Gegenwart Ausgabe 02/2010

"Die Gegenwart" Heft 02/2010

Inhaltsverzeichnis Heft 02/2010

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Impressum

Editorial

Thema:

DBSV-Verbandstag 2010

AG 1: Der DBSV als Seniorenorganisation  –  "Vergesst uns die Alten nicht ..."

AG 2: Organisationsentwicklung in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe  –  Was haben wir, was brauchen wir?

AG 3: Zukunft des Ehrenamtes  –  Wenn Menschen Aufgaben und Aufgaben Menschen suchen

AG 4: Barrierefreier Zugang zu Information und Medien  –  Herausforderungen für Gesellschaft und Selbsthilfe

AG 5: Mobilität und Barrierefreiheit  –  Neue Wege gehen, Grenzen überwinden

DBSV-Nachrichten:

DBSV-Jugendclub erobert Europa

Meldungen

"Weitersehen 2011" in Vorbereitung

Neuer DBSV-Service: Touristik-Newsletter

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

In Kürze:

Reisen

Frühlingsbeginn in der "Villa Rochsburg"

Mündersbacher CD-Wochen

Freizeit

60. Berlinale mit Hörfilmen auf der Leinwand

Fotovisionen

Seminare und Tagungen

DVBS-Fortbildung für Sehbehinderte

Erfolgreich bewerben

In Bewegung: Eltern und Kinder

Service

Führhund oder nicht?

Bofrost-Katalog wird barrierefrei

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Kurzinfo: Leser schreiben für Leser

Politik:

Alle inklusive  –  überall dabei!

Meldungen

Hubert Hüppe: neuer Behindertenbeauftragter der Bundesregierung

Wolfgang Zöller: neuer Patientenbeauftragter der Bundesregierung

Internationales:

Neues aus der Europapolitik

EU tritt UN-Konvention bei

Telekom-Paket beschlossen

EU-Verordnung über die Rechte von Busreisenden

EU-Antidiskriminierungsrichtlinie

LPF-Tipps: Schon gewusst?

Gut geführt von Zeile zu Zeile

Recht:

Blindengeld auf der hohen Kante

Projekte:

Perspektiven im Blickpunkt

Beruf:

Berufliche Teilhabe: Beratung mit Qualitätssiegel

Gut beraten bei schlechter Sicht

Meldungen

Berufsausbildung zur Medizinischen Tastuntersucherin setzt sich durch

Nikolauspflege integriert SAP in Berufsausbildung

Integration:

Hilfe für Eltern hilft Kindern

Meldungen

BIENE-Award für barrierefreie Internetseiten

WCAG auf Deutsch: Übersetzung der Richtlinien für barrierefreie Webinhalte

Testlabor:

Sprechende Personenwaagen

Menschen:

"Mut zur Schönheit hat mit Eigenverantwortung zu tun"

Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Aus aller Welt:

Damit aus Träumen Projekte werden

Sabriye Tenberken in China geehrt

Kultur:

Barrierefreies Opernparadies

Kurzinfo: "Die Zauberflöte"

Medien:

Neuer Vertrag zwischen Medibus und VG Wort

Bücher

Was in zwei Koffer passt

Aufbruch

Unvollständige Erinnerungen

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Zeitschriften

Verbraucherratgeber "Markt-Report"

Kurzinfo: Hörzeitungsauskunft

Sport:

Showdown  –  ein neuer Sport erobert Deutschland

Breitensport

Ausschreibung zum 11. EBU-Cup

Torball

Louis-Braille-Turnier

Europacup im Torball

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

Bayern

Die andere Seite:

Bin ich barrierefrei?

Rätsel:

Februar-Rätsel

Lösung des Januar-Rätsels

Rätselgewinner 2009

Anzeigen

Besen, Bürsten und Matten ...

PRIVATE KLEINANZEIGEN

VERKAUFE

BIETE

SUCHE

PARTNERSUCHE

Gewerbliche Anzeigen

BBSB-Inform

Karsten Wiech

SynPhon GmbH

Der Blindenhörbuchladen

AASB Maria Seidling

IPD

Aura-Hotel Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub

Deutscher Hilfsmittelversand

BFW Würzburg

RTB

Hörfilm-Forum

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

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Titelbild:
Aus aller Welt: Junge Menschen, teils blind bzw. sehbehindert, wollen die Welt verbessern und soziale Projekte umsetzen. Wie das geht, lernen sie in Indien, am International Institute for Social Entrepreneurs (IISE) von Sabriye Tenberken


Rückseite:
Festivalgesichter
Besucher des Louis Braille Festivals der Begegnung sprechen über ihre Wünsche
"Ich wünsche mir eine Welt, in der ich als vollwertiger Mensch wahrgenommen werde. Auch mit einer Sehbehinderung: Wir haben genauso viel zu bieten wie andere Menschen auch. Das hat unsere Gesellschaft noch nicht begriffen."
      Burkhard Hams (46) aus Dülmen im Münsterland



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
64. Jahrgang.


Redaktion: Irene Klein (Leitung), Inka Strunk

Redaktionsassistenz: Ilona Nicolai


Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: (0 30) 28 53 87-130
Fax: (0 30) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org (auch für Anzeigen)


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke

Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer)

  • in Punktschrift,
  • in Schwarzschrift und
  • im Internet unter www.dbsv.org (ausgewählte Beiträge)

Die "Gegenwart" ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die von Mitgliedern aller Landesvereine des DBSV kostenfrei bezogen werden kann.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

Einzugsermächtigung wird erbeten.


Weitere Informationen beim DBSV-Zeitschriftenverlag,
Petra Wolff
Tel.: (0 30) 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00, Sonderkonto Zeitschriftenverlag
Konto-Nr. 3273301


Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr sind bis Ende September vorzunehmen.


Anzeigenpreise:

Private Kleinanzeigen bis 180 Zeichen kosten 5 Euro, jedes weitere Wort 50 Cent.
Kommerzielle Kleinanzeigen kosten 9 Euro pro Druckzeile.
Für Großanzeigen und Beilagen bitte Preisliste anfordern.

Anzeigenschluss ist jeweils der 1. des Vormonats 1. des Vormonats (für die Januar-Ausgabe der 20.11.).


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola-Film GmbH


Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

sieben Träumer sind auf dem Titelbild dieser "Gegenwart" zu sehen  –  Träumer, Idealisten, Weltverbesserer. Menschen, die die Kunst studiert haben, Träume wahr werden zu lassen  –  als Sozialunternehmer oder Leiter von Entwicklungsprojekten. Sie gehören zu den ersten Absolventen des International Institute for Social Entrepreneurs (IISE), das Sabriye Tenberken in Indien aufgebaut hat. Tenberken kennt sich mit Projektarbeit aus, hat sie doch in Tibet die erste Blindenschule gegründet. Nun sucht die blinde Frau Visionäre aus aller Welt, um ihre Erfahrungen zum Wohle benachteiligter Menschen weiterzugeben. Dass ihr dies auf einzigartige Weise gelingt, ist in dieser "Gegenwart" zu erfahren.

Träume werden gerne als Spinnereien, als naive Fantasien abgetan. Aber sind es nicht oft Träume, die am Beginn von Veränderungen stehen? Hätte die Selbsthilfe das werden können, was sie heute ist, wenn blinde Menschen nicht irgendwann den Traum von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung geträumt hätten? Oder nach vorn gedacht: Sollte man seinen Ideen nicht freien Lauf lassen, ohne Schere im Kopf denken, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten? Der Verbandstag des DBSV gibt dazu Gelegenheit. Auf der Tagesordnung stehen fünf zentrale Themen, die in dieser Ausgabe der "Gegenwart" vorgestellt werden. Mischen Sie sich ein! Schreiben Sie Ihre Ideen und Anregungen  –  ob große Vision oder direkt umsetzbarer Vorschlag. Denn am Ende ist es die Verbindung aus ehrgeizigen Zielen und kleinen Schritten, die etwas bewegt.

Ob mit den Ohren, den Händen oder den Augen  –  ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Irene Klein
Redaktion "Gegenwart"  

Thema:

DBSV-Verbandstag 2010

Fünf Themen werden im Mittelpunkt des DBSV-Verbandstages vom 16. bis 19. Juni stehen. Fünf Themen, die für die Weiterentwicklung des Verbandes von strategischer Bedeutung sind. Kompakt stellt die "Gegenwart" in dieser Ausgabe alle Themen vor und gibt Einblick in die Arbeitsgruppen, die schon mitten in der Vorbereitung stecken. Noch gibt es naturgemäß mehr Fragen als Antworten und damit viel Spielraum für die Mitgestaltung. Als Leser der "Gegenwart" sind Sie aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Ihre Meinung ist uns wichtig, denn je breiter die aktive Basis, desto schlagkräftiger der Verband.


Alle vier Jahre tritt der Verbandstag des DBSV zusammen. Er stellt die Wegweiser für die Verbandsarbeit der jeweils nächsten Jahre auf. Es gilt also, die Richtung der weiteren Entwicklung des Verbandes zu bestimmen. Dabei ist es in besonders herausfordernden Zeiten wichtig, dass möglichst viele Menschen die Zukunft unseres Zusammenschlusses mitgestalten.

Für den Verbandstag 2010 haben die Delegierten des Verwaltungsrats fünf zentrale Themen festgelegt, die in Arbeitsgruppen vorbereitet und bearbeitet werden. Sie widmen sich zwei Schwerpunkten: Zum einen geht es um die Weiterentwicklung des DBSV. Dafür sollen die Verbandsstrukturen und die Zukunft des Ehrenamtes unter die Lupe genommen werden. Ebenso wird der Bogen zur demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft geschlagen, denn wer einen Sehverlust erleidet, ist heute meist im fortgeschrittenen Lebensalter. Wie begegnen wir diesem Personenkreis, welches Selbstverständnis, welche Angebote haben wir für diese Menschen? Fragen wie diese sollen auch die Entwicklung unseres Verbandes als Patientenorganisation befruchten. Zum anderen werden sich zwei Arbeitsgruppen mit Einschränkungen befassen, denen Menschen mit Sehproblemen in besonderem Maß unterliegen: Einschränkungen nämlich in ihrer Mobilität und in ihrem Zugang zu Information und Medien. Hier wird es darum gehen, welche Forderungen wir an eine moderne barrierearme Gesellschaft stellen müssen und wie wir möglichst erfolgreich dazu beitragen können, diese Forderungen Wirklichkeit werden zu lassen.

Im Einzelnen sind die Arbeitsgruppenthemen wie folgt formuliert:

  • AG 1: Der DBSV als Seniorenorganisation  –  Unser Selbstverständnis, unsere Angebote
  • AG 2: Organisationsentwicklung in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe  –  Vernetzung, Kommunikation, Aufgabenzuordnung: Was haben wir, was brauchen wir?
  • AG 3: Zukunft des Ehrenamtes  –  Wenn Menschen Aufgaben und Aufgaben Menschen suchen
  • AG 4: Barrierefreier Zugang zu Information und Medien  –  Herausforderungen für Gesellschaft und Selbsthilfe
  • AG 5: Mobilität und Barrierefreiheit  –  Neue Wege gehen, Grenzen überwinden

Die Moderatoren der Arbeitsgruppen repräsentieren die ganze Bandbreite der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Sie sind Funktionsträger oder Experten, verwurzelt in Landes- vereinen, korporativen Mitgliedsorganisationen oder Fachgremien, blind, sehbehindert oder sehend. So liegt die Stärke ihrer Arbeit zweifellos in den Personen, aber auch in der Vielfalt.

In dieser Ausgabe der "Gegenwart" werden die Moderatoren ihre Themen vorstellen und erste Thesen und Fragen zur Diskussion stellen. Sie sind auf die Rückmeldungen der Leser gespannt, um diese für die weitere Vorbereitung der jeweiligen Arbeitsgruppen zu nutzen. Im April / Mai beginnt dann die nächste Dialogrunde. Die Teilnehmenden des Verbandstages erhalten die weiterentwickelten Arbeitsgruppenmaterialien und werden um Schwerpunktsetzungen dazu gebeten. Als vorläufige Höhepunkte folgen beim Verbandstag die Workshops selbst, die allerdings nicht Endpunkte des Prozesses, sondern Ausgangspunkte für eine neue Umsetzungsphase bis zum Verbandstag 2014 sein werden.

Wie nachhaltig diese Form der gemeinsamen Entwicklung von Analysen, Positionen und Aufgaben unsere Verbandsarbeit beeinflussen kann, haben nicht zuletzt die Arbeitsgruppenergebnisse des letzten Verbandstages gezeigt. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Qualitätshandbuch für unsere Beratung vor Ort, der 2010 startende patientenorientierte Beratungsdienst Auge, die intensivierte Zusammenarbeit mit unseren korporativen Einrichtungen und Mitgliedsorganisationen sowie die Verstärkung unseres Einsatzes in DIN-Ausschüssen und durch Fachtagungen für mehr Barrierefreiheit in unserer Gesellschaft sind dafür beredte Belege. "Gemeinsam Weitersehen" lautet deshalb wieder das bewährte Motto des Verbandstages 2010.

Andreas Bethke  
Geschäftsführer des DBSV  


Kurzinfo: Mitreden  –  mitgestalten! Aufruf zur Diskussion

Gestalten Sie die Zukunft des DBSV mit! Diskutieren Sie über die fünf zentralen Themen des Verbandstages. Ihre Meinung ist wichtig, damit die Delegierten die richtigen Schwerpunkte setzen und die künftige Arbeit des Verbandes an den Interessen aller Mitglieder ausrichten können.

Als Leser der "Gegenwart" sind Sie aufgerufen, Ihre Meinung zu den vorgestellten Themen zu äußern. Schreiben Sie Ihre Ideen, Vorschläge, Kritik und Anregungen auf und schicken Sie diese bis spätestens 15. März an:

DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org


Vermerken Sie im Betreff bitte das Thema, zu dem Sie Stellung beziehen. Ihre Zuschrift leiten wir an die Moderatoren der jeweiligen Arbeitsgruppen weiter. Auszüge werden gegebenenfalls in der "Gegenwart" veröffentlicht. Wenn Sie einer Veröffentlichung nicht zustimmen, vermerken Sie dies bitte ausdrücklich in Ihrem Schreiben.

AG 1: Der DBSV als Seniorenorganisation  –  "Vergesst uns die Alten nicht ..."

Seniorenarbeit wird im Allgemeinen als der Teil der sozialen Arbeit begriffen, der sich vorrangig den Vorstellungen, Wünschen, Anliegen und Problemen derjenigen widmet, die 60 Jahre und älter sind. Das sind in Deutschland immerhin etwa 30 Millionen Menschen und ihre Zahl wird nach den Vorausberechnungen der Wissenschaft dramatisch steigen.

Ohne auf Einzelheiten eingehen zu können, scheint festzustehen, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in einer ständig älter werdenden Gesellschaft leben werden. Der Umgang mit der Alterung der Gesellschaft wird zu einem der entscheidenden gesellschaftspolitischen Probleme künftiger Entwicklung, dem sich selbstverständlich auch die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe stellen muss  –  und das um so mehr, als sie von diesen Prozessen so stark betroffen sein wird wie kaum eine andere Behindertenorganisation. Mehr als zwei Drittel aller Mitglieder der DBSV-Landesvereine sind 60 Jahre und älter. Sehschwäche und Blindheit treten nun einmal vorrangig im höheren Lebensalter auf.

Wird die dramatische Zunahme älterer Menschen dazu führen, dass auch die Zahl der von Sehverlust und Blindheit Betroffenen gleichermaßen zunimmt? Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: Bereits gegenwärtig leiden in der Bundesrepublik etwa 4,5 Millionen Menschen an der Altersbedingten Makula-Degeneration, in den nächsten zehn Jahren könnten es 15 Millionen sein. Hinzu kommen die Folgen des Grünen und des Grauen Stars, des Diabetes sowie Folgen von Netzhautablösungen.

Es liegt auf der Hand, dass die hier nur kurz angedeuteten Entwicklungen eine besondere Zuwendung gegenüber älteren Menschen erfordern. Das betrifft so wichtige Bereiche wie die Rehabilitation neu erblindeter oder von einer Sehschwäche betroffener Menschen, die besonderen Anliegen blinder und sehbehinderter älterer Menschen in den Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe, außerdem die Berücksichtigung ganz spezifischer Folgen des Alterungsprozesses. Wie lassen sie sich definieren und vor allem in praktische Politik umsetzen?

Ohne einflussreiche Partner kaum. Unter diesen spielen die Seniorenorganisationen eine entscheidende Rolle. Ihre Interessen stimmen in der Grundrichtung mit den Anliegen älterer blinder und sehbehinderter Menschen überein. Genau aus diesem Grunde pflegt der DBSV aktiv das Zusammenwirken mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Welche Erfahrungen gibt es in dieser Hinsicht auf Landes- und Kommunalebene?

Schließlich wird uns die Frage beschäftigen müssen, welche Rolle die "Älteren" generell im Verband spielen und wie sich bei uns das Problem der Generationengerechtigkeit stellt. Dazu gehört zweifellos die Antwort auf solche Fragen wie: Sind die älteren Mitglieder in den Gremien  –  zentral wie regional  –  ihrem Mitgliederanteil entsprechend vertreten? Stimmt die Relation zwischen Betreuung und Teilhabe? Und nicht zuletzt: Warum wird der DBSV in der Öffentlichkeit und in der Selbstbeobachtung kaum oder gar nicht als Seniorenorganisation wahrgenommen?

Franziska Diesmann, Annette Schacht und Dr. Alfred Preuße  


Dazu drei Bilder:

    • Franziska Diesmann (40), Diplom-Sozialpädagogin und Mediatorin, seit neun Jahren als Seniorenberaterin im Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) tätig
    • Annette Schacht (41), Blindenpädagogin, seit zwölf Jahren als Sozialarbeiterin im Sozialdienst des BSVH tätig
    • Dr. Alfred Preuße (82), Seniorenbeauftragter des DBSV, seit 2002 Ehrenmitglied des DBSV

Statement von Franziska Diesmann und Annette Schacht:

"Wir haben durch unsere Arbeitsbereiche täglich mit älteren betroffenen Menschen zu tun. Dieser Personenkreis hat einen hohen Bedarf an Beratung und Unterstützung im alltäglichen Leben sowie an psychologischer Begleitung. Was gebraucht wird, ist ein differenziertes Angebot. Wir freuen uns, durch unsere Mitarbeit in dieser Arbeitsgruppe Erneuerungen und Veränderungen in der Seniorenarbeit des DBSV anregen zu können."


Statement von Dr. Alfred Preuße:

"Es gehört zu den gesicherten Erkenntnissen, dass sich Sehprobleme vorrangig im höheren Lebensalter entwickeln. Aufgrund dessen und aus der eigenen Befindlichkeit heraus liegen mir die Vorstellungen, Anliegen und Probleme der "Älteren" besonders am Herzen. Sie bedürfen der genaueren Bestimmung, was wiederum eine breite und offene Diskussion voraussetzt."

AG 2: Organisationsentwicklung in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe  –  Was haben wir, was brauchen wir?

Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe hat in den letzten Jahren herausragende politische Erfolge erzielt, etwa die Wiedereinführung des Blindengeldes in Niedersachsen und Thüringen oder die Wiedereinsetzung der Zentralen Arbeitsvermittlung für schwerbehinderte Akademiker bei der Bundesagentur für Arbeit. Daneben wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt: Die Erarbeitung eines Beratungshandbuchs, die Einrichtung des Beratungsdienstes Auge als zentrale Koordinationsstelle für alle Mitgliedsorganisationen und die steigende Zahl an Patientenstammtischen vor Ort tragen der Tatsache Rechnung, dass sich der DBSV verstärkt auch als Organisation für sehbehinderte Menschen versteht und seit 2006 laut Satzung auch als Patientenorganisation. Die Verbesserung des Informationsflusses durch die intensivierte Zusammenarbeit der Landesvereine und insbesondere durch die erfolgreiche Einführung von "DBSV-Inform" sind Beispiele für die verstärkte inhaltliche und organisatorische Kooperation über Vereins- und Landesgrenzen hinweg. Die positive Wirkung der gemeinsamen Rechtsberatungsgesellschaft von DBSV und DVBS, "Rechte behinderter Menschen" (RbM), auch für die Mitgliedergewinnung, ist noch nicht abschließend abschätzbar, aber es gibt berechtigte Hoffnung, dass die DBSV-Karte damit erheblich an Attraktivität gewonnen hat.

Die Liste der positiven Meldungen ließe sich auch aus Sicht vieler Landesvereine oder korporativer Mitglieder problemlos fortsetzen. So ist unser Rat bei der Erstellung neuer Gesetze oder bei Bauvorhaben in den Kommunen immer mehr gefragt. Also, alles super, einfach weiter so? Sicher nicht, denn trotz aller Erfolge gehen die Mitgliederzahlen stetig zurück. Es erfordert immer mehr Aufwand, die finanziellen Ressourcen für die Breite und Vielfalt der Aufgaben sicherzustellen und es wird immer schwieriger, Menschen für die ehrenamtliche Arbeit zu begeistern. Damit müssen wir uns also dringend der Frage zuwenden, welche inhaltlichen Schwerpunkte wir für die nächsten Jahre setzen wollen und wie wir unsere Organisationsstrukturen den sich verändernden Rahmenbedingungen anpassen können.


Nur wer das Ziel kennt, kann nach dem richtigen Weg suchen

Wohin führt der Weg zwischen klassischer Blindenselbsthilfe, Öffnung für Menschen mit Sehbehinderung, Entwicklung zur Patientenorganisation und Dachorganisation auch für korporative Mitglieder? Es gilt zu entscheiden, ob ein "Blindenverein" überhaupt Heimat für Menschen mit Seheinschränkungen sein kann oder ob wir für diesen Personenkreis eine eigenständige Struktur brauchen. Ob der "Stockgänger" als Marke für den Gesamtverband geeignet ist oder nur für die klassische Blindenselbsthilfe steht.


"Zentralkomitee" oder "Lokalfürsten"?

Mit welcher Organisationsstruktur will die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe die Herausforderungen der Zukunft angehen? Wo liegen die Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Vereine vor Ort, welche Aufgaben übernimmt der Dachverband DBSV und welche Rolle können die korporativen Mitglieder spielen? Brauchen wir mehr Macht für die "Zentrale in Berlin", und die Organisationen vor Ort setzen die Entscheidungen nur um? Soll die DBSV-Geschäftsstelle Politik aktiv mitbestimmen oder soll sie sich zu einer reinen Servicestelle für die Mitgliedsorganisationen entwickeln? Zwischen diesen Extrempositionen gilt es, den richtigen Weg zu finden. Auf welchen Feldern kann man sich ergänzen? Worin können die Vorteile einer bundesweiten Vernetzung mit starker lokaler Verankerung bestehen? Wie können wir das vorhandene Know-how auf unterschiedlichen Gebieten durch Quervernetzung der Vereine und Organisationen effektiver nutzbar machen als bisher?


"Denn sie wissen nicht, was sie tun!"

