Gegenwart Ausgabe 05/2010

"Die Gegenwart" Heft 05/2010

Inhaltsverzeichnis Heft 05/2010

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Impressum

Editorial

Spezial:

Deutscher Hörfilmpreis 2010

8. Deutscher Hörfilmpreis  –  Die Preisträger

Stimmen von der Hörfilm-Preisverleihung 2010

Bonus auf DBSV-Inform: Ohrfunk-Interviews vom Deutschen Hörfilmpreis 2010

DBSV-Nachrichten:

Aufbruch ins inklusive Zeitalter

DBSV-Verbandstag 2010

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Standpunkt:

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Thema: UN-Konvention

Nichts über uns ohne uns!

Der lange Weg zur Konvention

Beispiellose Beteiligung der Betroffenen

Die generelle Bedeutung der BRK

Kurzinfo: BRK im Wortlaut

Welches Potenzial steckt in der UN-Konvention?

AG 1: Bildung

AG 2: Beruf

AG 3: Soziale Teilhabe

Die BRK  –  kein unbekanntes Wesen mehr

Damit aus Worten Taten werden

Der Regierung auf die Finger schauen

Kurzinfo: Deutsches Institut für Menschenrechte

Rheinland-Pfalz veröffentlicht Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention

In Kürze:

Reisen

Tag der offenen Tür in Rochsburg

Herbst-Tage am Timmendorfer Strand

Freizeit

Ran an die Schminkkästen

Lesungen: Blinde Schönheit

Kulturwochenende in Rendsburg

Saxophon-Hit in drei Stunden

Seminare und Tagungen

Sprachkurse im Sehzentrum Berlin

Uni-Tag an der TU Dresden

Vollschrift lernen in Georgenthal

Zwei Kurse in Tabellenkalkulation

Service

Beratung zum Persönlichen Budget

Leserpost:

Offen, ehrlich und schonungslos

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Kurzinfo: Leser schreiben für Leser

Kultur:

Kulturwoche bringt Aliens zum Tanzen

Gesellschaft:

Wie viel Inklusion kann unsere Gesellschaft?

Kurzinfo: 5. Mai: Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Recht:

Einkaufsfuchs auf Rezept

Kurzinfo: Rechte behinderter Menschen

Menschen:

Vom unpassenden Accessoire zum "Zauberstock"

Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Leben:

Mobilität durch den Langstock oder: die Kraft, sich zu outen

Kurzinfo: IRIS feiert 30. Geburtstag

Medien:

Bücher

Die Erfindung des Lebens

Zwei an einem Tag

Kurzinfo zum Medibus-Katalog

Sprich, damit ich dich sehe

Zeitschriften

Der Regenbogen  –  neue Töne im atz-Unterhaltungsmagazin

Kurzinfo zur Hörzeitungsauskunft

Sport:

Goldregen für Verena Bentele

Meldungen

Blindenfußball vor dem Reichstag

ISC Kirchderne ist Deutscher Torballmeister 2010

Skat-Olympiade in Thüringen

Raucherskatturnier in Georgenthal

Für Sportfans: alles in Braille

Aus den Ländern:

Hessen

Journalistisches Schaffen im Dienste behinderter Menschen

Mecklenburg-Vorpommern

Fußgänger und Radfahrer müssen keine Gegner sein

Nordrhein-Westfalen

Astronomie zum Hören und Anfassen

Rätsel:

Mai-Rätsel

Lösung des April-Rätsels

Anzeigen:

Besen, Bürsten und Matten, Flecht- und Webarbeiten

Private Kleinanzeigen

Verkaufe

Suche

Partnersuche

Verschiedenes

Gewerbliche Anzeigen

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Der Blindenhörbuchladen

SynPhon GmbH

AASB Maria Seidling

Kolless Spezialuhren

Deutscher Hilfsmittelvertrieb

BFW Würzburg

Papenmeier

RTB

Handy Tech

Hörfilm-Forum:

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

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Titelbild:
Im Blitzlichtgewitter: Schauspieler, Filmschaffende, Politiker und andere Prominente liefen beim 8. Deutschen Hörfilmpreis in Berlin über den roten Teppich vorbei an der großen Schar von Fotografen und Filmteams. Schirmherrin Christine Neubauer (Mi.) und Schauspielerin Dennenesch Zoudé freuen sich über das Medieninteresse und posieren für die Kameras.


Rückseite:
Festivalgesichter  –  Besucher des Louis Braille Festivals der Begegnung sprechen über ihre Wünsche
"Ich finde es gut, blinde und sehende Freunde zu haben. Mit sehenden Kindern gehe ich zur Schule, mit blinden Kindern mache ich Judo. Wenn ich groß bin, möchte ich Anwalt werden."
        Vladimir Kovalchuk (10) aus Langenhagen bei Hannover



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
64. Jahrgang.


Redaktion: Irene Klein (Leitung), Inka Strunk

Redaktionsassistenz: Ilona Nicolai

Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: (0 30) 28 53 87-130
Fax: (0 30) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org (auch für Anzeigen)


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke

Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer)

  • in Punktschrift,
  • in Schwarzschrift und
  • im Internet unter www.dbsv.org (ausgewählte Beiträge)

Die "Gegenwart" ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die von Mitgliedern aller Landesvereine des DBSV kostenfrei bezogen werden kann.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

Einzugsermächtigung wird erbeten.


Weitere Informationen beim
DBSV-Zeitschriftenverlag
Petra Wolff
Tel.: (0 30) 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 100 205 00,
Sonderkonto Zeitschriftenverlag, Konto-Nr. 3273301


Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr sind bis Ende September vorzunehmen.


Anzeigenpreise:

Private Kleinanzeigen bis 180 Zeichen kosten 5 Euro, jedes weitere Wort 50 Cent.
Kommerzielle Kleinanzeigen kosten 9 Euro pro Druckzeile.
Für Großanzeigen und Beilagen bitte Preisliste anfordern.

Anzeigenschluss ist jeweils der 1. des Vormonats 1. des Vormonats (für die Januar-Ausgabe der 20.11.).


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola-Film GmbH


Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Neuerungen spalten die Menschheit gerne in zwei Lager: auf der einen Seite die Skeptiker, auf der anderen die Euphoriker. So macht es auch die UN-Behindertenrechtskonvention, die in Deutschland seit März 2009 geltendes Recht ist. Von einem "Neuanfang in der Behindertenpolitik" sprechen die einen. "Alter Wein in neuen Schläuchen", wiegeln die anderen ab. Eine gemeinsame Fachtagung von DBSV und DVBS, die der "Gegenwart" Anlass für einen Schwerpunkt bietet, sollte Klarheit bringen. Welches Potenzial steckt tatsächlich in der Konvention? Welche neuen Argumente gibt es, um gerade den Forderungen blinder und sehbehinderter Menschen Nachdruck zu verleihen? Und wie lässt sich das Übereinkommen für die politische Arbeit nutzen? Am Ende waren sich die Teilnehmenden einig: Ein zahnloser Tiger ist die UN-Konvention nicht. Schließlich kann sie gute Ansätze der bestehenden Gesetze verstärken, die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft vorantreiben und damit die Lebenssituation behinderter Menschen maßgeblich verbessern.

Wer im Sinne der Inklusion mittendrin in der Gesellschaft sein möchte, muss sich öffnen  –  im Kleinen wie im Großen. Die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises ist ein Beispiel dafür. Wie in der aktuellen "Gegenwart" zu lesen ist, war die Gästeschar auch in diesem Jahr wieder groß und prominent. Und wer die Idee des Hörfilms einmal begriffen hat, ist seinerseits ein Stück offener für blinde und sehbehinderte Menschen geworden.

Ob mit den Ohren, den Händen oder den Augen  –  ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Irene Klein
Redaktion "Gegenwart"  

Spezial:

Deutscher Hörfilmpreis 2010

Einmal im Jahr sucht der DBSV die ganz große Öffentlichkeit  –  bei der Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises. Am 23. März wurde in Berlin wieder der rote Teppich ausgerollt. Rund 500 Gäste  –  Stars aus Film und Fernsehen ebenso wie blinde und sehbehinderte Filmfans  –  wollten wissen, an welche Hörfilme die begehrte Auszeichnung geht. Es ist eine Gala, die zwei Welten einander näher bringt und manch Sehendem die Augen öffnet.


"Um Filme zu lieben, muss man sie nicht sehen", erschallt es über die Lautsprecher des Atriums der Deutschen Bank Unter den Linden. Schauspieler, Filmproduzenten, Politiker, Förderer und Fans des Hörfilms haben ihre Plätze eingenommen. Der Raum ist dunkel. In klaren Sätzen beschreibt eine Frauenstimme den Saal und wie der Moderator des Abends, Jörg Thadeusz, "leichtfüßig" die Bühne betritt. Schon sind alle informiert, was eine Audiodeskription leisten kann. Das Licht wird eingeschaltet und weil Thadeusz die Beschreibung aus dem Off zu "schmeichelhaft" erscheint, versucht er es mit einer eigenen Variante. Da werden die kurzen Haare durch deutliche Spuren von Haarausfall ersetzt, da ist von einem untersetzten Körperbau die Rede. Dass er seine Nervosität nicht verbergen könne, ist zu erfahren. Schließlich sei er der erste Mann, der den Deutschen Hörfilmpreis moderiert.

Schauspielerin Christine Neubauer, die bereits zum zweiten Mal die Schirmherrschaft des Deutschen Hörfilmpreises übernommen hat, wird auf die Bühne gebeten. Von den Schmeicheleien des Moderators unbeeindruckt, erklärt sie: "Mit dem langen Saum meiner Hose verlängere ich optisch meine Beine. Denn ich bin kleiner, als man denkt." Sie ist mit Elan bei der Sache und unterstreicht die Bedeutung von Hörfilmen, die Bilder hörbar machen und blinden und sehbehinderten Menschen die Teilhabe an kulturellen Ereignissen ermöglichen. Ihre Botschafterrolle scheint Neubauer sehr ernst zu nehmen  –  jedenfalls kann sie gleich für ihren nächsten Film mit Audiodeskription werben.

Um auch den Neulingen verständlich zu machen, was ein Hörfilm ist und was eine gute Audiodeskription ausmacht, startet Jörg Thadeusz gemeinsam mit DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke eine Versuchsreihe in drei Schritten. Gezeigt wird dreimal dieselbe Filmsequenz, zunächst ohne Bild, nur mit der regulären Tonspur, dann ohne Bild, aber mit Audiodeskription und schließlich mit Bild und Audiodeskription. Das Saal-Mikrofon landet bei Schauspielerin Karoline Herfurth im Publikum, die ihre Filmkenntnisse beweisen soll. Sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Ausschnitt tappt sie im Dunkeln. Erst nach dem dritten Anlauf gibt es keinen Zweifel mehr: Es sind die Bilder des Oscar-prämierten Films "Slumdog Millionär".

Gerade mal 5000 Euro kostet eine Audiodeskription  –  ein verschwindend geringer Betrag angesichts der Gesamtproduktionskosten eines Films. Warum gibt es trotzdem nicht mehr Hörfilme, will Thadeusz vom Geschäftsführer des DBSV wissen. Der spricht vor allem von Barrieren in den Köpfen, die es einzureißen gilt, bevor das nötige Geld fließt.

Nach einem Auftritt von Sängerin Annett Louisan, die extra für den Deutschen Hörfilmpreis ihre so genannte Kreativpause unterbrochen hat, präsentiert Renate Reymann, Präsidentin des DBSV, die Blindenstiftung Deutschland. Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums wurde das Projekt "Akustik-Kids" realisiert. Sehende, sehbehinderte und blinde Kinder trafen sich zu einem Workshop, um gemeinsam Lieder zu entwickeln. Ein sehbehindertes Mädchen aus der Gruppe kommt mit Schauspieler Götz Otto auf die Bühne und erzählt von seinen Erfahrungen. Als nächstes Integrationsprojekt der Blindenstiftung sollen die "Zirkus-Kids" folgen, für die Götz Otto die Patenschaft übernimmt.

Eine Patenschaft kann man auch für Hörfilme übernehmen. Wie das geht, erläutert Martina Wiemers, Geschäftsleitung Deutsche Hörfilm gGmbH. Auch die Berliner "Tatort"-Kommissare Dominic Raacke und Boris Aljinovic wissen, wovon die Rede ist. Denn sie haben sich im vergangenen Jahr, nachdem eine ihrer "Tatort"-Folgen mit dem Deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet worden war, spontan für die Finanzierung eines Hörfilms bereit erklärt. Das Ergebnis ist inzwischen als DVD im Handel: "Zerrissene Umarmungen" von Pedro Almodóvar.

Die Spannung wächst. Wie werden die Preisträger des Jahres 2010 heißen? Als Vorsitzender der Jury ergreift Dr. Dietrich Plückhahn das Wort und erklärt, dass das Niveau der Einreichungen von Jahr zu Jahr steigt und damit die Bewertung immer schwieriger wird. Deshalb werden in diesem Jahr zwei gleichrangige Preise vergeben. Schauspielerin Saskia Valencia, die zum ersten Mal der Jury angehörte, erzählt, wie sie die 13 nominierten Filme zunächst mit geschlossenen Augen angeschaut hat, um die Bilder, die in ihrem Kopf entstanden sind, dann mit den tatsächlichen Bildern des Films abzugleichen.

Nachdem alle Beiträge mit einem kurzen Ausschnitt präsentiert wurden, bittet Jörg Thadeusz Schauspielerin Dennenesch Zoudé auf die Bühne. Sie darf den ersten roten Umschlag öffnen und gibt als Gewinner des 8. Deutschen Hörfilmpreises die norwegische Komödie "Elling" bekannt. Elling ist ein 40-jähriges Muttersöhnchen, der sich nach einem zweijährigen Psychiatrieaufenthalt zusammen mit seinem robusten Zimmergenossen Kjell den Tücken des Alltags stellen muss. In ihrer Laudatio würdigt Zoudé die treffende, lakonische Sprache der Audiodeskription, die den Duktus des Films aufnimmt. Hans-Wolfgang Jurgan, Geschäftsführer der Degeto Film, die Filmbeschreiberinnen Susanne Linzer und Evelyn Sallam und die Sprecherin Cathlen Gawlich nehmen die Auszeichnung entgegen.

Mit dem zweiten Preis wird das Schweizer Familiendrama "Vitus" ausgezeichnet. Regisseurin Sophie Heldman würdigt in ihrer Laudatio vor allem Bruno Ganz, der den Großvater des sechsjährigen Wunderkindes Vitus spielt. Einfühlsam und mit Schalk im Nacken begleitet er seinen Enkel und führt ihn auf seinen Weg. Bruno Ganz, der sich bei Gala-Veranstaltungen rar macht, zeigt sich in seinen Dankesworten äußerst angetan von Hörfilmen  –  zumal er beobachten muss, dass Sprache im Film immer nachlässiger behandelt wird. Mit ihm freuen sich über die Auszeichnung Dr. Christoph Hauser, Programmdirektor von ARTE, sowie die Filmbeschreiberin Sabine Ziehm.

Mit besonderer Spannung wird der Publikumspreis erwartet, der in diesem Jahr zum ersten Mal ausgelobt wurde. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, verliest die Stimmenanteile für die ersten drei Filme. Für "Krabat" haben 13 Prozent der Hörfilm-Fans gestimmt, das Musical "Stärker als die Dunkelheit" kommt auf 17 Prozent. Gewinner wird mit 47 Prozent der abgegebenen Stimmen der deutsch-amerikanische Film "Der Vorleser". Erzählt wird von der Liebesbeziehung eines 15-jährigen Schülers zu einer zwanzig Jahre älteren Frau, die sich später als ehemalige KZ-Aufseherin herausstellt. Wowereit übergibt den Preis an Hauptdarsteller David Kross, Produzent Michael Simon de Normier und Bernd Benecke vom Bayerischen Rundfunk, der den Spielfilm eingereicht hatte.

Die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises ist eine Gala, die von Jahr zu Jahr mehr Prominenz anzieht. Rund 500 Gäste aus Film und Fernsehen, Wirtschaft und Politik sind in diesem Jahr über den roten Teppich geschritten. Sie haben sich sehen lassen, sich in ihren feinen Roben gezeigt, im Blitzlichtgewitter posiert. Aus einer Welt des Sehens sind sie gekommen, um sich auf eine Welt des Hörens einzulassen.

Uta Borchert
Filmbeschreiberin der Deutschen Hörfilm gGmbH  


8. Deutscher Hörfilmpreis  –  Die Preisträger

"Elling"
Komödie/Drama; Norwegen, 2001
Regie: Petter N‘ss
eingereicht von Degeto Film

"Vitus"
Drama; Schweiz, 2006
Regie: Fredi M. Murer
eingereicht von ARTE

Publikumspreis: "Der Vorleser"
Drama; USA/Deutschland, 2008
Regie: Stephen Daldry
eingereicht vom Bayerischen Rundfunk

Stimmen von der Hörfilm-Preisverleihung 2010

Bruno Ganz, Schauspieler

"Ich fühle mich hier am richtigen Ort. Das hat mit meiner Sprachverliebtheit zu tun. Ich finde es fantastisch, noch mal zu hören, was ich auch sehe. Diese Art von Film ist für mich ein Riesen-Vergnügen."


Christine Neubauer, Schauspielerin und Schirmherrin des Deutschen Hörfilmpreises

"Wir haben einen so wunderbaren Beruf, und daraus entstehen Filme, die uns in eine andere Welt entführen. Das soll allen Menschen zugänglich sein. Hörfilme schaffen es, diese Welt entstehen zu lassen in den Köpfen der Menschen, die nicht sehen können. Das unterstütze ich sehr gerne."


Jörg Thadeusz, Moderator des Deutschen Hörfilmpreises 2010

"Wenn man das hier mitkriegt, kann man sich nur wünschen, dass die Teilhabe komplett stattfinden kann. Dass nicht zwei Sehende kommen und sagen: Hast du 'Das weiße Band' gesehen? Und der Blinde ist automatisch ausgeschlossen. Sondern er kann sagen: Ja, den Film kenn ich auch, hat mir an den und den Stellen nicht so gut gefallen."


Götz Otto, Schauspieler

"Wenn ich bei der Fernbedienung mal auf die Zusatzspur komme, gibt es Hörfilmfassungen, die mich als Normalsehenden auch ansprechen. Es gibt aber auch andere, wo ich sofort wegschalte. So ein Hörfilm macht sehr viel Arbeit. Leute auszuzeichnen, die normalerweise im Hintergrund stehen, das finde ich gut."


Anastasia Zampounidis, Moderatorin

"Ich habe heute bei Facebook gepostet, dass ich hierher komme und da gab es natürlich gleich ein paar Kommentare: Was sind denn Hörfilme?  –  Seit wann gibt es das?  –  Wie geht das? Man tauscht sich aus und schon verbreiten sich solche Informationen."


Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin

"Ein gelungener Abend: sehr schöne Veranstaltung, super Preisträger, schöne Atmosphäre. Berlin ist ja einer der größten Produktionsstandorte. Hörfilme weiter zu pflegen und auszubauen, ist wichtig  –  und sie bei der Filmförderung mit förderungsfähig zu machen."


Karoline Herfurth, Schauspielerin

"Ich habe heute drei Dinge gelernt. Erstens war ich erstaunt, dass eine Hörfilmbearbeitung nur 5000 Euro kostet und dass es trotzdem keine Selbstverständlichkeit ist. Zweitens ist es eine Erfahrung, wenn man nur den Ton eines Films hört, wie sehr man sich darauf verlässt, Informationen über das Auge aufzunehmen. Und drittens habe ich mir Gedanken gemacht, was mein Schauspiel für jemanden ist, der mich nicht sieht, sondern nur hört. Das war für mich ganz wichtig, um mich in meiner Arbeit neu wahrzunehmen  –  über die Stimme und nicht über den Ausdruck und die Mimik."


Nina Eichinger, Moderatorin

"Hörfilm ist für mich ganz neu. Ich kannte nur Hörspiele. Ich finde, das ist eine ganz tolle Idee. Es sollte komplett normal sein, dass man bei DVDs auf Hörfilm umschalten kann, wie mit Untertiteln. Es ist ja nicht so, dass es keinen betrifft. Jeder wird im Alter blind  –  manche mehr, manche weniger."


Dominic Raacke, Schauspieler

"Das ist eine schöne Veranstaltung, so relaxt und mit ganz eigenem Charme. So vielen Blinden wie hier bin ich noch nie begegnet. Da begegnen sich zwei Welten, die sich sonst nicht so oft begegnen. Das ist etwas ganz Wichtiges."


Dennenesch Zoudé, Schauspielerin

"Es ist ein ganz wichtiger Preis und ein ganz wichtiges Medium. Die Audiodeskription macht Dinge noch mal bewusster. Damit hat man ein viel größeres Seh-/Hörerlebnis als ohne Beschreibung. Ich bin begeistert."



Bonus auf DBSV-Inform: Ohrfunk-Interviews vom Deutschen Hörfilmpreis 2010

Interviews mit Christine Neubauer, Dr. Dietrich Plückhahn, Brigitte Grothum und Annett Louisan (Eberhard Dietrich, Ohrfunk)


Dazu mehrere Bilder:

    • Machen sich stark für den Hörfilm: Moderator Jörg Thadeusz und Schirmherrin Christine Neubauer. DBSV-Präsidentin Renate Reymann und Geschäftsführer Andreas Bethke begrüßen unter anderem Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und viele Schauspieler wie Nadine Warmuth, Bettina Zimmermann und Eva Habermann oder David Kross und Dennenesch Zoudé.
    • Mit dem Deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet: die Schauspieler David Kross und Bruno Ganz sowie die Sprecherin Cathlen Gawlich und die Filmbeschreiberinnen Evelyn Sallam und Susanne Linzer. Für gute Stimmung zwischen den Verleihungen sorgte Sängerin Annett Louisan.
    • Wiederholungstäter und Hörfilm-Neulinge: Schauspieler Götz Otto, die Moderatorinnen Kerstin Linnartz und Anastasia Zampounidis, "Tatort"-Kommissar Dominic Raacke, Schauspielerin Karoline Herfurth und Moderatorin Nina Eichinger.

