind aus der Taufe. Inzwischen ist der Ausschuss um weitere Mitglieder angewachsen: den Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik, den neu gegründeten Verband der Taubblindenassistentinnen und -assistenten und verschiedene Organisationen aus dem kirchlichen Bereich. Außerdem  –  und das ist sicherlich einer der wichtigsten Schritte der letzten Jahre  –  hat sich die Bundesarbeitsgemeinschaft "Taubblind" als Selbsthilfezusammenschluss der Betroffenen gebildet. Sie gehört ebenfalls dem GFTB an.

Von Anfang an beschäftigte sich der Ausschuss selbstverständlich mit der allgemeinen Lebenssituation hörsehbehinderter und taubblinder Menschen. Deren Belange lassen sich keineswegs aus der Addition der Bedürfnisse blinder und gehörloser Menschen ermitteln; sie sind ungleich vielschichtiger. So rückten die zentralen Anliegen, nämlich die Anerkennung von Taubblindheit als eigenständige Behinderungsart und die Bereitstellung ausreichender persönlicher Assistenz, schnell in den Mittelpunkt der Arbeit. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Im Jahre 2003 verabschiedete der GFTB erstmals eine Resolution, mit der er diese Themen zu Forderungen machte. Hier heißt es:

  • Taubblinden und hörsehbehinderten Menschen müssen bei Bedarf in allen Lebensbereichen geeignete persönliche Assistenten zur Verfügung stehen. Dies gilt nicht nur für die Assistenz am Arbeitsplatz, sondern insbesondere auch zur Erledigung persönlicher Bedürfnisse und für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
  • Es müssen geeignete Qualifizierungsmaßnahmen zur Ausbildung von Assistenten für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen entwickelt und angeboten werden.
  • Taubblinden und hörsehbehinderten Personen, die den Umgang mit modernen EDV-Systemen beherrschen, müssen die notwendigen Hilfsmittel (Laptop, Braillezeile, Vergrößerungssoftware) zur Verfügung stehen.
  • Die zur Kommunikation benötigten Dienstleistungen und technischen Hilfen müssen den Betroffenen unabhängig von Einkommen und Vermögen bereitstehen. Dabei ist die Versorgung an den persönlichen Erfordernissen im Einzelfall auszurichten.
  • Der Gesetzgeber wird aufgefordert, die Belange taubblinder und hörsehbehinderter Menschen in den laufenden Gesetzgebungsverfahren zur Gleichstellung Behinderter im Sinne dieser Resolution zu berücksichtigen.

Nachdem das Europaparlament im Jahre 2004 Taubblindheit als eigenständige Behinderungsart anerkannt und den Mitgliedstaaten empfohlen hatte, ebenso zu verfahren, wartete man vergeblich auf eine entsprechende Reaktion in Deutschland. So verstärkte der GFTB in den folgenden Jahren seine Öffentlichkeitsarbeit und erarbeitete ein Gutachten, in dem die Bedarfssituation taubblinder Menschen ausführlich dargelegt wird. Dieses Gutachten enthält unter anderem eine Definition von "hörsehbehindert/taubblind".

Die Forderungen des Fachausschusses wurden 2007 in einer weiteren Resolution zusammengefasst, die für taubblinde Menschen ein spezielles Merkzeichen Tbl zur Aufnahme in den Schwerbehindertenausweis verlangt. Zum einen würde durch dieses Merkzeichen klar dokumentiert, dass Taubblindheit eine eigenständige Behinderung ist, zum andern könnten die Betroffenen dadurch belegen, dass sie einen Anspruch auf spezielle Sozialleistungen haben. Mit den Merkzeichen Bl und Gl lässt sich der taubblindenspezifische Hilfebedarf keineswegs abdecken. Der größte Bedarf besteht bei qualifizierter persönlicher Assistenz einschließlich Dolmetschleistungen. Darüber hinaus muss die Versorgung mit taubblindenspezifischen Hilfsmitteln sichergestellt werden.

Der GFTB verhandelt zur Zeit mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales über das Merkzeichen Tbl. Nur sehr langsam geht es hier vorwärts. Als Erfolg mag man werten, dass die Bundesländer zu einer Stellungnahme aufgefordert wurden. Der GFTB hat dies zum Anlass genommen, in einem Schreiben an die Sozialministerien und Behindertenbeauftragten der Länder seine Forderung nach einem Merkzeichen Tbl zu begründen. Um den politischen Druck zu erhöhen, wurden auch die Mitgliedsorganisationen des DBSV aufgerufen, die Forderung zu unterstützen.

Mittlerweile ist über den Fachausschuss hinaus ein Bündnis aus Selbsthilfe, Institutionen und Stiftungen entstanden, dessen Bemühungen auch in den Medien Widerhall gefunden haben. Die derzeitige Haltung der Politik, taubblinden Menschen ihre behindertenspezifische Identität rundweg zu versagen, sie stattdessen auf das unzureichende Konstrukt einer Addition der Merkmale "blind" und "gehörlos" zu verweisen und sich auf diese Weise davor zu drücken, behinderungsgerechte Sozialleistungen für diese Menschen bereitzustellen, wird nicht länger hingenommen. Es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten sich in dieser Sache laut und vernehmlich zu Wort melden.

Wolfgang Angermann
Leiter des Gemeinsamen Fachausschusses Hörsehbehindert/Taubblind und Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks
Tel.: 05 11 / 5 10 08-15
E-Mail: w.angermann@taubblindenwerk.de


Dazu ein Bild: Nicht sehen, nicht hören: Für taubblinde Menschen ist es schwer, mit anderen zu kommunizieren


Kurzinfo: Mitglieder des GFTB

  • Wolfgang Angermann, Leiter
  • Ruth Zacharias
  • Gerlinde Gregori
  • Eva-Maria Müller
  • Alfons Rogge
  • Dieter Zelle
  • Gudrun Lemke-Werner
  • Marina Pompe
  • Annina Kuhn
  • Susanne Kirschbaum
  • Dr. Bernd Wibbeke
  • Karl-Heinz Jacobs
  • Reiner Delgado

"Bunter Hund" oder unfreiwillige Berühmtheit

Wie wohl kein anderer prägte Wolfgang Schmidt-Block in den letzten Jahren, ja sogar Jahrzehnten das Streben der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe nach Barrierefreiheit. Er war erst Mitglied, dann Leiter des GFUV, des Gemeinsamen Fachausschusses für Umwelt und Verkehr. Von Bodenindikatoren bis "Shared Space"  –  viele Positionen des DBSV tragen unverkennbar seine Handschrift. Nun hat er die Leitung des Ausschusses abgegeben.


Seit Januar 2003 leitete Wolfgang Schmidt-Block die Geschicke des GFUV als dessen Vorsitzender. Bescheiden merkte er bei seiner Wahl an, er fühle sich in seiner Funktion primär als Moderator. Aber er ist viel mehr. Im Grunde ist er das Gesicht des GFUV, ob bei Sitzungen oder Begehungen, die Stimme des GFUV in Normen, Merkblättern und Stellungnahmen. Wenn Wolfgangs Welt auch dunkel ist, ist er doch bekannt wie ein "bunter Hund", quasi eine unfreiwillige Berühmtheit. Von seinen Mitstreitern aufgrund weit gefächerter Fachkompetenz geschätzt, von den "Nicht-Freunden" unserer Sache wegen seiner Beharrlichkeit und entwaffnenden Argumentationen gefürchtet. So entstand sein überaus guter Name in der Selbsthilfe.

Schon Wilhelm Busch wusste: "Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben". Dieser Weisheit zum Trotz kannte Wolfgangs ehrenamtliches Engagement kaum Grenzen. Stets dem Wohl der blinden und sehbehinderten Menschen verpflichtet, konnte selbst ein Herzinfarkt seinen Einsatz für die Selbsthilfe nicht bremsen. Umso höher ist dies einzuschätzen, als dass das ehrenamtliche Ringen für die Belange Sehbehinderter und Blinder nicht immer eine dankbare Aufgabe ist, selten nur Anerkennung erfährt. Allzu oft gleicht sie der dem Sisyphos auferlegten Aufgabe, gekennzeichnet durch permanentes Anrennen gegen Widerstände, mitunter Widerstände aus den eigenen Reihen. Aber: Wo sonst kann man in so vielen Bereichen unserer Gesellschaft aktiv an der Gestaltung mitarbeiten und diese mitunter positiv beeinflussen?

Wolfgang hat sich eingemischt und mitgestaltet. In den acht Jahren seiner "Amtszeit" als Leiter des GFUV sind eine Vielzahl wichtiger Dokumente veröffentlicht worden. Auszugsweise zu nennen sind:

  • das Programm der deutschen Bahn, 2005
  • Direkt-Heft 64 (Barrierefreier Verkehrsraum), 2008
  • DIN 32975 (Kontraste-Norm), 2009
  • DIN 18040 Teil 1 und 2 (Barrierefreies Bauen), 2010 bzw. 2011
  • DIN 32984 (Bodenindikatoren), 2011

Vor allem in den Normausschüssen wirkte er als einer der wenigen über Jahre konstant mit. Das bedeutet ein teilweise zähes Ringen um Standpunkte, das kraft- und zeitintensiv ist. Allein die Überarbeitung der DIN 18040 zog sich über zwölf Jahre hin. Zur Neufassung der DIN 32984 waren 37 Sitzungen vonnöten. Wer zählt die Reisen zu Sitzungen, Begehungen, Tagungen und Workshops, an denen Wolfgang als ehrenamtlicher Vertreter teilnahm? Wer zählt die Stunden und Tage, die er mit dem Verfassen von Einsprüchen, Protokollen, Kommentaren und Stellungnahmen bis tief in die Nacht hinein verbracht hat? Er ist quasi immer erreichbar, gut gelaunt und bereit, auch kurzfristig Termine wahrzunehmen.

An dieser Stelle sei ausdrücklich auch ein Dank an Wolfgangs Frau Angela ausgesprochen, die sein Engagement in all den Jahren geduldig mitgetragen hat. Auch sie opfert einen großen Teil ihrer Freizeit und unterstützt ihren Mann bei Schriftverkehr und Internetrecherche.

Dank Wolfgangs entschlossenem Einsatz ist die gebaute Welt für sehbehinderte und blinde Menschen besser nutzbar geworden. Der neue Berliner Hauptbahnhof sähe sicherlich ein wenig anders aus ohne seine Beharrlichkeit. Die Baustellen "Doppelte Querungsstelle" und "Shared Space" sind noch nicht abgeschlossen. Mit seinem entschlossenen Auftreten hat der GFUV aber wichtige Pflöcke eingeschlagen.

All diejenigen, die eine Wegstrecke mit Wolfgang gehen durften, werden es bestätigen: Es ist eine Freude, Bereicherung und für mich persönlich Motivation für mein ehrenamtliches Tun. So bleibt mir nur, den Hut zu ziehen und meine Anerkennung für die bis dato geleistete Herkulesarbeit zu bekunden, verbunden mit der Hoffnung, dass Wolfgang dem Ehrenamt noch lange erhalten bleibt und die eine oder andere Aufgabe mit seinem Wissen und seiner Erfahrung weiter begleitet.

Knut Junge
stellvertretender Leiter des GFUV  


Dazu ein Bild: Am Berliner Alexanderplatz: Wolfgang Schmidt-Block stand acht Jahre an der Spitze des GFUV

Pionier, Praktiker und Pädagoge

Viele kennen ihn als Verfasser der Tastaturbefehlslisten für MS-Word. Zuverlässig und äußerst praxisnah sind diese Listen und werfen damit ein Licht auf Werner Krauße und seinen Charakter. Nach 24 Jahren verlässt der blinde IT-Spezialist auf eigenen Wunsch den Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT). Während der vergangenen acht Jahre dessen stellvertretender Leiter, hat er sein enorm vielschichtiges Fachwissen eingesetzt, um blinden und sehbehinderten Computernutzern das Leben etwas leichter zu machen.


Wer einen Menschen sucht, der Fachkompetenz und Menschlichkeit harmonisch in sich vereint, der sollte nach Metten in den Bayerischen Wald reisen und Werner Krauße besuchen. Dort trifft er auf einen hochgewachsenen Mann, der an der Seite seiner Frau Tina auf 6 2/3 Jahrzehnte seines Lebens zurückblickt, ein Leben, das er aktiv in die Hand genommen hat, um es selbstbestimmt zu gestalten, ein Leben, das geprägt ist von dem Ziel, auch in einer hochtechnologisierten Gesellschaft möglichst gleiche Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen, unabhängig davon, ob sie behindert sind oder nicht. Auffällig angenehm ist Werners ruhige, freundliche, humorvolle Art und seine Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, ohne das Ziel aus dem Auge zu verlieren.

1944 in Hausham bei Miesbach in Oberbayern geboren, verlor Werner mit 20 Jahren durch einen Autounfall sein Augenlicht. Nach der Entlassung aus der Klinik besuchte er 1965 einen Rehabilitationskurs für Späterblindete. Es folgte eine zweijährige Ausbildung zum Bürokaufmann. Zwei Jahre später entschied er sich für ein Pädagogikstudium in München, das er 1973 erfolgreich abschloss. Noch im selben Jahr begann er seine Tätigkeit als EDV-Fachlehrer beim Berufsförderungswerk Würzburg (ursprünglich in Saulgrub, seit 1980 in Veitshöchheim). Ob als Berufstätiger oder als Frühpensionär, Werner half blinden Menschen am Computer, wo immer er konnte.

Er wurde 1973 vom Bundesarbeitsministerium zum Gutachter bestellt, wurde ab 1978 bundesweit bekannt durch die Veröffentlichung einer Liste aller elektronischen Hilfsmittel für Blinde (inklusive fachmännischer Bewertung), wurde Mitte der 1980er Jahre vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) zum Hilfsmittelreferenten ernannt, führte ab Januar 1994 ehrenamtlich EDV-Kurse im AURA-Hotel Saulgrub durch (ca. acht Wochen pro Jahr) und ist seit 2008 Vorstandsmitglied der Bayerischen Blindenhörbücherei.

Um taubblinden Menschen ein Fenster zur Welt zu öffnen, hat sich Werner das Lormen als Kommunikationstechnik angeeignet. Er hat Betroffene mit dem PC so weit vertraut gemacht, dass sie Briefe schreiben, Schriftstücke einscannen, in Blindenschrift lesen und im Internet surfen können.

Seit inzwischen 14 Jahren leitet Werner den jährlich durchgeführten EDV-Kurs des Kriegsblindenbundes (BKD). In dankbarer Würdigung seiner Verdienste um die deutschen Kriegsblinden und ihrer Hinterbliebenen verlieh der BKD-Vorsitzende ihm im Jahr 2004 die "Goldene Ehrenmedaille". Als größte politisch-offizielle Anerkennung erhielt er 2008 das Bundesverdienstkreuz.