Diesen Eindruck gewinnt man immer wieder, wenn man manche Diskussionen verfolgt oder sich konkret mit der Arbeit von Untergliederungen beschäftigt. In vielen Bereichen und auf ganz unterschiedlichen Ebenen wird Hervorragendes geleistet. Doch wir wissen oft nichts voneinander und sind manchmal vielleicht auch zu eitel, Dinge zu übernehmen, die nicht von uns selbst entwickelt wurden. Der Informationsfluss macht noch viel zu oft an Landesgrenzen Halt. Interessante Veranstaltungen werden nicht bundesweit ausgeschrieben und beworben. An manchen Orten fehlen bestimmte Angebote ganz, die anderswo bereits vor Jahren aufgebaut wurden. Elternarbeit, die uns langfristig den Nachwuchs sichern wird, ist dafür ein Beispiel.

Lassen Sie uns unsere kreative Vielfalt nutzen, um gemeinsam viele kleine und große konkrete Schritte zur noch effizienteren Zusammenarbeit zu gehen. Lassen Sie uns gemeinsam handeln!

Dr. Klaus G. Wolff und Rudi Ullrich  


Dazu zwei Bilder:

    • Dr. Klaus G. Wolff (51), Geschäftsführer des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins
    • Rudi Ullrich (50), Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista), Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, seit 2006 im Präsidium des DBSV

Statement von Dr. Klaus G. Wollf und Rudi Ullrich:

"Wir wollen mit unserem Engagement für den DBSV-Verbandstag 2010 dazu beitragen, die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Deutschland für die Zukunft fit zu machen. Unser Ziel ist es, Funktionsträger und engagierte betroffene Menschen zu motivieren, sich und ihre Meinungen konstruktiv in die Diskussion einzubringen. Dabei gilt es, Visionen, aber auch ganz konkrete Schritte für ein zukünftiges gemeinsames Handeln zu entwickeln."

AG 3: Zukunft des Ehrenamtes  –  Wenn Menschen Aufgaben und Aufgaben Menschen suchen

Das ehrenamtliche Engagement in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe ist bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben unverzichtbar. Dies betrifft alle Ebenen der Vereinsarbeit; in kleineren Verbänden wie dem Blinden- und Sehbehindertenverein für das Saarland wird sogar die gesamte Vereinsarbeit ehrenamtlich wahrgenommen. Erfahrungen und Fähigkeiten Betroffener kommen Betroffenen zugute. Das ist der Grundgedanke der Selbsthilfe, der bis heute seine uneingeschränkte Berechtigung hat.

Die Vielzahl der Aufgaben reicht von Leitungsfunktionen über Beratung und Schulung bis zu praktischer Hilfe und der Organisation von Veranstaltungen. Gerade im psychosozialen und medizinischen Bereich wachsen die Anforderungen zunehmend. Hier kommt es darauf an, Berater und Helfer so zu qualifizieren, dass sie ihre Aufgaben kompetent, selbstbewusst und zielorientiert wahrnehmen können. Schulungen lassen sich anbieten  –  wenn die Anforderungen an das Ehrenamt dermaßen steigen, stellt sich aber vor allem die Frage: Finden wir auch die Personen, die willens und in der Lage sind, dem gerecht zu werden?

Die Verbände sind gefragt, gute Rahmenbedingungen für das Ehrenamt zu schaffen. Eigenverantwortung und Eigeninitiative sind zu fördern; Hilfen bei der Bewältigung eigener Mobilitätsprobleme sind zu leisten und entstehende Aufwendungen zu erstatten. Die Politik hat in der letzten Zeit einiges an Rechtssicherheit geschaffen. Haftungs- und Versicherungsfragen sind bei der Bereitschaft mitzuarbeiten nicht unerheblich. Letztlich muss aber jeder Einzelne abwägen, wie viel Kraft und Zeit er für ein Ehrenamt einsetzen kann und will. In jedem Fall muss die Werbung für ehrenamtliches Engagement verstärkt werden. Dabei spielen Mitgliedergewinnung und Kontaktnähe zur Basis eine wichtige Rolle. Gleichzeitig wird die Unterstützung durch Hauptamtliche an vielen Stellen erforderlich, auch wenn sich diese Alternative bei kleineren Vereinen nicht immer stellt.

Wie sieht das richtige Verhältnis zwischen ehrenamtlichem und hauptberuflichem Einsatz aus? So viel Ehrenamt wie möglich, so viel Hauptberuflichkeit wie nötig: Könnte dies eine Leitlinie für die Zukunft sein? Oder muss sich Selbsthilfe heute ganz anders definieren? Ist der traditionelle Selbsthilfegedanke auf blinde und sehbehinderte Menschen der heutigen Zeit nicht mehr übertragbar? Denn der Impuls, der noch vor Jahrzehnten vor allem Blinde in die Selbsthilfe geführt hat, nämlich die Abkehr von der Fürsorge hin zur existenziellen Absicherung und der generellen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, ist längst abgeschlossen.

Will sie überleben, muss sich die Selbsthilfe neuen Herausforderungen stellen. Die historisch gewordene Integration muss als Inklusion fortgeführt werden. Inklusion beinhaltet nicht nur die Anpassung des Individuums an die "normale" Umwelt, sondern erfordert die Anpassung von Umwelt und Gesellschaft an die Lebensbedingungen des behinderten Menschen. Dies stellt die Selbsthilfe vor neue Herausforderungen, die wiederum Herausforderungen an das Ehrenamt darstellen. Wie nie zuvor sind Fach- und Sachkenntnis gefragt, sei es auf speziellen Gebieten, wie der Gestaltung einer barriere- freien Umwelt, oder bei der Beratung der von Blindheit und Sehbehinderung betroffenen Menschen. Dabei ist es unerheblich, ob dieses Expertenwissen ehrenamtlich oder hauptamtlich beigesteuert wird. In jedem Fall muss sich die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe auch in ihrer Mitgliederstruktur öffnen, will sie nachhaltig tragfähige Ziele für die Zukunft verfolgen. Denn welcher Baudezernent nimmt einen Betroffenen genauso ernst wie einen um die Bedürfnisse des Betroffenen wissenden Architekten, der selbst normal sehend ist, wenn es um die barrierefreie Gestaltung des Rathauses geht?

Selbsthilfe muss sich also professionalisieren, ohne dabei den Kontakt zur Basis zu verlieren. Geselligkeit ist wichtig, aber sie allein reicht nicht aus, um Anreize für betroffene Menschen zu bieten, sich der Selbsthilfe anzuschließen. Vielmehr muss Selbsthilfe auch Anreize für das Ehrenamt schaffen. In Nordrhein-Westfalen haben die Blinden- und Sehbehindertenvereine vor zwei Jahren das Projekt "Wir sehen weiter" gestartet, in welchem Mitglieder, aber auch Angehörige zu ehrenamtlichen Beratern qualifiziert werden. Knapp 100 Ehrenamtliche haben die einjährige Weiterbildung absolviert und gründen heute Beratungsstellen oder optimieren schon vorhandene Angebote für Betroffene. Was die Initiatoren dieses Projekts zu Beginn gehofft hatten, ist am Ende auch eingetreten: Fast alle Absolventen fühlten sich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit deutlich aufgewertet, bestärkt, selbstsicher und ganz wichtig: kompetent. Das Engagement hat also einen zusätzlichen persönlichen Wert.

Das Ehrenamt lebt, aber es scheint auch seine Grenzen zu haben. Inklusion zu schaffen, heißt, sich nach außen zu öffnen, auf dem politischen Parkett als gleichberechtigter Mitspieler aufzutreten. Hierfür braucht es neben persönlichem Engagement und emotionaler Beteiligung das Sach- und Fachwissen in Ehrenamt und Hauptamt, von Betroffenen und nicht Betroffenen.

Herbert Reck und Günter Seidenberg  


Dazu zwei Bilder:

    • Herbert Reck (63), Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins für das Saarland
    • Günter Seidenberg (55), Landesgeschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen (BSVW)

Statement von Herbert Reck:

"Die Notwendigkeit ehrenamtlichen Engagements war mir immer schon klar. Mein erster Einsatz im Verein galt den beruflichen Interessen. Mein Blickfeld hat sich aber schnell erweitert und als Vorsitzender ist es mir wichtig, die Menschen abzuholen und ihnen ein Stück Geborgenheit zu geben. Das scheint ganz gut gelungen zu sein, konnten wir doch die Zahl der Mitglieder im Saarland in den letzten Jahren verdoppeln."


Statement von Günter Seidenberg:

"Zu meinen Kernaufgaben als Geschäftsführer gehört es, die Zukunftsfähigkeit des BSVW sicherzustellen. Die ideellen Ziele des Vereins und die kontinuierliche Entwicklung des Blinden- und Sehbehindertenwesens geben dabei sowohl die Richtung als auch die Grenzen meines Handelns vor. Dem Ehrenamt kommt dabei eine Schlüsselrolle zu  –  was sich bereits darin zeigt, dass ich selbst einerseits hauptamtlich tätiger Verantwortungsträger, andererseits als Vereinsmitglied oft auch ehrenamtlich engagiert bin."

AG 4: Barrierefreier Zugang zu Information und Medien  –  Herausforderungen für Gesellschaft und Selbsthilfe

Schöne digitale Welt?

Es sind die digitalen Systeme oder Geräte wie PC, Handy, Fahrkarten- und Geldautomat, DVD-Spieler und Fernseher, die unseren Alltag prägen. Auch Waschmaschine, Kühlschrank, Heizung oder Kaffeemaschine kommen längst nicht mehr ohne Display und Menüsteuerung aus. Egal ob man Geld abheben, eine Sendung im Fernsehen aufzeichnen, ein elektronisches Buch lesen oder ein Lexikon befragen will, nichts geht mehr ohne Bits und Chips. Immer breiter wird das Spektrum an digitalen Dienstleistungen und Hilfsangeboten, um sich in der bunten Medienwelt zu informieren und seinen privaten und beruflichen Alltag zu gestalten.

Sind die Wunderwerke moderner Technik so gestaltet, dass sie für jedermann bedienbar sind, so spricht man von Barrierefreiheit. Aber längst nicht alle neuen Geräte sind darauf ausgerichtet, dass man sie blind oder mit Seheinschränkungen nutzen kann. Nur sehr wenige sind vom Hersteller auf unsere Bedürfnisse abgestimmt, so dass wir sie ohne sehende Assistenz eigenständig bedienen können. Wir sehen großen Handlungsbedarf bei der barrierefreien Gestaltung von Elektrogeräten für Haushalt und Hobby, von Informationssystemen im öffentlichen Raum und Geräten der Unterhaltungselektronik. Grund genug, diesem Themenfeld beim Verbandstag einen Workshop zu widmen und konkrete Fragen zu stellen:

  • Wie erreichen wir es, dass mehr Geräte barrierefrei gestaltet sind?
  • Welche Prioritäten wollen wir bei der Zugänglichkeit von Geräten und Auskunftssystemen setzen?
  • Welche Schulungskonzepte sind nötig?
  • In welchen Bereichen setzen wir auf Assistenz?
  • Mit welchen Partnern wollen und können wir unsere Forderungen transportieren und durchsetzen?
  • Welche weiteren Forderungen haben Sie?

Wissen ist Leben

Der Zugang zum Wissen der Welt ist entscheidend für Schule, Beruf und lebenslanges Lernen. Trotz DAISY-Spieler und Internetzugang sind uns weniger als fünf Prozent der jährlich veröffentlichten Werke zugänglich. Dies ist umso ärgerlicher, als Verlage und andere Wissensanbieter längst digitale Technik nutzen, um Bücher, Zeitschriften und andere Publikationen aufzubereiten. Die Bundesregierung finanziert ein mehrjähriges Projekt zur Digitalisierung von gedruckten Publikationen und deren Zugänglichmachung in einer digitalen Bibliothek, ohne der barrierefreien Gestaltung dieser Werke ernsthaft Rechnung zu tragen. Schulbücher, egal ob in Braille- oder Großdruck oder als E-Book am PC, sind immer noch Mangelware für Schüler an Regel- oder Förderschulen. Immens ist auch der Mangel an Sach- und Fachbuchliteratur, die in adäquater Form blinden und sehbehinderten Berufseinsteigern und Berufstätigen hilft, sich weiterzubilden. Ein weiter Weg ist von unseren Hör- und Punktschriftbüchereien noch zu gehen, bis der Traum vom Buch, das für jedermann zeitnah und barrierefrei verfügbar ist, Realität wird. Deshalb fragen wir:

  • Wie kommen wir zu barrierefreien Lehr- und Lernmitteln, welche die bestmögliche Bildung blinder und sehbehinderter Schüler ermöglichen?
  • Wie kann das Angebot an Literatur in Brailleschrift und Großdruck erheblich ausgebaut werden?
  • Wie sichern wir den barrierefreien Zugang zu digitalen Bibliotheken, Nachschlagewerken und diversen mobilen Informationssystemen?
  • Sind E-Books Top oder Flop für unseren Informationszugang?

Judith Faltl und Dr. Thomas Kahlisch  


Dazu zwei Bilder:

    • Judith Faltl (40), IT Senior Consultant, ehrenamtliche Landesvorsitzende des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB)
    • Dr. Thomas Kahlisch (47), Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB), seit 2006 im Präsidium des DBSV

Statement von Judith Faltl:

"Meine Traumvorstellung ist es, dass ich eines Tages jedes Buch, jede Zeitschrift gleichzeitig mit der sehenden Welt in der Form lesen kann, in der ich es möchte. Wichtig ist mir, dass alle blinden und sehbehinderten Menschen auf dem Weg mitgenommen und entsprechende Geräte und Schulungen entwickelt und angeboten werden."


Statement von Dr. Thomas Kahlisch:

"Wir haben die Chance, Tradition und Moderne so miteinander zu verbinden, dass Technik den Zugang zu Informationen für alle ermöglicht und so zum Wohl des Menschen eingesetzt wird. Dafür sollten wir unsere Kompetenz und unser gestiegenes Selbstbewusstsein nutzen, um wichtige eigene Beiträge zu leisten und nicht als Bittsteller am Rande der Gesellschaft zu stehen."

AG 5: Mobilität und Barrierefreiheit  –  Neue Wege gehen, Grenzen überwinden

Wer kennt sie nicht, die Probleme, wenn man sich alleine auf den Weg machen will oder muss: Wo gibt es schon Leitstreifen und wo ist die nächste akustische Ampel? In Bus und U-Bahn ist es weitgehend üblich geworden, dass die Stationen angesagt werden. Aber wie erfahre ich im ICE, auf welcher Seite ich aussteigen muss? Und wenn ich am Ziel bin und ein günstig gelegenes Hotel gefunden habe, wie komme ich dort klar? Muss ich mich auf den Service verlassen oder kann ich damit rechnen, dass wenigstens die Zimmernummern tastbar sind und der Aufzug eine Sprachausgabe hat? Jeder blinde und sehbehinderte Reisende, der alleine unterwegs ist, kennt diese Probleme bzw. Barrieren.

Muss es denn wirklich eine Vision bleiben, dass jeder Blinde bzw. Sehbehinderte ein kleines Gerät mit sich führt, das ihm nicht nur den Weg weist, sondern auch Hindernisse erkennt, die nächste Ampel oder Haltestelle anzeigt und den ankommenden Bus ansagt? Natürlich sollte ein solches Gerät auch Hilfestellung in Gebäuden geben, also im Hotel, der Behörde, dem Museum oder dem Hallenbad. In zahlreichen EU-Projekten wurde bereits Grundlagenforschung betrieben, um die technischen Möglichkeiten von heute und morgen für blinde und sehbehinderte Menschen nutzbar zu machen. Wenn die Autoindustrie es schafft, ein Fahrzeug mit 30 Stundenkilometern ohne Fahrer, aber mit einem Kamerasystem, das einen Menschen auf 300 Meter erkennt, fahren zu lassen, lässt sich sicher auch ein leistungsstarkes Hinderniserkennungssystem verwirklichen. Der Ausbau der satellitengestützten Navigations- und Informationssysteme und die Weiterentwicklung der Leitsysteme im öffentlichen Nah- und Fernverkehr versprechen viele nutzbringende Möglichkeiten.

Der Verbandstag des DBSV befasst sich mit neuen Wegen der Mobilität und Barrierefreiheit. Natürlich ist in den Gremien wie dem Gemeinsamen Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV), der Koordinationsstelle Tourismus im DBSV und auch dem Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT) schon wichtige Arbeit geleistet worden. Diese Arbeiten wollen wir nun zielgerichtet zusammenführen, um mehr Barrierefreiheit beim Reisen und in der Mobilität generell zu schaffen. Helfen Sie uns bei der Vorbereitung und sagen Sie uns:

  • Worin bestehen für Sie die größten Mobilitätsbarrieren, und zwar ebenso im Nahbereich auf ihren täglichen Wegen wie auch bei Tagesausflügen oder Urlaubsreisen?
  • Wie stellen Sie sich die Lösung vor? Dazu müssen Sie keine technischen Vorschläge machen, sondern können Ihre Wunschvorstellung beschreiben.
  • Und was kann Ihrer Meinung nach der DBSV tun, um mehr barrierefreie Mobilität und leichteres Reisen zu ermöglichen?

Ihre Meinung ist wichtig, damit die Delegierten des Verbandstages die richtigen Schwerpunkte setzen und die Verantwortlichen bei Gesprächen mit Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung guten Gewissens sagen können, dass sie ihre Arbeit nicht nur für einige wenige machen, sondern im Interesse aller.

Dr. Rüdiger Leidner und Gerhard Renzel  


Dazu zwei Bilder:

    • Dr. Rüdiger Leidner (60), Leiter der Koordinationsstelle Tourismus im DBSV, ist hauptberuflich als Beamter im Bundeswirtschaftsministerium tätig
    • Gerhard Renzel (63), Mitglied im FIT, GFUV und Leiter der Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr im Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen

Statement Dr. Rüdiger Leidner:

"Mobilität ist wichtiger Bestandteil eines selbstbestimmten Lebens, die Möglichkeit zu reisen erhöht für fast alle Menschen die Lebensqualität. Für Menschen mit Behinderungen müssen dazu aber genügend barrierefreie Angebote vorhanden sein. An der Schaffung solcher Angebote mitzuwirken, ist mir ein persönliches Anliegen."


Statement Gerhard Renzel:

"Die technischen Entwicklungen in heutiger Zeit bieten viele Möglichkeiten, die Mobilität und den Informationszugang aller Art für blinde und sehbehinderte Menschen zu verbessern. Hier bietet sich eine nie da gewesene Chance zur Erhöhung der Lebensqualität. Ich möchte mithelfen, technische Hilfsmittel für mehr Mobilität zu realisieren."

DBSV-Nachrichten:

DBSV-Jugendclub erobert Europa

"Wir sehen keine Grenzen": Das ist der Wahlspruch des DBSV-Jugendclubs. Seit vielen Jahren treffen sich regelmäßig junge Leute aus Deutschland und Polen zum Jugendaustausch. Jugendbegegnungen in der Türkei, Griechenland, Island, Finnland, Belgien, Norwegen und Frankreich sind hinzugekommen. Und im vergangenen Sommer hat der DBSV-Jugendclub ein internationales Jugendforum in Hannover ausgerichtet  –  mit Partnergruppen aus fünf Ländern.

Dank einer Förderung der Europäischen Union sind internationale Jugendbegegnungen für die Teilnehmer sehr günstig. So erhalten junge Leute mit Seheinschränkung die Gelegenheit, andere Länder kennen zu lernen. Dabei entstehen auch persönliche Freundschaften, die weiter gepflegt werden. Teilnehmer aus Deutschland reisen außerdem regelmäßig zu Jugendkonferenzen der Europäischen Blindenunion und knüpfen so allmählich ein internationales Netzwerk.

VIEWS International (Visual Impaired Education World Support) ist eine in Belgien gegründete Organisation, an der sich Partner aus 20 Ländern beteiligen. Nachdem der DBSV-Jugendclub mehrfach mit VIEWS zusammengearbeitet hat, soll nun ein neues Gebiet erschlossen werden: der Europäische Freiwilligendienst. Damit bietet die EU jungen Menschen die Möglichkeit, für drei bis zwölf Monate in einem anderen europäischen Land zu arbeiten. Der Beitrag von VIEWS besteht darin, das Programm für blinde und sehbehinderte junge Leute zu öffnen. 2010 plant der DBSV-Jugendclub erstmals, eine blinde Studentin aus Deutschland für ein halbes Jahr nach Belgien zu entsenden. In Ausbildung, Studium und Beruf spielen Erfahrungen aus dem Ausland eine immer größere Rolle. So trägt der DBSV-Jugendclub nicht nur dazu bei, dass junge Leute mit Seheinschränkung Grenzen überschreiten und sich als Bürger Europas fühlen. Er verhilft den Betroffenen auch zu wichtigen Qualifikationen für ihre Zukunft.

Reiner Delgado  
Sozialreferent des DBSV  

Meldungen

"Weitersehen 2011" in Vorbereitung

Gute Nachrichten für langjährige Leser des DBSV-Jahrbuchs: Die Vorarbeiten für "Weitersehen 2011" laufen bereits, Themen werden recherchiert, Autoren gesucht und Beiträge verfasst. Zentrales Motiv wird diesmal der "Barrierefreie Informations- und Kommunikationszugang" sein. Klingt erstmal recht trocken. Ist es aber durchaus nicht, wie das Redaktionsteam, bestehend aus Katja Lucke, Helga Neumann, Inka Strunk und Gustav Doubrava, mit Beiträgen über interessante Menschen, Projekte und innovative Techniken zeigen möchte. Ein großes Spektrum an Artikeln von Audiodeskription über leichte Sprache, Mobilitätstraining, digitale Fotografie als kreatives Hilfsmittel bis hin zu Barrierefreiheit in Museen ist in Planung. "Natürlich freuen wir uns auch über Anregungen von Lesern, am besten per E-Mail an k.lucke@dbsv.org ", so Redaktionsleiterin Katja Lucke. Anfang September soll das Jahrbuch erscheinen.

Neuer DBSV-Service: Touristik-Newsletter

Seit Anfang des Jahres bietet die Koordinationsstelle Tourismus (KosT) im DBSV einen neuen Service: den Newsletter "Touristik-Info", der blinde und sehbehinderte Reisefreunde regelmäßig mit aktuellen Informationen versorgt. Eine Neu-Erfindung ist der Info-Dienst nicht, eher Altbewährtes in neuer Form: Denn die erste Ausgabe der "Touristik-Info" schickte der thüringische Tourismusbeauftragte Eberhard Tölke bereits im August 2005 im Auftrag des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Thüringen auf die Reise. Bis heute sind 146 Ausgaben versendet worden und haben nach und nach im gesamten deutschsprachigen Raum interessierte Leser gefunden. Unter dem Dach des DBSV soll der Service ab 2010 noch mehr Reisefreunde erreichen. Für bisherige Leser ändert sich nichts. Neuanmeldungen für den kostenlosen Service, Anfragen, Hinweise und Kritik bitte per E-Mail an eb.toelke@t-online.de. Alle Ausgaben des "Touristik-Infos" finden Sie auch im Internet unter www.tourismusinformationen.dbsv.org



DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Wer Inhaber einer DBSV-Karte ist, lebt günstiger. Mitglieder der Landesvereine profitieren von einer Reihe attraktiver Vergünstigungen:

  • Verein zur Förderung der Blindenbildung e.V. (VzFB)
    5% auf alle Hilfsmittel und Bücher
  • Landeshilfsmittelzentrum für Blinde und Sehbehinderte Sachsen (LHZ)
    5% auf alle Produkte
  • Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
    5% auf alle Zeitschriften-Abos
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV)
    "Gegenwart"-Abo (Punkt- und Schwarzschrift) für 38,50 Euro statt 44 Euro; kostenfreies Abo von DBSV-Inform (DAISY)
  • Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin
    10% auf Hörbücher und Hörspiele
  • SUS ® Franchise GmbH
    10% auf Dienstleistungen im Rahmen des Umzugsservice
  • NH-Hotels
    Sonderkonditionen auf den Übernachtungspreis (auch für Begleitpersonen)
  • MANRA Limited
    Nachlässe auf Mobilfunk-, Festnetz- und Internettarife sowie bei neuen Mobilfunkverträgen und Vertragsverlängerungen auch auf Handysoftware und DAISY-Player

Die Angebote werden ständig erweitert. Aktuelle Informationen in der "Gegenwart". Außerdem haben viele Landesvereine zusätzliche Rabattaktionen mit ihren Partnern vor Ort vereinbart.