DBSV-Nachrichten:

Aufbruch ins inklusive Zeitalter

Das DBSV-Präsidium rüstet sich für neue Zeiten. Die UN-Behindertenrechtskonvention wird zum ständigen Begleiter, ob es um konkrete Maßnahmen zu deren Umsetzung geht oder um bekannte Themen wie die Durchsetzung von Hörfilmen oder die Barrierefreiheit von Automaten. Hans-Werner Lange, Vizepräsident des DBSV und Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen, stand der "Gegenwart" nach der Präsidiumssitzung am 24. März Rede und Antwort.


Herr Lange, die Eindrücke sind noch ganz frisch. Gestern fand die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises statt. Wie war's?

Hans-Werner Lange: Es war eine tolle Veranstaltung. Diesmal ging es darum, auch zehn Jahre Jubiläum der Deutschen Blindenstiftung zu feiern. Das war ein gewisses Risiko, das mit in das Gesamtprogramm des 8. Deutschen Hörfilmpreises aufzunehmen. Insgesamt, denke ich aber, ist es gelungen. Jetzt müssen wir sehen, ob es auch den notwendigen Erfolg für die Stiftung zeitigt. Rundum war es eine locker moderierte, wirklich spannende Veranstaltung. Auch wenn nicht der Film Sieger geworden ist, den ich mir persönlich gewünscht hätte.


Welchem Film hätten Sie den Preis gegönnt?

Schon als Kind fand ich "Krabat" faszinierend. Das Buch ist jetzt in exzellenter Weise verfilmt worden, wirklich spannend, unheimlich dargestellt. Und auch die Audiodeskription ist exzellent gelungen. Das wäre mein Favorit gewesen.


Mitte März haben DBSV und DVBS eine Fachtagung zur UN-Behindertenrechtskonvention veranstaltet. Es ging darum, sich darüber Klarheit zu verschaffen, welches Potenzial speziell für blinde und sehbehinderte Menschen in der Konvention steckt. Wie ist das Fazit des Präsidiums zu dieser Tagung ausgefallen?

Die Tagung war ein großer Erfolg, erstens wegen der großen Beteiligung und zweitens wegen der hochkarätigen Referenten. Und wenn man sich mal ansieht, wie die Teilnehmer diskutiert haben, war das auch exzellent. Da ist sehr viel Fachkompetenz, sehr viel Kreativität zusammengekommen. Es war absolut wichtig, den Menschen, die vor Ort für die Rechte behinderter Menschen kämpfen, aufzuzeigen, dass die UN-Konvention vielleicht kein ganz starkes Instrument ist, wenn es darum geht, direkte Rechte abzuleiten. Aber sie ist in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung ein sehr scharfes Schwert. Viele Dinge, die wir vor zehn Jahren noch gar nicht hätten andiskutieren können, zum Beispiel im Bereich der Barrierefreiheit in den Kommunen, lassen sich jetzt mit der Behindertenrechtskonvention tatsächlich verändern. Das sind Erfolge, die man nicht aus den Buchstaben der Artikel herauslesen kann, die sich aber über die gesellschaftlichen Veränderungen darstellen lassen.


Wie geht es nun weiter? Wie kann sich der DBSV in den Umsetzungsprozess der Konvention einbringen?

Zunächst müssen wir die Tagung dokumentieren, sie aufbereiten, ein bisschen volksnah, wenn ich das so sagen darf, nicht nur für Juristen. Dann geht es um die Frage, was die UN-Konvention für uns als Organisation bedeutet. Wir müssen uns bei unserer Arbeit ja auch daran messen lassen. Es geht um ein Höchstmaß an Individualität für die Menschen. Da werden auch die Einrichtungen, die wir als Selbsthilfe betreiben, auf dem Prüfstand stehen.


Und im politischen Bereich  –  was tut der DBSV, um sich in die Erarbeitung des viel beschworenen Aktionsplans einzubringen?

Wir müssen erst mal sehen, wie sich die Arbeitsgruppen im Bundesministerium für Arbeit und Soziales und beim Bundesbehindertenbeauftragten bilden. Soweit das möglich ist, werden wir uns da einbringen. Das hängt davon ab, nach welchem Schlüssel die Arbeitsgruppen besetzt werden. Ich bin aber ganz optimistisch. Und dann werden wir in vernetzter Aktion mit anderen versuchen, die Interessen behinderter Menschen und im Speziellen blinder und sehbehinderter Menschen bei der Aufstellung der entsprechenden Aktionspläne einzubringen.


Ein ganz anderes Thema: die Touchscreens. Sie sind für blinde und sehbehinderte Menschen immer wieder ein Ärgernis, vor allem bei Banken. Wie setzt sich der DBSV dafür ein, dass blinde und sehbehinderte Menschen bei ihren Bankgeschäften nicht außen vor bleiben?

Wir verhandeln gerade mit den Banken, wie die entsprechenden Automaten, etwa zum Geldabheben, gestaltet sein sollen. Es geht darum, das Ganze mit Sprachausgaben und taktilen Hilfen zu koppeln, so dass wir in der Lage sind, diese Automaten selbstständig zu bedienen. Die Banken stehen vor der Entscheidung, welche Geräte sie zukünftig einsetzen. Ich glaube, da sind wir dabei, gewisse Erfolge zu erzielen und auf Dauer ein Stückchen mehr Barrierefreiheit sicherzustellen, als wir es bisher gewohnt sind.


Wie wir alle wissen, ist der DBSV nicht gerade auf Rosen gebettet, was seine finanzielle Ausstattung angeht. Heute war nun der Jahresabschluss 2009 Thema der Präsidiumssitzung. Was sagen die Zahlen?

Fakt ist, dass wir 2009 zwar nicht in der gleichen Höhe wie in den letzten Jahren, aber doch einen Fehlbetrag von ca. 100.000 Euro haben. Das ist eine Menge Geld  –  erst recht, wenn man bedenkt, dass der DBSV inzwischen einen Großteil seiner Reserven aufgebraucht hat. Wir haben auf der letzten Verwaltungsratssitzung für die Zukunft vorgebaut, um die Pflichtaufgaben unseres Verbandes nachhaltig finanzieren zu können. Da geht es in erster Linie um die Mitgliedsbeiträge. Allerdings ist dieser Bereich sehr differenziert zu betrachten, je nach Leistungsvermögen der einzelnen Mitgliedsverbände. Deswegen haben wir bei der letzten Verwaltungsratssitzung die Beitragserhöhungen verteilt auf die Jahre 2010 und 2011. Das wird dem DBSV in den nächsten zwei Jahren weiterhelfen, aber wir werden mit den Landesverbänden intensiv im Gespräch bleiben. Ein großes Problem ist die Liquidität. Der DBSV muss für Projekte immer mehr in Vorleistung treten. Wir beschaffen uns Geld von Dritten, etwa von der Aktion Mensch, der Glücksspirale oder mitunter auch vom Staat, aber oftmals dauern diese Antragsverfahren sehr lange, und man kann nicht mit jedem Projekt warten, bis das Geld zur Verfügung gestellt wird.


Zum Abschluss noch eine Frage zum Verbandstag, der ja immer näher rückt. Da gibt es traditionell mehrere öffentliche Teile, um die Aktivitäten des DBSV nach außen zu tragen. Was steckt da in der Pipeline?

Wir werden eine Podiumsdiskussion mit den blinden bzw. sehbehinderten Behindertenbeauftragten von vier Bundesländern organisieren. Das ist ganz spannend, weil die natürlich sehr tief in der Materie drin stecken. Dabei wird es wieder um die Fragen gehen: Wie wird die UN-Konvention in den einzelnen Ländern umgesetzt? Was tut sich in Richtung inklusiver Beschulung? Darüber hinaus erwarten wir durchaus prominenten Besuch. Wir müssen abwarten, ob Frau Dr. von der Leyen oder der Bundesgesundheitsminister kommen wird. Ich erhoffe mir Aussagen, was von der Bundesregierung im Bereich der Sozialpolitik zu erwarten ist. Aber genauso wichtig ist, was im Bereich der Gesundheitspolitik passiert. Da geht es um Zusatzbeiträge und um die Hilfsmittelversorgung in der Zukunft. Das sind Fragen, die für behinderte Menschen von größter Bedeutung sind.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Dazu ein Bild: Will sich an der UN-Konvention messen lassen: Hans-Werner Lange, Vizepräsident des DBSV

DBSV-Verbandstag 2010

In der Februar-Ausgabe der "Gegenwart" wurden die Themen vorgestellt, die im Mittelpunkt des DBSV-Verbandstages vom 16. bis 19. Juni stehen werden. Gleichzeitig ging der Aufruf an die Leser, sich zu Wort zu melden und damit die Zukunft des Verbandes mitzugestalten. Die Resonanz war sehr positiv und hat gezeigt, dass die ausgewählten Themen den Nerv der Mitglieder treffen. Im Namen der AG-Leiter dankt die "Gegenwart" ihren Lesern und veröffentlicht einige Auszüge aus den Zuschriften.


AG 1: Der DBSV als Seniorenorganisation  –  "Vergesst uns die Alten nicht ..."

"Auf jeden Fall sollten wir darauf achten, dass nichts ohne die älteren Mitglieder gemacht wird. In Diskussionen erlebe ich es immer wieder, dass Nichtsenioren glauben zu wissen, was alte Menschen wollen und können. Bei Fragen um den öffentlichen Verkehr hört man immer wieder Kommentare wie: Viele unserer älteren Mitglieder sind nicht so mobil. Ist das wirklich immer so? Oder wird nur mal wieder verallgemeinert? Vor allem ist es wichtig, darauf einzugehen, dass klassische Forderungen der Blinden mit Bedürfnissen im Alter kollidieren können  –  zum Beispiel im Bereich Umwelt und Verkehr.

Was mich wundert, ist, dass wir so tun, als wenn die Überalterung ein neues Phänomen wäre. In den Hörbüchereien waren doch schon immer mehr ältere als jüngere Leser eingeschrieben. Und dass das Sehen im Alter durch Diabetes, Grünen oder Grauen Star abnimmt, ist auch nicht neu. Ich denke, dass das Bewusstsein, dass auch die älteren Mitbürger eigene Bedürfnisse haben, in den letzten Jahren zugenommen hat."

André Rabe aus Hamburg  


Hedwig und Dr. Peter Fritsch aus Großräschen verweisen auf die besondere Bedeutung der Rehabilitation bei Neuerblindeten im fortgeschrittenen Alter, insbesondere auf das Mobilitätstraining und die Vermittlung von Lebenspraktischen Fähigkeiten sowie auf die Besonderheiten, die sich für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen in einem Flächenstaat ergeben. In gleicher Richtung äußern sich auch Dr. Herbert Demmel aus München sowie Christa Groth aus Senftenberg.


AG 2: Organisationsentwicklung in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe  –  Was haben wir, was brauchen wir?

"Auch ich kenne Menschen, die aus dem DBSV ausgetreten sind oder sich mit diesem Gedanken tragen. Auch mich beschäftigt dieser Gedanke schon eine Weile. Ich habe das Gefühl, dass es durch die Professionalisierung der Blindenselbsthilfe im Verband immer kälter wird, schon dadurch, dass es kaum noch Vertrauensleute im früheren Sinne gibt, die neben der Beitragskassierung auch Ansprechpartner für Blinde im Wohngebiet waren. Dabei war Zeit für manch privates Wort, was gerade ältere Mitglieder zu schätzen wussten. Nun überweist man seinen Beitrag, holt sich Rat in der Beratungsstelle, wo man einer von vielen ist.

Auch habe ich das Gefühl, dass drei Lobbygruppen im Verband besonders dominieren: Führhundhalter, Computerfreunde und besonders Mobile. Wer keiner dieser Gruppen angehört, kann sich als Außenseiter fühlen. Wer weniger mobil ist als andere und das auch zeigt, muss mit geringschätzigen Bemerkungen rechnen. Dabei haben weniger Mobile vielleicht gerade dort ihre Stärken, wo die Schwächen der "Mobilisten" beginnen, und man könnte sich gut ergänzen. Für die Mitgliederwerbung wäre es sicher hilfreich zu wissen, weshalb Mitglieder austreten."

Ursula Steinbrich aus Chemnitz  


"Serviceleistungen des DBSV sind wichtig, aber er muss aktive Politik treiben. Die Vernetzung sowohl bei der Trägerschaft von Einrichtungen als auch bei der Verfolgung verbandspolitischer Ziele hat sich sehr positiv ausgewirkt. Die soziale Landschaft und die rechtlichen Grundlagen werden zunehmend von der Entwicklung in Europa bestimmt. Deshalb ist auch direkte Einflussnahme und Repräsentanz in Europa notwendig.

Sein Leben und Schicksal muss jeder blinde oder hochgradig sehbehinderte Mensch höchstpersönlich bewältigen. Die Blindenselbsthilfe kann dabei helfen und ermutigen. Das erfordert Engagement vor Ort. Deshalb können die Landesorganisationen und ihre Gliederungen nicht nur Vollstrecker von DBSV-Entscheidungen sein. Vernetzung und Erfahrungsaustausch sind erforderlich."

Dr. Herbert Demmel aus München  


"Der DBSV könnte sich noch mehr als Interessenvertretung der sehbehinderten Menschen etablieren. Viele Betroffene haben Scheu vor dem 'Blindenverband'. Auch gibt es hier eine Reihe von Rechtsfragen, besonders bei der Versorgung mit Hilfsmitteln durch die Krankenkassen. Auch ein Sehbehindertengeld gibt es in vielen Bundesländern nicht. Ein sehbehinderter Mensch benötigt oft teure Blindenhilfsmittel, erhält aber keine finanzielle Unterstützung.

Eine Trennung von blinden und sehbehinderten Mitgliedern finde ich nicht sinnvoll. Die Probleme sind in vielen Bereichen nicht wesentlich verschieden. Ein Austausch untereinander ist in jedem Fall hilfreich."

Ulrike Dost aus Magdala  


AG 3: Zukunft des Ehrenamtes  –  Wenn Menschen Aufgaben und Aufgaben Menschen suchen

"Ehrenamtliche Arbeit ist für einen Verband wie unseren unverzichtbar. Ich stelle jedoch fest, dass die finanziellen und politischen Verhältnisse immer schwieriger werden. Daraus folgt, dass es trotz Bündelung der einzelnen Selbsthilfegruppen immer schwieriger wird, sehbehinderte und blinde Menschen optimal zu beraten und betreuen. Hier kann nicht immer auf das Ehrenamt abgewälzt werden. Die Gesetzgebung ist kompliziert und die örtlichen Organe müssen ständig ermahnt werden, welche Dinge getan werden müssen, damit Sehbehinderte oder Blinde sich in ihrer Umgebung bewegen können. Dafür müssten finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden, so dass Menschen mit bezahlten Arbeitsplätzen die ehrenamtliche Arbeit unterstützen können. Diese regulären Jobs könnten in hohem Maße auch sehbehinderte und blinde Menschen übernehmen und somit schlagkräftig argumentieren. Als Ehrenamt ist dies nur noch unzureichend machbar."

Andreas Leutloff aus Lutherstadt Wittenberg  


AG 4: Barrierefreier Zugang zu Information und Medien  –  Herausforderungen für Gesellschaft und Selbsthilfe

Die Zuschriften zu den Arbeitsgruppen 4 und 5 enthalten zahlreiche konkrete Vorschläge, die hier nicht umfassend wiedergegeben werden können. Zur Diskussion und zum Weiterdenken sollen folgende Auszüge anregen:

  • Dr. Herbert Demmel erinnert daran, neben der Bedienbarkeit von TV- und DVD-Geräten den Zugang zum Radio nicht aus dem Auge zu verlieren. Gerhard Stoll aus Hürth weist darauf hin, dass die Programminformationen für Radio und Fernsehen sowohl im Internet als auch auf anderen Wegen zugänglich bleiben müssen.
  • Herr Demmel stellt heraus: "Beim Aufbau digitaler Bibliotheken muss darauf geachtet werden, dass sie auch von blinden Menschen genutzt werden können. Dazu gehört nicht nur die Möglichkeit des Lesens oder Hörens, sondern auch des Recherchierens."
  • Gerhard Winkler aus Treuen schlägt vor, die grundlegenden Benutzerhandbücher für den PC im DAISY-Format zu erstellen.
  • André Rabe schlägt für elektronische Geräte die Schaffung einer einheitlichen Schnittstelle zum Anschluss einer Braillezeile vor.
  • Andreas Leutloff sieht einen großen Mangel an Hilfsmitteln und geeigneten Lehrmaterialien für blinde und sehbehinderte Schüler.
  • Hedwig und Dr. Peter Fritsch sehen Verbesserungspotenziale bei den Informations- und Kommunikationsangeboten der DBSV-Geschäftsstelle, den Landesverbänden und Hilfsmittelanbietern. Gewünscht sind die Wahlfreiheit bei Briefen zwischen Brailleschrift, E-Mail oder Schwarzschrift sowie der Versand von Rechnungen in digitaler Form.
  • Paul J. Fiech aus Dortmund fasst gewissermaßen die Leserzuschriften in der Aussage zusammen, sich den Mut zum Träumen zu erhalten und anstehende Problemfelder offen und engagiert anzugehen.

AG 5: Mobilität und Barrierefreiheit  –  Neue Wege gehen, Grenzen überwinden

Die Zuschriften zur Verbesserung der Mobilität lassen sich zwei Schwerpunkten zuordnen: einerseits der Barrierefreiheit und andererseits der leichteren Bedienbarkeit von Hilfsmitteln und Navigationsgeräten.

Beim Thema Barrierefreiheit wird in folgenden Bereichen Handlungsbedarf gesehen:

  • Existierende Leitsysteme sind oft unzureichend und nicht aufeinander abgestimmt (Wolfgang Itter aus Rostock).
  • Die verschiedenen Informationssysteme im öffentlichen Personennahverkehr sollten vereinheitlicht werden (Andreas Leutloff).
  • Die Orientierung im und am Zug ist zu verbessern (Wolfgang Itter).
  • Der DBSV sollte die Landesverbände durch Gespräche mit der Deutschen Bahn unterstützen (Wolfgang Itter und Andreas Leutloff).

Hinsichtlich der Verbesserung der Bedienbarkeit von Geräten (nicht nur Navigationsgeräte) schlägt Andreas Leutloff vor, sich mit anderen Organisationen zusammenzuschließen, um gegenüber der Industrie mit mehr Nachdruck auftreten zu können. Gemeinsames Ziel könnte das "Design für Alle" sein.

Zu touristischen Aspekten hat André Rabe Stellung bezogen. Er weist darauf hin, dass die Nummerierung von Hotelzimmern in Reliefschrift nicht ausreichend sei. Daneben spricht er sich für die Verbesserung der Nutzbarkeit kultureller Angebote aus, etwa durch Zielvereinbarungen mit Museen.

Im Gespräch mit Lesern der "Gegenwart" wurde deutlich, dass zukünftig eine engere Zusammenarbeit zwischen der Koordinationsstelle Tourismus im DBSV (KosT) und dem Gemeinsamen Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV) gewünscht wird. Nur Gesamtlösungen im Bereich Mobilität und Reisen könnten die persönliche Teilhabe verbessern.



DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Wer Inhaber einer DBSV-Karte ist, lebt günstiger. Mitglieder der Landesvereine profitieren von einer Reihe attraktiver Vergünstigungen:

  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV): 5% Prozent auf alle Hilfsmittel
  • Landeshilfsmittelzentrum für Blinde und Sehbehinderte Sachsen (LHZ): 5% auf alle Produkte
  • Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB): 5% auf alle Zeitschriften-Abos
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV): "Gegenwart"-Abo (Punkt- und Schwarzschrift) für 38,50 Euro statt 44 Euro; kostenfreies Abo von DBSV-Inform (DAISY)
  • Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin: 10% auf Hörbücher und Hörspiele
  • SUS ® Franchise GmbH: 10% auf Dienstleistungen im Rahmen des Umzugsservice
  • NH-Hotels: Sonderkonditionen auf den Übernachtungspreis (auch für Begleitpersonen)
  • MANRA Limited: Nachlässe auf Mobilfunk-, Festnetz- und Internettarife sowie bei neuen Mobilfunkverträgen und Vertragsverlängerungen auch auf Handysoftware und DAISY-Player

Die Angebote werden ständig erweitert. Aktuelle Informationen in der "Gegenwart".

Außerdem haben viele Landesvereine zusätzliche Rabattaktionen mit ihren Partnern vor Ort vereinbart.


Mitgliedschaft lohnt sich!


Nähere Informationen beim
DBSV
Tel.: 030 / 28 53 87-190 sowie im
Internet unter www.dbsv.org/dbsv-karte

Standpunkt:

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Die olympische Flamme ist erloschen, die Euphorie ist vorüber. Zurück im Alltag, gilt es, den Schwung der 10. Paralympischen Winterspiele für die politische Arbeit zu nutzen. Denn die öffentliche Wertschätzung, die den behinderten Spitzensportlern in Vancouver zuteil geworden ist, kann auch dem Breitensport zugute kommen.


Standpunkt von Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes

Die Paralympics in Vancouver waren für den Deutschen Behindertensportverband ein Topereignis und ein Riesenerfolg. Unser mit 20 Athletinnen und Athleten bescheidenes Team holte 24 Medaillen und zahlreiche vierte und fünfte Plätze und stand am Ende in der Medaillenwertung oben. Die Aufmerksamkeit der Medien war so groß wie noch nie bei Winter-Paralympics. Zeitungen, Onlinedienste, Rundfunk und Fernsehen berichteten umfangreich, sachkundig und voller Sympathie. Die seit Geburt blinde Verena Bentele (fünfmal Gold) und der querschnittsgelähmte Skifahrer Martin Braxenthaler (dreimal Gold) wurden zu echten Medienstars.

Diese Wertschätzung wird uns allen helfen  –  nicht nur den bewunderten Spitzensportlern, sondern auch den vielen Menschen mit Handicaps, die sich im Breitensport betätigen und die beim Rehabilitationssport mitmachen. Ob wir der in der UN-Behindertenrechtskonvention verlangten Gleichstellung schon jetzt einen entscheidenden Schritt näher gekommen sind, muss ich bezweifeln. Bis dahin gibt es jedenfalls noch reichlich zu tun. Und dabei werden wir nicht locker lassen.

