Gegenwart Ausgabe 01/2009

"Die Gegenwart" Heft 01/2009

Inhaltsverzeichnis

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Impressum

Editorial

DBSV-Nachrichten:

DBSV rüstet sich für das Superwahljahr

Alle inklusive

Demokratie zum Anfassen

Meldungen

Blindengeldkampf Mecklenburg-Vorpommern

Sitzung des Arbeitskreises Blindenführhundhalter

Tagung der Hilfsmittelberater

Thema: 200 Jahre Louis Braille

200 Jahre und kein bisschen langweilig

Ohne Punkte geht es nicht

Mein Braille  –  sechs persönliche Geschichten

"Mathe war ihr wichtig"

"Inzwischen traue ich mich auch an Romane"

"Man kann im Dunkeln lesen"

Vorlesungsmitschriften

"Was wäre ich ohne die sechs Punkte?"

"Ich werde niemals in Braille denken"

Keine Schrift ohne Regeln

Wie man in der Ferne punktet

Tour de Braille am Start

Meldungen

Punktschriftlesewettbewerb

Braille-Seasons

Braille interaktiv

Kurzschrift in Kürze

Punktschrift für Anfänger

Louis Braille: Sein Leben und Werk

Im Kürze:

Reisen

AURA-Zentrum Bad Meinberg auf den Spuren der USA

"Villa Rochsburg" lädt Literaturfreunde ein

Biblische Reisen

Natur und Sport

Blindenfreizeiten in Österreich

Steiermark barrierefrei

Kultur

Berührung mit dem alten Ägypten

Seminare und Tagungen

Veranstaltungen im Haus Storchennest

English at the office

Auszeichnungen

Ehrung für Sabriye Tenberken

Sport

Ausschreibung zum 10. EBU-Cup

Leserpost:

Schöne neue Verkehrswelt  –  ohne uns

DBSV-Inform:

DBSV-Inform kommt an

Redakteure in der DAISY-Schule

Woche des Sehens:

Kinder sind Zukunft

Internationales:

Zum Auftakt: Europa in fünf Schritten

Beruf:

Allein zum Ziel

Meldungen

Europäischer Wirtschaftsführerschein

Buch-Tipp zum Thema Leben und Arbeiten

Leben:

Stimmen machen Stimmung

Menschen:

"Stimmen können keine Masken tragen"

Verkehr:

Der weiße Stock schützt alle, die ihn brauchen

Aufklärung macht mobil

Medien:

"Blind zu sein, war nie mein Problem"

Bücher

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Slam

Oasen im Alltag

Vom Klassiker zum Ratgeber

Die Historie vom dicken fetten Pfannekuchen

Hörfilme

Die Farben des Paradieses

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

Auszeichnung für "Erlebnisgarten" in Stuttgart

Bayern

Integratives Wohnen in Pfaffenhausen

Nordrhein-Westfalen

Hausgemeinschaften im Ernst-Christoffel-Haus

Die andere Seite:

Zukunft? Klingt gut!

Rätsel

Anzeigen:

Bürsten, Besen und Matten ...

Private Kleinanzeigen

Verkaufe

Partnersuche

Suche

Sonstiges

Gewerbliche Kleinanzeigen

Ein Elefant geht ins Kino.

Legen Sie stets das gewünschte in Ihren Einkaufskorb?

Reisen mit anders-sehn 2009

Windows ohne Maus

AASB Maria Seidling

Der Blindenhörbuchladen

kolless spezialuhren

argon daisy edition

Mehr Unabhängigkeit im Alltag!

Passt!

RTB

Texterkennung mit höchstem Komfort  –  das neue OpenBook 8 ist da!

JAWS-Modul Office 2007  –  noch effizienter geht's nicht!

Handy Tech präsentiert Window-Eyes

Handy Tech: Mobiler Zugang für Alle zu Allem

Hörfilm-Forum

Hörfilm-Sendetermine

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Zum Titelbild:
Louis Braille (1809-1852), Gemälde auf Elfenbein von Lucienne Filippi (1966) nach einem inzwischen verschollenen Porträt vom Totenbett des Erfinders der Punktschrift, Musée Louis Braille, Coupvray


Rückseite:
Phil Hubbe: Blinder Humor
Im Bahnhof. Mit pendelnden weißen Stöcken ertasten zwei gut gelaunte blinde Herren im Gänsemarsch ihren Weg. "Klasse dieses Blindenleitsystem", sagt der, der vorangeht. "Gleich sind wir am Bahnsteig. Ich kann den Zug schon hören." Eine Reisende beobachtet die beiden verwundert vom Bahnsteig aus. Mitten auf den Schienen spazieren sie direkt vor den einfahrenden Zug.
    Bildbeschreibung: Deutsche Hörfilm gGmbH, www.hoerfilm.de



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
63. Jahrgang.


Redaktion: Irene Klein

Redaktionsassistenz: Ilona Nicolai


Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: (0 30) 28 53 87-130
Fax: (0 30) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org (auch für Anzeigen)


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke

Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer)

  • in Punktschrift,
  • in Schwarzschrift und
  • im Internet unter www.dbsv.org (ausgewählte Beiträge)

Die "Gegenwart" ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die von Mitgliedern aller Landesvereine des DBSV kostenfrei bezogen werden kann.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
35 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 40 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

Einzugsermächtigung wird erbeten.


Weitere Informationen beim DBSV-Zeitschriftenverlag,
Petra Wolff
Tel.: (0 30) 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00, Sonderkonto Zeitschriftenverlag
Konto-Nr. 3273301


Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr sind bis Ende September vorzunehmen.


Anzeigenpreise:

Private Kleinanzeigen bis 180 Zeichen kosten 5 Euro, jedes weitere Wort 50 Cent.
Kommerzielle Kleinanzeigen kosten 9 Euro pro Druckzeile.
Für Großanzeigen und Beilagen bitte Preisliste anfordern.

Anzeigenschluss ist jeweils der 1. des Vormonats 1. des Vormonats (für die Januar-Ausgabe der 20.11.).


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola-Film GmbH


Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ja, Sie haben richtig gelesen, gehört oder gefühlt: Die "Gegenwart" heißt noch "Gegenwart". In der Juli/August-Ausgabe hatten wir einen Namenswechsel zum Jahreswechsel angekündigt. Seitdem haben uns aus der Leserschaft zahlreiche Vorschläge erreicht, für die wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchten.

Parallel hat das Projekt DBSV-Inform Fahrt aufgenommen  –  und das sehr viel schneller als erwartet. 13 Landesvereine sind es inzwischen, die ihre Publikationen auf der gemeinsamen DAISY-CD einstellen. Ab 1. Januar 2009 kann die CD von den Mitgliedern aller Landesvereine kostenlos bezogen werden. Kein Wunder, dass die Auflage in rasendem Tempo steigt. All dies ist mit einem erheblichen Koordinationsaufwand verbunden. Der Grund dafür, dass die Umbenennung der "Gegenwart", mit der auch eine inhaltliche und grafische Neugestaltung einhergehen soll, zunächst einmal aufgeschoben werden musste.

Garantiert ohne Aufschub wird am 4. Januar 2009 der 200. Geburtstag von Louis Braille gefeiert, unter anderem in der französischen Botschaft in Berlin, wo die Tour de Braille des DBSV startet. Und die "Gegenwart" feiert mit, pustet den Staub vom französischen Nationalhelden, geht auf die Suche nach sechs ganz persönlichen Braille-Geschichten und fragt, wie man in der Ferne punktet.

Das neue Jahr ist nicht nur das Braille-Jahr, sondern auch ein Superwahljahr. Anlässlich der Europawahl am 7. Juni 2009 will die "Gegenwart" mit einer neuen Serie zu einem besseren Verständnis der EU-Institutionen und ihrer Spielregeln beitragen.

Mit den besten Wünschen für das Neue Jahr

Irene Klein  

DBSV-Nachrichten:

DBSV rüstet sich für das Superwahljahr

Es wird ein Superwahljahr. Und auch sonst wird sich im neuen Jahr viel um die Politik drehen, weil die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen endlich auch in Deutschland ratifiziert wird. Zwei Themen, die die Sitzung des DBSV-Präsidiums am 21. November 2008 prägten. Ein Interview mit Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Krahl.


Herr Krahl, es sieht so aus, als würde die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen jetzt tatsächlich auch in Deutschland ratifiziert werden. Das fordert der DBSV ja schon seit langem. Was wird sich damit für behinderte Menschen in Deutschland verändern?

Hans-Joachim Krahl: Für behinderte Menschen wird sich insofern einiges ändern, als ihre Rechte, die ja in vielen Gesetzen niedergeschrieben sind oder noch zu erkämpfen sind, eine Basis finden und in Staatenrecht umgewandelt werden. Damit bekommen wir auch einen Rechtsanspruch auf die Durchsetzung unserer Rechte. Der DBSV kann seine Rechte als Interessenverband wahrnehmen, indem er die Umsetzung der UN-Konvention in Bundesrecht begleitet und kontrolliert. In der letzten Zeit hat sich die Diskussion um die UN-Konvention sehr auf das Thema Bildung und auf die Begriffe Inklusion und Integration fokussiert. Wir als DBSV wollen sowohl das eine wie auch das andere fördern und damit den Eltern ein Wahlrecht geben, wie sie ihre Kinder beschulen lassen.


Nicht nur in der UN-Konvention, sondern auch im Behindertengleichstellungsgesetz ist der Abbau von Barrieren eine ganz zentrale Forderung. Anfang 2009 soll ein so genanntes Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit entstehen, das der Bund finanziert. Was ist die Idee, die hinter diesem Zentrum steckt?

Als die Gesetzgebung zur Barrierefreiheit in Kraft getreten ist, hat es viele Projekte von unterschiedlichsten Interessengruppen gegeben, die die Barrierefreiheit für ihre Klientel durchsetzen wollten, also nicht nur für blinde und sehbehinderte Menschen, sondern auch für die Gehörlosen usw., so dass es zu einem gewissen Durcheinander gekommen ist. Aus den Lehren dieser Entwicklung ist der Gedanke entstanden, ein zentrales Kompetenzzentrum zu schaffen, wo all diese Ideen zentral beobachtet werden und auch neue Entwicklungen auf die Schiene gesetzt werden. Es geht darum, behinderten Menschen den Zugang zu modernen Medien zu erleichtern, aber auch ganz profane Dinge zu kontrollieren wie die Zugänglichkeit von öffentlichen Gebäuden und dergleichen mehr.


Im Jahr 2009 stehen verschiedenste Wahlen an: mehrere Landtagswahlen, die Bundestagswahl, die Europawahl. Es wird also ein Superwahljahr. Das ist immer der richtige Zeitpunkt, um Politiker mit behindertenpolitischen Forderungen zu konfrontieren. Wie wird der DBSV die Phase des Wahlkampfs nutzen?

Wir müssen unseren Mitgliedern wieder die entsprechenden Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Das heißt, dass jeder eine Wahlschablone bekommt, damit er ohne fremde Hilfe wählen kann. Dazu wird der DBSV in der nächsten Zeit die Verhandlungen mit den Verantwortlichen der einzelnen Wahlen durchführen, im wesentlichen den Vertretern der Bundesregierung. Im Präsidium haben wir uns heute auch sehr intensiv mit inhaltlichen Fragen beschäftigt. Wir werden die Kandidaten der einzelnen Parteien zu ihren Intentionen befragen, wie sie mit sozialpolitischen Themen und insbesondere mit unseren Themen der blinden und sehbehinderten Menschen umgehen. Dafür haben wir einen Weg aufgezeigt, der im einzelnen noch mit den Landesvereinen abgestimmt werden muss. Wir werden zentral ein Schreiben mit einem entsprechenden Fragenkatalog vorbereiten. Für jeden Wahlkreis soll es dann eine Person geben, die diesen Brief an die Kandidaten schickt und die Antworten zur zentralen Auswertung an den DBSV weiterleitet. Ich denke, dass wir so zu sehr aussagekräftigen Ergebnissen kommen und auch wissen werden, wie wir nach der Wahl mit dem jeweiligen Politiker umzugehen haben.


In der heutigen Präsidiumssitzung wurde der Verbandstag des DBSV für Juni 2010 terminiert. Ist damit auch innerhalb des DBSV die heiße Phase des Wahlkampfs angebrochen?

Wir haben gegenüber unseren Mitgliedern nicht unbedingt Versprechungen zu machen. Die Arbeit, die wir als Präsidium leisten, kann von den Mitgliedern entsprechend der Rechenschaftslegung beurteilt werden. Ich denke, dass unsere Arbeit nicht von Verbandstag zu Verbandstag zu sehen ist, sondern dass wir im Gegensatz zu manchen Politikern eine kontinuierliche Arbeit leisten.


In der letzten Zeit hat der DBSV einige Spitzengespräche mit verschiedenen Sozialverbänden geführt, darunter der DPWV (Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband), der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund), der Sozialverband VdK Deutschland. Mit welcher Zielsetzung intensiviert der DBSV diese Kontakte?

Das Präsidium ist sich einig, dass wir Verbündete suchen und finden müssen, um sie je nach Thematik in unsere strategische Arbeit einzubinden. Wir sind in diesen Gesprächen sehr viel weiter gekommen und haben es auch geschafft, mit dem DGB, also der Spitzengewerkschaft, ins Gespräch zu kommen. Das ist aus unserer Sicht ein erhebliches Pfund, mit dem wir wuchern können, zumal gerade der DGB im Blindengeldkampf in Niedersachsen sich sehr für uns eingesetzt hat. Ich denke, dieser Kampf wäre ohne die Unterstützung der Gewerkschaften nicht ganz so erfolgreich gelaufen.


Herr Krahl, Sie sind bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) Mitglied im Beratenden Ausschuss für die Belange Schwerbehinderter. Beim DBSV-Verwaltungsrat im Frühjahr war Frank-Jürgen Weise, der Vorstandvorsitzende der BA, zu Gast und musste sich durchaus kritische Worte zur Situation blinder und sehbehinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt gefallen lassen. Welche Folgen hatte dieser Besuch von Herrn Weise?

Dieser Besuch und die Diskussion mit Herrn Weise hat in der BA doch erheblichen Wirbel verursacht. Es ist seitdem sehr viel Arbeit geleistet worden, das konnten wir im Beratenden Ausschuss beobachten. Die gemeinsamen Aktivitäten von DBSV, DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf) und uns im Beratenden Ausschuss haben dazu geführt, dass es für arbeitssuchende Akademiker und Hochschulabsolventen, die blind oder sehbehindert sind, wieder eine zentrale Vermittlungsstelle geben wird. Es wird sich nicht ganz so gestalten, wie es in der Vergangenheit war. Die Betreuung dieser Klientel erfolgt in der Fläche durch die zuständigen Argen (Arbeitsgemeinschaften), die BA oder die optierenden Kommunen. Aber die Vermittlung wird wieder durch die ZAV (zentrale Arbeitsvermittlung für schwerbehinderte Akademiker) erfolgen. Das ist ein großer Meilenstein, den wir in diesem Jahr erreicht haben.


Ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses Gespräch.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf der DAISY- und Kassettenausgabe der "Gegenwart")


Dazu Bild: "Im Gegensatz zu manchen Politikern leisten wir im DBSV-Präsidium eine kontinuierliche Arbeit." Hans-Joachim Krahl, Mitglied des DBSV-Präsidiums.

Alle inklusive

Bundesbehindertenbeauftragte lädt zu Tagungsreihe über UN-Konvention ein


In der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verpflichten sich die Vertragsstaaten zu weitreichenden Rechten für behinderte Menschen. Sobald die Konvention nach der Ratifizierung auch in Deutschland geltendes Recht ist, hat die Politik die Aufgabe, die Forderungen der Konvention umzusetzen. Um diesen Prozess zu begleiten, hat die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Karin Evers-Meyer, verschiedene Behindertenverbände dazu eingeladen, acht Fachtagungen zur Konvention zu gestalten. Dabei stehen folgende Themen auf dem Programm:

  • Bildung: 29. Januar 2009, Berlin
  • Gesundheit: 12. Februar 2009, München
  • Gleichstellung/Antidiskriminierung: 20. Februar 2009, Chemnitz
  • Freiheit, Schutz, Sicherheit: 25. Februar 2009, Osnabrück
  • Rehabilitation, Erwerbsarbeit: 27. Februar 2009, Düsseldorf
  • Frauen: 9. März 2009, Frankfurt
  • Barrierefreiheit: 18. März 2009, Mainz
  • Selbstbestimmtes Leben, soziale Sicherung: 28. März 2009, Kiel

Die eröffnende Tagung zum Thema Bildung im Kleisthaus in Berlin wird vom DBSV gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Selbstbestimmt Leben, dem Deutschen Gehörlosenbund und der BAG gemeinsam Leben, gemeinsam Lernen, ausgerichtet. Die UN-Konvention verpflichtet die Vertragsstaaten zu einem inklusiven Bildungssystem. Demnach sollen sich alle Schulen so entwickeln, dass auch behinderte Schüler die notwendige Unterstützung erhalten, um sich mit ihren Fähigkeiten voll entfalten und tatsächlich an der Gesellschaft teilhaben zu können. Für Menschen mit Sinnesbehinderung soll dies im bestmöglichen Umfeld geschehen.

Diese Vorgaben stellen für Deutschland eine Herausforderung dar, denn bislang wird Bildung für Schüler mit Behinderung noch nicht mit der nötigen Qualität und mit ausreichend ausgebildeten Lehrern angeboten. Von den knapp 500.000 behinderten Schülern werden weniger als 16 Prozent an allgemeinen Schulen unterrichtet. Auf der Berliner Fachtagung soll herausgearbeitet werden, welcher gesetzgeberische und politische Handlungsbedarf auf Bundes- und Länderebene besteht, um die Anforderungen im Bildungsbereich zu erfüllen.

Reiner Delgado  
Sozialreferent des DBSV  

Demokratie zum Anfassen

Neues Tastmodell im Berliner Reichstag eingeweiht


In einer Feierstunde am 12. November 2008 hat Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (CSU) im Berliner Reichstag ein neues Tastmodell der Öffentlichkeit übergeben. Nach einem Gebäude- und einem Umgebungsmodell, die beide im Frühjahr 2007 fertig gestellt wurden, können sich blinde und sehbehinderte Besucher anhand eines Querschnittsmodells nun auch eine konkrete Vorstellung vom Plenarsaal und von der Kuppel des Reichstags machen. In enger Abstimmung mit Vertretern des DBSV wurden alle drei Modelle von Studierenden der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Burkhard Lüdtke und Annette Müller, Fachbereich Architektur Modellbau, realisiert.

"Wir freuen uns sehr, dass mit dem Schnittrelief auch das Innere des Reichstags ertastbar wird", sagte Reiner Delgado, Sozialreferent des DBSV. "So wie die sehenden Besucher von der Kuppel aus in den Plenarsaal hineinschauen können, so können jetzt auch blinde und sehbehinderte Menschen über ihre Abgeordneten wachen. Es hat zwar seine Zeit gedauert, aber am Ende zählt für uns vor allem, dass die Politik gehalten hat, was sie versprochen hat, und dass unsere Vorstellungen ernst genommen wurden."

Das Projekt war auf Initiative der Bundestagsabgeordneten Dagmar Freitag (SPD) zustande gekommen. Als sie Bürger aus ihrem Wahlkreis nach Berlin eingeladen hatte, zeigte sich beim Besuch des Reichstags, wie schwierig es ist, blinden Gästen das Aussehen des Gebäudes zu erklären. So kam die Idee auf, mehrere Modelle zu erstellen. Und der Deutsche Bundestag tut noch mehr in Sachen Barrierefreiheit. Künftig soll es in der Kuppel des Reichstagsgebäudes Hörführungen per Audioguide geben. Auch bei diesem Projekt wird der DBSV mit von der Partie sein.

Die drei Tastmodelle sind auf der Plenarsaalebene ausgestellt und können im Rahmen von Gruppenführungen besichtigt werden, die möglichst langfristig gebucht werden sollten.

Nähere Informationen und Buchungen beim
Besucherdienst des Bundestages
Tel.: 030/227-321 52
Fax: 030/227-300 27
E-Mail: besucherdienst@bundestag.de

Irene Klein  


Dazu Bild: Gläserne Architektur fassbar machen: das Querschnittsmodell vom Reichstag

Meldungen

Blindengeldkampf Mecklenburg-Vorpommern

Eine Runde weiter: Nachdem der Gesetzentwurf für die Kürzung des Landesblindengeldes in die Ausschüsse verwiesen wurde, finden am 14. Januar 2009 die Anhörungen statt. Der Blinden- und Sehbehindertenverein Mecklenburg-Vorpommern (BSVMV) hat mit der Einladung einen umfangreichen Fragenkatalog erhalten. In zahlreichen Gesprächen auf politischer Ebene und mit öffentlichen Aktionen konnte der BSVMV jede Menge Druck aufbauen. Damit ist der Fahrplan der Landesregierung schon einmal ins Stocken geraten. Die zweite Lesung im Landtag ist nun auf den 4. März 2009 terminiert.

Sitzung des Arbeitskreises Blindenführhundhalter

Der Arbeitskreis Blindenführhundhalter im DBSV tagt vom 6. bis 8. März 2009 in Petersberg bei Fulda. Themen der Sitzung sind unter anderem Qualitätskontrollen bei der Führhundausbildung auch auf europäischer Ebene, die Bewilligungspraxis der Leistungsträger für das Hilfsmittel Führhund und der im vergangenen Jahr eingeführte Führhundausweis.

Nähere Informationen bei
Renate Kokartis
Leiterin des Arbeitskreises Blindenführhundhalter
Tel.: 0 41 03 / 38 64
E-Mail: renate@kokartis.com

Tagung der Hilfsmittelberater

Der DBSV lädt alle Hilfsmittelberater seiner Landesvereine zur jährlichen Arbeitstagung ein, diesmal vom 26. bis 29. März 2009 ins AURA-Hotel "Ostseeperlen" in Boltenhagen. Auf dem Programm stehen Themen wie die Versorgungssituation nach der Gesundheitsreform, rechtliche Ansprüche nach dem Sozialgesetzbuch, Neuigkeiten vom Hilfsmittelmarkt und die Gesprächsführung in der Beratungssituation.