Mitgliedschaft lohnt sich!

Nähere Informationen beim
DBSV
Tel.: 030 / 28 53 87-190, sowie im
Internet: www.dbsv.org/dbsv-karte

In Kürze:

Reisen

Frühlingsbeginn in der "Villa Rochsburg"

In der "Villa Rochsburg" wird der Frühling mit Literarischem und einer Wohlfühlwoche eingeläutet. Vom 16. bis 21. März ist unter dem Motto "Literatur zum Lauschen" unter anderem ein Besuch beim Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig, bei der ARD-Hörbuchnacht und der Leipziger Buchmesse vorgesehen. Danach heißt es vom 23. bis 28. März Wohlfühlen in Rochsburg. Geplant ist ein Entspannungsprogramm nach Jakobsen, Fußreflexzonenmassage, Kosmetik-Beratung und ein Besuch des Radonbades im Erzgebirge.

Nähere Informationen bei der
AURA-Pension "Villa Rochsburg"
Schlossstr. 17
09328 Lunzenau, OT Rochsburg
Tel.: 03 73 83 / 83 80-0
E-Mail: villa@bsv-sachsen.de
www.villa-rochsburg.de

Mündersbacher CD-Wochen

Liebhaber der klassischen Musik treffen sich seit vielen Jahren regelmäßig in Mündersbach, um mit Gleichgesinnten Musik zu hören. Im Frühjahr 2010 steht die nächste Zusammenkunft an: Der Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen lädt vom 19. bis 26. März zur beliebten "CD-Woche" in der AURA-Pension "Haus Hubertus" ein. Helmut Seitz hat ein interessantes Programm zusammengestellt  –  von der Frühlingssinfonie von Robert Schumann über das vierte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven bis zum Te Deum von Hector Berlioz.

Nähere Informationen und Anmeldung bei der
AURA-Pension "Haus Hubertus"
Hubertusweg 4, 56271 Mündersbach
Tel.: 0 26 80 / 95 10-0
E-Mail: aura-muendersbach@bsbh.org

Freizeit

60. Berlinale mit Hörfilmen auf der Leinwand

Auch blinde und sehbehinderte Kinofans können bei der Berlinale Filmkunst live erleben. Während des internationalen Filmfestivals, das vom 11. bis 21. Februar in zahlreichen Kinos der Hauptstadt gefeiert wird, werden auch wieder Hörfilme gezeigt. Präsentiert werden diese einerseits von der Deutschen Hörfilm gGmbH (DHG) in Zusammenarbeit mit dem SWR und ZDF, andererseits von Hörfilm e.V. in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk und Arte. Die DHG lädt am 13. Februar um 13 Uhr zur Vorstellung des deutsch-österreichischen Films "Renn wenn du kannst" ins "Colosseum", Schönhauser Allee 123, ein. Aufführungsort und -zeit für den zweiten Hörfilm "Der Räuber" stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.

Aktuelle Informationen und Kartenbestellung unter
Tel.: 030 / 23 55 73 40, per
E-Mail: service@hoerfilm.de oder im
Internet: www.hoerfilm.de


Auch bei den Filmen, denen Mitarbeiter von Hörfilm e.V. ihre Stimme leihen, macht es die Berlinale spannend.

Nähere Informationen zum Programm sowie Kartenbestellung unter
Tel.: 030 / 391 27 63 und
E-Mail: info@hoerfilmev.de

Fotovisionen

Sehbehinderung und Fotografieren? Ja, das passt zusammen! Wer Freude am Experimentieren und Fotografieren hat oder dieses Hobby neu entdecken möchte, ist genau richtig beim Workshop zur digitalen Fotografie vom 8. bis 11. April im AURA-Hotel Timmendorfer Strand. An Strand und Meer fangen die Teilnehmer ihre Eindrücke in Form von Fotos ein, schießen Porträts oder Makroaufnahmen von Muscheln und Steinen. Nebenbei lernen sie, wie sie ihr Sehpotenzial anregen und die Digitalkamera als Hilfsmittel einsetzen können. Drei Referenten führen in die Grundlagen der digitalen Fotografie ein, einschließlich Bildbearbeitung und Präsentation am PC. Vorkenntnisse sind nicht nötig, ein eigener digitaler Fotoapparat wird benötigt. Gegebenenfalls können Kameras ausgeliehen werden.

Nähere Informationen und Anmeldung bei
Guido Mayer
Tel.: 040 / 73 67 36 56
E-Mail: guido.mayer-hamburg@gmx.de

Seminare und Tagungen

DVBS-Fortbildung für Sehbehinderte

Die Fachgruppe Sehbehinderte im Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) veranstaltet vom 25. bis 28. Februar in Marktbreit bei Würzburg ein Fortbildungsseminar. Auf dem Programm stehen drei Workshops: Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen im beruflichen Alltag, kreatives Schreiben und ergebnisorientierte Nutzung von Microsoft Office. Daneben gibt es genügend Raum für persönliche Begegnungen und Erfahrungsaustausch, zudem soll das Thema "Sehbehinderung" Schwerpunkt eines literarischen Abends werden.

Nähere Informationen und Anmeldung beim
DVBS
Andreas Wohnig
Tel.: 0 64 21 / 9 48 88-23
E-Mail: wohnig@dvbs-online.de
www.dvbs-online.de

Erfolgreich bewerben

Strategien einer erfolgreichen Bewerbung erlernen blinde und sehbehinderte Studierende, Hochschulabsolventen, Arbeitssuchende und Arbeitslose bei einem dreitägigen Seminar vom 23. bis 25. April im Schwarzwald. Organisiert wird der Workshop im Rahmen einer bundesweiten Initiative vom Studienzentrum für Sehgeschädigte des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und dem DVBS. Gemeinsam mit Personal- und Schwerbehindertenvertretern werden allgemeine Themen wie Jobsuche, Bewerbungsmappe und Online-Bewerbung behandelt. Im Mittelpunkt stehen aber Rollenspiele, die ein Vorstellungsgespräch simulieren und die videobegleitet und detailliert ausgewertet werden.

Nähere Informationen und Anmeldung beim
Karlsruher Institut für Technologie
Tel.: 07 21 / 6 08-27 60
E-Mail: info@szs.kit.edu
www.szs.kit.edu

In Bewegung: Eltern und Kinder

Der Verein "Bewegung im Dialog" lädt sehbehinderte oder blinde Elternteile und ihre Kinder vom 13. bis 16. Mai zu einem gemeinsamen Bewegungserlebnis ein. In einer Benediktinerabtei in Billerbeck (Nordrhein-Westfalen) werden die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Handlungsweisen sehender und nicht sehender Menschen "ins Spiel gebracht". Die Bewegungsangebote bringen alle in Schwung und stellen diverse Aufgaben, die nur im Zusammenschluss der verschiedenen Fähigkeiten, Temperamente und Stärken gelingen können.

Nähere Informationen und Anmeldung bei
Gudrun Badde
Tel.: 02 51 / 26 25 71
E-Mail: gbadde@t-online.de
(Anmeldeschluss: 26.2.)

Service

Führhund oder nicht?

Die Entscheidung für einen Führhund sollte wohl überlegt sein. Entscheidungshilfe bietet jetzt Rita Schroll  –  selbst Führhundhalterin  –  mit zwei Info-Listen, basierend auf dem Austausch mit anderen Führhundhaltern. Darin werden einerseits Vorteile im Zusammenleben mit einem Führhund dargestellt, andererseits bedenkenswerte Aspekte, die vor der Anschaffung eines Führhundes berücksichtigt werden sollten. Die Listen können auf der Internetseite www.verein-lichtblicke.de unter der Rubrik "Infos", Unterrubrik "Allgemein" heruntergeladen werden.


Dazu ein Bild: "Kann mir ein Führhund helfen?"  –  Erfahrene Führhundhalter geben Entscheidungshilfe

Bofrost-Katalog wird barrierefrei

Die Firma "bofrost", die tiefgekühlte Lebensmittel ins Haus liefert, stellt für Kunden mit Seheinschränkungen jetzt einen Audio-Katalog zum Download bereit. Im MP3-Format ermöglicht dieser einen barrierefreien Zugang zum Produktangebot. Dabei profitieren neben blinden und sehbehinderten Menschen auch alle Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben. Zu finden ist der Audio-Katalog auf der Internetseite www.bofrost.com

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Der Erste nimmt es leicht, der Zweite ärgert sich, der Dritte philosophiert darüber: Wenn Sehende und Nicht-Sehende einander begegnen, wird es manchmal schwierig. Leser der "Gegenwart" erzählen.


Visuell nicht störend

Gesehen werden, ohne selbst gut zu sehen  –  was verbirgt sich dahinter? Ist es das, was andere Menschen an mir sehen oder das, was sie als Gesamtes wahrnehmen, ist es die Persönlichkeit oder die Fassade?

Im Berufsförderungswerk Halle war das Visuelle kein Thema. Bei meinem Aufenthalt dort war sofort klar, dass niemand nach seinem Äußeren beurteilt wird, sondern nur nach dem, was er ausstrahlt, sagt, tut oder zu vermeiden sucht. Schon nach ein paar Stunden hatten sich alle ohne schmückendes Beiwerk kennen gelernt.

Bei beiläufigen Begegnungen ist das Äußere durchaus ein Thema: Auto, Kleidung, Handtasche, Schminke  –  alles wird bewertet. Je unpersönlicher die Begegnung, desto nachhaltiger der erste Eindruck. Ich teile die Menschen, von denen ich gesehen werde, in zwei Kategorien ein: Die erste umfasst solche Menschen, die wissen, dass ein Sehbehinderter manchmal sonderlich wirkt. Und die zweite beinhaltet diejenigen, die es nicht wissen, es nicht wissen wollen oder sich einfach nur wundern.

Bei letzterer Gruppe kommt es oft zu Missverständnissen, weil das Gesehene mit der tatsächlichen Intention des Handelnden scheinbar nicht übereinstimmt. Beispiel: Ein Kaufhausdetektiv nimmt mich ins Visier, wenn ich mir Produkte vor die Nase halte, vor ihnen auf die Knie gehe und ihnen dabei verdächtig nahe komme. Missverständnisse wie diese lassen sich meist leicht ausräumen.

Vielschichtiger wird es, wenn sehbehinderte oder blinde Menschen als Behinderte gesehen werden. Die häufigsten Aussagen: "Ich fände es ganz furchtbar, blind zu werden."  –  "Du Arme!"  –  "Kann man da nichts machen?"

Blinde genießen unter den Behinderten traditionell einen guten Ruf, sie erregen Mitgefühl, man hilft ihnen gern. Sie gelten nicht als visuell störend. An diesem Punkt jedoch gerate ich an eine Grenze. Gehandicapte sind in unserer Welt Realität, doch man billigt ihnen nicht den Grad an Normalität zu, den sie meiner Auffassung nach längst erreicht haben: Mir sind nur sehr wenige Menschen ohne Handicap bekannt, sei es körperlich, seelisch, geistig oder spirituell. Wie würde ein vermeintlich "Normaler" reagieren, wenn ich auf seine Sorgen mit den oben stehenden Aussagen antworten würde?

Es wird Zeit, in einer Welt voller Möglichkeiten und Lebensformen endlich die Barrierefreiheit für die Eingruppierung von Menschen zu erreichen. So ähnlich wie bei der guten, alten E- und U-Musik.

Christiane Klefisch (44)
gelernte Journalistin, ist in Folge einer Makula-Degeneration hochgradig sehbehindert  


Dazu ein Bild: "Fast jeder hat ein Handicap, ob körperlich, seelisch, geistig oder spirituell", meint Christiane Klefisch



Kurzinfo: Leser schreiben für Leser

Unter dem Motto "Nicht sehen und gesehen werden" ruft die "Gegenwart" zur Leseraktion 2010 auf und veröffentlicht ausgewählte Geschichten.

Kontakt: DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

Politik:

Alle inklusive  –  überall dabei!

Die neue Bundesregierung glänzte durch Abwesenheit. Hochkarätig war die Veranstaltung des Deutschen Behindertenrats zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung dennoch besetzt  –  mit Vertretern der Oppositionsparteien und zahlreicher Behindertenverbände. Wichtigstes Thema: die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland.


Traditionell lädt der Deutsche Behindertenrat (DBR) am 3. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, Mitglieder und Betroffene, Politiker und Amtsträger zu einem Diskussionsforum ein. Wenige Wochen nach den Bundestagswahlen sollten diesmal die Forderungen an die Politik zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Mittelpunkt stehen. Bei der Veranstaltung in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Berlin gab es aber auch Anlass zum Feiern: Denn der DBR wurde 2009 zehn Jahre alt und hat sich als Aktionsbündnis der Behindertenverbände längst politisches Ansehen verschafft.

Bereits das Grußwort von Dr. Martin Danner, als Geschäftsführer der BAG Selbsthilfe im vergangenen Jahr Leiter des DBR-Sekretariats, machte deutlich: In den zurückliegenden zehn Jahren wurde viel durchgesetzt. Am Sozialgesetzbuch, dem Gleichstellungsgesetz und der UN-Konvention hat man mitgewirkt, um wichtige Einzelheiten gerungen. In der kommenden Dekade hat der DBR aber mindestens genauso viel zu tun  –  mit der Umsetzung der UN-Konvention, mit Zielvereinbarungen, Beteiligung im Gesundheitswesen, Inklusion in Bildung und Beruf. Erika Huxhold, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), sieht das Ministerium dabei als klaren Verbündeten der Betroffenen und die UN-Konvention als Leitfaden für einen konkreten Aktionsplan, der gemeinsam gestaltet werden soll.

Dass der Posten des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Anfang Dezember immer noch nicht besetzt war, wurde bei der Veranstaltung scharf kritisiert, genauso wie die Tatsache, dass bei der Diskussionsrunde zu den Perspektiven der Politik für Menschen mit Behinderung die Vertreter der beiden Regierungsparteien CDU und FDP fehlten. Stattdessen präsentierten die behindertenpolitischen Sprecher der Oppositionsparteien ihre Ideen für die neue Legislaturperiode. Nach ihren Prioritäten befragt, stellte die bisherige Behindertenbeauftragte Karin Evers-Meyer (SPD) die Eingliederungshilfe und die Barrierefreiheit in den Mittelpunkt. Dr. Ilja Seifert von der Linken will sich besonders für Hilfsmittel und persönliche Assistenz sowie für ein Teilhabesicherungsgesetz einsetzen. Dieses liegt auch dem Grünen Markus Kurth am Herzen, ebenso wie der Umbau von Förderschulen. Beim Thema "Pflegeversicherung" waren sich alle Oppositionspolitiker einig, dass das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Vorsorge wenig sinnvoll ist. Während Grüne und Linke sich für eine Bürgerversicherung einsetzen wollen, baut die SPD auf die Unterstützung der Verbände, mit denen sie sich vor allem für die Wahrung der Menschenrechte in diesem Bereich stark machen möchte. Bei den Hilfsmitteln herrschte relative Einigkeit: Deutschland sei ein Hochpreisland, es müsse Transparenz geschaffen und das Wahl- und Kontrollrecht der Patienten gestärkt werden. Die Veranstaltungsbesucher, größtenteils selbst Menschen mit Behinderung, meldeten sich lautstark zu Wort und formulierten konkrete Wünsche und Forderungen. Vor allem in einem Punkt waren sich Politiker und Gäste einig: Wenn 2011 der Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Konvention vorgelegt wird, müssen die Betroffenen ebenfalls in einem Schattenbericht ihre Einschätzung zur Situation vorlegen.

In zwei weiteren Gesprächsrunden diskutierten Vertreter der Betroffenenverbände im Behindertenrat die Umsetzung der UN-Konvention in Deutschland sowie die Zukunft des Sozialgesetzbuches (SGB) IX. Einstimmig wurde eine schnelle Umsetzung der Konvention auf allen politischen Ebenen gefordert. Ein Schwerpunkt liegt hier auf der inklusiven Bildung  –  vom Kindergarten bis hin zu Berufsausbildung oder Studium für Menschen mit jeglicher Behinderung. "Ein behinderter Mensch soll Schule, Beruf oder Freizeitaktivität nicht danach wählen müssen, was ihm zugänglich ist, sondern nach seinen Interessen und Bedürfnissen", betonte DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke auf dem Podium. Im Bereich Barrierefreiheit in der Privatwirtschaft wird vor allem auf das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit gesetzt, das konkrete Zielvereinbarungen auf den Weg bringen und unterstützen soll.

In der zweiten Gesprächsrunde zum SGB IX kristallisierte sich schnell heraus, dass das Gesetz zwar gute Ansätze birgt, sich in der Praxis aber nicht unbedingt bewährt. "Die Regelungen müssen alltagstauglicher werden, zum Beispiel beim persönlichen Budget", forderte Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VdK. Probleme bei der Umsetzung entstünden oftmals, wenn das Sozialgesetzbuch mit anderen Regelungen im Konflikt steht, so die Teilnehmer. Auch eine Tendenz zur Pauschalisierung von Patientenfällen zur Kosteneinsparung wurde kritisiert. Die Vermittlung in Arbeit müsse deutlich besser funktionieren, Berufsförderungswerke mit guten Vermittlungsquoten sollten nicht durch billigere Anbieter ersetzt werden.

Der Deutsche Behindertenrat wird 2010 viele Baustellen bearbeiten: Das wurde am 3. Dezember ganz deutlich. Als Vorsitzender des Sprecherrates möchte Adolf Bauer vom Sozialverband Deutschland (SoVD) dabei in der ersten Reihe stehen. Nachdem er den symbolischen Staffelstab von seiner Vorgängerin Hannelore Loskill von der BAG Selbsthilfe in Empfang genommen hatte, zeigte er sich kämpferisch: "Es ist eine große Ehre, aber auch Verantwortung, das DBR-Sekretariat 2010 zu übernehmen. Im aktuellen Koalitionsvertrag sind Menschen mit Behinderung mit 17 Zeilen nur ein Randthema. Für uns sind sie in der Mitte der Gesellschaft. Deshalb heißt es weiterhin: Nichts über uns ohne uns!"

Inka Strunk
Redaktion "Gegenwart"  


Dazu zwei Bilder:

    • Diskutierten über die Umsetzung der UN-Konvention in Deutschland: Professor Dr. Theo Klauß (Bundesvereinigung Lebenshilfe), Dr. Martin Danner (BAG Selbsthilfe), Andreas Bethke (DBSV), Adolf Bauer (SoVD) und Dinah Radtke (Interessenvertretung selbstbestimmt Leben), von links
    • Symbolische Staffelholzübergabe: Hannelore Loskill (BAG Selbsthilfe) übergibt den Vorsitz des DBR an Adolf Bauer (SoVD)

Meldungen

Hubert Hüppe: neuer Behindertenbeauftragter der Bundesregierung

Der CDU-Politiker Hubert Hüppe ist neuer Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Der frühere Bundestagsabgeordnete ist Nachfolger von Karin Evers-Meyer (SPD). Gegenüber der dpa erklärte Hüppe: "Mit der Annahme der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland zu deren Umsetzung ohne Wenn und Aber verpflichtet." Der Vertrag schreibe die Einbeziehung behinderter Menschen in die Gesellschaft vor. Ein gemeinsames Aufwachsen von Kindern mit und ohne Behinderung lasse Vorurteile erst gar nicht entstehen. Bund, Länder und Kommunen müssten unverzüglich mit dem Abbau von Barrieren etwa in öffentlichen Gebäuden und im Verkehr beginnen, forderte der Politiker, damit die Rechte behinderter Menschen nicht länger nur auf dem Papier stehen.

Der 53-jährige Verwaltungswirt aus Unna hat sich seit 1991 im Bundestag einen Namen als Experte für Behindertenpolitik gemacht. Er ist Vater von drei Kindern, ein Sohn ist behindert.

Wolfgang Zöller: neuer Patientenbeauftragter der Bundesregierung

Zum neuen Patientenbeauftragten der Bundesregierung wurde Wolfgang Zöller (CSU) ernannt. Der 67-Jährige ist seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages und hat sich in der Gesundheits- und Sozialpolitik profiliert. Als einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit nennt Zöller das Patientenschutzgesetz. Das Gesundheitssystem müsse als gerecht empfunden werden. Dazu gehöre auch die Transparenz des Rechts. Darüber hinaus strebt er den weiteren Ausbau der unabhängigen Patientenberatung an. "Die Versicherten müssen in die Lage versetzt werden, möglichst selbstständig ihre Rechte gegenüber den Krankenkassen und Leistungserbringern wahrzunehmen", erklärt er in seinem Antrittsschreiben.

Wolfgang Zöller vertritt im Bundestag den Wahlkreis Main-Spessart/Miltenberg. Der Ingenieur ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Internationales:

Neues aus der Europapolitik

EU tritt UN-Konvention bei

Kurz vor dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember war es soweit: Die 27 Staats- und Regierungsoberhäupter der Europäischen Union gaben auf ihrer Tagung am 26. November grünes Licht für den Beitritt der EU zur UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen. Diese Konvention ist das erste Menschenrechtsabkommen, dem die EU beitritt. Mit seinem Beschluss vollzog der Rat einen wichtigen Schritt hin zur Verankerung der Rechte behinderter Menschen in allen Politikbereichen der EU. Bei der künftigen Gesetzesarbeit der EU müssen die Verpflichtungen der Konvention berücksichtigt werden, so dass die Rechte behinderter Menschen eine weitere Stärkung erfahren. Damit der Beitritt völkerrechtlich wirksam werden kann, müssen allerdings alle Mitgliedstaaten die Konvention ratifiziert haben. Bislang wurde das Abkommen erst von zwölf der 27 EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet. Die EU-Kommission fordert deshalb alle übrigen Mitgliedstaaten auf, den Ratifikationsprozess zu beschleunigen. An Maßnahmen zur Umsetzung der Konvention arbeitet die EU-Kommission bereits. Hierzu zählt insbesondere die Vorbereitung einer neuen Strategie für behinderte Menschen 2010-2020.

Telekom-Paket beschlossen

Mit Annahme des so genannten Telekom-Pakets durch das Europäische Parlament am 24. November ging eine fast dreijährige Kampagne der europäischen Behindertenselbsthilfe für die Schaffung eines gleichberechtigten Zugangs zur Informationsgesellschaft zu Ende, die auch von der Europäischen Blindenunion (EBU) unterstützt wurde. Das Telekom-Paket umfasst eine Reihe von Richtlinien und Verordnungen, die den Zugang zu Telekommunikationsleistungen verbessern, für mehr Wettbewerb auf dem Markt für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT-Markt) sorgen, die Verbraucherrechte stärken und den Datenschutz verbessern sollen.