So wollen wir zunächst erreichen, dass die Prämien der Deutschen Sporthilfe für die olympischen und die paralympischen Medaillengewinner nicht so krass auseinanderklaffen wie jetzt. Ist denn der Paralympics-Sieg einer blinden Sportlerin oder eines contergangeschädigten Sportlers nur ein Drittel eines Olympiasiegs wert? Ich sehe das nicht ein und habe energisch protestiert. Hinter jedem Gold steckt die gleiche Leistung. In Gesprächen mit der Deutschen Sporthilfe werden wir auf einer fairen Regelung bestehen, die zur Gleichbehandlung führt.

Zur Gleichbehandlung gehört auch der Zugang zu Trainingszentren und Olympiastützpunkten. Hier gibt es großzügige Vereinbarungen zwischen den Fachverbänden, auch wenn in einzelnen Fällen Verbesserungen zugunsten unserer Paralympics-Spitzenathleten denkbar sind. Nach wie vor bedenklich sind aber die Zustände in vielen öffentlichen Turnhallen und Sportstätten, denen immer noch barrierefreie Zugänge fehlen. Kommunen, Länder und der Bund müssen schleunigst mehr tun, um Menschen mit Handicaps nicht auszusperren und auszuschließen.

Die Paralympics 2010 mit ihren großen Sport-Momenten haben das Augenmerk auf die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen gelenkt, aber auch den Blick für Versäumnisse und Mängel geschärft. Um diese doppelte Wirkung zu erhalten und zu verstärken, müssen Olympische Spiele und Paralympics wie bisher getrennt veranstaltet werden. Die Paralympics sind unser unverwechselbares Alleinstellungsprofil. Sie dokumentieren, wer wir sind und was wir können.


Dazu ein Bild: Kämpft für Fairness und gegen Barrieren im Behindertensport: Friedhelm Julius Beucher

Thema: UN-Konvention

Die UN-Behindertenrechtskonvention wird weltweit von behinderten Menschen als Meilenstein in der Behindertenpolitik gefeiert. Das Modell der Fürsorge ist der vehementen Forderung nach Selbstbestimmung und Teilhabe gewichen. Im Klartext heißt das: Menschen mit Behinderungen brauchen keine Sonderrechte, auch für sie gelten die Menschenrechte, und zwar ohne Einschränkung genauso wie für alle anderen Menschen.

In Deutschland ist die UN-Konvention seit dem 26. März 2009 geltendes Recht. Was bedeutet das konkret? Welches Potenzial steckt in dem Übereinkommen? Welche neuen Argumente werden geliefert, um den Forderungen behinderter oder speziell blinder und sehbehinderter Menschen Nachdruck zu verleihen? Und wie lässt sich die Konvention am besten für die politische Arbeit nutzen? Um diesen Fragen nachzugehen, haben DBSV und DVBS vom 11. bis 13. März 2010 in Kassel eine gemeinsame Fachtagung veranstaltet.

Die "Gegenwart" greift das Thema auf. Denn die UN-Konvention ist nicht nur etwas für Fachleute. Sie betrifft jeden Einzelnen und die ganze Gesellschaft. Schließlich geht es darum, dass Menschen mit und ohne Behinderungen Seite an Seite leben können.

Nichts über uns ohne uns!

Die UN-Behindertenrechtskonvention trägt ganz eindeutig die Handschrift der Betroffenen. Denn sie saßen in New York mit am Verhandlungstisch und konnten ihr Expertenwissen einbringen. Als Vertreterin des Deutschen Behindertenrats war Dr. Sigrid Arnade dabei. Für die "Gegenwart" skizziert sie Stationen auf dem Weg zur Konvention.

Der lange Weg zur Konvention

Obwohl Menschen mit Behinderungen weltweit schon immer massiven Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren und sind, mussten seit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 fast 60 Jahre vergehen, bis die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) im Dezember 2006 die Behindertenrechtskonvention (BRK) verabschiedete. Erst 1993 wurde die Situation behinderter Menschen von den Vereinten Nationen unter der Menschenrechtsperspektive systematisch erfasst. Dabei wurde eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen festgestellt, die weltweit zum Alltag von Menschen mit Behinderungen gehören, unter anderem das Verbot von Heirat und Familiengründung, Zwangssterilisation, sexualisierte Gewalt, zwangsweise Heimunterbringung, das Verbot zu wählen, zwangsweise Sonderbeschulung, nicht barrierefreie Verkehrsmittel und Wohnungen.

Es war jedoch ein weiter Weg bis zu den Verhandlungen über eine Behindertenrechtskonvention. Initiativen für eine Konvention wurden durch die Studie "Human Rights and Disability" (2002) von Gerard Quinn und Theresia Degener unterstützt. Etwa zeitgleich setzte die UN-Generalversammlung einen Ad Hoc Ausschuss ein, um eine Behindertenrechtskonvention zu erarbeiten. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Regierungsvertretungen, Nichtregierungsorganisationen und nationalen Menschenrechtsinstitutionen entwickelte im Januar 2004 einen ersten Konventionsentwurf, der als Grundlage für die weiteren Verhandlungen diente.

Insgesamt gab es acht mehrwöchige Sitzungen des Ad Hoc Ausschusses. Am Ende der achten Sitzung wurden im August 2006 der verhandelte Konventionstext sowie das Fakultativprotokoll (es regelt die Arbeitsweise des UN-Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen) angenommen.

Einstimmig verabschiedete die UN-Generalversammlung am 13. Dezember 2006 die Behindertenrechtskonvention und das Fakultativprotokoll. Beides konnte vom 30. März 2007 an in New York unterzeichnet und ratifiziert werden. Deutschland gehörte am 30. März zu den Erstunterzeichnern. Ende 2008 wurde das Gesetz zur Ratifikation des "Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" von Bundestag und Bundesrat verabschiedet, so dass die BRK am 26. März 2009 für Deutschland in Kraft treten konnte.

Beispiellose Beteiligung der Betroffenen

Die gesamten Verhandlungen standen unter dem Motto "Nichts über uns ohne uns!". Niemals zuvor wurde die Zivilgesellschaft bei den Verhandlungen zu einem Menschenrechtsübereinkommen so intensiv beteiligt. Viele Regierungen beriefen Menschen mit Behinderungen in ihre Delegationen. Als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation nahm Professor Dr. Theresia Degener (Juristin mit Behinderung) an den Verhandlungen in New York teil.

Bei jeder Verhandlungsrunde waren neben den Regierungsvertretungen auch etwa 400 Menschen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) anwesend. Dabei handelte es sich um Frauen und Männer mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen oder aber um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behindertenorganisationen.

Jeder Artikel der Konvention wurde einzeln diskutiert. Zunächst hatten die Regierungsdelegationen die Gelegenheit, sich zu Wort zu melden und ihre Vorschläge einzubringen. Abschließend wurde den NGOs ein Rederecht eingeräumt. Dabei übermittelte der Vorsitzende des Ausschusses, der Neuseeländer Don MacKay, die Botschaft an die NGOs: "Wir werden eure Vorschläge ernst nehmen, aber ihr müsst mit einer Stimme sprechen."

Das war für die Vertreterinnen und Vertreter der NGOs eine große Herausforderung, denn über alle sozialen, kulturellen, sprachlichen und sonstigen Differenzen hinweg mussten sie sich auf eine Linie einigen. Es erforderte viel Kraft und Diskussionen, ist aber letztlich immer gelungen. Wenn schließlich Einigkeit untereinander hergestellt war, fiel es den NGOs vergleichsweise leicht, auch noch die Regierungsdelegationen zu überzeugen.

Die generelle Bedeutung der BRK

Der starke Einfluss der Expertinnen und Experten in eigener Sache auf den Konventionstext ist unverkennbar, denn mit der Behindertenrechtskonvention ist es gelungen, das erste internationale Dokument zu formulieren, das Behindertenpolitik konsequent aus einer Menschenrechtsperspektive betrachtet. In den meisten Staaten herrscht traditionell das medizinische Modell von Behinderung vor, demzufolge Behinderung unter einem medizinischen Blickwinkel als individuelles Defizit betrachtet wird. Im Gegensatz dazu entsteht Behinderung in der menschenrechtsorientierten Sichtweise "aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren" (BRK-Präambel). Nach diesem Verständnis geht es nicht mehr um Fürsorge oder Rehabilitation behinderter Menschen, sondern um ihre gleichberechtigte, selbstbestimmte Teilhabe.

Mit der Behindertenrechtskonvention konnte dieser Perspektivenwechsel realisiert werden: Menschen mit Behinderungen werden nicht länger als Patientinnen und Patienten betrachtet, sondern als Bürgerinnen und Bürger. Sie gelten nicht länger als Problemfälle, sondern werden auf allen Ebenen als Trägerinnen und Träger unveräußerlicher Menschenrechte begriffen. So wird behindertes Leben als normaler Bestandteil menschlichen Lebens und der menschlichen Gesellschaft bejaht. Die Rede ist von dem "wertvollen Beitrag", den Menschen mit Behinderungen zur Vielfalt ihrer Gemeinschaften leisten können (BRK-Präambel). Gleichzeitig werden die Problemlagen behinderter Menschen nicht geleugnet, sondern benannt. Alle bestehenden Menschenrechte sind hinsichtlich der Lebenssituationen behinderter Frauen und Männer konkretisiert und auf diese zugeschnitten worden.

So sind mit der Behindertenrechtskonvention zwar keine neuen Menschenrechte für Menschen mit Behinderungen geschaffen worden. Durch die BRK wird jedoch hervorgehoben, dass alle Menschenrechte für behinderte Menschen genauso gültig sind wie für alle anderen Menschen.

Dr. Sigrid Arnade, Geschäftsführerin der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL), hat für den Deutschen Behindertenrat an drei der acht Verhandlungsrunden zur Behindertenrechtskonvention in New York teilgenommen und sich insbesondere für die Verankerung einer Frauenperspektive in der Konvention eingesetzt.


Dazu eine Illustration und ein Bild:

    • Illustration: Neues Denken für die inklusive Gesellschaft: "Es ist normal, verschieden zu sein!"
    • Bild: Hat für den Deutschen Behindertenrat an der UN-Konvention mitgearbeitet: Dr. Sigrid Arnade

Kurzinfo: BRK im Wortlaut

  • Den vollständigen Text der Behindertenrechtskonvention (Deutsch und Englisch) gibt es auf DAISY-CD. Bestellungen für fünf Euro beim

DVBS
Tel.: 0 64 21 / 9 48 88-0
E-Mail: info@dvbs-online.de

  • Im Internet finden Sie die BRK unter

www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/Pakte_Konventionen/CRPD_behindertenrechtskonvention/crpd_de.pdf

  • Da die amtliche Übersetzung weitgehend ohne Beteiligung der Betroffenen erstellt wurde und einige gravierende Fehler enthält, hat das Netzwerk Artikel 3 e.V. eine Schattenübersetzung erarbeitet:

www.netzwerk-artikel-3.de/attachments/093_schattenuebersetzung-endgs.pdf (auch als rtf-Datei verfügbar)

Welches Potenzial steckt in der UN-Konvention?

DBSV und DVBS haben im März eine gemeinsame Fachtagung veranstaltet. Ziel war es, die Behindertenrechtskonvention unter die Lupe zu nehmen  –  speziell aus der Sicht blinder und sehbehinderter Menschen. Drei Arbeitsgruppen widmeten sich den Themen Bildung, Beruf und soziale Teilhabe.

AG 1: Bildung

Die Behindertenrechtskonvention fordert in Artikel 24 nicht nur ein inklusives Bildungssystem, sondern vor allem hohe Qualität in der schulischen Bildung. Diese Qualität wollen DBSV und DVBS künftig verstärkt einfordern.

"Wir haben eine tolle Jugendzeitschrift: 'Die Brücke'", erzähle ich der 16-jährigen Melanie, die an einer Schule für Blinde und Sehbehinderte demnächst ihren Realschulabschluss machen wird. "'Die Brücke' ist in Punktschrift."  –  "Ach, interessant", antwortet sie, "gibt's die auch als Datei? Punktschrift kann ich nämlich nicht so richtig." Schüler wie Melanie gibt es inzwischen viele in Deutschland. Egal ob sie im gemeinsamen Unterricht mit Sehenden oder an einer Spezialschule unterrichtet werden, Arbeitsblätter und Bücher gibt es oftmals nicht in Punktschrift, sondern als Datei, die man sich vom Computer auch vorlesen lassen kann.

In einem Rechtsgutachten hat der Völkerrechtler Professor Dr. Eibe Riedel festgestellt, dass nach Artikel 24 der UN-Konvention behinderte Schüler individuell das Recht auf diskriminierungsfreien Zugang zu einem hochwertigen inklusiven Bildungssystem haben. Das heißt: Nicht nur der Staat hat die Aufgabe, ein entsprechendes Bildungssystem schnellstmöglich zu schaffen. Auch jedes einzelne Kind hat seit Inkrafttreten der BRK einen Rechtsanspruch, den es  –  wenn nötig  –  auch vor Gericht durchsetzen kann.

In der Arbeitsgruppe zum Thema Bildung wurde dieses individuelle Recht hervorgehoben. Jedes blinde und sehbehinderte Kind hat in der Schule das Recht

  • auf Schulbücher, Arbeitsblätter und andere Materialien, die auf die individuelle Seheinschränkung optimal angepasst sind,
  • auf Hilfsmittel wie Sehhilfen und Computertechnik einschließlich einer fachgerechten Einweisung und eines Trainings in effektiven Arbeitstechniken,
  • auf Förderung in Lebenspraktischen Fähigkeiten, Orientierung und Mobilität und anderen sozialen Fähigkeiten.

Ein anderes Beispiel: Eine blinde Grundschülerin muss ihre Hausaufgaben nicht nur in Blindenschrift erledigen, sondern zusätzlich in Normaldruck. Blindenschrift kann ihr Lehrer  –  an einer Blindenschule!  –  nämlich nicht lesen. Eine ganz wichtige Forderung der Tagungsteilnehmer ist deshalb auch, dass blinde und sehbehinderte Schüler von Lehrern unterrichtet werden, die sich mit Blindheit und Sehbehinderung auskennen, die die Brailleschrift beherrschen und unterrichten können und die ihren Unterricht auf Schüler mit Seheinschränkung abgestimmt gestalten können  –  ganz wie es die UN-Konvention vorsieht.

Damit blinde und sehbehinderte Schüler und ihre Eltern wissen, worauf es für einen erfolgreichen Schulbesuch besonders ankommt, fordert die AG Bildung eine unabhängige Diagnose und Beratung der Betroffenen  –  auch durch selbst Betroffene. Diese Beratung muss die Sehbehinderung genau feststellen und über ihren Verlauf und ihre Folgen aufklären. Sie muss Hilfsmittel, Schulmaterialien und Methoden vorstellen und darüber informieren, welche Rechte der Einzelne hat.

Hauptziel ist es also nicht, dass künftig möglichst viele blinde und sehbehinderte Kinder die Regelschule besuchen können, sondern dass sie Bildung in höchster Qualität erhalten. Und das ist eine riesige Herausforderung für Förderschulen genauso wie für allgemeine Schulen.

Reiner Delgado, Sozialreferent des DBSV und
Christiane Möller, Juristin bei der Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm)

AG 2: Beruf

Im Bereich der beruflichen Teilhabe gibt die Behindertenrechtskonvention (Artikel 27) das unabdingbare Ziel vor, dass behinderte Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten und Neigungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt werden und ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Für die Ausbildung von blinden und sehbehinderten Menschen bedeutet dies, bestehende Berufsbilder zu erhalten und neue zu schaffen. Es darf nicht für die Arbeitslosigkeit ausgebildet werden. Beispielsweise werden nur noch sieben von 100 Telefonisten vermittelt, dieser Trend wird durch die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung noch verstärkt. Andererseits fehlen Ausbildungsberufen wie Punktschriftdrucker oder Korbflechter trotz guter Vermittlungschancen die Bewerber. Wichtig ist vor allem eine gute Ausbildung in behinderungsbedingten Arbeitstechniken. Sicherzustellen sind weiterhin eine spezifische Ausbildungsberatung sowie Erhalt und Weiterentwicklung der speziellen beruflichen Bildungseinrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen.

Beim Einstieg ins Erwerbsleben muss die Vermittlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt unter Berücksichtigung aller geeigneten Nachteilsausgleiche das vorrangige Ziel sein. Hier ist eine behinderungsgerechte Beratung zu gewährleisten, die gegebenenfalls auch potenzielle Arbeitgeber einbezieht. Technische Hilfsmittel und Arbeitsassistenz müssen im erforderlichen Umfang und zeitnah zur Verfügung stehen. Gerade bei den kommunalen Job-Centern gibt es Defizite in der Vermittlung behinderter Menschen. Positive Beispiele dagegen wie Marburg oder Wiesbaden oder auch die Sonderjobzentren in Hamburg und Darmstadt sollten wegweisend für die gesamte Republik sein.

Der durch die UN-Konvention unterstrichene Grundsatz des "lebenslangen Lernens" zeigt sich besonders in der Fort- und Weiterbildung. Zur dauerhaften Sicherung der Arbeitsverhältnisse und zur Teilhabe am beruflichen Aufstieg müssen behinderte Menschen uneingeschränkten Zugang zu beruflichen Fort- und Weiterbildungsangeboten  –  auch im universitären Bereich  –  haben. Dabei dürfen keine behinderungsspezifischen Sonderkosten entstehen. Bei der Zertifizierung von Weiterbildungsangeboten durch die Bundesagentur für Arbeit (BA) müssen Aspekte der Zugänglichkeit in die Bewertung einfließen. Dafür sind Verbündete zu gewinnen, wie Schwerbehindertenvertretungen, Vertrauensleute oder Gewerkschaften. Grundsätzlich ist bei der BA auf einen Verständniswandel im Sinne des Diversity-Gedankens (Qualitätssteigerung durch Einbeziehung verschiedenster Lebenssituationen) zu drängen.

Bei Eintreten oder Verschlimmerung einer Behinderung hat jeder Mensch Anspruch auf den Wiedererwerb einer beruflichen Qualifikation im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme. Die berufliche Rehabilitation hat dabei möglichst umfassend auf den vorhandenen Kenntnissen, Neigungen und Fähigkeiten aufzubauen und kann auch allgemeine Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen umfassen. Besonders wichtig ist, dass auch eine akademische Aus- oder Weiterbildung als Reha-Maßnahme anerkannt wird.

Hans-Joachim Krahl, Mitglied des DBSV-Präsidiums und Vorsitzender des Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes Sachsen-Anhalt und
Dr. Michael Richter, Geschäftsführer der Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm)

AG 3: Soziale Teilhabe

Die AG 3 hatte ein besonders breites Aufgabengebiet, nämlich die Erfassung des alltäglichen Lebens mit all seinen Facetten. Wie können wir uns die Behindertenrechtskonvention zunutze machen? Allen Teilnehmern war klar, dass die BRK kein Aufzug ist, den man per Knopfdruck bedienen kann. Sie ist eher ein Wind, der mal schwach und mal stark weht. Wie man diesen am besten nutzt, muss in jedem Einzelfall entschieden werden. In einigen Bereichen konnte die AG 3 richtungsweisende Antworten geben.

Für die Umweltgestaltung (Problemfälle wie Shared Space und Verkehrsampeln) ist die Schaffung von DIN-Normen wichtig. Die UN-Konvention stützt den Anspruch der betroffenen Behindertengruppen auf Beteiligung an den Verhandlungen.

Technische Geräte müssen auch für blinde und sehbehinderte Menschen bedienbar sein. Sind sie es nicht, so sind meist auch ältere Menschen betroffen. Deshalb wird empfohlen, sich gemeinsam mit Seniorenorganisationen für Verbesserungen einzusetzen. Vorzeigbare Lösungen, die zur Realisierung gelangen, sollten prämiert werden.

Die von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierte Mobilitätsschulung darf nicht noch weiter schrumpfen. Mit Hilfe der BRK sollte das geltende Recht so ausgelegt werden, dass die Schulung ein gefahrloses Gehen nicht nur im Umfeld der Wohnung ermöglicht. Jeder, der sich betroffen fühlt, sollte sich an die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) wenden, damit geeignete Fälle für Musterprozesse ausgewählt werden können. Für eine Korrektur der nicht ausreichenden Rechtsgrundlage zur Finanzierung von LPF-Schulungen (Lebenspraktische Fähigkeiten) liefert die BRK, wie die AG 3 feststellte, keine schlagkräftigen Argumente.

Die Digitalisierung macht es technisch möglich, Literatur zeitnah und ohne zusätzliche Kosten in zugänglicher Form bereitzustellen. So fordert es die UN-Konvention. Hindernisse sind dabei Vorbehalte der Urheberrechtsinhaber und organisatorische Hürden bei den Verlagen. Die AG 3 kam zu der Überzeugung, dass sich Verbesserungen nicht durch (gesetzlichen) Zwang, sondern nur durch Diplomatie erreichen lassen. Auch bei den notwendigen Verbesserungen bei der Audiodeskription im Fernsehen (unter anderem wegen der nicht flächendeckend vorgehaltenen Technik und der ungünstigen Ausstrahlungszeiten) sollte man auf Überzeugungsarbeit setzen.

Um die Lücken in der medizinischen Versorgung (etwa bei Sehhilfen und der Glaukomvorsorge) zu schließen bzw. einen weiteren Abbau der Krankenkassenleistungen zu verhindern, gibt die BRK der Lobby der Behinderten  –  das muss man nüchtern sehen  –  keine Instrumente an die Hand. Wohl aber animiert die Konvention zur Bewusstseinsschärfung bei Angehörigen der Gesundheitsberufe. Die AG 3 stellte verschiedene Mängel fest  –  vom Papierkrieg bei der Klinikaufnahme über die oft überfallartige Aufklärung vor einer Operation bis zum Aufrufen der Patienten im Wartezimmer durch optische Anzeigen. Vorgeschlagen wird deshalb, in den Kliniken Behindertenbeauftragte als Ansprechpartner für behinderte Patienten zu berufen. Auch sollten spezielle Schulungen des Klinik- und Praxispersonals angeboten werden.

Dr. Herbert Demmel, Sozialrechtsexperte der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe und
Thomas Drerup, Rechtsreferent des DBSV

Die BRK  –  kein unbekanntes Wesen mehr

Hochkarätige Referenten, eine engagierte Diskussion und greifbare Ergebnisse  –  was will man mehr? DVBS-Vorsitzender Uwe Boysen, der die BRK-Fachtagung gemeinsam mit DBSV-Vizepräsident Hans-Werner Lange geleitet hat, zieht ein persönliches Resümee.