Anmeldungen nur per Anmeldeformular an die
Geschäftsstelle des DBSV
Anita Zucker
Fax: 030/28 53 87-200
E-Mail: a.zucker@dbsv.org
(Anmeldeschluss: 15. Januar 2009)

Thema: 200 Jahre Louis Braille

Am 4. Januar 2009 wird weltweit der 200. Geburtstag von Louis Braille gefeiert, unter anderem in der französischen Botschaft in Berlin, wo der Startschuss für die Tour de Braille des DBSV fällt. Als kleines Kind erblindet, erfindet Braille mit 16 Jahren die Punktschrift, die er wenig später als Lehrer am Pariser Blindeninstitut unterrichtet. Doch die Zeit ist noch nicht reif: Nach einem Direktorenwechsel wird die Punktschrift verboten, Brailles Bücher werden verbrannt. Erst nach seinem frühen Tod im Jahr 1852 können die sechs Punkte ihren Siegeszug rund um die Welt antreten.

Die Brailleschrift ist heute genauso aktuell wie zu Zeiten ihrer Erfindung. Sie ermöglicht blinden Menschen den Zugang zu Bildung, bringt ihnen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Das betont nicht nur DBSV-Präsidentin Renate Reymann im aktuellen Themenschwerpunkt der "Gegenwart". Das stellen auch Simone und Anne fest  –  und zwar mit einiger Verwunderung, denn sie hatten nicht gedacht, dass ein Referat über Louis Braille so spannend werden könnte. Ihre Geschichte pustet den Staub vom französischen Nationalhelden. In sechs weiteren Geschichten, ebenso kurz wie persönlich, erzählen sechs Menschen Erlebtes, Gefühltes und Gedachtes zum Thema Braille.

Zurück zur Tour de Braille: 200 Punktschriftlesungen sind geplant, die im Jubiläumsjahr für jede Menge Öffentlichkeit sorgen werden. Und man kann sicher sein, dass die Lesungen zu Ehren von Louis Braille nicht an den Landesgrenzen Halt machen. Denn seine Schrift liegt weltweit unter den Fingern blinder Menschen  –  auch in Russland, Israel, Ägypten, China oder Japan.

200 Jahre und kein bisschen langweilig

Simone muss ein Referat über Louis Braille schreiben. Ihre Freundin Anne spricht von "Höchststrafe". Doch dann fangen die beiden Feuer. Eine etwas andere Annäherung an den Erfinder der Punktschrift.


"Was machst du denn noch hier?", fragte Anne ihre Freundin und ließ sich geräuschvoll auf einen Stuhl fallen. "Lesen", antwortete Simone knapp. "Sag bloß", bemerkte Anne leicht missmutig, "was für ein ungewöhnlicher Zeitvertreib in einer Bücherei."  –  "Was?", fragte Simone und sah nun doch von ihrem Buch auf. "Kommst du mit ins Kino?", nutzte Anne die gewonnene Aufmerksamkeit. "Geht nicht", schüttelte Simone den Kopf und machte dabei einen ziemlich leidenden Eindruck. "Schneider hat mir ein Referat über Louis Braille aufs Auge gedrückt."  –  "Oh Gott", stöhnte Anne, "das ist die Höchststrafe." Schneider gehörte bekanntermaßen zu den Lehrern, denen irgendwie immer ein Thema einfiel, das noch langweiliger zu sein schien als das langweiligste, das man bislang von ihm bekommen hatte. Und Louis Braille war wirklich schon von Generationen von Schülern bis zur völligen Blutleere ausgequetscht worden.

"Schreib", sagte Anne und drückte Simone einen Stift in die Hand. "1809 in Coupvray östlich von Paris geboren, mit drei Jahren erblindet, mit zehn zur Blindenschule nach Paris gekommen. 1825 hat er die Blindenschrift erfunden. 1852 ist er gestorben, irgendwas mit der Lunge, glaube ich. Hast du das?"  –  "So weit war ich auch schon, aber woher weißt du das?", fragte Simone, die auf diesen Wissensausbruch ihrer Freundin nicht gefasst gewesen war. "Keine Ahnung, hab ich mal irgendwo gelesen", erwiderte Anne. "Aber jetzt komm, der Film fängt um 7 Uhr an und ich will vorher noch einen Döner."

"Wie das wohl ist", überlegte Simone laut. "Wie das sein soll? Super natürlich. Wir haben diesen neuen Laden entdeckt, direkt neben dem Billardcafé. Ich schwör dir, die haben den besten Döner westlich von Istanbul." Annes Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass sie mit großer Vorfreude dem kulinarischen Ereignis entgegensah. "Ich meine, wie das wohl ist, wenn so ein Dreijähriger plötzlich blind wird?"  –  "Also, ehrlich", stöhnte Anne, "manchmal mache ich mir Sorgen um dich. Wie das sein soll? Beschissen natürlich. Oder was denkst du?"  –  "Braille hatte drei Geschwister, wusstest du das?", fragte Simone. "Zwei Schwestern und einen Bruder, und er war das Nesthäkchen. Ich habe auch einen Bruder, der zehn Jahre jünger ist. Wenn ich mir vorstelle, der wäre mit drei Jahren blind geworden. Dass muss so eine Familie doch umhauen."  –  "Klar", antwortete Anne, "das war für alle der Hammer. Aber wie ist das noch mal passiert? Irgendein ätzender Unfall, oder?"  –  "Er hat in der Werkstatt seines Vaters mit einem Messer gespielt und sich ins Auge gestochen", erklärte Simone. "Die Augen haben sich entzündet und mussten entfernt werden. Penicillin gab es ja noch nicht.  –  Wie oft hat sich Braille senior wohl gefragt, warum er das Messer nicht weggeräumt hat?"  –  "So etwas passiert jeden Tag irgendwo, da machst du nichts dran", warf Anne ein. "Das macht es aber auch nicht leichter", sagte Simone. "Nee", stimmte Anne zu, "seine Eltern waren garantiert am Ende."

"Aber sie haben ihn wenigstens nicht auch noch aus schlechtem Gewissen solange verhätschelt, bis er völlig matschig wurde", aus Simones Stimme sprach Bewunderung. "Sie haben ihn auf die Dorfschule geschickt, zusammen mit sehenden Kindern."  –  "Das finde ich irgendwie stark", fiel ihr Anne ins Wort. "Das Ganze ist 200 Jahre her. Dass behinderte Kinder da überhaupt zur Schule gehen durften. Fragt sich nur, was er da gelernt hat."  –  "Zumindest, dass es doof ist, wenn man nicht lesen kann", vermutete Simone. "Wahrscheinlich haben ihn seine Eltern deshalb doch noch auf die Blindenschule nach Paris geschickt. Die gab es schon. Und da hat er dann mit 16 Jahren ein System erarbeitet, mit dem Blinde Schrift ertasten können."  –  "Der alte Schneider wird stolz auf dich sein", sagte Anne und klopfte ihrer Freundin im Aufstehen spielerisch auf die Schulter. "Komm, ich hab Hunger."

"Eigentlich hat er die Schrift gar nicht erfunden", meinte Simone zaghaft und stand ebenfalls auf. "Und schon hast du es dir mit Schneiderchen wieder verscherzt", tadelte Anne sie, sah sie dabei aber fragend an. "Wieso meinst du, Braille hat die Schrift nicht erfunden?"  –  "Na ja", sagte Simone, "es gab schon so etwas Ähnliches, die Écriture nocturne. Die hatte ein französischer Offizier für die Armee erfunden, damit die Soldaten nachts Befehle lesen konnten. Der Mann hieß Nicolas Barbier und hat seine Schrift auch Blinden gezeigt. Unser Louis fand sie aber zu umständlich und zu platzraubend, deshalb hat er sie so stark verändert, dass es eigentlich eine neue Schrift war.""Na, da wird der kleine Louis ja der große Schulheld gewesen sein", ging es Anne durch den Kopf. "Er nimmt diese Schrift, die ursprünglich dazu gedacht war, das Töten von Menschen im Krieg zu erleichtern und entwickelt daraus mir nichts, dir nichts etwas, was die Lebensqualität von vielen tausend Menschen auf der ganzen Welt völlig verändert."

Für Annes Verhältnisse war das eine außergewöhnlich lange und engagierte Ansprache und sie musste erst einmal tief Luft holen. "So mir nichts, dir nichts auch wieder nicht", merkte Simone deshalb an. "Die Entwicklung der Punktschrift dauerte nur ein Jahr, das stimmt, aber selbst als Louis 1852 starb, hatte sich die Brailleschrift noch nicht durchgesetzt. Sogar an der Schule, an der er als Erwachsener unterrichtete, versuchte der konservative Direktor, die Punktschrift zu unterdrücken."  –  "Den würde ich an deiner Stelle im Referat beim Schneider lieber weglassen", überlegte Anne mit großem Gespür für das Praktische. "Der ist ganz sicher mit ihm verwandt". Simone kicherte. "Aber was können Blindenlehrer gegen Blindenschrift haben?", fragte Anne verwirrt und mutmaßte: "Vielleicht dass ihre Schüler sich mit einer eigenen Schrift noch weiter von den Sehenden entfernen?" Damit hatte sie tatsächlich einen Haupteinwand der damaligen Lehrerschaft benannt. Sie fanden, die erhabene lateinische Schrift stelle wenigstens ein Bindeglied zwischen sehenden und blinden Menschen dar, auch wenn sie für die blinden Schüler schwieriger zu nutzen war. "Stimmt ja sogar", war Anne von ihrem eigenen Gedanken begeistert. "Wenn ein blinder Schüler Brailles Punktschrift lernte, konnte er damit keine Briefe nach Hause schreiben. Dort konnte ja niemand die Schrift lesen." "Richtig, du Schlauberger", sagte Simone und nahm das Buch vom Tisch. "Deshalb hat Braille später auch noch eine Punktschrift erfunden, bei der lateinische Buchstaben in Punkten dargestellt werden. Die konnten Blinde mit den Fingern und Sehende mit den Augen lesen. Sie hieß 'Raphigraphie'."  –  "Davon habe ich ja noch nie etwas gehört", warf Anne ein. "Sie hat auch nie wirklich eine Rolle gespielt, weil kurze Zeit später die ersten funktionierenden Schreibmaschinen entwickelt wurden. Damit konnten Blinde perfekt Schwarzschrift schreiben und eine Punktschrift für lateinische Buchstaben wurde überflüssig."

"Und jetzt wird die ganze Blindenschrift überflüssig", meinte Anne, nahm ihrer Freundin das Buch aus der Hand und stellte es ins Regal. Plötzlich stutzte sie. "Vielleicht bist du die Letzte in einer jahrtausendealten Reihe von Schneider-Schülern, die ein Referat über Louis Braille hält."  –  "Wie kommst du denn darauf?", wollte Simone wissen. "Na ja", meinte Anne nachdenklich, "wenn es jetzt Hörbücher, Diktiergeräte und sprechende Computer gibt, dann wird Punktschrift wohl nicht mehr gebraucht. Wer interessiert sich dann noch für Louis Braille? Nicht mal der alte Schneider."  –  "Auf keinen Fall", protestierte Simone, "vielleicht werden die Menschen keine ganzen Bücher mehr in Punktschrift lesen, aber stell dir vor, du wärst blind und willst dich morgens anziehen. Woher weißt du, ob das T-Shirt, dass du in der Hand hast, rot oder grün ist?"  –  "Das weiß ich, weil ich die roten T-Shirts immer links ins Fach lege und die grünen immer rechts", behauptete Anne. Simone musste lachen: "Hallo? Dreiviertel deiner T-Shirts liegen überhaupt nicht im Schrank, sondern auf dem Fußboden."  –  "Stimmt", gab Anne zu, "aber wenn ich blind wäre, dann würde ich ordentlicher sein."  –  "Weil unser Körper beim Versagen der Augen das geheimnisvolle Ordentlichkeitsenzym 'Räumonase' produziert?", spann Simone die Versprechungen ihrer Freundin weiter. "Gut, vielleicht nicht", gestand ihr Anne zu. "Aber was hat das alles mit Louis Braille zu tun?"

Darüber hatte Simone gerade nachgedacht, als Anne in die Bibliothek kam. "Viele blinde Menschen helfen sich beim Identifizieren von Dingen mit kleinen Aufklebern oder Einnähern mit Punktschrift. So können sie lesen, welche Farbe ein T-Shirt hat oder ob ein Behälter Salz oder Zucker enthält. Da hilft weder der CD-Player noch irgendeine Sprachausgabe weiter. Außerdem gibt es auch noch eine Notenpunktschrift von Braille, nach der Musiker in aller Welt spielen." "Weißt du, was ich cool finde?", fragte Anne und steuerte auf den Ausgang zu, "dass unser Louis 200 Jahre alt wird und immer noch gebraucht wird. Da hat der alte Schneider dir doch tatsächlich ein Referatsthema gegeben, das gar nicht so langweilig ist wie sonst." Und weil sie damit zum dritten Mal Recht hatte, hatte sie sich ihren Döner redlich verdient.

Johannes Willenberg  
Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen  


Dazu Bild: Heute ein Museum: Louis Brailles Geburtshaus in Coupvray bei Paris

Ohne Punkte geht es nicht

Warum DBSV-Präsidentin Renate Reymann nicht mehr auf die Brailleschrift verzichten möchte  –  nicht persönlich und nach der langen erfolgreichen Tradition dieser Schrift auch nicht für alle blinden Menschen.


In meinem Leben war es bis vor zehn Jahren selbstverständlich, Informationen durch Schwarzschrift aufzunehmen: Lebensmittelverpackungen, Busfahrpläne, die Beschriftung auf der Musikanlage und natürlich Zeitungen und Bücher. Doch meine Sehfähigkeit lässt aufgrund einer fortschreitenden Augenerkrankung immer mehr nach und ich muss mich zunehmend daran gewöhnen, Punktschrift zu benutzen. Allerdings muss ich noch immer in vielen Bereichen darauf verzichten. Weder im Supermarkt noch auf meinen Haushaltsgeräten finde ich Punktschrift vor, im öffentlichen Raum schon gar nicht und das Angebot an Zeitschriften und Büchern ist im Vergleich zu dem, was Sehenden zur Verfügung steht, verschwindend gering.

Natürlich gibt es auch positive Beispiele: Immer mehr Bahnhöfe weisen uns durch die Brailleschrift am Treppengeländer den Weg zum richtigen Gleis oder zum Taxistand. Medikamente sind in Braille beschriftet und die Punktschriftverlage bieten jedes Jahr eine Menge neuer Bücher an. In Beruf und Freizeit hilft die Braillezeile, schnell und zuverlässig den Computer zu bedienen. Das alles ist auch ein Verdienst des DBSV, der sich zusammen mit seinen Mitglieds- und Partnerverbänden für die Verbreitung der Brailleschrift stark macht.

Damit könnte ich zufrieden zum Punktschriftbuch greifen, wenn nicht die skeptischen Fragen wären: Brauchen wir mit unseren komfortablen Audioformaten im DAISY- und MP3-Player, im Computer und auf dem Handy eigentlich noch die Punktschrift? Müssen wir erblindeten Senioren und Kindern heute noch mit den sechs Punkten kommen? Ich sage: Ja, auf jeden Fall!

Als Louis Braille die geniale Sechs-Punkte-Schrift erfand, gab er blinden Menschen eine Kulturtechnik unter die Hände, die ihnen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit brachte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Selber lesen geht oft schneller und ist intensiver, als einer vorlesenden Stimme zu lauschen. Wie viel einfacher ist es, Telefonnummern abzulesen, statt vom Diktiergerät abzuhören oder Gewürze an der selbst angebrachten Aufschrift zu erkennen, statt mit aufwändigen technischen Hilfsmitteln am Herd zu hantieren. Für blinde Menschen ist die Tätigkeit an Computerarbeitsplätzen ohne Brailleschrift kaum denkbar. Allein für den beruflichen Erfolg ist die Punktschrift unerlässlich.

Darum ist es mir so wichtig, dass der DBSV den Einsatz der Punktschrift in allen gesellschaftlichen Bereichen auch künftig fördert. Mit der Tour de Braille wollen wir zum 200. Geburtstag von Louis Braille ein klares Zeichen setzen. Der DBSV arbeitet eng mit den Punktschriftverlagen zusammen und setzt sich an vielen Stellen für die Verwendung der Brailleschrift ein. Er wirbt für das Recht blinder Kinder, Brailleschrift in der Schule zu lernen, was qualifizierte und engagierte Lehrkräfte voraussetzt. Er motiviert blinde Menschen in jedem Lebensalter, die Punktschrift zu erlernen. Nicht nur für die eigene Rechtschreibung ist sie unerlässlich, sondern auch für neue Lerninhalte, die sich unter den Fingern besser einprägen.

Gehörte Texte haben damit keinen geringeren Stellenwert. Sprachausgaben am Computer, Handy und vielen anderen Geräten sind für Menschen mit Seheinschränkung eine große Hilfe. Und viele blinde Menschen, die keine Brailleschrift lesen können, genießen Hörbücher und informieren sich über DAISY-Zeitschriften. Das Angebot ist groß und verbessert die Informationsversorgung. DAISY und Braille ergänzen sich wunderbar, sie sind sozusagen Bruder und Schwester. Sie haben ihre jeweils eigenen Eigenschaften, aber sie gehören unbedingt zusammen. Ich brauche täglich beide für den Zugang zu Informationen, zur Orientierung, für die Selbstständigkeit und nicht zuletzt für meine Leselust.

Renate Reymann  
Präsidentin des DBSV  


Dazu Bild: Macht sich für die Punktschrift stark: DBSV-Präsidentin Renate Reymann

Mein Braille  –  sechs persönliche Geschichten

Wer hat sie nicht, seine ganz eigene Geschichte, seine ganz eigene Beziehung zur Punktschrift? Sechs Menschen  –  ob jung oder alt, ob geburtsblind oder späterblindet  –  schreiben über die sechs Punkte.

"Mathe war ihr wichtig"

Kathrin wurde mir zur Förderung angekündigt als eine Schülerin, die nur die Mathepunktschrift lernen wolle. Sie war Schülerin am Gymnasium und ihr Sehrest hatte sich verschlechtert. Sie war jedoch nicht blind  –  noch nicht, und der Gedanke schien ihr Angst zu machen. Es reißt sich ja niemand darum. Aber in Mathe ging es nicht mehr und Mathe war ihr wichtig.

Also fing ich mit ihr an; nur die Mathematikpunktschrift. Das ging gut, so gut, dass sie die Angst vor der Punktschrift über Bord warf. Sie lernte gleich noch die Vollschrift und weil das noch nicht reichte, lernte sie auch noch die Blindenkurzschrift. Und weil es ja auch eine englische Blindenkurzschrift gibt, lernte sie die auch noch. Dabei hatten wir beide viel Freude miteinander, weil Lernen auch Freude machen kann.

Ihr großes Hobby waren Pferde. Also schrieb sie eine Pferdegeschichte  –  ich glaube, sie nannte es sogar einen Roman. Und den durfte ich als einer der Ersten lesen.

Gerhard Bacigalupo (67)  
unterrichtet Punktschrift an der Johann-August-Zeune-Schule für Blinde in Berlin und für das Berliner Blindenhilfswerk. 
 Er erblindete im Alter von 26 Jahren an einer Netzhautablösung.

"Inzwischen traue ich mich auch an Romane"

Wie konnte ich nur denken, dass ich mit 62 Jahren noch die Kurzschrift erlernen könnte? Der erste Kurs war ja leicht. Die Vollschrift hatte ich mir vorher bereits selbst beigebracht und genoss die Wiederholung im Kreise netter Mitschüler. Der zweite Kurs erforderte schon viel mehr Konzentration. Aber nun der dritte Kurs  –  da prasselt es nur so auf uns ein: zweiformige Kürzungen, Komma-Kürzungen, Vor- und Nachsilben. Ich behalte nichts mehr und habe quälende Kopfweh. Ob ich die Kursreihe abbreche?

Sechs Monate später: In der langen Sommerpause habe ich fleißig gelernt. Für meinen Mann hatte ich eine Liste der Kürzungen in Schwarzschrift getippt und er hat mich abgefragt  –  auf der Terrasse, während langer Bahnfahrten, in Wartezimmern. Nun lernen wir im vierten und fünften Kurs die praktische Anwendung und das macht wieder sehr viel Spaß.

Zwei Jahre später im Herbst 2008: Ich bin in Übung geblieben und traue mich inzwischen auch an Romane, allerdings leichte, unterhaltsame. Ich pflege zwei Brieffreundschaften und schreibe auch sonst mal an Leute, die die Punktschrift beherrschen, anstatt zu telefonieren. Ich notiere mir die Tagesordnung, wenn ich eine Versammlung zu leiten habe. Vor einem Arztbesuch mache ich mir Notizen, damit sich mein Mann und der Arzt nicht über meinen Kopf hinweg unterhalten. Und immer wieder bin ich begeistert, wenn ich ein langes Wort auf drei oder vier Zeichen kürzen kann.

Birgit Below (64),  
Bezirksgruppenleiterin Lübeck im Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein,
erblindete im Alter von 38 Jahren an einer Netzhautablösung.
Vor zwei Jahren besuchte sie den fünfwöchigen Punktschriftkurs des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Mecklenburg-Vorpommern in Boltenhagen.

"Man kann im Dunkeln lesen"

Ich finde die Blindenschrift toll, weil man damit als Blinder genauso was lernen kann wie Sehende. Besonders die Kurzschrift ist super. Da kann man viel schneller schreiben als jemand, der sieht. Als ich die Punktschrift gelernt habe, war es für meine Familie wie eine Geheimschrift. Sie meinten, man müsse ja wohl ziemlich klug sein, um so was überhaupt zu lernen, und mein älterer Bruder war ein bisschen neidisch, dass ich das so schnell kapiert habe. Ich fand es aber überhaupt nicht so schwierig.

Wenn man als Blinder die Blindenschrift gut kann, ist das auf jeden Fall ein großer Vorteil, denn man kann im Dunkeln lesen und viel schneller schreiben als andere. Toll finde ich auch, dass es die Blindenschrift schon so lange gibt und dass sie nicht erst vor ein paar Jahren erfunden wurde. So haben schon ganz viele Blinde bei uns was lernen können und wurden nicht versteckt wie in anderen Ländern.

Dave Janischak (12)  
besucht das Gymnasium der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) in Marburg, ist begeisterter Punktschriftleser und schreibt eigene Geschichten.  
Er erblindete mit drei Jahren in Folge einer Netzhautablösung.

Vorlesungsmitschriften

"Oh, ich setze mich besser nicht neben dich", sagt sie und ist verschwunden. Die ganze Sitzreihe wackelt, wenn ich mir Notizen mache. "Da wissen wir immer, dass du da bist", meinen die Kommilitonen. Dass die mich so kontrollieren können, finde ich nicht gerade erbaulich. Am Anfang war der ganze Hörsaal geschockt, wenn ich mit den sechs Tasten loslegte. Später erklärten mir einige, dass es schon ziemlich nerve, wenn sie gerade an einem Problem brüteten und ich zu schreiben begann. Die wahren Experten können mit einer Tafel sticheln. Da rattert es nicht, sondern knackt nur ganz leise, wie am Lagerfeuer. Mir als Späterblindetem ist das nichts, ich hab's versucht, ehrlich!