Werner nimmt jede Herausforderung an:

  • Wenn er nach einer Plattform sucht, um seine allseits beliebten Tastaturbefehlslisten für MS-Word möglichst jedem Interessenten zur Verfügung zu stellen, dann entwickelt er eine eigene Homepage und schafft dort ein geeignetes Download-Centre: www.werner-krausse.de.
  • Wenn er erkennt, dass die Zeiten eines fest gerasterten Bildschirms mit je 25 Zeilen und 80 Zeichen pro Zeile vorbei sind, dann gehört er zu den ersten Blinden, die sich bereit erklären, Screenreader-Programme zu testen, die von grafischen Bedienoberflächen ausgehen.
  • Wenn er sich ein Haus bauen lassen möchte, dann hält er sich nicht lange mit 3D-Grafiken auf, sondern drückt seine persönlichen Wünsche schlicht mit Hilfe von Legosteinen aus.

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem FIT werden seine Kompetenz und seine Hilfsbereitschaft blinden und sehbehinderten Computernutzern helfen, modernste IT-Techniken möglichst barrierefrei nutzen zu können.

Peter Brass und Richard Heuer gen. Hallmann
Interessengemeinschaft sehgeschädigter Computernutzer  


Dazu ein Bild: Bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahr 2008: Werner Krauße

In Kürze:

Winter und Advent in Georgenthal

In der kalten Jahreszeit lädt die AURA-Pension Georgenthal zum gemütlichen Beisammensein wie auch zu winterlichen Aktivitäten ein: Vom 2. bis 4. Dezember stehen ein Konzertbesuch, Plätzchen backen sowie ein Glühweinabend mit Geschichten und Gedichten rund um Weihnachten auf dem Programm. Wer den Winter hingegen zu einer Schneeschuhwanderung, der Abfahrt auf der Original-Bobbahn in Oberhof oder einer Pferdeschlittenfahrt nutzen möchte, sollte vom 16. bis 22. Januar an der Erlebniswoche in Thüringen teilnehmen. Darüber hinaus bietet die AURA-Pension ab 13. Dezember Einführungskurse im Skilanglauf sowie Langlaufwanderungen an.

Mehr Infos und Anmeldung bei der
AURA-Pension Georgenthal
Tel.: 03 62 53 / 3 05-0
E-Mail: info@aura-pension-georgenthal.de
www.aura-pension-georgenthal.de

Opern mit Audiodeskription in Gelsenkirchen

Fans der "Hör.Oper" dürfen sich freuen! Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen bietet im kommenden Jahr weitere Opern mit Audiodeskription an:

  • "La Traviata" von Giuseppe Verdi (in italienischer Sprache): 11.3., 18 Uhr und 4.5., 19.30 Uhr
  • "Rusalka" von Antonín Dvorák: 24.6., 18 Uhr und 29.6., 19.30 Uhr

Vor jeder Vorstellung gibt es eine Bühnenbegehung, eine Tastführung sowie eine dramaturgische Einführung.

Kartenvorbestellungen beim
Musiktheater im Revier
Tel.: 02 09 / 4 09 72 00 (Kopfhörerwunsch angeben!).

Mehr Infos unter
www.musiktheater-im-revier.de

Gesangsworkshop an der Ostsee

Unter der Leitung von Pascal von Wroblewsky veranstaltet der Verein Liederleute vom 23. bis 25. März einen Gesangsworkshop im AURA-Hotel "Ostseeperlen" in Boltenhagen. Dabei stellt die Sängerin, Schauspielerin und Gesangspädagogin nicht nur Übungen zur Verbesserung der Atem-, Gesangs- und Entspannungstechniken sowie zum Vortragen von Liedern vor, sondern führt auch Einzeltrainings in der Gruppe durch. Wer gezielt an der Darbietung eines bestimmten Liedes feilen möchte, kann dieses gerne mitbringen. Die Teilnehmerzahl ist auf zwölf begrenzt.

Mehr Infos und Anmeldung (bis 20.2.) bei
Karen Sophie Thorstensen
Tel.: 03 45 / 2 09 78 78

oder
Heike Schiebold
Tel.: 03 61 / 6 01 39 85
E-Mail: kontakt@liederleute.de

Weimarer Klassik tasten, riechen, hören

Für blinde und sehbehinderte Menschen bietet die Klassik Stiftung Weimar spezielle Gruppenführungen an, bei denen man der Welt um 1800 mit allen Sinnen nachspüren kann. So geben beispielsweise in Goethes Wohnhaus ein Modell und ein taktiler Grundriss Aufschluss über die architektonischen Vorstellungen des Dichters, in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek bietet eine historische Uhr ein besonderes Klangerlebnis, im Weimarer Stadtschloss lassen sich Nachbildungen historischer Kostüme ertasten und ein interaktiver Rundgang durch das Wittumspalais eröffnet Einblicke in Anna Amalias Leidenschaft für geselliges Zeichnen und Musizieren. Die Führungen sind kostenlos, zu zahlen ist lediglich der ermäßigte Eintritt für das jeweilige Haus.

Mehr Infos und Anmeldung bei der
Klassik Stiftung Weimar
Tel.: 0 36 43 / 54 54 00
E-Mail: info@klassik-stiftung.de
www.klassik-stiftung.de/barrierefreiheit


Dazu ein Bild: Goethes Wohnhaus anhand eines Miniaturmodells "begreifen"

Planeten zum Greifen nah in Pirmasens

In seiner Sonderausstellung "Nach den Sternen greifen  –  Astronomie im Dunkelraum" vermittelt das Pirmasenser Science Center noch bis zum 10. Dezember Himmelskunde der ungewöhnlichen Art. Im Technikmuseum "Dynamikum" erfahren die Besucher nicht nur viel Wissenswertes über das Weltall, sondern können auch im Dunkelraum anhand von Modellen die Größen- und Gravitationsverhältnisse sowie Entfernungen der verschiedenen Planeten ertasten. Begleitet werden sie dabei von geschulten Museumsmitarbeitern. Die einzigartige Ausstellung wurde auf Anregung und mit Unterstützung blinder Studenten konzipiert und entwickelt. Da nur zwölf Personen gleichzeitig den Planetenraum betreten können, ist eine vorherige Anmeldung ratsam.

Mehr Infos beim
Pirmasenser Dynamikum
Tel.: 0 63 31 / 2 39 43-22 oder -21
E-Mail: info@dynamikum.de
www.dynamikum.de

Blick über den Tellerrand in Stuttgart

Das Linden-Museum in Stuttgart lädt Gruppen mit mindestens fünf blinden oder sehbehinderten Menschen noch bis zum 8. Januar zu Führungen durch die große Landesausstellung "Weltsichten  –  Blick über den Tellerrand!" ein. Dort zeigen vielseitige Inszenierungen, wie unterschiedlich Menschen die Welt sehen, deuten und ordnen. Dabei geht es um Wohn- und Lebensformen, Familienbeziehungen, Mobilität, künstlerische Ausdrucksformen, Statuszeichen, Zeitvorstellungen sowie den Umgang mit dem Tod. Ausgewählte Exponate und Kunstwerke können ertastet werden. Im Mittelpunkt der eineinhalbstündigen Führung steht die Erkundung einer kasachischen Jurte: Wie fühlt sich dieses Filzhaus an? Wie ist die Atmosphäre im Inneren? Und wie klingt kasachische Lautenmusik?

Mehr Infos und Anmeldungen beim
Linden-Museum
Tel.: 07 11 / 20 22-579
E-Mail: fuehrung@lindenmuseum.de
www.weltsichten-ausstellung.de

Forum:

Weder grau noch langweilig

Ehrenamt und junge Leute  –  passt das zusammen? Wenn man Christian Dellert fragt, verfliegen mögliche Zweifel. Durch sein Ehrenamt hat der Jugendreferent des BBSB viele nette Menschen kennen gelernt und Freundschaften geknüpft, Talente an sich entdeckt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Der Jugend entwächst der 29-Jährige allmählich, dem Ehrenamt will er aber treu bleiben, erklärt er in der "Gegenwart"-Reihe "Mein Ehrenamt".


Schon als Kind war ich Mitglied des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB), da mich meine Eltern angemeldet hatten. Zu Weihnachten erhielt ich regelmäßig ein kleines Spiel oder eine Hörspielkassette vom Verein geschenkt. Das war toll. Weniger toll waren die Bezirksgruppenversammlungen und Weihnachtsfeiern, die meine Eltern öfter besuchten. Dort gab es meist keine anderen Kinder, dafür aber jede Menge lange, für mich uninteressante Reden. Somit verband ich mit dem BBSB in Kindertagen vor allem eines: graue Stunden voller Langeweile und viele ältere Leute.

Geändert hat sich das 1994. Damals gab die Jugend im BBSB erstmalig ein Magazin auf Kassette mit Themen für junge Leute heraus. Der "Bayernrundschlag", so der Name, sprach mich an, so dass ich die nächste Ausgabe immer mit Spannung erwartet habe. Im Magazin enthalten waren und sind bis heute Reportagen von Jugendfreizeiten und Veranstaltungen. Motiviert durch diese Berichte sowie Freunde, die bereits an Veranstaltungen teilgenommen hatten, meldete ich mich 1999 erstmals zur Sommerjugendfreizeit im AURA-Hotel Saulgrub an. Ich sollte es nicht bereuen. Die Leute waren nett, die Stimmung hervorragend, der Zusammenhalt großartig und das Programm abwechslungsreich. So war es selbstverständlich, dass ich auch im Folgejahr wieder dabei sein wollte.

Wenige Wochen vor Beginn der nächsten Sommerfreizeit rief mich der damalige Jugendreferent Jürgen Beer an. Er teilte mir mit, dass die zweite Leitung abgesprungen sei, und fragte, ob ich die Freizeit gemeinsam mit ihm leiten wolle. Da ich ohnehin vor Ort sein würde und die Veranstaltung vom Vorjahr kannte, sagte ich zu. So lernte ich, wie man so eine Veranstaltung leitet, an was zu denken ist, welche Fragen und Probleme auftauchen können sowie vieles mehr. Und siehe da: Mir hat es Spaß gemacht, Verantwortung zu übernehmen, auch hinter den Kulissen mitreden und mitgestalten zu können.

Deshalb trat ich nach der Freizeit dem Arbeitskreis Jugend und Ausbildung des BBSB bei. Hier traf ich auf viele motivierte Menschen und wuchs nach und nach in weitere Aufgaben hinein. 2003 wurde ich stellvertretender Jugendreferent, seit 2006 bin ich nun erster Jugendreferent. In dieser Funktion stehe ich  –  wenn man so will  –  dem Arbeitskreis vor, wobei unsere Arbeit von viel Teamgeist geprägt ist und ich mich daher nicht als Chef im klassischen Sinn verstehe. Als Jugendreferent leite ich nicht nur Freizeiten, sondern halte den Kontakt zu anderen ehren- und hauptamtlichen Kräften im Verein, regele Angelegenheiten mit der Geschäftsführung und dem Landesvorstand, stoße Neuerungen an und bin Ansprechpartner für alle jungen Mitglieder. 2007 übernahm ich auch noch die Produktion des Audiomagazins "Bayernrundschlag". Außerdem wurde ich 2010 zum stellvertretenden Bundesjugendsprecher des DBSV-Jugendclubs gewählt und bringe nun auch hier meine Erfahrungen mit ein.

Ich übe meine Ehrenämter gerne aus. Für Radiojournalismus und Audiobearbeitung interessiere ich mich schon lange und konnte bereits bei Schüler- und Jugendradios einige Erfahrungen sammeln. Im "Bayernrundschlag", der in diesem Monat wieder im Buch 23 von "DBSV-Inform" zu hören ist, kann ich diesem Hobby produktiv nachgehen. Positive Rückmeldungen animieren mich, auch weiterhin viel Freizeit in die Redaktion und Produktion zu stecken, damit das Magazin möglichst professionell und mit frischen Ideen die Hörer erreicht.

Das Aufgabenfeld als Jugendreferent ist groß  –  von der Homepage-Pflege, dem Planen von Freizeiten und Seminaren, der Suche nach Begleitpersonen bis zum Regeln finanzieller Angelegenheiten. Zudem stellen sich weitergehende Fragen, etwa wie wir künftig auf die steigende Zahl junger Menschen mit Mehrfachbehinderung reagieren und welche Angebote wir diesem Personenkreis machen können. Die vielen aktiven Mitglieder des Arbeitskreises Jugend und Ausbildung engagieren sich stark und tragen zu einer bunten Jugendarbeit bei. Wir verstehen uns sehr gut und so macht es Spaß, an der Spitze dieses Gremiums mitzuarbeiten.

Wenn ich selbst Freizeiten plane und leite und die Teilnehmer Eindrücke gewinnen können, die sie sonst nicht gewonnen hätten, freue ich mich besonders. Gerade auf unsere Sommerfreizeit fahren viele Beschäftigte von Werkstätten für Menschen mit Behinderung mit, für die dieser Urlaub eine echte Abwechslung zum fremdbestimmten Werkstattalltag darstellt. Manchmal wird man von ihnen noch Jahre danach darauf angesprochen, wie schön diese oder jene Freizeit doch war. Unsere Freizeiten ermöglichen aber auch allen anderen blinden und sehbehinderten Teilnehmern einen Urlaub, den sie in dieser Form alleine nicht planen und durchführen könnten  –  einschließlich mir als Leiter. In einer Gruppe kann man Dinge erleben, die sich für eine Einzelperson schwierig realisieren lassen. Das fängt schon damit an, dass man in einem Museum als einzelner Besucher kaum eine blindengerechte Führung bekommt.

Nach über zehn Jahren ehrenamtlichen Engagements kann ich behaupten, dass meine Arbeit nicht nur den jungen Mitgliedern, sondern auch mir viel bringt. Durch sie habe ich Freundschaften geschlossen, Talente an mir entdeckt und Erfahrungen gesammelt, die ich ohne Ehrenamt nicht hätte sammeln können. Nicht zuletzt habe ich meine Lebenspartnerin 2007 auf der Medienfreizeit des BBSB kennen gelernt. Ehrenämter sorgen für Pepp im Leben und wenn ich nun der Jugendarbeit so langsam entwachse, so werde ich mir bestimmt neue ehrenamtliche Betätigungsfelder suchen.

Christian Dellert (29) ist aufgrund einer Leber'schen kongenitalen Amaurose, einer erblichen Netzhauterkrankung, nahezu blind. Er ist Verwaltungswirt und arbeitet im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt Erlangen-Höchstadt.


Dazu ein Bild: Am Steuerrad eines Donaudampfschiffes: Jugendreferent Christian Dellert


Kurzinfo:

Mehr Infos über die Jugendarbeit im BBSB unter #{jugend.bbsb.org}

Der DBSV-Jugendclub im Internet: www.dbsv.org/jugend

In Buch 23 auf DBSV-Inform sind der "Bayernrundschlag" und das "DBSV-Jugendmagazin" im monatlichen Wechsel zu hören.


Kurzinfo: Mein Ehrenamt

Die "Gegenwart" veröffentlicht 2011, im Europäischen Jahr des Ehrenamts, ausgewählte Lesergeschichten. Erzählen Sie, welches Ehrenamt Sie ausüben, was es Ihnen bedeutet und an welche besonderen Erlebnisse Sie sich erinnern.