Erstmals hörte ich von der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2004. Das Jahr 2003, das man zum Europäischen Jahr für behinderte Menschen ausgerufen hatte, war zu Ende und auf einer Abschlusstagung in Berlin wurde eine eher enttäuschende Bilanz gezogen. In diesem Zusammenhang kam die Sprache auf die bereits seit längerer Zeit laufenden Vorarbeiten der Vereinten Nationen zur Erarbeitung der Konvention. Dass bei den Diskussionen auch die Weltblindenunion (WBU) beteiligt war, wusste ich gleichfalls. Wie die Konvention aussehen würde, war mir aber bis zu ihrer Verabschiedung weitgehend unbekannt. Das änderte sich Anfang 2007, als vom Justiziar der Lebenshilfe, Klaus Lachwitz, der an den Verhandlungen in New York teilgenommen hatte, ein Überblick über Struktur und Vorschriften der BRK erschien. Wir druckten ihn im "Horus", der Zeitschrift des DVBS, ab und einige unserer Mitglieder fragten mit durchaus kritischem Unterton, ob wir keine anderen Sorgen hätten.

Diese Einschätzung hat sich in den letzten drei Jahren doch sehr verändert. Heute wird allgemein anerkannt, dass die BRK geeignet ist, eine Reihe unserer Anliegen zu transportieren und zu präzisieren. In einigen Kreisen der Behindertenbewegung entstand geradezu eine Euphorie, nachdem die Konvention im März 2009 von der Bundesrepublik Deutschland ratifiziert worden war. Insbesondere die Forderung nach einer inklusiven Schulbildung drängte mächtig in den Vordergrund. Da war es eine gute Initiative des DBSV, in Kooperation mit dem DVBS eine Tagung zur Umsetzung der BRK zu veranstalten; denn viele der Verantwortlichen in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe müssen in naher Zukunft in ihren Ländern und Regionen Stellung dazu beziehen, auf welchen Feldern die Konvention als Argumentationshilfe für unsere Forderungen nützlich sein kann.

Am Anfang der Tagung stand eine Reihe instruktiver Referate. Klaus Lachwitz von der Lebenshilfe beleuchtete die Entstehungsgeschichte der UN-Konvention, deren Wurzeln bis in die 1990er Jahre zurückreichen (siehe Beitrag von Dr. Sigrid Arnade). Noch jetzt, sechs Jahre nach den Verhandlungen in New York, merkte man Lachwitz die Freude und den Stolz an, an der Entstehung dieses Menschenrechtspaktes beteiligt gewesen zu sein. Dabei unterschlug er nicht, dass Vorschriften häufig hart umkämpft waren und viele Kompromisse gefunden werden mussten.

Im anschließenden Beitrag versuchte Dr. Herbert Demmel, den Teilnehmenden Aufbau und Reichweite der BRK näher zu bringen. Demmel warnte vor zu hohen Erwartungen und betonte den großen Spielraum, der den Einzelstaaten auch nach Ratifizierung bei der Umsetzung der Konvention verbleibt. So formuliert die BRK in ihren 50 Artikeln keine neuen Rechte für behinderte Menschen, sondern versucht, bereits bestehende Menschenrechte für behinderte Menschen zu konkretisieren. Die Behindertenrechtskonvention, so Demmels Fazit, lasse sich als Hilfsmittel zur Auslegung geltender Normen heranziehen, sei aber kaum geeignet, Ansprüche auf Erhöhung oder zur Abwehr von Kürzungen finanzieller Leistungen, etwa des Blindengeldes, zu begründen.

Der nächste Vortrag, gehalten von Dr. Valentin Aichele vom Deutschen Institut für Menschenrechte, stellte dessen Aufgaben bei der Umsetzung der BRK dar und beleuchtete die Rolle, die dabei den Behindertenverbänden als zivilgesellschaftliche Organisationen zufällt (siehe Interview mit Dr. Valentin Aichele).

Anschließend begab sich Karl Finke, Behindertenbeauftragter des Landes Niedersachsen und Koordinator der Landesbehindertenbeauftragten für die Umsetzung der BRK, auf politisches Terrain. Er betonte vehement das Schlagwort der Inklusion, auch im Hinblick auf die Auflösung großer Einrichtungen, und sah die UN-Konvention als erfolgversprechenden Hebel zur Durchsetzung dieser Idee an (siehe Beitrag von Karl Finke).

Zum Schluss der Vorträge beschäftigte sich Sozialrechtsexperte Professor Dr. Felix Welti von der Hochschule Neubrandenburg mit Umsetzungsstrategien der BRK, die er auf verschiedenen Ebenen verortete. Da er dankenswerterweise auch für die AG 4 zur Verfügung stand, soll hier im Zusammenhang mit ihren Ergebnissen auf seine Schlussfolgerungen eingegangen werden. Identifiziert wurden sechs Ebenen, die unser zukünftiges Handeln stark beeinflussen werden: Kommunikation, Forschung und Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Rechtsprechung und Internationales.

Zunächst müssen wir Möglichkeiten und Grenzen der UN-Konvention in unseren eigenen Reihen, aber auch bei unseren Gesprächspartnern auf kommunaler wie auf Landes- und Bundesebene bekannt bzw. bekannter machen. Dazu kann es sich anbieten, auch für uns selbst, gewissermaßen nach innen, Aktionspläne aufzustellen und diese mit den Aktionsplänen von Kommunen, Ländern und Bund zu konfrontieren, um so Einfluss auf deren Gestaltung zu nehmen.

Wissenschaft und Forschung sind mehr für unsere Personengruppe zu interessieren. Hier besteht zurzeit ein erhebliches Defizit. Als qualifizierte Experten in eigener Sache müssen wir das Interesse der Wissenschaftler wecken.

Auf der politischen Bühne gilt es, eine größere Zahl politisch Verantwortlicher für unsere Zielsetzungen zu sensibilisieren. Dazu reichen Kontakte zu Behindertenbeauftragten nicht aus! Ebenso ist mit der Forderung ernst zu machen, alle Gesetzentwürfe auf die Vereinbarkeit mit den Bestimmungen der BRK zu prüfen.

Die Verwaltung ist verstärkt für unsere Anliegen zu interessieren. Häufig sind bereits bestehende Regelungen unbekannt. Die UN-Konvention kann ein Instrument sein, sie ins Gedächtnis zu rufen oder erstmals bekannt zu machen, beispielsweise indem die Verbände selbst oder mit geeigneten Partnern Schulungsangebote für die Verwaltung entwickeln.

Die Rechtsprechung tut sich erfahrungsgemäß schwer mit internationalen Konventionen, auch wenn sie als deutsches Recht gelten. In erster Linie werden wir daher versuchen müssen, Auslegungen bestehender innerstaatlicher Gesetze mit Argumenten aus der BRK zu unterfüttern. Ein erster Schritt in diese Richtung ist ein Gutachten, das der Völkerrechtler Professor Dr. Eibe Riedel jüngst zur Frage der inklusiven Bildung vorgelegt hat.

International wird man sich Klarheit darüber verschaffen müssen, ob Mechanismen der BRK, etwa ein Schattenbericht zum Bericht der Bundesregierung oder die Beschwerde an den zuständigen Fachausschuss der UN, genutzt werden können.

Welche Erkenntnisse werden für mich von der Tagung bleiben? Der Begriff "Inklusion" hat sich politisch weitgehend widerstandslos durchgesetzt. Zusammen mit den Begriffen "Barrierefreiheit" und "Teilhabe" bildet er den Rahmen, in dem wir in den nächsten Jahren politisch agieren können und müssen. Dabei sind die Forderungen der UN-Konvention nicht nur nach außen zu tragen, wie wir es bereits tun, sondern auch nach innen. Wir müssen in unseren eigenen Organisationen wie in den Einrichtungen, die für die Bildung und Ausbildung blinder und sehbehinderter Menschen, aber auch für die Erleichterung ihrer Berufstätigkeit zuständig sind, darauf drängen, dass niemand wegen seiner Behinderung zurückgelassen wird. So kann es darum gehen, neue Kooperationsmodelle für Blinden- und Sehbehindertenschulen zu entwickeln, inklusive Wohnformen zu schaffen und Partner zur Einrichtung inklusiver Aus- und Fortbildungswege zu finden, um nur einen ganz kleinen Ausschnitt denkbarer Aufgaben zu beleuchten. Nach außen werden wir in der Behindertenszene wie in der politischen Arena nur dann Gehör finden, wenn wir die oben genannten Begriffe glaubwürdig mit unseren Forderungen verknüpfen  –  Forderungen auf eine qualitativ hochstehende Ausbildung, auf angemessene berufliche Betätigungsmöglichkeiten und allgemein auf gesellschaftliche Veränderungen, die es uns erlauben, nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Gesellschaft zu leben. Lassen Sie uns alle danach streben, diesen Zielen mit Hilfe der Behindertenrechtskonvention, die dazu ein gutes Vehikel liefert, näher zu kommen.

Uwe Boysen
Vorsitzender des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS)


Dazu ein Bild: Will die Basis mit der UN-Konvention vertraut machen: Uwe Boysen, Vorsitzender des DVBS

Damit aus Worten Taten werden

Mit der Ratifizierung ist es nicht getan. Damit die UN-Behindertenrechtskonvention nicht in der Schublade verschwindet, müssen Aktionspläne entwickelt werden  –  und das nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landes- und Kommunalebene sowie bis in die Vereine hinein. Karl Finke, Behindertenbeauftragter des Landes Niedersachsen, sorgt für eine Vereinheitlichung der Aktionspläne zwischen den Bundesländern.


Wie bekannt, ist die Behindertenrechtskonvention in Deutschland seit dem 26. März 2009 ratifiziert und damit sowohl für die Bundes- wie auch für die Landesebene verbindlich. Die BRK ist der Schlüssel für eine modernisierte Behindertenpolitik. Dabei ist durchaus zu sehen, dass die Ausgangsvoraussetzungen in den verschiedenen Ratifiziererstaaten sehr unterschiedlich sind. Es kann mit Recht behauptet werden, dass Deutschland schon einen sehr weiten Weg gegangen ist und mit der Aufnahme des Benachteiligungsverbots im Grundgesetz, mit der Verabschiedung des SGB IX, der Verabschiedung des Behindertengleichstellungsgesetzes auf Bundesebene, welches im Wesentlichen auf einem Entwurf von betroffenen Juristen beruht, sowie mit der Verabschiedung der Landesgleichstellungsgesetze und des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes wichtige Schritte vollzogen hat. Aber auch für Deutschland und die einzelnen Bundesländer bleibt noch genügend Arbeit, um die Inhalte der UN-Konvention umzusetzen. Keinesfalls kann einfach so getan werden, als wären schon alle Ziele erreicht. Hier hat die Bundesregierung in der Zwischenzeit einen Lernprozess durchgemacht und einen Aktionsplan für 2011 angekündigt, was aus unserer Sicht natürlich viel zu spät ist.

Als Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen habe ich die Idee des Aktionsplans sehr schnell aufgegriffen und für Niedersachsen einen ersten Entwurf geschrieben, der gleich in doppelter Hinsicht ein erster Entwurf war: Er sollte zum einen ein erster Denkanstoß sein und war zum anderen der erste Aktionsplan, der überhaupt veröffentlicht wurde. Die Resonanz war außerordentlich positiv. So wurde in einem Abstimmungsgespräch mit der Niedersächsischen Sozialministerin und der zuständigen Staatssekretärin vereinbart, dass in Niedersachsen ein Aktionsplan entwickelt wird. Dazu läuft zunächst eine Abfrage bei den verschiedenen Ministerien, die in Kürze ausgewertet wird. Die Ergebnisse werden dann in enger Zusammenarbeit mit meinem Büro zu einem Aktionsplan verdichtet.

Mein Aktionsplan hatte aber noch eine andere interessante Auswirkung. Er ist bei dem zweimal im Jahr stattfindenden Treffen mit den Behindertenbeauftragten der Bundesländer, der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) und dem jeweiligen Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen vorgestellt worden. Das Papier fand weitgehende Zustimmung, auch wenn aus Sicht der jeweiligen Bundesländer unterschiedliche Ergänzungen notwendig sind. In der Folge haben die Landesbehindertenbeauftragten beschlossen, in einer von mir zu koordinierenden Arbeitsgruppe eine Empfehlung zu erarbeiten, wie die Aktionspläne der Bundesländer vereinheitlicht werden können. In einem ersten Gespräch haben wir uns auf acht Punkte geeinigt, die möglichst in allen Aktionsplänen vorkommen sollen:

  • Bildungspolitik (Art. 7 und 24),
  • Gesundheitspolitik (Art. 25),
  • Gleichstellungspolitik (Art. 1),
  • Freiheits- und Schutzrechte (Art. 10, 11, 12, 14 und 15),
  • Rehabilitation und berufliche Teilhabe (Art. 67 und 27),
  • Politik für Frauen (Art. 6),
  • Barrierefreiheit (Art. 9 u.a.) und
  • selbstbestimmtes Leben (Art. 18, 19 und 29).

Da die Umsetzung der UN-Konvention nur schrittweise erfolgen kann und wird, sind vier weitere Punkte benannt worden, die nach Einschätzung der Landesbehindertenbeauftragten vorrangig umzusetzen sind:

  • inklusive Bildung,
  • Umwandlung von Sondereinrichtungen,
  • Barrierefreiheit und
  • die direkte Beteiligung von Menschen mit Behinderungen.

Bis zum nächsten Treffen der Landesbehindertenbeauftragten im Mai 2010 werde ich eine Tischvorlage erstellen, in der die Grundlinien zukünftiger Aktionspläne festgelegt sind und die dort zur Abstimmung gestellt wird.

Aber auch auf kommunaler Ebene sind Aktionspläne zur Umsetzung der BRK notwendig. Hier habe ich beim Landesbehindertenrat, dem Zusammenschluss der kommunalen Behindertenbeiräte und Behindertenbeauftragten in Niedersachsen, die Entwicklung kommunaler Aktionspläne angeregt. Zurzeit wird von den weit über 100 Mitgliedern des Landesbehindertenrates geprüft, für welche Themen die Kommunen zuständig sind, damit aus diesen vor Ort eine Auswahl der umzusetzenden Problematiken vorgenommen werden kann. Auch dies soll in einem Aktionsplan bzw. in möglichst vielen Aktionsplänen für möglichst viele niedersächsische Kommunen geschehen.

Ein Problem der UN-Konvention besteht darin, dass sie für Vereine und Institutionen nicht verbindlich ist. Daher habe ich hier folgenden Weg vorgeschlagen und zum Teil auch schon erfolgreich umgesetzt. Bei Organisationen, die eine staatliche Förderung erhalten, ist diese von der überprüfbaren Umsetzung der BRK abhängig zu machen. Des Weiteren schlage ich vor, dass Vereine, Verbände und Institutionen im Rahmen einer Selbstverpflichtung beschließen, die BRK Schritt für Schritt umzusetzen und hierfür einen eigenen Aktionsplan erstellen. Dieser Anregung ist der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter bereits gefolgt.

Damit sind vier Wege aufgezeigt, die dazu beitragen, die Behindertenrechtskonvention im Bundesgebiet, in den Bundesländern, in den Kommunen und in den Vereinen und Selbsthilfegruppen mit Leben zu erfüllen.

Karl Finke
Behindertenbeauftragter des Landes Niedersachsen


Dazu ein Bild: Erarbeitet Empfehlungen für einheitliche Aktionspläne: Karl Finke, niedersächsischer Behindertenbeauftragter

Der Regierung auf die Finger schauen

Monitoring heißt Steuern, Beobachten, Überwachen. Das tut die Monitoring-Stelle beim Deutschen Institut für Menschenrechte, damit die UN-Behindertenrechtskonvention gelebte Wirklichkeit wird. Ein Interview mit Dr. Valentin Aichele, dem Leiter der Monitoring-Stelle.


Herr Dr. Aichele, Sie sind Leiter der noch ganz neuen Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention beim Deutschen Institut für Menschenrechte. Was bedeutet der Begriff "Monitoring"? Und welches sind die Aufgaben der Monitoring-Stelle?

Dr. Valentin Aichele: Monitoring heißt Steuern, Begleiten, Beobachten, auch Überwachen. Die deutsche Übersetzung spricht von Überwachung. Und diesen Auftrag hat die Monitoring-Stelle bekommen. Aber die Konvention erweitert den Auftrag auch auf nicht staatliche Organisationen und behinderte Menschen, dazu kommt noch der UN-Fachausschuss. Monitoring ist also ein Prozess der kritischen und konstruktiven Beobachtung und Überwachung mehrerer Akteure gemeinsam mit Hilfe einer unabhängigen Stelle, die in Deutschland Monitoring-Stelle heißt und ein Teil des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin ist. Um es kurz zu fassen: Wir sind beschäftigt mit Veranstaltungen, Politikberatung, Menschenrechtsbildung, Publikationen, und wir betreiben Öffentlichkeitsarbeit.


Ein Thema, bei dem Sie schon deutliche Duftmarken gesetzt haben, sind die Empfehlungen für den Koalitionsvertrag, die relativ stark berücksichtigt wurden. Sehen Sie das auch so oder sind da Wünsche offen geblieben?

Wir haben unter anderem empfohlen, dass es eine nationale Strategie der Umsetzung geben muss und dass die Behindertenrechtskonvention bei jedem staatlichen Handeln Bedeutung erlangen muss. Das spiegelt sich im Koalitionsvertrag wider. Ob das nun allein der Empfehlung der Monitoring-Stelle geschuldet ist, lässt sich schwer sagen. Unser Anliegen an die Politik ist, Behinderung nicht mehr so verengt als ein sozialpolitisches Thema zu sehen. Die Konvention spricht alle Bereiche des Lebens an  –  Familie, Freizeit und Gesundheit, Freiheit und Sicherheit der Person, Datenschutz usw. Damit sind alle Ministerien und alle Ausschüsse im Bundestag angesprochen. Und es wäre konsequent, wenn alle Ausschüsse  –  und nicht nur der Ausschuss für Arbeit und Soziales  –  das Thema Behinderung stärker berücksichtigen würden.


Nun ist die UN-Konvention mit der Ratifikation im März 2009 auch in Deutschland geltendes Recht geworden. Was bedeutet das konkret?

Das Inkrafttreten bedeutet, dass die Normen der UN-Konvention Rechtsgültigkeit haben. Sie gelten. Und Geltung hat zur Konsequenz, dass staatliche Gewalt daran gebunden ist. Wenn beispielsweise ein politisches Programm aufgesetzt wird, gilt es einzubeziehen, was die Konvention dazu sagt. Und wenn es ein Einzelverfahren gibt, etwa ein Antragsverfahren auf Zugang zur Regelschule, dann kann eine Behörde nicht entscheiden, ohne die Konvention und das Recht auf inklusive Bildung in diese Entscheidung einzubeziehen. Unabhängig davon ist die Frage, ob man eine Rechtsentscheidung unmittelbar auf die Konvention stützen kann. Da gehen die Meinungen etwas auseinander, und auch die gerichtliche Praxis ist uneinheitlich. Unsere Auffassung ist hier, dass die Konvention differenziert verstanden werden muss, dass es Normen unterschiedlicher Qualität und Eindeutigkeit gibt, dass es einerseits Aufträge gibt, wo sich die Ergebnisse erst in der Zukunft manifestieren müssen, und andererseits solche, die so hinreichend bestimmt und konkret sind, dass sie unmittelbar anwendbar sind.


Können Sie Beispiele geben, wo man auf Basis der UN-Konvention schon jetzt sein Recht einklagen könnte?

Diese Eindeutigkeit wird in Bezug auf die Regelungen angenommen, die Menschen mit Behinderungen vor direkter Diskriminierung schützen. Das ist aber nur eine Aussage  –  was daraus folgt, müssen die Rechtsentscheider definieren. Ich will noch ein anderes Beispiel geben. Wenn jemand willkürlich misshandelt wird oder gegen seine Einwilligung einer medizinischen Maßnahme unterworfen wird, wäre das in Deutschland eine Verletzung geltenden Rechts. Bei Misshandlungsfällen ist das strafrechtrelevant. Es wäre aber nicht nur ein Verstoß gegen das Strafrecht, sondern auch eine Verletzung der Konvention. Dass staatliche Behörden an das Strafrecht anknüpfen, scheint nahe liegend, nur die zweite Ebene der Verletzung muss man auch sehen. Es ist also quasi eine Doppelverletzung.


Wenn jemand eine Verletzung der UN-Konvention erlebt und die nationalen Gerichtsinstanzen ohne Erfolg durchlaufen hat, kann er eine individuelle Beschwerde beim UN-Fachausschuss in Genf einlegen. Was darf er sich davon erwarten?

Der Fachausschuss kann keine Vorschriften machen. Der Fachausschuss entscheidet auch nicht verbindlich, aber seine Ansicht ist von großer Wichtigkeit. Ein Staat darf das, was der Ausschuss sagt, nicht außer Acht lassen  –  sonst steht er unter großem Erklärungsdruck. Auch die internationale Gemeinschaft achtet darauf, ob Staaten in solchen Fällen Abhilfe schaffen und Menschen auch entschädigen. Dieses Verfahren ist enorm wichtig, weil es zeigt, dass die Menschen das Recht haben, sich auf die Konvention zu berufen, und wenn alle Stricke reißen, steht dieser Ausschuss zur Verfügung. Man sollte aber nie alle Hoffnung auf so ein Verfahren setzen. Die Hoffnung dagegen besteht ja, dass in Deutschland ein System etabliert wird, so dass man gar keine gerichtlichen Verfahren zur Rechtsdurchsetzung braucht. Also, dass ein inklusives Bildungssystem besteht und sich die Leute nicht erst den Zugang einklagen müssen. Da würde ich ansetzen und da würde ich auch das Veränderungspotenzial dieser Konvention sehen.


Der UN-Fachausschuss in Genf ist auch Adressat für die Berichte der Bundesregierung über das Fortkommen des Umsetzungsprozesses der UN-Konvention. In einem Jahr, wenn sich die Ratifikation zum zweiten Mal jährt, muss die Bundesregierung ihren ersten Bericht abliefern. Was für Sanktionsmöglichkeiten gehen von diesem Fachausschuss aus?