Es ist eine Herausforderung, die vielen Symbole eines Informatikstudiums mit den Pünktchen darzustellen. Ich denke mir Schreibweisen aus, die ja nur ich wieder lesen muss. Blöd, wenn der Mensch vorne an der Tafel seinen Vortrag mit Äußerungen würzt wie: "Und dann erhalten wir dieses Ergebnis!" Ich rufe rein "Welches?" Der Prof zögert und versteht nicht, wer da die Vorlesung stört. Der rote Faden ist weg. Zeit zu träumen. Stell dir vor, es gibt tragbare Computer, die mit einer Blindenschriftausgabe versehen sind. Ich könnte die Vorlesungsskripte vom Prof bekommen. Meine Gedanken verlieren sich in Träumen des uneingeschränkten Zugangs zu Informationen und lautlos arbeitenden Aufzeichnungsgeräten.

"Kommst du mit in die Mensa?", reißt mich ihre Stimme aus meinen Visionen. "Klar, sehr gerne. Kannst du mir in Mathe helfen?", frage ich. "Wenn du mir bei der Hausarbeit in Programmierung hilfst?"  –  "Kein Thema", sage ich und bin froh, dass auch ich etwas zum Gelingen des Nachmittags beisteuern kann.

Dr. Thomas Kahlisch (45)  
Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) und Mitglied des DBSV-Präsidiums,  
erblindete im Alter von 14 Jahren an einer Netzhautablösung.

"Was wäre ich ohne die sechs Punkte?"

Selbst alles zu lesen, war schon immer mein Traum. Denn meine Eltern und Geschwister hatten selten Zeit, mir etwas vorzulesen. In der Hoffnung, dass mir deutsche Ärzte helfen könnten, brachte mich mein Vater mit 16 Jahren in die Bundesrepublik. Kurz zuvor hatte ich in der damals einzigen Blindenschule der Christoffel-Blindenmission in der iranischen Stadt Isfahan die Bekanntschaft mit der deutschen Sprache und den sechs Punkten gemacht.

Aus der Heilung wurde zwar nichts, aber ich blieb trotzdem und besuchte die Blindenschule "Nikolauspflege" in Stuttgart. Ohne die sechs Punkte hätte ich nicht so gut Deutsch gelernt. Bei der Massageausbildung hätte ich keine Notizen machen und mein Examen nicht mit der Note "Gut" bestehen, später nicht die Voraussetzungen für das Studium erfüllen und dieses nicht mit gutem Ergebnis bestehen, die Ausbildung zur Beamtenlaufbahn des gehobenen Dienstes nicht mit der Note "Sehr gut" abschließen, mir die journalistische Fähigkeit nicht aneignen und erfolgreich entfalten können. Ja, ohne die sechs Punkte hätte ich nicht meine heutige berufliche und gesellschaftliche Position erreicht, die niemand, am wenigsten ich selbst, vorauszusagen gewagt hätte.

Keyvan Dahesch (67)  
kam in Teheran blind zur Welt. Er arbeitet als freier Journalist für die Deutsche Presseagentur, überregionale Zeitungen und den Rundfunk.

"Ich werde niemals in Braille denken"

Meine Handschrift war mir stets heilig. Ich hegte und pflegte meine Stifte, als wären sie das Sprachrohr, durch welches ich mein Inneres nach außen fließen ließ. Als ich bemerkte, dass ich aufgrund einer degenerativen Netzhauterkrankung mit dem Kuli nicht mehr die Zeilen traf, ergriff mich die pure Verzweiflung. Ich verlor sie, die geliebten Pinsel und Farbtöpfchen, die Radiergummis und Anspitzer, meine Blei-, Bunt- und Filzstifte. Noch heute neige ich dazu, nach der "Feder" zu greifen und mit Tinte in mein Tagebuch hineinzuerzählen. Nur diese Schrift ist für mich meine wahre Seelenschrift. Meine Kompromisslösungen sollten aber nun, nach meiner Erblindung, sterile Schriftkörper sein. Punktschriftbücher, Streifenschreiber und Braillezeilen empfand ich als leblose Fremdkörper, als kalte, unpersönliche Objekte.

Als Sehende war ich von der Punktschrift fasziniert. Ich hatte Freude daran, sie zu erkunden, ihre Symbolik aufzudecken, mit ihr zu "spielen". Als jedoch aus dem Spiel Ernst wurde und sie zu meiner Schrift werden sollte, begann sie mir Angst zu machen. Meine Schrifterzeugnisse nicht mehr visualisieren zu können, brachte mich fast um den Verstand. Verluste verändern Gegebenheiten und eröffnen neue Möglichkeiten. Ich habe gelernt, die Punktschrift als Chance zu betrachten, auch wenn ich niemals in Braille denken werde, sondern bei der Verinnerlichung von Texten in erster Linie die Schwarzschrift vor mir sehe.

Jennifer Sonntag (29)  
arbeitet als Sozialpädagogin am Berufsförderungswerk Halle.
Ihr Erblindungsprozess setzte mit Anfang 20 ein, ausgelöst durch Retinitis Pigmentosa und eine Makula-Degeneration.


Mein Braille

Was bedeutet Ihnen die Punktschrift? Was haben Sie mit den sechs Punkten schon alles erlebt? Glücksmomente, Enttäuschungen, kleine Begebenheiten  –  schreiben Sie uns, was Sie berührt oder berührt hat.

Wir veröffentlichen während des Braille-Jahres ausgewählte Geschichten, entweder unter der Rubrik "Mein Braille" in der "Gegenwart" oder im Internet unter www.tour-de-braille.de

Kontakt:
DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

Keine Schrift ohne Regeln

Die Brailleschriftkommission steuert die Entwicklung der Punktschrift


Mindestens bei einem Thema bleibt die Blindenschrift unschlagbar auf Platz eins  –  wenn es darum geht, sich über bestimmte Schreibweisen zu informieren. Dann wird das textliche Erfassen mit Hilfe der Braillezeile und/oder des gedruckten Mediums genutzt, sei es auf speziellem Blindenschriftpapier, prägbarer Folie oder Metall. Um Blindenschrift für alle nutz- und lesbar zu machen, bedarf es  –  genau wie bei der Schwarzschrift  –  gewisser Konventionen. Aus diesem Grunde treffen sich die Fachleute regelmäßig, um Regeln festzulegen und anzupassen. Das im deutschsprachigen Raum maßgebende Gremium ist die Brailleschriftkommission der deutschsprachigen Länder.

Eine Vielzahl der bisherigen Regelwerke, auch Systematiken genannt, wird in der von Prof. Dr. Dr. Carl Strehl begründeten Traditionsreihe "Marburger Systematiken der Blindenschrift" in Braille- und Schwarzschrift, inzwischen auch als Datenedition, veröffentlicht. Darunter befinden sich Werke wie "Das System der deutschen Blindenschrift", "Das System der Chemieschrift in der deutschen Blindenschrift" und das "Schwarzschrift-Nachschlagewerk der Braille Voll- und Kurzschrift". Eine vollständige Liste ist unter www.blista.de/download/index.php#druckerei als rtf- und pdf-Datei zu finden. Auf dieser Internetseite sind auch einige Systematiken zum Onlinelesen oder Herunterladen verfügbar. Die Arbeit an den Systematiken wird auch im Louis-Braille-Jahr 2009 fortgesetzt werden.

Manfred Fuchs  
Leiter der Braille-Druckerei in der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) Marburg

Wie man in der Ferne punktet

Zeit seines Lebens hat Louis Braille Frankreich nicht verlassen. Anders seine Schrift, die 1878 zur international verbindlichen Blindenschrift erklärt wurde. Die sechs Punkte sind universal und übersetzen auch Sprachen mit nicht lateinischen, sogar nicht alphabetischen Schriften.


Um es gleich vorwegzunehmen: Für fast jede oft geschriebene Sprache auf der ganzen Welt gibt es auch eine Brailleschrift. In beinahe jedem Fall wird ein Zeichen, das wie unser D gelesen wird, auch mit unserem Brailleschrift-D (d) geschrieben, so auch auf Griechisch (Δ ), Russisch (ч ), Arabisch (د ) und Hebräisch (ד ). Und die Brailleschriften für alle Sprachen werden von links nach rechts gelesen, egal wie die jeweilige Schrift der Sehenden läuft.

Natürlich heißt das nicht, dass jemand, der die deutsche Brailleschrift gut lesen kann, sofort Russisch oder Arabisch vorlesen könnte. Dafür haben diese Sprachen zu viele Buchstaben, die nicht Eins zu Eins mit deutschen Buchstaben vergleichbar sind. Was die Sache nicht gerade einfacher macht, ist, dass alle Sprachen mit denselben 64 möglichen Zeichen auskommen müssen, welche die sechs Punkte der Brailleschrift hergeben. So muss ein und dasselbe Zeichen in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Bedeutungen übernehmen.

Zum Beispiel: Für den Laut "tsch" benötigt Deutsch vier Buchstaben, Russisch dagegen nur einen (ч ). Da Russisch kein Q hat, kann es in Braille das Zeichen, das in lateinischen Schriften für Q (q) steht, für "tsch" verwenden. Das scheint etwas verwirrend. Dennoch, es gibt für die meisten Sprachen der Welt einen gemeinsamen Stamm von Zeichen, die fast überall für ähnliche Laute stehen.


Die Einheit verloren und wieder gerettet

Im ersten Vierteljahrhundert ihres Daseins erlebte die Brailleschrift auch in ihrer französischen Heimat eine Berg- und Talfahrt. Dann begann aber die Exportzeit. Schulen in Nachbarländern begannen, sich für das System zu interessieren und es für die eigenen Sprachen zu adaptieren. Zunächst wollten nicht alle bei den französischen Zeichen für das Grundalphabet bleiben. Es hat verschiedene Vorschläge gegeben, bei denen die Zeichen für die am häufigsten vorkommenden Buchstaben die wenigsten Punkte hatten. Was gut fürs Schreiben war, entpuppte sich allerdings als nachteilig beim Lesen, so dass diese Systeme wieder verschwanden (in den USA allerdings erst im 20. Jahrhundert).

So nahm man in den Ländern Westeuropas doch die französischen Zeichen und definierte nur diejenigen neu, die aufgrund der Unterschiede zur jeweiligen Landessprache nicht übernommen werden konnten. Für Deutsch benötigte man kein E mit Gravakzent, dafür ein ß und ein Ö. Damit war unter den westeuropäischen Sprachen schon einmal eine große Einheit hergestellt.

In Afrika und Asien waren es oft Missionare, die Blindenschulen gründeten und sich mit einer Vielfalt von Sprachen, zum Teil mit ganz anderen Alphabeten, beschäftigen mussten. Ihre Pionierarbeit wurde mit wenig überregionaler Absprache geleistet. So kam es, dass die Adaptierungen für sehr ähnliche  –  oder gar dieselben  –  Sprachen in verschiedenen Schulen auch verschieden ausfielen. (Sogar für die keltische Sprache Irlands gab es angeblich lange zwei Systeme  –  eines in der Mädchen-, ein anderes in der Knabenblindenschule!)

Für Alphabete, die ganz anders sind als das lateinische, hat man nicht selten die Buchstaben des Alphabets den Braillezeichen einer europäischen Sprache der Reihe nach zugeordnet, ohne die Lautwerte zu berücksichtigen. Wenn die Nachbarsprache ein fast identisches Alphabet hat, jedoch mit  –  sagen wir  –  einem zusätzlichen Buchstaben in der Mitte, stimmen in den beiden Sprachen ab dieser Stelle keine Braillezeichen mehr überein. Um 1950 wurden für die afrikanischen und indischen Sprachen in zwei großen Konferenzen grundlegende Prinzipien für die Definition der Braillezeichen vereinbart. Seitdem ist es viel leichter, die Brailleschrift für mehrere dieser Sprachen zu erlernen.

Aber wie ist es für die Sprachen mit nicht alphabetischen Schriften? Sie weichen tatsächlich von den Trends der anderen Sprachen ab. Die Abertausenden chinesischen Schriftzeichen waren doch zu zahlreich, als dass jedes eine eigene Brailledarstellung erhalten konnte. So stellt die Brailleschrift in komprimierter Form die Laute, nicht jedoch die Bedeutung der einzelnen Schriftzeichen dar. Ohnehin wird Koreanisch oft nur und Japanisch teilweise phonetisch geschrieben, allerdings nicht mit Buchstaben, wie wir sie kennen. Die Braillezeichen spiegeln die jeweiligen phonetischen Systeme wider, welche sich stark von uns vertrauten Alphabeten abheben. Gemeinsam haben diese Brailleschriften, dass sie auch dann Worte durch ein Leerzeichen voneinander trennen, wenn die jeweils herkömmlichen Schriften die Worte einfach aneinander reihen.


Kann man auf die Ziffern zählen?

Die Ziffern Louis Brailles wurden von der ganzen Welt übernommen. Nur Französisch, die Heimatsprache der Brailleschrift, hat sich kürzlich abgespalten und führt nun ein anderes Ziffernsystem ein. Und bei den westeuropäischen Sprachen bröckelt seit Jahrzehnten die Einheit bei den Satzzeichen, so dass man die Zeichen für Klammern für jede Sprache neu lernen muss. Und das, obwohl sogar die Ableitung der chinesischen Satzzeichen von den ursprünglichen französischen ins Auge  –  oder vielmehr: in die Finger  –  sticht.

Vivian Aldridge  
Ausbildungskoordinator bei der Sehbehindertenhilfe Basel und Vertreter des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik im Komitee der Brailleschriftkommission der deutschsprachigen Länder


Dazu Bilder:

    • An Lauten orientiert: chinesische Punktschrift
    • Persisches Alphabet in Punkt- und Schwarzschrift

Tour de Braille am Start

Drei  –  zwei  –  eins: Das Braille-Jahr hat begonnen und mit ihm die Tour de Braille.
Um den 200. Geburtstag von Louis Braille zu feiern, wird quer durch Deutschland Punktschrift gelesen. 200 Stationen sollen es werden bis zum großen Louis-Braille-Festival in Hannover. Ein Überblick über die ersten Veranstaltungen.


Der offizielle Auftakt der Tour de Braille findet am 4. Januar 2009 in der französischen Botschaft in Berlin statt. In Anwesenheit Seiner Exzellenz des Botschafters Bernard de Montferrand wird der 200. Geburtstag Louis Brailles mit einem Programm rund um die Punktschrift gefeiert. Die Veranstaltung läutet zugleich die Berliner Aktivitäten zum Braille-Jubiläum ein, die sich bis in den November ziehen.

Nach diesem Startschuss macht die Tour de Braille an 200 Lese-Etappen in ganz Deutschland Halt. An dem Lesemarathon kann jeder, der Punktschrift vorlesen kann, teilnehmen. Viele der Etappen sind bereits geplant und versprechen ein abwechslungsreiches Leseprogramm.

Am 4. Januar wird Louis Brailles Geburtstag an vielen Orten gefeiert, so auch in Hamburg, wo Kultur-Senatorin Karin von Welck einen Louis-Braille-Platz einweiht. Dabei wird natürlich auch in Blindenschrift gelesen. Die Umbenennung des Platzes vor dem U-Bahnhof Hamburger Straße erfolgt auf Initiative des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg (BSVH), der in unmittelbarer Nähe das Louis-Braille-Center betreibt. Der BSVH feiert an diesem Tag zudem sein 100. Vereinsjubiläum.

Günther Schmohl aus Gernsbach hat einen Aufsatz über Louis Braille verfasst, den er am 13. Januar 2009 in der Bücherstube Katz in Gernsbach vorliest. Herr und Frau Kraus aus Berlin haben das Punktschriftmanuskript dankenswerterweise in Schwarzschrift übertragen, so dass der Text nun allen Interessenten im Internet unter www.tour-de-braille.de zur Verfügung steht.

Hameln feiert in diesem Jahr das Jubiläum "725 Jahre Rattenfänger von Hameln". Aus diesem Anlass plant der Regionalverein Hannover des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen diverse Braille-Lesungen, zum Beispiel am 1. März im Hotel zur Krone in Hameln.

"In meiner Jugend mit einer anderen"  –  Theodor Storm und seine Heimkehr 1864: Unter diesem Titel läuft am 11. März 2009 in Husum und Heiligenstadt eine simultane Lesung mit den Interpreten Christian Spremberg und Rainer Unglaub. Dr. Jürgen Trinkus vom Kulturprojekt "blickfrei  –  Dialog jenseits des Augenscheins" des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schleswig-Holstein koordiniert dieses Projekt, das in beiden Städten von Ausstellungen mit dem Titel "Braille-Storm" begleitet wird.

Zur Tour de Braille stellen verschiedene Autoren ihre Werke in Blindenschrift vor. So liest Kirsten Winkelmann am 8. Februar 2009 in Verden aus ihrem Roman "Alles auf Berechnung" zum dortigen Selbsthilfetag. Und der blinde Autor Martin Nolte liest aus seinem Buch "Irka, ein Hundeleben zwischen Familie, Freizeit und Beruf" in Bocholt im Rahmen des Beratungstages mit Hilfsmittelausstellung.

Die Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung in Langenfeld integriert ihren mehrfach erprobten "Tag normal" in die Tour de Braille. Dabei geht es darum, Grundschüler für Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren. An diesem etwas anderen Schultag lernen Kinder unter anderem die Blindenschrift kennen. Sie schreiben selbst ihren Namen auf der Punktschriftmaschine und versuchen, ihn anschließend zu lesen. Auch das LWL-Berufsbildungswerk Soest plant neben anderen Veranstaltungen eine Tour-de-Braille-Lesung an Regelschulen in Verbindung mit einer Einführung in die Punktschrift.

Bis Ende August wird quer durch Deutschland und sogar über die Grenzen hinaus in der Schweiz und in Österreich gelesen, um die sechs Punkte Louis Brailles zu würdigen. Den Abschluss der Tour de Braille feiern blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde gemeinsam beim großen Louis-Braille-Festival der Begegnung vom 28. bis 30. August 2009 in Hannover.

Auf die Tour de Braille kann man sich übrigens auch virtuell begeben. Der Veranstaltungskalender unter www.tour-de-braille.de gibt einen Überblick über alle Termine im Rahmen der Tour de Braille. Auf den neuen Internetseiten finden sich darüber hinaus umfangreiche Informationen rund um die Blindenschrift, die ständig erweitert werden.

Und noch ein Highlight zum nicht chronologischen Abschluss: Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) und Mitglied des DBSV-Präsidiums, möchte am 1. April 2009 im Affenhaus des Leipziger Zoos aus dem Dschungelbuch lesen. Ein Aprilscherz? Das wird sich zeigen!

Claudia Schaffer  
Koordinatorin der Tour de Braille  


Dazu Bild: Mit den Fingern lesen: Die Tour de Braille lädt zu Punktschriftlesungen quer durch Deutschland ein


Tour de Braille

Für alle Fragen rund um die Tour de Braille können Sie sich an die Koordinationsstelle des DBSV wenden, Tel.: 030 / 28 53 87-282, E-Mail: info@tour-de-braille.de. Veranstaltungen können dienstags und donnerstags von 9 bis 13 Uhr telefonisch, per E-Mail oder über das Formular auf der Internetseite www.tour-de-braille.de angemeldet werden.

Meldungen

Punktschriftlesewettbewerb

Der bundesweite Punktschriftlesewettbewerb für Schüler ist in diesem Jahr eine Station der Tour de Braille und findet am 12. März 2009 im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt. Bis dahin sind alle DBSV-Landesvereine und sämtliche Schulen für Blinde und Sehbehinderte aufgerufen, Wettbewerbe auf Landesebene auszurichten bzw. Teilnehmer für die Endausscheidung zu benennen. Die besten Leser messen sich dann beim Bundeswettbewerb, der in zwei Altersgruppen ausgetragen wird: 5. bis 6. Klasse (Vollschrift) und 7. bis 10. Klasse (Kurzschrift).

Mit der Veranstaltung im Rahmen der Buchmesse verfolgen der DBSV und die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) als Organisatoren das Ziel, die Verlage auf die unzureichende Versorgung blinder und sehbehinderter Menschen mit Braillebüchern hinzuweisen. Von den etwa 100.000 Buchneuerscheinungen pro Jahr können nur etwa 500 in Brailleschrift übertragen werden. Um die Produktion von Literatur in blinden- und sehbehindertengerechter Form zu erleichtern, fordert der DBSV die Bereitstellung von Textdaten durch die Verlage.

Braille-Seasons

Braille-Seasons heißt ein neues Projekt, das der Braille-Verlag der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista), die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB), die Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte (SBS), der Braille-Verlag Paderborn, das BIT-Zentrum des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB) und der Verein zur Förderung der Blindenbildung (VzFB) im Jahr der Tour de Braille auf die Beine stellen. Viermal im Jahr wird ein Braille-Jugendbuch vorgestellt: das Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterbuch 2009. Dabei kann es sich um ein neu erschienenes Buch oder um einen Jugendbuchklassiker handeln. In jedem Fall stammt der Titel aus dem Programm eines der beteiligten Brailleverlage. Die Buchvorstellung in Verbindung mit einem Gewinnspiel richtet sich an junge Brailleleser und möchte ihnen die Welt der Bücher näher bringen. Zum Start von Braille-Seasons soll das erste Buch bei einer Tour-de-Braille-Lesung vorgestellt werden.

Braille interaktiv

Ein Höhepunkt im Braille-Jahr ist eine sechswöchige interaktive Ausstellung über die Geschichte und moderne Anwendung der Braille-schrift. Die Ausstellung findet vom 18. September bis 1. November 2009 im Museum für Kommunikation in Berlin statt und wird gemeinsam vom Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin, dem Blindenhilfswerk Berlin, dem Deutschen Blinden-Museum und dem DBSV entwickelt.

Kurzschrift in Kürze

Anlässlich des 200. Geburtstags von Louis Braille ist in der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) eine vollständig überarbeitete und den aktuellen Regeln der Blindenschrift sowie der reformierten Rechtschreibung angepasste Fibel zum Erlernen der Blindenkurzschrift erschienen.

Ein erstes Regelwerk der deutschen Blindenkurzschrift wurde 1906 veröffentlicht. Diese Kurzschrift hat sich mit einigen Anpassungen und Veränderungen über ein Jahrhundert lang entwickelt und bewährt. Im Jahr 1999 entwickelte Professor Hans Klemm ein Lehrheft, das nun von Roland Gotscha, Blindenschriftlehrer am Berufsförderungswerk Halle, überarbeitet und aktualisiert wurde. Dabei wurden die neuen Regeln der Rechtschreibung berücksichtigt, die am 1. August 2007 für alle Schulen für verbindlich erklärt worden sind.