Kontakt:
DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

"Affen"-Blinde  –  eine griechische Spezialität

Ein Beitrag von Jürgen Bünte aus Berlin

Bei meinen Aufenthalten in Griechenland ist mir auf den Inseln, in den Dörfern nie ein blinder Mensch begegnet. Beim Blick auf die drei schwarzen Punkte auf gelbem Grund an meinem Hemd erlebte ich mehrmals die muntere Reaktion von Passanten, die von jeder Kenntnis ungetrübt war: "Ach, Smiley." Nach meiner Erklärung des Abzeichens erntete ich betretenes Schweigen. In Athen und Thessaloniki hörte ich hin und wieder blinde Losverkäufer, die eine Glocke um den Hals trugen, um sich bemerkbar zu machen.

Überrascht las ich Anfang August in der griechischen Presse die Berichte über eine Häufung von so genannten "Affen"-Blinden. Der Zusatz "Affe" wird in Griechenland Nachahmerprodukten, also gefälschten Produkten beigefügt und bezieht sich hier auf blinde Einwohner der Ionischen Insel Zakynthos. Rund zwei Prozent der Einwohner seien als Bezieher einer Blindenrente registriert, was den Prozentsatz von Blinden in Deutschland um das Zehnfache übersteigt. Bei meinen Urlauben auf dieser Insel müssen sie sich gut vor mir versteckt haben. Aber es scheint eine Erklärung zu geben, bei der wir versucht sind, sie für "typisch griechisch" zu halten.

Wie es scheint, verschaffen sich Sachbearbeiter eine Lohnerhöhung, indem sie mit offener Hand eine Blindenrente gewähren. Hinter diesem Handel stecken offenbar Politiker, die einen Invalidenausweis gegen eine Wählerstimme eintauschen. Inselbewohnern mit einem kärglichen Lohn ist dies allemal eine Gelegenheit, die mit der amtlichen Bestätigung sofort fällige Blindenrente einzustecken und so wenigstens etwas das Gefühl genießen zu können, an der "Ökonomie" der öffentlichen Verwaltung teilzuhaben. Da die meisten Antragsteller Geburtsblindheit angegeben haben, fragt sich der nüchterne Betrachter allerdings, wie das während der Schulzeit unbemerkt bleiben konnte.

Jetzt sind die Fahnder des Ministeriums für "Gesundheit und soziale Solidarität" auf die Spur von unberechtigten Rentenausweisbesitzern gesetzt worden und es steht zu befürchten, dass sie  –  und nur sie  –  zur Kasse gebeten werden, während die Politiker und Beamten, die das Vergehen erst möglich gemacht haben, ungeschoren davonkommen.


Dazu ein Bild: "Affen"-Blinde in Griechenland: Gut versteckt im Schatten der Akropolis?

Beruf:

Volle Energie für die Ausbildung

Timo Dalm hat geschafft, was er sich vorgenommen hat: Beim Dortmunder Netzbetreiber Amprion absolviert er seit August 2010 eine kaufmännische Ausbildung. Dass diese ein voller Erfolg ist, verdankt der sehbehinderte junge Mann nicht nur seinem eigenen Willen, sondern auch einem engagierten Arbeitgeber und der individuellen Unterstützung durch das LWL-Bildungszentrum Soest.


Mit der linken Hand schiebt Timo Dalm das Formular nach vorne. Ohne hinzuschauen, justiert er das Blatt unter dem Lesegerät, das einen Ausschnitt des Papiers auf den großen Monitor überträgt. Auf diesen blickt der 20-Jährige unentwegt, während er über seine Tastatur Informationen aus dem Formular in seinen Computer eingibt. Timo Dalm arbeitet konzentriert, ohne Hast, gründlich.

Nur das Bildschirm-Lesegerät auf dem Schreibtisch weist darauf hin, dass der junge Mann mit anderen Schwierigkeiten im Beruf zu kämpfen hat als seine Azubi-Kollegen. "Ich bin auf dem rechten Auge blind, meine Sehkraft auf dem linken liegt bei 20 Prozent", sagt Timo Dalm, der zwar eine dickglasige Brille trägt, sich aber durch das Büro bewegt, als könne er zu hundert Prozent sehen. Er deutet kurz mit dem Finger auf seine Augen und erzählt, ruhig und sachlich: "Ich bin wegen eines Gendefektes mit eineinhalb Jahren an Netzhautkrebs erkrankt und bekam Chemotherapie. Seitdem ist die Sehkraft geschädigt." Dass Timo Dalm dennoch eine Berufsausbildung in der freien Wirtschaft machen kann, hat viele Gründe: ein offener Arbeitgeber, eine gründliche Unterstützung durch das LWL-Bildungszentrum Soest und natürlich sein eigener Wille, etwas zu erreichen.

Timo Dalm arbeitet beim Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion, einer RWE-Tochter, die mit 850 Mitarbeitern für 11.000 Kilometer Höchstspannungsstromnetze vor allem in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland sorgt. Seit August 2010 bildet Amprion aus, Timo Dalm ist einer der ersten drei Azubis im kaufmännischen Bereich. Er durchläuft rund ein Dutzend Stationen in dem Unternehmen. "Die Arbeit gefällt mir gut, weil sie so vielseitig ist", erzählt er.

Nach seinem Realschulabschluss an einer Regelschule hatte der Wittener zunächst eine Ausbildung bei einer Krankenkasse begonnen, das Unternehmen aber noch in der Probezeit verlassen. "Das hat nicht gepasst", sagt er heute, "dem Unternehmen war wohl auch nicht klar, dass die Ausbildung eines Sehbehinderten nicht ganz ohne Engagement gehen würde." Timo Dalm wandte sich an das LWL-Bildungszentrum Soest, das Förderzentrum für blinde und sehbehinderte Menschen. Nachdem er dort sein Fachabitur nachgemacht hatte, schaute er sich nach einem Unternehmen um, das ihm einen interessanten und sicheren Arbeitsplatz bieten konnte. Das war bei Amprion der Fall: "Energie brauchen wir schließlich immer!" Nach zwei Vorstellungsgesprächen hatte Timo Dalm die Zusage in der Tasche.

Der Weg klingt einfach, ist aber oft steinig. Beim Übergang in das Berufsleben half Timo Dalm das LWL-Berufsbildungswerk Soest mit dem Angebot "MobiliS". "Indem wir die blinden- und sehbehindertenspezifische Unterstützung in den Betrieb bringen, schließen wir die Lücke zwischen einer Ausbildung im Berufsbildungswerk und einer betrieblichen Berufsausbildung", sagt Annette Fecke, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Adelheid Oeser momentan 18 junge Leute betreut. Die Integrationsberaterinnen klären beispielsweise, ob die Kandidaten für die jeweiligen Ausbildungsplätze geeignet sind, unterstützen bei Bewerbungen, begleiten nötige Praktika, bieten Mobilitätstrainings an und beraten die Betriebe etwa bei der blindengerechten Ausstattung des Arbeitsplatzes.

In Timo Dalms Fall besuchte Annette Fecke zusammen mit dem Azubi das Unternehmen und beriet den Arbeitgeber bei der Beantragung von öffentlichen Fördermitteln. "Die Agentur für Arbeit hat die Hilfsmittel, wie das Lesegerät oder einen Laptop für Besprechungen und die Berufsschule, finanziert. Zusammen mit der Agentur, Beschäftigten aus der Personalabteilung und Timo Dalm haben wir sämtliche Arbeitsplätze, an denen er eingesetzt werden würde, vorab besichtigt", erzählt die 49-Jährige. Manchmal geht es dabei um ganz profane Dinge: "Der Schreibtisch muss groß genug sein, damit das Lesegerät dort hinpasst", nennt Annette Fecke einen wichtigen Punkt. Ebenso achtet sie darauf, dass der Ausbildungsrahmenplan behinderungsgerecht umgesetzt wird und eventueller Stütz- und Förderunterricht am Ausbildungsort früh genug angegangen wird.

"Wir sprechen auch mit der Berufsschule, wenn es etwa um verlängerte Prüfungszeiten geht. Timo besucht ja ein Berufskolleg hier in Dortmund, wo es noch nicht so viele Erfahrungen mit sehbehinderten Azubis gibt." Die Arbeit von Annette Fecke endet erst, wenn die Ausbildung beendet ist. Fast immer mit Abschluss: "Wir haben von rund 60 Azubis nur vier Azubis gehabt, die abgebrochen haben  –  aber nicht wegen ihrer Behinderung, sondern aus anderen Gründen."

Zum Erfolg von Timo Dalms Ausbildung hat nicht zuletzt das Engagement des Ausbildungsbetriebes beigetragen. Mit Absprachen und technischen Veränderungen hat das Unternehmen mehr Aufgaben übernommen, als das bei nicht behinderten Auszubildenden der Fall ist. Warum diese zusätzlichen Anstrengungen? "Unser Unternehmen legt viel Wert darauf, Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen zu bieten", sagt Claudia Becker von Amprion. "Deswegen nehmen wir den Mehraufwand gerne in Kauf." Die Resonanz sei bisher sehr positiv, berichtet die Personalreferentin, in deren Abteilung Timo Dalm seine erste Ausbildungsstation absolvierte. "Nach kurzer Eingewöhnungszeit machte sich überhaupt nicht mehr bemerkbar, dass er ein Handicap hat."

Wie gut sich der Auszubildende eingefunden hat, sei auch an dem Amt zu sehen, das er übernommen habe, sagt Claudia Becker. Timo Dalm ist Vertreter der Azubis in der Jugend- und Auszubildendenvertretung des Konzerns. Im Alltag hilft zudem, dass er offen mit seiner Behinderung umgeht. Timo Dalms Standardspruch, wenn er irgendwo neu ist: "Ich sage immer, dass es passieren kann, dass ich auf dem Flur nicht grüße. Dann soll sich keiner wundern  –  aber ich sehe nun mal nicht alles."

Karl-Georg Donath
Landschaftsverband Westfalen-Lippe  

Beruf oder Berufung  –  Broterwerb oder Selbstverwirklichung?

In der Septemberausgabe hat sich die "Gegenwart" schwerpunktmäßig mit den Möglichkeiten und Herausforderungen bei der beruflichen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen befasst. Dr. Klaus-Peter Pfeiffer greift das Thema noch einmal auf. Der selbstständige Zauberer und Coach macht Betroffenen Mut, sich für den Job zu entscheiden, der den persönlichen Neigungen und Fähigkeiten entspricht.


Die Berufsentscheidung gehört zu den wichtigsten Entscheidungen im Leben eines Menschen. Für mich selbst stand relativ früh fest: Wenn ich schon arbeiten muss und nicht das Glück habe, als Privatier finanziell unabhängig zu sein und nur meinen Launen zu folgen, dann soll meine Arbeit wenigstens etwas mit mir zu tun haben. Sie sollte für mich im Großen und Ganzen "Sinn" machen. Ein Freund von mir ging den anderen Weg: Weil er den Beruf in erster Linie als Broterwerb sieht und weil ihm Sicherheit wichtig ist, wurde er Beamter. "Sinn", "Glück", "Selbstverwirklichung" sind für ihn in Bezug auf den Job eher Fremdworte.

Während meines Studiums der Philosophie, Vergleichenden Religionswissenschaft und Theologie an der Universität Bonn und auch nach dem Examen hatte ich verschiedene Positionen am Seminar für Philosophie inne, zuletzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Allerdings wurden meine Interessen mit einer rein wissenschaftlichen Tätigkeit nicht vollständig befriedigt. Also wandte ich mich parallel den Themen und Dingen zu, die auch heute meine berufliche Tätigkeit ausmachen: Ein dreimonatiges Praktikum als Trainer und Coach machte nicht nur mir selbst großen Spaß, sondern ich kam auch bei den Teilnehmern gut an. Das ermutigte mich, diesen Weg weiterzugehen, so dass ich an zahlreichen Ausbildungen im In- und Ausland teilnahm. Bei einem dieser Trainings zeigte ich ein Zauberkunststück, um einen Lerninhalt zu veranschaulichen. Davon waren meine Kollegen so beeindruckt, dass ich das Zaubern, mein Kindheitshobby, zu meinem zweiten beruflichen Standbein entwickelt habe.

Auch aufgrund meines eigenen Werdegangs halte ich es für sinnvoll, dass sich jeder Gedanken über die Stellung von Arbeit im eigenen Leben macht und gegebenenfalls neue, kreative Lösungen entwickelt. "Arbeitslos und Spaß dabei!" Diesen Spruch der Comicfigur Werner fand ich immer schon unverschämt  –  und zum Nachdenken provozierend: Die psychischen Belastungen der Arbeitslosigkeit, die eingeschränkte Teilhabe am sozialen Leben mangels Geld, die als Demütigung des Selbstwerts erlebte Situation  –  all das darf nicht verschwiegen werden. Dennoch kann diese Situation  –  und nicht nur diese  –  eine Chance sein! Um herauszufinden, ob die Arbeit für einen selbst Broterwerb oder Selbstverwirklichung sein soll, haben sich in meiner Seminar- und Coachingtätigkeit folgende Fragen als Einstieg bewährt:

  • Welchen Stellenwert hat Arbeit überhaupt für mich?
  • Wie stark hängt mein Selbstwert an einer Arbeit und wie kann ich mein Selbstbewusstsein unabhängig von meiner Jobsituation stärken?
  • Suche ich nur einen Job oder möchte ich mich in meinem Beruf ein Stück weit selbst verwirklichen?
  • Was würde ich tun, wenn ich nicht arbeiten müsste?

Auch wenn sehbehinderte und blinde Menschen bei der Wahl und Ausübung einer beruflichen Tätigkeit zusätzliche Hürden überwinden müssen, ist es zunächst unerheblich, wie "realistisch" die persönlichen Wünsche und Ideen erscheinen. Das kommt später!

Hilfreich ist in jedem Fall, sich für diese Themen Unterstützer zu suchen. Das können Freunde, Familie und Bekannte sein. Oft ist aber ein Coach, der außerhalb des Lebenskreises steht, besser geeignet, diesen Prozess zu begleiten. Mit ihm kann man individuelle Lösungen erarbeiten und konkrete Methoden erlernen, um Ziele zu formulieren, Strategien zur Verwirklichung zu erarbeiten, blockierende Einstellungen zu überwinden und mit Rückschlägen produktiv umzugehen.

Dr. Klaus-Peter Pfeiffer, selbst stark sehbehindert, arbeitet als selbstständiger Coach und Zauberer in Köln.
Tel.: 02 21 / 4 24 82 93, E-Mail: info@kp-pfeiffer.de


Dazu ein Bild: Schaut durch einen schräg gestellten Bilderrahmen: Dr. Klaus-Peter Pfeiffer eröffnet im Coaching neue Perspektiven

Leben:

Inklusion jetzt! Fußball ist für alle da

Ist die Inklusion noch ein Zukunftskonzept oder sind wir längst im Zeitalter der Inklusion angekommen? Um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zu begleiten und den Begriff "Inklusion" mit Leben zu füllen, stellt die "Gegenwart" Positivbeispiele aus der Blinden- und Sehbehindertenszene vor. In deutschen Fußballstadien sind blinde und sehbehinderte Fußballfans inzwischen auf Augen- und Ballhöhe. Möglich macht das ein besonderer Spielreport, der 1999 erstmals im Stadion von Bayer 04 Leverkusen angeboten wurde und dessen Entwicklung der Fanclub "Sehhunde" entscheidend vorangetrieben hat.