Der Ausschuss macht seine Empfehlungen öffentlich. Damit ist in der Welt verbreitet, wie der Ausschuss die Situation in Deutschland einschätzt. Die Empfehlungen sind als Anregungen und Hinweise darauf zu verstehen, wo unbedingt gearbeitet werden muss. Sie können für die weitere Arbeit als Referenz herangezogen werden und für die weiteren Umsetzungsanstrengungen leitend sein. Rechtstechnisch gesehen, sind sie zwar unverbindlich, aber es ist eine Beurteilung auf der Basis verbindlicher Verpflichtungen der UN-Konvention. Und es wäre für einen Staat sehr fahrlässig, das zu ignorieren, auch weil die internationale Staatengemeinschaft zuschaut, und die NGOs in Deutschland, die Zivilgesellschaft, die Monitoring-Stelle sehr genau beobachten und auch verbreiten werden, was in diesen Empfehlungen steht.


Als Monitoring-Stelle werden Sie parallel einen Bericht über die Situation in Deutschland verfassen und rufen die Behindertenverbände auf, Gleiches zu tun. Welche Bedeutung haben diese Schattenberichte?

Diese Berichte haben eine ganz große Bedeutung, weil das Verfahren dadurch um wichtige Informationen ergänzt werden kann. Der Ausschuss ist auf direkte Informationen von betroffenen Menschen angewiesen, um etwas über ihre Lebenssituation zu erfahren. Es ist das gute Recht der Regierung, gewisse Leistungen und Errungenschaften herauszustellen. Sie soll aber auch Probleme aufzeigen und erklären, wie sie diese zu lösen gedenkt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bestimmte Dinge fehlen oder dass man bestimmte Fragen kritischer sieht. Damit der Ausschuss sich ein gutes Bild von der Situation machen kann, sind die unterschiedlichen Perspektiven einzubinden.


Wenn Sie schon jetzt Ihren Bericht erstellen müssten, wie würden Sie dann die Aktivitäten der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Konvention beurteilen?

Die Bundesregierung hat angekündigt, einen Aktionsplanprozess in Gang zu setzen. Man hört, dass sie kurz davor steht, ihr Konzept und ihre Überlegungen zur Diskussion zu stellen. Sie sucht also das Gespräch mit der Zivilgesellschaft. Das finde ich sehr begrüßenswert. So ein Aktionsplanprozess sollte von einer Kampagne begleitet werden, um einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung zu befördern, etwa mit der Botschaft: "Weg vom defizitären Ansatz, hin zu einem stärker auf soziale Barrieren ausgerichteten Verständnis von Behinderung". Wenn der Aktionsplan jetzt begänne, etwa mit dem Thema Barrierefreiheit, und dafür Maßnahmen vorsehen würde, wäre das gut. Er sollte uns aber auch dazu führen, weitere Fragen und den Handlungsbedarf für weitere Politikbereiche zu erarbeiten. Ich würde mir sehr wünschen, dass dieser Prozess ein allgemeiner Lern- und Arbeitsprozess wird. Ob das gelingt, ist nicht allein die Herausforderung für die Regierung. Ich begrüße, dass sie sich dieses große Projekt in den Koalitionsvertrag geschrieben hat, aber das Gelingen hängt auch von dem energischen Vorgehen der Politik insgesamt und von Möglichkeiten der zivilgesellschaftlichen Mitwirkung ab, jetzt die Kräfte auf die Umsetzung der Konvention zu lenken.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Dazu ein Bild: Kritischer und konstruktiver Beobachter: Dr. Valentin Aichele überwacht als Leiter der Monitoring-Stelle die Umsetzung der BRK in Deutschland


Kurzinfo: Deutsches Institut für Menschenrechte

Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) ist die unabhängige nationale Menschenrechtsinstitution in Deutschland. Es wurde im März 2001 auf Empfehlung des Deutschen Bundestages gegründet. Zu seinen Aufgaben zählt, durch angewandte Forschung, Politikberatung, Fachgespräche, Konferenzen sowie Menschenrechtsbildung im Inland zum Schutz und zur Förderung der Menschenrechte beizutragen. Unter dem Dach des DIMR hat am 1. Mai 2009 die Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention ihre Arbeit aufgenommen. Sie wird von dem Völkerrechtsexperten Dr. Valentin Aichele geleitet.
www.institut-fuer-menschenrechte.de

Rheinland-Pfalz veröffentlicht Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention

Auf den Tag genau ein Jahr nach Inkrafttreten der BRK in Deutschland hat Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland am 26. März einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention vorgelegt. Mobilität und Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen sollen Standard werden. Dies erklärten Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) und der Landesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen, Ottmar Miles-Paul.

Mit fast 200 konkreten Maßnahmen sollen behinderte Menschen unterstützt und von Anfang an ins öffentliche Leben eingebunden werden. "Wir sprechen bewusst nicht mehr von Integration, sondern von Inklusion", sagte Dreyer. Zu diesem Zweck plane die Regierung etwa einen Ausbau der aktuell 172 Schwerpunktschulen im Land, wo behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Dies trage dazu bei, Akzeptanz auf- und Vorurteile abzubauen, betonte Miles-Paul. Auf dem Arbeitsmarkt sollen Integrationsfirmen ausgebaut und Beschäftigungsalternativen zu Werkstätten für behinderte Menschen geschaffen werden.

Die barrierefreie Nutzung von Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten sei ein Kernziel des Aktionsplans. Vor allem im Tourismus sollen die Rahmenbedingungen für mehr Barrierefreiheit hergestellt werden. Im Bereich Bauen sei die Mittelvergabe schon jetzt konsequent an die barrierefreie Gestaltung gebunden. Weiterhin solle die Zugänglichkeit zu Verkehrsmitteln, Dienstgebäuden und Arbeitsstätten verbessert werden. Mit dem Projekt "Wohnen in Orts- und Stadtkernen" wolle man dem Ziel des selbstbestimmten, barrierefreien und integrierten Lebens und Wohnens näher kommen.

Wie Malu Dreyer ankündigte, werde im Landessozialministerium eine Anlaufstelle für die Umsetzung der UN-Konvention eingerichtet. Der Landesbehindertenbeauftragte übernehme dabei eine zentrale Koordinierungsfunktion.

In Kürze:

Reisen

Tag der offenen Tür in Rochsburg

Am 29. Mai ist Tag der offenen Tür in der "Villa Rochsburg". Die Mitarbeiter und der Förderverein erwarten Freunde des Hauses sowie Interessierte und Neugierige. Neben Besichtigungen, Gesprächen und vielerlei Unterhaltung werden Blindenhilfsmittel und andere Angebote präsentiert.

Nähere Informationen bei der
AURA-Pension "Villa Rochsburg"
Schlossstr. 17, 09328 Lunzenau, OT Rochsburg
Tel.: 03 73 83 / 83 80-0
E-Mail: villa@bsv-sachsen.de
www.villa.rochsburg.de

Herbst-Tage am Timmendorfer Strand

Vom 20. bis 30. September lädt das AURA-Hotel Timmendorfer Strand unter dem Motto "Urlaub im Herbst" ein. Auf dem Programm stehen gemeinsame Ausflüge und gemütliche Vorlesenachmittage im Hotel. Fest eingeplant ist ein Tag in Wismar und der Besuch der Bonbonfabrik in Eckernförde. In die Herbstzeit fällt auch das Wochenendseminar "Energie tanken mit Qi Gong" vom 24. bis 26. September.

Nähere Informationen beim
AURA-Hotel
Strandallee 196, 23669 Timmendorfer Strand
Tel.: 0 45 03 / 60 02-0
E-Mail: timmendorfer-strand@aura-hotels.de
www.aura-timmendorf.de

Freizeit

Ran an die Schminkkästen

Wie trage ich Lippenstift auf, ohne überzumalen? Welcher Lidschatten passt am besten zu meinen Augen? Wie sie Farbe in ihr Gesicht bringen, lernen blinde und sehbehinderte Frauen jetzt bei Schminkkursen in Berlin und darüber hinaus. Gemeinsam mit Star-Visagist René Koch will die Berliner Frauen-Gruppe "Maulwuerfe-on-tour" Betroffenen Mut machen. Sie selbst hatten den Profi zu einem Kurs überredet (Bericht folgt) und so sehr begeistert, dass er das Projekt in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen ausweiten möchte. Es können sich Teilnehmerinnen aus Berlin und anderen Städten melden. Dort wird dann der Kontakt zu Kosmetikerinnen vor Ort vermittelt, die das Projekt ebenfalls unterstützen.

Nähere Informationen bei
Susanne Emmermann
Tel.: 01 76 / 38 53 11 82
E-Mail: maulwuerfe-on-tour@gmx.de

Lesungen: Blinde Schönheit

Im Hörbuch "Blinde Schönheit" beschreiben 15 Frauen ihre Erlebnisse, Erkenntnisse und Gedanken zum Thema Schönheit (vgl. Rubrik "Menschen"). Gemeinsam mit Herausgeberin Heike Herrmann möchte sich das Projekt nun in jeder "Autorinnenstadt" vorstellen. Nach zwei Lesungen in Leipzig und Kassel findet der nächste Termin am 7. Mai in Wuppertal im Rahmen eines "Tages der Menschen mit Behinderung" statt. Neben der Herausgeberin wird Viola Reetz, Vorstandsmitglied des Wuppertaler Blindenvereins, auf dem Marktplatz lesen.

Am 11. Juni laden die Autorinnen in Wernigerode zu einer Lesung ins Helmut-Kreutz-Haus (Tel.: 0 39 43 / 56 44 00) ein.

Und am 1. Juli sind Ruth Wunsch, Heidrun Köllner und Heike Herrmann in der Flussschifferkirche in Hamburg zu Gast, um aus ihren Texten zu lesen und über blinde Schönheit ins Gespräch zu kommen (Infos beim Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg, Tel.: 040 / 20 94 04-29).

Kulturwochenende in Rendsburg

Das Schleswig-Holsteinische Landestheater lädt am 29. Mai zu einer integrativen Aufführung der Komödie "Der Gast" ins Stadttheater Rendsburg ein. Dank eines Audioguides können sich blinde und sehbehinderte Besucher selbstständig im Theater orientieren. Neben einer Einführung in das Stück und einem Nachgespräch mit Schauspielern und dem Beschreiberteam steht am Nachmittag eine Bühnenführung mit vielen Tasterlebnissen auf dem Programm. Die Komödie von David Pharao wird mit Live-Audiodeskription versehen. Sie erzählt von dem arbeitslosen Gérard, der seinen möglichen neuen Arbeitgeber mit Hilfe seines Nachbarn und Imageberaters von seinen Qualitäten zu überzeugen versucht. Eingerahmt wird das Kulturwochenende in Rendsburg durch eine Stadtführung am Samstagmittag und eine Matinee im Theaterfoyer am Sonntagvormittag.

Nähere Informationen und Kartenreservierung (bis 19.5.) bei
Hela Michalski
Tel.: 0 48 81 / 71 72
E-Mail: hw.michalski@t-online.de

Nach dem 19. Mai Reservierung nur noch über die
Theaterkasse
Tel.: 0 43 31 / 2 34 47


Dazu ein Bild: Theater für alle: In Rendsburg wird "Der Gast" von David Pharao mit Audiodeskription aufgeführt

Saxophon-Hit in drei Stunden

Ohne Vorkenntnisse innerhalb von drei Stunden einen Hit auf dem Saxophon lernen? Das verspricht der Musikinstrumenten-Hersteller Yamaha den Teilnehmern seiner Schnupperkurse. In Kooperation mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) und dem DBSV bietet Yamaha einen solchen Kurs für blinde und sehbehinderte Musikfreunde an. Acht Teilnehmer können sich am 16. Juni in Berlin an den Blasinstrumenten ausprobieren. Kosten entstehen keine, die Saxophone werden gestellt. Wer Spaß am Saxophonspiel bekommt, dem kann Unterricht vermittelt werden.

Nähere Informationen und Anmeldung (bis 15.5.) beim
DBSV
Reiner Delgado
Tel.: 030 / 28 53 87-240
E-Mail: r.delgado@dbsv.org

Seminare und Tagungen

Sprachkurse im Sehzentrum Berlin

Wer Englisch oder Russisch lernen oder als Migrant seine Deutschkenntnisse verbessern möchte, kann dies seit kurzem im Sehzentrum Berlin des SFZ Förderzentrums tun. Die Sprachkurse sind speziell auf Menschen mit Seheinschränkung ausgerichtet. Es gibt Kurse für den Freizeitgebrauch im Urlaub sowie Spezialkurse für den Beruf. Einen Schwerpunkt bildet auch das Nachhilfeangebot für Schüler. Hier wird mit den Materialien der jeweiligen Schule gearbeitet. Gelernt wird in kleinen Gruppen oder im Einzelunterricht zu individuellen Kurszeiten. Der Integrations-Deutschkurs für sehgeschädigte Teilnehmer mit Migrationshintergrund ist als Vollzeitkurs von Montag bis Freitag angelegt.

Nähere Informationen beim
Sehzentrum Berlin
Tel.: 030 / 72 61 68 71
E-Mail: sehzentrumberlin@sfz-chemnitz.de
www.sfz-chemnitz.de

Uni-Tag an der TU Dresden

Die Arbeitsgruppe "Studium für Blinde und Sehbehinderte" (AG SBS) informiert am Uni-Tag der TU Dresden, am 29. Mai, über die Angebote für blinde und sehbehinderte Studierende. Interessierte können sich von 10 bis 13 Uhr im Raum 1063 der Fakultät Informatik über das Studium, das studentische Leben, die Studienfinanzierung und vieles mehr informieren. Außerdem stellt die AG SBS aktuelle Forschungsergebnisse vor. So kann die im Projekt Hyperbraille entwickelte Stiftplatte ausprobiert werden, um zum Beispiel Grafiken zu ertasten oder im Internet zu surfen.

Nähere Informationen bei der
TU Dresden
Brita Heinze
Tel.: 03 51 / 46 33 84 35
elvis.inf.tu-dresden.de

Vollschrift lernen in Georgenthal

Der Förderverein der AURA-Pension Haus "Grünes Herz" in Georgenthal bietet vom 7. bis 13. Juni einen Blindenschriftkurs zum Erlernen der Vollschrift an. Dozentin Birgit Kröger vermittelt in entspannter Atmosphäre die Grundlagen der Braille-Schrift. Wer eine Blindenschreibmaschine hat, sollte sie zum Kurs mitbringen.

Nähere Informationen und Anmeldung bei der
AURA-Pension
Haus "Grünes Herz"
Schwimmbachstr. 4, 99887 Georgenthal
Tel.: 03 62 53 / 30 50
E-Mail: info@aura-pension-georgenthal.de
www.aura-pension-georgenthal.de

Zwei Kurse in Tabellenkalkulation

Der Verein "Bildung Ohne Barrieren" bietet im AURA-Hotel Saulgrub zwei einwöchige Excel-Kurse an. Mit dem Anlegen von Tabellenblättern und Mappen sowie ersten Funktionen stehen beim Anfänger-Kurs vom 29. August bis 3. September die Grundlagen auf dem Programm. Fortgeschrittene Nutzer können vom 24. bis 29. Oktober ihre Kenntnisse vertiefen. Gemeinsam mit Kursleiter Andreas Beinert beschäftigen sie sich mit verschachtelten Funktionen, Tabellengestaltung und Verknüpfungen. Voraussetzung für beide Kurse sind Tastaturbeherrschung, Grundkenntnisse in Windows und  –  wenn nötig  –  Sicherheit im Umgang mit der Braillezeile.

Nähere Informationen und Anmeldung bei
Bildung Ohne Barrieren
Tel.: 0 78 44 / 91 15 02
E-Mail: info@bildung-ohne-barrieren.de
www.bildung-ohne-barrieren.de

Service

Beratung zum Persönlichen Budget

Seit Anfang 2008 betreibt die Interessenvertretung "Selbstbestimmt Leben in Deutschland" (ISL) mit Förderung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ein Beratungstelefon zum Persönlichen Budget. Die ISL-Mitarbeiter haben nun ihre Erfahrungen aus zwei Jahren Beratung in einer Broschüre zusammengefasst, die neben Beispielen und praktischen Tipps auch einen umfangreichen Adressteil enthält. Diese digitale Broschüre ist über die Homepage der ISL oder das Beratungstelefon erhältlich.

Das Beratungstelefon ist überdies seit dem 1. April unter einer neuen bundesweiten Rufnummer zu erreichen:

0 18 05 / 47 47 12 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.)
E-Mail: persoenliches.budget@isl-ev.de
www.isl-ev.de

Leserpost:

Offen, ehrlich und schonungslos

Von Hans Günter Funke aus Leipzig

Wie ich das jeden Monat mache, habe ich auch im März die aktuelle Ausgabe unserer Verbandszeitschrift durchgeblättert. Nun ja, Sex, das haben wir doch oft und fast überall, dachte ich. Ich las ja in der "Gegenwart". Da wurde das Thema Sexualität eben auch mal von unserer spezifischen Sicht aus betrachtet. Dass dahinter mehr steckt, bemerkte ich bald. Die Sache ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert, höchst bemerkenswert. Da ist zunächst das hübsche, erotische Foto einer blinden Frau, das die Redakteurin der "Gegenwart" als Titelbild ausgewählt hat. Das Foto ist mutig und vielleicht auch ein bisschen provozierend, sehr schön! Da nimmt sich eine blinde junge Frau offen, ehrlich und schonungslos des Themas Blindheit, Erotik und Sexualität an, befragt andere ebenfalls betroffene Frauen und schreibt ein Buch darüber. Das finde ich sehr wichtig und sehr interessant.

Bemerkenswert ist vor allem die Art und Weise, wie das Thema bearbeitet wurde. Das hat es so noch nicht gegeben. Das hat mich stark beeindruckt. Hier geht es nicht um die biologischen Vorgänge. Die wurden auch bei uns damals in der Blindenschule wissenschaftlich exakt und doch mit einer gewissen Verschämtheit behandelt. Daran scheint sich bis heute nicht viel geändert zu haben. Hier geht es um all die außerordentlich vielschichtigen menschlichen Fragen, die das Thema berührt. Die Zeit ist reif, überreif für eine offene, tabulose Diskussion, um Verklemmungen, Vorurteile und falsche Vorstellungen abzubauen oder zu beseitigen.

Liebe Frau Sonntag, ich danke Ihnen dafür, dass Sie mit dieser Diskussion angefangen haben. Ich möchte Ihnen und ihren Mitstreitern Mut machen, auf diesem Wege fortzufahren. Lassen sie sich von Nichts und Niemandem dabei beirren! Ich danke aber auch den Mitarbeitern der "Gegenwart" dafür, dass sie sich des Themas angenommen haben und hoffentlich auch weiter annehmen werden. Ich freue mich auf eine interessante Diskussion!

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Der Erste nimmt es leicht, der Zweite ärgert sich, der Dritte philosophiert darüber: Wenn Sehende und Nicht-Sehende einander begegnen, wird es manchmal schwierig. Leser der "Gegenwart" erzählen.


"Ich tanze doch mit die Beene ..."

Ich bin geburtsblind, aber Tanzen ist schon lange meine Leidenschaft. Meine Mutter sorgte dafür, dass ich ins Ballett kam, und während meiner Ausbildung war ich in einer Volkstanzgruppe aktiv. Als ich dann vor 30 Jahren nach Nürnberg zog, wollte ich natürlich weiter tanzen: Folklore, Orientalisch, Flamenco usw. Manche Tanzschulen lehnten mich sofort ab  –  zu gefährlich für mich als Blinde. Bei anderen Einrichtungen durfte ich eine Zeit lang mitmachen. Als ich mich bei der Volkshochschule zum orientalischen Tanz anmelden wollte, bekam ich zu hören: "Für Sie gibt es doch Behindertenkurse." Meine Antwort: "Aber keinen Bauchtanz!" Den Kurs überstand ich trotzdem erfolgreich.

Ein Rundfunkaufruf machte mich dann neugierig auf Stepptanz. Das Geklapper interessierte mich wahnsinnig und ich meldete mich für einen Crashkurs an. Bei der Schnupperstunde staunte der Trainer nicht schlecht, dass ich einfach mithüpfte. "Wir probieren es halt mal", sagte er und nahm mich in seinen Anfängerkurs auf. Und so steppte ich mit 63 Jahren in einer Seniorengruppe mit.

Anfangs waren meine Mittänzer schnell mit unpassenden Bemerkungen zur Stelle. Geschah das aus Unsicherheit? Jedenfalls gab ihnen meine Blindheit einige Rätsel auf. Wie kann ich als Blinde so funktionieren? Ich versuchte, solche Hindernisse aus dem Weg zu räumen und erklärte: "Meine Ohren sind die Hauptakteure und die Freude am Tanzen kommt dazu." Nach und nach wurde ich voll in die Gruppe eingeschlossen und war auch bei Aufführungen dabei. Im Allgemeinen wurde dabei nicht extra angesagt, dass eine Blinde mitsteppt. Hatten die Zuschauer es begriffen, waren die Reaktionen sehr unterschiedlich. "So gut tanzen, wenn man nicht sieht. Wie machen Sie das nur?" Darauf konnte ich nur antworten: "Ich tanze doch mit die Beene und nicht mit die Oochen."

Als wir einmal in einem Kinosaal auftraten, hörte eine Bekannte, wie sich zwei Frauen im Publikum unterhielten  –  natürlich über mich: "Die eine Tänzerin steppt so anmutsvoll und die Augen hat sie dabei immer geschlossen." Meine Bekannte lauschte dem Geplauder eine Weile und klärte die Damen dann auf. Überrascht und fassungslos reagierten die beiden und schauten noch genauer auf mich. Als ich davon erfuhr, musste ich schmunzeln. Vor allem wusste ich nun aber, dass ich auch nicht mehr als meine Mittänzer aus der Reihe tanze.


Kurzinfo: Leser schreiben für Leser

Unter dem Motto "Nicht sehen und gesehen werden" ruft die "Gegenwart" zur Leseraktion 2010 auf und veröffentlicht ausgewählte Geschichten.

Kontakt:
DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org


Dazu ein Bild: Ulrike Weller lebt in Nürnberg und bezeichnet sich selbst als "Physiotherapeutin und Masseurin im Unruhestand". Die 74-Jährige ist aufgrund einer Schädigung des Sehnervs von Geburt an fast blind.