Wenngleich manche Formulierungen in dem von Rat und Parlament gebilligten Kompromisspapier schwächer sind als in dem ersten Entwurf, stärkt der neue EU-Rechtsrahmen doch die Rechte behinderter Menschen: Der barrierefreie Zugang zum Festnetz, zu Fax-, Notruf- und Auskunftsdiensten sowie zu öffentlichen Fernsprechern wird von der EU garantiert. Menschen mit Behinderungen sollen in den Genuss der gleichen Nutzbarkeit der Telekommunikationsdienste kommen wie alle Endnutzer, wenn auch durch den Einsatz von Hilfsmitteln.

Zum ersten Mal enthalten die EU-Rechtsvorschriften zur Regulierung des IKT-Marktes eine Bestimmung über die Verfügbarkeit von barrierefreien Endeinrichtungen wie Rundfunk- und Fernsehgeräten sowie besonderen Endgeräten für schwerhörige Nutzer. Außerdem werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, die Entstehung eines Marktes für weit verbreitete Produkte und Dienste zu fördern, "die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen einschließen".

EU-Verordnung über die Rechte von Busreisenden

Nach der einheitlichen Regelung der Rechte von behinderten Flugreisenden und Reisenden im grenzüberschreitenden Bahnverkehr sollen jetzt auch die Benutzer von Bussen mehr Rechte in den 27 Ländern der Europäischen Union erhalten. Darauf verständigten sich die EU-Verkehrsminister in ihrer Sitzung am 16. Dezember. Die Benutzung der Busse muss für Menschen mit Behinderungen problemlos möglich sein. Überdies besteht ein Anspruch auf Assistenz an Busbahnhöfen und an Bord. Die Verweigerung der Beförderung aufgrund einer Behinderung ist auf wenige Ausnahmen beschränkt. Beim Bau neuer Busbahnhöfe sowie bei Renovierungen sind die Grundsätze der barrierefreien Gestaltung zu berücksichtigen, wobei die Interessenverbände behinderter Menschen zu konsultieren sind.

Leider lässt der aktuelle Entwurf Ausnahmen für die lokalen und regionalen Busnetze zu und ist damit für behinderte Menschen nur wenig zufriedenstellend. Offenbar wollte der Ministerrat nicht zu weit in die Angelegenheiten der Mitgliedstaaten eingreifen, vernachlässigte aber gleichzeitig die Verpflichtungen gemäß der UN-Konvention. Auch Deutschland gehört zu den EU-Ländern, denen die Vorschläge des EU-Parlaments zu weit gehen und die deshalb den Geltungsumfang auf den internationalen Busverkehr begrenzen wollen. Das EU-Parlament muss dem Entwurf des Ministerrats noch zustimmen. EBU und DBSV werden sich deshalb erneut an das Parlament wenden, um zu erreichen, dass die Verordnung auch im Nahverkehr und im nationalen Fernverkehr gilt.

EU-Antidiskriminierungsrichtlinie

Keine Einigung erzielten die Arbeits- und Sozialminister der EU bei ihren Verhandlungen über ein Kompromisspapier zur neuen EU-Antidiskriminierungsrichtlinie am 30. November. Zwar habe man Fortschritte in Bezug auf einzelne Formulierungen sowie auf den Geltungsumfang und die Abgrenzung der Zuständigkeiten der EU und der Mitgliedsländer erreicht, wie ein Sprecher des Rates betonte. Keine Bewegung gab es jedoch bei den Regelungen zur Barrierefreiheit von Gebäuden und Infrastrukturen. Ein Vorschlag der schwedischen Präsidentschaft, die Richtlinie mit einem abgestuften Zeitplan umzusetzen, der längere Bestandsfristen eingeräumt hätte, fand keinen Konsens. Die Verhandlungen werden deshalb unter der neuen spanischen Präsidentschaft fortgesetzt.

Hans Kaltwasser
Referent des DBSV für internationale Zusammenarbeit  

LPF-Tipps: Schon gewusst?

Gut geführt von Zeile zu Zeile

Im Zeitalter der Telekommunikation und des Mailverkehrs werden handgeschriebene Zeilen wieder besonders wertvoll. Wenn Sie die Schwarzschrift beherrschen, aber die Zeilenführung mit den Augen nicht mehr kontrollieren können, greifen Sie trotzdem zu Stift und Papier. Im Hilfsmittelhandel gibt es zum Beispiel Kartonschreibtafeln im "DIN A4"-Format, die helfen, die Zeilen zu finden. Die Papierauflagefläche hat einen Anlegewinkel für Ihr Schreibpapier, und wenn Sie den Deckel darüber klappen, geben zeilenförmige Aussparungen im Karton den Platz zum Schreiben frei. Man kann auch Schreibkarton mit erhabenen Linien nutzen, welche die Grundlinie der Zeile fühlbar markieren. Hier kann eine Büroklammer, die am Rand von Zeile zu Zeile mitwandert, den Überblick bewahren helfen.

Achten Sie darauf, dass Ihr Schreibutensil gut in der Hand liegt und im Bereich der Fingerkuppenauflage eventuell mit rutschhemmendem Material ausgerüstet ist. Wenn Sie Ihren Lieblingsstift gefunden haben, spricht nichts dagegen, ihn auch für juristisch relevante Unterschriften einzusetzen (zum Beispiel bei Verträgen). Eine rutschfeste Kunststoffschablone kann helfen, ihren Schriftzug korrekt ausgerichtet auf dem Papier zu platzieren. Um die Unterschrift ohne Hilfsmittel auszuführen, bitten Sie einfach darum, dass man den Zeigefinger Ihrer Hand, die nicht schreibt, genau an die Stelle legt, wo Ihr Name anfangen soll.

Wenn Sie Ihre Unterschrift erst noch erlernen wollen, können Sie dies im Rahmen einer LPF-Schulung tun.

Jacqueline Boy und Christel Burghof
Rehabilitationslehrerinnen für LPF


Kurzinfo:

Eine Schulung in Lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF) hilft, den Alltag selbstständig zu meistern. Das Training erfolgt im Einzelunterricht und wird von qualifizierten Rehabilitationslehrern durchgeführt. Über das Angebot in Ihrer Nähe informiert Sie Ihr Landesverein, Tel.: 0 18 05 / 666 456 (0,14 Euro/Min.)

Recht:

Blindengeld auf der hohen Kante

Die Frage ist fast so alt wie das Blindengeld selbst: Darf Blindengeld angespart werden oder nicht? Ein Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs gibt Anlass für ein paar klärende Hinweise.


Wer Sozialleistungen beziehen will oder schon bezieht, die nur einkommens- und vermögensabhängig gewährt werden, muss der Behörde über beides  –  Einkommen und Vermögen  –  Auskunft erteilen. Erhält er bereits Blindengeld, so ist zu klären, ob die laufenden Blindengeldzahlungen als "Einkommen" anzugeben sind und ob eventuell angespartes Blindengeld unter "Vermögen" einzutragen ist. Daraus ergibt sich die grundsätzliche Fragestellung: Darf Blindengeld überhaupt angespart werden?

Nach Ansicht des Bundessozialgerichts (Urteil vom 11.12.2007  –  B 8/9b SO 20/06) ist das Ansparen von Blindengeld grundsätzlich zulässig. Allerdings sollte man sich genau überlegen, wofür man das Geld anspart. Denn im Zweifel muss man genau darüber Auskunft erteilen können, welcher Anteil des Ersparten aus dem Blindengeld stammt und welchen blindheitsbezogenen Sparzielen es dienen soll (etwa zum Erwerb eines teuren Hilfsmittels, zur Vergütung einer Haushaltshilfe oder einer Reisebegleitung). Wichtig ist dies insbesondere dann, wenn man neben dem Blindengeld noch weitere Sozialleistungen in Anspruch nimmt, und sei es nur die ergänzende Blindenhilfe nach §72 SGB XII, erst recht aber beim Bezug von Arbeitslosengeld II oder von Hilfe zum Lebensunterhalt. In diesen Fällen ist das Vermögen einschließlich des angesparten Blindengeldes gegenüber der Behörde unbedingt anzugeben. Anders als bei der Einkommensprüfung, wo das monatlich bezogene Blindengeld nicht als Einkommen angerechnet wird (aber auch in diesem Fall sollte man den Blindengeldbezug der Behörde besser nicht verschweigen), anders also als bei der Einkommensprüfung ist bei der Vermögensprüfung nicht automatisch davon auszugehen, dass das angesparte Blindengeld als so genanntes "Schonvermögen" unangetastet bleibt. Diese Frage wird vielmehr in jedem Einzelfall geprüft.

Vorsicht ist geboten, wie ein am 20. Oktober 2009 vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof entschiedener Fall zeigt: Eine blinde Studentin, die BAföG bezogen und das angesparte Blindengeld nicht als Vermögen angegeben hatte, wurde aufgefordert, die gesamte empfangene Förderung von mehr als 28.000 Euro zurückzuzahlen. Sie hatte gerade noch Glück, weil es eine Verwaltungsvorschrift zum BAföG gibt, die ausdrücklich Vermögen schont, "das zur Milderung der Folgen einer körperlichen und seelischen Behinderung bestimmt ist", und weil sie konkret angeben konnte, wofür ihr angespartes Blindengeld bestimmt war. Ein gegen sie eingeleitetes Strafverfahren wegen Betruges endete hingegen nicht mit einem Freispruch, sondern mit einer Einstellung gegen Zahlung eines Geldbetrages.

Der Fall ist übrigens auch insofern ein Lehrstück, als er zeigt, wie leicht die Behörde herausfinden kann, ob jemand Geld gespart hat. Wer Blindengeld ansparen will oder auch schon angespart hat, sollte sich deshalb unbedingt beraten lassen, wenn er eine Sozialleistung beantragen will. Beratung gewähren die Organisationen der Blindenselbsthilfe.

Thomas Drerup
Rechtsreferent des DBSV  

Projekte:

Perspektiven im Blickpunkt

"Blickpunkt" heißt das neue Zentrum des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen (BSVW) in Dortmund. Dass sie hier etwas nicht ganz Alltägliches erwartet, erfahren die Besucher bereits am Haupteingang: "Blickpunkt  –  das barrierefreie Forum" verkündet eine Tafel und weiter heißt es: "Begegnen, beraten, weiterbilden, wohnen". "Hinter dieser Beschreibung liegt ein Konzept, das die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in eine neue Ära führt", erläutert der BSVW-Vorsitzende Klaus Hahn. "Es greift die Grundlagen unserer Entwicklung seit der Mitte des 20. Jahrhunderts auf und richtet sie an den Aufgaben aus, die vor uns liegen." Mit einem zukunftsorientierten Konzept setzt der BSVW auf Inklusion. Aber was bedeutet das genau?


Phase 1: Von der Fürsorge zur Selbstbestimmung

Das eigentliche Fundament für den "Blickpunkt" wurde bereits in den 1950er Jahren gelegt  –  in einer Blindenwerkstatt mit angegliederten Wohnungen. Hier lebten und arbeiteten blinde Menschen unter Bedingungen, die aus heutiger Sicht alles andere als ideal waren. Der Alltag war schwierig, aber es erschien ihnen erstrebenswerter, Probleme selbstbestimmt zu meistern, als behütet und abhängig zu sein. Freiheit hatte ihren Preis, der in Form von Einschränkungen und Verzicht gezahlt wurde. Wenn die eigene Immobilität den Gang zum Bäcker vereitelte, dann gab es eben kein Brötchen zum Frühstück. Das war auf jeden Fall deutlich besser, als das essen zu müssen, was man vorgesetzt bekam.


Phase 2: Von der Selbstbestimmung zur Barrierefreiheit

Nach mehr als zweijähriger Bauzeit erwarten den Besucher im "Blickpunkt" bereits im Erdgeschoss gut 660 Quadratmeter sorgfältig durchdachte barrierefreie Nutzfläche. Das am 9. Oktober eröffnete Zentrum ist ganz auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung abgestimmt: Schon vor dem Haupteingang sind Beschilderung und Klingelanlage auch taktil les- und erfassbar, die Schulungsräume und Büros sind mit Spezialverblendungen ausgestattet, das Licht ist weitgehend schattenfrei und dimmbar. In allen Fluren und in den behindertengerechten Sanitärräumen wird das Licht zudem über Bewegungsmelder automatisch gesteuert. Ein taktiler Lageplan aller Räume erleichtert blinden und sehbehinderten Besuchern die Orientierung, ebenso die optische und taktile Beschriftung der Räume und ein sprechender Fahrstuhl. Alle Etagen des Hauses und die Tiefgarage sind treppenfrei erreichbar. Induktionsschleifen machen die Schulungsräume auch für hörbehinderte Menschen nutzbar.

Eine solche Gestaltung unterscheidet sich fundamental von den Anfängen der Emanzipation blinder und sehbehinderter Menschen. An die Stelle des Willens, selbstbestimmt in einer an den Bedürfnissen sehender Menschen orientierten Umwelt zurechtzukommen, ist der Anspruch getreten, das eigene Lebensumfeld barrierefrei zu gestalten. Nicht überall lassen die äußeren Umstände eine so konsequente Umsetzung dieses Prinzips zu, wie es im "Blickpunkt" geschehen ist, aber es entspricht gegenwärtig durchaus dem Lebensgefühl behinderter Menschen, sich ein barrierefreies Umfeld zu schaffen. Dafür setzt sich der Einzelne in seinen persönlichen Bezügen ein, und dafür kämpfen auch die Selbsthilfeverbände auf allen Ebenen. Die zentrale Einrichtung eines Landesverbandes, wie sie der "Blickpunkt" in Dortmund darstellt, dokumentiert diesen Status quo öffentlich und zeigt die sich daraus ergebenden Möglichkeiten deutlich auf.


Phase 3: Von der Barrierefreiheit zur Inklusion

Über die Dokumentation des gelebten Anspruchs auf Barrierefreiheit hinaus ist vor allem die sich daraus ergebende Perspektive für die zukünftige Arbeit der Selbsthilfeverbände von besonderer Bedeutung für das Konzept des "Blickpunkts". Der Grundriss des Hauses gliedert sich in drei große Bereiche, die sich aus der ursprünglichen Baustruktur ergeben. "Haus" ist dabei allerdings eine eher irreführende Bezeichnung. Eigentlich handelt es sich um einen Komplex aus mehreren Häusern, die vor dem Umbau insgesamt vier Hausnummern umfassten. Zwei Häuser liegen zur Straßenfront, zwei im Hinterhof. Heute werden beide Teile mit einem neugebauten Quertrakt verbunden. Diese Gliederung spiegelt sich in der Nutzung wider: Der vordere Gebäudeteil beherbergt neben dem zentralen Empfangsbereich die Büros des Projektes "Wir sehen weiter" (vgl. "Gegenwart" 3/2009) und die Beratungsstelle des BSV Dortmund. Im hinteren Teil befindet sich die Landesgeschäftsstelle des BSVW. Das Herzstück des Erdgeschosses bildet der Verbindungstrakt mit drei Schulungs- und Versammlungsräumen, die zu einem einzigen Veranstaltungssaal verbunden werden können. Dieser Saal bietet Platz für ca. 150 Personen.

Was hat diese räumliche Gestaltung eines barrierefreien Zentrums nun mit der Zukunft der Selbsthilfe zu tun? Spätestens seit der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention hat der Begriff der Inklusion in der Selbsthilfe eine bestimmende Rolle eingenommen. Er zeigt die Entwicklungsperspektive deutlich auf: So wie aus der Selbstbestimmung der Wunsch nach Barrierefreiheit erwuchs, führt Barrierefreiheit im persönlichen Umfeld zu dem Verlangen nach umfassender gesellschaftlicher Teilhabe. Aus "Ich möchte selbst über mein Leben bestimmen" ist "Ich gestalte meine Umwelt lebensgerecht" geworden  –  so viel haben wir erreicht. Jetzt muss aus einer lebensgerechten Umwelt eine Gesellschaft werden, in der die Gleichwertigkeit der Menschen nicht mehr an ihrer Verträglichkeit mit Normen gemessen wird, die sich an allgemeinen Idealbildern oder Durchschnittswerten orientieren. Die Blinden- und Sehbehindertenvereine der Zukunft werden diesen grundlegenden Gesellschaftswandel bewirken  –  oder sie werden untergehen.

Inklusion zu schaffen, heißt dabei, vor allem fünf zentrale Ausprägungen der Isolation von Menschen mit Behinderung zu überwinden:

  • Arbeitslosigkeit,
  • Armut,
  • soziale Isolierung,
  • kulturelle Benachteiligung und
  • räumliche Verdrängung.

Kompetenz als Grundlage gesellschaftlicher Akzeptanz

Die Bewältigung all dieser Aufgaben hat einen gemeinsamen Nenner: Kompetenz. Um gesellschaftliche Prozesse noch besser in Gang setzen, unterstützen und steuern zu können, müssen Menschen mit Behinderungen auf allen Ebenen der Selbsthilfe über ein hohes Maß an kommunizierbarer Kompetenz verfügen. Alle Hilfsmittel der Welt werden einem blinden Menschen keinen Arbeitsplatz verschaffen, wenn ihm die erforderlichen Kompetenzen für den Job fehlen. Keine Landesregierung wird mit einem Verband, dem es an juristischem Sachverstand und Verhandlungsgeschick fehlt, über Gesetze und Verordnungen diskutieren. Keine Stadt kann ein barrierefreies Rathaus bauen, wenn niemand weiß, wie sich Barrierefreiheit umsetzen lässt.

Deshalb ist der "Blickpunkt" ein Beratungs- und Schulungszentrum. Im geografischen Mittelpunkt Nordrhein-Westfalens sind die Voraussetzungen für die Schaffung eines zentralen Kompetenzzentrums entstanden. Die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen, wie etwa die Beraterqualifizierung im Projekt "Wir sehen weiter", findet hier ebenso ideale Bedingungen wie der Know-how-Transfer von internen und externen Fachleuten in alle gesellschaftlich relevanten Bereiche. Der Überzeugung gemäß, dass Barrierefreiheit unteilbar ist, gilt dies nicht nur für blinde und sehbehinderte Menschen, sondern auch für Menschen mit anderen Behinderungen.

Auch die repräsentative Form des "Blickpunkts" ist kein Zufall. Sehr zu Recht wies der Vizepräsident des DBSV, Hans-Werner Lange, bei der Eröffnung darauf hin, dass es nicht mehr allein darauf ankomme, was die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe tut, sondern zunehmend auch darauf, wie sie sich dabei darstellt. Wir treten an, beim Umbau der Gesellschaft eine uns angemessene Rolle zu spielen. Die dazu erforderliche Akzeptanz erzielen wir nicht aus dem Hinterhof heraus.


Rückbesinnung als Vorleistung

Der "Blickpunkt" ist aber keineswegs als reines Kompetenzzentrum geplant und gebaut worden. Auch das Begegnen und Wohnen werden am Eingang als Auftrag festgehalten. An der elementaren Bestimmung der Selbsthilfe, blinden und sehbehinderten Menschen Heimat und Hilfe zu bieten, ändert auch das Ziel der Inklusion nichts. Im Gegenteil: Wie können wir Teilhabe glaubhaft propagieren, ohne sie zu leben? Deshalb nehmen barrierefreie, seniorengerechte Wohnungen den größten Teil des Zentrums ein. Entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen können die Mieter Betreuungsleistungen abrufen. Erbracht werden diese Leistungen durch ein externes Unternehmen. So werden Selbstbestimmung und Vernetzung exemplarisch erlebbar  –  und machen den Verein für blinde und sehbehinderte Menschen deutlich interessanter. Ein Umstand, der sowohl bei der Mitgliedergewinnung als auch bei der Akquise von Mitarbeitern äußerst vorteilhaft ist. Auch politisch und gesellschaftlich relevante Kreise nehmen das wahr und suchen Kontakt zu dem neuen Zentrum und dem dahinterstehenden Verein. Wirtschaftsunternehmen sind in erstaunlichem Maße bereit, diese Entwicklung auch finanziell zu unterstützen.

Noch erfordert die Umsetzung der Perspektiven, die das Zukunftskonzept des BSVW aufzeigt, Arbeit und Zuversicht. In Dortmund rücken sie seit kurzem deutlich in den Blickpunkt. Wer von den ersten Bewohnern des Hauses und den Mitarbeitern der Werkstatt hätte vor einem halben Jahrhundert einen solchen Blickpunkt für möglich gehalten?

Günter Seidenberg
Landesgeschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen  


Dazu drei Bilder:

    • Haupteingang des Dortmunder "Blickpunkts": Der BSVW setzt mit seinem neuen Zentrum ganz auf Barrierefreiheit und läutet damit das Zeitalter der Inklusion ein
    • Herumirren und Verlaufen ausgeschlossen: Der taktile Hausplan im Foyer weist blinden und sehbehinderten Besuchern den Weg
    • Wo "barrierefrei" drin ist, ist auch "barrierefrei" drum herum: Eine rollstuhlgerechte Rampe führt vom Innenhof zum sprechenden Fahrstuhl und zur Veranda vor den Schulungsräumen

Beruf:

Berufliche Teilhabe: Beratung mit Qualitätssiegel

Blinde und sehbehinderte Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt erschwerte Bedingungen. Umso wichtiger ist es, dass sie kompetent beraten und unterstützt werden. Hier kommt den Integrationsberatern eine Schlüsselrolle zu. Aber längst nicht alle kennen sich mit den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit Seheinschränkung aus. Deshalb hat das Netzwerk berufliche Teilhabe eine Konzeption für eine spezielle Zertifizierung erarbeitet.


Grundlagen und Entstehung der Konzeption

Seit vielen Jahren bestehen in einzelnen Bundesländern für blinde und sehbehinderte Menschen bei der beruflichen Teilhabe Unterstützungsangebote durch besonders qualifizierte Fachberater, so genannte Integrationsberater. Diese Angebote sind dem Sachverhalt geschuldet, dass sich berufliche Teilhabe im Spannungsfeld zwischen Arbeitsinhalten (was ist zu tun?), Arbeitstechnik (wie ist es zu tun?), verfügbaren Qualifikationen und Handicaps vollzieht, jeweils eingebettet in das betriebliche Umfeld bzw. die Arbeitssuche.

Das Netzwerk berufliche Teilhabe (NBT), in dem Selbsthilfeverbände für blinde und sehbehinderte Menschen sowie Bildungseinrichtungen für diesen Personenkreis zusammengeschlossen sind, hat seit Frühjahr 2007 Wege diskutiert, wie den im Sozialgesetzbuch (SGB) IX festgeschriebenen besonderen Unterstützungsbedürfnissen bei der beruflichen Teilhabe Rechnung getragen werden kann. Neben der Einrichtung sachverständiger Stellen wird dabei die Qualitätssicherung durch eine Zertifizierung als Fachberater für blinde und sehbehinderte Menschen als unabdingbar angesehen. Hierfür liegt nun eine detaillierte Konzeption vor, an deren Ausarbeitung Vertreter des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB), des Berufsbildungswerks Soest, des Berufsförderungswerks Düren, der Nikolauspflege, der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista), des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf, des Verbandes für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik sowie des DBSV beteiligt waren.