Spielernamen verhallen im weiten Stadionrund, die endgültigen Aufstellungen der einander gegenüberstehenden Mannschaften stehen fest, die Fans stimmen ihre Fußballhymnen an. Zwischen angeregten Gesprächen über Spieler, Trainer und Taktik ist es jetzt für alle blinden und sehbehinderten Fußballfans an der Zeit, den Kopfhörer aufzusetzen. Daraus verkündet kurze Zeit später eine Stimme: "Der Anpfiff ist erfolgt, der Ball rollt."

Die Stimme, die sofort das Spielgeschehen aufnimmt und erste Spielszenen detailliert in Worte verpackt, ist die des eigenen Reporters für die Fans ohne Augenlicht. "Wir sind immer auf Ballhöhe, wissen genau, was auf dem Platz geschieht", sagt Nina Schweppe und diskutiert bereits nach wenigen Minuten mit der neben ihr sitzenden Regina Hillmann über das Spielniveau. Die beiden sind die Vorsitzenden des 1991 gegründeten Fanclubs "Sehhunde", der die Entwicklung des Services für Blinde und Sehbehinderte in deutschen Fußballstadien begleitet und vorangetrieben hat.

"Den akustischen Ball ins Rollen gebracht hat der Verein Bayer 04 Leverkusen", so Nina Schweppe. Inspiriert von Stadionbesuchen in der englischen Premier League hatte der damalige Fußball-Abteilungsleiter des Vereins, Kurt Vossen, den "Sehhunden" 1999 seine Idee vorgestellt, Sitzplätze in der BayArena mit Kopfhörern auszustatten und einen gesonderten Spielbericht zu installieren. Für ihn stand fest: Fußball ist für alle da!

Auf den Vorschlag folgten in Leverkusen schnell Taten. Gemeinsam klärten die Vereinsmitarbeiter und der Fanclub die wichtigsten Fragen  –  von der Erreichbarkeit der Sitzplätze über das Ticketing bis hin zu den speziellen Anforderungen an einen Reporter. "Entscheidend für uns ist, dass jemand das schildert, was zeitnah auf dem Spielfeld geschieht. Zusatzinformationen sind nur dann gut, wenn beispielsweise der Ball im Aus ist oder es eine Unterbrechung gibt", erläutert Nina Schweppe wichtige Kriterien an die Beschreibung des Spielgeschehens.

Seit dem 15. Oktober 1999 erleben blinde und sehbehinderte Fußballfans in Leverkusen ein Spiel nicht mehr ausschließlich atmosphärisch, sondern lauschen auch den Schilderungen der in der Nähe sitzenden "sprechenden Augen". Das Gefühl, gemeinsam mit mehr als 30.000 anderen Fußballfans ein und dieselbe Leidenschaft verfolgen zu können, kann mit einem Fußballerlebnis von der Couch nicht verglichen werden. "Die Berichte in Fernsehen und Radio sind für uns nicht detailliert genug. Außerdem ist es ein ganz anderes Gefühl, zusammen mit den anderen Fußballfans im Stadion live dabei zu sein", so Nina Schweppe. Weil es im Verhältnis zu "gewöhnlichen" Sitzplätzen nur wenige Blindenplätze gibt, gehören blinde und sehbehinderte Fans noch nicht zum gewohnten Bild dazu. Erfahren sehende Fans Genaueres über den Stadionbesuch und den Fußballreport für Blinde und Sehbehinderte, ist vor allen Dingen eines groß: die Faszination.

Mittlerweile sind Blinden- und Sehbehindertenplätze mit einem dazugehörigen Spielbericht in 17 der 18 Bundesligastadien fest installiert. Auch die Hälfte der Zweitligavereine hat den Service um dieses Angebot erweitert. Ausschlaggebend für diese Entwicklung hin zu einem gemeinsamen Stadionerlebnis war insbesondere die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. "Wir sind im Vorfeld an die Organisatoren herangetreten, um sie davon zu überzeugen, bei den WM-Spielen einen Report für blinde und sehbehinderte Stadionbesucher anzubieten", sagt Nina Schweppe. Zwar stimmte die FIFA letztlich zu, allerdings erst nach einigem Zögern  –  schließlich hatte es ein solches Angebot bis dato bei keinem großen Turnier gegeben.

Seit der Weltmeisterschaft hat sich der Service nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ verbessert. Die Reporter der Spiele, die fast alle ehrenamtlich im Einsatz sind, arbeiten auf höchstem Niveau. Dafür sorgen spezielle Seminare, die einmal im Jahr in Kooperation mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) stattfinden, sowie die Rückmeldungen der Hörer nach Spielende. "Es ist wichtig, dass wir nach einem Spiel über Gutes sprechen und Verbesserungen anstoßen. Für blinde und sehbehinderte Fans zu berichten, ist einfach etwas anderes als das, was im Radio zu hören ist", erklärt Nina Schweppe. "Sicherlich haben wir mit der Zeit dazugelernt", meint auch Andreas Paffrath, Fan- und Behindertenbeauftragter von Bayer 04 Leverkusen. "Ich persönlich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert von der Qualität der Spielanalysen. Da wird über Dinge diskutiert, an die ich mich trotz Augenlicht nicht annähernd so detailliert erinnern kann."

Für die Zukunft soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden. Dann müssen sich auch die blinden und sehbehinderten Fußballfans in unterklassigen Ligen nicht länger wundern, wenn plötzlich Pfiffe von der gegenüberliegenden Stadiontribüne schallen oder der Sitznachbar seinem Unmut freien Lauf lässt. Gemeinsam wird nach Toren gejubelt und werden Spielzüge analysiert. Fußball ist für alle da  –  die Stimme im Ohr macht ihn erlebbar.

Vera Junker
freie Journalistin und ehrenamtliche Begleiterin für blinde und sehbehinderte Menschen in Fußballstadien


Dazu ein Bild: Immer auf Ballhöhe: Blindenreporter im Stadion von Bayer 04 Leverkusen


Kurzinfo:

Kontakt:
Fanclub "Sehhunde"
Tel.: 0 40 / 40 19 76 28
E-Mail: info@fanclub-sehhunde.de
www.fanclub-sehhunde.de

Recht:

Grundbedürfnis Internet

Das Internet hat nicht nur unsere Gesellschaft verändert, es verändert auch die Rechtsprechung. Aktuellen Urteilen zufolge gehört der Zugang zum World Wide Web zu den Grundbedürfnissen des täglichen Lebens. Im Klartext: Die gesetzlichen Krankenkassen müssen Hilfsmittel wie Screenreader oder Vergrößerungssoftware bezahlen. Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" informiert.


Zeitungen, Bücher, Zugfahrpläne, behördliche Bekanntmachungen, Rechnungen, Briefe, Notizen, Lexika und die ganze weite Welt des Internets: Die Angebotspalette an Informationen nimmt ständig zu. Lesen zu können ist die Grundvoraussetzung, um an der Gesellschaft teilzuhaben und nicht den Anschluss zu verlieren. In punkto Lesen aber haben blinde und sehbehinderte Menschen erhebliche Probleme, denn die allerwenigsten Schriftstücke und Medien sind in einem zugänglichen Format wie Großdruck, DAISY oder Braille verfügbar. Zum Glück gibt es Hilfsmittel wie Lupen, Bildschirmlesegeräte, Vergrößerungssoftware, Vorleseprogramme oder Brailleausgabegeräte. Nur sind diese Hilfsmittel teuer und für viele nur erhältlich, wenn die zuständigen Kostenträger ihren Beitrag leisten. Kommen hierfür die gesetzlichen Krankenkassen infrage?

Grundsätzlich haben behinderte Menschen Anspruch auf Versorgung mit Hilfsmitteln, die erforderlich sind, um den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen. Die Rechtsprechung unterscheidet zwischen Hilfsmitteln, die die ausgefallene Körperfunktion unmittelbar ausgleichen, etwa Hörgeräte, die ein besseres Hören ermöglichen, und solchen Hilfsmitteln, die einen mittelbaren Behinderungsausgleich bewirken. So wird ein Blinder mittels Braillezeile nicht wieder sehen können; stattdessen nutzt er den Tastsinn, um das ausgefallene Sehvermögen beim Lesen zu ersetzen. Während bei unmittelbar ausgleichend wirkenden Hilfsmitteln das Ziel der Hilfsmittelversorgung immer darin besteht, einen vollständigen Funktionsausgleich zu schaffen, geht es bei Hilfsmitteln, die lediglich die Folgen einer Behinderung mildern, nur um einen so genannten Basisausgleich. Die Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherung ist allein die medizinische Rehabilitation, also die möglichst weitgehende Wiederherstellung der Gesundheit. Eine darüber hinausgehende berufliche oder soziale Rehabilitation ist Aufgabe anderer Träger, etwa der Rentenversicherung, Arbeitsagenturen oder Sozialämter.

Praktisch bedeutet dies, dass die Krankenkassen nur für solche Hilfsmittel einstehen müssen, die erforderlich sind, um so genannte Grundbedürfnisse des täglichen Lebens befriedigen zu können. Zu diesen Grundbedürfnissen zählt unter anderem die Erschließung eines eigenen geistigen Freiraums, wozu der Zugang zu Informationen und die Kommunikation mit anderen gehören. Aber was heißt in diesem Zusammenhang Basisausgleich?

Das Landessozialgericht Baden-Württemberg hatte im vergangenen Jahr über eine Screenreader-Software zu entscheiden und führte hierzu aus: "Im Hinblick auf das hier allein in Betracht kommende Grundbedürfnis des 'Erschließens eines gewissen geistigen Freiraums' ist dieses Grundbedürfnis jedoch nicht nur in einem eingeschränkten Sinn auszugleichen, sondern insbesondere dem Informationsbedürfnis ist in einem umfassenden Sinn Rechnung zu tragen (BSG, Urteil vom 23.8.1995, 3 RK 7/95, SozR 3-2500 §33 Nr.16); der Informationsbedarf und die Informationsmöglichkeiten in der modernen Gesellschaft, die ständig und in steigendem Maße zunehmen, sind zu berücksichtigen (BSG, Urteil vom 16.4.1998, B 3 KR 6/97 R, aaO unter ausdrücklichem Hinweis auf die Nutzung des Internets). Zur Überzeugung des Senats tritt der Kommunikations- und Informationsbedarf über das Internet und den Computer im Allgemeinen mittlerweile im Rahmen einer normalen Lebensführung auf und betrifft daher ein allgemeines Grundbedürfnis des täglichen Lebens. Bezüglich des Informationsbedarfes können über das Internet unter anderem Recherchen betrieben werden. Das Lesen einer Online-Zeitung oder der regionalen oder überörtlichen Zeitung stellt dabei nur einen Teilbereich der Möglichkeiten dar. Darüber hinaus können Informationen aus vielen anderen Bereichen, zum Beispiel rund um notwendige Behördengänge, beschafft oder Online-Geschäfte abgeschlossen werden. Bereits in diesem weiten Sinn ist eine Zugangsmöglichkeit zum Internet als Grundbedürfnis im Zuge der Modernisierung und Digitalisierung der Gesellschaft anzusehen. [...]

Des Weiteren erleichtert die Screenreader-Software dem Kläger über die Nutzung des Computers, insbesondere der einschlägigen (Text-)Programme, (mit und ohne Internet) Grundbedürfnisse im Bereich der Kommunikation, insbesondere auch der aktiven schriftlichen Kommunikation. [...]

Ferner wird mit der Screenreader-Software die Fähigkeit, sich im Alltag druckschriftlich mitzuteilen, unterstützt. Sowohl im gesellschaftlichen als auch im privaten Bereich müssen wesentliche Erklärungen schriftlich und insbesondere in lesbarer Form abgegeben werden, wie zum Beispiel in der Kommunikation mit Kreditinstituten, dem Vermieter, privaten oder staatlichen Unternehmen (z.B. dem Energieversorger etc.) oder Behörden (z.B. der Beklagten oder dem Rentenversicherungsträger)" (vgl. LSG Baden-Württemberg, Urteil vom 24.8.2010  –  L 11 KR 3089/09).

Der Verweis einiger Krankenkassen auf die Nutzung so genannter geschlossener Vorlesegeräte, mit denen man allein gedruckte Texte einscannen kann, ist damit nicht zulässig. Ähnlich entschied kürzlich das Sozialgericht Karlsruhe bei der Kostenübernahme für eine PC-Vergrößerungssoftware (Urteil vom 28.7. 2011  –  S 4 SO 2175/10). Mit Verweis auf weitere erstinstanzliche Urteile deutscher Sozialgerichte wurde ein Anspruch der Versicherten bejaht und ganz klar darauf hingewiesen, dass das Informationsbedürfnis den Zugang zu gedruckten wie auch zu elektronischen Informationsquellen umfasst. Das heißt: Ein schlichter Verweis auf ein Bildschirmlesegerät ist ebenfalls nicht statthaft, vielmehr ist bei Bedarf zusätzlich eine Vergrößerungssoftware zur Verfügung zu stellen.

Mit diesem sehr erfreulichen Urteil schließt sich das Karlsruher Sozialgericht einer Position an, die das Sozialgericht Marburg bereits im Frühjahr 2009 eingenommen hat (vgl. "Gegenwart" 1/2010). Offenbar setzt sich in der Rechtsprechung die Erkenntnis durch, dass die Nutzung des Internets zur Information und Kommunikation ein Grundbedürfnis darstellt.

Christiane Möller
Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen"  


Kurzinfo: Rechte behinderter Menschen

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" gGmbH ist eine gemeinsame Einrichtung von DBSV und DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf). Die Rechtsberatung wird ausschließlich von behinderten Juristen durchgeführt, die über spezielles Know-how in behindertenrechtlichen Fragen verfügen. Für Mitglieder der DBSV-Landesvereine und des DVBS ist die Rechtsberatung kostenfrei.

Kontakt:
Dr. Michael Richter (Geschäftsführer)
Tel.: 0 64 21 / 9 48 44-90 oder -91
telefonische Beratungszeiten:
    montags und mittwochs, 13 bis 17 Uhr
    freitags, 9 bis 14 Uhr
E-Mail: kontakt@rbm-rechtsberatung.de
www.rbm.rechtsberatung.de

Menschen:

"Trompete ist leichter als Bayerisch"

Marko Simonowski, 34

Mein Zwillingsbruder und ich kamen zu früh zur Welt und verloren im Brutkasten beide unser Augenlicht. Erst mit vier Jahren erfuhr ich von Spielkameraden, dass es nicht "normal" ist, nichts zu sehen. Aber was ist schon normal? Für mich war es normal, mich an Geräuschen zu orientieren, Personen am Klang ihrer Schritte zu erkennen und meine Umgebung über akustische Reflexionen wahrzunehmen. Mein Gehör war der wichtigste Zugang zu meiner Umwelt und gleichzeitig der Schlüssel zu einer faszinierenden Welt, die ich mir mit sechs Jahren zu erschließen begann.