Kultur:

Kulturwoche bringt Aliens zum Tanzen

Eine Woche voll integrativer Kulturerlebnisse erwartet die Besucher der Hamburger Kulturwoche 2010 vom 22. bis 29. August. Rund 100 Künstler mit und ohne Behinderung zeigen, was sie musikalisch, schauspielerisch und künstlerisch auf dem Kasten haben. Beim Musical-Projekt "AlienRock" sind all diese Talente gleichzeitig gefragt.


Irgendwo hinter der Sonne liegt der unbekannte Planet "AlienRock". Die Bewohner kennen weder Musik noch Tanz. Eines Tages stürzt ein kleiner Blech-Satellit der Erde auf AlienRock ab. Durch eine Fehlfunktion sendet er das irdische Radioprogramm von DJ Piratos Piratensender. Die Musik geht direkt in die Antennen der Aliens und sie können nicht anders als zu tanzen. Zeitgleich kämpft DJ Piratos auf der Erde nicht nur gegen den Mainstream der Radiosender, sondern auch gegen die Ordnungshüter der Anti-Illegal-Sender Behörde (AIS). Sie wollen DJ Piratos den Stecker ziehen.

Die fantastische Story von Menschen, Musik und Aliens wird mit rockigem Sound und vielfältigen Rhythmen von Reggae bis Hip-Hop für die Zuschauer hautnah spürbar. Acht Darsteller, davon drei mit Sehbehinderungen, die die Hamburger Blindenstiftung in einem Casting ausgewählt hat, bilden das Musical-Team. Bereits in den Proben gehen sie in ihren Rollen als Disc-Jockey, Sekretärin, Aliens, Kontrolleure und Schattenmonster voll auf.

Für Regisseur Stephan Greve, der schon das DBSV-Musical "Stärker als die Dunkelheit" inszenierte, ist die Arbeit mit blinden, sehbehinderten und sehenden Darstellern wieder eine spannende Herausforderung. Die Bilder zur Inszenierung, die er im Kopf hat, muss er den Protagonisten ganz unterschiedlich vermitteln. Die Songs wurden vom Komponisten und seiner Partnerin als Playback eingesungen. So konnten die Sänger über das Ohr lernen. Hart, aber erfolgreich war dann die Arbeit an den CD-Aufnahmen Anfang März. Bei viel Kaffee, Wasser und Keksen blieb die Stimmung bei Darstellern und Band immer konzentriert, locker, lustig. Die Erfahrung zeigte: Die Arbeit am gemeinsamen Projekt führt schnell zur fruchtbaren Zusammenarbeit und auch zur menschlichen Annäherung. Dieser Funke, der zwischen den Darstellern übergesprungen ist, soll während der Kulturwoche auch das Publikum erfassen.

Regisseur Stephan Greve und Komponist, Bandleiter und Arrangeur Jan-Christoph Mohr haben ein Stück geschaffen, das anders wirkt als gängige Musicals. Die Musik steht im Vordergrund, sie ist die Kraft, die bei den allabendlichen Aufführungen in der Hamburger "Fabrik" Musikbegeisterte von 10 bis 60 Jahren zusammenführt  –  egal ob Alien oder Mensch, ob reich oder arm, ob mit oder ohne Einschränkung.

Rainer Krais
Geschäftsführer der Hamburger Blindenstiftung  


Kurzinfo:

Tickets für die Hamburger Kulturwoche gibt es unter 0 18 05 / 44 70 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.) sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. 20 Prozent Rabatt für Frühbucher bis 15. Mai.

Das vollständige Programm finden Sie im Internet unter www.blindenstiftung.de oder in einer Audiofassung als Bonus auf DBSV-Inform im Anschluss an diesen Beitrag. Demo-Video zum Musical unter www.alienrock.de

Gesellschaft:

Wie viel Inklusion kann unsere Gesellschaft?

Die Aktion Mensch war ihrer Zeit voraus, als sie sich vor zehn Jahren von ihrem Namen Aktion Sorgenkind trennte. Behinderte Menschen sind Menschen wie alle anderen auch und damit ein vollwertiger Teil der Gesellschaft. Heute ist im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention von "Inklusion" die Rede. Was die Aktion Mensch tun kann, um den gesellschaftlichen Wandel zu befördern, erklärt Martin Georgi, geschäftsführender Vorstand der Aktion Mensch, im "Gegenwart"-Interview.


Herr Georgi, am 1. Mai sind Sie ein Jahr geschäftsführender Vorstand der Aktion Mensch. Vorher waren Sie Direktor bei der Christoffel-Blindenmission, die unseren Lesern natürlich bekannt ist. Was war das für ein Jahr, das jetzt hinter Ihnen liegt? Was war in diesem Jahr des Ankommens ganz besonders wichtig für Sie?

Martin Georgi: Ja, es war tatsächlich ein Jahr des Ankommens, ein Jahr, in dem ich mich mit den neuen Aufgaben vertraut gemacht habe. Natürlich gibt es in den Leitungsfunktionen gewisse Ähnlichkeiten, aber jeder Verein und jede Organisation unterscheidet sich natürlich auch. Da muss man erst mal seine Rolle finden und sehen, wo und was man tun kann und muss. Wir hatten ein sehr spannendes Jahr, ein sehr volles Jahr, auch ein erfolgreiches Jahr. Sehr wichtig war mir von Anfang an, auf Transparenz zu setzen. Die Aktion Mensch ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen und hat sich in der Gesellschaft einen guten Namen verschafft, aber viele Leute wissen nicht konkret, was die Aktion Mensch tut. Deshalb ist es für mich und meinen Vorstandskollegen Armin von Buttlar ein wichtiges Anliegen, für mehr Transparenz zu sorgen.


Ein wichtiges Datum in diesem ersten Jahr war der zehnjährige Namenstag der Aktion Mensch, der Anfang März gefeiert wurde. Im Jahr 2000 wurde aus der Aktion Sorgenkind die Aktion Mensch. Was war an diesem Namenswechsel so wichtig?

Der Namenswechsel war außerordentlich wichtig nicht nur für die Aktion Mensch, sondern auch für die Menschen, mit denen wir zu tun haben. Das sind einerseits die Selbsthilfeverbände, die sehr auf eine Namensänderung gedrängt haben, aber durchaus auch die Wohlfahrtsverbände. Im Lauf der Jahre nach Gründung der Aktion Sorgenkind 1964 war man zu einem anderen Standpunkt gekommen: Es geht nicht mehr darum, arme Sorgenkinder zu betreuen, sondern man geht mit selbstbestimmten und auch verantwortlichen Vertretern von Organisationen um. Und so war dieses altertümliche Bild nicht mehr passend. Mit der Namensänderung hat die Aktion Mensch nicht nur einen gesellschaftlichen Wechsel mitgemacht, sie hat ihn auch beschleunigt  –  gerade durch die Förderpolitik, die sich seit 2000 über die reine Behindertenhilfe hinaus ausgeweitet hat.


In gewisser Weise war die Aktion Mensch mit diesem neuen Namen Vordenker. Damals hat noch keiner von Inklusion gesprochen. Heute sprechen im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention alle von Inklusion. Was kann die Aktion Mensch tun, damit Menschen mit Behinderungen von Anfang an gleichberechtigter Teil der Gesellschaft sind so wie alle anderen Menschen auch?

Die Aktion Mensch tut einerseits sehr viel im Bereich der Förderung von Projekten, wo Menschen mit Behinderungen von Anfang an dabei sein können. Da geht es um eine Neugestaltung der Förderpolitik: dass man dezentrale, gemeindenahe Angebote in der Schule, im Betrieb herstellt, wo Menschen mit Behinderungen Seite an Seite mit anderen Menschen arbeiten und leben können. Andererseits kann die Aktion Mensch einiges im gesellschaftlichen Raum tun, weil die größten Barrieren in den Köpfen bestehen, weil Menschen mit Behinderungen immer noch nicht als vollgültige Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden, man ihnen nichts zutraut und man sie nur am Rande wahrnimmt. Da tun wir viel in unseren Aufklärungsprojekten, zum Beispiel am 5. Mai, wo es darum geht, Menschen mit Behinderungen als Menschen zu zeigen, die durch die UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen ein festgeschriebenes Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft haben.


Wie viel Inklusion kann unsere Gesellschaft? Sie müssten doch ganz gut wissen, wie unsere Gesellschaft tickt. Ich denke da zum Beispiel an das Gesellschafter-Projekt mit der zentralen Frage "In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?" ...

Ich bin sogar der Auffassung, dass die Gesellschaft noch wesentlich mehr kann. In den letzten Jahren hat sich die Gesellschaft in vielen Bereichen geöffnet. Menschen mit Behinderungen haben mehr Möglichkeiten, als das noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Aber wir sind bei weitem noch nicht so weit, wie wir kommen können. Das sieht man auch an unseren Nachbarländern, die zum Teil bei der schulischen Integration oder Inklusion oder in Bereichen der Arbeit und des Wohnens weiter sind als Deutschland. Also, da geht noch was und dazu können wir noch mehr beitragen.


Wie entwickelt sich in Krisenzeiten, wie wir sie jetzt haben, das Verhältnis zwischen Lotterieeinnahmen und Förderanträgen?

Das ist ein schwieriges Problem, das nicht erst im letzten Jahr aufgetreten ist. Es ist naturgemäß so, dass das Geld nicht reicht. Auch bei der Aktion Mensch haben wir mehr Anträge, als wir fördern können. Wir arbeiten daran, mit neuen Angeboten auf dem Lotteriemarkt wieder zu einem Wachstum zu kommen. Zum Beispiel haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal eine Frühjahrs-Sonderverlosung durchgeführt, wo es darum geht, kleinere Gewinne und nicht nur Millionengewinne anzubieten. Dieses Bild  –  viele gewinnen viel, viele können mitmachen und viele können teilhaben  –  ist ein Bild, das ich sehr gut finde für die Zukunft der Aktion Mensch. Gleichzeitig müssen wir im Bereich der Förderpolitik stärkere Akzente setzen. Wir können nicht jeden Antrag fördern, was sehr bedauerlich ist. Wir wollen darauf achten, welche Angebote wirklich zukunftsträchtig, innovativ und modellhaft sind und mehr als andere etwas zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen.


Merken Sie anhand der Förderanträge, dass sich der Staat aus der Finanzierung vieler Bereiche Stück für Stück herauszieht?

Das ist in der Tat so, dass nicht nur der Staat, sondern auch andere Institutionen, die traditionell Gelder zur Verfügung stellen, sich in einigen Bereichen zurückhalten. Wir wollen dem entgegenwirken, indem wir sagen: Gerade in der Zeit nach der Ratifizierung der UN-Konvention sind gewisse Angebote von staatlicher Seite zu erbringen. Es würde ein falsches Signal setzen, wenn wir in einem Bereich, der jetzt gesetzlich zu regeln ist, als private Förderorganisation Unterstützung leisten. Da haben wir nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine politische Diskussion, denn gerade während der Abwicklung der Finanzkrise entstehen Zielkonflikte zwischen staatlichen Einsparmöglichkeiten oder Einsparwünschen und den Notwendigkeiten, zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen.


Wir haben mit dem Blick zurück begonnen und wollen mit dem Blick nach vorn enden: Was wünschen Sie sich für die Aktion Mensch? Wo soll sie in fünf Jahren stehen?

Dann wird die seinerzeitige Aktion Sorgenkind 50 Jahre bestehen. Und wir werden hoffentlich wesentlich weiter sein  –  mit einem steigenden Lotterieumsatz und der Möglichkeit, mehr Projekte zu fördern. Und hoffentlich sind wir dann auch in Deutschland weiter gekommen in Richtung einer inklusiven Gesellschaft.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Kurzinfo: 5. Mai: Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Die Aktion Mensch ruft am 5. Mai bundesweit zu Aktionen auf, um den Begriff "Inklusion" mit Leben zu füllen. "Inklusion  –  Dabei sein! Von Anfang an!" heißt das diesjährige Motto des Protesttages. Ziel ist es, dass sich auch die Öffentlichkeit mit der Frage beschäftigt, wie Menschen mit Behinderungen selbstverständlich an der Gesellschaft teilhaben können  –  in der Schule, im Beruf, in der Freizeit, beim Wohnen. www.diegesellschafter.de/5mai


Dazu ein Bild: Martin Georgi, geschäftsführender Vorstand der Aktion Mensch, ist sich sicher: "Die Gesellschaft kann noch wesentlich mehr."

Recht:

Einkaufsfuchs auf Rezept

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) erfährt zurzeit einen regelrechten Ansturm von streitigen Verfahren mit den Krankenkassen, wenn es um die Versorgung mit dem Produkterkennungsgerät "Einkaufsfuchs" geht. Da hat das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen gerade zur richtigen Zeit mit zweitinstanzlichem Urteil entschieden, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen müssen.


Beim Einkaufsfuchs handelt es sich um ein für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen entwickeltes Hilfsmittel mit digitaler Sprachausgabe zum Einkaufen und zur häuslichen Verwaltung. Das Gerät erkennt die Produkte anhand des Strichcodes, der auf den Verpackungen zu finden ist. Mehr als zwei Millionen Artikel  –  von Lebensmitteln über Gebrauchsgüter im Haushalt bis zu Musik-CDs  –  sind in der Datenbank gespeichert. Durch Austausch der Speicherkarte ist eine Erweiterung der Daten jederzeit möglich. Außerdem können neue, noch nicht bekannte Artikel selbst eingegeben werden. Zu diesem Zweck ist ein Mikrophon in das Gerät integriert. Die Artikel, zum Beispiel Ordner mit wichtigen Dokumenten, kann der Nutzer dann mit selbstklebenden Strichcode-Etiketten kennzeichnen, die im Lieferumfang enthalten sind.

In der Vergangenheit haben die Krankenkassen verschiedenste Argumente angeführt, um die Versorgung mit dem Produkterkennungsgerät abzulehnen. Teilweise berufen sie sich darauf, dass der gewünschte Warenbereich im Supermarkt nicht ohne Assistenz erreicht werden könne, so dass ein eigenständiges Auffinden der Waren mit dem Einkaufsfuchs nicht möglich sei. Diesem Argument ist jedoch entgegenzuhalten, dass sehbehinderte und blinde Menschen in der Regel Supermärkte aufsuchen, die sich in der gewohnten Umgebung ihrer Wohnung befinden, so dass sie sich dort gut zurechtfinden. Das Problem fängt erst dann an, wenn man vor dem Regal oder der Truhe steht und nicht weiß, welchen Artikel man in der Hand hält, da viele Produkte anhand der Verpackung nicht zu unterscheiden sind. So haben Konservendosen oftmals die gleiche Form und Größe und auch die Geschmacksrichtungen beim Joghurt lassen sich nicht erkennen.

Die Krankenkassen vertreten häufig die Auffassung, dass die Versorgung mit einem Einkaufsfuchs nicht "erforderlich" sei. Hierzu führt das Sozialgericht Trier (Urteil vom 20.1.2009, Az.: S 3 KR 101/07) aus: "Ein Hilfsmittel ist nach der Rechtsprechung in vorgenanntem Sinne 'erforderlich', wenn sein Einsatz zur Lebensbewältigung im Rahmen der allgemeinen Grundbedürfnisse benötigt wird. [...] Maßstab ist stets der gesunde Mensch, zu dessen Grundbedürfnissen der kranke und behinderte Mensch durch die medizinische Rehabilitation und mit Hilfe des von der Krankenkasse gelieferten Hilfsmittels wieder aufschließen soll. Danach zählt zu den elementaren Grundbedürfnissen auch die Möglichkeit, die Wohnung zu verlassen und die Stellen zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind. Zu diesen Alltagsgeschäften gehört das Einkaufen von Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs (Urteil, BSG vom 16.9.1999  –  B 3 KR 8/98 R). Der Einkaufsfuchs dient dem Einkaufen von Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs, was nach dem Verständnis des Bundessozialgerichts, dem sich das erkennende Gericht in vollem Umfang anschließt, zu den allgemeinen Grundbedürfnissen zählt."

Ein weiteres beliebtes Argument der Krankenkassen gegen die Versorgung mit dem Einkaufsfuchs ist das so genannte Wirtschaftlichkeitsgebot. Gemeint ist damit, dass die Kosten in keiner Relation zum Nutzen des Gerätes stehen. Zur Wirtschaftlichkeit erklärt nun das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen in seinem Urteil vom 11.11.2009 (Az.: L 4 KR 17/08): "Hilfsmittel, die wie der Einkaufsfuchs nicht unmittelbar an der Behinderung ansetzen, sondern den durch die Krankheit verursachten Funktionsausfall anderweitig ausgleichen oder mildern, sollen nach höchstrichterlicher Rechtsprechung nur dann in die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung fallen, wenn sie die Wahrnehmung von Grundbedürfnissen ermöglichen (vgl. BSG in SozR 3-2500, § 33, Nr. 44). Diese Voraussetzung trifft auf den Einkaufsfuchs zu. Denn er ermöglicht es der Klägerin, im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung das Einkaufen bzw. das Orientieren im eigenen Haushalt selbstständig auszuführen. Dabei handelt es sich um ein allgemeines Grundbedürfnis."

Der Einkaufsfuchs wird nicht nur, wie aus seinem Namen zu schließen wäre, zum Einkaufen benutzt. Auch im häuslichen Bereich ergeben sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, wenn sich der Nutzer einen Überblick über seine Lebensmittelvorräte verschaffen möchte oder, wie beschrieben, nach wichtigen Dokumenten sucht. Das Sozialgericht Detmold erkennt weiterhin an, dass ein Blinder oder Sehbehinderter zur Befriedigung seines Informationsbedürfnisses mit Hilfe des Einkaufsfuchses Bücher oder CDs identifizieren kann, um für den Kauf eine Vorauswahl zu treffen (Urteil vom 3.12.2008  –  S 5 KR 207/07).

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass sich die Krankenkassen auch nicht mit dem Argument aus der Verantwortung ziehen können, dass sehbehinderte und blinde Menschen auf die Unterstützung von Sehenden angewiesen seien. Denn die Betroffenen können nicht auf die Hilfe durch Dritte verwiesen werden, wenn der technische Fortschritt sie zumindest teilweise unabhängig macht.

Markus Brinker
Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen"  


Kurzinfo: Rechte behinderter Menschen

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" gGmbH ist eine gemeinsame Einrichtung von DBSV und DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf). Die Rechtsberatung wird ausschließlich von blinden und sehbehinderten Juristen durchgeführt, die über spezielles Know-how in behindertenrechtlichen Fragen verfügen. Für Mitglieder der DBSV-Landesvereine und des DVBS ist die Dienstleistung kostenfrei.

Kontakt:
Dr. Michael Richter, Christiane Möller, Markus Brinker
Tel.: 0 64 21 / 948 88 32 oder 030 / 28 53 87-160
E-Mail: recht@dvbs-online.de

telefonische Beratungszeiten:
montags und mittwochs 13 bis 17 Uhr
freitags 9 bis 14 Uhr

Menschen:

Vom unpassenden Accessoire zum "Zauberstock"

Marlis Reinhardt, 53

Bereits als junge Frau hatte ich ein ausgeprägtes Modebewusstsein und schoss als "Seiteneinsteigerin" in der Forstwirtschaft auch mal über das Ziel hinaus. Die Forstuniform, gerade für Frauen ein total langweiliges Outfit, versuchte ich regelmäßig aufzupeppen. Vor meinem ersten Besuch einer Waldarbeiterbrigade fragte mein Chef ungläubig: "So willst du doch nicht ernsthaft ins Revier fahren? Die Kollegen werden vor Lachen nicht mehr arbeiten. Zieh dir geeignete Schuhe an, wir wollen keine Pflanzlöcher stechen!" Meiner Kreativität tat das keinen Abbruch. Die hohen Absatzschuhe gehörten bald zu meinem Markenzeichen.

Irgendwann bekam ich die Diagnose: "Ihre Sehfähigkeit wird gegen Null gehen!" Das Sehen verschlechterte sich zunächst nur langsam und ich versuchte, es zu kaschieren. Ich ging mit einem großen Stockschirm zur Arbeit, ertastete meinen Weg. Meine hohen Absätze trug ich weiterhin und schminkte mich auch, da ich keine Abstriche hinsichtlich meines Aussehens zulassen wollte. Als aber besonders meine männlichen Kollegen mich fast täglich fragten, ob denn Regen vorausgesagt sei, nahm ich Kontakt zu einem blinden jungen Mann in meiner Heimatstadt auf. Der Besuch endete mit der Leihgabe eines weißen Stockes. Meiner Meinung nach passte dieses Accessoire aber nicht zu meiner Garderobe und trotz aller Kreativität siegte die innere Abneigung.

Bis der Abend der Erkenntnis kam  –  bei einem Konzert. Niemand schien mir meine hochgradige Fehlsichtigkeit anzumerken und ich wurde nicht groß beachtet. Was nützt es eigentlich, gut auszusehen, aber herumzuirren wie im Alkoholrausch? Um nicht unter die Räder zu geraten, holte ich meinen weißen Stock aus der Tasche  –  es war ein Zauberstock. Die Besucher machten Platz, bildeten die berühmte "Rettungsgasse". Ich war fasziniert und erinnere mich an folgenden Satz: "Du wirst bewundernd und mitleidig zugleich angeschaut. Die meisten denken bestimmt, dass es schlimm ist, wenn eine so hübsche junge Frau nicht sehen kann." An diesem Abend wusste ich, dass ich meine Fehlsichtigkeit jetzt anders leben würde.

Ich begann mit dem Country-Tanz, um meine Motorik beizubehalten und keinerlei Gleichgewichtsstörungen zuzulassen. Mir war und ist bewusst, dass eine gute Körperbeherrschung, wozu unbedingt auch ein "graziöser" Gang gehört, wahnsinnig wichtig ist. Ich wollte mich nicht wie einen Geschenkkarton nur hübsch drapieren, sondern auch meine Körpersprache einsetzen. Es waren viele Jahre notwendig, um mich mit meiner Erblindung identifizieren zu können. Die Vokabeln "schnell" oder "sofort" sind inzwischen aus meinem Vokabular gestrichen. Und das ist gar kein Mangel, denn in der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft! Ebenso kann ich nur Schönheit verkörpern, wenn ich zufrieden bin und Körper und Geist eine Einheit bilden. Mein Mann hat sich im Laufe der Jahre zu meinem "Modeberater" entwickelt. Und seitdem er mich "anzieht", hat er auch gelernt, sich selbst modebewusster zu kleiden und seine Attraktivität zu zeigen.