Hans Klemm: Kurzschrift in Kürze
Ein Lehrheft mit Kürzungsverzeichnis
Überarbeitet und aktualisiert von Roland Gotscha
Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
Blindenvoll- und -kurzschrift: 6,14 Euro
Großdruck: 19,90 Euro


Nähere Informationen bei der
DZB
Tel.: 03 41 / 71 13-0
E-Mail: verlag@dzb.de
www.dzb.de

Punktschrift für Anfänger

Jeder, der einen blinden Angehörigen hat, beruflich mit blinden Menschen arbeitet oder auf andere Art Kontakt mit Blinden hat, steht mehr oder weniger verwundert vor der Blindenschrift. Viele fragen sich: Kann ich dieses Sammelsurium von Punkten auch lernen? Oder braucht man Wochen, Monate, wenn nicht Jahre, um das System der Punktschrift zu beherrschen? Lese ich es als Sehender auch mit den Händen oder mit den Augen? Auf diese und andere Fragen gibt eine Veröffentlichung von Heidi Theiß-Klee Antwort. Ihr Lernheft ist in verschiedene Lektionen unterteilt, die sowohl theoretische Grundlagen als auch Lese- und Schreibübungen umfassen.

Heidi Theiß-Klee: Punktschrift für Anfänger
Wie erlerne ich als Sehender die Blindenvollschrift?
Deutsche Blindenstudienanstalt Marburg
Schwarzschrift: 12,70 Euro
Brailleausgabe der Lese- und Schreibübungen:
Vollschrift/reformierte Vollschrift, 1 Heft, 36 Seiten
Preis: 5,10 Euro


Nähere Informationen bei der
blista
Tel.: 0 64 21 / 606-417
E-Mail: bestellservice@blista.de
www.blista.de

Louis Braille: Sein Leben und Werk

Manche Bücher werden nicht alt: Wilhelm Heimers, als Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Blindenbildung (VzFB) 40 Jahre lang im Einsatz für die Förderung der Brailleschrift, hat über den Mann geschrieben, der das geniale System der Punktschrift erfand.

Wilhelm Heimers: 150 Jahre Blindenschrift
Louis Braille: Sein Leben und Werk
VzFB Hannover, 1979
Schwarzschrift: broschiert, 64 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Preis: 3,10 Euro
Punktschrift, 2001: reformierte Vollschrift, Großformat, 1 Band, 132 Seiten
Preis: 43,50 Euro


Nähere Informationen beim
VzFB
Tel.: 05 11 / 954 65-32
E-Mail: v.vzfb@vzfb.de
www.vzfb.de

Im Kürze:

Reisen

AURA-Zentrum Bad Meinberg auf den Spuren der USA

Das AURA-Zentrum Bad Meinberg lädt ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein. Vom 19. bis 23. Januar 2009 dreht sich alles um die USA, ob in Vorträgen, Dokumentationen oder persönlichen Reiseberichten. Und um die "Neue Welt" auch zu schmecken, wird an einem Abend ein typisches amerikanisches Abendessen mit einem guten Glas kalifornischen Wein serviert.

Nähere Informationen beim
AURA-Zentrum
Oberförster-Feige-Weg 1, 32805 Bad Meinberg
Tel.: 0 52 34 / 90 40
E-Mail: info@aura-zentrum.de


Der Urlaubs- und Hausprospekt 2009 ist im Internet unter www.aura-zentrum.de verfügbar und kann auch als CD bestellt werden.

"Villa Rochsburg" lädt Literaturfreunde ein

Im ersten Quartal 2009 kommen in der "Villa Rochsburg" Literaturfreunde auf ihre Kosten. Vom 8. bis 24. Februar 2009 findet die 7. Rochsburger Kabarettwoche statt, in der es unter der Leitung von Ursula Steinbrich um Kabarettisten und Komiker aus Vergangenheit und Gegenwart geht. Die Teilnahme am Rochsburger Ortsfasching ist eingeplant.

Wie blinde und sehbehinderte Menschen Zugang zur Literatur erhalten und die Punktschrift erlernen können, wird neben vielen anderen Themen vom 1. bis 6. März 2009 vermittelt, wenn es um Rehabilitation für die Bewältigung des Alltags geht.

Und vom 10. bis 16. März steht "Literatur zum Lauschen" auf dem Programm. Unter der Leitung von Peter Behnke geht es um deutsche Dialekte, Hörspiele, Dichtung und Musik. Besuche der Leipziger Buchmesse und der ARD-Hörbuchnacht sind vorbereitet.

Nähere Informationen bei der
AURA-Pension "Villa Rochsburg"
Schlossstr. 17, 09328 Lunzenau, OT Rochsburg
Tel.: 03 73 83 / 83 800
E-Mail: villa@bsv-sachsen.de


Das komplette Jahresprogramm 2009 ist im Internet unter www.villa-rochsburg.de verfügbar, kann aber auch beim Villateam angefordert werden.

Biblische Reisen

Der Reisedienst "Biblische Reisen" hat 2009 zwei Angebote für blinde und sehbehinderte Interessenten im Programm: Vom 2. bis 12. Juni 2009 geht es für elf Tage zum Wandern und Kultur-Erleben in das "Herz Spaniens" nach Madrid und Kastilien. Und vom 31. August bis 7. September 2009 kann man sich per Bus auf den Spuren von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy auf eine musikalische Studienreise durch Thüringen und Sachsen begeben.

Nähere Informationen bei
Ingobert Wilke
Am Hirtenbach 35, 91361 Pinzberg
Tel.: 0 91 91 / 9 52 95
E-Mail: ingobert.wilke@online.de


Dazu Bild: Einer der kreativsten Komponisten: Johann Sebastian Bach, Öl-Gemälde von Elias Gottlob Haußmann, 1746

Natur und Sport

Der Reiseveranstalter VisionOutdoor bietet Natur- und Natursportfreunden auch 2009 wieder ein abwechslungsreiches Programm. Neben dem Sport  –  ob Paddeln, Skilanglauf oder Wandern  –  gehört es zum Konzept, die regionale Kultur kennen zu lernen. Bei allen Programmen ist eine 1:2-Begleitung möglich. Außer fernen Ländern wie Südafrika, Grönland, Kanada, Schweden und Griechenland können auch Naturgebiete in Deutschland erkundet werden.

Nähere Informationen bei
VisionOutdoor
Sachsenstr. 11, 34131 Kassel
Tel.: 05 61 / 350 28 63
E-Mail: info@visionoutdoor.de
www.visionoutdoor.de

Blindenfreizeiten in Österreich

Wer die Berge liebt, gerne Sport treibt und dem christlichen Glauben zugetan ist, ist bei den österreichischen "Blindenfreizeiten P. Lutz" an der richtigen Adresse. Das Angebot für 2009 umfasst Reisen für Wanderer, Skilangläufer und Tandemfahrer. Für Kultur ist ebenfalls gesorgt, etwa bei einer Musikfreizeit oder in der Bischofs- und Handelsstadt Brixen.

Nähere Informationen bei
Christl Raggl
Postfach 24, 6460 Imst, Österreich
Tel.: 00 43 / 54 12 / 6 31 66
E-Mail: raggl@surfeu.at


Das "Freizeitheft" ist auch im Internet unter www.blindenapostolat.at.tt und www.blindenfreizeiten.de verfügbar.

Steiermark barrierefrei

"Steiermark für alle" ist eine Initiative von Steiermark Tourismus, bei der Urlaubsbetriebe ihre Angebote für Menschen mit Behinderung bewerten lassen. Die positiv getesteten Beherbergungsbetriebe sind auf der barrierefreien Internetseite www.steiermark.com/fuer-alle verzeichnet. Piktogramme geben schnelle Auskunft darüber, welche Mindeststandards erreicht wurden, unter der Rubrik "Detailbeschreibung" können die Ergebnisse im einzelnen nachgelesen werden. Als nächster Schritt soll das Portal um barrierefreie Freizeitangebote und Ausflugsziele erweitert werden. Die Steiermark ist das einzige österreichische Bundesland, das ein barrierefreies Tourismus-Portal unterhält. Anstatt Interessierte mit Behinderung auf Sonderseiten oder Extra-Datenbanken zu verweisen, hat man auf einen inklusiven Zugang gesetzt.

Informationen zu Skikursen und Winterangeboten auch für blinde und sehbehinderte Menschen beim

Behinderten-Sportveranstalter Freizeit-PSO
Sabine Eham
Tel.: 00 43 / 36 87 / 223 04
E-Mail: sabine@freizeit-pso.com
www.freizeit-pso.com


Dazu Bild: Blind Skifahren: In der Steiermark werden auch barrierefreie Sportangebote groß geschrieben

Kultur

Berührung mit dem alten Ägypten

Eine außergewöhnliche Ausstellung über das alte Ägypten bietet derzeit das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. Anhand von vierzig Ausstellungstücken, darunter Originale, Repliken und eigens hergestellte Modelle, kann die altägyptische Welt im wahrsten Sinne des Wortes begriffen werden. Dank Leitstreifen, Beschreibungen in Blindenschrift und Großdruck sowie eines Audio-Guides ist die Ausstellung auch blinden und sehbehinderten Besuchern zugänglich. Die vom Ägyptischen Museum der Universität Leipzig in Kooperation mit der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) konzipierte Ausstellung ist voraussichtlich noch bis zum 26. April 2009 in Hamm zu sehen.

Gustav-Lübcke-Museum
geöffnet dienstags bis samstags von 11 bis 18 Uhr sowie sonntags von 10 bis 18 Uhr
Neue Bahnhofstr. 9, 59065 Hamm
Tel.: 0 23 81 / 17 57 04

Seminare und Tagungen

Veranstaltungen im Haus Storchennest

Im Haus Storchennest, der Begegnungsstätte des Taubblindendienstes in Radeberg, finden im Jahr 2009 verschiedene Seminare zu den Themen Taubblindheit und Garten statt.

An Studierende und andere Interessierte richtet sich das Seminar "Mit drei Sinnen leben  –  Über Taubblindheit und ihre Folgen", das vom 6. bis 8. März sowie vom 23. bis 25. Oktober 2009 stattfindet.

Zum Thema Garten gibt es mehrere Angebote für blinde und sehbehinderte Menschen: "Gartenfreunde treffen sich" vom 4. bis 10. Mai, "Mixen, Mischen, Riechen, Schmecken" vom 8. bis 12. Juni und "Bevor der Winter beginnt" vom 28. September bis 4. Oktober 2009.

Landschaftsplaner und -gärtner sowie andere Interessierte können sich in dem Seminar "Der duftende Garten für sinnesbehinderte Menschen" vom 13. bis 15. Januar und vom 20. bis 22. Oktober 2009 über die Bedürfnisse dieser Zielgruppe informieren.

Nähere Informationen beim
Taubblindendienst
Pillnitzer Str. 71, 01454 Radeberg
Tel.: 0 35 28 / 43 97-0
Fax: 0 35 28 / 43 97-21
E-Mail: info@taubblindendienst.de

English at the office

Für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen, die am Arbeitsplatz auf englische Sprachkenntnisse angewiesen sind, bietet der Verein Bildung Ohne Barrieren vom 3. bis 5. April 2009 in der AURA-Pension Haus Hubertus in Mündersbach ein Wochenendseminar an. Gwendolyn Schulte, die Seminarleiterin, stellt den lebhaften Austausch in englischer Sprache in den Vordergrund des Kurses. In Rollenspielen werden verschiedene Gesprächssituationen geübt. Die Teilnehmenden erwerben Kenntnisse über praktische Redewendungen und Konversationstechniken. Voraussetzung ist ein mittleres Sprachniveau.

Nähere Informationen bei
Bildung Ohne Barrieren
Birnenwaldstr. 17, 77866 Rheinau
Tel.: 0 78 44 / 91 15 02
E-Mail: info@bildung-ohne-barrieren.de
www.bildung-ohne-barrieren.de
(Anmeldeschluss: 28. Februar 2009)

Auszeichnungen

Ehrung für Sabriye Tenberken

"Sie kämpfen mit viel Kompetenz und einem riesengroßen Herzen für ihr soziales Projekt  –  und machen so die Welt für uns alle ein bisschen wärmer, gerechter und besser." Mit diesen Worten begründete Sandra Immoor, Chefredakteurin von "Bild der Frau", die Auswahl der diesjährigen Preisträgerinnen für die "Goldene Bild der Frau". Eine der fünf Ausgezeichneten ist die blinde Sabriye Tenberken, die sich über 10.000 Euro für das vor zehn Jahren von ihr begründete Bildungszentrum für blinde Kinder in Tibet freuen kann.


Dazu Bild: Hat sich die Blindenbildung in Tibet zur Aufgabe gemacht: Sabriye Tenberken

Sport

Ausschreibung zum 10. EBU-Cup

Der EBU-Cup feiert runden Geburtstag. Bereits zum zehnten Mal richtet der DBSV die Breitensportveranstaltung der Europäischen Blindenunion aus  –  mit dem Ziel, die Integration blinder und sehbehinderter Menschen zu fördern. Vom 5. bis 13. September 2009 können Freizeitsportler mit und ohne Seheinschränkung im Sporthotel Bernrieder Hof in Niederbayern ihre Kräfte messen. Auf dem Programm stehen die Sportarten Klassisches Kegeln (4 Bahnen zu je 25 Wurf, Einzel- und Mannschaftswettbewerb), Luftgewehrschießen, Schach (5 Runden Schweizer System), Skat (5 Serien an 4er- bzw. 3er-Tischen), Kniffel (2 Runden je Abend) und Schwimmen (100 Meter). Der Wettstreit wird in lockerer Atmosphäre ausgetragen.

Teilnahmeberechtigt sind alle, die Mitglied in einer europäischen Blinden- und/oder Sehbehindertenorganisation sind oder eine solche Person begleiten. Eine sportliche Qualifikation ist nicht erforderlich. Für etwas trainiertere Teilnehmer besteht die Möglichkeit, das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben. Das Organisatorenteam, bestehend aus Hans-Peter Engel (DBSV-Breitensportwart), Hans-Hugo Ueberberg und Wilfried Schwellnus, heißt insbesondere Neueinsteiger herzlich willkommen.

Nähere Informationen und Anmeldungen bei
Hans-Hugo Ueberberg
Finkenweg 52, 53229 Bonn
Tel.: 0 22 25 / 89-2 24 85 (dienstlich) oder 02 28 / 37 12 92 (privat)
E-Mail: ebu-cup@web.de


Anmeldungen sind nur in schriftlicher Form per Brief oder E-Mail möglich. Bitte fordern Sie das Anmeldeformular an und füllen Sie es unbedingt für jeden Teilnehmer vollständig aus (Anmeldeschluss: 31. Mai 2009).

Leserpost:

Schöne neue Verkehrswelt  –  ohne uns

Von Jürgen Bünte aus Berlin

Das Wort Barriere bezeichnet allgemein ein Hindernis, das ich mit mehr oder weniger Aufwand überwinden kann oder das mir das Erreichen eines Ziels verwehrt. Seit Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten selbstbewusst ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einfordern, ist Barriere zu einem Schlüsselbegriff für die Hinderung an dieser Teilhabe geworden. Eine Treppe, eine hohe Bordsteinkante, eine schmale Tür wird noch unmittelbar als eine Barriere für Menschen im Rollstuhl wahrgenommen. Vergessen dagegen wird, dass Barrieren auch dann vorhanden sind, wenn blinde und sehbehinderte Menschen keine Hilfen für eine selbstständige Orientierung auf Wegen und in Gebäuden vorfinden.

Typisch für die Vorstellung vieler Sehender ist, dass sie den Blinden alles aus dem Weg räumen müssten. Dass dabei auch hilfreiche Orientierungspunkte verloren gehen können und so zu einer Barriere werden, wird dabei nicht mitgedacht. Mich graust vor der Vorstellung, ich stünde allein auf einem großen leeren Platz, mein Langstock würde nur glatte Flächen signalisieren, kein Anhaltspunkt für eine Orientierung  –  völlig barrierefrei, sollte man denken?

Vor kurzem äußert sich erstaunt ein Journalist, als er die Bedenken der Blinden und Sehbehinderten gegen das Verkehrsprojekt "Shared Space" vernimmt: "Von Behinderten wird doch aber immer wieder gerade die Barrierefreiheit gefordert." Das Gespräch dreht sich um die faszinierende Vorstellung von Straßenverkehr ohne Schilder und Ampeln und von der Verständigung vernünftiger Verkehrsteilnehmer über den Blickkontakt.

Ich kann mir zu "Shared Space" nur ein "Nein danke" vorstellen, denn diese Art von Barrierefreiheit baut tatsächlich neue Barrieren auf. Die ersten positiven, gar überschwänglich lobenden Erkenntnisse aus Bohmte können nicht verallgemeinert werden. Sie sind meiner Ansicht nach einer Ausnahmesituation geschuldet, die dort entstanden ist, wo Kamerateams aus aller Welt ihre Objektive auf die schöne neue Verkehrswelt richten und einige Blinde zeigen, was sie können, und alle Verkehrsteilnehmer ihre Rücksicht demonstrieren.

Machen wir uns nichts vor: Die Rücksicht entfällt und wird einer allgemeinen Rücksichtslosigkeit Platz machen, sobald "Shared Space" seinen Eventcharakter verloren hat. Wie einen Rettungsring wirft der DBSV jetzt ein Anforderungsprofil in die Arena, um Schlimmstes zu verhindern. Damit will er sich bei aller Euphorie wohl auch nicht als Spielverderber verunglimpfen lassen. Wir Mitglieder der Landesvereine sollten uns zu Wort melden und uns nicht zu Experimenten auf unsere Kosten einlassen.

Ja zur Barrierefreiheit  –  zur Freiheit von Barrieren in unseren Köpfen!

DBSV-Inform:

DBSV-Inform kommt an

Seit vergangenem Sommer gibt es die neue Informationsplattform DBSV-Inform im DAISY-Format. Immer mehr Landesvereine beteiligen sich, die Auflage steigt und steigt. Mit dem Übergang in den Regelbetrieb wird die Vision einer kostenlosen Mitgliederzeitschrift Realität.


Vielleicht hat sich der eine Hörer oder die andere Hörerin schon gewundert, was da zwischen Weihnachten und Neujahr in den Briefkasten purzelte: Die CD DBSV-Inform kommt seit Januar anders daher als bisher. Keine Luftpolsterhülle mehr, sondern eine einfache Stecktasche. Der Grund? Die Produktion von DBSV-Inform musste vereinfacht werden. Der Grund hierfür? Die Auflage ist seit Beginn der Pilotphase im vergangenen Sommer rapide gestiegen. Deshalb hat die Vervielfältigung der CDs an Stelle der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig nun ein Presswerk übernommen, das auf große Auflagen eingerichtet ist.

DBSV-Inform kommt an  –  sowohl bei den Hörern als auch bei den Landesvereinen. Im vergangenen Juli haben sich auf Anhieb sieben Landesvereine an dem Projekt beteiligt: Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Lippe und Westfalen. Seitdem waren auf der CD neben der "Gegenwart" Informationen, Reportagen und Berichte aus diesen sieben Landesvereinen zu hören. Mit dem Übergang in den Regelbetrieb kommen ab Januar 2009 sechs weitere Landesvereine hinzu: Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Damit sind 13 von insgesamt 20 Vereinen im Boot. "Dass wir sechs Monate nach Projektstart schon so weit sein würden, damit hatten wir nicht gerechnet", sagt Andreas Bethke, Geschäftsführer des DBSV. "Das zeigt, dass wir mit DBSV-Inform genau die Bedürfnisse unserer Mitglieder getroffen haben. Ein Treffer ins Schwarze, wenn man so will."

Das Projekt hat zwei Zielsetzungen, die eng miteinander verknüpft sind. In erster Linie geht es darum, die Informationsversorgung blinder und sehbehinderter Menschen zu verbessern. Monatliche Informationen soll es geben  –  und das nicht nur aus dem eigenen Landesverein. Mittel zum Zweck ist DAISY. Das einzige Problem: Noch nicht alle Mitglieder haben DAISY-Abspielgeräte, auch wenn seit langem bekannt ist, dass die leistungsstarke CD Ende 2009 die Audio-Kassette ablöst. Deshalb ist ein weiterer, ganz wichtiger Bestandteil des Projekts DBSV-Inform, die Verbreitung von DAISY zu fördern.

Landauf, landab werden DAISY-Schulungen veranstaltet  –  und das mit Erfolg: Die Abo-Zahlen von DBSV-Inform sind in den letzten Monaten in die Höhe geschnellt. Bei etwa 7500 liegt die Auflage inzwischen, was einem Zuwachs von sage und schreibe 170 Prozent seit Beginn der Pilotphase entspricht. "Wir sind innerhalb kürzester Zeit zur auflagenstärksten Zeitschrift der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe geworden", so Bethke. "Und die Kurve zeigt weiter steil nach oben, denn mit dem neuen Jahr bieten wir unser neues Medium den Mitgliedern aller Landesvereine kostenlos an."

Damit ist die Vision einer kostenlosen Mitgliederzeitschrift Realität geworden. Schon auf dem DBSV-Verbandstag 1998 war die "Gegenwart für alle" Thema. Daraufhin suchte die Strategiekommission DBSV-Zukunft nach einem Weg, die "Gegenwart" allen Mitgliedern aller Landes- und Ortsvereine zugänglich zu machen. Mit der Schwarzschrift-Ausgabe, die alles andere als barrierefrei ist, kam man dem Ziel noch am nächsten. Doch es scheiterte schließlich an der Finanzierung. Dann kam DAISY  –  und das Projekt konnte beim Verbandstag 2006 neu angeschoben werden. DAISY ist aufgrund seiner Navigationsfunktionen und seiner Speicherkapazität das optimale Hörmedium für blinde und sehbehinderte Menschen und obendrein relativ günstig in der Herstellung. Der DBSV hat nicht lange gefackelt, ist auf den DAISY-Zug aufgesprungen und hat Projektgelder beantragt, um mit der Verknüpfung von "Gegenwart" und Landespublikationen ein neues Medium zu schaffen und dieses nun kostenlos anzubieten.