Mit sechs Jahren bekam ich nämlich mein erstes Musikinstrument: eine Blockflöte. Schnell wurden mir die Kinderlieder, die ich im Flötenunterricht lernte, langweilig und ich spielte Lieder aus dem Radio nach. Mit neun Jahren bekam ich Klavierunterricht, damit erweiterten sich meine musikalischen Möglichkeiten ungemein. Aus einstimmigen wurden mehrstimmige Melodien, Akkordverbindungen formten sich zu Klangteppichen. Mit der Wende 1989  –  damals war ich zwölf Jahre alt  –  schwappte die Welle der "Westmusik" endgültig und legal in unsere Plattenläden im Osten und ich konnte mich nicht satt hören an elektronischer Musik von Jean Michel Jarre, Vangelis und Tangerine Dream. Bei meinen Streifzügen durch die Musikabteilungen unserer Kaufhäuser entdeckte ich 1990 ein Keyboard. Sofort war ich von der Möglichkeit fasziniert, Stimmen und Rhythmen einstellen und völlig neue Klänge erschaffen zu können. Nach einem Jahr hatte ich genug Geld gespart und konnte mir mein erstes Keyboard kaufen. Mein erstes von mittlerweile sieben.

Nachdem ich 1996 meinen Realschulabschluss in Königs Wusterhausen gemacht hatte, sollte ich mich für eine Ausbildung entscheiden. Für mich war seit meiner Kindheit klar, dass auch mein Beruf etwas mit Musik zu tun haben sollte. So kam ich 1996 nach Chemnitz, wo ich nach einem Berufsförderungsjahr die Ausbildung zum Klavierstimmer begann. Schon nach kurzer Zeit stellte sich aber heraus, dass ein Klavierstimmer nicht nur Klavier spielen und gut hören, sondern auch handwerkliches Geschick mitbringen muss. Handwerklich war ich alles andere als begabt und so packte ich meine Instrumente und ging 1998 nach München auf die Berufsfachschule für Musik. Dort konnte ich mich endlich den ganzen Tag mit dem beschäftigen, was ich ohnehin schon immer machte: neue Instrumente erlernen und musizieren. In der Landesblindenschule in München bekam ich Unterricht in Harmonielehre, Tonsatz und Gehörbildung sowie zum Instrumentalunterricht auch eine klassische Gesangsausbildung.

Im Jahr 2001 stand ich vor der Wahl, die Aufnahmeprüfung am Konservatorium für Musik zu machen oder Berufsmusiker bei den Blinden Musikern München zu werden. Um mich besser entscheiden zu können, machte ich ein Praktikum bei den Blinden Musikern. Mit ebenfalls blinden Musikerkollegen zu musizieren, Erfahrungen auszutauschen und neue zu machen, all das gab mir schon nach wenigen Wochen das Gefühl, meinen Platz gefunden zu haben. Die Aufgabe, Trompete zu lernen und in kurzer Zeit damit auf der Bühne zu stehen, tat ihr Übriges. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist die Trompete bald mein Hauptinstrument geworden.

Mozart oder Zillertaler Schürzenjäger  –  das Gefühl und die Freude am Musizieren geben den Ausschlag. Durch das Musizieren im Ensemble mit bis zu 300 Auftritten pro Jahr und die Freizeitbeschäftigung mit dem Keyboard erweitert sich mein musikalischer Horizont täglich. Jeder neuen Richtung begegne ich mit derselben Neugier und Faszination, die mich als Kind in die Welt der Klänge entführte.

Im neuen Programm der Blinden Musiker München habe ich die Möglichkeit, alle meine Instrumente einzusetzen und neben Trompete, Blockflöte, Gitarre und Gesang endlich auch Klavier auf der Bühne zu spielen. Der Wechsel zwischen den Instrumenten fällt mir leichter als das Verstehen und Aussprechen von bayerischen Mundarttexten. In Wismar dialektfrei aufgewachsen, habe ich bis heute meine liebe Not mit der alpenländischen Grammatik und Aussprache. Im Titelsong unserer aktuellen CD "Des san mia" konnte ich mir erst nach und nach Inhalt und Bedeutung des Textes erschließen. Frei nach dem Motto: Text nach Gehör lernen, egal ob Spanisch, Italienisch oder Bayerisch, der Klang trägt die Sprache.

Für mich ist der Beruf des Musikers jedenfalls der schönste, den ich mir vorstellen kann. Mit meiner Freude am Musizieren kann ich den Menschen Freude schenken, mit Spielen Geld verdienen und so immer ein Stück weit Kind bleiben.

Marko Simonowski wurde 1977 in Wismar geboren. Seit 2001 gehört das musikalische Multitalent dem Ensemble "Blinde Musiker München" an.


Dazu ein Bild: Die Blinden Musiker München vor einem Holzschuppen. Teils stehen sie, teils sitzen sie, alle tragen weiße Hemden und dunkle Hosen. Zwei Männer und eine Frau spielen Trompete, drei Männer Tuba, den Rhythmus schlägt eine Frau auf der Standtrommel. Marko Simonowski (3. von rechts) ist einer der Trompeter.



Kurzinfo: Blinde Musiker München

Seit 1995 musizieren sieben blinde Berufsmusiker in dem Ensemble "Blinde Musiker München". Bis zu 300 Auftritte pro Jahr absolvieren sie, ob als Blaskapelle, Jazzband, Blockflötengruppe oder Chor. Dabei reicht das Repertoire von der Klassik über Volksmusik bis zur modernen Unterhaltungsmusik. Träger der Selbsthilfefirma ist der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB). Er gibt den zum Teil mehrfachbehinderten Ensemblemitgliedern damit die Chance, ihren Lebensunterhalt durch Musizieren zu bestreiten.

Mehr Infos unter www.blinde-musiker.de


CDs der Blinden Musiker München

  • Weihnachten: 10 Euro zzgl. Versand
  • Fast schon in New York: 10 Euro zzgl. Versand
  • Des san mia: 15 Euro zzgl. Versand

Bestellungen beim
BBSB
Waltraud Stangl
Tel.: 0 89 / 5 59 88-231,
E-Mail: waltraud.stangl@bbsb.org



Kurzinfo: Musiker aus Leidenschaft

Ob instrumental, als Sänger, in einer Band oder solo, auf der Bühne, in der Kirche oder im Familienkreis  –  Musik ist selten nur Hobby, nur Beruf, sondern vielmehr Leidenschaft. Aber was bedeutet Musik für blinde und sehbehinderte Menschen, Menschen, denen aufgrund des fehlenden Sehsinns ein besonders gutes Gehör nachgesagt wird? In der "Gegenwart" berichten ausgewählte Musiker über ihre Welt der Klänge  –  vom Kirchenmusiker bis zum Rocker, vom Komponisten bis zur klassischen Sängerin.

Braille21:

Brailles Enkel zu Gast in Leipzig

Mehr als 400 Teilnehmer aus 49 Ländern sind der Einladung der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) gefolgt. Vom 27. bis 30. September drehte sich beim Weltkongress Braille21 in Leipzig alles um die Chancen und Herausforderungen der Punktschrift im 21. Jahrhundert. Seit Anfang des Jahres hat die "Gegenwart" die großen Themenfelder des Kongresses beleuchtet. Nun blickt sie zurück  –  mit einigen Schlaglichtern von Braille-Experten, die das Kongressprogramm mit gestaltet haben.

Die gute alte Zeit und was man daraus lernen kann

Während eines Vortrages hörte ich einen interessanten Satz: "Als ich Anfang der 1960er Jahre eine normale Schule besuchte, erhielt ich jedes Buch für den Unterricht in Braille", sagte eine Amerikanerin aus Florida sinngemäß. Wie kann das gehen, dachte ich und fragte nach. Nun ja, wurde mir erklärt, sechs bis sieben Personen hätten ausschließlich für sie Bücher in Braille umgesetzt, also mit der Hand abgeschrieben. Heute, so erfuhr ich weiter, erhielten Umsetzungsdienste die Daten von den Verlagen in elektronischer Form. Diese würden dann in Braille oder ein anderes Format übertragen. Die Brailletexte würden nicht Korrektur gelesen und Bilder seien in den meisten Fällen leider nicht zugänglich.

Nach deutschen Maßstäben ist die Qualität eines Textes, den ein amerikanischer Schüler erhält, nicht ausreichend. Dennoch lässt sich aus diesem Gespräch zweierlei schlussfolgern: Einerseits benötigt man ausreichend personelle Kapazitäten, um Texte erschließbar zu machen. Andererseits ist eine Zusammenarbeit mit sämtlichen Verlagen dringend notwendig, um eine zeitnahe Versorgung von Schülern und Auszubildenden mit Materialien in Braille gewährleisten zu können.

Andrea Katemann
Textbearbeiterin und Korrektorin an der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista)  

Weltweit Kontakte knüpfen

Das Besondere für mich waren die wunderbaren Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Von Anwendern über Braille-Experten bis zu Spezialisten innovativer Technologien  –  mit allen konnte ich mich unterhalten und etwas über ihre Themen, Herausforderungen und Zukunftspläne erfahren.

Mir wurde klar, wie sehr sich die Prioritäten von Land zu Land unterscheiden. So hat Punktschrift auf Verpackungen von Medikamenten und anderen Produkten in Europa und anderen reichen Ländern eine große Bedeutung, während dieses Thema in ärmeren Ländern kaum Beachtung findet. Vermutlich haben diese Länder andere dringende Themen, die sie bearbeiten müssen  –  Schulbücher für alle blinden Kinder beschaffen, einfache Hilfsmittel verfügbar machen, Methoden für den Punktschriftunterricht entwickeln.

Verschiedene Innovationen in der Hilfsmittelausstellung haben mich in der Hoffnung bestätigt, dass die Punktschrift durch moderne Technik noch wichtiger werden kann. Umso mehr wünsche ich mir, dass die Kosten für viele dieser Produkte deutlich sinken, damit sie auch für den durchschnittlichen Braille-Anwender in Entwicklungsländern erschwinglich werden.

J.L. Kaul
Vorsitzender des Welt-Braille-Rates, Generalsekretär der Asiatischen Blindenunion und des Indischen Blindenverbandes  

Viele Wege führen zu Braille

Wer sich von Braille21 einen wegweisenden Kongress erhofft hatte, dürfte danach leicht verunsichert sein, wurden doch viele Richtungen angezeigt!

Stimmen aus hoch entwickelten Ländern lobten ein größeres Angebot an ungekürztem Braille, um mehr Lesende zu erreichen. Dagegen wird in Sri Lanka an einer Kurzschrift gearbeitet, um einen Attraktivitätsverlust abzuwenden.

Die englischsprachige Welt hat sich lange mit verschiedenen Braille-"Dialekten" geplagt, von den unterschiedlichsten Mathematikschriften ganz zu schweigen. Viele Länder sind beiden Problemen mit einem vereinheitlichten System beigekommen, dem "Unified English Braille". Daneben steht der Mann aus Burkina Faso ziemlich allein da mit seiner Suche nach je einer Schrift für die 60 Sprachen seines Landes.

Stimmt es, dass Braille nur an der Braillezeile überleben kann? Aber nein: In vielen Ländern werde sie nur von der Schreibtafel am Leben gehalten. Auch hierzulande sei sie für Beschriftungen unentbehrlich.

Widersprechen sich diese Wegweiser von Braille21? Wege zeigen sie zwar viele: Höhenwege für diejenigen mit Spezialausrüstung, längere Wege ohne Kürzungsstufen für weniger Sportliche, Variantenkletterwände und unbekanntes Terrain für Forschende. Aber allen gemeinsam ist das Ziel: eine Schrift für alle!

Vivian Aldridge
Mitglied im Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder  

iPhones und Kinderbücher

Auf einem Kongress kann man viele Leute kennen lernen, mit denen man etwas gestalten kann. Ich präsentiere Ergebnisse aus unserem internationalen Frühförderprojekt zur Lese- und Schreibvorbereitung für blinde Vorschulkinder. Dadurch ergeben sich interessante Kontakte: Eine Designstudentin arbeitet gerade an Büchern für Kinder mit und ohne Sehvermögen, die auch industriell hergestellt werden können. Eine Französin stellt Kinderbücher her, die zu unserem Projekt passen. Und bei der Stickfirma Kampmann, die auch für den "Braille21 Award" nominiert war, überlegt man sogar, tastbare Kinderbücher zu sticken.

Sehr spannend ist auch der Austausch mit der Delegation des spanischen Blindenverbandes ONCE. Eine Frau erzählt zum Beispiel von der Taubblindenarbeit. In Spanien gibt es schon relativ viele Erfahrungen mit der Verwendung des iPhones mit Braillezeile durch taubblinde Menschen. Davon können wir in Deutschland sicher profitieren.

Reiner Delgado
Sozialreferent des DBSV  

Wird Braille überleben?

In seinem Vortrag "Wird Braille überleben?" hat Kevin Carey mögliche Erklärungen für die rückläufige Verwendung von Braille in Entwicklungsländern gegeben. Mich hat vor allem seine Überlegung beeindruckt, welche Frage man stellen sollte, wenn man Änderungen an der Brailleschrift plant: nämlich nicht, ob die vorhandenen Punktschriftleser die Änderungen akzeptieren werden, sondern, wie viele Menschen aufgrund der Änderungen damit beginnen werden, Punktschrift zu lernen.

Dr. Judith Dixon
Nationaler Bibliotheksdienst für Blinde und Körperbehinderte der Library of Congress in Washington D.C., USA, Vorsitzende der Braille Authority of North America, Geschäftsführerin des International Council of English Braille  

Design für alle, Braille für alle

Mich beeindruckte die Entschlossenheit, mit der die Versammelten aus aller Welt den Einsatz der Brailleschrift im öffentlichen Leben, also als Beschriftungsmittel für Konsumgüter und Beschilderungen, eingefordert haben. Mit der in der EU verpflichtenden Beschriftung von Medizinverpackungen und den Beschriftungen in Fahrstühlen und im öffentlichen Personenverkehr ist bewiesen, dass es geht! Diese große Errungenschaft gilt es nun auszubauen.

Sicherlich lässt sich vieles auch mit Hilfsmitteln lösen. So können Barcodes ausgelesen werden und Medikamente könnten auch mit auslesbaren RFID-Chips gekennzeichnet werden, die aber nicht abhörsicher sind. Und alles was abhörbar ist, wird auch irgendwann von Unbefugten abgehört.

Hilfsmittel sind gut und meist unverzichtbar, aber das, was wir mit unseren eigenen Sinnen aufnehmen können, erleichtert unser Leben am meisten und trägt damit auch am meisten zu einem inklusiven Leben im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention bei. Und das adäquate Mittel für blinde und sehbehinderte Menschen ist da nun mal einfach die Brailleschrift.