Ich musste lernen, wo meine Grenzen sind, welche Wirkung ich auf andere Menschen habe und dass Attraktivität nichts mit Sehen oder Nicht-Sehen zu tun hat. Ich bin ein absolutes "Herdentier", fühle mich unter Menschen wohl und verfüge zudem über Intellekt, Attraktivität und Ausstrahlung. Damit das gerade Gesagte nicht auf Arroganz schließen lässt, möchte ich festhalten, dass diese Aussage aus meinem Umfeld stammt. Auch beruflich habe ich mir nach meiner Erblindung wieder eine Hausnummer erarbeitet und bin heute stolz auf Akzeptanz und Bewunderung im Beruf wie im Privatleben.

Marlis Reinhardt aus Querfurt ist verheiratet und hat einen Sohn. Seit 1999 ist die Betriebswirtin aufgrund hochgradiger Myopie langsam erblindet.


Dazu ein Bild:
Bildbeschreibung: Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine gepflegte, dunkelhaarige Frau um die 50, die mit einem feinen Lächeln in die Kamera sieht. Ihr leicht erhobenes Kinn ruht auf dem ausgestreckten Zeigefinger ihrer linken Hand. Sie ist dezent geschminkt und trägt einen weißen Blazer mit Drei-Viertel-Arm sowie eine schwarze Hose. An ihrem rechten Arm hängt lässig ein Blindenstock.


Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Blinde und erblindende Frauen schreiben über Weiblichkeit, Eitelkeit, Schönheit. Sie sind einem gemeinsamen Aufruf von Jennifer Sonntag und Heike Herrmann gefolgt, aus dem zwei Anthologien hervorgegangen sind. Die "Gegenwart" stellt einige der Autorinnen vor. Dieser Text wurde in gekürzter Fassung aus dem folgenden Buch übernommen:

Jennifer Sonntag (Hrsg.): Hinter Aphrodites Augen
Vom Schönheitsempfinden blinder Frauen
Taschenbuch (Edition PaperOne): 9,95 Euro
Erhältlich im Buchhandel
1 CD DAISY: 9,95 Euro
(auch als Leih-CD erhältlich)


Bestellungen bei der
DZB
Tel.: 03 41 / 71 13-119
E-Mail: verlag@dzb.de

Leben:

Mobilität durch den Langstock oder: die Kraft, sich zu outen

Man kann ein Mobilitätstraining vor sich herschieben, man kann es aber auch beherzt angehen. Beides hat Guido Mayer aus Hamburg ausprobiert  –  in verschiedenen Phasen seiner Augenerkrankung. Auf bekannten und unbekannten Wegen, über Straßen und über Kreuzungen: Es war ein hartes Stück Arbeit. Doch nach dem Training geht wieder vieles, was er schon verloren geglaubt hatte.


Hat sich Ihre Sehfähigkeit in den letzten Jahren langsam, aber kontinuierlich verschlechtert? Kommen Sie am Tage noch ganz gut zurecht und sind im Dunkeln verloren? Wollten Sie schon lange ein Mobilitätstraining machen, wenn nicht die eigenen Ausreden immer die besten wären? So ähnlich war meine Situation. Ich war stark sehbehindert und wollte schon seit einigen Jahren ein Mobilitätstraining machen. Aber wenn das Frühjahr nahte, wurde wieder alles besser und die guten Vorsätze konnten getrost beiseite geschoben werden.

Im Mai 2009 kam dann der große Crash. Mein Hornhauttransplantat des linken Auges machte Probleme. Nachdem einige Tränen ihren Weg gefunden hatten, realisierten meine Frau (ebenfalls blind) und ich, dass nun alles anders werden würde. Geplante Kurztrips nach London und Barcelona (wir wollten diese beiden Städte auf eigene Faust und mit unserem Navigationssystem erarbeiten) wurden storniert. Am Tag 2 nach der Diagnose setzte sich die Erkenntnis durch, dass ich um ein Mobilitätstraining nicht mehr herumkommen würde.

Die ersten Unterrichtseinheiten führten mich in einen langen Behördengang ohne Publikumsverkehr. Meine Rehalehrerin erklärte mir die Stocktechnik und zeigte mir, wie man Treppen hinauf- und hinuntersteigt. Wir trainierten fast täglich 60 bis 90 Minuten, und ich hätte niemals gedacht, wie anstrengend das sein würde. Trotzdem machte ich auch nach dem Unterricht noch weiter und vergrößerte so Stück für Stück meinen Aktionsradius. Allmählich begann ich, meinem Langstock zu vertrauen und nicht mehr nur "ergebnislos hinzusehen".

Als ich die Stocktechnik sicher beherrschte, übten wir vertraute Wege in meiner Wohngegend. Die nächste Steigerung waren Wege in mir unbekanntem Gebiet. Ich musste neue Wege finden und kleine Straßen überqueren. Als auch das saß, begannen wir mit Kreuzungen. Ich lernte, dass es verschiedene "Kreuzungsmodelle" gibt, wie man diese unterscheidet und feststellen kann, in wie vielen Phasen der Verkehr fließt. Diese Analyse ist sehr wichtig, denn nur so weiß man sicher, wann man Grün hat und die Straße überqueren kann. Als ich meine erste große Kreuzung korrekt analysiert hatte, erklärte mir meine Trainerin munter, dass ich diese Kreuzung nun alleine im Uhrzeigersinn umrunden sollte. Sie würde warten. Ich dachte, die Frau sei wahnsinnig geworden. Dass sie mich "opfern" wollte, konnte ich mir zwar nicht vorstellen, mit so etwas zu spaßen, traf in diesem Moment allerdings nicht meinen Humor. Fieberhaft überlegte ich, wie ich aus dieser Nummer herauskommen könnte und schlug schließlich vor, dass ich die Umrundung zwar alleine machen würde, sie aber direkt hinter mir herlaufen solle. So war ich beruhigt und alles klappte gut.

Nach 40 Stunden war mein Aktionsradius wieder der gleiche wie zu der Zeit, als ich noch als stark Sehbehinderter ohne Stock unterwegs war. Acht Monate sind seitdem vergangen und ich bin von der Hilfsbereitschaft meiner Mitmenschen begeistert. Oft werde ich gefragt, ob man mir helfen könne. Viele Busfahrer sagen ohne Nachfrage, welche Linie sie fahren. Und auch in Geschäften muss ich nicht mehr lange erklären, warum ich Hilfe brauche. Dass man sich so schnell an diesen Langstock gewöhnen kann, hätte ich nie gedacht. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Einstellung stimmt, dass man definitiv ein solches Training machen will. Wer das Training absolviert hat und bereit ist, den Stock im täglichen Gebrauch zu nutzen, der wird überrascht sein über die vielen neuen Impulse im Alltag.

Guido Mayer (42) aus Hamburg absolvierte ein Mobilitätstraining beim Institut für Rehabilitation und Integration Sehgeschädigter (IRIS)


Kurzinfo: IRIS feiert 30. Geburtstag

Die offizielle Feier fand schon im vergangenen Jahr statt. Denn am 1. Oktober 2009 jährte sich die Gründung des Instituts für Rehabilitation und Integration Sehgeschädigter zum 30. Mal. Doch die schönste Jahreszeit zum Feiern ist nun mal der Sommer. Deshalb laden die Mitarbeiter von IRIS am 3. Juli Freunde und Bekannte zum großen IRIS-Fest nach Hamburg ins Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte ein.

Anmeldungen bis 20.5. bei
Guido Mayer
Tel.: 040 / 73 67 36 56
E-Mail: guido.mayer-hamburg@gmx.de


Dazu ein Bild: Hat sich mit dem Langstock angefreundet: Guido Mayer beim Mobilitätstraining

Medien:

Bücher

Die Erfindung des Lebens

Ein Buch-Tipp von Heidrun Fruggel, Westdeutsche Blindenhörbücherei


Der Autor Hanns-Josef Ortheil ist das einzige überlebende Kind seiner Eltern, die während des Zweiten Weltkrieges zwei Kinder verlieren und zwei Fehlgeburten erleben müssen. Für die Mutter bedeutet es das Ende, sie verstummt. 1951 wird Hanns-Josef geboren, der mit vier toten Geschwistern stumm neben seiner Mutter aufwächst. Der Vater trennt die beiden rigoros, als der Junge zur Schule muss. Auf ausgedehnten Wanderungen im Westerwald lernt er, Dinge zu erfassen und in Sprache einzuordnen. Mit der Mutter verbindet ihn die Musik. Als eines Tages ein Klavier ins Haus kommt und die Mutter zu spielen beginnt, genießt er diese Klänge. Später wird er ein begnadeter Pianist, bis eine Krankheit die Karriere beendet und er sich aufs Schreiben verlegt.

Diese äußerst gelungene Autobiografie zeigt die heilende Kraft der Musik und die große Wirkung des Schreibens und ist dabei wunderbar einfühlsam und berührend.

Hanns-Josef Ortheil: Die Erfindung des Lebens
Luchterhand Literaturverlag
Sprecher: Hilmar Röder
1 CD DAISY (995 Minuten)

Zwei an einem Tag

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei


"Gerade stelle ich mir dich mit 40 vor!"  –  Doch in dieser Nacht, am 15. Juli 1988, sind Emma und Dexter 20, haben sich bei der Abschlussfeier kennen gelernt, die Nacht zusammen durchgemacht und gehen am nächsten Morgen beide ihrer Wege. Wo werden sie ein Jahr später genau an diesem Tag stehen? Und wo in all den darauffolgenden Jahren? Werden sich die beiden, die einander niemals vergessen können und deren Wege sich immer wieder kreuzen, weiterhin immer gerade knapp verpassen? Oder können sie sich selbst und dem anderen irgendwann eingestehen, dass sie trotz aller markanten Unterschiede füreinander bestimmt sind?

20 Jahre lang nimmt David Nicholls jeweils den 15. Juli ins Visier, zeigt, wie Emma und Dexter ihren Weg suchen, reisen, lieben, ausprobieren, sich aber nie aus den Augen verlieren.

Ein intelligenter Liebesroman, der durch seine Situationskomik ebenso besticht wie durch die genaue Darstellung des Allzumenschlichen.

David Nicholls: Zwei an einem Tag
Kein & Aber Verlag
Sprecherin: Linda Kochbeck
1 CD DAISY (980 Minuten)


Kurzinfo zum Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei vor Ort oder stöbern Sie selbst im Internet unter
www.medibus.info

Sprich, damit ich dich sehe

Was geschieht, wenn blinde oder sehbehinderte Menschen auf Sehende treffen und umgekehrt? Dieser Frage geht der erblindete Autor Nikolaus Fischnaller in seinem Buch "Sprich, damit ich dich sehe" auf den Grund. Unterstützt vom Blindenzentrum St. Raphael in Bozen und dem Blindenapostolat Südtirol, hat er seine persönlichen Alltagserfahrungen und Geschichten anderer Betroffenen in einem kleinen Erzählband zusammengetragen  –  von der Begegnung auf dem Bahnsteig bis zur Bergwanderung in den Alpen. Anekdotenhaft, meist humorvoll und mit einer Prise Selbstironie gewürzt, laden die Geschichten zum Schmunzeln, aber auch zum Weiterdenken ein. "Das Buch soll Mut machen, Initiative zu ergreifen, Kommunikationsbrücken bauen und Hemmschwellen bei Sehenden abbauen", wünscht sich der Autor.

Nikolaus Fischnaller: Sprich, damit ich dich sehe
Edition Raetia
Preis: 13,50 Euro
Erhältlich im Buchhandel

Zeitschriften

Der Regenbogen  –  neue Töne im atz-Unterhaltungsmagazin

Viel mehr als "bunte Presse" bietet das Hörmagazin "Der Regenbogen" schon immer. In diesem Monat erscheint die Zeitschrift erstmals in einem neuen akustischen Gewand. Der Inhalt bleibt vielfältig: Verbraucher- und Gesundheitstipps gehören ebenso dazu wie Tier- und Reiseberichte, etwas Prominentenklatsch und jeden Monat ein Krimi. Als Hörprobe wird die aktuelle Ausgabe verschickt, die doppelten Umfang hat.

Der Regenbogen
Erscheint monatlich als DAISY-CD
Jahresabo: 10,20 Euro
Kostenlose Probeausgabe

Bestellungen bei
ATZ e.V.
Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde
Tel.: 0 55 31 / 71 53
E-Mail: atz@blindenzeitung.de


Kurzinfo zur Hörzeitungsauskunft

In Deutschland gibt es mehr als 200 Hörzeitungen und -zeitschriften für blinde und sehbehinderte Menschen. Einen Überblick mit detaillierten Angaben einschließlich Preisen und Bestelladressen finden Sie bei der Hörzeitungsauskunft der ATZ im Internet:
www.blindenzeitung.de/ztg

Sport:

Goldregen für Verena Bentele

Die 10. Paralympischen Winterspiele, die im März im kanadischen Vancouver ausgetragen wurden, sind für das deutsche Team zu einem einzigartigen Triumph geworden. 13 Gold-, fünf Silber- und sechs Bronzemedaillen waren der Lohn für sportliche Höchstleistungen und brachten Deutschland vor Russland auf den ersten Rang der Nationenwertung.


Einen wichtigen Anteil am deutschen Erfolg bei den Paralympischen Winterspielen hatten die vier blinden und sehbehinderten Sportler, die auf die Piste gingen  –  allen voran Biathletin und Langläuferin Verena Bentele. Die geburtsblinde Wintersportlerin triumphierte auf allen Strecken, auf denen sie antrat, deklassierte die Konkurrenz und flog als erklärte "Schneekönigin" mit fünf Goldmedaillen wieder zurück Richtung Heimat. Damit war Bentele, die sich erst 2009 von einem schweren Sportunfall erholt hatte, die erfolgreichste Paralympionikin 2010, gemeinsam mit der Kanadierin Lauren Woolstencroft. Mit ihrer letzten Goldmedaille sicherte sie dem deutschen Team außerdem den Sieg in der Nationenwertung. "Das ist einfach ein Traum. Mich muss mal jemand kneifen", so die Langläuferin nach ihrem fünffachen Triumph. Bei ihrer Rückkehr wurde die Sportlerin in ihrer Heimatstadt Tettnang am Bodensee nicht nur von zahlreichen Fans begrüßt, sondern auch direkt zur Ehrenbürgerin des 18.000 Einwohner zählenden Städtchens ernannt.

Die anderen Athleten mit Seheinschränkung konnten ebenfalls punkten. Wilhelm Brem gewann über 12,5 Kilometer im Biathlon die Goldmedaille, Alpin-Skiläufer Gerd Gradwohl holte im Abfahrtslauf die Bronzemedaille. Frank Höfle verpasste mit Platz 4 im Sprintrennen knapp seine 21. Medaille und musste den Titel "Erfolgreichster deutscher Athlet im Behindertensport" an Alpin-Fahrer Gerd Schönfelder weitergeben. Der sehbehinderte Langläufer, der bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne trug, zieht dennoch eine positive Bilanz: "Ich konnte noch einmal zeigen, was ich drauf habe. Das hier waren die besten Spiele."

Begeistert über die Leistung seines Teams zeigte sich Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS): "Ein sensationeller Sieg. Jetzt heißt es volle Kraft voraus Richtung London 2012 und Sotschi 2014." Dann ist auch der Nachwuchs gefragt, denn einige alt gediente Athleten werden nicht mehr auf die Piste gehen. Der 43-jährige Frank Höfle beendet seine beeindruckende Paralympics-Karriere. Und auch Verena Bentele ließ nach dem Ende der Spiele verlauten: "Mit fünf Goldmedaillen abzutreten, ist eigentlich genau das Richtige." Sportlich könnte die 28-Jährige bei den Spielen 2014 sicher mithalten, Problem ist der fehlende Begleitläufer. Thomas Friedrich hört definitiv auf und das Einstellen auf einen neuen Guide, dem man blind vertrauen kann, ist nicht so einfach. Auf Unterstützung bei der Suche könnte sich Verena Bentele in jedem Fall verlassen, denn DBS-Präsident Beucher will sein "Goldstück" nur ungern in den sportlichen Ruhestand entlassen.

Inka Strunk
Redaktion "Gegenwart"


Dazu ein Bild: Wird in ihrer Heimatstadt Tettnang begeistert empfangen: "Schneekönigin" Verena Bentele mit Begleitläufer Thomas Friedrich

Meldungen

Blindenfußball vor dem Reichstag

Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel findet am 20. Mai in Berlin der erste Tag des Blindenfußballs statt. Von 11 bis 17 Uhr rollt der Rasselball vor dem Reichstag, um der politischen Prominenz ebenso wie zahlreichen Berlinern und Berlin-Touristen zu demonstrieren, dass auch blinde und sehbehinderte Menschen Spaß am Fußball haben können und es manche sogar bis zu internationalen Turnieren schaffen. So wird die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft vor dem Westportal des Reichstags ihr erstes Länderspiel auf deutschem Boden bestreiten  –  voraussichtlich gegen die Türkei. Der Tag des Blindenfußballs, eine gemeinsame Veranstaltung von der DFB-Stiftung Sepp Herberger, dem Deutschen Behindertensportverband und dem DBSV, wird von Bundestagspräsident Norbert Lammert eröffnet. Rings um das Spielfeld ist ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Informationen über den Blindenfußball und die Blindenfußball-Bundesliga, mit Talkrunden, Mitmachangeboten und vielem mehr geplant.

ISC Kirchderne ist Deutscher Torballmeister 2010

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der SSG Blista Marburg lud der Verein am 20. März als Gastgeber zu den Deutschen Torballmeisterschaften 2010 ein. Zehn Herrenteams traten in zwei Vorrunden, aufgeteilt in Nord- und Südrunde, gegeneinander an. Drei Teams, VSG Frankfurt, ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne und ganz überraschend die junge Mannschaft aus Borgsdorf, konnten sich zügig absetzen und erreichten problemlos die Endrunde. München, Dortmund (BSSV), Nürnberg und Baden kämpften um den letzten Final-Platz. Baden setzte sich durch und erreichte am Ende gegen Borgsdorf sogar den dritten Platz. In einem packenden Finale schlug Kirchderne dann die Frankfurter, die im Verlauf des Tages kaum Schwächen zeigten, dem risikobereiten Team aus Dortmund aber schließlich mit 3:2 unterlagen. Die Dortmunder Herren erobern damit nach 2007 zum zweiten Mal den Torball-Titel. Auch der erfolgreichste Torschütze kommt aus der Revierstadt: Hasan Caglikalp traf insgesamt 27 Mal.

Bei den Damen landeten die Titelverteidigerinnen aus Kirchderne nicht auf den vorderen Rängen. Insgesamt fünf Teams traten in einer Doppelrunde an. Am Ende standen die Hamburger Damen vom FC St. Pauli ganz oben auf dem Sieger-Podest. Der BSSV Dortmund belegte den zweiten Platz vor der Gastgebermannschaft der SG Hessen.

Skat-Olympiade in Thüringen

Blinde, sehbehinderte und sehende Skatfreunde kommen vom 21. bis 25. Juli im thüringischen Altenburg zu einem integrativen Skatturnier zusammen. Bei der "Skat-Olympiade" im Hotel Astor treten die Spieler im Einzel und Tandem gegeneinander an. Gespielt werden neun Serien à 48 Spiele nach den Regeln des Deutschen Skatverbandes. Die Siegerehrung findet im Rahmen eines Festbanketts in der Stadthalle statt.

Nähere Informationen und Anmeldung (bis 12.5.) beim
Hotel Astor
Tel.: 0 34 47 / 58 70

Raucherskatturnier in Georgenthal

Vom 6. bis 8. August richtet die AURA-Pension "Grünes Herz" in Georgenthal das erste Raucherskatturnier aus. Auch Nichtraucher dürfen selbstverständlich teilnehmen. Gespielt wird nach den deutschen Skatregeln unter der Turnierleitung von André Schlierf. Veranstalter des Turniers ist der Förderverein der Pension.

Nähere Informationen und Anmeldung (bis 30.6.) bei der
AURA-Pension
Haus "Grünes Herz"
Tel.: 03 62 53 / 30 50
E-Mail: info@aura-pension-georgenthal.de

Für Sportfans: alles in Braille

Ob Formel 1 oder Fußball: Alles, was man als Fan wissen muss, verwandelt die Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista) in Punktschrift. Das Medienereignis Nummer 1 wird in diesem Jahr natürlich die Fußball-WM in Südafrika sein, die am 11. Juni beginnt. In einem Braille-Sonderheft werden die Gruppengegner der deutschen Mannschaft vorgestellt, außerdem gibt es Hintergründe, Statistiken und den Spielplan zum Ausfüllen. Auch auf die Bundesliga 2010/2011 können sich blinde Fußballfans schon vorbereiten. Das in Zusammenarbeit mit dem Sportmagazin "Kicker" erscheinende Sonderheft enthält den Terminkalender, Angaben über Vereine und Spieler sowie die Spielpläne der ersten, zweiten und dritten Liga. Nicht zu vergessen die Formel 1: Durch das Comeback des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher ist das Interesse in diesem Jahr besonders groß. Auf über 100 Seiten erfahren blinde Freunde des Motorsports in einem weiteren Sonderheft Wissenswertes über die Piloten, Teams und Rennstrecken.

Bestellungen bei der
Blista
Tel.: 0 64 21 / 60 60
E-Mail: info@blista.de

Aus den Ländern:

Hessen

Journalistisches Schaffen im Dienste behinderter Menschen

Der blinde Journalist Keyvan Dahesch übergab sein privates Archiv der Stadt Frankfurt. 14 dicke Leitz-Ordner, randvoll gefüllt mit den Ergebnissen seiner Recherchen, mit Interviews und Manuskripten, aber auch mit Berichten über ihn und seine Frau Anni, trug er am 30. März ins Institut für Stadtgeschichte. Das Ende seiner journalistischen Tätigkeit ist damit nicht eingeläutet  –  mit 69 Jahren will er aber kürzer treten.

In Teheran geboren, kam Dahesch mit 17 Jahren nach Deutschland. Er arbeitete zunächst als Masseur und medizinischer Bademeister. Nach einem Studium war er 27 Jahre lang Pressesprecher beim Hessischen Landesversorgungsamt. Als freier Journalist ist er unter anderem für die Presseagentur dpa, die Frankfurter Rundschau und den Hessischen Rundfunk tätig. Für seine Berichterstattung, in deren Mittelpunkt die Anliegen behinderter Menschen stehen, erhielt Dahesch zahlreiche Auszeichnungen.