Vielleicht hat der eine Hörer oder die andere Hörerin anfangs Respekt gehabt vor den 22 DAISY-Büchern, die auf der CD zusammengefasst sind. Würde die Bedienbarkeit tatsächlich so einfach sein, wie immer behauptet? Die ersten Reaktionen sprechen eindeutig dafür. Die Menschen nutzen das Angebot, hören nicht nur die "Gegenwart" und ihren Landesverein, sondern auch quer durch Deutschland. Und da gibt es eine ganze Menge zu entdecken. So erfährt man zum Beispiel, wie sich die Hamburger auf ihr 100. Vereinsjubiläum am 4. Januar 2009 vorbereiten und auf welchem Stand die Überlegungen zur Schaffung eines nordrhein-westfälischen Landesverbandes angelangt sind. Im niedersächsischen Celle kann man hautnah bei einem Rehabilitationstraining dabei sein und allen Freunden des Berliner Dialekts sei Klara empfohlen, die Monat für Monat Neues aus den Blindenwohnstätten erzählt.

Es ist eine unscheinbare Scheibe, doch ihr Potenzial ist enorm. DBSV-Inform versteht sich als eine Plattform, um sich zu informieren, sich auszutauschen, sich inspirieren zu lassen. Übrigens: Wenn Sie auf der CD weniger als 13 Landesvereine hören, so sitzen Sie keinem Zahlenschwindel auf, denn nicht alle Landespublikationen erscheinen monatlich. Und noch etwas: Schon jetzt haben vier weitere Landesvereine ihren Einstieg ins Projekt angekündigt.

Irene Klein
Projektleiterin DBSV-Inform  


Bezugsmöglichkeiten DBSV-Inform

DBSV-Inform kann von Mitgliedern aller Landesvereine kostenlos bezogen werden. Bitte geben Sie bei der Bestellung unbedingt Ihre DBSV-Kartennummer an. Wer bisher DAISY-Abonnent der "Gegenwart" war, muss nichts unternehmen  –  eine Rechnung wird künftig nicht mehr gestellt.

Wenn Sie DBSV-Inform neu beziehen möchten und zu einem der teilnehmenden Landesvereine gehören (Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Lippe, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Westfalen), melden Sie sich bitte bei der jeweiligen Geschäftsstelle. Diese erreichen Sie auch über die bundesweit einheitliche Rufnummer 0 18 05 / 666 456 (0,14 Euro/Min.)

Mitglieder der übrigen Landesvereine sowie Nicht-Mitglieder wenden sich bitte an die

DBSV-Geschäftsstelle
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Abonnements der Punktschrift- und Schwarzschriftausgabe sind weiterhin kostenpflichtig. Bestellungen nimmt ausschließlich die DBSV-Geschäftsstelle entgegen.

Redakteure in der DAISY-Schule

Aufbruch ins DAISY-Zeitalter: Im Rahmen des Projekts DBSV-Inform werden Redakteure der Landesvereine mit der neuen Technologie vertraut gemacht. Ein Besuch bei einem Wochenendseminar.


Ein Wochenende im Berufsförderungswerk Halle an der Saale. In den Fluren des Bildungszentrums und auf dem Gelände herrscht gähnende Leere. Die Einrichtung wirkt wie ausgestorben. Kein Wunder, denn die meisten Umschüler sind unterwegs zu ihren Familien, Verwandten und Freunden. Doch in zwei Arbeitsräumen wabert es: Computertastaturen klappern, im Hintergrund sirrt der Server und auch Stimmen sind zu hören. Von Überschriften, Ebenen, geteilten Phrasen und Audioexport ist die Rede. Dort, wo in der Regel blinde und sehbehinderte Rehabilitanden zu Bürokaufleuten, Verwaltungsfachangestellten oder Servicefachkräften für Dialogmarketing umgeschult werden, sitzen Redakteure aus den DBSV-Landesvereinen und anderen Einrichtungen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe und lernen, wie sie künftig ihre Hörzeitschriften im DAISY-Format produzieren können. Viele Redakteure machen sich damit fit für die Informationsplattform DBSV-Inform, auf der die "Gegenwart" und die Veröffentlichungen der Landesvereine miteinander verbunden werden.

Kein Zweifel: Auch bei den Landesvereinen hat DAISY Einzug gehalten. Zu zweit sitzen die Kursteilnehmer an den Computerarbeitsplätzen, Mikrofon in der Hand, Kopfhörer auf den Ohren. Edeltraut Schrader liest gerade einen Zeitungsartikel zur aktuellen Lage auf dem internationalen Finanzmarkt auf. Marianne Schmid assistiert ihr dabei. Thomas Diehle und Jens Marquardt sind dabei, ihre Aufnahme zu planen und überlegen, ob es sinnvoller wäre, den Text erst aufzulesen und dann zu strukturieren oder ihn gleich während der Aufsprache zu gliedern. Und Brigitte Otto-Lange fragt sich, wann sie wohl fit genug ist, um mit ihrem "Nordrhein-Report" auch bei DBSV-Inform erscheinen zu können. Hermann Dremel und Lilo Mink von der Aktion Tonband-Zeitung für Blinde in Holzminden (ATZ) schulen die Teilnehmer im Auftrag des DBSV.

Für jeden der Teilnehmer gehört es in Zukunft zum Handwerkszeug, die Produktion wie eine gedruckte Zeitschrift zu gliedern. Denn mit der Einführung von DAISY haben sich auch die Hörgewohnheiten der Abonnenten geändert. "Zeitschriften im DAISY-Format sind im Gegensatz zu Kassettenzeitschriften strukturiert. Das heißt, sie bestehen aus Überschriften und Abschnitten, die der Hörer direkt anspringen kann", erklärt Hermann Dremel. Der Geschäftsführer der Aktion Tonband-Zeitung kennt diesen Prozess aus der Praxis. Die ATZ produziert Lokalzeitungen, Broschüren und Lexika als DAISY. Aus langjähriger Erfahrung weiß Dremel, wie Hörmedien zu gestalten sind, damit blinde und sehbehinderte Menschen sie effektiv nutzen können. Doch diese Gliederung, die dem Hörer hilft, wird nicht automatisch vergeben. Der Redakteur muss sie schon während der Aufnahme erstellen. Was bedeutet, dass er sich Gedanken darüber machen muss, wie er seine Aufnahme strukturiert, wie er Rubriken und Beiträge in einzelne Abschnitte und Unterabschnitte unterteilt und sie benennt. In Zeiten der Kassette dagegen hat man die Beiträge einfach hintereinander gehängt.

Die Kassettenzeiten neigen sich dem Ende zu. Ab 2010 gibt es keine Hörbücher mehr auf Kassette, geschweige denn Hörzeitschriften. Umso dringender wird es für die Redakteure, ihre Produktion auf DAISY umzustellen. Prinzipiell könnten sie ihre Aufnahmen mit einem DAISY-Recorder erstellen. Doch lassen sich die Aufnahmen dann nur nachträglich bearbeiten. Deshalb setzen Hermann Dremel und Lilo Mink bei ihren Schulungen auf moderne Produktionsverfahren. "Um DAISY-Zeitschriften komfortabel zu erstellen, nimmt man ab sofort am Computer auf", betont Dremel und lächelt selbst ein wenig über seinen Ausspruch. Von einem DAISY-Recorder rät er ab, da sich das Bearbeiten durch Schneiden, Kopieren oder Verschieben einzelner Abschnitte als umständlich erweist. Mit einem Computerprogramm dagegen lassen sich Versprecher oder Knackser sofort und mit nur wenigen Handgriffen korrigieren. Genau das und vieles mehr vermittelt das ATZ-Team den Redakteuren. Bei den Wochenendseminaren wird in die Software PRS eingeführt. Das Programm verfügt über eine eigene Sprachausgabe und erlaubt es, so genannte DAISY-Projekte nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu ordnen, zu schneiden, Abschnitte zu erzeugen und diese mit Titel und Überschrift zu versehen. Dremel und Mink versuchen, den Teilnehmern die Angst zu nehmen, dass Tonaufnahmen am Computer komplizierter seien als mit Kassette.

Doch von Angst ist eigentlich nichts zu spüren. Eher Skepsis, die Dremel und Mink nach einer theoretischen Einführung und kleinen praktischen Übungen zum "Warmlaufen" in Begeisterung und Tatendrang umwandeln. Am Ende des Seminars bestätigen die Teilnehmer, dass die Software ein bequemes Arbeiten ermöglicht. Peter Fischer, Redakteur des "Sachsen-Anhalt-Magazins" verspricht, er werde bei der nächsten Produktion anders als bisher vorgehen. "Ich habe an diesem Wochenende viel gelernt", sagt auch Brigitte Otto-Lange stolz. "Zwar ist in meinem Kopf im Moment ein ziemliches Durcheinander, aber das legt sich wieder", ist sie sich sicher. Und dabei denkt sie voller Vorfreude an den ersten Auftritt des "Nordrhein-Reports" auf DBSV-Inform.

Stefan Müller
Technischer Koordinator DBSV-Inform  

Woche des Sehens:

Kinder sind Zukunft

Diesmal drehte sich alles um Kinder. Was brauchen blinde und sehbehinderte Kinder, um optimal zu lernen? Warum sind augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen im frühen Kindesalter so wichtig? Und wie lässt sich weltweit die Zahl blinder Kinder reduzieren? Die Woche des Sehens 2008 hat viel bewegt  –  vor Ort, aber auch in den Medien.


Mit großem Engagement führten vom 9. bis 15. Oktober 2008 über 400 Augenärzte und -kliniken sowie Organisationen aus den Bereichen Selbsthilfe und Entwicklungszusammenarbeit Aktionen zur Woche des Sehens durch. Die Kampagne stand erneut unter dem Motto "Blindheit verstehen, Blindheit verhüten". Dabei hatten die Partner ihren Fokus auf blinde und sehbehinderte Kinder gerichtet. Die Selbsthilfe setzte sich in erster Linie für eine verbesserte Bildungspolitik ein.

Über das gesamte Bundesgebiet verteilt gab es vielfältige Veranstaltungen, die von Tagen der offenen Tür, Vortragsreihen und Hilfsmittelausstellungen über Dunkelerlebnisse, künstlerische Darbietungen und Hörfilmvorführungen bis zu Aktionen in Kaufhäusern, Stadtteilbüros und Schulen reichten. Besonders erfreulich war die häufige Kooperation mehrerer Woche-des-Sehens-Partner, was zu einer erhöhten Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung und in den Medien führte.


Schlaglichter: Woche des Sehens 2008

Vor und im Berliner Roten Rathaus lockte die Seh-Bühne zahlreiche Besucher an. Mehrere Partner hatten sich zusammengeschlossen, um diese Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen. Bei gutem Wetter wurde auf dem Rathausplatz ein buntes Bühnenprogramm mit musikalischen Darbietungen blinder und sehbehinderter Künstler geboten, das vom Trommeln bis zum Rappen (über die Woche des Sehens) reichte. Die Christoffel-Blindenmission hatte einen Barfußgang aufgebaut, der von Kindern umringt war, die ohne Schuhe und mit geschlossenen Augen verschiedene Materialien ertasteten. In einem Zelt gab es eine Hilfsmittelausstellung sowie Beratungsangebote und Infostände vieler Vereine. Zum diesjährigen Thema der Selbsthilfe unter dem Motto "Blindes Kind  –  dunkle Zukunft?" fand eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Referenten statt. Weiterhin wurden Vorträge zu verschiedensten Themen angeboten: Audiodeskription, Führhunde, Segeln für blinde und sehbehinderte Kinder, Museumsführungen für Betroffene. Die Hörfilmfassung des Jugendfilmes "Die Blindgänger" wurde gezeigt.

Auch der Aktionstag in Nürnberg brachte mehrere Partner der Woche des Sehens zusammen. Bei strahlendem Sonnenschein beteiligten sich 24 Schulklassen an den vielfältigen Aktionen. Blinde, sehbehinderte und sehende Kinder meisterten gemeinsam verschiedene Spielstationen wie blind Fußball spielen, blind trommeln oder Modellierballons basteln. Die sehenden Kinder lernten Hilfsmittel und die Brailleschrift kennen und erkundeten den Erlebnisgang der Christoffel-Blindenmission. Beim Luftballonwettbewerb wurden Wünsche für sehbehinderte und blinde Kinder in armen Ländern auf die angehängten Karten geschrieben  –  einige der Ballons flogen sogar bis nach München.

In Suhl im Thüringer Wald führten die Begegnungsstätte "Tu Was" und die Ringbergschule gemeinsam mit einer Sehschule, einem Augenoptiker, dem örtlichen Blindenverein und der Fachschule für Wirtschaft und Soziales einen Projekttag für 200 Grundschüler durch. Geboten wurde ein breit gefächertes Programm, das Alltagssituationen von sehbehinderten oder blinden Menschen erfahrbar machte. So zeigte Erika Erler, selbst blind, wie man Punktschrift liest und schreibt. Die Mitarbeiterinnen der Begegnungsstätte führten auf einer Leinwand via Beamer optische Täuschungen vor und erläuterten deren Wirkungsweise. Eine Sehlehrerin probierte mit den Kindern unter anderem Methoden zur Augenentspannung aus. Die Schüler der Fachschule für Wirtschaft und Soziales hatten einen Stand zum "Fühlen, Tasten, Riechen und Schmecken" vorbereitet.

Im Blindenheim Schwäbisch Gmünd fand während der Woche des Sehens täglich ein Fachvortrag zu verschiedenen Themen statt. Die gut besuchte Hilfsmittelausstellung sowie das gemeinsame Herbstfest mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Ost-Baden-Württemberg ergänzten das Programm. Bei einem Benefizessen mit 45 geladenen Gästen versetzten sich auch Oberbürgermeister Wolfgang Leidig und seine Gattin mit einer Simulationsbrille in die Situation eines hochgradig sehbehinderten Menschen und griffen zu Messer und Gabel.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Brandenburg führte in Cottbus sein siebtes wissenschaftliches Symposium durch, das mit 100 Teilnehmern gut besucht war und ein großes Echo in den lokalen Medien fand. Von Politik bis Medizin reichte das Themenspektrum. Zum Abschluss sprach Andreas Bethke, Geschäftsführer des DBSV, zu den Themen "Blindes Kind  –  dunkle Zukunft?", "Perspektiven der Blindenselbsthilfe bis zum Jahr 2020" und "Schaffung einheitlicher Qualitätsstandards in der Blindenselbsthilfe".


Dazu Bilder:

    • Mit Simulationsbrille ist auch der größte Würfel nicht leicht zu fangen
    • Essen mit Simulationsbrille: In Schwäbisch Gmünd griff die Ortsprominenz blind zu Messer und Gabel

Medienecho im In- und Ausland

Der Erfolg der Woche des Sehens misst sich nicht zuletzt an der Berichterstattung in den Medien. Im vergangenen Jahr wurde eine Print-Auflage von 24 Millionen erreicht. Viele Artikel waren sehr ausführlich und weckten durch große Bilder Aufmerksamkeit. Zu den auflagenstärksten Tageszeitungen gehörten die "Hannoversche Allgemeine Zeitung", die "BZ Berlin", die "Kölnische Rundschau", das "Hamburger Abendblatt" und die "Berliner Morgenpost". Zu den Wochentiteln zählten das "Echo der Frau", die "VDI-Nachrichten" und "Öko-Test Kompakt". Die Meldungen, die über Presseagenturen verbreitet wurden, verdreifachten sich von vier auf zwölf.

Auch in Fernsehen und Hörfunk wurde rege berichtet. Gegenüber 2007 gab es nahezu eine Verdoppelung der Fernsehbeiträge. In der "Tagesschau um zwölf", im "ZDF Mittagsmagazin" sowie in der Sendung "Sonntags  –  TV fürs Leben" in 3sat war die Woche des Sehens Thema. Weiterhin gab es Beiträge in vielen dritten Programmen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, im Regionalprogramm von Sat.1 sowie im Kinderkanal in der Sendung "Logo!".

Die Auswertung der Internet-Meldungen fiel ebenfalls sehr positiv aus: 171 in- und ausländische Portale berichteten insgesamt 292 Mal über die Projektwoche. Erstmalig wurde das Thema auch im Newsletter der Europäischen Blindenunion (EBU), der viersprachig in 45 Mitgliedsländern erscheint, aufgegriffen.

Nicht zu vergessen der Kino-Spot "60 Se(h)kunden": Der einminütige Schwarzfilm mit Audiodeskription vermittelt einen Eindruck vom Leben mit Blindheit und wurde in der ersten Oktoberwoche bundesweit in 100 Kinos und darüber hinaus in einigen Fernsehprogrammen gezeigt.


Ausblick: Woche des Sehens 2009

Die vergangene Woche des Sehens war ein voller Erfolg. Wie in den Jahren zuvor wurden viele Menschen auf die Bedeutung guten Sehens aufmerksam gemacht. Die Arbeit für die nächsten Jahre bleibt eine Herausforderung. Wünschenswert ist die Aufklärung einer noch größeren Öffentlichkeit über Augenerkrankungen, deren Diagnose und mögliche Behandlung sowie die Sensibilisierung für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen.

Die diesjährige Woche des Sehens findet vom 8. bis 15. Oktober 2009 statt. Helfen Sie mit und unterstützen Sie die Ziele der Woche des Sehens mit einer Aktion. Die Projektkoordination unterstützt Sie mit einem umfangreichen Kommunikationspaket, mit Hilfe bei der Partnersuche, Ideen für eine Veranstaltung und deren Vorbereitung und vielem mehr.

Ab dem 2. März 2009 ist das Koordinationsbüro wieder besetzt,

Tel.: 030 / 28 53 87-280
E-Mail: p.west@woche-des-sehens.de

Petti West
Koordinatorin der Woche des Sehens  

Internationales:

Zum Auftakt: Europa in fünf Schritten

Die Europäische Union hat ein Imageproblem: Vielen Menschen gilt sie als bürgerfern, undurchschaubar und zu bürokratisch. Mit einer neuen Serie will die "Gegenwart" zu einem besseren Verständnis der EU-Institutionen und ihrer Spielregeln beitragen..


Das Denken und Reden der Menschen über die Europäische Union ist auch 58 Jahre nach ihrer Gründung noch vielfach von den so genannten EU-Mythen, jenen absurden, bösen und nicht immer wahrheitsgemäßen Attacken auf den scheinbar bürokratischen Irrsinn in Brüssel, geprägt. So besagt eine jüngere Meldung, dass die Europäische Union Orchestern verbiete zu laut zu spielen. Bauern müssen, einem weiteren EU-Mythos zufolge, ihre Kühe auf Matratzen betten. Dies sind nur zwei von zahlreichen populären Legenden, die der Europäischen Union das hässliche Image eines aufgeblähten Beamtenapparates verleihen, der bürgerfern und selbstherrlich immer mehr Macht an sich reißt und sich tagein, tagaus damit beschäftigt zu ersinnen, wie er die Bürger noch besser mit seiner nicht enden wollenden Regulierungswut quälen kann. Das Gemeinsame an diesen auf Gerüchten beruhenden Geschichten ist, dass sie Falsches mit Wahrem vermengen und geschickt mit der Angst der Menschen vor Neuerungen, Gleichmacherei und Kontrollverlust spielen. Zwar lassen sich Orchester zweifelsfrei dem Unterhaltungssektor zurechnen, und den erfasst seit Mitte Februar 2008 eine EU-Richtlinie, die tatsächlich die maximale Lautstärke am Arbeitsplatz reguliert; bei der festgesetzten Lärmobergrenze handelt es sich jedoch lediglich um einen wöchentlichen Durchschnittswert, so dass ein ordentliches Fortissimo auch weiterhin gespielt werden kann  –  ganz so wie es Wagner, Mahler oder Mozart vorsehen. Zwar gibt es weit reichende EU-Vorschriften zur Tierhaltung und zum Wohlergehen von Tieren; nirgendwo ist jedoch von Matratzen die Rede, auf die womöglich Kühe gebettet werden müssten.

Zählebigkeit und Wildwuchs der EU-Mythen machen deutlich, dass die Europäische Union ein Image- und Kommunikationsproblem hat. Das Vertrauen in ihre Institutionen schwindet. Eine neuerliche Umfrage des Europäischen Amtes für Statistik zeigt, dass die öffentliche Zustimmung in den letzten Monaten ständig abgenommen hat. Obwohl 52 Prozent der Bürger die Mitgliedschaft in der EU begrüßen, stehen nur noch 47 Prozent der Befragten ihr grundsätzlich positiv gegenüber. Alle Indikatoren im Zusammenhang mit Vertrauen, Image oder Beurteilung der EU-Mitgliedschaft verzeichnen eine Abnahme. So haben zum Beispiel 50 Prozent der Deutschen ein geringes Vertrauen in das Europäische Parlament, nur 40 Prozent trauen der EU-Kommission zu, sinnvolle Vorschläge für die Gestaltung der europäischen Politik zu entwickeln. Viele Menschen meinen, dass beide Institutionen von ihrem persönlichen Alltag zu weit entfernt seien.

Die fortschreitende europäische Integration ist indessen ein unumkehrbarer Tatbestand, mag man dies begrüßen oder verdammen. Richtig ist auch, dass in ihrem Gefolge immer mehr Gesetze und Verordnungen in Brüssel gemacht werden, die zunehmend unseren Alltag bestimmen. Allerdings nicht immer zu unserem Schaden, wie die zahlreichen EU-Mythen glauben machen. Die blindengerechte Gestaltung der Euro-Münzen und -Scheine, die Kennzeichnung von Medikamentenverpackungen in Blindenschrift, die Stärkung der Rechte behinderter Passagiere im Flugverkehr und grenzüberschreitenden Reiseverkehr sind nur einige wenige Beispiele dafür, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union sich bewährt und manche Vorteile und Verbesserungen bewirkt hat. Für die blinden und sehbehinderten Menschen und den DBSV bedeutet dies auch, dass wir aufmerksam nach Brüssel schauen sollten, um zu prüfen, ob die Gesetze, die dort gemacht werden, zu unserem Vorteil sind oder was getan werden muss, um Nachteilen entgegenzuwirken.

Am 7. Juni 2009 findet in Deutschland die Europawahl statt. Alle wahlberechtigten Bürger der Europäischen Union sind aufgerufen, mit ihrer Stimme über die Zusammensetzung des siebten Europäischen Parlaments zu entscheiden. Entscheidung als bewusste Wahl zwischen Alternativen setzt Informationen voraus. Unter dem Titel "Europa in fünf Schritten" will die "Gegenwart" deshalb mit einer fünfteiligen Serie dazu beitragen, dass die Leser die Spielregeln, nach denen in Europa Politik gestaltet wird, kennen lernen und die Bedeutung des Themas Europa besser verstehen, um am Wahltag eine bewusste Entscheidung leichter zu machen.