Das geplante Zertifikat erlaubt den Inhabern, Grundkenntnisse zur Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen bei der Teilhabe am Arbeitsleben nachzuweisen und als sachverständige Stelle aufzutreten. Die Absolventen können ihr Fachwissen neben der eigenen Tätigkeit auch anderen Fachdiensten, denen entsprechend geschultes Personal fehlt, im Rahmen unterstützender Beratung anbieten. Die Konzeption zur Zertifizierung von Integrationsberatern für blinde und sehbehinderte Menschen wurde auf der NBT-Sitzung am 23. Oktober in Hannover sowie auf der Sitzung des DBSV-Präsidiums am 20. November beschlossen (vgl. "Gegenwart" 1/2010).


Benötigte Qualifikationen

Die vorliegende Konzeption beschreibt Grundkenntnisse, um die durch das SGB IX geforderte besondere Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen bei der Teilhabe am Arbeitsleben gewähren zu können. Es werden Mindestanforderungen definiert, welche die Fachberater erfüllen müssen, um ihre Klienten optimal zu beraten. Die Qualifizierung soll sechs Fachgebiete umfassen:


  1. Ursachen, Erscheinung, Verlauf und Therapie von Augenerkrankungen sowie deren Kompensationsmöglichkeiten (Low Vision)
    Berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen hängt sehr stark von Art und Ausprägung der jeweiligen Augenerkrankung ab. Sie beeinflusst nachhaltig die Probleme bei der beruflichen Teilhabe (Lesefähigkeit, Orientierung/Mobilität etc.). Integrationsberater für blinde und sehbehinderte Menschen benötigen deshalb fundierte Kenntnisse, um Problembereiche ermitteln und sie im betrieblichen Umfeld erläutern zu können. Das Wissen über die mögliche Entwicklung von Augenerkrankungen befähigt sie, zukünftigen Unterstützungsbedarf zu benennen und im Betrieb auch präventiv zu arbeiten.
  2. Verarbeitungsmechanismen und Auswirkungen der Seheinschränkung im psychosozialen Bereich, Selbsthilfe
    Kenntnisse über individuelle Verarbeitungstendenzen helfen dem Berater, die persönliche Situation des Ratsuchenden zu verstehen und passgenaue Hilfestrategien zu entwickeln. Hierzu wird Grundwissen aus der Sozialpädagogik und Psychologie auf das berufliche Umfeld angewandt. Die Vermittlung des Austauschs unter Gleichbetroffenen kann darüber hinaus dazu beitragen, das psychosoziale Gleichgewicht gerade bei fortschreitenden Augenerkrankungen zu verbessern, Selbsteinschätzungen neu auszurichten oder Arbeitstechniken zu diskutieren.
  3. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse
    Berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen ist auf die Angebote des allgemeinen Arbeitsmarktes oder der Selbsthilfe- und Zuverdienstbetriebe ausgerichtet. Dem Integrationsberater müssen betriebliche Mechanismen, hier vor allem die Ablauforganisation, bekannt bzw. erklärbar sein. Dies ermöglicht ihm einzuschätzen, wo eingeschränktes Sehvermögen zu Schwierigkeiten führen kann, und entsprechende Ausgleichsmaßnahmen zu initiieren.
  4. Juristische Kenntnisse
    Berufliche Teilhabe ist ohne die Leistungsgesetze (SGB II, SGB III, SGB V, SGB VI, SGB VII, SGB IX sowie SGB XII) im beruflichen Kontext nicht leistbar. Integrationsberater benötigen neben allgemeinen juristischen Kenntnissen vor allem Informationen darüber, welche besonderen Leistungen die berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen fördern können. Nur so sind sie in der Lage, die Betriebe hinsichtlich leistungsrechtlicher Fragen umfassend und kompetent zu beraten.
  5. Technische Kenntnisse, Kenntnisse im Bereich Orientierung und Mobilität, Kenntnisse über geeignete optische Sehhilfen sowie Blindenhilfsmittel
    Berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen beruht in über 90 Prozent der Fälle auch auf technischen Lösungen. Dies umfasst den Umgang mit Adaptionstechnik (blinden- bzw. sehbehindertentechnische Arbeitsplatzausstattungen) ebenso wie mit Blindenhilfsmitteln, optischen und elektronischen Sehhilfen sowie das Training von Orientierung/Mobilität. Integrationsberater für blinde und sehbehinderte Menschen müssen diese Kenntnisse haben, um bei der beruflichen Teilhabe ernst genommen zu werden.
  6. Kenntnisse über Vorbereitungs- bzw. Bildungsmaßnahmen sowie das Netzwerk blinden- und sehbehindertenspezifischer Bildungs- und Qualifizierungsanbieter
    Berufliche Teilhabe gelingt nur, wenn für die Betroffenen auf der Qualifikationsseite bestmögliche Voraussetzungen bestehen. Dazu gehören als Grundlage die blinden- bzw. sehbehindertenspezifischen Grundtechniken, darüber hinaus berufliche Fachkenntnisse unter Verwendung behinderungsspezifischer Techniken. Integrationsberater für blinde und sehbehinderte Menschen müssen Betroffenen die Wege zu diesen Qualifizierungen ebnen können.

Passend zu den genannten Bereichen, sieht die Konzeption eine Weiterqualifizierung in sechs Fachmodulen sowie einem Hospitationsmodul vor. Nach einer abschließenden Prüfung wird ein Zertifikat ausgegeben. Dieses ist wegen der Schnelllebigkeit in den Bereichen Recht, Technik und Bildungsangebote auf drei Jahre befristet, kann aber nach dem Besuch von Auffrischungsmodulen verlängert werden.


Weiteres Vorgehen

Als nächster Schritt soll nun ein Curriculum für die Qualifizierungsmodule entwickelt werden. Hierfür hat das Netzwerk berufliche Teilhabe die Einrichtung eines Arbeitskreises unter der Leitung des Verfassers beschlossen, dem der BBSB, die Blista sowie die Nikolauspflege Stuttgart angehören. Darüber hinaus soll der Arbeitskreis Partner für die Durchführung der Qualifizierungsmaßnahme vorschlagen.

Andreas Lehmann  
IFD-Fachberater im Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund und Mitarbeiter im Netzwerk berufliche Teilhabe

Gut beraten bei schlechter Sicht

Nun können sie sich Spezialistinnen für vergrößernde Sehhilfen und Low-Vision- Beratung nennen. Die ersten Orthoptistinnen haben die neue Weiterbildung abgeschlossen. Ein Nachtrag zum Low-Vision-Schwerpunkt in der Januar-Ausgabe der "Gegenwart".


Dass sehbehinderte Menschen an der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista) eine außergewöhnlich qualifizierte Beratung und Unterstützung erfahren können, hat sich weit über Marburgs Grenzen hinaus herumgesprochen. Ganz besonders gilt dies für das Untersuchungs- und Beratungsangebot im Bereich vergrößernder Sehhilfen der Rehabilitationseinrichtung für Blinde und Sehbehinderte (RES). Damit dieses Know-how künftig sehbehinderten Menschen in ganz Deutschland zur Verfügung steht, hat die Blista in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Orthoptistinnen Deutschlands (BOD) eine in der Bundesrepublik bisher einzigartige Weiterbildung zur Spezialistin für vergrößernde Sehhilfen und Low-Vision-Beratung entwickelt und durchgeführt.

Ende Oktober haben die ersten 21 Orthoptistinnen die Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen. Zuvor hatten sie in fünf zweitägigen Modulen mit insgesamt 75 Unterrichtsstunden unter anderem spezielle Untersuchungsmethoden erlernt und die unterschiedlichen optischen Hilfsmittel und ihre Einsatzmöglichkeiten kennen gelernt. Im Abschlusskolloquium konnte sich die Prüfungskommission davon überzeugen, dass die Teilnehmerinnen ihre neu erworbenen Kenntnisse in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Beratung souverän beherrschen. Insgesamt war die Rückmeldung nach dem ersten Durchlauf sehr positiv, auch wenn einige Kandidatinnen nach vielen Jahren Berufspraxis doch ein wenig Lampenfieber vor der Abschlussprüfung hatten.

Da Orthoptisten, die in Augenkliniken oder Augenarztpraxen beschäftigt sind, oft die ersten Ansprechpartner für sehbehinderte Menschen sind, sollten sie auch darüber informiert sein, welche Möglichkeiten der Rehabilitation bzw. der schulischen und beruflichen Ausbildungen bestehen, wo man Selbsthilfegruppen findet und was sie bieten oder welche Freizeitmöglichkeiten es trotz der massiven Behinderung gibt. All diese Aspekte umfasst die neue Weiterbildung, die auch von DBSV und DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf) anerkannt wird.

Im Januar hat bereits der zweite Weiterbildungskurs begonnen, verbunden mit dem Ziel, ein flächendeckendes Netz dieser speziellen Anlaufstellen zu schaffen.

Jürgen Nagel  
Leiter der Rehabilitationseinrichtung für Blinde und Sehbehinderte an der Blista

Meldungen

Berufsausbildung zur Medizinischen Tastuntersucherin setzt sich durch

Was als zweijähriges Pilotprojekt unter dem Namen "Discovering Hands" begann, entwickelt sich zu einer Berufschance für blinde Frauen mit Fingerspitzengefühl. Die ersten Medizinischen Tastuntersucherinnen (MTU), die 2008 im Berufsförderungswerk Düren ihre Abschlussprüfung ablegten, sind mittlerweile erfolgreich in Praxen und Kliniken tätig und leisten dort ihren Beitrag zur Früherkennung von Brustkrebs (vgl. "Gegenwart" 11/2008). Im Rahmen des Folgeprojektes J.O.B. sollen nun Ausbildung und Berufsbild der MTU deutschlandweit etabliert und bekannt gemacht werden. Ab Anfang 2010 bieten auch das Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Nürnberg sowie die Berufsförderungswerke in Halle und Mainz die bundeseinheitliche Weiterbildung an.

Neun Monate dauert der Lehrgang, für den jedes der Bildungswerke mindestens zwei Plätze zur Verfügung stellt. Bei der Ausbildung kooperieren die Träger mit gynäkologischen Praxen und Kliniken. In den ersten sechs Monaten wird umfassendes theoretisches Wissen zu Aufbau, Funktion sowie zu gut- und bösartigen Erkrankungen der weiblichen Brust vermittelt. Außerdem auf dem Stundenplan: medizinische Grundlagen, Grundkenntnisse diagnostischer und therapeutischer Methoden, Fachterminologie, Dokumentation, Gesprächsführung und natürlich die entwickelte Tastmethode zur klinischen Brustuntersuchung durch blinde Menschen. Im anschließenden Praktikum in einer gynäkologischen Praxis und in einer Klinik erfolgt die fachliche Vertiefung. Die MTU übt ihren Beruf später unter der Verantwortung eines Arztes aus. Sie arbeitet als Helferin dem Arzt zu, der die eigentliche Diagnose stellt.

Das Projekt zeigt deutlich: Aufgrund ihrer ausgeprägten Tastfähigkeiten sind blinde Frauen besonders geeignet, bei der Brustkrebsfrüherkennung kleinste Veränderungen festzustellen. Und das kann lebenswichtig sein, denn jede zehnte Frau ist von Brustkrebs betroffen. Und je früher er erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Daher ist die Akzeptanz der Tastuntersucherinnen nicht nur bei den Patientinnen, sondern auch bei Ärzten und Kliniken groß.

Nähere Informationen im Internet unter www.discovering-hands.de und bei den Bildungswerken.


Dazu ein Bild: Früherkennung von Brustkrebs: Blinde Frauen ertasten kleinste Veränderungen im Gewebe

Nikolauspflege integriert SAP in Berufsausbildung

An vielen Büroarbeitsplätzen  –  ob in der Logistik, der Produktionsplanung oder im Controlling  –  ist der sichere Umgang mit SAP-Software inzwischen unerlässlich. Ein Problem ist dabei stets der Einsatz von Hilfsmitteln für blinde und sehbehinderte Menschen. Deshalb hat das Berufsbildungswerk Stuttgart nun seine Ausbildungspläne für die Büroberufe "Kauffrau/mann für Bürokommunikation" und "Bürokauffrau/mann" um eine SAP-Einführung erweitert.

Zur Vorbereitung dieses Ausbildungsmoduls fand eine Schulung für acht an SAP Interessierte aus dem dritten Ausbildungsjahr statt. Mit einer Eins-zu-Eins-Betreuung lernten die Azubis die Elemente der Programmoberfläche und deren Bedienung kennen. Die Software wurde mit Vergrößerungsprogrammen und Braillezeilen erprobt, um Lösungen für den erforderlichen Hilfsmitteleinsatz zu finden. Durch einige Anpassungen konnte der Überblick über die gesamte Programmstruktur für Nutzer von Zoom-Text deutlich verbessert werden. Selbst eine blinde Auszubildende wurde anlässlich eines bevorstehenden Praktikums in SAP geschult und fand sich nach einigen Änderungen in der grafischen Benutzeroberfläche gut zurecht.

Zukünftig sollen die Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr Grundmodule in Navigation, Logistik, Stammdaten sowie in Produktplanung und Preiskalkulation absolvieren. Im dritten Lehrjahr stehen dann vertiefende Fallstudien aus den Bereichen Kostenstellenrechnung und Projektplanung auf dem Programm. Gleichzeitig sollen die Ausbilder ihr Spezialwissen kontinuierlich durch Schulungen erweitern. Damit wird ein wichtiger Akzent gesetzt, um sehbehinderten und blinden Auszubildenden den Zugang zur Arbeitswelt zu erleichtern.

Den erforderlichen Kontakt zur Firma SAP stellte ein Absolvent der Nikolauspflege her, der inzwischen im Accessibility Team von SAP arbeitet. Aufgabe dieses Teams ist es, aus Gesetzen und Richtlinien zur Barrierefreiheit Vorgaben für die Software-Entwicklung abzuleiten.

Integration:

Hilfe für Eltern hilft Kindern

Es gibt viele Möglichkeiten, um blinde und sehbehinderte Kinder optimal zu fördern. Aber man muss sie auch kennen. In Köln fand ein Informations- und Beratungstag für Eltern statt. Ein erster Schritt zu mehr Vernetzung.


Wenn Eltern die Diagnose erhalten, dass ihr Kind eine massive Sehbehinderung hat oder gar blind ist, sind sie zuallererst geschockt. Sie wissen nicht, wie sie diese Herausforderung meistern sollen und welche Fördermöglichkeiten bestehen. Gibt es spezielle Bilderbücher und Spiele? Welche Schule ist die richtige? Kann mein Kind jemals ein selbstständiges Leben führen? Wer hat ähnliche Probleme? Wohin kann ich mich wenden? Bei all diesen Fragen fühlen sich betroffene Eltern nicht selten allein gelassen.

Abhilfe soll deshalb ein neues Beratungsangebot schaffen, das kürzlich in Köln ausprobiert wurde. An einem Tag konnten Eltern kompakte Informationen von ganz unterschiedlichen Ansprechpartnern erhalten. Auf Initiative der Severin-Schule Köln und der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista) hatten sich verschiedenste Organisationen zusammengefunden, um Eltern ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot zu machen. Experten aus den Bereichen Frühförderung und Rehabilitation, Vertreter unterschiedlicher Schulformen und Hilfsmittelberater standen für Fragen ebenso bereit wie Eltern- und Selbsthilfevertreter und Juristen, die helfen, berechtigte Ansprüche für Eltern und Kinder durchzusetzen.


Das Programm des Informationstages in Köln

  • "Frühförderung  –  Vorschule  –  Grundschule" (Severin-Schule)
  • "Gemeinsamer Unterricht  –  integrative Lernmöglichkeiten" (Severin-Schule)
  • "Der Weg ins Gymnasium und was kommt nach der mittleren Reife?" (Blista)
  • "Welche Rechte hat mein Kind?" (Rechte behinderter Menschen gGmbH, RbM)
  • "Austausch mit Eltern" (Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder)
  • "Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Köln" (SVB Köln)
  • "Reha-Angebote" und "Sehhilfenberatung" (Severin-Schule und Institut ISIS)
  • "Spiele und Hilfsmittel sowie Kinderbücher für sehende und blinde Kinder" (Blista)

Die Rückmeldungen der Eltern waren derart positiv, dass sich die Organisatoren einig waren, dass es eine Wiederholung in Köln geben wird. Wenn es nach dem Willen der Blista geht, soll das neue Beratungsangebot aber zukünftig nicht nur Eltern im Rheinland vorbehalten sein, sondern bundesweit allen Eltern von blinden und sehbehinderten Kindern zur Verfügung stehen. Die Blista gibt Eltern deshalb die Möglichkeit, über die Internetseite www.zukunft-auf-augenhoehe.de Kontakt zu den Mitgliedern des Netzwerkes aufzunehmen. Außerdem bietet sie Schulen, Einrichtungen und Verbänden an, auch andernorts gemeinsame Informationstage mitzugestalten.

Rudi Ullrich
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Blindenstudienanstalt, Mitglied des DBSV-Präsidiums  


Dazu ein Bild: Früh frühfördern: Blinde und sehbehinderte Kinder brauchen Impulse, um ihre Umwelt auch taktil zu erkunden.

Meldungen

BIENE-Award für barrierefreie Internetseiten

Die besten deutschsprachigen Webseiten, die für Menschen mit Behinderung zugänglich sind, wurden im Dezember von der Aktion Mensch und der Stiftung Digitale Chancen mit dem BIENE-Award 2009 ausgezeichnet. Insgesamt 17 Internetauftritte erhielten die nicht dotierte Ehrung, deren Name für "Barrierefreies Internet Eröffnet Neue Einsichten" steht. An dem Wettbewerb hatten sich insgesamt 326 Betreiber von Internetseiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt.

Die höchste Auszeichnung, eine "Biene" in Gold, wurde 2009 nur einmal vergeben. Sie landete in der Kategorie "Einkaufs- und Transaktionsangebote" bei dem Warenhaus Manufactum. In der Kategorie "Tagesaktuelle Recherche- und Serviceangebote" zeichnete die Jury die Webseiten des Südwestrundfunks und der Wochenzeitung "Die Zeit" aus. Bei den "Komplexen Recherche- und Serviceangeboten" setzten sich das Verwaltungsportal bund.de und das Patientenportal Weisse Liste durch, das von der Bertelsmann-Stiftung gemeinsam mit Selbsthilfe- und Sozialverbänden betrieben wird. Die einzige Auszeichnung in der Kategorie "Einfache Recherche- und Serviceangebote" ging an die Datenbank "mobidat". Sie gibt Tipps, welche Ämter, Museen oder Veranstaltungen in Berlin barrierefrei sind.

Dass insgesamt nur ein Angebot mit Gold ausgezeichnet wurde, ist für Jutta Croll, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Chancen, ein Zeichen für die gestiegenen Anforderungen des Wettbewerbs. Weniger Auszeichnungen als in den Vorjahren konnte die Jury an Angebote von Behörden und öffentlichen Auftraggebern vergeben. Eine mögliche Ursache dafür sieht Christian Schmitz von der Aktion Mensch in der unklaren Rechtslage: Die derzeit noch geltende BITV (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung) sei veraltet, die fällige Neufassung stehe aus. In dieser Situation sei es verständlich, wenn Ministerien und Behörden mit einer Weiterentwicklung ihrer Seiten abwarten.

Davon unbeeindruckt setzt sich das Thema Barrierefreiheit zunehmend auf der lokalen Ebene durch. Mit der Stadtbibliothek Marzahn-Hellersdorf ("Biene" in Silber), der Gemeinde Issum und der Stadt Nettetal (beide Bronze) kommen drei Preisträger in der Kategorie "Komplexe Informations- und Kommunikationsangebote" aus dem Bereich kommunaler Angebote.

Mehr Informationen und alle Preisträger unter www.biene-award.de

WCAG auf Deutsch: Übersetzung der Richtlinien für barrierefreie Webinhalte

Seit 2008 gelten neue internationale Richtlinien für barrierefreie Webinhalte, die Web Content Accessibility Guidelines in der Version 2.0 (WCAG 2.0). Eine von der Aktion Mensch ins Leben gerufene Arbeitsgruppe hat nun eine deutsche Übersetzung vorgelegt, die das oberste Gremium zur Standardisierung von Webtechniken, das World Wide Web Consortium (W3C), autorisiert und veröffentlicht hat.

Für deutschsprachige Menschen mit Behinderungen ist dies ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einem barrierefreien Internet. "Die WCAG 2.0 sind der Standard der Zukunft. Eine autorisierte Übersetzung hilft, die Standards bekannt zu machen, und ermöglicht es, Webangebote auf Grundlage der Richtlinien zu testen und für Bedürfnisse von Nutzern mit Behinderungen weiterzuentwickeln", erklärt Christian Schmitz von der Aktion Mensch.

Die Übersetzung ist auch ein wichtiger Schritt mit Blick auf die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland. Bei der laufenden Überarbeitung der seit 2002 geltenden "Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung" (BITV) orientiert sich das Bundesministerium für Arbeit und Soziales an den Empfehlungen des W3C. Darüber hinaus leistet die deutsche Übersetzung einen Beitrag zur Harmonisierung der Richtlinien innerhalb der EU, wo die WCAG ebenfalls als verbindlicher Standard festgelegt werden soll.

Die Übersetzung der WCAG 2.0 ist im Internet nachzulesen unter www.w3.org/translations/WCAG20-de

Testlabor:

Sprechende Personenwaagen

Sich morgens auf die Waage zu stellen, gehört für viele zur Routine. Der eine macht es aus Gewohnheit, der andere, um nicht zu viel zu- oder abzunehmen. Wieder andere bekommen die Gewichtskontrolle von ihrem Arzt vorgeschrieben. Aber was tun, wenn man die Anzeige nicht mehr lesen kann, weil die Augen nachlassen? Jeden Tag zum Arzt oder in die Apotheke gehen, um sich dort wiegen zu lassen? Nein, das muss nicht sein. Dafür gibt es sprechende Personenwaagen. Das "Testlabor" stellt einige Modelle vor.


Terraillon Personenwaage

Der französische Hersteller Terraillon hat eine Waage mit Sprachausgabe im Angebot. Diese cremefarbene Waage ist relativ dick und ein wenig nach oben gewölbt. Die Wiegefläche ist mit Noppen versehen, so dass man mit den Füßen gut spüren kann, ob man richtig steht. Die Sprachausgabe kann auf Deutsch, Englisch oder Französisch eingestellt werden. Beim Betreten der Waage werden Sie mit einem freundlichen "Hallo" begrüßt. Kurze Zeit später sagt die Waage Ihr Gewicht auf eine Kommastelle genau an. Für den sehenden Partner befindet sich auf der Wiegefläche auch ein Display. Der Preis dieser Waage beträgt ca. 60 Euro. Eine sehr einfache und wegen ihres guten Preis-Leistungsverhältnisses sehr beliebte Waage.