Mecklenburg-Vorpommern

Fußgänger und Radfahrer müssen keine Gegner sein

Radfahrer und blinde oder sehbehinderte Fußgänger haben im Straßenverkehr oft gegensätzliche Interessen. Trotzdem oder gerade deswegen haben die Vorsitzende der Kreisorganisation Rostock des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Mecklenburg-Vorpommern (BSVMV), Gudrun Buse, und der Vorsitzende des Regionalverbandes Rostock des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), Martin Elshoff, im März auf der Ostseemesse ein gemeinsames Positionspapier unterzeichnet.

Beide Vereine hatten vor einiger Zeit vereinbart, eine gemeinsame Stellungnahme zu erarbeiten. Denn wo ein Miteinander im Vordergrund steht, ist auch ein gemeinsamer Weg zu finden, waren sich die Vorsitzenden einig. Nach zahlreichen Gesprächen wurde schließlich ein Konsens gefunden. Das gemeinsame Positionspapier unterstreicht unter anderem die gemeinsame Mitwirkung bei Planungen und der Gestaltung von städtebaulichen Vorhaben. So plädieren beide Vereine für eine Mitführung des Radverkehrs auf der Fahrbahn, zum Beispiel durch Fahrradstreifen oder Tempo-30-Zonen. In jedem Fall seien Fuß- und Radwege visuell und taktil gut erkennbar zu trennen. Auch zum Thema Gestaltung von Querungen mit variabler Bordsteinhöhe für Radfahrer und Rollstuhlfahrer auf der einen und blinde Fußgänger auf der anderen Seite sowie zur Gestaltung von Fahrrad-Abstellanlagen beziehen die Vereine Stellung. Insgesamt stimmen die Beteiligten darin überein, dass sich die Bedingungen für Radfahrer in Rostock deutlich verbessern müssen, gleichzeitig aber die gefahrlose Nutzung des Straßenraums  –  gerade für Fußgänger mit Handicap  –  erhalten bleiben muss.


Kurzinfo:

Mehr Informationen im Hörmagazin des BSVMV, Buch 12 auf DBSV-Inform

Nordrhein-Westfalen

Astronomie zum Hören und Anfassen

Anlässlich des Jahres der Astronomie zeigte im vergangenen Jahr eine Veranstaltungsreihe in Kiel, dass das Thema auch für blinde Menschen zugänglich gemacht werden kann (vgl. "Gegenwart" 12/2009). Auf Initiative von Rolf Herfs von der Fachgruppe Jugend der Blinden- und Sehbehindertenvereine in Nordrhein-Westfalen öffnete sich am 27. Februar auch im Planetarium "Stellarium Erkrath" eine barrierefreie Tür ins Universum.

Die Planetariumsshow "Augen im All  –  Vorstoß ins unsichtbare Universum" wurde mit Audiodeskription vorgeführt und durch ein informatives Rahmenprogramm ergänzt. Niels Luithardt, der sehbehinderte Ideengeber der Aktion, zeigte einige Tastmodelle von Sternbildern und Satelliten, von denen im Film die Rede ist. Professor Wolfgang J. Duschl, Astronomie-Experte von der Christian-Albrechts-Universität Kiel, erläuterte in seinem Vortrag, dass Astronomie nicht ausschließlich etwas mit Sehen zu tun hat und bewies dies zum Beispiel, indem er Temperaturen hörbar machte.

Aufgrund des großen Andrangs konnte kurzfristig ein weiterer Termin am selben Tag angeboten werden. Insgesamt nahmen rund 70 Interessierte am Event teil. Ihre Erwartungen wurden voll erfüllt: "Das Thema hat mich schon immer interessiert, auf diese Weise bekomme ich einen neuen Zugang dazu", so eine Teilnehmerin. Mit Sicherheit war dies nicht die letzte Veranstaltung dieser Art im Planetarium Erkrath.


Kurzinfo:

Ausführliche Berichterstattung im "Nordrhein-Report", Buch 14 auf DBSV-Inform

Rätsel:

Mai-Rätsel

Bein  –  Mal  –  Hast  –  Laus  –  Heft  –  Lech  –  Sage  –  Kama  –  Reis  –  Maas  –  Lein  –  Sold  –  Bau  –  Wein  –  Malz  –  Schein  –  Werk  –  Post  –  Hera  –  Star  –  Lux  –  Image  –  Tief


Bei diesen Wörtern ist jeweils der letzte Buchstabe gegen einen anderen Buchstaben auszutauschen, so dass neue Wörter entstehen. Die neuen Endbuchstaben ergeben in der gegebenen Reihenfolge ein deutsches Sprichwort.

Bitte senden Sie das gesuchte Sprichwort bis zum 20. Mai an den
DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil. Zu gewinnen sind drei Überraschungspreise.

Lösung des April-Rätsels

Baal  –  Alpen  –  Dorn  –  Luft  –  Asien  –  Nero  –  Gans  –  Einer  –  Nagel  –  Schiene  –  Altar  –  Lima  –  Zier  –  Akte


Lösungswort: Bad Langensalza

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen, in denen elektronische Hilfsmittel zum Verkauf angeboten werden, müssen den Zusatz "Privateigentum" enthalten. Anzeigen, die diesen Zusatz nicht enthalten, werden künftig nicht angenommen. Auch dürfen diese Anzeigen nicht unter Chiffre-Nummer geschaltet werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die Redaktion  

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bieten in gediegener Ausführung die Blindenwerkstätten. Diese Artikel eignen sich gut als Geschenke. Der

Bundesverband staatlich anerk. Blindenwerkstätten (BsaB)
Kühnsstr. 18, 30559 Hannover
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Verschiedenes

Die neue kostenlose Kleinanzeigen- und Kontaktseite für Blinde und Sehbehinderte erreichen sie unter
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Gewerbliche Anzeigen

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Neu in unserem Sortiment:

  • PenFriend  –  Etikettenlesegerät
    Sehr preiswerte Klebeetiketten können unkompliziert mit einer akustischen Notiz beliebiger Länge versehen werden, die jederzeit wieder abrufbar und jederzeit änderbar ist. Auch für Problemgegenstände wie Konservendosen oder Gefriergut geeignet! Signalisiert akustisch die Etikettenerkennung. In Verbindung mit kleinen Etikettenkärtchen auch als Notizgerät für unterwegs geeignet. Rundes Kunststoffgehäuse, Dm. 2,5 bzw. 3,5 cm, Länge 16 cm. Lieferung mit Batterien (2 * AAA), USB-Kabel, Tragekordel und 127 Etiketten.
          M 485  –  119,00 Euro

Etikettenerweiterungssätze à 381 Stück:

    • Satz A.  –  M481
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          je 19,90 Euro
  • Kapten  –  GPS-Navigationsgerät mit Sprache
    Kapten ermittelt per GPS Ihre geografische Position und leitet Sie zur aufgesprochenen Zieladresse! Speicherbar sind die Wohnung, die Arbeitsstätte u.a., es genügt dann der Name, um Sie sicher dorthin zu führen. Integriert sind ein Radio sowie ein MP3-Player. Abmessungen 74 * 44 * 13 mm, Gewicht 50 g.
    • Standard-Set: Kapten, Ohrhörer mit integriertem Mikrofon, Netzteil, USB-Kabel
          V620  –  235,00 Euro
    • Komfort-Set: Kapten, Ohrhörer mit integriertem Mikrofon, Netzteil, USB-Kabel, Aktivlautsprecher, Wechselakku, Tasche.
          V622  –  325,00 Euro

Fordern Sie unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf DAISY-CD an!

Bitte besuchen Sie auch unseren barrierefreien Onlineshop unter www.lhz-sachsen.de


Blinden-und-Sehbehinderten-Verband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str. 6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 809 06 24
Fax: 03 51 / 809 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

Der Blindenhörbuchladen

Hörbücher suchen, finden und bestellen! Der MetaGIS-Blindenhörbuchladen bietet Ihnen dies in einem für Sie optimierten Web-Zugang. Besuchen Sie dazu unsere Internetseite unter www.blindenhoerbuchladen.de

Sie können uns auch direkt erreichen unter:
Tel.: 06 21 / 72 73 91 20
Fax: 06 21 / 72 73 91 22 oder über
E-Mail: werner@metagis.de

SynPhon GmbH

Legen Sie stets das Gewünschte in Ihren Einkaufskorb? Essen Sie, worauf Sie Lust haben? Finden Sie beim Kochen sofort das gewünschte Gewürz? Behalten Sie bei Ihrer CD-Sammlung oder bei den Papieren in Ihren Leitzordnern immer den Überblick? Wie soll das funktionieren? Ganz einfach, mit dem EinkaufsFuchs, dem hilfreichen Heinzelmännchen. Neugierig geworden?

Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

SynPhon GmbH
Tel.: 0 72 50 / 92 95 55
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

AASB Maria Seidling

  • Lesesystem Lesephon® USB
    Das Lesephon auf einem USB-MP3-Stick
        400,00 Euro
  • Lesephon® Lesesysteme mit Sprache, Texterkennung, Option Videotext, DAISY-Player, TextToMP3, Editor, Spracheingabe
        ab 2917,00 Euro
  • AUDIOCHARTA Compact Lesesystem
    geschlossenes Vorlesesystem
        ab 3539,22 Euro
  • Braillezeilen, 40/70/80 Module, auch als Kassenmodell
        Preis auf Anfrage
  • Bildschirmlesesysteme
        Preis auf Anfrage
  • Aktuelle JAWS-Version, Screenreader mit Stimme "Eloquence/Steffi/Yannik"
        ab 1679,34 Euro
  • Angebot: bei Neukauf JAWS: 3 Tage Schulung, 2 Tage zahlen

Seit dem 11.12.2007 ist die Firma AASB nach DIN ISO 9001 zertifiziert.

AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

Kolless Spezialuhren

  • Ihr Spezialist für Uhren bei Sehbehinderung und Blindheit
  • Uhren für Senioren
  • Schicke Uhren modisch bis klassisch!

Fordern Sie unseren Katalog an!

www.blindenuhren.de
info@blindenuhren.de
Tel.: 0 61 96 / 230 11

Deutscher Hilfsmittelvertrieb

Kapten, das "Stadt-Navi" mit Spracherkennung
Ein Muss für den cleveren Städtebummler!

Städte zu Fuß entdecken mit dem Kapten Stadt-Navigationsgerät ohne Bildschirm. Er ist für Blinde und Sehbehinderte unkompliziert nutzbar und allein durch Spracheingabe bedienbar. Mit seiner Hilfe können Sie Städte Ihrer Wahl zu Fuß unabhängig von der Hilfe anderer entdecken. Koordinaten von für Sie interessanten Orten können gespeichert und wieder aufgerufen werden (Geotagging). Zusätzlich bietet er einen Audioguide, einen MP3-Player und ein UKW-Radio. Details: 7 cm lang, 50 g leicht, sechs Stunden Dauerbetrieb ohne Aufladung.

  • Kapten-Basis-Set
    Preis 245,00 €  –  Best.-Nr. 205 0060-1 oder
  • Kapten-Comfort-Set
    Preis 345,00 €  –  Best.-Nr. 205 0061-1

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Bleekstraße 26, 30559 Hannover

Verkauf Hannover
Telefon: 0511 95465-32
Bestellservice: 01802 258312 (0,14 €/Anruf)

Verkauf Marburg
Telefon: 06421 6060
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
Internet: www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

BFW Würzburg

Passt!

Katharina Ljaschenko (27), sehbehindert ...
... arbeitet jetzt als Team-Assistentin in der Logistik-Branche

Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Fon: 0931 9001-0
E-Mail: info@bfw-wuerzburg.de
www.bfw-wuerzburg.de

Papenmeier

BRAILLEX Trio

So faszinierend ist Funktionalität!

Die Braillezeile mit einzigartiger Ergonomie:

  • Optimal positionierte Brailletastatur
  • 40-stellige Braillezeile für PCs
  • Notizbuchfunktion und Taschenrechner ...
  • Patentierte Navigationsleiste

Möchten Sie mehr über BRAILLEX Trio erfahren? Rufen Sie uns am besten gleich an oder senden Sie uns eine E-Mail.

F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
Telefon: 02304-946-0
E-Mail: info.r_eh_a@papenmeier.de
Internet: www.papenmeier.de

RTB

Sicher geleitet.


net.1

  • Vermeidung aufwendiger Erdarbeiten
  • Effektive Nutzung vorhandener Erdkabel zwischen LZA und Steuergerät
  • Optimale Verbindungen durch Datenbus

Akustik "Berlin"

  • Lautstärkeabhängige Regelung
  • Optimaler Lärmschutz durch Schallausrichtung
  • Einstellung und Wartung per Fernbedienung

Taster "Berlin"

  • Wahlweise Sensorfläche oder Mechanik
  • Vibration für Blinde / Pilotton im Taster
  • Alle Spannungsvarianten

RTB GmbH & Co. KG
Telefon 05252 9706-0
E-Mail info@rtb-bl.de

Handy Tech

Elektronische Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte

Ergonomie vereint mit Funktion


Modular Evolution

Die Modular Evolution ist die Braillezeile für den professionellen Arbeitsplatz. Wahlweise mit 88 oder 64 Brailleelementen und unterschiedlichen Tastaturmodulen, bietet die Modular Evolution auch für Sie die perfekte Kombination. Die ergonomischen Brailleelemente von Handy Tech lassen Sie entspannt lesen.

Die Modular Evolution ist die weltweit erste Braillezeile mit der patentierten Active Tactile Control (ATC) Technologie. ATC erfasst in Echtzeit Ihre Leseposition auf der Braillezeile. Damit eröffnet sich eine völlig neue Welt der PC-Bedienung für Blinde.

So erkennt ATC z.B., wenn Sie die aktuelle Brailleanzeige vollständig gelesen haben und schaltet automatisch die Anzeige weiter, ohne dass Sie die Lesetaste betätigen müssen. ATC bietet für das professionelle Arbeiten am PC einzigartige Assistenz-Funktionen. Erstmals können Blinde mit den ATC-gestützten Braille-Frames mehrere Anwendungsfenster bedienen. Unsere Kundenberater, meist selbst blind oder sehbehindert, führen Ihnen die Modular Evolution gerne vor.


Bildbeschreibung: An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von Margot. Sie sitzt in ihrem Büro und arbeitet an der Modular Evolution 88, die mit dem Screenreader Window-Eyes den vollen Zugang zu Windows ermöglicht.


Window-Eyes

Mit Window-Eyes hat das neue Zeitalter der Zugänglichkeit zu Windows begonnen. Nun bietet Window-Eyes in der Version 7.1 viele Erweiterungen, vor allem bei der Umsetzung von Informationen auf der Braillezeile. Das kostenlose Upgrade ist ab sofort verfügbar und setzt neue Standards. Wussten Sie schon, dass Window-Eyes das einzige Bildschirmausleseprogramm (Screenreader) ist, mit dem Sie die Bedienung und Anzeige von bisher unzugänglichen Programmen komplett neu gestalten können?


Bildbeschreibung: An dieser Stelle erscheinen in der Schwarzschriftausgabe das Logo und das Maskottchen von Window-Eyes. Als Bildunterschrift unterm Logo steht: Window-Eyes macht bisher unzugängliche Programme komfortabel zugänglich. Als Bildunterschrift unterm Maskottchen steht: Der knuffige Wal "Willy", das Maskottchen von Window-Eyes.


TextScout "Mein Handy liest für mich"

TextScout verwandelt Ihr Mobiltelefon in ein Vorlesehandy. Immer und überall einsatzbereit, liest Ihr Handy abfotografierten Text mit einer angenehmen Stimme vor. Die integrierte Ausrichthilfe unterstützt Sie bei der optimalen Ausrichtung des Handys auf den Text. Mit TextScout können Sie Texte jederzeit unabhängig von fremder Hilfe lesen  –  ob zu Hause oder unterwegs.


Bildbeschreibung: An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von Bianka, sie fotografiert einen Zeitungsartikel und lässt ihn sich danach von TextScout vorlesen.


Handy Tech Elektronik GmbH
Brunnenstraße 10, 72160 Horb-Nordstetten
Telefon: 07451 5546-0
Fax: 07451 5546-67
E-Mail: info@handytech.de
www.handytech.de


Fil. Stuttgart:
Winfried Volz, Manuel Schunk
Tel.: 0711 2202299-0
stuttgart@handytech.de

Fil. Köln:
Raphael Mader, Stefan Schäfer
Tel.: 0221 921556-0
koeln@handytech.de

Fil. Marburg:
Martin Sopart, Dirk Adamski
Tel.: 06421 690012-0
marburg@handytech.de

Fil. Lüneburg:
Ingo Reinke, Sascha Paul
Tel.: 04131 699698-0
lueneburg@handytech.de

Hörfilm-Forum:

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

Sa, 1.5.10, 11.15 Uhr, MDR
Fahrschule


Sa, 1.5.10, 21.50 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 3


Sa, 1.5.10, 22.40 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 4


Sa, 1.5.10, 0.15 Uhr, NDR
Ein Ort für die Ewigkeit


Sa/So, 1.5.10, 1.05 Uhr, BR
Spiel der Götter


So, 2.5.10, 20.15 Uhr, ARD
Polizeiruf 110: Aquarius


So, 2.5.10, 20.15 Uhr, arte
Auf Wiedersehen Kinder


So, 2.5.10, 21.50 Uhr, arte
Der neunte Tag


So, 2.5.10, 23.35 Uhr, ARD
Der Untergang Teil 2


Mo, 3.5.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko 5113: Eine alte Rechnung


Di, 4.5.10, 17.55 Uhr, ZDF
Soko Köln: Man liebt nur einmal


Di, 4.5.10, 20.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 5


Di, 4.5.10, 22.50 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 6


Di, 4.5.10, 0.20 Uhr, ARD
Marnie


Mi, 5.5.10, 3.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 1


Mi, 5.5.10, 3.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 2


Do, 6.5.10, 3.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 3


Do, 6.5.10, 3.50 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 4


Fr, 7.5.10, 20.15 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Bremsversagen


Sa, 8.5.10, 20.15 Uhr, NDR
Tatort: Voll auf Hass


Sa, 8.5.10, 21.40 Uhr, NDR
Tatort: Verlorene Töchter


Sa, 8.5.10, 22.50 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 7


Sa, 8.5.10, 23.38 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 8


So, 9.5.10, 20 Uhr, SF 1
Sonntagsvierer


Mo, 10.5.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko 5113: Der Baulöwe


Di, 11.5.10, 17.55 Uhr, ZDF
Soko Köln: Himmelsstürmer


Di, 11.5.10, 21.55 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 9


Di, 11.5.10, 22.45 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 10


Mi, 12.5.10, 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Keiner schreit


Mi, 12.5.10, 20.15 Uhr, ARD
Der andere Junge


Mi, 12.5.10, 3.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 5


Mi, 12.5.10, 3.50 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 6


Do, 13.5.10, 6.30 Uhr, MDR
Leoparden küsst man nicht


Do, 13.5.10, 9.25 Uhr, ZDF
Pünktchen und Anton


Do, 13.5.10, 23.05 Uhr, MDR
Vaterherz


Do, 13.5.10, 3.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 7


Do, 13.5.10, 3.48 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 8


Fr, 14.5.10, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Kleine Herzen


Sa, 15.5.10, 22.00 Uhr, arte
Berlin  –  1. Mai


Sa/So, 15.5.10, 0.05 Uhr, ARD
Mitternachtsspitzen


Sa/So, 15.5.10, 0.50 Uhr, SF 1
Lolita


So, 16.5.10, 11.00 Uhr, MDR
Der allerletzte Streich der Olsenbande


So, 16.5.10, 20.15 Uhr, ARD
Tatort: Fluch der Mumie


So, 16.5.10, 20.15 Uhr, arte
Das Piano


Mo, 17.5.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko 5113: Total verfahren


Mo, 17.5.10, 0.55 Uhr, arte
Das Piano


Di, 18.5.10, 17.55 Uhr, ZDF
Soko Köln: Schlafende Hunde


Mi, 19.5.10, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Tödliches Verlangen


Mi, 19.5.10, 23.50 Uhr, BR
Monogamie für Anfänger


Mi, 19.5.10, 3.00 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 9


Mi, 19.5.10, 3.48 Uhr, arte
Im Angesicht des Verbrechens, Teil 10


Do, 20.5.10, 23.00 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Verladen und verkauft


Do, 20.5.10, 23.40 Uhr, MDR
Sternzeichen


Fr, 21.5.10, 0.15 Uhr, MDR
Lilly unter den Linden


Sa, 22.5.10, 12.03 Uhr, ARD
Das Sams


Sa, 22.5.10, 20.15 Uhr, BR
Zeugin der Anklage


Fr, 23.5.10, 10.00 Uhr, MDR
Die kluge Bauerntochter


Mo/Di, 24.5.10, 0.55 Uhr, BR
Ivanhoe  –  Der schwarze Ritter


Di, 25.5.10, 9.15 Uhr, MDR
Wer küsst schon einen Leguan?


Di, 25.5.10, 15.00 Uhr, 3sat
37 Grad: Traumprinz aus der Ferne


Di, 25.5.10, 17.55 Uhr, ZDF
Soko Köln: Die stumme Zeugin


Di, 25.5.10, 0.00 Uhr, ORF2
Das wahre Leben


Mi, 26.5.10, 20.00 Uhr, SF zwei
Nebenwirkungen


Mi, 26.5.10, 20.15 Uhr, ARD
Stille Post


Mi, 26.5.10, 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Barbarossas Rache


Do, 27.5.10, 9.30 Uhr, ZDF
Das fliegende Klassenzimmer


Do, 27.5.10, 10.30 Uhr, ARD
Stille Post


Fr, 28.5.10, 21.15 Uhr, ZDF
Soko Leipzig: Schatzsuche


Sa, 29.5.10, 21.55 Uhr, arte
Wer früher stirbt ist länger tot


Sa, 29.5.10, 22.00 Uhr, MDR
Wunschfilm: Brot und Tulpen oder Monster's Ball


Mo, 31.5.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko 5113: Ein ordentliches Haus



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