Ernst-Dietrich Lorenz
Mitglied im Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder  

Zugänglicher, bezahlbarer, sichtbarer

Die Fachvorträge, aber auch viele am Rande der Veranstaltungen geführte Gespräche zeigten: Wir stehen vor den gleichen Herausforderungen und das Knüpfen eines tragfähigen Netzwerkes für die Weiterentwicklung der Brailleschrift ist wichtig. Ob Vertreter aus Ghana oder Indien, die mit bescheidenen Mitteln in ihren Ländern daran arbeiten, dass blinde Menschen Zugang zu Bildung bekommen, oder Akteure aus den Industriestaaten, die nach Wegen suchen, wie moderne Angebote zum Erlernen der Brailleschrift entwickelt und verbreitet werden können  –  das Interesse und der Bedarf, sich auszutauschen und voneinander zu lernen, sind riesengroß.

Die Weltblindenunion fordert, das Angebot an Literatur in Brailleschrift auszuweiten, technische Lösungen wie Braillezeilen und -drucker bezahlbarer und die Punktschrift in unserer Gesellschaft stärker sichtbar zu machen. Der Weg ist noch weit, aber Braille21 hat uns dem Ziel ein kleines Stück näher gebracht  –  allein schon dadurch, dass wir uns als starke Gemeinschaft erleben konnten.

Dr. Thomas Kahlisch
Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)  

Ein dreifaches "Hoch" auf die Organisatoren

Der Weltkongress Braille21 hatte viel zu bieten: Da waren die interessanten Ansprachen zur Eröffnung; da waren mehr als 60 Vorträge, die meisten voller Denkanstöße; da war die Spannung im Vorfeld der Verleihung des "Braille21 Awards"; da waren die Hilfsmittelausstellung und der Markt der Möglichkeiten, wo Innovationen und Ideen vorgestellt wurden, und da waren natürlich aufregende gesellschaftliche Ereignisse. Was aus meiner Sicht jedoch am meisten zu bewundern ist, sind die Effizienz, das Geschick und die Kompetenz des Vorbereitungsteams.

Ein Ereignis dieser Größenordnung vorzubereiten, verlangt enormes Organisationstalent. Dr. Kahlisch und sein Team sind der Herausforderung voll und ganz gewachsen gewesen. Dr. Kahlischs Humor und gute Laune trotz seines straffen Terminplans, Jenni Schwans Geschicklichkeit und Geduld in den verschiedensten, teils schwierigen Situationen, die vorbildliche Gelassenheit und Haltung der übrigen Mitarbeiter  –  sie alle verdienen unser Lob! Nicht zu vergessen, die Freiwilligen, die immer da waren, wenn man sie brauchte. Ein großes Dankeschön an das ganze Team!

A.K. Mittal
Präsident des Indischen Blindenverbandes  



Kurzinfo: DBSV und Braille21

Der DBSV hat die DZB als Partner bei der Durchführung des Weltkongresses Braille21 unterstützt. Darüber hinaus ermöglichte er einigen Braille-Experten aus Entwicklungsländern die Teilnahme am Kongress, indem er deren Reisekosten übernahm.

"Braille21 Award" geht nach Schweden

Im Rahmen des Weltkongresses hat die Weltblindenunion erstmals den "Braille21 Award" verliehen, einen nicht dotierten Preis für besondere Entwicklungen zur Förderung der Brailleschrift. Zwar waren mit dem Musiknotenprojekt DaCapo und einem Patent zum Sticken von Brailleschrift zwei hervorragende deutsche Projekte für den Award nominiert, am meisten überzeugte die international besetzte Jury aber das "Portable Embosser Format", kurz PEF. Bei der Entwicklung der Schwedischen Bibliothek für Hör- und Punktschriftbücher handelt es sich um einen digitalen Code zum Speichern von Brailleschrift. Mit Hilfe von PEF ist es möglich, einen einmal gestalteten Brailletext  –  ob Fließtext, Musiknoten oder mathematische Formeln  –  mit verschiedenen Brailledruckern (Embosser) auszudrucken. So schafft das Format die Voraussetzungen für eine einfache Archivierung wie auch für den Austausch von Inhalten in Punktschrift und somit letztlich für die Errichtung einer globalen Braille-Bibliothek.

Mehr Infos zu PEF unter
www.pef-format.org

Verfolgungslesejagd im Untergrund

16 junge Leserinnen und Leser aus sieben Bundesländern übten sich beim Leseseminar "talking dots" darin, die Punkte (dots) der Brailleschrift zum Sprechen (talking) zu bringen. Unter fachlicher Anleitung arbeiteten sie an ihrem Lesefluss, ihrer Lesetechnik und am ausdrucksstarken Lesen. Am Braille-Tag im Rahmen des Weltkongresses Braille21 in Leipzig stellten sie das Gelernte einem begeisterten Publikum vor.


"Hilfe, wenn ich noch länger hier drin bleiben muss, sterbe ich", gellt es durch den Hörsaal 9 der Leipziger Uni. Nach dem Braille-Tag am 27. September mit vielen spannenden Workshops, Vorträgen und Präsentationen sind rund 400 Gäste zur Talkrunde "Braille21 goes Germany" zusammengekommen und hören den jungen Braillelesern zu. Die panische Lola wird von den Detektivinnen "Die drei !!!" aus einem steckengebliebenen Aufzug befreit. Bei der "Jagd im Untergrund" gehen die drei den ständigen Stromausfällen in einem Berliner Mietshaus auf den Grund. Dass Lolas Panik so echt rüberkommt, ist kein Zufall, denn sie hat mit dem blinden Radiomoderator Ralf Hohn geübt, sich in ihre Rolle hineinzuversetzen und beim Lesen richtig aus sich herauszugehen. Auch "Die drei ???", die in einem fast ausgestorbenen Dorf einen vermeintlichen Vampir entlarven, haben gründlich trainiert. Mit Juliane Thorhorst, Schauspielerin und Theaterpädagogin, haben sie Atem- und Stimmübungen gemacht und gelernt, mit verteilten Rollen zu lesen und dabei gut aufeinander zu reagieren. Die Zuhörer sind begeistert von der Freude der Kinder und Jugendlichen am Lesen.

Damit das Punktschriftlesen richtig gut und flüssig geht, haben Regina Vollbrecht und Rosemarie Lüthi den Teilnehmern des Workshops Tricks zum effektiveren Lesen beigebracht. Sie lernten beim Verfolgungslesen, ihren Text schnell mitzuverfolgen, wenn eine andere Person liest, arbeiteten an ihrer Fingertechnik, übten, Wortbilder in einem Text zu finden, und den Umgang mit unbekannten Worten. Auch Querlesen und das schnelle Nachschlagen von Informationen standen auf dem Programm.

Nachdem der DBSV in den vergangenen Jahren wiederholt Lesewettbewerbe ausgerichtet hatte, war der Leseworkshop ein Experiment. Die jungen Leute sollten mehr miteinander tun, in Kontakt kommen und Spaß miteinander haben anstatt gegeneinander anzutreten. Das Konzept ging auf: Es wurden Adressen ausgetauscht und Freundschaften geschlossen, und der Spaß und Ehrgeiz, die Texte eindrucksvoll darzubieten, wuchsen mit jedem Workshoptag.

Reiner Delgado
Sozialreferent des DBSV  


Dazu ein Bild: Konzentriert bei der Sache: ein junger Workshop-Teilnehmer mit Braille unter den Fingern


Kurzinfo:

In der Dezemberausgabe von DBSV-Inform hören Sie in Buch 23, dem "DBSV-Jugendmagazin", eine ausführliche Reportage zu "talking dots" und die von den Teilnehmern gelesenen Textauszüge.

Medien:

Bücher

Kluge Pflanzen

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei


Eine Pflanze hat in ihrem Leben mit den gleichen Grundproblemen zu kämpfen wie Tiere und Menschen: Sie braucht die richtige Ernährung, um zu wachsen. Sie muss sich gegen Angreifer und Konkurrenten verteidigen. Und schließlich muss sie einen Partner zur Fortpflanzung finden und dafür sorgen, dass auch der Nachwuchs wächst und gedeiht. Mit Hilfe welcher verblüffenden Strategien Pflanzen diese und andere Herausforderungen meistern, stellt Volker Arzt in seinem Buch "Kluge Pflanzen" vor. Dafür hat sich der bekannte Wissenschaftsjournalist, Tierfilmer und Fernsehmoderator mit Naturwissenschaftlern auf mehreren Kontinenten getroffen und so beispielsweise erfahren, dass die gefräßigste Pflanze der Welt in den Sumpfwäldern Borneos Termiten in rauen Mengen vertilgt oder dass der Wilde Tabak in der Felswüste von Utah den "Kampf seines Lebens" mit Unterstützung von Raubwanzen bestreitet. Das Fazit des Autors: Pflanzen sind höchst komplexe und aktive Lebewesen und haben auch ohne Gehirn durch jahrmillionenlange Evolution originelle Lösungen und ein intelligentes Design für den täglichen Existenz- und Konkurrenzkampf entwickelt.

Volker Arzt: Kluge Pflanzen
Ausleihbar in zwei Versionen:
    Punktschrift: zwei Bände in Kurzschrift
    DAISY: 1 CD (480 Minuten)
Sprecherin: Ulrike Johannson

Living Dolls

Ein Buch-Tipp von Christa Röbbecke, Westdeutsche Blindenhörbücherei


"Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen." So lautet der Untertitel von Natasha Walters Buch "Living Dolls", in dem die Autorin auf eine immer weiter um sich greifende Strömung aufmerksam macht: die Reduzierung der Frau auf Körperlichkeit und Aussehen. Ihrer Meinung nach werden schon kleine Mädchen in eine Prinzessinnenwelt mit rosa Miniröcken und Lippenstift gedrängt. Zählen Selbstbestimmung, Mut, Entschlossenheit, Wissbegier und Intellekt für Frauen wirklich nicht mehr? Die Frage wird dieses Buch nicht klären können, aber die Ausführungen sind ein Überdenken und der Diskussion wert. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle Erziehenden.

Natasha Walter: Living Dolls
Sprecherin: Marion Bertling
1 CD DAISY (535 Minuten)

Laufen

Ein Buch-Tipp von Karl Kliebhahn, Bayerische Blindenhörbücherei


Emil Zátopek (1922-2000), die "tschechische Lokomotive", hasste eigentlich den Sport. Bei einem Wettkampf im "Reichsprotektorat" konnte er sich jedoch seines Talents nicht mehr erwehren  –  trotz eines grottenschlechten Laufstils. Nach kleinen Meisterschaften läuft er Landesrekorde, holt auf der ersten Nachkriegsolympiade Gold für die Tschechoslowakei und hält am Ende acht Weltrekorde. Jean Echenoz' kleines zeitgeschichtliches Porträt des "schnellsten Langstreckenläufers aller Zeiten" ist alles andere als ein Leichtathletik-Bericht. Der französische Autor zeichnet vielmehr eine Parabel der Prager Diktatur aus der Zeit von 1939 bis 1968: ein Roman über Sieg und Niederlage, über Stolz und Schmach, über Ehre und Verachtung.

Jean Echenoz: Laufen
Sprecher: Matthias Hirth
1 CD DAISY (170 Minuten)

Verbrechen aus Staatsräson

Wer an Europas Fürstenhöfen im Weg stand, der wurde beseitigt  –  auch wenn es sich um den Bruder, die Frau oder gar um die eigenen Kinder handelte. Der Drang zur Macht war häufig stärker als alle Familienbande. Mord, Intrige und Folter standen auf der Tagesordnung. Von der Tötung Agnes Bernauers über die Tragödie des Don Carlos bis zum Martyrium des Kind-Zaren Iwan IV. erzählt Helga Thoma einfühlsam und historisch fundiert von den bekanntesten und dramatischsten Verbrechen aus Staatsräson. Dabei liest sich ihr Buch so flüssig und spannend wie ein guter Kriminalroman.

Helga Thoma: Verbrechen aus Staatsräson
1 CD DAISY (416 Minuten)
Preis: 29 Euro

Bestellungen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 0 89 / 5 59 88-136 oder -144 (AB)
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Zeitschriften

Hörtipps für Frauen und Eltern

Wer gerne Frauenzeitschriften liest und an Themen rund um die Familie interessiert ist, für den lohnt es sich, in folgende Zeitschriften hineinzuhören:

  • Das monatlich erscheinende Magazin "BRIGITTE woman" wendet sich an Frauen ab 40. Es enthält Beiträge zu Mode, Kosmetik und Lebensart.

Erhältlich bei der
Westdeutschen Blindenhörbücherei
Tel.: 02 51 / 71 99 01
E-Mail: wbh@wbh-online.de

  • Eine akustische Presseschau mit Beiträgen aus verschiedenen Frauenzeitschriften ist "Freundinnen". Politik und Gesellschaft stehen in diesem Monatsmagazin neben unterhaltsamen Themen.

Zu beziehen bei
atz
Hörmedien
Tel.: 0 55 31 / 71 53
E-Mail: atz@blindenzeitung.de

  • Der DBSV gibt in seiner Hörzeitung "Rita" Ratschläge, Informationen, Tipps und Anregungen für die Frau und informiert aus der Frauenarbeit der Landesvereine.

Bestellungen beim
DBSV-Zeitschriftenverlag
Tel.: 0 30 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org

  • An Eltern und Erziehende wendet sich das Hörmagazin "Leben mit Kindern", das Familien von der Schwangerschaft über Schule und Pubertät bis zum Berufseinstieg der Kinder begleitet.

Die Artikelsammlung aus der Fachpresse wird monatlich herausgegeben von
atz Hörmedien
Tel.: 0 55 31 / 71 53
E-Mail: atz@blindenzeitung.de



Kurzinfo: Hörzeitungsauskunft

In Deutschland gibt es mehr als 200 Hörzeitungen und -zeitschriften für blinde und sehbehinderte Menschen. Einen Überblick mit detaillierten Angaben einschließlich Preisen und Bestelladressen finden Sie bei der Hörzeitungsauskunft der ATZ im Internet: www.blindenzeitung.de/ztg



Kurzinfo: Zeitungen lokal hören

Nachrichten und Hintergründe als wöchentlicher Pressespiegel zum Nachhören:

Akustische Lokalzeitungen gibt es in vielen Städten und Regionen. Auskunft über Bezugsmöglichkeiten und Hilfe bei Neugründungen gibt

atz
Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde
Tel.: 0 55 31 / 71 53
E-Mail: atz@blindenzeitung.de

Kalender

Eine Welt voller Farben

Den Lesern der "Gegenwart" ist Katja Staats längst ein Begriff: In diesem Jahr war jeden Monat eines ihrer farbenfrohen Bilder aus dem Kalender "Edition 2011" auf der letzten Seite der Schwarzschriftausgabe zu bewundern. Aufgrund des wachsenden Interesses gibt es auch für das kommende Jahr wieder einen Kunstkalender mit Werken der blinden Malerin. Zwölf neue phantasievolle Bilder begleiten durch das Jahr 2012 und gewähren Einblicke in die Gedankenwelt der Künstlerin, die aus der Erinnerung direkt auf die Leinwand malt.