Phoenix Talking Scale

Auch die "Leichte" genannt, kann diese Waage von der Firma My Weigh wegen ihres geringen Gewichts ohne Mühe verstaut und zum Gebrauch hervorgeholt werden. Das sehr flache Gehäuse ist weiß mit erhabenen silbernen Streifen auf der Wiegefläche. Vertiefte Mulden geben die Position der Füße vor. Die Waage kurz mit dem Fuß antippen, dann werden Sie mit einem "Hallo" begrüßt. Warten Sie mit dem Wiegen, bis sich die Waage mit "bereit" meldet. Das Gewicht wird auf 100 Gramm genau angesagt. Nach dem Verlassen der Waage verabschiedet diese sich mit einem "Auf Wiedersehen" und schaltet sich automatisch ab. Die Sprachausgabe ist sehr gut verständlich. Auch ein Display für den sehenden Partner ist vorhanden. Die Phoenix Talking Scale kostet ca. 60 Euro und bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.


XL-440 Talking Scale

Für Menschen mit großen Füßen oder einem Gewicht bis zu 200 Kilogramm hat My Weigh die XL-440 Talking Scale entwickelt. Die große Trittfläche hilft auch Menschen, die sich nicht so sicher auf den Beinen fühlen. Das eckige Design dieses besonders schweren und standfesten Modells wirkt sehr formschön. Silberne und schwarze, leicht erhabene Vierecke auf der Wiegefläche sorgen für einen sicheren Stand. Bedienung und gut verständliche Sprachausgabe entsprechen der Phoenix Talking Scale. Das Display für den sehenden Partner befindet sich an der hinteren Kante etwas herausgezogen, so dass diese Kante keine durchgehende Linie bildet. Der Preis von ca. 70 Euro ist angemessen.


Jennings J-Talk

Diese Waage ist auch für schwerhörige Menschen geeignet, denn die Lautstärke ist in drei Stufen regelbar. Zum Lieferumfang gehören silberne Klebestreifen, die zur besseren Orientierung auf die Wiegefläche geklebt werden können. Der Lautsprecher befindet sich auf der Wiegefläche unterhalb des Displays. Die Wiegekapazität der J-Talk reicht bei einer Genauigkeit von 100 Gramm bis zu 200 Kilogramm. Die Waage wird kurz mit dem Fuß angetippt, danach ertönt ein "Hallo" und kurz darauf "bereit". Dann stellen Sie sich auf die Waage und warten, bis Ihr Gewicht angesagt wird. Nachdem Sie heruntergestiegen sind, werden Sie freundlich verabschiedet; die Waage schaltet sich automatisch ab. Mit ca. 50 Euro ist das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut.


Soehnle Personenwaage

Auch die Firma Soehnle hat eine Personenwaage mit Sprachausgabe im Sortiment. Sie ist weiß, relativ flach, aber verhältnismäßig schwer. Die Wiegekapazität reicht in 100-Gramm-Schritten bis zu 150 Kilogramm. Die Wiegefläche ist zum besseren Halt angeraut. Die Waage muss nicht extra eingeschaltet werden. Sobald man sie betritt, ertönt eine kleine Melodie und das Gewicht wird dreimal hintereinander angesagt. Da die Lautstärke in drei Stufen regelbar ist, eignet sich diese Waage auch für Menschen mit Hörproblemen. Das Display ist wegen seiner großen LED-Ziffern gut ablesbar. Der Preis beträgt ca. 100 Euro.


Fett- und Wasserhaushaltswaage

Ein zu hoher Körperfettanteil kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken und die Ursache vieler Krankheiten sein. Wer gezielt Fett abbauen möchte, zum Beispiel durch eine Diät, kann dies mit einer Körperfettwaage kontrollieren. So lässt sich Tag für Tag ermitteln, ob tatsächlich Fett und nicht etwa Muskeln abgebaut werden. Bei der Fett- und Wasserhaushaltswaage mit Sprachausgabe können die Daten von bis zu vier Personen gespeichert werden, so dass jeweils ein Vergleich mit dem vorherigen Gewicht möglich ist. Der einzige Nachteil: Die Voreinstellungen müssen von einer sehenden Person durchgeführt werden. Auf der Wiegefläche der relativ schweren Waage befinden sich oben und unten jeweils zwei erhabene Kontaktkreise aus Chrom für die Fußstellung. Um das Körperfett zu ermitteln, müssen die Kontaktkreise mit bloßen Füßen berührt werden. Bevor Sie sich wiegen, drücken Sie "Ihre" Speichertaste. Die Waage gibt auf dem Display und per Sprachausgabe das Gewicht und den Fett- und Wasserhaushalt an und klärt Sie außerdem darüber auf, ob Sie im Vergleich zum letzten Mal zu- oder abgenommen haben. Der Preis beträgt ca. 70 Euro, das Preis-Leistungsverhältnis ist zufriedenstellend.

Melanie Bause
Hilfsmittelberaterin im Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg  



Kurzinfo

Wenn Sie sich ausführlich beraten lassen wollen, wenden Sie sich an die Hilfsmittelberater in Ihrem Landesverein
Tel.: 0 18 05 / 666 456 (0,14 Euro / Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk ggf. abweichend). Eine Liste mit zahlreichen Hilfsmittelanbietern finden Sie im Internet unter www.hilfsmittelanbieter.dbsv.org


Dazu zwei Bilder

    • Für Schwergewichte, Großfüßer und wackelige Beine: die XL-440 Talking Scale von der Firma My Weigh.
    • Mit Zusatzfunktionen für blinde, sehbehinderte und schwerhörige Nutzer: die sprechende Waage von Soehnle.

Menschen:

"Mut zur Schönheit hat mit Eigenverantwortung zu tun"

Heidrun Köllner, 54

"Ein Blindenlangstock kann eine attraktive Frau doch nicht entstellen!" Ich finde mich attraktiv, natürlich liegt dies auch im Auge des Betrachters, dennoch beginnt es bei der eigenen Einstellung. Ich bin seit vielen Jahren hochgradig sehbehindert. Meinen Augen sieht man dies auch an. Sehen kann ich mich selbst schon lange nicht mehr, damit meine ich, mich im Spiegel anschauen. Wenn ich vom Sehen im übertragenen Sinne spreche, sehe ich mich seit einiger Zeit wesentlich bewusster, das bedeutet auch selbstbewusster und klarer. Trotz meiner fortgeschrittenen Sehbehinderung hat mein Selbstwertgefühl nicht gelitten.

Ich spüre meine Ausstrahlung auf andere Menschen. Aber was heißt Ausstrahlung? Fangen wir bei der Optik an. Ich bin nicht superschlank, habe aber eine gute Figur und weiß genau, was zu mir passt, etwa in punkto Frisur, Farben oder Kleidung. Ich freue mich, wenn Freunde, Bekannte oder Menschen aus meinem Arbeitsumfeld mich darauf ansprechen, wie es mir gelingt, immer schick, farblich abgestimmt und modern gekleidet zu sein und dabei den eigenen Typ und Stil zu treffen. Das habe ich unter anderem der Unterstützung von Freundinnen, der Friseurin und Kosmetikerin meines Vertrauens und der einfühlsamen Beratung in meinen Lieblingsboutiquen zu verdanken.

Ich lege viel Wert auf mein Äußeres und möchte damit meinem Inneren einen angemessenen Rahmen geben. Eine blinde Frau muss doch keine graue Maus sein. Sie darf, wenn sie mag, schrill, flippig, ein bunter Paradiesvogel sein. Dies ist keine Frage der Behinderung. Mein Aussehen war mir schon als Teenie wichtig, als junge Frau im Berufsleben, als Hausfrau und Mutter in der Familienphase, sogar als spätere Studentin unter Sozialfreaks. Auch heute als 54-jährige, verwitwete Frau und frischgebackene Oma schätze ich es, gepflegt auszusehen. Meine eigentliche Attraktivität jedoch besteht aus meinem Lachen, meiner humorvollen Art, meiner Schlagfertigkeit und Intelligenz. Meine Aufgeschlossenheit, die Art zu sprechen bzw. hinzuhören und mein Interesse an anderen nehmen Menschen schnell für mich ein. Also noch einmal: Geht das? Langstock, flott aussehen und selbstbewusst sein? Für mich ist dies absolut kein Widerspruch.

Ich arbeite als Anti-Stress- und Kommunikationstrainerin in eigener Praxis, gebe Seminare an der Uni Bremen und unterrichte bei diversen Weiterbildungsträgern. Meine Klientel ist sehr vielschichtig, ich arbeite mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dabei treffe ich auf Menschen mit ganz unterschiedlichem Bildungsniveau  –  von Akademikern bis zu "Ein-Euro-Jobbern" und "Hartz-IV-Empfängern". Es ist eine bewusste Entscheidung von mir, nicht speziell mit blinden und sehbehinderten Menschen zu arbeiten, sondern mich unter so genannten "Normalos" zu bewegen. Von daher ist meine äußere Erscheinung auch nicht unwesentlich, denn es gibt nun mal keine zweite Chance für den ersten Eindruck.

Was heißt nun aber Schönheit und was hat Schönheit mit der Annahme der eigenen Weiblichkeit zu tun? Obwohl fast jede Frau eine positive Resonanz genießt, muss die innere Einstellung stimmen. Nur wenn ich mich selbst als attraktiv und autonom empfinde, können dies auch andere. Ich bin sicher, dass ein mieses Selbstbewusstsein von Frauen eingesetzt werden kann, um andere Menschen zu manipulieren. Besonders Männer werden damit in die Rolle des "Frauenretters" gedrängt. Da sind wir doch wohl nicht mehr zu retten! Statt auf den Prinzen zu warten, nimmt Dornröschen lieber selbst die Heckenschere in die Hand. Spiele ich die "arme, süße Kleine" oder das "brave Mädel" erreiche ich oft, was ich will, allerdings um den Preis der eigenen "Kleinmachung" und der Aufgabe an Souveränität. Ein schlechtes Preis-Leistungsverhältnis, übrigens auch für "Jungs" und Männer.

In glücklichen Beziehungen, an die ich unverdrossen glaube, begegnen wir einander auf respektvolle Art, die beiden Geschlechtern Raum und Mut zur Selbstannahme gibt, in der wir voneinander lernen und gerade unsere Unterschiedlichkeit als attraktiv, spannend und wohltuend erleben. Für mich hat Mut zur Schönheit viel mit Eigenverantwortung und der Entscheidung für mich zu tun, das heißt für mein Denken, Fühlen, Handeln und mein Auftreten, auf den Punkt gebracht, für mein Leben mit all dem, was es an Höhen und Tiefen birgt.

Heidrun Köllner
lebt in Delmenhorst und ist Mutter, Großmutter, Sozialpädagogin, Anti-Stress-Trainerin und Psychologische Beraterin in eigener Praxis. Sie ist hochgradig sehbehindert in Folge von Augenentzündungen und Glaukom.  


Bildbeschreibung: Eine Frau mittleren Alters geht eine Treppe hinab. Sie lächelt und hält ihren Langstock locker vor sich, die rechte Hand liegt auf dem Geländer. Sie trägt ein Oberteil in Pink, dazu ein schwarzes Shirt, einen langen grauen Rock und Stiefel. Ein breiter Lackgürtel betont ihre Taille. Ihr auffälligstes Schmuckstück ist eine lange Kette in Silber und Pink mit einer flachen Metallspirale. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Ihr blondes Haar ist schulterlang. Ihre Augenbrauen sind zu runden Bögen geformt. Ein Auge ist geöffnet, die blaue Iris nach oben gerichtet. Das andere Auge ist zu einem Spalt verengt. Die Frau wirkt sehr gepflegt, frisch und natürlich.



Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Blinde und erblindende Frauen schreiben über Weiblichkeit, Eitelkeit, Schönheit. Sie sind einem gemeinsamen Aufruf von Heike Herrmann und Jennifer Sonntag gefolgt, aus dem zwei Anthologien hervorgegangen sind. Die "Gegenwart" stellt einige der Autorinnen vor. Dieser Text wurde in gekürzter Fassung aus dem folgenden Buch übernommen:

Heike Herrmann und Ulrich Hofstetter (Hg.): Blinde Schönheit
Authentische Texte und Fotos von blinden Frauen
Eigenverlag
DAISY-Format (1 CD): 16,95 Euro
Audio-Format (3 CDs): 19,95 Euro

Bestellungen bei Heike Herrmann
Tel.: 0 64 21 / 16 67 34
www.captain-handicap.de
oder im Buchhandel

Aus aller Welt:

Damit aus Träumen Projekte werden

Wer nicht träumt, kann auch die Welt nicht verändern. So einfach ist die Idee, die hinter dem International Institute for Social Entrepreneurs (IISE) steckt. Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg, bekannt als Gründer der ersten Blindenschule in Tibet, haben in Indien ein Ausbildungszentrum für Initiatoren von Entwicklungsprojekten aufgebaut. Der erste Jahrgang wurde inzwischen in die Welt entlassen.


Wer sich auf den weiten Weg nach Indien macht, tut dies in aller Regel mit gewissen Vorurteilen im Hinterkopf, seien sie positiver oder negativer Natur. Es gibt wohl kaum jemanden, den Berichte von übergroßer Armut und sterbenden Menschen auf Straßen und öffentlichen Plätzen kalt ließen. Andererseits gehört zu "unserem" Bild von Indien häufig auch die Vorstellung von besonders spirituellen Menschen, bis hin zu den so genannten Erleuchteten. Nichts von alledem und in gewisser Weise doch viel mehr findet man im südwestindischen Bundesstaat Kerala, genauer: rund 20 Kilometer von dessen Hauptstadt Trivandrum entfernt. Dort befindet sich das International Institute for Social Entrepreneurs (IISE), zu deutsch Internationales Institut für Sozialunternehmer, in dem Projektleiter für Hilfsprojekte ausgebildet werden.

"Incredible India"  –  unglaubliches Indien: Das Schild mit dieser Aufschrift erwartet den Reisenden am Flughafen von Trivandrum, einer 800.000-Einwohner-Stadt, nicht weit von der keralischen Küste. Unglaublich erscheint mir an diesem Septembermorgen zunächst nur die hohe Temperatur und die extreme Luftfeuchtigkeit, die selbst um 6 Uhr morgens drückend über dem Flughafengelände liegt. Ein leicht klebriger Film legt sich sofort auf meine Haut, die Luft riecht süßlich.

Nach Abwicklung der erstaunlich zahlreichen Formalitäten im Flughafen geht's in ein Taxi. Dabei sollte man sich nicht ein hiesiges weißes Gefährt mit einem gelben Schild und dem bekannten Stern auf der Motorhaube vorstellen. In Kerala ist ein Taxi ein fahrbarer Untersatz, der nicht unbedingt über Fenster verfügen muss. Die Innenausstattung ist entsprechend. Auch der Fahrstil unterscheidet sich von dem in Deutschland in fundamentalster Weise. In der Praxis wird keine Straßenseite besonders bevorzugt. Gefahren wird links, in der Mitte oder wenn nötig auch rechts. Drei Fahrzeuge nebeneinander bei gefährlich wirkenden Überholmanövern sind keine Seltenheit. Auf die Hupe kommt es letztlich an. Damit geben sich die Trivandrischen Autofahrer Hinweise, und zwar laut und unentwegt. So wird vor jeder Kurve gehupt, was so viel bedeutet wie "Achtung, hier kommt jemand!" und die fehlenden Spiegel ersetzt. Gebremst wird deswegen freilich nicht, nur möglichst schnell reagiert.

Und so holpern wir über Pisten und Straßen dem Ziel IISE entgegen. Am Straßenrand stehen überwiegend Lehmhütten und vereinzelt Kühe, Hühner oder andere Nutztiere daneben. Nach ungefähr einer Stunde kommen wir endlich an, unbeschadet. Es ist ein großes Areal, auf dem Sabriye Tenberken gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Niederländer Paul Kronenberg, das IISE praktisch aus dem Nichts aufgebaut hat. Auf Non-profit-Basis ist in Zusammenarbeit mit einem bekannten Architekten ein Schulgelände entstanden, das sich sehen lassen kann. Es gibt ein Verwaltungsgebäude, ein Wohngebäude, einen Bau mit Seminarräumen, einem angrenzenden Auditorium, mit Küche und Speisesaal. Der nahe gelegene See gehört zu einem Teil dem IISE und lädt zum Baden und Abkühlen ein.

Rund 30 bis 40 teils sehbehinderte und blinde Auszubildende studieren hier die Kunst, ein soziales Projekt aufzubauen. Denn das ist das Ziel einer Schule für Entwicklungshelfer: Alle Teilnehmer an diesem einjährigen Lehrgang haben ihren eigenen Traum von einem sozialen Projekt mitgebracht und erlernen hier die notwendigen Fähigkeiten, um ihn Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu gehören Dinge wie Projektplanung, Finanzplanung und bürokratische Hindernisse zu meistern, aber auch die Fähigkeit, öffentliche Vorträge zu halten, seine eigene Pressearbeit zu machen und damit auch Sponsoren zu gewinnen.

Sabriye Tenberken begrüßt und begleitet mich ins Auditorium. Denn dort findet just die Geburtstagsfeier eines Auszubildenden statt. Und da ist schon was los, wenn 30 Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt eine Party machen. Den Zusatz "international" trägt das IISE nicht nur auf dem Papier. In diesem Saal sind unter anderem Menschen aus Afrika, China, Europa und natürlich Indien versammelt. Die Stimmung: extrem ausgelassen. Entsprechender Jubel brandet mir entgegen, als Tenberken mich den Teilnehmern vorstellt.

In einer etwas ruhigeren Ecke erzählt sie mir dann von den teils schweren Schicksalen, die manche Teilnehmer zum IISE geführt haben. Da ist zum Beispiel die Albino-Frau, die sehr genau weiß, dass Albinos in einigen Teilen Afrikas gejagt und getötet werden, weil man sie für Ausgeburten des Bösen hält; da ist die junge Frau aus Tibet, wo Blindheit als böser Fluch verstanden wird, dem es mit Aggression und extremer Ablehnung zu begegnen gilt; und da ist der im Bürgerkrieg in Sierra Leone erblindete Mann, der unvorstellbare Gewalt am eigenen Leib erlebt hat und zuschauen musste, wie seine Schwester von einer Gruppe von Rebellen vergewaltigt wurde. Viele Auszubildende haben ihren Traum von einer besseren Welt aus ihren eigenen Erfahrungen entwickelt.

"Das Ausbildungsjahr ist in fünf Abschnitte unterteilt", erzählt Tenberken weiter. "In der ersten Phase lernen die Teilnehmer, ihren Traum konkreter zu fassen. Danach erlernen sie alle notwendigen Fähigkeiten, um ihn auch ganz praktisch umsetzen zu können. Im Sommer gehen alle für ein zweimonatiges Praktikum in ein soziales Unternehmen. Und am Ende der Ausbildung beschäftigen wir uns nochmal mit dem eigenen Traum und gehen schließlich an die ganz konkrete Planung." Denn das Ziel ist es, dass jeder Teilnehmer gut vorbereitet und bereits mit einem Sponsor an der Hand das IISE verlässt. So ist einigermaßen gewährleistet, dass er gleich mit der Arbeit beginnen kann.

Das IISE selbst finanziert sich durch Spenden aus aller Welt und durch die Organisation "Braille Ohne Grenzen", die von Tenberken und Kronenberg gegründet wurde. "Hier in Indien kann man natürlich mit wenig Geld mehr erreichen als in Europa. Das ist ein großer Vorteil unseres Standorts", erklärt Tenberken. Nicht zuletzt sind es auch ihre öffentlichen Auftritte, die helfen, das Projekt finanziell zu stabilisieren.

"Es ist schon auch eine harte Ausbildung", meint Tenberken. "Einerseits sind die Teilnehmer hier oft sicherer als in ihrem Heimatland. Andererseits müssen sie hart an sich arbeiten, denn wir stellen hohe Anforderungen." So werden zum Beispiel immer wieder von jedem Teilnehmer unvorangekündigt öffentliche Reden erwartet. "Die Auszubildenden wissen nur, dass sie immer bereit sein müssen. Denn mir selbst kann es auch passieren, dass plötzlich ein Sponsor oder irgendeine Organisation anruft und mich kurzfristig zu einem Vortrag bittet. Da habe ich nicht die Möglichkeit zu sagen, es geht erst in zwei Wochen, weil ich mich vorbereiten muss." Und damit erwähnt Tenberken einen der ganz wichtigen Punkte der Ausbildung im IISE: Alles ist authentisch. Durch den Aufbau der ersten Blindenschule in Tibet vor zwölf Jahren hat Sabriye Tenberken selbst so viele Erfahrungen sammeln können, dass sie ganz genau weiß, wovon sie in ihren Unterrichtseinheiten erzählt. Und dieser authentische Geist ist deutlich zu spüren und erfüllt auch die Teilnehmer.

Doch nicht nur Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg bereiten die Teilnehmer auf das harte Leben eines Entwicklungshelfers vor. Neun feste und mehrere ehrenamtliche Ausbilder und Gastdozenten gestalten die Unterrichtseinheiten. Auch die Ausbilder kommen aus aller Herren Länder. Das ist Diversität pur.

Eine weitere Besonderheit im IISE ist, dass hier auch blinde und sehbehinderte Menschen zu Projektleitern und -initiatoren ausgebildet werden. "Sie sind doch Experten in eigener Sache", so Tenberken. "Warum sollen nicht auch Blinde so etwas auf die Beine stellen können?" Sie selbst stellt wohl das beste Beispiel dar. "Wenn jemand wirklich etwas verändern will, kommt es nicht darauf an, ob er sehen kann oder nicht." Besonders stolz macht sie daher auch der gute Ruf, den das IISE schon nach einem knappen Jahr genießt. "Wir hatten Besuch von Leitern anderer Schulen für Entwicklungshelfer, die schon überrascht waren, wie viel und wie schnell unsere Auszubildenden gelernt haben."

Die Projekte der Teilnehmer müssen sich am Ende nicht unbedingt um die Verbesserung der Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Entwicklungsländern drehen. "Schön wäre es aber natürlich schon", gibt Sabriye Tenberken zu. Und in der Tat sind einige Projekte geplant. So hat eine junge Frau aus Tibet vor, den ersten integrativen Kindergarten in ihrer Heimatstadt zu errichten. Ein Mann aus Kenia plant ein Online-Kursangebot für blinde und sehbehinderte Landsleute, um ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, in diesem Bereich beruflich Fuß zu fassen. Und die Albino-Frau möchte eine Organisation gründen, die Aufklärungsarbeit zum Themengebiet Albinismus leistet, damit die Bevölkerung verstehen lernt, was Albinismus ist und was es bedeutet, damit in Kenia zu leben.

Ende Dezember ist mittlerweile der erste Jahrgang des IISE in die Welt entlassen worden. In einer großen, öffentlichen Feier haben alle jungen Entwicklungshelfer ihr komplett durchgeplantes Projekt dem Publikum und einer Jury vorgestellt. Anschließend wurden Preise für die besten Vorhaben vergeben. Sichtlich stolz auf das, was sie in diesem Jahr geleistet haben, nahmen die Teilnehmer ihre Abschluss-Urkunden entgegen. Aber auch Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg sind zu Recht stolz auf das, was hier in einem Jahr seinen Anfang gefunden hat. Eine Ausbildung für Menschen, die ihre großen Visionen unbedingt verwirklichen wollen, zum Wohle aller, koste es, was es wolle.