Die neue Serie gliedert sich wie folgt:

  • Teil 1: Europäische Union: Kurzer Abriss ihrer Geschichte
  • Teil 2: Wie arbeitet die Europäische Union?
  • Teil 3: Was macht die Europäische Union für den Bürger?
  • Teil 4: Ein Europa der Bürger
  • Teil 5: Die Europäische Union und die Zivilgesellschaft

Kein EU-Mythos hält sich übrigens hartnäckiger als die Geschichte vom europaweit vorgeschriebenen Krümmungsgrad der Gurken. Um Bürokratie abzubauen, hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, 26 Vorschriften zu streichen, die die Größe von Melonen, die Einteilung von zulässigen Gewichts- und Güteklassen für Äpfel und eben den Krümmungsgrad von Gurken regeln. Leider darf die europäische Gurke nach wie vor nicht wachsen, wie sie will. Denn die Mitgliedstaaten, die an den europäischen Gesetzen entscheidenden Anteil haben, blockieren eine Änderung mit dem Einwand, die einheitlichen Vorschriften stützten sich auf einen breiten Konsens von Bevölkerung und Wirtschaft und erleichterten dem grenzüberschreitenden Handel das Geschäft. Fazit an dieser Stelle: Die Europäische Union wird häufig für Regelungen in Haft genommen, die sie nicht zu verantworten hat.

Hans Kaltwasser
Referent des DBSV für internationale Zusammenarbeit  

Beruf:

Allein zum Ziel

Das Berliner Projekt enterability hilft Menschen mit Behinderung bei der Existenzgründung


"Betreff ... sehr geehrter Herr ... gemäß Paragraf ..." presst die männliche Stimme des Sprachcomputers hektisch hervor, so schnell gleiten Pamela Pabsts zierliche Finger über die Tastatur. Korrespondenz, Fälle verwalten und abheften  –  all das erledigt die junge Juristin im Nu. Nur manchmal fragt sie ihre Rechtsanwaltsgehilfin: "Liegt die Schrift oben?", wenn sie ein Fax verschickt. Pamela Pabst ist Strafverteidigerin und von Geburt an blind. "Ich versuche, so viel wie möglich selbst zu bewältigen", sagt Pabst. "Meine Assistentin wurde mir nur für vier Stunden pro Tag bewilligt, und in dieser Zeit stehen oft wichtigere Dinge an." Zum Beispiel regelmäßige Gänge zum Gericht oder ins Gefängnis in Moabit  –  Wege, die die 30-Jährige alleine nicht finden würde.


Qualifikation und Betreuung

Pamela Pabst ist eine von 102 Menschen mit Schwerbehinderung, die sich mithilfe des Berliner Projekts "enterability" selbstständig gemacht haben. "enterability" ist eine Zusammensetzung der Begriffe "enterprise" (Unternehmen) und "ability" (Begabung). Vor vier Jahren wurde es zur Zeit des Ich-AG-Booms ins Leben gerufen. Das Integrationsamt hatte bereits zuvor Darlehen an Menschen mit Behinderungen vergeben, doch viele mussten früher oder später Insolvenz anmelden. So wagte das Amt etwas Neues: enterability soll Menschen mit Schwerbehinderung qualifizieren, sie bei ihrem Unternehmenskonzept beraten und auch in ihrer Selbstständigkeit regelmäßig betreuen.

"Mich als Rechtsanwältin selbstständig zu machen, war meine einzige Chance", erzählt Pamela Pabst. Die Endnote ihres zweiten Staatsexamens reichte nicht für den öffentlichen Dienst. Sehr gern wäre sie Strafrichterin geworden, aber dafür, so schreibt es das Gesetz vor, muss man sehend sein. Das Integrationsamt machte Pamela Pabst auf enterability aufmerksam. Sofort war klar, dass sie in das Unterstützungsschema passte: Wer eine Behinderung von mehr als 50 Prozent hat, arbeitslos ist oder von Arbeitslosigkeit bedroht wird und eine geeignete Geschäftsidee vorweisen kann, hat Anspruch auf die Selbstständigen-Beratung. Nicht alle Teilnehmer haben seit ihrer Geburt eine Behinderung. Viele müssen daher erst lernen, ihr Leben neu zu ordnen.

Einen psychisch Behinderten fragt enterability-Berater Manfred Radermacher dann, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er wieder einen schizophrenen Schub bekommt. Oder ob die Aussprache eines spastisch gelähmten Menschen deutlich genug für ein Kundengespräch ist. "Es ist falsch, die Projektteilnehmer mit Samthandschuhen anzufassen", sagt Radermacher bestimmt. Jede Gründung durchlaufe Krisen, und diese Risiken müssten einkalkuliert werden. Trotzdem wissen die enterability-Berater, dass sich ihre Existenzgründer von anderen unterscheiden. Die meisten planen kein prosperierendes Unternehmen mit Filialen auf der ganzen Welt. Stattdessen ist die Selbstständigkeit für viele Projektteilnehmer die letzte Chance zu arbeiten. "Dafür nehmen wir auch manchmal ein Scheitern in Kauf", sagt Radermacher. Die meisten Gründer sind zwischen 40 und 50 Jahre alt. Pamela Pabst fällt aus dem Rahmen: Sie ist erst 30 Jahre jung und seit ihrer Geburt daran gewöhnt, härter als andere kämpfen zu müssen. Ihren Businessplan schrieb sie an zwei Wochenenden. Manch anderer benötigt dafür sechs Monate.


Organisation des Arbeitsalltags

Zusammen mit anderen enterability-Gründern nimmt Pabst an Seminaren und Fortbildungen teil: Gesellschaftsrecht, Gründungsformalitäten und ein Marketing-Konzept stehen auf dem Stundenplan. Jeder überlegt, wie er seinen Arbeitsalltag behinderten- und leidensgerecht organisieren kann. Im Falle von Pamela Pabst bedeutet das: Ein guter Computer mit Sprachansage und Braillezeile muss her, ebenso ein Fernseh-Lesegerät und eine Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellte.

Nach vier Jahren Gründerberatung zeigen die Mitarbeiter von enterability stolz auf ihre Zahlen: 328 Menschen haben sie bereits beraten. Ein Drittel der Projektteilnehmer machte sich selbstständig, davon viele in der Dienstleitungsbranche und im Online-Handel, weil das Arbeiten von zu Hause für sie am einfachsten ist. Ein Elektromeister und ein Tierpräparator zählen zu den eher mageren sechs Prozent, die im Bereich Handwerk eigene Betriebe gründeten  –  eine Verteilung, wie sie auch bei Menschen ohne Handicap üblich ist.

Viele Mandanten haben Pamela Pabst längst weiterempfohlen  –  gerade weil die Strafverteidigerin blind ist. "Viele sagen, ich sei unvoreingenommener, weil ich meine Mandanten nicht nach Aussehen und Hautfarbe beurteile."

Wiebke Nieland  
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Raufeld Medien)


Dazu Bild: Hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: Strafverteidigerin Pamela Pabst


Kontakt:
enterability  –  Existenzgründungsbegleitung für Menschen mit Schwerbehinderung
Muskauer Str. 24, 10997 Berlin
Tel.: 030 / 61 28 03 74
E-Mail: info@enterability.de
www.enterability.de

Meldungen

Europäischer Wirtschaftsführerschein

Die European Business Competence Licence  –  kurz EBC*L  –  ist ein internationales Zertifikat über Kernwissen in der Betriebswirtschaftslehre. Am Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg kann es bereits seit vier Jahren erworben werden. Ab 2009 wird die Zusatzqualifikation in alle kaufmännischen Ausbildungszweige integriert, sie umfasst Seminare in Bilanzierung, Kennzahlen, Kostenrechnung und Wirtschaftsrecht. Bei der Jobsuche kommt es auf Qualifikationen an, über die Mitbewerber nicht verfügen. Am BFW Würzburg ist man überzeugt, den Absolventen mit der EBC*L ein interessantes Alleinstellungsmerkmal mitzugeben. "Vielleicht macht das Zertifikat das entscheidende Quäntchen auf dem Weg zum neuen Traumjob aus", hofft Geschäftsführer Alfred Schulz.

Nähere Informationen bei
Renate Groß-Fiebig
Tel.: 09 31 / 90 01-167
E-Mail: gross@bfw-wuerzburg.de
www.bfw-wuerzburg.de

Buch-Tipp zum Thema Leben und Arbeiten

"Leben, Studieren und Arbeiten mit Sinnesbehinderungen  –  Anforderungen an neue Technologien": Zu diesem Workshop, der im November 2007 an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) stattfand, ist nun die Dokumentation erschienen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie blinden und gehörlosen Menschen bei ihren Kommunikations- und Integrationsproblemen geholfen werden kann  –  in der Schule, bei Studium und Ausbildung, bei der Arbeit und im Alltag. Vorträge, Erfahrungsberichte und Hilfsmittelbeschreibungen sowie Informationen zur Unterstützung durch Behindertenverbände werden durch Diskussionsbeiträge von Wissenschaftlern und Betroffenen ergänzt.

Leben, Studieren und Arbeiten mit Sinnesbehinderungen
trafo Wissenschaftsverlag,
Preis: 12,80 Euro


Mitglieder des DBSV erhalten das Buch für 7,50 Euro zzgl. Versandkosten (als Spende) vom
Blinden- und Sehbehinderten-Verband Brandenburg
Tel.: 03 55 / 225 49
E-Mail: bsvb@bsvb.de

Leben:

Stimmen machen Stimmung

"Alles mit m Mund": Unter diesem Motto standen die 11. Liedertage in Boltenhagen. Der Verein Liederleute hatte ein Programm zusammengestellt, das sich einem ganz besonderen Instrument widmete  –  der menschlichen Stimme.


"Im November in Boltenhagen,

im Seeschlösschen am Ostseestrand

sehen wir uns bei den Liedertagen

und sind im Ausnahmezustand."


So lautet der Refrain des Liedes, das Sonja Baus, Leiterin des Gesangsworkshops bei den 11. Liedertagen in Boltenhagen, komponiert hat. Eine bessere Zusammenfassung der Geschehnisse während der Liedertage habe ich noch nie gehört. Im Rahmen von drei Vorträgen, einem zweiteiligen Gesangsworkshop, zwei Konzerten, einer Hörstunde für "Nimmersatte" sowie des Films "Comedian Harmonists" von Eberhard Fechner wurde das Thema A Cappella von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Wie immer wurden Künstlergespräche mit den auftretenden Akteuren geführt und natürlich fand wieder eine Offene Bühne statt, die den Teilnehmern die Gelegenheit bietet, musikalische oder literarische Beiträge vorzutragen. Es war wohl eine Rekordteilnahme, über die sich die Veranstalter der diesjährigen Liedertage freuen konnten. Etwa 40 Musikinteressierte aus dem In- und Ausland hatten den Weg nach Boltenhagen gefunden. Am weitesten gereist waren die Teilnehmer aus England und Österreich.

Was ist A Cappella? A Cappella ist mehrstimmiger Gesang, der ohne instrumentale Begleitung vorgetragen wird. Dieses Genre erfreute sich ab etwa Mitte der 1990er Jahre in der Popmusik in Deutschland und anderswo wachsender Beliebtheit. In seinem Vortrag stellte uns Wolfgang Vallentin bekannte Gruppen wie die "Wise Guys" und "Die U-Bahnkontrolleure in tiefgefrorenen Frauenkleidern" vor, aber auch ganz frühe Aufnahmen der "Prinzen", eine der wohl bekanntesten A-Cappella-Gruppen Deutschlands. Vallentins Streifzug zeigte verschiedene Formen der Darbietung und enthielt einen sehr interessanten Beitrag über das Beatboxen, eine anspruchsvolle Form von Stimm-Akrobatik. Besonders möchte ich die nicht mehr bestehende Gruppe "Schlag 6" erwähnen, eine Schülergruppe der blista in Marburg, die Mitte der 1990er Jahre sehr erfolgreich war.

Thomas Vallentin, der Vorsitzende des Vereins Liederleute, führte uns in einem zweiten Vortrag durch mehrere Jahrhunderte der Musikgeschichte vom Mittelalter über die Renaissance bis zum Frühbarock. Die klassische Vokalmusik nahm ihren Anfang in mittelalterlichen Klöstern, in denen die gregorianische Liturgie entstand. Anhand von Hörbeispielen erfuhren wir, wie sich aus den anfangs einstimmig vorgetragenen gregorianischen Gesängen nach und nach die Mehrstimmigkeit entwickelte und später die Motette im kirchlichen und das Madrigal im weltlichen Bereich entstanden. Interessant war auch die Stippvisite in die Rock- und Popmusik, die sich immer wieder Elementen des gregorianischen Gesangs bedient.

Die Verfasserin dieser Zeilen beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit Arbeitsliedern. Sie hatte zahlreiche Beispiele mitgebracht: Sklavenlieder aus den amerikanischen Südstaaten, Worksongs, die in einem Gefängnis aufgenommen wurden, Shanties und Lieder der Bahnarbeiter, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die Erz-Eisenbahn Nord-Skandinaviens bauten. Durch ihre frühe Bekanntschaft mit Shanties und Bahnarbeiterliedern verfügt sie über einiges an Wissen, aber auch über eine emotionale Bindung zu dieser Musik. Die einzige, die sich während ihres Vortrags langweilte, war ihre Führhündin Gina.

Aquabella sind vier Frauen aus Berlin. Sie singen Lieder in 23 Sprachen. So viele waren es nicht am Abend ihres Konzerts in Boltenhagen, aber sie sangen auf Portugiesisch, Englisch, Französisch, Bulgarisch, Norwegisch, Schwedisch, Jiddisch sowie auf Türkisch, Spanisch und Griechisch, sogar auf Deutsch! Ein Auftritt von Aquabella ist ein Fest für die Ohren und Balsam für geplagte Seelen, aber auch ein visueller Hochgenuss. Sie erzählen Geschichten, haben Witz und Wärme und sind vier hervorragende Sängerinnen, teilweise mit einem enormen Stimmumfang und einer unglaublichen Bühnenpräsenz.

Der Gospelchor aus Wismar, der am Freitag auftrat, ist ein gutes Beispiel für gelebte religiöse Toleranz. Während der Chor zur katholischen Gemeinde gehört, ist die Leiterin als Kantorin bei der evangelischen Kirche angestellt. Mit viel Überzeugung und Hingabe boten sie ein Programm aus Gospels und neuen kirchlichen Liedern.

Sonja Baus und ihr Ehemann, Peter Staubach, sind bereits seit vielen Jahren in Chören und Kabarettgruppen aktiv. Liedertagsteilnehmer aus früheren Jahren werden sich sicher an Offene Bühnen erinnern, wo sie Lieder der 1920er und 1930er Jahre vortrugen. In ihrem zweiteiligen Workshop boten sie diesmal Übungen zur Stimmbildung an und studierten mit den Teilnehmern mehrstimmige Lieder ein. Zwei davon, die oben erwähnte Eigenkomposition sowie ein irischer Segen, wurden bei der Offenen Bühne vom Chor der 11. Liedertage vorgetragen. Dass der Workshop ankam, wurde auch dadurch deutlich, dass die Sänger Sonderschichten einlegten, um die Lieder auch wirklich aufführen zu können.

Mich beeindruckt die Offene Bühne jedes Jahr aufs Neue. Dieses Mal beteiligten sich 20 Gruppen und Einzelinterpreten. Die Darbietungen reichten von Folk über Pop, Blues und Chansons bis zu Beiträgen von Liedermachern. Das Publikum wurde mit Kanons sowie einer Art Sprechgesang einbezogen. Gesungen wurde in mindestens sieben Sprachen, teils A Cappella, teils mit unterschiedlichster Instrumentalbegleitung. Das hohe künstlerische Niveau sowie das vielfältige Bildungsangebot der Liedertage imponieren mir immer wieder. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Vorstand der Liederleute und ebenfalls an die Mitarbeiter des Hauses "Seeschlösschen", die jedes Jahr die singenden und spielenden Horden verwöhnen.

Die Zeit flog nur so dahin. Die Begegnung mit alten Bekannten ist immer wieder schön, aber auch die Neuen, die jedes Jahr dazustoßen und neue Anregungen einbringen, bereichern die Veranstaltung. Können nur Musiker teilnehmen? Nein, jeder der Spaß am Zuhören oder Mitmachen hat, ist herzlich eingeladen. Beim nächsten Mal, vom 4. bis 8. November 2009, geht es um das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und die unterschiedlichen Musikrichtungen der USA. Vielleicht sehen wir uns dann in Boltenhagen  –  im Ausnahmezustand?

Nähere Informationen im Internet unter www.liederleute.de

Karen Sophie Thorstensen  


Dazu Bild: Balsam für geplagte Seelen: das Berliner Vokalensemble Aquabella bei den Liedertagen in Boltenhagen

Menschen:

"Stimmen können keine Masken tragen"

Thomas Abel, 42

Bis zu meinem 19. Lebensjahr konnte ich sehen. Das Problem war, dass sich meine Pupillen nicht normal verengten, deshalb war alles, was ich sah, von Licht und Farben durchflutet. Für normale Menschen wäre das eine wunderbare Vorstellung. Selbst nachts sah ich, wenn sich im Dunkeln etwas bewegte. Eines Tages las ich in einem Artikel, dass sich die Pupillen weiten und alles bunter erscheint, wenn man sich verliebt. Wenn das stimmt, bin ich dafür dankbar, dass ich in diesen 19 Jahren mehr Liebe erfahren habe als jeder andere.

Ich habe angefangen, Psychologie zu studieren, um besser zu verstehen, wie die Menschen denken. Ich bin gerne Psychiater und kann gut davon leben. Meine Arbeit besteht darin, mit meinen Patienten zu sprechen und ihnen dabei zu helfen, ihr Leben und ihre Gefühle zu analysieren und den Ursprung ihrer Probleme zu erkennen, um diese zu überwinden. Vielleicht kann ich dank meiner Blindheit besser zuhören. Die Stimme und der Tonfall geben mir viele Hinweise. Die Menschen haben immer einen trügerischen Ausdruck auf dem Gesicht, aber ihre Stimme trügt nicht. Wenn die Menschen nur nach ihren Stimmen beurteilt werden, können sie sich nicht maskieren.

Ich hatte mal eine Freundin. Es ist interessant, wie wir uns kennen gelernt haben. Ihr Job war, Erwachsenen bei Empfängen Märchen zu erzählen. Als ich ihr bei einem Empfang begegnete, erzählte sie das Märchen vom Froschkönig. Ich habe mich sofort in sie verliebt. Wir haben uns lange leidenschaftlich geliebt. Wir haben sogar darüber nachgedacht zu heiraten. Aber schließlich haben wir uns doch getrennt. Heute hat sie einen Mann und eine Tochter. Wir sind Freunde geblieben. Sie besucht mich oft mit ihrer Tochter. Später habe ich mich in eine andere Frau verliebt, aber sie sagte mir, sie würde Frauen lieben.

Ich gehe sehr gerne ins Kino. Manchmal gehe ich allein, manchmal mit Frauen. Manche Kinos zeigen Filme für Blinde  –  mit einer Stimme, die die Geschichte erklärt. Aber ich mag das nicht. Ich gehe gerne mit normalen Menschen ins Kino, denn ein guter Film braucht keine Erklärung.

Übersetzung: Irene Klein


Menschen aus aller Welt

Eine Serie von Porträts blinder und sehbehinderter Menschen in Kooperation mit "Colors Magazine". Abdruck mit freundlicher Genehmigung von "United Colors of Benetton" aus "Without Colors  –  dedicated to the blind and visually impaired".

"Colors Magazine" Nr. 72 (zweisprachig: Englisch plus Italienisch, Spanisch oder Französisch) kann inkl. CD zum Preis von 10 Euro bestellt werden bei:

STAFF Srl, via Bodoni 24
20090 Buccinasco (MI), Italien
Tel.: 00 39 / 02 45 70 24 15
Mail: abbonamenti@staffonline.biz
www.colorsmagazine.com


Bildbeschreibung: Vor einer hellen, fließenden Gardine steht ein Mann mittleren Alters. Seine Arme sind vor der Brust verschränkt. Er trägt einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Sein Haar ist straff zurückgebunden, nachdenklich blickt er geradeaus.

Verkehr:

Der weiße Stock schützt alle, die ihn brauchen

Der Langstock und der Blindenführhund sind Hilfsmittel für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen. So steht es im Hilfsmittelkatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Und sie sind Verkehrsschutzzeichen für blinde Fußgänger. So stand es bisher in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). Der DBSV forderte eine Erweiterung der Regelung auf wesentlich sehbehinderte Fußgänger. Dem stimmte der Bundestag jetzt zu.


Man stelle sich vor: Ein Autofahrer sieht einen Fußgänger mit einem weißen Stock. Oder einen mit einem Blindenhund im weißen Geschirr. Was mag ihm dabei durch den Kopf gehen? Vielleicht denkt er ja: "Wer blind durch die Gegend läuft, trägt selbst die Verantwortung. Und zwar grundsätzlich. Wenn jetzt was passiert, kann ich jedenfalls nichts dafür." Und drückt aufs Gas. Falsch gedacht! Denn Paragraf 2 FeV bewertet den weißen Stock, den Blindenführhund im weißen Führgeschirr, aber auch die Armbinden mit den drei schwarzen Punkten (letztere sind auch für andere schwerbehinderte Fußgänger gedacht) als so genannte Verkehrsschutzzeichen, auf die die anderen Verkehrsteilnehmer zu achten haben. Daher sind die rechtlichen Folgen eines Unfalls, wenn es denn dazu kommen sollte, anders, als es sich der oben geschilderte Autofahrer gedacht hat. Was die Verkehrsschutzzeichen bedeuten, sollte er eigentlich wissen  –  jedenfalls gehört dies zum Lehrstoff, den die Fahrschullehrer zu vermitteln haben.

Für den blinden Fußgänger ist der weiße Stock tatsächlich ein Schutz: Der Autofahrer sollte etwas vorsichtiger sein, wenn er ihn sieht. Vor allem aber bewahrt die Regelung in der FeV den Blinden davor, dass ihm nach einem Unfall die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Er haftet nur dann, wenn ihm ein schuldhaftes Fehlverhalten nachgewiesen werden kann. Dieselbe Wirkung haben der Blindenhund im weißen Führgeschirr und die genannten Armbinden.