Träumerei von Katja Staats
Kalender im DIN-A3-Format
Preis: 45 Euro inkl. Versandkosten

Bestellungen beim
Warenvertrieb zur Förderung Blinder und Behinderter
Tel.: 0 92 31 / 50 97 99
E-Mail: info@wvbb.de


Dazu ein Bild: Katja Staats: "Abschied"

Sport:

Meldungen

12. EBU-Cup mit vielen Neueinsteigern

Vom 27. August bis 4. September trafen sich beim internationalen EBU-Cup zum zwölften Mal blinde und sehbehinderte Breitensportler, um ihre Kräfte im fairen Wettstreit zu messen. Wie in den Vorjahren hatte das Organisationsteam ins Sporthotel Bernrieder Hof in Niederbayern eingeladen. Dort traten 70 Sportler, von denen 25 Neueinsteiger waren, beim klassischen Kegeln (Einzel- und Mannschaft), Luftgewehrschießen, Schach (5 Runden ohne Zeitvorgabe), Skat (6 Serien an 4er- bzw. 3er-Tischen), Kniffeln sowie Schwimmen (100 m) gegeneinander an. Als weitere sportliche Disziplin wurde erstmalig Tischball ("Showdown") in den Cup der Europäischen Blindenunion (EBU) integriert: In einem vom DBSV organisierten Turnier gaben 44 Teilnehmer ihr Bestes an der Platte. Neben dem Wettkampf nutzten zehn Personen die Gelegenheit, das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben.

Nachdem die Sieger in allen Sportarten ermittelt waren, bedankten sich Veranstalter und Teilnehmer bei den Mitarbeitern des Hotels, die sich in den letzten sieben Jahren in vorbildlicher Weise auf die Bedürfnisse ihrer blinden und sehbehinderten Gäste eingestellt hatten. Vom 1. bis 9. September 2012 kommen Breitensportler dann erstmals in Radevormwald bei Wuppertal zusammen, um den 13. EBU-Cup auszutragen.

Wer in diesem Jahr bei welchem Wettkampf die Nase vorn hatte, ist auf den Internetseiten des DBSV nachzulesen: www.dbsv.org/infothek/sport/ebu-cup

Deutsche Blindenfußballer verpassen Paralympics-Qualifikation

Das Ziel von Deutschlands Blindenfußballern bei der Europameisterschaft Ende September in der Türkei stand fest: Das deutsche Nationalteam wollte mindestens den dritten Platz erreichen, um sich für die Paralympics 2012 in London zu qualifizieren. Doch die großen Ambitionen wurden durch noch größeres Pech vereitelt: Nach einem Unentschieden gegen England im ersten Spiel und einer 0:1-Niederlage gegen Frankreich reichte ein deutlicher Sieg gegen Italien nicht aus, um Platz zwei in der Vorrundengruppe und damit das Halbfinale zu erreichen. Viele Verletzungen und einige fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen hatten dazu geführt, dass das deutsche Team deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. In den Endrundenspielen gingen dann auch die Spiele gegen Griechenland und Italien verloren, so dass letztlich nur der achte und letzte Platz blieb. Europameister wurde Frankreich, gefolgt von den Teams aus Spanien und England, die Europa bei den nächsten Paralympics vertreten werden.


Dazu ein Bild: Kämpften beim EM-Finale um Ball und Titel: französische und spanische Blindenfußballer

Skatturnier in Weimar

Skatfreunde treffen sich vom 13. bis 15. Januar 2012 im Restaurant "Scenario" in Weimar. Dort wird unter der Leitung von André Schlierf das elfte Integrationsskatturnier ausgetragen. In insgesamt drei Runden ermitteln die Teilnehmer, wer die 32 Karten am besten beherrscht. Gespielt wird dabei nach den deutschen Skatregeln. Zur Übernachtung wird wie in den Vorjahren die Pension "Alter Zausel" empfohlen.

Mehr Infos und Anmeldung (bis 31.12.) bei
Birgit Kröger
Tel.: 0 36 43 / 25 41 95
E-Mail: fussballbirgit@kroeger-portal.de

Aus den Ländern:

Mecklenburg-Vorpommern

BSVMV stärkt Fachkräftepotenzial

Um ehrenamtliche Berater zu gewinnen und für ihre Aufgaben fit zu machen, führt der Blinden- und Sehbehinderten-Verein Mecklenburg-Vorpommern (BSVMV) derzeit eine Weiterbildung im Rahmen des Bundesprogramms "Freiwilligendienste aller Generationen" durch. An sieben Seminartagen wird den Teilnehmern vermittelt, wie man eine qualifizierte Beratung durchführt und dabei auch die eigenen Erfahrungen im Umgang mit behinderungsbedingten Einschränkungen einbezieht. Als Dozenten konnten Referenten gewonnen werden, die sowohl mit den blindenspezifischen Besonderheiten wie auch mit den gesetzlichen Bestimmungen und Regelungen vertraut sind. Nachdem die ersten 23 Teilnehmer ihr Zertifikat bereits im August entgegennehmen konnten, findet seit September ein zweiter Schulungszyklus speziell für blinde und sehbehinderte Berufstätige statt. Mit Unterstützung der professionell geschulten ehrenamtlichen Berater kommt der Landesverein seinem Ziel näher, in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend eine hochwertige Beratung anbieten zu können.

Nordrhein-Westfalen

BSVW wählt neuen Vorstand und beschließt Satzungsänderung

Der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen (BSVW) steht künftig auch Augenpatienten zur Mitgliedschaft offen. Eine entsprechende Satzungsänderung haben die Delegierten auf der Mitgliederversammlung des BSVW am 17. September beschlossen. "Wir folgen damit als erster Landesverein dem DBSV, der beim Verbandstag 2010 die bisherige Grenze von maximal 30 Prozent Sehvermögen aufgehoben hatte", freut sich Klaus Hahn, der im Zuge der Vorstandswahlen als Vorsitzender des BSVW bestätigt wurde. Als stellvertretende Vorsitzende wählten die Delegierten die bisherige Beisitzerin Swetlana Böhm, Beisitzer sind in der nächsten Legislaturperiode Günter Gajewski, Eva Hoffmann, Herbert Kleine-Wolter, Filomena Muraca-Schwarzer und Dr. Cornelia Tollkamp-Schierjott. Darüber hinaus gehören Werner Ossenbeck als Vertreter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Susanne Bockau als Vertreterin der LWL-Förderschule Paderborn und Theo Wenker als Vertreter des LWL-Berufskollegs Soest dem Vorstand an.


Dazu ein Bild: Alter und neuer BSVW-Vorsitzender: Klaus Hahn

Rheinland-Pfalz

Polizeiausweise mit Braille

Blinde und sehbehinderte Menschen in Rheinland-Pfalz können Polizeibeamte ab sofort sicherer identifizieren. Möglich ist dies durch die neuen Dienstausweise, die über einen in Braille geprägten Schriftzug "Polizei" verfügen. "Ich freue mich, dass Rheinland-Pfalz eine entsprechende Anregung der Blinden- und Sehbehindertenverbände aufgegriffen hat", so der Landesbehindertenbeauftragte Ottmar Miles-Paul. "Diese Maßnahme ist ein weiterer Beitrag zur Umsetzung einer Zielvereinbarung, mit der wir hierzulande mehr Handlungssicherheit für behinderte Menschen und Polizeibeamte schaffen." Bei der Präsentation der Ausweise kündigte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz zudem an, Polizisten im Umgang mit behinderten Menschen besser zu schulen.

Mit den neuen Dienstausweisen im Scheckkartenformat werden die Polizisten seit August ausgestattet. Bis dieser Prozess in zwei Jahren abgeschlossen sein wird, behalten die alten Ausweise noch ihre Gültigkeit. Nach Hessen und Nordrhein-Westfalen ist Rheinland-Pfalz das dritte Bundesland mit Polizeiausweisen, die für blinde Menschen lesbar sind.

Rätsel:

November-Rätsel

Aus den Silben

a  –  ab  –  af  –  bu  –  bung  –  burg  –  cha  –  ent  –  fen  –  fer  –  fest  –  garn  –  lauf  –  le  –  leer  –  nung  –  plat  –  ra  –  salz  –  se  –  te  –  tei  –  ter  –  the  –  tor  –  ü  –  un

sind neun Begriffe zu bilden, die sich mit folgenden Wortkreationen scherzhaft umschreiben lassen:

  1. Partyscheibe
  2. Primatenvorstellung
  3. Nähmaterial der Vereinten Nationen
  4. Gewürzfestung
  5. Narrenbeseitigung
  6. Lesepapagei
  7. Klostervorstehergelege
  8. ostfriesisches Stadtrennen
  9. Probeernte

Bei richtiger Lösung ergeben die Anfangsbuchstaben der gefundenen Wörter, fortlaufend gelesen, eine Mannschaftssportart.

Bitte senden Sie das Lösungswort bis zum 20. November an den

DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil. Zu gewinnen sind drei Überraschungspreise.

Lösung des Oktober-Rätsels

Gerade  –  Recht  –  Abbau  –  Verbindung  –  Experte  –  Neigung  –  Sieg  –  Tag  –  Erlaubnis  –  Impotenz  –  Nichtraucher  –  Eingang  –  Rückblick


Lösungswort: Gravensteiner

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen, in denen elektronische Hilfsmittel zum Verkauf angeboten werden, müssen den Zusatz "Privateigentum" enthalten. Anzeigen, die diesen Zusatz nicht enthalten, werden künftig nicht angenommen. Auch dürfen diese Anzeigen nicht unter Chiffre-Nummer geschaltet werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die Redaktion  

Die Bundesfachgruppe Informationstechnologie ...

bietet Blinden und Sehbehinderten, die in IT-Berufen arbeiten oder ausgebildet werden, die Mitgliedschaft an. Hierzu gehören auch Angestellte in technischen Hotlines, Helpdesks oder Administratoren. Die Bundesfachgruppe IT veranstaltet Jahrestagungen und Workshops. Außerdem gibt es den "IT-Report" mit Artikeln zu aktuellen IT-Themen und eine Mailingliste zum Erfahrungsaustausch.

Weitere Informationen finden Sie auch unter
www.bfg-it.de oder bei
Heiko Folkerts
Tel.: 05 31 / 2 39 66 88 oder per
Mail unter heiko_folkerts@web.de

Private Kleinanzeigen

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Vorlesegerät Poet Compact aus Privateigentum für 1000 Euro (Anschaffungspreis: 3400 Euro),

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Hördeutsch.de

Hörbücher und Hörspiele für alle Generationen

hördeutsch.de ... hören, was drin steht!

Bei uns bekommen Sie zu jedem gekauften Hörbuch einen kostenlosen Aufkleber mit dem Titel des Hörbuchs in Brailleschrift.

Wir bieten die komplette DAISY-Edition des Argon Verlags an.

www.hördeutsch.de
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Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gern!
Tel.: 0 23 93 / 22 00 66 (ab 13 Uhr)

AASB Maria Seidling

  • Talks, Sprachausgabe fürs Handy
    Ermöglicht alle Einstellungen plus SMS
        330,00 Euro
  • Vorlesesystem Lesephon® USB
    Das Lesephon mit Stimme Klara auf einem USB-MP3-Stick
        500,00 Euro
  • Lesephon® Vorlesesysteme
    Privat und Beruf, alle Windows-Varianten mit Sprache, aktuelle Texterkennung, Option: Videotext, DAISY-Player, TextToMP3, Telefonansage, Editor, Spracheingabe
        ab 2917,00 Euro
  • AUDIOCHARTA Compact Vorlesesystem
    Einteilig geschl. Vorlesesystem "Steffi" oder "Klaus" Sprachausgabe
        ab 3539,22 Euro
  • PacMate Braillezeile
    mit 40 Braillezellen
        5117,00 Euro
  • Alva Braillezeilen, 40/70/80 Module
    auch als Kassenmodell
        Preis auf Anfrage
  • Verschiedene Bildschirmlesesysteme
        Preis auf Anfrage
  • Aktuelle JAWS-Version, Screenreader mit Stimme "Eloquence"/"Steffi"/"Yannik"
        ab 1679,34 Euro
  • Angebot bei Neukauf JAWS: 3 Tage Schulung, 2 Tage zahlen.

Seit dem 11.12.2007 ist die Firma AASB nach DIN ISO 9001 zertifiziert.

AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

Marland GmbH

Schau mal rein bei Marland


  • AMMEC HDMI  –  sprechendes MultiMedia-System für Blinde und Sehbehinderte, ausgestattet mit der neuesten DVB-Technologie DVB-C2 und DVB-S2 für den Empfang und die Aufzeichnung digitaler Fernseh- und Radiosender, Auslesen von Videotext und EPG-Daten
    AMMEC HDMI
        1598,00 Euro
  • Funk-Reisewecker/Taschenuhr mit deutscher Sprachausgabe, Ansage von Uhrzeit und Datum sowie stündliche Zeitansage zuschaltbar, Weckwiederholung, Lautstärke 2-stufig, Tastensperre, Gehäuse: Kunststoff schwarz, Maße: 10,4 * 7,2 * 2,0 cm, Stromversorgung: 2 Mignon LR6, Anleitung auf CD
        34,90 Euro
  • foxL Mini-Stereo-Lautsprechersystem für echten High-End-Sound  –  ein audiophiles System im Taschenformat: 14,3 * 5,5 * 3,5 cm, Frequenzumfang: 80 bis 20.000 Hz, Lithium-Ion-Bass-Batterie, mit Zubehör und Anleitung auf CD
        169,00 Euro
    foxL mb mit Mikrofon und Bluetooth
        199,00 Euro

Auf unserer Homepage www.marland.eu ist immer was los! Hier finden Sie stets eine große Auswahl an Produkten für Blinde und Sehbehinderte  –  also einfach mal reinschauen!