Jürgen Fleger
ist blind und arbeitet als freier Redakteur und Autor beim Hessischen Rundfunk  



Kurzinfo

International Institute for Social Entrepreneurs (IISE)
Kerala / Indien
E-Mail: BrailleWB@gmx.net
www.braillewithoutborders.org


Dazu sechs Bilder:

    • (Bild 1,2 und 3) Sie träumen von einer besseren Welt und wollen Entwicklungsprojekte anstoßen: Teilnehmer des IISE aus Madagaskar, Tibet, Kolumbien, Nepal, Japan und Kenia
    • (Bild 4 und 5) Feierliche Zeremonie zum Abschluss der einjährigen Ausbildung / Unterricht unter Kokospalmen
    • (Bild 6) Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg, die Gründer des Ausbildungszentrums IISE in Indien

Sabriye Tenberken in China geehrt

Für ihre langjährige Arbeit für blinde Menschen in Tibet ist Sabriye Tenberken in China gleich doppelt geehrt worden: Die staatliche Verwaltung für Ausländerangelegenheiten zeichnete die 39-Jährige im November als eine der 15 einflussreichsten Ausländer aus. Außerdem wurde Tenberken vom staatlichen Fernsehen von Tianjin in einer landesweit übertragenen Galashow zu einer von zwölf ausländischen Persönlichkeiten gewählt, die mit ihrem Einsatz einen herausragenden Beitrag für China geleistet haben.

"Wir freuen uns, dass unsere Arbeit geschätzt wird und hoffen, dass sich damit das Bewusstsein verbreitet, wozu blinde Menschen fähig sind", erklärte ihr Partner Paul Kronenberg, der mit Tenberken Projekte in Tibet und Indien sowie die Organisation "Braille Ohne Grenzen" aufgebaut hat. Sabriye Tenberken erblindete selbst im Alter von zwölf Jahren, lernte gleichwohl Chinesisch und Tibetisch und entwickelte 1992 die tibetische Braille-Blindenschrift. Im Jahr 1998 gründete sie in der tibetischen Hauptstadt Lhasa die erste Blindenschule, wo heute auch Berufsausbildungen absolviert werden können.

Kultur:

Barrierefreies Opernparadies

Opern zu hören, ist die eine Seite des Kulturgenusses. Die andere Seite, das Geschehen auf der Bühne zu sehen, bleibt blinden und sehbehinderten Menschen verschlossen. Aber seit einiger Zeit gibt es die ersten barrierefreien Opernproduktionen. So wurde in Wiesbaden Verdis "Troubadour" mit Audiodeskription aufgeführt. Ein begeisterter Besucher berichtet.


Mit Handschlag begrüßt zu werden: Das ist eine Ehre, die nicht jedem Opernbesucher widerfährt. Es sei denn, man ist blind oder sehbehindert und besucht am Hessischen Staatstheater Wiesbaden die erste barrierefreie Opernvorstellung. Etwa 160 Opernfans mit Seheinschränkung wollten am 5. Dezember Verdis "Troubadour" mit Audiodeskription erleben und wurden jeder einzeln von einem Vertreter der Theaterintendanz und einem Vertreter der Stadt Wiesbaden willkommen geheißen.

Als erstes erhielten die Besucher zu Beginn des aufwändigen Rahmenprogramms die Audioguides. Diese waren schon betriebsbereit, brauchten also nicht mehr eingeschaltet zu werden und verfügten lediglich über zwei große, gut erfassbare Tasten für "lauter" und "leiser". Auf dem Weg von der Ausgabetheke ins Foyer, in dem die Gruppe offiziell begrüßt wurde, meldete sich überraschenderweise der Audioguide mit einer genauen Beschreibung des gegenwärtigen Standortes. Beim Durchschreiten der Räume wurde nicht nur die Architektur beschrieben, sondern auch Besonderheiten der Ausstattung wie zum Beispiel Säulen, Gemälde, ja sogar die Fußbodenbeläge. Nicht zuletzt war es die über Kopfhörer erhaltene Ansage zum Standort der Toiletten und dem genauen Aufbau der Innenräume, die spontan den Eindruck vermittelte, sich in einem "Paradies der Barrierefreiheit" zu befinden.

Nach der offiziellen Begrüßung traten wir, in drei Gruppen aufgeteilt, einen nahezu zweistündigen Erkundungsgang durch das Staatstheater an. Dabei konnten wir vielfältige Eindrücke und Erfahrungen sammeln, die in der Regel auch den normalen sehenden Opernbesuchern verborgen bleiben. Zunächst gingen wir auf die Bühne, wo wir die nicht vermutete Größe in ihrer Breite und Tiefe gemeinsam mit unseren sehenden Begleitern oder Führhunden erlaufen konnten. Die Bühnenaufbauten, die wir abtasten durften, wurden uns genau und anschaulich beschrieben. Zu den Aufbauten gehörte auch eine Treppe, die jeder nach Wunsch besteigen konnte, um so die Höhe des Bühnenraumes zumindest erahnen zu können.

Anschließend führte uns der Weg, stets akustisch begleitet von den Beschreibungen des Audioguides, in die Werkstatträume im Kellergeschoss. Die Größe dieser Räumlichkeiten wurde uns schnell verständlich, denn dort werden, auf dem Boden liegend, Bühnenbilder in einer Größe von bis zu 10 * 17 Metern bemalt. Wir durften die Malerwerkzeuge in die Hand nehmen  –  überdimensional große Pinsel an langen Stöcken, die geradezu an einen Langstock mit Pinsel erinnern. Für die farbige Gestaltung von großen Flächen wird sogar ein Besen als Pinsel verwendet, den wir natürlich auch ertasten konnten. Die Erklärung und taktile Erfahrung weiterer Werkzeuge rundeten diesen Teil der interessanten Erkundung ab.

Zum dritten und letzten Teil des Rundgangs gelangten wir wieder ins Foyer der Staatsoper, wo inzwischen Kostüme und Perücken auf Ständern zum Erfühlen aufgebaut waren. Doch damit nicht genug! Es hatten sich auch einige Schauspielerinnen und Schauspieler in ihren Kostümen eingefunden, so dass wir unsere Tasterfahrungen sogar am "lebenden Modell" machen durften. Dies war nicht nur sehr erfreulich, sondern auch sehr bemerkenswert, unterliegt doch der Wunsch von blinden Menschen, auch einmal eine lebende Person abzutasten, immer noch einem gesellschaftlichen Tabu.

Bevor schließlich die Oper "Der Troubadour" von Giuseppe Verdi begann, wurden wir gebeten, unsere Plätze zehn Minuten vorher einzunehmen, um noch vor der Ouvertüre einige Informationen über den Audioguide zu erhalten. Im Rahmen einer Live-Audiodeskription von Anke Nicolai von Hörfilm e.V. wurden der Bühnenaufbau und die räumliche Anordnung der einzelnen Instrumentengattungen im Orchestergraben beschrieben sowie der Inhalt des ersten Aktes erläutert. Die Genauigkeit und Lebendigkeit der Beschreibung, mit der unsere Vorstellungskraft aktiviert und verstärkt wurde, zeigte sich zum Beispiel in Sätzen wie: "Der Vorhang öffnet sich langsam. Der Dirigent betritt das Pult und verbeugt sich. Jetzt nimmt er den Taktstock in die Hand  –  und jetzt geht es los!"

Während der insgesamt acht Bühnenumbauten und in den Pausen zwischen den vier Akten vermittelte uns Anke Nicolai aus ihrer Sprecherkabine immer wieder das Geschehen auf der Bühne und den Inhalt des jeweils nächsten Teils der Oper. Während der Aufführung selber erhielten wir nur so viele Informationen, wie es die Lautstärke des Orchesters und die Stimmgewalt der Sänger zuließen. Mehr hätte ohnehin den eigentlichen Operngenuss gestört. Nach Beifallsstürmen und Begeisterungsrufen am Ende der nahezu dreistündigen Oper verließen wir mit applausmüden Händen unsere Plätze, um uns noch einmal im Foyer des Staatstheaters zu versammeln. Hier standen uns etwa eine halbe Stunde lang Künstlerinnen und Künstler der Opernveranstaltung für Fragen zur Verfügung.

Am Ende waren viele wertschätzende und anerkennende Äußerungen von den blinden und sehbehinderten Besuchern zu hören, die aus allen Teilen Deutschlands angereist waren. Diesem ereignisreichen Tag kann man guten Gewissens das Prädikat "besonders wertvoll" verleihen. Und so bleibt zu hoffen, dass es künftig mehr solcher barrierefreien Kulturerlebnisse geben möge. Bereits jetzt sollten sich Opernfreunde den 17. April im Kalender vormerken, wenn das Heidelberger Theater in Zusammenarbeit mit Hörfilm e.V. Mozarts "Zauberflöte" auf die Bühne bringt.

Professor Dr. Kurt Jacobs
Vorsitzender des Kommunalen Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderung der Kreisstadt Hofheim am Taunus  



Kurzinfo: "Die Zauberflöte"

von Wolfgang Amadeus Mozart mit Live-Audiodeskription und Gebärdendolmetscher

17. April, 19 Uhr
Theaterzelt Heidelberg
Theaterkasse: 0 62 21 / 582 00 00
E-Mail: tickets@theater.heidelberg.de

Nähere Informationen zum Rahmenprogramm bei
Anke Nicolai
Tel.: 01 76 / 22 98 87 03
E-Mail: a.nicolai@hoerfilmev.de


Dazu zwei Bilder:

    • "Fast so groß wie ein Langstock"  –  in der Opern-Werkstatt können Pinsel, Bühnenbilder und Requisiten ertastet werden
    • Einfühlsame Lückenfüllerin: Kurze Musikpausen nutzt Anke Nicolai, um das Geschehen auf der Bühne zu beschreiben

Medien:

Neuer Vertrag zwischen Medibus und VG Wort

Die Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) und die Mediengemeinschaft für Blinde und Sehbehinderte (Medibus) haben im Dezember einen Gesamtvertrag zum Verleih und zur elektronischen Übermittlung von Werken in Blindenschrift und als Hörbuch im DAISY-Format abgeschlossen. "Dies ist ein großer politischer Erfolg", erklärte Elke Dittmer, Vorsitzende von Medibus. "Das Tor in die digitale Welt steht jetzt auch blinden und sehbehinderten Lesern offen!" Denn auf der Basis des geltenden Urheberrechts und des unterzeichneten Gesamtvertrages können Buchdaten künftig auch elektronisch im Download- oder Streaming-Verfahren übermittelt werden.

Bevor Anwender jedoch aus dem Internet Hörbücher anhören oder Punktschrifttexte auf der Braillezeile nachlesen können, sind noch viele Fragen zu beantworten und technische Lösungen zu entwickeln. Dr. Thomas Kahlisch, stellvertretender Vorsitzender von Medibus und DAISY-Beauftragter des DBSV, sprach sich für einen auf fünf Jahre angelegten Entwicklungsplan aus. Als ersten Schritt, so haben die Medibus-Verantwortlichen festgelegt, wird eine netzgestützte Produktions- und Austauschplattform entwickelt, die zu Verbesserungen bei der Fernleihe beiträgt. Dies sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Realisierung des vom DAISY-Konsortium und Medibus verfolgten Zieles: "Für jeden Nutzer das gleiche Buch zur gleichen Zeit barrierefrei verfügbar."

Bücher

Was in zwei Koffer passt

Ein Buch-Tipp von Jörg Klemm, Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig


Als Veronika Peters 21 Jahre alt ist, gelangt sie zu einem ungewöhnlichen Entschluss: Sie geht ins Kloster. Motiviert von dem Bedürfnis, ihrem Leben einen tieferen Sinn zu geben, packt sie ihre Koffer und begibt sich in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

In ihrem Buch erzählt Peters lakonisch und offen von den Licht- und Schattenseiten des klösterlichen Lebens, von den inneren und äußeren Konflikten, die sie zu bewältigen hat, und von den Herausforderungen, die ein Leben als Nonne mit sich bringt. Sie berichtet aber auch von den wunderbaren menschlichen Begegnungen, die ihr dort zuteil werden, von der Tiefe und Schönheit der religiösen Rituale und dem Glück der inneren Ruhe. Bis sie beinahe zwölf Jahre später wieder ihre Koffer packt  –  und in Berlin ein ganz neues Leben beginnt.

Warum entschließt sich eine junge Frau, ins Kloster zu gehen? Wahrscheinlich ist diese Frage genauso schwer oder unmöglich zu beantworten wie die Frage, warum man sich in einen bestimmten Menschen verliebt und nicht in einen anderen, der vielleicht klüger, hübscher, reicher oder sonst wie besser ist. Vielleicht ist es die Faszination des alternativen Lebens, die Rückzugsmöglichkeit, der Wunsch, etwas zu entdecken, die Suche nach dem Grund des Daseins, nach etwas, was bleibt, der Kampf gegen die Auslöschung der eigenen Existenz.

Veronika Peters' faszinierender Blick in die Welt eines benediktinischen Klosters ist das ehrliche und authentische Selbstzeugnis einer jungen Frau auf der Suche nach Sinn und geistiger Erfüllung in ihrem Leben.

Veronika Peters: Was in zwei Koffer passt  –  Klosterjahre
Goldmann Verlag
Sprecherin: Kerstin Hoffmann
1 CD DAISY (555 Minuten)

Aufbruch

Ein Buch-Tipp von Christa Röbbecke, Westdeutsche Blindenhörbücherei


Vielen Lesern ist Ulla Hahn mit dem Roman "Das verborgene Wort", der vor etwa acht Jahren erschien, ein Begriff geworden. Darin erzählt sie die Geschichte der kleinen Hildegard Palm, die im katholisch geprägten Rheinland in ärmlichen Verhältnissen aufwächst und gegen alle Widerstände und Traditionen versucht, diesem Milieu mittels der Bildung zu entfliehen. Endlich hat Ulla Hahn mit ihrem neuen Roman "Aufbruch" die Fortsetzung der Geschichte geschrieben. Hildegard  –  inzwischen nennt sie sich Hilla  –  bekommt die Zulassung zum Aufbaugymnasium und kann dort ihrem Ziel, dem Abitur und den damit verbundenen Träumen, näher kommen.

Sensibel schildert die Autorin das Umfeld der Protagonistin. Wie schon in dem früheren Roman spürt der Leser deutlich die autobiografischen Züge und die Betroffenheit der Autorin. Ein gelungenes Werk, welches mit sprachlicher Intensität und Feinfühligkeit an das vorherige anschließt.

Ulla Hahn: Aufbruch
Deutsche Verlags-Anstalt
Sprecherin: Lisa Bistrick
1 CD DAISY (1220 Minuten)

Unvollständige Erinnerungen

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei


Sie erntete Ruhm als Herausgeberin von Tagebüchern und Briefwechseln und wurde mit ihren Biografien über Thomas Manns Ehefrau Katia und deren Mutter, Hedwig Pringsheim, zur Bestsellerautorin. Von ihrem eigenen Leben hat Inge Jens bislang wenig Aufhebens gemacht. Jetzt erzählt sie zum ersten Mal ausführlich darüber: von Kindheit und Jugend in Hamburg, von Studium und Familiengründung in Tübingen, dem Leben an der Seite eines berühmten, viel gefragten Mannes, dem schwierigen Spagat zwischen ihrer Rolle als Mutter und den eigenen beruflichen Ambitionen. Sie berichtet über Begegnungen mit Zeitgenossen wie Hans Mayer, Karola und Ernst Bloch, Golo Mann, Richard von Weizsäcker, Loriot und Carola Stern. Sie schildert ihre Erlebnisse bei den Blockaden gegen die Raketenstationierung in Mutlangen und beim Verstecken amerikanischer Deserteure während des ersten Golfkriegs. Und sie schreibt mit großer Offenheit über die Demenzerkrankung ihres Mannes, des Literaturkritikers Walter Jens.

Diese Autobiografie ist eine großartige Darstellung eines besonderen Frauenlebens und gleichzeitig ein überaus lesenswertes Zeitdokument der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Inge Jens: Unvollständige Erinnerungen
Rowohlt Verlag
Sprecherin: Charlotte Knappstein
1 CD DAISY (575 Minuten)



Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei vor Ort oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Zeitschriften

Verbraucherratgeber "Markt-Report"

Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik, Versicherungen und Energieversorger  –  was immer die Stiftung Warentest prüft, können sehbehinderte und blinde Menschen ausführlich hören. Der akustische Verbraucherratgeber "Markt-Report" informiert außerdem über die Rechte von Mietern, Reisenden, Steuerzahlern und vieles mehr. Die aktuelle Februar-Ausgabe ist jetzt als Hörprobe kostenlos zu erhalten.

Markt-Report
Erscheint monatlich als DAISY-CD
Jahresabo: 18 Euro


Bestellungen bei
ATZ e.V.  –  Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde
Tel.: 0 55 31 / 7153
E-Mail: atz@blindenzeitung.de



Kurzinfo: Hörzeitungsauskunft

In Deutschland gibt es mehr als 200 Hörzeitungen und -zeitschriften für blinde und sehbehinderte Menschen. Einen Überblick mit detaillierten Angaben einschließlich Preisen und Bestelladressen finden Sie bei der Hörzeitungsauskunft der ATZ im Internet: www.blindenzeitung.de/ztg

Sport:

Showdown  –  ein neuer Sport erobert Deutschland

Showdown, auch Blindentischtennis oder Tischball genannt, wurde im vergangenen Mai erstmals einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland vorgestellt. Damals veranstaltete der DBSV gemeinsam mit dem Berliner Blinden- und Sehbehindertensportverein den 1. Spree Showdown Cup in Berlin. Einige Monate später war die Showdownplatte beim Louis Braille Festival in Hannover ständig belegt, so dass manche, die den Sport ausprobieren wollten, gar nicht zum Zuge kamen. Mit einem eineinhalbjährigen Projekt möchte der DBSV nun zur Förderung dieser neuen Sportart beitragen und blinden, sehbehinderten und sehenden Sportbegeisterten die Gelegenheit geben, den kleinen rasselnden Ball hin- und hersausen zu lassen.

Die Showdownplatte hat ringsherum eine Bande und an den Schmalseiten jeweils ein halbkreisförmiges Loch: die Tore. Die Tischtennisschläger sind Holzbretter mit einem Griff. Der Ball wird unter einem Mittelbrett in die gegnerische Hälfte geschlagen. Dabei darf er nicht zu hoch springen. Showdown kann man in kürzester Zeit lernen. Der Sport macht sowohl "Profis" als auch Gelegenheitssportlern Spaß.

Der DBSV hat für sein Projekt eine Förderung bei der Aktion Mensch beantragt. Damit sollen ab Februar Organisationen unterstützt werden, die eine Showdownplatte anschaffen wollen. Außerdem sind Schnuppertrainings und Showdown-Seminare in ganz Deutschland geplant. In Turnieren können ehrgeizige Spieler ihre Kräfte messen und 2010 und 2011 einen deutschen Meister ermitteln.

Nähere Informationen beim
DBSV
Torsten Resa
Tel.: 030 / 28 53 87-281
E-Mail: t.resa@dbsv.org oder im
Internet unter www.dbsv.org/infothek/sport

Reiner Delgado
Sozialreferent des DBSV  


Dazu ein Bild: Lässt sich in kürzester Zeit lernen: Showdown begeistert Jung und Alt

Breitensport

Ausschreibung zum 11. EBU-Cup

Kegeln, Luftgewehrschießen, Schach, Skat, Kniffel, Schwimmen und Tischball: Diese Disziplinen stehen auf dem Programm des 11. EBU-Cups, der vom 28. August bis 5. September im Sporthotel Bernrieder Hof in Niederbayern stattfindet. Die internationale Breitensportveranstaltung wird Jahr für Jahr vom DBSV veranstaltet und soll die Integration blinder und sehbehinderter Menschen fördern. Für die Teilnahme ist keine Qualifikation erforderlich. Der Wettstreit wird in lockerer Atmosphäre ausgetragen. Neueinsteiger sind herzlich willkommen! Für etwas trainiertere Teilnehmer besteht die Möglichkeit, das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben. Teilnahmeberechtigt sind alle, die Mitglied in einer europäischen Blinden- und/oder Sehbehindertenorganisation sind oder eine solche Person begleiten.

Nähere Informationen und Anmeldung (nur in schriftlicher Form) bei
Hans-Hugo Ueberberg
Annaberger Str. 37, 53175 Bonn
Tel.: 0 22 25 / 89-224 85 (dienstlich) oder 02 28 / 37 12 92 (privat)
E-Mail: ebu-cup@web.de

(Anmeldeschluss: 30.6.)

Torball

Louis-Braille-Turnier

Anlässlich des Louis-Braille-Jahres fand am 21. November in Wilhelmshaven ein Torballturnier statt. Acht Mannschaften aus Norddeutschland waren der Einladung von Wolfgang Noltemeier gefolgt. Nach dem System "Jeder gegen jeden" wurden 28 Spiele ausgetragen. Zum Favoritenkreis gehörten die Vereine aus Borgsdorf, Braunschweig und Magdeburg. Aber auch die Gastgeber aus Wilhelmshaven hatten bei Heimvorteil gute Chancen auf einen der vorderen Plätze. Der Turnierverlauf war sehr spannend. Erst bei den letzten beiden Spielen klärte sich, wer die Pokale gewinnen würde. Bei der Siegerehrung war Ratsherr Helmut Möhle zu Gast, um die nachstehende Platzierung bekannt zu geben:

    1. Braunschweig
    2. Magdeburg 2
    3. Wilhelmshaven und Borgsdorf
    4. Magdeburg 1
    5. Halle
    6. St. Pauli 1
    7. St. Pauli 2

Zum Abschluss des Wettkampftages wurde angekündigt, dass es auch 2010 wieder ein Louis-Braille-Turnier geben soll, am 20. November in Halle.

Europacup im Torball

Vom 27. bis 30. November wurde in Winterthur (Schweiz) der Europacup für Vereinsmannschaften im Torball ausgetragen. An dem Turnier beteiligten sich die besten europäischen Herren- und Damenteams. Aus Deutschland traten die Herren aus Landshut und bei den Damen die Spielgemeinschaft München/Stuttgart an. Nach einem äußerst spannenden Wettkampf errangen die deutschen Herren den Titel, die Damen landeten auf Platz 6. Die ersten drei Plätze im Überblick:

Herren:

    1. Landshut (Deutschland)
    2. Zürich (Schweiz)
    3. Marseille (Frankreich)

Damen:

    1. Vorarlberg (Österreich)
    2. Waasland (Belgien)
    3. Paris (Frankreich)

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

Kunstprojekt mit allen Sinnen

Blinde Menschen in einem Museum voller Gemälde? Das klingt für viele immer noch ungewöhnlich. Im Museum Frieder Burda in Baden-Baden stand aber genau das auf dem Programm. Bei drei speziellen Führungen durch die Ausstellung "Blauer Reiter" konnten blinde und sehbehinderte Besucher die Gemälde in ihrer Gesamtheit nachvollziehen.

"Wir liegen auf einer Wiese, fühlen die warmen Strahlen der Sonne auf unserer Haut. Wir riechen den herrlichen Duft des Grases, hören das Gezwitscher der Vögel."  –  Gemeinsam mit einer Gruppe von Mitgliedern des Blinden- und Sehbehindertenvereins Südbaden steht Peter Diziol vor dem Gemälde "Jawlensky und Werefkin". Auch wenn die Besucher das auf einer Wiese liegende Paar nicht sehen, so können sie es doch fühlen  –  in ihrer Vorstellung und auch mit den Fingern. Denn dafür hat der Künstler und pensionierte Biochemiker dreidimensionale Modelle aus Holz und Gips angefertigt.