Aber gilt die Regelung zum weißen Stock und zum weißen Führgeschirr nur für gesetzlich blinde Menschen mit Merkzeichen Bl im Ausweis? Nach dem bisherigen Wortlaut der Vorschrift: ja. Der DBSV hat aber immer schon die Rechtsauffassung vertreten, dass sie für alle Personen gilt, die sich zu ihrer Orientierung eines Langstocks oder eines Blindenführhundes bedienen. Denn die Regelung (früher in Paragraf 2 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung) stammt aus einer Zeit, als Blindheit noch anders definiert und gemessen wurde. Der weiße Stock im Straßenverkehr ist kein Privileg, sondern ein Schutz für diejenigen, die ihn brauchen. Darum hat der DBSV gefordert, die Verkehrsschutz-Regelung in Paragraf 2 FeV weiter zu fassen, sie auf die wesentlich sehbehinderten Fußgänger auszudehnen (und auf eine noch genauere Abgrenzung zu verzichten). So kommt der Schutz nun eindeutig auch den Personen zugute, die aufgrund ärztlicher Verordnung einen Langstock und ein entsprechendes Training oder einen Blindenführhund erhalten haben, die aber die Merkzeichen für Blindheit (Bl) oder für hochgradige Sehbehinderung (H) noch nicht im Ausweis stehen haben. Oder anders gesagt: Auch diesen Personen ist die Kennzeichnung mit einem Verkehrsschutzzeichen dringend nahe zu legen.

Übrigens: Es bleibt bei der Regelung, dass ein eindeutiger Missbrauch der Verkehrsschutzzeichen durch Unbefugte  –  etwa wenn Sehende auf der Straße "Blindekuh" spielen  –  als Ordnungswidrigkeit zu ahnden ist. Und es sei schließlich noch darauf hingewiesen, dass die Krankenkassen den Langstock oder den Führhund nur im Hinblick darauf gewähren, dass sie als Mobilitätshilfen eingesetzt werden. Es gibt also keinen Anspruch auf Versorgung mit Verkehrsschutzzeichen  –  weder für blinde noch nach der Erweiterung der FeV für wesentlich sehbehinderte Personen.

Thomas Drerup
Rechtsreferent des DBSV  


Dazu Bild: Neu für wesentlich sehbehinderte Menschen: der weiße Stock als Verkehrsschutzzeichen

Aufklärung macht mobil

Viele Barrieren bestehen aus Unwissenheit: Leipziger Behindertenverbände haben sich in der Schulung von Mitarbeitern von Verkehrsunternehmen engagiert  –  mit Erfolg!


Die Nominierung für den Innovationspreis Weiterbildung 2008 des Freistaates Sachsen war der verdiente Lohn: Die Kreisorganisation Leipzig-Stadt des Blinden- und Sehbehinderten-Verbands Sachsen hat sich mit dem Behindertenverband Leipzig, dem Stadtverband der Hörgeschädigten Leipzig und der Selbsthilfegruppe Pro Retina Leipzig zusammengetan, um die Fahrer und Servicemitarbeiter der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und der Deutschen Bahn im Umgang mit behinderten Menschen zu schulen.

Auf Initiative der beiden Verkehrsunternehmen wurden ab Frühjahr 2007 die Fahrer der LVB sowie die Mitarbeiter des LVB-Begleitservice geschult, im Spätsommer 2008 kamen Termine für das Servicepersonal der Deutschen Bahn hinzu. Zur Vorbereitung haben die Ehrenamtler der verschiedenen Verbände eine Checkliste erstellt, die in Schwarz- wie in Punktschrift zur Verfügung gestellt wurde und Gewähr für einheitliche Schulungsinhalte bieten sollte. Viele der formulierten Wünsche haben die LVB inzwischen umgesetzt: So halten zum Beispiel die Bahnen und Busse bei blindengerechten Haltestellen am vordersten Einstiegsfeld, das Aussteigen ist auch an der vorderen Wagentür möglich und sowohl die Nummer der Linie wie auch das Fahrziel werden angesagt.

Bei der Deutschen Bahn wurden Servicemitarbeiter aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen über die Probleme und Bedürfnisse behinderter Fahrgäste informiert. Hier ging es unter anderem um die Notwendigkeit von Lautsprecherdurchsagen, um wichtige Details wie Griffe und Türöffner, deren Position blinden und sehbehinderten Menschen gezeigt werden muss, oder um die besonderen Anforderungen von Reisenden mit Führhund. Den Abschluss der Schulungen bildete stets ein Rundgang über den Leipziger Hauptbahnhof mit verschiedenen Simulationsbrillen.

Insgesamt wurden mehr als 1.800 Mitarbeiter der LVB und 140 Mitarbeiter der Deutschen Bahn geschult, für die Kreisorganisation Leipzig-Stadt waren zehn Aktive an den insgesamt 160 Schulungsterminen beteiligt. Besonders erfreulich war dabei die gute Zusammenarbeit mit den anderen Behindertenverbänden der Stadt.

Christa Czech
Mitglied des Vorstandes der Kreisorganisation Leipzig-Stadt  

Medien:

"Blind zu sein, war nie mein Problem"

Als Kind erblindete er, wurde dennoch ein erfolgreicher Sportler und Unternehmer. Nach 46 Jahren gibt es die Möglichkeit einer Operation  –  mit der Aussicht, das Augenlicht teilweise wieder herzustellen. Mike May zögert, ob er diesen Schritt wagen soll. Er tut es schließlich. Seine Erkenntnis: Sehen zu können, ist keine große Sache.


Drei Jahre ist Mike alt, als er sich in der Garage auf die Suche nach einem Gefäß zum Sandkuchen backen macht. Er findet ein großes Einmachglas, gefüllt mit Pulver, hält es unter einen Wasserhahn, um es zu säubern. Dann gibt es einen ohrenbetäubenden Knall. Mikes Mutter rennt zum Ort der Explosion und findet ihren kleinen Sohn blutüberströmt am Boden.

Was der kleine Mike nicht wissen konnte: Das Pulver in dem Glas war Kalziumkarbid, eine Chemikalie, die mit Wasser heftig reagiert. Mike liegt sechs Monate im Krankenhaus, seine Verletzungen werden mit 500 Stichen genäht, die Ärzte müssen ihm das linke Auge entfernen. Und auch auf dem anderen Auge kann er nichts mehr sehen, er ist fortan blind.

Aber das hält Mike May nicht davon ab, im Leben Vollgas zu geben: Er lernt noch als Kind Fahrrad fahren, spielt Fußball, wird sogar begeisterter Skiläufer. Angst kennt er nicht, er fährt so schnell, dass er bei Abfahrtsrennen Geschwindigkeitsrekorde bricht und bei den Paralympics drei Goldmedaillen gewinnt. Er studiert Elektrotechnik, heiratet, wird Vater zweier Söhne, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann.

Mike nimmt jede Herausforderung an, als behindert sieht er sich nie: "Meine größten Schwierigkeiten hatten nichts damit zu tun, dass ich blind war. Es waren Probleme, die jeder irgendwann hat  –  in der Ehe, in der Familie, im Job. Da alles richtig zu machen, das war viel schwerer, als blind auf Skiern zu stehen und hinter den Rufen eines anderen Läufers eine steile Piste bergab zu rasen."

46 Jahre lang lebt er im Dunkeln. Und sehnt sich nicht danach, sehen zu können. Dann kommt der Tag, an dem er seine Frau zum Augenarzt begleitet, sie braucht neue Kontaktlinsen. Der Spezialist fragt, ob er sich auch Mikes Auge anschauen darf. Mike willigt ein, der Arzt untersucht ihn und sagt anschließend: "Ich glaube, wir können es schaffen, dass Sie wieder sehen können." Es gebe die Möglichkeit, mit einer neuartigen Operation das Augenlicht teilweise wieder herzustellen.

In den Tagen und Wochen nach dem Arztbesuch geht Mike alles Mögliche durch den Kopf: Diese Operation würde ihm vielleicht erlauben, Auto zu fahren, Bücher zu lesen, die Gesichter seiner Frau Jenny und der Söhne Carson und Wyndham zu sehen. Aber: Warum sollte er das tun? Er kann eigentlich alles machen, wozu er Lust hat. Er kommt immer wieder zu der Antwort: "Mein Leben ist bereits so erfüllt. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir irgendetwas fehlt." Dann wieder ertappt er sich bei dem Gedanken, wie es wäre, sehen zu können. Er fragt sich: "Was wäre wohl meine Lieblingsfarbe? Würde ich meine Söhne auf Anhieb erkennen?"

Mit seiner Firma steckt Mike gerade mitten in der Entwicklung eines Navigationssystems für blinde Menschen, die Operation würde bedeuten, dass er wochenlang nicht weiterarbeiten kann. Mike macht schließlich eine Pro- und Kontraliste. Auf der Kontraseite stehen zahlreiche Punkte, auf der Proseite nur ein einziger: Neugierde. Und die bringt ihn schließlich dazu, der riskanten Operation zuzustimmen.

Den Moment, als sein Arzt den Verband abnimmt, wird Mike nie vergessen. Ein Sturzbach weißen Lichts ergießt sich in sein Auge. Solche Intensität muss Helligkeit sein, denkt er. Es tut weder weh, noch ist es unangenehm. Die Helligkeit kommt aus der Richtung des Summens über seinem Kopf. Mike erinnert sich, dass das Geräusch in Arztpraxen von den Leuchtröhren kommt. Vor seinem Gesicht taucht ein heller Umriss auf. Das muss die Zimmertür sein. Er hat gehört, wie sie sich gerade schloss. "Hallo Schatz", sagt seine Frau. Unterhalb der Stimme breitet sich eine leuchtende, üppige, gesättigte Farbe aus, andere Umrisse tauchen auf, von denen er jetzt weiß, dass sie der Oberkörper, der Kopf, die Arme, die Beine seiner Frau sein müssen. Die Gefühle überwältigen ihn. Alles ist sehr undeutlich, vieles verwirrend.

Und es bleibt so: Er kann die Körpergröße anderer Menschen erkennen, die Länge und Farbe der Haare. Aber die Mimik eines Gesichts erfasst er bis heute nicht, für ihn sehen alle Menschen mehr oder weniger gleich aus. Die ständige Reizüberflutung strengt ihn ungeheuer an, fährt er im Auto mit, muss er immer wieder die Augen schließen, die Menge an Eindrücken ist zu groß, alles rauscht zu schnell an ihm vorbei. Und noch etwas stellt Mike fest: Wenn er Leuten zuhört, verliert er schnell den Faden. Das Äußere und die Gesten lenken ihn viel zu sehr ab. Phasenweise ist er frustriert, sogar depressiv. Er muss akzeptieren, dass sein Gehirn visuelle Reize nie vollständig wird verarbeiten können. Die Nervenzellen, die über Jahrzehnte andere Aufgaben übernommen haben, lassen sich nicht wieder zurückgewinnen.

Noch immer verlässt er sich beim Spazierengehen lieber auf seinen Blindenführhund Josh als auf seine Augen. Überall lauern Fallen, die er nicht erkennt: Straßenbegrenzungen, Höhenunterschiede zwischen Bordstein und Straße, Bodenunebenheiten. "Wenn ich meine Augen benutze, muss ich die ganze Zeit überlegen: Ist das ein Schatten? Ist das eine Kurve? Das ist unglaublich anstrengend."

Mike weiß heute: "Wenn du es geschafft hast, als blinder Mensch ein selbstständiges Leben zu führen, dann ist Sehen zu können wirklich keine große Sache." Mittlerweile hat er sein Navigationssystem fertiggestellt, das er über seine Firma Sendero vertreibt. Es ist ein kleiner Computer, aber auch eine Variante fürs Handy hat er im Programm. Sie ermöglicht blinden und sehbehinderten Menschen, sich in fremden Städten besser zu orientieren  –  ganz ohne Operation.

Sonja Baulig  


Der Blinde, der wieder sehen lernte

Die Operation, der sich Mike May in San Francisco unterzog, basiert auf einem neuen und bislang sehr selten angewandten Verfahren der Stammzellentransplantation. Es eignet sich nur für sehr wenige Fälle, darunter Erblindung in Folge chemischer Verbrennungen. Die Operation findet in zwei Stufen statt: Zuerst werden Stammzellen in das blinde Auge transplantiert. Drei bis vier Monate später kann die neue Hornhaut transplantiert werden. Denn es braucht einige Zeit, bis die Stammzellen genügend Tochterzellen produziert haben, die dafür sorgen sollen, dass die neue Hornhaut durchsichtig bleibt. Wenn alles gut läuft, kann das Sehvermögen teilweise wieder hergestellt werden.

Die Geschichte des Amerikaners Mike May ist als Buch erschienen.

Robert Kurson:
Der Blinde, der wieder sehen lernte
Hoffmann und Campe
Preis: 23 Euro
Hörbuch in Vorbereitung beim Evange-lischen Blinden- und Sehbehindertendienst in Deutschland

Bücher

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Ein Buch-Tipp von Christa Röbbecke, Westdeutsche Blindenhörbücherei


Tsukiko, eine 38-jährige alleinstehende Frau, ist der festen Überzeugung, dass sie zur Liebe nicht begabt sei. Das ändert sich, als sie ihren alten Japanischlehrer, ihren "Sensei", wiedertrifft, der ebenfalls ein sehr eigenbrötlerisches Leben führt. Die beiden treffen sich zufällig immer wieder und gewöhnen sich aneinander, bis sie ohne einander nicht mehr richtig glücklich sind.

Die Autorin nennt ihr Buch im Untertitel "Liebesgeschichte". Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen, auch wenn die beiden Hauptfiguren fast bis zum Schluss des Buches immer wieder auf der Flucht vor ihren Gefühlen sind und sich lieber in die Beziehungslosigkeit zurückziehen möchten. Ganz besonders anziehend wird das kleine Buch durch den japanischen Hintergrund, der uns Westeuropäer doch sehr fremd und exotisch erscheint, aber dem Leser Einblicke in eine ihm unbekannte Welt vermittelt.

Hiromi Kawakami:
Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
Carl Hanser Verlag
Sprecherin: Beate Reker
1 CD DAISY (304 Minuten)

Slam

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei


In seinem jüngsten Roman stellt Nick Hornby einen 15-jährigen Skateboard-Verrückten in den Mittelpunkt, der mit der ungewollten Schwangerschaft seiner Freundin in die Erwachsenenwelt katapultiert wird. Sam lebt mit seiner 32-jährigen Mutter in London. Er ist ein typischer Teenager, und alles könnte immer so weitergehen, wenn nicht eines Tages seine Freundin Alicia weinend vor der Tür gestanden hätte, um ihm zu sagen, dass sie schwanger ist. Die beiden entscheiden sich für das Kind, unterstützt von Sams Mutter. Sie trennen sich, raufen sich wieder zusammen und meistern nach und nach alle Schwierigkeiten.

Das Buch hätte eines der typischen englischen Sozialdramen sein oder die besondere Situation aller Protagonisten schlicht ins Lächerliche ziehen können. Doch es ist der große Verdienst des englischen Kultautors, komisch und liebevoll zugleich zu schreiben. Stets findet er den richtigen Ton, witzige Szenen wechseln mit großer Ernsthaftigkeit ab. Der Kunstgriff, nicht chronologisch, sondern sowohl in Rückblenden als auch in einer Art Zukunftsschau von Alicias Schwangerschaft zu erzählen, lässt die Geschichte erst nach und nach entstehen. Trotz des jugendlichen Alters der männlichen Hauptperson ist das Buch durchaus für Hörer weit jenseits des Teenageralters empfehlenswert.

Nick Hornby:
Slam
Kiepenheuer und Witsch
Sprecherin: Ulrike Johannson
1 CD DAISY (490 Minuten)

Oasen im Alltag

Ein Buch-Tipp von Dr. Thomas Nicolai


Mit ihren tiefsinnigen und oft auch humorvollen Betrachtungen fordert uns die Autorin geradezu auf, einmal inne zu halten, eine Pause zu machen zum Denken, zum Reflektieren über das, was wir selbst für uns als geeigneten Lebensstil erkannt haben und auch darüber, wie verschiedene gesellschaftliche Bereiche "eingerichtet" sind. In den 15 Radio-Essays, die bereits im Südwestrundfunk gesendet worden sind, erfahren wir viel über die Autorin selbst  –  was ihr Reisen bedeutet, familiäre Befindlichkeiten und wie sie sich als Patientin im Krankenhaus "aufgehoben" fühlt.

Susanne Krahe, Theologin und Autorin mehrerer Bücher und preisgekrönter Hörspiele, ist blind. Ihre Wahrnehmungsweise ist vielleicht auch deshalb sehr genau und eigenwillig im besten Sinne des Wortes. Wer das Jahrbuch des DBSV kennt, wird sich an die Reisefragmente von Susanne Krahe erinnern, in denen sie ihre Gedanken aus den Radio-Essays noch weiter ausgestaltet hat.

Die Sprecherinnen Eva Irion und Bettina Müller werden den Essays mit ihren Interpretationen sehr gerecht. Nur die musikalischen Brücken zwischen den einzelnen Beiträgen hätte ich mir etwas einfallsreicher gewünscht.

Susanne Krahe:
Denkpausen  –  Oasen im Alltag
Oncken Verlag
1 Audio-CD
Preis: 9,95 Euro

Vom Klassiker zum Ratgeber

Neue Titel in der WBH-Hausbuchreihe

Die Idee ist, eine kleine Hörbibliothek aufzubauen, um einige Titel immer griffbereit zu haben. Vor gut einem Jahr wurde die Hausbuchreihe der Westdeutschen Blindenhörbücherei (WBH) mit fünf Titeln ins Leben gerufen. Jetzt folgen vier Produktionen, die poetische, spannende und "heilsame" Stunden versprechen.

  • Hausbuch Nr. 6: "Heilkräuter aus dem Garten Gottes" von Maria Treben mit Rezepten aus der altbewährten Hausapotheke
  • Hausbuch Nr. 7: "Grün umbuscht und bunt umblüht"  –  Eine literarische Reise durch die Welt der Pflanzen
  • Hausbuch Nr. 8: "Deutsche Romantik"  –  Gedichte, Märchen und Erzählungen bekannter deutscher Dichterinnen und Dichter
  • Hausbuch Nr. 9: Edgar Allan Poe  –  "Phantastische Geschichten"

WBH-Hausbuchreihe
Preis pro CD: 9,90 Euro


Bestellungen bei der
WBH
Tel.: 02 51 / 71 99 01
E-Mail: wbh@wbh-online.de
www.wbh-online.de

Die Historie vom dicken fetten Pfannekuchen

Ein Buch-Tipp von Rudi Ullrich, Deutsche Blinden-Bibliothek Marburg


Es ist ein Buch zum Lesen und zum Fühlen. Auf 38 Papier- und 16 farbig-taktilen Folienseiten wird die Geschichte des dicken, fetten Pfannekuchens erzählt, der  –  kurz bevor er verspeist werden soll  –  in den Wald flieht. So wird dieses Märchen, das im 19. Jahrhundert in verschiedenen Märchensammlungen erschien, zu einem Gemeinschaftserlebnis. Blinde und sehende Kinder können die Abenteuer des Pfannekuchens gemeinsam erleben und seine Spur durch den Wald beim Zusammentreffen mit wilden Tieren, die ihn alle auffressen wollen, mit den Augen und Fingern verfolgen.

Die Historie vom dicken fetten Pfannekuchen
Schwarz- und Punktschrift mit farbigen und taktilen Abbildungen
Preis: 30 Euro zzgl. Verpackungskosten


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Deutschen Blindenstudienanstalt (blista)
Tel.: 0 64 21 / 60 60
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Dazu Bild: Leseerlebnis für blinde und sehende Kinder


Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei vor Ort oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Hörfilme

Die Farben des Paradieses

In einer Blindenschule in Teheran beginnen die Sommerferien. Alle Kinder werden von ihren Eltern abgeholt, nur der kleine Mohammad muss lange auf einer Bank im Schulgarten warten, bis sein Vater endlich mit großer Verspätung auftaucht. Das Wiedersehen wird durch die schlechte Laune des Vaters getrübt. Mohammads Vater möchte nach dem Tod seiner Frau wieder heiraten. Er glaubt, dass der blinde Junge seinem Glück im Weg steht und gibt ihn bei einem ebenfalls blinden Tischler in einem anderen Dorf in die Lehre. Ein wunderbarer, faszinierender Film über den wahren Wert und die Schönheit des Lebens.

Die Farben des Paradieses
Regie und Buch: Majid Majidi
Mit Mohsen Ramezani, Hossein Mahju u.a.
Hersteller: Absolut Medien
Audiodeskription: Deutsche Hörfilm gGmbH (DHG) mit freundlicher Unterstützung von Pfizer Deutschland


Die DVD ist für 14,90 Euro bei der
DHG erhältlich
Tel.: 030 / 23 55 73 40
E-Mail: service@hoerfilm.de

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

Auszeichnung für "Erlebnisgarten" in Stuttgart

Am 4. November 2008 konnte das Haus am Dornbuschweg der Stuttgarter Nikolauspflege noch einmal die Früchte seines Erfolgsprojektes "Erlebnisgarten" ernten: Beim Städtebaukongress 2008 nahm der Vorstandsvorsitzende der Nikolauspflege, Dieter Feser, einen Sonderpreis des Ministeriums für Arbeit und Soziales entgegen. "Als das Haus am Dornbuschweg im September 2000 bezogen wurde", erzählt Sabine Lebherz, "war schnell klar, dass wir einen speziell gestalteten Natur- und Außenbereich brauchen." Sie hat den Aufbau dieser speziellen Heimsonderschule für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche mit mehreren Behinderungen von Anfang an als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Dank großzügiger Spenden von Firmen und Privatpersonen konnte im Herbst 2004 ein Garten eingeweiht werden, der mehr ist als ein gewöhnlicher Spielplatz. Hier ist eine rollstuhlgerechte Anlage mit taktilen Orientierungshilfen und vielen anderen Besonderheiten entstanden. Alle sollen den Sandkasten erreichen oder das Baumhaus erklimmen, Karussell fahren oder im Kräutergarten Sinneseindrücke sammeln können  –  all dies, um Körperwahrnehmung, Selbstständigkeit und Lebensqualität dieser stark eingeschränkten Kinder zu fördern.


Dazu Bild: Tintenfische, Algen, Seepferdchen: Eine Tastwand zeigt, wie es unter Wasser aussieht

Bayern

Integratives Wohnen in Pfaffenhausen

Noch vor der offiziellen Einweihung besuchte Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Integrative Senioren- und Begegnungszentrum St. Anna in Pfaffenhausen, das vom Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg betrieben wird. Seit über 100 Jahren werden in Pfaffenhausen blinde und sehbehinderte Menschen betreut, und so ist auch im neu eröffneten Haus die Hälfte der 35 Pflegeplätze für Senioren mit Seheinschränkung vorgesehen. Der Besuch der Ministerin stellte eine Anerkennung für das ambitionierte Projekt dar: Beim Umbau eines ehemaligen Krankenhauses wurden nicht nur die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Bewohner berücksichtigt, gleichzeitig setzte man auf einen sparsamen Umgang mit Energie, auf modernste Kommunikationstechnik und automatische Steuerung zur Erleichterung des Alltags. Das Ergebnis war ein Preis beim vom Bundesministerium ausgeschriebenen Wettbewerb "Das intelligente Heim". Aber auch als Mehrgenerationenprojekt ist St. Anna vorbildlich: Das voll ausgebaute Dachgeschoss wird vom benachbarten Kindergarten mitbenutzt.