Marland GmbH  –  Spezialversand für Blinde und Sehbehinderte
Zollenreuter Str. 6, 88326 Aulendorf
Tel.: 0 75 25 / 92 05-0 oder 0 08 00 / 63 63 63 63
E-Mail: info@marland.eu
bestellung@marland.eu

LHZ  –  Landeshilfsmittelzentrum Sachsen

WIEDER EINGETROFFEN:

  • Stockmuff
    Baumwollmischgewebe mit Warmfutter, verschiedene Farben, als Kälteschutz für die stockführende Hand
        V 544  –  9,00 Euro

FÜR WEIHNACHTEN UND DEN JAHRESWECHSEL:

  • Weihnachts Piep-Ei
    zum Mitkochen mit dem Frühstücksei. Beim Erreichen der Härtegrade "weich", "mittel" und "hart" ertönen die Melodien "Ei du Fröhliche", "Jingle Bells" und "Oh Tannebaum". Kunststoffgehäuse in Eiform und -größe
        H 115  –  16,90 Euro (Nur solange der Vorrat reicht!)
  • Großdruck-Wandkalender
    für Sehbehinderte, Größe 30 * 42,5 cm, Spiralheftung, Wochenkalendarium mit einer Ziffern- bzw. Buchstabenhöhe von 2,5 cm und Raum für Notizen
        B 425  –  9,90 Euro
  • Großdruck-Tischkalender
    für Sehbehinderte, Querformat A4
        B 422  –  7,90 Euro
  • Großdruck-Taschenkalender
    für Sehbehinderte, mit Wochenkalendarium und Platz für Notizen, 12 * 14 cm
        B 421  –  6,00 Euro
  • Reliefwandkalender
    • Transparente Reliefs kombiniert mit Vierfarbdrucken und Texten (Papier) in Blindenvoll- und Schwarzschrift, Spiralheftung, Größe: 27 * 34 cm
      • "Chinesische Tierkreiszeichen"
            B 405  –  18,00 Euro
    • Klarsichtprägefolie mit innenliegendem, farbigem Schwarzschriftteil, Blindenvollschrift, Spiralheftung, Größe: DIN A4
      • Kinderkalender "Geschichten aus der Sesamstraße"
            B 401  –  16,00 Euro
      • "Früchte aus aller Welt"
            B 402  –  16,00 Euro
      • "BMW Automobile"
            B 403  –  16,00 Euro
  • Taschenkalender MAXI
    Kurzschrift mit Monatskalendarium und vielen weiteren kalendarischen Informationen, Ringbindung, 11 * 13 cm
        B 411  –  6,00 Euro
  • Taschenkalender FLEXI
    Kurzschrift, umfangreiches Kalendarium, variabel heftbare Notizblätter, stabiler Kunststoffringordner, 11 * 16 cm
        B 410  –  7,90 Euro
    Nachfüllpack 2012 zum Flexi
        B 419  –  5,90 Euro
  • Taschenkalender MINI
    Vollschrift mit Monatskalendarium, Klammerheftung, 11 * 13 cm
        B 412  –  2,10 Euro
  • Tagesabreißkalender mit Rückwand
    10 * 14,5 cm mit ca. 6,5 cm hohen Datumsziffern zur Wandaufhängung
        B 428  –  9,00 Euro

Fordern Sie unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAIY-CD an!

Bitte besuchen Sie auch unseren barrierefreien Onlineshop unter www.lhz-sachsen.de.


Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str. 6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 8 09 06 24
Fax: 03 51 / 8 09 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

BFW Würzburg

Am Ziel!

Sven Schnell (33), blind ...

... arbeitet jetzt bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt


Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Tel.: 09 31 / 90 01-0
E-Mail: info@bfw-wuerzburg.de
www.bfw-wuerzburg.de

Argon Verlag

Argon DAISY Edition: DAISY-Hörbücher des Argon Verlags!

Genießen und verschenken Sie aktuelle Hörbuch-Bestseller! Soeben erschienen sind:

  • Eugen Ruge: "In Zeiten des abnehmenden Lichts", ungekürzt gelesen von Ulrich Noethen
  • Martin Walser: "Muttersohn", gelesen vom Autor
  • S.J. Watson: "Ich. Darf. Nicht. Schlafen.", gelesen von Andrea Sawatzki
  • Ralf Schmitz: "Schmitz' Mama", gelesen vom Autor
  • Tanya Stewner: "Liliane Susewind. Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz!", gelesen von Catherine Stoyan

Ausführliche Informationen zu diesen und allen 300 lieferbaren Titeln finden Sie barrierefrei unter www.argon-verlag.de/daisy

Zu bestellen über diese Website oder im Buchhandel.


Argon Verlag GmbH
Neue Grünstraße 17, 10179 Berlin
Tel.: 0 30 / 25 76 20 60
Fax: 0 30 / 2 57 62 06 20
E-Mail: katharina.eberenz@argon-verlag.de

AURA-Hotel Saulgrub

AURA-Hotel Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub

Kuren  –  Seminare  –  Urlaub

In unserem Haus fühlen sich nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen wohl. Auch sehende Gäste sind bei uns herzlich willkommen!

Es erwarten Sie

  • Kegelbahn
  • Schwimmbad
  • Medizinische Badeabteilung für stationäre und ambulante Reha-Maßnahmen
  • Wellness & Kosmetik
  • Veranstaltungsräume für Seminare und private Feste

Das aktuelle Programm 2012 ist da und wartet auf Ihre Anforderung!

Wir freuen uns auf Sie!


AURA-Hotel
Alte Römerstraße 41-43, 82442 Saulgrub/Obb.
Tel.: 0 88 45 / 99-0
Fax: 0 88 45 / 99-1 21
Internet: www.aura-hotel.de
E-Mail: info@aura-hotel.de

Träger: Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V.

Deutscher Hilfsmittelvertrieb

DHV  –  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Ein Stockmodell der Spitzenklasse!


Zweiteiliger Karbon-Teleskopstock

Superstabiler und extraleichter Teleskopstock aus Karbon. Die Länge ist durch eine spezielle Dreh-Klemmvorrichtung stufenlos einstellbar. Das Oberteil ist ganzflächig mit Reflexfolie versehen. Das Unterrohr ist mit einem 8-mm-Innengewinde zur Aufnahme verschiedener Tast-/Rollspitzen ausgestattet. Der Karbon-Teleskopstock wird mit einer sehr verschleißfesten und gleitfreundlichen Keramik-Schraubkugel geliefert. Er ist in den Längen 128 cm und 150 cm erhältlich.

  • Der Teleskopstock mit der Länge 128 cm ist von 67 bis 128 cm ausziehbar,
        kostet 115,00 Euro und hat die Best.-Nr. 152 3000-1.
  • Der Teleskopstock mit der Länge 150 cm ist von 80 bis 150 cm ausziehbar,
        kostet 115,00 Euro und hat die Best.-Nr. 152 3001-1.

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Bleekstraße 26, D-30559 Hannover

Verkauf Hannover
Tel.: 05 11 / 9 54 65-0

Verkauf Blista Marburg
Tel.: 0 64 21 / 60 60

E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
www.deutscherhilfsmittelvetrieb.de

RTB

Sicher geleitet.


Taster "Berlin"

  • Verdeckte Anforderung (z.B. zur Verlängerung der Grünphase oder Zuschaltung des Blindensignals)
  • Taktile Signalisierung durch Vibrationsmodul
  • Pilotton im Taster

Akustik "Berlin"

  • Lautstärkeabhängige Regelung
  • Optimaler Lärmschutz durch Schallausrichtung
  • Gemäß den gängigen Richtlinien

net.1

  • Kostengünstige Ausstattung von Altanlagen
  • Vermeidung aufwendiger Erdarbeiten
  • Effektive Nutzung vorhandener Erdkabel

RTB GmbH & Co. KG
Telefon: 0 52 52 / 97 06-0
E-Mail: info@rtb-bl.de

Handy Tech

Elektronische Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte


Im Mittelpunkt steht der Mensch

Blinde und Sehbehinderte brauchen die richtigen Hilfsmittel um Ihren Alltag privat und beruflich zu meistern.

Handy Tech ist der zuverlässige Partner für Ihre maßgeschneiderte Lösung. Unsere Kundenberater können Sie optimal beraten, da sie meist selbst blind oder sehbehindert sind und die Hilfsmittel täglich nutzen.

Gemeinsam finden wir für Sie die richtige Hilfsmittelausstattung und ermitteln für Sie den zuständigen Kostenträger. Sie erhalten von uns eine auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Komplettlösung inklusive Installation und Schulung bei Ihnen vor Ort.

Vereinbaren Sie gleich mit uns einen Termin. Wir freuen uns auf Sie!


Handy Tech Elektronik GmbH
Brunnenstraße 10, 72160 Horb-Nordstetten
Tel.: 0 74 51 55 46-0
Fax: 0 74 51 55 46-67
E-Mail: info@handytech.de
Internet: www.handytech.de


Stuttgart: 07 11 / 2 20 22 99-0

Köln: 02 21 / 92 15 56-0

Marburg: 0 64 21 / 69 00 12-0

Lüneburg: 0 41 31 / 69 96 98-0

Beilage:

Hörfilm-Forum

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

Di, 1.11.11, 14.20 Uhr, WDR
Die Ostsee (1)  –  Zwischen Deutschland und Litauen


Di, 1.11.11, 15.05 Uhr, WDR
Die Ostsee (2)  –  Zwischen Litauen und Dänemark


Di, 1.11.11, 23.30 Uhr, HR
Ein Ort für die Ewigkeit


Mi, 2.11.11, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Bierkrieg


Mi, 2.11.11, 1.05 Uhr, 3sat
37 Grad: Nur kein Gramm zuviel


Mi, 2.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Laconia (1)


Do, 3.11.11, 9.15 Uhr, Arte
Räumkommando Riesenratte


Do, 3.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Laconia (2)


Do, 3.11.11, 20.15 Uhr, Arte
Brokeback Mountain


Do, 3.11.11, 23.00 Uhr, ORF2
Ein Fall für zwei: Schweigen ist Geld


Fr, 4.11.11, 14.45 Uhr, Arte
Brokeback Mountain


Sa, 5.11.11, 16.20 Uhr, WDR
Die wilden Pferde der Namib-Wüste


So, 6.11.11, 20.00 Uhr, SF1
Tatort: Borowski und der coole Hund


So, 6.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Tatort: Borowski und der coole Hund


So, 6.11.11, 22.30 Uhr, ORF2
Tatort: Borowski und der coole Hund


Mo, 7.11.11, 14.45 Uhr, Arte
Boxhagener Platz


Mo, 7.11.11, 23.30 Uhr, HR
Marnie


Di, 8.11.11, 20.15 Uhr, 3sat
Die Zeit der Kraniche


Di, 8.11.11, 20.15 Uhr, WDR
Abenteuer Erde: Tauchfahrt in gefährlichen Tiefen  –  Die Straße von Messina


Di, 8.11.11, 20.15 Uhr, ORF1
Soko Donau: Erbschuld


Di, 8.11.11, 0.50 Uhr, 3sat
Die Zeit der Kraniche


Mi, 9.11.11, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Schön ist anders


Mi, 9.11.11, 0.20 Uhr, 3sat
37 Grad: 400 Kilometer für ein Fohlen


Do, 10.11.11, 23.00 Uhr, ORF2
Ein Fall für zwei: Eifersucht


Fr, 11.11.11, 10.20 Uhr, ARD
Ivanhoe, der schwarze Ritter


Sa, 12.11.11, 13.30 Uhr, ARD
Die Alpenklinik  –  Eine Frage des Herzens


So, 13.11.11, 10.03 Uhr, ARD
Die kluge Bauerntochter


So, 13.11.11, 11.00 Uhr, MDR
Miss Marple: 16:50 ab Paddington


So, 13.11.11, 13.40 Uhr, ZDF
Der Tiger von Eschnapur


So, 13.11.11, 15.20 Uhr, ZDF
Das indische Grabmal


So, 13.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Polizeiruf 110: Zwei Brüder


So, 13.11.11, 20.15 Uhr, SF1
Mord hinterm Vorhang


So, 13.11.11, 3.00 Uhr, 3sat
Schön, dass es dich gibt


Di, 15.11.11, 20.15 Uhr, WDR
Abenteuer Erde: Löwen gegen Krokodile


Mi, 16.11.11, 18.15 Uhr, Arte
Vom Todesstreifen zur Lebensader  –  Das grüne Band


Mi, 16.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Im falschen Leben


Mi, 16.11.11, 20.15 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Berlin ist das Paradies (1)


Mi, 16.11.11, 21.03 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Wo wir sind, ist vorne (2)


Mi, 16.11.11, 21.52 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Der Überfall (3)


Mi, 16.11.11, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Tanz auf dem Hochseil


Mi, 16.11.11, 22.25 Uhr, 3sat
Vater, unser Wille geschehe


Mi, 16.11.11, 0.40 Uhr, 3sat
37 Grad: Zeit der Entscheidung


Do, 17.11.11, 10.30 Uhr, ARD
Im falschen Leben


Do, 17.11.11, 20.15 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Der Verrat (4)


Do, 17.11.11, 21.03 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Nur ehrliche Liebe ist wahre Liebe (5)


Do, 17.11.11, 21.52 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Rosen fallen vom Himmel (6)


Do, 17.11.11, 22.41 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Wer Angst hat, verliert (7)


Do, 17.11.11, 23.00 Uhr, ORF2
Ein Fall für zwei: Tödliches Erbe


Fr, 18.11.11, 20.15 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Was kostet Berlin (8)


Fr, 18.11.11, 21.02 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Du bekommst, was dir zusteht (9)


Fr, 18.11.11, 21.50 Uhr, Arte
Im Angesicht des Verbrechens: Alles hat seine Zeit (10)


So, 20.11.11, 11.00 Uhr, MDR
Miss Marple: Der Wachsblumenstrauß


So, 20.11.11, 20.00 Uhr, SF1
Tatort: Der Tote im Nachtzug


So, 20.11.11, 20.15 Uhr, Arte
Fitzcarraldo


So, 20.11.11, 22.45 Uhr, Arte
Mein liebster Feind


Mo, 21.11.11, 23.15 Uhr, NDR
Das Mädchen und der Rapper


Di, 22.11.11, 20.15 Uhr, SWR
Tatort: Tödliche Ermittlungen


Di, 22.11.11, 20.15 Uhr, WDR
Abenteuer Erde: Schneeleoparden  –  Geister des Hindukush


Di, 22.11.11, 20.15 Uhr, ORF1
Soko Donau: Der Austausch


Mi, 23.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Der Mann auf dem Baum


Mi, 23.11.11, 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Alles Lüge


Mi, 23.11.11, 23.35 Uhr, MDR
Schön, dass es dich gibt


Mi, 23.11.11, 0.25 Uhr, 3sat
37 Grad: Fremd im eigenen Viertel


Mi, 23.11.11, 0.15 Uhr, ORF2
Die Vögel


Do, 24.11.11, 10.30 Uhr, ARD
Der Mann auf dem Baum


Do, 24.11.11, 12.30 Uhr, MDR
Schön, dass es dich gibt


Do, 24.11.11, 23.00 Uhr, ORF2
Ein Fall für zwei: Eine mörderisch gute Idee


Do, 24.11.11, 1.45 Uhr, Arte
Mein liebster Feind


Do, 26.11.11, 21.45 Uhr, HR
Tatort: Schlaflos in Weimar


Sa, 26.11.11, 0.45 Uhr, ARD
James Bond  –  Liebesgrüße aus Moskau


Sa, 26.11.11, 1.35 Uhr, Arte
Fitzcarraldo


So, 27.11.11, 11.00 Uhr, MDR
Miss Marple: Vier Frauen und ein Mord


So, 27.11.11, 20.00 Uhr, SF1
Tatort: Ein ganz normaler Fall


Di, 29.11.11, 20.15 Uhr, WDR
Abenteuer Erde: Am Rande der Welt  –  Bärenleben in der Arktis


Di, 29.11.11, 20.15 Uhr, ORF1
Soko Donau: Titel folgt


Di, 29.11.11, 22.30 Uhr, SWR
Monogamie für Anfänger


Mi, 30.11.11, 20.15 Uhr, ARD
Nacht ohne Morgen


Mi, 30.11.11, 20.15 Uhr, ORF1
Schatten, die dich holen


Mi, 30.11.11, 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Ein todsicherer Plan


Mi, 30.11.11, 22.25 Uhr, 3sat
Das Leuchten der Sterne


Mi, 30.11.11, 0.25 Uhr, 3sat
37 Grad: Ich will's mal besser haben



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