In England wurde Diziol auf die Idee gebracht und wollte sie in seiner Heimatstadt Baden-Baden ausprobieren. In Kooperation mit den Bezirksgruppen Mittelbaden und Breisgau/Freiburg konnte er sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Zu fünf Gemälden stellte Diziol kleine Nachbauten her, bei denen der vordere Bereich gesondert ertastet und dann in den Rest des Bildes eingesetzt werden kann. Die Besucher sind begeistert: "Durch das getrennte Ertasten von Vorder- und Hintergrund kann ich mir ein räumliches Bild machen." Auch die sehbehinderten Teilnehmer hatten die Möglichkeit, die Kunstobjekte mit Lupen und anderen Hilfsmitteln aus nächster Nähe zu betrachten, ohne dass der Sicherheits-Service eingeschritten wäre.

Die Führungen mit allen Sinnen waren eine Premiere im Museum Frieder Burda  –  eine Premiere, die zum Weitermachen und zum Nachahmen ermutigt. Initiator und Besucher jedenfalls sind sich einig: Solche Angebote muss es häufiger geben.

Bayern

BBSB zertifiziert 22 neue Berater

Vom 14. bis 21. November wurde im AURA-Hotel Saulgrub der Seminarblock III zum Beratungszertifikat des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB) durchgeführt. 22 neue Blinden- und Sehbehindertenberater konnten am Ende dieser Fortbildungswoche ihre Urkunden entgegennehmen. Im Jahr 2003 hatte der BBSB sein Fortbildungsangebot für Mitarbeiter, die in der Beratung tätig sind, auf eine neue Grundlage gestellt und den Lehrgang "Beratungszertifikat" entwickelt. Seitdem haben insgesamt 141 Personen die Ausbildung durchlaufen und das Zertifikat erworben. Im Rahmen dieser Qualifizierung werden den Teilnehmern alle für die Beratung erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnisse vermittelt. Der Lehrgang umfasst insgesamt 135 Stunden in drei Seminarblöcken und deckt die folgenden Themenbereiche ab:

  • Basisqualifikation
  • Methoden der Gesprächsführung
  • Psychische Bewältigung der Behinderung
  • Grundzüge des Sozialrechts
  • Blinden- und sehbehindertenspezifische Qualifikationen
  • Ursachen von Erblindung und Sehbehinderung
  • Hilfsmittel und Rehabilitation
  • Dienste und Einrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen
  • Berufliche Teilhabe
  • Geschichte, Struktur und Ziele des BBSB
  • Praxisbezogene Qualifikationen
  • Praxisanleitung mit supervisorischer Begleitung bei Hausbesuchen
  • Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Beratungsgesprächen

Im dritten Seminarblock werteten die Teilnehmer ein Beratungsgespräch aus und fertigten einen schriftlichen Hausbesuchsbericht an. Im persönlichen Abschlussgespräch wurde mit dem neuen Berater auch der empfohlene praktische Einsatz besprochen. Der Zertifizierung folgt nun die Berufung zum Blinden- und Sehbehindertenberater durch den Landesvorstand.

Die Zertifikatslehrgänge werden durch ein vierköpfiges Fortbildungsteam geleitet. Otto Umscheid ist zum Jahresende ausgeschieden. Seine Mitstreiter Max Troppmann, Ludwig Hopfensperger und Annette Diessner werden zukünftig durch Irmgard Badura verstärkt.


Dazu ein Bild: Frisch gebacken: die neuen Blinden- und Sehbehindertenberater des BBSB

Die andere Seite:

Bin ich barrierefrei?

"Barrierefreiheit ist unteilbar." Diesen Satz liebe ich, denn er steht wie ein Fels in der Brandung: unverrückbar, klar und irgendwie für die Ewigkeit. Wer wollte auch dem Grundsatz widersprechen, dass jeder Mensch zu jeder Zeit einen grundsätzlichen Anspruch auf bestmöglichen Abbau von Barrieren hat? Auf der anderen Seite habe ich gerade mit der Unteilbarkeit der Barrierefreiheit in diesen Tagen ein Problem von erheblichem Ausmaß. Sollte es mir nicht gelingen, die sich mir stellende Aufgabe zufrieden stellend zu lösen, droht ein interkultureller Eklat erster Güte.

Dabei hat alles ganz harmlos begonnen. Ein in der Nähe von Köln wohnender Freund hat mich zu einer Karnevalsfeier eingeladen. Vermutlich hat unsere langjährige Verbundenheit ihn dazu bewogen, alle dem Rheinländer angeborenen Warnsignale zu überhören und es einem Westfalen zu erlauben, an den höchsten Riten der rheinischen Kultur teilzuhaben. Im Sinne der Völkerverständigung ist diese Toleranz nicht zu unterschätzen. Möglicherweise betrachtet mein Freund die Einladung auch als eine Art Entwicklungshilfebeitrag.

Natürlich war es wieder einmal meine Frau, die das Problematische an der Situation erkannte. "Als was willst du gehen?", fragte sie neulich und kam dann  –  vermutlich ob meines völlig erstaunten Gesichtsausdrucks  –  mit der Information heraus, dass zu dererlei Veranstaltungen Kostümierung nicht empfohlen, sondern befohlen ist. Und genau an dieser Stelle kommt die unteilbare Barrierefreiheit ins Spiel.

Was ist eine barrierefreie Karnevalsverkleidung? Theoretisch lässt sich das noch recht leicht beantworten: Um barrierefrei zu sein, müssten auch blinde Besucher der Feier in der Lage sein, ohne fremde Hilfe zu erkennen, dass und als was ich mich verkleidet habe. Aber wie lässt sich das realisieren? Die Verkleidung müsste sich anders als auf optische Weise erschließen. "Geh als Camembert", empfahl meine Frau süffisant. Ich will ihr zugute halten, dass sie diesen Vorschlag beim Abendessen äußerte und nicht weiter nachfragen, warum sie ausgerechnet auf eine Käsesorte kam und nicht etwa auf ein Rosenfeld oder eine Schokoladentorte. Immerhin empfahl sie kein Pumakostüm.

Die Idee einer olfaktorischen Kostümierung gefällt mir allerdings gut. Vielleicht sollte ich als Kölschfass gehen. Das wäre einerseits ein deutliches Zugeständnis an meine rheinischen Gastgeber und andererseits nicht zu auffällig, denn mit zunehmender Veranstaltungsdauer werden sich ohnehin alle Teilnehmer geruchstechnisch dieser Verkleidung annähern. Noch lieber wäre mir ein haptisches Kostüm gewesen, zum Beispiel als "Braillebuch" oder "Luftmatratze". Aber das hat meine Frau grundsätzlich abgelehnt. Mann kann nicht alles haben.

Johannes Willenberg
Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen  

Rätsel:

Februar-Rätsel

Gesucht wird jeweils ein Substantiv, das sowohl das Schlusswort des ersten als auch das Anfangswort des zweiten Begriffs ist (1 Punkt = 1 Buchstabe). Bei richtiger Lösung ergeben die Anfangsbuchstaben dieser Brückenwörter den Namen eines Blätterpilzes.

    1. Küchen.......rahmen
    2. Acker....haus
    3. Südsee.....lage
    4. Huf.....bahn
    5. Bier....bruch
    6. Schein...stand
    7. Boden.....horn
    8. Markt.....regen
    9. Presse.........partner
    10. Tee......ente
    11. Garten....könig

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 20. Februar an den
DBSV
Rungestr. 19 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil.

Zu gewinnen sind drei Überraschungspreise.

Lösung des Januar-Rätsels

Ameisenlöwe (Insekt des Jahres 2010)  –  Karausche (Fisch des Jahres 2010)  –  Kormoran (Vogel des Jahres 2010)  –  Laubfrosch  –  Wildente  –  Elefant  –  Antilope  –  Pelikan  –  Murmeltier  –  Riesenkrake

Rätselgewinner 2009

Herzlichen Glückwunsch!

Wer 2009 mitgerätselt hat, landete Ende Dezember im großen Lostopf. Drei Rätselfreunde wurden als Gewinner gezogen und dürfen sich nun über folgende Preise freuen:

    1. Preis: Bodo Rinas, Mittenwalde
      Einjähriges "Spiegel"-Abo auf DAISY, Deutsche Blinden-Bibliothek in der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista)
    2. Preis: Vera Rechenberger, Berlin
      Taktiles Mühle-Brettspiel aus Holz, Barrierefreie Medien, Düren
    3. Preis: Irene Lämmle, Marburg
      "Der Letzte macht das Licht aus", DVD mit Audiodeskription, Deutsche Hörfilm gGmbH

Anzeigen

Private Kleinanzeigen, in denen elektronische Hilfsmittel zum Verkauf angeboten werden, müssen den Zusatz "Privateigentum" enthalten. Anzeigen, die diesen Zusatz nicht enthalten, werden künftig nicht angenommen. Auch dürfen diese Anzeigen nicht unter Chiffre-Nummer geschaltet werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die Redaktion  

Besen, Bürsten und Matten ...

... Flecht- und Webarbeiten bieten in gediegener Ausführung die Blindenwerkstätten. Diese Artikel eignen sich gut als Geschenke.

Der Bundesverband staatlich anerk. Blindenwerkstätten (BsaB)
Kühnsstr. 18, 30559 Hannover
Tel.: 0511 / 51 04-201
www.bdsab.de

oder Ihr Blindenverband nennt Ihnen gerne Bezugsquellen.

PRIVATE KLEINANZEIGEN

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Legen Sie stets das Gewünschte in Ihren Einkaufskorb? Essen Sie, worauf Sie Lust haben? Finden Sie beim Kochen sofort das gewünschte Gewürz? Behalten Sie bei Ihrer CD-Sammlung oder bei den Papieren in Ihren Leitzordnern immer den Überblick? Wie soll das funktionieren? Ganz einfach, mit dem EinkaufsFuchs, dem hilfreichen Heinzelmännchen. Neugierig geworden?

Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

SynPhon GmbH
Tel.: 0 72 50 / 92 95 55
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

Der Blindenhörbuchladen

Hörbücher suchen, finden und bestellen! Der MetaGIS-Blindenhörbuchladen bietet Ihnen dies in einem für Sie optimierten Web-Zugang. Besuchen Sie dazu unsere Internetseite unter: www.blindenhoerbuchladen.de.

Sie können uns auch direkt erreichen unter:
Tel.: 06 21 / 72 73 91 20
Fax: 06 21 / 72 73 91 22 oder über
E-Mail: werner@metagis.de

AASB Maria Seidling

  • Lesesystem Lesephon® USB
    Das Lesephon auf einem USB-MP3-Stick
        400,00 Euro
  • Lesephon® Lesesysteme mit Sprache, Texterkennung, Option Videotext, DAISY-Player, TextToMP3, Editor, Spracheingabe
        ab 2917,00 Euro
  • AUDIOCHARTA Compact Lesesystem
    geschlossenes Vorlesesystem
        ab 3539,22 Euro
  • Braillezeilen, 40/70/80 Module, auch als Kassenmodell
        Preis auf Anfrage
  • Bildschirmlesesysteme
        Preis auf Anfrage
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        ab 1679,34 Euro
  • Angebot: bei Neukauf JAWS: 3 Tage Schulung, 2 Tage zahlen.

Seit dem 11.12.2007 ist die Firma AASB nach DIN ISO 9001 zertifiziert.

AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

IPD

Informationstage der IPD in Hannover  –  Ihrem Partner für hochwertige Kommunikationshilfen für Sehgeschädigte

Wir laden Sie herzlich zu unseren Informationstagen am 26. und 27. Februar 2010 jeweils von 10 bis 17 Uhr ein. Bei einem kleinen Imbiss können Sie sich über unsere Produkte und die Möglichkeiten, die Sie als Blinder oder Sehbehinderter mit modernen Kommunikationsmitteln an Ihrem Arbeitsplatz oder zu Hause haben, beraten lassen.

Wir präsentieren Ihnen die Neuheiten in unserem Produktsortiment:

  • die 12- und 40-stelligen ESYS Braillezeilen mit integrierter Notizfunktion
  • die neue Focus 40 Blue Braillezeile mit Bluetooth zur drahtlosen Nutzung am PC
  • die neuen hochauflösenden Kamerasysteme
  • die elektronische Handlupe Ruby

Natürlich führen wir Ihnen auch gern unsere bewährten Hilfsmittel vor, beispielsweise die Focus Braillezeilen und den Screenreader JAWS, aktuelle Kamerasysteme sowie die Großschriftprogramme MAGic und Zoomtext. Außerdem bieten wir Ihnen im Rahmen der Infotage kostenlose Workshops zu Windows 7 an. Bei Interesse bitten wir Sie um telefonische Anmeldung.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ihr
IPD-Team
Eintrachtweg 19a, 30173 Hannover (Bult)
Tel.: 08 00 / 362 35 13 (kostenfrei aus dem Festnetz), 0 18 02 / 47 34 73 (6 Cent je Anruf)
Fax: 05 11 / 93 63 09 19
www.ipd-hannover.de
E-Mail: post@ipd-hannover.de

Aura-Hotel Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub

  • Kuren
  • Seminare
  • Urlaub

Unser Haus ist ganz auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen eingestellt.

Es erwarten Sie

  • Vielseitiges Gäste- und Freizeitprogramm
  • Assistenz im Restaurant
  • Hallenbad und Sauna
  • Wellness

Fordern Sie unser aktuelles Programm an.

Wir freuen uns auf Sie!

Aura-Hotel
Alte Römerstraße 41-43, 82442 Saulgrub/Obb.
Tel.: 088 45 / 99-0
Fax: 088 45 / 99 121
www.aura-hotel.de
info@aura-hotel.de
Träger: Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V.

Deutscher Hilfsmittelversand

Ihr DAISY-Player geht jetzt online!

Mit dem PLEXTALK PTX1 Pro zur Online-Ausleihe


Der PLEXTALK PTX 1 Pro bietet Ihnen im Vergleich zum PTN2 eine weitere technische Neuerung! Er verfügt zusätzlich über einen Netzwerkanschluss und ermöglicht es Ihnen so, DAISY-Hörbücher schnell und komfortabel von Hörbüchereien, die diesen Service anbieten, herunterzuladen. Und das alles ohne PC! Hinsichtlich der weiteren technischen Ausstattung und der verfügbaren Funktionen ist der PTX 1 Pro vergleichbar mit dem PTN2. Auch der PTX 1 Pro verfügt über SD-Karten-Einschub, USB-Anschluss und CD-Laufwerk. Eine Nummerntastatur erleichtert das Navigieren in komplexen Hörbüchern und wer nur die Standardfunktionen nutzen möchte, kann alle anderen Tasten mit Hilfe einer Abdeckung verdecken. Der PTX 1 Pro ist so ein vielseitiges Gerät mit komfortablen Funktionen und einfach zu bedienen!

Maße des Gerätes: 219 x 170 x 56 mm, Gewicht ca. 1,3 kg. Der PTX1 Pro kostet 465,00 Euro und hat die Bestellnummer 202 0093-1.


Bleekstraße 26, 30559 Hannover
Tel.: (05 11) 9 54 65  –  32
E-Mail: v.vzfb@vzfb.de
www.vzfb.de


Am Schlag 8, 35037 Marburg
Tel.: (0 64 21) 60 60
E-Mail: info@blista.de
www.blista.de

BFW Würzburg

Gratulation!

Emrullah Demir (43), sehbehindert ...

... arbeitet jetzt als Web-Entwickler in der Werbebranche.


Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Fon: 0931 9001-0
E-Mail: info@bfw-wuerzburg.de
www.bfw-wuerzburg.de

RTB

Verena Bentele (27 Jahre, Paralympics-Siegerin Biathlon/Langlauf)  –  Blind und dennoch extrem mobil.

Wir zeigen ihr den richtigen Weg.


Akustik "Berlin"

  • Lautstärkeabhängige Regelung, den Wünschen von Benutzern und Anwohnern entsprechend
  • Optimaler Lärmschutz durch Schallausrichtung gemäß den gängigen Richtlinien

Taster "Berlin"

  • Sensorfläche oder Mechanik
  • Verdeckte Anforderung (z.B. Verlängerung der Grünphase/Zuschaltung des Blindensignals)
  • Vibrationsmodul zur taktilen Signalisierung
  • Variante Pilotton im Taster

Universell einsetzbar

Leichtere behindertengerechte Ausstattung der bestehenden Lichtsignalanlagen


Alle Informationen im Internet:
www.rtb-bl.de
Tel.: + 49 (0) 52 52-97 06  –  0

Hörfilm-Forum

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

Mo, 1.2.10, 22.45 Uhr, RBB
Polizeiruf 110: Doktorspiele
D 2003, Krimi, 89 Min.
Regie: M. Serafini, mit J. Schwarz u.a.

Als der Journalist Leo Preiss überraschend im Krankenhaus stirbt, ist seine Praktikantin sicher, dass ihr Mentor einem Komplott der Ärzte zum Opfer gefallen ist.


Mo, 1.2.10, 23.00 Uhr, NDR
Die Reifeprüfung
USA 1967, Drama, 102 Min.
Regie: Mike Nichols, mit Dustin Hoffman u.a.

Ein Student aus vermögendem Hause wird von einer älteren Frau verführt, verliebt sich aber in deren Tochter, die nach elterlichem Willen einen anderen heiraten soll.


Di/Mi, 2.2.10, 21.45 Uhr, BR
Tatort: Frau Bu lacht
D 1995, Krimi, 90 Min.
Regie: D. Graf, mit U. Wachtveitl, M. Nemec u.a.

Der Konditor Mauritz wird erschossen. Seine thailändische Ehefrau Sita wird zur Haupt-verdächtigen. Sie war vor zwei Jahren vom Eheinstitut "Flügel" vermittelt worden.


Di/Mi, 2.2.10, 1.10 Uhr, ARD
16 Uhr 50 ab Paddington
GB 1961, Krimi, 90 Min.
Regie: G. Pollock, mit M. Rutherford u.a.

Aus dem Fenster ihres Abteils beobachtet Miss Marple, wie in einem vorbeifahrenden Zug eine Frau ermordet wird. Sie alarmiert die Polizei, doch die glaubt ihr kein Wort.


Mi, 3.2.10, 20.15 Uhr, arte
Wie angelt man sich einen Millionär?
USA 1953, Komödie, 95 Min.
Regie: J. Negulesco, mit M. Monroe u.a.

Geld macht nicht glücklich, aber keines zu haben, ist auch nicht angenehm. Deshalb wollen Pola, Loco und Schatze nach Männern mit dicker Brieftasche suchen.


Do, 4.2.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Terror aus dem Jenseits
D 1999, Krimiserie, 55 Min.


So, 7.2.10, 23.45 Uhr, BR
Das Appartement
USA 1960, Komödie, 120 Min.
Regie: Billy Wilder, mit Jack Lemmon u.a.

Der Versicherungsangestellte Buddy hofft Karriere zu machen, indem er seinen Vorgesetzten regelmäßig die eigene Wohnung überlässt, damit diese dort ihren geheimen Liebschaften nachgehen können.


Mo, 8.2.10, 21.00 Uhr, NDR
Tatort: Tiefer Fall
D 2005, Krimi, 90 Min.
Regie: T. Freundner, mit Peter Sodann u.a.

Der achtjährige Tommy wird tot aufgefunden. Die Kommissare Ehrlicher und Kain denken zunächst an ein Sexualdelikt.


Mo, 8.2.10, 22.55 Uhr, MDR
Das Appartement
USA 1960, Komödie, 120 Min.


Mo, 8.2.10, 23.30 Uhr, HR
Die Reifeprüfung


Di, 9.2.10, 20.15 Uhr, 3sat
Der Bär ist los!
D 2000, Kinderfilm, 95 Min.
Regie: Dana Vavrova


Di/Mi, 9.2.10, 0.50 Uhr, ARD
Caché  –  Versteckt


Mi, 10.2.10, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Todesstrafe


Fr, 12.2.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Mitten ins Herz
D 2002, Krimiserie, 55 Min.


Sa/So, 13.2.10, 0.50 Uhr, SF 1
Polizist Wäckerli in Gefahr
Ch 1966, Drama, 90 Min.


So, 14.2.10, 22.10 Uhr, MDR
Harry und Sally
USA 1989, Komödie, 90 Min.
Regie: R. Steiner, mit B. Crystal, M. Ryan u.v.a.

Die angehende Journalismusstudentin Sally nimmt den jungen Juristen Harry in ihrem Auto mit nach New York. Unterwegs macht er Sallly Avancen.


Mo, 15.2.10, 20.10 Uhr, MDR
Ein Herz und eine Seele: Rosenmontagszug
D 1973, Fernsehserie, 45 Min.
Regie: J. Preen, mit Heinz Schubert u.a.

Tetzlaffs wollen bei Alfreds Freund Koslowski Karneval feiern. Else erscheint in grünem Tüll, Rita geht als "süße Maus", nur Alfred hüllt sich in Schweigen über sein Kostüm.


Mi, 17.2.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Annas zweite Chance
D/AT 2009, Drama, 88 Min.


Do, 18.2.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Ziel der Begierde
D 1998, Krimiserie, 55 Min.


Do/Fr, 18.2.10, 0.05 Uhr, HR
Auf der Flucht
F 2003, Drama, 107 Min.
Regie: L. Belvaux, mit O. Muti, C. Frot u.a.

Als dem Terroristen Bruno Le Roux nach 15 Jahren Gefängnis endlich die Flucht gelingt, ist er immer noch der Alte. Seine radikale politische Haltung wurde hinter Gittern gleichsam konserviert.


Fr, 19.2.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Ein schändlicher Plan
D 2001, Krimiserie, 55 Min.


Sa/So, 20.2.10, 0.15 Uhr, ARD
Tod auf dem Nil
GB 1977, Krimi, 134 Min.
Regie: J. Guillermin, mit P. Ustinov, B. Davis u.a.

Der exzentrische Meisterdetektiv Hercule Poirot unternimmt eine Dampferfahrt auf dem Nil. Die Flitterwochen auf dem luxuriösen Schiff enden für die mitreisende Industriellen-Erbin Linnet tödlich.


So, 21.2.10, 13.05 Uhr, 3sat
Andreas Hofer  –  Die Freiheit des Adlers
D/AU 2001, Fernsehfilm, 111 Min.
Regie: X. Schwarzenberger, mit T. Moretti u.a.

Nach der Schlacht von Austerlitz muss Tirol an Napoleon abgetreten werden. Dieser gibt das Land an das verbündete Königreich Bayern weiter.


Mo, 22.2.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Annas zweite Chance


Mo, 22.2.10, 22.05 Uhr, MDR
Heimatgeschichten: Annahme verweigert
D 1999, Familienserie, 45 Min.

Regie: Christa Mühl, mit Anne Kaparik, Andreas Schmidt-Schaller, Edgar Külow, u.a.

Rentner Seidel erbt von seiner Stiefschwester ein hochverschuldetes Anwesen. Er will die Annahme verweigern, da er darin eine späte Rache der Verstorbenen vermutet.


Do, 25.2.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Fahrt zur Hölle
D 1998, Krimiserie, 55 Min.


Sa, 27.2.10, 23.00 Uhr, NDR
Zeugin der Anklage
USA 1957, Drama, 110 Min.
Regie: Billy Wilder, mit Marlene Dietrich, Charles Laughton u.a.



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