Nähere Informationen beim
Dominikus-Ringeisen-Werk Pfaffenhausen
Julia Rampp
Regens-Rößle-Str. 2, 87772 Pfaffenhausen
Tel.: 0 82 65 / 718-221
E-Mail: jrampp@drw-pfaffenhausen.de
www.dominikus-ringeisen-werk.de


Dazu Bild: Bundesministerin Ursula von der Leyen freut sich über das gelungene Miteinander der Generationen unter dem Dach von St. Anna

Nordrhein-Westfalen

Hausgemeinschaften im Ernst-Christoffel-Haus

"Wir wollen, dass Senioren, Blinde und Sehbehinderte sich bei uns wertgeschätzt fühlen, dass sie geborgen wie in einer Familie und möglichst selbstbestimmt leben können  –  deshalb bauen wir jetzt um und bilden Hausgemeinschaften", sagt Frank Murach, Heimleiter im Ernst-Christoffel-Haus (ECH) im Bergischen Land. Politiker, Vertreter der Bundesagentur für Arbeit und die Presse konnten sich am 3. November 2008 davon überzeugen, dass dies mehr als nur schöne Worte sind. "Das Ernst-Christoffel-Haus ist ein Musterbeispiel für hohe Lebensqualität in Pflegeheimen", bemerkte der Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Flosbach (CDU).

Aktuell entstehen im ECH die ersten Hausgemeinschaften für blinde und sehbehinderte Menschen in ganz Deutschland. Schon bald können die ersten zehn Heimbewohner in ihre neuen Zimmer einziehen, die alle mit einem eigenen Bad ausgestattet sind. Neu daran ist, dass ein gemeinsamer Wohn-Koch-Essbereich ein familienähnliches Leben ermöglicht. Im Lauf des nächsten Jahres werden alle Bewohner des Heims  –  auch die sehenden Senioren  –  in Hausgemeinschaften leben. Das ECH ist vollständig behindertengerecht ausgebaut und verfügt über Blindenleitsysteme.

"Entscheidender als die baulichen Veränderungen sind die Unterschiede im Zusammenleben", fügt Murach hinzu. Nach dem Motto "So viel Selbstständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig" können die Bewohner des ECH ihr Leben individueller gestalten. Bei der Weiterbildung der Präsenzkräfte, die ihnen dabei zur Seite stehen, wird das Ernst-Christoffel-Haus von der Arbeitsagentur Gummersbach gefördert.

Nähere Informationen beim
Ernst-Christoffel-Haus
Frank Murach
Höhenstr. 4-8, 51588 Nümbrecht
Tel.: 0 22 93 / 91 33-11
E-Mail: frank.murach@ernst-christoffel-haus.de
www.ernst-christoffel-haus.de


Dazu Bild: Martin Georgi (li.), Direktor der Christoffel-Blindenmission, und Theresia Marhofer, Vorsitzende des Oberbergischen Blindenvereins und Bewohnerin des Ernst-Christoffel-Hauses

Die andere Seite:

Zukunft? Klingt gut!

Umweltschonendes Verhalten sichert die Zukunft und erhöht die Lebensqualität unserer Zeitgenossen ebenso wie diejenige künftiger Generationen. Auf der anderen Seite bedeutet "sichere Zukunft" nicht ohne weiteres "sicherer Alltag". Diese Einsicht verdanke ich, Sie werden es ahnen, meiner Frau.

Ausgangspunkt unseres neuerlichen Ausflugs in die Tiefen menschlicher Erkenntnis war eine defekte Zündkerze. Während ich mit den Feinheiten der von mir genutzten Mobilitätstechnologie  –  einem Teleskoplangstock  –  durchaus vertraut bin, verursachen Funktionsstörungen am Auto meiner Frau bei mir stets eine gewisse Ratlosigkeit. Deshalb brachte ich beim Abendessen die Sprache zwanglos auf das Thema "neues Auto". Nun müssen Sie wissen, dass meine Frau durchaus nicht technikverdrossen ist, sich dem Thema "Auto" aber mit gewissen geschlechtsspezifischen Eigentümlichkeiten nähert. Oben liegende Nockenwellen oder 24-Ventil-Einspritztechnik lösen in ihr nicht jenes ehrfürchtige Schaudern aus, das unsereins empfindet  –  auch ohne die geringste Ahnung davon zu haben, was eine oben liegende Nockenwelle eigentlich ist. Nein, meine Frau gibt sich eher mit solch untergeordneten Fragen wie Verkehrssicherheit, Stauraum und vor allem Spritverbrauch ab. Bereits nach wenigen Minuten unseres Gesprächs, gewissermaßen zwischen zwei Gabeln Salat, ließ sie deshalb ganz locker das Wort "Elektroauto" fallen. Ich gebe zu, ich habe Elektroautos immer für eine gute Idee gehalten, nur bin ich nie davon ausgegangen, dass ich in einem fahren muss.

Die Vorstellung hatte für mich etwas derart Befremdliches, dass ich während einer kompletten Folge von "Bauer sucht Frau" äußerst unaufmerksam war und völlig verpasst habe, warum Schäfer Heinrich nun welche Bewerberin nicht geküsst hat. Zu vordringlich war für mich die Frage, warum ich mich partout nicht in ein Fahrzeug mit Elektroantrieb verlieben kann. Was fehlt mir? Nun weiß ich es: Es ist der Sound, jene unbeschreibliche Mischung aus Geräusch und Gefühl, die 160 in einen Motorblock eingepferchte Pferdestärken abgeben, wenn ihnen eine exakte Dosis Benzin wer weiß wohin gespritzt wird. Elektroautos sind stumm.

Und genau aus diesem Grund tragen sie nicht zur Sicherheit blinder und sehbehinderter Menschen im Straßenverkehr bei. Wie hört man so ein Fahrzeug? Woher weiß man, ob nicht in der friedlichen Stille der morgendlichen Dorfstraße zwischen dem Vogelgezwitscher ein todbringendes Killercabrio mit Elektromotor heranrast? Offenbar ist unterschwellig doch etwas von "Bauer sucht Frau" zu mir durchgedrungen, denn solche Szenarien sind in der Dortmunder Innenstadt rar, aber das Problem ist natürlich durchaus real.

Meine Frau fand auch dafür eine praktikable Lösung. "Man müsste einfach einen künstlichen Ton drauflegen", sagte sie. "Ist doch prima, dann kann sich jeder aussuchen, wie sein Auto klingt." Das hat was. Ich stelle mir vor, ich stehe an der Straße und in kurzer Folge fahren ein 68er Mustang, ein Kinderkarussell und eine Folge von "Bibel-TV" an mir vorbei. Ich denke, unser nächstes Auto wird ein Fischkutter  –  akustisch gesehen. Ich wollte immer einen Fischkutter haben und in diesem werde ich nicht einmal seekrank. Leider wird der Kutter aber noch etwas auf sich warten lassen, denn meine Frau hat sich vorerst für eine neue Zündkerze entschieden.

Johannes Willenberg  
Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen  

Rätsel

Januar-Rätsel

Finden Sie für die folgenden zwölf Begriffe jeweils ein Wort mit acht Buchstaben:

    1. Halsbinde
    2. Kunstmuseum in Florenz
    3. Speisepilz
    4. europäischer Staat
    5. religiöse Versammlung
    6. Karpfenfisch
    7. Tochter des Alkinoos
    8. Hochmut
    9. Blasinstrument
    10. chinesische Philosophie
    11. Lavaausfluss
    12. Lippenblütler

Bei richtiger Lösung ergeben die Anfangsbuchstaben der zwölf Wörter, fortlaufend gelesen, den Namen einer Schlangenart.


Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 20. Januar 2009 an den

DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Lösung des Dezember-Rätsels

Bug  –  Rhein  –  Avon  –  Hwangho  –  Mekong  –  Aller  –  Paraná  –  Ubangi  –  Tajo  –  Red River  –  Amazonas

Lösungswort: Brahmaputra

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  • Vibrationsmodul zur taktilen Signalisierung
  • Variante: Pilotton im Taster

Alle Informationen im Internet:
www.rtb-bl.de
Tel. +49 (0) 52 52-97 06 -0

Texterkennung mit höchstem Komfort  –  das neue OpenBook 8 ist da!

OpenBook ist Ihr Zugang zum Lesen von Printmedien und graphischen Texten. Die Verknüpfung einer besonders leistungsfähigen Texterkennung mit einer hochwertigen Sprachausgabe ermöglicht das fehlerfreie und komfortable Lesen von Dokumenten.

OpenBook arbeitet auf Basis der Texterkennungen Finereader und Omnipage, die beide in der neuesten Version enthalten sind. Außerdem ist die Sprachausgabe in OpenBook bereits integriert, so dass eine zusätzliche Software zum Lesen von gedruckten Texten nicht notwendig ist.

Nun erscheint OpenBook endlich in einer neuen Version! Lange erwartet beinhaltet das neue OpenBook viele Verbesserungen, wie z.B.:

  • die gleiche, qualitative hohe Eloquence-Sprachausgabe, die auch in JAWS verwendet wird
  • die neuen RealSpeak-Solo-Stimmen werden jetzt unterstützt und sind im Lieferumfang enthalten
  • neben der Eloquence-Sprachausgabe jetzt auch SAPI-4- oder SAPI-5-Sprachausgaben
  • Unterstützung von Braillezeilen, auch ohne zusätzliches Bildschirmleseprogramm

Diese und weitere Neuerungen sowie die bekannten umfangreichen und benutzerfreundlichen Einstellungsmöglichkeiten zur Darstellung und Verarbeitung der eingelesenen Dokumente machen OpenBook 8 zum perfekten Begleiter im Alltag.

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Das neue Zeitalter der Screenreader-Technologie hat begonnen.

Window-Eyes schafft für Sie den Zugang zur PC-Welt. Die Bildschirminformationen werden durch Window-Eyes optimal mit Sprachausgabe und Braillezeile umgesetzt. Die umfangreichen Funktionen der Handy Tech Braillezeilen, wie das automatische Erkennen und Verbinden sowie die patentierte ATC-Technologie, werden von Window-Eyes voll unterstützt.


An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe das Logo von Window-Eyes: In einem Kreis wird mit einem Halbkreis und einem kleinen Kreis ein Auge dargestellt


Window-Eyes steht für Stabil, Zuverlässig und Flexibel

Window-Eyes von der Firma GW-Micro hat Dank seiner Stabilität seit 1995 treue Anhänger gewonnen. In einigen Ländern, wie den USA und Norwegen, hat Window-Eyes einen großen Marktanteil. Wir sind überzeugt, dass sich Window-Eyes nun mit der Version 7.0 auch in Europa zu einem führenden Screenreader entwickelt. Dank der überragenden Anpassbarkeit von Window-Eyes werden neuartige Möglichkeiten geschaffen. Frei nach Barack Obama können wir über Window-Eyes (abgekürzt als WE) ausrufen: "Yes WE can"


An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von Margot. Sie sitzt in Ihrem Büro und arbeitet an der Modular Evolution 88, die mit dem Screenreader Window-Eyes den vollen Zugang zu Windows ermöglicht. Als Bildunterschrift steht: Window-Eyes macht bisher unzugängliche Programme komfortabel zugänglich.


Vor 13 Jahren ist es Handy Tech gelungen, JAWS für Windows erfolgreich einzuführen. Nachdem JAWS jahrelang nur die Handy Tech Braillezeilen unterstützt hat, wurde es über die Jahre zum Industriestandard. Nun bringt Handy Tech mit Window-Eyes die neue Generation der Screenreader-Technologie auf den Markt.


An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von der Easy Braille und dem Maskottchen von Window-Eyes. Als Bildunterschrift steht: Der knuffige Wal "Willy", das Maskottchen von Window-Eyes.


Lassen Sie sich von Window-Eyes überzeugen und vereinbaren Sie gleich einen Termin bei Ihrem Handy Tech Team.


Handy Tech Elektronik GmbH
Brunnenstraße 10, 72160 Horb-Nordstetten
Telefon 07451 5546-0
Fax 07451 5546-67
E-Mail info@handytech.de
www.handytech.de


Fil. Stuttgart:
Winfried Volz, Manuel Schunk
Tel. 0711 2202299-0
stuttgart@handytech.de

Fil. Köln:
Raphael Mader, Stefan Schäfer
Tel. 0221 921556-0
koeln@handytech.de

Fil. Marburg:
Martin Sopart, Dirk Adamski
Tel. 06421 690012-0
marburg@handytech.de

Fil. Lüneburg:
Ingo Reinke, Sascha Paul
Tel. 04131 699698-0
lueneburg@handytech.de

Vertr. Bayern:
Fa. Rohrmüller, Josef Rohrmüller
Tel. 09428 9020-20
info@rohrmueller-computer.de

Handy Tech: Mobiler Zugang für Alle zu Allem

Mit mobilen Lösungen für Blinde und Sehbehinderte erfüllt nun Handy Tech auch für unterwegs alle Wünsche


Mobiler Zugang zu weltweiten Informationen mit dem Voice Sense

Voice Sense ist der kompakteste und leichteste persönliche digitale Assistent (PDA) für Blinde mit Sprachausgabe und Brailletastatur. Mit gerade mal 266 Gramm bietet Voice Sense einen Editor, DAISY-Player, E-Mail und Internet-Zugang, Adressbuch, Planer, Kalender, Media-Player, Radio (FM), Datei-Manager, Datenbank-Manager, MSN-Messenger, Stoppuhr und Hilfefunktion. Die Multimedia-Funktionen wie DAISY-Hörbuch-Abspielgerät, MP3-Player, Sprachaufnahme, drahtlose Internetverbindung (WLAN, WiFi) und drahtlose Bluetooth®-Technologie machen Voice Sense zum Alleskönner.


In der Schwarzschriftausgabe erscheint an dieser Stelle ein Bild von Ralf. Er steht an einer Theke und testet die vielen Möglichkeiten des Voice Sense.


Mobiler Zugang zu Hörbüchern mit den Plextalk Portable PTP

Der PTP ist das winzige Abspiel- und Aufnahmegerät für DAISY-Hörbücher und MP3, welches Text in Sprache umwandelt. Der Plextalk Pocket passt mit gerade mal 110g in jede Tasche. Genießen Sie nun mobile DAISY-Hörbücher oder MP3-Musik. Mit der eingebauten Text-zu-Sprache-Wandlung (TTS) können Sie sich Texte und sogar HTML-Bücher vorlesen lassen. Beim Abspielen können Sie Lesemarken setzen und mit dem eingebauten Mikrofon Präsentationen oder Seminare gleich im Hörbuchformat aufnehmen.


An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von einem PTP1, welches in einer Hand gehalten wird.


Mobiler Zugang zu gedruckten Texten mit dem KNFB Reader

Mit dem KNFB Reader können nun Blinde gedruckte Texte erstmalig mit dem Handy erfassen. Unabhängig von der Blattlage wird der Text erkannt und per Sprachausgabe vom Handy (Nokia N82) vorgelesen. In Sekunden können Sie nun Speisekarten, Prospekte, Zeitungsartikel und Briefe selbst lesen.


In der Schwarzschriftausgabe erscheint an dieser Stelle ein Bild von Bianka. Sie fotografiert mit einem KNFB Reader einen Zeitungsartikel und lässt ihn sich danach vorlesen.


Mobiler Zugang zum Handy mit Talks und Wayfinder Access

Mit dem beliebten Talks werden alle Informationen des Handys in Sprache und optional auch in Braille umgesetzt. Talks sagt Ihnen wer anruft, liest Ihnen die SMS vor und schafft sogar den mobilen Zugang zu E-Mail und Internet. Talks und das Navigationssystem Wayfinder Access setzen neue Standards bei der mobilen Orientierung für Blinde und Sehbehinderte. Dank dem GPS-Empfänger weiß Wayfinder Access genau, wo man sich befindet und sagt an, wo es langgeht.


An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von Markus. Er lässt sich von seinem Handy per Wayfinder Access durch eine fremde Stadt navigieren.


www.handytech.de

Hörfilm-Forum

Hörfilm-Sendetermine

Do, 1.1.09, 5.45 Uhr, 3sat
Pünktchen und Anton
D 1998, Komödie, 104 Min.


Do, 1.1.09, 13.45 Uhr, ORF2
Miss Marple: Mörder Ahoi
GB 1964, Krimi, 90 Min.


Do, 1.1.09, 14.20 Uhr, ZDF
Kleeblatt küsst Kaktus
D 2002, Familienkomödie, 89 Min.


Do, 1.1.09, 15.50 Uhr, 3sat
Pünktchen und Anton


Do, 1.1.09, 20.15 Uhr, NDR
Tatort  –  Atemnot
D 2005, Krimi, 90 Min.


Do, 1.1.09, 21.00 Uhr, arte
Manche mögens heiß
USA 1959, Komödie, 120 Min


Do, 1.1.09, 21.55 Uhr, BR
Muriels Hochzeit
AUS 1994, Drama, 100 Min.


Fr, 2.1.09, 5.45 Uhr, 3sat
Pünktchen und Anton


Fr, 2.1.09, 9.15 Uhr, SWR/SR
Das Sams
D 2001, Kinderfilm, 95 Min.


Fr, 2.1.09, 17.00 Uhr, arte
Manche mögens heiß


Fr, 2.1.09, 23.30 Uhr, ARD
Vom Ende der Eiszeit
D 2006, Krimi, 90 Min.


Mo, 5.1.09, 21.00 Uhr, arte
Frühstück bei Tiffany
USA 1961, Drama/Komödie, 110 Min.


Di, 6.1.09, 14.30 Uhr, BR
Zwerg Nase
D 2008, Märchenfilm, 90 Min.


Mi, 7.1.09, 14.45 Uhr, arte
Frühstück bei Tiffany


Mi, 7.1.09, 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Henkersmahlzeit
D 2002, Krimi, 90 Min.


Mi, 7.1.09, 0.25 Uhr, arte
Manche mögens heiß


Do, 8.1.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Alte Liebe


Fr, 9.1.09, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Das namenlose Mädchen
D 2006, Krimi, 90 Min.


Sa, 10.1.09, 20.15 Uhr, MDR
Ein Paradies für Pferde
D/AU 2008, Drama, 90 Min.


So, 11.1.09, 0.05 Uhr, 3sat
Im Zeichen der Schlange
SW 1989, Krimi, 103 Min.


Mi, 14.1.09, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Trübe Wasser
D 2001, Krimi, 90 Min.


Mi, 14.1.09, 23.30 Uhr, BR
Trilogie der Leidenschaften Teil 1: Ein tolles Paar
F 2002, Komödie, 95 Min.


Do, 15.1.09, 14.45 Uhr, arte
Manche mögens heiß


Do, 15.1.09, 17.55 Uhr, ZDF
Ein Fall für Zwei: Mord aus Liebe


Do, 15.1.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Helens Geheimnisse


Fr, 16.1.09, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Unter Freunden


Fr, 16.1.09, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Schleichendes Gift
D 2007, Krimi, 90 Min.


Sa, 17.1.09, 20.15 Uhr, BR
Der Untergang
D 2004, Drama, 145 Min.


So, 18.1.09, 20.15 Uhr, ARD
Tatort: Schwarzer Peter
D 2008, Krimi, 90 Min.


Mo, 19.1.09, 0.00 Uhr, ZDF
Netto
D 2005, Tragikomödie, 86 Min.


Mi, 21.1.09, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Todesstrafe
D 2008, Krimi, 90 Min.


Mi, 21.1.09, 23.00 Uhr, SWR/SR
Im Juli
D 2000, Roadmovie, 99 Min.


Mi, 21.1.09, 23.30 Uhr, BR
Trilogie der Leidenschaften Teil 2: Auf der Flucht
F/BE 2002, Thriller, 110 Min.


Mo, 22.1.09, 17.55 Uhr, ZDF
Ein Fall für Zwei: Das Lachen des Buddha


Do, 22.1.09, 21.00 Uhr, arte
Sprich mit ihr
ES 2002, Drama, 116 Min.


Do, 22.1.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Gier


Fr, 23.1.09, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Tödliche Probe


Fr, 23.1.08, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Freischwimmer
D 2005, Krimi, 90 Min.


Fr, 23.1.09, 1.00 Uhr, arte
Sprich mit ihr


Sa, 24.1.09, 21.45 Uhr, NDR
Polizeiruf 110: Winterende
D 2004, Krimi, 90 Min.


So, 25.1.09, 23.15 Uhr, BR
Ninotschka
USA 1939, Komödie, 110 Min.


Di, 27.1.09, 20.15 Uhr, SWR/SR
Tatort: Atemnot
D 2005, Krimi, 90 Min.


Di, 27.1.09, 21.45 Uhr, BR
Drei Tage im April
D 1995, Drama, 105 Min.


Mi, 28.1.09, 22.00 Uhr, MDR
Tatort: Wer nicht schweigt, muss sterben
D 1996, Krimi, 90 Min.


Mi, 28.1.09, 23.30 Uhr, BR
Trilogie der Leidenschaften Teil 3: Nach dem Leben
F 2002, Tragödie, 115 Min.


Do, 29.1.09, 17.55 Uhr, NDR
Ein Fall für Zwei: Doppelgänger


Do, 29.1.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Tod im Fahrstuhl


Fr, 30.1.09, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Doppelgänger


Sa, 31.1.09, 20.15 Uhr, BR
Die Frau vom Checkpoint Charlie Teil 1
D 2006, Drama, 85 Min.


Sa, 31.1.09, 20.15 Uhr, NDR
Tatort  –  Tod eines Mädchens
D 1991, Krimi, 90 Min.


Sa, 31.1.09, 21.45 Uhr, BR
Die Frau vom Checkpoint Charlie Teil 2
D 2006, Drama, 90 Min.


Sa, 31.1.09, 23.05 Uhr, NDR
Tatort  –  Jagdrevier
D 1973, Krimi, 90 Min.



Hinweis:

Inhaltsangaben zu den oben aufgeführten Hörfilmen finden Sie im Internet unter www.hoerfilm.de sowie auf unserem Service-Telefon 0 30 / 21 99 77 11.

Deutsche Hörfilm gGmbH (DHG)
Tel.: 0 30 / 23 55 73 40
Fax: 23 55 73 433
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